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Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung München, 28. Oktober 2012 (c) Prof. Dr. Franz Ruppert 1

Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

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Page 1: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

Die Psychodynamik derTäter-Opfer-SpaltungMünchen, 28. Oktober 2012

(c) Prof. Dr. Franz Ruppert 1

Page 2: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Täter wird man durch eine Tat, die einem Anderen Schaden zufügt (durch körperliche Gewalt, Totschlag, Mord, Diebstahl, Betrug, Lüge, Lieblosigkeit).

� Opfer wird man durch einen Schaden am Körper oder der Psyche (durch Naturereignisse, Handlungen anderer Menschen).

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Page 3: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Die Täterschaft kann bewusst oder unbewusst ausgeübt werden.

� Der Schaden kann mehr oder weniger großsein.

� Jemand kann auch Täter an sich selbst sein.

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Page 4: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Das Opfer erlebt sich als hilflos und ohnmächtig

� Seine Stressreaktionen (Angriff oder Flucht) machen den Schaden noch größer

� Notfallreaktionen wie Erstarren, Einfrieren, Dissoziieren, Spalten der Persönlichkeit, um die Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen

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Page 5: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

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Psychische Spaltungennach einer Traumaerfahrung

TraumatisierteAnteile

Gesunde Anteile

Überlebens-anteile

Page 6: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Existenztrauma

� Verlusttrauma

� Symbiosetrauma

� Bindungssystemtrauma

Jede Art von Trauma kann eine spezifische Opfer-Täter-Spaltung hervorrufen.

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Page 7: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Ein Mensch hat eine traumatische Erfahrung gemacht.

� Er hat sie überlebt, indem er diese verdrängt und abspaltet.

� Das Opfersein bleibt psychisch existent.� Dies macht Trauma-Überlebensstrategien notwendig.

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Page 8: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Das eigene Opfersein verleugnen� Erinnerungen daran verdrängen� Impulse zur Gegenwehr unterdrücken, Unterwürfigkeit

� Sich selbst schuldig fühlen� Schädigungen als gerechte Strafe empfinden� Schwäche verachten

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Page 9: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Täter nicht als Täter wahrnehmen

� An Tätern emotional fest hängen

� Sich mit den Bedürfnissen von Tätern identifizieren

� Täter in Schutz nehmen

� Harmoniesucht und Friedensideale

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Page 10: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Resignieren, lieber tot sein wollen

� Leiden, jammern, klagen, ohne den wahren Grund zu benennen

� Autodestruktive Verhaltensweisen

� Chronische Depressivität

� Chronische körperliche Erkrankungen

Page 11: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Nagendes schlechtes Gewissen

� Schwere Schuldgefühle

� Massive Schamgefühle

� Angst vor sozialer Ächtung

Page 12: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

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� Schädigung Anderer nicht wahrnehmen� Verleugnung der Tat� Sich als unschuldig darstellen� Gutes Gewissen demonstrieren

Page 13: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Opfer beschuldigen� Sich selbst als das Opfer darstellen� Opfer verachten und verhöhnen� Ideologie, in einem höherem, sozial wertvollen Auftrag zu handeln

� Lust an Gewalt und Zerstörung empfinden

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Page 14: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Abgespaltene Opfererfahrungen erzeugen Opfer- wie Täterhaltungen als Überlebensstrategien

� Gefühllosigkeit gegenüber sich selbst wird zur Empfindungslosigkeit anderen gegenüber

� Aus Opfer werden Täter, die weder ihr Opfer-noch ihr Tätersein wahrhaben wollen

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Page 15: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Zwischen Opfer- und Täterhaltungen hin und her pendeln

� Ohnmachtsgefühle und Allmachtsvorstellungen im Wechsel

� Unschuldig sühnen� Sich an Unschuldigen rächen� Aggression und Depression als Normalität des Beziehungsalltags

� Illusionen von Zusammengehörigkeit und Liebe als fragile psychische Konstrukte für das Zusammenleben

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Page 16: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Täter-Opfer-Spirale dreht sich unablässig in zwischenmenschlichen Beziehungen und saugt immer mehr Menschen in diese Dynamik hinein

� Täter-Opfer-Spirale setzt sich über Generationen hinweg fort

� Gewalt, Inzest und sexueller Missbrauch als scheinbare Normalität

� Folge: Bindungssystemtraumata, d.h. ganze Bindungssysteme werden von Traumata dominiert

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Page 17: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Persönlichkeitsstörungen, Psychosen, Schizophrenie, Wahn, Selbstzerstörung, Dissoziative Identitätsstörung, Suizidalität

� Chronische körperliche Erkrankungen, z.B. Krebs und Autoimmunerkrankungen

� Kriminelles und asoziales Verhalten

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Page 18: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Anerkennen des eigenen Opfersein, fühlen der eigenen Traumatisierung

� Erkennen und Annehmen des entstandenen Schadens

� Mitgefühl für sich selbst zulassen

� Konkreten Ausgleich für den Schaden vom Täter einfordern, falls noch möglich

� Verzicht auf Rache über den Schadensausgleich hinaus

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Page 19: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Rache: Täter vernichten und zerstören

� Rebellion: gegen Täter blind ankämpfen

� Verzeihen: Tätern Schuld und Scham abnehmen

� Versöhnen: Harmonieideale jenseits einer Aufarbeitung des Opfer- und Täterseins

� Zuflucht in der Spiritualität nehmen

Page 20: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Anerkennen der eigenen Taten

� Anerkennen der persönlichen Schuld

� Zulassen der eigenen Scham

� Mitgefühl für das Leid der Opfer

� Bemühen um Ausgleich für den Schaden

� Verzicht auf Sühne über den Schadensausgleich hinaus

(c) Prof. Dr. Franz Ruppert 20

Page 21: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Beziehungssysteme verlassen, die in Täter-Opfer-Dynamiken gefangen sind

� Gesunder Selbstbezug, gesunde Autonomie, gute Abgrenzung

� Selbstachtung und Konfliktfähigkeit

� Konstruktiv symbiotische Beziehungen leben

� Win-win- statt win-loose-Situationen schaffen

� Finden, was gesunde Angst, Wut und Liebe ist

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Page 22: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung
Page 23: Die Psychodynamik der Täter-Opfer-Spaltung

� Ruppert, F. (2007). Seelische Spaltung und innere Heilung. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

� Ruppert, F. (2010). Symbiose und Autonomie. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

� Ruppert, F. (2012). Trauma, Angst und Liebe. München: Kösel Verlag.

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