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Friedrich U. Mathiak
Die Methode der finiten Elemente (FEM) Einführung und Grundlagen
Die Methode der finiten Elemente (FEM) Einführung und Grundlagen © Friedrich U. Mathiak Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikro-verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Neubrandenburg 2010 Hochschule Neubrandenburg Prof. Dr.-Ing. Friedrich U. Mathiak Fachbereich: Bauingenieur- und Vermessungswesen Postanschrift: Prof. Dr.-Ing. F.U. Mathiak Brodaer Straße 2 Tel.: (0395) 5693-(0)-301
D-17033 Neubrandenburg E-Mail: [email protected]
INHALT 1 EINLEITUNG 1-1 1.1 Allgemeines 1-1 1.2 Entstehungsgeschichte der FEM 1-3 1.3 Zugang zur FEM 1-5 2 EIN EINFACHES BEISPIEL 2-1 2.1 Das Elastizitätsgesetz für einen geraden Stab 2-3 2.2 Transformation auf globale Koordinaten 2-5 2.3 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des freien unverbundenen Systems 2-8 2.4 Berücksichtigung der geometrischen Kompatibilität 2-9 2.5 Einbau der äußeren eingeprägten Kräfte 2-11 2.6 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des ungebundenen Systems 2-14 2.7 Einbau der geometrischen Randbedingungen 2-18 2.8 Ermittlung der Auflagerreaktionsgrößen 2-23 2.9 Ermittlung der Stabkräfte 2-23 2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung 2-25 2.11 Optimale Nummerierung der Systemknoten 2-33 2.12 Spezielle Lagerungen 2-33 2.12.1 Elastische Lagerung 2-35 2.12.2 Schiefe Randbedingungen 2-36 3 GRUNDLAGEN DER LINEAREN ELASTIZITÄTSTHEORIE 3-1 3.1 Der Spannungszustand 3-1 3.1.1 Die statische Grundgleichung 3-5 3.1.2 Der räumliche Spannungszustand in Zylinderkoordinaten 3-7 3.1.3 Der ebene Spannungszustand 3-8 3.1.4 Der einachsige Spannungszustand 3-9 3.2 Verschiebungen und Verzerrungen 3-10 3.2.1 Die Verschiebungen 3-10 3.2.2 Der Verzerrungszustand 3-12 3.2.2.1 Kartesische Koordinaten 3-12 3.2.2.2 Zylinderkoordinaten 3-14 3.2.2.3 Der ebene Verzerrungszustand 3-14 3.3 Materialgesetz 3-16 3.3.1 Das Elastizitätsgesetz für den räumlichen Spannungszustand 3-16 3.3.1.1 Kartesische Koordinaten 3-17 3.3.1.2 Zylinderkoordinaten 3-19
II
3.3.1.3 Zylinderkoordinaten bei Rotationssymmetrie 3-20 3.3.2 Das Elastizitätsgesetz für den ebenen Spannungszustand 3-21 3.3.3 Das Elastizitätsgesetz für den ebenen Verzerrungszustand 3-22 3.3.4 Das Elastizitätsgesetz für den Stab 3-24 3.3.5 Das Elastizitätsgesetz für den schubstarren Balken 3-24 4 GRUNDGLEICHUNGEN DER SCHEIBENTHEORIE 4-1 4.1 Voraussetzung 4-1 4.2 Scheibenschnittlasten 4-2 4.3 Transformationsgleichungen 4-3 4.3.1 Hauptlängskräfte 4-5 4.3.2 Hauptschubkräfte 4-7 4.3.3 Grundgleichungen 4-8 4.4 Elimination der Spannungen, Verschiebungsfunktion 4-8 4.5 Elimination der Verschiebungen, Spannungsfunktion 4-10 4.6 Randbedingungen 4-11 4.6.1 Verschiebungsrandbedingungen 4-11 4.6.1.1 Der Eingespannte Rand x = x0 = konst. 4-11 4.6.1.2 Der freie Rand x = x0 = konst. 4-12 4.6.2 Kraftrandbedingungen 4-13 4.6.2.1 Der Eingespannte Rand x = x0 = konst. 4-13 4.6.2.2 Der freie Rand x = x0 = konst. 4-13 5 GRUNDGLEICHUNGEN DER KLASSISCHEN PLATTENTHEORIE 5-1 5.1 Voraussetzungen 5-1 5.2 Plattenschnittlasten 5-1 5.3 Transformationsgleichungen für die Schnittmomente 5-3 5.3.1 Hauptbiegemomente 5-4 5.3.2 Hauptdrillmomente 5-5 5.4 Gleichgewicht am Plattenelement 5-7 5.5 Das Verschiebungsfeld w(x,y) 5-7 5.6 Die Plattendifferenzialgleichung 5-10 5.7 Die Plattengleichung in Zylinderkoordinaten 5-10 5.8 Randbedingungen 5-13 5.8.1 Der eingespannte Rand x = x0 = konst. 5-14 5.8.2 Der gelenkig gelagerte Rand x = x0 = konst. 5-14 5.8.3 Der freie Rand x = x0 = konst. 5-15 5.9 Die Platte auf nachgiebiger Unterlage 5-17 6 DER ARBEITS- UND ENERGIEBEGRIFF IN DER ELASTOSTATIK 6-1 6.1 Die Arbeit einer Kraft längs eines Verschiebungsweges 6-1 6.2 Die Arbeit eines Kräftepaares mit dem Moment M 6-3 6.3 Das Potenzial einer Kraft 6-5 6.3.1 Das Potenzial einer Gewichtskraft 6-6 6.3.2 Das Potenzial einer Federkraft 6-8 6.4 Formänderungs- und Ergänzungsenergie für elastische Körper 6-9 6.5 Formänderungsenergie für den geraden Balken 6-12 6.5.1 Schiefe Biegung mit Normalkraft 6-13
III
6.5.2 Querkraftbeanspruchung 6-14 6.5.3 Torsion 6-17 6.6 Die isotherme Formänderungsenergie für die Scheibe 6-19 6.7 Formänderungsenergie für die schubstarre Platte 6-20 7 NÄHERUNGSVERFAHREN BEI EINDIMENSIONALEN RANDWERTPROBLEMEN 7-1 7.1 Grundzüge der Variationsrechnung 7-1 7.2 Das Prinzip der virtuellen Verrückung 7-5 7.3 Das Verfahren von Ritz 7-10 7.4 Die Methode der gewichteten Residuen 7-19 7.4.1 Das Galerkin-Verfahren 7-20 7.4.2 Die Kollokationsmethode 7-23 8 FINITE ELEMENTE BEI EINDIMENSIONALEN RANDWERTPROBLEMEN 8-1 8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-3 8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz 8-20 8.3 Die Eigenwertaufgabe für den ebenen Stab 8-29 8.4 Statische Kondensation 8-33 8.5 Substrukturierung 8-38 9 BALKENELEMENTE 9-1 9.1 Die gerade oder einachsige Biegung 9-1 9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-2 9.2.1 Beispiel 9-9 9.2.1.1 Rückrechnung 9-12 9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-14 9.3.1 Testbeispiel 9-20 9.3.1.1 Rückrechnung 9-22 9.3.2 Statische Kondensation 9-23 9.3.3 Beispiel 9-25 9.4 Der elastisch gebettete Balken 9-26 9.4.1 Die Steifigkeitsmatrix für die elastischer Bettung 9-28 9.4.2 Beispiel 9-29 10 EIN EINFACHES FINITES ELEMENT FÜR EBENE RAHMENTRAGWERKE 10-1 10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-8 11 SCHEIBENELEMENTE 11-1 11.1 Allgemeines 11-1 11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-2 11.2.1 Das Prinzip der virtuellen Verrückung 11-9 11.2.1.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix 11-12 11.2.1.2 Der Elementlastvektor aus Flächenlasten 11-13
IV
11.2.1.3 Der Elementlastvektor aus Randlasten 11-15 11.2.2 Die Scheibenschnittlasten 11-16 11.3 Quadratische Ansatzfunktionen im Dreieck 11-33 12 EIN EINFACHES RECHTECKELEMENT FÜR DIE SCHEIBE 12-1 12.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix 12-5 12.2 Der Elementvektor aus Flächenlasten 12-7 12.3 Der Elementvektor aus Randlasten 12-9 12.4 Die Scheibenschnittlasten 12-11 Mathematischer Anhang A-1 A NUMMERISCHE INTEGRATION A-2 B GEBIETSTRANSFORMATIONEN B-13 C INTEGRATION IN DREIECKKOORDINATEN C-18 D DIE LAGRANGESCHEN INTERPOLATIONSPOLYNOME D-23
1 Einleitung
1.1 Allgemeines Die Methode der finiten Elemente (FEM, englisch: Finite Element Method) ist ein nummeri-
sches Berechnungsverfahren, das in weiten Bereichen der Strukturmechanik und der mathe-
matischen Physik und Chemie zum Einsatz kommt (Abb. 1-1).
Abb. 1-1 Einsatzgebiete der FEM
Die Grundgleichungen zur Beschreibung strukturmechanischer Probleme wie Deformationen,
Spannungen, Geschwindigkeiten, Druck, Temperaturen usw., sind gewöhnliche oder partielle
Differenzialgleichungen (DGLn) bzw. Differenzialgleichungssysteme. Die Lösungen dieser
DGLn haben dabei gewissen Randbedingungen (RB) zu genügen. So wird bekanntlich die
Durchbiegung w(x) eines elastischen Balkens mit der Querlast q(x), der Balkenlänge und
der Biegesteifigkeit EIyy = konst. durch die gewöhnliche DGL 4. Ordnung
1-2 1 Einleitung
)x0()x(q)x(wEI IVyy Gl. 1-1
beschrieben (Abb. 1-2).
Abb. 1-2 Balken unter Querbelastung
Für den Fall des beidseitig gelenkig gelagerten Balkens unter Querlast q(x) muss die Lösung
w(x) den Randbedingungen
0)(w)(w)0(w)0(w Gl. 1-2
genügen. Obwohl für viele Problemstellungen der technischen Mechanik das Randwertprob-
lem (RWP) in Form von DGLn bzw. Differenzialgleichungssystemen formuliert werden
kann, ist nicht immer eine analytische Lösung auffindbar. In diesen Fällen muss auf Nähe-
rungslösungen zurückgegriffen werden, zu denen auch die FEM gehört.
Das Ziel der Näherungsverfahren ist die Transformation der nicht direkt lösbaren Grundglei-
chungen in mathematisch einfacher zu handhabende Strukturen. Bei der Vorgehensweise nach
der FEM werden DGLn in algebraische Gleichungssysteme übergeführt. Den FEM-Program-
men wird dabei aber nicht nur die Lösung der linearen oder auch nichtlinearen Gleichungs-
systeme überlassen, vielmehr wird versucht, das komplette Verfahren zu automatisieren.
Dieses automatisierte Abarbeiten von zum Teil sehr komplexen Problemen verführt dazu, die
mit einer "black box" erzielten Ergebnisse kritiklos hinzunehmen. Das kann jedoch schwer-
wiegende Folgen haben, wenn fehlerhafte Rechenergebnisse vom Berechnungsingenieur zu
spät oder überhaupt nicht erkannt werden.
Für den Anwender von FEM-Software ist es deshalb zwingend erforderlich, die strukturme-
chanischen Hintergründe der Methode zu kennen, damit eine sinnvolle Modellbildung und
Ergebnisinterpretation möglich wird.
1.2 Entstehungsgeschichte der FEM 1-3
In jedem Fall empfiehlt sich zur Kontrolle der Berechnungsergebnisse eine Überschlagsrech-
nung mit vereinfachten Ansätzen.
1.2 Entstehungsgeschichte der FEM
Den Ausgangspunkt der geschichtlichen Entwicklung der modernen Strukturmechanik bildet
die im letzten Jahrhundert entwickelte Theorie der Stab- u. Rahmentragwerke, die sehr eng
mit den Namen Maxwell1, Betti2, Castigliano3 und Mohr4 verbunden ist.
Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts konzentrierten sich die Entwicklungen in der Struktur-
berechnung auf das Kraftgrößenverfahren, bei dem als Unbekannte nur Kraftgrößen (Kräfte
und Momente) in der Berechnung erscheinen.
Im Jahre 1926 veröffentlichte Ostenfeld /1/ ein Lehrbuch zum Verschiebungsgrößenverfah-
ren, das auch unter der Bezeichnung Deformationsmethode bekannt ist. Als Unbekannte
treten bei diesem Verfahren nur Verschiebungsgrößen auf, also Knotenverschiebungen und
Knotenverdrehungen.
Auch bei der FEM sind die Unbekannten die Verformungsgrößen, womit die Deformations-
methode, wie sie für Stäbe und Balken entwickelt wurde, als Vorläufer der FEM angesehen
werden kann. Da bis in die 1950er Jahre hinein für beide Verfahren die Rechnungen manuell
durchgeführt werden mussten, konnten nur Systeme mit einer geringen Anzahl von Unbe-
kannten gelöst werden.
Bereits im zweiten Weltkrieg begannen einige Forscher, insbesondere in Großbritannien und
den USA, die Kraftgrößenmethode zur effektiven Umsetzung in einen Computercode in Mat-
rizenschreibweise aufzubereiten. Die Anwendungsgebiete lagen hauptsächlich im militäri-
schen Bereich (Luft- u. Raumfahrt). Als Pionier auf dem Gebiet der FEM kann Zienkiewicz
in England angesehen werden. Das Lehrbuch /8/ vermittelt einen sehr guten Überblick über
die FE-Methode.
Ein Forschungsschwerpunkt auf diesem Gebiet bildete sich in Deutschland mit Beginn der
1960er Jahre unter Argyris in Stuttgart am Institut für Statik und Dynamik der Luft- und
Raumfahrtkonstruktionen.
1JamesClerk Maxwell, brit. Physiker, 1831-1879 2Enrico Betti, italien. Mathematiker, 1823-1892 3Carlo Alberto Castigliano, italien. Eisenbahningenieur, 1847-1884 4Christian Otto Mohr, deutscher Statiker u. Bauingenieur, 1835-1918
1-4 1 Einleitung
X = 11
X = 11
X = 11
Abb. 1-3 Einfach statisch unbestimmtes System, mögliche statisch bestimmte Grundsysteme
Parallel zur Kraftgrößenmethode liefen erste Versuche, auch das Verschiebungsgrößenverfah-
ren für den Computer aufzuarbeiten. Die Vorarbeiten zur Kraftgrößenmethode hatten nämlich
gezeigt, dass die automatische Festlegung der statisch Unbestimmten durch den Computer zu
großen Schwierigkeiten führte. Es zeigte sich dann auch bald, dass die Kraftgrößenmethode
für die automatische Abarbeitung im Rechner ungeeignet ist (Abb. 1-3).
Mit der parallel ablaufenden rasanten Entwicklung der Digitalrechner war die Entscheidung
für die Verschiebungsmethode gefallen, denn bei diesem Verfahren gibt es keine Schwierig-
keiten bei der Auswahl eines kinematisch bestimmten Grundsystems.
Etwa Mitte der 1960er Jahre wurden dann die Zusammenhänge zwischen den anschaulichen
Mitteln der Stabstatik hin zu den Variationsprinzipien der Statik, dem Prinzip der virtuel-
len Kräfte (P.d.v.K.) und dem Prinzip der virtuellen Verrückungen (P.d.v.V.), geknüpft.
Die Aufdeckung dieser Zusammenhänge lieferte der FEM die mathematischen Fundamente,
worauf dann Mitte der 1980er Jahre diese Methode verstärkt von Mathematikern im Hinblick
auf Konvergenz und Genauigkeit untersucht wurde.
Grundlegende Arbeiten zur Lösung kontinuumsmechanischer Aufgaben auf Basis der Varia-
tionsrechnung lieferte Ritz bereits im Jahre 1907 und Courant im Jahre 1943.
Auf Courant geht auch der Vorschlag zurück, die Ritzschen Ansätze lokal anzuwenden, also
auf einen Teil des gesamten Lösungsgebietes, und das ist genau die Idee der FEM.
Im Laufe der weiteren FEM- Entwicklungen wurden die klassischen Energieprinzipe der Me-
chanik erweitert. Verallgemeinerte Prinzipe wurden z.B. von Reißner, Prager und Washizu
1.3 Zugang zur FEM 1-5
angegeben. Eine historische Zusammenfassung zur Entwicklungsgeschichte der FEM findet
der interessierte Leser in /5/.
Das umfassende Verständnis für die FEM erfordert Kenntnisse der Variationsrechnung und
der Kontinuumsmechanik. Für ein vertiefendes Studium der FEM werden deshalb die Litera-
turstellen /6-10/ empfohlen.
1.3 Zugang zur FEM
Der Grundgedanke der FEM besteht darin, das zu untersuchende Gebiet, z. B. die Rahmen-
konstruktion nach Abb. 1-4, in eine größere Anzahl einfacher Teilgebiete, die finiten Elemen-
te, zu zerlegen Dieser Prozeß wird in der FEM Diskretisierung1 oder auch Elementierung
(vom Ganzen zum Teil) genannt. Bei einigen Aufgabenstellungen ist die Aufteilung in finite
Elemente bereits vorgegeben, etwa bei Fachwerken oder auch bei Rahmenkonstruktionen, bei
denen die einzelnen Stäbe oder Rahmenteile die Elemente bilden.
Abb. 1-4 Finites Balken-Element eines Rahmentragwerks
Die Anzahl der dabei gewählten Elemente ist grundsätzlich beliebig, allerdings ist zu beach-
ten, dass der Rechenaufwand mit zunehmend feiner werdender Elementierung überproportio-
nal steigt.
Im Falle zweidimensionaler Gebiete, etwa bei Scheiben und Platten, wird das Grundgebiet in
Dreiecke, Rechtecke oder allgemeine Vierecke eingeteilt. Auch bei geradlinig begrenzten
1 von mlat. discretus ›abgesondert‹, zu lat. dicernere ›absondern‹, ›unterscheiden‹.
1-6 1 Einleitung
Elementen kann bei hinreichend feiner Elementierung das Grundgebiet ausreichend angenä-
hert werden. Krummlinig berandete Elemente gestatten eine höhere Güte der Approximation.
Gerade in dieser flexiblen Anpassung des Grundgebietes durch unterschiedliche Elementfor-
men liegt ein großer Vorteil der FE-Methode gegenüber anderen Näherungsverfahren, etwa
dem Finite-Differenzen-Verfahren.
Bei räumlichen Problemen erfolgt die Diskretisierung des Raumes durch Tetraederelemente,
Quaderelemente oder auch krummflächig begrenzte Elemente.
Innerhalb des Elementgebietes wird dann für die gesuchte Funktion ein problemgerechter
Näherungsansatz gewählt. Für Stäbe und Balken eignen sich besonders Polynome. Die Höhe
des Polynomgrades entscheidet über die Güte der Approximation der gesuchten Funktion. Bei
zweidimensionalen Problemen kommen lineare, quadratische oder auch höhergradige Poly-
nome zum Einsatz. Die Art des Ansatzes wird dabei im Wesentlichen durch zwei Faktoren
bestimmt, einerseits durch die Form des Elementes und andererseits durch die physikalische
Fragestellung.
Die gewählten Ansatzfunktionen müssen gewisse Stetigkeitsforderungen erfüllen, die sich aus
dem physikalischen Problem ergeben. Stetigkeit der gesuchten Zustandsgröße innerhalb des
Elementgebietes ist in der Regel durch die Ansatzfunktion sichergestellt. Problematischer ist
die Forderung nach Stetigkeit an den Elementübergängen. Bei einem einfachen Dehnstab,
dessen gesuchte Funktion die Stabachsverschiebung ist, reduziert sich die Forderung auf Ste-
tigkeit in der Verschiebung an den Elementübergängen. Diese Stetigkeit wird C0-Stetigkeit
genannt. Bei Balkenelementen wird für die Durchbiegung w eine höhere Stetigkeit gefordert.
Neben der Stetigkeit in w, muss, um Knicke in der Biegelinie zu vermeiden, beim Übergang
von einem Element zum anderen zusätzlich Stetigkeit in w' gefordert werden (C1-Stetigkeit).
Bei zweidimensionalen Problemen ist mindestens Stetigkeit der Ansatzfunktionen längs ge-
meinsamer Elementkanten zu fordern. Elemente, deren Ansatzfunktionen die geforderten Ste-
tigkeiten erfüllen, heißen konform1.
Um die Stetigkeitsforderungen an den Elementgrenzen zu erfüllen, müssen die Ansatzfunkti-
onen, bzw. auch deren Ableitungen, an bestimmten Stellen des Elementes, den Knoten, aus-
gedrückt werden. Die Funktionswerte (Verschiebungen, Verdrehungen) der Näherungsansätze
an diesen diskreten Stellen werden Knotenvariable oder auch Knotenfreiwerte genannt. Mit
den Knotenvariablen als Koeffizienten erscheinen dann die Ansatzfunktionen als Interpolati-
onsfunktionen2, die in der FE-Methode auch Formfunktionen genannt werden.
1 spätl. ›gleichförmig‹, ›ähnlich‹ 2 lat. ›Umgestaltung‹, ›Veränderung‹
1.3 Zugang zur FEM 1-7
In der analytischen Mechanik wird gezeigt, dass sich die Knotenverschiebungen als Folge der
äußeren Belastungen und der vorgeschriebenen Randwerte nicht beliebig einstellen. Vielmehr
besagt der Satz vom Extremum des elastischen Potentials1, dass von allen denkbaren Ver-
schiebungszuständen Derjenige der wirklich eintretende ist, für den die Energiegröße , die
auch elastisches Potential genannt wird, einen stationären Wert annimmt. Die Anwendung
dieses Prinzips gestattet uns unter Verwendung von Näherungsansätzen für die Zustandsgrö-
ßen die direkte Herleitung der Elementsteifigkeitsmatrizen und Elementlastvektoren.
Nach der Zerlegung des Grundgebietes in finite Elemente erfolgt dann wieder der Zusam-
menbau sämtlicher Elemente zum Gesamttragwerk (vom Teil zum Ganzen). Ein wichtiger
Schritt in der FE-Methode ist der Übergang von lokalen zu globalen Koordinaten und damit
von den lokalen Knotenvariablen zu globalen Systemfreiheitsgraden. Dieser Übergang erfolgt
durch problemabhängige Transformationsgleichungen. An den Systemknoten werden die an-
grenzenden lokalen Knotenvariablen den globalen Systemfreiheitsgraden gleichgesetzt, wo-
mit der Zusammenhang (geometrische Kompatibilität) einer allgemeinen Struktur einge-
schränkt an den Knoten realisiert ist. Auch an dieser Stelle äußert sich der Näherungscharak-
ter der FE- Lösung, denn nur die analytische Lösung berücksichtigt das lokale Gleichgewicht
und die Kompatibilität der Verformungen.
Nach dem Zusammenbau aller Elemente liegt oft ein sehr großes Gleichungssystem vor, des-
sen Lösung die globalen Knotenfreiwerte (Verschiebungen, Verdrehungen) liefert, aus denen
durch Rückrechnung die Elementkraftgrößen (Spannungen) ermittelt werden. Es ist selbstver-
ständlich, dass dieses Verfahren, bei dem sehr große Datenmengen anfallen, übersichtliche
und effektive Algorithmen verlangt. Die Formulierung erfolgt konsequenterweise in Matri-
zenschreibweise. Von entscheidender Bedeutung für die Güte eines FE-Programms sind die
implementierten Gleichungslöser. In kommerziellen Programmsystemen kommen zur Lösung
der linearen Gleichungssysteme direkte Verfahren2 zum Einsatz, zu denen die klassischen
Eliminationsverfahren nach Gauß und Cholesky gehören. Bei sehr großen Gleichungssyste-
men werden aus Gründen der Rechenzeitersparnis iterative Lösungsverfahren (Jakobi- oder
Gauß-Seidel-Verfahren, Verfahren der konjugierten Gradienten, Mehrgitterverfahren) ver-
wandt, die die gesuchte Lösung als Grenzwert einer Folge von Näherungen ermittelt. Bei den
iterativen Verfahren ist im Gegensatz zu den direkten Verfahren die permanente Speicherung
der Systemmatrix i.a. nicht erforderlich, was es ermöglicht, sehr große Gleichungssysteme
mit minimalem Speicherbedarf zu lösen. Die Abspeicherungs- und Lösungsalgorithmen be-
1 falls ein solches überhaupt existiert 2 die deshalb so bezeichnet werden, weil im Laufe des Rechenprozesses direkt auf Elemente der Systemmatrix und des Belastungsvektors zugegriffen werden muss
1-8 1 Einleitung
rücksichtigen dabei die bei der FE-Methode anfallende spezielle Form der Systemmatrizen,
die eine ausgeprägte Band- bzw. Hüllenstruktur aufweisen.
Die enormen Entwicklungen auf den Gebieten der Rechnerhardware, der Bereitstellung leis-
tungsfähiger Algorithmen auf den Gebieten der Lösung großer linearer und nichtlinearer
Gleichungssysteme sowie der Datenvorbereitung und der Ergebnisdarstellung, haben der FE-
Methode in den letzten Jahrzehnten zum Durchbruch verholfen.
Zur Darstellung der wesentlichen Zusammenhänge wird zur Einführung ein ebenes Fachwerk
betrachtet. Fraglos läßt sich dieses Beispiel auf herkömmliche (manuelle) Art schneller be-
rechnen, allerdings erlaubt der hier vorgestellte Lösungsweg die Darstellung der speziellen
Vorgehensweise der FEM. Die Auswahl eines einfachen Beispiels hat zusätzlich den Vorteil,
dass die Ergebnisse mit geringem Aufwand durch Handrechnung kontrolliert werden können,
und die einzelnen Rechenschritte eine ingenieurmäßige Interpretation ermöglichen.
2 Ein einfaches Beispiel
Für das in Abb. 2-1 abgebildete (statisch bestimmte) Fachwerk sind die Stabkräfte und die
Knotenverschiebungen unter den angegebenen äußeren Kräften gesucht.
Abb. 2-1 Ebenes Fachwerk, System und Belastung
Ein finites Fachwerk-Element besteht aus einem Stab mit konstanten Querschnittswerten. Der
Stab kann voraussetzungsgemäß nur Normalkräfte (Zug oder Druck) übertragen. Das setzt
voraus, dass äußere Kräfte nur über die Gelenke eingetragen werden dürfen. Eine Belastung
des Stabes durch Schüttkräfte längs der Stabachse, die mit der Fachwerktheorie im Einklang
stehen, betrachten wir an dieser Stelle nicht.
Das dargestellte Fachwerk besitzt n = 5 Knoten und m = 7 Elemente. Ein Fachwerkstab ent-
spricht bei unserem einfachen Beispiel einem finiten Element. Zur geometrischen Beschrei-
bung des Systems werden problemgerechte kartesische Koordinaten (x,y) eingeführt, deren
Ursprung sinnvoll gewählt wird. Um Knoten und Elemente voneinander unterscheiden zu
können, werden die Knotennummern in Kreise und die Elementnummern in Quadrate ge-
2-2 2 Ein einfaches Beispiel
schrieben. Die Reihenfolge der Knoten- und Elementnummerierung kann dabei weitestge-
hend beliebig vorgenommen werden1.
Der Pfeil am Elementsymbol soll die Orientierung des Elementes mit Anfangs- und Endpunkt
anzeigen.
Abb. 2-2 Fachwerk mit n = 5 Knoten und m = 7 Elementen
Jedes FE-Modell enthält eine Knotendatei (Tabelle 2-1) und eine Elementdatei2 (Tabelle
2-2). In der Knotendatei werden jedem Knoten die globalen Koordinaten in einer einheitli-
chen Längeneinheit (LE)3 zugeordnet.
Knotennummer x–Koordinate [cm] y-Koordinate [cm] 1 0 0 2 540 0 3 1080 0 4 270 468 5 810 468
Tabelle 2-1 Knotendatei
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2 2 2 3 3 4 5 4 1 4 5 2 5 6 2 4 7 3 5
Tabelle 2-2 Elementdatei
1 Die Auswirkung einer beliebigen Knotennummerierung auf die Bandbreite (und damit auf den Speicherbedarf und die Rechenzeit) des resultierenden Gleichungssystems werden wir später behandeln. 2 die auch Koinzidenztabelle genannt wird 3LE: Längeneinheit, z.B. mm, cm, m usw.
2.1 Das Elastizitätsgesetz für einen geraden Stab 2-3
Die Orientierung eines Elementes mit Anfangs- und Endknoten und die Verknüpfung der
Elemente untereinander entnehmen wir der Elementdatei. Weitere Eingabedaten sind:
a) Stabquerschnittswerte und Materialeigenschaften A: Querschnittsfläche (hier: A = 10,8 cm2)
E: Elastizitätsmodul (hier: E = 21000 kN/cm2)
b) Angaben über die äußeren eingeprägten Knotenlasten
kN5P
kN4P
y4
x4
c) Geometrische Randbedingungen 0vvv y3y1x1 cm
Auf Basis der Knotendatei können noch die Stablängen und die Winkellagen der Elemente
berechnet werden.
)e(
)e(i
)e(j)e(
)e(
)e(i
)e(j)e(
2)e(i
)e(j
2)e(i
)e(j
)e(
xxαcos;
yyαsin
)y(y)x(x
Gl. 2-1
2.1 Das Elastizitätsgesetz für einen geraden Stab
´
Abb. 2-3 Positivbild für die Verschiebungen und Schnittkräfte
Zur Herleitung der allgemeinen Gleichungen auf Stabebene ist ein globales Koordinatensys-
tem ungeeignet. Wir führen deshalb eine lokale Koordinate X(e) mit Ursprung im Staban-
2-4 2 Ein einfaches Beispiel
fangspunkt i derart ein, dass die X(e)-Achse mit der Stabachse des betrachteten Stabes zu-
sammenfällt (Abb. 2-3). Die Elementknotenverschiebungen in lokalen Koordinaten werden
im Vektor
)e(
jX
)e(iX(e)
U
UU Gl. 2-2
und die Stabendkräfte im Vektor
)e(
jX
)e(iX(e)
F
FF Gl. 2-3
zusammengefasst. Die Kraft- und Verformungsgrößen sind über ein Werkstoffgesetz mitein-
ander verknüpft. Unterstellen wir Hookesches1 Material und fordern, dass längs der Stabach-
se keine zusätzlichen Lasten eingetragen werden, dann gilt im einaxialen Fall
)e(
)e(jX)e(
iX)e(
jX)e(
)e(
)e(
)e()e()e()e()e(
A
F)U(U
EΔEεEσ
Gl. 2-4
und damit
)U(UAE
F )e(iX
)e(jX)e(
)e()e()e(
jX
Gl. 2-5
Das Kraftgleichgewicht in Richtung der lokalen X-Achse fordert
)U(UAE
F0FF )e(iX
)e(jX)e(
)e()e()e(
iX)e(
jX)e(
iX
Gl. 2-6
Mit Gl. 2-5 und Gl. 2-6 kann der Vektor der Stabendkräfte unter Berücksichtigung von Gl.
2-4 in Matrizenschreibweise auch in der Form
)e(
jX
)e(iX
)e(
)e()e(
)e(jX
)e(iX
U
U
11
11AEF
F
Gl. 2-7
geschrieben werden, oder auch symbolisch
1 Robert Hooke, engl. Naturforscher, 1635-1703
2.2 Transformation auf globale Koordinaten 2-5
(e)(e)(e) UCF Gl. 2-8
In Gl. 2-8 bezeichnet
11
11AE)e(
)e()e((e)
C Gl. 2-9
die symmetrische Elementsteifigkeitsmatrix des Stabes in lokalen Koordinaten. Dieses für
eine konstante Dehnsteifigkeit E(e)A(e) hergeleitete Stabelement besitzt folgende Eigenschaf-
ten:
1. Der Verschiebungsverlauf längs der Stabachse ist linear und durch die Stabendver-
schiebungen eindeutig bestimmt.
2. Die Dehnungen und Schnittkräfte verteilen sich konstant über die Stablänge.
2.2 Transformation auf globale Koordinaten
Ein Blick auf Abb. 2-1 zeigt, dass jeder Stab eine andere Lage in Bezug auf das globale Ko-
ordinatensystem besitzt. Um die Wichtung jedes einzelnen Stabes im Gesamtsystem zu erfas-
sen, muss das Werkstoffgesetz Gl. 2-8 vom lokalen in das einheitliche globale Koordinaten-
system transformiert werden. Die Stabendkräfte transformieren sich bei einer Drehung des
Koordinatensystems um den Winkel )e( allgemein wie folgt (Abb. 2-3)
)e()e(jy
)e()e(jx
)e(jX
)e()e(iy
)e()e(ix
)e(iX
αsinFαcosFF
αsinFαcosFF
Gl. 2-10
und in Matrizenschreibweise mit den Abkürzungen )e()e()e()e( sin:s;cos:c
)e(
jX
)e(iX
)e(
)e(
)e(
)e(
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
)e()e(
)e()e(
)e(jX
)e(iX
F
F
s0
c0
0s
0c
F
F
F
F
F
F
F
F
sc00
00sc
F
F Gl. 2-11
Da auch die Verschiebungen Vektorcharakter haben, gelten für diese dieselben Transformati-
onsgesetze wie für die Kräfte
2-6 2 Ein einfaches Beispiel
)e(
jX
)e(iX
)e(
)e(
)e(
)e(
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
)e()e(
)e()e(
)e(jX
)e(iX
U
U
s0
c0
0s
0c
u
u
u
u
u
u
u
u
sc00
00sc
U
U Gl. 2-12
Gl. 2-11 und Gl. 2-12 entsprechen folgenden symbolischen Darstellungen
(e)(e)T(e)(e)(e)(e)
(e)(e)T(e)(e)(e)(e)
UTuuTU
FTffTF
Gl. 2-13
mit
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
(e)
F
F
F
F
f ;
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
(e)
u
u
u
u
u ;
)e()e(
)e()e((e)
sc00
00scT ;
)e(
)e(
)e(
)e(
(e)T
s0
c0
0s
0c
T Gl. 2-14
Im Einzelnen sind: )e(f : Vektor der Stabendkräfte in globalen Koordinaten )e(u : Vektor der Stabendverschiebungen in globalen Koordinaten )e(T : Element-Transformationsmatrix
Mit den obigen Gleichungen lässt sich das in lokalen Koordinaten formulierte finite Elastizi-
tätsgesetz Gl. 2-8 unter Beachtung der Transformationsbeziehungen Gl. 2-13 auf das globale
Koordinatensystem transformieren. Mit (e)(e)(e) UCF nach Gl. 2-8 folgt in Schritten:
(e)(e)(e)(e)(e)(e) uTCUCF
und weil nach Gl. 2-13 )e()e(T)e( fFT gilt, erhalten wir den Zusammenhang
(e)(e)(e)(e)T)e()e(T)e( uTCTfFT
Schreiben wir abkürzend
(e)(e)(e)T(e) TCTk Gl. 2-15
dann erkennen wir das Elastizitätsgesetz in globalen Koordinaten
(e)(e)(e) fuk Gl. 2-16
Ausmultiplizieren von Gl. 2-15 führt auf die symmetrische globale Elementsteifigkeitsmat-
rix
2.3 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des freien unverbundenen Systems 2-7
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
)e(
)e()e((e)
scsscs
csccsc
scsscs
csccsc
AE
k Gl. 2-17
Für den Stab 4 errechnen wir z.B. mit 500,0αcos;866,0αsin60α )4()4()4( die fol-
gende globale Elementsteifigkeitsmatrix:
750,0433,0750,0433,0
433,0250,0433,0250,0
750,0433,0750,0433,0
433,0250,0433,0250,0
EA)4(
k
Damit führt z.B. eine alleinige Verschiebung des Stabendes )4(jxU = 1 zu den Stabendkräften
433,0
250,0
433,0
250,0
EA
0
1
0
0
750,0433,0750,0433,0
433,0250,0433,0250,0
750,0433,0750,0433,0
433,0250,0433,0250,0
EA
F
F
F
F
)4(jy
)4(jx
)4(iy
)4(ix
[KE]
2.3 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des freien unver-bundenen Systems
Die Elastizitätsgleichung Gl. 2-16 für den Einzelstab ist nun für sämtliche Stäbe des Systems
anzuschreiben. Das Ergebnis ist ein Gleichungssystem von m Vektorgleichungen (m = Anzahl
der Stäbe)
(m)(m)(m)
(2)(2)(2)
(1)(1)(1)
fuk
fuk
fuk
Gl. 2-18
die zunächst unabhängig voneinander sind. Das Gleichungssystem Gl. 2-18 lässt sich auch in
Hypermatrixform1 darstellen:
1 hyper...[griech. hypér ›über‹, ›über – hinaus‹]
2-8 2 Ein einfaches Beispiel
(7)
(6)
(5)
(4)
(3)
(2)
(1)
(7)
(6)
(5)
(4)
(3)
(2)
(1)
(7)
(6)
(5)
(4)
(3)
(2)
(1)
f
f
f
f
f
f
f
u
u
u
u
u
u
u
k000000
0k00000
00k0000
000k000
0000k00
00000k0
000000k
Gl. 2-19
oder symbolisch
fuk Gl. 2-20
Die Matrix und die Vektoren in Gl. 2-20 haben folgende Dimensionen1:
1m4:
1m4:
m4m4:
f
u
k
Gl. 2-21
Die formale Aneinanderreihung der Stabendkräfte im Vektor f und der Stabendverschiebun-
gen im Vektor u berücksichtigt noch nicht die Systemeigenschaften des gekoppelten Systems.
Dies kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die Gesamtsteifigkeitsmatrix k des freien
unverbundenen Systems nur auf der Hauptdiagonalen besetzt ist, und somit alle Gleichun-
gen entkoppelt sind. Im Folgenden werden die Systemgleichungen schrittweise miteinander
verbunden.
2.4 Berücksichtigung der geometrischen Kompatibilität
Im Fachwerk nach Abb. 2-1 sind die Einzelstäbe an den Knoten fest miteinander verbunden.
Diese Tatsache ist bisher nicht berücksichtigt worden. Wir betrachten als Ausgangspunkt für
die folgenden Untersuchungen die geometrischen Verhältnisse am Knoten 4 (Abb. 2-4).
1 Das Symbol [4m x 1] bezeichnet eine Matrix mit 4m Zeilen und einer Spalte. In diesem Falle handelt es sich also um einen Spaltenvektor.
2.4 Berücksichtigung der geometrischen Kompatibilität 2-9
Abb. 2-4 Geometrische Kompatibilität am Knoten 4
Soll der Körperzusammenhang an diesem Knoten gewahrt bleiben, so muss die Knotenver-
schiebung identisch sein mit den Stabendverschiebungen der angrenzenden Stäbe, also
(6)j
(4)j
(3)i4 uuuv Gl. 2-22
Dieselben Überlegungen lassen sich für die restlichen Knoten anstellen. Die Auskunft, wel-
cher Stab an welchem Knoten beginnt oder endet, gibt uns die Elementdatei.
Hinweis: Ein wichtiger Schritt auf dem Wege der FE-Formulierung unseres Problems ist an
dieser Stelle der Übergang von den Stabendverschiebungen auf die Knotenverschiebungen.
Fassen wir sämtliche Knotenverschiebungen im Knotenverschiebungsvektor
1 2n
v
v
v
v
v
v
5
4
3
2
1
Gl. 2-23
zusammen, dann kann die Kopplung der Knotenverschiebungen v mit den Stabendverschie-
bungen u(e) wie folgt dargestellt werden:
2-10 2 Ein einfaches Beispiel
5
4
3
2
1
(7)j
(7)i
(6)j
(6)i
(5)j
(5)i
(4)j
(4)i
(3)j
(3)i
(2)j
(2)i
(1)j
(1)i
v
v
v
v
v
10000
00100
01000
00010
10000
00010
01000
00001
10000
01000
00100
00010
00010
00001
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u Gl. 2-24
oder kürzer in symbolischer Schreibweise:
vAu Gl. 2-25
Die Zuordnungsmatrix A in Gl. 2-25 stellt eine Hypermatrix mit den folgenden Submatrizen
dar
2200
00
2210
01
0
1
Gl. 2-26
Die Einheitsmatrix 1 ist nur auf der Hauptdiagonalen mit einer Eins besetzt, sie liefert die
identische Abbildung. Die Nullmatrix 0 enthält an jeder Stelle eine skalare Null.
Die Zuordnungsmatrix A, die in jeder Zeile nur eine 1 enthält, hat lediglich Booleschen1 Cha-
rakter, d.h. sie enthält nur zwei Informationen, die mechanisch wie folgt gedeutet werden:
0 für Kopplung zwischen Stabendpunkt und Knotenpunkt ist nicht vorhanden
1 für Kopplung zwischen Stabendpunkt und Knotenpunkt ist vorhanden
1 George Boole, brit. Mathematiker und Logiker, 1815-1864
2.5 Einbau der äußeren eingeprägten Kräfte 2-11
In Gl. 2-24 erkennen wir in der 4. Spalte der Matrix A die Zuordnungsaussage nach Gl. 2-22
wieder. Die Vektoren und Matrizen in Gl. 2-25 haben die Dimensionen:
1n2:
n2m4:
1m4:
v
A
u
Gl. 2-27
2.5 Einbau der äußeren eingeprägten Kräfte
Die an einem Fachwerkknoten angreifenden Kräfte lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
1. Die äußeren Kräfte, die als bekannt vorausgesetzt werden können, wenn es sich um einge-
prägte Kräfte handelt. Unterliegt der Knoten jedoch gewissen Lagerungsbedingungen, so
treten diese äußeren Kräfte als Reaktionskräfte1 auf, die zunächst unbekannt sind.
2. Die als Folge des Schnittprinzips2 auftretenden Stabendschnittkräfte ( (e)iF , (e)
jF )
Abb. 2-5 Kraftgleichgewicht am Knoten 4
Wir betrachten in einem ersten Schritt die freien Knoten des Systems, die also keinen Lage-
rungsbedingungen unterworfen sind. Neben der geometrischen Kompatibilität müssen selbst-
verständlich die Gleichgewichtsbedingungen erfüllt sein. Es leuchtet sofort ein, dass, wenn
jeder Knoten für sich im Gleichgewicht ist, auch das Gesamtsystem im Gleichgewicht sein
muss. Von den drei Gleichgewichtsbedingungen in der Ebene (zwei Kraft- und eine Momen-
tengleichgewichtsbedingung) verbleiben an einem Knoten nur die beiden Kraftgleichge-
wichtsbedingungen, da das Momentengleichgewicht von vornherein erfüllt ist.
1 Die Berücksichtigung dieser Kräfte erfolgt in einem späteren Rechengang 2 Das Schnittprinzip geht auf Leonhard Euler zurück.
2-12 2 Ein einfaches Beispiel
Wir betrachten zur Herleitung der Kraftgleichgewichtsbedingungen wieder die Verhältnisse
am Knoten 4. Abb. 2-5 zeigt den freigeschnittenen Knoten mit dem dort herrschenden Kraft-
zustand. Die beiden äußeren eingeprägten Kräfte !x4P und !
y4P (s.h. Abb. 2-2) wurden zum
resultierenden Kraftvektor !4P zusammengefasst. Nach dem Schnittprinzip wirken die Stab-
endkräfte in entgegengesetzter Richtung auf die Knoten, was durch ein Minuszeichen berück-
sichtigt wurde. Fassen wir die Stabendschnittkräfte am Knoten 4 im Vektor
(6)j
(4)j
(3)i4 FFFp Gl. 2-28
zusammen, so lautet das Kraftgleichgewicht
!444
!4 Pp0pP Gl. 2-29
Zur Formulierung des Kraftgleichgewichts an allen Systemknoten führen wir den Knoten-
kraftvektor
1n2
5
4
3
2
1
p
p
p
p
p
p Gl. 2-30
ein, der mittels einer Zuordnungsmatrix B durch die Stabendschnittkräfte in der Form
(7)j
(7)i
(6)j
(6)i
(5)j
(5)i
(4)j
(4)i
(3)j
(3)i
(2)j
(2)i
(1)j
(1)i
5
4
3
2
1
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
10001000100000
00100010010000
01000000001000
00010100000110
00000001000001
p
p
p
p
p
p Gl. 2-31
erscheint, oder ausgedrückt in symbolischer Schreibweise:
fAfBp T Gl. 2-32
wobei die Beziehung TAB sofort aus einem Vergleich von Gl. 2-31 mit Gl. 2-24 geschlos-
sen werden kann. Die 4. Zeile in Gl. 2-31 entspricht offensichtlich der Gleichgewichtsbedin-
2.6 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des ungebundenen Systems 2-13
gung nach Gl. 2-28. Mit dem in globalen Koordinaten dargestellten Vektor der äußeren
Knotenlasten
1n2
!5
!4
!3
!2
!1
!
P
P
P
P
P
p Gl. 2-33
können wir das Kraftgleichgewicht an sämtlichen Knoten des Systems letztendlich wie folgt
schreiben:
!pp Gl. 2-34
bzw. mit Gl. 2-32
!T pfA Gl. 2-35
2.6 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des ungebunde-nen Systems
Wir eliminieren aus Gl. 2-35 mittels Gl. 2-18 die Stabendschnittkräfte f und ersetzen diese
durch die Stabendverschiebungen u, also
!T pukA Gl. 2-36
Die Stabendverschiebungen u in Gl. 2-36 lassen sich mit Gl. 2-25 durch die Knotenverschie-
bungen v ausdrücken
!T pvAkA Gl. 2-37
Mit der Steifigkeitsmatrix des freien ungebundenen Systems
n2n2 AkAK T Gl. 2-38
kann Gl. 2-37 auch in der Form
!pvK Gl. 2-39
geschrieben werden. In Gleichung Gl. 2-39 treten als Unbekannte nur noch die Knotenver-
schiebungen v auf. Ausrechnen von Gl. 2-38 liefert mit
2-14 2 Ein einfaches Beispiel
m4n2
10001000100000
00100010010000
01000000001000
00010100000110
00000001000001
AT Gl. 2-40
sowie unter Berücksichtigung der weitgehenden Symmetrieeigenschaften der Elementsteifig-
keitsmatrix
2)e()e()e(
)e()e(2)e(
)e(
)e()e(
scs
cscAE;
(e)11(e)
11(e)11
(e)11
(e)11
(e)22
(e)21
(e)12
(e)11(e) k
kk
kk
kk
kkk Gl. 2-41
in Schritten:
m4n2
722
721
522
521
322
321
622
621
422
421
312
311
712
711
222
221
612
611
512
511
212
211
122
121
412
411
112
111
T
kk00kk00kk0000
00kk00kkkk0000
kk00000000kk00
00kkkk0000kkkk
000000kk0000kk
kA
Gl. 2-42
und unter Berücksichtigung von Gl. 2-41
n2n2
711
511
3113
11711
511
3116
11
411
3116
11411
711
711
211
211
511
611
2116
11211
511
1111
11
411
111
411
111
T
k
kkkkk0
kk
kk0kk
k0kkk0
kkkkk
kkk
0k0kkk
AkAK
Gl. 2-43
Mit den Werten unseres Beispiels erhalten wir
2.6 Aufbau der Gesamtsteifigkeitsmatrix des ungebundenen Systems 2-15
1010
5,100075,043,075,043,000
05,10143,025,043,025,000
005,100075,043,075,043,0
0105,10043,025,043,025,0
75,043,00075,043,00000
43,025,00043,025,10100
75,043,075,043,0005,1000
43,025,043,025,00105,201
0075,043,0000075,043,0
0043,025,0000143,025,1
EA
K
Gl. 2-44
1. Verschiebung des Systems in Richtung der globalen x-Achse
0
1
0
1
0
1
0
1
0
1
sing,1v
2. Verschiebung des Systems in Richtung der globalen Koordinatenachse y
1
0
1
0
1
0
1
0
1
0
sing,2v
2-16 2 Ein einfaches Beispiel
3. Verdrehung des gesamten Systems um die globale z-Achse mit dem Winkel
505
505
404
404
303
303
202
202
101
101
cos
sin
cos
sin
cos
sin
cos
sin
cos
sin
sing,3v
Das freie System besitzt Verschiebungszustände, so genannte Starrkörperverschiebungen
oder Starrkörpermoden, die verzerrungsfrei, ohne äußere Beanspruchungen, durchgeführt
werden können. Wir bezeichnen diese Lösungen als singuläre Lösungen vsing, für die gilt
0vK sing Gl. 2-45
Im ebenen Fall lassen sich genau drei Starrkörperbewegungen angeben, zwei Verschiebungen
und eine Verdrehung.
Zum Nachweis von vsing,3 betrachten wir Abb. 2-6. Der Vektor 1101 sinα;cosα1r mit dem
Neigungswinkel 1 in der Ausgangslage wird um den Winkel in
)sin(α);cos(α 1101 '1r
gedreht.
Abb. 2-6 Starrkörperdrehung um den Punkt 0 mit dem Winkel
2.7 Einbau der geometrischen Randbedingungen 2-17
Seine Länge 01 bleibt dabei konstant. Der Punkt P1 verschiebt sich um
111101 sinα)sin(α;cosα)cos(α 1'11 rrv Gl. 2-46
in den Punkt '1P . Unter Berücksichtigung der Additionstheoreme
βsinαcosβcosαsinβ)(αsin
βsinαsinβcosαcosβ)(αcos
geht Gl. 2-46 über in
sincos)1(cossin;sinsin)1(coscos 1111011v Gl. 2-47
Für kleine Drehwinkel kann Gl. 2-47 noch vereinfacht werden. Mit
1cos
sin
Gl. 2-48
erhalten wir den linearisierten Verschiebungsvektor
1101 cos;sin lin1,v Gl. 2-49
mit dem sich v sing,3 darstellen lässt.
2.7 Einbau der geometrischen Randbedingungen
Abb. 2-7 Gefesseltes System
2-18 2 Ein einfaches Beispiel
Zur Ausschaltung der drei im vorigen Kapitel behandelten Starrkörperbewegungen müssen
mindestens ebenso viele geometrische Zwangsbedingungen formuliert werden. Um unser
System äußerlich statisch bestimmt zu lagern, verhindern wir deshalb durch entsprechende
Fesseln genau drei Starrkörperbewegungen (Abb. 2-7), nämlich zwei Verschiebungen und
eine Verdrehung. Als Folge der Fesselung des Körpers treten in den Fesselstäben, die als
dehnstarr ( EA ) angenommen werden, Reaktionskräfte auf, die zunächst unbekannt sind.
Das System reagiert damit auf die vorgegebenen geometrischen Zwangsbedingungen. Treten
in der Ebene weniger als 3 (im Raum weniger als 6) Reaktionskräfte auf, so handelt es sich
um eine instabile Lagerung. Es sind dann Bewegungen möglich, die in der Statik uner-
wünscht sind1.
Für den Fall, dass mehr als 3 (im Raum mehr als 6) Reaktionskräfte auftreten, ist das System
kinematisch stabil. Die geometrischen Lagerungsbedingungen unseres Beispiels entnehmen
wir direkt der Abb. 2-7
0vvv 3y1y1x Gl. 2-50
und damit
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
y5
x5
y4
x4
y3
x3
y2
x2
y1
x1
v
v
v
v
0
v
v
v
0
0
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v Gl. 2-51
Diese Knotenverschiebungen sind also bekannt und brauchen deshalb nicht mehr berechnet
zu werden. Auf die Fesselung dieser Knoten reagiert das System mit den noch unbekannten
Reaktionslasten y3y1x1 ,R,RR in den Fesselstäben. Gl. 2-39 geht dann über in
1 Dieser Fall kann allerdings auch bei Vorhandensein von mehr als 3 (bzw. im Raum mehr als 6) Reaktionskräf-ten auftreten, wenn die Lagerung in ungeeigneter Weise vorgenommen wurde.
2.7 Einbau der geometrischen Randbedingungen 2-19
0
0
0
0
R
0
0
0
R
R
0
0
P
P
0
0
0
0
0
0
v
v
v
v
0
v
v
v
0
0
5,100075,043,075,043,000
05,10143,025,043,025,000
005,100075,043,075,043,0
0105,10043,025,043,025,0
75,043,00075,043,00000
43,025,00043,025,10100
75,043,075,043,0005,1000
43,025,043,025,00105,201
0075,0043000075,043,0
0043,025,0000143,025,1
EA
y3
y1
x1
y4
x4
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
Gl. 2-52
oder in symbolischer Schreibweise
apvK ! Gl. 2-53
mit der rechten Seite
0
0
P
P
0
0
0
0
0
0
y4
x4
!p und
0
0
0
0
R
0
0
0
R
R
y3
y1
x1
a Gl. 2-54
Der Vektor a auf der rechten Seite von Gl. 2-53 enthält die noch unbekannten Lagerreakti-
onskräfte, womit die direkte Lösung dieses Gleichungssystems nicht möglich ist. Das System
Gl. 2-52 lässt sich offensichtlich um die Anzahl der bekannten Knotenverschiebungen redu-
zieren. Dazu fassen wir die eingeprägten Knotenverschiebungen (Index !) und die noch unbe-
kannten freien Knotenverschiebungen (Index F) wie folgt zusammen
0
0
0
v
v
v
y3
y1
x1!v
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
v
v
v
v
v
v
v
Fv Gl. 2-55
Durch Umsortieren geht der Knotenverschiebungsvektor v dann über in den Knotenverschie-
bungsvektor
2-20 2 Ein einfaches Beispiel
y3
y1
x1
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
ˆ!
F
v
vv Gl. 2-56
Sortieren wir die Vektoren der rechten Seite p! und a in gleicher Weise um, so erhalten wir
y3y3
y1y1
x1x1
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
RP
RP
RP
P
P
P
P
P
P
P
ˆR
F
p
pp Gl. 2-57
Der Subvektor Fp enthält die bekannten eingeprägten Knotenkräfte der freien Knoten und im
Vektor Rp sind die unbekannten Auflagerreaktionslasten und evtl. vorhandene eingeprägte
Knotenlasten zusammengefasst. Das Gleichungssystem Gl. 2-53 ist dann äquivalent zu
pvK ˆˆˆ Gl. 2-58
oder ausgeschrieben
2.7 Einbau der geometrischen Randbedingungen 2-21
y3y3
y1y1
x1x1
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
y3
y1
x1
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
6,62,61,610,69,68,67,65,64,63,6
6,22,21,210,29,28,27,25,24,23,2
6,12,11,110,19,18,17,15,14,13,1
6,102,101,1010,109,108,107,105,104,103,10
6,92,91,910,99,98,97,95,94,93,9
6,82,81,810,89,88,87,85,84,83,8
6,72,71,710,79,78,77,75,74,73,7
6,52,51,510,59,58,57,55,54,53,5
6,42,41,410,49,48,47,45,44,43,4
6,32,31,310,39,38,37,35,34,33,3
RP
RP
RP
P
P
P
P
P
P
P
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
KKKKKKKKKK
bzw. in verkürzter Schreibweise durch Einführung von Submatrizen
R
F
!
F
2221
1211
p
p
v
v
KK
KKˆˆ
ˆˆ Gl. 2-59
Mit den Werten unseres Beispiels sind
5,100043,075,043,0
05,10125,043,025,0
005,10075,043,0
0105,1043,025,0
43,025,00025,101
75,043,075,043,005,10
43,025,043,025,0105,2
EAˆ
11K
75,000
43,000
075,043,0
043,025,0
43,000
000
001
EAˆ
12K
75,000
075,043,0
043,025,1EAˆ
22K
75,043,00043,000
0075,043,0000
0043,025,0001EAˆ
21K
Ausmultiplizieren von Gl. 2-59 führt auf
2-22 2 Ein einfaches Beispiel
R!22
F21
F!12
F11
pvKvK
pvKvK
ˆˆ
ˆˆ Gl. 2-60
In der ersten Zeile von Gl. 2-60 sind nur die freien Knotenverschiebungen vF unbekannt. Die
Auflösung ergibt1
]ˆ[ˆ !12
F111
F vKpKv Gl. 2-61
Sind aus Gl. 2-61 die freien Knotenverschiebungen berechnet worden, so lassen sich aus der
2. Zeile von Gl. 2-60 sofort die Lagerreaktionsgrößen ermitteln
!22
F21
R vKvKp ˆˆ Gl. 2-62
Die Zahlenrechnung liefert für unser Beispiel mit v! = 0 (starre Auflager) die Knotenver-
schiebungen F111
F pKv ˆ (in LE)
y5
x5
y4
x4
x3
y2
x2
v
v
v
v
v
v
v
152,4
582,6
479,8
026,10
887,6
309,7
165,5
EA
0
0
0,5
0,4
0
0
0
292,1072,0542,0361,0577,0000,1144,0
072,0875,1216,0375,1000,1000,0750,0
542,0216,0292,1505,0577,0000,1433,0
361,0375,1505,0875,1000,1577,0750,0
577,0000,1577,0000,1000,2577,0000,1
000,1000,0000,1577,0577,0833,1289,0
144,0750,0433,0750,0000,1289,0000,1
EA
Fv
2.8 Ermittlung der Auflagerreaktionsgrößen
Da nun alle Knotenverschiebungen vorliegen, kann Gl. 2-62 ausgewertet werden. Unter Be-
rücksichtigung von 0v! , wir sprechen in diesem Fall von homogenen Verschiebungsrand-
bedingungen, verbleibt
F21
R vKp ˆ Gl. 2-63
1 Die Existenz der Inversen 1
11K ˆ ist gesichert (hier ohne Beweis).
2.9 Ermittlung der Stabkräfte 2-23
Die nummerische Auswertung liefert
y3
y1
x1
P
P
P
982,2
018,2
00,4
152,4
582,6
479,8
026,10
887,6
309,7
165,5
EA75,043,00043,000
0075,043,0000
0043,025,0001EA
Rp
Gl. 2-64
Mit Gl. 2-64 ist das Kraft- u. Momentengleichgewicht am Gesamtsystem erfüllt.
2.9 Ermittlung der Stabkräfte Die zur Dimensionierung des Fachwerks erforderlichen Stabkräfte erhalten wir aus folgender
Nachlaufrechnung. Sind die Knotenverschiebungen bekannt, so lassen sich die Stabkräfte
aus dem Elastizitätsgesetz Gl. 2-8 sofort ermitteln. Es ist
vATCuTCUCF (e)(e)(e)(e)(e)(e)(e)(e)(e) Gl. 2-65
Für den Stab 4 mit 500,0cos;866,0sin60 )4()4()4( errechnen wir:
vATCF (4)(4)(4)(4) ;
11
11EA
(4)C ;
866,0500,000
00866,0500,0(4)T
und unter Beachtung1 von Gl. 2-24
0010000000
0001000000
0000000010
0000000001
)4(A
sowie den Knotenverschiebungen
1 Die Matrix A(4) filtert aus den Knotenverschiebungen v die dem Stab 4 zugeordneten Stabendverschiebungen
2-24 2 Ein einfaches Beispiel
152,4
582,6
479,8
026,10
0
887,6
309,7
165,5
0
0
EA
v
führt das Ausmultiplizieren die Stabkräfte in lokalen Koordinaten zu
33,2
33,2
F
F)4(
jX
)4(iX(4)F [kN] Gl. 2-66
Die in diesem Einführungsbeispiel beschriebene Vorgehensweise liefert im Sinne der Stab-
werkstheorie die exakten Ergebnisse, was den Näherungscharakter der FE-Methode nicht
zum Vorschein kommen lässt.
Das ist bei komplizierteren Tragwerken anders, etwa bei dünnen Flächentragwerken wie
Scheiben, Platten und Schalen. Hier lassen sich die Elementsteifigkeitsmatrizen nicht immer
exakt angeben. Die angenäherten Elementsteifigkeitsmatrizen führen dann auch zu einem
angenäherten Tragwerksmodell.
2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung 2-25
Abb. 2-8 Allgemeiner Berechnungsablauf nach der FE-Methode für lineare Probleme
Die Notation der Finite-Element-Gleichungen in Matrizenschreibweise eignet sich sehr gut
zur nummerischen Abarbeitung auf digitalen Rechenanlagen. Die Abb. 2-8 zeigt den prinzi-
piellen Ablauf einer FE-Berechnung, der für alle linear elastischen Probleme der Strukturme-
chanik ähnlich ist. Die interne Abarbeitung ist für diese Problemklasse unabhängig vom be-
trachteten Problem. Lediglich die systemabhängigen Eingabedaten ändern sich.
2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung In kommerziellen Programmsystemen folgt der Ablauf der Berechnung nicht in allen Einzel-
heiten dem Weg, der in den vorangegangenen Kapiteln vorgestellt wurde. Der Grund für eine
modifizierte Vorgehensweise liegt in dem Wunsch begründet, möglichst Speicherplatz und
Rechenzeit einzusparen. Betrachten wir beispielsweise die Systemsteifigkeitsmatrix des frei-
2-26 2 Ein einfaches Beispiel
en ungebundenen Systems nach Gl. 2-44, dann stellen wir fest, dass diese Matrix symmet-
risch ist und eine Bandstruktur aufweist. Außerhalb dieses Bandes ist die Matrix nur noch mit
Nullen besetzt. Unter der Bandbreite einer Matrix S verstehen wir im Folgenden die kleinste
Zahl B, sodass
0sik für alle i,k mit Bki Gl. 2-67
Die Bandbreite der Systemmatrix wird bestimmt durch die größte Differenz der globalen
Knotennummern eines Elementes. Außer von der Knotennummerierung hängt die Bandbreite
direkt von der Anzahl der Freiheitsgrade je Knoten ab. Es gilt
F)1D(B Gl. 2-68
B: Bandbreite D: Größte Differenz der Knotennummern am Element F: Freiheitsgrade je Knoten (hier F = 2) Die Bandbreite des Systems nach Abb. 2-2 ist B = 8 (s.h. Tabelle 2-3).
Element D B 1 2 – 1 = 1 (1 + 1)2 = 4 2 3 – 2 = 1 (1 + 1)2 = 4 3 5 – 4 = 1 (1 + 1)2 = 4 4 4 – 1 = 3 (3 + 1)2 = 8 5 5 – 2 = 3 (3 + 1)2 = 8 6 4 – 2 = 2 (2 + 1)2 = 6 7 5 – 3 = 2 (2 + 1)2 = 6
Tabelle 2-3 Ermittlung der Bandbreite für das Fachwerk nach Abb. 2-2
Die Bandbreite kann für dieses Beispiel durch Umnummerierung der Systemknoten noch re-
duziert werden, wie die Rechnung für das System nach Abb. 2-9 zeigt.
Abb. 2-9 Reduzierung der Bandbreite durch Umnummerierung der globalen Knoten
2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung 2-27
Element D B
1 3 – 1 = 2 (2 + 1)2 = 6 2 5 – 3 = 2 (2 + 1)2 = 6 3 4 – 2 = 2 (2 + 1)2 = 6 4 2 – 1 = 1 (1 + 1)2 = 4 5 4 – 3 = 1 (1 + 1)2 = 4 6 3 – 2 = 1 (1 + 1)2 = 4 7 5 – 4 = 1 (1 + 1)2 = 4
Tabelle 2-4 Ermittlung der Bandbreite für das Fachwerk nach Abb. 2-9
In diesem Falle ist B = 6 und damit kleiner als 8
Abb. 2-10 Systemmatrix für Abb. 2-2 (B = 8)
Abb. 2-11 Systemmatrix für Abb. 2-9 (B = 6)
Die im Kap. 2.6 dargestellte Methode des Aufstellens der Systemsteifigkeitsmatrix K unter
Zuhilfenahme der Zuordnungsmatrix A hat zwar einen hohen pädagogischen Wert, wird aber
in der programmtechnischen Umsetzung so nicht durchgeführt. Der Grund liegt darin, dass
für große Systeme das Aufstellen dieser Matrix, die ja nur Nullen und Einsen enthält, einer-
seits erhebliche Rechenzeit erfordert und andererseits sehr speicherplatzintensiv ist. Wesent-
lich schneller und eleganter ist das Arbeiten mit Indexvektoren. Dazu werden für unser
Fachwerk zunächst die Unbekannten im Systemverschiebungsvektor v in Vj umbenannt und
von j = 1 bis 10 durchnummeriert
10987654321
y5x5y4x4y3x3y2x2y1x1
VVVVVVVVVV
vvvvvvvvvv
54321T vvvvvv
Der Index entspricht dann der Position des Freiheitsgrades im Systemverschiebungsvektor v.
Ungerade Indizes (2j-1) korrespondieren mit den x-Verschiebungen und gerade Indizes (2j)
mit den y-Verschiebungen.
2-28 2 Ein einfaches Beispiel
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2
2 2 3
3 4 5
4 1 4
5 2 5
6 2 4
7 3 5
Tabelle 2-5 Elementdatei für das Fachwerk nach Abb. 2-2
Zur Aufstellung der Element-Indexvektoren benötigen wir auch hier die Elementdatei. Die
Zuordnung von 422 Elementfreiheitsgraden des Vektors der Stabendverschiebungen in
globalen Koordinaten zu 1052 Systemfreiheitsgrade des Knotenverschiebungsvektors v
erfolgt wieder beispielhaft für das Element 4. Der Anfangsknoten ist der Systemknoten 1 und
der Endknoten entspricht dem Systemknoten 4. Damit treten am Element 4 die folgenden
Systemknotenverschiebungen auf
8
7
2
1
y4
x4
y1
x1
)4(jy
)4(jx
)4(iy
)4(ix
V
V
V
V
v
v
v
v
u
u
u
u
(4)u
womit sich der Element-Indexvektor I(4) = 8721 herleiten lässt. Die Indexberechnung,
die zu diesem Indexvektor führt, ist in den Folgezeilen dargestellt:
112 1 (x-Richtung)
12 2 (y-Richtung)
142 7 (x-Richtung)
42 8 (y-Richtung)
Sämtliche Informationen für das Element 4, die in der Zuordnungsmatrix A enthalten sind,
sind jetzt auch Bestandteil des Element-Indexvektors I(4). Im Einzelnen erhalten wir für die
Elemente folgende Indexvektoren
Elem. 1 Elem. 2 Elem. 3 Elem. 4 Elem. 5 Elem. 6 Elem. 7
[ 1 2 3 4 ] [ 3 4 5 6 ] [ 7 8 9 10 ] [ 1 2 7 8 ] [ 3 4 9 10 ] [ 3 4 7 8 ] [ 5 6 9 10 ]
Tabelle 2-6 Indexvektoren der Elemente 1-7 für das Fachwerk nach Abb. 2-2
Der Einbau der Elementsteifigkeitsmatrix in die Systemsteifigkeitsmatrix wird in Abb. 2-12
exemplarisch für das Element 4 gezeigt.
2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung 2-29
Abb. 2-12 Einbau der Elementsteifigkeitsmatrix des Elementes 4 in die Systemsteifigkeitsmatrix
Nach dem Einbau sämtlicher Elementsteifigkeitsmatrizen in die Systemsteifigkeitsmatrix
erhalten wir die Struktur nach Abb. 2-13. Die Systemsteifigkeitsmatrix hat die Dimensionen
]n2n2[ , sie ist symmetrisch und zeigt die ermittelte Bandbreite B = 8. Um Speicherplatz zu
sparen, wird in kommerziellen Programmsystemen nur die obere Rechtsdreiecksmatrix (oder
auch untere Linksdreiecksmatrix) abgespeichert.
Unter Berücksichtigung der Bandstruktur bietet sich noch eine von Abb. 2-13 abweichende
Abspeicherung der ungebundenen Systemsteifigkeitsmatrix an. Dabei werden die Hauptdia-
gonalelemente in die 1. Spalte geschrieben und die rechts neben der Hauptdiagonalen positio-
nierten Matrixelemente entsprechend nach links verschoben.
2-30 2 Ein einfaches Beispiel
Abb. 2-13 Symmetrische 10][10 Systemsteifigkeitsmatrix
Abb. 2-14 Speicherung der Systemsteifigkeitsmatrix als Bandmatrix 8][10
2.10 Hinweise zur programmtechnischen Umsetzung 2-31
Die Matrixelemente unterhalb der Treppenkurve werden mit Nullen aufgefüllt. Diese redu-
zierte Matrix hat dann nur noch den Speicherbedarf von ]Bn2[ . Damit reduzieren sich auch
die Rechenoperationen zur Auflösung des Gleichungssystems, das nun jedoch einen Glei-
chungslöser für Matrizen mit Bandstruktur benötigt.
An der rechten Seite, der Lastseite, hat sich bis jetzt nichts geändert. Was noch fehlt, ist der
geschickte Einbau der Verschiebungsrandbedingungen in das Gleichungssystem. Die dazu im
Kap. 2.7 vorgestellte Methode erfordert eine i.a. umfangreiche Umspeicherung in der System-
steifigkeitsmatrix und im Lastvektor. Diese Umspeicherungen benötigen bei großen Systemen
erhebliche Rechenzeit. Wird die Systemsteifigkeitsmatrix als Bandmatrix abgespeichert, dann
ist eine Umspeicherung in Form von Zeilen- und Spaltentausche ohnehin nicht möglich. Des-
halb wird hier ein anderer Weg beschritten. Um den folgenden Algorithmus zu verdeutlichen,
wird das Gleichungssystem
apvK ! Gl. 2-69
betrachtet (s.h. Gl. 2-53) und gezeigt, wie eine vorgegebene Verschiebungsrandbedingung
ohne Umspeicherung der Systemmatrix in das Gleichungssystem eingebaut wird. Die rechte
Seite besteht aus den eingeprägten Knotenlasten p! und den noch zu bestimmenden Auflager-
reaktionskräften a.
Ist die zu berücksichtigende Verschiebungsrandbedingung homogen, etwa Vi = 0, dann ge-
nügt es, in der Steifigkeitsmatrix die i-te Zeile und Spalte durch Nullen und das Diagonalele-
ment Kii durch eine Eins zu ersetzen (Abb. 2-15).
0
0
p
p
v
v
KkK
kk
KkK
!L
!k
i!i
L
i
K
LLLiTKl
TLiii
TKi
KLKiKK
ap0VK
!L
!k
p
p
v
v
K0K
00
K0K
0V1
L
i
K
LLTKl
KLKK
Abb. 2-15 Einbau einer homogenen Randbedingung in das Gleichungssystem
Wird weiterhin in die i-te Zeile der rechten Seite des Gleichungssystems eine Null gesetzt,
dann ist nun offensichtlich die geforderte Verschiebungsrandbedingung Vi = 0 Bestandteil des
Gleichungssystems. Die eingeprägte Knotenlast !ip ist selbstverständlich vor dem Nullsetzen
der rechten Seite zu sichern.
0
0
p
p
v
v
KkK
kk
KkK
!L
!k
i!i
L
i
K
LLLiTKl
TLiii
TKi
KLKiKK
ap0VK
iLi
iKi
i
L
i
K
LLTKl
KLKK
V
0
V
VV1
k
k
p
p
v
v
K0K
00
K0K
!L
!k
Abb. 2-16 Einbau einer inhomogenen Randbedingung in das finite Gleichungssystem
2-32 2 Ein einfaches Beispiel
Liegt eine inhomogene Randbedingung Vi 0 vor (Abb. 2-16), dann sind die Verhältnisse
verwickelter. Nun ist zu beachten, dass die Knotenvariable Vi in allen Gleichungen einen Bei-
trag zur rechten Seite liefert, der dem Vi-fachen des i-ten Spaltenvektors von K entspricht.
Demzufolge ist zunächst von der rechten Seite, bis auf die i-te Zeile, die mit der bekannten
Verschiebung Vi multiplizierte i-te Spalte der Steifigkeitsmatrix abzuziehen. Diese nun auf
der Lastseite auftretenden Größen werden generalisierte Knotenkräfte genannt. Sodann
werden die i-te Zeile und die i-te Spalte in der Systemmatrix sowie die i-te Zeile des Aufla-
gerkraftvektors zu Null gesetzt (ai = 0) und abschließend die Verschiebungsrandbedingung als
Identität ( ii VV ) in die i-te Zeile des Gleichungssystems geschrieben. Auch hier ist vorher
wieder die eingeprägte Knotenlast !ip zu sichern. Aus nummerischen Gründen wird die i-te
Zeile mit einem positiven Faktor multipliziert, der etwa die Größenordnung der übrigen
Matrixelemente besitzt. Der Wert für ist geeignet zu wählen.
iLi
iKi
i
L
i
K
LLTKl
KLKK
V
0
V
VV
k
k
p
p
v
v
K0K
00
K0K
!L
!k
Abb. 2-17 Nummerische Stabilisierung des Gleichungssystems mit dem Faktor
Dieser Prozess muss für jede Verschiebungsrandbedingung durchgeführt werden. Die Reihen-
folge spielt dabei keine Rolle. Aus dem so modifizierten Gleichungssystem werden die Sys-
temknotenverschiebungen ermittelt, mit denen dann die Auflagerreaktionsgrößen sofort be-
rechnet werden können. Aus Gl. 2-69 folgt nämlich !pvKa Gl. 2-70
Hinweis: Da die Steifigkeitsmatrix und der Vektor der eingeprägten Kräfte durch den Einbau
der Verschiebungsrandbedingungen verändert werden, müssen diese zur späteren Berechnung
der Auflagerkräfte und der Elementzustandsgrößen vorher gesichert werden.
Der große Vorteil der hier beschriebenen Vorgehensweise zum Einbau der Randbedingungen
liegt darin, dass die Gesamtsteifigkeitsmatrix und die rechte Seite des Gleichungssystems
unabhängig von den Randbedingungen aufgebaut werden können. Ein kleiner jedoch unbe-
deutender Nachteil der Methode besteht darin, dass sich die Ordnung des Gleichungssystems,
trotz bekannter Knotenverschiebungen, nicht verringert. Dieser Nachteil ist deshalb nicht
gravierend, da bei größeren Systemen der Anteil der durch Randbedingungen vorgeschriebe-
2.11 Optimale Nummerierung der Systemknoten 2-33
nen Knotenverschiebungen im Vergleich zu den unbekannten Knotenverschiebungen in der
Regel sehr klein ist.
2.11 Optimale Nummerierung der Systemknoten
Die bisherigen Hinweise haben gezeigt, dass die globale Knotennummerierung einen wesent-
lichen Einfluss auf die Größe des resultierenden Gleichungssystems hat. Die Anzahl der we-
sentlichen Rechenoperationen (Multiplikationen, Divisionen) zur Lösung eines linearen Glei-
chungssystems der Größe [ nn ] liegt etwa bei 3n3/1 . Die dazu benötigte Rechenzeit hängt
also entscheidend von der Größe der Systemmatrix ab. Aus diesem Grunde ist es bei großen
Systemen wichtig, die Knotennummerierung im Sinne einer geringen Bandbreite möglichst
optimal zu wählen. Für diese Aufgabe wurden Algorithmen entwickelt, die auf Basis einer
vorgegebenen Knotennummerierung und Elementverknüpfung durch interne Umnummerie-
rung der Systemknoten die geringste Bandbreite liefern sollen. In diesem Zusammenhang
wird auf die Arbeiten von /16/, /17/ und /18/ verwiesen. Die in den genannten Literaturstellen
beschriebenen Algorithmen basieren auf heuristischen1 Prinzipien und liefern deshalb nicht
zwangsläufig die günstigste Lösung. Die auf grafentheoretischen Überlegungen basieren Op-
timierungsalgorithmen laufen in Computerprogrammen für den Benutzer im Hintergrund ab.
Nachdem z.B. von einem Netzgenerator eine Knotennummerierung vorgeschlagen wurde,
wird diese dann vom Optimierungsalgorithmus im Sinne einer günstigeren Bandbreite geän-
dert. Als positiven Nebeneffekt geben diese Algorithmen dem Anwender wertvolle Hinweise
zur geschickten manuellen Knotennummerierung.
2.12 Spezielle Lagerungen In Konstruktionen des Bauwesens können Knotenlagerungen auftreten, die von den bisher
betrachteten Fällen der freien oder der starren Lagerung abweichen.
1 zu griech. heurískein ›finden‹, ›entdecken‹, die Kunst, wahre Aussagen zu finden
2-34 2 Ein einfaches Beispiel
Die im Folgenden betrachteten Fälle beziehen sich auf
1. Elastische Lagerungen und
2. Schiefe Randbedingungen.
Unter elastisch gelagerten1 Knoten werden Systemknoten verstanden, die federnd gelagert
sind. Schiefe Randbedingungen2 treten immer dann auf, wenn die Orientierungen der Ver-
schiebungsfreiheitsgrade der Systemknoten nicht parallel zu den globalen Koordinatenachsen
verlaufen.
Grundsätzlich lassen sich Federlagerungen und auch schiefe Randbedingungen (Abb. 2-1)
durch ergänzende Stäbe realisieren. Das ist insbesondere bei denjenigen Programmen ein pro-
bates Mittel, die eine direkte Berücksichtigung dieser Lagerungen nicht zulassen.
Abb. 2-18 Ebenes Fachwerk, Federlagerung und schiefe Randbedingung
Im Falle einer Federlagerung am Knoten 2, hier in globaler y-Richtung, wird im Zusatzstab 8
eine Dehnsteifigkeit eingestellt, die der vorgeschriebenen Federsteifigkeit kf entspricht, also
EAkf . Bei Vorgabe der Stablänge ist dann die Dehnsteifigkeit fkEA zu wählen.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei schiefen Randbedingungen, wie sie am Knoten 3 zu
beobachten sind. Soll nummerisch eine starre Lagerung in Richtung der Achse des Stabes 9
realisiert werden, dann ist dessen Dehnsteifigkeit nummerisch hoch anzusetzen. Aufgrund der
hohen Steifigkeit verhält sich dieser dann näherungsweise wie ein starrer Körper, der nur
noch eine Drehung um den Fußpunkt 7 ausführen kann. Damit bei Unterstellung kleiner Ver-
formungen der Bogen durch die Tangente gut approximiert wird, ist dann der Stab nur noch
hinreichend lang zu wählen.
Bei allen Lagerungen unterstellen wir übrigens eine beidseitige Bindung, ein Abheben der
Konstruktion von den Lagern soll also nicht möglich sein.
1 in der englischsprachigen Literatur elastic support genannt 2 in der englischsprachigen Literatur skew constraints genannt
2.12 Spezielle Lagerungen 2-35
2.12.1 Elastische Lagerung
Das Erweitern des FE-Modells durch zusätzliche Stäbe kann vermieden werden, wenn die
Federsteifigkeit beim Aufstellen der Systemsteifigkeitsmatrix sofort berücksichtigt wird. Wir
beschränken uns im Folgenden auf linear elastische Federlagerungen. Unter einer linear elas-
tischen Feder verstehen wir ein idealisiertes mechanisches Gebilde, bei dem eine angreifende
Kraft F eine Auslenkung s hervorruft. In der Feder stellt sich eine Kraft Ff ein, die der Ver-
längerung bzw. der Verkürzung proportional ist. Es gilt
skF ff Gl. 2-71
und wir nennen
s
Fk f
f Gl. 2-72
die Federkonstante, eine für jede Feder charakteristische Größe.
m
Nskg:Einheit;
)Zeit(
Massek 2
2f
Ist beispielsweise ein Systemknoten auf einer Feder gelagert, deren Achse mit der Orientie-
rung der Verschiebung Vi identisch ist, dann führt eine Verschiebung dieses Knotens in posi-
tiver Richtung Vi zu einer Reaktionskraft1
ii,fi,f VkF Gl. 2-73
die im finiten Gleichungssystem zunächst auf der Seite der Knotenlasten erscheint.
0
0
p
p
0
0
p
p
0
0
p
p
v
v
KkK
kk
KkK
!L
!k
!L
!k
!L
!k
ii,f!ii,f
!ii
!i
L
i
K
LLLiTKl
TLiii
TKi
KLKiKK
VkpFpapVK
Wie diese Lagerung in der Systemsteifigkeitsmatrix zu berücksichtigen ist, erkennen wir so-
fort, wenn wir die zweite Zeile des obigen Gleichungssystems ausmultiplizieren. Wir erhalten
ii,f!iL
TLiiiiK
TKi VkpVK vkvk
Bringen wir die Federkraft auf die linke Seite und fassen zusammen, dann folgt
!iL
TLiii,fiiK
TKi pV)kK( vkvk
1 die nicht mit der Federkraft verwechselt werden darf
2-36 2 Ein einfaches Beispiel
Die elastische Lagerung eines Systemknotens in Richtung des i-ten Systemfreiheitsgrades
wird also realisiert, indem zum Diagonalelement Kii der Systemsteifigkeitsmatrix die vorge-
gebene Federsteifigkeit kf,i addiert wird, also
!L
!k
p
p
v
v
KkK
kk
KkK!i
L
i
K
LLLiTKl
TLii,fii
TKi
KLKiKK
pVkK Gl. 2-74
2.12.2 Schiefe Randbedingungen
Abb. 2-19 Schiefe Randbedingungen am Knoten 3
Um beispielsweise am Knoten 3 den homogenen Randwert 0y )3( vorgeben zu können
(Abb. 2-19), müssen zunächst die im globalen yx -Koordinatensystem formulierten Kno-
tenfreiheitsgrade in das um den Winkel gedrehte yx -Koordinatensystem transformiert
werden. Zur Erläuterung dieses Vorganges notieren wir das finite Gleichungssystem für das
in Abb. 2-19 skizzierte gleichseitige Fachwerk. Aus Gründen der Vereinfachung wird ohne
Beschränkung der Allgemeinheit für alle Stäbe 1/)EA( angenommen. Das finite Glei-
chungssystem lautet bei Bezugnahme auf die globalen x-y-Koordinaten
apvK ! Gl. 2-75
Im Einzelnen sind, ohne auf die Herleitung der Matrizen und Vektoren näher einzugehen
2.12 Spezielle Lagerungen 2-37
750,0.
433,0250,1
750,0433,0500,1
433,0250,00500,0
00750,0433,0750,0
01433,0250.0433,0250,1
sym
K
y3
x3
y2
x2
y3
x3
y2
x2
y1
x1
u
u
u
u
0
0
u
u
u
u
u
u
v
0.5
0
0
0
0
0
P
P
P
P
P
P
y3
x3
y2
x2
y1
x1
!p
y3
x3
y1
x1
R
R
0
0
R
R
a
Im Vektor v tritt offensichtlich der zu unterdrückende Freiheitsgrad y3u gar nicht auf. Des-
halb transformieren wir die Verschiebungen am Knoten 3 mittels einer Drehtransformation
mit dem Winkel in die Richtungen x - y . Allgemein gilt im zweidimensionalen Fall bei
Drehung um die zur x-y-Ebene senkrechte Achse
y
x
cossin
sincos
y
x
y
x
cossin
sincos
y
x Gl. 2-76
Berücksichtigen wir diesen Sachverhalt im Vektor der globalen Knotenverschiebungen, dann
erhalten wir
y3
x3
y2
x2
y1
x1
y3x3
y3x3
y2
x2
y1
x1
y3
x3
y2
x2
y1
x1
u
u
u
u
u
u
cossin0000
sincos0000
001000
000100
000010
000001
cosusinu
sinucosu
u
u
u
u
u
u
u
u
u
u
v
oder symbolisch
vTv T Gl. 2-77
Der Neigungswinkel des einwertigen Lagers am Knoten 3 beträgt 20 . Dann ist
2-38 2 Ein einfaches Beispiel
940,0342,00000
342,0940,00000
001000
000100
000010
000001
cossin0000
sincos0000
001000
000100
000010
000001
TT
Wegen 1T TT (Beweis durch Ausrechnen) ist diese Matrix eine orthogonale Matrix für
die gilt: 1TT T . Entsprechend sind
aTa
pTpT
!T!
Gl. 2-78
Einsetzen von Gl. 2-77 und Gl. 2-78 in Gl. 2-39 ergibt )( apTvTK !TT . Linksmulti-
plikation mit T liefert unter Beachtung der Orthogonalität von T
apvTKT !T
Setzen wir zur Abkürzung TTKTK , dann lautet die finite Gleichung mit den am Knoten
3 transformierten Größen
apvK ! Gl. 2-79
Im Einzelnen sind
TT K
sym
TKTK
087,1.
492,0913,0
853,0150,0500,1
492,0087,00500,0
00750,0433,0750,0
342,0940,0433,0250.0433,0250,1
6985,4
7101,1
0
0
0
0
P
P
0
0
0
0
cosP
sinP
0
0
0
0
y3
x3
y3
y3
!! pTp
2.12 Spezielle Lagerungen 2-39
y3
y1
x1
y3
x3
y1
x1
y3x3
y3x3
y1
x1
R
0
0
0
R
R
R
R
0
0
R
R
cosRsinR
sinRcosR
0
0
R
R
aTa
Da es sich bei dem schiefen Lager am Knoten 3 um ein einwertiges Lager handelt (Ver-
schieblichkeit des Lagers in x -Richtung nicht unterbunden), ist 0R x3 zu Null zu fordern.
Im Übrigen beziehen sich die Drehtransformationen nur auf diejenigen Systemknoten, die
durch eine schiefe Randbedingung beaufschlagt sind. Damit erhalten wir folgendes Glei-
chungssystem
y3
y1
x1
y3
x3
y2
x2
y1
x1
R
0
0
0
R
R
6985,4
7101,1
0
0
0
0
u
u
u
u
u
u
087,1492,0853,0492,00342,0
492,0913,0150,0087,00940,0
853,0150,0500,10750,0433,0
492,0087,00500,0433,0250.0
00750,0433,0750,0433,0
342,0940,0433,0250.0433,0250,1
aus dem die Knotenverschiebungen und die Lagerreaktionskräfte zu berechnen sind. Der Ein-
bau der homogenen Randbedingungen liefert nach dem im Kap. 2.10 beschriebenen Verfah-
ren
0
7101,1
0
0
0
0
u
u
u
u
u
u
100000
0913,0150,0087,000
0150,0500,1000
0087,00500,000
000010
000001
y3
x3
y2
x2
y1
x1
Die Lösungen sind
2-40 2 Ein einfaches Beispiel
0
937,1
194,0
336,0
0
0
u
u
u
u
u
u
y3
x3
y2
x2
y1
x1
v
321,5
0
0
0
0
820,1
R
0
0
0
R
R
y3
y1
x1
a
Eine andere Möglichkeit des Einbaus schiefer Randbedingungen besteht darin, die erforderli-
chen Drehtransformationen bereits auf Elementebene durchzuführen. Da am Knoten 3 der
Stab 1 endet und der Stab 2 seinen Anfangsknoten hat, sind für beide Elemente entsprechende
Transformationen durchzuführen.
Das Elastizitätsgesetz für den Dehnstab in globalen Koordinaten lautet bekanntlich
(e)(e)(e) fuk Gl. 2-80
Der Vektor u(e) enthält die Komponenten der Stabendverschiebungen in globalen Koordina-
ten. Hat der Stab am betreffenden Knoten z.B. seinen Anfang (Index i), dann lautet die Dreh-
transformation
)e(jy
)e(jx
)e(yi
)e(xi
)e(jy
)e(jx
)e(yi
)e(xi
)e(yi
)e(xi
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
u
u
u
u
1000
0100
00cossin
00sincos
u
u
cosusinu
sinucosu
u
u
u
u
(e)u Gl. 2-81
oder symbolisch
(e)(i)
T(i)
(e) uTu Gl. 2-82
Die Matrix
1000
0100
00cossin
00sincos
T(i)T Gl. 2-83
2.12 Spezielle Lagerungen 2-41
ist wieder eine orthogonale Matrix. Endet der Stab an einem Knoten (Index j), der einer schie-
fen Randbedingung unterworfen ist, dann gilt entsprechend
(e)(j)
T(j)
(e) uTu
)e(yj
)e(xj
)e(iy
)e(ix
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
u
u
u
u
cossin00
sincos00
0010
0001
u
u
u
u
Gl. 2-84
Einsetzen von Gl. 2-82 in Gl. 2-16 und anschließende Linksmultiplikation mit T(i) ergibt
(e)(i)
(e)(i)
T(i)
(e)(i) fTuTkT Gl. 2-85
Setzen wir noch
(e)(i)
(e)
T(i)
(e)(i)
(e)
fTf
TkTk
Gl. 2-86
dann geht Gl. 2-85 über in
(e)(e)(e) fuk Gl. 2-87
Mit den in Gl. 2-87 errechneten Elementbeiträgen wird das Gesamtsystem aufgebaut. Der
Einbau der Randbedingungen in das globale Gleichungssystem bereitet dann keine Schwie-
rigkeiten mehr.
3 Grundlagen der linearen Elastizi-
tätstheorie
An dieser Stelle sollen die Grundgleichungen der linearen Elastizitätstheorie zusammenge-
stellt werden, was bedeutet, dass wir uns einerseits auf kleine Verformungen und kleine 1.
Ableitungen der Verformungen beschränken (geometrische Linearität), andererseits soll ein
linear elastisches Werkstoffgesetz in Betracht gezogen werden (physikalische Linearität).
3.1 Der Spannungszustand
Abb. 3-1 Der Spannungsvektor
Die Spannung1 n)s(r, ist ein dem Flächenelement A mit Ortsvektor r und dem Stellungs-
vektor n zugeordneter Vektor, der als Grenzwert
1 Augustin Louis Baron Cauchy, franz. Mathematiker, 1789-1857
3-2 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
dA
d
AΔ
Δlim
0AΔ
FFn)s(r,
Gl. 3-1
definiert ist (Abb. 3-1). F ist dabei der zur Fläche A im allgemeinen schief gerichtete
Kraftvektor.
Abb. 3-2 Komponenten des Spannungsvektors sn
Der Spannungszustand in einem Kontinuum hängt außer vom Punkt P mit dem Ortsvektor r
auch noch von der geführten Schnittrichtung (Stellungsvektor n) ab. Der Spannungszustand
am Punkt eines Kontinuums ist dann bekannt, wenn für drei unabhängige Schnittrichtungen
durch diesen Punkt die zugeordneten Spannungsvektoren bekannt sind. Erst dann kann der
Spannungsvektor sn für eine beliebige Schnittrichtung berechnet werden. Die senkrecht auf
dem Flächenelement A stehende Komponente des Spannungsvektors (Abb. 3-2) heißt Nor-
malspannung nnnnn )()( enr,nr,s und die in der Ebene des Flächenelements liegende
Komponente wird Schubspannung tntnt )()( enr,nr,s genannt.
Abb. 3-3 Spannungsvektor in kartesischen Koordinaten, Stellungsvektor ex
Die Normalspannung wird als positiv bezeichnet, wenn sie eine Zugspannung ist und entspre-
chend als negativ, wenn sie eine Druckspannung ist. Stehen insbesondere die Schnittflächen
senkrecht auf den kartesischen Koordinaten x,y,z, dann gilt (Abb. 3-3)
3.1 Der Spannungszustand 3-3
zyxz
zyxy
zyxx
eees
eees
eees
zzzyzx
yzyyyx
xzxyxx
σσσ
σσσ
σσσ
Gl. 3-2
Die 9 Spannungen jk (j,k = x,y,z) lassen sich in einer quadratischen Matrix
zzzyzx
yzyyyx
xzxyxx
σσσ
σσσ
σσσ
S
anordnen. Das ist die Matrix des Spannungstensors. An jeder Spannung bedeutet der erste
Index die Koordinatenachse, die auf der betreffenden Schnittfläche senkrecht steht, der zweite
die Koordinatenachse, zu der die Spannung parallel ist. Zur vollständigen Beschreibung des
Spannungszustandes in einem Punkt P eines deformierbaren Körpers sind zunächst also 9
Zahlenangaben erforderlich. Im Vergleich zum Vektor, bei dem im räumlichen Fall drei Zah-
lenangaben ausreichen, spricht man deshalb beim Spannungstensor von einer extensiven Grö-
ße höherer Ordnung, hier also 2. Ordnung.
Abb. 3-4 Gleichgewicht am Tetraederelement
Zur Berechnung des Spannungszustandes in einer beliebig gerichteten Schnittfläche entneh-
men wir dem Innern eines Körpers gedanklich einen nach der orthonormierten Einheitsvek-
torbasis zyx ;; eee orientierten Tetraeder1 (Abb. 3-4) mit den Kantenlängen dx, dy, dz. Im
Sinne des Schnittprinzips werden an den Schnittflächen die als bekannt vorausgesetzten
Spannungsvektoren zyx sss ,, freigesetzt (Abb. 3-4). Auf der Deckfläche des Tetraeders
1 zu griech. hédra ›Sitz(fläche), Basis‹, ein Polyeder mit vier Ecken
3-4 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
wirkt der noch unbekannte Spannungsvektor n)(r,sn . Kraftgleichgewicht am infinitesimalen
tetraederförmigen Element liefert mit ]n;n;n[ zyxn
zyxn ssss zyx nnn Gl. 3-3
Unter Beachtung von Gl. 3-2 erhalten wir zunächst
zyxn ssss nznynx σσσ Gl. 3-4
und durch Komponentenvergleich
zzzzyyzxxnz
yzzyyyyxxny
xzzxyyxxxnx
σnσnσnσ
σnσnσnσ
σnσnσnσ
Gl. 3-5
oder symbolisch
nSsn Gl. 3-6
Unter Beachtung des Satzes von den zugeordneten Schubspannungen ( kjjk σσ ) reduziert
sich die Anzahl der unbekannten Spannungen von 9 auf 6. Die Matrix des Spannungstensors
ist symmetrisch
TSS
zzyzxz
zyyyxy
zxyxxx
zzzyzx
yzyyyx
xzxyxx
σσσ
σσσ
σσσ
σσσ
σσσ
σσσ
In der FE-Methode werden die 6 Spannungskomponenten zum Spannungsvektor
],,,,,[ zxyzxyzzyyxx Tσ Gl. 3-7
zusammengefasst. Ist der Spannungstensor am Punkt eines Kontinuums bekannt, dann kann
der Spannungsvektor s für jede beliebige Schnittrichtung ermittelt werden.
3.1.1 Die statische Grundgleichung
Aus einem belasteten Körper denken wir uns ein quaderförmiges zu den Koordinatenachsen
paralleles Volumenelement mit den Kantenlängen x, y, z herausgeschnitten. Das Element
besitzt das Volumen V = x y z (Abb. 3-5).
3.1 Der Spannungszustand 3-5
Abb. 3-5 Volumenelement eines belasteten Körpers
Abb. 3-6 Kraftzustand am Volumenelement
Auf das Element (Abb. 3-6) wirken neben der Volumenkraft f (z.B. die Gewichtskraft oder
auch magnetische Kräfte) die als Folge des Schnittprinzips erscheinenden Oberflächenspan-
nungen. Im allgemeinen werden die Spannungsvektoren beim Fortschreiten in Richtung der
Koordinatenachsen ihren Betrag und ihre Richtung ändern.
Im statischen Fall muss das Kraftgleichgewicht erfüllt sein, d.h. die Resultierende aller auf
das Volumenelement einwirkenden Kräfte muss verschwinden. Das führt auf die wichtige
statische Grundgleichung
0fsss zyx
zyx Gl. 3-8
Mit Einführung des Gradienten in kartesischen Koordinaten
3-6 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
zyx zyxeee
Gl. 3-9
der ein symbolischer Vektor ist und Nablaoperator1 genannt wird, kann Gl. 3-8 noch kürzer
geschrieben werden
0fS Gl. 3-10
Gl. 3-8 ist eine Vektorgleichung, die drei skalaren Gleichungen entspricht. Unter Beachtung
von zyx eeef (x,y,z)f(x,y,z)f(x,y,z)f zyx folgt aus Gl. 3-8
0fz
σ
y
σ
x
σ
0fz
σ
y
σ
x
σ
0fz
σ
y
σ
x
σ
zzzyzxz
yzyyyxy
xzxyxxx
Gl. 3-11
3.1.2 Der räumliche Spannungszustand in Zylinderkoordinaten
Abb. 3-7 Spannungskomponenten in Zylinderkoordinaten (nicht vollständig)
Der Spannungstensors in Zylinderkoordinaten hat die Form (Abb. 3-7)
zrrzrrrrrr eeeeeeS
und in Matrixdarstellung
1 griech. nábla(s), Name eines Saiteninstruments.
3.1 Der Spannungszustand 3-7
TSS
zzzzr
zr
rzrrr
σσσ
σσσ
σσσ
Die 6 Spannungskomponenten werden zum Spannungsvektor
],,,,,[ rzzrzzrr Tσ Gl. 3-12
zusammengefasst. In Zylinderkoordinaten hat der Nabla-Operator die Darstellung
zr
1
r zr
eee
Unter Beachtung von zr eeef ,z)(r,f,z)(r,f,z)(r,f zr folgen dann die Gleichge-
wichtsbedingungen
0fz
σσ
r
1
r
1
r
σ
0fz
σσ
r
1
r
2
r
σ
0f)σσ(r
1
z
σσ
r
1
r
σ
zzzz
zrzr
zr
r
rrrrzrrr
Gl. 3-13
3.1.3 Der ebene Spannungszustand
Beim ebenen Spannungszustand1 der x-y-Ebene unterstellen wir
0σ jz (j = x,y,z) Gl. 3-14
Von den verbleibenden Spannungen jkσ (j, k = x,y) wird angenommen, dass sie sich über die
Scheibendicke konstant verteilen. Sie hängen dann nicht mehr von der z-Koordinate ab, und
es gilt
0z
σ jk
Gl. 3-15
Gl. 3-11 reduziert sich auf
1 der mit guter Näherung z.B. in einer Scheibe unterstellt werden kann
3-8 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
0fy
σ
x
σ
0fy
σ
x
σ
yyyxy
xyxxx
Gl. 3-16
und für die Matrix des ebenen Spannungstensors verbleibt
yyyx
xyxxyyyx
xyxx
σσ
σσ
000
0σσ
0σσ
S Gl. 3-17
An einem Element treten dann nur noch die folgenden Spannungen auf
Abb. 3-8 Der ebene Spannungszustand
Der Satz von den zugeordneten Schubspannungen liefert für den ebenen Fall
xyyx σσ Gl. 3-18
womit noch drei unbekannte Funktionen y)(x,σy),(x,σy),(x,σ yyxyxx zu bestimmen wären,
die wir im Spannungsvektor
]σ,σ,σ[ xyyyxxTσ Gl. 3-19
zusammenfassen können. Hängen die Spannungen nicht vom Ort ab, so heißt der Spannungs-
zustand homogen, sonst inhomogen.
3.2 Verschiebungen und Verzerrungen 3-9
3.1.4 Der einachsige Spannungszustand
In Bauteilen, die vorzugsweise auf Druck oder Zug beansprucht werden, kann näherungswei-
se ein einachsiger Spannungszustand unterstellt werden. Zu diesen Bauteilen gehören z.B.
Seile, Ketten und Stäbe.
Abb. 3-9 Einachsiger Spannungszustand in einem Stab
Der Stab in Abb. 3-9 wird durch eine Kraft F beansprucht, die in hinreichender Entfernung
von der Lasteinleitungsstelle näherungsweise einen einachsigen Spannungszustand
A
Fσ xx Gl. 3-20
induziert. Spannungen yyσ und xyσ treten nicht auf.
3.2 Verschiebungen und Verzerrungen
3.2.1 Die Verschiebungen
Infolge einer Belastung wird ein realer Körper deformiert. Zur (relativen) Beschreibung der
auftretenden Formänderungen wird eine Bezugskonfiguration (BK) eingeführt, von der aus
die Bewegung gemessen wird. In dieser Plazierung muss der kinematische Zustand des Kör-
pers bekannt sein, denn sämtliche Änderungen des kinematischen Zustandes werden auf diese
Referenzkonfiguration bezogen. Die Bewegung endet in der Endkonfiguration (EK), wobei
wir im Rahmen einer linearen Theorie unterstellen, dass Bezugs- und Endkonfiguration dicht
benachbart sind.
3-10 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
Abb. 3-10 Verschiebungsvektor w(r)
Bezugs- und Endkonfiguration sind durch den Verschiebungsvektor
)w,w,w()(w)(w)(w zyxzyx zyx erererw(r) Gl. 3-21
miteinander verbunden1. Dabei können wx,wy und wz noch Funktionen von x,y,z sein. Der
Sprung zwischen beiden Plazierungen wird als Deformation bezeichnet.
Abb. 3-11 Deformation eines Quaders
Abb. 3-11 zeigt die Deformation eines Quaders, die sich infolge der Verschiebungen der ein-
zelnen Körperpunkte aus
Starrkörperverschiebungen, die aus Translation und Rotation bestehen, sowie
Verzerrungen, d.h. Dehnungen und Gleitungen zusammensetzt.
1 Im Rahmen der hier behandelten Theorie ist es gleichgültig, auf welchem Wege der Punkt P nach P’ gelangt.
3.2 Verschiebungen und Verzerrungen 3-11
Da i.a. jedem Punkt P(r) ein anderer Verschiebungsvektor w zugeordnet ist, handelt es sich
hierbei um ein Vektorfeld. Es leuchtet sofort ein, dass die Verschiebungen der einzelnen
Körperpunkte keinen Aufschluß über das lokale kinematische Verhalten geben können, dazu
ist vielmehr die Umgebung eines Punktes, etwa in Form von Linienelementen, in die Betrach-
tungen mit einzubeziehen.
Hinweis: Wir beschränken uns im Folgenden auf kleine Verformungen und kleine 1. Ablei-
tungen der Verformungen.
3.2.2 Der Verzerrungszustand
Neben den Spannungen und den Verschiebungen sind die Verzerrungen zur Beurteilung
eines Beanspruchungszustandes eines belasteten Körpers von entscheidender Bedeutung. Die
Dehnungen resultieren aus den Längenänderungen einzelner Körperelemente und die Glei-
tungen beschreiben die Winkeländerungen der Elementkanten. Die Formänderung eines
Körperelementes liegt fest, wenn die Längenänderungen eines Volumenelementes mit den
Seiten x, y, z und die Änderungen der ursprünglich (rechten) Winkel bekannt sind.
3.2.2.1 Kartesische Koordinaten
Verschiebungsvektor: )w,w,w( zyxw
Dehnungen: zzyyxx ,,
Halbe Gleitungen: zxzxyzyzxyxy 2
1;
2
1;
2
1
Der Verzerrungstensor hat dann die Form
zxxzyxxyxxxx eeeeeeE
oder in Matrixform
TEE
zzzyzx
yzyyyx
xzxyxx
zzzyzx
yzyyyx
xzxyxx
εγ2
1γ
2
1
γ2
1εγ
2
1
γ2
1γ
2
1ε
εεε
εεε
εεε
Gl. 3-22
3-12 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
Auch diese Matrix ist symmetrisch. Die 6 Größen werden im Verzerrungsvektor
],,,,,[ zxyzxyzzyyxxT ε Gl. 3-23
zusammengefasst. Die Verzerrungs-Verschiebungsrelationen sind
z
w
x
w
2
1
z
w
y
w
2
1
x
w
y
w
2
1
z
w
y
w
x
w
xzzx
yzyz
yxxy
zzz
yyy
xxx
Gl. 3-24
die unter Beachtung der Differentiationsoperatormatrix
xy0
z00
0zx
0y
0
z0
y00
xTL Gl. 3-25
auch in die Darstellung
Lwε Gl. 3-26
gebracht werden können. Sind die drei Verschiebungen wx,wy,wz bekannt, dann lassen sich
daraus 6 Verzerrungen berechnen. Umgekehrt gehören zu 6 Verzerrungen genau 3 Verschie-
bungskomponeneten. Soll das Verschiebungsfeld eindeutig sein, dann können die 6 Verzer-
rungen nicht beliebig sein, sie müssen den sog. Kompatibilitäts- oder Verträglichkeitsbe-
dingungen genügen, die hier angegeben werden, auf deren Herleitung jedoch nicht näher
eingegangen wird.
0yxzyzxz
,0xz
2zx
0xzyxyzy
,0zy
2yz
0zyxzxyx
,0yx
2xy
zz2
zx2
zy2
2
xy2
zx2
2xx
2
2zz
2
yy2
yz2
yx2
2zx
2yz
2
2zz
2
2
yy2
xx2
xy2
xz2
2
yz2
xy2
2
yy2
2xx
2
Gl. 3-27
3.2 Verschiebungen und Verzerrungen 3-13
3.2.2.2 Zylinderkoordinaten
Verschiebungsvektor: )w,w,w( zr w
Dehnungen: zzrrr ,,
Halbe Gleitungen: zrzrzzrr 2
1;
2
1;
2
1
Die Dehnungen und Gleitungen bilden den symmetrischen Verzerrungstensor
zzzzr
zr
rzrrr
zzzzr
zr
rzrrr
εγ2
1γ
2
1
γ2
1εγ
2
1
γ2
1γ
2
1ε
εεε
εεε
εεε
E Gl. 3-28
Die 6 Größen werden im Verzerrungsvektor
],,,,,[ zrzrzzrrT ε Gl. 3-29
zusammengefasst. Die Verzerrungs-Verschiebungsrelationen sind
z
w
r
w
2
1
w
r
1
z
w
2
1
r
w
r
ww
r
1
2
1
z
w;
w
r
1
r
w;
r
w
rzzr
zz
rr
zzz
rrrr
Gl. 3-30
3.2.2.3 Der ebene Verzerrungszustand
Ein ebener Verzerrungszustand wird in langgestreckten Körpern unterstellt, für die Geometrie
und Belastung in Längsrichtung nahezu konstant sind. Das trifft zum Beispiel bei der in Abb.
3-12 dargestellten Stützmauer mit guter Näherung zu.
3-14 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
Abb. 3-12 Stützmauer, ebener Verzerrungszustand
Ein ebener Verzerrungszustand in der x,y-Ebene wird durch 0(x,y,z)wz definiert. Punkte
der x,y-Ebene sollen sich auch nur in dieser Ebene verschieben können. Von Gl. 3-21 ver-
bleibt
y)(x,wy),(x,w yxw Gl. 3-31
und damit
0εεε zzyzxz Gl. 3-32
Gl. 3-22 geht über in
yyyx
xyxx
εγ2
1
γ2
1ε
E Gl. 3-33
und der Verzerrungsvektor Gl. 3-23 reduziert sich auf
xyyyxxT ,, ε Gl. 3-34
Von der Differentiationsoperatormatrix Gl. 3-25 verbleibt
xy0
y0
xTL Gl. 3-35
3.3 Materialgesetz 3-15
3.3 Materialgesetz
Nach der Einführung der beiden Begriffe Spannungen und Verzerrungen sind zwischen bei-
den Definition Beziehungen herzustellen, die vom verwendeten Material abhängen. Die Glei-
chungen, die die Verzerrungen und die Spannungen miteinander verknüpfen, heißen Materi-
al- oder auch Stoffgleichungen. Zur Bestimmung der in den Stoffgleichungen auftretenden
Werkstoffkennwerte werden Experimente benötigt.
Für die folgenden Untersuchungen beschränken wir uns auf den einfachsten Fall der homo-
genen linear-elastischen isotropen Stoffe. Dabei bedeuten im einzelnen
homogen: Das Material besitzt überall dieselben, vom Ort unabhängigen Materi-
alkonstanten
linear-elastisch: Zwischen den Verzerrungen und den Spannungen besteht ein linearer
Zusammenhang
isotrop: Die Richtungen der Hauptspannungen und Hauptverzerrungen fallen
zusammen und gleiche Hauptspannungen führen bei beliebig gedreh-
tem Material zu gleichen Dehnungen.
3.3.1 Das Elastizitätsgesetz für den räumlichen Spannungszustand
Der einfachste Zusammenhang zwischen den Spannungen S und den Verzerrungen E ist line-
ar. Das linear-elastische Verhalten homogener isotroper Materialien erfordert die Angabe der
Materialkonstanten E, und Die Konstante E heißt Elastizitätsmodul. Der Elastizitäts-
modul ist ein Maß für den Widerstand des Materials gegen Normalspannungsbeanspruchung.
Je größer E ist, um so kleiner werden die Dehnungen oder Stauchungen bei einer vorgegebe-
nen Spannung. Der E-Modul kann unterhalb der Proportionalitätsgrenze wegen der dort gülti-
gen Beziehung Etan
der Spannungs-Dehnungskurve eines einaxialen Zugversuches
entnommen werden.
2212
m/NsmkgEinheit)Zeit(Länge
MasseE
E0 Gl. 3-36
Die positive Konstante wird Querkontraktionszahl genannt.
3-16 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
2
10 Gl. 3-37
Der Wert 21 bedeutet Volumenkonstanz1. Wird der Körper um T Kelvin gegenüber ei-
ner beliebigen Ausgangstemperatur erwärmt, so vergrößert sich jedes beliebig orientierte Li-
nienelement der Länge um das Maß TT , wobei T den linearen Temperatur-
ausdehnungskoeffizienten bezeichnet. Zu jeder beliebigen Richtung ergibt sich dann zusätz-
lich eine Temperaturdehnung. Das Hookesche2 Gesetz lautet in Tensorschreibweise unter
Einbeziehung des Lastfalls Temperatur
IISE T1E
1T
Gl. 3-38
In Gl. 3-38 bezeichnen zzyyxx die Spur des Spannungstensors und
T00
0T0
00T
100
010
001
TT
T
T
T
TT I Gl. 3-39
den linearen Wärmedehnungstensor. Lösen wir Gl. 3-38 nach den Spannungen auf, dann er-
halten wir
IIES
21
TE
211
E T Gl. 3-40
In obiger Gleichung ist zzyyxx die Spur des Verzerrungstensors
3.3.1.1 Kartesische Koordinaten
In kartesischen Koordinaten sind die Dehnungen und Gleitungen
1 Für Baustahl und die meisten metallischen Werkstoffe kann = 1/3 gesetzt werden. 2 Robert Hooke fand dieses Gesetz auf empirischem Wege und veröffentlichte seine Ergebnisse im Jahre 1678.
3.3 Materialgesetz 3-17
TE
1
TE
1
TE
1
Tyyxxzzzz
Tzzxxyyyy
Tzzyyxxxx
Gl. 3-41
zxzxyzyzxyxy E
1
E
1
E
1
Gl. 3-42
sowie die Spannungen
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
Tyyxxzzzz
Tzzxxyyyy
Tzzyyxxxx
Gl. 3-43
yzyzyz
xzxzxz
xyxyxy
G1
E
G1
E
G1
E
Gl. 3-44
wobei in Gl. 3-44 zur Abkürzung der Schubmodul
)1(2
EG
Gl. 3-45
eingeführt wurde, der allerdings keine neue Materialkonstante darstellt, da es sich durch E
und ausdrücken läßt. Die Dimension des Schubmoduls ist
2212
m/NsmkgEinheit)Zeit(Länge
MasseG
und es gilt wegen Gl. 3-36 und Gl. 3-37
2
EG
3
E
G0
Gl. 3-46
Unter Beachtung von Gl. 3-7 und Gl. 3-23 lautet das Werkstoffgesetz Gl. 3-43 und Gl. 3-44
in Matrizenschreibweise
Dεσ Gl. 3-47
3-18 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
wobei
2
ν2100000
02
ν210000
002
ν21000
000ν1νν
000νν1ν
000ννν1
ν)21ν)(1(
ED Gl. 3-48
die symmetrische Materialmatrix des räumlichen Spannungszustandes für den isothermen
Fall bezeichnet.
3.3.1.2 Zylinderkoordinaten
TE
1
TE
1
TE
1
Trrzzzz
Tzzrr
Tzzrrrr
Gl. 3-49
zrzrzzrr E
1
E
1
E
1
Gl. 3-50
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
Trrzzzz
Tzzrr
Tzzrrrr
Gl. 3-51
3.3 Materialgesetz 3-19
zrzrzr
zzz
rrr
G1
E
G1
E
G1
E
Gl. 3-52
3.3.1.3 Zylinderkoordinaten bei Rotationssymmetrie
Bei axialsymmetrischen Systemen, deren Geometrie und Belastung Rotationssymmetrie zu
einer Achse aufweisen, etwa bei zylindrischen Behältern unter Flüssigkeitsdruck, können die
voranstehenden Gleichungen noch reduziert werden. Ist die z-Achse die Symmetrieachse,
dann ist nämlich 0)z,,r(w und sämtliche Änderungen der Zustandsgrößen in tangentia-
ler Richtung müssen ebenfalls verschwinden ( 0 ). Von Gl. 3-30 verbleibt dann
0;0
z
w
r
w
2
1z
w;0
r
w;
r
w
zr
rzzr
zzz
rrrr
Gl. 3-53
Als unbekannte Verschiebungen bleiben nur die planaren Komponenten wr(r,z) und wz(r,z).
Das Materialgesetz aufgelöst nach den Spannungen ist dann
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
T1
1
1)21)(1(
E)1(
Trrzzzz
Tzzrr
Tzzrrrr
Gl. 3-54
zrzrzr G1
E
Gl. 3-55
Mit dem Spannungs- und Verzerrungsvektor
,,,,,, zrrrzzT
zrrrzzT εσ Gl. 3-56
3-20 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
und der symmetrischen Materialmatrix für den isothermen Fall
1011
0)1(2
2100
101
1
10
11
)21)(1(
E)1(AXD Gl. 3-57
kann das Werkstoffgesetz für axialsymmetrische Systeme in Matrizenschreibweise wie folgt
notiert werden
εDσ AX Gl. 3-58
3.3.2 Das Elastizitätsgesetz für den ebenen Spannungszustand
Für den ebenen Spannungszustand galt x,y,zj0σ jz . Es verbleibenden somit die
Spannungen (x,y)σσ;(x,y)σσ;(x,y)σσ xyxyyyyyxxxx . Durch die Reduktion der zu ermit-
telnden Spannungsfunktionen jk von 6 auf 3 läßt sich, im Vergleich zum räumlichen Fall,
das Aufstellen der Grundgleichungen des ebenen Spannungszustandes erheblich vereinfa-
chen. Von den Dehnungen verbleiben
0TασσE
νε
TανσσE
1ε
TανσσE
1ε
Tyyxxzz
Txxyyyy
Tyyxxxx
Gl. 3-59
und entsprechend von den Gleitungen
xyxy σG
1 Gl. 3-60
Lösen wir die obigen Gleichungen nach den Spannungen auf, dann erhalten wir
3.3 Materialgesetz 3-21
xyxy
Txxyy2yy
Tyyxx2xx
Gσ
Tαν1νεεν1
Eσ
Tαν1νεεν1
Eσ
Gl. 3-61
Mit dem Spannungs- und Verzerrungsvektor
xyyyxxT
xyyyxxT ,γε,ε,σσ,σ εσ Gl. 3-62
und der symmetrischen Materialmatrix für den isothermen Fall
s
xxy
xyx
2
D00
0DD
0DD
2
ν100
01ν
0ν1
ν1
EESD Gl. 3-63
mit
G)ν1(2
ED;D
ν1
ED;
ν1
ED sx2xy2x
Gl. 3-64
kann das Werkstoffgesetz für den ebenen Spannungszustand in Matrizenschreibweise wie
folgt notiert werden
εDσ ES Gl. 3-65
3.3.3 Das Elastizitätsgesetz für den ebenen Verzerrungszustand
Wegen Gl. 3-32 verbleibt von Gl. 3-44
0σ
0σ
Gγ2Gεσ
yz
xz
xyxyxy
Gl. 3-66
Aus der 3. Beziehung von Gl. 3-41 erhalten wir zunächst wegen 0ε zz
3-22 3 Grundlagen der linearen Elastizitätstheorie
0TEα)σν(σσ Tyyxxzz Gl. 3-67
Einsetzen in die beiden ersten Gleichungen von Gl. 3-41 liefert
0ε
Tαν1σν1
νσ
E
ν1ε
Tαν1σν1
νσ
E
ν1ε
zz
Txxyy
2
yy
Tyyxx
2
xx
Gl. 3-68
Von den Gleitungen verbleibt nur
xyxyxy σG
1γε2 Gl. 3-69
Lösen wir Gl. 3-68 nach den Spannungen auf, dann erhalten wir
Tαν)(1)εν(εν)2ν)(1(1
Eσ
Tαν)(1νεεν)(1ν)2ν)(1(1
Eσ
Tαν)(1νεεν)(1ν)2ν)(1(1
Eσ
Tyyxxzz
Txxyyyy
Tyyxxxx
Gl. 3-70
und
xyxy G Gl. 3-71
oder in Matrizenschreibweise unter Beachtung von Gl. 3-62 für den isothermen Fall
εDσ EV Gl. 3-72
2
ν2100
0ν1ν
0νν1
)ν21)(ν1(
EEVD Gl. 3-73
3.3 Materialgesetz 3-23
3.3.4 Das Elastizitätsgesetz für den Stab
Wir unterstellen einen einachsigen Spannungszustand (Abb. 3-9) in x-Richtung, für den gilt
xxxx E Gl. 3-74
oder in Matrizenschreibweise
εDσ ST Gl. 3-75
wobei
][ xxσ und ][ xxε Gl. 3-76
gesetzt wurde. Die Materialmatrix für den Stab ist dann
ESTD Gl. 3-77
3.3.5 Das Elastizitätsgesetz für den schubstarren Balken
Die Momenten-Krümmungsbeziehung für den schubstarren Balken lautet bekanntlich
(x)wEI(x)M yyy Gl. 3-78
oder in Matrizenschreibweise
BADM Gl. 3-79
wobei
]M[ yM und ]w[ Gl. 3-80
gesetzt wurde. Die Materialmatrix für den schubstarren Balken ist dann
]EI[ yyBAD Gl. 3-81
4 Grundgleichungen der Scheiben-
theorie
4.1 Voraussetzung
Abb. 4-1 Ebenes Flächentragwerk, Scheibe
Die Scheibe ist ein typischer Vertreter eines ebenen Flächentragwerkes, in der mit guter Nä-
herung ein ebener Spannungszustand unterstellt werden kann.
Hinsichtlich der Geometrie und der Belastung einer z.B. in der x,y- Ebene liegenden Scheibe
werden folgende Voraussetzungen getroffen:
- Die Scheibe ist ein dünnes ebenes Flächentragwerk
- Die Belastung erfolgt parallel zur Scheibenebene und durch Randlasten
4-2 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
- Die Belastung ist unabhängig von der Dickenrichtung z der Scheibe
- Die Scheibendicke h ist klein gegenüber den Abmessungen in der Ebene
- Die Scheibendicke h ist konstant
- Die Belastung ist unabhängig von der z- Richtung
- Die Oberflächen der Scheibe | z | = h/2 sind lastfrei
- Es gilt das Hookesche Gesetz
- Die Schnittlasten werden am unverformten System ermittelt (Theorie 1. Ordnung)
Unter diesen Voraussetzungen können wir in guter Näherung von folgenden Spannungsver-
läufen ausgehen (Abb. 4-2)
Abb. 4-2 Spannungsverläufe in einer Scheibe
Die obigen Spannungsverläufe legen es nahe, in einer Scheibe einen ebenen Spannugszustand
zu unterstellen, für den gilt:
zy,x,j0;σ jz Gl. 4-1
4.2 Scheibenschnittlasten
Abb. 4-3 Spannungen an einem Scheibenelement
4.3 Transformationsgleichungen 4-3
Wegen )y,x(jkjk besteht keine Abhängigkeit der Spannungen von der Dickenrichtung z
der Scheibe. Aus diesem Grunde ist es in der Scheibentheorie üblich, die Spannungen in Di-
ckenrichtung zu Scheibenschnittlasten zusammenzufassen. Mit hdz/h
/h
2
2
gilt:
Abb. 4-4 Längskräfte
Längskräfte:
xx
2h
2h
xxxx hσdzσn
yy
2h
2h
yyyy hσdzσn
(Kräfte je Längeneinheit)
Abb. 4-5 Schubkräfte
Schubkräfte:
dzσn2h
2h
xyxy
, dzσn2h
2h
yxyx
xyyx nn
(Kräfte je Längeneinheit)
4.3 Transformationsgleichungen
Abb. 4-6 Schnittlasten am Dreieckelement, Scheibendicke h
Wir notieren die Transformationsgleichungen bei Drehung des Koordinatensystems um den
Winkel für die Scheibenschnittlasten jkjk hn (Abb. 4-6).
Das Kraftgleichgewicht in x - und y - Richtung liefert ( sindsdy,cosdsdx )
4-4 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
cossindsnsincosdsn
sinsindsncoscosdsndsn0F
yxxy
yyxxxxx
sinsindsncoscosdsn
cossindsnsincosdsndsn0F
yxxy
yyxxyxy
Unter Beachtung von yxxy nn können wir xxn und yxn sofort berechnen. Zur Ermittlung
von yyn beachten wir, daß die zugehörige Richtung y gegenüber der x - Richtung um 2
gedreht ist. Mit )2/(nn xxyy folgt dann insgesamt
)sin(cosncossinncossinnn
cossinn2cosnsinnn
cossinn2sinncosnn
22xyyyxxyx
xy2
yy2
xxyy
xy2
yy2
xxxx
oder
2cosn2sin2
nnn
2sinn2cos2
nn
2
nnn
2sinn2cos2
nn
2
nnn
xyyyxx
yx
xyyyxxyyxx
yy
xyyyxxyyxx
xx
Gl. 4-2
Abb. 4-7 Um den Winkel gedrehter Schnittlastenzustand
Die Beziehungen in Gl. 4-2 beschreiben das Transformationsverhalten des ebenen Schnittlas-
tenzustandes am Punkt P, wenn ein nach den Kanten x,y orientiertes Element um den Winkel
gedreht wird (Abb. 4-7). Wie mit Gl. 4-2 leicht nachgewiesen werden kann, gelten die fol-
genden Invarianten
2xyyyxx
2yxyyxx
yyxxyyxx
nnnnnn
nnnn
Gl. 4-3
4.3 Transformationsgleichungen 4-5
4.3.1 Hauptlängskräfte
Nach Gl. 4-2 sind die Scheibenkräfte yyxx n,n und yxn Funktionen des Drehwinkels Die
Matrix des Scheibenschnittlastentensors
n0
0n
nn
nn
yyyx
xyxxN Gl. 4-4
erhält Diagonalgestalt, wenn wir den Drehwinkel so wählen, daß 0n yx erfüllt ist, also
02cosn2sin2
nnxy
yyxx
Gl. 4-5
und damit
)2tan(nn
n22tan 1
yyxx
xy1
Gl. 4-6
wird.
Abb. 4-8 Hauptlängskraftzustand
Die Hauptlängskräfte ergeben sich aus Gl. 4-2 mit 1
1xy1yyxxyyxx
1xy1yyxxyyxx
2sinn2cos2
nn
2
nnn
2sinn2cos2
nn
2
nnn
Gl. 4-7
Ein mit dem Winkel 1 gedrehtes Element (Abb. 4-8) unterliegt somit einem reinen Längs-
kraftzustand. Wegen 11 2tan2tan existiert eine zweite Richtung
4-6 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
212
Gl. 4-8
für die Gl. 4-5 ebenfalls erfüllt ist. Für diese Drehwinkel werden außerdem die Längskräfte
extremal, denn die für das Vorliegen von Extremwerten notwendigen Bedingungen 0d
dn xx
und 0d
dn yy
führen wiederum auf Gl. 4-5. Der unter diesen Richtungen auftretende schub-
kraftfreie Zustand wird Hauptlängskraftzustand genannt. Die Achsen und heißen
Hauptachsen. Die Invarianten nach Gl. 4-3 gehen für den Hauptlängskraftzustand wegen
0n über in
2xyyyxx
yyxx
nnnnn
nnnn
Gl. 4-9
Aus Gl. 4-9 lassen sich die Hauptlängskräfte berechnen, ohne den Weg über die Transforma-
tionsgleichungen Gl. 4-2 zu gehen. Eine direkte Zuordnung zum Drehwinkel ist dann aller-
dings nicht möglich. Wir ordnen sie so an, daß 2211 nn ist.
2
xy2
yyxxyyxx22
2xy
2yyxxyyxx11
n4)nn()nn(2
1n
n4)nn()nn(2
1n
Gl. 4-10
Der Gl. 4-6 entspricht folgende Darstellung
21
21
yyxx
xy1 y1
y2
tan1
tan2
nn
n22tan
Gl. 4-11
Auflösung nach y' liefert die Differenzialgleichung der Hauptlängskrafttrajektorien.
1n2
nn
n2
nny
2
xy
yyxx
xy
xxyy2,1
Gl. 4-12
Hinweis: Wegen 1yy 21 schneiden sich die Hauptlängskrafttrajektorien in einem Winkel
von 90°.
4.3 Transformationsgleichungen 4-7
4.3.2 Hauptschubkräfte
Die Richtung für die extremalen Schubkräfte erhalten wir aus der Forderung
2sinn22cos)nn(0d
dnxyyyxx
yx
und damit
)2tan(2cot2tan
1
n2
nn2tan 31
1xy
yyxx3
Gl. 4-13
Wegen 1
3 2tan
12tan
stehen die beiden Richtungen 3 und 1 senkrecht aufeinander.
Damit wird
413
Gl. 4-14
d.h. die diesem Winkel zugeordneten Hauptschubkräfte
2xy
2yyxx12 n4)nn(
2
1n Gl. 4-15
treten in einer unter 45° gegen die Hauptlängskraftrichtung gedrehten Schnittfläche auf. Die-
ser Hauptschubkraftzustand ist i.a. nicht längskraftfrei, vielmehr wirken in dieser Schnittflä-
che die Längskräfte
)nn(2
1n yyxxM Gl. 4-16
Abb. 4-9 Der Hauptschubkraftzustand
Nach Gl. 4-13 gilt
23
23
xy
yyxx3 y1
y2
tan1
tan2
n2
nn2tan
Gl. 4-17
Auflösung nach y' liefert
1nn
n2
nn
n2y
2
yyxx
xy
yyxx
xy2,1
Gl. 4-18
4-8 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
die Differenzialgleichung der Hauptschubkrafttrajektorien.
Hinweis: Hauptlängskraft- und Hauptschubkrafttrajektorien bilden je für sich ein orthogona-
les Netz. Beide Netze schneiden sich unter einem Winkel von 45 .
4.3.3 Grundgleichungen
Zur Herleitung der Scheibengleichung fassen wir zur besseren Übersicht die Grundgleichun-
gen der linearen Elastizitätstheorie noch einmal zusammen. Das waren die Gleichgewichtsbe-
dingungen (Gl. 5-12) für den ebenen Spannungszustand ( jkjk hn )
0fhy
n
x
n
0fhy
n
x
n
yyyxy
xyxxx
Gl. 4-19
die kinematischen Beziehungen oder auch Verzerrungs-Verschiebungsrelationen
x
v
y
u,
y
v,
x
uxyyyxx
Gl. 4-20
und das Werkstoffgesetz (hier für den isothermen Fall)
xyxy
xxyy2yy
yyxx2xx
Ghn
νεεν1
Ehn
νεεν1
Ehn
Gl. 4-21
Mit Gl. 4-19 , Gl. 4-20 und Gl. 4-21 liegen 8 Gleichungen für die 8 Unbekannte (3 Schnittlas-
ten, 3 Verzerrungen und 2 Verschiebungen vor. Ergänzt werden diese Gleichungen durch die
Randbedingungen, die als Kraft- oder Verschiebungsrandbedingungen auftreten können.
Abhängig vom konkret zu lösenden Randwertproblem ist es nun sinnvoll, entweder die
Schnittlasten oder die Verzerrungen aus diesen Gleichungen zu eliminieren.
4.4 Elimination der Spannungen, Verschiebungsfunktion
Beachten wir in Gl. 4-21 die kinematischen Beziehungen Gl. 4-20, dann folgt
4.4 Elimination der Spannungen, Verschiebungsfunktion 4-9
y
u
x
vGhn
x
uν
y
v
ν1
Ehn
y
vν
x
u
ν1
Ehn
xy
2yy
2xx
Gl. 4-22
und unter Berücksichtigung der Gleichgewichtsbedingungen Gl. 4-19, erhalten wir
0fyx
u
x
v
12
E
yx
uν
y
v
ν1
E
0fy
u
yx
v
12
E
yx
vν
x
u
ν1
E
y
2
2
22
2
2
2
x2
222
2
2
2
Gl. 4-23
Die obigen Gleichungen können noch umgeschrieben werden.
y
x
fE
12
y
v
x
u
y1
1v
fE
12
y
v
x
u
x1
1u
Gl. 4-24
Die Gl. 4-24 heißen Lamé-Naviersche1 Verschiebungsdifferenzialgleichungen. In diesem
partiellen Differenzialgleichungssystem treten nur noch die unbekannten Verschiebungsfelder
u(x,y) und v(x,y) auf. Eine Lösung kann mit Hilfe der Verschiebungsfunktion (x,y) erzeugt
werden. Dazu machen wir den folgenden speziellen Ansatz
2
2
2
2
2
x
)y,x(B
y
)y,x(A)y,x(v
yx
)y,x()BA()y,x(u
Gl. 4-25
mit den beiden noch freien Konstanten A und B. Wir betrachten im Folgenden den homoge-
nen Fall (fx = fy = 0). Die Scheibe wird also nur noch durch Randverschiebungen beansprucht.
Dann verbleiben von Gl. 4-24
1 Gabriel Lamé, frz. Mathematiker u. Physiker, 1795-1870 und Claude Louis Marie Henri Navier, frz. Physiker, 1785-1836
4-10 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
0x
By1
A2
0yx
B1
A2
2
2
2
2
2
Gl. 4-26
Für
1
A2B ist die erste der beiden Gleichungen erfüllt und die zweite geht über in
01
A2
, die dann für
0 Gl. 4-27
mit beliebigem A ebenfalls erfüllt ist. Von Gl. 4-27 ist eine Lösung aufzusuchen, aus der sich
dann die Verformungen
2
2
2
2
2
2
2
x
)y,x(
1
1
x
)y,x(
1
2
y
)y,x()y,x(v
yx
)y,x(
1
1)y,x(u
Gl. 4-28
ergeben.
4.5 Elimination der Verschiebungen, Spannungsfunktion
Dieser Weg ist immer dann von Vorteil, wenn Spannungs- oder Kraftrandbedingungen vor-
gegeben sind. Aus den Grundgleichungen Gl. 4-19, Gl. 4-20 und Gl. 4-21 müssen jetzt die
Verschiebungen eliminiert werden. Im Folgenden wird wieder nur der homogene Fall mit
fx = fy = 0 betrachtet, die Scheibe soll also nur durch Randlasten belastet werden. Zur Herlei-
tung der maßgebenden Differenzialgleichung betrachten wir die Kompatibilitätsbedingungen
für den ebenen Fall, von denen lediglich
0yx
2xy
xy2
2
yy2
2xx
2
Gl. 4-29
verbleibt. Aus dieser Gleichung eliminieren wir mit Hilfe des Werkstoffgesetzes für den ebe-
nen Spannungszustand (isothermer Fall) die Verzerrungen
0yx
n)1(2
x
n
x
n
y
n
y
n xy2
2xx
2
2
yy2
2
yy2
2xx
2
Gl. 4-30
4.6 Randbedingungen 4-11
Unter Berücksichtigung der Gleichgewichtsbedingungen kann noch etwas umgeformt wer-
den. Aus Gl. 4-19 folgt, wenn wir die 1. Gleichung nach x und die zweite nach y differenzie-
ren und anschließend addieren
2
yy2
2xx
2yx
2
2
yy2
xy2
yx2
2xx
2
y
n
x
n
yx
n2
0y
n
yx
n
0yx
n
x
n
Berücksichtigen wir diesen Sachverhalt in Gl. 4-30, dann erhalten wir
0)nn( yyxx Gl. 4-31
Durch Einführung der Airyschen1 Spannungsfunktion F(x,y), aus der die Schnittkräfte nach
folgender Vorschrift ermittelt werden
yx
Fn,
x
Fn,
y
Fn
2
xy2
2
yy2
2
xx
Gl. 4-32
kann Gl. 4-31 noch vereinfacht werden. Mit Gl. 4-32 sind die Gleichgewichtsbedingungen
erfüllt. Die Kompatibilitätsbedingungen Gl. 4-31 erfordern dann
0y
F
yx
F2
x
F4
4
22
4
4
4
Gl. 4-33
oder unter Verwendung des planaren Laplace-Operators
0)y,x(F Gl. 4-34
4.6 Randbedingungen
4.6.1 Verschiebungsrandbedingungen
4.6.1.1 Der Eingespannte Rand x = x0 = konst.
1 Sir (seit 1872) George Bidell Airy, brit. Mathematiker und Astronom, 1801-1892
4-12 4 Grundgleichungen der Scheibentheorie
Es dürfen keine Randverschiebungen auftreten, sodass
0)y,x(v
0y,xu
0
0
Gl. 4-35
gefordert werden muss. Sind explizit Randverschiebungen )y(v),y(u 00 vorgegeben, dann
gilt
)y(v)y,x(v
)y(uy,xu
00
00
Gl. 4-36
4.6.1.2 Der freie Rand x = x0 = konst.
Wirken keine Randlasten, dann müssen 0)y,x(n 0xx und 0)y,x(n 0xy sein. Unter Beach-
tung von
y
u
x
vGhn
x
uν
y
v
ν1
Ehn
y
vν
x
u
ν1
Ehn
xy
2yy
2xx
können wir dafür auch
0y
u
x
v
0y
vν
x
u
y,x
y,x
0
0
Gl. 4-37
schreiben. Sind Randschnittlasten )y,x(n 00,xx und )y,x(n 00,xy vorgegeben, dann muss
4.6 Randbedingungen 4-13
)y(nGh
1
y
u
x
v
)y(nE
1
y
vν
x
u
0,xy
y,x
0,xx
2
y,x
0
0
Gl. 4-38
erfüllt sein.
4.6.2 Kraftrandbedingungen
4.6.2.1 Der Eingespannte Rand x = x0 = konst.
Hinweis: Da es erhebliche Schwierigkeiten bereitet, die Bedingungen des eingespannten Ran-
des in den Kräften zu formulieren, ist es rechentechnisch günstiger, diesen Fall mit den Lamé-
Navierschen Verschiebungsdifferenzialgleichungen zu lösen.
4.6.2.2 Der freie Rand x = x0 = konst.
Bei homogenen Randbedingungen müssen wieder 0)y,x(n 0xx und 0)y,x(n 0xy sein,
sonst gilt
y,xny,xn
y,xny,xn
00,xy0xy
00,xx0xx
Gl. 4-39
5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
5.1 Voraussetzungen
Die Platte ist ein dünnes ebenes Flächentragwerk
Die Belastung erfolgt senkrecht zur Plattenebene und durch Randlasten
Die Plattendicke h ist klein gegenüber den Abmessungen in der Ebene
Die Plattendicke h ist konstant
Es gilt das Hookesche Gesetz
Die Schnittlasten werden am unverformten System ermittelt (Theorie 1. Ordnung)
Abb. 5-1 Dünne Rechteckplatte der Dicke h, mögliche Feld- und Randbelastungen
5.2 Plattenschnittlasten Wie beim Balken, wird auch in der Plattentheorie vorteilhaft mit Spannungsresultierenden
gearbeitet. Allerdings werden bei der Platte die Spannungen nur über die Plattendicke h integ-
riert. Die so definierten Schnittgrößen haben dann die Dimension Kraft/Länge oder Mo-
ment/Länge
5-2 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
Abb. 5-2 Spannungen an einem Plattenelement
Abb. 5-3 Querkräfte
Querkräfte:
dzσq2h
2h
xzx
dzσq2h
2h
yzy
(Kräfte je Längeneinheit)
Abb. 5-4 Biegemomente
Biegemomente:
dzzσm2h
2h
xxxx
dzzσm2h
2h
yyyy
(Momente je Längeneinheit)
Abb. 5-5 Drillmomente
Drillmomente:
dzzσm2h
2h
xyxy
dzzσm2h
2h
yxyx
yxxy mm
(Momente je Längeneinheit)
5.3 Transformationsgleichungen für die Schnittmomente 5-3
5.3 Transformationsgleichungen für die Schnittmomente Wir untersuchen das Transformationsverhalten der Schnittmomente beim Übergang vom
y,x - Koordinatensystem auf das um den Winkel gedrehte y,x - Koordinatensystem.
Die Transformationsgesetze für Vektoren liefern bei einer Drehung um den Winkel
(Abb. 5-6)
Abb. 5-6 Plattenelement
2cosm2sin)mm(2
1m
2sinm2cos)mm(2
1)mm(
2
1m
2sinm2cos)mm(2
1)mm(
2
1m
xyyyxxyx
xyyyxxyyxxyy
xyyyxxyyxxxx
Gl. 5-1
Offensichtlich sind die Transformationsgesetze für die Schnittmomente identisch mit denen
für die Scheibenschnittlasten. Es gelten (Gl. 5-1) die folgenden invarianten Beziehungen
2xyyyxx
2yxyyxx
yyxxyyxx
mmmmmm
mmmm
Gl. 5-2
5.3.1 Hauptbiegemomente
Die Matrix des Schnittmomententensors
m0
0m
mm
mm
yyyx
xyxxM
5-4 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
erhält Diagonalgestalt, wenn wir den Drehwinkel so wählen, dass
02cosm2sin)mm(2
1xyyyxx Gl. 5-3
und damit
)2tan(mm
m22tan 1
yyxx
xy1
Gl. 5-4
wird. Ein so in der Ebene orientiertes Element ist damit frei von Drillmomenten. Zu den in
Gl. 5-4 ermittelten Richtungen gehören die Hauptbiegemomente
1xy1yyxxyyxx
1xy1yyxxyyxx
2sinm2cos)mm(2
1)mm(
2
1m
2sinm2cos)mm(2
1)mm(
2
1m
Gl. 5-5
Abb. 5-7 Hauptbiegemomente
Wegen 11 2tan2tan existiert eine zweite Richtung
212
Gl. 5-6
für die Gl. 5-3 ebenfalls erfüllt ist. Für diese Drehwinkel werden außerdem die Biegemomen-
te extremal, denn die für das Vorliegen von Extremwerten notwendigen Bedingungen
0d
dm xx
und 0d
dm yy
führen wiederum auf Gl. 5-4. Der unter diesen Richtungen auftre-
tende drillmomentenfreie Zustand wird Hauptbiegemomentenzustand genannt. Die Achsen
und heißen Hauptachsen. Die Invarianten Gl. 5-2 gehen für den Hauptbiegemomenten-
zustand wegen 0m über in
5.3 Transformationsgleichungen für die Schnittmomente 5-5
2xyyyxx
yyxx
mmmmm
mmmm
Gl. 5-7
Aus Gl. 5-7 lassen sich die Hauptmomente berechnen, ohne den Weg über die Transformati-
onsgleichungen zu gehen. Eine direkte Zuordnung zum Drehwinkel ist dann allerdings nicht
möglich. Wir ordnen sie so an, dass 2211 mm ist und erhalten
2xy
2yyxxyyxx22
2xy
2yyxxyyxx11
m4)mm()mm(2
1m
m4)mm()mm(2
1m
Gl. 5-8
Wegen yyxx
xy
21
21
1 mm
m2
y1
y2
tan1
tan22tan
folgt aus Gl. 5-4 die Differenzialglei-
chung der Hauptbiegemomententrajektorien.
1m2
mm
m2
mmy
2
xy
xxyy
xy
xxyy2,1
Gl. 5-9
Hinweis: Wegen 1yy 21 schneiden sich die Hauptbiegemomententrajektorien in einem
Winkel von 90°.
5.3.2 Hauptdrillmomente Die Richtung für die extremalen Drillmomente erhalten wir aus der Forderung
2sinm22cos)mm(0d
dmxyyyxx
yx
und damit
)2tan(2cot2tan
1
m2
mm2tan 31
1xy
yyxx3
Gl. 5-10
Diesen Richtungen sind die Hauptdrillmomente
2xy
2yyxx12 m4)mm(
2
1m Gl. 5-11
5-6 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
zugeordnet. Der Hauptdrillmomentenzustand ist i.a. nicht biegemomentenfrei, vielmehr wir-
ken in dieser Schnittfläche die Biegemomente
)mm(2
1m yyxxM Gl. 5-12
Abb. 5-8 Der Hauptdrillmomentenzustand
Nach Gl. 5-10 gilt
23
23
xy
yyxx3 y1
y2
tan1
tan2
m2
mm2tan
Gl. 5-13
Auflösung nach y' liefert
1mm
m2
mm
m2y
2
yyxx
xy
yyxx
xy2,1
Gl. 5-14
die Differenzialgleichung der Hauptdrillmomententrajektorien.
Hinweis: Wegen 1yy 21 schneiden sich die Hauptdrillmomententrajektorien in einem
Winkel von 90°. Die Hauptdrill- und die Hauptbiegemomententrajektorien bilden je für sich
ein orthogonales Netz. Wegen 13 2tan/12tan stehen die beiden Richtungen 32 und
12 senkrecht aufeinander. Damit wird 413
. Beide Netze schneiden sich unter einem
Winkel von 45 .
5.4 Gleichgewicht am Plattenelement Wir betrachten ein aus der Platte geschnittenes Element der Abmessungen dx dy (s.h. Abb.
5-2). Das Element wird durch eine Flächenlast p(x,y) sowie die durch den Schnitt freigesetz-
ten Querkräfte qx, qy und Momente mxx, myy, mxy = myx entsprechend Abb. 5-3 - Abb. 5-5
belastet. Kraft- und Momentengleichgewicht fordern
5.5 Das Verschiebungsfeld w(x,y) 5-7
0Fz : 0dyqdxqdy)dxx
qq(dx)dy
y
qq(dydxp xy
xx
yy
0M x : 02
dydydx
y
qdxdyqdxdy
x
mdydx
y
m yy
xyyy
0M y : 02
dxdxdy
x
qdydxqdydx
y
mdxdy
x
m xx
yxxx
Mit 0dydx liefert das Kraftgleichgewicht
0py
q
x
q yx
Gl. 5-15
sowie das Momentengleichgewicht getrennt um beide Achsen
0qy
m
x
m
0qy
m
x
m
yyyxy
xyxxx
Gl. 5-16
Einsetzen von Gl. 5-16 in Gl. 5-15 ergibt
0py
m
yx
m2
x
m2
yy2
xy2
2xx
2
Gl. 5-17
5.5 Das Verschiebungsfeld w(x,y) Die Verschiebung eines Punktes P mit dem Abstand z von der Mittelfläche setzt sich zusam-
men aus der Verschiebung w(x,y) der Plattenmittelfläche und den Verschiebungen u(x,y,z)
sowie v(x,y,z), die sich wie folgt auf die Verschiebung w zurückführen lassen.
5-8 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
Abb. 5-9 Verschiebung des Punktes P
Unter der Voraussetzung kleiner Verformungen und kleiner 1. Ableitungen der Verformun-
gen entnehmen wir Abb. 5-9:
x
wz)z,y,x(u
y
wz)z,y,x(v
wobei die Verschiebung w der Plattenmittelfläche nur von den Koordinaten x, y abhängt.
Damit ergeben sich die Verzerrungen
0;y
wz
y
v;
x
wz
x
uzz2
2
yy2
2
xx
yx
wz2
x
v
y
u 2
xy
0yzxz
In einer dünnen Platte kann mit guter Näherung ein ebener Spannungszustand 0zz un-
terstellt werden, für den gilt:
xyxyxxyy2yyyyxx2xx G)(1
E)(
1
E
Abb. 5-10 Spannungsverteilungen in Dickenrichtung
Einsetzen der Verzerrungen in das Stoffgesetz liefert
5.5 Das Verschiebungsfeld w(x,y) 5-9
xyxy
2
2
2
2
2yy
2
2
2
2
2xx
Gz2
zx
w
y
w
1
E
zy
w
x
w
1
E
Gl. 5-18
Unter Beachtung der Definition für das Biegemoment mxx erhalten wir
2
2
2
2
2
3
12/h
2/h
2/h
22
2
2
2
2
2/h
2/h
xxxx y
w
x
w
)1(12
Ehdzz
y
w
x
w
1
Edzzm
3
und mit der Plattensteifigkeit
)1(12
EhN
2
3
Gl. 5-19
folgt für die Schnittlasten
yx
w1Nmm
x
w
y
wNm
y
w
x
wNm
2
yxxy
2
2
2
2
yy
2
2
2
2
xx
Gl. 5-20
wy
Ny
w
x
w
yNq
wx
Ny
w
x
w
xNq
2
2
2
2
y
2
2
2
2
x
Gl. 5-21
In Gl. 5-21 wurde der planare Laplace1 - Operator
2
2
2
2
yx
Gl. 5-22
eingeführt.
1 Pierre Simon Marquis de (seit 1817) Laplace, frz. Mathematiker und Physiker, 1749-1827
5-10 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
5.6 Die Plattendifferenzialgleichung Einsetzen von Gl. 5-20 in Gl. 5-17 führt auf
0pyx
w
y
wN
yx
w1N2
yx
w
x
wN
22
4
4
4
22
4
22
4
4
4
und zusammengefasst
N
p
y
w
yx
w2
x
w4
4
22
4
4
4
Gl. 5-23
Unter Beachtung von Gl. 5-22 können wir dafür auch kürzer
N
)y,x(p)y,x(w Gl. 5-24
schreiben.
5.7 Die Plattengleichung in Zylinderkoordinaten Zur Berechnung kreis- oder kreisringförmiger Platten ist die Verwendung kartesischer Koor-
dinaten ungeeignet. Dem Problem angepaßt sind hier Zylinderkoordinaten, das sind ebene
Polarkoordinaten r, und die z- Richtung. Die Definition der Schnittlasten erfolgt analog zur
Definition der Schnittlasten bei Verwendung kartesischer Koordinaten
Abb. 5-11 Spannungsverteilung an einem Plattenelement, Zylinderkoordinaten
5.7 Die Plattengleichung in Zylinderkoordinaten 5-11
Abb. 5-12 Querkräfte
Querkräfte:
dzσq2h
2h
rzr
dzσq2h
2h
z
(Kräfte je Längeneinheit)
Abb. 5-13 Biegemomente
Biegemomente:
dzzσm2h
2h
rrrr
dzzσm2h
2h
(Momente je Längeneinheit)
Abb. 5-14 Drillmomente
Drillmomente:
dzzσm2h
2h
rr
dzzσm2h
2h
rr
rr mm
(Momente je Längeneinheit)
Das Kraftgleichgewicht am Plattenelement liefert
0pq
r
1
r
q
dr
dq rr
Gl. 5-25
Für das Momentengleichgewicht erhalten wir
0qr
m2
r
mm
r
1
0qm
r
1
r
m
r
m
r
m
rr
rrrrrr
Gl. 5-26
Unter Verwendung des Laplace-Operators in ebenen Polarkoordinaten
5-12 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
2
2
22
2
r
1
rr
1
r
Gl. 5-27
schreibt sich die Verschiebungsdifferenzialgleichung
N
),r(p),r(w
Gl. 5-28
oder
N
),r(p
w
r
1w
r
4
r
w
r
2
r
w
r
2
r
w
r
1
r
w
r
1
r
w
r
2
r
w
wr
1
rr
1
rr
1
rr
1
rw
4
4
42
2
42
3
322
4
232
2
23
3
4
4
2
2
22
2
2
2
22
2
Gl. 5-29
Die Schnittlasten sind
w
r
1
rN1m
r
ww
r
1
r
w
r
1Nm
w
r
1
r
w
r
1
r
wNm
r
2
2
2
2
2
2
2
22
2
rr
Gl. 5-30
wr
1Nq
wr
Nqr
Gl. 5-31
Im Falle der Rotationssymmetrie ist 0
, )r(ww , )r(pp und der planare Laplace-
Operator reduziert sich auf
dr
dr
dr
d
r
1
dr
d
r
1
dr
d2
2
. Mit )(dr
d geht Gl. 5-29 über in
N
)r(pw
r
1w
r
1w
r
2w
dr
dwr
dr
d
r
1
dr
dr
dr
d
r
1w
dr
d
r
1
dr
d
dr
d
r
1
dr
d)r(w
32
2
2
2
2
Gl. 5-32
5.8 Randbedingungen 5-13
0m
dr
wd
dr
dw
r
1Nm
dr
dw
r
1
dr
wdNm
r
2
2
2
2
rr
Gl. 5-33
0q
dr
dwr
dr
d
r
1
dr
dNqr
Gl. 5-34
5.8 Randbedingungen Die Gl. 5-23 entspricht einer partiellen Differenzialgleichung 4. Ordnung mit der an zwei ge-
genüberliegenden Rändern jeweils nur zwei Randbedingungen erfüllt werden können. Aus
einem gedachten Schnitt treten jedoch drei Spannungskomponenten heraus. Nach einem Vor-
schlag von Thomson1 u. Tait2 wird am Rand (hier der Rand x = x0 = konst.) das Drillmoment
statisch äquivalent durch eine Folge von Einzellasten ersetzt.
Abb. 5-15 Ersatzquerkräfte (hier der Rand x = x0 = konst.)
An der Grenze zweier benachbarter Elemente verbleibt nur der Zuwachs dyy
mdm xy
xy
.
Diese Einzelkraft wird Ersatzquerkraft genannt und der Querkraft hinzugefügt. Die Summe
y
mqq xy
xx
Gl. 5-35
1 William Thomson, seit 1892 Lord Kelvin of Largs, brit. Physiker, 1824-1907 2 Peter Guthrie Tait, 1831-1901
5-14 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
heißt Randquerkraft. Die Randquerkraft entspricht der endgültigen Auflagerkraft.
5.8.1 Der eingespannte Rand x = x0 = konst.
0x
w
0)y,x(w
y,xx
0
0
Aus w = 0 folgt 0y
w,0
y
w2
2
usw. Aus 0x
w
folgt sofort 0yx
w2
, 0
yx
w2
3
Damit ist aber am Rand auch 0mxy und damit nach Gl. 5-35 ist xx qq . Die Reaktionslas-
ten sind
y,xx3
3
x
y,xx2
2
xx
0
0
x
wNq
x
wNm
Gl. 5-36
5.8.2 Der gelenkig gelagerte Rand x = x0 = konst.
0y,xm
0y,xw
0xx
0
Wegen w = 0 ist dann auch 0y
w,0
y
w2
2
usw. Dann ist
y,xx0
2
2
2
2
xx
0
y
w
x
wNm
.
Um mxx = 0 zu erfüllen, genügt es also auch 0x
wy,xx2
2
0
zu fordern oder auch 0w
0x
w
0)y,x(w
y,xx2
2
0
0
Gl. 5-37
oder
5.8 Randbedingungen 5-15
0w
0)y,x(w
y,xx
0
0
Gl. 5-38
Für die Reaktionskraft gilt
y,xx
2
2
2
2
x
0y
w2
x
w
xNq
Gl. 5-39
5.8.3 Der freie Rand x = x0 = konst.
0y,xq
0y,xm
0x
0xx
0y
w2
x
w
x
0y
w
x
w
y,xx2
2
2
2
y,xx2
2
2
2
0
0
Gl. 5-40
Abb. 5-16 Rechtwinklige Plattenecke, Eckkraft
An einer rechtwinkligen Plattenecke tritt eine Besonderheit auf. Die aus dem Drillmoment
resultierenden statisch äquivalenten Ersatzquerkräfte mxy = myx addieren sich hier zu einer
Einzelkraft
xym2A Gl. 5-41
die Eckkraft genannt wird und bei einem drehbar gelagerten Rand vom Auflager aufgenom-
men werden muss. Am freien Rand wird A = 0 gefordert.
5-16 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
Beispiel 5-1:
Für den beidseitig gelenkig gelagerten Plattenstreifen unter Gleichlast sind sämtliche Zu-
standsgrößen zu berechnen.
Abb. 5-17 Gelenkig gelagerter Plattenstreifen
Aufgrund von Geometrie und Belastung muss die Biegefläche eine Zylinderfläche sein.
In y-Richtung sind sämtliche Zustandsgrößen konstant. Von Gl. 5-23 verbleibt
N
p)x(w 0 mit
x
Viermalige Integration der obigen Differenzialgleichung liefert die Biegefläche
43
22
31
40 CxCxCxC
24
x
N
pw
Die noch freien Konstanten werden aus den Randbedingungen
0)a(m;0)0(m;0)a(w;0)0(w xxxx
ermittelt. Wir erhalten
0C;24
aC;0C;
12
aC 4
3
321
Biegefläche: ( )a/x : 344
0 2N24
apw
Momente: 0m,m12
apm,1
2
apm xyxx
20
yy
20
xx
Querkräfte: 0q212
apq y
0x
Speziell in Feldmitte gilt
N
ap
384
5w
40 ; 0q;m
8
apm;
8
apm xxx
20
yy
20
xx
5.9 Die Platte auf nachgiebiger Unterlage 5-17
Wegen 0mxy entsprechen die Querkräfte 2
ap)a(q)0(q 0
xx den Randquerkräften und
damit den endgültigen Auflagerkräften.
Hinweis: Aufgrund der zylindrischen Biegefläche existiert keine Krümmung in y-Richtung.
Trotzdem erhalten wir auch Biegemomente xxyy mm . Für Stahlbeton ( = 1/5) hätten wir
xxyy m2,0m . Diese, allein aus der Querdehnung herrührenden Momente, sind nach DIN
1045 mit einer Querbewehrung 1/5 der Hauptbewehrung abzudecken.
5.9 Die Platte auf nachgiebiger Unterlage
Abb. 5-18 Platte auf nachgiebiger Unterlage
Wir betrachten eine Platte, die vollständig auf einer elastischen Unterlage liegt1. Die Platte sei
durch Flächenlasten und Einzellasten in z- Richtung belastet (Abb. 5-18). Nach Winkler wird
angenommen, dass der Bodendruck pB proportional zur lokalen Eindringtiefe w ist:
wkpB Gl. 5-42
Die Konstante k heißt Bettungsmodul.
3
2222 m
NskgmEinheit,
ZeitLänge
Massek
1 Solche Systeme treten beispielsweise im Bauwesen bei Flachgründungen auf.
5-18 5 Grundgleichungen der klassischen Plattentheorie
Material Bettungsmodul k [MN/m3]
Sand, locker, rund 10...15
Sand, mitteldicht, rund 50...100
Sand, dicht, eckig 150...250
Geschiebemergel, fest 30...100
Lehm, halbfest 20...50
Tabelle 5-1 Rechenwerte von Bettungszahlen k einiger ausgewählter Böden für Vorentwürfe1
Alle bisher gewonnenen Beziehungen bleiben erhalten, wenn wir p durch Bpp ersetzen.
Aus Gl. 5-24 folgt dann
N
ppw B Gl. 5-43
und mit Gl. 5-42
N
pw
N
kw
N
p
N
pw B
Gl. 5-44
Setzen wir noch
4
N
k Gl. 5-45
dann erhalten wir aus Gl. 5-44
N
pww 4 Gl. 5-46
Bei fehlender Querbelastung gilt
0ww 4 Gl. 5-47
1 Nach Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen - EAU, 8. Aufl. 1990
6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
6.1 Die Arbeit einer Kraft längs eines Verschiebungswe-ges
Abb. 6-1 Arbeit einer Kraft längs eines Verschiebungsweges
Für die an einem starren Körper angreifende Kraft F, deren Angriffspunkt sich auf einer
Bahnkurve C bewegt (Abb. 6-1), definieren wir die differentielle Arbeit längs des Verschie-
bungsweges dr als das Skalarprodukt
cosFdr)(cosdddAa rrF(r)rF(r) Gl. 6-1
Die skalare Größe dAa ist das Produkt aus der Kraftkomponente in Wegrichtung, also
cosF , und dem Verschiebungszuwachs dr, wenn Kraft- und Wegrichtung den Winkel
miteinander einschließen. Der Verschiebungszuwachs dr tangiert dabei an jeder Stelle r die
6-2 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
Bahnkurve C. Auf dem endlichen Verschiebungsweg von r1 nach r2 verrichtet die Kraft die
Arbeit
rrFr
r
d)(A2
1
a Gl. 6-2
Sonderfall: Hängt die Kraft zFeF nicht vom Verschiebungswege r ab, und sind Kraft und
Verschiebungsdifferenzial zdzd er für den gesamten Verschiebungsweg parallel, dann geht
Gl. 6-2 über in
)zz(FdzFd)(A 12
z
z
a
2
1
2
1
rrFr
r
Gl. 6-3
Die Arbeit kann sowohl positiv, negativ oder auch Null sein. Die Definition wurde gerade so
gewählt, dass bei positiver Arbeit Aa die Kraft F Arbeit verrichtet, während bei negativer Ar-
beit Aa Arbeit gegen die Kraft aufgewendet werden muss. Für rF d ist der differentielle Ar-
beitsanteil dAa gleich Null. Die Arbeit hat die Dimension:
2
2
a)Zeit(
)Länge(MasseA
Einheit: JNmskgm 22
Beispiel: 6-1
Gesucht wird die Arbeit einer linear veränderlichen Streckenlast (Abb. 6-2) an einem vorge-gebenen Verschiebungsweg
22 463
f)x(w . x
Abb. 6-2 Kragträger mit linear veränderlicher Streckenlast
Wir führen die Lösung des Problems auf die Arbeit einer infinitesimalen Kraft dF längs des
Verschiebungsweges w(x) zurück. Die Arbeit der differentiellen Kraft dF = q(x) dx am Ver-
schiebungswege w(x) ist: )x(wdx)x(q)x(w)x(dFdAa
6.2 Die Arbeit eines Kräftepaares mit dem Moment M 6-3
Für die Arbeit der gesamten Linienlast q(x) gilt dann: dx)x(w)x(qdAA0x
aa
.
Beachten wir
qqxqq
q)x(q r
, dann liefert die Integration
q
45
13q
5
2fd46qq
3
fA
1
0
22a
und für den Sonderfall Gleichstreckenlast erhalten wir mit 0r qqq und 0q
fq4,0f5
q2A 0
0a
.
Achtung: Prinzipiell falsch wäre es, im Fall der Gleichstreckenlast mittels der Resultierenden
0qR und dem zugehörigen Angriffspunkt 2* sowie der dortigen Verschiebung
f48
17)(w * die Arbeit fq354,0f
48
q17)(RwA 0
0*a
zu ermitteln.
6.2 Die Arbeit eines Kräftepaares mit dem Moment M
Abb. 6-3 Arbeit eines Kräftepaares
Abb. 6-4 Momentane Drehachse
Die Arbeit eines Kräftepaares mit dem Moment FrM (Abb. 6-3) leiten wir unmittelbar
aus der Definition Gl. 6-1 her. Nach Euler kann nämlich die infinitesimale Lageänderung
(Abb. 6-4) eines Punktes P des starren Körpers darstellt werden als die Hintereinanderschal-
tung einer für alle Körperpunkte identischen Translation drA und einer Rotation mit dem dif-
ferentiellen Drehwinkel d um den Punkt A, also
APA ddd rrr Gl. 6-4
6-4 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
Dabei ist A ein beliebiger Punkt des Körpers und rAP der Verbindungsvektor von A nach P.
Nach Gl. 6-1 ist die differentielle Arbeit des Kräftepaares:
dMdrFdrFrdFaadF
addradrFrrFdrFrdF
21
2A21
1A21a ddddA
Der translatorische Anteil hebt sich offensichtlich heraus, und es verbleibt
d)M( adA Gl. 6-5
Dreht sich der Körper mit dem Kräftepaar von 1 bis 2 , so wird die Arbeit
2
1
aA
d)M( Gl. 6-6
verrichtet.
Beispiel: 6-2
Gesucht wird die Arbeit eines Momentes M an der Verdrehung des Stabendes nach Gl. 6-7,
wenn die Verschiebung 22 463
f)x(w vorgegeben ist.
Abb. 6-5 Balken mit Endmoment
Wird der Balken durch ein Moment M mit Drehrichtung um die negative y-Achse belastet,
dann leistet dieses Moment Arbeit an der Tangentenneigung w', denn es gilt für kleine Ver-
formungen w'(x)(x)(x)tan und damit
'MwA2
1
a
dM
Differentiation der Biegelinie nach x liefert:
3
f4)x('w33
3
f4'w 2
Für die Arbeit des Momentes erhalten wir dann:
f
3
M4)('MwAa
6.3 Das Potenzial einer Kraft 6-5
6.3 Das Potenzial einer Kraft Zur Auswertung des Integrals Gl. 6-2 ist in aller Regel die explizite Angabe der Bahnkurve C
erforderlich, da sich mit der Lageänderung des Körpers im Allgemeinen auch die Kraft F än-
dert. Wir sprechen in diesem Fall von einem Kraftfeld F(r). In einem stationären1 Kraftfeld
ist F(r) nur vom Ort r abhängig, in einem instationären Kraftfeld hängt F(r,t) zusätzlich
noch von der Zeit t ab.
1
2(a) (b)
r1
r2
dr
F(r)
P
Abb. 6-6 Bewegung einer Kraft auf einer geschlossenen Bahnkurve
Betrachten wir Abb. 6-6, dann ist i.a. )b(21
)a(21 AA . Ist jedoch die Arbeit vom Weg unabhän-
gig, dann hängt sie nur vom Anfangs- und Endpunkt der Bahnkurve ab. Wir sprechen dann
von einem konservativen2 Kraftfeld. Wegunabhängigkeit )b(21
)a(21 AA
oder auch
01
)b(2
2
)a(1
drFdrF
ist gegeben, wenn gilt
0A)C(
a drF Gl. 6-7
Die Arbeit verschwindet demnach längs eines beliebigen geschlossenen Weges. Allgemein
kann gezeigt werden, dass für ein Kraftfeld, das Gl. 6-7 genügt, ein Potenzial U(r) existieren
muss, aus dem durch Gradientenbildung
zyx z
U
y
U
x
U)(U)(Ugrad eeerrF Gl. 6-8
das Kraftfeld F selbst gewonnen werden kann. Setzen wir nämlich Gl. 6-8 in Gl. 6-2, dann
folgt unter Beachtung von
1 von lat. stationarius ›stillstehend‹, ›zum Standort gehörig‹ 2 zu lat. conservare ›bewahren‹, ›erhalten‹
6-6 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
dUdzz
Udy
y
Udx
x
U
dzdydxz
U
y
U
x
UU zyxzyx
eeeeeedr
)(U)(U)(dU)(UA 12
r
r
r
r
r
r
21
2
1
2
1
2
1
rrrrdrrdF(r) Gl. 6-9
Die Wegunabhängigkeit eines konservativen Kraftfeldes begründet sich aus dem Sachverhalt,
dass die Arbeit allein aus der Potenzialdifferenz der Orte r2 und r1 gewonnen werden kann.
Die Komponentendarstellung von Gl. 6-8 hinsichtlich einer kartesischen Basis liefert
z
Uy
Ux
U
F
F
F
z
y
x
F Gl. 6-10
Die Rotation eines Vektorfeldes (hier des Kraftfeldes F) wird in der Vektoranalysis als Wir-
bel des Vektorfeldes bezeichnet und symbolisch, unter Verwendung des Nablaoperators, in
der Form FF rot geschrieben. Kraftfelder, die ein Potenzial besitzen, sind demnach
wirbelfrei, denn es gilt:
0eee
xy
U
yx
U
zx
U
xz
U
yz
U
zy
UUgradUrot
22
z
22
y
22
x
Das Potenzial U(x,y,z) des Kraftfeldes muss also den folgenden Integrabilitätsbedingungen
genügen:
0xy
U
yx
U;0
zx
U
xz
U;0
yz
U
zy
U 222222
Gl. 6-11
6.3.1 Das Potenzial einer Gewichtskraft Als Beispiel einer Kraft, der ein Potenzial zugeordnet werden kann, betrachten wir die Ge-
wichtskraft G eines schweren Körpers in der Nähe der Erdoberfläche (Abb. 6-7).
6.3 Das Potenzial einer Kraft 6-7
Abb. 6-7 Arbeit der Gewichtskraft G
Die Gewichtskraft zGeG hat in dem gewählten Koordinatensystem nur eine Komponen-
te. Mit dem Ortsvektordifferenzial zyx dzdydx eeedr erhalten wir zunächst
dzGrdAa dG Gl. 6-12
Integrieren wir diesen Ausdruck längs des Verschiebungsweges von r1 nach r2, also
21
z
z
1221 zzGzzGGdzA2
1
2
1
r
r
drG
dann erhalten wir die Arbeit der Gewichtskraft G, die offensichtlich nur von den z-
Koordinaten der beiden Endpunkte abhängt. Das Potenzial der Gewichtskraft folgt aus Gl.
6-10 zu
adAGdzdUdz
dUG
nach Integration zwischen den beiden Lagen r1 und r2
)zz(GUU 1212 Gl. 6-13
Nehmen wir das Nullniveau bei z2 = 0 an (U2 = 0), dann hat der Körper mit der Gewichtskraft
G bezüglich der Ebene NN die Energie der Lage oder die potentielle Energie
hGU Gl. 6-14
Die Dimension dieser skalaren Größe ist
JNmsmkgEinheit)Zeit(
)Länge(MasseU 22
2
2
6-8 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
Die potentielle Energie kann anschaulich gedeutet werden als diejenige Energie, die benötigt
wird, um G vom Nullniveau (z = 0) um z anzuheben. Sie ist > 0, wenn sich der Schwerpunkt
oberhalb des Nullniveaus befindet, Null, wenn der Schwerpunkt im Nullniveau liegt und < 0,
wenn er sich unterhalb desselben befindet.
6.3.2 Das Potenzial einer Federkraft
Abb. 6-8 Lineare Feder, Kraft-Verformungsdiagramm
Als weiteres Beispiel für eine konservative Kraft betrachten wir die äußere Kraft xeF cx ,
die eine lineare Feder mit der Federkonstanten c aus der ungespannten Lage (x = 0) in die
Lage x auslenkt (Abb. 6-8). Nach Gl. 6-2 leistet die Kraft dabei die Arbeit
Fx2
1cx
2
1xdxcxd)x(FA 2
x
0x
x
0x
a
Gl. 6-15
In Gl. 6-15 wurde xdxr ed berücksichtigt. Die Federkraft fF leistet als Reaktionskraft dann
die innere Arbeit
Fx2
1cx
2
1xd)x(FA 2
x
0x
f
Gl. 6-16
Zur Berechnung des Potenzials der Federkraft beachten wir Gl. 6-10 und erhalten
cxdx
dUcx
dx
dUFF ff
fx
Integration liefert:
6.4 Formänderungs- und Ergänzungsenergie für elastische Körper 6-9
2f cx
2
1U Gl. 6-17
Geometrisch entspricht das Potenzial der Federkraft Uf der in Abb. 6-8 schraffierten Dreiecks-
fläche unterhalb der linearen Kraft-Verschiebungskurve. Auch das Potenzial Uf ist nur bis auf
eine (additive) Konstante festgelegt.
Entsprechende Beziehungen lassen sich für eine Drehfeder mit der Federkonstanten cd herlei-
ten. Ist ydc eM das äußere Moment, das die lineare Feder aus der ungespannten Lage
0 in die Lage auslenkt, dann folgt unter Beachtung von d yd e die dabei vom
äußeren Moment geleistete Arbeit
M2
1c
2
1dcd)(MA 2
d
0
d
0
a Gl. 6-18
Für das Federmoment MM f ist dann analog zu Gl. 6-17
2df c
2
1U Gl. 6-19
Hinweis: Zu den Kräften, die sich nicht aus einem Potenzial ableiten lassen, gehören z.B. die
geschwindigkeitsabhängigen Reibungskräfte, die dem Materialgesetz
v)v(f
vR mit 0)v(f
genügen. Unter Beachtung von dtdtdt
r vdr
d liefert Gl. 6-7
0dtv)v(fdtv
)v(frAa vv
dR
eine Arbeit, die immer negativ ist. Wegen 0Aa lässt sich ein Potenzial nicht nachweisen.
Da diese Kräfte Arbeit zerstreuen, werden sie auch dissipative Kräfte1 genannt. Zur Berech-
nung der Arbeit einer dissipativen Kraft muss deshalb der vollständige Verschiebungszustand
des Kraftangriffspunktes bekannt sein.
6.4 Formänderungs- und Ergänzungsenergie für elasti-
sche Körper
Wir betrachten in einem ersten Schritt einen elastischen Körper, dessen Ausgangszustand
spannungs- und verzerrungsfrei ist. Dieser Körper sei einem einachsigen Spannungs- und
Deformationszustand unterworfen. Die einzigen von Null verschiedenen Spannungs- und
1 zu lat. dissipare ›zerstreuen‹, ›verschwenden‹
6-10 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
Verzerrungskomponenten sind dann z.B. xx und xx . Ist die Spannung xx eine allgemeine
Funktion von xx , also
)(f xxxx Gl. 6-20
dann definieren wir als Differenzial der spezifischen1 Formänderungsenergie (Abb. 6-9)
xxxx)s( d)(fdW Gl. 6-21
Nach Integration über den gesamten Verzerrungszustand erhalten wir die spezifische Form-
änderungsenergie
xx
xx 0
xxxxxx)s( d)(f)(W Gl. 6-22
Fassen wir umgekehrt die Dehnungen als Funktion der Spannungen auf, also
)(f xx*
xx Gl. 6-23
dann definieren wir als Differenzial der spezifischen Ergänzungsenergie (Abb. 6-9)
xxxx**)s( d)(fdW Gl. 6-24
Abb. 6-9 Spezifische Formänderungs- und Ergänzungsenergie
1 auf die Volumeneinheit bezogen
6.4 Formänderungs- und Ergänzungsenergie für elastische Körper 6-11
Nach Integration über den gesamten Spannungszustand erhalten wir die spezifische Ergän-
zungsenergie xx
xx
(s)* *xx xx xx
0
W ( ) f ( )d
Gl. 6-25
Aus Abb. 6-9 wird auch deutlich, warum *)s(W spezifische Ergänzungsenergie genannt wird.
Sie ergänzt offensichtlich die spezifische Formänderungsenergie, die sich im eindimensiona-
len Fall geometrisch als die Fläche unterhalb der Kurve )(f xxxx interpretieren lässt, zu
einem Rechteck der Größe (s) (s)*
xx xxW W Gl. 6-26
Die spezifische Formänderungsenergie und auch die Ergänzungsenergie haben Potenzialcha-
rakter, denn aus Gl. 6-21 und Gl. 6-24 folgen unmittelbar
(s)
xx xxxx
(s)**
xx xxxx
dWf ( )
d
dWf ( )
d
Gl. 6-27
oder in Worten:
1. Die spezifische Formänderungsenergie ist das Potenzial der Spannung.
2. Die spezifische Ergänzungsenergie ist das Potenzial der Verzerrung.
Abb. 6-10 Linear elastisches Material, Formänderungs- und Ergänzungsenergie
Bei linear elastischem Material sind im isothermen Fall (T = 0) die Maßzahlen für die spezifi-
sche Formänderungsenergie und die spezifische Ergänzungsenergie gleich. Hier gilt nämlich
nach Hooke: xxxx E und damit
6-12 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
(s) (s)* 2 2xx xx xx xx
E 1 1W W
2 2E 2
In Verallgemeinerung auf den dreidimensionalen Fall erhalten wir die spezifische Formände-
rungsenergie für Hookesches Material in Matrizenschreibweise
εDεεDεεσ TTT(s)
2
1
2
1
2
1W Gl. 6-28
Ausrechnen von Gl. 6-28 liefert in kartesischen Koordinaten
2
zx2
yz2
xy2
zzyyxx2
zz2
yy2
xx(s) γγγ
2
1εεε
ν21
νεεεGW Gl. 6-29
und unter Beachtung von Luε gilt weiter
u)LDL(uDεε TTT ()2
1
2
1W(s) Gl. 6-30
Die Auswertung der rechten Seite von Gl. 6-30 liefert
222
2222
(s)
z
x
x
z
v
z
z
v
x
v
y
u
2
1
z
w
y
v
x
u
ν21
ν
z
w
y
v
x
u
GW Gl. 6-31
Die Formänderungsenergie ergibt sich in jedem Fall durch Integration der spezifischen Form-
änderungsenergie über das Gesamtvolumen des betrachteten Körpers.
(V)
(s)dVWW Gl. 6-32
6.5 Formänderungsenergie für den geraden Balken
Wir beschränken uns auf linear elastisches Material. Für die folgenden Untersuchungen wird
der isotherme Fall mit T = 0 zugrunde gelegt.
6.5 Formänderungsenergie für den geraden Balken 6-13
6.5.1 Schiefe Biegung mit Normalkraft
Von den Verzerrungen verbleibt nur die Dehnung vywzuxx . Alle anderen Verzer-
rungen sind Null. Die spezifische Formänderungsenergie Gl. 6-29 reduziert sich unter Beach-
tung von 0 und G = E/2 auf
22222
22xx
)s(
vyvwyz2wzvyu2wzu2u2
E
vywzu2
E
2
EW
und mit dxdAdV erhalten wir bei Bezugnahme auf Hauptzentralachsen
dxdAy)x(vdAyz)x(v)x(w2dAz)x(w
dAy)x(v)x(u2dAz)x(w)x(u2dA)x(u
2
EdVWW
0x
I
)A(
22
0
)A(
I
)A(
22
0
)A(
0
)A(
A
)A(
2
)V(
)s(
zzyy
Nach Zusammenfassung verbleibt
dx)x(vEI)x(wEI)x(uEA2
1W
0x
2zz
2yy
2
Gl. 6-33
Die spezifische isotherme Formänderungsenergie lässt sich unter Beachtung von
y
I
)x(Mz
I
)x(M
A
)x(N
E
1
E zz
z
yy
yxxxx
auch als Funktion der Schnittlasten N(x), My(x) und Mz(x) darstellen:
2
zz
z
yy
y2xx
)s( yI
)x(Mz
I
)x(M
A
)x(N
E2
1
2
EW
Integration über das Stabvolumen führt auf
dxEI
)x(M
EI
)x(M
EA
)x(N
2
1W
0x zz
2z
yy
2y
2
Gl. 6-34
6-14 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
Beispiel: 6-3
Für den durch eine Normalkraft F und eine
Linienlast q0 belasteten Kragträger ist die
Formänderungsenergie zu berechnen.
Lösung: Aus Gleichgewicht ergeben sich die
Schnittlasten:
N = F = konst.; 20y x
2
q)x(M
Mit Gl. 6-34 erhalten wir dann
yy
520
2
0x
4
yy
20
2
0x yy
2y
2
EI40
q
2EA
Fdxx
4EI
q
EA
F
2
1dx
EI
(x)M
EA
(x)N
2
1W
Hinweis: Die Verschiebung u eines Dehnstabes infolge Einzellast F am Stabende ist bekannt-
lich EA
Fu
. Die Arbeit der Kraft F an dieser Verschiebung ist nach Gl. 6-15
EA2
FFu
2
1A
2
und damit identisch mit der im Körper gespeicherten Formänderungsenergie, die z.B. dazu
genutzt werden kann, den Körper bei der Entlastung wieder in seinen Ausgangszustand zu
bringen.
6.5.2 Querkraftbeanspruchung
Für den schubelastischen Balken gilt: w2
1
2
1yyxz . Mit Gl. 6-29 finden wir dann
2y
)S( G2
1W
und nach Integration über das Gesamtvolumen des Stabes
dx)x(GA2
1W
0x
2y
Gl. 6-35
6.5 Formänderungsenergie für den geraden Balken 6-15
Unter Beachtung des Werkstoffgesetzes für die Querkraft yz GAQ können wir mit Gl.
6-35 auch
dxGA
)x(Q
2
1W
0x
2z
Gl. 6-36
schreiben. Durch formale Erweiterung auf den zweidimensionalen Fall erhalten wir in Erwei-
terung von Gl. 6-35
dx)x(GA2
1dx)x(GA
2
1W
0x
2z
0x
2y
Gl. 6-37
Und entsprechend von Gl. 6-36
dxGA
)x(Q
2
1dx
GA
)x(Q
2
1W
0x
2y
0x
2z
Gl. 6-38
Im Fall des schubstarren Balkens liegt kein Stoffgesetz für die Querkräfte vor. Wir gehen
deshalb von den aus Gleichgewichtsbetrachtungen ermittelten Schubspannungen
)z(b)x(I
)z(S)x(Q
yy
yzxz
aus. Mit Gl. 6-25 erhalten wir 2
yy
yz2xz
)S()S(
)z(b)x(I
)z(S)x(Q
G2
1
G2
1W*W
und damit
dx)x(A)x(I
)x(A)x(Qdz
)z(b
)z(S
dzdx)z(b)z(b)x(I
)z(S)x(Q
G2
1dAdx
)z(b)x(I
)z(S)x(Q
G2
1dV
G
1
2
1W
0x2
2z
z
zz
2y
)V(22
2y
2z
)V(22
2y
2z
)V(
2xz
yy
u
o
yyyy
Die obige Beziehung können wir noch etwas kompakter schreiben, wenn wir den dimensions-
losen Querschnittswert
u
o
2
z
zz
2y
yy
z dz)z(b
)z(S
)x(I
)x(A)x( Gl. 6-39
einführen. Wir erhalten dann die Formänderungsenergie
6-16 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
0x
2z
z dx)x(A
)x(Q)x(
G2
1W Gl. 6-40
Beispiel 6-1:
Gesucht wird die Formänderungsenergie für einen Balken mit Rechteckquerschnitt der Breite
b und der Höhe h.
Lösung:
22
y h
z21
8
bh)z(S . Für den Querschnittswert erhalten wir
5
6
120
hb
hb
144dz)z(S
b12bh
bhdz
b
)z(S
I
A 52
52
2/h
2/hz
2y23
2/h
2/hz
2y
yy
z 2
und damit
0x
2z dx)x(Q
GA5
3W
Beispiel 6-2:
Gesucht wird die Formänderungsenergie eines Balkens mit Kreisquerschnitt (Radius a). 232
3y
4
yy2
a
z1a
3
2)z(S;
4
aI;aA
;
2
a
z1a2)z(b
; dz)z(bdA
65a
0z
2525
a
az
2y a
72
5a
32
5a
9
4dz
a
z1a
9
4dz
)z(b
)z(S
9
10a
72
5
4
a
adA
)z(b
)z(S
I
A 624
2
)A(2
2y
yy
z 2
und damit
0x
2z dx)x(Q
GA9
5W
Für den Fall der schiefen Biegung mit Qz und Qy werden die oben hergeleiteten Beziehungen
sinnvoll erweitert. Wir erhalten entsprechend Gl. 6-40
0x
2y
y
0x
2z
z dxGA
)x(Q)x(
2
1dx
GA
)x(Q)x(
2
1W Gl. 6-41
6.5 Formänderungsenergie für den geraden Balken 6-17
Bei dünnwandigen Walzprofilen (I-Profil, U-Profil usw.) wird die Querkraft Qz vorwiegend
durch den Steg abgetragen. Bezeichnet A die Querschnittsfläche des Gesamtquerschnittes und
ASteg die Querschnittsfläche des Steges, dann kann näherungsweise
Stegz A
A Gl. 6-42
gesetzt werden.
6.5.3 Torsion
Wir beschränken uns auf den wölbfreien Kreis- bzw. Kreisringquerschnitt. Für den Verschie-
bungsvektor gilt
)]x(y);x(z;0[ xx u
mit den daraus resultierenden Gleitungen
)x(y
)x(z
xxz
xxy
Abb. 6-11 Torsion eines kreisförmigen Balkens
Alle anderen Verzerrungen sind null. Mit Gl. 6-29 erhalten wir
)x()
r
zy(2
G
2
GW 2
x
2
222xz
2xy
)s(
und nach Integration über das Stabvolumen
6-18 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
0x
2xp
0x
2x
I
)A(
2 dxGI2
1dx)dAr(G
2
1W
p
Gl. 6-43
Beachten wir noch das Werkstoffgesetz p
xx GI
M)x()x(D , dann lässt sich die in einem tor-
dierten Stab gespeicherte Formänderungsenergie auch durch das Schnittlastmoment Mx aus-
drücken:
0x p
2x dxGI
)x(M
2
1W Gl. 6-44
Liegt eine kombinierte Beanspruchung vor, dann dürfen die Einzelbeanspruchungen zur Ge-
samtlösung superponiert werden. Die Addition sämtlicher Formänderungsanteile liefert:
dxGI
)x(M
GA
)x(Q
GA
)x(Q
EI
)x(M
EI
)x(M
EA
)x(N
2
1W
0x p
2x
2y
y
2z
zzz
2z
yy
2y
2
Normalkraft Biegung Querkraft Torsion
0x
2 dx)x(uEA2
1W
0x
2zz
0x
2yy
dx)x(vEI2
1
dx)x(wEI2
1W
dx)x(GA2
1
dx)x(GA2
1W
0x
2z
0x
2y
(schubelastischer Balken)
0x
2xp dxGI
2
1W
0x
2
dxEA
)x(N
2
1W
0x zz
2z
0x yy
2y
dxEI
)x(M
2
1
dxEI
)x(M
2
1W
0x
2y
y
0x
2z
z
dxGA
)x(Q
2
1
dxGA
)x(Q
2
1W
(schubstarrer Balken)
0x p
2x dx
GI
)x(M
2
1W
Tabelle 6-1 Formänderungsenergien für den geraden Stab bei linear elastischem Materialverhalten
Hinweis: Der Anteil der Formänderungsenergie aus Querkraft ist im Vergleich zu den übrigen
Beanspruchungen von untergeordneter Bedeutung und wird deshalb in praktischen Berech-
nungen oftmals vernachlässigt.
6.6 Die isotherme Formänderungsenergie für die Scheibe 6-19
6.6 Die isotherme Formänderungsenergie für die Scheibe
Die Scheibenebene liege parallel zur x-y-Ebene. Es gilt der ebene Spannungszustand mit dem
Verschiebungsvektor
)v,u(T u
und den daraus abgeleiteten Verzerrungen
x
v
y
u,
y
v,
x
u,, xyyyxx
Tε
sowie der Materialmatrix
2
ν100
01ν
0ν1
ν1
E2ESD
Für die spezifische Formänderungsenergie erhalten wir dann
2
xyyyxx2
yy2
xx2(s)
2
1εε2εε
)ν1(2
E
2
1W εDε ES
T Gl. 6-45
und unter Beachtung von Luε
222
2
(s)
x
v
y
u
2
1
y
v
x
u2
y
v
x
u
)ν1(2
E
2
1W (Lu)D(Lu) ES
T
Gl. 6-46
Die Formänderungsenergie der gesamten Körpers ist dann (Scheibendicke h)
A(A)
(s) dA2
hdAWhW (Lu)D(Lu) ES
T Gl. 6-47
6-20 6 Der Arbeits- und Energiebegriff in der Elastostatik
6.7 Formänderungsenergie für die schubstarre Platte
Die Plattenmittelfläche liege in der x-y-Ebene. Die Verschiebung
y
wz,
x
wz)v,u(Tu
eines Punktes P mit dem Abstand z von der Plattenmittelfläche lässt sich durch die Änderung
des Verschiebungsfeldes w(x,y) ausdrücken. Daraus ergeben sich die Verzerrungen
zzyx
w2,
y
w,
x
w,, T
2
2
2
2
2
xyyyxxT κε
Mit der Materialmatrix für den ebenen Spannungszustand
2
100
01
01
1
E2
D
folgt für die Spannungen Dεσ und damit die spezifische Formänderungsenergie
DκκDεεεσ T2
TT)s(
2
z
2
1
2
1W Gl. 6-48
Ausrechnen liefert
yx
w
y
w
x
w)1(2w
)1(2
EzW
2
2
2
2
22
2
2)s( Gl. 6-49
In jedem Fall ist die Formänderungsenergie der gesamten Platte
dA2
1dA
12
h
2
1dVWW
)A(
T
)A(
T3
)V(
)s( κDκDκκ PL Gl. 6-50
wobei
2
100
01
01
)1(12
Eh2
3
PLD
die Materialmatrix der Plattenbiegung bezeichnet.
7 Näherungsverfahren bei eindimen-sionalen Randwertproblemen
Aufgrund der komplexen Struktur der allgemeinen Grundgleichungen der Elastizitätstheorie
sind analytische Lösungen für die Deformationen und Kraftgrößen eines Körpers nur in weni-
gen Spezialfällen möglich. Bei vielen Problemen der Praxis liegen komplizierte Randbedin-
gungen oder auch Differenzialgleichungen vor, die analytisch nicht mehr behandelt werden
können. Das trifft insbesondere auf nichtlineare Differenzialgleichungen zu, für die geschlos-
sene Lösungen nur sehr selten auffindbar sind. In allen diesen Fällen ist der Berechnungsin-
genieur auf Näherungslösungen angewiesen. Dazu zählt auch die FEM. Im Hinblick auf die
Beschaffung von Näherungslösungen ist es hilfreich, sich mit den Grundlagen der Variations-
rechnung1 zu beschäftigen, wobei wir uns im Folgenden auf eindimensionale Probleme be-
schränken.
7.1 Grundzüge der Variationsrechnung
Sehr vereinfachend formuliert besteht ein Variationsproblem aus der Aufgabe, eine Funktion
y(x), bxa unter Beachtung von eventuell vorhandenen Randbedingungen für y(x) und
)x(y in den Randpunkten a und b zu ermitteln, die das Integral
b
a
b
a2
2
dx)y,y,y,x(Fdxdx
)x(yd,
dx
)x(dy),x(y,xF}y{I Gl. 7-1
1 lat. ›Veränderung‹
7-2 Näherungslösungen
extremal macht, d.h. ein Maximum oder ein Minimum liefert. Im Vergleich zum gewöhnli-
chen Maximum-Minimum-Problem wird hier also eine ganze Funktion gesucht, die überdies
noch unter einem Integral steht. Die Grundfunktion F soll nur Ableitungen der gesuchten
Funktion y(x) bis zur zweiten Ordnung enthalten, was für unsere anstehenden Problemstel-
lungen ausreichend ist. Die Variationsaufgabe lautet dann
Extremumdx)y,y,y,x(F}y{Ib
a
Gl. 7-2
Durch einen mathematischen Kunstgriff kann die Lösung von Gl. 7-2 auf ein gewöhnliches
Maximum-Minimum-Problem zurückgeführt werden. Dazu wird im Intervall (a,b) eine Schar
von variierten Funktionen
)x()x(y)x(y Gl. 7-3
betrachtet, die auch Vergleichsfunktionen genannt werden. In Gl. 7-3 ist ein Parameter. Die
Vergleichsfunktion )x(y muss denselben Randbedingungen genügen wie die gesuchte Funk-
tion y(x). Das erfordert für 0 das Verschwinden der Funktionen und ' an den Rand-
punkten.
Abb. 7-1 Variierte Funktion y(x), Randwerte für beide Ränder vorgegeben
Abb. 7-2 Variierte Funktion y(x), nur linker Rand-wert vorgegeben
In Analogie zu Gl. 7-2 bilden wir mit der Schar von Vergleichsfunktionen Gl. 7-3 das Funkti-
onal
)(Idx)y,y,y,x(Fdx)y,y,y,x(F}y{Ib
a
b
a
Gl. 7-4
das bei festgehaltenem eine Funktion des Parameters ist. Da aber voraussetzungsgemäß
I{y} ein Extremum des Variationsintegrals ist, muss I() für = 0 einen Extremwert besitzen,
7.1 Grundzüge der Variationsrechnung 7-3
was 0d
)(dI
0
erfordert. Um die letzte Beziehung auszuwerten, entwickeln wir die Grund-
funktion F in Gl. 7-4 in eine Taylorreihe:
...y
F
!2
1
y
F
!1
1...
y
F
!2
1
y
F
!1
1...
y
F
!2
1
y
F
!1
1
)y,y,y,x(F)y,y,y,x(F
2
2
22
2
22
2
2
Führen wir unter dem Integral die Differentiation nach aus und setzen danach = 0, dann
verbleibt
dxy
F
y
F
y
F0
d
)(dI b
a0
Gl. 7-5
Mit )x(y)x(y)x(y~)x( und yyy~ sowie yyy~ geht Gl.
7-5 über in
0dxyy
Fy
y
Fy
y
F
d
)(dI b
a0
Gl. 7-6
Bezeichnen wir mit 0d
)(dII
die erste Variation des Funktionals I, dann erscheint Gl.
7-6 in der Form
0dxyy
Fy
y
Fy
y
FI
b
a
Gl. 7-7
Das Auftreten eines Extremwertes des Funktionals I ist also gleichbedeutend mit dem Ver-
schwinden seiner ersten Variation. In Gl. 7-7 ist noch
ydx
dy
dx
dyy
dx
dy
2
2
Gl. 7-8
zu beachten. Wir formen nun mittels partieller Integration1 den Integranden in Gl. 7-5 mit
dem Ziel um, die Ableitungen der Variationen )x(y unter dem Integral zum Verschwinden
zu bringen. Das Ergebnis ist
0yy
Fy
y
F
dx
d
y
Fdxy
y
F
dx
d
y
F
dx
d
y
FI
b
a
b
a
b
a2
2
Gl. 7-9
Wegen der Beliebigkeit der Variationen )x(y werden nun solche betrachtet, für die sämtli-
che Randgrößen y und y an den Rändern verschwinden. Diese Randbedingungen heißen
1 b
a
ba
b
a
dvu]vu[vdu
7-4 Näherungslösungen
homogene Randbedingungen. Damit verschwinden in Gl. 7-9 sämtliche Randterme, womit
nur noch das Integral verbleibt. Da aber im Intervall (a,b) die Werte der Variation )x(y be-
liebig sind, verschwindet das Integral nur dann, wenn der Faktor bei y zu Null wird, also die
Eulersche Differenzialgleichung
0y
F
dx
d
y
F
dx
d
y
F2
2
Gl. 7-10
besteht. Da Gl. 7-10 auf jeden Fall erfüllt sein muss, verbleiben im allgemeinen Fall inhomo-
gener Randbedingungen nur die Randterme
0yy
Fy
y
F
dx
d
y
FI
b
a
b
a
Gl. 7-11
Sind y oder y' am Rande nicht vorgegeben, dann sind dort y oder y beliebig und Gl. 7-11
kann nur bestehen, wenn die natürlichen Randbedingungen
0y
F
dx
d
y
Fb
a
bzw. 0
y
Fb
a
Gl. 7-12
erfüllt sind. Enthält das Variationsproblem für y(x) zusätzlich Randterme Z der Form
Extremum)]y,y,x[(Zdx)y,y,y,x(F}y{Ib
a
b
a
Gl. 7-13
dann folgt daraus die Extremalbedingung
0yy
Z
y
Fy
y
Z
y
F
dx
d
y
F
dxyy
F
dx
d
y
F
dx
d
y
FI
b
a
b
a
b
a2
2
Gl. 7-14
An der Eulerschen Differenzialgleichung hat sich offensichtlich nichts geändert, nur die na-
türlichen Randbedingungen erfahren eine Erweiterung.
Im folgenden Abschnitt lernen wir ein Energieprinzip der Statik kennen, welches die Grund-
lage für die Herleitung der Grundgleichungen der FEM sein wird.
7.2 Das Prinzip der virtuellen Verrückung 7-5
7.2 Das Prinzip der virtuellen Verrückung In der Statik bilden die beiden Axiome Kraftgleichgewicht und Momentengleichgewicht
die Grundlage zur Berechnung mechanischer Systeme. Neben diesen Grundgesetzen werden
außer dem Befreiungsprinzip und dem Schnittprinzip bei Systemen starrer Körper die ki-
nematischen Beziehungen und bei deformierbaren Körpern zusätzlich geeignete Material-
gesetze benötigt. Die Vorgehensweise bei der Lösung mechanischer Probleme gestaltet sich
dabei wie folgt:
Systeme starrer Körper:
1. Befreiung des Systems von den Auflagern, Anbringen der Auflagerreaktionslasten nach
dem Befreiungsprinzip
2. Zerschneiden des Systems, Anbringen der Schnittlasten nach dem Schnittprinzip
3. Anwendung der Gleichgewichtsbedingungen auf jedes freigeschnittene Teilsystem
4. Formulierung der kinematischen Beziehungen für das Starrkörpersystem
5. Berechnung der Auflager- und Schnittkräfte
Deformierbare Körper:
1. Herausschneiden eines Volumenelements
2. Anwendung der Gleichgewichtsbedingungen auf das Element
3. Aufstellen der kinematischen Beziehungen, also den Beziehungen zwischen den Ver-
schiebungen und den Verzerrungen
4. Wahl eines Materialgesetzes
5. Elimination der Spannungen führt auf ein System partieller Differenzialgleichungen für
die Verschiebungen, den Lamé-Navierschen Verschiebungsdifferenzialgleichungen, Eli-
mination der Verschiebungen führt auf die Beltrami-Michellschen Spannungsdifferenzial-
gleichungen,
6. Lösung des Gleichungssystems unter Berücksichtigung der Randbedingungen
Einen eleganten Zugang zur Lösung vieler Elastizitätsprobleme eröffnet das Prinzip der virtu-
ellen Verrückung, das wir hier zur Herleitung von Näherungsverfahren verwenden werden.
Das Prinzip der virtuellen1 Verrückung ist eine den Gleichgewichtsbedingungen äquivalente
Energieaussage, das sowohl für starre als auch für deformierbare Körper formuliert werden
kann.
1 virtualis zu lat. virtus ›Tüchtigkeit‹, ›Mannhaftigkeit‹, fachsprachlich für nicht wirklich; scheinbar; gedacht.
7-6 Näherungslösungen
Abb. 7-3 Virtuelle Verrückung
Definition: Eine virtuelle Verrückung uδ ist eine dem aktuellen Deformationszustand zusätz-
lich überlagerte Verschiebung (Variation des Verschiebungszustandes) mit den folgenden
Eigenschaften:
1. u ist geometrisch möglich, d.h. bei der virtuellen Verrückung wird der Zusammenhang
des Körpers gewahrt. u ist verträglich (kompatibel) mit den Lagerungsbedingungen.
2. Die Verrückung u ist differentiell klein. Damit können in allen Rechnungen Terme von
höherer Ordnung als klein gestrichen werden.
3. Sämtliche inneren und äußeren Kraftgrößen werden bei der Durchführung der Variation
u konstant gehalten, d.h. nicht variiert.
4. Die virtuelle Verrückung ist eine gedachte Verrückung bei festgehaltener Zeit. Dabei ist
uninteressant, in welcher Zeit wir uns diese virtuelle Verrückung entstanden denken.
Das -Symbol ist der Variationsrechnung entlehnt und soll zum Ausdruck bringen, dass es
sich um Änderungen handelt, die nicht einzutreten brauchen. Mathematisch entspricht dem -
Symbol das d-Symbol, das im Gegensatz zu den virtuellen Änderungen wirklich eintretende
Änderungen bezeichnet.
Das Prinzip der virtuellen Verrückungen für elastische Körper besagt:
ia δAδA Gl. 7-15
oder in Worten:
Befindet sich ein Körper im Gleichgewicht, dann ist bei einer virtuellen Verrückung des Körpers die
Arbeit der äußeren Kräfte gleich der Arbeit der inneren Kräfte.
Werden bei der virtuellen Verrückung die Lagerungsbedingungen des Systems berücksichtigt,
dann kann statt aδA auch (e)aδA (Arbeit der eingeprägten Kräfte1) geschrieben werden, da
dann bei der virtuellen Verrückung die Reaktionskräfte keine Arbeit leisten.
1 Die äußeren Kräfte setzen sich bekanntlich aus eingeprägten Kräften und Reaktionskräften zusammen
7.2 Das Prinzip der virtuellen Verrückung 7-7
Die Variation der inneren Arbeit ist identisch mit der Variation der Formänderungsenergie,
also δWδAi , so dass wir für Gl. 7-15 auch δWδAa oder umgeformt
0δΠAWδδAδW aa Gl. 7-16
schreiben können. Der Ausdruck
)dOdVρ(WAWΠO(V)(V)
n
1kk
m
1jjja
usufMuF Ok Gl. 7-17
wird elastisches Potenzial genannt, und Gl. 7-16 heißt Satz vom Extremum des elastischen
Potenzials.
In der obigen Gleichung wird im Ausdruck für die äußere Arbeit durch die Pfeile angedeutet,
dass allein die Verrückungsgrößen zu variieren sind. Das ist auch dann der Fall, wenn die
Belastungen, z.B. bei Federkraftbelastungen, von den Verschiebungen abhängen. In Worten
besagt Gl. 7-16:
Von allen denkbaren Verschiebungszuständen eines elastischen Körpers ist Derjenige der
wirklich Eintretende, für den die Energiegröße einen stationären Wert (Maximum oder Mi-
nimum) annimmt.
Abb. 7-4 Biegeträger mit Querbelastung
Wie wir in Kap. 7.1 gesehen haben, kann ein mittels des Prinzips der virtuellen Verrückung
bereitgestelltes funktional unbestimmtes Problem unter Berücksichtigung der vorgegebenen
und natürlichen Randbedingungen in eine Differenzialgleichung übergeführt werden. Dazu
betrachten wir den Biegeträger nach Abb. 7-4. Im Sinne des Prinzips muss der Ausdruck
dx)x(w),x(w,xFdx)x(w)x(q)x(w2
EI}w{
0x0x
2yy
Gl. 7-18
extremal gemacht werden. Das ist gleichbedeutend mit der Forderung nach dem Verschwin-
den der ersten Variation, also 0)w( . Nach Gl. 7-10 ist die Eulersche Differenzialglei-
chung 0w
F
dx
d
w
F
dx
d
w
F2
2
. In der Grundfunktion )x(w)x(q)x(w2
EIF 2yy tritt
7-8 Näherungslösungen
die Ableitung nach w' nicht auf, was auf 0w
F
dx
d
w
F2
2
führt, und wie erhalten mit
)x(qw
F
sowie ])x(wEI[w
F
dx
dyy2
2
die Gleichung
)x(q])x(wEI[ yy Gl. 7-19
die identisch ist mit der Differenzialgleichung für die Biegelinie des elastischen Balkens. An
den Rändern sind wegen 0w die natürlichen Randbedingungen
0MwEIw
F0y0yy
0
Gl. 7-20
einzuhalten. Setzen wir in den Ausdruck für das elastische Potenzial
dx)x(w)x(q)x(w2
EI}w{
0x
2yy
Gl. 7-21
die Verschiebung, die sich nach Gl. 7-19 ergibt, dann erhalten wir unter Berücksichtigung von
])x(w)x(EI[)x(q yy
dx)x(w)x(EIwwEIw)wEI(dx)x(w)x(EI2
1
dx)x(w)x(w)x(EIdx)x(w)x(EI2
1
0x
2yy0yy0yy
0x
2yy
0x
yy
0x
2yy.extr
und unter Beachtung der Randbedingungen für unser Beispiel nach Abb. 7-4
dx)x(w)x(EI2
1dx)x(w)x(EIdx)x(w)x(EI
2
1
0x
2yy
0x
2yy
0x
2yy.extr
Gl. 7-22
Beachten wir noch das Werkstoffgesetz )x(w)x(EI)x(M yyy , dann können wir auch
0dx)x(w)x(q2
1dx
)x(EI
)x(M
2
1dx)x(w)x(EI
2
1
0x0x yy
2y
0x
2yy.extr
Gl. 7-23
schreiben. Für die wahren Verschiebungen ist damit der Extremwert von negativ.
Ersetzen wir im elastischen Potenzial dx)x(w)x(q)x(w2
)x(EI
0x
2yy
die Funktion
w(x) durch
)x(h)x(w)x(W Gl. 7-24
7.2 Das Prinzip der virtuellen Verrückung 7-9
mit einer mindestens die geometrischen Randbedingungen erfüllenden Funktion h(x), dann
erhalten wir
dxhwEIdxhqh2
EI
dxwqw2
EIdxhwqhw
2
EIW
0x
yy
0x
2yy
0x
2yy
0x
2yy
sowie mit
0dxwEI2
1wdxwqw
2
EI
0x
2yy.extr
0x
2yy
und
dxhMdxhwEI
dxhwEIhwEIh)wEI(dxh)wEI(dxhq
0x
y
0x
yy
0x
yy0yy0yy
0x
yy
0x
und damit
0hdxh2
EIhwW .extr
0x
2yy.extr
Gl. 7-25
Wir errechnen also mit den wahren Verschiebungen einen absoluten Minimalwert für das
elastische Potenzial, das durch keine andere zulässige Funktion unterboten werden kann.
Beispiel 7-1:
Abb. 7-5 Dehnstab mit Einzelkraft und Potenzial
Es ist die Stabendverschiebung ue eines geraden zylindrischen Stabes mit konstanter Stab-
querschnittsfläche A gesucht. Der Stab wird am rechten Rand durch eine Kraft P belastet.
Dehnung: .konstu
(x)uε exx
Formänderungsenergie:
2e
0x
2 u
2
EAdxuEA
2
1W
Äußere Arbeit: ea PuA
7-10 Näherungslösungen
Elastisches Potenzial: e
2e
ae Fuu
2
EAAW)Π(uΠ
Zur Berechnung der äußeren Arbeit ea PuA ist folgendes anzumerken: Aa ist diejenige Ar-
beit der äußeren Kraft P, die diese mit ihrem im Gleichgewichtszustand entsprechenden kon-
stanten Wert am Verschiebungsweg ue leistet. Das elastische Potenzial ist eine quadratische
Funktion der Stabendverschiebung ue. Damit liegt lediglich ein parametrisch unbestimmtes
Problem vor, das mit den klassischen Methoden der Extremwertberechnung gelöst werden
kann. Die erste Ableitung nach ue liefert: 0δuPuEA
δuu
ΠδΠ eee
e
. Wegen der
Beliebigkeit von eδu ist somit die gesuchte Stabendverschiebung: EA
Pue
. Abb. 7-5
(rechts) zeigt das Potenzial als quadratische Funktion von ue. An der Stelle EA
Pue
nimmt EA2
FFu
u
2
EAAW)Π(u
2
e
2e
ae
einen Extremwert an. Das Vorzeichen der
zweiten Variation 0uEA
uu e
2e
e
2
entscheidet von welcher Art der Ex-
tremwert ist. Hier liegt offensichtlich ein Minimum vor.
7.3 Das Verfahren von Ritz
Abb. 7-6 Träger auf zwei Stützen mit Querlast q(x)
Ein Weg zur Gewinnung von Näherungslösungen ist das Verfahren von Ritz1. Dieses Verfah-
ren basiert auf dem Prinzip der virtuellen Verrückungen für elastische Körper.
1 Walter Ritz, schweizer. Mathematiker und Physiker, 1878-1909
7.3 Das Verfahren von Ritz 7-11
Es setzt voraus, dass das betrachtete statische Problem als Lösung einer Variationsaufgabe
aufgefasst werden kann und ein Potenzial existiert, das es zu minimieren gilt. Zur Vorstellung
des Verfahrens betrachten wir das System nach Abb. 7-6.
Für das zu ermittelnde Verschiebungsfeld w(x) wird ein Ansatz der Form
(x)wc(x)w k
n
1kk
ˆ Gl. 7-26
gemacht. Dabei sind die kw bekannte, linear unabhängige Funktionen von x. Sie sollen belie-
big wählbar sein, bis auf folgende Einschränkungen:
Die Funktionen (x)wk müssen mit den kinematischen Lagerungsbedingungen verträglich
sein, sie müssen also mindestens die geometrischen Randbedingungen erfüllen.
Abb. 7-7 Geometrische und dynamische Randbedingungen
Ansatzfunktionen kw , die den geometrischen Randbedingungen genügen, heißen zulässige
Funktionen. Genügen die Ansatzfunktionen neben den zwingend erforderlichen geometri-
schen Randbedingungen auch noch den dynamischen1 Randbedingungen, so spricht man von
Vergleichsfunktionen. Die geometrischen werden auch als wesentliche Randbedingungen2
und die dynamischen als natürlichen Randbedingungen bezeichnet. Zur Unterscheidung
zwischen geometrischen und dynamischen Randbedingungen betrachten wir Abb. 7-7. Beide
Randbedingungen unterscheiden sich in der Ordnung der in ihnen auftretenden Ableitungen.
Beim Biegeproblem ist die höchste Ableitung von vierter Ordnung. Die geometrischen oder
natürlichen Randbedingungen enthalten nur Ableitungen bis zur ersten Ordnung, in den geo-
metrischen oder natürlichen Randbedingungen treten dagegen Ableitungen zweiter und dritter
Ordnung auf. Ganz allgemein kann bei einem linearen Randwertproblem für eine Differenzi-
algleichung 2m-ter Ordnung gesagt werden:
1 griech. = Kraft, Stärke 2 Als wesentliche Randbedingungen werden bei einem Differentialoperator 2k-ter Ordnung solche verstanden, deren Werte Ableitungen bis zu (k-1)-ter Ordnung enthalten
7-12 Näherungslösungen
Hinweis: In der Regel werden die Ansatzfunktionen aus der Erfahrung heraus gewählt. All-
gemein kann hinsichtlich der Güte der mit Gl. 7-26 erzielten Approximation gesagt werden,
dass diese um so besser ist, je vollständiger mit den Ansatzfunktionen wk(x) die Randbedin-
gungen des Problems erfüllt werden.
Für den Träger mit Querlast q(x) nach Abb. 7-6 lautet das elastische Potenzial:
0x
'2'
0x
yy q(x)w(x)dx(x)dxw2
EIΠ Gl. 7-27
Mit dem Ritz-Ansatz Gl. 7-26 erhalten wir einen Näherungswert
0x
'2'
0x
yy (x)dxwq(x)(x)dxw2
EIΠ Gl. 7-28
und unter Beachtung von
n
1k
''kk
'' (x)wc(x)w folgt:
0x
n
1kkk
2n
1k
''kk
yy dx(x)wcq(x)(x)wc2
EIΠ = Extremum
Da die Ansatzfunktionen bekannte Funktionen sein sollen, ist
n),...,1(k)(cΠΠ k
nur noch eine Funktion der unbekannten Koeffizienten kc . Damit ist das funktionalkinema-
tisch unbestimmte Problem zur Ermittlung der Durchbiegung w(x) auf ein algebraisches
Problem zur Ermittlung der n Unbekannten Koeffizienten kc zurückgeführt. Das Problem
nach Gl. 7-28 ist wesentlich einfacher zu lösen als Gl. 7-27, in der die gesuchte Funktion w(x)
unter dem Integral steht. Da ein Extremum des Variationsintegrals ist, muss
0δcc
ΠΠδ j
n
1j j
erfüllt sein, und wegen der Beliebigkeit der jc folgt
n)...,,1(j0c
Π
j
Gl. 7-29
Beachten wir in Gl. 7-29 den Wert für nach Gl. 7-28, dann erhalten wir
0x
j''k
''j
0x
yy
n
1kk
0x
j''j
n
1k
''kkyy
j
dxq(x)wdxwwEIcdxq(x)wwwcEI0c
Π
Mit den Abkürzungen
7.3 Das Verfahren von Ritz 7-13
0x
j0j''k
0x
''jyyjk dxwq(x)dxwwEI Gl. 7-30
können wir auch
n),...,1(j0c 0jjk
n
1kk
Gl. 7-31
schreiben. Das sind n lineare Gleichungen zur Bestimmung der n unbekannten Koeffizienten
kc . Fassen wir die Werte jk in der symmetrischen Matrix , die unbekannten Ritzparameter
ck im Vektor c und die Lastanteile 0j im Vektor der rechten Seite b zusammen, also
nn1n
n22221
n11211
TΦΦ ;
n
2
1
c
c
c
c ;
0n
20
10
b
dann kann das Gleichungssystem Gl. 7-31 in der Form
bcΦ Gl. 7-32
geschrieben werden.
Beispiel 7-2:
Abb. 7-8 Träger auf zwei Stützen mit konstanter Querlast q0
Für die Verschiebung des System in Abb. 7-8 machen wir nun konkret den eingliedrigen Ritz-
Ansatz
(x)wc(x)w 11 Gl. 7-33
wobei
πxsin(x)w1 Gl. 7-34
gewählt wird. Dieser Ansatz erfüllt mit 0)0(w1 und 0)(w1 die geometrischen und unter
Beachtung von
πx
sinπ(x)w 2''1 dann mit My(x = 0) = My(x = ) = 0 auch die dynami-
schen Randbedingungen. Der Ansatz entspricht damit einer Vergleichsfunktion, von der eine
gute Näherungslösung für die Durchbiegung erwartet werden kann. Allerdings erfüllt dieser
7-14 Näherungslösungen
Ansatz nicht die Differenzialgleichung 0yy q)x(wEI . Wir erhalten nämlich mit dem Nähe-
rungsansatz Gl. 7-34 )x(qx
sincEI])x(wc[EI4
1yy11yy
und damit eine Belastung,
die durch keine Wahl von c1 auf q0 gebracht werden kann. Das Potenzial errechnen wir zu
dxwcq(x)wc2
EIdxwq(x)w
2
EIΠ
0
112''
121
yy
0
2''yy
= Extremum
Die Extremaleigenschaft dieses Funktionals ist gleichbedeutend mit
101111
0
0'2'
1
0
yy11
cdxwqdxwEIc0c
Π
Gl. 7-35
wobei abkürzend
πq2dx
πxsinqdxwq
π
2
πEIdx
πxsin
πEIdxwEI
0
o
01
0
010
3
yy
0
2
4
yy2''
1
0
yy11
gesetzt wird. Aufgelöst nach c1 erhalten wir
yy
40
yy
40
53
yy
0
11
101 EI
q01307,0
EI
q
π
4
π
2
πEI
πq2
c
.
Durch Differentiationsprozesse an Gl. 7-33 erhalten wir die Biegemomente
πxsinq12901,0
πxsinlq
π
4wEIM 2
02
03''
yyy
und die Querkräfte
πxcosq40528,0
πxcosq
π
4
dx
MdQ 002
yz
Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit der exakten Lösung und einer weiteren Lösung, die als
Ritz-Ansatz lediglich eine zulässige Funktion darstellt, zeigt mit /x die folgende Tabel-
le:
7.3 Das Verfahren von Ritz 7-15
Vergleich Exakte Lösung Vergleichsfunktion Zulässige Funktion
32
yy
40 21EI24
q)(w
sinc)(w 1 )1(c)(w 1
0
max,z
q
Q 5,0
2
1 0,40528 (-18,9%) 0 (-100%)
20
maxy
q
M
125,0
8
1 0,12901 (3,2%)
0,0833 = konst.
(-33,3%)
40
maxyy
q
wEI
01302,0
384
5 0,01307 (0,38%) 0,01043 (-19,9%)
Tabelle 7-1 Vergleich zwischen exakter Lösung und zweier Näherungslösungen nach Ritz
Es ist ersichtlich, dass die Approximation derjenigen Größe, für die der Ritz-Ansatz gewählt
wurde, hier also für die Durchbiegung w(x), besser ist als die hieraus durch Differentiati-
onsprozesse abgeleiteten Größen Biegemomente My und Querkräfte Qz. Diese Aussage gilt
ganz allgemein.
Die im elastischen Potenzial auftretenden Integrale können recht kompliziert werden, so dass
in diesen Fällen auf ein numerisches Integrationsverfahren zurückgegriffen wird.
Um die Leistungsfähigkeit des Ritz-Verfahrens erneut zu dokumentieren, betrachten wir als
weiteres Beispiel einen Biegestab unter Längskraft nach Abb. 7-9. Um hier zu einer Anwen-
dung des Verfahrens zu kommen, muss die Arbeit der Kraft P in das Gleichungssystem ein-
gebaut werden. Dazu betrachten wir das System in ausgelenkter Lage.
Abb. 7-9 Träger mit Längs- und Querkraftbeanspruchung
Eine erste Näherung für die Axialverschiebung des Lastangriffspunktes der Last P, die als
Druckkraft positiv eingeführt wird, erhalten wir unter der Voraussetzung dehnungsfreier Sta-
bachsverformung mit
0x
2'
0x
2'
0x
dxw2
1dx1w1dx)(dsd
7-16 Näherungslösungen
Die Arbeit der äußeren Belastung im elastischen Potenzial ist um den Anteil
0x
2 dxw'2
PPζ
zu erweitern, also
0δΠExtremumq(x)w(x)dx(x)dxw'2
Pdx(x)w
2
EIΠ
0x0x
22''
0x
yy
Gl. 7-36
Die Behandlung von Gl. 7-36 mit einem Ritzansatz (x)wc(x)wn
1kkk
entsprechend Gl. 7-26
führt auf
0x
n
1kkk
2n
1k
'kk
2n
1k
''kk
yyn1 dx(x)wcq(x)(x)wc
2
P(x)wc
2
EI)c...c(Πw(x)Π Da
)c...c(Π n1 Extremwertcharakter hat, ist 0cc
ˆ)c...c(Π j
jn1
. Da im allgemeinen 0c j
gilt, muss 0c
ˆ
j
(j = 1,...,n) erfüllt sein. Wir benötigen also die Ableitungen jc
ˆ
. Die Dif-
ferenziation kann unter dem Integral vorgenommen werden:
0jjkjk
0x
j
n
1k 0x
'j
'kk
n
1k 0x
''j
''kyyk
0x
j
n
1k
'j
'kk
n
1k
''j
''kyyk
0x
j'j
n
1k
'kk
''j
n
1k
''kkyy
j
(x)dxq(x)w(x)dx(x)wwcPdx(x)(x)wwEIc
dx(x)q(x)w(x)(x)wwcP(x)(x)wwEIc
dx(x)q(x)w(x)w(x)wcP(x)w(x)wcEIc
Π
Damit erhalten wir das lineare Gleichungssystem
n)..,,1(j0)Pψ(c0c
Π0jjkjk
n
1kk
j
Gl. 7-37
oder symbolisch
bcΨΦ P Gl. 7-38
mit symmetrischen Matrizen und . In Gl. 7-37 wurde zur Abkürzung
0x
j0jk
0x
jjkk
0x
jyyjk dxq(x)wdxwwdxwwEI Gl. 7-39
gesetzt. Bei einem zweigliedrigen Ritzansatz )x(wc)x(wc(x)wc(x)w 2211
2
1kkk
hätten wir mit Gl. 7-37 das Gleichungssystem
7.3 Das Verfahren von Ritz 7-17
20
10
2
1
2212
1211
2212
1211
c
cP Gl. 7-40
zu lösen. Gl. 7-37 geht bei fehlender Querbelastung (b = 0) in ein homogenes Gleichungssys-
tem über, das für
0Pdet ΨΦ Gl. 7-41
auch von null verschiedene ck und damit auch von null verschiedene Transversalverschiebun-
gen ermöglicht. Das ist das Kennzeichen für das Eintreten des Stabilitätsfalles. Mechanisch
bedeutet dies, dass es neben der gestreckten Lage des Stabes eine infinitesimal benachbarte
ausgelenkte Lage gibt, die ebenfalls eine Gleichgewichtslage ist. Die Eigenwertgleichung
Gl. 7-41 enthält als freien Parameter nur noch die Axialbelastung P. Der kleinste errechenbare
Wert dieser Axialbelastung ist ein Näherungswert kritP für die kritische Knicklast des Sys-
tems. Für eine erste Abschätzung der kleinsten kritischen Last kritP setzen wir
(x)wc(x)w 11
Bei der Auswahl von w1(x) ist darauf zu achten, dass die Ansatzfunktion möglichst wenig
gekrümmt ist, denn mit
dxw
dxwEI
ψP0ψP
0x
2'1
0x
2''1yy
11
11krit11krit11
Gl. 7-42
wird die kleinste kritische Last dann berechnet, wenn der Zähler in Gl. 7-42, also die Formän-
derungsenergie 11 des Stabes, möglichst klein gehalten wird. Das wird erreicht, wenn wir
mit w1(x) eine Stabauslenkung wählen, die zwischen 0 < x < keine weitere Nullstelle be-
sitzt, also etwa
)x
1(x
(x)w1
Gl. 7-43
Es handelt sich bei diesem Ansatz um eine zulässige Funktion, da die Verschiebungsrandbe-
dingungen an den Stabenden erfüllt werden. Mit Gl. 7-42 errechnen wir
2yy3
yy
11
11krit
EI12
3
1
EI4
ψP
Einen wesentlich besseren Wert für die kleinste Knicklast erhalten wir, wenn wir anstatt einer
zulässigen Funktion mit
7-18 Näherungslösungen
32
1
xx21
x(x)w
Gl. 7-44
eine Vergleichsfunktion wählen, die, wie durch Ausrechnen leicht bestätigt wird, wegen
41
)x(x12)x(w
auch die dynamischen Randbedingungen My(x = 0) = My(x = ) = 0
erfüllt. Mit Gl. 7-44 errechnen wir
2
yy
2
yy3
yy
11
11krit
EI882,9
EI
17
168
35
175
EI24
ψP
und damit einen Wert, der der exakten Lösung 2
yy
2
yy2krit
EI870,9
EIπP
schon recht nahe
kommt. Beim folgenden zweigliedrigen Ansatz verwenden wir mit
(x)wc(x)wc(x)w 2211 Gl. 7-45
und
πxsin(x)w1
πx2sin(x)w2 Gl. 7-46
für den Ritzansatz die theoretisch exakten Knickfiguren des Instabilitätsproblems. Wir erhal-
ten mit Gl. 7-39
160
01
2
EI3
yy4
Φ ;
40
01
2
2
Ψ
und damit die Eigenwertgleichung:
2
3yy
42
3yy
4P2EI8
2
P
2
EI0)Pdet( ΨΦ
aus der wir erwartungsgemäß die exakten Lösungen 2yy
2
krit,22yy
2
krit,1
EI4P;
EIP
ablesen.
Aufgrund der Orthogonalität der Ansatzfunktionen w1 und w2 und deren Ableitungen besitzen
die beiden Matrizen und Diagonalgestalt.
An dieser Stelle sollen die Voraussetzungen des Verfahrens von Ritz noch einmal genannt
werden:
1. Es muss ein Funktional existieren, das es zu minimieren gilt.
2. Die Näherungsansätze müssen nur die wesentlichen Randbedingungen erfüllen.
3. Bei einem Differentialoperator 2k-ter Ordnung enthält das zugeordnete Funktional Ablei-
tungen der Grundfunktion bis zur k-ten Ordnung, die (k-1)-mal stetig differenzierbar sein
müssen.
7.4 Die Methode der gewichteten Residuen 7-19
Der Nachteil des Ritzschen Verfahrens liegt auf der Hand. Die Auswahl zulässiger Funktio-
nen oder das Auffinden von Vergleichsfunktionen erfordert vom Anwender ein hohes Maß an
Erfahrung. Insbesondere bei mehrdimensionalen oder ungleichmäßig berandeten Gebieten
stößt das Auffinden geeigneter Ansatzfunktionen oft auf unüberwindliche Schwierigkeiten.
Wie wir später sehen werden, entfällt dieser Nachteil bei der FE-Methode.
7.4 Die Methode der gewichteten Residuen
Die Methode der gewichteten Residuen ist auch dann anwendbar, wenn für das anstehende
Randwertproblem kein Extremalprinzip zur Verfügung steht, wie das beim Ritz-Verfahren
erforderlich war. Es werden lediglich die dem Randwertproblem zugeordnete Differenzial-
gleichung und die Randbedingungen benötigt. Damit ist dieses Verfahren auf eine wesentlich
größere Klasse von Randwertproblemen anwendbar. Wir beschränken uns im Folgenden auf
gewöhnliche Differenzialgleichungen, für die in einem gegebenen Intervall )b,a( eine Funk-
tion y(x) als Lösung einer linearen, inhomogenen Differenzialgleichung 2k-ter Ordnung
)x(r)x](y[L k2 Gl. 7-47
ergänzt durch 2k Randbedingungen gesucht wird, die sich auf die Werte der Funktion y und
ihren Ableitungen an den Rändern beziehen. Wie bei der Vorgehensweise nach Ritz, wird für
die gesuchte Funktion y(x) ein Näherungsansatz (x)y als Linearkombination bekannter Funk-
tionen yk(x) in der Form
(x)yc(x)y k
m
1kk
Gl. 7-48
gemacht. Dabei setzen wir voraus, dass die Funktionen yk(x) hinreichend stetig sind und
sämtlichen Randbedingungen genügen. Die Koeffizienten ck sollen nun so bestimmt werden,
dass die Differenzialgleichung Gl. 7-47 von der Funktion )x(y möglichst gut angenähert
wird. Setzen wir diesen Näherungsansatz in die Differenzialgleichung ein, dann wird nur in
Ausnahmefällen diese auch erfüllt, vielmehr verbleibt eine Fehlerfunktion R0(x), die Resi-
duum1 genannt wird
0)x(r]y[L:)c,...,c,c,x(R k2m210 Gl. 7-49
1 Residuum lat. das ›Zurückbleibende‹, zu residuus ›zurückgeblieben‹
7-20 Näherungslösungen
Aufgrund der Linearität der Differenzialgleichung hängt die Fehlerfunktion linear von den
Koeffizienten ck ab. Das Verfahren zur Bestimmung der unbekannten Koeffizienten ck ver-
langt nun, dass das Integral des Residuums, gewichtet mit sogenannten Gewichtsfunktionen
)x(j , über das Integrationsgebiet verschwindet. Da der Ansatz für die Näherungsfunktion in
Gl. 7-48 m unbekannte Koeffizienten enthält, kann die Bedingung für m linear unabhängige
Gewichtsfunktionen )x(j formuliert werden, womit m lineare Gleichung zur Bestimmung
der m unbekannten Koeffizienten ck vorliegen. Die Forderung nach dem Verschwinden des
gewichteten Restes lautet dann
0dx)x()c,...,c,c,x(Rb
ax
jm210
)m,...,1j( Gl. 7-50
Die Auswahl der linear unabhängigen Gewichtsfunktionen )x(j entscheidet über die Be-
zeichnung des Verfahrens.
7.4.1 Das Galerkin-Verfahren Die Besonderheit des Galerkin-Verfahrens1 besteht darin, dass für die Gewichtsfunktionen
)x(j derselbe Ansatz wie für die Näherungsfunktionen gewählt wird. Wir erhalten dann mit
Gl. 7-50
0dx)x(y)c,...,c,c,x(Rb
ax
jm210
(j = 1,...,m) Gl. 7-51
Damit dieses Verfahren zu einer Lösung führt, muss der Näherungsansatz alle Randbedin-
gungen erfüllen und hinreichend oft stetig differenzierbar sein.
Abb. 7-10 Links eingespannter und rechts drehbar gelagerter Balken
Wir konkretisieren das bisher Gesagte am Beispiel nach Abb. 7-10. Der links eingespannte
und rechts drehbar gelagerte Balken mit konstanter Biegesteifigkeit EIyy wird durch eine si-
1 Boris Grigorjewitsch Galerkin, sowjetischer Ingenieur und Mathematiker, 1871-1945
7.4 Die Methode der gewichteten Residuen 7-21
nusförmige Streckenlast 2
xsinq)x(q 0
mit belastet. Die Differenzialgleichung lautet:
)x(q)x(wEI IVyy . An den Rändern sind die Randwerte: 0)0x(w)0x(w und
0)x(M)x(w y einzuhalten. Zum Vergleich notieren wir die exakte Lösung
( /x )
81224482
sin16EI
q)x(w 2223
4yy
40 ;
24248123241
2cos8
EI
q)x(w 222
4yy
30 ;
1224123241
2sin2
EI
q2)x(w 22
4yy
20 ;
12324
2cos
EI
q2)x(w 23
4yy
0
Die Berechnung des Residuums ergibt
)x(q(x)wcEI)x(q)x(wEI)c,...,c,c,x(R IVk
m
1kkyy
IVyym210
Gl. 7-52
und die Substitution in Gl. 7-51 liefert
0dx)x(w)x(q(x)wcEI j
0x
IVk
m
1kkyy
(j = 1,...,m) Gl. 7-53
oder
0dx)x(w)x(qdx)x((x)wwEIc j
0x0x
jIVkyy
m
1kk
(j = 1,...,m) Gl. 7-54
Mit den Abkürzungen
dx)x(w)x(q;dx)x((x)wwEI j
0x
0j
0x
jIVkyyjk
Gl. 7-55
geht Gl. 7-54 über in das lineare Gleichungssystem
m),...,1(j0c 0jjk
m
1kk
Gl. 7-56
7-22 Näherungslösungen
Wir haben nun Näherungsfunktionen zu wählen, die sämtliche Randbedingungen erfüllen.
Das sind in unserem Beispiel die wesentlichen Randbedingungen w = 0 am linken und rech-
ten Rand und die Randbedingung w' = 0 am linken Rand. Am rechten Rand muss zusätzlich
das Biegemoment )x(My verschwinden. Das ist gleichbedeutend mit dem Verschwinden
der zweiten Ableitung von w. Als Näherungsansätze wählen wir Koordinatenfunktionen der
Form
)2k()1k(1)x(w 1kk (k = 1,...,m) Gl. 7-57
die sämtliche Randbedingungen erfüllen. Für einen zweigliedrigen Näherungsansatz
)x(wc)x(wc)x(w 2211 mit )32)(1()x(w 21 und )43)(1()x(w 3
2 nach
Gl. 7-57 sind die Ableitungen bis zu 4. Ordnung in Tabelle 7-2 zusammengestellt.
Ableitungen wk
kw kw kw kw
)32)(1()x(w 21 )6158( 2
)14)(1(62
)58(63
4
48
)43)(1()x(w 32 )122815( 2
2
)25)(1(122
)21415(12 2
3
)715(
244
Tabelle 7-2 Ableitungen der Koordinatenfunktionen
3
yy1
0
24yy
0x
1IV1yy11
EI20,7d)32)(1(
48EIdx)x(w(x)wEI
3
yy1
0
24yy
0x
1IV2yy12
EI80,4d)32)(1()715(
24EIdx)x(w(x)wEI
3
yy1
0
34yy
0x
2IV1yy21
EI80,4d)43)(1(
48EIdx)x(w(x)wEI
3
yy1
0
34yy
0x
2IV2yy22
EI485714,5d)43)(1()715(
24EIdx)x(w(x)wEI
01
1
0
21
0x
10 q10093237,1d)32)(1(2
sindx)x(w)x(q
02
1
0
32
0x
20 q10933249,7d)43)(1(2
sindx)x(w)x(q
Die Lösung des Gleichungssystems Gl. 7-56 ergibt:
yy
403
2yy
402
1 EI
q10821889,2c;
EI
q10330258,1c
7.4 Die Methode der gewichteten Residuen 7-23
)x(wq
EI104
0
yy3
)x(M
q
EI10y2
0
yy2
/x /x m
0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1 0,000 1,779 3,796 3,203 0,000 -9,110 0,000 4,555 4,555 0,000 2 0,000 1,666 3,767 3,327 0,000 -7,982 -0,476 4,414 5,102 0,000 3 0,000 1,663 3,774 3,325 0,000 -7,852 -0,519 4,463 5,080 0,000
exakte Lösung
0,000 1,663 3,774 3,325 0,000 -7,863 -0,520 4,462 5,081 0,000
Tabelle 7-3 Ergebnisse des Galerkin-Verfahrens
Die Ergebnisse des Galerkin-Verfahrens sind für den ein- bis dreigliedrigen Ansatz in Tabelle
7-3 für die Durchbiegung und die Biegemomente zusammengestellt. Sie zeigen eine gute
Übereinstimmung mit den exakten Lösungen.
Wir wollen die Voraussetzungen zur Anwendung des Galerkin-Verfahrens hier noch einmal
zusammenstellen:
1. Es muss kein Funktional existieren, wie das beim Ritz-Verfahren erforderlich war.
2. Die Näherungsansätze müssen alle Randbedingungen erfüllen.
3. Bei einem Differentialoperator 2k-ter Ordnung muss die Näherungslösung (2k-1)-mal
stetig differenzierbar sein.
Ein großer Vorteil des Galerkin-Verfahrens gegenüber dem Ritz-Verfahren liegt darin be-
gründet, dass kein Funktional zur Verfügung stehen muss. Damit kann dieses Verfahren auf
einen sehr großen Problemkreis angewendet werden. Nachteilig wirken sich jedoch die unter
2. und 3. genannten Sachverhalte aus. Damit werden an die Näherungsansätze des Galerkin-
Verfahrens wesentlich strengere Anforderungen gestellt, als an diejenigen des Ritz-
Verfahrens.
7.4.2 Die Kollokationsmethode Die Kollokationsmethode1 fordert, dass die Ansatzfunktion )x(w die Differenzialgleichung
an m diskreten Intervallstellen2 bxx...xxa m1m21 erfüllt. Diese Forderung führt
auf genau m Bedingungen
0)c,...,c,c;x(R m21i
und die Koeffizienten ck sind aus der Forderung
)m,...,1i(0)x(r]w[L]w[Lcm
1kix0xkk ii
Gl. 7-58
1 lat. Ordnung nach der Reihenfolge, Platzanweisung 2 die Kollokationspunkte genannt werden
7-24 Näherungslösungen
zu berechnen. Wir betrachten als Beispiel den beidseitig eingespannten Träger in Abb. 7-11
mit einer parabelförmig verteilten Querbelastung
Abb. 7-11 Beidseitig eingespannter Träger
Differenzialgleichung: ( /x ): )x(q)x(wEI IV
yy , )41(q)x(q 20
Randwerte: 0)2/1(w , 0)2/1(w , 0)2/1(w , 0)2/1(w ;
Exakte Lösung:
)413()41(EI5760
q)x(w 222
yy
40
; )49)(41(EI240
q)x(w 22
yy
30
Wir wählen den zweigliedrigen Näherungsansatz:
)(wc)(wc)(w 2211 mit 221 )41()(w und 32
2 )41()(w .
Die Ableitungen dieser Funktionen bis zu 4. Ordnung können Tabelle 7-4 entnommen wer-
den.
Funktion 1. Abltg. 2. Abltg. 3. Abltg. 4. Abltg.
221 )41()(w )41(
16 2
)112(16 2
2
3
384
4
384
322 )41()(w 22 )41(
24
)120)(41(
24 222
)203(384 2
3
)201(1152 2
4
Tabelle 7-4 Ableitung des Näherungsansatzes
Der Näherungsansatz erfüllt sämtliche Randbedingungen. Inhomogene Randbedingungen
liegen nicht vor, so dass
)m,...,1i(0)x(r]w[Lcm
1kixkk i
Gl. 7-59
gilt. Um die Koeffizienten c1 und c2 zu bestimmen, ermitteln wir mit dem Näherungsansatz
nach Gl. 7-49 den Fehler
0)41(q)201(1152
c384
cEI)x(q)x(wEI)c,c;x(E 20
24241yy
IVyy21
7.4 Die Methode der gewichteten Residuen 7-25
Mit der Kollokation an den beiden Stellen 0 und 4/1 erhalten wir das Gleichungssys-
tem
4/4
1
EI
qc
c
288384
1152384
yy
40
2
1
yy
40
2yy
40
1 EI5760
qc;
EI480
qc
Und damit )413()41(EI5760
q)x(wc)x(wc)x(w 222
yy
40
2211
. Das Ergebnis ent-
spricht der exakten Lösung. Die maximale Durchbiegung tritt bei = 0 in Feldmitte auf:
yy
40
yy
40
F EI
q00226,0
EI
q
5760
13w
Schnittmomente: )801209(240
q)x(wEIM 42
20
yy
Stützmoment: 20S q
15
1M
Feldmoment: 20F q
80
3M
8 Finite Elemente bei eindimensiona-len Randwertproblemen
Wir haben im vorigen Kapitel die näherungsweise Lösung eines Randwertproblems mit Hilfe
des Ritzschen Verfahrens kennen gelernt. Die Herleitung der Methode der finiten Elemente
(FEM) kann nun auf einfache Weise erfolgen. Die grundlegende Idee besteht darin, anstelle
eines Näherungsansatzes für das Gesamtgebiet Ansätze zu wählen, die sich lediglich auf Teil-
bereiche der Struktur beziehen und auch nur dort von Null verschieden sind. Wir unterstellen,
dass ein zu minimierendes Funktional vorliegt. Zur Erläuterung der weiteren Vorgehens-
weise beziehen wir uns auf das Beispiel nach Abb. 8-1.
Abb. 8-1 Dehnstab mit linear veränderlichem Querschnitt A(x)
Zum Vergleich mit der noch bereitzustellenden FE-Lösung beschaffen wir uns zunächst die
analytische Lösung des Problems.
Normalkraft: )x(nFN 0
Materialgesetz: )x(nF)x(A
1
)x(A
NuEE 0xxxx
mit
A
~1A
x
A
AA1AA(x) r
A/AAA
~r , x
8-2 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Abb. 8-2 Verschiebung u(x), exakte Lösung
Abb. 8-3 Spannung xx, exakte Lösung
DGL: )ξA
~1(EA
)1(nF
)x(EA
)x(nF)x(u 00
Integration der Differentialgleichung und Anpassung an die Randbedingung u(0) = 0 liefert
1. Verschiebung:
ξA
~1ln
A~1
1nξA~
1lnFA~
EA
1u 2
0
2. Dehnung: )ξA
~1(EA
)1(nF 0xx
3. Spannung: )ξA
~1(A
)1(nFE 0
xxxx
Mit den Zahlenwerten aus Abb. 8-1 ergibt die nummerische Auswertung:
2
xxxx2
xx cm/kN20)(max]cm/kN[910
525
cm1843,0)(uumax]cm[9,01ln072,001852,0u
Für den Vergleich mit der noch zu beschaffenden FE-Lösung werten wir die Querschnittsflä-
chen, die Verschiebungen sowie die Spannungen an diskreten Stellen aus.
/x ]cm[)(A 2 u() [cm] xx() [kN/cm2]
0,000 10,000 0,0000 2,5000 0,125 8,875 0,0109 2,7465 0,250 7,750 0,0230 3,0645 0,375 6,625 0,0366 3,4906 0,500 5,500 0,0523 4,0909 0,625 4,375 0,0711 5,0000 0,750 3,250 0,0948 6,5385 0,875 2,125 0,1277 9,7059 1,000 1,000 0,1843 20,0000
Tabelle 8-1 Querschnittswerte, Verschiebungen und Spannungen an diskreten Stellen
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-3
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode
Das zuvor analytisch behandelte Beispiel soll nun mit der FE-Methode gelöst werden. Dazu
gehen wir in Schritten vor.
1. Schritt Bereitstellung eines Tragwerkmodells
Diese Phase der Problemlösung gestaltet sich genauso wie bei der analytischen Vorgehens-
weise. Wir stellen zunächst fest, dass es sich bei der vorliegenden Aufgabe um ein statisches
Problem mit konstanten Lasten handelt, das nach den Grundlagen der linearen Elastizitätsthe-
orie als Stab berechnet werden kann. Die einzige Schnittlast ist die Normalkraft N(x). Wir
unterstellen bei der Modellbildung
Konstante Lasten
Hookesches Materialgesetz
Kleine Verformungen
Stabtheorie
2. Schritt Formulierung der Variationsaufgabe
Die Formänderungsenergie des Stabes ist
dx)x(u)x(EA2
1W
0x
2
Die äußere Arbeit resultiert aus der konstanten Normalkraftschüttung n0 längs der Stabachse
und der Einzelkraft F am Stabende
)(Fudx)x(unA0
0a
Ausgehend vom elastischen Potenzial
Extremum)(Fudx)x(undx)x(u)x(EA2
1AW)u(
0x
0
0x
2a
Gl. 8-1
erhalten wir aus dem Prinzip der virtuellen Verrückung die Extremwertaufgabe
0)(uFdx)x(undx)x(u)x(u)x(EA)u(0x
0
0x
Gl. 8-2
8-4 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
3. Schritt Diskretisierung1 des Tragwerkes
Die vorgegebene Aufgabe wird in dem Sinne diskretisiert, dass der Stab in Teilgebiete, die
finiten Elemente, zerlegt wird. Bei unserem Einführungsbeispiel (Fachwerk) und der vorlie-
genden Stabaufgabe ist die Elementierung bereits vorgegeben. In beiden Fällen entspricht das
finite Element einem Fachwerkstab oder Teilen davon. Ähnlich ist übrigens die Situation bei
Rahmentragwerken. Dort stellen die Balken oder Balkenstücke die finiten Elemente dar.
100cm
50cm 50cm
x,u
1
1 2 3 j
2 k Elementnummer
Globale Knotennummer
Abb. 8-4 Elementierung eines Dehnstabes, 2 Elemente gleicher Länge
Abb. 8-4 zeigt eine mögliche Elementierung unseres Dehnstabes mit zwei gleichlangen Ele-
menten und drei globalen Knoten. Die globalen Knotenkoordinaten sind in der Knotendatei
abgelegt (Tabelle 8-2). In der Elementdatei (Tabelle 8-3) werden den Elementen die globalen
Anfangs- und Endknoten zugeordnet.
Knotennummer x-Koordinate [cm]
1 0
2 50
3 100
Tabelle 8-2 Knotendatei
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2
2 2 3
Tabelle 8-3 Elementdatei
4. Schritt Auswahl des Elementtyps, Ansatzfunktionen
Wir betrachten in einem ersten Schritt das 2-Knotenelement entsprechend Abb. 8-5. Jeder
Knoten besitzt nur einen kinematischen Freiheitsgrad, das ist die Verschiebung in Stablängs-
richtung. Wir sprechen deshalb von einem Element mit zwei Freiheitsgraden.
1 zu lat. discernere ›absondern‹, ›unterscheiden‹
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-5
Abb. 8-5 Dehnstab, 2-Knotenelement
Der Stabanfangsknoten wird mit 1 und der Stabendknoten mit 2 bezeichnet.
Hinweis: Anfangs- und Endknoten des Stabes dürfen nicht mit der globalen Knotennumme-
rierung nach Abb. 8-4 verwechselt werden.
Damit besitzt das Element eine Orientierung. Für die Verschiebung u verwenden wir inner-
halb des Elementes einen Verschiebungsansatz, der für alle Elemente identisch ist. Damit
entfällt das umständliche Suchen nach geeigneten globalen Ansatzfunktionen, wie das beim
Ritz-Verfahren erforderlich ist. Für Elemente, die sich am Rande des Lösungsgebietes befin-
den, sind später die vom Problem vorgegebenen Randwerte einzuhalten. An den Element-
grenzen müssen die Ansatzfunktionen gewissen Stetigkeitsanforderungen genügen, die vom
mechanischen Problem abhängen. Beim Dehnstab müssen an den Elementübergängen die
Verschiebungen stetig sein. In der FEM spricht man in diesem Fall von C0-Stetigkeit der
Verschiebung u.
Hinweis: C0-Stetigkeit reicht z.B. für die Durchbiegung beim Biegebalken nicht aus. Hier
muss zusätzlich noch Stetigkeit in der 1. Ableitung von w(x) gefordert werden, die als C1-
Stetigkeit bezeichnet wird (Abb. 8-6).
Abb. 8-6 Verletzung der C1-Stetigkeit bei einem Balkenelement
Zur Beschreibung des Verschiebungszustandes innerhalb des Elementes verwenden wir die
lokale Koordinate )e()e(x 10 . Wir benötigen zur Lösung des Problems die glo-
balen Verschiebungen. Dazu stellen wir zunächst den Verschiebungszustand innerhalb eines
Elementes auf und sorgen durch entsprechende Wahl der Verschiebungsfunktionen für Ste-
tigkeit an den Elementgrenzen.
8-6 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Zur Darstellung der Verschiebung innerhalb des Elementes eignen sich speziell Polynome, da
diese leicht aufgebaut und auch leicht zu differenzieren sind. Ein Polynom vom Grade n be-
sitzt genau n + 1 freie Parameter. Es hat die Darstellung
n
0i
ii
nn
2210n aaaaa)(P Gl. 8-3
Da von der Zustandsgröße u(x) unseres Stabproblems lediglich C0-Stetigkeit gefordert wird,
genügt es bei einem 2-Knotenelement einen linearen Ansatz für die Verschiebungen zu wäh-
len, also
10 aa)(u 10 Gl. 8-4
Dabei entspricht der Wert a0 im Ansatz Gl. 8-4 einer Starrkörperverschiebung des Elementes.
Wir drücken nun die Verschiebungen innerhalb des Elementes durch die Stabendverschie-
bungen u1 und u2 aus. Das erreichen wir, indem wir die Verschiebungsfunktion Gl. 8-4 an den
Rändern = 0 und = 1 auswerten.
121102
1001
uuaaau)1(u
uaau)0(u
Einsetzen der Konstanten a0 und a1 in Gl. 8-4 liefert: )uu(u)(u 121 . Wir sortieren
noch etwas um und erhalten
221121 u)(Nu)(Nuu)1()(u Gl. 8-5
Damit haben wir die Verschiebungen innerhalb des Elementes zunächst durch die Stabend-
verschiebungen ausgedrückt. Die Funktionen vor den Stabendverschiebungen in Gl. 8-5
1 1
2 2
N ( ) 1 L ( )
N ( ) L ( )
Gl. 8-6
sind die Lagrangeschen1 Interpolationspolynome Li, die in der FEM auch Formfunktio-
nen2 genannt werden (Abb. 8-7). Die Lagrangeschen Interpolationspolynome nehmen an den
Knoten i gerade den Wert 1 und an den übrigen Knoten den Wert 0 an
ii i
k
1 fürN ( ) L ( )
0 für (k i)
1 Joseph Louis de Lagrange, frz. Mathematiker und Physiker, 1736-1813 2 In der angelsächsischen Literatur werden diese Funktionen als shape functions bezeichnet
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-7
Abb. 8-7 Formfunktionen, linearer Ansatz
Weiterhin gilt: n
ii 1
L 1
.
Zur Herleitung der Elementsteifigkeitsmatrix gehen wir aus vom Funktional Gl. 8-1, das
hier noch einmal notiert werden soll
Extremum)(Fudx)x(undx)x(u)x(EA2
1AW)u(
0x
0
0x
2a
Gl. 8-7
Da sämtliche Energieausdrücke in Gl. 8-7 additiv sind, dürfen wir diese elementweise berech-
nen und letztlich durch Summation zum Gesamtpotenzial zusammenführen. Für die Formän-
derungsenergie erhalten wir
)e(n
1e 0x
2)e()e(n
1e
)e(
0x
2 dxuA2
EWdx)x(u)x(EA
2
1W
)e(
)e(
Gl. 8-8
und für die Arbeit der äußeren Kräfte folgt
)(Fudx)x(un)(Fudx)x(unAn
1e 0x
ee0
0x
0a
e
e
Gl. 8-9
Die Variation des Funktionals Gl. 8-7 ist
0AW a Gl. 8-10
mit
8-8 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
n
1e
)e(
0x
)e(n
1e
)e( dxAuuEWW
)e(
)e(
Gl. 8-11
und
)(uFdxunAn
1e 0x
)e(0a
)e(
)e(
Gl. 8-12
Wir beschaffen uns jetzt eine Näherungswert für das Potenzial , indem wir für die Verschie-
bungen auf Elementebene den linearen Verschiebungsansatz
221121 u)(Nu)(Nuu1)(u Gl. 8-13
wählen. Damit geht das Potenzial (u) über in die Näherung )u( . Gl. 8-13 können wir auch
kompakter in Matrizenschreibweise notieren
(e) (e)1 1(e) (e) (e) (e) (e)
1 2(e) (e)2 2
u ux xu(x ) 1 , N (x ), N (x )
u uN u
Gl. 8-14
Die virtuelle Verrückung ist dann
(e)(e) δu uN Gl. 8-15
Wir benötigen noch die Ableitung der Verschiebungsfunktion u nach der Variablen x, die der
Dehnung xx entspricht. Es gilt
(e)(e)
2
1
)e()e(2
1
)e(2
)e(1)e((e)
xx u
u1,
1
u
u
dx
dN,
dx
dN)x(uε uB
Gl. 8-16
Die Matrix
)e()e()e(2
)e(1
21(e) 1
,1
dx
dN,
dx
dNB,B
B
Gl. 8-17
enthält die Ableitungen der Ansatzfunktionen. Die Dehnungen auf Elementebene lassen sich
dann, ausgedrückt durch die Knotenverschiebungen, wie folgt schreiben
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-9
(e)(e))e((e)xx )x(uε uB Gl. 8-18
Beachten wir mit Gl. 8-16 (e)(e)u uB , dann liefert das Einsetzen in Gl. 8-11
(e)(e)T(e)(e)
0
)e()e((e))e(T(e)T(e)
0
)e()e((e)(e))e((e)(e))e(
)e(
)e(
dxAE
dxAE)u(W
ukuuBBu
uBuB
(e)k
Gl. 8-19
Bezeichnen A1 und A2 die Querschnittsflächen am Stabanfang (Knoten 1) bzw. Stabende
(Knoten 2) dann gilt: )e(
)e(
121)e( x
)AA(AA
. Ausmultiplizieren der Matrizen und an-
schließende Integration liefert die Elementsteifigkeitsmatrix
11
11AE
11
11AAE
2
1
dxx
)AA(Ax
)AA(A
x)AA(A
x)AA(AE
dxAE
)e(
)e(m
)e(
)e(21
)e(
0
)e(
)e(
)e(
121)e(
)e(
121
)e(
)e(
121)e(
)e(
121
2)e(
)e(
0
)e()e((e))e(T(e)(e)
)e()e(
BBk
Gl. 8-20
die offensichtlich nur von der Länge )e( und der Dehnsteifigkeit )e(m
)e( AE des betrachteten
Elementes abhängt. In Gl. 8-20 ist
21)e(
m AA2
1A Gl. 8-21
der Mittelwert der Querschnittsflächen am Stabanfang und Stabende. Ist die Querschnittsflä-
che innerhalb des Elementes konstant (A(e) = A1 =A2) , dann geht Gl. 8-20 über in
11
11AE)e(
)e()e((e)
k Gl. 8-22
Die virtuelle Arbeit der äußeren Kräfte setzt sich aus zwei Anteilen zusammen:
1. Arbeit der Linienlast n0 an der virtuellen Verschiebung u
2. Arbeit der Kraft F an der virtuelle Verschiebung u( )
8-10 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Wir betrachten zuerst die Linienlast n0. Die Kraft F am Stabende wird später berücksichtigt.
Wir erhalten durch Summation über sämtliche Elemente
n
1e
)e(a
n
1e 0
)e()e(0a Adx)x(unA
)e(
Gl. 8-23
mit dem auf das Element bezogenen Anteil
(e)(e)T
0x
)e(0
(e)T(e)T
0
)e(0
(e)(e)
0
)e()e(0
)e(a
(e)
dxndxndx)x(unA
)e(
e
)e()e(
pu
p
NuuN
Gl. 8-24
Die Integration liefert für n = n0 = konst. den Elementlastvektor
(e )
e
(e)(e)T (e) 0
0
x 0
1nn dx
12(e)p N
Gl. 8-25
5. Schritt Aufbau des globalen Gleichungssystems
Die auf Elementebene berechneten Matrizen werden jetzt zum globalen Gleichungssystem
zusammengebaut. Der Zusammenbau muss so erfolgen, dass die Kompatibilität in den Ver-
formungen über die Elementgrenzen hinweg gewährleistet ist. Dazu benötigen wir den Zu-
sammenhang zwischen den lokalen Elementknotenverschiebungen (u1, u2) und den globalen
Systemknotenverschiebungen
3
2
1
v
v
v
v Gl. 8-26
Hierzu führen wir auf Elementebene die Zuordnungsmatrix A(e) ein, die sich aus der Element-
datei ermitteln lässt. Es gilt dann
vAu (e)(e) Gl. 8-27
Die Matrix A(e) ist eine Boolesche Matrix, die nur die Informationen 0 oder 1 enthält (s.h.
Beispiel Fachwerk). Für das Element 2 erhalten wir zum Beispiel
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-11
vAu )2(
3
2
1)2(
2
1)2(
v
v
v
100
010
u
u
Gl. 8-28
Das Potenzial des Elementes ist dann
(e)(e)T(e)(e)(e)T
0
)e(0
)e(
0
2)e()e(
2
1dxundxuAE
2
1)e()e(
puuku
Gl. 8-29
Am Gesamtpotenzial fehlen jetzt noch die Arbeiten der äußeren Kräfte, die aus der Kraft F
am rechten Rand und der zunächst unbekannten Auflagerkraft R am linken Rand bestehen.
Um aus der Reaktionskraft R eine äußere Kraft zu machen, muss das kinematische Modell
durch das entsprechende statische Modell ersetzt werden (Abb. 8-8).
Abb. 8-8 Statisches Modell zur Darstellung der Reaktionskraft R
Die Reaktionskraft R wird am Systemknoten "1" und die Kraft F am Systemknoten "3" in die
Konstruktion eingeleitet. Führen wir mit
F
0
R
F
F
F
3
2
1
F Gl. 8-30
den Knotenlastvektor ein, dann ist die Arbeit der eingeprägten Kräfte
vFTF,aA
Die Gesamtenergie des Stabes ist dann endgültig
8-12 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Extremum2
1
22
1
22
1)u(ˆ
TT
Tn
1e
(e)(e)T(e)(e)(e)TT
n
1e
T(e)(e)T(e)(e)(e)Tn
1e
)e(
PvvKv
FvpAvAkAv
vFpuuku
Gl. 8-31
mit der globalen Systemsteifigkeitsmatrix
n
1e
(e)(e)(e)T AkAK Gl. 8-32
und dem globalen Knotenlastvektor
FpAP
n
1e
(e)(e)T Gl. 8-33
Das Prinzip der virtuellen Verrückung fordert
02
1
2
1ˆ TTTT PvKvPvvKvvKv Gl. 8-34
In Gl. 8-34 wurde die Symmetrie der Systemsteifigkeitsmatrix berücksichtigt1. Wegen der
Beliebigkeit von v muss dann
PvK Gl. 8-35
erfüllt sein.
6. Schritt Aufbau des modifizierten Gleichungssystems, Einbau der Randbedingun-
gen
Mit Hilfe der Zuordnungsmatrizen A(e) lässt sich nun das Gleichungssystem für das noch
nicht gefesselte System aufbauen. Wir beginnen mit der Systemmatrix K
)2()2()T2()1()1()T1()2()1(2
1e
(e)(e)(e)T AkAAkAKKAkAK
Gl. 8-36
1 Dann gilt: vKvvKv TT
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-13
Zum Aufbau der Elementsteifigkeitsmatrix k(e) benötigen wir gemäß Gl. 8-21 neben den Ela-
stizitätsmoduli die Mittelwerte der Elementquerschnittsflächen )e(mA
Element Elastizitätsmodul [kN/cm2] (e)mA [cm2] Elementlänge [cm]
1 3000,0 0,5 (10 + 5,5) = 7,75 50,0
2 3000,0 0,5 (5,5 + 1,0) = 3,25 50,0
Tabelle 8-4 Elementgrößen, zwei Elemente gleicher Länge
Damit erhalten wir nach Gl. 8-20 die Elementsteifigkeitsmatrizen
11
11195
11
11AE
11
11465
11
11AE)2(
)2(m
)2()2(
)1(
)1(m
)1()1(
kk
sowie unter Beachtung von Gl. 8-32 die globalen Elementmatrizen
000
0465465
0465465
010
001
465465
465465
00
10
01)1()1()T1()1( AkAK
1951950
1951950
000
100
010
195195
195195
10
01
00)2()2()T2()2( AkAK
Der Zusammenbau liefert die globale Systemsteifigkeitsmatrix
1951950
195660465
0465465
1951950
195195465465
0465465)2()1( KKK
Nun wird die rechte Seite aufgebaut. Es gilt
25,21
50,2
25,1
20
0
0
1
1
0
25,1
0
1
1
25,1)2()T2()1()T1(n
1e
(e)(e)T FpApAFpAP
Die Systemgleichung Gl. 8-35 lautet dann
25,21
50,2
25,1
v
v
v
1951950
195660465
0465465
3
2
1
Wie man leicht zeigen kann, ist die Systemmatrix K singulär (det K = 0). Das System ist of-
fensichtlich kinematisch, denn wir haben noch nicht die Lagerungsbedingung des Stabes am
linken Rand (x = 0) berücksichtigt. Wegen v1 = 0 und damit auch 0v1 können die 1. Spal-
8-14 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
te und die 1. Zeile des Gleichungssystems gestrichen werden. Es verbleibt dann die reduzierte
Systemgleichung mit der Lösung
25,21
50,2
v
v
195195
195660
3
2
1600,0
0511,0
v
v
3
2 [cm]
Setzen wir die nun bekannten Knotenverschiebungen v2 und v3 in den Knotenverschiebungs-
vektor ein und berücksichtigen wegen des kinematischen Zwangs v1 = 0 auf der rechten Seite
die unbekannte Reaktionskraft R, dann erhalten wir die Systemgleichung
25,21
50,2
R25,1
1600,0
0511,0
0
1951950
195660465
0465465
Gl. 8-37
Ausmultiplizieren der 1. Zeile liefert
R25,1v465 2
und damit
kN0,2525,10511,0465R
7. Schritt Rückrechnung
Mit den Knotenverschiebungen liegen dann auch die verbleibenden Zustandsgrößen fest. Da
wir einen linearen Verschiebungsansatz gewählt haben, sind die Verzerrungen (und damit
auch die Spannungen) innerhalb des Elementes konstant1. Mit Gl. 8-16 gilt
vABuBε (e)(e)(e)(e)(e) Gl. 8-38
Element 1:
3e022,150
0511,0
1600,0
0511,0
0
010
001
50
1,
50
1
v
v
v
010
0011,
1
3
2
1
)1()1()1()1()1(
vABε
Element 2:
3e178,20511,016,050
1
1600,0
0511,0
0
100
010
50
1,
50
1
v
v
v
100
0101,
1
3
2
1
)2()2()2()2()2(
vABε
1 In der angelsächsischen Literatur wird deshalb ein solches Element als constant strain element bezeichnet.
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-15
Für die Spannungen gilt
(e))e((e) E εσ Gl. 8-39
Element 1: 2)1()1()1( cm/kN07,33e022,13e0,3E εσ
Element 2: 2)2()2()2( cm/kN53,63e178,23e0,3E εσ
Die grafischen Darstellungen der Verschiebungen und Spannungen in Abb. 8-9 und Abb.
8-10 zeigen deutlich ein starkes Anwachsen der analytisch exakten Zustandsgrößen in der
Nähe des rechten Randes. Das trifft besonders für die Spannungen zu. Die Elementierung des
Stabes mit nur zwei Elementen unter Verwendung des Zweiknotenelementes mit linearem
Verschiebungsansatz ist offensichtlich nicht in der Lage, insbesondere die Spannungen be-
friedigend wiederzugeben. Die mit der FEM ermittelten Spannungen entsprechen jedoch ex-
akt den theoretischen Werten in Elementmitte. Diese Mittelung im energetischen Sinne ist
charakteristisch für die FE-Methode. Die größte Spannung tritt bei x auf. Der relative
Fehler beträgt immerhin
%4,6720
53,620
an
FEan
ein für die sinnvolle Auslegung des Systems zu hoher Wert.
Abb. 8-9 Verschiebung u, Ergebnis für zwei Elemente gleicher Länge
8-16 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Abb. 8-10 Spannung xx, Ergebnis für zwei Elemente gleicher Länge
Mit dem vorgestellten 2-Knoten-Element lassen sich die Ergebnisse durch folgende Modifika-
tionen wesentlich verbessern:
1. Erhöhung der Anzahl der Elemente, wobei alle Elemente dieselbe Elementlänge besitzen
h-Adaptivität (h = Elementlänge)
2. Feinere Elementierung im Bereich starker Änderung der Zustandsgrößen
r-Adaptivität (r = Knotenabstand)
Hinweis: Die Konvergenz einer Näherungslösung gegen die im Sinne der Theorie exakte Lö-
sung kann dadurch beobachtet werden, dass in eine grobe Vernetzung ein feineres Netz gelegt
wird, wobei sich die Lage der Knoten und der Elementgrenzen der gröberen Vernetzung nicht
ändert. Nähert sich dann die Lösung einem Grenzwert, dann kann auf Konvergenz der Nähe-
rungslösung gegen die exakte Lösung geschlossen werden.
Abb. 8-11 Elementierung eines Dehnstabes, 4 Elemente gleicher Länge
Wir erhöhen in einem ersten Schritt die Anzahl der Elemente von zwei auf vier. Den vier
Elementen gleicher Länge sind 5 Systemknoten mit den entsprechenden Freiheitsgraden zu-
geordnet.
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-17
Knotennummer x-Koordinate [cm]
1 0
2 25
3 50
4 75
5 100
Tabelle 8-5 Knotendatei, 4 Elemente gleicher Länge
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2
2 2 3
3 3 4
4 4 5
Tabelle 8-6 Elementdatei, 4 Elemente gleicher Länge
Zur Berechnung der Elementsteifigkeitsmatrizen benötigen wir wieder die gemittelten Quer-
schnittsflächen )e(mA
Element Elastizitätsmodul [kN/cm2] (e)mA [cm2] Elementlänge [cm]
1 3000,0 0,5 (10,0 + 7,75) = 8,875 25,0
2 3000,0 0,5 (7,75 + 5,50) = 6,625 25,0
3 3000,0 0,5 (5,50 + 3,25) = 4,375 25,0
4 3000,0 0,5 (3,25 + 1.00) = 2,125 25,0
Tabelle 8-7 Elementgrößen, 4 Elemente gleicher Länge
Elementlastvektoren
1
1625,0
1
1
2
25,05
1
1
2
n )e(0(e)
p
Elementsteifigkeitsmatrizen
255255
255255
11
11AE
525525
525525
11
11AE
795795
795795
11
11AE
06510651
06510651
11
11AE
)4(
)4()4()4(
)3(
)3()3()3(
)2(
)2()2()2(
)1(
)1()1()1(
kk
kk
8-18 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Vektor der rechten Seite
625,20
250,1
250,1
250,1
625,0
20
0
0
0
0
1
1
0
0
0
625,0
0
1
1
0
0
625,0
0
0
1
1
0
625,0
0
0
0
1
1
625,04
1e
(e)(e)T FpAP
Systemgleichung
625,20
250,1
250,1
250,1
R625,0
v
v
v
v
0
255255000
25525552552500
05255257957950
0079579510651065
00010651065
5
4
3
2
Knotenverschiebungen
1745,0
0936,0
0520,0
0229,0
0
v
Reaktionskraft kN00,25625,002289,01065R
Verzerrungen
(1) (1) (1) (1) (1)
0
0,02291 0 0 0 01 1 0,0229
, 9,160e 40,05200 1 0 0 025 25 25
0,0936
0,1745
ε B u B A v
(2) (2) (2) (2) (2)
0
0,02290 1 0 0 01 1 0,052 0,0229
, 1,164 30,05200 0 1 0 025 25 25
0,0936
0,1745
ε B u B A v
(3) (3) (3) (3) (3)
0
0,02290 0 1 0 01 1 0,0936 0,052
, 1,664e 30,05200 0 0 1 025 25 25
0,0936
0,1745
ε B u B A v
8.1 Vorgehensweise nach der FE-Methode 8-19
(4) (4) (4) (4) (4)
0
0,02290 0 0 1 01 1 0,1745 0,0936
, 3, 236e 30,05200 0 0 0 125 25 25
0,0936
0,1745
ε B u B A v
Abb. 8-12 Verschiebung u, Ergebnis für vier Elemente gleicher Länge
Abb. 8-13 Spannung xx, Ergebnis für vier Elemente gleicher Länge
Spannungen 2)1()1()1( cm/kN75,24e160,93e0,3E εσ
2)2()2()2( cm/kN49,33e164,13e0,3E εσ
2)3()3()3( cm/kN99,43e664,13e0,3E εσ
2)4()4()4( cm/kN71,93e236,33e0,3E εσ
8-20 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz Wird der Grad des Polynoms für die Verschiebungsfunktion )(u erhöht, so sind weitere
Zwischenknoten erforderlich. Die automatische Anpassung der Polynomordnung in der An-
satzfunktion wird als p-Adaptivität bezeichnet. Wählen wir beispielsweise ein Polynom 2.
Ordnung, also
2210 aaa)(u Gl. 8-40
dann können wir den zusätzlichen Freiwert (hier a2) einem weiteren Knoten zuordnen, etwa
dem Element-Mittelpunkt in Abb. 8-14.
Abb. 8-14 Dehnstab, 3-Knoten-Element
Die drei Konstanten a0, a1 und a2 werden aus dem linearen Gleichungssystem
2103
2102
01
aaau)1(u
4a2aau)21(u
au)0(u
zu
3212
3211
10
u2u4u2a
uu4u3a
ua
Gl. 8-41
ermittelt. Einsetzen dieser Konstanten in Gl. 8-40 liefert
32
22
12 u2u4u231)(u Gl. 8-42
Mit den Formfunktionen
8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz 8-21
12)(N
14)(N
)1)(12()(N
3
2
1
Gl. 8-43
lauten dann die Elementverschiebungen
332211 u)(Nu)(Nu)(N)(u Gl. 8-44
Abb. 8-15 Formfunktionen (quadratischer Ansatz)
In Abb. 8-15 sind die Formfunktionen für das 3-Knoten-Element dargestellt.
Hinweis: Wir hätten selbstverständlich den Knoten mit 10 2 an jede beliebige Stelle
zwischen beide Endknoten legen können. Die Formfunktionen errechnen sich dann für diesen
allgemeinen Fall zu
1
)(N;)1(
1)(N;
))(1()(N
2
23
222
2
21
Gl. 8-45
Für 2/12 gehen die Funktionen Gl. 8-45 in die einfache Form Gl. 8-43 über, was die
Wahl des Knotens in der Elementmitte nachträglich als sinnvoll erscheinen lässt.
Die Aufstellung des linearen Gleichungssystems Gl. 8-41 zur Berechnung der Polynomkon-
stanten kann vermieden werden, wenn man bei einem Polynom p-ten Grades das Bildungsge-
setz der Lagrangeschen Interpolationspolynome
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)()(L
1pk
1p
pk
p
1kk
1k
1kk
1k
2k
2
1k
11p
)km(1m mk
mk
beachtet. In unserem Fall des quadratischen Ansatzes Gl. 8-40 ist p = 2 und wir erhalten:
8-22 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
321
1 2 1 3
( )( ) ( 1 2) ( 1)L ( ) (2 1)( 1)
( ) ( ) (0 1 2) (0 1)
312
2 1 2 3
( )( ) ( 0) ( 1)L ( ) 4 (1 )
( ) ( ) (1 2 0) (1 2 1)
1 23
3 1 3 2
( ) ( ) ( 0) ( 1 2)L ( ) (2 1)
( ) ( ) (1 0) (1 1 2)
Die Lagrangeschen Interpolationspolynome sind identisch mit den Formfunktionen, die wir
im Vektor der Formfunktionen N(e) zusammenfassen.
(e)(e)
3
2
1
)e(3
)e(2
)e(1
)e(
u
u
u
)x(N),x(N),x(N)x(u uN
Gl. 8-46
und die Variation liefert
(e)(e)u uN Gl. 8-47
Wir benötigen wieder die Ableitung der Verschiebungsfunktion u . Es gilt
(e)(e)
3
2
1
)e(
3
2
1
)e(3
)e(2
)e(1)e(
u
u
u
14,84,341
u
u
u
dx
dN,
dx
dN,
dx
dN)x(u uB
Gl. 8-48
Die Querschnittsfläche des Stabes ist linear veränderlich. Bezeichnen A1 und A3 die Quer-
schnittsflächen an den entsprechenden Elementknoten, dann gilt:
31)e(
)e(
131)e( AA)1(
xAAA)x(A
und für die Elementsteifigkeitsmatrix erhalten wir ( 13 A/A )
113)31(41
)31(4)1(16)3(4
1)3(4311
6
AEdxAE
)e(1
)e(
0
)e((e))e((e)T(e)
)e(
BBk Gl. 8-49
Für elementweise konstante Querschnittsflächen A1 = A3 = )e(0A = konst. ( 1 ) folgt aus Gl.
8-49
8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz 8-23
781
8168
187
3
AE)e(
)e(0
)e()e(
k Gl. 8-50
Entsprechend erhalten wir mit n0 = konst. den Elementlastvektor
1
4
1
6
nd
)12(
)1(4
231
ndxn)e(
01
0
2
)e(0
)e(
0
0(e)T(e)
)e(
Np Gl. 8-51
Abb. 8-16 Dehnstab, 2 Elemente gleicher Länge (quadratischer Verschiebungsansatz)
Zur Berechnung der Elementsteifigkeitsmatrizen nach Gl. 8-49 benötigen wir noch die Quer-
schnittsflächen an den Elementrändern.
Element E(e) [kN/cm2] (e)1A [cm2] (e)
3A [cm2] (e) = (e)3A / (e)
1A (e) [cm]
1 3000,0 10,00 5,50 0,5500 50,0
2 3000,0 5,50 1,00 0,1818 50,0
Tabelle 8-8 Elementgeometrie
27534065
3401040700
65700635
9051060155
106024801420
15514201265(2)(1) kk
417,0
667,1
417,0
1
4
1
6
5,05
1
4
1
6
n )e(0(e)p
8-24 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Systemgleichung des gefesselten Systems
417,20
667,1
834,0
667,1
R417,0
v
v
v
v
0
2753406500
340104070000
657006359051060155
00106024801420
0015514201265
5
4
3
2
Lösung
1.) Knotenverschiebungen
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
v
v
v
v
v
5
4
3
2
1
v [cm]
2.) Reaktionskraft
kN25417,005228,015502302,01420R
3.) Elementverschiebungen
Element 1:
]cm[10248,110979,3
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
00100
00010
00001
)12(),1(4,231)(u
222
2)1()1()1()1(
vANuN
Element 2:
]cm[10216,810577,410228,5
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
10000
01000
00100
)12(),1(4,231)(u
2222
2)2()2()2()2(
vANuN
4.) Spannungen
vABuB )e()e()e()e()e()e()e()e()e( EEE
8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz 8-25
Element 1:
]cm/kN[499,1388,2
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
00100
00010
00001
14,84,3450
3000E
2
)1()1()1()1(
vAB
Element 2:
]cm/kN[859,9746,2
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
10000
01000
00100
14,84,3450
3000E
2
)2()2()2()2(
vAB
Abb. 8-17 Verschiebung u, Ergebnis für zwei Elemente gleicher Länge (quadratischer Ansatz)
8-26 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Abb. 8-18 Spannung xx, Ergebnis für zwei Elemente gleicher Länge (quadratischer Ansatz)
Abb. 8-19 Verschiebung am Stabende in Abhängigkeit von der Anzahl der Elemente
Abb. 8-20 Spannung am Stabende in Abhängigkeit von der Anzahl der Elemente
Ein Blick auf das Verschiebungsfeld in Abb. 8-17 zeigt, dass, obwohl nur zwei Elemente ver-
wendet wurden, bereits eine sehr gute Übereinstimmung mit den analytischen Werten besteht.
Für die Spannungen gilt das nur im ersten Element (Abb. 8-18). Dort ist die Spannungsände-
8.2 Stabelement mit quadratischem Verschiebungsansatz 8-27
rung jedoch nicht so stark, wie in der zweiten Hälfte. Am Elementübergang tritt ein Span-
nungssprung auf. Mit feiner werdender Elementierung lassen sich die Ergebnisse für die Ver-
schiebungen und Spannungen noch erheblich verbessern. Abb. 8-19 und Abb. 8-20 zeigen die
Entwicklung der Zustandsgrößen bei Verwendung gleicher Elementlängen und zunehmender
Anzahl der Elemente. Das Element mit quadratischem Verschiebungsansatz zeigt für beide
Zustandsgrößen die besseren Ergebnisse. Allerdings ist beim Element mit quadratischem Ver-
schiebungsansatz infolge des zusätzlichen Mittenknotens, und damit einer zusätzlichen Unbe-
kannten je Element, die Rechenzeit größer als beim linearen Element.
Den analytischen Lösungen für die Verschiebungen und Spannungen ist zu entnehmen, dass
die Änderung der Zustandsgrößen (ihre Gradienten) mit Annäherung an den rechten Rand
zunimmt. Es liegt daher nahe, auch die Elementierung zum rechten Rand hin zu verdichten.
Wir wählen abschließend ein Elementnetz entsprechend Abb. 8-21. Die rechte Stabhälfte
wurde nochmals in 2 Elemente gleicher Länge (25 cm) unterteilt. Die analytische Lösung des
linken Bereichs zeigt eine nahezu lineare Veränderlichkeit der Zustandsgrößen, hier kann also
recht grob elementiert werden.
Abb. 8-21 Elementierung eines Dehnstabes, 3 Elemente ungleicher Länge (quadratischer Ansatz)
Knotennummer x-Koordinate [cm]
1 0,0
2 25,0
3 50,0
4 62,5
5 75,0
6 87,5
7 100,0
Tabelle 8-9 Knotendatei, 3 Elemente ungleicher Länge, quadratischer Verschiebungsansatz
8-28 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Elementnummer Anfangsknoten Mittenknoten Endknoten
1 1 2 3
2 3 4 5
2 5 6 7
Tabelle 8-10 Elementdatei, 3 Elemente ungleicher Länge, quadratischer Verschiebungsansatz
Zur Berechnung der Elementsteifigkeitsmatrizen nach Gl. 8-49 benötigen wir wieder die
Querschnittsflächen an den Elementrändern.
Element E(e) [kN/cm2] (e)
1A [cm2] (e)3A [cm2] (e) [cm]
1 3000,0 10,00 5,50 50,0
2 3000,0 5,50 3,25 25,0
3 3000,0 3,25 1,00 25,0
Tabelle 8-11 Elementgrößen
Systemgleichung
2083,20
8333,0
4166,0
8333,0
6250,0
6667,1
R4167,0
v
v
v
v
v
v
0
415
5001360
858601820
0012202800
0017515802310
000010602480
000015514201265
7
6
5
4
3
2
sym.
Abb. 8-22 Verschiebungen, 3 Elemente ungleicher Länge (quadratischer Ansatz)
8.3 Die Eigenwertaufgabe für den ebenen Stab 8-29
Abb. 8-23 Spannungen, 3 Elemente ungleicher Länge (quadratischer Ansatz)
Knotenverschiebungen:
18353,012802,009479,007110,005228,002302,00T v [cm]
Elementverschiebungen:
Element 1: (0,03979 + 0,01249) [cm]
Element 2: 0,05228 + 0,032763 + 0,009738 2 [cm]
Element 3: 0,09478 + 0,044211 + 0,044529 2 [cm]
Elementspannungen:
Element 1: 2,3876 + 1,4983 [kN/cm2]
Element 2: 3,9316 + 2,3372 [kN/cm2]
Element 3: 5,3053 + 10,6870 [kN/cm2]
Die errechneten Verschiebungen sind praktisch deckungsgleich mit den analytischen Werten.
Bei den Spannungen hat sich im rechten Bereich eine wesentliche Verbesserung im Vergleich
zu einer äquidistanten Elementierung mit 3 Elementen ergeben. Der Maximalwert am rechten
Rand ( 2FE cm/kN00,16 ) liegt näher an der analytischen Lösung, der relative Fehler be-
trägt aber immer noch etwa 20%. Eine Verbesserung der Spannungsergebnisse kann durch
feinere Elementierung in der rechten Stabhälfte erzielt werden.
8.3 Die Eigenwertaufgabe für den ebenen Stab Das Elastizitätsgesetz für den geraden Stab in globalen Koordinaten lautet
(e)(e)(e) fuk Gl. 8-52
8-30 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
mit der symmetrischen Elementsteifigkeitsmatrix in globalen Koordinaten
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
)e(
)e()e((e)
scsscs
csccsc
scsscs
csccsc
AE
k Gl. 8-53
und
)e(u : Vektor der Stabendverschiebungen in globalen Koordinaten )e(f : Vektor der Stabendkräfte in globalen Koordinaten
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
(e)
u
u
u
u
u
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
(e)
F
F
F
F
f Gl. 8-54
Die Elementsteifigkeitsmatrix k(e) hat die Dimension [ 44 ]. Sie ist symmetrisch und ihre
Koeffizienten sind reell. Denken wir uns in diesem Elastizitätsgesetz die Knotenverschiebun-
gen u(e) vorgegeben, dann liefert die Multiplikation der Steifigkeitsmatrix mit diesem Knoten-
verschiebungsvektor die dazu erforderlichen Stabendkräfte f(e). Es lässt sich nun die Frage
stellen, ob ausgezeichnete Stabendverschiebungen u(e) existieren, die zu Stabendkräften füh-
ren, die proportional zu diesen Richtungen sind, was (e)(e)(e) uuk erfordert oder
0uI-(k (e)(e) ) Gl. 8-55
In Gl. 8-55 bezeichnet I die Einheitsmatrix. Dieses lineare homogene Gleichungssystem be-
sitzt nur dann von null verschiedene Lösungen u(e) wenn
0)det)(P I-(k(e) Gl. 8-56
erfüllt ist. P() ist hier ein Polynom in vom Grade 4 und heißt charakteristisches Polynom.
Die Eigenwertgleichung Gl. 8-56 liefert genau 4 reelle und positive Lösungen )4,...,1i(i ,
die auch mehrfach auftreten können und Eigenwerte der Steifigkeitsmatrix k(e) genannt wer-
den. Für diese Zahlen besitzt das Gleichungssystem Gl. 8-55 nichttriviale Lösungen. Im Fall
von 4 verschiedenen Eigenwerten gibt es dann auch genau 4 verschiedene Eigenlösungen
8.3 Die Eigenwertaufgabe für den ebenen Stab 8-31
oder Eigenvektoren u(e) der Matrix1. Die Eigenvektoren sind wegen der Homogenität des
Gleichungssystems Gl. 8-55 allerdings nur bis auf eine Konstante bestimmbar, die durch eine
geeignete Normierung festgelegt werden kann.
Liegen mehrfache Eigenwerte vor, dann sind die Verhältnisse verwickelter. In diesem Fall
sind die Eigenvektoren zu den mehrfachen Eigenwerten nicht mehr eindeutig. Jede Linear-
kombination dieser Eigenvektoren ist dann wieder ein Eigenvektor.
Setzen wir im Elastizitätsgesetz 0/AE )e()e()e((e)0 , dann lautet die Eigenwertgleichung
Gl. 8-56
0)det)(P I-k( (e) Gl. 8-57
mit
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
2)e()e()e(2)e()e()e(
)e()e(2)e()e()e(2)e(
scsscs
csccsc
scsscs
csccsc
(e)k und )e(0/ Gl. 8-58
Das charakteristische Polynom
0)2()(P 3 Gl. 8-59
besitzt als Lösungen die dreifachen Null-Eigenwerte 0321 sowie 24 .
Die Eigenvektoren zu den entsprechenden Eigenwerten werden aus den homogenen Glei-
chungssystemen
0uI-k( (e)i
(e) )i (i = 1,...,4) Gl. 8-60
berechnet. Wir gehen dazu aus von einem Stab in horizontaler Lage ( 0 ) und erhalten
0000
0101
0000
0101
(e)k Gl. 8-61
Gl. 8-60 geht dann über in
0
0
0
0
u
u
u
u
000
0101
000
0101
)e(jy
)e(jx
)e(iy
)e(ix
i
i
i
i
(i = 1,...,4) Gl. 8-62
Die Lösung des Gleichungssystems liefert folgende Eigenvektoren:
1 Die Aufgabe, die Eigenwerte und Eigenvektoren der Matrix k(e) zu bestimmen, heißt Eigenwertaufgabe.
8-32 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Eigenvektor zum Eigenwert 01 : ]0,0,1,0[(e)T1u
Eigenvektor zum Eigenwert 02 : ]1,0,0,0[(e)T2u
Eigenvektor zum Eigenwert 03 : ]0,1,0,1[(e)T3u
Eigenvektor zum Eigenwert 24 : ]0,1,0,1[(e)T4u
Sämtliche Eigenvektoren erfüllen die Bedingung (e)j
(e)j uuk j
)e( . Aus den Vektoren (e)1u und
(e)2u dürfen wir durch Linearkombinationen die beiden Eigenvektoren (e)T
2(e)T1 uu und
(e)T2
(e)T1 uu bilden, die wir dann wieder mit (e)T
1u und (e)T2u bezeichnen. Dann erhalten wir:
]1,0,1,0[(e)T1u ; ]1,0,1,0[ (e)T
2u ; ]0,1,0,1[(e)T3u ; ]0,1,0,1[(e)T
4u .
Zur weiteren Betrachtung werden die Eigenvektoren auf den Betrag 1 normiert und dann spal-
tenweise in der Eigenvektormatrix1
0022
12
2
1
22
12
2
100
0022
12
2
1
22
12
2
100
(e)4
(e)3
(e)2
(e)1
(e) e,e,e,eΦ Gl. 8-63
zusammengefasst. Die Eigenvektormatrix hat die Eigenschaft 1(e)(e)T ΦΦ , was durch Aus-
rechnen leicht bestätigt werden kann. Die mittels der Eigenvektormatrix gebildete Matrix
)k~
(diag~
jj 1(e)(e)(e)T(e) ΦkΦk (j = 1,..,4) Gl. 8-64
hat Diagonalgestalt und wird modale Steifigkeitsmatrix genannt. Auf ihrer Hauptdiagonalen
stehen die Eigenwerte.
Abb. 8-24 Eigenformen des ebenen Stabes
Die Eigenvektoren zum dreifachen Eigenwert 0321 stellen Starrkörperbewegun-
gen dar, die kraftfrei durchgeführt werden können, denn es gilt 0ek (e)i
(e) (i = 1,2,3). Um
den Stab kinematisch bestimmt zu lagern, müssen mindestens die drei Starrkörperbewegun-
1 die auch Modalmatrix genannt wird
8.4 Statische Kondensation 8-33
gen unterbunden werden. Der Eigenvektor zum 4. Eigenwert beschreibt eine Stabdehnung.
Die allgemeine Verschiebung
4
1iic (e)
i(e) ev Gl. 8-65
der Stabenden eines Elementes kann dann nur aus der Überlagerung der vier Eigenformen
bestehen, wobei die ci beliebige reelle Konstanten darstellen.
8.4 Statische Kondensation
In den vorangegangenen Untersuchungen wurde gezeigt, dass bei Verwendung eines Poly-
nomansatzes n-ter Ordnung für die Verschiebungen genau n + 1 Freiwerte anfallen. Bei einem
linearen Verschiebungsansatz waren das 2 Freiwerte, die wir den Knotenverschiebungen u1
und u2 zuordneten. Bei Verwendung eines Polynoms 2. Ordnung (quadratischer Verschie-
bungsansatz, 3 Freiwerte) wurde zur Abdeckung des dritten Freiwertes ein zusätzlicher Kno-
ten in Elementmitte erforderlich. Dieser Mittenknoten stellt einen inneren Knotenpunkt des
Elementes dar verglichen mit den äußeren Knoten, die am Rand des Elementes liegen. Dieser
Knotenfreiwert ist nur mit den äußeren Knotenwerten des Elementes verknüpft und zeigt kei-
ne Wirkung auf die Nachbarelemente, was eine Folge der Ansatzfunktionen ist, die als lokale
Träger nur auf der Elementebene definiert sind. Es wird deshalb im Folgenden versucht, die-
sen inneren Knotenfreiwert bereits auf Elementebene durch die äußeren Knotenwerte zu er-
setzen. Dieser Vorgang wird statische Kondensation1 genannt, weil der Elimination der in-
neren Knotenvariablen die Extremalbedingung des elastischen Potenzials und damit dem sta-
tischen Gleichgewicht zugrunde gelegt ist.
Ausgangspunkt unserer Untersuchungen ist der auf das Element entfallende Anteil des elasti-
schen Potenzials
(e)(e)T(e)(e)T(e))e(
2
1ˆ puuku Gl. 8-66
Durch Summation aller Elementbeiträge erhalten wir das vollständige Potenzial
Extremum2
1ˆˆn
1e
(e)(e)T(e)(e)(e)Tn
1e
)e(
puuku Gl. 8-67
1 spätl. ›Verdichtung‹
8-34 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
Im Elementlastvektor p(e) sind sämtliche Elementbeiträge zum Lastvektor der rechten Seite
zusammengefasst. Die Variation des elastischen Potenzials liefert
0ˆˆn
1e
(e)(e)(e)(e)Tn
1e
)e(
puku
Für jedes Element ist also 0][ (e)(e)(e)(e)T puku oder
(e)(e)(e) puk Gl. 8-68
sicherzustellen. Es wird nun eine Umsortierung derart vorgenommen, dass im Elementkno-
tenverschiebungsvektor u(e) die Knotenvariablen zu den äußeren Knotenpunkten im Vektor (e)au und die Variablen zu den inneren Knotenpunkten im Vektor (e)
iu zusammengefasst sind.
Das erfordert eine Umsortierung1 der Elementsteifigkeitsmatrix k(e) und des Vektors der rech-
ten Seite p(e) in
(e)(e)(e) ~~~puk
p
p
u
u
kk
kk(e)i
(e)a
(e)i
(e)a
(e)ii
(e)ia
(e)ai
(e)aa
Gl. 8-69
Damit zerfällt das obige Gleichungssystem in die beiden Matrizengleichungen
)e(i
)e(i
)e(ii
)e(a
)e(ia
)e(a
)e(i
)e(ai
)e(a
)e(aa
pukuk
pukuk
Gl. 8-70
Aus der zweiten Gleichung kann )e(iu sofort ermittelt werden, wenn unterstellt wird, dass die
Submatrix )e(iik regulär ist und damit eine Inverse besitzt
][ )e(a
)e(ia
)e(i
1)e(ii
)e(i ukpku
Gl. 8-71
Setzen wir dieses Ergebnis in die erste Gleichung ein, dann erhalten wir zunächst
)e(a
)e(a
)e(ia
)e(i
1)e(ii
)e(ai
)e(a
)e(aa pukpkkuk
und zusammengefasst
)e(i
1)e(ii
)e(ai
)e(a
)e(a
)e(ia
1)e(ii
)e(ai
)e(aa pkkpu]kkk[k
Gl. 8-72
Der Gl. 8-72 entnehmen wir die kondensierte Elementsteifigkeitsmatrix
1 was durch einfache Zeilen- und Spaltentausche immer möglich ist
8.4 Statische Kondensation 8-35
)e(ia
1)e(ii
)e(ai
)e(aa
(e)ˆ kkkkka
Gl. 8-73
und den kondensierten Elementlastvektor
)e(i
1)e(ii
)e(ai
)e(a
(e)ˆ pkkppa
Gl. 8-74
Mit Gl. 8-73 und Gl. 8-74 können wir dann Gl. 8-72 kompakter notieren
(e))e(
a(e) ˆˆ
aa puk Gl. 8-75
Wir wenden die obigen Gleichungen auf das Stabelement mit quadratischem Verschiebungs-
ansatz an. Gl. 8-68 lautet dann ausgeschrieben
1
4
1
6
n
u
u
u
113)31(41
)31(4)1(16)3(4
1)3(4311
6
AE )e(0
3
2
1
)e(
)e(1
)e(
Gl. 8-76
Das Element besitzt neben den beiden Außenknoten einen zusätzlichen Mittenknoten, den wir
durch statische Kondensation auf Elementebene eliminieren wollen. Dadurch reduziert sich
die Elementsteifigkeitsmatrix der Dimension ]33[ auf eine Matrix der Dimension ]22[ .
Der herauszukondensierende Knoten ist der Mittenknoten 2. Wir haben also in der Steifig-
keitsmatrix die 2. und 3. Spalte und Zeile zu tauschen. Nach der Umsortierung erhalten wir
4
1
1
6
n
u
u
u
)1(16)31(4)3(4
)31(41131
)3(41311
6
AE )e(0
2
3
1
))e(
)e(1
)e(
Gl. 8-77
Gl. 8-77 entnehmen wir die Submatrizen
1131
1311
6
AE)e(
)e(1
)e((e)aa
k (e)T
ia)e(
)e(1
)e((e)ai 31
3
3
AE2kk
13
AE8)e(
)e(1
)e((e)ii
k )1(1
AE8
3)e(
1)e(
)e(1)e(
ii
k
Gl. 8-78
und die Subvektoren
8-36 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
13
n2;
1
1
6
n )e(0
)e(0
(e)
i(e)a pp Gl. 8-79
Die kondensierte Elementsteifigkeitsmatrix ist dann (Gl. 8-73)
11
11
)1(3
41AEˆ2
)e(
)e(1
)e()e(
ia
1)e(ii
)e(ai
)e(aa
(e)
kkkkka Gl. 8-80
Mit 2/)1(A2/)AA(A )e(1
)e(3
)e(1
)e(m geht Gl. 8-80 über in
11
11AE)(ˆ
)e(
)e(m
)e((e)
ak 2
2
)1(
41
3
2)(
Gl. 8-81
Abb. 8-25 Der Faktor k(a)
Um also die kondensierte Elementsteifigkeitsmatrix für ein 3-Knoten-Stabelement zu erhal-
ten, ist die Steifigkeitsmatrix des 2-Knotenelementes mit dem Faktor () zu multiplizieren.
Für ein Element mit konstantem Stabquerschnitt ( = 1) sind beide Steifigkeitsmatrizen iden-
tisch (Gl. 8-20). Für 1 ist 1)( .
Den kondensierten Elementlastvektor erhalten wir mit
21
2
)1(3
nˆ
)e(0)e(
i
1)e(ii
)e(ai
)e(a
(e) pkkppa Gl. 8-82
Die Verschiebung des Innenknotens ist
311
)e(
)e(0)e(
a)e(
ia)e(
i
1)e(ii
)e(2 u)31(u)3(
AE
n
)1(4
1][u
2
ukpk Gl. 8-83
8.4 Statische Kondensation 8-37
Wir elementieren den Dehnstab entsprechend Abb. 8-16 mit zwei Elementen gleicher Länge.
Entsprechend Gl. 8-80 und Gl. 8-82 erhalten wir dann die Elementgrößen
Element 1: cm50;55,0105,5;cm5,5A;cm10A;cm/kN3000E )1(2)1(3
2)1(1
2
Element 2: cm50;182,05,50,1;cm0,1A;cm5,5A;cm/kN3000E )2(2)2(3
2)2(1
2
961538462,0
538461539,1ˆ;
8461539,1638461539,163-
8461539,163-8461539,163ˆ
129032258,1
370967742,1ˆ;
9354838,4519354838,451-
9354838,451-9354838,451ˆ
)2(a
)2(a
)1(a
)1(a
pk
pk
Gl. 8-84
Die Systemgleichung des gefesselten Systems kann dann unter Berücksichtigung der Einzel-
kraft am Knoten 5 (20kN) leicht aufgebaut werden
961538,20
667494,2
R370968,1
v
v
0
8461539,1638461539,163-0
8461539,163-7816377,6159354838,451-
09354838,451-9354838,451
5
3 Gl. 8-85
1.) Knotenverschiebungen
]cm[
18022,0
05228,0
0
v
v
v
v
5
3
1
2.) Reaktionskraft
kN25370968,105228,09354838,451R
Diese Lösungen sind bereits bekannt. Die Verschiebungen der Innenknoten werden auf Ele-
mentebene mit Gl. 8-83 berechnet.
cm05228,0][ )1(a
)1(ia
)1(i
1)1(ii
)1(i
ukpku
cm09571,0][ )2(a
)2(ia
)2(i
1)2(ii
)2(i
ukpku
Hinweis: In FE-Programmen wird die oben beschriebene Kondensation so nicht durchgeführt.
Nummerisch effektiver ist im Sinne einer Gauß-Elimination folgende Vorgehensweise: Aus
der dritten Gleichung Gl. 8-77 bestimmen wir u2 und erhalten
8-38 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
31
1)e(
)e(0
2 u)31(u)3(AE
n
)1(4
1u
2
Gl. 8-86
Substituieren wir u2 in die beiden ersten Gleichungen und fassen zusammen, dann erhalten
wir das reduzierte Gleichungssystem
21
2
)1(3
nu
u
11
11AE)(
)e(0
3
1
)e(
)e(1
)e(
Gl. 8-87
was mit Gl. 8-80 identisch ist.
8.5 Substrukturierung
Abb. 8-26 Substrukturen eines Stabes
Mittels der statischen Kondensation konnten Element-Mittenknoten eliminiert werden, die
wegen des lokalen Verschiebungsansatzes auf Elementebene nur mit den Element-
Außenknoten in Verbindung stehen. Es entstand dabei ein Element mit einer reduzierten Stei-
figkeitsmatrix. Treten in einer Konstruktion nun viele gleichartige Elemente auf, deren Mit-
tenknoten eliminiert wurden, dann ergibt sich eine wesentliche Reduzierung der Systemglei-
8.5 Substrukturierung 8-39
chungen. Die Substrukturierung ist damit die folgerichtige Fortsetzung der statischen Kon-
densation.
Substruktur der 1. Stufe
Die Basis der Substrukturierung ist das kondensierte 3-Knoten-Stabelement. Wir notieren die
Elementgleichungen für alle 4 Elemente.
Element 1
8333,0
2083,0
2083,0
v
v
v
5680.sym
26602305
30203552665
2
3
1
296,1059296,1059-
296,1059-296,1059ˆ (1)ak ;
3
1
v
v(1)au ;
598590,0
651410,0ˆ (1)
ap
312 u468308,0+u531692,0+3e-146714,0v
Element 2
8333,0
2083,0
2083,0
v
v
v
4240.sym
19401675
23002652035
4
5
3
358,787358,787-
358,787-358,787ˆ (2)ak ;
5
3
v
v(2)au ;
589620,0
660377,0ˆ (2)
ap
534 v457546,0+v542454,0+3e-196541,0v
Element 3
8333,0
2083,0
2083,0
v
v
v
2800.sym
12201045
15801751405
6
7
5
429,513429,513-
429,513-429,513ˆ (3)ak ;
7
5
v
v(3)au ;
571430,0
678573,0ˆ (3)
ap
756 v435713,0+v564283,0+3e-297619,0v
Element 4
8333,0
2083,0
2083,0
v
v
v
1360.sym
500415
86085775
8
9
7
8-40 8 Finite Elemente bei eindimensionalen Randwertproblemen
176,231176,231-
176,231-176,231ˆ (4)ak ;
9
7
v
v(4)au ;
514707,0
735293,0ˆ (4)
ap
978 v367647,0+v632354,0+3e-612746,0v
Substruktur der 2. Stufe
In diesem Arbeitsschritt werden die aus der 1. Stufe ermittelten Elementmatrizen dazu be-
nutzt, um die Elemente 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils zu einem Element zusammenzufassen.
Wir beginnen mit der Kopplung der Elemente 1 und 2 durch Eliminierung von v3.
25897,1
58962,0
65141,0
v
v
v
654,1846sym.
358,787-358,787
296,1059-0296,1059
3
5
1
652,451652,451-
652,451-652,451ˆ (1,2)ak ;
5
1
v
v(1,2)au ;
12641,1
37359,1ˆ (1,2)
ap
513 v426367,0+v573630,0+3e-681755,0v
Kopplung der Elemente 3 und 4 zur Eliminierung von v7
306723,1
514707,0
678573,0
v
v
v
605,744sym.
176,231-176,231
429,513-0429,513
7
9
5
403,159403,159-
403,159-403,159ˆ (3,4)ak ;
9
5
v
v(3,4)au ;
920402,0
579598,1ˆ (3,4)
ap
957 v310470,0+v689529,0+2e-175491,0v
Substruktur der 3. Stufe
Auf dieser letzten Stufe werden zur Elimination von v5 die beiden auf Stufe 2 erzeugten Ele-
mente zusammengefasst und die Verschiebung v5 eliminiert. Wir erhalten
70600,2
92040,0
37359,1
v
v
v
056,611sym.
403,159-403,159
652,451-0652,451
5
9
1
821,117821,117-
821,117-821,117ˆ (1,2)(3,4)ak ;
9
1
v
v(1,2)(3,4)au ;
62631,1
37367,3ˆ (1,2)(3,4)
ap
915 v260866,0+v739131,0+2e-442838,0v
Damit liegen sämtliche Gleichungen für unser Superelement vor. Die abschließende FE-
Gleichung für die unbekannten Verschiebungen der Randknoten lautet
62631,1
37367,3
v
v
821,117821,117-
821,117-821,117
9
1
8.5 Substrukturierung 8-41
Das System ist kinematisch, da wir die Randbedingung (v1 = 0) am linken Rand noch nicht
berücksichtigt haben. Außerdem ist am Knoten 9 die eingeprägte Knotenkraft von 20 kN an-
zubringen. Das endgültige finite Gleichungssystem ist dann
0
R
626307,21
373693,3
v
0
821,117821,117-
821,117-821,117 1
9
Gl. 8-88
Aus der letzten Gleichung kann 18355,0821,117
62631,21v9 [cm] berechnet werden. Die Reak-
tionskraft am linken Rand ergibt sich aus der 1. Gleichung in Gl. 8-88:
0,25v821,11737367,3R 91 [kN].
Eine Rückwärtsrechnung liefert abschließend die Verschiebungen der Innenknoten:
05231,0v260866,0+2e-442838,0v 95 [cm]
1e-948104,0v310470,0+v689529,0+2e-175491,0v 957 [cm]
1e-229847,0v426367,0+v573630,0+3e-681755,0v 513 [cm]
128048,0v367647,0+v632354,0+3e-612746,0v 978 [cm]
1e-711247,0v435713,0+v564283,0+3e-297619,0v 756 [cm]
1e-365984,0v457546,0+v542454,0+3e-196541,0v 534 [cm]
1e-109107,0u468308,0+u531692,0+3e-146714,0v 312 [cm]
Hätten wir das 3-Knotenelement ohne Kondensation eingesetzt, dann hätten wir eine Steifig-
keitsmatrix der Größe 99 erhalten.
2083,20
8333,0
4167,0
8333,0
4167,0
8333,0
4167,0
8333,0
2083,0
v
v
v
v
v
v
v
v
v
415.
5001360
858601820
0012202800
0017515803080
000019404240
000026523004340
00000026605680
00000035530202665
9
8
7
6
5
4
3
2
1
sym
9 Balkenelemente
9.1 Die gerade oder einachsige Biegung
Abb. 9-1 Träger mit Querbelastung q(x), EIyy = konst. (Koordinatensystem entsprechend Stabstatik)
Ist der Balken statisch bestimmt gelagert, dann lassen sich die Biegemomente My(x) aus den
Gleichgewichtsbedingungen allein ermitteln. Die Biegelinie des schubstarren1 Balkens kann
dann aus der Differenzialgleichung 2. Ordnung
)x(M)x(w)x(EI yyy Gl. 9-1
durch zweimaliges Integrieren gewonnen werden. Die beiden dabei anfallenden Integrations-
konstanten werden aus den Randbedingungen bestimmt. Ist das Tragwerk statisch unbestimmt
gelagert, so ist unter Beachtung der lokalen Gleichgewichtsbedingungen
)x(w)x(EI)x(qdx
)x(dQ
)x(w)x(EI)x(Qdx
)x(dM
yyz
yyzy
Gl. 9-2
auf die Differenzialgleichung 4. Ordnung
1 Für den schubstarren Balken steht kein Werkstoffgesetz für die Querkräfte zur Verfügung
9-2 9 Balkenelemente
)x(q)x(w)x(EIyy Gl. 9-3
überzugehen. Ist die Biegesteifigkeit EIyy mindestens abschnittsweise konstant, dann folgt aus
Gl. 9-3
)x(q)x(wEI IVyy Gl. 9-4
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsan-
satz
Von der Biegelinie eines Balkens verlangen wir einen stetigen Verlauf der Verschiebung
w(x). Soll die Biegelinie keine Knicke aufweisen, dann muss auch Stetigkeit der Tangenten-
neigung )x(w gefordert werden. Um diesen Forderungen zu genügen, benötigen wir für das
Verschiebungsfeld w(x) mindestens C1-stetige Ansatzfunktionen.
Wenn wir uns an die Herleitung der Steifigkeitsmatrix für ein Stabelement erinnern, dann
waren den Koeffizienten des C0–stetigen Verschiebungsansatzes u(x) den Knotenwerten zu-
geordnet. Bei Verwendung eines Polynoms 3. Grades mit vier Konstanten waren neben den
beiden Randknoten zusätzlich zwei Mittenknoten erforderlich. Wir können bei einem 2-
Knotenelement mit kubischem Verschiebungsansatz die beiden zusätzlichen Parameter jedoch
auch dazu benutzen, die Stetigkeitsanforderungen an den Randknoten zu erhöhen.
Wir wählen die lokalen Koordinaten entsprechend Abb. 9-2. Das Balkenelement liegt damit in
der (x, z)-Ebene. Die Verschiebungsgrößen zeigen in positive Koordinatenrichtungen und
positive Drehungen drehen im Sinne der Rechtsschraubenregel um die senkrecht zur (x, z)-
Ebene stehende y-Achse.
Abb. 9-2 Ein 2-Knotenelement
Wir wählen dazu die Knotenvariablen w und w'. Neben der Verschiebung w verfügt der
Knoten eines Balkenelementes damit über einen zusätzlichen Freiheitsgrad, den Drehfrei-
heitsgrad w'. Jeder Knoten besitzt also zwei und das 2-Knoten-Element damit insgesamt 4
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-3
Freiheitsgrade. Wir wählen als Verschiebungsansatz ein Polynom 3. Grades mit vier Freiwer-
ten 3
32
210 aaaa)(w Gl. 9-5
Damit werden innerhalb des Elementes die Biegemomente linear und die Querkräfte konstant
approximiert. Differenziation unter Beachtung von
d
d1
dx
ddxd
x)e()e()e(
)e(
)e(
)e(
Gl. 9-6
liefert die Ableitungen
0w
a61
d
wd1
dx
wdw
)a6a2(1
d
wd1
dx
wdw
)a3a2a(1
d
dw1
dx
dww
33)e(3
3
3)e(3)e(
3
322)e(2
2
2)e(2)e(
2
2321)e()e()e(
Gl. 9-7
Hinweis: Wegen 0)x(wIV ist w(x) nach Gl. 9-5 Lösung der homogen Differenzialglei-
chung der Balkenbiegung 0)x(wEI IVyy .
Die vier freien Konstanten a0, a1, a2, a3 in Gl. 9-5 sind nun mit den Knotenfreiwerten zu ver-
knüpfen. An den Knoten muss die Ansatzfunktion den folgenden Bedingungen genügen
)a3a2a(1
w)1(waaaaw)1(w
aw)0(waw)0(w
321)e(232102
)e(1
101
Die Auflösung des obigen Gleichungssystems ergibt
2)e(
21)e(
13
2)e(
21)e(
12
1)e(
1
10
ww2ww2a
ww3w2w3a
wa
wa
Gl. 9-8
Setzen wir diese Werte in Gl. 9-5 ein und sortieren nach den Knotenvariablen, dann erhalten
wir
9-4 9 Balkenelemente
223)e(
232
132)e(
132 w)(w)23(w)2(w)231(w Gl. 9-9
Die Funktionen vor den Knotenfreiwerten
)1()()(N
)23(23)(N
)1()2()(N
)1)(12(231)(N
2)e(32)e(4
2323
2)e(32)e(2
2321
Gl. 9-10
sind die Formfunktionen 3. Grades. Mit Gl. 9-10 können wir die Elementverschiebungen
auch wie folgt darstellen
2
12
)e(2
021
11
)e(1
01
24231211
w)(Hw)(Hw)(Hw)(H
w)(Nw)(Nw)(Nw)(N)(w
Gl. 9-11
Die Funktionen
)1()(H)23()(H
)1()(H)1)(12()(H21
220
2
211
201
Gl. 9-12
heißen Hermitesche1 Interpolationspolynome 3. Grades.
Abb. 9-3 Hermite-Polynome 3. Grades
1 Charles Hermite, frz. Mathematiker, 1822-1901
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-5
Sie besitzen die Eigenschaft, dass entweder ihre Ordinate oder ihre Tangentenneigung an ei-
nem der Stützpunkte den Wert 1 besitzt. Alle anderen Stützwerte sind Null (Abb. 9-3). Die
Herleitung der Elementsteifigkeitsmatrix und des Elementlastvektors erfolgt wieder mit Hilfe
des Prinzips der virtuellen Verrückung. Dazu schreiben wir die Elementverschiebungen noch
etwas um. Wir führen zunächst wieder den Vektor der Formfunktionen
)x(N),x(N),x(N),x(N )e(4
)e(3
)e(2
)e(1
)e( N Gl. 9-13
und den Vektor der Element-Knotenvariablen
]wwww[ 2211 (e)Tz Gl. 9-14
ein. Damit geht Gl. 9-11 über in die kompaktere Form
)e()e()(w zN Gl. 9-15
Ausgehend vom elastischen Potenzial1 für den Biegebalken
Extremumdx)x(w)x(qdx)x(wEI2
1AW
0x0x
2yya
Gl. 9-16
liefert die Variation
0dx)x(w)x(qdx)x(w)x(wEI0x0x
yy
Aufgrund der Additivität der Energieausdrücke dürfen wir die Integration über die Balken-
länge durch die Summe der Integrale über die einzelnen Elemente ersetzten, also
Extremumdx)x(w)x(qdx)x(wEI2
1AW
n
1e 0x
)e(
0x
)e(2yya
)e(
)e(
)e(
)e(
Gl. 9-17
Die Variation des Funktionals ergibt
0dxwqdxwwEIn
1e 0x
)e(
0x
)e(yy
)e(
)e(
)e(
)e(
Gl. 9-18
1 Im Falle zusätzlicher Belastungen, etwa in Form von Einzelkräften und Einzelmomenten, ist die äußere Arbeit entsprechend zu ergänzen.
9-6 9 Balkenelemente
Substituieren wir den Verschiebungsansatz Gl. 9-15 in das variierte Potenzial Gl. 9-18, dann
erhalten wir einen Näherungswert
0dxwqdxwwEIˆn
1e 0x
)e(
0x
)e(yy
)e(
)e(
)e(
)e(
Gl. 9-19
Wir benötigen in Gl. 9-19 die zweite Ableitung von w . Mit Gl. 9-15 folgt
)e()e(
2
2
1
1
2)e(
42
2)e(
32
2)e(
22
2)e(
12
)e(
w
w
w
w
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd)x(w zB
Gl. 9-20
mit der Ableitungsmatrix der Formfunktionen
3122163222161 )e()e(
2)e(
)e(
B Gl. 9-21
Einsetzen in Gl. 9-19 liefert
0
dxqdxEI
dxqdxEIˆ
n
1e
)e()e()e(T)e(
n
1e 0
)e(T)e(
0
)e()e()e(yy
T)e(T)e(
n
1e 0
)e()e()e(
0
)e()e()e(yy
)e()e(
)e()e(
)e()e(
pzkz
NzBBz
zNzBzB
Gl. 9-22
Wegen der Beliebigkeit der Verschiebungsvariationen (e)z muss für jedes Element
0pzk )e()e()e( Gl. 9-23
erfüllt sein. In Gl. 9-22 bezeichnet
)e(
0
)e()e(yy
T)e()e( dxEI
BBk Gl. 9-24
die symmetrische Elementsteifigkeitsmatrix und
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-7
)e(
0
)e(T)e()e( dxq
Np Gl. 9-25
den Elementlastvektor. Zur Ermittlung der Elementsteifigkeitsmatrix ist das Produkt )e(T)e( BB zu bilden. Die Biegesteifigkeit EIyy sei innerhalb des Elementes konstant und kann
deshalb vor das Integral gezogen werden. Im Einzelnen erhalten wir
dξ
ξ)31(4.
)ξ6ξ51(12ξ)21(36
)ξ9ξ92(4)ξ6ξ72(12ξ)32(4
)ξ6ξ52(12ξ)21(36)ξ6ξ72(12ξ)21(36
EI
dxEI
1
0ξ2)e(
2)e(2
2)e(22)e(
2)e(22)e(2
3)e(
yy
0
)e()e(yy
T)e()e(
e
)e(
sym
BBk
Gl. 9-26
und die Integration liefert
2)e(
)e(
2)e((e)2(e)
)e((e)
3(e)yy(e)
4.
612
264
612612
EI
sym
k Gl. 9-27
Die Werte in den einzelnen Spalten der Steifigkeitsmatrix können wie folgt gedeutet werden.
Wird zum Beispiel dem Knoten 1 die Einheitsverschiebung v1 = "1" [LE] eingeprägt (Abb.
9-4), dann filtert dieser Verschiebungsvektor die erste Spalte aus der Steifigkeitsmatrix heraus
(Gl. 9-28), deren Werte den Festhaltekräften und –Momenten eines beidseitig eingespannten
Trägers infolge dieses Verformungszustandes entsprechen.
2
2
1
1
)e(
)e(
3(e)yy
2)e(
)e(
2)e((e)2(e)
)e((e)
3(e)yy)e((e)
M
V
M
V
6
12
6
12
]LE[1EI
0
0
0
]LE[1
4.
612
264
612612
EI
sym
zk Gl. 9-28
9-8 9 Balkenelemente
Abb. 9-4 Einheitsverschiebung am Knoten 1, Festhaltekräfte
Die zweite Spalte enthält demzufolge die Festhaltekräfte und –Momente infolge einer Ein-
heitsverdrehung am Knoten 1 usw..
Unterstellen wir auf Elementebene eine linear veränderliche Belastung q, also
(e)
1 2 1 1 2(e)
xq q q q (1 )q q
Gl. 9-29
dann gilt für den Elementlastvektor zunächst
(e) 1(e) (e)T (e) (e) (e)T
0 0
q dx q dp N N
und nach
Einsetzen des Vektors der Formfunktionen N(e) und der Belastung q
2L
2L
1L
1L
21)e(
21
21)e(
21
)e()e(
M
V
M
V
)q3q2(
q21q9
)q2q3(
q9q21
60
p Gl. 9-30
Abb. 9-5 Beidseitig eingespannter Träger, äquivalente Knotenlasten
Für den Sonderfall konstanter Elementbelastung ( 021 qqq ) geht Gl. 9-30 über in
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-9
2L
2L
1L
1L
)e(
)e()e(0)e(
M
V
M
V
6
6
12
q
p Gl. 9-31
Hinweis: Der Elementlastvektor p(e) enthält die statisch äquivalenten Knotenlasten (Einzel-
kräfte VL1, VL2 und Einzelmomente ML1, ML2), die sich als Auflagerkräfte und Vollein-
spannmomente1 eines beidseitig eingespannten Trägers unter Querbelastung q(x) ergeben.
9.2.1 Beispiel 10.1 Wir testen das soeben entwickelte Element am Beispiel der Abb. 9-6. Die analytische Lösung
)85(8
q)x(Q)41)(1(
8
q)x(M
)6158(EI48
q)x(w)1)(23(
EI48
q)x(w
02
0
2
yy
302
yy
40
Gl. 9-32
ist bekannt.
Abb. 9-6 Elementierung eines Balkens, 2 Elemente gleicher Länge
Die Verschiebungen entsprechen einem Polynom 4. Grades, sie lassen sich also mit unserem
kubischen Verschiebungsansatz nicht exakt wiedergeben. Das gilt dann auch für die Biege-
momente und die Querkräfte.
1 hierbei ist die Änderung der Vorzeichenregel gegenüber der aus der Statik bekannten Festsetzung zu beachten
9-10 9 Balkenelemente
Die Diskretisierung des Balkens erfolgt durch zwei Elemente gleicher Länge. Wir benötigen
wieder eine Knoten- und eine Elementdatei.
Knotennummer x-Koordinate [m]
1 0
2 5,00
3 10,0
Tabelle 9-1 Knotendatei
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2
2 2 3
Tabelle 9-2 Elementdatei
Systemwerte: m5)e( , 2)e( m/MN30000E , Balken mit Rechteckquerschnitt b/h =
40/80cm ( 4yyI 0,0171m ), 2
yy MNm512EI , m/MN2,0qq 0 .
Da die Systemwerte für beide Elemente gleich sind, sind auch beide Elementsteifigkeitsmatri-
zen und Elementlastvektoren gleich
600,409.
880,122152,49
800,204880,122600,409
880,122152,49880,122152,49
)2()1(
sym
kk
4167,0
5,0
4167,0
5,0
)2()1( pp
Zum Aufbau der globalen Steifigkeitsmatrix und des globalen Lastvektors benötigen wir den
Zusammenhang zwischen den lokalen Elementknotenfreiheitsgraden und den globalen Sys-
temknotenfreiheitsgraden, die wir im Vektor
332211 vvvvvv Tv Gl. 9-33
zusammenfassen. Die Einordnung der Elementsteifigkeitsmatrizen und der Elementlastvekto-
ren in die Systemmatrix bzw. die rechte Seite erfolgt mit Hilfe der Knoten- und Elementdatei.
Für die Steifigkeitsmatrix ergibt sich folgende Parkettierung
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-11
Abb. 9-7 Bildung der Gesamtsteifigkeitsmatrix
4167,0
5,0
4167,04167,0
5,05,0
4167,0
5,0
v
v
v
v
v
v
600,409
800,122152,49
800,204880,122600,409600,409
880,122152,49880,122880,122152,49152,49
00800,204880,122600,409
00880,122152,49880,122152,49
3
3
2
2
1
1
sym.
Fassen wir die Komponenten in der obigen Gleichung zusammen, dann erhalten wir
4167,0
5000,0
0
0000,1
4167,0
5000,0
v
v
v
v
v
v
600,409.
800,122152,49
800,204880,122200,819
880,122152,490304,98
00800,204880,122600,409
00880,122152,49880,122152,49
3
3
2
2
1
1
sym
Es fehlt noch der Einbau der Randbedingungen. Am linken Rand müssen 0vv 11 erfüllt
sein, und am rechten Rand ist 0v3 zu fordern. Die aus diesen kinematischen Zwängen re-
sultierenden Reaktionslasten V1, M1 und V3 erscheinen dann auf der rechten Seite im Vektor
der Unbekannten
0
V
0
0
M
V
4167,0
5000,0
0
0000,1
4167,0
5000,0
v
0
v
v
0
0
600,409.
800,122152,49
800,204880,122200,819
880,122152,490304,98
00800,204880,122600,409
00880,122152,49880,122152,49
3
1
1
3
2
2
sym
Wegen 0vvv 311 und 0δvvδδv 311 können die 1., 2., 5. Zeile und Spalte aus
dem Gleichungssystem gestrichen werden. Es verbleibt
9-12 9 Balkenelemente
4167,0
0000,0
0000,1
v
v
v
600,409.
800,204200,819
880,1220304,98
3
2
2
sym
mit der Lösung: 00813818,0v00203454,0vm02034526,0v 322 .
Damit sind auch die Reaktionslasten bekannt:
MN25,15,0v880,122v125,49V 221
MNm5,24167,0v800,204v880,122M 221
MN75,05000,0v800,122v880,122v125,49V 3223
9.2.1.1 Rückrechnung Mit dem Vektor v der globalen Knotenwerte liegen sämtliche Zustandsgrößen fest. Für beide
Elemente gilt:
]55, 23, 5105, 231[NN 32323232)2()1(
]20,140,0 ;48,024,0;20,180,0 ;48,024,0[-BB )2()1(
Element 1
]m[)0305181,00508634,0(N0020345,0N0203453,0
0020345,0
0203453,0
0
0
]N,N,N,N[
w
w
w
w
]N,N,N,N[w
243
4321
2
2
1
1
4321)1()1()1(
zN
]MNm[75006,308334,2)B0020345,0B0203453,0(EI
0020345,0
0203453,0
0
0
]B,B,B,B[EI
w
w
w
w
]B,B,B,B[EIEIM
43yy
4321yy
)1(
2
2
1
1
4321yy)1()1(
yy)1(
y
zB
]MNm[75,000,5
75006,3
dx
dMQ
)1(y)1(
z
9.2 Ein Balkenelement mit kubischem Verschiebungsansatz 9-13
Element 2
]m[0101722,004069,00101725,00203453,0
N0081382,0N0020345,0N0203453,0
0081382,0
0
0020345,0
0203453,0
]N,N,N,N[
w
w
w
w
]N,N,N,N[w
32
421
4321
)2(
2
2
1
1
4321)2()2()2(
zN
Abb. 9-8 Durchbiegung w, 2 Elemente gleicher Länge
Abb. 9-9 Biegemomente My, 2 Elemente gleicher Länge
9-14 9 Balkenelemente
Abb. 9-10 Querkräfte Qz, 2 Elemente gleicher Länge
(2)
1
1(2) (2) (2)y yy yy 1 2 3 4 yy 1 2 3 4
2
2
yy 1 2 4
w 0,0203453
w 0,0020345M EI B z EI B ,B ,B ,B EI B ,B ,B ,B
w 0
w 0,0081382
EI 0,0203453 B 0.0020345 B 0,0081382 B
1,666662400 1,249959
936 [MNm]
]MNm[25,000,5
24996,1
dx
dMQ
)2(y)2(
z
Offensichtlich werden trotz der groben Diskretisierung die Verschiebungen recht gut wieder-
gegeben. Das gilt nicht für die Biegemomente My und schon gar nicht für die Querkräfte Qz.
Für eine Bemessung sind die Ergebnisse der Schnittlasten unbrauchbar. Um hier zu akzeptab-
leren Lösungen zu kommen, müsste wesentlich feiner elementiert werden.
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsan-
satz
Neben der feineren Elementierung besteht eine weitere Möglichkeit der Ergebnisverbesserung
in der Erhöhung des Polynomgrades der Verschiebungsfunktion w. Bei der Wahl eines Ver-
schiebungsansatzes mit sechs Freiwerten
5
54
43
32
210 aaaaaa)(w Gl. 9-34
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-15
könnten wir die beiden zusätzlichen Freiwerte dazu benutzen, die Stetigkeitsforderungen an
beiden Randknoten zu erhöhen, also neben w und w zusätzlich Stetigkeit in w zu fordern.
Abb. 9-11 Stetigkeiten am Übergang zweier benachbarter Elemente
Damit hätten wir als zusätzlichen Knotenfreiwert die linearisierte Krümmung w , was aber
wegen y yyM EI w nur dann auch Stetigkeit in My bedeutet, wenn die Biegesteifigkeiten
EIyy zweier benachbarter Elemente gleich sind (Abb. 9-11). Es macht also mechanisch keinen
großen Sinn, ein solches Element weiter zu betrachten. Besser ist es, die beiden hinzukom-
menden Freiwerte einem zusätzlichen Knoten zuzuordnen, etwa dem Elementmittelpunkt
(Abb. 9-12), wobei jeder Knoten die Variablen w und w' erhält.
Abb. 9-12 Balkenelement mit drei Knoten
Mit dem Ansatz Gl. 9-34 werden auf Elementebene die Biegemomente kubisch und die Quer-
kräfte quadratisch approximiert. Das ist eine wesentliche Verbesserung gegenüber dem kubi-
schen Ansatz. Für den weiteren Rechengang benötigen wir die Ableitungen der Verschie-
bungsfunktion
)a120a24(1
d
wd1
dx
wdw
)a60a24a6(1
d
wd1
dx
wdw
)a20a12a6a2(1
d
wd1
dx
wdw
)a5a4a3a2a(1
d
dw1
dx
dww
544)e(4
4
4)e(4)e(
4
25433)e(3
3
3)e(3)e(
3
35
24322)e(2
2
2)e(2)e(
2
45
34
2321)e()e()e(
Gl. 9-35
9-16 9 Balkenelemente
Die 6 freien Konstanten a0, a1, a2, a3, a4 und a5 sind mit den Knotenfreiwerten zu verknüpfen.
An den 3 Knoten müssen die Ansatzfunktion sowie deren 1. Ableitung den Knotenvariablen
entsprechen. Das führt auf das lineare Gleichungssystem
)a5a4a3a2a(1
)1(w
aaaaaaw)1(w
)a16
5a
2
1a
4
3aa(
1)2/1(w
a32
1a
16
1a
8
1a
4
1a
2
1aw)2/1(w
aw)0(w
aw)0(w
54321)e(
5432103
54321)e(
5432102
)e(1
1
01
Gl. 9-36
aus dem die Konstanten berechnet werden. Einsetzen dieser Konstanten in Gl. 9-34 und Koef-
fizientenvergleich in den Knotenvariablen liefert die Formfunktionen 5. Grades für unser
Balkenelement
)1()12()(N)12)(76()(N
)1)(12(8)(N)1(16)(N
)1()12()(N)1()12)(16()(N
22)e(6
225
22)e(4
223
22)e(2
221
Gl. 9-37
Die Elementverschiebungen gehen dann mit Gl. 9-34 über in
313
)e(3
032
12
)e(2
021
11
)e(1
01
363524231211
w)(Hw)(Hw)(Hw)(Hw)(Hw)(H
w)(Nw)(Nw)(Nw)(Nw)(Nw)(N)(w
Gl. 9-38
Die Funktionen
)1()12()(H)12)(76()(H
)1)(12(8)(H)1(16)(H
)1()12()(H)1()12)(16()(H
2213
2203
2212
2202
2211
2201
sind die Hermiteschen Interpolationspolynome 5. Grades (Abb. 9-13 und Abb. 9-14).
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-17
Abb. 9-13 Hermite-Polynome 5. Grades
Abb. 9-14 Hermite-Polynome 5. Grades
Mit Einführung des Vektors der Formfunktionen 654321)e( NNNNNNN und
des Vektors der Knotenvariablen
1 1 2 2 3 3w w w w w w(e) Tz Gl. 9-39
notieren wie die Elementverschiebungen in Matrizenschreibweise
(e)(e)zNw Gl. 9-40
Der weitere Rechengang entspricht dem des 2-Knotenelementes. Unter Beachtung von Gl.
9-24 und
9-18 9 Balkenelemente
(e)(e)zB
3
3
2
2
1
1
2)e(6
2
2)e(5
2
2)e(4
2
2)e(3
2
2)e(2
2
2)e(1
2
w
w
w
w
w
w
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Ndw Gl. 9-41
sowie der Ableitungsmatrix
2)e(
62
2)e(5
2
2)e(4
2
2)e(3
2
2)e(2
2
2)e(1
2
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd,
dx
Nd(e)B und
deren Komponenten
)4048151(2
B)2403121027(2
B
)2030121(16
B)661(32
B
)4072396(2
B)24040819823(2
B
32)e(
)e(6
322)e(
)e(5
32)e(
)e(4
22)e(
)e(3
32)e(
)e(2
322)e(
)e(1
Gl. 9-42
erhalten wir unter Beachtung der Formfunktionen nach Gl. 9-37 die symmetrische Element-
steifigkeitsmatrix, die jetzt die Größe [ 6 6 ] besitzt.
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e(
2)e()e(2)e()e(2)e(
)e()e()e(
3)e(
yy
332
11385092
32019201280
896358407168
38242320896332
24215081920358411385092
35
EI
sym.
k(e) Gl. 9-43
Zur Ermittlung des Elementlastvektors
)e(
0
(e)dxq
(e)T(e) Np Gl. 9-44
interpolieren wir die Linienlast q(e) durch eine quadratische Verteilung mittels der Lagrange-
schen Interpolationspolynome
321(e) q)12(q)1(4q)1)(12(q Gl. 9-45
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-19
die für )qq(2/1q 312 in die lineare Verteilung
(e)
1 3q (1 )q q Gl. 9-46
übergeht.
Abb. 9-15 Elementlasten
Die Auswertung der Gl. 9-44 liefert die Elementlastvektoren für eine quadratische Lastvertei-
lung
3L
3L
2L
2L
1L
1L
3
2
1
)e()e(
)e()e(
)e()e(
)e(
M
V
M
V
M
V
q
q
q
440
57443
808
1619212
043
34457
420
(e)p Gl. 9-47
sowie für eine lineare Lastverteilung
3L
3L
2L
2L
1L
1L
31)e(
31
31)e(
31
31)e(
31
)e(
M
V
M
V
M
V
)q5q2(
q79q19
)qq(8
)qq(112
)q2q5(
q19q79
420
(e)p Gl. 9-48
Die Elementlasten VLi und MLi (i = 1,..,3) sind die statisch äquivalenten Knotenlasten (Kräfte
V und Momente M).
9-20 9 Balkenelemente
Abb. 9-16 Beidseitig eingespannter Träger, äquivalente Knotenlasten
Für den praktisch wichtigen Fall konstanter Elementbelastung ( 021 qqq ) geht Gl. 9-48
über in
3L
3L
2L
2L
1L
1L
)e(
)e(
)e()e(0
M
V
M
V
M
V
14
0
32
14
60
q
(e)p Gl. 9-49
9.3.1 Testbeispiel
Abb. 9-17 Elementierung eines Balkens, 2 Elemente gleicher Länge
Wir testen das Element aus Kap.9.3 am Beispiel der Abb. 9-17. Der Grad des Polynoms Gl.
9-34 reicht aus, um die Zustandsgrößen einer linear veränderlichen Belastung exakt wieder-
zugeben. Bei einer konstanten Belastung entspricht die analytische Verschiebungsfunktion
nämlich einem Polynom 4. Grades. Wir benötigen deshalb nur ein Element.
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-21
Knotennummer x-Koordinate [m]
1 0
2 5,00
3 10,00
Tabelle 9-3 Knotendatei
Elementnummer Anfangsknoten Mittenknoten Endknoten
1 1 2 3
Tabelle 9-4 Elementdatei
Systemwerte: m10)e( , 2)e( m/MN30000E , Balken mit Rechteckquerschnitt b/h =
40/80cm ( 4yy m0171,0I ), 2
yy MNm512EI , m/MN2,0qq 0 .
Die Knotenfreiheitsgrade fassen wir im Vektor der globalen Systemfreiheitsgrade
332211 v,v,v,v,v,v Tv Gl. 9-50
zusammen. Mit den obigen Werten ergibt sich die Systemgleichung des ungefesselten Sys-
tems
)e(
)e(
)e(0
3
3
2
2
1
1
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e(
2)e()e(2)e()e(2)e(
)e()e()e(
3)e(
yy
14
0
32
14
60
q
v
v
v
v
v
v
332
11385092
32019201280
896358407168
38242320896332
24215081920358411385092
35
EI
sym.
Gl. 9-51
Am linken Rand müssen 0vv 11 erfüllt sein, und am rechten Rand ist 3v 0 zu fordern.
Die aus diesen kinematischen Zwängen resultierenden Reaktionslasten V1, M1 und V3 er-
scheinen dann auf der rechten Seite im Vektor der Unbekannten
9-22 9 Balkenelemente
0
V
0
0
M
V
14
0
32
14
60
q
v
v
v
v
v
v
332
11385092
32019201280
896358407168
38242320896332
24215081920358411385092
35
EI
3
1
1
)e(
)e(
)e(0
3
3
2
2
1
1
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e(
2)e()e(2)e()e(2)e(
)e()e()e(
3)e(
yy
sym.
Gl. 9-52
Wegen 1 1 3v v v 0 und 1 1 3δv δv δv 0 können die 1., 2., 5. Zeile und Spalte aus dem
Gleichungssystem Gl. 9-51 gestrichen werden. Es verbleibt das reduzierte Gleichungssystem
)e(
)e(0
3
2
2
2)e(
2)e(2)e(
)e(
3)e(
yy 0
32
60
q
v
v
v
332.
3201280
89607168
35
EI
sym
mit der Lösung: yy
3)e(0
3yy
3)e(0
2yy
4)e(0
2 EI48
qv
EI192
qv
EI192
qv
.
Der System-Knotenverschiebungsvektor ist dann
4
0
1
0
0
EI192
q
v
v
v
v
v
v
)e(
yy
3)e(0
3
3
2
2
1
1
v
Aus Gl. 9-52 ermitteln wir die Auflagerreaktionsgrößen
)e(03
2)e(01
)e(01 q
8
3Vq
8
1Mq
8
5V
9.3.1.1 Rückrechnung
Die Verschiebungen ermitteln wir mittels Gl. 9-40. Mit m10)e( erhalten wir zunächst
)1()12(10
)12)(76(
)1)(12(80
)1(16
)1()12(10
)1()12)(16(
22
22
22
22
22
22
(e)TN
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-23
und damit: )253(EI48
qw 22
yy
40 (e)(e)zN . Das ist die theoretisch exakte Lösung. Die
Schnittlasten folgen in bekannter Weise durch Differenziationsoperationen an der Verschie-
bungsfunktion.
9.3.2 Statische Kondensation Durch statische Kondensation lässt sich der Mittenknoten eliminieren. Dazu wird in Ana-
logie zu Kap. 9.3 eine Aufteilung der Gleichung (e) (e) (e)k z p vorgenommen:
(e)i
(e)a
(e)i
(e)a
(e)ii
(e)ia
(e)ai
(e)aa
p
p
z
z
kk
kk Gl. 9-53
Dabei sind im Vektor (e)az die Verschiebungskomponenten der Außenknoten und im Vektor
(e)iz die Verschiebungskomponenten des Innenknotens zusammengefasst. Eine entsprechende
Umsortierung ist in der Elementsteifigkeitsmatrix k(e) und dem Elementlastvektor p(e) vorzu-
nehmen. Wir erhalten im Einzelnen, wenn wir uns auf eine linear veränderliche Querlastver-
teilung q beschränken
2
2
3
3
1
1
31)e(
31
31)e(
31
31)e(
31
)e(
2
2
3
3
1
1
M
V
M
V
M
V
)qq(8
)qq(112
)q5q2(
q79q19
)q2q5(
q19q79
420
w
w
w
w
w
w
(e)i
(e)a(e)
(e)i
(e)a(e)
p
pp
z
zz
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e()e(
3)e(
yy
323
11385092
38242332
242150811385092
35
EI
sym.
k(e)aa
(e)Tia
(e)ai kk
2)e()e(
)e(
2)e()e(
)e(
3)e(yy
320896
19203605
320896
19203605
35
EI
9-24 9 Balkenelemente
2)e(yy
3)e(
2)e(3)e(yy
1280
10
07168
1
EI
3512800
07168
35
EI
1-(e)
ii(e)ii kk
Hinweis: Zur Berechnung der kondensierten Elementsteifigkeitsmatrix und des kondensierten
Elementlastvektors wird die Inverse von (e)iik benötigt, was offensichtlich immer möglich ist,
da die Determinante von (e)iik nicht singulär ist.
Entsprechend Kap. 9 folgt dann die kondensierte Elementsteifigkeitsmatrix
2)e(
)e(
2)e((e)2(e)
)e((e)
3(e)yy)e(
ia
1)e(ii
)e(ai
)e(aa
(e)
4.
612
264
612612
EIˆ
sym
kkkkka Gl. 9-54
die mit der Steifigkeitsmatrix des 2-Knotenelementes übereinstimmt, und der kondensierte
Elementlastvektor
)q3q2(
q21q9
)q2q3(
q9q21
60ˆ
31)e(
31
31)e(
31
)e()e(
i
1)e(ii
)e(ai
)e(a
(e)
pkkppa Gl. 9-55
der im Falle konstanter Belastung 1 3 0q q q übergeht in
)e(
)e()e(0)e(
6
6
12
qˆ
ap Gl. 9-56
Mit Gl. 9-54 und Gl. 9-55 können wir dann kompakter notieren
(e)a
(e)a
(e)a pzk ˆˆ Gl. 9-57
Die Verformung des Innenknotens ]uk[pkz (e)a
(e)ia
(e)i
1(e)ii
(e)i errechnet sich zu
9.3 Ein Balkenelement mit quintischem Verschiebungsansatz 9-25
3
3
1
1
)e()e(
2)e()e(2)e()e(
)e(31
31)e(
yy
3)e(
2
2
w
w
w
w
212212
44
8
1
)qq(2
)qq(5
EI3840w
w
(e)iz Gl. 9-58
und für den Sonderfall 1 3 0q q q
3
3
1
1
)e()e(
2)e()e(2)e()e(
)e(yy
4)e(0
2
2
w
w
w
w
212212
44
8
1
0
1
EI384
qw
w
(e)iz Gl. 9-59
9.3.3 Beispiel 10.3 Wir testen das soeben entwickelte Element am Beispiel des Trägers nach Abb. 9-17 und ver-
wenden wieder nur ein Element über die gesamte Trägerlänge. Damit stimmt die kondensierte
Elementsteifigkeitsmatrix mit der Systemsteifigkeitsmatrix überein ( )e( ). Das zu lösende
Gleichungssystem ist
6
6
12
q
v
v
v
v
4.
612
264
612612
EI0
3
3
1
1
2
22
3
yy
sym
Der Einbau der homogenen Randbedingungen ergibt
0
V
M
V
6
6
12
q
v
0
0
0
4.
612
264
612612
EI
3
1
1
0
32
22
3yy
sym
Gl. 9-60
Aus der letzten Gleichung folgt yy
30
3 EI48
qv
, womit dann aus den drei ersten Gleichungen
von Gl. 9-60 die Auflagerreaktionsgrößen ermittelt werden können:
9-26 9 Balkenelemente
0
032
yy3
20
20
32yy
100
32yy
1 q8
3
2
qv
EI6V;q
8
1
12
qv
EI2M;q
8
5
2
qv
EI6V
Die Verformungen des Innenknotens sind
28
v
0
1
EI384
q
v
0
0
0
212212
44
8
1
0
1
EI384
qv
v3
yy
40
3
22
yy
40
2
2
iz
und damit yy
40
2 EI192
qv
sowie
yy
30
32 EI192
qv
4
1v
in Übereinstimmung mit des Ergebnis-
sen des Beispiels 10.2.
9.4 Der elastisch gebettete Balken
Abb. 9-18 Balken auf nachgiebiger Unterlage
Wir betrachten einen Balken, der vollständig auf einer elastischen Unterlage liegt1. Der Bal-
ken sei durch Streckenlasten und Einzellasten in z-Richtung belastet (Abb. 9-18). Nach
Winkler wird angenommen, dass der Bodendruck qB(x) proportional zur lokalen Eindringtie-
fe w(x) ist
)x(wc)x(qB Gl. 9-61
Die Konstante c heißt Bettungszahl.
221
2 m
NskgmEinheit,
)Zeit(Länge
Masse]c[
1 Solche Systeme treten z.B. im Bauwesen bei Flachgründungen auf.
9.4 Der elastisch gebettete Balken 9-27
Material Bettungszahl c [MN/m2]
Sand, locker, rund 10...15
Sand, mitteldicht, rund 50...100
Sand, dicht, eckig 150...250
Geschiebemergel, fest 30...100
Lehm, halbfest 20...50
Torf 0,4...1
Tabelle 9-1 Rechenwerte von Bettungszahlen c einiger ausgewählter Böden für Vorentwürfe1
Die Differenzialgleichung der elastischen Linie ermitteln wir aus der linearisierten Momen-
ten-Krümmungsbeziehung )x(M)x(wEI yyy sowie unter Beachtung der lokalen Gleich-
gewichtsbedingungen )x(q)x(q)x(M By zu
)x(cw)x(q])x(wEI[ yy .
Für einen Balken mit konstanter Biegesteifigkeit EIyy folgt daraus )x(q)x(cw)x(wEI IVyy
und nach Division durch die Biegesteifigkeit EIyy
yyyy
IV
EI
)x(q)x(w
EI
c)x(w Gl. 9-62
Substituieren wir noch mit
4 yyyy4
c
EI4L
c
EI4L Gl. 9-63
die als charakteristische Länge bezeichnete Konstante L, so erhalten wir abschließend die
inhomogene lineare Differenzialgleichung 4. Ordnung mit konstanten Koeffizienten für die
Biegung des elastisch gebetteten Balkens
yy4
IV
EI
)x(q)x(w
L
4)x(w Gl. 9-64
Die allgemeine Lösung der Gl. 9-64 setzt sich additiv zusammen aus der Lösung wh der zuge-
hörigen homogenen Differenzialgleichung 0)x(wL
4)x(w h4
IVh mit der Lösung ( L/x )
h 1 2 3 4w (x) e C cos C sin e C cos C sin Gl. 9-65
und einer beliebigen partikulären Lösung wp der inhomogenen Differenzialgleichung
1 Nach Empfehlungen des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen - EAU, 8. Aufl. 1990
9-28 9 Balkenelemente
yyp4
IVp EI
)x(q)x(w
L
4)x(w Gl. 9-66
sodass für die Gesamtlösung )x(w)x(w)x(w ph gilt. Ein für die Praxis wichtiger Belas-
tungsfall ist q(x) = q0 = konst., für den durch Einsetzen in Gl. 9-66 die partikuläre Lösung
c/qw 0p nachgewiesen werden kann.
9.4.1 Die Steifigkeitsmatrix für die elastischer Bettung
Um hier zu einer Lösung im Sinne der Methode der Finiten Elemente zu kommen, denken wir
uns den Boden durch beliebig dicht gelagerte linear elastische Federn mit der Federsteifigkeit
c ersetzt. Auf die infinitesimale Balkenlänge dx entfällt dann die Formänderungsenergie der
Federung dx)x(cw21dW 2F , und deren vollständige Formänderungsenergie ist dann
)e(
0x
2FF dx)x(wc
2
1dWW
Gl. 9-67
Die Variation liefert
)e(
0x
F dx)x(w)x(wcW
Gl. 9-68
Unter Beachtung von (e)(e)zNw und (e)(e) zN w folgt aus Gl. 9-68
(e)(e)c
(e)T(e)(e)(e)T(e)T zkzzNNz
)e(
0x
)e()e(FF dxcW
In der obigen Beziehung ist
)e(
0x
)e()e(F dxc
(e)(e)T(e)
c NNk Gl. 9-69
der Anteil der Elementsteifigkeitsmatrix der elastischen Bettung, zu der der Anteil aus der
Balkenkrümmung hinzuzurechnen ist
(e)c
(e)(e) kkk ˆ Gl. 9-70
Bei einem kubischen Verschiebungsansatz nach Gl. 9-5 erhalten wir nach kurzer Rechnung
9.4 Der elastisch gebettete Balken 9-29
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e()e(
)e()e(F
4
22156
3134
135422156
420
c
sym.
k(e)c Gl. 9-71
und entsprechend für den quintischen Verschiebungsansatz nach Gl. 9-34
2)e(
)e(
2)e()e(2)e(
)e(
2)e()e(2)e()e(2)e(
)e()e()e(
)e()e(F
8
1142092
12160128
8888005632
32912888
292621608801142092
13860
c
sym.
k(e)c Gl. 9-72
Hinweis: Nummerische Untersuchungen zeigen, dass aufgrund der hochgradig nichtlinearen
Lösungsfunktionen des elastisch gebetteten Balkens (s.h. Gl. 9-65) der kubische Verschie-
bungsansatz zu unbefriedigenden Ergebnissen führt. Hier ist es besser, das höherwertige 3-
Knoten-Element zu verwenden.
9.4.2 Beispiel 10.4
Für den links eingespannten und rechts frei gelagerten Balken auf elastischer Unterlage (Bet-
tungszahl c) mit konstanter Belastung q = q0 sind sämtliche Zustandsgrößen zu ermitteln.
Geg.: = 10m, E = 30000 MN/m2, Iyy = 5,10 10-3 m4, q0 = 1MN/m, c = 50 MN/m2
Abb. 9-19 Elastisch gebetteter Träger mit konstanter Belastung q0
Mit den Abkürzungen 87,1c/EI4L 4yy m; 346,5L ; /x ; lautet die
vollständige analytische Lösung
c/q)sinCcosC(e)sinCcosC(e)x(w 04321
Die Konstanten
9-30 9 Balkenelemente
)cosh(cosc2
)coshecoscos(sinqC 22
20
1
)cosh(cosc2
)coshecoscos(sinqC 22
20
2
)cosh(cosc2
)coshecoscos(sinqC 22
20
3
)cosh(cosc2
)coshecoscos(sinqC 22
20
4
ergeben sich aus den Randbedingungen am linken Rand: 0)0x(w;0)0x(w und den
Kraftrandbedingungen am rechten Rand: 0)x(Q;0)x(M zy . Für die FE-Lösung
verwenden wir das 3-Knotenelement. Wir diskretisieren den Balken durch ein Element der
Länge 10m . Damit ist die Elementsteifigkeitsmatrix identisch mit der Systemsteifig-
keitsmatrix. Die Steifigkeitsmatrix für den elastisch gebetteten Balken setzt sich zusammen
aus der Steifigkeitsmatrix (e)k nach Gl. 9-43 und der Elementsteifigkeitsmatrix für die elasti-
sche Bettung (e)ck nach Gl. 9-72. Einsetzen der Systemwerte liefert
991,173
872,90728,97
596,96211,26303,1021
422,7079,160509,234
789,5117,0596,96422,7991,173
117,0860,2211,26079,16872,90728,97
ˆ
sym.
kkk (e)c
(e)(e)
Nach Gl. 9-49 erhalten wir den Elementlastvektor, der bei unserem Beispiel auch dem Sys-
temlastvektor entspricht:
667,1
333,2
0
333,5
667,1
333,2
14
0
32
14
60
q
)e(
)e(
)e(0
(e)p
Damit ist folgendes Gleichungssystem zu lösen
667,1
333,2
0
333,5
667,1
333,2
v
v
v
v
v
v
991,173
872,90728,97
596,96211,26303,1021
422,7079,160509,234
789,5117,0596,96422,7991,173
117,0860,2211,26079,16872,90728,97
3
3
2
2
1
1
sym.
9.4 Der elastisch gebettete Balken 9-31
Wir stellen zunächst fest, dass sich am linken Rand die Randbedingungen 0v;0v 11 prob-
lemlos in das obige Gleichungssystem einbauen lassen. Für den rechten freien Rand, an dem
Biegemoment und Querkraft verschwinden müssten, stehen im Vektor der Systemfreiheits-
grade nur die Verschiebung 3v und die Tangentenneigung 3v zur Randwertvorgabe zur Ver-
fügung. Damit ist aber die Anpassung der Lösung an die Kraftrandbedingungen des rechten
Randes nicht möglich. Wir können deshalb nur die homogenen Verschiebungsrandbedingun-
gen am linken Rand berücksichtigen und erhalten
0
0
0
0
M
V
667,1
333,2
0
333,5
667,1
333,2
v
v
v
v
0
0
991,173
872,90728,97
596,96211,26303,1021
422,7079,160509,234
789,5117,0596,96422,7991,173
117,0860,2211,26079,16872,90728,97
1
1
3
3
2
2
sym.
Das obige Gleichungssystem besitzt die Lösungen
4
2
4
2
3
3
2
2
1
1
10507,1
10037,2
10369,5
10135,2
0
0
v
v
v
v
v
v
MN917,1V1 ; MNm777,1M1
514321 1008918,419796,121141,11042732,4)x(w [m]
4131212 1004459,21079185,41063423,31085464,8)x(w [/]
322123 1017836,81043755,11026845,71085464,8)x(w [1/m]
2223 1045351,21087511,21026845,7)x(w [1/m2]
Schnittlasten: 32
yyy 5129,129946,211207,113548,1)x(wEI)x(M [MNm]
2yyz 7539,33989,41121,1)x(wEI)x(Q [MN]
9-32 9 Balkenelemente
Abb. 9-20 Resultierende Kraftgrößen
Ein Vergleich der Querkraft MN1121,1)0x(Qz mit der berechneten Auflagerkraft
MN9177,1V1 zeigt, dass die Auflagerkraft hier nicht mit der Querkraft Qz am linken
Rand übereinstimmt, wie wir das von der analytischen Lösung erwarten. Vielmehr steht V1
im energetischen Mittel mit der Resultierenden MN9177,1d)qq(R1
0
B0
aus der äu-
ßeren Belastung q0 und dem entgegengesetzt wirkenden Bodendruck )x(cw)x(qB im glo-
balen Gleichgewicht: RV0RV 11 . Der Angriffspunkt der Resultierenden R liegt
bei m926,0d)qq(R
a1
0
B0
2
. Das Momentengleichgewicht bezogen auf den linken
Rand erfordert: 0aRM1 , womit auch das Einspannmoment MNm7765,1aRM1
nachgewiesen ist.
Die folgenden Darstellungen zeigen den Vergleich der analytischen Lösung mit derjenigen
nach der FE-Methode. Am rechten Rand, an dem keine Randwerte vorgegeben werden konn-
ten, weicht die FE-Lösung deutlich von der analytischen Lösung ab. Weiterhin ist auch hier
wieder zu beobachten, dass die durch Differenziationen an der Verschiebungsfunktion ge-
wonnenen Zustandsgrößen (Biegemomente und Querkräfte) erheblich von der theoretisch
exakten Lösung abweichen. Durch feinere Elementierung kann das Ergebnis jedoch wesent-
lich verbessert werden.
9.4 Der elastisch gebettete Balken 9-33
Abb. 9-21 Durchbiegung w(x) des elastisch gebetteten Balkens [m]
Abb. 9-22 Biegemoment My des elastisch gebetteten Balkens [MNm]
Abb. 9-23 Querkraft Qz des elastisch gebetteten Balkens [MN]
10 Ein einfaches finites Element für
ebene Rahmentragwerke
Abb. 10-1 Ebener Stockwerkrahmen
Werden im Gegensatz zum Fachwerk die Stäbe an den Knoten nicht gelenkig sondern vor-
wiegend biegesteif miteinander verbunden, dann sprechen wir von einem Rahmentragwerk.
Rahmentragwerke werden als Einfach- oder Mehrfachrahmen ausgebildet. Stockwerkrahmen
(Abb. 10-1) bestehen aus mehreren übereinander gesetzten Rahmenstrukturen. Der biegesteife
Anschluss der Stabenden hat die Beanspruchung der einzelnen Stäbe durch Biegung und
Normalkraft zur Folge.
10-2 10 Ein einfaches finites Element für ebene Rahmentragwerke
´
Abb. 10-2 Verformungen und Schnittkräfte in lokalen Koordinaten
Zur Herleitung der Elementgrößen führen wir Positivbilder der Verformungen und Schnitt-
kräfte eines auf Biegung und Normalkraft beanspruchten geraden Stabes in globalen (Abb.
10-2) und lokalen Koordinaten (Abb. 10-3) ein.
´
Abb. 10-3 Verformungen und Schnittkräfte in globalen Koordinaten
Jeder Knoten besitzt nun 3 Freiheitsgrade, das sind 2 Translationen und die Drehung des Kno-
tens um die z-Achse. Führen wir mit
T2z2y2x1z1y1x)e( uuuu z Gl. 10-1
den Vektor der Stabendlasten in globalen Koordinaten ein und kombinieren die Lösungen für
den Dehnstab und Biegestab, dann erhalten wir das Elastizitätsgesetz für einen durch Biegung
und Normalkraft beanspruchten ebenen Balken
10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-3
2z
2y
2x
1z
1y
1x
2z
2y
2x
1z
1y
1x
2)e()e(
)e()e()e(
)e(
2)e()e()e()e(2)e()e(
)e()e()e()e()e()e(
)e()e(
M
F
F
M
F
F
u
u
u
u
b4
b6b12
00a
b2b60b4
b6b120b6b12
00a00a
sym.
Gl. 10-2
oder in symbolischer Schreibweise
(e)(e)(e) fzk Gl. 10-3
In Gl. 10-2 wurden zur Abkürzung
3)e(
)e(yy
)e()e(
)e(
)e()e()e( IE
b,AE
a
Gl. 10-4
gesetzt. Wir benötigen das Elastizitätsgesetz Gl. 10-3 in globalen Koordinaten. Dazu ist eine
Drehtransformation mit dem Winkel um die z-Achse erforderlich.
z
y
x
100
0cossin
0sincos
z
y
x
z
y
x
100
0cossin
0sincos
z
y
x
Gl. 10-5
Die Transformationsgesetze Gl. 10-5 sind auf die Zustandsgrößen am Anfang und Ende des
Balkens anzuwenden. Das Ergebnis ist
(e)(e)(e) zTz
(e)(e)(e) fTf Gl. 10-6
Substituieren wir Gl. 10-6 in Gl. 10-3, dann erhalten wir
(e)(e)(e)(e)(e) fTzTk Gl. 10-7
mit
10-4 10 Ein einfaches finites Element für ebene Rahmentragwerke
100000
0cossin000
0sincos000
000100
0000cossin
0000sincos
(e)T
100000
0cossin000
0sincos000
000100
0000cossin
0000sincos
1(e)T
Die Matrix T(e) ist eine orthogonale Matrix (Beweis durch Ausrechnen). Multiplikation der
Gl. 10-7 von links mit (e)T1(e) TT ergibt (e)(e)(e)(e)(e)(e)(e)T fzkzTkT Gl. 10-8
Die symmetrische Matrix
3
52
641
3563
52452
641641
c
cc
ccc
2/cccc
ccccc
cccccc
sym.
TkTk (e)(e)(e)T(e) Gl. 10-9
mit den Abkürzungen
sinb6ccosb6c
cossin)b12a(cb4c
cosb12sinacsinb12cosac
)e(6
)e(5
)e()e(4
2)e(3
2)e(2)e(2
2)e(2)e(1
Gl. 10-10
ist die globale Steifigkeitsmatrix des finiten Balkenelements für Biege- und Normalkraftbean-
spruchung. Wir testen dieses Element an folgendem Beispiel.
Beispiel 10-1:
Abb. 10-4 System und Belastung
Abb. 10-5 Elementierung
10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-5
Für den eingespannten Rechteckrahmen, der durch eine Horizontalkraft kN50F in Riegel-
höhe belastet wird, sind sämtliche Verformungen und Schnittlasten zu berechnen. Die beiden
Stiele (Elemente 1, 3) und der Riegel (Element 2) entsprechen jeweils einem finiten Element.
Elementlastvektoren treten hier nicht auf.
Knotennummer x-Koordinate [cm] y-Koordinate [cm]
1 0 0
2 0 400
3 600 400
4 600 0
Tabelle 10-1 Knotendatei
Elementnummer Anfangsknoten Endknoten
1 1 2
2 2 3
3 3 4
Tabelle 10-2 Elementdatei
Für alle Elemente gilt: E(e) = E = 21000 kN/cm2.
Element 1: A(1) = 62,6 cm2, m4)1( ; I1 = 11770 cm4; ;2/
Element 2: A(2) = 84,5 cm2, m6)2( ; I2 = 23130 cm4; 0 ;
Element 3: A(3) = 62,6 cm2, m4)3( ; I3 = 11770 cm4; ;2/
Im Einzelnen erhalten wir die folgenden Elementsteifigkeitsmatrizen in lokalen und globalen
Koordinaten
(3)(1) k
sym.
k
7
77
102472,0
88,9268344,46
0050,3286
101236,088,92680102472,0
88,9268344,46088,9268344,46
0050,32860050,3286
7
77
102472,0
050,3286
88,92680344,46
101236,0088,9268102472,0
050,32860050,3286
88,92680344,4688,92680344,46
sym.
k(1)
10-6 10 Ein einfaches finites Element für ebene Rahmentragwerke
(2)(2) k
sym.
k
7
77
103238,0
50,8095985,26
0050,2957
101619,050,80950103238,0
50,8095985,26050,8095985,26
0050,29570050,2957
7
77
102472,0
050,3286
88,92680344,46
101236,0088,9268102472,0
050,32860050,3286
88,92680344,4688,92680344,46
sym.
k(3)
Der Einbau der Elementsteifigkeitsmatrizen in die Systemsteifigkeitsmatrix erfolgt mittels
Indexvektoren. Da der Rahmen 4 Knoten und jeder Knoten 3 FG besitzt, liegen insgesamt
1234 Systemfreiheitsgrade vor, die im Systemfreiheitsgradvektor
T121110987654321
T
4z4y4x3z3y3x2z2y2x1z1y1x
vvvvvvvvvvvv
vvvvvvvv
v
zusammengestellt werden. Wir ermitteln exemplarisch den Indexvektor IND2 für das Element
2. Der Elementdatei entnehmen wir den Anfangsknoten 2 und den Endknoten 3.
]987654[2IND
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
u
u
u
u
z
9
8
7
6
5
4
3z
3y
3x
2z
2y
2x)2(
2z
2y
2x
1z
1y
1x
)2(
Entsprechend erhalten wir
]121110987[3IND];654321[1IND
Der Einbau der Elementsteifigkeitsmatrizen in die Systemsteifigkeitsmatrix unter Berücksich-
tigung der Horizontalkraft am Knoten 2 ergibt die Systemgleichung
10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-7
0
0
0
0
0
0
0
0
.50
0
0
0
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
v
X
0X
00X
00010571,0
000500,8095-485,3313
000875,92680844,3003
000101619,0500,8095-010571,0
000500,8095985,26-0500,8095485,3313
00000500,2957-875,92680844,3003
000000000X
0000000000X
00000000000X
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
7
77
sym.
Das obige System wurde nicht auf ein [6x6]- System reduziert, was selbstverständlich auch
möglich wäre. Aus nummerischen Gründen sollte X etwa den Wert des betragsgrößten Ele-
mentes der Systemsteifigkeitsmatrix haben (z.B. )10000X . Das Gleichungssystem hat die
Lösung: T]0, 0, 0, 3e-91695,0; -2e-44906,0; -72053,0; 3e-93602,0; -2e-44906,0; 72895,0; 0; 0; 0[ =v
aus der wir auch die Stabendverformungen entnehmen können. Transformieren wir diese mit
der 1. Gleichung in Gl. 10-6 auf lokale Koordinaten, dann kommt
T)1( 3e-93601938,0-72894506,0-2e-4490595,0000z
T)2( 3e-9169482,0-2e-4490595,0-7205280,03e-9360194,0-2e-4490595,07289451,0z
T)3( 0003e-9169482,0-7205280,02e-4490595,0z
Die Berechnung der Stabendlasten in lokalen Koordinaten erfolgt dann mit der 2. Gleichung
in Gl. 10-6 zu:
942,4442107,25-758,14721,5599107,25758,14-f )1(
063,4412-758,14893,24942,4442758,14-893,24f )2(
274,5545893,24758,14063,4412893,24758,14f )3(
Die folgenden Grafiken zeigen die berechneten Zustandsgrößen nach der in der Baustatik
üblichen Vorzeichenregel wonach positive Momente an der Seite der gestrichelten Faser Zug
erzeugen und Normalkräfte positiv sind (s.h. Abb. 10-4), wenn sie Zug erzeugen.
10-8 10 Ein einfaches finites Element für ebene Rahmentragwerke
Abb. 10-6 Verschiebungen [cm]
Abb. 10-7 Biegemomente [kNcm]
Abb. 10-8 Querkräfte [kN]
Abb. 10-9 Normalkräfte [kN]
Da bei fehlender Elementbelastung die homogene Lösung auch die vollständige Lösung ist,
und die gewählten Elemente mit ihren Ansatzfunktionen die homogene Lösung exakt darstel-
len, sind in den obigen Grafiken die theoretisch exakten Ergebnisse unter Berücksichtigung
die Normalkraftverformung wiedergegeben.
10.1 Berücksichtigung von Gelenken
In Rahmentragwerken können Gelenkverbindungen Abb. 10-10 auftreten, die die Übertragung
von Normalkraft, Querkraft oder Biegemoment unterbinden.
Abb. 10-10 Gelenkformen in Rahmentragwerken
Gelenkverbindungen stellen auch immer Elementgrenzen dar. Sie lassen sich dadurch realisie-
ren, indem in den angrenzenden Stäben für die dualen Größen der gelösten Bindung unter-
schiedliche Freiheitsgrade eingeführt werden. Bei einem Momentengelenk sind das die
10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-9
Drehwinkel z der angrenzenden Stabenden. Neben den beiden Verschiebungen in globaler
x- und y-Richtung treten beim Zusammentreffen zweier Stäbe in der Ebene zwei zusätzliche
Unbekannte auf, womit ein solcher "Knoten" 422 Freiheitsgrade besitzt. Beim Zusam-
mentreffen von n Stäben an einem Momentengelenk treten damit n2 Freiheitsgrade am
Knoten auf, was zu einer Vergrößerung der Systemgleichung um n – 1 Gleichungen führt. Für
Querkraft- und Normalkraftgelenke gelten entsprechende Aussagen.
Abb. 10-11 Unbekannte Verformungsgrößen an Gelenken
Beispiel 10-2:
Abb. 10-12 Eingespannter Rechteckrahmen mit Gelenk am Knoten 3
Für den eingespannten Rechteckrahmen nach Abb. 10-12 mit einseitig gelenkig angeschlos-
senem Riegel sind sämtliche Verformungen und Schnittlasten zu berechnen.
Da am Knoten 3 ein Momentengelenk vorhanden ist, macht der Drehfreiheitsgrad 3 des Sys-
temknotens 3 keinen Sinn mehr. Wir führen die Drehfreiheitsgrade der angrenzenden Stäbe
10-10 10 Ein einfaches finites Element für ebene Rahmentragwerke
als Unbekannte ein. Bezeichnet )2(2 den Drehwinkel am Stabende von Element 2 und )3(
1
den Drehwinkel am Stabanfang von Element 3, dann lautet der Vektor der Knotenverformun-
gen:
T13121110987654321
T
4y4x4)3(
1)2(
2y3x32y2x21y1x1
vvvvvvvvvvvvv
vvvvvvvv
v
Unter Beachtung der homogenen Randbedingungen an den Knoten 1 und 4 erhalten wir fol-
gendes Gleichungssystem
0
0
0
0
0
0
50
v
v
v
v
v
v
v
102472,0
0103238,0
050,8095485,3313
875,926800844,3003
010162,050,80950105710,0
050,8095985,26-0500,8095485,3313
000500,2957-875,92680844,3003
10
9
8
7
6
5
4
7
7
77
sym.
mit der Lösung
]2e-46324,0 -;2e-11608,0 ;2e-28831,0, -23531,1 ;2e-23505,0 -;2e-28831,0 ;24015,1[
]v;v;v;v;v;v;v[v 10987554
Transformation auf lokale Koordinaten ergibt die Stabendverformungen
]2e-23505,0; -24015,1; -2e-28831,0; 0; 0; 0[z1
]2e-11608,0, 2e-28831,0; -23531,1; 2e-23505,0, -2e-28831,0; 24015,1z2 [
]0; 0; 0; 2e-46324,0; -23531,1; 2e-28831,0[z3
und die Stabendlasten
]114,5685; 688,35; -475,9; 935,8589; 688,35; 475,9[-f1
]0, 475,9; 312,14; -114,5685; -475,9; -312,14[f2
]950,5724; 312,14; -475,9, -0; 312,14; 475,9[f3
10.1 Berücksichtigung von Gelenken 10-11
Abb. 10-13 Verschiebungen [cm]
Abb. 10-14 Biegemomente [kNcm]
Abb. 10-15 Querkräfte [kN]
9,47
5
9,47
5
14,312
-
+ -
Abb. 10-16 Normalkräfte [kN]
Abb. 10-14 zeigt die Einhaltung der Bedingung für ein Momentengelenk am Knoten 3.
Aufgabe 10-1:
Ermitteln für den unten skizzierten Rahmen sämtliche Zustandsgrößen
Abb. 10-17 Eingespannter Rechteckrahmen
11 Scheibenelemente
11.1 Allgemeines Bei der Vorstellung des Ritzschen Verfahrens wurde bereits darauf hingewiesen, dass es bei
zweidimensionalen Randwertproblemen in der Regel unüberwindliche Schwierigkeiten gibt,
globale Ansatzfunktionen für unregelmäßige Lösungsgebiete zu finden, die den geometri-
schen oder sogar den dynamischen Randbedingungen genügen. Die exakte Integration der
dem Problem zugeordneten Differentialgleichung unter Einhaltung der oft komplizierten
Randbedingungen gelingt nur in Ausnahmefällen.
Bei diesen komplizierten Aufgabenstellungen zeigt sich nun der wahre Vorteil der FE- Me-
thode, die jetzt auf zweidimensionale Randwertprobleme zu erweitern ist. Hier wird auch de-
ren Näherungscharakter deutlich. Dreieck-Element
Viereck-Element
Abb. 11-1 Vernetztes ebenes Gebiet, Dreieck- und Viereckelemente
Es werden statt der Linienelemente nun Flächenelemente benötigt. Das können Dreieck- oder
auch Viereckelemente sein. Da die Vernetzung jedoch weitestgehend willkürlich ist, können
bei einer Vernetzung auch Dreieck- und Viereckelemente in Kombination verwendet werden.
Dreieckelemente haben den Vorteil, dass mit ihnen krummlinig oder auch polygonal berande-
11-2 11 Scheibenelemente
te Gebiete (Abb. 11-1) besser vernetzt werden können als mit Viereckelementen allein. Ge-
radlinig berandete Elemente sind außerdem mathematisch relativ einfach zu behandeln.
In Abhängigkeit von der Art des zweidimensionalen Randwertproblems sind gewisse Stetig-
keitsforderungen an die Näherungslösungen und deren Ableitungen zu stellen. Im Fall der
Stab- und Balkenelemente bezog sich die Stetigkeitsforderung auf die Elementübergänge am
Systemknoten. Bei zweidimensionalen Problemen ist diese Stetigkeit auf die Kontaktlinien
der Elemente auszudehnen. C0-Stetigkeit bedeutet bei Flächenelementen also Stetigkeit der
Ansatzfunktionen längs gemeinsamer Elementkanten.
11.2 Ein einfaches Dreieckelement
Abb. 11-2 Dreieckelement mit Nachbarelementen
Das Dreieckelement nach Abb. 11-2 besitzt im globalen Koordinatensystem x,y die drei Eck-
punkte 1, 2 und 3, die wir mathematisch positiv im Gegenuhrzeigersinn durchnummerieren.
Im Allgemeinen sind diese Knotenpunkte in der x-y-Ebene frei verteilt. Ein Punkt P im In-
nern des Dreiecks kann entweder durch seine globalen kartesischen Koordinaten x,y oder
durch Einführung dimensionsloser lokaler Koordinaten1 321 ,, beschrieben werden (Abb.
11-3). Zur Bestimmung der lokalen Koordinaten werden die globalen Koordinaten x,y als
Linearkombination der lokalen Koordinaten notiert
332211
332211
y
x
Gl. 11-1
1 die auch als Dreieckkoordinaten bezeichnet werden
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-3
Abb. 11-3 Dreieckkoordinaten
Die Koordinatenlinien k konst. (k = 1, 2, 3) verlaufen parallel zu der dem Punkt k gege-
nüberliegenden Dreieckseite (Abb. 11-3). Im Punkt k ist 1k , so dass an den Eckpunkten
die Dreieckkoordinaten die Werte (1,0,0), (0,1,0) und (0,0,1) besitzen. Die Beziehungen in Gl.
11-1 sind für alle Punkte innerhalb der Dreieckfläche gültig, insbesondere auch an den Eck-
punkten. Das führt auf die Konstanten
)3,2,1i(yx iiii Gl. 11-2
und damit
321
332211
332211
1
yyyy
xxxx
Gl. 11-3
Lösen wir Gl. 11-3 nach den Dreieckkoordinaten k (k = 1,2,3) auf, dann sind
233231131221
122112213
233231131221
311331132
233231131221
233223321
yxyxyxyxyxyx
y)xx(x)yy()yxyx(
yxyxyxyxyxyx
yxxx)yy()yxyx(
yxyxyxyxyxyx
y)xx(x)yy()yxyx(
Gl. 11-4
Die lokalen Koordinaten eines beliebigen Zwischenpunktes P(x,y) im Dreieckgebiet erhalten
wir durch Auswertung von Gl. 11-4.
11-4 11 Scheibenelemente
Abb. 11-4 Dreieckelement, Interpretation der Dreieckkoordinaten
Die Dreieckkoordinaten 21 , und 3 in Gl. 11-4 lassen sich noch geometrisch interpretie-
ren. Hat der Punkt P(x,y) den Ortsvektor r, dann liefert unter Beachtung von
y)xx(x)yy()yxyx(2
1
yx1
yx1
yx1
2
1)()(
2
1A 23322332
33
22)e(
1 rrrr 32
yxxx)yy()yxyx(2
1
yx1
yx1
yx1
2
1)()(
2
1A 31133113
33
11
)e(2 rrrr 13
y)xx(x)yy()yxyx(2
1
yx1
yx1
yx1
2
1)()(
2
1A 1221122122
11
)e(3 rrrr 21
und
)yxyx()yxyx()yxyx(2
1AAAA 233231131221
)e(3
)e(2
)e(1
)e( Gl. 11-5
Ein Vergleich mit Gl. 11-4 zeigt
)e(
)e(3
3)e(
)e(2
2)e(
)e(1
1 A
A;
A
A;
A
A Gl. 11-6
weshalb diese lokalen Koordinaten auch Flächenkoordinaten genannt werden. Die drei loka-
len Koordinaten können in der Ebene nicht unabhängig voneinander sein, sie genügen der
Nebenbedingung (Gl. 11-6)
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-5
1321 Gl. 11-7
Zur Vereinfachung der Schreibweise führen wir für die nachfolgenden Untersuchungen die
Abkürzungen
213132321
213132321
122133113223321
xxcxxcxxc
yybyybyyb
yxyxayxyxayxyxa
Gl. 11-8
ein. Es gilt (Beweis durch Ausrechnen)
)e(233212213113
3
1ii
3
1ii
A2cbcbcbcbcbcb
0c
0b
Gl. 11-9
Damit lassen sich die Dreieckkoordinaten auch in der Form
)ycxba(A2
1
)ycxba(A2
1
)ycxba(A2
1
333)e(3
222)e(2
111)e(1
Gl. 11-10
schreiben. Wir wollen nun die Verschiebungen innerhalb des Elementes festlegen. Der plana-
re Verschiebungsvektor
yx eew )y,x(v)y,x(u)y,x( Gl. 11-11
ordnet jedem Punkt mit den Koordinaten (x,y) die beiden Verschiebungen u(x,y) und v(x,y)
zu, für die wir die linearen Ansätze
ykxkk)y,x(v
ykxkk)y,x(u
654
321
Gl. 11-12
mit noch unbekannten Ansatzkoeffizienten ki (i = 1..6) wählen. Diese Ansätze auf Element-
ebene erfüllen die geforderte C0-Stetigkeit.
11-6 11 Scheibenelemente
Abb. 11-5 Dreieckelement, Knotenpunktverschiebungen u,v
Die Beziehungen Gl. 11-12 müssen selbstverständlich auch für jeden Knoten des Dreieckele-
mentes gelten, also
6
5
4
3
2
1
33
22
11
33
22
11
3
2
1
3
2
1
k
k
k
k
k
k
yx1
yx1
yx1
yx1
yx1
yx1
v
v
v
u
u
u
0
0
Das obige Gleichungssystem ist offensichtlich in x- und y-Richtung entkoppelt. Im Folgenden
reicht es deshalb aus, das reduzierte Gleichungssystem
3
2
1
33
22
11
3
2
1
k
k
k
yx1
yx1
yx1
u
u
u
Gl. 11-13
zu betrachten. Die Auflösung nach den unbekannten Koeffizienten ki (i = 1,2,3) liefert
312231123)e(3
321213132)e(2
312212311312332)e(1
u)xx(u)xx(u)xx(A2
1k
u)yy(u)yy(u)yy(A2
1k
u)yxyx(u)yxyx(u)yxyx(A2
1k
Gl. 11-14
wobei )yxyx()yxyx()yxyx(A2 233231131221)e( der doppelten Dreieckfläche
entspricht.
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-7
Hinweis: Die Fläche A(e) verschwindet u.a. dann, wenn alle drei Eckpunkte des Elementes auf
einer Geraden liegen. Bei der Vernetzung einer Scheibe ist deshalb darauf zu achten, dass
spitzwinklige Dreiecke möglichst vermieden werden, weil es sonst zu nummerischen Schwie-
rigkeiten kommen kann.
Die Lösungen 64 kk erhalten wir, indem wir formal die Knotenverschiebungen ui durch vi
ersetzen. Führen wir die Abkürzungen Gl. 11-8 ein, dann lassen sich die Koeffizienten noch
etwas kompakter schreiben
)vcvcvc(A2
1k)ucucuc(
A2
1k
)vbvbvb(A2
1k)ububub(
A2
1k
)vavava(A2
1k)uauaua(
A2
1k
332211)e(6332211)e(3
332211)e(5332211)e(2
332211)e(4332211)e(1
Gl. 11-15
Einsetzen von Gl. 11-15 in den Verschiebungsansatz Gl. 11-12 liefert
y)vcvcvc(x)vbvbvb()vavava(A2
1)y,x(v
y)ucucuc(x)ububub()uauaua(A2
1)y,x(u
332211332211332211)e(
332211332211332211)e(
Gl. 11-16
und sortiert nach den Knotenverschiebungen
333322221111)e(
333322221111)e(
v)ycxba(v)ycxba(v)ycxba(A2
1)y,x(v
u)ycxba(u)ycxba(u)ycxba(A2
1)y,x(u
Gl. 11-17
Eine besonders einfache Darstellung der Verschiebungsfunktionen Gl. 11-17 gelingt bei Be-
achtung von Gl. 11-10
332211321
332211321
vvv),,(v
uuu),,(u
Gl. 11-18
Die drei linearen Interpolationsfunktionen
3,2,1i;)ycxba(A2
1N iiii)e(i Gl. 11-19
11-8 11 Scheibenelemente
werden Formfunktionen genannt. Am Knoten i besitzen diese Funktionen den Wert Ni = 1
an den beiden anderen Knoten jeweils den Wert Null (Abb. 11-6).
Abb. 11-6 Formfunktion N1
Hinweis: Längs der Dreieckseiten sind die Verschiebungen u(x,y) und v(x,y) lineare Funktio-
nen. Damit stimmen aufgrund der Verschiebungskompatibilitäten an den Knoten auch die
Verschiebungen längs gemeinsamer Elementkanten überein, womit die geforderte C0-
Stetigkeit auch längs der Elementkanten gewährleistet ist.
Die Knotenvariablen werden im Elementknotenverschiebungsvektor zusammengestellt
3
2
1
3
2
1
v
v
v
u
u
u
(e)z Gl. 11-20
Da jeder Knoten zwei Verschiebungsfreiheitsgrade besitzt, verfügt unser Dreiknotenelement
über insgesamt 6 FG. Die Verschiebungen innerhalb des Elementes interpolieren wir dann mit
den Formfunktionen Ni wie folgt
(e)(e)(e) zNu
3
2
1
3
2
1
321
321
v
v
v
u
u
u
NNN000
000NNN
v
u Gl. 11-21
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-9
In Gl. 11-21 bezeichnet
321
321
NNN000
000NNN(e)N Gl. 11-22
die Matrix der Formfunktionen.
11.2.1 Das Prinzip der virtuellen Verrückung Den auf Elementebene formulierten Verschiebungsansatz Gl. 11-21 setzen wir nun in das
Prinzip der virtuellen Verrückung ein. Dazu notieren wir zunächst das elastische Potenzial
nur für ein Element. Das vollständige Potenzial
Extremum)AW( )e(a
n
1e
)e(n
1e
)e(
Gl. 11-23
der Scheibe erhalten wir dann durch Summation der Energieausdrücke über alle Elemente.
Das elastische Potenzial wird gebildet aus der auf das Element entfallenden Formänderungs-
energie )e(W und der Arbeit der äußeren Kräfte )e(aA . Wir beschäftigen uns in einem ersten
Schritt mit der Berechnung der Formänderungsenergie
)e()e( AA
(s))e( dA2
hdAWhW (e)
EST(e) εDε Gl. 11-24
eines Elementes. In der obigen Gleichung bezeichnet h die konstante Scheibendicke und
x
v
y
u
y
v
x
uγεε xyyyxx
T(e)ε Gl. 11-25
die Verzerrungen, die in bekannter Weise aus dem Verschiebungsfeld berechnet werden, so-
wie der symmetrischen Materialmatrix
s
xxy
xyx
2
D00
0DD
0DD
2
ν100
01ν
0ν1
ν1
EESD Gl. 11-26
11-10 11 Scheibenelemente
des ebenen Spannungszustandes. Das Zweifachintegral in Gl. 11-24 ist dabei über das Ele-
mentgebiet A(e) zu erstrecken.
Abb. 11-7 Scheibenelement mit flächenhafter Belastung px und py
Die Arbeit der äußeren Kräfte wird gebildet aus den flächenhaft verteilten Kräften
)y,x(p
)y,x(p
y
x(e)p Gl. 11-27
die positiv sind, wenn sie in Richtung der globalen Koordinaten (x,y) zeigen, sowie aus den
an den Außenrändern des Elementes wirkenden linienhaft verteilten Randkräften
)s(q
)s(q
y
x(e)q Gl. 11-28
Hinweis: Sind weitere äußere Belastungen vorhanden (z.B. Einzelkräfte), dann ist der Aus-
druck für die äußere Arbeit entsprechend zu ergänzen.
Die Arbeit der äußern Kräfte aus Flächen- und Randlasten ist dann
C
T
A
T)e(a ds)s((s)dA(x,y)(x,y)A
(e)
(e)(e)(e)(e) uqup Gl. 11-29
und für das elastische Potenzial erhalten wir
n
1e A C
T
A
T
)e( (e)
ds)s((s)dA(x,y)(x,y)dA2
h (e)(e)(e)(e)(e)ES
T(e) uqupεDε Gl. 11-30
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-11
Wir approximieren nun auf Elementebene die Verschiebung u(e)(x,y) durch den Näherungsan-
satz
(e)(e)(e) zNu
)y,x(v
)y,x(u Gl. 11-31
womit das elastische Potenzial in den Näherungswert übergeht
n
1e A C
T
A
T
)e( (e)
ds)s((s)dA(x,y)(x,y)dA2
hˆ (e)(e)(e)(e)(e)ES
T(e) uqupεDε Gl. 11-32
Um die Formänderungsenergie auswerten zu können, benötigen wir die Verzerrungen
x
v
y
u
y
v
x
uγεε xyyyxx
T(e)ε Gl. 11-33
Dazu sind die folgenden Ableitungen der Formfunktionen zu bilden
)vbvbvb(A2
1v
x
Nv
x
Nv
x
N
x
v
)ucucuc(A2
1u
y
Nu
y
Nu
y
N
y
u
)vcvcvc(A2
1v
y
Nv
y
Nv
y
N
y
v
)ububub(A2
1u
x
Nu
x
Nu
x
N
x
u
332211)e(33
22
11
332211)e(33
22
11
332211)e(33
22
11
332211)e(33
22
11
Gl. 11-34
Gl. 11-34 entnehmen wir, dass sämtliche Ableitungen, und damit auch die Verzerrungen, in-
nerhalb des Elementes konstant1 sind. Unter Beachtung von Gl. 11-34 lassen sich die Verzer-
rungen durch die Knotenverschiebungen ausdrücken
(e)(e)(e) zBε
3
2
1
3
2
1
321321
321
321
)e(
xy
yy
xx
v
v
v
u
u
u
bbbccc
ccc000
000bbb
A2
1
γ
ε
ε
Gl. 11-35
1 In der angelsächsischen Literatur wird ein solches Element als constant strain element (CST-Element) be-zeichnet.
11-12 11 Scheibenelemente
In Gl. 11-35 ist
321321
321
321
)e(
bbbccc
ccc000
000bbb
A2
1(e)B Gl. 11-36
die Matrix der Ableitungen der Formfunktionen. Berücksichtigen wir diesen Sachverhalt in
Gl. 11-32, dann erhalten wir
Extremum
dsdAdA)(2
hˆn
1e A C
T
A
T
)e( (e)
(e)(e)(e)(e)(e)(e)(e)(e)ES
T(e)(e) zNqzNpzBDzB Gl. 11-37
Die Variation dieses Funktionals ergibt
0dsdAdAhˆn
1e A CA)e( (e)
(e)(e)T(e)(e)T(e)(e)ES
T(e)(e)T qNpNzBDBδz Gl. 11-38
11.2.1.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix
Mit der symmetrischen Elementsteifigkeitsmatrix
(e)ES
T(e)(e)ES
T(e)(e)ES
T(e)(e) BDBBDBBDBk )e(
AA
AhdAhdAh)e()e(
Gl. 11-39
und dem Elementlastvektor der rechten Seite
CA
dsdA(e)
(e)(e)T(e)(e)T(e) qNpNr Gl. 11-40
geht Gl. 11-38 über in
0ˆn
1e
(e)(e)(e)(e)T rzkδz Gl. 11-41
Wegen der Beliebigkeit von (e)δz ist die obige Beziehung nur dann erfüllt, wenn für jedes
Element (e)(e)(e) rzk Gl. 11-42
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-13
besteht. Die Berechnung des Matrizenproduktes (e)ES
(e)T BDB , auf dessen Wiedergabe wir hier
verzichten wollen, liefert uns die Steifigkeitsmatrix
(e)2
(e)1
(e) kkk2
1
)1(A4
Eh2)e(
Gl. 11-43
mit
23
3222
312121
33323123
2322213222
131211312121
23
3222
312121
33231323
3222123222
312111312121
b.
bbb
bbbbb
cbcbcbc
cbcbcbccc
cbcbcbccccc
c.
ccc
ccccc
cbcbcbb
cbcbcbbbb
cbcbcbbbbbb
sym
k
sym
k
(e)2
(e)1
Gl. 11-44
Eine andere Darstellung der Steifigkeitsmatrix erhalten wir, wenn wir in Gl. 11-26 den rechts
stehenden Ausdruck für die Materialmatrix verwenden und dann nach Dx, Dxy und Ds sortie-
ren
(e)11
(e)12
(e)T12
(e)22
(e)T12
(e)12
(e)22
(e)11(e)
kk
kk
0k
k0
k0
0kk sxyx)e(
DDDA4
h Gl. 11-45
Zur Abkürzung wurden in Gl. 11-45 die [ 33 ] Untermatrizen
23
3222
312121
b.sym
bbb
bbbbb(e)11k
23
3222
312121
c.sym
ccc
ccccc(e)22k
332313
322212
312111
cbcbcb
cbcbcb
cbcbcb(e)12k
eingeführt.
11.2.1.2 Der Elementlastvektor aus Flächenlasten
Der Flächenlastvektor p(e), der z.B. aus Eigengewicht oder auch aus magnetischen Kräften
resultiert, muss innerhalb des Elementgebietes nicht konstant sein.
11-14 11 Scheibenelemente
Abb. 11-8 Knotenwerte bilinearer Flächenlasten
Wir beschränken uns im Folgenden auf bilinear verteilte Flächenlasten entsprechend Abb.
11-8. Sind die Knotenwerte der Flächenlast bekannt, dann interpolieren wir diese Belastung
mit den gleichen Formfunktionen wie den Verschiebungszustand selbst, also
3y32y21y1
3x32x21x1
y3
y2
y1
x3
x2
x1
321
321
y3
y2
y1
x3
x2
x1
ppp
ppp
p
p
p
p
p
p
000
000
p
p
p
p
p
p
(e)(e) Np Gl. 11-46
dA
ppp
ppp
ppp
ppp
ppp
ppp
dAppp
ppp
0
0
0
0
0
0
dA)e()e((e) A
23y323y213y1
32y322y212y1
31y321y221y1
23x323x213x1
32x322x212x1
31x321x221x1
3y32y21y1
3x32x21x1
A
3
2
1
3
2
1
A
(e)(e)TpN
Mit der Integrationsvorschrift )!2rqp(
!r!q!pA2dA )e(
A
r3
q2
p1
)e( ) folgt dann der Element-
lastvektor aus Flächenlasten
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-15
y3
y2
y1
x3
x2
x1
)e(
A
p
p
p
p
p
p
AdA(e) F0
0FpN (e)(e)T Gl. 11-47
wobei zur Abkürzung
211
121
112
12
1F Gl. 11-48
gesetzt wurde.
11.2.1.3 Der Elementlastvektor aus Randlasten
Die Randlasten einer Scheibe werden einem Elementrand zugeordnet (Abb. 11-9). Auch diese
Lasten müssen längs des Randes nicht konstant sein. Wir betrachten für die folgenden Ablei-
tungen den Rand 01 mit der Länge 1 . Die orientierten Randpunkte auf diesem Rand
sind die Knoten 2 und 3.
Abb. 11-9 Randbelastung eines Scheibenelementes, hier der Rand 1 = 0
Längs dieses Randes wirken in globaler x- und y-Richtung (Abb. 11-9) die Linienlasten
(e)
(e)1q
),(q
),(q
32y
32x Gl. 11-49
Mit den Knotenlasten (q12,x;q12,y) am Knoten 2 und (q13,x;q13,y) am Knoten 3 werden auch die
Randlasten, in Anlehnung an die Verschiebungen, längs des Randes linear interpoliert
11-16 11 Scheibenelemente
(e)
(e(e
(e)1 Nq
3y,132y,12
3x,132x,12
)
y,13
y,12
x,13
x,12
32
32
)
y,13
y,12
x,13
x,12
q
q
q
q
00
00
q
q
q
q
Gl. 11-50
Der Anteil der rechten Seite aus dieser Randlast ist dann (1 = 0)
ds
0
0
dsqq
0
0
00
0
0
00
ds11
23y,1332y,12
32y,1322y,12
23x,1332x,12
32x,1322x,12
3y,132y,12
3x,132x,12
C
3
2
3
2
(e)
(e)1
(e)TqN
Die Anwendung der Integrationsregel )!1rq(
!r!qds 1
r3
q2
1
liefert
y,13y,12
y,13y,12
x,13x,12
x,13x,12
1
C
q2q
qq2
0
q2q
qq2
0
6ds
(e)1
(e)TqN Gl. 11-51
Für die Außenränder 02 bzw. 03 gilt dann entsprechend
0
q2q
qq2
0
q2q
qq2
6ds;
qq2
0
q2q
qq2
0
q2q
6ds
y,32y,31
y,32y,31
x,32x,31
x,32x,31
3
y,21y,23
y,21y,23
x,21x,23
x,21x,23
2
32
(e)3
(e)T(e)2
(e)T qNqN Gl. 11-52
11.2.2 Die Scheibenschnittlasten Für die Dimensionierung eines Tragwerkes sind nicht die Verformungen entscheidend, son-
dern vielmehr die infolge der Deformation auftretenden Spannungen. Diese planaren Span-
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-17
nungen werden zu Resultierenden, den Scheibenschnittlasten, zusammengefasst. Mit dem
Spannungs- und Verzerrungsvektor
],γε,ε[],σσ,σ[ xyyyxxT
xyyyxxT εσ Gl. 11-53
und der symmetrischen Materialmatrix Gl. 11-26 für den isothermen Fall kann das Werk-
stoffgesetz für den ebenen Spannungszustand in Matrizenschreibweise wie folgt notiert wer-
den (e)(e)
ES(e)
ES(e) zBDεDσ Gl. 11-54
Die Schnittlasten selbst ergeben sich dann zu
(e)(e)(e)(e)
ES(e)
ES(e)(e) zSzBDεDσn hhh )e( Gl. 11-55
Der Vektor )e(
xy
yy
xx
n
n
n
(e)n Gl. 11-56
heißt Schnittkraftvektor und die Matrix
S3S2S1S3S2S1
x3x2x1xy3xy2xy1
xy3xy2xy1x3x2x1
)e(
DbDbDbDcDcDc
DcDcDcDbDbDb
DcDcDcDbDbDb
A2
hh (e)
ES(e) BDS Gl. 11-57
wird Schnittkraftmatrix genannt. Wir haben nun alle theoretischen Vorarbeiten abgeschlos-
sen und wollen uns deshalb einem praktischen Beispiel zuwenden. Damit verbinden wir auch
den Vorteil, programmspezifische Vorgehensweisen bei der FEM besser verstehen zu können.
Als Berechnungsbeispiel wählen wir die in Abb. 11-10 dargestellte quadratische Kragscheibe,
für die sämtliche Zustandsgrößen (Verschiebungen, Verzerrungen, Schnittlasten) berechnet
werden sollen. Wir vernetzen das Scheibengebiet (Abb. 11-11) mit m = 4 Dreieckelementen.
Dabei entstehen n = 6 Systemknoten, von denen jeder Knoten 2 FG (ui, vi) besitzt. Die sym-
metrische Steifigkeitsmatrix des freien ungefesselten Systems hat demnach die Größe 1212 ,
die allerdings um die Anzahl der vorgegeben Randbedingungen reduziert wird.
11-18 11 Scheibenelemente
Abb. 11-10 Quadratische Kragscheibe Abb. 11-11 Vernetzung
Die Geometrie des Systems wird durch die globalen Knotenkoordinaten festgelegt. Dazu wird
eine Knotendatei aufgestellt (Tabelle 1)
Knotennummer x - Koordinate [m] y - Koordinate [m]
1 0 2,00
2 0 1,00
3 0 0
4 2,00 2,00
5 2,00 1,00
n = 6 2,00 0
Tabelle 1 Knotendatei
Die Zuordnung der Elementknoten zu den Systemknoten erfolgt in der Elementdatei. Damit
ist die Topologie1 der Elemente in der Ebene festgelegt. Knoten- und Elementdatei werden in
kommerziellen Programmsystemen weitestgehend durch Netzgeneratoren erstellt.
Elementnummer Knoten 1 Knoten 2 Knoten 3
1 2 4 1
2 2 5 4
3 3 5 2
m = 4 3 6 5
Tabelle 2 Elementdatei
Die Lösung der Aufgabe erfolgt in Schritten:
1. Eingabe der Systemdaten (preprocessing)
2. Ermittlung der Elementsteifigkeitsmatrizen und Aufbau der Systemsteifigkeitsmatrix
3. Ermittlung der Elementlastvektoren und Aufbau des Systemlastvektors
1 topo... [zu griech. tópos ›Ort‹ , ›Stelle‹, ›Platz‹]
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-19
4. Einbau der Verschiebungsrandbedingungen in die Systemmatrix
5. Lösung des linearen Gleichungssystems (z.B. mit Gauß)
6. Ermittlung der Elementverzerrungen und Elementspannungen
7. Ausgabe der Ergebnisse (postprocessing)
Wir beginnen mit 2.) und wenden uns der Ermittlung der Elementsteifigkeitsmatrizen zu. Da
die Scheibe aus einheitlichem Material und konstanter Dicke h besteht, und die Elemente
(1,3) und (2,4) geometrisch gleich sind, haben wir hier nur zwei unterschiedliche Elementstei-
figkeitsmatrizen aufzustellen.
Elemente 1, 3
m00,2c;m00.0c;m0,2c
m0,1b;m0,1b;m00,0b
321
321
)3(21221
)1( Am00,1)cbcb(5,0A
(3)(1) k
sym
k
4,4.
4,04,0
0,400,4
2,18,04,06,2
4,004,00,10,1
8,08,006,106,1
)1(A4
Eh2)1(
(3)(1) SS
125012500250002500
6250062506256250
125001250312531250
Elemente 2,4
;m00,2c;m00,2c;m00,0c
m00,0b;m00,1b;m00,1b
321
321
)4(21221
)2( Am00,1)cbcb(5,0A
(4)(2) k
sym
k
0,4.
0,44,4
04,04,0
08,08,06,1
4,02,18,06,16,2
4,04,0000,10,1
)1(A4
Eh2)2(
(4)(2) SS
012501250250025000
6250625000625625
125012500031253125
11-20 11 Scheibenelemente
Die vier Elementsteifigkeitsmatrizen )e(k der Größe [ 66 ] sind nun in die Systemsteifig-
keitsmatrix K der Größe [ 1212 ] einzubauen. Dazu ist der Zusammenhang zwischen den
Freiheitsgraden der Elementknoten und der Systemknoten zu beachten. Während im Element-
knotenverschiebungsvektor zuerst die drei u-Verschiebungen und dann die drei v-
Verschiebungen angeordnet sind, also ]vvvuuu[ 321321(e)Tz werden in den
meisten FE-Programmen die System-Knotenverschiebungen ( ii v,u ) knotenweise aufgelistet
66ii11 vuvuvu Tv
Um eine Verwechslung der Elementknotenverschiebungen mit den Systemknotenverschie-
bungen auszuschließen, erhalten die Systemknotenverschiebungen im Vektor v einen Quer-
strich. Die Zuordnung von Elementknoten zu Systemknoten kann mittels Zuordnungsmatrizen
A(e) erfolgen, die wir bereits bei unserem Beispiel des ebenen Fachwerks kennen gelernt ha-
ben: vAz (e)(e) δvAδz (e)(e) (e)TT(e)T Aδvδz . Die Variation des elasti-
schen Potenzials geht dann über in
0ˆn
1e
)e(n
1e
RvKδvrAvAkAδv (e)T(e)T(e)(e)(e)(e)TT
mit
(e)T(e)(e)
(e)(e)(e)T(e)
rAR
AkA K
Für das Element 1 erhalten wir z.B. die folgende Zuordnungsmatrix A(1), die unmittelbar aus
der Elementdatei hergeleitet werden kann.
1
4
2
1
4
2
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
3
2
1
3
2
1
v
v
v
u
u
u
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
000000000010
000010000000
000000001000
000000000001
000001000000
000000000100
v
v
v
u
u
u(1)
(1)
(1)
vA
16 126 112 16
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-21
11-22 11 Scheibenelemente
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-23
Bezeichnet n die Anzahl der Systemknoten, dann haben die Zuordnungsmatrizen A(e) für un-
ser Dreieckelement die Dimension n26 . In jeder Zeile j enthalten die A(j,k) genau eine
Eins. Sonst sind sie mit Nullen besetzt. Eine "1" an der Position (j,k) bedeutet eine Kopplung
des j-ten Elementfreiheitsgrades mit dem k-ten Systemfreiheitsgrad. Bei einer "0" besteht
keine Kopplung. Bilden wir die Matrizenprodukte (e)(e)(e)T AkA , dann erhalten wir die oben
dargestellten Teilmatrizen K(e) (e = 1..4).
Das Aufstellen der Systemsteifigkeitsmatrizen K(e) unter Zuhilfenahme der Zuordnungsmatri-
zen A(e) ist allerdings sehr speicherplatz- und rechenintensiv. Deshalb wird in FE-
Programmen die Berechnung der Systemmatrizen mit Hilfe der A(e) –Matrizen so nicht vorge-
nommen. Wesentlich schneller und eleganter ist das Arbeiten mit Indexvektoren. Dazu wer-
den zunächst die Unbekannten im Systemverschiebungsvektor v in Uj umbenannt und von j =
1..2n durchnumeriert
n21n2j21j221
66ii11
UUUUUU
vuvuvu
Tv
Der Index entspricht dann der Position des Freiheitsgrades im Systemverschiebungsvektor v.
Ungerade Indizes (2j-1) entsprechen den u- Verschiebungen, und gerade Indizes (2j) sind den
v- Verschiebungen zugeordnet. Zur Aufstellung der Element-Indexvektoren benötigen wir
auch hier die Elementdatei. Die Zuordnung von 632 Elementfreiheitsgraden zu 1262
Systemfreiheitsgraden erfolgt beispielhaft für das Element 1
2
8
4
1
7
3
1
4
2
1
4
2
3
2
1
3
2
1
U
U
U
U
U
U
v
v
v
u
u
u
v
v
v
u
u
u
Ausgehend von der entsprechenden Zeile der Elementdatei (hier der 1. Zeile)
142
lässt sich der Indexvektor
284173
leicht aufbauen. Die Indexberechnung ist in der Folgezeile dargestellt
142142 222121212 284173
Sämtliche Informationen für das Element 1, die in der Zuordnungsmatrix A(1) enthalten sind,
sind jetzt auch Bestandteil des Element-Indexvektors.
11-24 11 Scheibenelemente
Abb. 11-12 Einordnung des Elementes 1 in die Systemsteifigkeitsmatrix, Indexvektor
m
MN
4.42.10.48.0004.04.00000
2.16.24.06.1008.00.10000
0.44.08.82.10.48.002.18.02.100
8.06.12.18.84.06.12.102.10.200
000.44.04.400002.14.08.0
008.06.106.2002.104.00.1
4.08.002.1004.400.44.000
4.00.12.100006.28.06.100
008.02.102.10.48.08.82.10.44.0
002.10.22.104.06.12.12.58.06.1
00004.04.0000.48.04.42.1
00008.00.1004.06.12.16.2
5.1562K
1212
Gl. 11-58
Die symmetrische Gesamtsteifigkeitsmatrix (Gl. 11-58) erhalten wir durch Addition aller E-
lementsteifigkeitsmatrizen unter Beachtung des Vorfaktors 32)e(
m/MN5.1562)1(A4
Eh
.
Diese Matrix ist singulär (det K = 0), da das System noch kinematisch ist.
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-25
Wir kommen nun zum 3.) Schritt, dem Aufbau der Elementlastvektoren und deren Einbau in
den Systembelastungsvektor r. Die Lasten auf Elementebene setzen sich aus den Elementflä-
chenlasten und den Elementrandlasten zusammen. Wir beschäftigen uns zuerst mit der Be-
rechnung der Elementflächenlasten. Das konstante Eigengewicht als volumenhaft verteilte
Belastung, das hier in negativer y-Richtung wirkt, wird zunächst in eine statisch äquivalente
Flächenlast umgerechnet
.konstm/MN0,52,025hpppp 20yy3y2y1
Da die Elementflächen für alle Elemente gleich sind ( 2)e( m1A ), sind nach Gl. 11-47 auch
alle Elementflächenlastvektoren gleich
MN
667.1
667.1
667.1
0
0
0
1
1
1
0
0
0
3
pA
p
p
p
0
0
0
AdA 0y)e(
0y
0y
0y
)e(
A(e)
L0
0LpN (e)(e)T
Die Elementgewichtskraft py0 A(e) wird damit gleichmäßig (jeweils zu 1/3) auf die Element-
knoten verteilt.
Es fehlen noch die Randlasten, die in unserem Beispiel nur beim Element 1 auftreten (Abb.
11-13). Bei diesem Element ist der parallel zur globalen x-Achse liegende Rand 1 ( 01 ) in
negativer y-Richtung belastet (q12,x = q13,x = 0, q12,y = q13,y = -q0). Mit der Lastaufstandslänge
m21 erhalten wir unter Beachtung von Gl. 11-51
MN
0.10
0.10
0
0
0
0
1
1
0
0
0
0
2
q
q2q
qq2
0
q2q
qq2
0
6ds 10
y,13y,12
y,13y,12
x,13x,12
x,13x,12
1
C
(e)
1(e)TqN
11-26 11 Scheibenelemente
Abb. 11-13 Elementrandlasten, Element 1 am Rand 1 mit q0 belastet.
Die resultierende Randlast wird also bei konstanter Linienlast jeweils zur Hälfte auf die an-
grenzenden Knoten (hier die Elementknoten 2 und 3) verteilt. Das Einsortieren der Element-
knotenlasten in den Systemlastvektor geschieht wieder vorteilhaft mittels der Indexvektoren.
Wir erhalten z.B. für das Element 1 den resultieren Elementlastvektor aus Flächen- und
Randbelastung zu
667.11
667.11
667.1
0
0
0
0.10
0.10
0
0
0
0
667.1
667.1
667.1
0
0
0
(1)r
Sämtliche Elementknotenlasten sind dann in den Systemknotenlastvektor
121110987654321
y6x6y5x5y4x4y3x3y2x2y1x1T
FFFFFFFFFFFF
FFFFFFFFFFFF
R
einzusortieren, was z.B. unter Beachtung des Indexvektors folgenden Anteil für das Element 1
liefert:
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-27
2
8
4
1
7
3
y1
y4
y2
x1
x4
x2
y3
y2
y1
x3
x2
x1
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
und mit den Werten des Beispiels
0
0
0
0
667.11
0
0
0
667.1
0
667.11
0
667.11
667.11
667.1
0
0
0
)1(Rr(1)
Die vollständige rechte Seite ist dann
667.1
0
0.5
0
333.13
0
333.3
0
0.5
0
667.11
0
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
F
4
1e
12
11
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
(e)RR
Mit dem vollständigen Aufbau der rechten Seite liegt dann auch das Gleichungssystem
RvK Gl. 11-59
11-28 11 Scheibenelemente
für das ungefesselte System vor. Im 4. Schritt müssen die Randbedingungen berücksichtigt
werden. In unserem Fall sind aufgrund der Einspannung des linken Randes die Systemknoten
1,2,3 in x- und y-Richtung festzuhalten. Die diesen Knoten zugeordneten Verschiebungen
sind damit alle Null. Als Folge der Fesselungen treten nun zusätzlich unbekannte Lagerreakti-
onskräfte auf, die im Lastvektor der rechten Seite erscheinen. Um die Verschiebungsrandbe-
dingungen im Gleichungssystem zu berücksichtigen, wird der Systemverschiebungsvektor in
zwei Anteile zerlegt, in die eingeprägten Knotenverschiebungen (Index !) und die freien Kno-
tenverschiebungen (Index F)
12
11
10
9
8
7
6
6
5
5
4
4
6
5
4
3
2
1
3
3
2
2
1
1
U
U
U
U
U
U
v
u
v
u
v
u
0
0
0
0
0
0
U
U
U
U
U
U
v
u
v
u
v
u
F! vv
Durch Umsortieren gehen der Knotenverschiebungsvektor v und die rechte Seite R dann über
in
12
11
10
9
8
7
U
U
U
U
U
U
0
0
0
0
0
0
ˆF
!
v
vv
12
11
10
9
8
7
R6
R5
R4
R3
R2
R1
R
R
R
R
R
R
R
R
R
R
R
R
ˆF
R
R
RR
und für Gl. 11-59 erhalten wir entsprechend
RvK ˆˆˆ Gl. 11-60
oder
F
R
F
!
22T12
1211
R
R
v
v
KK
KKˆˆ
ˆˆ Gl. 11-61
Ausmultiplizieren von Gl. 11-61 liefert
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-29
FF22
!T12
RF12
!11
RvKvK
RvKvK
ˆˆ
ˆˆ Gl. 11-62
In der zweiten Zeile von Gl. 11-62 sind nur die freien Knotenverschiebungen unbekannt. Auf-
lösung liefert unter Beachtung von 0v!
F-122
!T12
F-122
F rKvKrKv ˆˆˆ Gl. 11-63
Sind die freien Knotenverschiebungen aus Gl. 11-63 berechnet worden, dann lassen sich aus
der 1. Zeile von Gl. 11-62 die Lagerreaktionsgrößen ermitteln
F12
F12
!11
R vKvKvKR ˆˆˆ Gl. 11-64
Für unser Beispiel erhalten wir mit
4.400.44.000
06.28.06.100
0.48.08.82.10.44.0
4.06.12.12.58.06.1
000.48.04.42.1
004.06.12.16.2
5.1562ˆ11K
4.08.002.100
4.00.12.1000
008.02.102.1
002.10.22.10
00004.04.0
00008.00.1
5.1562ˆ12K
4.42.10.48.000
2.16.24.06.100
0.44.08.82.10.48.0
8.06.12.18.84.06.1
000.44.04.40
008.06.106.2
5.1562ˆ22K
die freien Knotenverschiebungen
11-30 11 Scheibenelemente
]m[
03E403717.11
03E464859.3
03E214196.11
03E118843.0
03E144921.12
03E523655.3
v
u
v
u
v
u
6
6
5
5
4
4
Fv Gl. 11-65
Abb. 11-14 Verformte Lage, stark überhöht
Mit Gl. 11-65 und Gl. 11-64 lassen sich dann die Lagerreaktionsgrößen an den Knoten 1-3
berechnen
]MN[
907.5
313.19
634.12
374.1
459.21
687.20-
R
R
R
R
R
R
y3
x3
y2
x2
y1
x1
RR Gl. 11-66
Im 6. und hier abschließenden Schritt werden aus den Verschiebungen die Elementverzerrun-
gen und Scheibenschnittlasten berechnet. Dazu benutzen wir die Definition der Elementver-
zerrungen
11.2 Ein einfaches Dreieckelement 11-31
3
2
1
3
2
1
321321
321
321
)e(
xy
yy
xx
v
v
v
u
u
u
bbbccc
ccc000
000bbb
A2
1
γ
ε
ε(e)(e)(e) zBε
Die Rechnung ergibt exemplarisch für das Element 1 die konstanten Verzerrungen
03E0725.6
0
03E7618.1
0
03E144921.12
0
0
03E523655.3
0
0.10.100.200.2
.200.2000
0000.10.10
12
1
γ
ε
ε
xy
yy
xx(1)ε
und die konstanten Scheibenschnittlasten
18.15
20.2
01.11
03E0725.6
0
03E7618.1
4.000
012.0
02.01
96.0
2.030000hh εDσn (1)
ES(1)(1) [ m/MN ]
Die Richtungen der Hauptlängskräfte ergeben sich aus
45.320.201.11
18.152
nn
n22tan
yyxx
xy1
82.732 1
Die Hauptlängskräfte sind dann
m/MN20,92sinn2cos2
nn
2
nnn
m/MN41,222sinn2cos2
nn
2
nnn
1xy1yyxxyyxx
1xy1yyxxyyxx
An dieser Stelle soll auf eine Besonderheit der FE-Methode hingewiesen werden, die sich auf
die Elementierung des Lösungsgebietes bezieht. Hätten wir statt der Vernetzung nach Abb.
11-11 die in Abb. 11-15 rechts stehende gewählt, dann wären, unter Wahrung des globalen
Gleichgewichts, die Ergebnisse für die Knotenverschiebungen, Reaktionskräfte und die Ele-
mentspannungen anders ausgefallen. Durch die Elementierung wird offensichtlich eine Vor-
zugsrichtung des Tragverhaltens vorgegeben, der einer (allerdings ungewollten) Anisotropie
entspricht. Diesem Modellierungsfehler, der bei Dreiecken auftritt, ist besondere Aufmerk-
samkeit zu widmen. Bei Rechteckelementen tritt dieses Problem nicht auf.
Hinweis: Für eine in der Praxis verwertbare Berechnung müsste das Scheibengebiet feiner
elementiert werden. Das betrifft insbesondere den Bereich der Einspannung.
11-32 11 Scheibenelemente
]m[
03E403717.11
03E464859.3
03E214196.11
03E118843.0
03E144921.12
03E523655.3
v
u
v
u
v
u
6
6
5
5
4
4
Fv
]MN[
907.5
313.19
634.12
374.1
459.21
687.20-
R
R
R
R
R
R
y3
x3
y2
x2
y1
x1
RR
]m[
03E131446.11
03E581796.3
03E714964.11
03E037064.0
03E561985.13
03E479884.4
v
u
v
u
v
u
6
6
5
5
4
4
Fv
]MN[
862.10
511.19
858.12
978.0
279.16
489.20-
R
R
R
R
R
R
y3
x3
y2
x2
y1
x1
RR
Abb. 11-15 Mögliche Elementierungen, zugehörige Verschiebungen und Reaktionskräfte
Abb. 11-16 Hauptachsentransformation der Scheibenschnittlasten [MN/m]
11.3 Quadratische Ansatzfunktionen im Dreieck 11-33
11.3 Quadratische Ansatzfunktionen im Dreieck Soll die Genauigkeit der Ergebnisse gesteigert werden, dann bestehen dazu wieder zwei Mög-
lichkeiten
1. Feinere Elementierung im Lösungsgebiet
2. Wahl höherer Ansatzfunktionen
Bevor wir uns dem Punkt 2 näher widmen, sind zur Vorbereitung der folgenden Untersu-
chungen noch einige geometrische Vorarbeiten sinnvoll. Wir transformieren zunächst mittels
der linearen Transformation
23113121
23113121
bby)yy()yy(y),(y
ccx)xx()xx(x),(x Gl. 11-67
unter Beachtung von Gl. 11-8 das Dreieck D0 aus der allgemeine Lage in das Einheitsdreieck
DE. Die Kanten 0 und 0 besitzen dann jeweils die Kantenlänge 1. Durch Gl. 11-67
wird jede Gerade im x-y-System wieder in eine Gerade ins System übergeführt. Den
drei Eckpunkten P1(x1,y1), P2(x2,y2), P3(x3,y3) im (x,y) Koordinatensystem entsprechen die
Eckpunkte )1,0(P),0,1(P),0,0(P 321 im Koordinatensystem (, ), wobei zu beachten ist, daß
die drei Eckpunkte nicht auf einer Geraden liegen dürfen, da sonst die Jacobi-Matrix singulär
wird, und eine Transformation nicht möglich ist.
Abb. 11-17 Lineare Transformation
Lösen wir Gl. 11-67 nach ),( auf, dann erhalten wir
11-34 11 Scheibenelemente
ycxbaA2
1)yy)(xx()xx)(yy(
A2
1)y,x(
ycxbaA2
1)yy)(xx()xx)(yy(
A2
1)y,x(
333)e(112121)e(
222)e(131113)e(
Gl. 11-68
Das Flächenelement dxdydA transformiert sich mittels der Jacobi-Determinante (s.h. An-
hang) und mit Gl. 11-9
)e(
22
33
1313
1212 A2bc
bc
yyxx
yyxxyx
yx
detJ
J Gl. 11-69
zu
ddA2dddetdxdydA )e(J Gl. 11-70
Der Wert der Jacobi-Determinante entspricht damit der doppelten Dreieckfläche A(e) und ist
bei Beachtung des Umfahrungssinnes im Gegenuhrzeigersinn immer positiv. Die partiellen
Ableitungen der Koordinatenfunktionen ),( sind
)e(
3
)e(
12
)e(
2
)e(
13
)e(
3
)e(
12
)e(
2
)e(
13
A2
c
A2
xx
y;
A2
c
A2
xx
y
A2
b
A2
yy
x;
A2
b
A2
yy
x
Gl. 11-71
Die partiellen Ableitungen sind konstant und hängen nur von der Geometrie des Dreiecks ab.
Abb. 11-18 Pascalsches Dreieck
Wir wählen nun für das Verschiebungsfeld in x-Richtung einen vollständigen quadratischen
Ansatz 2
652
4321 ykxykxkykxkk)y,x(u Gl. 11-72
11.3 Quadratische Ansatzfunktionen im Dreieck 11-35
den wir dem Pascalschen Dreieck (Abb. 11-18) entnehmen. Eine vollständige Ansatzfunktion
eines Polynoms zweiten Grades enthält genau 6 Terme mit einer entsprechenden Anzahl von
freien Koeffizienten. Zur eindeutigen Festlegung dieser Koeffizienten müssen genau 6 Kno-
tenwerte vorliegen. Wir ordnen deshalb den Knotenwerten die Werte der Feldfunktionen
u(x,y) und v(x,y) an den 3 Eckpunkten und den drei Mittenknoten zu.
Abb. 11-19 6-Knoten-Dreieckelement, Umfahrungssinn
Aus rechentechnischen Gründen ist es von Vorteil, dieses Dreieck in allgemeiner Lage mittels
der linearen Transformation Gl. 11-67 in ein Einheitsdreieck zu transformieren
Abb. 11-20 Transformation
Setzen wir die Transformationsbeziehungen Gl. 11-67 in Gl. 11-72 ein, dann erhalten wir eine
vollständige quadratische Funktion in den Variablen und
2
652
4321),(u Gl. 11-73
Die 6 Koeffizienten i (i = 1..6) werden aus den Interpolationsbedingungen der quadrati-
schen Funktion Gl. 11-73 im Einheitsdreieck ermittelt. Es muss gelten
11-36 11 Scheibenelemente
6631
5654321
4421
3631
2421
11
u25,05,0
u25,025,025,05,05,0
u25,05,0
u
u
u
Gl. 11-74
Gl. 11-74 entspricht in symbolischer Schreibweise dem linearen Gleichungssystem
uAα Gl. 11-75
mit
4
100
2
101
4
1
4
1
4
1
2
1
2
11
004
10
2
11
100101
001011
000001
A Gl. 11-76
und
654321
654321
uuuuuu
T
T
u
α Gl. 11-77
Aufgelöst nach erhalten wir die gesuchten Koeffizienten in Abhängigkeit von den Knoten-
verschiebungen
uAα 1 Gl. 11-78
Die Inverse von A, also
400202
444004
004022
400103
004013
000001
1A Gl. 11-79
11.3 Quadratische Ansatzfunktionen im Dreieck 11-37
enthält offensichtlich nur ganze Zahlen. Setzen wir die soeben ermittelten Koeffizienten i in
den Verschiebungsansatz Gl. 11-73 ein und sortieren nach den Knotenpunktverschiebungen,
dann erhalten wir
665544332211 uNuNuNuNuNuN),(u Gl. 11-80
In Gl. 11-80 sind N1-N6 die quadratischen Formfunktionen im Einheitsdreieck
)1(4),(N
4),(N
)1(4),(N
)12(),(N
)12(),(N
)221)(1(),(N
6
5
4
3
2
1
Gl. 11-81
Die quadratischen Formfunktionen Ni besitzen an den Knoten i den Wert 1 und an allen ver-
bleibenden Knoten jeweils den Wert Null (Abb. 11-21 Formfunktionen N1 und N6.
Abb. 11-21 Formfunktionen N1 und N6
Abb. 11-22 Dreieckkoordinaten im Einheitsdreieck
11-38 11 Scheibenelemente
Im Einheitsdreieck bestehen zwischen den kartesischen Koordinaten ( , ) und den Dreieck-
koordinaten ( 321 ,, ) besonders einfache Beziehungen, die Abb. 11-22 entnommen werden
können
3
2
1 1
Gl. 11-82
Damit gehen die Formfunktionen über in
316
325
214
333
222
111
4N
4N
4N
)12(N
)12(N
)12(N
Gl. 11-83
wobei in Gl. 11-83 noch 213 1 zu beachten ist. Damit hängen die Formfunktionen
nur noch von 1 und 2 ab. Die Elementverschiebungen u und v interpolieren wir dann ent-
sprechend Gl. 11-21 wie folgt
)e()e(
6
5
4
3
2
1
6
5
4
3
2
1
654321
654321
v
v
v
v
v
v
u
u
u
u
u
u
NNNNNN000000
000000NNNNNNzN
v
uu(e)
Gl. 11-84
Die weitere Vorgehensweise zur Herleitung der Elementmatrizen ist bekannt. Aus Gl. 11-84
werden die Verzerrungen ermittelt, die dann in das Prinzip der virtuellen Verrückungen ein-
gesetzt werden (s.h. Kap. 11.2.1). Aufgrund des quadratischen Verschiebungsansatzes sind
die Verzerrungen auf Elementebene linear verteilt. Da jeder Knoten 2 Freiheitsgrade besitzt,
ist die Elementsteifigkeitsmatrix von der Dimension 1212 .
12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
Wir betrachten in einem ersten Schritt das 4-Knoten-Element nach Abb. 12-1. Die Knoten-
nummerierung P1 – P4 wurde im Gegenuhrzeigersinn vorgenommen. Die Kanten des Recht-
ecks R0 mit der Breite 2a(e) und der Höhe 2b(e) sollen in der Ausgangslage parallel zu den glo-
balen Koordinatenachsen x und y verlaufen1.
Abb. 12-1 Lineare Transformation
Es sind wieder geometrische Vorarbeiten zu leisten. Zur Vereinfachung der folgenden Unter-
suchungen transformieren wir das Rechteck R0 mittels der Transformation
)e(
S
)e(S
by)(y
ax)(x
dbdy
dadx)e(
)e(
Gl. 12-1
1 was selbstverständlich für kommerzielle FE-Programme eine starke Einschränkung bedeutet
12-2 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
in das Grundquadrat QE. Die dimensionslosen Koordinaten
)e(S
)e(S
b
yy;
a
xx
Gl. 12-2
variieren dann im Bereich zwischen 1,1 womit das Grundquadrat die dimensionslo-
se Kantenlänge "2" besitzt. Die Jacobi-Determinante
)e()e()e(
)e(
)e(
A4
1ba
b0
0ayx
yx
detJ
J Gl. 12-3
entspricht einem Viertel der Rechteckfläche A(e). Mit Gl. 12-1 transformiert sich das Flächen-
element
dddetddA4
1dbdadxdydA )e()e()e( J Gl. 12-4
Abb. 12-2 Pascalsches Dreieck, bilinearer Ansatz mit 4 freien Konstanten
Es stellt sich an dieser Stelle wieder die Frage nach geeigneten Ansatzfunktionen für die Zu-
standsgrößen u und v. Jeder Knoten besitzt bei Scheibenproblemen mit den Knotenverschie-
bungen u und v genau zwei Freiheitsgrade, bei 4 Knoten sind das auf Elementebene insge-
samt 8 Freiheitsgrade. In einem Polynomansatz für eine der Verschiebungskomponenten
müssten deshalb 4 Freiwerte vorhanden sein. Ein Blick auf das Pascalsche Dreieck zeigt je-
doch, dass ein vollständiger linearer Ansatz nur drei und ein vollständig quadratischer Ansatz
bereits 6 Freiwerte besitzt. Um auf die erforderlichen vier Koeffizienten zu kommen, wählen
wir deshalb im Grundquadrat QE für die Verschiebungsfelder u und v die identischen bilinea-
ren Ansätze
4321
4321
),(v
),(u Gl. 12-5
12.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix 12-3
Diese Ansätze enthalten lediglich den vollständigen linearen Ansatz mit dem gemischten Zu-
satzterm . Längs der Koordinatenlinien .konst, verlaufen die Verschiebungen linear,
womit C0-Stetigkeit längs der Ränder gesichert ist.
Wir beschäftigen uns im Folgenden nur mit der Verschiebung u(). Für das Verschiebungs-
feld ),(v gelten identische Ergebnisse. Die 4 Koeffizienten i (i = 1..4) werden aus den
Interpolationsbedingungen der bilinearen Funktion Gl. 12-5 im Grundquadrat ermittelt. Für
die vier Eckpunkte muss gelten
44321
34321
24321
14321
u
u
u
u
Gl. 12-6
Gl. 12-6 entspricht in symbolischer Schreibweise dem linearen Gleichungssystem
uAα Gl. 12-7
mit
1111
1111
1111
1111
A Gl. 12-8
und
4321
4321
uuuu
T
T
u
α Gl. 12-9
Aufgelöst nach erhalten wir die gesuchten Koeffizienten in Abhängigkeit von den Knoten-
verschiebungen
uAα 1 Gl. 12-10
mit der Inverse
1111
1111
1111
1111
4
1-1A Gl. 12-11
Setzen wir die Koeffizienten i in den Verschiebungsansatz Gl. 12-5 ein und sortieren nach
den Knotenpunktverschiebungen, dann erhalten wir die Darstellung
44332211 u),(Nu),(Nu),(Nu),(N),(u Gl. 12-12
12-4 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
In Gl. 12-12 sind N1-N4 die bilinearen Formfunktionen im Grundquadrat
)1)(1(4
1),(N
)1)(1(4
1),(N
)1)(1(4
1),(N
)1)(1(4
1),(N
4
3
2
1
Gl. 12-13
Hinweis: Die obigen Formfunktionen lassen sich als Produkte der Lagrangeschen1 Interpola-
tionspolynome 1. Grades in bzw. darstellen (s.h. Anhang).
Abb. 12-3 Formfunktion N1
Die Formfunktionen Ni besitzen an den Knoten i jeweils den Wert 1, an den übrigen Knoten
verschwinden sie (Abb. 12-3). Innerhalb des Elementes werden die Verschiebungen dann wie
folgt interpoliert
(e)(e)(e) zNu
4
3
2
1
4
3
2
1
4321
4321
v
v
v
v
u
u
u
u
NNNN0000
0000NNNN
),v(
),u( Gl. 12-14
Die Matrix N(e) der Formfunktionen können wir noch etwas kompakter schreiben, wenn wir
mit
1 Joseph Louis de, eigtl. Giuseppe Ludovico Lagrangia, frz. Mathematiker und Physiker italien. Herkunft, 1736-1813
12.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix 12-5
),(N),(N),(N),(N),( 4321 T(e)f Gl. 12-15
den Vektor der Formfunktionen einführen. Dann erhalten wir
]82[
T(e)T
TT(e)(e)
f0
0fN
Gl. 12-16
12.1 Die Elementsteifigkeitsmatrix Um die Formänderungsenergie berechnen zu können, benötigen wir die Verzerrungen
x
v
y
u
y
v
x
uγεε xyyyxx
T(e)ε Gl. 12-17
Mit den Differenziationsregeln
d
d
b
1
dy
d;
d
d
a
1
dx
d)e()e(
Gl. 12-18
erhalten wir folgende Ableitungen
4
1ii,i)e(
4
1iiy,i
4
1ii,i)e(
4
1iix,i
4
1ii,i)e(
4
1iiy,i
4
1ii,i)e(
4
1iix,i
vNb
1vN
y
v
vNa
1vN
x
v
uNb
1uN
y
u
uNa
1uN
x
u
Gl. 12-19
Hinweis: Die in den obigen Gleichungen mit einem Komma abgetrennten Indizes oder
bedeuten hier die partiellen Ableitungen nach einer der Variablen.
Unter Beachtung von Gl. 12-19 lassen sich die Verzerrungen durch die Knotenverschiebun-
gen ausdrücken.
12-6 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
(e)(e)(e)
ξ,T(e)
η,T(e)
η,T(e)T
Tξ,
T(e)
(e) zBz
ff
f0
0f
ε
(e)(e)
(e)
(e)
xy
yy
xx
a
1
b
1b
1a
1
γ
ε
ε
]83[
Gl. 12-20
mit
)1(11)1()1()1()1()1(
)1()1()1()1(0000
0000)1(11)1(
a4
1
)e()e()e()e(
)e()e()e()e((e)B
Gl. 12-21
sowie )e(
)e()e(
b
a und damit
1
1
1
1
)e(
A
dd4
hAdAh
)e(
(e)ES
T(e)(e)ES
T(e)(e) BDBBDBk Gl. 12-22
Beachten wir die Materialmatrix des ebenen Spannungszustandes
s
xxy
xyx
2
D00
0DD
0DD
2
ν100
01ν
0ν1
ν1
EESD Gl. 12-23
dann ist der Integrand in Gl. 12-22
,,)e(
,,
,,,,)e(
s
,,
,,
xy
,,)e(
,,)e(
x
)e(
1D
D
1
D
A
4
(e)T(e)(e)T(e)
(e)T(e)(e)T(e)
(e)T(e)
(e)T(e)
(e)T(e)
(e)T(e)
(e)ES
T(e)
ffff
ffff
0ff
ff0
ff0
0ff
BDB Gl. 12-24
mit )e()e()e( ba4A . Im Integranden Gl. 12-24 treten nur Funktionen auf, deren Variablen
getrennt sind. Damit zerfällt das Zweifachintegral in das Produkt zweier Einfachintegrale. Das
Auswerten der Integrale liefert nach Gl. 12-22 die Elementsteifigkeitsmatrix
12.2 Der Elementvektor aus Flächenlasten 12-7
(e)11
(e)12
(e)T12
(e)22
(e)T12
(e)12
(e)22
(e)11
(e)
kk
kk
0k
k0
k0
0kk
)e(
)e(
sxy)e(
)e(
x 1DD
1
Dh
1 Gl. 12-25
Die symmetrische Steifigkeitsmatrix hat die Dimension [ 88 ]. Zur Abkürzung wurden in Gl.
12-25 die [ 44 ] Untermatrizen
2211
2211
1122
1122
6
1(e)11k
2112
1221
1221
2112
6
1(e)22k
1111
1111
1111
1111
4
1(e)12k
eingeführt.
Die Arbeit der äußeren Kräfte wird gebildet aus flächenhaft verteilten Kräften
)y,x(p
)y,x(p
y
x(e)p Gl. 12-26
die positiv sind, wenn sie in Richtung der globalen Koordinaten zeigen, sowie an den Außen-
rändern des Elementes wirkende linienhaft verteilte Randkräfte
)s(q
)s(q
y
x(e)q Gl. 12-27
Wirken auf die Konstruktion zusätzlich Einzellasten, dann sind diese statisch äquivalent unter
Berücksichtigung der Ansatzfunktionen auf die Knoten zu verteilen.
12.2 Der Elementvektor aus Flächenlasten Die Elementflächenlasten interpolieren wir mit den gleichen Formfunktionen wie den Ver-
schiebungszustand selbst, also
12-8 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
4y
3y
2y
1y
4x
3x
2x
1x
4321
4321
y
x
p
p
p
p
p
p
p
p
NNNN0000
0000NNNN
)y,x(p
)y,x(p(e)(e)(e) pNp Gl. 12-28
Abb. 12-4 Knotenwerte bilinearer Flächenlasten
Die Werte pxi bzw. pyi sind die Eckwerte der Flächenlasten px(x,y) und py(x,y) an den Knoten
i = 1 .. 4, die mittels der Interpolationsfunktionen Ni bilinear im Gebiet des Elementes inter-
poliert werden (Abb. 12-4). Der Elementlastvektor aus Flächenlasten ist dann
4y
3y
2y
1y
4x
3x
2x
1x
)e(
A
p
p
p
p
p
p
p
p
AdA(e) L0
0LpN (e)(e)T Gl. 12-29
wobei zur Abkürzung die symmetrische Matrix
4212
2421
1242
2124
36
1L Gl. 12-30
12.3 Der Elementvektor aus Randlasten 12-9
eingeführt wurde. Im Falle des Eigengewichtes ist z.B. mit hpp 00yi (i = 1..4) nur eine
konstante Flächenlast p0 in negativer y-Richtung vorhanden (h: Scheibendicke). Auf jeden
Knoten entfällt dann
1
1
1
1
4
Ap
1
1
1
1
4212
2421
1242
2124
36
Ap
1
1
1
1
Ap
p
p
p
p
AdA)e(
0)e(
0)e(0
4y
3y
2y
1y
)e(
A(e)
LLpN (e)(e)T Gl. 12-31
ein Viertel der gesamten Flächenlast, was auch sofort einleuchtet.
12.3 Der Elementvektor aus Randlasten
Wirken auf das Rechteckelement äußere Randlasten, dann sind diese Lasten eindeutig einem
Rand zuzuordnen. Zur Beschreibung der Topologie eines Rechteckelementes ist neben der
Zuordnung der Knoten zu einem Viereck zusätzlich die Zuordnung von Knoten zu einem
Rand in einer Randdatei erforderlich.
Rand Anfangsknoten Endknoten 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 1
Tabelle 12-1 Zuordnung der Knoten zu den Rändern
Die Reihenfolge der Randnummerierung Ri (i = 1..4) erfolgt vereinbarungsgemäß gegen den
Uhrzeigersinn. Die Wahl des ersten Randes ist beliebig und wird hier bei 1 vorgenom-
men.
Abb. 12-5 Bezeichnung der Ränder
12-10 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
In Tabelle 12-1 ist mit der Wahl des Anfangs- u. Endknotens die Orientierung des Randes
festgelegt. Längs eines Randes i (i = 1..4) wirken in globaler x- und y- Richtung die Linien-
lasten (e)iq .
Abb. 12-6 Linear verteilte Randbelastung am Rand R3 ( = 1)
Am Rand R3 ( 1 ) ist das z.B. die Randlast
(e)
(e)3q
)1,(q
)1,(q
y3
x3 Gl. 12-32
Mit den Knotenlasten (q33,x; q33,y) am Knoten 3 und (q34,x; q34,y) am Knoten 4 werden auch die
Randlasten, in Anlehnung an die Verschiebungen, längs des Randes linear interpoliert. Am
Rand R3 ( 1 ) verbleiben vom Satz der Formfunktionen mit 0NN 21 nur
)1(2
1N
)1(2
1N
4
3
Gl. 12-33
und die Interpolationsvorschrift liefert
(e)
(e
(e)3q
y,34y,33
x,34x,33
)
y,34
y,33
x,34
x,33
43
43
q)1(q)1(
q)1(q)1(
2
1
q
q
q
q
NN00
00NN Gl. 12-34
Der Elementvektor aus Randlasten ist dann mit dds
12.4 Die Scheibenschnittlasten 12-11
dq)1(q)1(
q)1(q)1(
2
1
N0
N0
00
00
0N
0N
00
00
adsC y,34y,33
x,34x,331
1
4
3
4
3
)e(
(e)
(e)3
(e)TqN
Die Integration liefert
y,34y,33
y,34y,33
x,34x,33
x,34x,33
)e(
C
q2q
qq2
0
0
q2q
qq2
0
0
3
ads(e)
3(e)TqN Gl. 12-35
Im Falle konstanter Linienlasten x,30x,34x,33 qqq und y,30y,34y,33 qqq entfallen auf die
betreffenden Knoten mit
y,30
y,30
x,30
x,30
)e(
C
q
q
0
0
q
q
0
0
ads(e)3
(e)TqN Gl. 12-36
jeweils die Hälfte (Randlänge des Randes 3 ist 2a(e)) der resultierenden Linienlast. Entspre-
chende Ausdrücke lassen sich für die verbleibenden Ränder herleiten.
12.4 Die Scheibenschnittlasten Die Schnittlasten selbst ergeben sich wie beim Dreieckelement zu
(e)(e)(e)(e)
ES(e)
ES(e)(e) zSzBDεDσn hhh )e( Gl. 12-37
12-12 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
mit der nun von den lokalen Koordinaten und abhängigen Schnittkraftmatrix
)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D
)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D
)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D)1(D
a4
h
SSSS)e(
S)e(
S)e(
S)e(
S
)e(x
)e(x
)e(x
)e(xxyxyxyxy
)e(xy
)e(xy
)e(xy
)e(xyxxxx
(e)S
Die Auswertung der Schnittlastmatrix in Elementmitte ( = = 0) ergibt
SSSS)e(
S)e(
S)e(
S)e(
S
)e(x
)e(x
)e(x
)e(xxyxyxyxy
)e(xy
)e(xy
)e(xy
)e(xyxxxx
DDDDDDDD
DDDDDDDD
DDDDDDDD
a4
h)0,0((e)S
Beispiel 12-1:
Wir erläutern die weitere Vorgehensweise am Beispiel der Stahlbetonscheibe nach Abb. 12-7.
Die Scheibe hat die einheitliche Dicke cm10h . Sie ist links eingespannt (Kragscheibe). Die
Belastung besteht aus dem Eigengewicht ( 3m/MN5,2 ) und einer konstanten Linienlast
m/MN1q0 am oberen Rand. Das Eigengewicht und die Randlasten wirken in negativer y-
Richtung.
Abb. 12-7 Stahlbetonscheibe
Um bei der folgenden Handrechnung mit erträglichem Rechenaufwand auszukommen, ele-
mentieren wir die Scheibe entsprechend Abb. 12-8 lediglich durch zwei identische Rechteck-
elemente. Die Elementsteifigkeitsmatrix und die Elementlastvektoren müssen dann jeweils
nur für ein Element berechnet werden.
12.4 Die Scheibenschnittlasten 12-13
Abb. 12-8 Elementierung der Scheibe, 2 gleiche Rechteckelemente, globale Knotennummerierung
Knotennummer x-Koordinate [m] y-Koordinate [m] 1 0,0 2,0 2 0,0 0,0 3 2,5 2,0 4 2,5 0,0 5 5,0 2,0 6 5,0 0,0
Tabelle 12-2 Knotendatei
Elementnummer Knoten 1 Knoten 2 Knoten 3 Knoten 4 1 2 4 3 1 2 4 6 5 3
Tabelle 12-3 Elementdatei
Elementsteifigkeitsmatrizen
Für den ebenen Spannungszustand ist nach Gl. 12-23 ( 2,0,m/MN30000E 2 )
s
xxy
xyx2
2
D00
0DD
0DD
]m/MN[
1250000
0312506250
0625031250
2
ν100
01ν
0ν1
ν1
EESD
2
x m/MN31250D ; 2xy m/MN6250D ; 2
S m/MN12500D
m00,1bb;m25,1aa )2()1()2()1( ; 25,1m00,1
m25,1)2()1(
Mit Gl. 12-25 folgen die symmetrischen Elementsteifigkeitsmatrizen
12-14 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
41,1635
71,31741,1635
71,817-41,1135-41,1635
41,1135-71,817-71,31741,1635
75,468-25.15675.46825,156-17,1354
25,156-75,46825,15675,468-92,572-17,1354
75,46825,156-75,468-25,15608,677-17,104-17,1354
25,15675,468-25,156-75,46817,104-084,677-92,572-17,1354
)2()1(
sym.
kk
Die Elementlastvektoren für die konstante Flächenlast infolge Eigengewicht in y-Richtung
ermitteln wir nach Gl. 12-31 unter Beachtung von 20 m/MN25,0hp zu
]MN[
3125,0
3125,0
3125,0
3125,0
0
0
0
0
1
1
1
1
0
0
0
0
4
pA
p
p
p
p
0
0
0
0
AdA 0y)e(
0y
0y
0y
0y
)e(
A(e)
L0
0LpN (e)(e)T
Auch die Linienlast hat nur Anteile in (negativer) y-Richtung. Mit q0 = -1 MN/m am oberen
Rand entfällt mit Gl. 12-36 auf die Elementknoten 3 und 4 in y-Richtung der Anteil
]MN[
25,1
25,1
0
0
0
0
0
0
1
1
0
0
0
0
0
0
aq
q
q
0
0
q
q
0
0
ads )e(0
y,30
y,30
x,30
x,30
)e(
C
(e)3
(e)TqN
Die Transformation der lokalen Elementknotenverschiebungen in globale Systemknotenver-
schiebungen erfolgt mittels der Zuordnungsmatrizen A(e).
12.4 Die Scheibenschnittlasten 12-15
vA(1)
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
)1()1(
4
3
2
1
4
3
2
1
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
000000000010
000000100000
000010000000
000000001000
000000000001
000000010000
000001000000
000000000100
v
v
v
v
u
u
u
u
vA(2)
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
)2()2(
4
3
2
1
4
3
2
1
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
000000100000
001000000000
100000000000
000010000000
000000010000
000100000000
010000000000
000001000000
v
v
v
v
u
u
u
u
Die Systemsteifigkeitsmatrix (2)(2)(2)T(1)(1)(1)T(2)(1) AkAAkAKKK ist von der Grö-
ßenordnung [12 x 12]. Der Einbau der Elementsteifigkeitsmatrizen in die Systemsteifigkeits-
matrix erfolgt mittels der Zuordnungsmatrizen A(1) und A(2). Das Ergebnis ist
42.1635.
75.468-17.1354
42.1135-25.156-42.1635
25.15617.104-75.46817.1354
71.31725.15671.817-75.468-84.3270
25.156-92.572-75.468-08.677-034.2708
71.817-75.46871.31725.156-84.2270-084.3270
75.46808.677-25.15692.572-033.208-034.2708
0000708.31725.15671.817-75.468-42.1635
0000250.156-92.572-75.468-08.677-75.46817.1354
0000708.817-75.46871.31725.156-42.1135-25.15642.1635
000075.46808.677-25.15692.572-25.156-17.104-75.468-17.1354
sym
K
Im Folgenden werden für die Flächenlasten und die Randlasten die Elementlastvektoren zu-
sammengestellt.
12-16 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
]MN[
3125-.
0
3125-.
0
6250-.
0
6250-.
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
0
0
0
0
0
0
0
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
3125-.
0
γR
]MN[
0
0
25.1-
0
0
0
50,2-
0
0
0
25,1-
0
0
0
25,1-
0
0
0
25,1-
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
25,1-
0
0
0
25,1-
0
p0R
Systemlastvektor aus Flächenlasten (Eigengewicht) Systemlastvektor aus Randlasten
Resultierender Systemlastvektor ergibt sich durch Summation aus dem Eigengewichtsanteil
und der Linienlast zu
]MN[
3125-.
0
5625.1-
0
6250-.
0
1250.3-
0
3125-.
0
5625.1-
0
p0γ RRR
Mit der vollständigen rechten Seite und der Systemsteifigkeitsmatrix liegt dann das Glei-
chungssystem RvK vor, allerdings sind noch die Randbedingungen an den Knoten 1 und
2 zu berücksichtigen. Wir verzichten in diesem Beispiel auf den Einbau der Randbedingungen
und geben sofort die Lösung an:
]m[
1e-419559-.
1e-102434-.
1e-422615-.
1e-105220.
1e-162382-.
2e-860193-.
1e-166425-.
2e-870303.
0
0
0
0
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
v
u
6
6
5
5
4
4
3
3
2
2
1
1
v
12.4 Die Scheibenschnittlasten 12-17
Abb. 12-9 Beispiel 12-1, Verformte Struktur
Die Auflagerreaktionskräfte errechnen sich zu
]MN[
1e33387.0
1e93750.0
1e41613.0
1e93749.0
R
R
R
R
y2
x2
y1
x1
RR
Um die Ergebnisse der Vertikalverschiebung hinsichtlich der Größenordnung zu überprüfen,
bietet sich eine Vergleichsrechnung nach der Balkentheorie an. Das für die Gültigkeit dieser
Theorie erforderliche Verhältnis von Balkenhöhe h zu Balkenlänge von 10/1h wird
hier jedoch nicht erreicht. Um die Lösung für den querbelasteten Träger nutzen zu können,
wird die Last aus Eigengewicht in eine statisch äquivalente Linienlast umgerechnet. Wir er-
halten m/MN5,00,21,05,20,2hq und damit in der Summe
m/MN5,1qqq 0 . Das Flächenträgheitsmoment ist 43yy m0667,012/21,0I . Für
den eingespannten Balken gilt: m05856,00667,0300008
55,1
EI8
qw
4
yy
40
max
, eine Lösung,
die in der Umgebung der Vertikalverschiebungen der Knoten 5 und 6 nach der Scheibentheo-
rie liegt. Allerdings wurde in unserem Beispiel aus rechentechnischen Gründen die Scheibe
mit nur zwei Elementen recht grob elementiert.
Wir wollen uns noch etwas näher mit dem Lösungsverhalten des Rechteckelementes beschäf-
tigen. Dazu ermitteln wir aus Gl. 12-19 die Dehnungen
4321)e(yy
4321)e(xx
v1v1v1v1b4
1
y
v
u1u1u1u1a4
1
x
u
und die Gleitung
4321)e(
4321)e(xy
v1v1v1v1a4
1
u1u1u1u1b4
1
x
v
y
u
12-18 12 Ein einfaches Rechteckelement für die Scheibe
die offensichtlich lineare Funktionen in bzw. sind. Die Dehnung xx ist in x-Richtung
konstant und in y-Richtung linear veränderlich. Analoges gilt für die Dehnung yy.
Abb. 12-10 Verschiebungszustand u3 = 1
Zum Beispiel erhalten wir für den speziellen Verschiebungszustand nach Abb. 12-10 mit
]LE[1u3 :
)1)(1(4
1uN),(u 33 ; )1(
a4
1)e(xx ; 0yy ; )1(
b4
1)e(xy .
Hinweis: Scheibenelemente mit einem bilinearen Verschiebungsansatz zeigen in beiden Rich-
tungen Unstetigkeiten in den Dehnungen und Gleitungen und damit auch im Schnittkraftver-
lauf. Um hier zu einer akzeptablen Lösung zu kommen, ist eine feine Elementierung unab-
dingbar. Um in beiden Richtungen linear veränderliche Schnittkraftverläufe zu erhalten, ist
ein vollständiger quadratischer Verschiebungsansatz erforderlich.
Abb. 12-11 Unstetigkeiten in der Schnittlast nxx bei einem bilinearen Verschiebungsansatz
Mathematischer Anhang
A-2 A Nummerische Integration
A Nummerische Integration
Abb. A-1 Exakte Integration eines Polynoms 7. Grades nach a) Newton-Cotes, b) Gauß
Bei der Herleitung der Elementsteifigkeitsmatrix und des Elementlastvektors für Stabtrag-
werke mußten Einfachintegrale gelöst werden. Die Integration erstreckte sich dabei in beiden
Fällen über die Elementlänge )e( . Die dort auftretenden Integrale können jedoch schon recht
kompliziert werden, insbesondere bei Elementen mit höherwertigen Ansätzen. In der FE-
Methode werden deshalb die Integrationen nahezu ausnahmslos nummerisch durchgeführt.
Um die Rechenzeiten gering zu halten, sind schnelle Integrationsalgorithmen erforderlich. Die
bekanntesten Verfahren zur nummerischen Integration sind das Gaußsche Integrationsver-
fahren und die Newton-Cotes-Quadratur, wobei sich das Gaußsche Integrationsverfahren
bei FE-Anwendungen durchgesetzt hat. Ohne auf die Herleitung des Verfahrens näher einzu-
gehen, wird hier nur die Gauß-Quadraturformel angegeben. Die Aufgabe besteht darin, das
bestimmte Integral
A-3
b
a
dt)t(fI Gl. A-1
nummerisch auszuwerten. In einem ersten Schritt wird durch die lineare Transformation
bax)ab(2
1t ]1,1[t Gl. A-2
das Intervall ]b,a[t auf das normierte Intervall ]1,1[x transformiert. Gl. A-1 geht dann
über in
1
1
b
a
dx2
bax
2
abf
2
abdt)t(fI Gl. A-3
Da in einer nummerischen Integrationsformel nur endlich viele Funktionswerte vorkommen
sollen, hat die nummerische Integrationsformel die Darstellung
nn
b
a
RQdt)t(fI Gl. A-4
In der Quadraturformel
)n..1i(tfw2
ab
2
bax
2
abfw
2
abQ
n
1iii
n
1iiin
Gl. A-5
mit
)n..1i(2
bax
2
abt ii
Gl. A-6
sind zunächst die Stützstellen xi und Gewichte wi unbekannt, die so gewählt werden, dass
das Restglied Rn möglichst klein wird. Die Stützstellen xi können aus den i-ten Nullstellen
der Legendre1-Polynome Pn(x) ermittelt werden, die auch einfache Kugelfunktionen genannt
werden. Unter Beachtung von P0 = 1 und P1 = x lassen sich die Kugelfunktionen Pn rekursiv2
aus
n1n1n Px1n2nPP)1n( Gl. A-7
berechnen. Für n = 1 erhalten wir z.B.:
1 Adrien-Marie Legendre, franz. Mathematiker, 1742-1833 2 spätl. ›zurücklaufen‹
A-4 A Nummerische Integration
2
1x
2
3PxP3
2
1PxP3PP2 2
012102
Die Nullstellen von 2
1x
2
3P 2
2 sind 33
1x1 und 3
3
1x2 .
Abb. A-2 Legendresche Kugelfunktionen Pn(x)
Es kann gezeigt werden, dass sämtliche Nullstellen reell sind und im Intervall 1x1 lie-
gen. An der Stelle x = 1 haben alle Kugelfunktionen den Wert 1.
n Pn
nP Nullstellen Gewichte wi Restglied Rn
1 x 1 0x1 2 )x(f3
2
33
1x1 1w1
2 1x32
1 2 x3
33
1x2 1w2
)x(f135
1 IV
155
1x1
9
5w1
0x2 9
8w2 3 x3x5
2
1 3 2
3x
2
15 2
155
1x3
9
5w3
)x(f15750
1 VI
Tabelle A-1 Geschlossene Lösungen für die Stützstellen und Gewichte der Gauß-Quadratur
In der FE-Methode werden diese Nullstellen als Gauß-Punkte bezeichnet. Die große Bedeu-
tung der Gaußschen Quadraturformel für die FE-Methode liegt in der Tatsache begründet,
dass sie mit kleinster Anzahl von Stützstellen höchste Genauigkeit erzielt. So wird bei Ver-
wendung von n Stützstellen noch ein Polynom vom Grade 2n-1 exakt integriert. Um z.B. ein
A-5
Polynom 7. Grades exakt zu integrieren, werden bei Verwendung der Newton-Cotes-Formel
acht und bei Gauß lediglich vier Stützstellen benötigt. Das reduziert bei einer großen Anzahl
von finiten Elementen die Rechenzeit erheblich. Die Gewichte wi ergeben sich aus der Be-
rechnungsvorschrift
2in
2i
i)]x('P[)x1(
2w
Gl. A-8
In Tabelle A-2 sind die Stützstellen xi und die zugehörigen Gewichte wi bis n = 8 angegeben.
ix n wi
n = 1
0 2.00000 00000 00000
n = 2
0.57735 02691 89626 1.00000 00000 00000
n = 3
0.77459 66692 41483 0.55555 55555 55556
0.00000 00000 00000 0.88888 88888 88889
n = 4
0.86113 63115 94053 0.34785 48451 37454
0.33998 10435 84856 0.65214 51548 62546
n = 5
0.00000 00000 00000 0.56888 88888 88889
0.53846 93101 05683 0.47862 86704 99366
0.90617 98459 38664 0.23692 68850 56189
n = 6
0.23861 91860 83197 0.46791 39345 72691
0.66120 93864 66256 0.36076 15730 48139
0.93246 95142 03152 0.17132 44923 79170
n = 7
0.00000 00000 00000 0.41795 91836 73469
0.40584 51513 77397 0.38183 00505 05119
0.74153 11855 99394 0.27970 53914 89277
0.94910 79123 42759 0.12948 49661 68870
n = 8
0.18343 46424 95650 0.36268 37833 78362
0.52553 24099 16329 0.31370 66458 77887
0.79666 64774 13627 0.22238 10344 53374
0.96028 98564 97536 0.10122 85362 90376
Tabelle A-2 Stützstellen xi und Gewichtsfaktoren wi für die Gauß-Integration (n = 1 bis 8)
A-6 A Nummerische Integration
Beispiel A-1
Um den hohen Genauigkeitsgrad der Gaußschen Quadraturformel zu dokumentieren, soll das
Integral dttsineI1t
0t
t
mit 15-stelligen Werten für die Stützstellen und Gewichte berech-
net werden. Die exakte Lösung ist:
064603953520151.0e)1(
)e1(I 2
.
Die transformierten Stützstellen ergeben sich aus Gl. A-6:
)n..1i(1x2
1
2
bax
2
abt iii
Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.
n Qn Fehler [Iex - Qn]
1 1.21306131942527 -0.818E+00
2 0.389419313184207 0.593E-02
3 0.395269764820483 0.823E-04
4 0.395355418276976 -0.340E-05
5 0.395351980576427 0.345E-07
6 0.395352015262665 -0.156E-09
7 0.395352015106183 0.277E-12
Tabelle A-3 Gauß-Quadratur
Beispiel A-2:
Wir betrachten im Folgenden den Dehnstab mit zwei Elementen gleicher Länge und quadrati-
schem Verschiebungsansatz (Abb. A-3), den wir bereits im Kapitel 9 untersuchten. Die Koef-
fizienten der Steifigkeitsmatrizen und der Elementlastvektoren sollen nun mit Hilfe der Gauß-
schen Integrationsformel bestimmt werden.
A-7
Abb. A-3 Elementierung eines Dehnstabes, 2 Elemente gleicher Länge (quadratischer Ansatz)
Für die Elementsteifigkeitsmatrix galt
1
0
)e()e((e)T)e(
0
)e()e()e()e()e()e((e)T)e( d)(A)(E)(dx)x(A)x(E)x(
)e(
BBBBk
Gl. A-9
Mit
321(e)(e)(e) B
~B~
B~1
14,84,341
)(
B
sowie
34)(B~
1 , 84)(B~
2 , 14)(B~
3
liefert das Ausmultiplizieren des Integranden in Gl. A-9
)e(33
)e(23
)e(22
)e(13
)e(12
)e(111
033
3222
312111
)e(
)e(
1
0
)e()e((e)T)e(
k
kk
kkk
d
AB~
B~
.symm
AB~
B~
AB~
B~
AB~
B~
AB~
B~
AB~
B~
E
d)(A)(E)(
sym.
BBk (e)
Gl. A-10
A-8 A Nummerische Integration
Abb. A-4 Koordinatentransformation
Zwischen den normierten Elementkoordinaten ( 10 ) und den normierten Koordinaten
x ( 1x1 ) der Gauß-Integration besteht folgender Zusammenhang (Abb. A-4)
x12
1 dx
2
1d Gl. A-11
Damit ergeben sich die Koeffizienten der Steifigkeitsmatrix zu
dxAB~
B~
2
Ed)(A)(B
~)(B
~Ek
1
1
ji)e(
)e(1
0
ji)e(
)e()e(
ij
(i, j = 1..3) Gl. A-12
Die Integranden AB~
B~
ji sind Polynome 3. Grades, die bei Verwendung einer Gauß-
Integration mit 2 Stützstellen (n = 2) exakt integriert werden. Nach Tabelle A-2 und unter
Beachtung der Transformationsbeziehung Gl. A-11 erhalten wir die Lage der Stützstellen im
lokalen Element-Koordinatensystem zu
78868,0)57735,01(2
1)x1(
2
1
21135,0)57735,01(2
1)x1(
2
1
22
11
An diesen Stellen sind die Integranden auszuwerten und dann mit den entsprechenden Ge-
wichten (hier w = 1) zu versehen.
Element 1: ( 2)1( cm/kN3000E , cm50)1( , 5,410A )
1
1
)1(11
1
1)1(
)1(1
1
11)1(
)1()1(
11 dx)(fdx5,41034342
EAdxB
~B~
2
Ek
1
1
)1(12
1
1)1(
)1(1
1
21)1(
)1()1(
12 dx)(fdx5,41084342
EAdxB
~B~
2
Ek
A-9
1
1
)1(13
1
1)1(
)1(1
1
31)1(
)1()1(
13 dx)(fdx5,41014342
EAdxB
~B~
2
Ek
1
1
)1(22
1
1)1(
)1(1
1
22)1(
)1()1(
22 dx)(fdx5,41084842
EAdxB
~B~
2
Ek
1
1
)1(23
1
1)1(
)1(1
1
32)1(
)1()1(
23 dx)(fdx5,41014842
EAdxB
~B~
2
Ek
1
1
)1(33
1
1)1(
)1(1
1
33)1(
)1()1(
33 dx)(fdx5,41014142
EAdxB
~B~
2
Ek
Element 2: ( 2)2( cm/kN3000E , cm50)2( , 5,45,5A )
1
1
)2(11
1
1)2(
)2()2(
11 dx)(fdx5,45,534342
Ek
1
1
)2(12
1
1)2(
)2()2(
12 dx)(fdx5,45,584342
Ek
1
1
)2(13
1
1)2(
)2()2(
13 dx)(fdx5,45,514342
Ek
1
1
)2(22
1
1)2(
)2()2(
22 dx)(fdx5,45,584842
Ek
1
1
)2(23
1
1)2(
)2()2(
23 dx)(fdx5,45,514842
Ek
1
1
)2(33
1
1)2(
)2()2(
33 dx)(fd5,45,514142
Ek
)1(
ijf )21135,0(f 1)1(
ij )78868,0(f 2)1(
ij )(f)(f 2)1(
ij1)1(
ij
5,410342
Ef 2
)1(
)1()1(
11
1260,368419 4,631582293 1265,00000
5,41084342
Ef
)1(
)1()1(
12
-1350,858800 -69,14120151 -1420,00000
5,41014342
Ef
)1(
)1()1(
13
90,49038134 64,50961921 155,00000
5,410842
Ef 2
)1(
)1()1(
22
1447,846099 1032,153904 2480,00000
5,41014842
Ef
)1(
)1()1(
23
-96,98729844 -963,0127025 -1060,00000
5,410142
Ef 2
)1(
)1()1(
33
6,496917088 898,5030834 905,00000
Tabelle A-4 Steifigkeitsmatrix nach Gauß für das Element 1
A-10 A Nummerische Integration
)2(ijf )21135,0(f 1
)2(ij )78868,0(f 2
)2(ij )(f)(f 2
)2(ij1
)2(ij
5,45,5342
Ef 2
)2(
)2()2(
23
633,5992724 1,4007276 635,00000
5,45,584342
Ef
)2(
)2()2(
23
-679,0896534 -20,9103466 -700,00000
5,45,514342
Ef
)2(
)2()2(
23
45,4903811 19,5096189 65,00000
5,45,5842
Ef 2
)2(
)2()2(
23
727,8460969 312,1539031 1040,00000
5,45,514842
Ef
)2(
)2()2(
23
-48,7564435 -291,2435565 -340,00000
5,45,5142
Ef 2
)2(
)2()2(
23
3,2660624 271,7339376 275,00000
Tabelle A-5 Steifigkeitsmatrix nach Gauß für das Element 2
Es werden jetzt noch die Elementlastvektoren benötigt. Mit n0 = konst. galt für den Element-
lastvektor
d
)(N
)(N
)(N
ndxn1
03
2
1
)e(0
)e(
0x
0(e)T(e)
)e(
)e(
Np Gl. A-13
und in Komponenten
dx)(N2
nd)(Nnp
dx)(N2
nd)(Nnp
dx)(N2
nd)(Nnp
1
1x
3
)e(0
1
0
3)e(
0)e(
3
1
1x
2
)e(0
1
0
2)e(
0)e(
2
1
1x
1
)e(0
1
0
1)e(
0)e(
1
Gl. A-14
Die Auswertung der Formfunktionen
12)(N
14)(N
231)(N
3
2
21
Gl. A-15
erfolgt wieder an den Stellen
A-11
78868,0)57735,01(2
1)x1(
2
1
21135,0)57735,01(2
1)x1(
2
1
22
11
Da beide Elemente identische Längen und Belastungen aufweisen, sind beide Elementlastvek-
toren gleich.
Elemente 1: (n0 = 5 kN/m; m50,0)1( )
)1(
ip )21135,0(p 1)1(
i )78868,0(p 2)1(
i )(p)(p 2)1(
i1)1(
i
2)1(
0)1(1 231
2
np
0,569177 -0,152511 0,416667
142
np
)1(0)1(
2
0,833333 0,833333 1,666667
122
np
)1(0)1(
3
-0,152511 0,569177 0,416667
Tabelle A-6 Elementlastvektor nach Gauß für das Element 1 (Element 2 identisch)
Hinweis: Die in den Elementlastvektoren auftretenden Formfunktionen sind Polynome 2.
Grades, die von der hier verwendeten Gauß-Integration mit zwei Stützpunkten exakt integriert
werden.
Der Zusammenbau der Systemsteifigkeitsmatrix und der rechten Seite führt nach Einbau der
Randbedingung am linken Rand selbstverständlich wieder auf das Gleichungssystem
417,20
667,1
834,0
667,1
R417,0
v
v
v
v
0
2753406500
340104070000
657006359051060155
00106024801420
0015514201265
5
4
3
2
dessen Lösung bereits bekannt ist. Sind die Knotenverschiebungen vi bekannt, dann sind noch
die Dehnungen und Spannungen auf Elementebene auszuwerten. In den meisten kommerziel-
len FE-Programmen erfolgt diese Auswertung nicht, wie im vorigen Kapitel gezeigt, als
Funktion der Elementkoordinate e , sondern diskret an den Gauß-Punkten. Wir beschränken
uns auf die Spannungen
vABuBεσ )e()e()e()e()e()e()e()e()e( EEE
A-12 A Nummerische Integration
Element 1:
]cm/kN[499,1388,2
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
00100
00010
00001
14,84,3450
3000Eσ
2
)1()1()1()1(
vAB
An den Gauß-Punkten ergeben sich damit die folgenden Spannungen
2)1(2
2)1(1
cm/kN5702,3)78868,0(
cm/kN7048,2)21135,0(
Element 2:
]cm/kN[859,9746,2
18022,0
09571,0
05228,0
02302,0
0
10000
01000
00100
14,84,3450
3000Eσ
2
)2()2()2()2(
vAB
Die Auswertung der obigen Beziehung an den Gauß-Punkten liefert
2)2(2
2)2(1
cm/kN522,10)78868,0(
cm/kN830,4)21135,0(
Abb. A-5 Spannung xx, Ausgabe an den Gauß-Punkten
B-13
B Gebietstransformationen
Abb. B-1 Schiefwinklige Koordinaten, Flächenelement dA
Bei Interpolation der Verschiebungsgrößen im Elementgebiet wurde bereits der Vorteil der
Einführung lokaler Koordinaten deutlich. Wie wir später sehen werden, vereinfacht sich auch
die Herleitung der Elementeigenschaften (Elementsteifigkeitsmatrix, Elementlastvektor) bei
Verwendung dieser speziellen Koordinaten ganz erheblich. Wir benötigen dazu die Transfor-
mationsgleichungen zwischen den kartesischen Koordinaten im globalen System und den
lokalen Dreieckkoordinaten. Um die Transformationsgleichungen möglichst allgemein zu
halten, beziehen wir uns auf allgemein krummlinige Koordinaten. Zwischen den krummlini-
gen Koordinaten (u,v) und den kartesischen Koordinaten (x,y) bestehe der Zusammenhang
)y,x(v
)y,x(u
Gl. B-1
Im Sonderfall können krummlinige Koordinaten auch Geraden enthalten. Die Auflösung der
Gl. B-1 nach x und y liefert die Darstellung der kartesischen Koordinaten durch die krummli-
nigen Koordinaten u,v.
B-14 B Gebietstransformationen
)v,u(y
)v,u(x
1
1
Gl. B-2
Wir bestimmen jetzt den Flächeninhalt dA in krummlinigen Koordinaten u,v. In kartesischen
Koordinaten ist bekanntlich dA = dx dy. Das Flächenelement wird durch die infinitesimal
benachbarten Koordinatenlinien
dvv)y,x(v)y,x(
duu)y,x(u)y,x(
gebildet. Die Eckpunkte P1, P2, P3 und P4 (
Abb. B-1) sind bis auf unendlich kleine Größen höherer Ordnung durch die Koordinaten
(P1) )v,u(x 11
)v,u(y 11
(P2) duu
)v,u()v,duu(x 1112
duu
)v,u()v,duu(y 1112
(P3) dvv
duu
)v,u()dvv,duu(x 11113
dvv
duu
)v,u()dvv,duu(y 11113
(P4) dvv
)v,u()dvv,u(x 1114
dvv
)v,u()dvv,u(y 1114
gegeben. Den obigen Beziehungen entnehmen wir unmittelbar 4312 xxxx und
4312 yyyy . Daraus folgt, dass die Strecken 21PP und 34PP der Größe und Richtung
nach gleich sind. Dasselbe gilt auch für die Strecken 41PP und 32PP . Bis auf kleine Größen
höherer Ordnung ist P1P2P3P4 also ein Parallelogramm. Mit den Koordinatendifferenzen
dvv
yy,dvv
xx
duu
yy,duu
xx
114
114
112
112
können die infinitesimalen Kantenvektoren du und dv des Parallelogramms in
Abb. B-1 aufgestellt werden
B-15
y1
x1
y14x14
y1
x1
y12x12
dvv
dvv
)yy()xx(d
duu
duu
)yy()xx(d
eeeev
eeeeu
Gl. B-3
Das vektorielle Flächenelement dA ist dann
dvduuvvu
ddd 1111z
evuA Gl. B-4
und damit
dvduuvvu
dA 1111
Gl. B-5
Führen wir mit
vv
uu11
11
J Gl. B-6
die Funktionalmatrix oder Jacobi-Matrix1 der Funktionen )v,u(1 und )v,u(1 ein, dann
kann das Flächenelement dA auch in der Form
dvdudetdA J Gl. B-7
geschrieben werden. Die Formel zur Substitution der Veränderlichen in einem Doppelintegral
lautet mit Gl. B-7
dvdudet)v,u(FdA)y,x(f)A()A(
J Gl. B-8
F(u,v) ist diejenige Funktion von u und v, in die f(x,y) infolge der Transformation Gl. B-2
übergeht. Entsprechendes gilt für die Integrationsgrenzen.
Wir benötigen des Weiteren eine Vorschrift zur Bildung der Ableitungen einer zusammenge-
setzten Funktion von zwei unabhängigen Veränderlichen. Ist die Funktion )y,x(fw mit
)v,u(y
)v,u(x
1
1
gegeben, dann ist
1 Carl Gustav Jacob Jacobi, dtsch. Mathematiker, 1804-1851
B-16 B Gebietstransformationen
vy
w
vx
w
v
w
uy
w
ux
w
u
w
11
11
oder in Matrizenform
y
wx
w
y
wx
w
vv
uu
v
wu
w
11
11
J Gl. B-9
Die Umkehrung von Gl. B-9 ist
v
wu
w
y
wx
w
-1J Gl. B-10
Abb. B-2 Dreieckkoordinaten
Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die schiefwinkligen Dreieckkoordinaten
321
332211
332211
1
yyyy
xxxx
Gl. B-11
Mit 1u und 2v sowie der Nebenbedingung 213 1 folgt aus Gl. B-11
B-17
3232131332211
3232131332211
y)yy()yy(yyyy
x)xx()xx(xxxx
Gl. B-12
und damit
3232131211
3232131211
y)yy()yy(),(
x)xx()xx(),(
Gl. B-13
Die Komponenten der Jacobi-Matrix erhalten wir nach Gl. B-6
1322
1231
1
1132
2
1231
1
1 byy;byy;cxx;cxx
und damit
11
22
3232
3131
bc
bc
yyxx
yyxxJ Gl. B-14
Die Determinante der Jacobi-Matrix
0A2cbcb)yy)(xx()yy)(xx(detJ )e(122131323231 J Gl. B-15
lässt sich geometrisch deuten. Sie verschwindet nur dann, wenn die Dreieckfläche null wird.
Das ist der Fall, wenn alle drei Punkte auf einer Geraden liegen. Die Inverse der Jakobi-
Matrix ist
21
21
)e( cc
bb
A2
1-1J Gl. B-16
Mit Gl. B-7 ist dann das Flächenelement
21)e(
21 ddA2dddetdA J Gl. B-17
C-18 C Integration in Dreieckkoordinaten
C Integration in Dreieckkoordinaten
Abb. C-1 Dreieckkoordinaten
Zur Bildung der Elementsteifigkeitsmatrizen und der Elementlastvektoren für Dreieckelemen-
te werden Integrationen über die Dreieckfläche erforderlich. Diese Flächenintegrale mit den
lokalen Koordinaten 1 , 2 und 213 1 haben allgemein die Form
dAI)e(A
r3
q2
p1
Gl. C-1
Die Exponenten p,q,r sind ganzzahlig. Unter Beachtung von 21)e( ddA2dA geht Gl. C-1
über in
2
1
0
1r
12p1
1
0
q2
)e(
A
r3
q2
p1 dd)1(A2dAI
2
12)e(
Gl. C-2
Das innere Integral
21
0
1r
12p11 d)1(I Gl. C-3
C-19
wird mittels partieller Integration1 aufgelöst. Dazu setzen wir
1p1 ddv 1p
11p
1v
r12 )1(u 1
1r12 d)1(rdu
und erhalten
2
2
1
1
0
11r
121p
1
1
0
r12
1p11 d)1(
1p
r)1(
1p
1I
Der 1. Ausdruck auf der rechten Seite der obigen Gleichung verschwindet. Damit verbleibt:
21
0
11r
121p
11 d)1(1p
rI
Wird die partielle Integration insgesamt r-mal angewandt, dann ist der Exponent beim Aus-
druck )1( 12 identisch null, und es verbleibt
1rp2
1
0
1rp1
1
0
1rp
11
)1()!1rp(
!p!r
)1rp)(rp()2p)(1p(
!r
d)rp()2p)(1p(
)1()2r)(1r(rI
2
2
Einsetzen in Gl. C-2 liefert
2)e(
21rp
2
1
0
q2
)e(221
1
0
q2
)e(
I)!1rp(
!r!pA2
d)1()!1rp(
!r!pA2d)(IA2I
22
Gl. C-4
Das Integral
21rp
2
1
0
q22 d)1(I
2
Gl. C-5
lösen wir wieder mittels partieller Integration. Dazu setzen wir
2q2ddv 1q
21q
1v
1rp2 )1(u 2
rp2 d)1)(1rp(du
1 vduuvudv
C-20 C Integration in Dreieckkoordinaten
2rp
2
1
0
1q2
1
0
1rp2
1q22 d)1(
1q
1rp)1(
1q
1I
22
Der 1. Ausdruck auf der rechten Seite verschwindet wieder und wir erhalten
2rp
2
1
0
1q22 d)1(
1q
1rpI
2
Nach p + r + 1-maliger Anwendung partieller Integration verbleibt
)!2rpq(
!q)!1rp(
)2rpq()!1rpq(
!q)!1rp(
)2rpq()!1rpq(
!q)!1rp(
d)!1rpq(
!q)!1rp(d
)1rpq)...(2q)(1q(
)1)...(1rp)(rp)(1rp(I
1
0
2rpq2
2
1
0
1rpq22
1
0
1rpq22
2
22
Einsetzen von I2 in Gl. C-4 liefert
)!2rpq(
!q)!1rp(
)!1rp(
!r!pA2I )e(
und damit
)!2rqp(
!r!q!pA2dAI )e(
A
r3
q2
p1
)e( Gl. C-6
Mit dieser einfachen Formel lassen sich die Integrale von Funktionen in lokalen Koordinaten
über einer Dreieckfläche mit geringem Aufwand berechnen. Gl. C-6 gilt auch unter Beach-
tung der Definition 1!0 für 0p oder 0q oder 0r .
Bei der Auswertung von Linienintegralen längs der Dreieckseiten treten Integrale der Form
dsdsds321
q2
p1
r3
p1
r3
q2
Gl. C-7
auf. Wir konzentrieren uns auf das Linienintegral längs der Dreieckseite 01 .
ds1
r3
q2
Gl. C-8
Die Transformationsbeziehung für das Linienelement ds beschaffen wir uns aus Abb. C-1
y1x1y22
1x2
2
1 bcddd eeeev
Gl. C-9
C-21
1322
1132
2
1 byy;cxx
Daraus folgt unmittelbar
21221
21 ddbcdds v Gl. C-10
und damit
2r
2q21
r3
q2 d)1(ds
11
Gl. C-11
Das Integral
2r
2
1
0
q21 d)1(I
2
Gl. C-12
wird mittels partieller Integration gelöst. Wir setzen
2q2 ddv 1q
21q
1v
r2 )1(u 2
1r2 d)1(rdu
21r
2
1
0
1q2
21r
2
1
0
1q2
1
0
1q2
r22
r2
1
0
q21
d)1(1q
r
d)1(1q
r)1(
1q
1d)1(I
2
22
r-malige Anwendung partieller Integration liefert
)!1rq(
!r!q
)1rq)(rq()2q)(1q(
!rd
)rq()2q)(1q(
)1()2r)(1r(rI 2
1
0
rq21
2
und damit
)!1rq(
!r!qds 1
r3
q2
1
Gl. C-13
C-22 C Integration in Dreieckkoordinaten
Die Werte der Integrale über die beiden verbleibenden Dreieckseiten erhalten wir durch zykli-
sche Vertauschung
)!1qp(
!q!pds
)!1rp(
!r!pds
3q2
p1
2r3
p1
3
2
Gl. C-14
D-23
D Die Lagrangeschen Interpolati-onspolynome
Abb. D-1 Interpolationsaufgabe
Gegeben sind von einer Funktion )(u an diskreten Stützstellen n21 ,,, die Stützwerte
n21 u,,u,u . Die allgemeine Interpolationsaufgabe besteht darin, den Funktionswert )(u an
einer beliebig vorgegebenen Zwischenstelle zu ermitteln (Abb. D-1). Dieser Wert muss
durch Interpolation geschätzt werden. Der Verlauf einer Funktion u() wird nach Lagrange
durch eine Linearkombination von n Lagrange-Polynomen angenähert.
n
1kkk u)(L)(u Gl. D-1
Der Ansatz Gl. D-1 fordert von den Lagrange-Polynomen Lk folgende Eigenschaften
0)(L mk für km
1)(L mk für km
Mit Kenntnis der Nullstellen n1k1k21 ,,,,,, lässt sich ein Polynom Pk() in Line-
arfaktoren zerlegen
D-24 D Die Lagrangeschen Interpolationspolynome
)())(())((a)(P n1k1k21k
An der Stützstelle k besitzt dieses Polynom den Wert
)())(())((a)(P nk1kk1kk2k1kkk
Da das Lagrange-Polynom am Punkte k den Wert 1 besitzen muss, lautet das Bildungs-
gesetz
(
(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)(
)()(L
k1nk
1n
1kk
1k
1kk
1k
2k
2n
kj,1j 1k
1
jk
jk
Gl. D-2
Beispiel: n = 3
)(
)(
)(
)(L
31
3
21
21
; )(
)(
)(
)(L
32
3
12
12
; )(
)(
)(
)(L
23
2
13
13
;