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Jahrgang 1894. Heft 3. 1. Februar 1894.. Jones: Reinigung des Dampfkesselspeisewassers. 75 Die Reinigung des Dampfkesselspeisewassers. Von Dr. R. Jones. In dem von mir im Hamburger Bezirks- vereine über dieses Thema gehaltenen Vor- trage (1892, 474) hat es mir durchaus fern gelegen, eine allgemein gültige Norm für die Reinigung des Dampfkesselspeisewassers auf- stellen zu -wollen. Schon die Verschieden- heit des zur Verfügung stehenden Wassers und der maschinellen Anlagen einer Fabrik schliessen ein gleichmässiges Vorgehen aus. Noch weniger konnte es mir in den Sinn kommen, Chemikern, welche sich mit dieser Reinigung schon seit Jahren befassen, An- leitung zu einer solchen zu geben. Meine Absicht \var vielmehr nur, die Aufmerksam- keit der Dampfkesselbesitzer wiederholt auf diesen, von der Mehrzahl derselben noch immer nicht genügend gewürdigten Gegen- stand zu lenken und an einem praktischen Beispiele zu zeigen, auf wie einfache Weise und mit wie geringen Unkosten sich in vielen Fällen ein grosser Fortschritt erzielen lässt. Dass ich dabei nicht unterliess, auf Grund zu meiner Kenntniss gelangter Erfahrungen darauf hinzuweisen, dass man durch unrich- tige Anwendung an und für sich guter und zweckdienlicher Mittel nicht nur der erwar- teten Vortheile verlustig gehen, sondern so- gar sich Schaden zufügen kann, ist selbst- verständlich. Zu diesen mit grösserer Vor- sicht anzuwendenden Mitteln rechnete ich, und rechne ich auch noch heute, den Atz- kalk und das Ätznatron und empfahl, als in der Mehrzahl der Fälle ausreichend, die Doppel-Carbonate durch Erhitzen zu fällen und die Sulfate durch Soda zu zersetzen, was recht gut in einer Operation geschehen kann. Dem entgegen tretenSchreib (Z. 1892, 514) und Meisinger (Z. 1892, 724) nicht nur für die Zweckmässigkeit, sondern auch für die Harmlosigkeit des Ätznatrons zur Erreichung unseres Zwecks ein. Unter den von ihnen geschilderten Umständen gewiss mit Recht. Wenn ein Dampfkesselbesitzer, der Wichtigkeit der Sache entsprechend, mit der Beaufsichtigung seiner aus 9 Kesseln bestehenden Anlage einen Chemiker betraut, oder wenn der Fabrikleiter es als seine selbst- verständliche Pflicht betrachtet, sich speciell um die Speisung des Dampfkessels zu küm- mern, kann das Speisewasser auch recht gut mit Ätznatron gereinigt werden. Derjenige Chemiker würde sich ein schlechtes Zeugnis? ausstellen, der in den von ihm persönlich überwachten Dampfkesseln einen schädlichen Überschuss von Ätznatron aufkommen Hesse. Aber wie viele Dampfkessel gibt es, die sich der liebevollen Aufmerksamkeit eines Chemikers zu erfreuen haben? Mir ist von einer grossen Fabrik mit über 70 Dampf- kesseln erzählt worden, die für andere Zwecke eine grosse Anzahl von Chemikern beschäf- tigt, aber die Aufsicht und Pflege der Dampf- kessel untersteht 3 bis 4 Ingenieuren; da hat der Chemiker nichts hineinzureden. Wie es dort mit der Kesselspeisewasserfrage be- stellt ist, weiss ich allerdings nicht, um aber auch sonst nicht auch nur den Schein des Ver- dachtes aufkommen zu lassen, dass ich etwa die Überwachung durch Ingenieure gering schätze, will ich gleich hinzufügen, dass es den Herren gelungen ist, eine recht günstige, nicht allerorten erreichte Ausnutzung der Kohlen zu erzielen. Ich erwähne diese That- sache nur als Symptom für die Behandlung der Mehrzahl der Dampfkessel. Wie am an- deren Orte ausgeführt, und wie auch Schreib bestätigt, erreicht man durch Anwendung von kohlensaurem Natron in der Hitze ge- nau dasselbe, wie mit Ätznatron, und plai- dirt Schreib auch nur für das letztere in den Fällen, in denen für die Reinigung des Speisewassers billiger Abdampf nicht zur Verfügung steht. Schliesslich wendet sich Schreib noch gegen das von mir empfohlene häufige Ab- blasen, welches, wenn es täglich geschehen würde, nach seiner Rechnung für den von mir benutzten Dampfkessel einen Mehrver- brauch von etwa 10 Centner Kohlen pro Tag bedingen soll. Wie Herr Schreib zu diesem Resultate kommt, wie er überhaupt an der Hand der von mir gegebenen Daten im Stande war, eine solche Rechnung auszu- führen, ist mir unerfindlich. Führen wir daher zu seiner Beruhigung und der anderer ängstlicher Gemüther, die ein zu häufiges Abblasen scheuen, diese Rechnung selbst aus. Es handelt sich um einen Röhren- kessel, dessen Oberkessel 1,25 m Dureh- messer und 5,4 m Länge hat. Der Abstand der Marken für den höchsten und niedrigsten Wasserstand beträgt 0,3 m. Es gehen also durch das Abblasen 2 cbm Wasser von 164° (7 Atm. Überdruck) verloren, welche durch Wasser von 70° aus dem Vorwärmer ersetzt werden; mithin beträgt der Wärmeverlust 188 000 W. E. entsprechend höchstens etwa 35 k Kohlen. Dieses ist für einen Kessel, welcher Tag und Nacht in Betrieb sein muss. Für einen Kessel, welcher über Nacht ruht und bei l Atm. abgeblasen werden kann, ist der Wärmeverlust kaum erwähnenswerth. Betrachten wir aber auch die Kehrseite der Medaille. Vom 5. Octbr. 92 ab wurde

Die Reinigung des Dampfkesselspeisewassers

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Page 1: Die Reinigung des Dampfkesselspeisewassers

Jahrgang 1894.Heft 3. 1. Februar 1894.. Jones: Reinigung des Dampfkesselspeisewassers. 75

DieReinigung des Dampfkesselspeisewassers.

Von

Dr. R. Jones.

In dem von mir im Hamburger Bezirks-vereine über dieses Thema gehaltenen Vor-trage (1892, 474) hat es mir durchaus ferngelegen, eine allgemein gültige Norm für dieReinigung des Dampfkesselspeisewassers auf-stellen zu -wollen. Schon die Verschieden-heit des zur Verfügung stehenden Wassersund der maschinellen Anlagen einer Fabrikschliessen ein gleichmässiges Vorgehen aus.Noch weniger konnte es mir in den Sinnkommen, Chemikern, welche sich mit dieserReinigung schon seit Jahren befassen, An-leitung zu einer solchen zu geben. MeineAbsicht \var vielmehr nur, die Aufmerksam-keit der Dampfkesselbesitzer wiederholt aufdiesen, von der Mehrzahl derselben nochimmer nicht genügend gewürdigten Gegen-stand zu lenken und an einem praktischenBeispiele zu zeigen, auf wie einfache Weiseund mit wie geringen Unkosten sich in vielenFällen ein grosser Fortschritt erzielen lässt.Dass ich dabei nicht unterliess, auf Grundzu meiner Kenntniss gelangter Erfahrungendarauf hinzuweisen, dass man durch unrich-tige Anwendung an und für sich guter undzweckdienlicher Mittel nicht nur der erwar-teten Vortheile verlustig gehen, sondern so-gar sich Schaden zufügen kann, ist selbst-verständlich. Zu diesen mit grösserer Vor-sicht anzuwendenden Mitteln rechnete ich,und rechne ich auch noch heute, den Atz-kalk und das Ätznatron und empfahl, alsin der Mehrzahl der Fälle ausreichend, dieDoppel-Carbonate durch Erhitzen zu fällenund die Sulfate durch Soda zu zersetzen,was recht gut in einer Operation geschehenkann. Dem entgegen tretenSchreib (Z. 1892,514) und M e i s i n g e r (Z. 1892, 724) nichtnur für die Zweckmässigkeit, sondern auchfür die Harmlosigkeit des Ätznatrons zurErreichung unseres Zwecks ein. Unter denvon ihnen geschilderten Umständen gewissmit Recht. Wenn ein Dampfkesselbesitzer,der Wichtigkeit der Sache entsprechend, mitder Beaufsichtigung seiner aus 9 Kesselnbestehenden Anlage einen Chemiker betraut,oder wenn der Fabrikleiter es als seine selbst-verständliche Pflicht betrachtet, sich speciellum die Speisung des Dampfkessels zu küm-mern, kann das Speisewasser auch recht gutmit Ätznatron gereinigt werden. DerjenigeChemiker würde sich ein schlechtes Zeugnis?ausstellen, der in den von ihm persönlichüberwachten Dampfkesseln einen schädlichen

Überschuss von Ätznatron aufkommen Hesse.Aber wie viele Dampfkessel gibt es, diesich der liebevollen Aufmerksamkeit einesChemikers zu erfreuen haben? Mir ist voneiner grossen Fabrik mit über 70 Dampf-kesseln erzählt worden, die für andere Zweckeeine grosse Anzahl von Chemikern beschäf-tigt, aber die Aufsicht und Pflege der Dampf-kessel untersteht 3 bis 4 Ingenieuren; dahat der Chemiker nichts hineinzureden. Wiees dort mit der Kesselspeisewasserfrage be-stellt ist, weiss ich allerdings nicht, um aberauch sonst nicht auch nur den Schein des Ver-dachtes aufkommen zu lassen, dass ich etwadie Überwachung durch Ingenieure geringschätze, will ich gleich hinzufügen, dass esden Herren gelungen ist, eine recht günstige,nicht allerorten erreichte Ausnutzung derKohlen zu erzielen. Ich erwähne diese That-sache nur als Symptom für die Behandlungder Mehrzahl der Dampfkessel. Wie am an-deren Orte ausgeführt, und wie auch Schreibbestätigt, erreicht man durch Anwendungvon kohlensaurem Natron in der Hitze ge-nau dasselbe, wie mit Ätznatron, und plai-dirt Schre ib auch nur für das letztere inden Fällen, in denen für die Reinigung desSpeisewassers billiger Abdampf nicht zurVerfügung steht.

Schliesslich wendet sich Schre ib nochgegen das von mir empfohlene häufige Ab-blasen, welches, wenn es täglich geschehenwürde, nach seiner Rechnung für den vonmir benutzten Dampfkessel einen Mehrver-brauch von etwa 10 Centner Kohlen pro Tagbedingen soll. Wie Herr Schre ib zu diesemResultate kommt, wie er überhaupt an derHand der von mir gegebenen Daten imStande war, eine solche Rechnung auszu-führen, ist mir unerfindlich. Führen wirdaher zu seiner Beruhigung und der andererängstlicher Gemüther, die ein zu häufigesAbblasen scheuen, diese Rechnung selbstaus. Es handelt sich um einen Röhren-kessel, dessen Oberkessel 1,25 m Dureh-messer und 5,4 m Länge hat. Der Abstandder Marken für den höchsten und niedrigstenWasserstand beträgt 0,3 m. Es gehen alsodurch das Abblasen 2 cbm Wasser von 164°(7 Atm. Überdruck) verloren, welche durchWasser von 70° aus dem Vorwärmer ersetztwerden; mithin beträgt der Wärmeverlust188 000 W. E. entsprechend höchstens etwa35 k Kohlen. Dieses ist für einen Kessel,welcher Tag und Nacht in Betrieb sein muss.Für einen Kessel, welcher über Nacht ruhtund bei l Atm. abgeblasen werden kann, istder Wärmeverlust kaum erwähnenswerth.

Betrachten wir aber auch die Kehrseiteder Medaille. Vom 5. Octbr. 92 ab wurde

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76 Jones: Reinigung des Dampf kesselspeisewassers. T Zeitschrift fürLanffewandte Chemie.

täglich bis zum 10. Decbr. 92 von dem zumSpeisen verwendeten, durch Soda gereinigtenWasser ]/4 l zurückgestellt, so dass die ge-mischten Proben annähernd dem Wasserentsprachen, welches der Kessel faktisch•während dieser Zeit erhalten hatte. Das-selbe enthielt im Liter:

Abdampfrückstand 0.7307Kieselsäure 0,'01G1Chlorcalcium 0,0247Chlormagnesium 0,0461Chlornatrium 0,4055Schwefelsauren Kalk 0,0876Kohlensaures Natron 0,1431

0,7186Da der Kessel täglich in runder Summe

32 bis 36 cbm Wasser verdampfte, so hättensich in demselben, da er bis zum niedrigstenWasserstand 6,6 cbm fasst, in 7 Tagen 182 kSalze ansammeln müssen, oder im Liter 30 gund nach 3 Wochen hätte er schon eineLauge von 10° Be. enthalten müssen, wenndas Abblasen überhaupt unterblieben wäre.Bläst man jede Woche einmal nur 2 cbm ab,so hätten resultirt:

1. Woche per Liter 28,0 g Salze2. - - 40,5 - -3. - - 50,0 - -

oder Lauge von 5° Be. Dies bei Eibwasser,•welches im Liter durchschnittlich nur 0,5 gKochsalz enthielt. Wie aber, wenn dasselbe,wie im Februar und September 93, 0,8 gKochsalz mit sich führt. Diese Rechnung

AbdampfriickstandKieselsäureChlornatriumSchwefelsauren KalkSchwefelsaure MagnesiaSchwefelsaures NatronChlormagnesiumKohlensaures Natron

zeigt doch, dass das vielerorts übliche Ab-blasen alle 8 oder 14 Tage nicht immer ge-nügend ist, und es in sehr vielen Fällenbilliger sein wird, durch häufiges Abblasenetwas Wärme zu verlieren, als dadurch, dassman eine concentrirte Salzlauge im Kesselkocht, einen erhöhten Aufwand an Kohlenzu haben. Indessen handelt es sich keines-wegs nur um den Mehraufwand an Kohlen;das im Kochenerhalten einer concentrirtenSalzlauge kann noch sehr viel ernstere Folgenfür den Kessel haben.

Die angeführten Zahlen machen es ausser-denf erklärlich, dass im vergangenen Sommerein Hamburger Fabrikant von destillirtemWasser einem hiesigen Handelschemiker er-klärte, er sei zur Zeit ausser Stande, chlor-freies destillirtes Wasser zu liefern. Seit-dem auf Veranlassung des Handelschemikers

der Kessel fleissig abgeblasen wird, kanndie Lieferung von destillirtem Wasser zu bei-derseitiger Zufriedenheit fortgesetzt werden.

Wie sich nun in unserem Kessel, der inder Zeit vom 5. Octbr. bis 10. Decbr. einenTag um den anderen abgeblasen wurde, dieseVerhältnisse gestalteten, zeigen folgendeAnalysen. Es enthielt das Kesselwasser imLiter: (S. unten.)

Zu erwähnen ist noch, dass, da die Pumpefür die Leistung von 36 cbm Wasser nichtganz genügte, und eine von Kle in , Schanz-lin und Becker für deren Ersatz beschaffteWürgelpumpe nach kurzer Zeit gänzlich ver-sagte, der Kessel ab und zu auch einmalmit ungereinigtem Wasser gespeist werdenmusste, so dass, wie schon erwähnt, dasfaktische Speisewasser nicht genau der obenangeführten Analyse entsprach. Die Wasser-proben aus dem Kessel wurden jedesmal amSonnabend entnommen, und da beim Ab-blasen jeden zweiten Tag, jeden zweitenSonnabend nicht abgeblasen wurde, so lässtsich aus dieser Zusammenstellung der Ein-fluss des Abblasens deutlich erkennen.22. Octbr., 5. Nov. und 3. Decbr. waren dieSonnabende, an denen nicht abgeblasen wor-den ist. Der 19. Nov. gehört eigentlich auchzu diesen Tagen; aber hier hat jedenfalls eineUnregelmässigkeit stattgefunden und muss derKessel aus irgend einem Grunde auch abge-blasen worden sein.

22./10.6,69000,00745,54590,33320,04650,3725

—0,21966,5251

29. 10.4,53300,00883,92840,43710,0303—

0,00240,08534,4923

5/11.8,27760,02107,25400,42260,06510,2004—

0,23948,2028

12. 11.5,36720,00924,63040,34150,05430,0575

—0,22625,3191

19. 11.4,72000,01324,10670,30840,06090,0779—

0,10694,6740

26./11.4,65700,01264,02480,37980,0570——

0,11254,5867

3. 12.10,36320,01509,17280,46870,06480,3115——

10,0328

10./12.5.87640,'01825,10120,48130,03510,1582—

0,03045,8244

Der Einfluss des Abblasens in dieserSerie konnte darum so scharf hervortreten,"weil das Eibwasser in diesen 10 Wocheneinen leidlich constanten Chlorgehalt zeigte.

Am 19. Jan. 93 wurde der gereinigteDampfkessel wieder angesteckt und ununter-brochen bis zum 2. Mai 93 in Betrieb er-halten. Die wöchentlichen Proben aus dem-selben zeigten per Liter folgenden Gehalt:

(S. nebenstehend.)Das im Wasser vorhandene Eisenoxyd

wurde jedesmal abgeschieden, aber wegenseiner geringen Menge und Bedeutungslosig-keit für unseren Zweck nur bei den letzten10 Analysen gewogen; seine Menge betrug:

(S. nebenstehend.)Die Grosse des Abdampfrückstandes in

dem Kessel steigt und fällt mit dem wech-selnden Kochsalzgehalt des Eibwassers, das

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Jahrgang 1894. ~|Heft 3. 1. Februar 1894.J Jenes: Reinigung des Dampfkesselspeisewassers. 77

AbdampfrückstandKieselsäureChlornatriumSchwefels. Kalk

MagnesiaNatron

ChlorcalciumChlormagnesiumKohlens. Natron

Eisenoxyd

11./2.9,26640,00648,12340,8255

——

0,01690,07770,01689,0667

19./2.4,30800,01323,62700,47310,01200,0866

——

0,03664,2527

0,0044

26./2.2,49640,00641,87200,35260,03030,0454

——

0,15722,4639

0,0044

4./3.1,08320,01500,60840,21230,01200,0265

——

0,16421,0437

0,0044

11 ./3.1,38400,02220,88920,23070,02370,0485

——

0,08921,3099

0,0064

18./3.1,52000,01880,95940,18940,01170.1278

——

0,10381,4197

0,0088

2Ö./3.2,15480,11161,05540,38950,0227

——

0,07400,22911,9143

0,0320

1./4.1,84950,02641,14960,34390,04410,0241

——

0,08221,6839

0,0136

8./4.4,67200,10003,32280,30210,04050,6765

——

0,27344,6339

0,0086

15./4.1,76110,01201,21680,25450,04560,0646

—0,11861,7121

0,0056

2./5.2,21280,00641,66400,27000,0437

——

0,03590,15352,1735

0,0044

zur Speisung unserer Kessel dient. Die fol-gende Zusammenstellung macht dies ersicht-lich und bemerke ich dazu nur noch, dass ichdie Kochsalzbestimmungen im Eibwasser derFreundlichkeit des Herrn Dr. H. Gi lber tverdanke:

Kochsalzgehalt (g im /)

des Kesselwassersdes Eibwassers

im Durchschnitt am vorher-der vorhergehen- gehenden

den Woche ~22./10. 92.29./10.5/11.12./11.19./11.26., 11.3.12.10./12.11./2. 93.19./2.26./2.4./3.11. /3.18./3.25. /3.1,4.15./4.2./5.22,/9.

5,54593,93127,25404,63044,10674,02489,17285,10128,24733,62701,87200,60840,88920,95941,05541,14961,21681,690425,9487

0,4940,4660,5200,5050,4520,4600,5200,5570,7250,5590,1700,1100,1100,1200,1230,1290,1510,2470,876

Tage0,4500,4090,5150,4790,4440,4680,5200,5670,7250,2590,1230,1050,1170,1230,128

?0,1230,2570,866

Über den Antheil, welchen der Chlor-gehalt des Eibwassers an der Grosse desAbdampfrückstandes hat, giebt folgende Zu-sammenstellung Auskunft:

5./10. 92.22./10.29./10.5,11.

12./11.19./11.26./11.3./12.

10./12.11./2. 93.19./2.26./2.

4./3.11./3.18,3.2Ö./3.

L/4.9./4.

15./4.2., 5.

22./9.

KesselwasserAbdampfrückstand

0,73076,49004,53308,27765,36724,72004,6576

10,36325,87649,26644,30802,49641,08321,38401,52002,15481,84594,67201,76112,2128

28,0640

(g im l)Chlorgehalt

0,29303,36542,38564,40202,81162,49212,44245,56643,09564,99842,20101,13600,36920,53960,58220,69580,69752,01640,73841,0366

15,7265

p„rt„irroc.

405252,55352535353,552,5545145,53439383237,543424756

Cn. 94.

Bei niedrigem Wasserstand oder, wasdasselbe sagen will, bei hohem Chlornatrium-gehalt des Eibwassers, ist der Einfluss derin die Elbe abgepumpten Salinenwasser einso dominirender, dass das Chlor über50 Proc. des Abdampfrückstandes ausmacht;bei hohem Wasserstand reducirt sich das-selbe auf 30 bis 40 Proc.

Diese Zahlen, welche durch den reinzufälligen Umstand, dass der Kochsalzgehaltdes Eibwassers in den Wochen, auf die sichdiese Untersuchungen erstreckten, innerhalbweiter Grenzen schwankte, zwischen 0,105und 0,866 g im l, für die Dampfkesselbe-sitzer zwischen Barby und Altona eine er-höhte Bedeutung gewinnen, geben doch sehrzu denken und zeigen, wie gross die Ge-fahr ist, dass man im Dampfkessel stattWasser eine mehr oder weniger concentrirteSalzlösung im Kochen erhält, die, wie derspäter zu besprechende Abel'sche Berichtzeigt, für den Bestand des Kessels nichtimmer harmlos ist. Es liegt mir fern,schematisiren zu wollen, aber das geht ausden mitgetheilten Zahlen bestimmt hervor,dass für diejenigen, die ihre Kessel mitEibwasser in dem erwähnten Rayon speisen,sich an der Hand der mitgetheilten Ana-lysen durch eine einfache Chlorbestimmungein ungefähres Bild von der Concentrationihres Kesselwassers machen können. Undfür die übrigen Dampfkessel? Nun, eineWasseruntersuchung ist doch keine soschwierige Aufgabe und mit den Hilfsmittelneines jeden technischen Laboratoriums leichtauszuführen; auch kann man sich zur Nothja mit einer einfachen Bestimmung des Ab-dampfrückstandes oder einer Prüfung mitdem Aräometer begnügen.

Auf ein mir bis jetzt nicht bekanntesWasserreinigungsmittel, welches, wenn essich, wie ich garnicht bezweifle, in dergrossen Praxis bewährt, vor allen anderenin vielen Fällen den Vorzug verdienen würde,wurde ich durch Wal t h er Feld in Hönin-gen a. Eh. aufmerksam gemacht, nämlichden k o h l e n s a u r e n Baryt. Derselbesandte mir eine kleine Probe ein, welcheein zartes, sammetweiches Pulver darstellt

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78 Jones: Reinigung des Dampf kesselspeisewassets. T Zettschrift fürLangewandte Chemie.

und an in "Wasser löslichen Barytverbin-dungen nur eine 0,9 Proc. Baryumoxydentsprechende Menge enthielt, darunter eineSpur Schwefelbaryum. Feld garantirt beieinem Feuchtigkeitsgehalt von 6 bis 7 Proc.92 bis 91 Proc. kohlensauren Baryt undberechnet 100 k mit Sack 12 Mark ab Hö-ningen, in Partien billiger. Da die ein-gesandte Probe zur Anstellung von Ver-suchen nicht gross genug war, stellte ichmir selbst etwas kohlensauren Baryt darund trocknete denselben bei 100°. Zu denVersuchen benutzte ich Wasser, welchesich am 22. Sept. aus dem Kessel genommenhatte (I). l / davon wurde l Stunde langmit 1,7 g kohlensaurem Baryt unterhäufigem Umschütteln in einem Kolben imDampf bade stehen gelassen , in welchem essich schnell auf 89° erwärmte und constantbei dieser Temperatur verblieb. Nach demFiltriren ergab die Analyse (II):

I IIAbdarnpfrüekstand 28,0640 27,6600Kieselsäure 0,0024 0,0050Schwefelsaurer Kalk 1,0338 0,5285Chlorcalcium 0,7093 0,7193Chlormagnesium 0,0396 0,0420Chlornatrium 25,1191 25,1056Kohlensaures Natron __ 0,6919 __ 0,6996~~

Eibwasser (I) ergab bei gleicher Be-handlung (II):

I IIAbdampfrückstand 1,1640 1,0420Kieselsäure 0,0050 0,0105Schwefelsaurer Kalk 0,1260 0,0000Chlorcalcium 0,0844 0,0836Chlormagnesium 0,0768 0,0744Chlornatrium 0,7641 0,7679Kohlensaures Natron 0,0314 0,0304

1,0877 0,9668

In beiden Fällen war die Menge deskohlensauren Baryts genügend, die Schwefel-säure vollständig auszufällen. Die Wirkungwar aber nur bei dem grossen Überschussim Eibwasser eine vollständige, währendim Kesselwasser nur ungefähr die Hälftedes Fällungsmittels zur Wirkung kam. Dahierfür gar kein chemischer Grund vorliegt,so kann derselbe nur in der Form desFällungsmittels gesucht werdes; beim Trock-nen war der zarte Schlamm jedenfalls zuharten Körnchen zusammengeballt, die trotzdes Feinreibens noch zu gross waren undeine innige Berührung mit der Flüssigkeitverhinderten. Wäre der kohlensaure Barytals Schlamm verwendet worden, würde dieWirkung jedenfalls auch im ersteren Falleeine vollständige gewesen sein. Es wird sichdarum jedenfalls empfehlen, denselben nichtzu trocknen, sondern ihn als feuchte Massezur Wasserreinigung zu verwenden. Walther

Feld theilt mit, dass er sein an Bicarbo-naten und Magnesiasalzen reiches Speise-wasser nun schon seit drei Jahren mitbestem Erfolge durch ein Gemisch von Ätz-kalk und kohlensaurem Baryt reinige und'er nie eine Spur von Kesselstein bemerkthabe. Seine Reinigungsanlage besteht auszwei grossen eisernen Behältern von je25 cbm Inhalt, die mit Brunnenwasser ge-füllt werden. Während der eine Behältersein Wasser zum Speisen hergiebt, wird indem anderen das Wasser gereinigt. Zudiesem Zweck wird dasselbe durch den Re-tourdampf der Maschine vorgewärmt undsteigt die Temperatur bis auf 55°. Sobalddie Temperatur von 40° erreicht ist, wirddas nöthige Quantum Kalk und kohlen-saurer Baryt, mit etwas Wasser in einerkleinen Bütte zu einer dünnen Milch an-gerührt, zugegeben, während das Wassersich in heftiger Bewegung befindet. DieseBewegung kann leicht durch ein Dampf-strahlgebläse erzeugt werden. Feld benutztdazu einen Luftcompressor, welcher vomBetriebe nicht vollständig in Anspruch ge-nommen wird. Das Rühren mit Luft setzter eine Stunde lang fort und lässt dann ab-sitzen. Das so behandelte Wasser ist nach3 Stunden absolut klar. Etwa alle 2 Mo-nate wird der Schlamm entfernt. Da das^Wasser sehr viel Magnesia enthält, welchedurch den Kalk in der kurzen Zeit nur un-vollkommen abgeschieden wird, so findet sichim Kessel selbst eine Menge Schlamm, derjeden Sonntag früh bei etwa l Atm. Druckso weit abgeblasen wirdj dass der Wasser-spiegel bis zur Marke sinkt. Das gereinigteWasser ist frei von Schwefelsäure und Baryt.Kalk sowohl wie kohlensaurer Baryt werdenin einem kleinen Überschuss angewendet.

Wenden wir uns nun wieder zurück zuden Analysen unserer Kesselwasser, so wirdsofort klar, dass ein Zusatz von kohlen-saurem Baryt nur vortheilhaft auf dasselbe•wirken könnte, da die noch vorhandenenKalk- und Magnesiasulfate vollständig ge-fällt und das schwefelsaure Natron inkohlensaures Salz umgewandelt werdenwürden. Im Wasser könnten nur noch Koch-salz und Soda gelöst sein, und die geringeNeigung zur Bildung von Kalksulfatrindenwäre verschwunden. Die Kosten jedochwürden sich für unseren Kessel, je nach denSchwankungen im Gehalt des Eibwassers,auf 60 Pfg. bis l Mark belaufen, währenddie Ausgabe für die 2,5 k Soda täglich (imDurchschnitt) mit 50 Pfg. fortbeständen,und dies scheint uns, um schon befriedigendeVerhältnisse noch besser zu gestalten, etwashoch zu sein. Würde man die Soda durch

Page 5: Die Reinigung des Dampfkesselspeisewassers

Jahrgang 1891. lHeft 3. 1. Februar 1894.J Noerdlinger: Wie stark ranzig dürfen Speiseöle sein? 79

Ätzkalk ersetzen, hätte man allerdings eineErsparniss von 45 Pfg., sodass die Gesamrnt-kosten, Atzkalk -+- kohlensaurer Baryt,65 Pfg. betragen würden gegen 50 Pfg.bei Verwendung von Soda. Da indessenim Eibwasser neben Chlornatrhim auchnoch Chlorcalcium und Chlormagnesium vor-handen sind, so würde das Endresultat nurinsofern günstiger sein, als die Möglichkeitder Bildung von Sulfatrinden ausgeschlossenwäre; dafür würde sich aber im Kessel-wasser Chlorcalcium anhäufen und die Ge-fahr vorhanden sein, durch Zersetzung des-selben salzsäurehaltige Dämpfe zu bekommen.Ferner ginge, ein nicht zu unterschätzenderVortheil, die Einfachheit, welche die Reini-gung mit Soda bietet, verloren und manmüsste viel schärfer als bei Verwendung derletzteren controliren, damit nicht etwa eingrösserer Überschuss von Ätzkalk im "Wassersich ansammelte. Für Eibwasser würden wiralso eine Reinigung mit Soda der Reinigungmit Ätzkalk -+- kohlensaurem Baryt vorziehenund den letzteren in gemeinschaftlicherAnwendung mit Soda nur denjenigen em-pfehlen, welche durch das mit Soda alleinzu erzielende Resultat nicht befriedigt sind.Für andere Wasser, namentlich für solchesaus Brunnen, liegen die Verhältnisse natür-lich anders.

[Scltluss folgt ]

Wie stark ranzig dürfenSpeiseöle sein, bevor sie zu Genusszwecken

unbrauchbar sind?Von

Dr. Hugo Noerdlinger.

In zwei Abhandlungen1) berichtete ichüber das regelmässige Vorkommen von freienFettsäuren in Pflanzenfetten, und suchtedurch zahlreiche Analysen das Vorkommenund Verhältniss der freien Fettsäuren zumGesammtfett

1. in den unentfetteten, reifen Pflanzen-samen, den Ausgangsmaterialien derÖlgewinnung,

2. in den verschiedenen Ölsorten desHandels,

3. in den Ölkuchen und Ölmehlen, denRückständen der Ölgewinnung

zu veranschaulichen.Daraus ging hervor, dass alle Pflanzen-

fette, — sowohl die in den Samen enthaltenen,wie auch die daraus durch Pressen oder

') Z. f. anal. Gh. 1889, 183; 1890, 6.

Extrahiren gewonnenen und die nach demPressen in den Kuchen zurückbleibendenFette, — stets einen gewissen Gehalt an freienFettsäuren besitzen, ohne deshalb „ranzig"zu sein. Über den Säuregehalt der Speise-öle heisst es dort u. a.:

„Der Säuregehalt der Speiseöle — mit Aus-nahme des Baumwollsamenöls — beträgt nichtunter 0,47 und nicht über 5,75 Proc.; der durch-schnittliche Säuregehalt der einzelnen Olgattungenbeträgt nicht unter l und nicht über 2 Proc.

Speise-Rubel enthält im Durchschnitt 1,19 Proc.„ Mohnöl r ,. ,. 1,92„ Erdnussöl , „ .. 1,94„ Sesamöl .. „ 1,97

Olivenöl . „ „ 1,69

Durchschnitt!. Gebalt sämmtl. Speiseöle 1,74 Proc.

Diese Angaben bezogen sich auf frischeund notorisch reine Speiseöle.

"Wie diese Zeitschrift berichtet (d. Z.1893, 746), wurde in der am 12. Novbr.v. J. zu Bonn stattgehabten Wanderversamm-lung des Rhein. Bezirksvereins der DeutschenGesellschaft f. angew. Chemie u. a. auchdie Frage erörtert, „Wie stark ranzig dürfenSpeiseöle sein, bevor sie zu Genusszweckenunbrauchbar sind?" Als vorläufige Ansichtder Versammlung war in Klammern bei-gefügt „l Proc."

Würde l Proc. als höchst zulässigerSäuregehalt allgemein angenommen, so wärenfast die gesammten europäischen Speiseöleschon im frischen Zustande als „ranzig"anzusehen, „nicht ranzig" wären dann fastnur die künstlich entsäuerten Öle, wie dieCocosnussbutter und das von Amerika kom-mende, bisher als ziemlich minderwerthiggeltende Baumwollsamenöl. — Ein reinesfrisches Olivenöl würde unter Umständenals „ranzig" gelten, während andererseitsein stark ranziges Olivenöl als „nicht ranzig"angesehen werden müsste, sobald ihm sovielkünstlich entsäuertes Baumwollsamenöl zu-gesetzt wird, dass sein Säuregehalt wenigerals l Proc. beträgt.

Es dürfte überhaupt nicht leicht sein,einen bestimmten Säuregehalt als Normaufzustellen, denn erstens gelten mancheÖlsorten in der einen Gegend als vorzüglich,die man in anderen Gegenden abscheulichfindet; ich erinnere an Leinöl, das im Nord-osten Deutschlands, oder an Rüböl, das inder Provinz Sachsen, in Elsass-Lothringen,auf dem Schwarzwald u. s. w. als Speiseölbenutzt wird. Zweitens deckt sich der Ge-schmack der Speiseöle durchaus nicht immermit der chemischen Analyse. Vollständigentsäuerte Öle schmecken fade, währendfrische Öle mit 3 und mehr Proc. Säurehäufig für wohlschmeckend gelten. Drittens

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