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Die Kavalleristin Eine musikalische Bühnendichtung in vier Akten Musik Adriaan de Wit Libretto Marianne Figl Samstag, 14. Jänner 2012 Sonntag, 15. Jänner 2012 jeweils 17.00 Uhr Kleines Studio Universität Mozarteum Mirabellplatz 1

Die Kavalleristin - Moz

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Page 1: Die Kavalleristin - Moz

Die KavalleristinEine musikalische Bühnendichtung in vier Akten

Musik

Adriaan de Wit

Libretto

Marianne Figl

Samstag, 14. Jänner 2012Sonntag, 15. Jänner 2012

jeweils 17.00 Uhr

Kleines StudioUniversität Mozarteum

Mirabellplatz 1

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Besetzung

Nadeshda Durowa Sonja Bühling (14.1.)

Eva Schinwald (15.1.)

Tychen Christina Gansch

Alexander Hüttner

María Vigdís Kjartansdóttir

Manuel Millonigg

Karin Torbjörnsdóttir

Adjudant / Puschkin Aron Axel Cortes

Soldaten Thomas Huber

Johannes Gruber

Aron Axel Cortes

Vater Johannes Gruber

Zar Alexander / Bruder Thomas Huber

Großes Instrumentalensemble der Universität Mozarteum

Musikalische Leitung Hideto Nomura

Musikalische Einstudierung Adriaan de Wit

Regie Martha Sharp

Bühnenausstattung Marianne Figl

Regieassistenz Sascha-Alexander Todtner

Technik / Beleuchtung Andreas Greiml, Markus Graf, Peter Hawlik, Thomas Hofmüller,

Nils Lange, Alexander Lährm, Steve Miskovic, Anna Ramsauer

Eine Produktion der Abteilung für Gesang der Universität Mozarteum Salzburg

Historischer Hintergrund

Die Anregung, ein Stück über die historische Figur der Nadeshda Durowa zu schreiben, ist aus der Begegnung mit dem Stoff durch einen Vortrag im Salzburger Wehrgeschichtlichen Museum (SWGM) über diese besondere Frau anlässlich der bevorstehenden 200sten Wieder-kehr des Jahrestages der Schlacht von Borodino entstanden.

Vor zirka 200 Jahren lebte Nadeshda, eine russische Offizierstochter, aufgewachsen an ständig wechselnden Dienstorten des Vaters, schon als Kleinkind vertraut mit der Reiterei, ein kühnes sportliches Mädchen, das sich nicht für Puppenspiele interessierte, sondern auf Bäume kletterte, mit Pfeil und Bogen schießen und halsbrecherisch reiten konnte. Die nervöse Mutter zwang das Mädchen zu braver sittsamer Häuslichkeit, während der Vater voll Liebe und Verständnis die besonderen Talente seiner Tochter förderte, ihr auch ein Pferd und eine Husarenuniform schenkte für gemeinsame Ausritte. Als Napoleon in Russland einfiel, entschloss sich Nadeshda spontan, sich der häuslichen Geborgenheit zu entziehen und im Feld, zu Pferde, in der russischen Armee dem Zaren zu dienen – natürlich „inkognito“, als Mann gekleidet. Ihr Mut, ihre Klugheit und extreme körperliche und seelische Belastbarkeit während ihrer Kriegsjahre brachten ihr viel Ehre ein. Zar Alexander ernannte sie zum Offizier, gab ihr seinen Namen – sie nannte sich dann Alexandrow – und verlieh ihr für besondere Tapferkeit den Georgsorden. Als sie abrüstete, schrieb sie ihre Lebenserinnerungen nieder und kein Geringerer als Puschkin, der ihre literarischen Fähigkeiten erkannt hatte, förderte sie und unterstützte sie bei der Veröffentlichung ihrer Memoiren. Sie wohnte in der kleinen Stadt Jelabuga bei ihrem Bruder und verfasste zahlreiche weitere literarische Werke, mit denen sie sich einen beachtlichen Namen als Schriftstellerin erwarb, rauchte ihre geliebte Pfeife und ließ sich mit „Herr Alexandrow“ ansprechen. Zeitlebens blieb sie eine von ihrem Umfeld respektierte und bewunderte Persönlichkeit. Sie starb im Alter von 83 Jahren und wird noch jetzt verehrt. In Jelabuga ist ihr ein Reiterstandbild, das einzige in Europa, bei dem eine Frau auf dem Pferd sitzt, und ein Museum gewidmet. Eine Schützenkompanie, bestehend aus jungen Männern und Frauen, pflegt die Tradition dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit.

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Die handelnden Personen

In dem Stück übernimmt die griechische Glücksgöttin Tyche, deren Aufgabe es ist, die Starken und Mutigen zu unterstützen, aufgespalten in mehrere unterschiedliche Charaktere, die Rolle der ständig wachsamen Freunde. Nadeshda gibt ihr Zuhause auf, verzichtet auf gelebte Ehe und Mutterschaft und erfüllt ihre Pflicht als Kriegerin im Kampf um die Freiheit. Der Vater und Puschkin verkörpern die realen Personen, die Nadeshdas Talente erkennen und fördern. Der Zar ist ein kaltblütiger Potentat, dem Nadeshda in Treue dient, der es aber versteht, ihre Verehrung zu nützen, um in ihr auch weibliche Gefühle zu wecken. Der Adjudant ist Nadeshdas früher Vertrauter, an Stelle der Mutter. Der Bruder fühlt sich als Mann Nadeshda unterlegen, bietet ihr aber ein Zuhause bei ihrer Rückkehr. Die Geschichte der Nadeshda wird in Form einer Rückblende dargestellt, sie erinnert sich und schreibt alles nieder.

Synopsis

I Akt: Die FluchtNadeshda ist nach Jelabuga in das Haus des Bruders zurückgekehrt und erinnert sich an den Abend, an dem sie sich entschloss, von zu Hause wegzugehen, um sich bei der Kavallerie anwerben zu lassen. Ihr Vertrauter, der Adjudant des Vaters, die Tychen und der Vater selbst zerstreuen ihre Zweifel und ermutigen sie, diesen Schritt zu wagen.

II Akt: Die SchlachtDie Szene zeigt ein Schlachtfeld, überall liegen Tornister, Kleider, Verwundete und Tote – Nadeshda erwacht erschöpft, fasst wieder Mut und reißt die Soldaten mit, sie stellen sich dem großen Kampf und viele fallen. Die Tychen trösten die selbst schwer verwundete Nadeshda.

III Akt: Der ZarNadeshda befindet sich im Palast des Zaren Alexander, um von ihm im Rahmen eines prunkvollen Festes den Georgsorden für ihre Tapferkeit zu empfangen. Sie sieht sich in ihrer Männeruniform in den großen Spiegeln und fühlt sich unsicher in den weitläufigen Räumen mit der festlichen Musik und den unbekümmerten Gästen. Da kommt der Zar und als sie ihn standesgemäß wie ein Offizier grüßt, nimmt er galant ihre Hand. Nadeshda dankt würdevoll und distanziert für die Überreichung des Georgsordens, einer großen Ehrung, sie wünscht sich nichts sonst vom Zar, als weiter als Offizier dienen zu dürfen.

IV Akt: Die DichterinNadeshda ist durch Puschkin in der St. Petersburger Gesellschaft durch ihre Literatur bekannt geworden, weiß aber, dass solcher Ruhm trügerisch ist und entschließt sich, zu ihrem Bruder und Vater zurückzugehen. Sie hat vom Militär abgerüstet und kommt nach Hause, wird dort von dem alten Vater in die Arme genommen. Nadeshda merkt, dass in ihrem Elternhaus die Zeit still steht – weder Bruder noch Vater haben den Versuch unternommen, ihr eigenes Leben aktiv zu gestalten. Sie kleidet sich weiterhin in bequeme Männerkleidung, raucht ihre Pfeife, schreibt ihre Memoiren. Der Kreis schließt sich.

Historische Kostüme und Requisiten

Leihgaben des Salzburger Wehrgeschichtlichen Museums (SWGM), welchem auch herzlich gedankt wird für die fachkundige Beratung in historischen Belangen.

Marianne Figl

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Sonja Bühling

Die 1986 in Rosenheim geborene Mezzosopranistin erhielt ihre erste musikalische Ausbildung während ihrer Schulzeit in den Fächern Klavier und Gesang. 2005 sammelte sie als Mitglied des Festivalchors Immling erste Bühnenerfahrungen. Erste solistische Auftritte folgten 2006 bei der Künstlerhofgala in Rosenheim in „Die Fledermaus“ und im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim in „Die Hochzeit des Figaro“. Im selben Jahr hospitierte sie als Regieassistentin für „Der Freischütz“

an der Seite von Raik Knorscheidt im Mainfranken-Theater Würzburg. 2007 spielte sie die Rolle des jungen Mädchens in „Aschenputtel“ bei der Opernbühne Maxlrain, 2008 folgte die Rolle der Louise aus „Die Opernprobe“. 2009 stand Sonja Bühling als Lisetta in Haydns „Die Welt auf dem Monde“ auf Schloss Pertenstein auf der Bühne. Seit 2010 wirkt sie in der Tambosi Oper München mit.Ihr Studium, das sie 2007 an der Hochschule für Musik in Augsburg bei Edith Wiens begonnen hat, führt sie seit 2010 an der Universität Mozarteum Salzburg bei Elisabeth Wilke fort. Prägend für Ihre musikalische Weiterbildung waren außerdem Meisterkurse bei Edith Wiens, Rudolf Jansen, Udo Reinemann, Irwin Gage, Frieder Bernius, Hedwig Fassbender (Bachwoche Stuttgart 2010) und Claudia Eder (Neustadter Meistersingerkurs 2011).

Aron Axel Cortes

Der isländische Bariton begann seine musikalische Ausbildung an der Reykjavik Academy of Singing and Vocal Arts. Gleichzeitig studierte er Klavier und Komposition am Reykjavik College of Music. Er war Solist am Opernhaus Reykjavik und Mitglied des Opernchores.Aron Axel Cortes besuchte Meisterkurse bei Kiri Te Kanawa, Richard Stokes und Clara Taylor und nahm an der Opernwerkstatt von Martha Sharp teil. Seit 2009 studiert er an der Universität Mozarteum Salzburg Gesang bei Martha Sharp.

Christina Gansch

Die Sopranistin wurde 1990 in St. Pölten, Österreich geboren. Mit 16 Jahren begann sie ihr Lied-Messe-Oratorium Studium am Konservatorium für Kirchenmusik in St. Pölten bei Ulrike Wedenig. 2008 wechselte sie an die Universität Mozarteum Salzburg und studiert seither bei Gudrun Volkert. Die junge Sängerin war Preisträgerin beim Internationalen Gesangswettbewerb 2011 Festspielstadt Passau. Sie besuchte Meisterkurse bei Michele Crider, Angelika Kirchschlager und Thomas Moser, des weiteren arbeitete sie mit Edita Gruberova und Joseph

Kaiser. Christina Gansch wird ihr Bachelorstudium im Juni 2012 abschließen.

Johannes Gruber

Der Bassbariton, aufgewachsen am Ammersee nahe München, studiert seit 2009 an der Universität Mozarteum Salzburg in der Gesangsklasse von Mario Diaz. Seit 2006 studierte er an der Hochschule für Musik und Theater München Musik für das Lehramt an Gymnasien, wo er im Herbst 2011 mit dem Ersten Staatsexamen abschloss.Als Solist sang Johannes Gruber mehrere Mozart-Messen und andere kirchenmusikalische Werke. In einer Studienproduktion von „La Traviata“ am Mozarteum trat er als Comissionario auf.

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Thomas Huber

der 1986 in Bozen geborene Tenor studierte 2003-2005 Gesang am staatlichen Musikkonservatorium „Claudio Monteverdi“. 2008 schloss er sein Klarinettenstudium in Bozen ab und wurde bereits während des Studiums zehnfacher Preisträger des Wettbewerbs „Prima la musica“. Seit 2009 studiert er an der Universität Mozarteum Salzburg Gesang bei Mario Diaz. Seine musikalischen Erfahrungen sammelte er größtenteils als Instrumentalist unter Dirigenten wie Dennis Russell Davies, András

Schiff, Leo Hussain, Enrique Mazzola, Kasper de Roo und Claudio Astronio. Er gab Konzerte mit international renommierten Künstlern wie Peter Somodari, Patricia Kopatchinskaja, Gabor Boldoczki, Sofia Gubaidulina und Ismael Ivo. Thomas Huber studiert derzeit Gesang im Bachelorstudium Konzertfach, Instrumental- und Gesangspädagogik und Klarinette im Masterstudium Konzertfach an der Universität Mozarteum Salzburg.

Alexander Hüttner

wurde 1986 in Weiden geboren und erhielt seinen ersten Gesangs-unterricht bei Peter Pollinger und Sabine Lahm. Seit 2007 studiert er an der Universität Mozarteum Salzburg, zunächst bei Aud Kjellaug Tesaker, danach bei Gudrun Volkert und seit 2010 bei Andreas Macco.Alexander Hüttners musikalischer Schwerpunkt ist die Chorarbeit, so ist er Mitglied des Salzburger Bachchores unter der Leitung von Alois Glaßner, mit dem er bei Konzerten in Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Italien, Spanien und Rumänien auftrat und bei mehreren

internationalen Festspielen mitwirkte, wie den Salzburger Festspielen und den Händel-Festspielen Halle. Im Rahmen dieser Mitgliedschaft arbeit er mit namhaften Dirigenten, wie Marc Minkowski, Ivor Bolton und Daniel Barenboim sowie mit international renomierten Orchestern, wie den Wiener Philharmonikern oder dem Freiburger Barockorchester. Auch bei anderen Chören, wie dem Chor der Wiener Staatsoper ist er ein gern gesehener Gast.Seit der Spielzeit 2009/10 erhält er auch Engagements am Salzburger Landestheater.

María Vigdís Kjartansdóttir

wurde in Island geboren und erhielt ihren ersten Querflötenunterricht im Alter von acht Jahren. 2004-2010 studierte sie Gesang bei Ólöf Kolbrún Harðardóttir an der Reykjavik Academy of Singing and Vocal Arts. Als Mitglied des Opernensembles der Gesangsakademie Reykjavik sang sie u.a. die Gräfin aus „Le nozze di Figaro“ und die Uraufführung der Oper „Möttulsaga“ von Jón Ásgeirsson, außerdem sang sie die Rollen der Sirene in „Rinaldo“ und First Fairy in „The Fairy Queen“ mit der Reykjavik Sommeroper. Als Solistin trat sie u.a.

in Bachs „Johannespassion“ sowie in Vivaldis „Gloria“ und „Dixit Dominus“ auf. María Vigdís Kjartansdóttir besuchte Meisterkurse bei Kiri Te Kanawa, Lorraine Nubar, Roberta Alexander und Richard Stokes. Seit 2010 studiert sie an der Universität Mozarteum Salzburg Gesang bei Martha Sharp.

Manuel Millonigg

Der in Kärnten geborene Bassist studierte zunächst Klarinette in Klagenfurt und Wien und war mehrfacher Preisträger beim Jugendwettbewerb Prima la musica. 2004 nahm er sein Studium der Gesangspädagogik bei Marianne Schartner an der Universität Mozarteum Salzburg auf und studiert seit 2009 Gesang bei Horiana Branisteanu.2009 war er als Antonio in „Le nozze di Figaro“ mit dem Opern-ensemble des Mozarteums unter der Leitung von Josef Wallnig und Hermann Keckeis auf Tournee durch Deutschland und Österreich.

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Libretto

Prolog NadeshdaMein Lebenskreis schließt sich,hier bleibe ich so lange ich lebe und schreibe alles nieder,was ich erlebte.

I. Akt: Die Flucht

NadeshdaSchalmei und Kanonendonner, vom ersten Tagstatt meiner Mutter Fröhlichkeit das Wiehern der Pferde!Mich liebte die Mutter nicht – ein Mädchen!

AdjudantDeine Mutter warf Dich aus der fahrenden KutscheUnd ich behütete Dich an Mutterstelle.Es war Deines Vaters Befehl.

NadeshdaDer Kopf, das Herz gleich, die Glieder wie ein Sohn - doch meine Mutter liebte mich nie -ich schrie zu laut.

AdjudantDu spieltest im Pferdestall,der Geruch der freundlichen Tiere nicht ungleich dem Deinen.Bald saßt Du zu Pferd, noch bevor Du laufen konntest!Das Militärlager war Deine geliebte Kinderstube.

NadeshdaUnd Du, „meine Mutter“, rate mir, was ich machen soll:Ich fühle mich in diesem engen Haus gefangen!

AdjudantRette Dich, mein Kind, flieh!Dein treues Pferd, das ich DichReiten lehrte verleiht Dir Flügel!

TychenBaumwipfel,Kind, wiege dich im Baumwipfel,du wildes Kind des Windes,du vielfältig zu deutendesmusst dich zusammenschaukeln,wie ein Orakel oft mißdeutet.

TychenLaß dich vom Rhythmus der Liebe und der Sehnsucht tragen,mit anderen im spannenden Vielklang.Schüttle sanft deine Einsamkeitund Wunder nehmen dich an der Hand,Du tanzt, ein buntes Steinchen im Kaleidoskopund wirst hell sehenund schlafen können.und wirst hell sehen und schlafen können.

Nadeshda / TychenHätte ich tragende Flügel, Du hast Flügel und Flaum,nicht nur den Flaum, Sie tragen Dich!der mich nicht trägt, aber reizt zum Fliegen. tragen Dich, Flieg!!

AdjudantTu es, Nadeshda, reite!Der Zar braucht eine tapfere Kavalleristin,um Napoleon in die Schranken zu weisen!

NadeshdaTief falle ich,will mich wieder erheben,habe Angst!

Eva Schinwald

Die 1986 in Lengau/Oberösterreich geborene Sopranistin begann mit neun Jahren ihre musikalische Ausbildung im Fach Klavier am Musikum Salzburg, wo sie 2004 mit Auszeichnung abschloss. Nach der Matura am BORG Straßwalchen studierte sie an der Universität Mozarteum Salzburg Musikerziehung und an der Paris Lodron Universität Salzburg Philosophie/Psychologie. 2005 erhielt sie ihren ersten Gesangsunterricht in der Klasse von Heather Hartinger. Sie ist langjähriges Mitglied des Kammerchores

Mozarteum unter der Leitung von Herbert Böck. Seit zwei Jahren studiert sie Gesangspädagogik bei Norbert Prasser. Sie absolvierte inter-nationale Meisterkurse bei Horiana Branisteanu und Edda Moser.

Karin Torbjörnsdóttir

Geboren in Schweden, begann die isländische Sängerin ihre musikalischen Studien im Alter von acht Jahren mit Klavier und Chorgesang. Mit 18 Jahren erhielt sie Gesangsunterricht bei Kerstin Grevelius und Laura Sarti. 2007 wurde sie in the Reykjavík Academy of Singing and Vocal Arts in Island aufgenommen, wo sie in der Opernklasse die Rollen des Cherubino aus „Le nozze di Figaro“ sowie Tinna in der isländischen Oper „Skuggablóm“ sang und in verschiedenen Opern- und Musicalszenen mitwirkte.

Karin Torbjörnsdóttir war Mitglied in verschiedenen Chören in Schweden und Island, wie dem Lund Kammer Chor und dem Reykjavík Opernchor. Sie besuchte Meisterkurse u.a. bei Laura Sarti, Kiri Te Kanawa, Galina Pisarenko, Clara Taylor und Richard Stokes und nahm an einem Opern-Workshop bei Martha Sharp teil. Seit 2010 studiert sie an der Universität Mozarteum Salzburg Gesang bei Barbara Bonney und Lied bei Breda Zakotnik.

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Immer wieder: ich will fliegen,ich will doch nicht

TychenEs gibt keinen richtigen Weg,Sackgasse ist schon Vertrautes, TycheBegehrtes ist ein Wegweiser zurück. Unsere Wahrnehmung ist nur Spekulation.Der blinde Bettler wirdvom Licht schmerzhaft geblendet,das sein Auge nicht verträgt.Der Griff nach dem Unfassbaren Ist nichts für ZaghafteNichts für Zaghafte

NadeshdaIch bin - hab die Schöpfung im Leib. Alles ist ein Seiltanz auf der Linie die Hell und Dunkel trennt. Tychen Du bist, hast die Schöpfung Im Leib!

AdjudantAlles ist auf einmal. Du wirst erwartet!

NadeshdaDie nie geschaffene Möglichkeit, die dritte, die einzigegibt es sie?

AdjudantJa, sie ist,wenn Du es wagst! Tychen Ja, sie ist, weil Du es wagst!

TychenIch werde bei Dir sein, ich bin Deine Stärke, Dein Schutz

NadeshdaIch bin wie der Mond, der sanft die Nacht erhellt,

Nicht wie die Sonne will ich sein mit ihren heißen Strahlen

TychenSonne sprühe dein Feuer überall hin.Webe dein Lichtnetz fest verknotetin allen Ecken der Milchstraßen.Ich suche deine Nähe,trudelnd im Dunkel,starr in der Kälte und weiß,dein Feuer brennt für mich,in deinen Netzen fange ich michund werde erglühen und ewig leuchten,wenn dein Strahl mich trifft!

Der VaterNadeshda, in Deiner Stube kann ich atmen,das ganze Haus ist mir ersticktvon der Schwermut deiner Mutter.

NadeshdaVater, es ist gut,dass Du kommst,erzähle mir von der Mutter!

Der VaterSie, die Geliebte, hat einmal alles verlassen,floh mit mir aus ihrem Elternhaus -wo ist ihr heißes Blut, ihr klarer Verstand? Trüb fließen ihre Gedankenund begraben ihre Liebe zu dir und zu mir.

NadeshdaDoch was hat sie So verändert?

Der VaterSie kann Dir deine Wildheit nicht gönnen,bist du doch ihr Spiegelbild. Sie macht einen Schritt und stürzt.Ich kann sie nicht haltenDu aber machst alle Schritte und fliegst in dein Leben.

NadeshdaIch, ihr Spiegelbild?

Sie neidet mir meine Freiheit?Vater, Du weißt,ich muß reiten!

Der VaterIch weiß nichts und halte dich nicht auf,Nadeshda, reite!

NadeshdaVater, gute Nacht! Deinen Segen nehm ich mit auf die Reise ohne Gepäck - was Glück war ist Bürde. Nicht mehr flüchte ich in die Geborgenheit von Tier zu Tier,sondern Freiheit ahnend,in mutige Abenteuerund bin bereit für ungekannte Gaben.

TychenIch bereite dir ungekannte Gaben,deine Sehnsucht stille ich in mutigem Abenteuer.

Der VaterReite, Mädchen,im ganzen Landgibt es keinen Mann, der reitet wie Du!Sattle Dein PferdUnd reite!

NadeshdaVater, Du verstehst mich, du hast mir alles gegeben,mein Leben, mein Pferd, meine Montur – das sind meine Schätze,die setze ich ein und werde zurückkehren und Dir Freude bringen.

Der VaterJa, meinen SegenHast Du!

TychenDurch die mondhelle Nacht fliegt das Pferd mit seiner Reiterinüber die gefrorene Erde.Diese Nacht, die letzte im Vaterhaus,

lässt sie, da alle schlafen,geschmückt mit einer Husarenjacke den Jugendweg durch die geheime Tür zur Stallung schleichenIhr Ross trägt siesanft über die harten Erdschollen,den steilen Hügel hinauf. Und im gleißenden Mondlicht wird sie Erde, Mond und Tierund weiß,die enge Kinderstube kann ihr Platz niemals sein.Nicht Mutter, Tochter oder Gattin,sondern Kriegerin bei den Husaren will sie sein,es ist ihr Leben, seit sie fühlen kann. Kanonendonner ist Glockenläuten und ihr Roß ist ihr Gefährte.Die Entscheidung ist gefallen,im ersten Tageslicht reitet sie, um sich den Husaren anzuschließen, zum Kampf gegen Napoleons Heere.

II. Akt: Die Schlacht

TychenWenn pfeifende Kugeln dich verfehlen und Träume deine Schmerzen tragen durch die längste Nacht, wenn deine enge Türe sich öffnetund ohne Nahrung der Hunger gestillt,sind es die Boten, die Engel!

NadeshdaKein Opfer dem Menschen möglich -zur Entscheidung verpflichtet,nur tun oder nicht tun.

TychenNicht gut noch böse,die Entscheidung ist einfach.

Nadeshda / TychenAber da ist Angst vorm Urteil,Zweifel an der Stärke, Glauben an Menschengesetz -und der Spiegel, der anderes vortäuscht.Müdgeleuchtet hat sich die Sonne schon am Morgen,

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noch legt sie dem Tag ihren warmen Mantel um. Der Schweiß der Schlachten fängt an süß zu schmecken,die Hitze schon Erinnerung im Schauer der Morgenkühle.Und tote Felder

Ein HusarMutig ist Sokolow,unser anmutiger Kamerad,der Hals hoch, Augen die Lichter sindDie Glieder im Gebrauch schönund alle Poren offen!

SoldatenchorNimm ja nicht deine Mütze vom Kopf, Soldat! Der Krieg, gewonnen, hat erst begonnen.Lass niemals deine Orden beim Liebchen liegen!Sind doch die MächtigenDurch ihre Orden mächtig geworden.

NadeshdaDie neue Erde,sie wird nicht betreten,nicht mit Schuhen zu groß oder zu klein. TycheSieh die Schatten, Zeichen auf dem offenen Grund,die aus Sonnenlicht und deiner Kraft gewoben sind.

NadeshdaIch höre das Rauschen deiner Flügel, seit dein Wort zu mir kommt.Straße des Kampfes,auf deinem heißen Bandließe ich jetzt gerne meinen Schatten zurückspränge ab, rollte zur Erdeum sterbend meinen Himmel anzulächeln.

NadeshdaKrieg überschattet unser Denken.Der andere ist Gefahr.Ich, nicht er.Die Augen des Würfels geben recht, der Wind richtet. Den Bruder spült das Wasser weg, das ich trinke.

HusarKleinkarierte List, die Güte hinters Licht geführt zur eigenen Rettung.

TychenTreu denen, die du liebst.Lebendig das Verbindende.

NadeshdaDer Schatz behütet. Eine Narbe, brennt die Verantwortung.

TychenSei Brunnen auch für andereLehre sie zu trinken,ohne das Wasser zu trüben,ist es doch für alle

TychenAlle Seelen frieren.Die Haut verängstigt, gewarnt,ihre Poren verengt vom Grausen vor der eisigen Zugluft, alltäglichem Atem.Totenstarre - die Erfrorenen überall gehen uns an.

NadeshdaDoch wenn das Bunt drängend sanft abgezogen wird vom Feld,zartlila Schleier vom Bergrand abwehen, strömt die Erde Blau aus.

TychenDas macht allem auf der Haut ein Schimmern.Verheißung richtet sich glitzernd vom Grund der Seele auf das Du,in dem sie sich geborgen weiß.

III . Akt: Der Zar

NadeshdaTunEtwas tunJemandem etwas antun Tyche sein sein jemandem etwas sein

NadeshdaVerurteilt Etwas verurteilenDazu verurteilt seinSing von Liebe und ein bisschen Leben

Tyche Sing du Mensch mit den Zeichen des Mannes den Zügen der Frau tu Wunder in uns Mit deinen Sehnsuchtsliedern! Sing uns dein Leid, Sie zahlen und kreuzigen dich!

NadeshdaGelichteter Forst,rehllos löchrig,beraubt der Behausung, Nutzholzstapel in den Ritzen.Weinrebe breit gewickelt um Betonpfeiler,hygienische Wagenspur. Schmerzhaft kleingebundenungangbarer Frauenfuß!

TychenGevierteiltOhne Schmerzen,genommen unbemerkt.

NadeshdaDen Tag irgendwie verbracht mit Tun,das manchem das Leben bedeutet.

TychenDer Spitze Absatzdarf nicht den Boden verletzen,

Nadeshdaaber mein Abbild,spiegelt sich zerhackt,unerreichbar in allen Räumen.

Zar AlexanderDurch Deine Treuebeschenkst du michmit Schätzen,die mir den Atem nehmen.

NadeshdaIch habe nurMeine Aufgabe erledigt,jeder hätte so getan wie ich.

Zar AlexanderDu hast Menschlichkeit Und gibst sieMit Großmut,ohne Angstzu verarmen.Nimm aus meiner HandDiesen OrdenAls Zeichen meiner unendlichen Dankbarkeit

NadeshdaIch bewahre diese Anerkennungim hellsten Raumund sie glänzt mirtiefe Freude

Zar AlexanderWenn deine Handmich berührt,zittert meine Seelevor Freude.

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NadeshdaWenn ich deine Stimme höre,hüpft mein Körpervor Freude.

Zar AlexanderDein Herz Ist Denken,dein Körper Seele,zum ganzen Menschenverzaubert.

TychenBefruchtungWär genug. HineinvegetierenIn die nächsteGeneration. Nadeshda / Zar Alexander aber Leben ist unser Auftrag aber Leben ist unser Auftrag!

TychenZeig den PulsUnd fließe, Nährlösungallen Zaghaften Nadeshda / Zar Alexander Die Liebe wird Feuer fangen. Die Liebe wird Feuer fangen

TychenIm FestDer Lahme tanztund Taube musizierenZu Freunden geworden. Nadeshda ich fühle mich jetzt außer mir, die Grenzen weit gesteckt!Zar AlexanderDie Wirklichkeittätig gefüttert,

Nadeshdadoch die Kraftdem Erfolg entzogen.

TychenIn´s da-Seingesteckt,dem Hausdie Türen aufgerissen.

Zar AlexanderGehalten,in die Hand geschmiegtder Freude.

NadeshdaAber auf der Suche Nach Arbeit.

TychenKopf und Kragennie riskieren -ja nicht auchdas Gesicht verlieren!Der Blick gesenkt,die Worte fade,wird nur verdrängt,wie ist das schade!Sein Herz gehängtan leicht Verdauliches,gilt Seicht-Sein stetsals sehr Erbauliches.Der Spießer hatsich selbst geschaffen:seht ihn im Spiegel,den dressierten Affen!

Errötendrund und großschlüpft der Mondhinter die schwarzen Bäume.Der weiblichWandelbarewill nichtSonne sein,die glühendihren Wegin die zarten Himmel brennt.

IV. Akt: Dichterin

NadeshdaIch habe meinem Vater versprochenZu ihm zurückzukommen

PuschkinDie Menschen lieben dich,bleib, Nadeshda,sie drängen sich, deine Geschichten zu hören, enttäusche sie nicht,Nadeshda,du Heldin im Krieg,deine Zungeist die Sprache der Körper,die ausgeliefert scheintder Unaussprechlichkeit.Du bannst den Zauber,der alle vereinzelt,dein bilderregnendes Wortgewittersenkt seine Nebelüber unwegsamste Gedanken.

NadeshdaIch habe alles was ich sah,hörte und erlebteaufgezeichnet.Du denkst, die MenschenWollen davon wissen?

PuschkinDu siehst alles, wie mit Gottes Augen,bei geschlossenem Vorhang.

Tychen Du siehst alles, wie mit Gottes Augen bei geschlossenem Vorhang.

Nadeshda Ich beobachte nur Tychen Du siehst und handelst

PuschkinDir gilt der Applaus,gelten die Tränen,deiner unbegreiflichen Fußspur.Du öffnest die Schleuse mit vielen zaghaften Griffen, dem Feuerwerkder Betroffenheit.

NadeshdaStadtmenschen sind wankelmütig!

PuschkinGeh nicht, bleibe!

TychenDu kehrst treu Zu deinem alten Vater zurück

NadeshdaSie jubeln nach Tageskurs,Bald aber bin ich wie der Apfel vom letzten Jahr,vergessen und all dieNeugier hungriger Herzenist im Stadtgetümmelgestillt oder vergessen.

PuschkinNein, nein, sie lieben Dich!

NadeshdaIch gehe, gehe morgen,wenn der Mond untergeht,dann hörst Du meine Klageund weißt du wirst es sein, der wiederkehrtzu mir.Doch ich binwie die Wüstenrose,die der Wind verweht.Wie ein Stein bin ich,im Flussbett weggeschwemmt:

PuschkinTu,was Dein Herz Dir sagt,ich werde Dich überall wiederfinden!

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Nadeshdas KlageWie könnt der Kiesel,vom Wasser umspült,nicht naß werden?Wie könnte Das Steinchen,von der Sonne beschienen,nicht erglühn?Zerscheuert der Kiesel,zersprengt das Steinchen.Warum soll ich nicht zugeben,dass duauch ohne michganz bist.Ohne Eifersuchtauf andere, die,so wie ich,mit dir leben wollen.

NadeshdaBin ja auch ichGanz und einzig. Tychen Bist ja auch du Ganz und einzig.

Nadeshda / PuschkinWir werden überwindenAngst und Trotzund geben,was da ist,dann bleiben wireinander vertraut.

NadeshdaErlösung Will ichVom Festsein.Eine Brotrinde sein.Tauch mich in den Strom,der mich auflöst,auf ewig.

TychenDer verwegenePinselstrich des Baumes,

eindeutig sich abhebtvom Himmel.NadeshdaDer rechtwinkelig,augenlose,Mauerwerk und Ziegel zeigendeStämmig Schindelzacken gesäumteGiebelheimatlich teilt den Himmel.Dort ist meine ReiseZu Ende.

TychenDie Seele zum Menschen zieht,der Weg istoder Himmel?

VaterWeh gemacht,zerbrochene Körper.Ganze Menschenrandvoll mit Schmerzen,geliefert der Fürsorge.

TychenTiefer Sinn,töricht ist Mitleid.

VaterDer Körper,einst eine süße Fessel,die verwehrt manche Frucht,zerfällt, bevor erwirksam war.

TychenLeid leiderunendlich steigertLeben leben

NadeshdaIch habe viel begonnen,manches gewagt,Vater, ich bin zurück,Nadeshda!

VaterMein Kind,Bist Du zu mirZurückgekommen,Du meine Freude!

VaterNapoleon ist geschlagen!

Vater / Bruder / TychenReif fällt die Nußaus ihrer Schale -Raschelnd,durch welkrandige Belaubung.Leis nimmt sieder Tümpel auf.Geräuschlos rollt siezur Erde, Nahrung,der süße Kern,ob sanft modrigzerfallend,oder gesammelt, getrocknet,geknackt und zerrieben,zur köstlichen Gaumenfreudekunstvoll bereitet.

Nadeshda Mein treues PferdIst tot,Ich lebe!Das Grünschmatzt Licht,nie müde der Photosynthese.Zur Nachtder Verbrauch umgepolt.

Bruder Lebensstoff bei LichtWird Abfall bei Dunkel. Tychen Das treue Pferd ist tot, Nadeshda lebt!

NadeshdaAusbeuterisches Wurzelgeflecht,von der Erde gesäugt,sie auch fütternd.

BruderMenschen graben LöcherAus Träumen,und sich das Wasser ab.

NadeshdaGedankentürme,deren Kühnheitauf Nichtwissen beruht.

BruderDie Seele atmet schwerNadeshda Dem Windden Hut schenken!

TychenFrei atmet das Haar.

NadeshdaDer Krankheit den Körper gönnen,

Tychenerlöst vom Funktionieren.

NadeshdaDie Sinneaufdrehen lassen!TycheFruchtbarkeit empfangen.

NadeshdaDen GeistZum Wollen bitten.

TychenMenschwerdung.

Nadeshda / TychenDie Freudeschamlos rausschreien!das Feuer gelegt!

ENDE

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Alle Angaben basieren auf den im Veranstaltungsreferat eingegangenen Programmvorlagen!