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Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

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Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung

musikalischer Bedeutung

Annekatrin Kessler & Richard ParncuttUniversität Graz

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Struktur meines Referats

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Struktur meines Referats

• Persönliche Motivation und Position

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Struktur meines Referats

• Persönliche Motivation und Position

• „interpretative Methoden“

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Struktur meines Referats

• Persönliche Motivation und Position

• „interpretative Methoden“

• Das „3-Ebenen-Konstitutions-Modell“

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Struktur meines Referats

• Persönliche Motivation und Position

• „interpretative Methoden“

• Das „3-Ebenen-Konstitutions-Modell“

• Beispiele aus eigenen Untersuchungen

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Struktur meines Referats

• Persönliche Motivation und Position

• „interpretative Methoden“

• Beispiele aus eigenen Untersuchungen

• Das „3-Ebenen-Konstitutions-Modell“

• Implikationen für die Musikpsychologie

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Persönliche Motivation

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Persönliche Motivation

• Grenzen der quantitativen Musikpsychologie v.a. im Bereich „Musik und Emotion“

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Persönliche Motivation

• Grenzen der quantitativen Musikpsychologie v.a. im Bereich „Musik und Emotion“

• Traditionelle Psychologie als Machtinstrument (Kritische Psychologie)

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Persönliche Position

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Persönliche Position

• Phänomenologisch: Begriff der „Konstitution“

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Persönliche Position

• Phänomenologisch: Begriff der „Konstitution“

• Hermeneutisch: Abgrenzung des „Verstehensbegriffs“ vom naturwissenschaftlichen Paradigma

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Persönliche Position

• Phänomenologisch: Begriff der „Konstitution“

• Hermeneutisch: Abgrenzung des „Verstehensbegriffs“ vom naturwissenschaftlichen Paradigma

• Postmodern: Husserls Konstitution der Person als „hermeneutisches Fenster“ (L. Kramer)

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„Interpretative Methoden“

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„Interpretative Methoden“

• Qualitative Methoden (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)

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„Interpretative Methoden“

• Qualitative Methoden (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)

• „interpretatives Paradigma“ (Wilson 1970)

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„Interpretative Methoden“

• Qualitative Methoden

• „interpretatives Paradigma“ (Wilson 1970)

• Phänomenologische Psychologie (Herzog), Kritische Psychologie (Holzkamp), Historische Psychologie (Jüttemann), Kulturpsychologie (Bloch)

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„Interpretative Methoden“

• Realität wird konstruiert

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„Interpretative Methoden“

• Realität wird konstruiert

• Welt ist immer schon „verstanden“

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„Interpretative Methoden“

• Realität wird konstruiert

• Welt ist immer schon „verstanden“

• Lebenswelt statt Objektivität

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„Interpretative Methoden“

• Realität wird konstruiert

• Welt ist immer schon „verstanden“

• Lebenswelt statt Objektivität

• Mensch-Umwelt-Korrelation statt „naturale Einheit“

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Das „3-Ebenen-Konstitutions-Modell“

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Das „3-Ebenen-Konstitutions-Modell“

Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER GEIST

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER GEISTLEIB

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER GEISTLEIB

Kausal

objektiv

Naturalist. Einstellung

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER GEISTLEIB

Kausal

objektiv

Naturalist. Einstellung

motivational

subjektiv

Personalist. Einstellung

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

KÖRPER GEISTLEIB

Kausal

objektiv

Naturalist. Einstellung

motivational

subjektiv

Personalist. Einstellung

Konditional/ habituell

Intersubjektiv

Naturalist. u. personalist. Einstellung

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

• Körper, Leib und Geist sind nur reflexiv voneinander zu trennen

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

• Körper, Leib und Geist sind nur reflexiv voneinander zu trennen

• Leib als Schnittstelle zwischen Natur und Kultur

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Konstitution der Person nach E. Husserl (1952)

• Körper, Leib und Geist sind nur reflexiv voneinander zu trennen

• Leib als Schnittstelle zwischen Natur und Kultur

• Körper und Geist sind nicht kausal miteinander verbunden (=Naturalismuskritik)

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Beispiel „musikalische Präferenz“

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Beispiel „musikalische Präferenz“

Körper quantitative Experimente, physiologische Messungen

mittlere Aktivierung

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Beispiel „musikalische Präferenz“

Körper quantitative Experimente, physiologische Messungen

Leib Fragebögen, Rating-Skales (Semantisches Differential)

intersubjektive/kulturelle Bedeutung

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Beispiel „musikalische Präferenz“

Körper quantitative Experimente, physiologische Messungen

Leib Fragebögen, Rating-Skales (Semantisches Differential)

intersubjektive/kulturelle Bedeutung

Geist (Tiefen-)Interviewsubjektive Positionierung

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„Interpretative Methoden“

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„Interpretative Methoden“

• Setzen bei individueller Person an

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„Interpretative Methoden“

• Setzen bei individueller Person an

• Analyse der Strukturen zwischen individuellen (GEIST) und intersubjektiven Bedeutungsebenen (LEIB)

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„Interpretative Methoden“

• Setzen bei individueller Person an

• Analyse der Strukturen zwischen individuellen (GEIST) und intersubjektiven (LEIB) Bedeutungsebenen

• Bedeutungskonstitution

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

Page 46: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Beispiele aus eigenen Untersuchungen

1. W.A. Mozart, Requiem: „Confutatis“

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

1. W.A. Mozart, Requiem: „Confutatis“

Teilnehmer: 6 Personen mit ähnlichem musikalischem Hintergrund

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

1. W.A. Mozart, Requiem: „Confutatis“

Teilnehmer: 6 Personen mit ähnlichem musikalischem Hintergrund

Methode: offener Fragebogen

Tiefeninterviews

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

1. W.A. Mozart, Requiem: „Confutatis“

Teilnehmer: 6 Personen mit ähnlichem musikalischem Hintergrund

Methode: offener Fragebogen

Tiefeninterviews

Interpretation: qual. Inhaltsanalyse

Diskursanalyse

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

2. J. Brahms, Klarinettentrio op.114, IV

Teilnehmer: 6 Personen mit ähnlichem musikalischem Hintergrund

Methode: offener Fragebogen

Tiefeninterviews

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Beispiele aus eigenen Untersuchungen

2. J. Brahms, Klarinettentrio op.114, IV

Teilnehmer: 6 Personen mit ähnlichem musikalischem Hintergrund

Methode: offener Fragebogen (mit Noten)

Tiefeninterviews

Interpretation: qual. Inhaltsanalyse

Daseinsanalyse

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Tiefeninterview

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Tiefeninterview

• Ähnelt dem Alltagsgespräch• Vertraute Umgebung• Vertrauensverhältnis zwischen

Interviewpartnern• Teilnehmer: systematisch ausgewählte

kleine Gruppe• Befragte gibt die Struktur des Gesprächs

vor

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1. Mozart „Confutatis“

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1. Mozart „Confutatis“Fragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

Macht vs. Ohnmacht

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1. Mozart „Confutatis“

Macht vs. Ohnmacht

• Klangfarbe der Stimmen (Männer vs. Frauen)

• Instrumente (Trompeten, „perkussive Basslinie“ etc. vs. Violinen)

• Dynamik (ff vs. p-mf)

• emphytischer Rhythmus vs. sanfte Melodien

Fragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

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1. Mozart „Confutatis“

Macht vs. Ohnmacht

• Klangfarbe der Stimmen (Männer vs. Frauen)

• Instrumente (Trompeten, „perkussive Basslinie“ etc. vs. Violinen)

• Dynamik (ff vs. p-mf)

• emphytischer Rhythmus vs. sanfte Melodien

Fragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

Körperliche Empfindungen (Spannung, arousal)

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1. Mozart „Confutatis“Tiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Macht vs. Ohnmacht

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1. Mozart „Confutatis“Tiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Macht vs. Ohnmacht

• politisch

• sexuell

• körperlich

• religiös

• moralisch

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1. Mozart „Confutatis“Tiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Macht vs. Ohnmacht

• politisch

• sexuell

• körperlich

• religiös

• moralisch

subject position

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1. Mozart „Confutatis“Tiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Macht vs. Ohnmacht

• politisch

• sexuell

• körperlich

• religiös

• moralisch

subject position

Persönliche Geschichte und Erfahrungen

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Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender

körper-lich

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Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

körper-lich

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Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

„ ich fühle mich schuldig und betroffen, als ob ich etwas falsch gemacht hätte“

„ich identifiziere mich mit den Frauen“

körper-lich

Page 65: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

„ ich fühle mich schuldig und betroffen, als ob ich etwas falsch gemacht hätte“

„ich identifiziere mich mit den Frauen“

„ es gibt noch immer Momente, in denen ich mich vor Männern/meinem Vater fürchte“

„Frauen/meine Mutter beschützen mich vor Männern/meinem Vater“

körper-lich

Page 66: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

„ ich fühle mich ergriffen und betroffen, als ob ich etwas falsch gemacht hätte“

„ich identifiziere mich mit den Frauen“

„ es gibt noch immer Momente, in denen ich mich vor Männern/meinem Vater fürchte“

„Frauen/meine Mutter beschützen mich vor Männern/meinem Vater“

körper-lich

„starke“ Männer: „ihr seid die Verdammten, wir werden euch niederhämmern!“

„kindliches Flehen“• nicht erhört

• kein Entkommen

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Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

„ ich fühle mich ergriffen und betroffen, als ob ich etwas falsch gemacht hätte“

„ich identifiziere mich mit den Frauen“

„ es gibt noch immer Momente, in denen ich mich vor Männern/meinem Vater fürchte“

„Frauen/meine Mutter beschützen mich vor Männern/meinem Vater“

körper-lich

„starke“ Männer: „ihr seid die Verdammten, wir werden euch niederhämmern!“

„kindliches Flehen“• nicht erhört

• kein Entkommen

„ ich fühle mich schuldig“

„ich fühle mich wie damals als Kind“

Page 68: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Aspekt Macht/Ohnmacht Subject position Private Geschichte

Gender Männer• kriegerisch

• bedrohlich

• böse, schreiend

Frauen• sanft, zart

• tröstend

• beschützend

„ ich fühle mich ergriffen und betroffen, als ob ich etwas falsch gemacht hätte“

„ich identifiziere mich mit den Frauen“

„ es gibt noch immer Momente, in denen ich mich vor Männern/meinem Vater fürchte“

„Frauen/meine Mutter beschützen mich vor Männern/meinem Vater“

körper-lich

„starke“ Männer: „ihr seid die Verdammten, wir werden euch niederhämmern!“

„kindliches Flehen“• nicht erhört

• kein Entkommen

„ ich fühle mich schuldig“

„ich fühle mich wie damals als Kind“

[Schluckauf] „als ich ein Kind war, schlug mich meine Mutter öfter“

„ich war immer allein mit ihr, ihre Aggression war stets gegen mich gerichtet“

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Mozart „Confutatis“

• Intersubjektive Ebene lässt subjektive Bedeutung bereits erkennen

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Mozart „Confutatis“

• Intersubjektive Ebene lässt subjektive Bedeutung bereits erkennen

• Subjektive Positionierung und Identifikation zunächst vom Diskurs bestimmt (Christentum)...

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Mozart „Confutatis“

• Intersubjektive Ebene lässt subjektive Bedeutung bereits erkennen

• Subjektive Positionierung und Identifikation zunächst vom Diskurs bestimmt (Christentum)...

• im weiteren Verlauf des Gesprächs tritt die subjektive Ebene zutage

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2. KlarinettentrioFragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

Bewegung/„hin- und hergerissen“

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2. KlarinettentrioFragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

Bewegung/„hin- und hergerissen“

„nervöse Gequältheit“

„ruhig bewegend“

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2. KlarinettentrioFragebogen/Inhaltsanalyse: intersubjektive Ebene

Bewegung/„hin- und hergerissen“

„nervöse Gequältheit“

„ruhig bewegend“

musikalisches Material: „Verdichtungen“ vs. „ruhige Passagen“, untypische Klangfarbe der Instrumente

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2. Brahms KlarinettentrioTiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Bewegung/„hin- und hergerissen“

abwärts gehend

aufwärts gehend, tanzend

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2. Brahms KlarinettentrioTiefeninterview/Diskursanalyse: subjektive Ebene

Bewegung/„hin- und hergerissen“

abwärts gehend

aufwärts gehend, tanzend

Persönlicher Gestimmtheit, Lebenserfahrung

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Raum Zeit Stimmung Identität

negativ man geht Stufen hinunter, mehrmals durchs ganze Stück

positiv Person mit gespreizten Armen tanzend, eher immer aufwärt gehend

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Raum Zeit Stimmung Identität

negativ man geht Stufen hinunter, mehrmals durchs ganze Stück

man geht runter, will allein sein, will etwas revuepassieren lassen, das ganze Leben. Beschleunigungen dazwischen:

die positiven Erinnerungen bringen Energie

positiv gestimmt

Person mit gespreizten Armen tanzend, eher immer aufwärt gehend

Teilweise bin ich das selbst: Freude, endlich Sonnenschein zu haben, fühle mich erleichtert, habe etwas abgeschlossen, etwas Neues beginnt

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Raum Zeit Stimmung Identität

negativ man geht Stufen hinunter, mehrmals durchs ganze Stück

man geht runter, will allein sein, will etwas revuepassieren lassen, das ganze Leben. Beschleunigungen dazwischen:

die positiven Erinnerungen bringen Energie

man steigert sich in was hinein und glaubt, es geht nicht mehr; pro und kontra, auch wenn ich unten bin, sehe ich die Höhen

positiv gestimmt

Person mit gespreizten Armen tanzend, eher immer aufwärt gehend

Teilweise bin ich das selbst: Freude, endlich Sonnenschein zu haben, fühle mich erleichtert, habe etwas abgeschlossen, etwas Neues beginnt

Unendlichkeit: positiv, Möglichkeit eines Neuanfangs, durch unerwarteten Spannungswechsel

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Raum Zeit Stimmung Identität

negativ man geht Stufen hinunter, mehrmals durchs ganze Stück

man geht runter, will allein sein, will etwas revuepassieren lassen, das ganze Leben. Beschleunigungen dazwischen:

die positiven Erinnerungen bringen Energie

man steigert sich in was hinein und glaubt, es geht nicht mehr; pro und kontra, auch wenn ich unten bin, sehe ich die Höhen

Vorstellen einer Person aufgrund der motivischen Bewegung der Soloinstrumente

Fließendes Wasser: ich in einem Segelboot integriert im Wasser

positiv gestimmt

Person mit gespreizten Armen tanzend, eher immer aufwärt gehend

Teilweise bin ich das selbst: Freude, endlich Sonnenschein zu haben, fühle mich erleichtert, habe etwas abgeschlossen, etwas Neues beginnt

Unendlichkeit: positiv, Möglichkeit eines Neuanfangs, durch unerwarteten Spannungswechsel

Abstrakte Identität! Das Leben ist so, kann so sein

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Zusammenfassung

Page 82: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Zusammenfassung

• Intersubjektive Ebene basierend auf /“fundiert in“ (Husserl) leiblichen Empfindungen: Bewegung, Klangfarbe etc.

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Zusammenfassung

• Intersubjektive Ebene basierend auf /“fundiert in“ (Husserl) leiblichen Empfindungen: Bewegung, Klangfarbe etc.

• Subjektive Ebene, individuelle Interpretation

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Zusammenfassung

• Intersubjektive Ebene basierend auf leiblichen Empfindungen: Bewegung, Klangfarbe etc.

• Subjektive Ebene, individuelle Interpretation

• Subjektive Positionierung durch Identifikation oder „virtuelle Person“, Assoziationen zu persönlichen Erfahrungen, Stimmungen

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Implikationen

Page 86: Die Rolle interpretativer Methoden bei der Erforschung musikalischer Bedeutung Annekatrin Kessler & Richard Parncutt Universität Graz

Implikationen

• Dialektik zwischen Natur und Kultur

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Implikationen

• Dialektik zwischen Natur und Kultur

• Dialektik zwischen objektivem Diskurs und subjektiver Positionierung

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Implikationen

• Dialektik zwischen Natur und Kultur

• Dialektik zwischen objektivem Diskurs und subjektiver Positionierung

• Dialektik zwischen zentriert (Subjekt als Einheit) und dezentriert (veränderliche Lebenswelt)

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Implikationen

• Dialektik zwischen Natur und Kultur• Dialektik zwischen objektivem Diskurs und

subjektiver Positionierung• Dialektik zwischen zentriert (Subjekt als

Einheit) und dezentriert (veränderliche Lebenswelt)

• Private Interpretation als essentielle Voraussetzung für die Existenz von Kulturgegenständen

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Implikationen für die Musikpsychologie

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Implikationen für die Musikpsychologie

• Interaktiver Methodenpluralismus (GEWI-NAWI)

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Implikationen für die Musikpsychologie

• Interaktiver Methodenpluralismus (GEWI-NAWI)

• Breiter Subjektbegriff (Ubw., Lebenswelt..)

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Implikationen für die Musikpsychologie

• Interaktiver Methodenpluralismus (GEWI-NAWI)

• Breiter Subjektbegriff (Ubw., Lebenswelt..)

• Korrelation zwischen Subjektbegriff, Methode und Gegenstandsbereich