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Das interkantonale Luftmessnetz Die Luftqualität in der Zentralschweiz und im Kanton Aargau Jahresbericht 2009 www.in-luft.ch

Die Luftqualität in der Zentralschweiz und im Kanton … · Holz- oder Rindenbriketts. Diese verursachen bei vergleich-barer Heizleistung eine geringere Geruchsbelastung und weniger

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Page 1: Die Luftqualität in der Zentralschweiz und im Kanton … · Holz- oder Rindenbriketts. Diese verursachen bei vergleich-barer Heizleistung eine geringere Geruchsbelastung und weniger

Das interkantonale Luftmessnetz

Die Luftqualität in der Zentralschweizund im Kanton Aargau

Jahresbericht 2009

www.in-luft.ch

Page 2: Die Luftqualität in der Zentralschweiz und im Kanton … · Holz- oder Rindenbriketts. Diese verursachen bei vergleich-barer Heizleistung eine geringere Geruchsbelastung und weniger

Editorial

Saubere Luft – das Ziel der Zentralschweizer Umweltdirektionen

Das interkantonale Luftmessnetz «in-LUFT», das gemeinsamvon den sechs Zentralschweizer Kantonen und dem KantonAargau betrieben wird, liefert wichtige Daten zur Luftqualität.Obwohl sich der Zustand der Luft in den 90er-Jahren deutlichverbessert hat, verharrt die Luftbelastung seit mehreren Jahrenauf demselben Niveau. Im Jahr 2009 wurde der Jahresmittel-wert für Feinstaub (PM 10) und für Stickstoffdioxid immer nochan jeder zweiten Zentralschweizer Messstelle überschritten.Beim Ozon registrierten sogar sämtliche neun Messstationen imSommer zu hohe Schadstoffbelastungen.

Die Zentralschweizer Kantone haben ein breit abgestütztes ge-meinsames Massnahmenpaket beschlossen, um das gesetzlichverankerte Ziel einer sauberen Luft zu erreichen. Mit der Einfüh-rung der Holzfeuerungskontrolle, dem Verbot der Mottfeuer, derAusrüstung von Maschinen und Geräten mit Partikelfiltern undeiner Reihe weiterer Massnahmen wollen wir die Luftschad-stoffemissionen weiter senken und einen Beitrag zum Klima-schutz leisten. Dafür setzen wir uns ein.

Das diesjährige Schwerpunktthema des in-LUFT-Flyers widmetsich der lufthygienischen Thematik von Holzfeuerungen. Holz istein bedeutender erneuerbarer Brennstoff – klimaneutral, nach-wachsend und lokal verfügbar. Allerdings stossen falsch betrie-bene, schlecht gewartete und alte Holzfeuerungen erheblicheMengen an Luftschadstoffen aus (z. B. Feinstaub). Durch miss-bräuchlichen Einsatz von verbotenen Brennstoffen wie bei-spielsweise Harassen, Paletten oder Abfall, entstehen zusätzlichproblematische Schadstoffe wie z. B. Dioxine. Diese Stoffe ge-fährden Mensch und Umwelt und bringen die Holzfeuerungenunnötigerweise in Verruf.

Moderne, richtig betriebene Holzfeuerungen minimieren im Ver-gleich zu alten Anlagen den Feinstaubausstoss wesentlich.Wenn Sie eine neue Holzheizung kaufen, achten Sie auf dasQualitätssiegel von Holzenergie Schweiz. Es bietet Ihnen die Ge-währ, dass Ihre Holzfeuerung punkto Abgasqualität und Wir-kungsgrad dem neuesten Stand der Technik entspricht.

Heinz TännlerRegierungsrat/BaudirektorKanton Zug,Präsident ZentralschweizerUmweltdirektionen ZUDK

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Ozon (O3)

Die MessresultateObwohl der Sommer 2009 sehr sonnig war und als einer der bis-lang wärmsten in die Geschichte eingehen wird, kam es zu kei-nen Extrembelastungen mit Ozon. Da die Witterungsverhältnissewechselhaft waren und es immer wieder kurze Regenperiodengab, konnte sich keine ausgeprägte Sommersmoglage bilden.Insgesamt bewegten sich die Ozonbelastungen auf einem mitden Vorjahren vergleichbaren Niveau. Der Stundenmittel-Grenz-wert von 120 µg/m3 wurde an allen Messstationen überschritten.Die höchsten Ozonkonzentrationen wurden während den Schön-wetterperioden im April und August gemessen. Spitzenbelastun-gen von mehr als 180 µg/m3 wurden vereinzelt erreicht. Der Stun-denmittel-Grenzwert wurde am häufigsten in ländlichen Regionenoberhalb 1000 m ü.M. überschritten. Geringere Ozonwerte wie-sen die städtischen Regionen auf. Diese Messergebnisse bestä-tigen die scheinbar paradoxe Situation, dass in den städtischenBallungsräumen, wo am meisten Stickoxid in die Luft ausgestos-sen wird, die niedrigsten Ozonwerte gemessen werden, die länd-lichen Regionen hingegen oft unter einer hohen Ozonbelastungleiden.

Der SchadstoffEs ist so eine Sache mit dem Ozon. Als Ozonschicht schützt esuns in der Stratosphäre vor der UV-Strahlung der Sonne. TrittOzon jedoch in höherer Konzentration in den bodennahen Luft-schichten auf, ist es für alle Lebewesen schädlich. BodennahesOzon entsteht bei intensiver Sonneneinstrahlung, wenn Stick-stoffdioxid (in Autoabgasen enthalten) und flüchtige organischeVerbindungen (in Lösemitteln enthalten) umgewandelt werden.Hohe Ozonkonzentrationen verursachen bei empfindlichen Per-sonen Husten, Kopfschmerzen und Atembeschwerden.

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Maximaler Stunden mittelwert (µg/m3), Grenzwert = 120 µg/m3

AOT 40 in ppm*h (Wald), Kritischer Schwellenwert des AOT 40 = 10 ppm*h

Anzahl Tage, an denen der Stundenmittelgrenzwert von 120 µg/m3 überschritten wurde

Eine hohe Sonneneinstrah-lung und warme Tempe -r aturen fördern die Bildungvon Ozon.

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Die MessresultateDie Feinstaubbelastung hat im Vergleich zum Vorjahr leicht zu-genommen. An sieben Messstationen von «in-LUFT» wurde derGrenzwert für den Jahresmittelwert (20 µg/m3) überschritten.Bei den restlichen vier Messstationen lagen die Jahresmittel-werte knapp unter dem Grenzwert. Der Grenzwert für den Ta-gesmittelwert (50 µg/m3) wurde fast an allen Stationen während7 bis 18 Tagen überschritten. Gemäss der Luftreinhalte-Verord-nung dürfte dieser Grenzwert jedoch nur einmal pro Jahr über-schritten werden. Hohe Feinstaubbelastungen traten in den Mo-naten Januar und Februar auf. Stabile Wetterlagen mit geringemLuftaustausch (Inversionslage) und wenig Niederschlag führtenzu einem deutlichen Anstieg der Feinstaubwerte. Erwartungs-gemäss wurden dabei die höchsten Konzentrationen an starkbefahrenen Strassen und in städtischen Ballungsräumen ge-messen. Regionen über 1000 m ü.M., welche meistens ober-halb der Inversionsgrenze liegen, wiesen eine deutlich niedrige-re Feinstaubelastung auf. Dort wurden keine Grenzwerteüberschritten.

Der SchadstoffAls Feinstaub (PM10) werden kleinste Staubteilchen mit einemDurchmesser von weniger als 10 µm (0,01 mm) bezeichnet. Fein- staub wird bei Verbrennungsprozessen freigesetzt, oder unterder Einwirkung von Sonnenlicht, ähnlich wie Ozon, zum gros-sen Teil aus Stickoxiden, flüchtigen organischen Substanzenund Ammoniak gebildet. Bei erhöhten Feinstaubkonzentratio-nen nehmen Spitaleinweisungen von älteren Menschen wegenHerz-Kreislauf-Beschwerden zu. Besonders wichtig ist es, denAnteil des krebserregenden Dieselrusses im Fein staub zu ver-mindern.

Feinstaub (PM10)

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Jahresmittelwert (µg /m3), Grenzwert = 20 µg /m3

Max. Tagesmittelwert (µg /m3), Grenzwert = 50 µg /m3

Anzahl Tage mit Tages mittel werten über 50 µg /m3 (zu lässig ist 1 Tag pro Jahr)

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Winterliche Inversionslagen,häufig verbunden mit einerNebeldecke, halten dieSchadstoffe in der boden-nahen Luftschicht zurück.

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Stickstoffdioxid (NO2)

Die MessresultateDie höchsten Stickstoffdioxid-Belastungen wurden entlang derHauptverkehrsachsen und in den städtischen Ballungsräumenfestgestellt. Der Jahresmittelgrenzwert von 30 µg/m3 wurde hierknapp überschritten. In drei von acht Messstationen dieser Re-gionen wurde der Tagesmittelgrenzwert von 80 µg/m3 über-schritten. Im Durchschnitt lagen die Werte jedoch knapp unterdem Tagesmittelgrenzwert. Abseits der stark befahrenen Stras-sen und in den ländlichen Gebieten lagen die Stickstoffdioxid-Konzentrationen unterhalb der Grenzwerte. Wie beim Feinstaubtraten die höchsten Belastungen zu Jahresbeginn während win-terlichen Wetterverhältnissen und bei Inversionslage auf. Im Ver-gleich zum Vorjahr ist bei den Maximalwerten eine Zunahme zuverzeichnen. Insgesamt sind vor allem in den städtischen Ge-bieten die Stickstoffdioxid-Werte zu hoch.

Der SchadstoffDie wichtigsten Quellen für Stickoxide, zu denen Stickstoffdio-xid gehört, sind der Verkehr und der Einsatz von Maschinen inIndustrie, Gewerbe und Landwirtschaft, ebenso Öl-, Gas- undHolzheizungen sowie industrielle Feuerungen. Der zunehmendeSchwerverkehr und der grosse Anteil an Diesel-Personenwagenhalten die Emissionen dieses Gases konstant hoch. Stickstoff-dioxid reizt die Atemorgane und kann bei langer Einwirkung zuAtemwegserkrankungen führen.

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Jahresmittelwert (µg/m3), Grenzwert = 30 µg /m3

Max. Tagesmittelwert (µg/m3), Grenzwert = 80 µg /m3

Anzahl Tage mit Tages mittel werten über 80 µg /m3 (zu lässig ist 1 Tag pro Jahr)

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Der motorisierte Verkehr istdie Hauptquelle von Stick-stoffdioxid.

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Holzfeuerungen sind im Winter eine massgeblicheQuelle für Feinstaub. Wie Untersuchungen des Paul-Scherrer-Instituts zeigen, ist der Feinstaubanteil inder Luft, der von Holzöfen, Cheminées usw. stammt,höher als vermutet. Soll man nun trotzdem mit Holzheizen?

Holz erfreut sich als Energieträger immer grösserer Beliebtheitund dies aus gutem Grund. Zum einen ist Holz gerade in wald -reichen Kantonen in mehr als ausreichender Menge lokal vor-handen und wächst immer wieder nach, zum anderen ist Holzein weitgehend CO2-neutraler Brennstoff. Ein Baum bindet beimWachsen gleich viel CO2, wie bei seiner Verbrennung wieder freiwird, so dass Heizen mit Holz auch zum Klimaschutz beiträgt.Wie man jedoch mittlerweile weiss, sind Holzfeuerungen imWinter eine massgebliche Quelle für Feinstaub, insbesonderewenn sie nicht dem Stand der Technik entsprechen. Feinstaub(PM10) ist ein Luftschadstoff, dessen gesundheitliche Wirkungals so schädlich beurteilt wird wie jene von Dieselruss.

Korrekte Verbrennung des HolzesHeizen mit Holz ist weiterhin sinnvoll. Voraussetzung ist aller-dings eine korrekte Verbrennung des Holzes in einer möglichstmodernen Anlage.

Folgende Regeln sind zu beachten:– Trockenes stückiges Holz aus dem Wald (z. B. Scheiter,

Äste) oder naturbelassene Holzreste aus Sägereien verbrennen.

– Weder Abfall noch Altholz verbrennen. Beides führt zu einemhohen Ausstoss von Schwermetallen und Dioxinen.

– Anstelle von Kohlebriketts empfehlen wir den Einsatz vonHolz- oder Rindenbriketts. Diese verursachen bei vergleich-barer Heizleistung eine geringere Geruchsbelastung und weniger Asche.

– Den Feuerraum nicht übermässig füllen und auf eine stetigheisse Flamme achten.

– Eine emissionsarme Anfeuermethode anwenden.

Heizen mit Holz trotz Feinstaub?– Ja, aber richtig!

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Vorbereitung der Feuerstelle:Je nach Platzverhältnissenschichten Sie das Brennholzin der Feuerstelle als Kreuz-beige oder ungekreuzt.

Was benötigen Sie zum Anfeuern?

Vier trockene Tannenholz-scheite mit einem Quer-schnitt von ca. 3x3 cm undeiner Länge von rund 20 cmsowie eine Anzündhilfe (z. B.wachsgetränkte Holzwolle)

Wo platzieren Sie die Anfeuerungshilfen?

Legen Sie die vier Tannen-holzscheide zusammen mitder Anzündhilfe wie auf demBild abgebildet auf denBrennholzstapel. Ein Streich-holz genügt, um das Feuerzu entfachen.

Richtige Wahl der HolzfeuerungDer Anlagebestand von Holzfeuerungen in der Schweiz ist über-altert. Viele dieser Anlagen haben einen tiefen Wirkungsgradund einen unnötig hohen Schadstoffausstoss. Ausserdem müs-sen ältere Anlagen meist von Hand bedient werden – eine Kunst,die nicht jedermann beherrscht. Die häufigsten Fehler sindfeuchtes oder ungeeignetes Holz, eine falsche Luftzufuhr undfalsche Bedienung (Anfeuern). Moderne Holzfeuerungen schnei-den bezüglich der Feinstaubemissionen wesentlich besser abals die meisten der heute installierten Anlagen. Die besten Emis-sionswerte werden von automatisch beschickten Pelletsfeue-rungen erreicht. Das Qualitätssiegel von Holzenergie Schweizzeichnet Anlagen aus, die gemäss EN-Normen geprüft wurden.

Wie anfeuern?

Anzündhilfe Anzündhilfe

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Eine Publikation der ZUDK (Zentralschweizer Umwelt schutz -direktionen), in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau

Kontaktstellen

Uri Amt für Umweltschutz, Klausenstrasse 4, 6460 AltdorfTelefon 041 875 24 39, [email protected]: Alexander Imhof

Schwyz Amt für Umweltschutz, Postfach 2162, 6431 SchwyzTelefon 041 819 20 35, [email protected] Ansprechperson: Rainer Jakoby

Nidwalden Amt für Umwelt, Engelbergerstrasse 34, 6371 StansTelefon 041 618 75 04, [email protected] Ansprechperson: Hansrudolf Leu

Obwalden Amt für Landwirtschaft und Umwelt, Postfach 1661, 6061 SarnenTelefon 041 666 63 27, [email protected]: Marco Dusi

Luzern Umwelt und Energie (uwe), Postfach 3439, 6002 LuzernTelefon 041 228 60 60, [email protected]: Urs Zihlmann

Zug Amt für Umweltschutz, Postfach, 6301 ZugTelefon 041 728 53 70, [email protected] Ansprechperson: Gabriele Llopart

Aargau Abteilung für Umwelt, Buchenhof, 5001 AarauTelefon 062 835 33 60, [email protected]: Markus Schenk

Messnetzüberblick (7 Kantone)

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Ausserorts an stark befahrenen Strassen

Innerorts an stark befahrenen Strassen

Städte mit über 50 000 Einwohnern

Ortschaften mit 5000 bis 10 000 Einwohnern

Ortschaften mit 500 bis 5000 Einwohnern

Ländliche Gebiete unter 1000 m ü. M.

Nicht-Siedlungsgebiete über 1000 m ü. M.

Messstationen «in-LUFT»

Messstationen aus anderen Projekten

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Städte /Regionalzentren mit 10 000 bis 50 000 Einwohnern

Die Immissionskategorien des «in-LUFT»-Messnetzes