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Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-Abteilung

Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig Kanu-AbteilungDie Boote abladen und für die Tour vorbereiten war eine Abfolge von routinierten Handgrif-fen. In Ruhe und Gelassenheit spulten

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Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig

Kanu-Abteilung

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Seite 2 Frühjahr 2015 Der Lukendeckel

Vorwort

Winterschlaf?

Es wird wärmer! Und bei den ersten Gemeinschaftsfahrten des Jahres 2015 auf Leine und

Aller haben die RSV-Kanuten bewiesen, dass sie das mal kältere, mal wärmere, aber stets

frühlingshafte Wetter durchaus zum Paddeln zu nutzen wissen. So wanderten einige Ver-

einskilometer ins Fahrtenbuch des neuen Jahres und die Boote erwachten aus dem Winter-

schlaf und blicken nun bewegungshungrig auf die Oker und dem Anpaddeln entgegen.

Wenn wir die Boote über Winter also vielleicht haben etwas ruhen lassen, so kann von Win-

terschlaf im Verein in diesem Winter keine Rede sein. Im Alphabet der Winteraktivitäten

findet man zwischen B wie Bosseln und Y wie Yoga eine Menge Aktivitäten, die das Feuer

im Kamin nur selten erlöschen ließen: natürlich wurde gekentert (in Wolfsburg) und trainiert

(in der Comeniushalle), es wurde aber auch gewählt (z.B. der neue Abteilungsleiter; Glück-

wunsch Ralf!) und geholfen (beim 1. Hilfe Kurs). Und „ganz nebenbei“ hat Mike in wochen-

langer Arbeit und unzähligen Arbeitsstunden das Vereinsgelände auf Vordermann gebracht

und Unmengen Holz zerlegt, zersägt und zerhäckselt. Besonders schön fand ich auch unsere

Weihnachtsfeier im feierlich geschmückten Vereinsheim, bei der wir in großer Runde geges-

sen, gesungen und Geschichten gehört haben. Ach, wie schön der Winter doch ist….

Aber nein! Ein echter Paddler freut sich auf den Frühling! Winterschlaf adé! Und so soll euch

diese Ausgabe mit Berichten aus dem letzten Jahr (Oertze, Dänemark und Weser) und den

letzten Gemeinschaftsfahrten (Leine und Aller) wieder Lust auf’s Paddeln machen.

Viel Spaß beim Lesen des Lukendeckels wünscht Euch

Konstanze Wolgast

[email protected]

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 3

aus dem Verein

Dreister Okerdiebstahl!

Wie die Braunschweiger Polizeidirektion berichtet, wurde durch den Deutschen Kanuver-

band (DKV) ein dreister Okerdiebstahl aufgedeckt. Der Dieb ist weiterhin flüchtig.

Der Sprecher der Braunschweiger Polizei berichtet, dass der DKV den Diebstahl durch eine

Sonderkommission entdeckte, die gezielt auf Gewässerdiebstähle angesetzt wurde. Die Er-

mittlungsunterlagen wurden kürzlich der Polizei übergeben, die sich nun an die Bevölke-

rung wendet. Ein Täter ist bisher nicht bekannt,

die Polizei erhofft sich durch die Unterstützung

aus der Bevölkerung eine schnelle Ergreifung des

oder der Täter und vor allem die Rückgabe des

Beutegutes.

Die Braunschweiger Wassersportvereine reagier-

ten mit Bestürzung auf diese Nachricht. Aus Sor-

ge, ihren Sport in Zukunft nicht mehr betreiben

zu können, wandten sich die Vereine in einer ge-

meinsamen Petition an den Braunschweiger

Oberbürgermeister Ulrich Markurth, selber akti-

ver Paddler. Markurth zeigte sich entsetzt über

den dreisten Diebstahl. In einem ersten Statement

verknüpfte er seine politische Zukunft mit der

Vollständigkeit der Oker.

Die ortsansässigen Bootsverleiher befürchten

Einbrüche im Verleihgeschäft durch verunsicher-

te Bürger. Die Besorgnis in der Bevölkerung ist

groß, in die Abschnitte mit dem fehlenden Fluss

hinein stürzen zu können. Niemand weiß bisher

genau, welche Stelle der Oker gestohlen wurde.

Die Ermittlungen des DKV gehen von mindestens

drei Diebstählen aus. Ein Diebstahl zwischen dem

Eisenbütteler Wehr und der Umflutgabelung, je

ein weiterer Diebstahl in jedem der beiden Okerarme. Die Größe des Diebesgutes beträgt bis

zu 700 Metern. Die Polizei vermutet eine gewerbsmäßige Diebesbande, die für alle drei

Diebstähle verantwortlich sein soll. Auch der Zeitpunkt des Diebstahles ist nach wie vor un-

bekannt. Erste Zeugenaussagen können den Tatzeitpunkt nur eingrenzen, so zum Beispiel

die Aussage von Christine L., selber aktive Paddelsporttreibende: „Mir war schon seit min-

destens 2 Jahren klar, dass da was fehlte!“

Um auf Fragen der Bevölkerung reagieren zu können, wurde ein Bürgertelefon eingerichtet.

Der Vorschlag des Gewässeramtes, die Oker doch ersatzweise durch den Südsee zu leiten,

um fehlende Strecke wieder gut zu machen, wurde von den Vereinen mit der Begründung

abgelehnt, dass der Südsee nicht in den Abschnitten mit den Fehlstellen liegen würde. Die

Polizei hofft weiterhin auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Über eine Belohnung für

sachdienliche Hinweise wird noch nachgedacht.

Ralf Richter

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Seite 4 Frühjahr 2015 Der Lukendeckel

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 5

Rückblick

Die Invasion der Fladenbrote

Tine hatte die Örtze im Sommer 2013 mit ihrem Neffen gepaddelt, ich hatte sie im Oktober

2013 mit meinem Sohn gepaddelt. Beide waren wir begeistert und hatten beschlossen, ge-

meinsam wieder zu kommen. Bei meiner Tour im Oktober letzten Jahres war fast nichts los

auf dem schmalen, munteren Wiesenfluss. Allerdings war eine Gruppe Männer mit Soloka-

nadiern auf Tour, was mich sehr beeindruckt hatte. Damals hätte ich es mir nicht zugetraut,

im Solokanadier diese schmalen Durchfahrten und Hindernisse zu bewältigen.

Seit dem ist einiges passiert. Wir hatten Anfang Mai auf der Drawa unseren Fließgewässer-

kurs absolviert und mein eigener Solokanadier war ebenfalls im Mai fertig geworden. Und

dann war da im Sommer dieses unerwartete Hochwasser auf der Oker. Ein paar Gewitter-

stürme im Harz hatten uns zur ungewohnten Jahreszeit stark strömendes Hochwasser be-

schert. Die Oker war randvoll, der Steg überflutet. Eines der neuen Tore am Eisenbütteler

Wehr war geöffnet worden und die Oker strömte schäumend über die Barriere.

Wir nutzen die Gelegenheit, um unter den erschwerten Bedingungen Kanadierpaddeltech-

nik zu üben. Kehrwasserein- und -ausfahrten standen genauso auf dem Programm wie Seil-

fähren. Die Vorwärtsseilfähre war kein Problem, wir hatten sie ja auf der Drawa bereits im

Tandem intensiv geübt. Aber die Rückwärtsseilfähre hatte damals in Polen nie wirklich gut

funktioniert, unzufrieden über unsere Leistung waren wir damals abgereist. Die schmutzig

braune Oker gab uns nun die Gelegenheit nachzubessern. Erst hatten wir mit der Pearl ge-

übt, dann mit Balou und Baghira. Immer wieder rein in die Strömung, hin und her, bis es

einfach klappte. Ein gutes Gefühl!

Jetzt war der Moment gekommen, wo ich mich reif genug fühlte, die Örtze auch im Soloka-

nadier zu paddeln. Wir suchten uns ein Wochenende aus und zogen unseren Wohnwagen

auf den schönen Campingpark Südheide, kurz vor der Mündung der Örtze in die Aller.

Am Samstag fuhren wir mit den Booten nach Eversen, um dort einzusetzen. Vor uns lagen

19 km Heideflusspaddeln. Für den Solokanadier eine recht lange Strecke, aber die Örtze

strömt lebendig und ist dazu auch noch sehr abwechslungsreich. Wir hatten den ganzen Tag

Zeit, natürlich reichlich gute Atzung an Bord, es war überraschend kühl für den deutschen

Sommer und wir hofften, ohne Regen durchzukommen.

Die Boote abladen und für die Tour vorbereiten war eine Abfolge von routinierten Handgrif-

fen. In Ruhe und Gelassenheit spulten wir unser Programm ab. Aber bevor wir ablegen

konnten, fuhr ein Kombi vor, beladen mit robusten PE-Kajaks. Vier Best-Ager stiegen heraus

und einer von ihnen sprang sofort um mein Boot herum.

„Ein selbstgebautes Holzboot, sowas muss ich mir auch bauen!“

Sofort entspannte sich eine lebhafte Diskussion über Bootsbautechniken mit den Paddel-

freunden aus Lüneburg. Am Ende wurden Mailadressen ausgetauscht und Einladungen

ausgesprochen. Ich bin mal gespannt, ob da tatsächlich ein Boot entstehen wird!

Dann legten wir doch noch ab, zirkelten die Boote in die Flussmitte und fuhren die erste

Wende. Die Strömung erfasst uns und ab ging die Reise. Schon nach wenigen Metern war

der Fluss von Büschen überwachsen, nur ein schmaler Tunnel war frei. Also Schwung holen,

zielen, Kopf runter und durch. Wir hatten ja Zeit und ließen es ruhig angehen. Mit gezielten

Schlägen trieben wir die Boote vorwärts, genossen jede Wendung, jedes Hindernis. Das Boot

ausrichten, ankanten, Duffek setzen und vorbei. Geschwindigkeit aufnehmen, Paddel zum

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Side-slip platzieren und langsam aufdrehen. Spielerisch leicht, fast elegant glitten die Boote

an den Hindernissen vorbei und tanzten weiter in der Strömung. Doch dann lag ein Baum

quer und da war die Technik dann auch egal. In der Mitte des Baumes war zwar mit groben

Hieben einer Kettensäge eine Öffnung in den Baum gesägt. Aber die Lücke war zu klein für

Kanadier. Während wir uns die Lage in Ruhe anschauten (Seilfähre rückwärts), kamen die

Lüneburger Paddler. Wir wechselten ein paar kurze Sätze und dann trieben sie die T-Slaloms

lachend mit einigen beherzten Schlägen durch die Baumlücke. Etwas neidisch schauten wir

ihnen hinterher. Wir hingegen machten einzeln längsseits fest, kletterten auf den Baum und

zogen die Boote durch die Lücke,

um auf der anderen Seite wieder

einzusteigen. Ein wenig Akroba-

tik und weiter ging die Tour.

Die Sonne kam hoch und wärmte

uns, der Tag zeigte sich von sei-

ner besten Seite. So richtig som-

merlich warm sollte es den gan-

zen Tag nicht werden, aber wir

waren froh über jeden Sonnen-

strahl und fehlenden Regen.

In Wolthausen war Halbzeit, wir

legten am bequemen Steg an für

eine ausgedehnte Mittagspause.

Auch hier wurden wir von

durchnässten, gekenterten Miet-

bootpaddlern auf unsere selbst-

gebauten Boote angesprochen.

Auch Laien fallen diese Boote auf. Nach dem zünftigen Essen streckten wir uns auf den

Kniematten aus, betteten die Köpfe auf den Schwimmwesten und saugten mit geschlossenen

Augen die Sonne auf.

Kurz vor dem Einsetzen des Tiefschlafes rafften wir uns auf und wasserten abermals die

Boote. Direkt nach der Einsatzstelle passierten wir die Brücke der B3. Am Brückenpfeiler lag

eine Tüte gefüllt mit aufgequollenen Fladenbroten im Wasser, sehr appetitlich! Weiter ging

es und wir schlängelten uns durch die engen Kurven der Örtze. Viele Büsche ließen ihre Äste

ins Wasser hängen und engten den Fluss immer wieder ein. Aber was uns mehr beeindruck-

te, waren die Fladenbrote. Ja, es wurden immer mehr, eine Tüte nach der anderen, gefüllt

mit aufgeweichten, zerfledderten Fladenbroten. Da muss irgendwo eine Party geplatzt sein,

so viele Fladenbrote fristeten hier ihr schlabbriges Dasein. Doch irgendwann war auch damit

Schluss, es gibt nun mal nicht unendlich viele Fladenbrote auf dieser Welt, es sei denn, es

handelt sich um eine Invasion von außerirdischen Fladenbroten.

Viel war nicht los auf der Örtze an diesem kühlen Sommertag. Doch dann trafen wir doch

noch auf eine Gruppe von Mietbooten. Ein Kanadier, besetzt mit drei jungen Männern,

kämpfte sich lauthals diskutierend in die Strömung. Wir riefen sie an, auf dass sie uns vor-

beiließen. Sie konnten unseren Wunsch nicht nachvollziehen, waren sie doch zu dritt und

wir alleine im Boot. Bevor sie ihren Gedanken richtig zum Ausdruck gebracht hatten, waren

wir schon an ihnen vorbei gezirkelt und sie knallten ungebremst mit lautem Geschrei in die

Uferböschung. Ab da hatten wir wieder Ruhe und konnten uns wieder dem Genuss wid-

men. Die sumpfige Wiesenlandschaft wechselte sich mit bunten Laubwäldern ab, die Natur

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war eine stille und zarte Pracht. Ein Schwanenpaar machte sich auf dem schmalen Fluss

breit, vorsichtig passierten wir mit Respekt vor ihren Schnäbeln.

Wenn man weiß, wie es geht, macht jede Kurve, jedes Hindernis richtig Spaß. Wir hatten

unendlich viel Freude auf diesem wunderschönen Heidefluss. Das Spiel mit Boot, Strömung

und Hindernissen war ein langsamer, zärtlicher Tanz, wie ein Walzer. Dieses sanfte Schwin-

gen sollte mich noch einige Tage beglei-

ten, mir diese Tour immer wieder in Erin-

nerung rufen, so wie ein Seemann noch

lange das Wiegen der Wellen spürt, wenn

er breitbeinig nach langer Seereise an

Land geht. Es war ein Genuss, hinter Tine

herzupaddeln und sie dabei zu beobach-

ten, wie sie die Hindernisse anfuhr, mit

welchen Mitteln sie Baghira an Bäumen

und Büschen vorbeizirkelte und dann das

Boot mit kräftigen Schlägen wieder voran-

trieb. Ich selber musste dabei aufpassen,

dass ich mich nicht zu sehr diesem Bild

hingab, denn die Hindernisse, die sie gerade passiert hatte, waren jetzt meine Hindernisse.

Ob ich wollte oder nicht, ich musste meinen Blick losreißen und die Aufmerksamkeit auf

mein hier und jetzt richten, entscheiden, ob ich mit einem Side Slip am nächsten Baum vor-

bei kommen würde oder ob es doch eher eine Kombination von Duffek und Crossduffek

werden sollte. Paddel ins Wasser tauchen, langsam aufdrehen, den Druck des Wassers spü-

ren. Wie reagiert das Boot? Bleibt es auf Kurs, habe ich im Drehpunkt angesetzt? Oder muss

das Paddel nach hinten, nach vorne? Fast unmerklich gleitet das Boot zur Seite, man selber

spürt dieses langsame, seitliche Versetzen kaum. Den Blick fest auf das Hindernis gerichtet

hilft. Immer weiter entfernt es sich vom Kurs und dann liegt wieder freies Wasser vor dem

Bug. Jetzt nur noch das Paddel voll aufdrehen und durchziehen, das Boot beschleunigt und

weiter ging die Fahrt.

Kurz vor unserem Ziel kam uns ein Kajakfahrer entgegen, der mit kräftigen Schlägen gegen

die Strömung ankämpfte. Die Stelle war eng, von beiden Seiten hingen Büsche in den gerade

hier zügig strömenden Fluss. Ich drückte das Boot ganz an einen Busch, um ihm Raum zu

geben.

„Vorsicht, da kommt gleich noch ein Boot!“, rief ich ihm rüber.

In diesem unübersichtlichen Gewimmel von Kurven und Hindernissen kann so ein kurzer

Hinweis schnell für Entspannung bei der nächsten Begegnung sorgen.

„Ist das auch so ein schönes Boot?“, rief er mir zu, als wir aneinander vorbeizogen.

Ich weiß nicht, ob er mein glückliches Lächeln noch gesehen hat. Mein kurzes „Ja!“ hat er

sicherlich gehört. Dass aber auch mein Herz aufgegangen war und dass ich voller Stolz war,

das konnte er nicht erahnen.

Ja, wie hatten beide wunderbare Boote. Und ja, wir hatten eine herrliche Tour gepaddelt, mit

viel Genuss und Freude an Paddeltechnik und an unserem Material. Eine Tour, die ich mir

letztes Jahr noch nicht zugetraut hätte. Wir hatten eine bezaubernde Natur erlebt und waren

überglücklich und gesättigt an Eindrücken. 19 km Örtze lagen hinter uns und müde zogen

wir die Boote auf das Ufer am Campingplatz, direkt unterhalb unseres Wohnwagens, um

uns anschließend glücklich zu umarmen. Danke!

Ralf Richter

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Rückblick

Abenteuer auf der Leine

Das Bordthermometer zeigt 0,4 Grad. Die Scheibenwischer wischen dicke Schneeregenklekse

von der Autoscheibe. Ich blicke auf die zwei Boote auf dem Autodach und die sich langsam

weiß färbende Landschaft am Rande der A7 und mein Hirn produziert in ständiger Folge

nur zwei Gedanken: warum um alles in der Welt gehst du paddeln bei einem Wetter, bei

dem du normalerweise sogar den Weg zum Bäcker scheuen würdest, und was hat dich bloß

gestern bewogen, die Paddelpfötchen im Bootshaus zu lassen…!

Der Grund ist eigentlich einfach: es ist Frühling und der hat sich in den Tagen davor von

seiner freundlicheren Seite gezeigt. Das Booteladen am Vorabend mit Raffael war bei bestem

Sonnenschein und Pulliwetter – in Göttingen angekommen, standen wir aber mit Ulli und

Petra, die erst nicht einmal ihr Boot abladen wollten („Vielleicht wird’s ja noch abgesagt“)

wie die begossenen Pudel im Schneeregen an der Leine und warteten auf den Start. Claudias

Wetter-App sagte: „Es kann nur besser werden“ – schlechtere Bedingungen hätten auch

wohl Eisgang zu Folge. Gerd Bode von der Turn- und Wassersportvereinigung Göttingen

(früher Waspo08) kam dann

in Schwimmweste, Paddelja-

cke, Handschuhen und Süd-

wester – einer Montur, die

Grönlandassoziationen weckt

(Markus Zibell sei dank!) -

über den Kiessee gepaddelt,

um das Startsignal zu geben.

Also ging es los: ob wir wohl

Eisberge sichten würden?

Ein Göttinger Paddler hatte

ans Steilufer der Leine eine

selbstgezimmerte Leiter ge-

hängt, die einigen beim Ein-

stieg half. Ich nutzte einen matschigen Grassoden am Leineufer, um nass vom Regen und

mit matschigen Schuhen in mein Boot zu steigen. Bald aber entschädigte der Blick auf meine

alte Heimat Göttingen vom Wasser aus für den nassen Beginn. Bei flotter Strömung glitten

wir über erste Schwälle und mit einer Göttinger Paddlerin tauschte ich mich darüber aus,

welche Freuden und schöne Fahrten die beginnende Saison für uns erwarten lässt. Der Früh-

ling beginnt im Kopf…. Und siehe da: bald schon ließ der Regen etwas nach.

Der erste Ausstieg war allerdings vom Regen aufgeweicht und matschig, so dass die Matsch-

flecken auf der Paddelhose größer wurden. Auch der Einstieg war etwas artistisch zwischen

querliegenden Bäumen und Steinen am Steilufer zu bewältigen. Insbesondere für Petra und

Ulli im Zweier eine Herausforderung, die richtige Einstiegsposition zu finden. An der zwei-

ten Umtragestelle griff ich am Steilufer beherzt in junge Brennnessel, um mich beim Ausstieg

zu stabiliseren – und wurde für den Rest der Fahrt mit einem kribbelnden Gefühl in den

Händen „belohnt“. Das Pausenbrot ließ sich erst essen, nachdem wir die dreckigen Hände

mit Trinkwasser gereinigt hatten. Und die Matschflecken hatten sich bei Ulli mittlerweile

sogar ins Gesicht vorgearbeitet. Doch der Regen hörte auf und so stieg unsere Stimmung auf

den letzten Kilometern, zumal mit Ein- und Ausstiegen, zahlreichen Schwällen und Verwir-

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belungen, oder der ein oder anderen kurzen Grundberührung die Fahrt niemals langweilig

wurde. Bei der letzten Einstiegstelle hinter dem Wehr rutschten die beherzteren Kanuten

direkt den Hang hinunter ins Wasser. Wir blieben vorsichtig und balancierten auf vereinzel-

ten Steinen, um ins Boot zu kommen.

Da war es nur noch eine letzte Paddelstunde bei trockenem Wetter zum Ziel, so dass sich

endlich die Gelegenheit bot, den beginnenden Frühling zu bewundern: überall hingen schon

Weidenkätzchen über dem Wasser, an sonnenverwöhnten Stellen sogar voll erblüht und

machten Lust auf mehr: mehr Frühling und mehr Paddeln. Leider konnte man auch sehen,

was der Winter an Zivilisationsmüll

auf der Leine hinterlässt: vom Bob-

bycar bis zur Schaumstoff-

Schwimmhilfe in Dampferform war

alles dabei!

Am Ende der Tour wurde Raffael

von helfenden Händen kurzerhand

durch den tiefen Matsch an Land

gezogen, so dass er sich den Aus-

stieg sparte. Während Ulli das Auto

holte, blieb uns Zeit, die Boote et-

was zu reinigen und noch einmal

darüber nachzudenken, warum

diese Tour auch bei diesem Wetter richtig Spaß gemacht hat: es ist ein wenig Abenteuer da-

bei, diesen Naturfluss – ohne Stege oder Ausstiegsstellen und mit vielen Schwällen – zu fah-

ren. Eisberge haben wir nicht gesichtet, aber die 28 km bis Hollenstedt sind schön, abwechs-

lungsreich und machen Lust auf’s Paddeln – und den Frühling!

Konstanze Wolgast

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Seite 10 Frühjahr 2015 Der Lukendeckel

Rückblick

Der Sonnengott vs Wetterapp 36. ALLER-HOCHWASSER-RALLYE VERDEN am 28.03.2015

Teilnehmerzahl: 525

RSV-Braunschweig: 13

Streckenlänge: 31 km, 55 km, 112 km.

Das Paddeln wäre ein göttliches Vergnügen, wenn da nicht der Orga-Marathon davor wäre.

Die Fahrtenbesprechung habe ich schwänzen dürfen, aus beruflich bedingten Terminen. Die

Boote am Vortag aufzuladen habe ich sachlich über mich ergehen lassen: Hauptsache die

Gurte sitzen stramm und kein Dieb wagt sich über Nacht an die großen „Fische“ auf dem

Autodach heran. Paddeln will gelernt sein und man kann schwer mit diesen Booten spazie-

ren gehen, zum Glück!

Die Autobahn ist leer (!!!), der Himmel blau und etwas müde. Ab und zu treffen wir Autos

mit Booten auf dem Dach, ein freundliches Winken, das Auge begutachtet schelmisch die

Bootsmarke, Freizeitspaddler oder doch ein Halbprofi? Wir treffen uns in Rethem an der

Schule, laden die Boote ab und eilen, den Hänger an den Zielort in Verden zu überführen.

Ein reges Treiben, wohin das Auge reicht, den zerknüllten T-Shirts im Kentersack entweicht

ein säuerlicher Schweißgeruch: die Paddler sind eben keine Weicheier oder Pseudoästheten.

Der Weg ist das Ziel, mit oder ohne Schickimicki Gehabe. Leben und leben lassen bzw. pad-

deln lassen.

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 11

Wir fahren Kolonne. Die Natur trägt noch ih-

ren nebligen Schlafrock, die Felder zeigen ihre

braunen Stoppel, wie unrasierte Männer. Der

Frühling ist noch nicht da, aber sein Geruch.

Als wir zurückkommen, finden wir eine Auf-

bruchsstimmung vor. Die Wetterapp wird

konsultiert, die Windstärken dem Streckenver-

lauf zugeordnet: erstaunlich, dass der Himmel

blauer ist als die Appvorhersage. Der Mensch

ist stets ein ungläubiger Thomas und so sind

die meisten dick eingepackt in winddichte

Jacken, Mützen und gar Handschuhe. Der

Wind bläst schüchtern, die Sonne kokettiert

mit ersten Sonnenstrahlen, lässt die Haar-

strähnen unter den Mützen klebrig aneinander

klatschen. Die Boote glänzen in ihren Farben

auf dem braunen, eiskalten Fluss. Die Strö-

mung ist gut, die Omnipräsenz von DLRG

beruhigt jede Paddlerseele, ach wie schön es

hier ist! Die Laune der Paddler ist auch gut.

Jeder erzählt, was er/ sie erzählen mag, der

Fluss wird zum Konferenzraum unter freien

Himmel, für jeden Redner ist genug Sprechzeit

da. Herrlich!

Die meisten gucken hoch zum Himmel und

suchen nach den Wolken, nach dem Wind - nichts da. An manchen Flusswendungen be-

kommen wir aber die Kraft des Windes zu spüren: die Wellen schaukeln lustig die Boote hin

und her, jeder Paddelschlag wird zur Kampfansage, die plötzlich entstandenen Schwielen an

den Händen machen uns demütig: mit den Naturkräften ist nicht zu spaßen, der Mensch ist

da eine kleine Nummer. Auf der Hälfte der Strecke teilt sich unsere Gruppe: die einen wol-

len ein Päuschen auf dem Fest-

land machen, die anderen ma-

chen lieber eine Treibepause und

freuen sich auf den Begrüßungs-

schnaps am Zielort. Wir paddeln

weiter. Ich suche vergeblich nach

den kleinen Lämmern. Dafür

finde ich ein Storchenpaar. Sie

führen scheinbar eine harmoni-

sche Ehe, sitzen nebeneinander

wie die Menschen auf dem Sofa

und gucken die Sonne an wie die

homo sapiens ihr TV-Programm.

Ein anderes Schwäne-Pärchen

flog über unsere Köpfe, irritiert sichtlich von der Buntheit unserer Gestalten. Was für impo-

sante Vögel!

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Seite 12 Frühjahr 2015 Der Lukendeckel

Wir haben während der ganzen Rallye keinen einzigen Regentropfen abbekommen. Am

Zielort begrüßte das Glockengeläut jeden neu ankommenden Paddler: das nenne ich Sport-

Romantik. Den Begrüßungsschnaps habe ich

verpasst. Kurz vorm Anliegen haben einige

von uns behauptet, dass man eigentlich

locker hätte weiter paddeln können. Also das

nächste Mal paddeln wir die 55km Strecke.

Mit dem Wettergott im Boot und den

wunderbaren Apps, die auch mal unrecht

haben, wird das sicherlich ein pures

Paddelvergnügen.

Kaffee, Torten aller Art, Pommes und

Würstchen: für jeden Paddelbauch war etwas

dabei. Am Ende waren alle glücklich.

Niemand ist gekentert. Eine tolle Truppe, die

jetzt mit vereinten Kräften und mit der

aufsteigenden Müdigkeit in den Armen, die

Boote auf dem Hänger für die Heimfahrt fertig machte. Mit Akkuratesse platziert, lagen sie

wie die Sardinen in der Dose eins neben dem anderen und kein Maler dieser Welt hätte

schönere Farben zusammenstellen können. Für die 31km Paddelglück hat man ca.8 Stunden

Orgazeit investiert. Der Tag für die 55- und 112km-Helden aus unserer Gruppe war

sicherlich noch anstrengender. Bravo!

Als wir bereits im Auto saßen, fielen die ersten Tropfen vom Himmel. Tränen des

Abschieds? Wir kommen wieder, versprochen, lieber Wettergott und nehmen diesmal auch

die Sonnencreme mit!

Teilnehmer: Ursula (31), Heike (31), Sabine (31), Konstanze (31), Claudia (31), Helmut (31),

Hajü (31), Thomas (31), Marco (31), Raphael (31), Chrissi (55), Jürgen (55), Dirk (112).

Claudia Bigos

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 15

der besondere Bericht

Seekajaktour Lillebelt und Dänische Südsee 2014

Tag 1 :

Nachdem wir nach 5 ½ Stunden in Fynshav angekommen sind, haben wir unsere Zelte auf-

gestellt und eingerichtet. Auf einer kleinen Bank haben wir gekocht und anschließend einen

schönen Spaziergang gemacht. Am Samstag sind wir aufgewacht und dachten nur „fuck...“

grauer Himmel, starker Wind und schon bald fing es an heftig zu regnen. Nach einem lecke-

ren Frühstück (im trockenen) sind wir mit dem Auto nach Sonderborg gefahren, um eine

Internetkarte für mein Handy zu kaufen. Nach langem Suchen haben wir diese bei TDC im

Borgen bekommen. Auf unserem Campingplatz haben wir noch ein bisschen abgewettert,

Sachen gepackt und sind los gepaddelt. Es war zwar eine schöne, aber auch sehr anstren-

gende Tour... 4er Wind, in Böen 6 und das genau von vorne. Egal, Zähne zusammen beißen

und durch ! Nach 4 Stunden haben wir 18 Km zurückgelegt und unser Quartier auf dem

Campingplatz “Lavensby Strandcamping“ aufgeschlagen und den Abend mit Kochen und

ein paar netten Gesprächen ausklingen lassen.

Tag 2 :

Als Papa mich um 8:30 Uhr geweckt hat, schien die Sonne und wir waren guter Dinge...

Nach einem Frühstück auf unserer Trapperdecke bin ich duschen gegangen und danach ha-

ben wir angefangen zu packen. Um 11:15 Uhr saßen wir in den schweren Booten und sind

losgefahren. Am Anfang hatten wir den Wind von hinten, so dass er uns schön geschoben

hat. Nachdem wir um eine Ecke gefahren sind, hatten wir den Wind von der Seite, aber auch

das war kein Problem. Auf der Westspitze von Als haben wir eine große Pause gemacht und

uns auf die erste Querung vorbereitet. Nach ein paar Metern fiel uns auf, dass die Wellen

viel größer sind, als sie durch das Fernrohr aussahen... Aber Papa und ich haben das Ganze

gut hinbekommen und sind heile auf der anderen Seite angekommen. Kurz gesammelt und

schon ging es darum, die nächste große Querung zu bewältigen. Die Wellen wurden noch

größer und der Wind nahm zu. Als wir schon eine Weile bei ca. 1 ½ Meter Wellen am Fest-

land vorbei gepaddelt sind, bin ich gekentert. Die Rolle hat in dem Moment leider nicht ge-

klappt, so dass ich ausgestiegen bin. Da wir in der Nähe vom Land waren, habe ich mich an

meinem Boot festgehalten und bin Richtung Strand geschwommen. Dies war ein Fehler, weil

die Boote durch die Brandung und die Steine ziemlich leiden mussten. Naja, merke ich mir

fürs nächste Mal. Ich habe mich kurz von dem Schock erholt und dann ging es weiter. Da

wir langsam in die Genner Bucht gefahren sind, wurden die Wellen ein bisschen kleiner und

wir haben nach 27 km auf einem Campingplatz angelegt, die Zelte aufgebaut und uns an-

gemeldet. Anschließend haben wir Kaffee und Kuchen gegessen und einen kleinen Spazier-

gang am Wasser gemacht. Nun liege ich im Zelt und gehe gleich schlafen. Papa hat sich beim

Versuch zu duschen den Kopf gestoßen und hat jetzt einen kleinen Riss im Kopf... gute Bes-

serung Papa.

Tag 3 :

Nach einem schönen Frühstück in der Sonne haben wir unsere Sachen gepackt und uns auf

eine krasse Tour vorbereitet...Um ca. 10:30 Uhr ging es im strömenden Regen los. Zuerst war

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alles ruhig, doch als wir dann die erste große Querung vor uns hatten, wurde die See rauer,

der Wind stärker, es fing extrem stark an zu regnen und ein Gewitter zog auf. Nach ca. 10

km haben wir eine kleine Pause (wegen Regen in einer Bushaltestelle) gemacht und uns ge-

stärkt. Nach der Pause sind wir um eine Landzunge gefahren und hatten auf einmal 1 ½ Me-

ter Welle vor der Brust bzw. schräg von Achtern. Nach einem Stück an der Küste und einer

Querung über eine kleine Bucht haben wir den Ort Aarö Sund erreicht. Laut Karte sollte auf

der anderen Seite von Aarö ein Campingplatz sein... als wir dann dort waren, war dieser

aber nicht da. Ja... Mit nicht der besten Laune ging es gegen den Wind zurück bis zum

„Campingplatz Gammelbro“ am Anfang des Sundes. Völlig erschöpft haben wir dort die

Zelte aufgeschlagen und den Abend ruhig ausklingen lassen. Harte 39 km.

Tag 4 :

Aufgrund des anstrengenden vorherigen Tages haben Papa und ich uns entschieden, mal

einen Tag nicht zu paddeln und uns zu erholen... Ausgeschlafen, gefrühstückt und geduscht

haben wir uns die Regensachen angezogen und sind eine Runde spazieren gegangen. Im

Hafenkontor haben wir einen mega-geilen Hotdog gegessen. Den Rest des Tages haben wir

uns ausgeruht.

Tag 5 :

Nach einem leckeren Frühstück haben Papa und ich die Tour nach Haderslev begonnen. Bei

leichtem Rückenwind und kleinen Wellen sind wir den Sund entlang gepaddelt und haben

auf Aarö eine kurze Pause gemacht und uns kurz die Insel angeschaut. Bei einigermaßen

gutem Wetter, vorbei an schönen Häusern sind wir den Fjord entlang gefahren bis wir dann

den HSC erreicht haben und dort ausgestiegen sind. In dem Hafenkontor haben wir etwas

gegessen und sind dann im Regen zurück zu den Booten gegangen. Bei Windstille und kei-

nem Regen ging es zurück nach Aarösund. Auf dem Weg dorthin haben wir noch einen

Schweinswaal gesehen. Nach 39 entspannten Kilometern sind wir angekommen. Abends

haben wir noch mit 2 netten Leuten zusammen gesessen die wir kennengelernt haben und

uns unterhalten.

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 17

Tag 6 :

Gefrühstückt, gepackt und los ging es! Um 12:00 Uhr saßen wir in den schweren Booten und

sind in Richtung Assens gefahren. Bei großen kabbeligen Wellen und nicht dem schönsten

Wetter sind wir in Richtung „Dänische Südsee“ gefahren. Nach 28 anstrengenden Kilome-

tern sind wir in dem kleinen Hafen von Aganes angekommen und haben dort unser Quartier

aufgeschlagen. In der Abendsonne unser „Ankommensbierchen“ getrunken, lecker gekocht

und bald schlafen gegangen.

Tag 7:

Bei wunderschönem Wetter haben wir alles zusammengepackt, davor schön gefrühstückt

und uns auf die Reise nach Lyö ge-

macht. Ein Traum... Sonne, leichten

Rückenwind, coole und angenehme

Wellen und eine mega Landschaft!

Gegenüber von Böjden haben wir eine

Pause gemacht und uns auf die erste

große Querung vorbereitet. Diese ha-

ben wir natürlich gut überstanden

und sind am Steilufer entlang nach

Lyö bis in den Hafen gefahren. Auf

einer kleinen Wiese durften wir die

Zelte aufstellen. Nachdem alles einge-

richtet war, sind Papa und ich zu ei-

nem Köbmannsladen gegangen und haben eingekauft. Danach lecker gekocht, die nächsten

Tage geplant, geduscht und ab ins Zelt! Dort liege ich gerade und schreibe diesen Text... gute

Nacht!

Tag 8 :

Um ca. 9:00 Uhr bin ich aufgestanden und Papa hatte schon das Frühstück vorbereitet. Nach

dem Essen haben wir mein Zelt eingepackt, damit wir nach dem geplanten Spaziergang auf

Lyö gleich los können. Zuerst sind wir durch den wunderschönen Ort gegangen und haben

uns ein wenig umgesehen... Die Fahnen im Ort hangen alle auf Halbmast, da ein Bürger ver-

storben war. Auf dem Rückweg haben wir dann noch ein mega-geiles Brot beim Köbmann

gekauft und sind wieder in Richtung Hafen gegangen. Fix alles gepackt und um 14:00 Uhr

saßen wir in den Booten. Nach ca. 1 km haben wir die Südsee in Richtung Faaborg gequert

und auf die West Spitze von Björnö zugehalten. Diese haben wir umrundet und auf den Ha-

fen im Westen von Avanakö zugehalten. Ganz schön wellig... Dort haben wir eine Pause

gemacht und 9 Frauen im Alter von 40-60 Jahren getroffen, die ebenfalls mit Kajaks unter-

wegs waren. Bei nem 4-5er Wind und ordentlichen Wellen ging es im Surf an Avernakö ent-

lang in Richtung Drejö. Kurz vor der Insel Drejö lag noch ein dickes Stück offenes Wasser,

was wir überwinden mussten. Auf diesem Stück hatten wir wieder mit sehr großen und

kabbeligen Wellen von der Seite zu tun. Nach 35 min hörte das Ganze wieder auf und es

wurde ruhiger. Als wir unser Ziel (ein kleiner Hafen) entdeckt hatten, sind wir direkt darauf

zu gefahren und waren sehr beeindruckt! Der tollste Platz bisher! Super Duschen und Toilet-

ten, eine große Wiese und eine kleine Fischerhütte wo wir uns für 5 DK (70ct) an Getränken

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bedienen durften. Nach drei Scheiben Brot und einer schönen Dusche ging es dann ab ins

Zelt und schlafen.

Tag 9 :

Um 10:00 Uhr hat Papa mich geweckt. Regen, Wolken und Wind... Dieser Tag sollte eh nur

ein „Erholungstag“ werden, von daher war das nicht so schlimm. Nach einem leckeren

Frühstück haben wir uns unsere Regensachen angezogen und sind über die Insel Drejö ge-

gangen. Zum Köbmann, Kirche und in den anderen Hafen wo wir 3 Zelte und 3 Faltboote

gesehen haben. In Form von Essen, Schlafen und Entspannen haben wir versucht, die Zeit

totzuschlagen. Abends haben wir noch in der Hütte gesessen und die nächsten Tage geplant.

Tag 10 :

Eigentlich wollten Papa und ich um die ganzen kleinen Inseln fahren, doch das Wetter ließ

dies nicht wirklich zu... Nach dem Frühstück

kamen 3 Personen zu uns, eine Frau aus

Dresden und 2 Männer aus der Schweiz. Die

3 waren die mit den Faltbooten! Sie waren

auf Inselbesichtigung und sahen, dass unser

Platz deutlich schöner ist als ihrer. Daraufhin

hat Papa die 3 gefragt, ob sie hierher kommen

wollen. Zuerst waren sie sich nicht ganz ei-

nig, doch letztendlich wollten sie kommen.

Irgendwann mittags sind Papa und ich in den

5 km entfernten Hafen gefahren um die 3

abzuholen. Und tatsächlich, gerade als wir

ankamen, standen die 3 mit gepackten Booten im Hafen, so dass wir zusammen bei starkem

Gegenwind die 5 Km zu unserem Hafen zusammen zurückgefahren sind. In unserer süßen

und sehr rustikalen Hütte haben wir alle gekocht, gegessen, erzählt und sind dann so lang-

sam schlafen gegangen.

Tag 11 :

Aber heute sollte es sein! Unsere geplante Tour um die vielen kleinen Inseln konnte auf-

grund guten Wetters in Angriff genommen werden. Nach einem... naja, wie soll ich sagen,

einigermaßen guten Frühstücks (Wespen) haben wir unsere Paddelsachen angezogen und

sind fast zeitgleich mit Denis, Harald und Oliver, deren Ziel an diesem Tag der Hafen von

Avanakö sein sollte, aufs Wasser gegangen. Bei einigermaßen hohen Wellen sind wir rüber

zur Insel Odden gefahren und haben dort eine kleine Pause gemacht. Weiter ging es! Bei

nem 6er Wind genau von vorne und starkem Regen sind wir im Schleichtempo Richtung

Hjörtö gefahren, um dort eine große Pause zu machen...Danach sind wir bei ca. 1 Meter Wel-

len von der Seite rüber zur Insel Skarö gefahren. Im Hafen angekommen, kamen uns auf

einmal 2 bekannte Gesichter entgegen... Oliver und Harald haben Denis auf Drejö abgesetzt

und sind aufgrund des Wetters nach Skarö gefahren. Wegen des starkem Gegenwindes,

meinen Schulterproblemen und der wenigen Zeit sind wir nach einem Besuch im Café und

einem Spaziergang mit Oliver über Skarö mit der 18:15 Uhr Fähre zurück nach Drejö gefah-

ren. Das letzte Stück bis zum Hafen gepaddelt, geduscht, gekocht und schlafen gegangen.

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Der Lukendeckel Frühjahr 2015 Seite 19

Tag 12 :

Um 13:30 Uhr saßen wir in den gepackten Booten und haben schweren Herzens unseren

kleinen Hafen auf Drejö verlassen und die Reise nach Svendborg begonnen. Bei ca. 0,8 Meter

Wellen und Wind von hinten sind wir rüber nach Skarö gefahren, von dort aus den Svend-

borg Fjord gequert und an großen modernen Häusern vorbei bis zum Hafen gepaddelt. Im

Hafenkontor haben wir, nachdem wir uns umgezogen haben, etwas gegessen und sind dann

mit den Booten zum Fähranleger gerollert. Nach ein bisschen Wartezeit und einer angeneh-

men Fahrt sind wir im Hafen von Aerosköpping angekommen, haben im Netto eingekauft

und haben dann nach den letzten Metern bis zum Campingplatz und einem leckeren Essen

den Schlafsack zugezogen und sind schlafen gegangen.

Tag 13 :

Eigentlich hatten wir vor, heute nach Hause zu fahren, aber aufgrund des schönen Wetters

haben wir uns entschieden, noch einen Tag länger zu bleiben und sind mit schönen leichten

Booten die Küste an Aerosköpping vorbei gepaddelt bis kurz vor Marstal. Auf dem Rück-

weg hatten wir dann doch Regen, so dass wir diesen in den Booten abgewartet haben. Nach

einer warmen Dusche sind wir nach Aerosköpping gegangen... super! Eine Stadt wie vor 100

Jahren. Alte schöne Häuser, kleine Läden usw. in einem coolen Café haben wir Kuchen be-

kommen und den Abend ausklingen lassen.

Tag 14 :

Um 6:00 Uhr aufgestanden... bisschen was gegessen und schon um 8:30 Uhr in den gepack-

ten Booten gesessen damit wir die Fähre von Söby nach Fynshav bekommen. Naja... bei nicht

dem schlechtesten Wetter sind wir fröhlich an der Küste von Aerö entlang gepaddelt und

haben die letzten Kilometer der Tour genossen. In Söby angekommen haben wir uns umge-

zogen, die Boote geschnappt und sind zum Fähranleger gerollert. Und mal wieder gab es

genau da ein Hafenkontor, in dem wir uns natürlich gestärkt haben. In der Zeit, in der wir

auf die Fähre warteten, haben wir uns noch einen wunderschönen Kutter angeguckt und

dann ging es auch schon los. Nach einer sehr, sehr schönen Fahrt auf der niedlichen Fähre

und ordentlichem Seegang sind wir in Fynshav angekommen, Papa hat das Auto geholt, wir

haben alles eingepackt, Boote geladen und uns auf den langen Weg in die Heimat gemacht.

Nach 5 ½ Stunden sind wir Zuhause angekommen und sind sofort schlafen gegangen. Ich

habe alles mal Revue passieren lassen und letztendlich war es ein schöner, spannender und

toller Urlaub, mit einer Paddelstrecke von 285 Km in 12 Seetagen !

Christoph Müller

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Ausblick

Termine

1.4.15 Monatsversammlung, 20 Uhr (Zeitumstellung!)

11.4.15 Frühjahrspitz, 10-14 Uhr

19.4.15 10 Uhr: Ehrungen, 10.30 Uhr: Anpaddeln

ab 13 Uhr: Paddelflohmarkt

2.5.15 Werralandrallye, Fahrtenleitung: Konstanze

3.5.15 Wesermarathon, Fahrtenleitung: Konstanze

6.5.15 Monatsversammlung, 20 Uhr

9./10.5.15 Wildwassertraining in Hildesheim, Ansprechpartner: Heike

14.-17.5.15 Himmelfartstreffen des Salzwasserunion auf Spiekeroog, Ansprechpartner:

Jürgen

23.-25-5-15 Pfingsten in Aken / Elbe, Organisation: Konstanze (nur bei genügend

Teilnehmern)

3.6.15 Monatsversammlung, 20 Uhr

5.-7.6.15 Oertze/ Aller, Ansprechpartner: Christine und Ralf

13.6.15 Technik-und Rettungsworkshop bei den WWS am Salzgittersee,

Ansprechpartner: Jürgen

20.6./ 21.6.15 Maschwehrregatta

1.7.15 Monatsversammlung, 20 Uhr

3.-5.7.15 „Seecamp Malge“, Breitlingsee/ Brandenburg, Ansprechpartner: Jürgen

17.-19.7.15 Priwall / Travemünder Woche, Ansprechpartner: Jürgen

5.8.15 Monatsversammlung, 20 Uhr

22.8.15 10 Uhr: Okerdükerfahrt, Ansprechpartner: Christine

im Anschluss: Sommerfest (Organisation: Christa)

Impressum

Der Lukendeckel

Die Mitgliederzeitung des RSV Braunschweig, Kanu-Abteilung

Abteilungsleiter Ralf Richter

Redaktion Konstanze Wolgast

Bootshaus, Werkstättenweg 8, 38122 Braunschweig

Telefon: 0531/ 83242

E-Mail: [email protected]

http://rsv-braunschweig.net

Fotos S. 1-3, 10-13: Claudia Bigos, S. 4 und Collage: Christa Ahrens, S. 6 u. 7: Christine

Löffler, S. 8 u 9: flowalt, Quelle:

https://www.youtube.com/watch?v=aBQhwl8Mavc&feature=youtu.be, S. 14-19 Jürgen Müller