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lO4 scheiilt und sich gegeil die Epiphyse stark, weniger, aber framer noch ziemlich scharf auch gegen die Diaphysc abhebt. Diese lokalisierte Osteoporose kailn nur als Zeichen eiiler Kalkverarmung anfgefaBt werden; Kontrolltiere ans dem gleichen Wurf und bei gleicher Di~t, jedoch ohne Vigantol- zulage, zeigten v611ig normale Bilder. Die Kalkverarmung der Knochen bei tZachitis, d. h. bei Unterangebot an Rachitisschutzstoff, und die bei der ,,D- Hypervitaminose", d. h. bei fiberm~LBig holier Zufuhr an bestrahltem Ergosterin, sind in ihrer Topographie Ilnd somit wohl auch in ihrem Wesen verschiedene, voneinander scharf zu trenneilde VorgAnge. Eine Anwendilng des hom6opathi- schen Grundgesetzes l~Bt demnach dieses ant den ersten Blick schlagende Beispiel des Rachitisschutzstoffes bei nXherer Prfifung doch nicht zu. Nit dem Nachweis der Kalkmobilisierung aus den Knochen bei l~berdosierung mit bestrahltem Ergosterin wird jedoch auch der Ailsicht der Autoren, die im Rachitisschutzstoff nut ein allgemein sclero- sierend wirkendes Gift erblicken zu mfissen glauben, der Boden entzogen. Der yon uns erhobene Befund eiiler umschriebenen Osteo- porose ffihrt fiber das engere Rachitisproblem hinaus zu wei- teren allgemeinen Folgeruilgeil, die die Physiologie und Patho- logie des Kalkhaushaltes eng bertihren. Der lokalisierte Kalk- entzug in der subepiphys~ren Knochenschicht deutet darauf hin, dab bier leicht mobilisierbare, angreifbare Kalkvorr~te auf- gestapelt sind, die bei Bedarf zuerst gerXumt und dem Kalk- kreislauf zur Yerftignng gestellt werden kSnilen. Zieht man noch die bekanilte, neuerdings yon A. F. HEss an Ratten eingehend studierte Wegnersche Phosphorsklerose, die nach Zufuhr yon elemeiltarem Phosphor bei entsprechender Dosieruilg in Form des sog. Phosphorbandes, ebenfalls in der subepiphys~ren Sehicht, gleichsam als Spiegelbild der yon uns nachgewleseilen lokalisierten Osteoporose in Erscheinnng tritt, in den Kreis unserer Betrachtungen mit hinein, so dr~ngt sich unvoreingenommen der SchluB auf, die subepiphys~re Knochenschicht als Kalkspeicher, als sozusagen das erste Etappenmagazin des Kalkhaushaltes anzusehen. Erst ilach seiiler RAumnng wird auch die fibrige Spongiosa und dann erst die Corticalis angegriffen. So haben wir bei v611ig aus- gewachsenen alten Ratten, die allem Ansehein nach fiber keine ausgedehnte Spongiosa in der subepiphysAren Schicht ver- Ifigen, nach Vigailtolffitteruilg weniger eine streng nm- schriebene als eine allgemeine, jedoch nur die Spongiosa Ilmfasseilde Osteoporose beobachtet. Auch bei jungen Tleren greift die diaphysenw/irts Iortschreitende Osteoporose all- m~hlieh auf die Spongiosa fiber. ~hnliche Befunde, allerdings ohne Berticksichtigung der subepiphys~iren Knochensehicht, dereil besondere Rolle ihnen entgailgen zu sein scheint, haben vor kurzem auch AIJB und seine Mitarbeiter [J. of exper. Med. 49, ~45 (1929)] bei l~ber- dosierung mit Epithelk6rperehenhormon (!) nnd bei stark er- niedrigter Kalkzufuhr an Kaninchen (z. T. auch all anderen Tieren) erhoben. Die au~3erhalb der subepiphysXren Schicht gelegene Spongiosa stellt demnach das Kalkmagazin der zwei~en Etappe dar. Am normale~ Auf und Ab des Kalkhaus- hMtes dtirfte vermutlich nur das erste Lager, die subepiphys~re Knochenschicht, beteiligt sein. In selteneil F~lIen spielt die subepiphys~kre umschriebeile Osteoporose auch in der menschlichen Pathologie eine ge- wisse Rolle. Wir brauchen nut an die in den letzten Kriegs- jahren in 0sterreich uild Deutschland endemisch aufgetrete- nen, damals in ihrer strengen Lokalisation nicht ohile weiteres verstXndlichen snbepiphysaren Tibiainfraktionen yon Jugend- lichen (WENCKE~ACHU. a.) oder an die ebenfalls subepiphy- sgren Infraktionen an den R6hrenknochen bei infailtilem Skorbut zu erinnern. ZusammenJassung: x. Vigantolfiberftitterung wachseilder, nicht sehr kalkreich ernAhrter (Milch, Brot, Weizen) Ratten bewirkt eine umschriebene, allm~hlich diaphysenw/~rts fort- schreitende subepiphysAre (metaphys~re) Osteoporose. 2. Die Spongiosa der subepiphys~reil Knocheilschicht ist als ein bewegliches, bei Kalkhunger am leiehtesten angreif- I(-LINISCHE WOCHENSCHRIFT. 9. JAHRGANG. Mr. 3 18. JANUAR ~93o bares l~alkmagazin anzusehen. Ihr kommt ffir die Regelung desKalkhaushaltes eine eiltscheidende Bedeutung zu. Literatur, sowmt nicht im Text angegeben, bei GY6RGu Die Behandlung und Verhfltung der Raehitis und Tetallie. Berlin: Julius Springer I929. DIE KLINISCHE BEDEUTUNG DER INITIALEN INSULINHYPERGLYK)~MIE. Von MAX BO~GE~. Aus der inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Osnabrfick (Direktor: Prof.Dr. M. BORG ER). In einer Reihe frfiherer experimenteller Untersuchun- gen1,2.~ wurde testgestellt, dab in den ersteil eo Minilten nach intraveil6ser Insulininjektion der Gehalt des Blutes an Zncker regelm~Big steigt. Diese initiale Insulinhypergtyki~mie ist be- soilders ausgeprAgt, weiln das Insulin direkt in die Pfortader oder eineil ihrer Aste injiziert wird. Bei Hilnden erreicht man gelegentlich nach Insulinmengen von I--2 Einheiteil pro Kilogramm auf diese Weise eine Vermehrung des Blutzuckers bis zu IOO %. Neuerdings habeil auch W. S. COLLENS und J. R. MIJRLIN s~ Ilach intraportaler Injektion HyperglykXmien yon ghnlichem AusmaB wie ich und ~2RAMERgefunden. Ffir diese und nnsere frfiheren Untersuchungeil haben wit regel- m/il3ig Insulin Wellcome der Firma Burroughs-Wellcome & Co. verwendet, welches bezfiglich der prim/iren Ilyperglyk~mie die gleichm/iBigsten Resultate zeigt. Nach Unterbrechung des Leberkreislaufes hat die IIljektion yon Insulin in eine periphere K6rpervene keine primXre Insulinhyperglyk/~miezur FoIge. Die Gr6Be und Dauer der Insulinhyperglyk~mie ist abh~ngig yore Glykogengehalt der Leber. Je mehr Glykogen die Leber ent- h/ilt, urn so h6her steigt das Blutzuckerniveau nach Insulin- injektion an. Laufende, alle IO Minuten wiederholte Glyko- genbestimmungen an der Leber des Hundes nach eigenem mit KRAMER 4 ausgearbeiteten Verfahren zeigen, dab der Insulin- stoB primS.r zu einer Glykogenverarmilng der Leber Ifihrt. Das Ansmal3 der Glykogenverarmung nach Insulininjektion liegt welt auBerhalb der Fehlergrenzen der Bestimmungsmethode und auch aul3erhalb der natfirlichen Schwankungsbreite des Leberglykogengehalts yon Lappen zu Lappen. Die Entfer- nuilg beider Nebeilnieren verhindert nach neueren eigeneil mit KRAMER 4~ durchge[fihrten ,U-ntersuehungen am Hunde das Zustaildekommen der prim//ren Insuliilhyperglyk/imie nieht. Die Meinung, dab die prim~re IIlsulinhyperglykgmie die Folge einer Adreilalinaussehfittung Ilnd konsekutiven Wir- kung auf die Leber sei, trifft daher nicht zu. Es lag nahe, diese experimentellen Erfahrungen fiber die yore Glykogen- gehalt der Leber abhS~ngige primate 'Insuli~hyperglyki~,mie auf die Klinik zu fibertragen. Die Annahme, dab der Glyko- gengehalt einer gesunden und einer kranken Leber erheblich differiert, ist nach Uiltersuchnngen ~lterer Autoren gerecht- fertigt (E~RLICH~, C. v. NOOnD~N 6, KOLZ~). Zwar ist aus begreiflichen Grtinden eine exakte Bestimmung des Leber- glykogens beim Mensehen nur in wenigen FMleii m6glich, da der Glykogengehalt schon wenige Stunden nach dem Tode infolge postmortaler Ver~nderuilgen rasch abnimmt. Wir haben uns bemfiht, zun~chst bei gesuilden und leberkrailken Ilfichterilen Menschen Material zu sammelil fiber den Grad der primiiren Insulinhyperglyk~mie in der Erwartung, dab sich hier infolge des wectlselnden Leberglykogengehalts erhebliche Unterschiede im Ausmal3 der prim~tren Insulinhyperglykgmie ergeben wfirden. Wir sind bei den ]Bestimmungen folgendermagen vor- gegangen: Den nfichternen Menschen wird Insulin in der in der Tabelle angegebenen Menge in die Blutbahn injiziert, Ilachdem vorher eine Zuckerbestimmung im Gesamtblut und eine Bilirubinbestimmung im Serum durchgeffihrt ist. Die Untersuchungen nahmen ihren Ausgang voil t3eobachtungen an Diabetikern. Die Insulinmenge richtete sich hier nach dem Bedarf des t~inzelfalles. Es folgten dann eine Reihe schwerer Chol~mien, denen wir 5o Einheiten mit nachfolgender L~vu-

Die Klinische Bedeutung der Initialen Insulinhyperglykämie

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scheiilt und sich gegeil die Epiphyse stark, weniger, aber framer noch ziemlich scharf auch gegen die Diaphysc abhebt. Diese lokalisierte Osteoporose kailn nur als Zeichen eiiler Kalkverarmung anfgefaBt werden; Kontrolltiere ans dem gleichen Wurf und bei gleicher Di~t, jedoch ohne Vigantol- zulage, zeigten v611ig normale Bilder.

Die Kalkverarmung der Knochen bei tZachitis, d. h. bei Unterangebot an Rachitisschutzstoff, und die bei der ,,D- Hypervitaminose", d. h. bei fiberm~LBig holier Zufuhr an bestrahltem Ergosterin, sind in ihrer Topographie Ilnd somit wohl auch in ihrem Wesen verschiedene, voneinander scharf zu trenneilde VorgAnge. Eine Anwendilng des hom6opathi- schen Grundgesetzes l~Bt demnach dieses ant den ersten Blick schlagende Beispiel des Rachitisschutzstoffes bei nXherer Prfifung doch nicht zu. Ni t dem Nachweis der Kalkmobilisierung aus den Knochen bei l~berdosierung mit bestrahltem Ergosterin wird jedoch auch der Ailsicht der Autoren, die im Rachitisschutzstoff nu t ein allgemein sclero- sierend wirkendes Gift erblicken zu mfissen glauben, der Boden entzogen.

Der yon uns erhobene Befund eiiler umschriebenen Osteo- porose ffihrt fiber das engere Rachitisproblem hinaus zu wei- teren allgemeinen Folgeruilgeil, die die Physiologie und Patho- logie des Kalkhaushaltes eng bertihren. Der lokalisierte Kalk- entzug in der subepiphys~ren Knochenschicht deutet darauf hin, dab bier leicht mobilisierbare, angreifbare Kalkvorr~te auf- gestapelt sind, die bei Bedarf zuerst gerXumt und dem Kalk- kreislauf zur Yerftignng gestellt werden kSnilen. Zieht man noch die bekanilte, neuerdings yon A. F. HEss an Rat ten eingehend studierte Wegnersche Phosphorsklerose, die nach Zufuhr yon elemeiltarem Phosphor bei entsprechender Dosieruilg in Form des sog. Phosphorbandes, ebenfalls in der subepiphys~ren Sehicht, gleichsam als Spiegelbild der yon uns nachgewleseilen lokalisierten Osteoporose in Erscheinnng trit t , in den Kreis unserer Betrachtungen mit hinein, so dr~ngt sich unvoreingenommen der SchluB auf, die subepiphys~re Knochenschicht als Kalkspeicher, als sozusagen das erste Etappenmagazin des Kalkhaushaltes anzusehen. Erst ilach seiiler RAumnng wird auch die fibrige Spongiosa und dann erst die Corticalis angegriffen. So haben wir bei v611ig aus- gewachsenen alten Ratten, die allem Ansehein nach fiber keine ausgedehnte Spongiosa in der subepiphysAren Schicht ver- Ifigen, nach Vigailtolffitteruilg weniger eine streng nm- schriebene als eine allgemeine, jedoch nur die Spongiosa Ilmfasseilde Osteoporose beobachtet. Auch bei jungen Tleren greift die diaphysenw/irts Iortschreitende Osteoporose all- m~hlieh auf die Spongiosa fiber.

~hnliche Befunde, allerdings ohne Berticksichtigung der subepiphys~iren Knochensehicht, dereil besondere Rolle ihnen entgailgen zu sein scheint, haben vor kurzem auch AIJB und seine Mitarbeiter [J. of exper. Med. 49, ~45 (1929)] bei l~ber- dosierung mit Epithelk6rperehenhormon (!) nnd bei stark er- niedrigter Kalkzufuhr an Kaninchen (z. T. auch all anderen Tieren) erhoben. Die au~3erhalb der subepiphysXren Schicht gelegene Spongiosa stellt demnach das Kalkmagazin der zwei~en Etappe dar. Am normale~ Auf und Ab des Kalkhaus- hMtes dtirfte vermutlich nur das erste Lager, die subepiphys~re Knochenschicht, beteiligt sein.

In selteneil F~lIen spielt die subepiphys~kre umschriebeile Osteoporose auch in der menschlichen Pathologie eine ge- wisse Rolle. Wir brauchen nut an die in den letzten Kriegs- jahren in 0sterreich uild Deutschland endemisch aufgetrete- nen, damals in ihrer strengen Lokalisation nicht ohile weiteres verstXndlichen snbepiphysaren Tibiainfraktionen yon Jugend- lichen (WENCKE~ACH U. a.) oder an die ebenfalls subepiphy- sgren Infraktionen an den R6hrenknochen bei infailtilem Skorbut zu erinnern.

ZusammenJassung: x. Vigantolfiberftitterung wachseilder, nicht sehr kalkreich ernAhrter (Milch, Brot, Weizen) Rat ten bewirkt eine umschriebene, allm~hlich diaphysenw/~rts fort- schreitende subepiphysAre (metaphys~re) Osteoporose.

2. Die Spongiosa der subepiphys~reil Knocheilschicht ist als ein bewegliches, bei Kalkhunger am leiehtesten angreif-

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bares l~alkmagazin anzusehen. Ihr kommt ffir die Regelung desKalkhaushal tes eine eiltscheidende Bedeutung zu.

L i t e r a t u r , sowmt nicht im Text angegeben, bei GY6RGu Die Behandlung und Verhfltung der Raehitis und Tetallie. Berlin: Julius Springer I929.

DIE KLINISCHE BEDEUTUNG DER INITIALEN INSULINHYPERGLYK)~MIE.

Von

MAX BO~GE~. Aus der inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Osnabrfick

(Direktor: Prof. Dr. M. BORG ER).

In einer Reihe frfiherer experimenteller Untersuchun- gen 1, 2. ~ wurde testgestellt, dab in den ersteil eo Minilten nach intraveil6ser Insulininjektion der Gehalt des Blutes an Zncker regelm~Big steigt. Diese initiale Insulinhypergtyki~mie ist be- soilders ausgeprAgt, weiln das Insulin direkt in die Pfortader oder eineil ihrer Aste injiziert wird. Bei Hilnden erreicht man gelegentlich nach Insulinmengen von I - - 2 Einheiteil pro Kilogramm auf diese Weise eine Vermehrung des Blutzuckers bis zu IOO %. Neuerdings habeil auch W. S. COLLENS und J. R. MIJRLIN s~ Ilach intraportaler Injekt ion HyperglykXmien yon ghnlichem AusmaB wie ich und ~2RAMER gefunden. Ffir diese und nnsere frfiheren Untersuchungeil haben wit regel- m/il3ig Insulin Wellcome der Firma Burroughs-Wellcome & Co. verwendet, welches bezfiglich der prim/iren Ilyperglyk~mie die gleichm/iBigsten Resultate zeigt. Nach Unterbrechung des Leberkreislaufes hat die IIljektion yon Insulin in eine periphere K6rpervene keine primXre Insulinhyperglyk/~mie zur FoIge. Die Gr6Be und Dauer der Insulinhyperglyk~mie ist abh~ngig yore Glykogengehalt der Leber. Je mehr Glykogen die Leber ent- h/ilt, urn so h6her steigt das Blutzuckerniveau nach Insulin- injektion an. Laufende, alle IO Minuten wiederholte Glyko- genbestimmungen an der Leber des Hundes nach eigenem mit KRAMER 4 ausgearbeiteten Verfahren zeigen, dab der Insulin- stoB primS.r zu einer Glykogenverarmilng der Leber Ifihrt. Das Ansmal3 der Glykogenverarmung nach Insulininjektion liegt welt auBerhalb der Fehlergrenzen der Bestimmungsmethode und auch aul3erhalb der natfirlichen Schwankungsbreite des Leberglykogengehalts yon Lappen zu Lappen. Die Entfer- nuilg beider Nebeilnieren verhindert nach neueren eigeneil mit KRAMER 4~ durchge[fihrten ,U-ntersuehungen am Hunde das Zustaildekommen der prim//ren Insuliilhyperglyk/imie nieht. Die Meinung, dab die prim~re IIlsulinhyperglykgmie die Folge einer Adreilalinaussehfittung Ilnd konsekutiven Wir- kung auf die Leber sei, trifft daher nicht zu. Es lag nahe, diese experimentellen Erfahrungen fiber die yore Glykogen- gehalt der Leber abhS~ngige primate 'Insuli~hyperglyki~,mie auf die Klinik zu fibertragen. Die Annahme, dab der Glyko- gengehalt einer gesunden und einer kranken Leber erheblich differiert, ist nach Uiltersuchnngen ~lterer Autoren gerecht- fertigt (E~RLICH~, C. v. NOOnD~N 6, KOLZ~). Zwar ist aus begreiflichen Grtinden eine exakte Bestimmung des Leber- glykogens beim Mensehen nur in wenigen FMleii m6glich, da der Glykogengehalt schon wenige Stunden nach dem Tode infolge postmortaler Ver~nderuilgen rasch abnimmt. Wir haben uns bemfiht, zun~chst bei gesuilden und leberkrailken Ilfichterilen Menschen Material zu sammelil fiber den Grad der primiiren Insulinhyperglyk~mie in der Erwartung, dab sich hier infolge des wectlselnden Leberglykogengehalts erhebliche Unterschiede im Ausmal3 der prim~tren Insulinhyperglykgmie ergeben wfirden.

Wir sind bei den ]Bestimmungen folgendermagen vor- gegangen: Den nfichternen Menschen wird Insulin in der in der Tabelle angegebenen Menge in die Blutbahn injiziert, Ilachdem vorher eine Zuckerbestimmung im Gesamtblut und eine Bilirubinbestimmung im Serum durchgeffihrt ist. Die Untersuchungen nahmen ihren Ausgang voil t3eobachtungen an Diabetikern. Die Insulinmenge richtete sich hier nach dem Bedarf des t~inzelfalles. Es folgten dann eine Reihe schwerer Chol~mien, denen wir 5o Einheiten mit nachfolgender L~vu-

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losegabe beibrachten. Dann wurden die Untersuchungen auch auf nichtikterische Leberkranke und stoffwechselgesunde Menschen ausgedehnt. Es wurden je tz t in der Regel ~/~ Ein- heit pro .K6rperkilo intraven6s injiziert, um vergleichbare Verh~iltnisse zu haben. In Abst~inden yon je 5 Minuten nach der Insulininjektion wird Blur aus dem Ohrl~ippchen ent- nommen und die Zuckerbestimmung in peinlich exakter Weise durchgeftihrt. Kontrollbestimmungen zeigen, dab es bei sorgf~iltiger Arbeit gelingt, die Fehlergrenze der ]3estim- mungen bei zwar unmittelbar nacheinander im Blindversuch vorgenommenen Blutentnahmen innerhalb der Grenze yon 5 % zu halten. Zur Verhfitung einer bedrohlichen sekund~ireu Hypoglyk/imie wurden nach AbschluI3 des Versuchs 2o ccm einer 20proz. Dextrosel6sung intraven6s injiziert.

Die Resultate dieser ersten Reihe yon ]31utzuckerbestim- mullgen nach Insulininjektion in die Blutbahn bei lebergesun- den Menschen sind in Gruppe I zusammengestellt. Man er- kennt daraus, dab unter 22 F~tllen nur ein einziger eine ini- time Vermehrung des Blutzuckers aufweist, die weniger als IO % des Ausgangswertes betr/tgt. Alle fibrigen zeigen einen weft h6heren Wert. Die initlale Insulinhyperglykdimie betr~tgt im Mittel yon diesen 22 lebergesunden F~illen 22,2 % des Ausgangswertes. Das Maximum der ]31utzuckervermehrung liegt innerhalb der ersten io Minuten nach der Insulininjek- tion in die Vena cubitalis. Wir haben uns in frfiheren Unter- suchungen durch die Bestimmung der Serumdichte davon fiberzeugt 1, s, datl es sich tats/ichlich um eine echte Vermehrung des Blutzuckers und nicht um eine scheinbare durch Konzen- trationsschwankungen des Blutes vorget/iuschte t iyperglyk- ~imie handelt. Die Bilirubinwerte des Serums liegen bei fast allen F/illen mit Ausnahme yon 4 in der N~ihe der Norm (bei 0,5 mg % Serum).

In einer zweiten Gruppe haben wir 8 F/ille yon echter Lebercirrhose zusammengefaBt, die in gleicher Weise unter- sucht wurden. Der Unterschied gegeniiber der ersten Gruppe f~illt sofort in die Augen: Die primdt'r-e Irtsulinhyperglykdimie bleibt praktisch aus. t3ei allen F~tllen erreicht sie etwa den Grenzwert der methodischen Bestimmungsfehler. Die rnittlere Erh6hung des Blutzuckers bei diesen 8 F/tllen betr~tgt 2,7 % des Ausgangswertes. Die zwei ersten F~ille, bei denen es fiber- haupt nicht zu einer Insulinhyperglyk~imie gekommen ist, sind durch autoptischen Befulld gesichert. Die Leber hat te hier offenbar nicht genfigend Kohlehydratmaterial zur Ver- ffigung, um auf den hsul inre iz mit einer zur Blutzucker- erh6hung ausreichenden Glykogenmobilisation zu antworten. Der Glykogenspeicher ist in der cirrhotischen Leber aufs ~ul3erste verkleinert. Die Analysen menschlicher Lebern, wie sie yon HOP~E-SEYLER" durchgeffihrt wurden, zeigen aufs Deutlichste, wie wenig wirklich arbeitsfiihiges Parenchym in der Leber des cirrhosekranken Menschen noch enthalten ist. So wurde z. B. bei einem 67j~thrigen Individuum mit atrophischer Lebercirrhose ein Gesamtgewicht der feuchten Leber yon 75o g mit nur 124 g Eiweil3 gefunden.

In einer dritten Gruppe sind Kranke mit Ikterus der ver- schiedensten Atiologie zusammengefal3t und zwar unter I I I a F~ille mit mehr oder weniger schwerer Chol~imie, in Gruppe I I I b Kranke, die einen katarrhalischen Ikterus iiber- standen haben und bei denen sich die Bilirubinwerte wieder der Norm n~hern oder dieselbe bereits erreicht haben. Die F~ille mit schwerer Chol~imie zeigen eine mittlere (maximale) Steigerung gegenfiber dem Ausgangswert von 5,7 %, diejeni- gen mit abgeheiltem Ikterus eille solche yon 14, 5 % im Mittel. Man erkennt aus den Gruppen I I I a und I I Ib , dab bei den FMlen mit schwerster Chol~imie die Insulinhyperglyk~imie praktisch ausgeblieben ist. (F~ille Nr. 31, 32, 33, 38.) Ist der Ikterus wieder abgeklungen und der Bilirubingehalt des Blutes zum Normwert zurfickgekehrt, setzt sofort die primiire Insulinhyperglykgmie wieder ein. Von dieser Regel sind die F~lle 32b und 33b wohl nur eine scheinbare Ausnahme. Im Falle 32b ist das Bilirubin von 8,7 mg auf o,59 mg abgesun- ken, t rotzdem ist nach 5o Einheiten Insulin nut eine prim~ire Steigerung des Zuckerspiegels um 2 % erreicht. Auch im Falle 33b, bei welchem der Bilirubinwert yon 18,2 mg auf o,92 mg% abgeklungen ist, ist nach 5o Einheiten Insulin

kaum eine Erh6hung des Blutzuckers eingetreten (Steigerung 3 %). Hier haben wi res offenbar mit dell Nachwirkungen der schweren parenchymat6sen LeberschXdigung zu tun. DaB tats~chlich zwischen der Intensit~t des Ikterus und deln Ausmal3 der Insulinhyperglyk~mie ein reziprokes Verh~lt- nis besteht, m6ge folgende kleine Zusammenstellung zeigen:

Bei einer Frau mit einer subakuten gelben Leberatrophie ergeben sich folgende Verh~ltnisse:

Datum

23. I. 30. I. I9. n .

Ge- Bihrubin Insu- wicht mgO/ I nn-

~o [ Ein- kg berum heitell

42,3 8,7 5 ~ 44,3 o,59 5o 47,5 o,34 23

I Maxl- male

Blutzucker mg% ] Steige-

I rung p i

vor nach] nach nach nach nachl nachl des

lin I Min. I Min. I Min, I Min. I Min. I Min. I zuekers %

92 ] 92 88 81 72 63 50 ] ? 99 II ~ 90 79 61 47 32 2 79 I~ 97 88 68 47 41 47 ]22,7

Es zeigt sich also, dal3 in der Zeit der schweren Chol~mie 50 Einheiten Insulin keine prim~ire Insulinhyperglyk(~mie be- werkstelligell konnten. Siebell Tage sp~ter ist der Ik terns fast abgeMungen. Die Leber hat sich aber offenbar noch nicht erholt und ihre T~tigkeit zur Glykogenspeicherung noch nicht wiedergewonnen; trotz Injektion yon 50 Einheitell Insulin ist nur eine minimale, noch in das Bereich der Fehlergrenzen hineinfallende Insulinhyperglyk~imie roll 2% aufgetreten. Drei Wochen sp~ter haben sich die Verhfiltnisse ge~ndert. Eine geringere Menge von Insulin (nur 23 Einheiten!) hat jetzt einen kr~ftigen Ausschlag zur Folge. Der Zuckerwert steigt um 22, 7 % des Ausgangswertes an. Nach diesen Er- fabrungen bei Cirrhosekranken ohne Ikterus auf der einen Seite und Leberkranken mit schwerem Ikterus auf der anderen Seite darf es wohl als feststehend gelfen, dab das Zustande- kommen der prim~ren Insulinhyperglyk~rnie an die Intaktheit des Leberparenchyms gebunde~ ist.

Die Intakthei t des Leberparenchyms ist aber nicbt die einzige Vorbedingung ffir das Zustandekommen der prim~ren ]nsulinhyperglyk~mie. Es mfissen aul3erdem auch die Gly- kogendepots der gesunden Leber, wenn der InsulinstoB Erfolg haben soll, ge.fi~llt sein. In unseren am Hunde durchgeffihrten Experimentaluntersuchungen zeigte sich bereits, dab die intraportal durchgeffihrte Insulininjektion bei Hungert ieren eine wesentlich geringere prim~re Insulinhyperglyk~mie zur Folge hat als bei normal geffitterten Tieren. Ich hat te Ge- legenheit, bisher 3 Basedowkranke und 2 MyxOdemkranke beziiglich der kohlehydratmobilisierenden Wirkung des In- sulins zu untersuchen. Der Ausfall der Untersuchungen war eindeutig, t~ei den Basedowkranken liegt das AusmaB der prim~ren Insulinhyperglyk~mie weft unter der Norm, bei den Myx6demkranken umgekehrt fiber der Norm. Die Grund- unlsatzwerte sind in den Gruppen eingeffigt. Bei dem Base- dowkranken, bei welchem der Grundumsatz am meisten ge- steigert ist, bleibt die Insulinhyperglyk~mie vollkommen aus. Hier ist offellbar der Kohlehydratspeicher leergebrannt. Das Material, an welches das Zustandekommen der prim~ren Insulinhyperglyk~mie gebunden ist, fehlt. /Jei den MyxOdem- kranken aber, bei denen nach bekannten Erfahrungen der Kohlehydratumsatz verzSgert ist und offenbar reichlich Glykogen zum Ansatz gekommen ist, hat das Insulin einen krfiftigen kohlehydratmobilisiernden Effekt. Wir haben hier den h6chsten fiberhaupt beobachteten Wert yon prim~rer InsulinhyperglykAmie gefunden. Die Tatsache des Aus- bleibens der Insulinhyperglyk~tmie bei t3asedowkranken 1~13t sich mit fierexperimentellen Erfahrungen gut in Einklang bringen.

Bei der experimentellen Hyperthyreose geh6rt die Un- f~higkeit der Leber zur Glykogensynthese mit zu den wich- tigei1 und regelm~Bigen Symptomen. Auf diese Tatsache haben zuerst M. PARHON 10 und W. CRAMER und Krause n hingewiesen. Sie ist sp~tter yon ABEI.1N 1~ und Mitarbeitern 13' 14 ABDERIKA1.D~;N und WERTHEIMER 15 best~itigt worden. Man darf aus diesen zahlreichen Experimentalbefunden wohl den SchluI3 ziehen, dal3 auch die Hyperthyreose des Menschen mit einem Glykogenschwund der Leber verknfipft ist. So

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Obersichtstabelle.

I8. JANUAR I93o

Lfd. Nr.

I

Alter Diagnose iii] Blutzucker rag% | Blut- ] maxim. [

Gew. ~ eUrb!/o ~ iiU; ' ZUoCker I Steiger. ] nach I nach nach nach nach I h ] v. ~us- nach.d.

�9 Min. Mm. Min. Min. ] I in Min. }

Bemerkungen

I 2 3 4 5 6 7 8 9

IO I I I2 13 14 15 16 17 18 19 20 2I 22

47 19 33 42

4 l 47 32 57 46 38 59 3 ~

23 27 24 --

25 39 26 48 27 37 28 46 29 65 3 ~ 51

31 71

32a

b 33 a 41

b' - - 34 71 35a 45

b -- 36~ 62

39 4 ~ 41 42 43

44 45 46 47 48

2 0

3 ~ 57 22

Gruppe I. Primiire Insulinhyperglykdmle bei lebe* Chron. Arthr i t is . . . . . 95,2 Per iar thr i t i s . . . . . . . 65,5 Cystopyelit is . . . . . . . 51,8 Re ichmann . . . . . . . 11107,8 Cystopyeli t ls . . . . . . . 62,6 Adipomtas . . . . . . . . 75,7 Gelenkrheumat i smus . . . 70,8 Herzbeutel re izung . . . . 59,2 Ga l l enb l a senen t z f l ndung . . 63, 4 Keine klinischen S y m p t o m e 63,0 Keine klinischen S y m p t o m e 72,0 Secretio peric . . . . . . . 85,2 Lues cerebri . . . . . . . 8o,7 Keine klinischen Sym pt om e 55,0 Ischias . . . . . . . . . 68, I Per iar thr i t i s . . . . . . . 6o,o Magenulcus . . . . . . . 68,5 T y p h u s . . . . . . . . . i o i , 4

0,5o 0,67 1,5o

1,25 O,4I 0,38 o,53 0,53 o,42 0,43 1,15 0,56 0,46 0,46 o,43 0,60 0,45

Adiposi tas . . . . . . . . 12o,o I 0,63 Magen tumor . . . . . . . 58,5 I 0'42 Abdomina l tumor . . . . . 6o,3 1,65 Aorteninsuffizienz . . . . 57,5 0,64

Gruppe I I . Ausbleiben der Lebercirrhose . . . . . . 66,0 1,44 Lebercirrhose . . . . . . -- 3,14

Lebercirrhose (luet.) . . . 69,o o,73 Lebercirrhose (Asclt.) . . 76,4 o,67 Lebercirrhose . . . . . . 78,o 1,99 Leberclrrhose (Ascit.). . . 69,4 2,64 Lebercirrhose (Ascit.). . . 67, 5 o.87 Lebercirrhose (Ascit. ,Chyl.) 61,2 2,18

35 90 72 32 102 88 28 125 -- 53 93 77

lO6 88 90 66 79 7 ~

lO8 88 IiO 75 IiO 95

77 IOI 81 lO6

lO2 121 931111 93 I I I 92 lO7 9 ~ lO3 95 lO8 97 97

lO2 114 74 IOI 9I 99 88 95 82 97 89 lO4 97 lO6 81 90

lO 4 119 86 97 75 96 72 92 8I 93

84 63 I I I IOI IOI 86

86 65 IiO 87 lO4 97 95 85

120 102 134 811 89 75[

IO2 88 7 ~ 48

Mittlere Stei

resunde~ Menschen.

- - 3 I , I 5

-- 30,8 5 -- 22,5 I0

-- I 9 , 3 5

-- 19,3 5 - - 1 6 , 3 5

- - 1 4 , 4 5 48 13,6 IO -- 1 3 , 4 I o

-- 1 1 , 7 5

-- 36,4 5 -- 21, 9 IO -- 14,7 IO - - 1 8 , 2 5

-- 23, 5 IO - - 9 , 2 5

- - I 7 , 2 IO

- - 15, 3 IO 63 55,8 IO 41 28,o 5 - - 4 1 , 6 IO

- - 1 4 , 8 5

:erung 22,2

)rimSren Insulinhyperglykdmie bei Kranken mit Lebercirrhose.

33 3 ~

35 39 5 ~ 3 ~ 36 3 ~

93 113

84 lO4 81 89 83

136

93 86 IO2 IOI

87 87 lO8 I I I 84 7 ~ 88 91 88 81

128 124

74 54 ioo 84

66 54 lO2 92 61 61 81 77 79 74

I I I 97 Mittler,

Gruppe I l i a . Primare Insulinhyperglyki~mie bel Kranke~ Ik t . subak, gelbe Leber-

a t rophie . . . . . . . 49,9 8,64 24 115 lo l

54 43 o,o 85 74 o,o

43 39 , 3,5 81 65 6,7 61 56 3,7 74 -- 2,2 65 6,0 86 o,o

Steigernng 2,7

5 IO

5 IO 5

Ic te rus gravls . . . . . . Ic te rus gravis . . . . . . Ic te rus gravis . . . . . . Ic te rus gravis . . . . . . Lebe r tumor . . . . . . . Ik te rus-Ca . . . . . . . .

Ik terus-Ca . . . . . . . . Leber-Ca . . . . . . . . . Leber-Ca . . . . . . . . . Myeloische Leuk~imie mi t

Leberschwellung . . . . Akute gelbe Leberat rophie

42,3 43,3 56,3 57,o 73,0 64,4

61,4 61,0

58,6

75,8 70,0

8,7 0,59 I8,2 0,92 1,5I lO,5

14,o 4,74 6,7

o , 4 3

3o,9

5 ~ 50 50 50 37 32

31 30 25

38 35

88 9o

120 IO2 117 I22

115 lO 5 117

95L 258

95 77

8I

79 Io6 77 92 97

99 91

115

83L 24o/

72 63 61 47

lOl 83 63 66 5 ~ 77 74 56 74 61 52

84 77 75 89 811 72

lO2 95] 92

79 651 - 243 1232I - -

Histologisch un te r such t Histologisch untersucht .

Coma hepat icum.

Malaria po tus

32 28 32 3 ~ 34

26 ]3asedow . . . . . . . . 63,3 ] o,91 45 ]3asedow 56 ,o lo ,5o 39 ~Basedow 63,8 1o,56 52 Myx6dem 60,5 -- 51 Myx6dem 66, 7 0,59

Gruppe I I I b . Prindire Insulinhyperglykiimie bel Krat~ken mit abgeheiltem Ikterus.

Abgeheil ter Ik t e rus . . . . 53,1 0,55 27 IIQ I i1 124 i29 i I3 lO8 9 7 [ 8,4 5 i 4 [ Abgeheil ter Ik t e rus . 59,5 I ~ 3o 68 82 75 65 45 38 31 2o,5 Abgeheil ter Ik t e rus . 47,5 i ~ 23 79 97 88 68 47 41 47 22,7 Abgeheil ter Ik t e rus . 63,2 0,64 32 95 lO6 IOi -- -- -- 11,5 5 Abgeheil ter Ik t e rus . 62,3 1,4o 31 73 8o 63 54 45 35 9,5 5

Mlttlere Steigerung 14.5

Gruppe IV. P~'imdre Insulinhyperglykdmle bei Basedowkranken und Myx6demkranken.

93 93 83 81 61

92 75 99 79 89 9 ~

ioo 76 lO4 92

61 51 65 41 92 88 62 54 5 ~ 49

48 52 ] o 36 36 [ 7,5 87 74 io,8 48 -- 23,4 61 70,4

5 15

Grundumsa t z + 47,6% Grundumsa t z + 23,0% Grundumsa t z + 34,0% Grundumsa t z -- 27,0% Grundumsa t z -- 27,0%

Mittlere Steigerung 5,7

mit schwerem Ikterus. Gew. d. Leber 7oog (Gallen-

- - 2,4 5 s t auung ;haselnuBgr.Stein im Choledochus, maxim. Erweit . aller Galleng~nge)

50 o --

32 2 55 72 3,3

3 IO 14, 7 IO 9,6 5 Histol. unters . (Gallengangs-

Ca.) 7, 2 5

Io,5 Io Histologisch un te r such t 9,9 5

3,3 5 1,9 5 Ii istol . unters . (Gewicht der

Leber 19oo g)

Page 4: Die Klinische Bedeutung der Initialen Insulinhyperglykämie

18 J A N U A R 193o iO 7 K L I N I S C H E \ V O C H E N S C H R I F T . 9. J A t t R G A N G , N r . 3

Ubersichtstabelle (Fortsetzung).

Lid. Alteri Diagnose I Nr.

I I

Gew. k

kg I

I ax nae unge~ B l u t z u c k e r r a g % ! ~ Z e i t d e r

I m l u t - . /

] ZUoC/ker S~aei~genrl:

i ~ nachlnach[uachlnach nachlnachlV, . a s - Insulin-nachd'l, I 5 IO 20 in. I m. ~ I in,0 ,, q

�9 l in ~m'i

B e m e r k u n g e n

49

5 ~ 51 52 53

54

55 56

57

58

59

60

6~

6 2

27

16 68 52 43

53

62 16

14

36

15

34

52

28 I

Gruppe V. Primar Coma diabet icum . . . . 37,2 -- 50

Koma . . . . . . . . . . Korea . . . . . . . . . . Mittelschwerer D i a b e t e s . . Schwerer Diabetes . . . .

Mittelschwerer D i a b e t e s . .

Coma diabeticum . . . . Schwerer Diabetes . . . .

Prakoma . . . . . . . .

Mittelschwerer D i a b e t e s . .

Schwerer Diabetes . . . .

Schwerer Diabetes . . . .

Mittelschwerer Diabetes�9 .

Schwerer Diabetes . . . .

55,0 -- 28 - - 5 ~

6I,I 20 66,7 33

58,8 ! -- 20

- - I - - 2 0

- - I - - 2 o

40,5 -- 20

87,9 -- 20

49,0 20

73,3 37

71,6 - - 20

48,7 5 ~

Insulinhyperglyk~imie bel Diabetikern. 650 65o 641 ]628

294 276 255 255 257 253 2 9 2 251 224 1219 186

222 195 I68

452 454 457 288 312 --

37 ~ 364 348

i86 I9C i8i

31o 308 341

209 202 179

181 17(? i61

188 i2o6 204 I

639 -- -- --

222 202 177 o 2 4 0 2 2 1 2 o 0 0

232 217 -- o I57 145 -- o

143 117 lO8 0, 4

434 43 ~ -- 2,2 2 8 6 - - - - 3,6

318 3 ~ -- 4,5

173 166 -- 4,9

304 284 -- 6,o

161 154 -- 6,0

141 125 - lO,3

I97 I97 177 22,6

-- TieIstes Korea. Ha t sich selbst unregelm, mit In- sulin vorbehandel t

Ullvorbehandel t Unvorbehandel t

U n v o r b e h a n d e l t l Unsystem. vorbehand. , ge-

legentl. Insul., Ketonurie Behandel t ohne Insulin ; bei

IOO KH zuckerfrei Anural. Coma. Exi tus Unsystematisch vorbehan-

delt. Ketonurie 14 Tage vorbehandel t ; mi t

2 x i o E Vorbehandelt mi t Insul in;

mi t 20 E zuckerfrei Lange vorbehandel t ; init

7 ~ E zuckerfrei Unvorbehandel t , leichte

Acetonurie 5 Vorbehandel t mi t Insulin;

/ mit 20 E zuckerfrei io Lange vorbeh. ; mi t 2mal

2oE + IOO KH zuckerfr.

i s t das Ausb le iben der I n s u l i n h y p e r g l y k g m i e bei Basedow- k r a n k e n im g u t e n E i n k l a n g m i t n n s e r e n f r f iheren B e l u n d e n a m Tier m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t au i G l y k o g e n a r m u t de r L e b e r dieser P a t i e n t e n zurdckzuf f ih ren .

A b e r a u c h de r gegentei l ige ]3efund bei Myx6demkranken das auf fa l lend s t a r k e H e r v o r t r e t e n de r Insu l inhyperg lyk~tmie u n t e r sons t g le ichen B ed i ngungen , h a t be re i t s seine exper i - men te l l e D e u t u n g s m 6 g l i c h k e i t gefunden . KOMURO 16 zeigte a m K a n i n c h e n n a c h Sch i ldd r f i s enexs t i rpa t ion eine be sonde r s s t a r k e in i t i a le Insu l inhyperg lyk / imie . E r b r i n g t zwar diese E r s c h e i n u n g m i t d e m u n k l a r e n Begr i f f der Vago ton ie in Zu- s a m m e n h a n g . R i c h t i g e r i s t es wohl a n z u n e h m e n , d a b die Sch i ldd r f i s enexs t i rpa t ion zu e iner be sonde r s a u s g e d e h n t e n G lykogenspe i che r ung in de r I , eber I i ihr t , eine A n n a h m e , die m i t den k l in i schen E r t a h r u n g e n [ f i b e r die sehr hohe Kohle - h y d r a t t o l e r a n z de r M y x 6 d e m k r a n k e n u b e r e i n s t i m m t .

Als l e t z t e G r u p p e e rw~hne ich die Diabetiker. H i e r l iegen die Verh~tltnisse wesen t l i ch kompl iz ie r te r . Bei v o r b e h a n d e l - t e n u n d di / i te t i seh g e o r d n e t e n Z u c k e r k r a n k e n h a b e n wir die prim&'e Hyperglyki~mie m i t de r gle ichen Regelmt iBigkei t wie bei ge sunden Menschen b e o b a c h t e t . Da i t i r m 6 g e n die F/ille 5 4 - - 6 I als Beispiel d ienen. M a n e r k e n n t daraus , d a b die abso- l u t e n Z a h l e n Itir die pr im/ i re Hyperglykiimie d e n e n bei Ge- s u n d e n in den m e i s t en F/ i l len g l e i chkommen . Die V e r m e h - r u n g des B l u t z u c k e r s b e w e g t sich h ie r zwischen 9 m g u n d 22 rag, i m Mi t t e l 16,6 rag. In e inem Fa l l (Nr. 62) s chne l l t de r B l u t z u c k e r sogar u m 38 m g fiber den A u s g a n g s w e r t h inaus , P rozen t i s ch ausgedr f i ck t i s t das AusmaB der prim~iren H y p e r - glyk/ imie a l le rd ings m e i s t geringer , was a n den h 6 h e r e n A u s g a n g s w e r t e n ffir den B l u t z u c k e r liegt. F~ille, die in schwe- r e m Koma (Nr. 49, 5o, 52) e ingel iefer t wurden , lassen interes- sanl, erweise die primdre Hype~glykdmie ,vermissen. M a n geh t wohl in de r A n n a h m e n i c h t fehl, dat3 das Ausbleiben der pri- m~iren Hyperglykiimie in d iesen F~l len m i t de r G lykogen- v e r a r r n u n g de r l , ebe r be i k o m a t 6 s e n Z u c k e r k r a n k e n zusam- menh / ing t . Von den 5 in de r Tabe l le aufgef f ih r ten k o m a t 6 s e n Ft t l len h a t n u t ein e inziger Fa l l (Nr. 57) eine rn in imale n o c h i m Bere i ch de r F e h l e r g r e n z e n l iegende E r h 6 h u n g des B lu t - zuckers gezeigt, die v ie r a n d e r e n lassen die p r i m a t e H y p e r - g lyk/ imie v e r m i s s e n . . D i e genaue Ver fo lgnng de r e r s t e n P h a s e de r I n s u l i n w i r k u n g g e s t a t t e t also a u c h bei .Diabet ikern e inen

gewissen E inb l i ck in S t 6 r u n g e n de r g l y k o g e n s p e i c h e r n d e n F u n k t i o n de r Leber . W e i t e r e n Aufsch luB t iber diese kom- p l i z ie r t en Verh/ i l tn isse m u g das S t u d i u m der p r i m ~ r e n P h a s e de r I n s u l i n w l r k u n g a m p a n k r e a s e k t o m i e r t e n t g u n d e b r ingen , das ich m i t m e i n e m M i t a r b e i t e r Dr . KRAMER b e g o n n e n habe .

Die h ie r ange f f ih r t en U n t e r s u c h u n g e n h a b e n die Bedeu- t u n g de r prim~tren Insulinhyperglykdimie in zweierlei R i c h t u n g da rge t an . Die E r s e h e i n u n g i s t nacb A n s m a B u n d D a u e r v o m G1ykogenbes tande de r L e b e r abhgng ig . Sie is t bei z u r e i c h e n d e r E r n / i h r u n g u n d F e h l e n e n d o k r i n e r S t 6 r u n g e n u n t e r d e n ge- s ch i lde r t en B e d i n g u n g e n bei l e b e r g e s u n d e n M e n s c b e n m i t d e m yon uns b e n u t z t e n I n s u l i n Wel l come regelm/ ig ig auszu- 16sen. Das F e h l e n de r I n s u l i n h y p e r g l y k / i m i e bei L e b e r k r a n k e n i s t o f f enba r auf die U n f g h i g k e i t des gesch/ id ig ten Organs zu r G lykogen f ixa t i on zurf ickzuff ihren . Ob auch die G!ykogen- syn these ge s t6 r t ist, 1st d u r c h unse re Be funde n i c h t e rwiesen D e n Beweis Ifir e inen Z u s a m m e n h a n g zwischen A u s b l e i b e n de r Insu l inhyperg lyk~tmie u n d E r k r a n k u n g des L e b e r p a r e n c h y m s sehen wir v o r a l l em dar in , d a b bei s c h w e r e m I k t e r n s die / n s u l i n h y p e r g l y k / i m i e zun~tchst f eh l t u n d s ich m i t a b k l i n g e n - d e m I k t e r u s allm/~hlich wieder e inste l l t . Wi r g lauben , d a b es ge l ingen wird, m i t Hilfe des Insu l ins toBes u n d de r Beob- a c h t u n g se iner Fo lgen e inen we i t e r en E i n b l i c k in die St6- r u n g e n des K o h l e h y d r a t s t o f f w e c h s e l s de r Lebe r zu gewinnen .

Unse re n / ichs te A u f g a b e i s t d i e Pr f i fung v o n I n s u l i n a r t e n ver- s ch iedene r H e r s t e l l u n g bezfigl ich i h r e r p r im/ i t h y p e r g l y k g m i - s i e renden Wi rkung . Alle we i t e r en t h e o r e t i s c h e n E r S r t e r u n g e n mi issen i h r en A u s g a n g s p u n k t d a v o n n e h m e n , fes tzus te l len , ob ]edes i n t r a v e n 6 s app l i z i e r t e I n s u l i n bei n i i c h t e r n e n g e s u n d e n I n d i v i d u e n regelm/iBig, wie unse re b i she r igen U n t e r s u c h u n g e n m i t d e m Insu l in Wel l come e rgeben h a b e n , eine pr im/ i re H y p e r - g lyk/ imie bed ing t . Die im G a n g e be f ind l i ehen U n t e r s u c h u n g e n a n 9 ve r sch i edenen I n s u l i n e n h a b e n j e t z t schon gezeigt , d a b die a n K a n i n c h e n i n t r a v e n 6 s app l i z i e r t en S u b s t a n z e n bezfig- l ich de r p r i m g r e n H y p e r g l y k / t m i e n a c h AusmaB n n d D a u e r de r E r s c h e i n u n g d u r c h a u s n i c h t ganz g le ichar t ig wi rken . Das 1/iBt d a r a u f schlieBen, d a b die v e r s c h i e d e n e n In su l i ne des H a n d e l s v o m p h a r m a k o l o g i s c h e n S t a n d p u n k t aus gesehen b i she r n i c h t als i den t i s ch b e t r a c h t e t werden dfirfen.

L i t e r a t u r : 1 ]~ORGER U. KRAMER, Z. exper. Med. 61, 449 (1928). -- ~ ]~ORGER U. KRAMER, Z. exper. Med. 65, 487 (1929). --

Page 5: Die Klinische Bedeutung der Initialen Insulinhyperglykämie

i 0 8 I K L I N I S C H E \ V O C H E N S C t t R I F T . 9. J A H R G A N G . Nr . 3 18. JANUAR I93o

3 BURGER U. KRAMER, Klin. Wschr. 1928, Nr 16. -- sa COLLENS U. MURLIN, Proc. of the Soc. for exper. Biol. and Med. 26, 485 (1929). - - 4 BORGER LI. KRAMER, Z. exper. Med. 67, 441 (1929). -- 4~ BURG]GR U. KRAM~R, Z. exper. IVied. 69, 57 (1929). - - a EHRLICH, s. bei Frerichs, fdber den Diabetes. Berlin 1884. -- a C. v. NORD~I~, Flandbuch der Pathologic des Stoffwechsels. 2. Aufl. xx, 19. --

KOLZ, Pflflgers Arch. 13, 267 (1867). -- s BfJRG]~R U. I%RAM~R, Z. exper. Med. 65, 487 (1929). -- ~ HOPP~-S]~YLER, Z. physik. Chem. II6, 72 (1921). -- l0 M. PARKOIr J. Physiol. et Path. g6n, I5, 76 (1913) . _ ~x W. CRAMER n. KRAUS~, Proc. roy. Soc. Loud. 86, {I913). -- 1~ I. ABELIN, Klin. Wschr. 1929 , Nr 22, lOO9. -- la I. ABELIN U. J. JA~'F~, ]3iochem. Z. Io2, 39 (192o). -- 14 I. ABE- LIN, E, GOLD~;NER u. ]3. KOBORI, ]3iochern. Z. I74, 19 (1928). -- 15 ABDISRHALDEN U. W]~RTHEIMER, Sonderdruck aus: Pfli~gers Arch. 219, H. 5/6, 588 (1928). -- 1~ KOMURO, KongreBzbl. inn. Med. 53, 639 (1929).

E X P E R I M E N T E L L E G E L B F I E B E R I N F E K T I O N A M E R I K A N I S C H E R A F F E N W I E DES RHESUS

MIT K U L T U R E N DES B. HEPATO- DYSTROPHICANS*.

Von MAX H. KUCZYNSKI u n d BIANCA HOHENADEL, Berlin,

z.Z. Rio de Janeiro, u n d ED. MACCLURE, R i o de J a n e i r o .

]Die fri iher mi tge te i l t e Empf~ng l i chke i t amer ikan i scher Affen fiir Gelbf ieber f i ihr te zu sy s t ema t i s chen Versuchen, an ihnen und du rch sie die kul ture l len P rob leme anzugreifen, u m t iefer in dies schwier ige Gebie t e inzudr ingen. ]Der Ge- winnung von Kulturen des ]3. h e p a t o d y s t r o p h i c a n s s t a n d e n leider sehr ve rb re i t e t e spontanc andersartige Erkranlcunge~t in h o h e m MaBe im Wege.

Sie beruhen zu einern wesentlichen Teile auf fast allgernein verbreiteten Wurmin]ektionen (Faden- und Bandwt~rmer, Gordiiden) des Darmes und oft a11ch des Peritonealraurnes, woraus sich Enteritiden, Geschwftrsbildungen, nicht selten auch akute Darrn- invagination rnit IProfusen Blutungen ergeben. Diese Ver~nderungen bewirken eine bakterielle Infektlon des K6rperinnern mit Darm- keimen und verhindern dann unsere kulturelle Arbeit. So verliefen unsere Kulturversuehe beim Saimiri ganz negativ, wahrend wir aus unseren Saguin einige wenige Kulturen des B. hepatodystrophicans zu gewinnen vermochten. Beirn Saimiri fiihrt die Wurrninfektion in bekannter Weise auch zuwellen zu rnehr chronischet~ pfitpylorischen Geschwiirsbildungen. Eine Verwechselung rnit Gelbflebererosionen akuten Charakters wird aber fi~r den anatomisch Erfahrenen nicht in Frage komrnen. Nur die akuten Erosionen oder die akute loaren - chymat6se Blutung durch Gelbfieber fflhrt zu der zwar nicht un- erl~iBlich typischen, wohl aber h~ufigen und dann sehr bezeichnen- den ,,schwarzen Suppe" im Magen des Oelbfieberkranken. Die Gefahr der erwahnten Mischiniektion vom Darrne aus ist beim Rhesus eine sehr viel geringere und insbesondere dadurch leicht zu vermeiden, dab man gerade die kulturelle Untersuchung auf der H6he des Fiebers, dem an sich gi~nstigsten Zeitpunkte, vor v611igern Versagen der Leberleistung, vornimmt. Nur ausgedehnte Ge- schwfirsbildungen des agonalen Krankheitsabschnittes fiihren auch hier zu Mischinfektionen, die sich binnen weniger Stunden an den rneisten oder an allen angelegten Kulturrbhrchen offenbaren (Gasbildung durch Golf usw.). Bei arnerikanischen Allen verbindet sich nicht selten mit Magenveranderungen ein krankhafter Zustand des Darmes. sei es infolge des Gelbfiebers selbst, sei es durch die erw~hnten Wurminfekte hervorgebracht. Diese Wurmkrankheit entwickelt sich aus einer im freien Zustande leidlich ertr~glichen Wurmin]ektion allem Anscheine nach durch die Urnstellung der ErnAhrung in der Gefangenschaft, wozu auch noch die stets un- hygienischen Bedingungen des Lebens in KMlgen fflr freie Baum- bewohner hinzukomrnen. So wird sehr schnell ein vorher hestehen- des wirt-parasitgres Gleichgewicht aufgehoben. Aus diesem Grunde weigern sich H~indler sogar innerhalb Brasiliens vielfach und rnit Recht, Saimiri zu verfrachten, and aus eben diesem Grunde rnuBte auch die kugturdle Injektion rnit Kulturen des B. hepatodystrophi- cans wesentlich am Saguin (Callithrix) durchgeffihrt werden.

Urn uns hinreichende Erfahrungen fiber den Saguin zu sichern, t6teten wir eine Reihe normaler und sezierten sie, wie auch die spontan verstorbenen Tiere. Wir brachten verschiedene Virus (Gelbfieber sell,) anf diese Tiere und fanden ein einheitliches Ver-

* Die epidemiologlsehe Bedeutung, die mSgliehenfalls brasilianischen Affen zu- kommt und auf die grunds~itzlich u. a. "ANDREW BALFOR (Lancet 1914, II75) hingewiesen hat, soll den Gegenstand einer spateren Untersuehung bilden.

halten. Wir infizierten Mticken am Saguln und machten urngekehrt Saguin (wie Sairniri) durch Mfickenstich gelhfieberkrank. Diese Versuche haben uns eine Reihe ffir den Experirnentator wichtiger Erfahrungen vermittelt . Der Krankheitsverlauf ist nicht kurven- m~Big typisch festzulegen. Inkubation wie Krankheitsdauer und Ausgang schwanken. Nach Mt~ckenstich sahen wir Iang hingezogene fieberhafte Infekte init stark ausgepri~gtem autoptischem Befunde, w~hreud das Herzblut schon 36--48 Stunden nach dem Saugakt der Mt~cken bei hohern Fieber infekti6s befunden worden war. Bei mehrfachen Blutentnahrnen eines und desselben infizierten und fiebernden Versuchstieres stellten wir durch Irnpfung ernpf~ng- licher Allen verschiedener Art mehrfach eine gewisse Unregelrniiflig- keit des Erfolges Iest, wie sie beirn Rhesus sehr selteu, dagegen beirn Menschen ziernlick h~ufig zu sein scheint. Das Virus kreist also selbst wAhrend des Fiebers und hei ganz einwandfreien und t6dlicb endenden Oelbfiebererkrankungen nicht stetig und regelrn~Big im Blute ! Weiterhin gibt es sowohl beirn Saimiri als auch beim Saguin nichtt6dliche Infekte und vorziiglich dann, wenn nicht zu massive Virusiibertragungen zur Anwendung gelangten, immerhin aber ist dies ein nur gelegentlich beobachtetes, absolut wie relativ sehr seltenes Ereignis. Niernals abet bot sich uns ein anatomischer oder histologischer Gelhfieberbelund ohne eine Gelbfiebertiber- tragung dar; selbst ]~hnliches wurde nlcht beobachtet. Die Tiere wurden derart gehalten, dab init Virus infizierte und kulturellen Studien dienende Tiere kafigweise streng getrennt gehalten wur- den. Spontane TodesfMle kamen stets zur Beobachtnng und liefer- ten niernals Gelbfieberbefunde. IZontaktrnfektionen wurden nicht geseheu. Auch beim Saguin ist der Tod an Gelbfieber im Gegen- satz zu anderen Todesursachen ein oft fiberrasehend schneller. Bei langerem Kraukheitsvertauf erscheinen die Tiere auch wirkhch krank. Sie schreien oft kl~glieh. Sie sind zuweilen sehr heiser und ihr Gesicht verfi~llt sichtlich. Dann lassen sich solche Tiere bald leicht ergreifen, ohne den gewohnten energischen Widerstand zu leisten, den gesunde Saguin nie vermissen lassen.

I n s g e s a m t d ien ten diesen U n t e r s u c h u n g e n im eigent l ichen Sinne (ohne Kon t ro l l en gerechnet) 68 Saguin*.

Die geringe 1K6rpermasse der in B e t r a c h t k o m m e n d e n amer ikan i schen Affen e r l aub t uns, verl lMtnism~Big sehr grof~e K u l t u r m e n g e n einzuver le iben. Es sche in t aber keinen Vortei l zu bieten, mi t der Impfdos i s allzu hoch zu gehen. W e n n wi t ohne aku te Sch~digung des Tieres 1--3,5 ccm gut be- wachsener K u l t u r en e inver le ib t haben, so is t diese Menge i m m e r h i n sehr groB im Verh~l tn is zu denjenigen, mi t denen wir Rhesusa f fen ge impf t a n d erfolgreich inf izier t haben, da die e n t s p r e e h e n d e n Oewichtsverh~l tn isse sich in der Gr6Ben- o rd n u n g yon I : io his I : 15 bewegen.

Wir h.aben aus einer b e s t i m m t e n Erw~gung heraus zur In fek t ion Mischlculturtn bevorzugt . Infolge einer Pilzinfek- l ion r issen uns w~ihrend unserer Ubers ied lung nach Sfid- amer ika die vielfach geprf i f ten und s te t s bew~hr t en StXmme 312 und 82 ab. Schon in der e r s t en Zeit unserer Ber l iner Ver- suehs t~ t igke i t erwiesen sieh gewisse St~Lmme bei sons t t y p i s c h e m Verha l t en als verh~Lltnism~tBig seh lech t b rauchba r ffir In fek t ion und i m m u n i s i e r u n g (z. B. der Sta ture lO31 Berlin). Ahnl iche E r f a h r u n g e n h a b e n wir mi t e inigen K u l t u r en verseh iedener H e r k u n f t gemacht . ]Die Virulenz, d. h. die F~higkei t der R e a d a p t a t i o n der K u l t u r k e i m e an das In fek t ionsverh~l tn i s , is t also n ich t bei alien S t ~mmen gleich. Ansehen kann m a n diese E ignung einern S t a m m e auf keine Weise. Gezwungen, mi t u n b e k a n n t e n K u l t u r e n zu arbei ten , gew~hren uns Miseh- ku l tu ren die M6glichkeit , einer sehr u n a n g e n e h m e n ZufMlig- kei t zu en tgehen und sogar die W i r k s a m k e i t po ten t ie l l s t a rke r v i ru len te r S t~mme d u t c h wenig oder n ich t v i ru len te Be imischungen zu steigern, i n d e m diese die K 6 r p e r k r a f t e binden. Es ble ibt na t~r l ich das Ziel solcher Arbei t , ffir unsere Zwecke m6gl ichs t v i ru len te und d a m i t geeignete Ku l tu r en aus - zusondern , urn sie nach Bedar f re in zur A n w e n d u n g zu br ingen.

Wir h a b e n ~4 Saguin mi t Mischkul tu ren infiziert , je 7 mi t Berl iner und je 7 mi t Riokul tu ren . Die e rs ten waren 6 bis io Monate in K u l t u r gehal ten, die R ioku l tu ren dagegen e twa 2 Monate (nicht weniger!) . Hierzu ist zu bemerken , dab wir diese K u l t u r e n zumeis t in sehr groBen A b s t ~ n d e n we i t e rge impf t h a b e n a n d sie s te t s bei B ru t s eh rank - oder w a rmer Z i m m e r t e m p e r a t u r (nie im IKfihlraum) v e r w a h r t e n

* Wit verdanken auch diese Versuchstiere dem Entgegenkommen des Herrn GUIL- HERME GUINLE sowie des Instituto OSWALDO CRUZ, das uns mannigfach unterstutzte.