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Die MISEREOR- Fastenaktion 2015 „Der Klimawandel stellt gegenwärtig die wohl umfassendste Gefährdung der Lebensgrundlagen der heutigen und der kommenden Generationen sowie der außermenschlichen Natur dar und ist damit eine ernste Herausforderung für die Schöpfungsverantwortung.“

Die MISEREOR-Fastenaktion 2015 „Der Klimawandel stellt gegenwärtig die wohl umfassendste Gefährdung der Lebensgrundlagen der heutigen und der kommenden

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Die MISEREOR-Fastenaktion 2015 „Der Klimawandel stellt gegenwärtig die wohl umfassendste Gefährdung der Lebensgrundlagen der heutigen und der kommenden Generationen sowie der außermenschlichen Natur dar und ist damit eine ernste Herausforderung für die Schöpfungsverantwortung.“

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

• Klimawandel ist von Menschen mitverursacht• Neues Denken erforderlich, damit nachhaltiges Handeln entstehen kann• Einladung zum Umsteuern!

MISEREOR schlägt Konsequenzen vor• für den persönlichen Lebensstil• für ein nachhaltiges Wirtschaften• zur Unterstützung der Menschen auf den Philippinen• für das Umweltmanagement MISEREORs

Die MISEREOR-FastenaktionGlobaler Klimawandel am Beispiel der Philippinen

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

Die Philippinen

Quelle:Fischer-Weltalmanach

• Philippinen: 7.017 Inseln, 36.289 km Küste• 60 der über 107 Millionen Einwohner leben an der Küste, viele

von der Fischerei• Schwere Stürme und Taifune sind nichts Neues – doch Häufigkeit

der Taifune und die Routen verändern sich

Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

Jahr Name des Taifuns Todesopfer Betroffene2010 Megi 31 2 Millionen

2011 Nesat 83 3 Millionen

2012 Bopha 1.067 6,2 Millionen

2013 Haiyan über 6.300 14,1 Millionen

2014 Rammasun 100 4 Millionen

• können von der Fischerei kaum noch leben• Gründe: u.a. Überfischung, Zerstörung von Korallenriffen

und Mangrovenwäldern• Folge für die Gesamtbevölkerung: Fisch wird immer teurer• Klimawandel verschärft die Situation:

Versauerung und Erwärmung der Ozeane minimieren die Fischbestände• zunehmend heftige Taifune und Überschwemmungen zerstören Häuser und

Infrastruktur• durch Anstieg des Meeresspiegels könnten bis 2050 13,6 Millionen Menschen

ihr Zuhause verlieren• Ansatz MISEREORs: Widerstandsfähigkeit (Resilienz) stärken – individuell und

gemeinschaftlich

Die Situation der Fischerfamilien

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

• Klima der Erde hat sich schon immer geändert – durch Vulkanausbrüche oder veränderte Sonnenaktivität

• Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur der Atmosphäre um 0,8°C seit Beginn der Industrialisierung ist nicht auf natürliche Ursachen zurückführbar

Ursachen und Folgen des Klimawandels

Eigene DarstellungQuelle: Hamburger Bildungsserver

nach IPCC (2007)

• zunehmend Wetterextreme wie Starkregen, Taifune oder Hitzewellen durch globale Erwärmung

• Verschiebung von Wachstumsperioden und Anbauzeiten, Regen- und Trockenzeiten

• Verlust von Küsten durch Anstieg des Meeresspiegels• Versalzung von Feldern und Grundwasser• Betroffen von wetterbedingten Gefahren sind vor allem arme Bevölke-

rungsgruppen, die am Meer, an überschwemmungsgefährdeten Flussufern oder abrutschgefährdeten Hängen in einfachen Hütten leben

Folgen des Klimawandels der Neuzeit

• Starkregenfälle und andere Wetterextreme• andere Fischarten durch wärmer werdendes Wasser an Weser und Elbe• globale Warenströme und Reisende bringen Insekten wie die Tigermücke

nach Deutschland (kann Denguefieber übertragen) • abschmelzende Gletscher in den Alpen• Anpassungsmaßnahmen der Kommunen wie Neubau von Sielen und

höheren Deichen sowie Ausweisung neuer Überlaufflächen

Folgen des Klimawandels in Europa

• Treibhausgase bewirken den natürlichen Treibhauseffekt: Sie lassen die Strahlung der Sonne durch, nehmen aber einen Teil der Strahlung auf, die von der Erde zurück ins Weltall strahlt

• natürliche Konzentration an Treibhausgasen führt zu Erwärmung der Durchschnittstemperatur auf +15°C und ermöglicht Leben (ohne Treibhauseffekt: -18°C)

• seit Beginn der Industrialisierung veränderte Konzentration an Treibhausgasen: wichtigste durch Menschen verursachte Treibhausgase: CO2, Methan (CH4), Lachgas (N2O) → entstehen u.a. wenn Kohle oder Erdöl verbrannt oder Wälder abgebrannt werden

Die Ursachen des Klimawandels der Neuzeit

Die Verursacher des Klimawandels

Eigene Darstellung,Quelle: Süddeutsche Zeitung, 22.09.2014

• Indien und China gelten in den Medien als Klimasünder – die indischen pro-Kopf-Emissionen an Treibhausgasen liegen jedoch bei nur 2 Tonnen im Jahr, China lag 2000 bei 4 Tonnen, 2011 bei 8 Tonnen

• Deutschland lag 2011 bei 11 Tonnen, die Philippinen bei 1,5 Tonnen• in absoluten Emissionen: China größter Emittent, gefolgt von USA, EU,

Indien• Treibhausgase bleiben lange in der Atmosphäre, CO2 bleibt 100 Jahre

• Vergleich aller CO2-Emissionen seit 1850: USA auf Platz 1, EU auf Platz 2

Die Verursacher des Klimawandels

• unterschiedlich hohe Anteile an der Verursachung des Treibhaus-effektes prägten den ethischen Ansatz der „gemeinsamen, aber unter-schiedlichen Verantwortung“ – bis heute Grundlage der Klimaverhandlungen

• konkret: Alle tragen Verantwortung für Klimaschutz und Anpassung an Folgen des Klimawandels – entsprechend ihrer Verantwortung für den Klimawandel

• Industrieländer sollen Vorreiterrolle übernehmen

Gemeinsame, aber unterschiedliche Verantwortung

Eigene Darstellung, Quelle: Weltklimakarte, Kober Krümmerly+Frey Media AG

• Verbrauch unwiederbringlicher natürlicher Ressourcen und die Erzeugung von Emissionen einschränken, um weitere Schäden abzuwenden

• erreichbar durch freiwilligen Verzicht und gesetzliche Rahmen-bedingungen

• neues Leitbild guten Lebens: Weniger ist mehr – im globalen Norden!

Verzicht auf weitere Emissionen…

• internationaler Weg zu mehr Klimagerechtigkeit: Verhandlung über die Menge der Emissionen, die jedes Land ausstoßen darf

• MISEREOR-Position: Allen Menschen müssen langfristig die gleichen Emissionsrechte zustehen!

…und klimafreundliche Gesetze

• Leben in Würde in Entwicklungsländern erfordert Wachstum, damit Grundlegendes verfügbar ist: Nahrung, Energie, Land, Wohnraum, Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung…

• Armutsbekämpfung und Klimaschutz können in Spannung geraten, wenn Entwicklungsländer energie- und rohstoffintensive Industrialisierung wählen

• Investitionen in Klimaschutz zahlen sich langfristig volkswirtschaftlich aus gegenüber Kosten eines ungebremsten Klimawandels

• Alternative: Erneuerbare Energien – verlässliche Energieversorgung gerade in ländlichen Regionen

Recht auf Entwicklung

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

• Vorstellung von gutem Leben basiert auf CO2-intensiver Lebensweise:materieller Besitz, Mobilität, grenzenloses Wachstum = Wohlstand

• diese Form des Konsums wurde globalisiert, ist aber weder gerecht noch nachhaltig

– eine Folge: der von Menschen verursachte Klimawandel

• Milliarden Menschen sind dauerhaft von diesem „guten Leben“ ausgeschlossen→ Papst Franziskus: „Diese Wirtschaft tötet.“

Ökologie und Weltverantwortung

• Wohlhabende können Energie und Ressourcen verbrauchen, ohne materielle Einschränkungen für ihr Leben zu befürchten – ist das gerecht?

• MISEREOR ruft auf, neu zu denken: gerechte und nachhaltige Leitbilder vom guten Leben gesucht!

• ethische Pflicht, Schäden durch weiteren CO2-Ausstoß abzuwenden

Ökologische Gerechtigkeit

• Interpretation der biblischen Aussage, der Mensch solle über die Schöpfung herrschen, hat zerstörerischen Umgang mit Schöpfung begünstigt

• Konsens heute: Gen 1,28 ist „keine Erlaubnis für beliebiges Willkürhandeln“, sondern „Auftrag zur treuhänderischen Fortsetzung des Schöpfungshandelns Gottes“→ Menschen dürfen ihre Freiheit nur innerhalb bestimmter Grenzen verwirklichen

• Natur und Kosmos sind immer noch eine „Schöpfung im Werden“• Mensch als Geschöpf Gottes hat sein Leben und die Schöpfung nicht in

der Hand → Verantwortung für sich, für Mitmenschen und gegenüber Gott

Theologischer Neuansatz

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

• vorhandenes Wissen über Ursachen und Folgen des Klimawandels führt nicht „automatisch“ zu klimafreundlichem Handeln – weder individuell noch auf politischer Ebene

• vermutlich kennt jede/r solche Widersprüche im eigenen Handeln• MISEREOR geht mit externer Beratung den eigenen Widersprüchen im

Umweltverhalten nach, um sie zu überwinden• um den Klimawandel zu begrenzen, braucht es weltweit größere

Anstrengungen

Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

• Neue Lebensstile und Produktionsweisen fallen nicht vom Himmel, sondern werden entwickelt – es gibt schon viele gute Ansätze

• Ein zentraler Ansatzpunkt für die Umsetzung klimapolitischer Ziele: Veränderung in den Köpfen, Notwendigkeit von Solidarität

• ein neues Denken braucht ein waches Herz: für das Staunen über die Schönheit und das Erschrecken über Gefahren

• Mystik führt in die Verantwortung für Leidende und Zerbrochenes → wird politisch, wenn Menschen das Recht auf Leben aller Menschen anerkennen, eigenes Leben neu ausrichten

Mystik und Politik: Ein neues Denken braucht ein waches Herz

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

Neu denken – gemeinsam Überleben sichernMangrovenwälder wiederaufforsten und alternativeEinkommensquellen schaffenSiargao Island (SIKAT)

Veränderung wagen – gemeinsam Lebensräume bewahren

Mitbestimmung stärken und Trainingsprogramm für Fischergemeinden, Davao City (MinLand)

Vorstellung der MISEREOR Fastenaktion

1 Erfahrungen mit dem Klimawandel auf den Philippinen

2 Ursachen und Folgen des Klimawandels

3 Ökologie und Weltverantwortung

4 Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln

5 Projekte der philippinischen MISEREOR-Partner

6 MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

Klimawandel ist präsent in der Projektarbeit• MISEREOR unterstützt Ortskirchen und NROs bei der Entwicklung von

Lösungskonzepten aus der Perspektive der Armen • MISEREOR fordert von der Bundesregierung, Gelder zur Klimafolgenforschung in

Entwicklungsländern bereitzustellen

Besondere Verantwortung Deutschlands und Europas• MISEREOR ist auf europäischer/internationaler Ebene aktiv für ein gerechtes und

wirksames internationales Klimaschutzabkommen• MISEREOR ist aktives Mitglied der Klimaallianz

→ Ziel: konkrete Fortschritte in deutscher und europäischer Klimapolitik • MISEREOR fordert in der Politik Vorreiterrolle durch Ausstieg aus Kernenergie,

Kurswechsel von Kohle hin zu nachhaltigen Lösungen

Klimaschutz im eigenen Haus• keine Flüge innerhalb Deutschlands, Einkauf nach ökologischen Kriterien,

vegetarische Verpflegung bei Veranstaltungen• seit 2008 Photovoltaikanlage, seit 2010 100% Ökostrom• Beratung im Umweltmanagement durch „Zukunft Einkaufen“

MISEREOR-Engagement im Bereich Klimawandel

• auch Schwellenländer sollten ihren „fossilen Entwicklungspfad“ korrigieren und direkt das Zeitalter der Erneuerbaren Energien erreichen

– 1,4 Milliarden Menschen weltweit leben ohne Zugang zu Elektrizität– 2,4 Milliarden Menschen kochen mit Holz/Holzkohle

→ leiden z.T. massiv unter Atemwegserkrankungen• Energie als wichtige Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung, z.B.:

Schulbildung, Ernährungssicherheit, Gesundheit, Sicherheit

Erneuerbare Energien als Verbindung von Klimaschutz und Armutsbekämpfung

Klimafreundliche Entwicklung im Süden

• MISEREOR wirbt um finanzielle Unterstützung für die Betroffenen und motiviert gleichzeitig zum individuellen und gemeinschaftlichen KURS-WECHSEL:

→ während der Fastenzeit gestaltete Ruder-blätter zeigen Ziele zur Bewahrung der Schöpfung und Forderungen an die Bundesregierung

→ Ruderblätter werden am Ende der Fastenzeit in Berlin öffentlichkeitswirksam präsentiert, politische Forderungen werden übergeben

KURS-WECHSEL:Politisches Engagement in der Fastenzeit

• 2015 als wichtiges Jahr für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung: - MDGs werden um Umweltziele ergänzt, - im Dezember soll in Paris international verbindlicher Klimaschutz- vertrag erarbeitet werden

• MISEREOR trägt den ökumenischen Pilgerweg nach Paris mit und lädt ein: Machen Sie mit! Die Ruderblätter transportieren unsere Botschaften.

• Stellen Sie darüber hinaus eigene Veranstaltungen/Gottesdienste in den Kontext der Klimaverhandlungen!

• politische Forderungen und Hinweise zur Umsetzung unter www.misereor.de/fastenaktion-politische-aktion

• Wo engagieren wir uns schon in unserer Gemeinde?• Was nehmen wir uns vor?

…und darüber hinaus

Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihr Engagement!

Impressum:Redaktion:Angela Lohausen, MISEREOR

Kontakt:MISEREOR, Abteilung Bildung und PastoralarbeitT: 0241 442-173E: [email protected]

Grafische Gestaltung:VISUELL, Aachen

Herausgeber:Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR e.V.Mozartstraße 9, 52064 Aachenwww.misereor.de

Dieser Vortrag wurde auf Basis des Grundlagenartikels von Dr. Markus Büker, Dr. Almuth Schauber und Anika Schroeder, MISEREOR erstellt.

Bildnachweise:Fotolia.com (Folie 15 und 24 links)Meissner/MISEREOR (Folie 3, 8,24 rechts und 35)MISEREOR (Folie 33)Pohl/MISEREOR (Folie 21)Schwarzbach/MISEREOR (Folie 12)