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Die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Freudenberg am Main. Ein Gedenkbuch verlag regionalkultur J oachim Maier

Die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Freudenberg am … · 2019. 11. 4. · 1.17 Ferdinand Sommer (1877 – 1944 Auschwitz) ..... 203 1.17.1 Verfolgungsschicksal

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  • Die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aus Freudenberg am Main. Ein Gedenkbuch

    verlag regionalkultur

    Joachim Maier

  • Inhalt

    Vorwort ..........................................................................................................................................11

    0 Öffentliches Gedenken in Freudenberg ...........................................................15

    0.1 Gedenktafel an der Stadtmauer (2007) ............................................................15

    0.2 Gedenkstein für die nach Gurs Deportierten (2012) ...................................16

    1 Jüdische Mitbürger ........................................................................................................19

    1.0 Jüdische Gemeinde und Familien in Bedrängnis ...........................................19 1.0.1 Die Synagoge in der Maingasse: Von der

    Neuerrichtung 1891 bis zur Reichspogromnacht 1938 .............................20 1.0.1.1 Errichtung der Synagoge 1891 ........................................................20 1.0.1.2 Plünderung der Synagoge 1938 und

    strafrechtliche Bewertung nach 1945 ............................................22 1.0.1.3 Die Rettung einer Thora-Rolle 1938 ...............................................27

    1.0.2 Ausschreitungen gegen das Anwesen des jüdischen Rechtsanwalts Kann ..........................................................................................28

    1.0.3 Blick auf die Ortsgruppe Freudenberg der NSDAP und einige Hauptakteure ................................................................................30

    1.0.4 Verkauf der Synagoge und Rückerstattung nach dem Krieg ...........................34 1.0.4.1 Verkauf der Synagoge an die

    politische Gemeinde (1938 – 1940) ..................................................34 1.0.4.2 Rückerstattung der Synagoge nach dem Krieg ...........................36

    1.0.5 Weitergehende Entrechtung der jüdischen Mitbürger seit 1938 ...............................................................................................................37

    1.0.5.1 26. April 1938: „Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ .......................................37

    1.0.5.2 12. November 1938: „Verordnung über eine Sühneleistung der Juden“ .......................................................38

    1.0.5.3 März 1939: Erzwungene Abgabe von Schmuck und Edelmetallgegenständen ........................................38

    1.0.5.4 1. Januar 1939: Kennzeichnungspflicht und Annahme eines zweiten Vornamens .....................................39

    1.0.5.5 30. April 1939: „Gesetz zur Regelung der Mietverhältnisse der Juden“ ............................................................40

    1.0.5.6 17. Mai 1939: Volkszählung mit „Ergänzungskarte für Angaben über Abstammung und Vorbildung“ .......................................................41

    1.0.5.7 September 1939: Vorübergehende Kasernierung der Juden in Häusern ...............................................41

  • 6 Inhalt

    1.0.5.8 Ab Oktober 1940: Verwaltung und „Verwertung” jüdischen Vermögens .........................................................................42

    1.0.5.9 15. September 1941: Polizeiverordnung über die Kennzeichnung von Juden ...............................................42

    1.0.5.10 25. November 1941: „Elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ .................................................................43

    1.0.6 Chronologie der Deportationen ....................................................................43

    1.1 Theresia Bergmann geb. Bergmann (1853 – 1942 Theresienstadt) .........45 1.1.1 Deportationsziel Theresienstadt ....................................................................45

    1.1.2 Verfolgungsschicksal Theresia Bergmann ....................................................49

    1.1.3 Ida Blumenthal geb. Bergmann (1869 – 1958/59) ..........................................53

    1.2 Regina Bravmann geb. Heimann (1878 – 1942 Izbica) .................................55 1.2.1 Deportationsziel Izbica und die Vernichtungslager

    Belzec und Sobibór im Distrikt Lublin ...........................................................55

    1.2.2 Verfolgungsschicksal: Am 64. Geburtstag im Deportationszug ................................................................................................59

    1.2.3 Entschädigung und Rückerstattung ..............................................................63 1.2.3.1 Rechtliche Grundlagen der Wiedergutmachung ...........................63 1.2.3.2 Entschädigung und Rückerstattung nach Regina Bravmann ...66

    1.2.4 Die Schwester Rika Translateur geb. Heimann (1884–1935 Heidelberg) .....................................................................................71

    1.3 Regina Halle geb. Sommer (1875 – 1951 Würzburg) .........................................73 1.3.1 Verfolgungsschicksal Regina Halle ................................................................73

    1.3.2 Entschädigung und Rückerstattung Regina Halle .....................................76

    1.3.3 Schicksal der Schwester Berta Halle geb. Sommer (geb. 1877) ....................81

    1.4 Mina Kahn geb. Sommer (1865 – 1942 Theresienstadt) ..............................82

    1.5 Benno Levi (1897 Mittelsinn – 1942 Auschwitz) .............................................86 1.5.1 Familie Levi [Levy] ..............................................................................................86

    1.5.2 Deportationsziel Gurs und „Durchgangslager“ Drancy ...........................90

    1.5.3 Deportationsziel Auschwitz ............................................................................96

    1.5.4 Verfolgungsschicksal Benno Levi ...................................................................99

    1.5.5 Entschädigung und Rückerstattung nach Benno Levi ............................102

    1.6 Emilie genannt Else Levi geb. Rothschild (1895 – 1942 Auschwitz) .........................................................................................105

    1.6.1 Verfolgungsschicksal Else Levi ......................................................................105

    1.6.2 Entschädigung nach Else Levi .......................................................................108

  • 7Inhalt

    1.7 Emil Levi (1930 – 1999; 1940 Gurs) ........................................................................110 1.7.1 Verfolgungsschicksal Emil Levi .....................................................................110

    1.7.2 Entschädigung Emil Levi ................................................................................113

    1.8 Ilse Levi (1925 – 1942 Sobibór) .............................................................................116

    1.9 Sidda Levi (geb. 1927; 1940 Gurs) .........................................................................119 1.9.1 Verfolgungsschicksal Sidda Levi ...................................................................119

    1.9.2 Entschädigung Sidda Levi-Sandel ................................................................122

    1.10 Jeanette Mayer geb. Reis (1901 – 1943 Auschwitz) .....................................124 1.10.1 Familie Reis ........................................................................................................124

    1.10.2 Verfolgungsschicksal Jeanette Mayer geb. Reis .......................................133

    1.10.3 Rückerstattung nach Familie Reis ................................................................142

    1.11 Babette Reis geb. Sommer (1873 – 1942 Treblinka) ....................................145 1.11.1 Deportationsziel Treblinka im Distrikt Warschau .....................................145

    1.11.2 Verfolgungsschicksal Babette Reis geb. Sommer .....................................147

    1.12 Isak Reis (1902 – 1943 Auschwitz) .......................................................................150

    1.13 Leopold Reis (1903 – 1942 Riga) ..........................................................................154 1.13.1 Deportationsziel Riga .....................................................................................154

    1.13.2 Verfolgungsschicksal Leopold Reis ..............................................................157

    FARBBILDER ......................................................................................................................... 161

    1.13.3 Gedenken an Leopold Reis ............................................................................177

    1.14 Klara Rothschild geb. Heimann (1871 – 1943 Nexon) – „Brot ist Gold“ ...........................................................................................................179

    1.15 Rosa Schütz geb. Sommer (1860 – 1942 Theresienstadt) ..........................187

    1.16 Abraham genannt Albert Sommer (1867 – 1943 Rabès/Cornil) .............190 1.16.1 Verfolgungsschicksal: „Es ist mir, als sei ich tot.“ .....................................190

    1.16.2 Wiedergutmachung für zerstörte wirtschaftliche und bürgerliche Existenz ...............................................................................198

    1.16.3 Verfolgungsschicksal des Halbbruders Isaak genannt Joseph Sommer (1873 – 1954 Basel) ................................................201

    1.17 Ferdinand Sommer (1877 – 1944 Auschwitz) .................................................203 1.17.1 Verfolgungsschicksal Ferdinand Sommer ...................................................203

    1.17.2 Entschädigung nach Ferdinand Sommer ....................................................208

    1.17.3 Verfolgungsschicksal der Schwester Klara Westheimer geb. Sommer (1870 – 1957 Missouri, USA) .....................................................210

  • 8

    1.18 Hedwig Sommer geb. Hely (1895 Bingen – 1942 Auschwitz) ............... 212

    1.19 Isidor Sommer (1902 – 1941/42 Riga) ......................................................... 214

    1.20 Joseph Sommer (1861 – 1941 Récébédou) ................................................ 217 1.20.1 Familie Joseph Sommer ......................................................................... 217

    1.20.2 Verfolgungsschicksal Joseph Sommer ................................................... 220

    1.20.3 Rückerstattung und Entschädigung nach Joseph und Max Sommer .......................................................................................... 226

    1.21 Ludwig Sommer (1897 – 1941 Dachau) ...................................................... 227

    1.22 Max Sommer (1894 – 1941 Récébédou) ..................................................... 229

    1.23 Nanette Sommer (1891 – 1942 Izbica/Sobibór) ........................................ 231

    1.24 Nathan Sommer (1872 – 1942 Frankfurt) .................................................. 235 1.24.1 Verfolgungsschicksal in Frankfurt ......................................................... 236

    1.24.2 Gedenken an die Eheleute Sommer und „Wiedergutmachung“ durch Entschädigung der Erben ..................... 239

    1.25 Regina Sommer (1862 – 1942 Treblinka) .................................................... 242

    1.26 Geta Steinhardt geb. Sommer (1883 –1944 Theresienstadt) ................ 245 1.26.1 Verfolgungsschicksal: Vermögensraub zur

    Finanzierung der NS-Rassenpolitik ....................................................... 245

    1.26.2 Entschädigung und Rückerstattung nach Ferdinand und Geta Steinhardt ............................................................ 251

    1.26.3 Emigration der beiden Schwestern Rosette Selig geb. Sommer und Babetta Wetzler geb. Sommer ................................... 254

    1.27 Bertha Stern geb. Sommer (1881 – 1940 Gurs) ......................................... 257

    1.28 Karolina Strauß geb. Heimann (1875 – 1942 Treblinka) ......................... 260

    1.29 Drei weitere Freudenberger Schicksale nach 1938: Flucht nach Südafrika, Tod in Deutschland .......................................................... 264

    1.29.1 Bernhard Bergmann (1879 – 1959 Kapstadt) ........................................... 264

    1.29.2 Mina Diebach geb. Stumpf (1867 – 1941 Frankfurt) ................................. 267

    1.29.3 Heinrich Herz Löb Häusler (1849 – 1941 Mannheim) ................................ 268

    Inhalt

  • 9

    2 Die Sinti-Familie Eckstein ............................................................................... 271

    2.1 Johann Eckstein (1881 Assamstadt – 1942 Hartheim bei Linz) ............................................................................... 273

    2.1.1 Verfolgungsschicksal Johann Eckstein .................................................. 273

    2.1.2 Entschädigung nach Johann Eckstein ................................................... 279

    2.2 Amandus Eckstein (1933 Busenbach – 1944 Auschwitz) ........................ 282 2.2.1 Das „Zigeunerlager“ in Auschwitz ....................................................... 282

    2.2.2 Verfolgungsschicksal Amandus Eckstein .............................................. 283

    2.2.3 Entschädigung nach Amandus Eckstein ............................................... 289

    2.3 Markus Eckstein (1931 Menzingen – 1944 Auschwitz) ........................... 290 2.3.1 Verfolgungsschicksal Markus Eckstein .................................................. 290

    2.3.2 Gedenken an Johann Eckstein und Söhne ........................................... 291

    3 Opfer der „Euthanasie-Aktion“ .......................................................................... 293

    3.0 Die „Aktion Gnadentod“ ......................................................................................293

    3.1 Franz Eidel (1895 – 1940 Grafeneck) .................................................................296

    3.2 Adelheid Gerhard geb. Brunn (1886 – 1943 Weilmünster) ..........................299

    3.3 Karolina Kempf (1911 – 1941 Hadamar) .............................................................300 3.3.1 „Tötungsanstalt“ Hadamar ...........................................................................300

    3.3.2 Schicksal der Karolina Kempf .......................................................................302

    3.4 Hildegard Kern (1909 – 1944 Hadamar) ...........................................................305

    Nachwort ...............................................................................................................................310

    4 Anhang .............................................................................................................................. 313

    4.1 Abkürzungen .............................................................................................................313

    4.2 Ungedruckte Quellen (Archive und Behörden) ...........................................315

    4.3 Literaturverzeichnis .................................................................................................317

    4.4 Internetquellen .........................................................................................................320

    Autor .......................................................................................................................................320

    Inhalt

  • 53

    1.1.3 Ida Blumenthal geb. Bergmann (1869–1958/59)

    ►1.5.2 Deportationsziel Gurs und „Durchgangslager“ Drancy

    Personendaten

    Nachname:geborene:Vorname:

    BlumenthalBergmannIda

    Geburtsdatum:Geburtsort:

    8.9.1869Freudenberg

    Eltern: Bürger und Viehhändler Lazarus Hirsch Bergmann und Sara geb. Holzer von Stein bei Mosbach

    Familienstand: verwitwetX Abwanderung (Wegzug): schon früh nach Wertheim; dort seit ca.

    1893 Rathausgasse 9; 1934–Oktober 1939 in Judengasse 1; 1.11.1939 nach Mannheim

    Kennkarte Nr. A 00063: ausgestellt am 10.3.1939 von Landrat TauberbischofsheimLetzte Adresse vor der Deportation: Mannheim, B 7, 3

    Emigration X Deportation: 22.10.1940 Gurs, Internierungslager; Bad. Ausweisungsliste Nr. 2963

    Sterbedatum und -ort: 1958 oder 1959 Grésy-sur-Aix (Savoie) Quellen für die Recherche: Geburtsregister der Israeliten Freudenbergs Nr. 2/1869, GLA

    390/5988; GLA 380 Zugang 1977-68 Nr. 1257 und 1258 (Judenkartei und Kennkarte); GLA 480 EK 14162

    Das Schicksal von Ida Blumenthal wurde erst im Frühjahr 2013 bei der Einsicht in die vom Bezirks-amt Tauberbischofsheim angelegte Judenkartei und die Kennkarten ermittelt. Es wird im Abschnitt über Theresia Bergmann wegen des gleichen Geburtsnamens ergänzt, obwohl eine wahrscheinlich vorliegende verwandtschaftliche Beziehung nicht geklärt werden konnte.

    Ida Bergmann ist offenbar schon als Kind mit ihren Eltern nach Wertheim gekommen. Dort heira-tete sie zwischen 1890 und 1893 den verwitweten Handelsmann Jakob Blumenthal (Rathausgasse 9). Die 1894 geborene Tochter Klara verstarb schon 1920 und ist auf dem Jüdischen Friedhof Wertheim begraben. Nach dem Tod des Mannes 1919 folgten mehrfach kurzzeitige Wohnortwechsel, u. a. zum Bruder David Bergmann nach Leipzig. Das Haus Rathausgasse blieb zunächst Hauptwohnsitz, wurde aber später an die Sparkasse Wertheim verkauft. 1934 erhielt sie „ersatzweise“ eine städtische 4-Zimmer-Wohnung in der Judengasse 1 mit „Wohnrecht auf Lebenszeit“. Im Herbst 1938 kündigte die Stadt das Mietverhältnis jedoch „mit der Begründung, die Wohnung sei für eine einzelne Person zu groß und soll einer ‚kinderreichen deutschen Familie‘ zur Verfügung gestellt werden.“142 Zum 1. Januar

    142 Angaben und Zitate über die Zeit in Wertheim nach fauTH, Wertheim im Nationalsozialismus, S. 386–388; hier sind Hinweise auf einen möglichen Zuzug nach Wertheim schon 1870 oder 1871 erwähnt. In der vom Landrat Tauberbischofs-heim 1935/36 angelegten Karteikarte in der sog. „Judenkartei“ ist über den Zuzug nach Wertheim eingetragen: die Zeit „kann nicht mehr festgestellt werden, schon viele Jahre hier wohnhaft“. Zur Tochter ist dort angegeben, Ida habe 1894 eine Totgeburt gehabt; GLA 380 Zugang 1977-68 Nr. 1257. Die Eltern starben 1912 (Mutter) und 1914 (Vater) in Wertheim; vgl. Meldekarte Mannheim, Auskunft StadtA MA vom 12.4.2013.

    Ida Blumenthal geb. Bergmann

    Ausschnitt aus der Kennkarte, 1939 (siehe folgende Abbildung)

    1.1 Theresia Bergmann geb. Bergmann (1853–1942 Theresienstadt)

  • 73

    1.3 Regina Halle geb. Sommer (1875–1951 Würzburg)

    1.3.1 Verfolgungsschicksal Regina Halle

    ►1.1.1 Deportationsziel Theresienstadt

    Personendaten

    Nachname:geborene:Vorname:

    HalleSommerRegina

    Geburtsdatum:Geburtsort:

    7.5.1875Freudenberg

    Eltern: Handelsmann (Kaufmann) Joseph Sommer und Sophia geb. Selig

    Familienstand: verwitwet (1899 Heirat mit Moses Halle [7.10.1870 – 5.10.1937])

    Geschwister: Bertha (*1877; 1941 Emigration USA [►1.3.3]), Adolf (*1883)X Abwanderung (Wegzug): vermutlich 1899 nach Hardheim; 1913 in Miltenberg gemeldetKennkarte Nr. A 00006 ausgestellt am 22.12.1938 von Bezirksamt MiltenbergLetzte Adresse vor der Deportation: Miltenberg, Hauptstraße 320 bzw. 371 (bis 14.8.1942)/

    Aschaffenburg, Webergasse 2 Emigration X Deportation 10.9.1942 Theresienstadt, Ghetto; 1945 befreit

    Sterbedatum und -ort: 18.3.1951 WürzburgQuellen für die Recherche: StAWü: Gestapostelle 18878 Bl. 33 und 45; W.B. IV N 412.

    BayHStA LEA 15317 (4 Bde.). GedenkbucH Tere, S. 321; GLA 380 Zugang 1977-68 Nr. 1258 (Kennkarte)

    Regina Sommer wurde am 7. Mai 1875 in Freudenberg als Tochter des Handelsmanns Joseph Som-mer und seiner Frau Sophia geb. Selig geboren.210 Sie heiratete am 9. Januar 1899 in Hardheim den Kaufmann Moses Halle (geb. 7. Oktober 1870).211 Aus der Ehe ging der am 5. August 1900 geborene Sohn Samuel hervor. Moses Halle handelte mit Stoffen, die er aus verschiedenen Webereien, u.a. aus Sebnitz in Sachsen, bezog. Mit seinen Waren belieferte er Möbelgeschäfte und Polstereien. Das Jahreseinkommen vor Beginn der Verfolgung wurde von seinem Sohn später auf 10.000 bis 12.000 RM geschätzt. Zur Ausstattung der Familie gehörten „gediegenes Familiensilber“ und entsprechend wertvolle Möbelstücke.212 Am 5. Oktober 1937 starb Moses Halle.

    Im November 1938, wohl nach der Reichspogromnacht, wurden Regina Halle und ihr Sohn Sa-muel von der Gestapo verhaftet. Samuel wurde in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert und konnte nach seiner Rückkehr in die USA fliehen. Regina Halle wurde am 17. Dezember 1938 eine bis

    210 GHR Freudenberg Nr. 18/1875. Geburten weiterer Geschwister liegen z.T. so dicht nebeneinander, dass Frühgeburten vermutet werden müssen.

    211 Heiratsurkunde Standesamt Hardheim Nr. 1/1899, Abschrift von 1949 in BayHStA LEA 15317. debler, Jüdische Gemeinde Miltenberg, S. 120, nennt den 17.1.1898 als Heiratsdatum.

    212 Angaben des den Sohn Samuel vertretenden Rechtsanwaltes Fred Krämer (Würzburg) vom 3.10.1959; StAWü IV N 412.

    Regina Halle geb. Sommer

    Ausschnitt aus der Kennkarte, 1938 (siehe folgende Abbildung)

    1.3 Regina Halle geb. Sommer (1875–1951 Würzburg)

  • 170 FARBBILDER

    Kennkarte für Jeanette Mayer geb. Reis vom 28.10.1942 (AG Wertheim Akte UR II 7/52) ►1.10.2

    Stolperstein für Leopold Reis (Berlin-Schöneberg, Freisingerstr. 6; verlegt 14.9.2009) (Foto: B. Söller 2010) ►1.13.3

    Gedenktafel für Emil Rotschild an der Grabstätte Sophie Heimann, der Mutter von Klara Rothschild, auf dem Jüdischen Friedhof Reistenhausen (Foto: Maier 2005) ►1.14

  • 171FARBBILDER

    Sockel am Grabstein für Leopold Rothschild, Jü-discher Friedhof Reistenhausen (Foto: Maier 2010) ►1.14

    Heidelberg, Hauptstraße 80 – ehe mals Geschäftshaus Albert Sommer (Foto: Maier 2011) ►1.16.1

    Heidelberg, Leopoldstraße [Friedrich-Ebert-Anlage] 41 – zuletzt Wohnung und Geschäftsbetrieb (par-terre) von A. Sommer (Foto: Maier 2011) ►1.16.1

    Grabstätte Elsa Sommer (1871–1939) auf dem Neuen Jüdischen Friedhof Heidelberg (Foto: Maier, Dezember 2011) ►1.16.1

    Platz der ehemaligen Synagoge in Heidelberg; rechts die Gedenktafeln für die jüdischen Bürge-rinnen und Bürger Heidelbergs (Foto: Maier 2014) ►1.16.2

    Glaskubus auf den Planken in Mannheim mit den Na men der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in Mann heim ►1.17.1 Ferdinand Sommer (Foto: Maier 2009)

  • 229

    1.22 Max Sommer (1894–1941 Récébédou)

    ►1.20.1 Familie Joseph Sommer►1.5.2 Deportationsziel Gurs und „Durchgangslager“ Drancy

    Personendaten

    Nachname: SommerVorname: MaxGeburtsdatum:Geburtsort:

    30.4.1894Freudenberg

    Eltern: Handelsmann Joseph Sommer (1861–1941 Récébédou [►1.20]) und Leonora [Nora] geb. Schönberger (1857–1938)

    Familienstand: verheiratet (1939) mit Hedwig geb. Hely (1895 Bingen – 1942 Auschwitz [►1.18])

    Beruf: KaufmannX Internierung: seit 11.11.1938 im KZ Dachau (Häftl.-Nr. 21937), Entlas-

    sungsdatum unbekanntKennkarte Nr. A 00100: ausgestellt am 15.3.1939 von Landrat TauberbischofsheimLetzte Adresse vor der Deportation: Freudenberg, Hauptstraße 212

    Emigration X Deportation: 22.10.1940 Gurs (Badische Ausweisungsliste Nr. 5532)Sterbedatum und -ort: 27.10.1941 Récébédou [f.t.e. 8.5.1945 durch AG Wt UR II

    37/56 vom 29.10.1956]Quellen für die Recherche: GHR Nr. 22/1894; HHR Nr. 7/1939; gedenkBuch BA, S.

    1412; www.yadvashem.org; www.bundesarchiv,de/gedenkbuch (14.9.2010); HStAS EA 99/001 Bü 33; StAWü IV IR 5361 [►1.20.3]; GLA 380 Zugang 1977-68 Nr. 1257 und 1258

    Max Sommer war schwächlich und galt wegen einer Gehirnerkrankung als nicht geschäftsfähig. Er half seinem Vater bei der Ausübung des Hausierhandels; gleichwohl erstellte er seit etwa 1928 die Steuererklärungen.722

    Nach der Reichspogromnacht wurde Max Sommer am 11. November 1938 wie Benno Levi [►1.5.4] und Isak Reis [►1.12] als „Schutzhäftling“ (Haft–Nr. 21937) für einige Wochen im KZ Dachau in-terniert; das genaue Entlassungsdatum ist nicht bekannt.723 Mit Wirkung vom 1. Januar 1939 musste er den zusätzlichen Vornamen „Israel“ annehmen.724 Die ebenfalls seit Anfang 1939 vorgeschriebene Kennkarte stellte der Landrat in Tauberbischofsheim am 15. März 1939 aus.

    721 foto-Archiv schuhMAnn, I 113/12*16/43-1930/Nr. 481; veröffentlicht 1992 in: LAuf, Schicksal jüdischer Gemeinden, S. 13.

    722 Angaben des Joseph Sommer aus Anlass der Betriebsprüfung im November 1938 durch das FA TBB und Mitteilung hierüber durch das FA am 26.1.1962 an das LAW Khe; Bezug auf ärztl. Attest des Dr. Paul Becker, Freudenberg, vom 25.7.1927 über Max Sommer; GLA 417 Zugang 2011-94 [Steuerakten FA TBB, Unterlagen über Judensachen K–Z].

    723 Mitt. des Archivs der KZ-Gedenkstätte Dachau vom 20.3.2006. 724 Nachtrag vom 8.2.1939 im GHR Nr. 22/1894 nach Erklärung des Max Sommer vom 7.2.1939

    Max Sommer 1930

    (Foto: R. Schuhmann; Repro F. Hofmann 2005)721

    1.22 Max Sommer (1894–1941 Récébédou)