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Die Liebe zieht – hin zu IHM Kontemplative Bildwerke der Münsteranerin Hilde Schürk-Frisch St. Mariä Himmelfahrt – Borghorst

Die Liebe zieht – hin zu · PDF fileDie Jakobsleiter (Totenkapelle, 1961) In die Jakobsleiter ist der Ort für das Totenbuch mit eingearbeitet – unten, zwischen den ersten Sprossen

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Die Liebe zieht – hin zu IHM

Kontemplative Bildwerke der Münsteranerin Hilde Schürk-Frisch

St. Mariä Himmelfahrt – Borghorst

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Die Jakobsleiter (Totenkapelle, 1961)

In die Jakobsleiter ist der Ort für das Totenbuch mit eingearbeitet – unten,

zwischen den ersten Sprossen. Auf der Jakobsleiter dargestellt sind fünf

Engel. Der unterste Engel trägt eine Kerze, die stets angezündet wird,

wenn ein Mensch aus der Pfarrgemeinde gestorben ist: Er ist auf dem

Weg zu Gott.

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Jakob, der Sohn Isaaks,

Vater der zwölf Stämme Israels,

hatte einen Traum:

Er sah eine Leiter,

auf der die Engel Gottes auf- und niederstiegen.

Und Gott redete mit ihm (vgl. Gen 28,12).

Jesus, der Sohn Gottes,

brauchte nicht zu träumen:

Er war die Leiter – und Gott redete durch ihn:

„Ihr werdet den Himmel geöffnet

und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen

über dem Menschensohn.“ (Joh 1,51).

Wovon Jakob nur träumen konnte,

das wurde durch Christus wahr:

Die Verbindung steht – der Weg ist frei.

Niemand ist namenlos,

der seinen Namen trägt:

geschrieben im Buch des Lebens.

~ ~ ~ ~ ~

„Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder“ (Genesis 28,12). „Und Jesus sprach zu ihm: Amen, Amen, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn“ (Joh 1,51).

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Taufsteindeckel und Wasserkessel (1962)

„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Sind wir

nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“ (Röm 6,3.8; vgl. Röm 6,3-11; Lk 5,1-11; Ex 15,20-21).

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Durch die Taufe begraben mit Christus – überflutet unsere Sünden, getötet unser Tod. Durch die Taufe auferstanden mit Christus – schon jetzt erlöst, befreit zum neuen Leben. Christus zieht uns aus dem Wasser – Er, der Menschenfischer, der nicht gefangen nimmt, sondern zum Leben ruft. Wir, seine Erlösten, tanzen mit Mirjam, aus den Fluten kommend, zum Halleluja Gottes.

~ ~ ~ ~ ~ Der Taufsteindeckel, 1962 für die Taufkapelle geschaffen, zeigt ein

Fischernetz und die weisende Hand Christi. Die strahlenförmig

aufeinander zulaufenden Maschen des Netzes sammeln sich am Rande

des Deckels in der Hand Christi, die an ihrem Wundmal zu erkennen ist.

Nach Lk 5 beruft Jesus seine Jünger nicht, Menschen gefangen zu

nehmen wie Fische, sondern sie zum Leben zu erwecken wie erlöste

Christen.

Die Vorderseite des Weihwasserkessels (theologisch besser: des

Taufwasserkessels) ist ähnlich gestaltet wie das Wandrelief: Man sieht

zum Himmel empor gehaltene Hände. Auf der Rückseite befindet sich ein

Vers aus Psalm 51: „Asperges me et mundabor!“

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Auferstehung (1966)

Als Gruppe mit vierzehn flächenartig angeordneten Gestalten beherrscht

das Relief die Stirnwand. Durch eine unterschiedliche Patinierung der

Bronze und die Zuordnung der kleinen und großen Gestalten wird eine

Bewegtheit der Gruppe erreicht, die mit zum Himmel erhobenen Händen

zu schweben scheint; ihre Richtung geht nach oben. Deutlich hebt sich

die Gestalt Christi von den übrigen ab. Durch den Abstand von der Wand

ergibt sich bei strahlendem Sonnenlicht infolge der Schattenwirkung eine

Verdoppelung der Figuren.

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Jesus Christus lebt – und wird an seinen Wunden erkannt. Seine durchbohrten Hände breitet er zum Segen aus; mit seinen durchbohrten Füßen geht er voran zum Vater; seine geöffnete Seite zeigt uns seine Liebe. Ihm folgen vierzehn Erlöste, große und kleine, nahe und weite. Sieben heißt Vollkommenheit, göttlich drei plus weltlich vier; und wo es die gleich zweimal gibt, da ist die Fülle des Lebens. Jesus Christus lebt – er ist gestorben und auferstanden. Er, der am Kreuz erhöhte Herr, bringt seiner Gemeinde das Heil: „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen“ (Joh 12,32). Jesus Christus lebt – er ist der Herr seiner Gemeinde, die ihm nachfolgt, ihn feiert, die ihn liebt und ewig lebt. Die Liebe zieht – hin zu ihm. Alle!

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Muttergottes (Schwarze Madonna, Mooreiche, 1954)

„Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter“(Lk 1,46b-47).

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Schwarze Madonna – auf ihrem Schoß thront Jesus: zwar noch ein Kind, doch bereits der Christus, Meister, Messias und Erlöser.

Schwarze Madonna – wer sich in sie hinein versetzt, wird Christ: empfänglich sein für Jesus, ihn im Herzen tragen und zur Welt bringen, seinen Lebensweg, Wort und Werk begleiten, unter dem Kreuz ertragen und mittragen, mit den Jüngern auf den Geist warten, Kirche sein: durch ihn und mit ihm und in ihm.

Schwarze Madonna – wahre Fruchtbarkeit bringt Christus hervor: Die Mutter weist auf den Sohn, der Sohn zeigt die Mutter. Wir zeigen ihn der Welt und lassen sein Wort – zu Wort kommen.

~ ~ ~ ~ ~

In mütterlichem Stolz thront Maria, den Sohn auf dem Schoße, in

repräsentativer Haltung; sie strahlt dabei Ruhe und Fröhlichkeit aus.

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Schmerzensmann (1963)

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„Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut... Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen“ (Jes 53,3-4). „Jesus trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch“ (Joh 19,5).

Der Schmerzensmann –

wie Jesaja ihn prophezeit, wie er vor Pilatus steht,

mit Dornenkrone und Spottzepter – er allein hat alles in sich aufgenommen,

was Menschen niederdrückt:

zuallererst die Sünde, die uns trennt von Gott,

dann alles Leid der Welt.

Doch sein Blick – traurig nach dem Augenschein,

in sich versunken beim Betrachten – sein Blick ist zuversichtlich fest: Denn Jesus kennt seinen Weg, seine Sendung, seinen Vater.

„O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin“ (Exsultet).

~ ~ ~ ~ ~

Sein Antlitz zeigt noch die Spuren des durchlittenen Schmerzes. Die

ausgeprägte Augenpartie, die lange Nase, der schmale Mund, vor allem

aber die Augen deuten schon auf die Verklärung des überwundenen

Schmerzes hin: Verklärt ist alles Leid der Welt!

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Osterleuchter (1962)

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„Lumen Christi!“ –

Inmitten dunkler Nächte

leuchtet für die Christen

das Licht des Morgens.

„Alleluja!“ –

Inmitten aller Tode

singt die erlöste Gemeinde

das Lied vom Leben.

„Amen!“ –

Inmitten dieser Welt

kommt aus Gottes Himmel

die neue Stadt.

~ ~ ~ ~ ~

Auf dem Osterleuchter sieht man die Erlösten: Menschen des

himmlischen Jerusalem. Oben steht der Jubelruf: ALLELUJA.

Unten liest man: ALLELUJA – AMEN. AMEN. ALLELUJA –

ALLELUJA.

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Ambo (1966)

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Wer mit Christus lebt,

muss ihm auch folgen.

Er nimmt ihn an.

Wer auf Christus hört,

will ihn verkünden.

Er spricht sein Wort.

Wer mit Christus isst,

kann ihn empfangen.

Er teilt sich aus.

Wer in Christus ist,

kann nicht stillstehen.

Er will ihn senden.

Wer für Christus geht,

ist nie mehr allein.

Er führt zusammen.

Wer wie Christus liebt,

wird mit ihm leiden.

Er gibt sich hin.

Wer bei Christus lebt,

wird mit ihm herrschen.

Er macht ihn ewig.

~ ~ ~ ~ ~

Die durchbohrte Hand Christi sendet seine Apostel und uns alle hinaus, um an jedem Ort in der Welt seine Frohbotschaft in Wort und Tat zu verkünden. Jesus sagt: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,18-20).

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Kelch (1975)

Als die Stunde gekommen war, begab sich Jesus mit den Aposteln zu Tisch... Nach dem Mahl nahm Jesus den Kelch und sagte:

„Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird“ (Lk 22,14.20).

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Himmel und Erde sind verbunden – sichtbar. Der Himmel kommt auf die Erde!

„Du, Herr, schenkst uns den Wein, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit.

Wir bringen diesen Kelch vor Dein Angesicht, damit er uns der Kelch des Heiles werde.“

Wir werden gewandelt – verwandelt – hinein genommen – in Seine Liebe. Seine Liebe stiftet Gemeinschaft – mit Gott und untereinander. Menschwerdung Jesu geschieht durch Ihn in uns, durch uns in der Welt. Der Himmel kommt auf die Erde!

„Gepriesen bist Du in Ewigkeit, Herr, unser Gott!“

~ ~ ~ ~ ~

Angefertigt wurde dieser Kelch 1975 von der Künstlerin als

Primizgeschenk für Pfarrer Heinrich Wernsmann.

Dieser Kelch symbolisiert Himmel und Erde. Das Verbindungsstück

aus Bergkristall will zeigen, dass Jesus Christus durch die Einsetzung

der Eucharistie Himmel und Erde miteinander verbindet.

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Kreuz

Jesus rief das Volk und seine Jünger zu sich und sagte: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz

auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34).

Dieses Kreuz schuf die Künstlerin als Altarkreuz zusammen mit zwei

Kerzenleuchtern.

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Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen. Das Heil der Menschen. Das Heil der Welt.

Im Kreuz Heil sehen?

Heilung durch das Kreuz erfahren? Kreuz und Tod, Zeichen des Lebens?

Das Kreuz – hart und kantig! Das Kreuz – Zeichen durchkreuzter Lebenswege! Das Kreuz – Tor und Quelle zum Leben!

Jesus, du trägst Dein Kreuz. Du trägst auch unser Kreuz. Du gehst mit uns – jeden Weg, auch den Weg des Leidens.

Jesus, in Deiner Nähe und durch Deine Liebe verwandelt sich das Dunkel in Licht.

Jesus, Dein Kreuz – aufgerichtet an zahlreichen Orten – wird uns zum Zeichen der Hoffnung und des Lebens.

Jesus, für mich hast Du Dein Leben verschenkt. So lass es mich sagen: Für Dich will ich leben!

Seht das Kreuz, an dem der Herr gehangen. Das Heil der Menschen. Das Heil der Welt.

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Texte: Pfarrer Stefan Jürgens Pfarrer Heinrich Wernsmann

Fotos: Eugen Oskamp, Norbert Königs

Layout: Monika Badde, Norbert Königs