1
28 Nr. 242 | Freitag, 19. Oktober 2018 STUTTGARTER ZEITUNG KULTUR Galerienotizen Mit der Gabel ist plötzlich alles klar: Ha- kenkreuz und Reichsadler sind in den Griff eingraviert. Jetzt versteht man, dass es sich auch bei den Topflappen, den geblümten Tischdeckchen und den anderen nostalgi- schen Heimtextilien um überaus ambiva- lente Erinnerungsstücke handelt. Magda Korsinskys künstlerische Spurensuche of- fenbart, wie Ideologie über Generationen hinweg in familiäre Konstellationen hi- neinwirkt. Im Fokus des Projekts, das von der Stuttgarter Galerie Dengler und Dengler präsentiert wird, stehen Inter- views mit afrodeutschen Frauen, deren Großmütter Nationalsozialistinnen waren. Der Titel „Stricken“ erinnert an Hand- arbeit, aber auch an Verstricktsein in ein düsteres Kapitel aus der Vergangenheit. Obschon weder die Stoffcollagen noch die fotografischen Arbeiten (ab 200 Euro) los- gelöst vom Kontext der Interviews funktio- nieren, ist die Schau so aufwühlend wie entlarvend. Was bedeutet es heute für dun- kelhäutige Frauen, rassistisch geprägte Großmütter gehabt zu haben? Die Befrag- ten berichten von Zurückweisung und so- gar von Versuchen, die Mutter zur Abtrei- bung zu bewegen. Aber auch von überra- schender Zuneigung – trotz allem. lei Bis 16. November, Rosenbergstr. 102a, Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr Dengler und Dengler Stuttgart Oma war Nazi W as wäre Heimat ohne Hasen? Nichts. Das weiß niemand besser als Reiner Schlecker. Seit Jahren nimmt der bei Neu-Ulm lebende Bildhauer und Performancekünstler Absurditäten und Abgründe des Landlebens aufs Korn. Und welche Figur könnte die Er- gebnisse dieser satirischen Feldforschung dem Be- trachter wirksamer vermitteln als Meis- ter Lampe? Teils ge- zeichnet, in der Regel aber als Bronzeplastik ausgeführt, hoppeln Schleckers Abgesand- te aus Wald und Wiese nun durch die Galerie Merkle. Mit seinen zwischen 300 und 3800 Euro teuren Arbeiten führt der Künstler eine feuchtfröhliche Provinzposse auf. Die kleinplasti- schen Hasen spielen zum Beispiel die Rolle des Mümmelmanns als Fruchtbarkeitssymbol, indem sie mit einer Gießkanne kopulieren. Oder sie wür- digen unter Verweis auf Beuys und Dürer den Rammler in der Kunstgeschichte. Vor allem aber beschwören sie die soziale Enge ihrer Herkunftswelt. Ausbruchsversuche aus dem dörflichen Hasenstall bleiben stets im kleinbürgerlichen Exzess stecken. Wie bei jenem Langohr, das saufselig mit einer Dachlatte und einer Flasche Magenbitter auf dem Sockel tanzt. Ein paar Flachwitze muss man Schlecker schon durchgehen las- sen, anderswo gelingen ihm dafür kluge Anti-Idyllen mit politi- schem Bezug. So demas- kiert die Bronzegrup- pe vom Schlamm- catchen im braunen Sumpf die Provinz als Nährboden rechtsradika- ler Umtriebe. Da also liegt der Hase im Pfeffer. Bis 3. November, Breitscheid- straße 48, Stuttgart, Dienstag bis Freitag 14 bis 19, Samstag 11 bis 16 Uhr Merkle Reiner Schleckers Possen aus dem Landleben besitzen auch aktuelle Bezüge. Von Georg Leisten Exzess im Hasenstall Reiner Schlecker liebt Ironie. Foto: Merkle K ein Film. Nirgends. Dabei soll es doch eigentlich ums Kino gehen. Als konzeptuelles Drehbuch jeden- falls versteht sich die Ausstellung von JAK in der Stuttgarter Galerie Sturm. Die drei Buchstaben sind das Signet einer fluiden Autorschaft, hinter dem sich mal ein einzi- ger Künstler, dann wieder ein Duo verbirgt. Ein Versteckspiel ist auch JAKs genreüber- greifende Arbeit. Die Objekte und Grafiken sind quasi die experimentelle Annäherung an ein filmisches Endprodukt, das zwar existiert, aber nicht zu den Exponaten der Schau gehört. Stattdessen gibt es Bausteine zum Storyboard zu sehen, und zwar in Ge- stalt von Epoxidharzklötzchen. Darin ein- geschlossen finden sich imaginäre Film- sets: Kulissen, Scheinwerfer, Männchen mit Mikrofonen. Über den Film selbst ist nur zu erfahren, dass sein Protagonist ein neurologisches Problem hat. Er ist „seelen- blind“ (das Ganze heißt „Soul Blindness“) und kann Dinge zwar wahrnehmen, aber nicht benennen. Ein Zustand, den Porzellanskulpturen auszudrücken versuchen. Es ist schwer, einen passenden Begriff für die cremefar- benen Keramiktürmchen der Serie „Cut to“ ( je 3200 Euro) zu finden. Sind es Archi- tekturmodelle, Abstraktionen oder bizarr gestapelte Küchengegenstände? Die Ah- nung einer Erkenntnisstörung ist aller- dings das Einzige, was für den Betrachter herausspringt. Bis 10. November, Christophstr. 6, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr Sturm In einem groß angelegten Versteckspiel illustriert die Kunst von JAK Probleme des Erkennens. Von Georg Leisten Anonymer Künstler Das Miniaturzubehör zu JAKs Film befin- det sich in Kunststoffklötzen. Foto: Sturm Die Party als Kunstwerk G leich der erste Abend unter neuer Intendanz trägt seinen Titel vor sich her, als solle er das Motto abge- ben für alles Kommende. „Der bleierne Lauf der Geschichte ist ein Arschloch“ heißt das Stück. Und weiter: „Aufbruch nach Utopia“. Peer Ripberger inszeniert am Tübinger Zimmertheater, das neue En- semble stellt sich vor – und eine Perfor- mance wird versprochen, die „scharfe Kri- tik an der Gegenwart und zynisches Selbst- bespiegeln“ zusammenbringen will mit utopischen Bildern und Ideen. In der Bursagasse gab es in der vergan- genen Dekade zumeist moderne Klassiker. Nun wird alles anders. Nur Stückentwick- lungen und Uraufführungen möchten Peer und Dieter Ripberger, die neuen Intendan- ten, künftig auf die Bühne bringen; ein Schwerpunkt soll auch auf Kooperationen mit der europaweiten freien Szene liegen. Das Zimmertheater, im Sommer renoviert, scheint dafür nun ideal geeignet zu sein: Zehn Gästezimmer stehen zur Verfügung. Performance kommt ins Programm, offene Formate sind angedacht, Symposien. Im- mer wieder mittwochs will das Theater sei- ne Türen öffnen, um Publikum und Künst- ler in Kontakt zu bringen. Die Spielzeiteröffnung ist auch eine Art Gründungsfeier: Von diesem Samstag an firmiert das Tübinger Zimmertheater als ITZ, als Institut für theatrale Zukunftsfor- schung. Schon zur Mittagszeit startet das Event, Videokunst und akademische Key- notes begleiten den Auftakt; der Performer F. Roadkill tritt auf. Am Abend dann das erste Stück, im Anschluss das „Grand Ope- ning“, die Party, inszeniert von dem Künst- ler Anton Rose: Feiern als Kunstform. Auch Peer und Dieter Ripberger wirkten zuletzt in Berlin und kommen mit vielen Ideen und einem jungen Ensemble nach Tübingen: Anaela Dörre und Mario Höge- mann, Nina Karimy, Thea Rinderli und Christopher Wittkopp. Ende zwanzig, An- fang dreißig sind sie alle. Dieter Ripberger arbeitete am Theater Konstanz, am Thea- ter Lindau, am Thalia-Theater, war Refe- rent für Kulturpolitik im Bundestag; er wird als Geschäftsführer des Zimmerthea- ters fungieren. Sein Lebenspartner Peer Ripberger arbeitete in Augsburg, Trier, Göttingen, Flensburg und wird die künstle- rischen Fäden in der Hand halten. Die Themen, welche die neuen Inten- danten mit dem Ensemble bearbeiten wol- len, stellen Fragen. Das Zimmertheater will dicht ans Zeitgeschehen heran. Digitalisie- rung, Datenclouds, der Cowboy als Popmy- thos und Politikertypus, Glaubenssysteme, Filterblasen, Streitkultur und Automati- sierung sind die Stichwörter der ersten Spielzeit. Und immer wieder fällt das ge- wichtige, oft vermisste Wort: Utopie. Im- mer wieder auch die Frage: Was kann und soll Theater heute und in Zukunft? Das Versprechen der Intendanten: Mo- ralisch und gelehrsam wird es auf der Büh- ne nicht zugehen. „Unterhaltung, die iro- nisch grinsend dem Zeitgeist die Zähne zeigt“, möchten sie bieten. Eine Koopera- tion mit der Universität Tübingen haben sie angedacht; Kooperationen mit weiteren Institutionen wünschen sie sich. Das ehe- malige Kino Löwen wird vom Zimmerthea- ter weiterhin mit bis zu zwei Produktionen pro Saison bespielt werden. Zwei „Clubs“ gehören zum Plan, Formate, die neue Zu- schauerschichten erschließen sollen. „Die- se jungen Leute“ heißt der erste, benannt nach dem Hashtag des SPD-Politikers Ke- vin Kühnert; im neuen Jahr soll „ITZ Gol- den“ folgen und ein Publikum am anderen Ende des Altersspektrums abholen. Erstmals bietet das Zimmertheater auch Abonnements an. Mit einem Jahres- budget von 800 000 Euro, sagt Dieter Rip- berger, sei das Theater nach wie vor ein „fi- nanzschwaches Ding“. Aber: „Wir pirschen uns an ein akzeptables Gagenniveau heran. Wir konnten unseren künstlerischen Etat bislang verdoppeln. Wir glauben, viele Ver- bündete in der Stadt zu haben.“ Spielpläne werden die Intendanten auch künftig im Halbjahresrhythmus veröffentlichen, um flexibel planen zu können. Zum 60. Jubilä- um am 5. Dezember 2018 will das Haus sich herausputzen. Ein interaktives Gästebuch, eine Dauerausstellung, die Digitalisierung der Theaterchronik, neue Angebote im Fo- yer – das Intendantenduo gibt sich taten- froh: „Das Tübinger Zimmertheater“, sagt Dieter Ripberger, „ist für uns ein Gottesge- schenk. Orte wie dieser werden von Künst- lern händeringend gesucht. Wir wollen unsere Chance nutzen, hier einen ästhe- tisch frischen Wind wehen zu lassen und spannende Leute zu gewinnen.“ Bühne Auftakt im Tübinger Zimmertheater: Die neuen Intendanten Dieter und Peer Ripberger pfeifen auf Traditionen, entwickeln Stücke und machen ihr Haus zu einem Zukunftslabor. Von Thomas Morawitzky Die Chefs und ihr Ensemble (von links): Thea Rinderli, Christopher Wittkopp (oben), Nina Karimy, Peer Ripberger, Dieter Ripberger, Ma- rio Högemann und Anaela Dörre Foto: Ben Ziegler Festival freie Tanz- und Theaterszene Vier Stuttgarter bei „6 Tage frei“ Wie steht es um die freie Tanz- und Thea- terszene? Das lässt sich beim Festival „6 Tage frei“ begutachten. Es ist die dritte Ausgabe des Tanz- und Theaterpreises der Stadt Stuttgart und des Landes Baden- Württemberg, die das Theater Rampe ver- anstaltet. Jetzt stehen die zehn Preisträger fest, die eine sechsköpfige Jury aus 58 Be- werbungen ausgewählt hat. Sie dürfen sich über jeweils 2100 Euro freuen und präsen- tieren sich vom 8. bis 13. April im Theater Rampe und im Jungen Ensemble Stuttgart. Während des Festivals werden zudem zwei Gastspielpreise verteilt und ein Publi- kumsliebling gewählt. Zu sehen sind „In my Room“ von Emi Miyoshi/Shibui Kollektiv aus Freiburg, „Surround“ von Patschovsky & Behren GbR/Overhead Project aus Tübingen, „(This is) Cliff“ von Marion Dieterle/Dos- sier 3-D-Poetry aus Freiburg, „Interface“ von Harald Kimmig/The Human Factory aus Freiburg, „Lucky Bastards“ von Edan Gorlicki/Inter-Actions aus Heidelberg, „Supermann“ von La_Trottier Dance Col- lective aus Mannheim. Heimspiele haben vier Stuttgarter Künstler: „Punch Agathe“ von Gütesiegel Kultur, „:-Oz“ von O-Team, „Norm ist F!iktion #2 – Keine Angst ohne Mut“ von NAF und „Schmetterdinge“ von Florian Feisel. StZ DIE PREMIEREN 20. Oktober „Der bleierne Lauf der Geschichte ist ein Arschloch. Auf nach Utopia“. Regie und Text: Peer Ripberger. 10. November „When I feel small and insignifi- cant“. Regie und Text: Gregor Schuster 24. November „Cow*Boys“. Regie und Text: Marie Simons 15. Dezember „[paRa‘dis]“. Regie und Text: Johanna Louise Witt 12. Januar 2019 „Der Widerspruch – Ein Lehr- stück“. Konzept und Performance: Neue Dring- lichkeit (Schweiz) 9. Februar 2019 „Im Rausch der Maschinen oder: Das Recht auf Faulheit“. Regie und Text: Peer Ripberger // Infos unter www.zimmertheater-tuebingen.de Sebastian-Blau-Preis Mundartdichter ausgezeichnet Zum achten Mal seit 2002 hat der Verein Schwäbische Mundart den Sebastian-Blau- Preis zum Gedenken an den wohl bedeu- tendsten Mundartdichter des schwäbi- schen Dialekts, Josef Eberle alias Sebastian Blau, organisiert. 2018 waren zum dritten Mal Mundartliteraten zur Bewerbung auf- gerufen. Unter den Einsendern hat eine Ju- ry zehn Teilnehmer für die Endausschei- dung ausgewählt, die im Rottenburger Kul- turzentrum Zehntscheuer ihre Werke vor- trugen. Susanne Mathilde Zimmerer aus St. Jo- hann-Bleichstetten hat die Jury überzeugt und den mit 2500 Euro dotierten ersten Platz belegt. Auch das Publikum vergab sei- nen Preis für ihre Erzählung „Hoimweh em Schadda“, einen inneren Monolog über Schmerz und Verzweiflung, aber auch Trost und Hoffnung, der von einer tief empfundenen Verwurzelung in der Land- schaft und Sprache der rauen Alb zeugt. Zweiter Preisträger wurde Hans-Joachim Schneider. Sein Gedicht „Dämm’rung um da ‚Schwammaroa‘“ vermochte laut Jury „eine geheimnisvolle, märchenhafte Atmo- sphäre zu schaffen mittels seiner schwäbi- schen Lautmalerei, die Sprache und Land- schaft eins werden lässt“. Das brachte dem Dunninger Mundartpoeten 1500 Euro Preisgeld ein. „Richtiger Mut“ heißt die hochaktuelle Erzählung der aus Stuttgart stammenden Frankfurter Autorin Marion Kinzig. Sie erhielt den dritten Preis und 1000 Euro für die rasante Darstellung eines gefährlichen Konflikts von Jugendlichen in einem großstädtischen sozialen Brenn- punkt – formuliert im schwäbischen Regio- lekt des mittleren Neckarraums. StZ N ach knapp fünf Minuten verklingt der letzte Ton von „Fastland“, dem Lied, mit dem Tina Dico ihr Kon- zert am Mittwochabend im gut besetzten, bestuhlten großen Saal des Theaterhauses eröffnet, und für einen kurzen Moment herrscht im Saal absolute Ruhe. Keiner der Zuhörer traut sich, die soeben geschaffene Stimmung zu zerstören. Wenigstens solan- ge nicht, bis der Erste dann doch zu klat- schen beginnt und die Übrigen, wie aus einem Traum aufgewacht, mit einsteigen. Diese Szene wird sich bis zum Ende des Konzerts viele Male wiederholen. Mit Lie- dern über Liebe und Hoffnung, aber auch über Besessenheit und Angst wickelt die dänische Singer-Songwriterin das Publi- kum ein ums andere Mal in einen Kokon aus unterschiedlichen Stimmungen ein. Musikalisch bewegt sich Dico dabei zwi- schen Folk, Country und Gospel. Mit „Fan- cy“ kommt sogar ein bisschen Club-Stim- mung zwischen den sonst eher ruhigen Stücken auf. Unterstützt wird die Sängerin und Gitarristin von ihrer dreiköpfigen Band. Qualitativ ist das, was die Musiker abliefern, von höchster Güte. Aber nicht nur deshalb ist das Publikum der blonden Elfe vom ersten Augenblick an verfallen. Etwas anderes ist dafür entscheidend: die Ehrlichkeit. Denn Dico singt nicht über ab- gedroschene Klischees, sondern tatsäch- lich über ihre Gefühle und vor allem ihre Erfahrungen. Sie singt von schwierigen Liebesbeziehungen, davon, auf Tour nicht bei ihrer Familie sein zu können, und von der Angst, die sie vor ihrem Umzug nach Is- land hatte. Zwischen den Liedern geht da- bei das Saallicht an und Dico erzählt zu je- dem Song eine kleine Geschichte. So bindet die Sängerin das Publikum an sich und macht die Zuhörer quasi zu alten Freun- den. Kein Wunder, dass es der Sängerin mühelos gelingt, das Publikum bei „Parked Car“ zum Mitsingen zu bewegen – und zwar vierstimmig. Am Ende des Abends scheint dann für einige Zeit alles schwerelos zu sein. Beim Hinausgehen klingen die Lieder im Kopf weiter, und ein bisschen Wehmut schwingt mit, weil das erste hupende Auto auf den Stuttgarter Straßen droht den Zauber wie eine Seifenblase platzen zu lassen. Konzert Tina Dico ist im Stuttgarter Theaterhaus aufgetreten. Von Ingmar Lorenz Mit Ehrlichkeit verzaubert Die Donaueschinger Musiktage verzeich- nen 97 Jahre nach ihrer Gründung ein sta- biles Besucherinteresse. Die meisten Kon- zerte seien bereits seit Wochen ausver- kauft, sagte der Künstlerische Leiter Björn Gottstein vor der Eröffnung des diesjähri- gen Festivals am Donnerstag in Donau- eschingen. Es würden, wie auch in den Vor- jahren, rund 10 000 Besucher kommen. Das vier Tage dauernde Musikfestival in Donaueschingen im Schwarzwald plant bis Sonntag 22 Uraufführungen sowie fünf Klanginstallationen. dpa Donaueschingen Musiktage starten

Die Party als Kunstwerk - marion-kinzig.de · zum Storyboard zu sehen, und zwar in Ge-stalt von Epoxidharzklötzchen. Darin ein-geschlossen finden sich imaginäre Film-sets: Kulissen,

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Die Party als Kunstwerk - marion-kinzig.de · zum Storyboard zu sehen, und zwar in Ge-stalt von Epoxidharzklötzchen. Darin ein-geschlossen finden sich imaginäre Film-sets: Kulissen,

28 Nr. 242 | Freitag, 19. Oktober 2018STUTTGARTER ZEITUNGKULTUR

Galerienotizen

Mit der Gabel ist plötzlich alles klar: Ha-kenkreuz und Reichsadler sind in den Griffeingraviert. Jetzt versteht man, dass es sichauch bei den Topflappen, den geblümtenTischdeckchen und den anderen nostalgi-schen Heimtextilien um überaus ambiva-lente Erinnerungsstücke handelt. MagdaKorsinskys künstlerische Spurensuche of-fenbart, wie Ideologie über Generationenhinweg in familiäre Konstellationen hi-neinwirkt. Im Fokus des Projekts, das vonder Stuttgarter Galerie Dengler undDengler präsentiert wird, stehen Inter-views mit afrodeutschen Frauen, derenGroßmütter Nationalsozialistinnen waren.

Der Titel „Stricken“ erinnert an Hand-arbeit, aber auch an Verstricktsein in ein düsteres Kapitel aus der Vergangenheit. Obschon weder die Stoffcollagen noch die fotografischen Arbeiten (ab 200 Euro) los-gelöst vom Kontext der Interviews funktio-nieren, ist die Schau so aufwühlend wie entlarvend. Was bedeutet es heute für dun-kelhäutige Frauen, rassistisch geprägte Großmütter gehabt zu haben? Die Befrag-ten berichten von Zurückweisung und so-gar von Versuchen, die Mutter zur Abtrei-bung zu bewegen. Aber auch von überra-schender Zuneigung – trotz allem. lei

Bis 16. November, Rosenbergstr. 102a,Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr

Dengler und Dengler Stuttgart

Oma war Nazi

W as wäre Heimat ohne Hasen?Nichts. Das weiß niemand besserals Reiner Schlecker. Seit Jahren

nimmt der bei Neu-Ulm lebende Bildhauerund Performancekünstler Absurditätenund Abgründe des Landlebens aufs Korn.Und welche Figur könnte die Er-gebnisse dieser satirischenFeldforschung dem Be-trachter wirksamervermitteln als Meis-ter Lampe? Teils ge-zeichnet, in der Regel aber alsBronzeplastik ausgeführt,hoppeln Schleckers Abgesand-te aus Wald und Wiese nundurch die Galerie Merkle. Mitseinen zwischen 300 und 3800Euro teuren Arbeitenführt der Künstlereine feuchtfröhlicheProvinzposse auf.

Die kleinplasti-schen Hasen spielen

zum Beispiel die Rolle des Mümmelmanns als Fruchtbarkeitssymbol, indem sie mit einer Gießkanne kopulieren. Oder sie wür-digen unter Verweis auf Beuys und Dürerden Rammler in der Kunstgeschichte. Vor allem aber beschwören sie die soziale Engeihrer Herkunftswelt. Ausbruchsversucheaus dem dörflichen Hasenstall bleiben stetsim kleinbürgerlichen Exzess stecken. Wiebei jenem Langohr, das saufselig mit einerDachlatte und einer Flasche Magenbitterauf dem Sockel tanzt. Ein paar Flachwitze muss man Schlecker schon durchgehen las-sen, anderswo gelingen ihm dafür kluge

Anti-Idyllen mit politi-schem Bezug. So demas-

kiert die Bronzegrup-pe vom Schlamm-

catchen im braunenSumpf die Provinz als

Nährboden rechtsradika-ler Umtriebe. Da also liegtder Hase im Pfeffer.

Bis 3. November, Breitscheid-straße 48, Stuttgart, Dienstag

bis Freitag 14 bis 19,Samstag 11 bis 16 Uhr

Merkle Reiner Schleckers Possen aus dem Landleben besitzen

auch aktuelle Bezüge.Von Georg Leisten

Exzess im Hasenstall

Reiner Schleckerliebt Ironie. Foto: Merkle

K ein Film. Nirgends. Dabei soll esdoch eigentlich ums Kino gehen.Als konzeptuelles Drehbuch jeden-

falls versteht sich die Ausstellung von JAKin der Stuttgarter Galerie Sturm. Die dreiBuchstaben sind das Signet einer fluiden Autorschaft, hinter dem sich mal ein einzi-ger Künstler, dann wieder ein Duo verbirgt.Ein Versteckspiel ist auch JAKs genreüber-greifende Arbeit. Die Objekte und Grafikensind quasi die experimentelle Annäherungan ein filmisches Endprodukt, das zwar existiert, aber nicht zu den Exponaten derSchau gehört. Stattdessen gibt es Bausteinezum Storyboard zu sehen, und zwar in Ge-stalt von Epoxidharzklötzchen. Darin ein-geschlossen finden sich imaginäre Film-sets: Kulissen, Scheinwerfer, Männchen mit Mikrofonen. Über den Film selbst istnur zu erfahren, dass sein Protagonist einneurologisches Problem hat. Er ist „seelen-blind“ (das Ganze heißt „Soul Blindness“)und kann Dinge zwar wahrnehmen, abernicht benennen.

Ein Zustand, den Porzellanskulpturenauszudrücken versuchen. Es ist schwer,einen passenden Begriff für die cremefar-benen Keramiktürmchen der Serie „Cutto“ ( je 3200 Euro) zu finden. Sind es Archi-tekturmodelle, Abstraktionen oder bizarr gestapelte Küchengegenstände? Die Ah-nung einer Erkenntnisstörung ist aller-dings das Einzige, was für den Betrachterherausspringt.

Bis 10. November, Christophstr. 6,Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr

Sturm In einem groß angelegten Versteckspiel illustriert

die Kunst von JAK Probleme des Erkennens. Von Georg Leisten

Anonymer Künstler

Das Miniaturzubehör zu JAKs Film befin-det sich in Kunststoffklötzen. Foto: Sturm

Die Party als Kunstwerk

G leich der erste Abend unter neuerIntendanz trägt seinen Titel vorsich her, als solle er das Motto abge-

ben für alles Kommende. „Der bleierneLauf der Geschichte ist ein Arschloch“heißt das Stück. Und weiter: „Aufbruchnach Utopia“. Peer Ripberger inszeniertam Tübinger Zimmertheater, das neue En-semble stellt sich vor – und eine Perfor-mance wird versprochen, die „scharfe Kri-tik an der Gegenwart und zynisches Selbst-bespiegeln“ zusammenbringen will mit utopischen Bildern und Ideen.

In der Bursagasse gab es in der vergan-genen Dekade zumeist moderne Klassiker.Nun wird alles anders. Nur Stückentwick-lungen und Uraufführungen möchten Peerund Dieter Ripberger, die neuen Intendan-ten, künftig auf die Bühne bringen; ein Schwerpunkt soll auch auf Kooperationenmit der europaweiten freien Szene liegen.Das Zimmertheater, im Sommer renoviert,scheint dafür nun ideal geeignet zu sein:Zehn Gästezimmer stehen zur Verfügung.Performance kommt ins Programm, offeneFormate sind angedacht, Symposien. Im-mer wieder mittwochs will das Theater sei-ne Türen öffnen, um Publikum und Künst-ler in Kontakt zu bringen.

Die Spielzeiteröffnung ist auch eine ArtGründungsfeier: Von diesem Samstag anfirmiert das Tübinger Zimmertheater alsITZ, als Institut für theatrale Zukunftsfor-schung. Schon zur Mittagszeit startet dasEvent, Videokunst und akademische Key-notes begleiten den Auftakt; der PerformerF. Roadkill tritt auf. Am Abend dann daserste Stück, im Anschluss das „Grand Ope-ning“, die Party, inszeniert von dem Künst-ler Anton Rose: Feiern als Kunstform.

Auch Peer und Dieter Ripberger wirktenzuletzt in Berlin und kommen mit vielenIdeen und einem jungen Ensemble nachTübingen: Anaela Dörre und Mario Höge-mann, Nina Karimy, Thea Rinderli und

Christopher Wittkopp. Ende zwanzig, An-fang dreißig sind sie alle. Dieter Ripbergerarbeitete am Theater Konstanz, am Thea-ter Lindau, am Thalia-Theater, war Refe-rent für Kulturpolitik im Bundestag; erwird als Geschäftsführer des Zimmerthea-ters fungieren. Sein Lebenspartner PeerRipberger arbeitete in Augsburg, Trier,Göttingen, Flensburg und wird die künstle-rischen Fäden in der Hand halten.

Die Themen, welche die neuen Inten-danten mit dem Ensemble bearbeiten wol-len, stellen Fragen. Das Zimmertheater willdicht ans Zeitgeschehen heran. Digitalisie-rung, Datenclouds, der Cowboy als Popmy-thos und Politikertypus, Glaubenssysteme,Filterblasen, Streitkultur und Automati-sierung sind die Stichwörter der erstenSpielzeit. Und immer wieder fällt das ge-

wichtige, oft vermisste Wort: Utopie. Im-mer wieder auch die Frage: Was kann undsoll Theater heute und in Zukunft?

Das Versprechen der Intendanten: Mo-ralisch und gelehrsam wird es auf der Büh-ne nicht zugehen. „Unterhaltung, die iro-nisch grinsend dem Zeitgeist die Zähne zeigt“, möchten sie bieten. Eine Koopera-tion mit der Universität Tübingen haben sie angedacht; Kooperationen mit weiterenInstitutionen wünschen sie sich. Das ehe-malige Kino Löwen wird vom Zimmerthea-ter weiterhin mit bis zu zwei Produktionenpro Saison bespielt werden. Zwei „Clubs“gehören zum Plan, Formate, die neue Zu-schauerschichten erschließen sollen. „Die-se jungen Leute“ heißt der erste, benanntnach dem Hashtag des SPD-Politikers Ke-vin Kühnert; im neuen Jahr soll „ITZ Gol-den“ folgen und ein Publikum am anderenEnde des Altersspektrums abholen.

Erstmals bietet das Zimmertheaterauch Abonnements an. Mit einem Jahres-budget von 800 000 Euro, sagt Dieter Rip-berger, sei das Theater nach wie vor ein „fi-nanzschwaches Ding“. Aber: „Wir pirschenuns an ein akzeptables Gagenniveau heran.Wir konnten unseren künstlerischen Etat bislang verdoppeln. Wir glauben, viele Ver-bündete in der Stadt zu haben.“ Spielplänewerden die Intendanten auch künftig imHalbjahresrhythmus veröffentlichen, umflexibel planen zu können. Zum 60. Jubilä-um am 5. Dezember 2018 will das Haus sichherausputzen. Ein interaktives Gästebuch, eine Dauerausstellung, die Digitalisierungder Theaterchronik, neue Angebote im Fo-yer – das Intendantenduo gibt sich taten-froh: „Das Tübinger Zimmertheater“, sagtDieter Ripberger, „ist für uns ein Gottesge-schenk. Orte wie dieser werden von Künst-lern händeringend gesucht. Wir wollenunsere Chance nutzen, hier einen ästhe-tisch frischen Wind wehen zu lassen und spannende Leute zu gewinnen.“

Bühne Auftakt im Tübinger Zimmertheater: Die neuen Intendanten Dieter und Peer Ripberger pfeifen auf Traditionen, entwickeln Stücke und machen ihr Haus zu einem Zukunftslabor. Von Thomas Morawitzky

Die Chefs und ihr Ensemble (von links): Thea Rinderli, Christopher Wittkopp (oben), Nina Karimy, Peer Ripberger, Dieter Ripberger, Ma-rio Högemann und Anaela Dörre Foto: Ben Ziegler

Festival freie Tanz- und Theaterszene

Vier Stuttgarter bei „6 Tage frei“Wie steht es um die freie Tanz- und Thea-terszene? Das lässt sich beim Festival „6Tage frei“ begutachten. Es ist die dritteAusgabe des Tanz- und Theaterpreises derStadt Stuttgart und des Landes Baden-Württemberg, die das Theater Rampe ver-anstaltet. Jetzt stehen die zehn Preisträgerfest, die eine sechsköpfige Jury aus 58 Be-werbungen ausgewählt hat. Sie dürfen sichüber jeweils 2100 Euro freuen und präsen-tieren sich vom 8. bis 13. April im Theater Rampe und im Jungen Ensemble Stuttgart.Während des Festivals werden zudem zweiGastspielpreise verteilt und ein Publi-kumsliebling gewählt.

Zu sehen sind „In my Room“ von EmiMiyoshi/Shibui Kollektiv aus Freiburg, „Surround“ von Patschovsky & Behren GbR/Overhead Project aus Tübingen,„(This is) Cliff“ von Marion Dieterle/Dos-sier 3-D-Poetry aus Freiburg, „Interface“von Harald Kimmig/The Human Factoryaus Freiburg, „Lucky Bastards“ von EdanGorlicki/Inter-Actions aus Heidelberg,„Supermann“ von La_Trottier Dance Col-lective aus Mannheim. Heimspiele habenvier Stuttgarter Künstler: „Punch Agathe“ von Gütesiegel Kultur, „:-Oz“ von O-Team,„Norm ist F!iktion #2 – Keine Angst ohneMut“ von NAF und „Schmetterdinge“ vonFlorian Feisel. StZ

DIE PREMIEREN20. Oktober „Der bleierne Lauf der Geschichte ist ein Arschloch. Auf nach Utopia“. Regie und Text: Peer Ripberger.

10. November „When I feel small and insignifi-cant“. Regie und Text: Gregor Schuster

24. November „Cow*Boys“. Regie und Text: Marie Simons

15. Dezember „[paRa‘dis]“. Regie und Text: Johanna Louise Witt

12. Januar 2019 „Der Widerspruch – Ein Lehr-stück“. Konzept und Performance: Neue Dring-lichkeit (Schweiz)

9. Februar 2019 „Im Rausch der Maschinen oder: Das Recht auf Faulheit“. Regie und Text: Peer Ripberger

// Infos unterwww.zimmertheater-tuebingen.de

Sebastian-Blau-Preis

Mundartdichter ausgezeichnetZum achten Mal seit 2002 hat der VereinSchwäbische Mundart den Sebastian-Blau-Preis zum Gedenken an den wohl bedeu-tendsten Mundartdichter des schwäbi-schen Dialekts, Josef Eberle alias SebastianBlau, organisiert. 2018 waren zum drittenMal Mundartliteraten zur Bewerbung auf-gerufen. Unter den Einsendern hat eine Ju-ry zehn Teilnehmer für die Endausschei-dung ausgewählt, die im Rottenburger Kul-turzentrum Zehntscheuer ihre Werke vor-trugen.

Susanne Mathilde Zimmerer aus St. Jo-hann-Bleichstetten hat die Jury überzeugtund den mit 2500 Euro dotierten ersten Platz belegt. Auch das Publikum vergab sei-nen Preis für ihre Erzählung „Hoimweh emSchadda“, einen inneren Monolog überSchmerz und Verzweiflung, aber auchTrost und Hoffnung, der von einer tief empfundenen Verwurzelung in der Land-schaft und Sprache der rauen Alb zeugt.Zweiter Preisträger wurde Hans-JoachimSchneider. Sein Gedicht „Dämm’rung umda ‚Schwammaroa‘“ vermochte laut Jury„eine geheimnisvolle, märchenhafte Atmo-sphäre zu schaffen mittels seiner schwäbi-schen Lautmalerei, die Sprache und Land-schaft eins werden lässt“. Das brachte dem Dunninger Mundartpoeten 1500 EuroPreisgeld ein. „Richtiger Mut“ heißt die hochaktuelle Erzählung der aus Stuttgartstammenden Frankfurter Autorin MarionKinzig. Sie erhielt den dritten Preis und1000 Euro für die rasante Darstellung einesgefährlichen Konflikts von Jugendlichen ineinem großstädtischen sozialen Brenn-punkt – formuliert im schwäbischen Regio-lekt des mittleren Neckarraums. StZ

N ach knapp fünf Minuten verklingtder letzte Ton von „Fastland“, demLied, mit dem Tina Dico ihr Kon-

zert am Mittwochabend im gut besetzten,bestuhlten großen Saal des Theaterhauses eröffnet, und für einen kurzen Momentherrscht im Saal absolute Ruhe. Keiner derZuhörer traut sich, die soeben geschaffeneStimmung zu zerstören. Wenigstens solan-ge nicht, bis der Erste dann doch zu klat-schen beginnt und die Übrigen, wie auseinem Traum aufgewacht, mit einsteigen.Diese Szene wird sich bis zum Ende des Konzerts viele Male wiederholen. Mit Lie-dern über Liebe und Hoffnung, aber auchüber Besessenheit und Angst wickelt die dänische Singer-Songwriterin das Publi-kum ein ums andere Mal in einen Kokon aus unterschiedlichen Stimmungen ein.

Musikalisch bewegt sich Dico dabei zwi-schen Folk, Country und Gospel. Mit „Fan-cy“ kommt sogar ein bisschen Club-Stim-mung zwischen den sonst eher ruhigenStücken auf. Unterstützt wird die Sängerinund Gitarristin von ihrer dreiköpfigenBand. Qualitativ ist das, was die Musikerabliefern, von höchster Güte. Aber nichtnur deshalb ist das Publikum der blondenElfe vom ersten Augenblick an verfallen.Etwas anderes ist dafür entscheidend: dieEhrlichkeit. Denn Dico singt nicht über ab-gedroschene Klischees, sondern tatsäch-lich über ihre Gefühle und vor allem ihreErfahrungen. Sie singt von schwierigenLiebesbeziehungen, davon, auf Tour nichtbei ihrer Familie sein zu können, und vonder Angst, die sie vor ihrem Umzug nach Is-land hatte. Zwischen den Liedern geht da-bei das Saallicht an und Dico erzählt zu je-dem Song eine kleine Geschichte. So bindetdie Sängerin das Publikum an sich undmacht die Zuhörer quasi zu alten Freun-den. Kein Wunder, dass es der Sängerin mühelos gelingt, das Publikum bei „ParkedCar“ zum Mitsingen zu bewegen – undzwar vierstimmig.

Am Ende des Abends scheint dann füreinige Zeit alles schwerelos zu sein. BeimHinausgehen klingen die Lieder im Kopfweiter, und ein bisschen Wehmut schwingtmit, weil das erste hupende Auto auf denStuttgarter Straßen droht den Zauber wieeine Seifenblase platzen zu lassen.

Konzert Tina Dico ist im Stuttgarter Theaterhaus aufgetreten. Von Ingmar Lorenz

Mit Ehrlichkeit verzaubert

Die Donaueschinger Musiktage verzeich-nen 97 Jahre nach ihrer Gründung ein sta-biles Besucherinteresse. Die meisten Kon-zerte seien bereits seit Wochen ausver-kauft, sagte der Künstlerische Leiter BjörnGottstein vor der Eröffnung des diesjähri-gen Festivals am Donnerstag in Donau-eschingen. Es würden, wie auch in den Vor-jahren, rund 10 000 Besucher kommen. Das vier Tage dauernde Musikfestival inDonaueschingen im Schwarzwald plant bisSonntag 22 Uraufführungen sowie fünfKlanginstallationen. dpa

Donaueschingen

Musiktage starten