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IMPACT-INVESTING Der Trend zur guten Geld- anlage erreicht den Massenmarkt. Leider oft nur als teurer Werbegag mit unhalt- baren Versprechen. Fotos [M]: Ralf Bitzer / Buchsammy / Getty Images, Giulia Marchi / The New York Times / Redux / Laif D eutschlands Pionier der guten Geldanla- ge macht gleich zu Beginn des Telefo- nats klar, wie er die Welt ordnet. Er be- antworte gern die Fragen, sagt Alfred Platow (72), Gründer des Fondsanbie- ters Ökoworld, „wenn Sie sich trauen, mit einem Sozialarbeiter und Erzie- hungswissenschaftler dieses Gespräch zu führen“. Wenn man dagegen nur „mit finanzabhängigen BWLern und VWLern“ auskomme, warnt er, „dann habe ich ein Problem“. Im Laufe des einstündigen Gesprächs wird er „Stopp! Stopp! Stopp! Hören Sie auf!“ rufen und mehrfach damit drohen, das Tele- fonat abzubrechen, besonders bei Fra- gen nach den Gebühren seiner Fonds. Schließlich wird Platow die Unterhal- tung tatsächlich abrupt beenden, nach- dem er dem Gesprächspartner einen Berufswechsel nahegelegt hat („Ma- chen Sie Predigten in der katholischen Kirche, da passen Sie hin.“). Aber der Reihe nach. In seiner Selbstdarstellung ist Platow noch immer der Kämpfer gegen die geldgierigen Krawattenträger in den Finanzkonzernen. Obwohl er inzwi- schen einen Versicherungsmakler und Fondsanbieter mit einem Börsenwert von mehr als 100 Millionen Euro führt, spricht er am liebsten über seine An- fänge als „Sozialarbeiter des Geldes“ zwischen besetzten Häusern und Kin- derläden im Düsseldorf des Jahres 1975. Er habe „gar keinen Bock darauf“, reich zu sein, sagte er 2016. Seine 20 Prozent der Anteile waren da allerdings rechnerisch auch schon einen zwei- stelligen Millionenbetrag wert. Für 2017 erhielt er 900.000 Euro Dividende, zu- sammen mit den 12.000 Euro Monats- gehalt macht ihn das zum Einkom- mensmillionär. Platow, so darf man vermuten, ist Deutschlands bestbezahl- ter „Sozialarbeiter“. Der Ökoworld-Gründer hat einfach in das richtige Thema investiert. Die Grünen holen mittlerweile bei Wahlen 20 Prozent; der Mainstream ist bei ihm angekommen. Für die Kunden bunkern die sechs Investmentfonds des Hauses nunmehr gut 1,2 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Mehr und mehr Menschen wünschen sich den „alternativen Kapitalismus“, den Platow verspricht. Es reicht ihnen nicht mehr, lediglich Atomkraft, fos- manager magazin MONAT 2015 manager magazin MONAT 2015 2 114 manager magazin DEZEMBER 2018 GRÜN UND

DIE ROTE MACHT - greengrowthfutura.de€¦ · rechnet wird: „Es ist niemand in der Branche so fair wie wir.“ Dass es auch impactiger geht, zeigt der B.A.U.M Fair Future Fonds

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Page 1: DIE ROTE MACHT - greengrowthfutura.de€¦ · rechnet wird: „Es ist niemand in der Branche so fair wie wir.“ Dass es auch impactiger geht, zeigt der B.A.U.M Fair Future Fonds

IMPACT-INVESTING DerTrend zur guten Geld-anlage erreicht den Massenmarkt. Leider oft nur als teurer Werbegag mit unhalt-baren Versprechen.

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Deutschlands Pionierder guten Geldanla-ge macht gleich zuBeginn des Telefo-nats klar, wie er dieWelt ordnet. Er be-

antworte gern die Fragen, sagt AlfredPlatow (72), Gründer des Fondsanbie-ters Ökoworld, „wenn Sie sich trauen,mit einem Sozialarbeiter und Erzie-hungswissenschaftler dieses Gesprächzu führen“. Wenn man dagegen nur„mit finanzabhängigen BWLern undVWLern“ auskomme, warnt er, „dannhabe ich ein Problem“. Im Laufe deseinstündigen Gesprächs wird er „Stopp!Stopp! Stopp! Hören Sie auf!“ rufen und mehrfach damit drohen, das Tele-fonat abzubrechen, besonders bei Fra-gen nach den Gebühren seiner Fonds.Schließlich wird Platow die Unterhal-tung tatsächlich abrupt beenden, nach-dem er dem Gesprächspartner einenBerufswechsel nahegelegt hat („Ma-chen Sie Predigten in der katholischenKirche, da passen Sie hin.“).

Aber der Reihe nach. In seiner Selbstdarstellung ist Platow

noch immer der Kämpfer gegen diegeldgierigen Krawattenträger in den Finanzkonzernen. Obwohl er inzwi-schen einen Versicherungsmakler undFondsanbieter mit einem Börsenwertvon mehr als 100 Millionen Euro führt,spricht er am liebsten über seine An -fänge als „Sozialarbeiter des Geldes“zwischen besetzten Häusern und Kin-derläden im Düsseldorf des Jahres 1975. Er habe „gar keinen Bock darauf“, reich zu sein, sagte er 2016. Seine 20Prozent der Anteile waren da allerdingsrechnerisch auch schon einen zwei -stelligen Millionenbetrag wert. Für 2017erhielt er 900.000 Euro Dividende, zu-sammen mit den 12.000 Euro Monats-gehalt macht ihn das zum Einkom -mensmillionär. Platow, so darf manvermuten, ist Deutschlands bestbezahl-ter „Sozial arbeiter“.

Der Ökoworld-Gründer hat einfachin das richtige Thema investiert. DieGrünen holen mittlerweile bei Wahlen20 Prozent; der Mainstream ist bei ihmangekommen. Für die Kunden bunkerndie sechs Investmentfonds des Hausesnunmehr gut 1,2 Milliarden Euro – mehrals doppelt so viel wie vor fünf Jahren.Mehr und mehr Menschen wünschensich den „alternativen Kapitalismus“,den Platow verspricht. Es reicht ihnennicht mehr, lediglich Atomkraft, fos-

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GRÜNUND

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PORTFOLIO

HEIM LICHERTECHFONDS

Der Fonds Ökovision hält

Nvidia, einen Chiplieferer für stromfressende

Bitcoin-Miner

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thal gehören heute jedoch jeweilsmehr als 37 Prozent der Stimm-rechte, selbstverwaltet wird Öko-world also vor allem durch zweiPersonen.

Eine ihrer wichtigsten Ertrags-quellen ist die Performance-Fee derFonds, die für Anleger vergleichs-weise ungünstig berechnet wird.Ökoworld nimmt 10 Prozent derWertentwicklung, die über einenzuvor erreichten Höchstwert hi-nausgeht – und nicht erst oberhalbeiner festgelegten Mindestrendite(„Hurdle Rate“), die bei vielen an-deren Fonds üblich ist. 2017 spültedie Gebühr mehr als 5,1 MillionenEuro in die Firmenkasse, das ent-spricht zwei Dritteln des Jahres-überschusses von 7,55 MillionenEuro. Daraus wurden 4,5 MillionenEuro an Dividenden gezahlt.

Alfred Platow bestreitet, dassdie Performance-Fee unfair be-rechnet wird: „Es ist niemand inder Branche so fair wie wir.“ Dasses auch impactiger geht, zeigt derB.A.U.M Fair Future Fonds. DiePerformance-Fee von 15 Prozentwird erst nach Übertreffen einesfrüheren Höchststands und ober-halb einer jährlichen Rendite von

6 Prozent fällig. Die Einnahmendaraus fließen zu zwei Dritteln anden Bundesdeutschen Arbeitskreisfür Umweltbewusstes Manage-ment e. V., der damit Projekte fürKinder und Umweltschutz finan-ziert. Das übrige Drittel geht an dieGreen Growth Futura GmbH, diedas Geld in Veranstaltungen übernachhaltige Geldanlagen sowie eine Internetplattform steckensoll. Dividenden an Aktionäre wer-den damit nicht gezahlt.

Platow versteht Kritik an seinenGebühren nicht. An alle, die vielGeld hätten und beim ethisch-öko-logischen Anlegen sparen wollten,hat er eine Botschaft: „Scheren Siesich bitte zum Henker.“

Da könnte etwas dran sein – zu-mindest, was die Ökoworld-Fondsbetrifft. In den vergangenen 15 Jah-ren war es viel profitabler, statt -dessen Ökoworld-Aktionär zu sein, so wie Platow. Der Kurs hat sichseit 2003 zwischenzeitlich ver-zehnfacht (siehe Grafik). Die Groß-aktionäre Platow und Odenthal bezogen in den vergangenen fünfJahren jeweils gut 3,5 MillionenEuro an Dividenden.

Das sehr auskömmliche Daseinvon Vorreitern wie Ökoworldweckt große Begehrlichkeiten imRest der Branche. Am 30. Oktoberkamen im Pariser Hotel „MarriottRive Gauche“ rund 1200 Investo-ren des Global Impact InvestingNetwork (GIIN) zusammen:Europas größte FondsgesellschaftAmundi, die Deutsche-Bank-Toch-ter DWS, Axa Investment Mana-gers und der US-FondsanbieterWellington. Diskutiert wurde überThemen wie „Impact skalieren:Von Milliarden zu Billionen“. Ronald Cohen (73), Co-Gründerdes europäischen Private-Equity-Anbieters Apax, spricht von einer„Impact-Revolution, vergleichbarmit der Venture-Capital- undTech-Revolution vor 25 Jahren, die Microsoft und Apple hervor -gebracht hat.“ Der Boden für Im-pact-Großkonzerne sei bereitet.„Impact-Investing wird den So -zialunternehmern das nötige Ka-pital liefern“, so Cohen.

Die großen Private-Equity-An-bieter haben sich Cohens Theseschon angeschlossen, allen voran

TEURERPIONIERAlfred Platow

hat eine Bitte ansparsame Reiche:„Scheren Sie sichzum Henker“

sile Energie, Kinderarbeit und Waf-fenhersteller aus dem Portfolio zuverbannen. Sie wollen mit ihremGeld die Welt voranbringen – Enthu-siasten sehen gar die Entwicklungs-ziele der Vereinten Nationen inReichweite: WirkungsorientiertesInvestieren („Impact-Investing“) istder Finanzhype der Stunde.

„So wie die Techrevolution“

Der Anspruch ist viel höher als beiden ökologisch und sozial verant-wortlichen Investments („Environ-mental, Social, Governance“, ESG),sagt Peter Cripps, Chefredakteur desFachblatts „Environmental Finan-ce“. „Bei ESG geht es um die Dinge,wegen denen ich nachts nicht schla-fen kann“, so der Brite. „Bei Impactgeht es um die Dinge, wegen denenich morgens aufstehe.“ So groß istder Buzz inzwischen, dass zuneh-mend auch traditionelle Fonds -gesellschaften die Sehnsucht mitProdukten bedienen, die das Wort„Impact“ im Namen tragen.

Aber gibt es überhaupt genügendethisch-ökologische Projekte undUnternehmen für all das Kapital, dasin vermeintliche „Impact“-Fondsfließt? Oder ist das Versprechen vomguten Fonds vor allem ein Marke-tingtrick, um an Kunden heranzu-kommen, die von Aktien und Alters-vorsorge sonst nichts hören wollen?

Gerade der Marktpionier Öko-world zeigt, wie lukrativ das Ge-schäft mit dem guten Geld ist. BeimFlaggschiff-Fonds Ökovision mitmehr als 900 Millionen Euro Kun-denkapital genehmigte Ökoworldsich und den Vertriebspartnern fürdas Jahr 2017 Gebühren von 3,51 Pro-zent. Dazu kam für Neukunden dereinmalig fällige Ausgabeaufschlagvon 5 Prozent. Zum Vergleich: DerKlimafonds der Ökobank GLS kostet1,5 Prozent laufende Gebühr und2,5 Prozent Ausgabeaufschlag.

Für Platow „ist das Geheimnismit den hohen Gebühren doch ganzeinfach“: Ökoworld investiere in dieArbeit der Firma, in die Löhne derMitarbeiter. „Und natürlich erwirt-schaften wir für die Aktionäre unse-rer Gesellschaft auch Gewinne.“ AlleAngestellten seien Mit eigentümer.„Wir kommen ja aus einem selbst-verwalteten Betrieb heraus.“ Platowund seinem Mitgründer Klaus Oden-

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BESSER

AKTIONÄRA L S K U N D E

WertentwicklungÖkoworld-Aktieund Ökovision-Fonds, indexiert

Quelle: BloombergGrafik: mm

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Mikrofinanzfonds ISIN Gebühren³ Rendite Investmentstrategie 3 Jahre p. a.²

C-Quadrat Dual LU0236782842 1,95 2,6 Mikrokredite bis 5000 Euro in Schwellenländern in einem Fonds mit vorbildlichem Impact- Return Fund Reporting

Invest in Visions IIV DE000A1H44T1 1,94 1,7 Kredite an Privatleute und kleine Firmen ohne Bankzugang in Entwicklungsländern

117D E Z E M B E R 2 0 1 8 manager magazin

die stets bewegliche Texas Pacific Group(TPG). Deren Gründer David Bondermanmusste zwar 2017 den Board des Fahrdiens-tes Uber verlassen, nachdem er dort geunkthatte, mehr als eine Frau im Board führe zu „mehr Gerede“. Der erste Rise Fund von TPG, unterstützt von Virgin-GründerRichard Branson und U2-Sänger Bono,wurde dennoch mehr als zwei MilliardenUS-Dollar schwer. Ein zweiter Fonds, für den gerade der Klingelbeutel herum-geht, soll noch eine Milliarde Dollar größerwerden.

Der Impact-Milliardenskandal

Die Abraaj Group aus Dubai hatte sogar be-reits 14 Milliarden Dollar in Verwaltung,von Stiftern wie Bill und Melinda Gates(Microsoft), um Krankenhäuser und ande-re Infrastruktur in Entwicklungsländern zubauen. Bis sich im Sommer herausstellte,dass Abraaj-Gründer Arif Naqvi HunderteMillionen Dollar auf private Konten abge-zweigt hatte. Abraaj, inzwischen längstpleite, sei zwar schlecht für die Impact-Branche, sagt Apax-Veteran Cohen: „Aberes wird diese Bewegung nicht stoppen.“

Nur fehlt der Bewegung derzeit derrechte Boden unter den Füßen – es mangeltan Anlagezielen. Sozialunternehmen wie

die Münchener Zeitarbeitsagentur fürFlüchtlinge Social-Bee oder das kostenfreieOnlinelernportal Serlo.org werden nochlange eine winzige Nische bleiben. Die Folge des fehlenden Angebots: In Deutsch-land wurden bis Ende 2017 gerade ein-mal 5,2 Milliarden Euro in Impact-Invest-

ments angelegt, meldet das Forum Nach-haltige Geldanlage (siehe Grafik „Nischen-wirkung“).

Weltweit sieht es nicht viel besser aus,wie die Datenbank der Impact-Investorenzeigt. Größter Eintrag ist das Green-Bonds-Programm der Weltbank. Ende Septemberlagen 350 Milliarden Euro in grünen An -leihen, Schuldscheindarlehen und Kredit-finanzierungen, schätzt die Stuttgarter Be-ratungsgesellschaft Capmarcon. Aber dasWachstum verlangsame sich. Unternehmerhätten „diejenigen Projekte, die sich leichtgrün einfärben lassen, nunmehr realisiert“.

Zudem zieht das viele Geld halbseidenesPublikum an. Zuletzt mehrten sich dieWarnungen vor pseudo-ökologischen Pro-jekten. Mehr als die Hälfte der Emittentenveröffentlicht später keinen Impact-Be-richt, kritisiert die Cli mate Bond Initiative.„Green Bonds müssen transparenter wer-den“, mahnte jüngst die Großbank BNP Paribas.

Auch der zweite große Aufnehmer vonImpact-Geldern stößt an Grenzen: Mikro-finanzierungen. Sie bieten Kredite und an-dere Finanzdienstleistungen für Kunden inEntwicklungsländern, die keinen Zugangzu herkömmlichen Banken haben. Welt-weit stecken 114 Milliarden Dollar in sol-

Aktien von ISIN Dividenden- Rendite Investmentstrategie Ökofonds-Anbietern rendite¹ 15 Jahre p. a.²

Ökoworld AG DE0005408686 4,18 15,6 826 Prozent Kursplus brachte die Aktie des Ökofondsanbieters seit Juli 2003

Impax GB0004905260 1,90 32,3 Die Londoner Ökofondsboutique schaffte mehr als 7000 Prozent Plus binnen 15 Jahren

1 | Schätzung der von Bloomberg erfassten Analysten für 2019; 2 | ohne Berücksichtigung der Dividende; 3 | laut wesentlichen Anlegerinformationen für den aktuellsten verfügbaren Jahres-zeitraum, einschließlich Performance-Fee; 4 | plus 15 Prozent Performance-Fee auf Wertsteigerung oberhalb von 6 Prozent Rendite, Einnahmen daraus werden gemeinnützig eingesetzt.

Quelle: Bloomberg, Morningstar, Unternehmensangaben

W I R K U N G S VO L L E I N V E S T M E N T S F Ü R P R I VATA N L E G E R

Renditechancen mit positivem sozialen und ökologischen Impact

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1 | Bank für Sozialwirtschaft Nachhaltigkeitsfonds Green Bonds;2 | Responsibility Micro and Small and Medium EnterpriseFinance Fund B; 3 | iShares IBoxx Invest Top InvestmentGrade Corporate ETF.

Quelle: Thomson Reuters Datastream Grafik: mm

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I M P A C T K O S T E T R E N D I T E

Green Bonds1 und Mikrofinanzierungen2 im Vergleich zu Unternehmensanleihen guter Bonität3, indexiert

Aktienfonds ISIN Gebühren³ Rendite Investmentstrategie 10 Jahre p. a.²

B.A.U.M. Fair Future DE000A2JF709 1,95⁴ (Start: 10/18) Gelenkt nach strengen sozial-ökologischen Kriterien Fonds (GLS Bank)

KBC Eco Fund BE0175718510 1,84 6,6 Topwerte sind die Biofood-Spezialisten A2 Milk und Wessanen sowie Bildungskonzern Bright Horizons

Triodos Sustainable LU0278272843 2,05 6,6 Seit April steuert die Ökobank Triodos den Fonds selbst, mit viel Healthcare Pioneer Fund und Umwelttechnik

Green Bond Fonds ISIN Gebühren³ Rendite Investmentstrategie und ETF 3 Jahre p. a.²

Lyxor Green Bond LU1563454823 0,30 (Start: 6/18) Green Bonds mit Zertifikat der Climate Bond Initiative, währungsgesichert in Euro, als Indexfonds

BfS Nachhaltigkeits- DE0009799981 0,70 -0,9 Grüne Anleihen lieferten eine niedrige, positive Rendite über fünf und zehn Jahre fonds (siehe Grafik „Impact kostet Rendite“)

Axa Gl. Green Bonds LU1280196186 0,69 -0,5 Verantwortlich für den relativ günstigen Fonds ist seit Juni der neue Fondsmanager Johann Plé

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BLENDERIm Impact-Fonds vonBlackrock-CEO Larry

Fink sind Apple, Microsoft und Amazon

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chen Finanzierungen, schätzen dieNachhaltigkeitsberater von Con-vergences in Paris. Insider glaubenaber, dass es momentan nicht ein-mal tausend Firmen gibt, die sichals Investi tionsziele der Mikro -finanzfonds wirklich eignen.

Die Rendite von Green Bondsund Mikrofinanzierungen ist außerdem mager (siehe Grafik„Impact kostet Rendite“). Ren -diteträchtigere Impact-Investing-Fonds, die einer engen Definitiongenügen, gibt es für deutsche Pri-vatanleger so gut wie gar nicht. Julian Klaiber etwa hat in seinerMasterarbeit 101 Investmentfondsuntersucht, die Schlagwörter wieImpact, Sustainability oder Eco -logy im Namen führen. Seine Kri-terien: Die angepeilte Wirkungmuss klar definiert sein anhandquantifizierbarer Kriterien, die er-reichte Wirkung muss gemessenwerden, und es soll eine finanzielleRendite geben. Das Problem: „Nurzwei der Fonds messen den Impactin Zahlen“, kritisiert Klaiber.

Ökofonds mit Bitcoin-Mining

Die Enthusiasten – und die Ge-schäftemacher – lassen sich vonder tristen Bestandsaufnahmenicht schrecken. Die DWS-Impact-Chefin Roelfien Kuijpers stellte eine Woche nach dem Impact-Gip-fel in Paris den Invest SDG GlobalEquities Fund vor. Das Neue: DerFonds legt Zahlen darüber vor, wel-cher Anteil des Kapitals so inves-tiert wird, dass damit die Entwick-lungsziele („Social DevelopmentGoals“, SDG) der Vereinten Natio-nen unterstützt werden.

Dafür nutzt er die Methodik desMSCI Sustainability Impact Index,die den zielkonformen Umsatz -anteil für mehr als 2500 Unterneh-men im MSCI All Country WorldIndex aufschlüsselt. Insgesamt sollder Fonds im Schnitt mindestens50 Prozent des Kapitals wirkungs-reich im Sinne der Ziele anlegen.

Wie ein reiner Marketinggagwirkt dagegen der Blackrock Im-pact World Equity Fund. Die vierToptitel: Apple, Microsoft, Ama-zon, Alphabet. Ein Impact-Kon-zept ist nicht erkennbar bei demFonds des weltgrößten Vermö-gensverwalters, dessen Gründer

Larry Fink unlängst davon sprach,jedes Unternehmen müsse sagen,wie es die Gesellschaft voranbrin-ge, sonst habe es keine Existenz -berechtigung.

Beliebig erscheint auch die Aus-wahl bei RobecoSAM. Der GlobalChild Impact Equities setzt auf Mi-crosoft, Cisco und Visa. Der GlobalGender Equality Impact Equitiespräferiert Cisco, Mastercard, Ame-rican Express und Microsoft. Of-fenbar brauchen Frauen vor allemKreditkarten, Netzwerkrouter undMicrosoft Windows. „Manche nut-zen Impact nur als Marketing -begriff“, sagt Marilou van GolsteinBrouwers, CEO des niederländi-schen Ökofondsanbieters TriodosInvestment Management.

Selbst bei den als streng gelten-den Ökoworld-Fonds wecken eini-ge Investments Zweifel, ob die

Grenzen zwischen Gut und Bösewirklich klar gezogen sind. Der Ökovision-Fonds führte lange denChiphersteller Nvidia als eines dergrößten Investments, vor zwei Jah-ren sogar als größten Einzelwert mit3,8 Prozent des Fondskapitals. Dabei erzielt das US-Unternehmen einenTeil seines Umsatzes mit dem Ver-kauf von Chips für das Schürfen von Bitcoin und anderen Krypto-währungen, allein im ersten Quartalwaren dies 289 Millionen Dollar. DieMiner verbrauchen pro Jahr so vielStrom wie Dänemark und arbeitenvor allem in China – wo gern klima-schädliche Kohle verfeuert wird.

Aktuell ist Chipotle Mexican Grilleines der zehn größten Ökovision-Investments. Die US-Kette engagiertsich seit Jahren für familiengeführteFarmen und bessere Bedingungen inder Viehzucht. Dennoch handelt essich um eher ungesundes Essen mitviel Rind- oder Hühnerfleisch, dasbeim Restaurantbesuch eine MengeVerpackungsabfall produziert. Sogarder Ökoworld-Anlageausschusskann offenbar keine zehn besserenInvestments präsentieren als eineUS-Fast-Food-Kette.

Das passt zum Gesamteindruckdes deutschen Impact-Pioniers Jochen Wermuth, der sein gesamtesFamilienvermögen wirkungsorien-tiert anlegt. Im deutschen Markt gebe es nur sehr wenige glaubwürdi-ge Impact-Produkte. Ansonsten gel-te: „Wenn man ein wenig den Deckelhebt, wird einem bei den meistenschlecht.“ 1 Mark Böschen

NISCHEN-

WIRKUNG

Investiertes Kapi-tal in nachhaltigeAnlagestrategienin DeutschlandEnde 2017,in Mrd. Euro

Quelle: Forum Nach-haltige GeldanlageGrafik: mm

Ausschlüsse(Atomkraft,

Waffen, Tabak etc.)

83,3

Environmental,Social, Governance

(ESG)

49,6

Best-in-Class

22,1

9,2

NachhaltigeThemenfonds

5,2

Impact-Investment

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ÖKOFRAUFondsmanagerinRoelfien Kuijpers

von DWS