Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Theologische Fakultät
Die neue Volkskirche –
warum sie eine Zukunft hat!
2. November 2020
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 1
Theologische Fakultät
Sind Sie ein «Volkskirchler»?
«Die Ziele des missionarischen Gemeindeaufbaus waren nie
mehrheitsfähig. Wer sich nicht mit der Volkskirche identifizieren
kann, soll austreten.»
…
02.11.20 Die neue Volkskirche Seite 2
Theologische Fakultät
Was bedeutet «Volk»?
Volk bedeutet eigentlich die «Vielen», hat aber viele Bedeutung in sich
aufgenommen: das einfache Volk, das Volkstümliche, die Volksnähe,
das Völkische …
Etwas Schillerndes zeigt sich auch in anderen Begriffen wie Populär,
Populistisch …
Die Kombination mit der Nation hat dem Volksbegriff seine Unschuld
geraubt – in Kombination mit «Rasse» wird er toxisch,
In der Mehrzahl «Völker» wandelt «Volk» seine Bedeutung.
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 3
Theologische Fakultät
Was bedeutet «Kirche»?
Kirche ist auf das im 8. Jahrhundert vorkommende althochdeutsche kirriha
zurückzuführen. Verwandte Formen finden sich im altsächsischen kerika,
kirica, und im niederländischen kerk sowie in den altenglischen Formen und
schließlich englischen church.
Ihnen allen liegt das aus dem 4. Jahrhundert stammende spätgriechische
kyrikon (kȳrikóni) Gotteshaus zugrunde, welches eine Vulgärform von
kyrikakon (kȳriakón), dem Neutrum Singular des Adjektivs kyriakos
(kȳriakós) dem Herrn gehörend, ist.
Der Ausgangspunkt dieser Formen bildet Kyrios (kȳ́rios). Das ist der Herr.
Gemeint ist Jesus Christus.
Kirche bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die zum Herrn gehören.
Quelle: Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der
deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. Walter de Gruyter,
Berlin/New York 2001, 489.
Die neue Volkskirche Seite 4
Theologische Fakultät
Fundament der Kirche
Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut
haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus
und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden
sie nicht überwältigen.
Mt 16,16-18
Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist
Jesus Christus.
1 Kor 3,11
Ihr wisst: Als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen. 3 Darum tue
ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus.
Und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist.
1 Kor 12,3
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 5
Theologische Fakultät
Welches Bild geben wir ab?
Was ist das Selbstbild der Kirche?
Welches Fremdbild hat sie?
Was ist unser Image? Wie pflegen wir es?
Was sagt uns der Blick in den Spiegel?
Wie kann die Kirche ihre Kritiker beeindrucken?
Welchen Eindruck will sie machen?
Was für ein Gesicht machen wir?
Haben wir ein Profil?
Wer ist eigentlich das Vis-à-vis der Volkskirche?
Wer zählt sich in der Kirche noch zur Gemeinde?
Wer weiss, was «Kirche» bedeutet?
Warum hört sich «Ruf des Evangeliums» gut an und warum hat die
Evangelisation einen schlechten Ruf?
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 9
Theologische Fakultät
Gottes Ruf und kirchliche Berufung
Für viele ist Kirche veraltet, weil sie meinen,
man müsse ihr gehorchen.
Die Kirche ist hoffentlich besser als ihr Ruf.
Aber viel entscheidender ist, Gott ruft.
Es ist das Beste, was die Kirche zu sagen hat.
Denn die Kirche ist die Gemeinschaft derjenigen,
die auf Gottes Rufen hört und darum zu ihm gehört.
Eine Kirche, die aufgehört hat, dem Ruf zu folgen,
hat ihre Berufung verloren.
Eine Kirche, die auf Gottes Ruf glaubwürdig antwortet,
strahlt auf, lebt auf und lässt aufhorchen.
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 10
Theologische Fakultät
Das Image der Gemeinde und die Imago Dei
Wer sein Image pflegen muss, hat ein
Imago-Problem …
«Von solcher Hoffnung erfüllt, treten wir
mit grossem Freimut auf […]. Der Herr
aber, das ist der Geist und wo der Geist
des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle
aber schauen mit aufgedecktem
Antlitz die Herrlichkeit des Herrn wie
in einem Spiegel und werden so
verwandelt in die Gestalt, die er
schon hat, von Herrlichkeit zu
Herrlichkeit, wie der Herr des
Geistes es wirkt.»
2. Kor 5,17
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 11
Theologische Fakultät
Aufbruch Gottes zum Menschen
»Ist doch die in Jesus Christus
geschehene Versöhnung der Welt mit
Gott in erster Linie die Geschichte eines
Aufbruchs Gottes zum Menschen hin
und erst daraufhin und also in zweiter
Linie die Geschichte eines Verhältnisses
und Verkehrs des Menschen mit Gott.«
Karl Barth, KD IV,3, 364
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 12
Theologische Fakultät
Christusähnlichkeit der Kirche
– Menschen die Gesicht zeigen
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 13
Theologische Fakultät
Die «alte» und die «neue Volkskirche»
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 15
Theologische Fakultät
Abschied von der alten Volkskirche
Die alte Volkskirche verabschiedet sich
= vom mittelalterlichen corpus christanum
= von der romantischen Idee einer nationalen
Volkskirche
= vom bürgerlichen Ideal einer soliden
Volkserziehung, die «Religion und Sittenlehre»
vermittelt und für ein anständiges Begräbnis
sorgt …
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 16
Theologische Fakultät
Kirche als Volk Gottes
Die neue Volkskirche orientiert sich …
= am biblischen «Volk Gottes»-Begriff
= an der Treue Gottes zu seinem Volk
= an der prophetischen Vision der
«Völkerwallfahrt» (Sammlung)
= an der Mission zu den Völkern (Sendung)
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 17
Theologische Fakultät
Sacharja 2,8
Dritte Vision: Jerusalem braucht keine Mauern mehr.
Ich blickte auf und sah: Da war ein Mann mit einer Messschnur in der Hand.
Ich fragte ihn: »Wohin gehst du?«, und er antwortete: »Nach Jerusalem! Ich
will ausmessen, wie groß es werden muss und wo seine Mauern verlaufen
sollen.« Jetzt kam der Engel dazu, der mir alles erklärte. Er gab einem
anderen Engel, der ihm entgegenkam, den Befehl: »Jerusalem soll nicht
durch Mauern eingeengt werden, sonst ist kein Platz darin für die
vielen Menschen und Tiere! Der Herr sagt: ›Ich selbst werde für die
Stadt eine Mauer aus Feuer sein und ich will in meiner strahlenden
Herrlichkeit darin wohnen.‹«
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 18
Theologische Fakultät
Andere Volksinstitutionen/Volksweisen
Volksbibliothek = Bücher für alle
Volksbank = Bank für die kleinen Sparer
Volksmärchen = kollektiv erinnerte Geschichte
Volksreligion = Segen aus der religiösen Hausapotheke
Volkstum = revitalisierte Tradition
Kurzfassung: Volksinstitutionen sind für alle da, aber nicht für jede*n das
Richtige! Sie laden ein oder bieten an. Man muss nicht dazugehören.
Wer dazugehört, macht mit
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 19
Theologische Fakultät
Die alte Volksmusik und die neue Volksmusik
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 20
Theologische Fakultät
Einsichten und Aussichten –
Plädoyer für eine «neue Volkskirche»
Die neue Volkskirche hat ein entkrampftes Verhältnis zur Evangelisation.
Sie wahrt eine gesunde Distanz zu Kirchenbildern, die die Volkskirche schlecht
machen oder schönfärben.
Die neue Volkskirche bewahrt das Beste der alten Volkskirche: Ihre Gelassenheit
und Grosszügigkeit im Umgang mit denen, die meinen, sie gehören nicht dazu.
Die neue Volkskirche ist ökumenisch aus Überzeugung und von Herzen
gastfreundlich.
Die neue Volkskirche macht Ernst mit einer Bildung, die zur Freiheit des
Glaubens leitet und betont die Mündigkeit und Entwicklungsfähigkeit der
Gemeinde.
Die neue Volkskirche lernt von der neuen Volksmusik: sie improvisiert mit der
Tradition und den Traditionen der Völker und interpretiert sie neu.
Die neue Volkskirche ist digital fit, aber analog relevant, sie ist traditional und
gerade darum ziemlich cool.
02.11.2020 Die neue Volkskirche Seite 21