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Bucherschaa. 127 nisse geboten, miihrend fiir jeiie Plillc, wo das Werk nur als Hilfsmittcl Ixi tler Ausfiihrung maassanalj-tischor Befitimmungcn dienen SOU, cin ausfulir- lichos Sachregistcr dio schnellste Orientirung ermijglicht. Tm "Anhang' erliiutort der Verfasser eine Reiho handelschomischer und liygienischer Analyson , wie solcho nicht solten an den Apotlieker heran- troton. Da finden wir oxact auseinandorgosotzt die maassaualytischon Be- stimnungen vou Soda, Pottascho, W'einstein , Chlorkdk etc., von Verband- stoffcn, Diingmitteln, Zuckor, Bier, Wcin, Ham und Wasser. Das Buch sei allcn Collcgon auh witrmste empfohlm. aosoke. Dr. Carl Jehn. Die Thcorie der modernen Chemie Ton Albrecht Rail, Biaunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1884. Vorlicgondes Werk bildet dio Sclilusslieferun von Itau's Entwicklung der modernen Chemie", von wdclier der ersto 'fheil im Jnhro 1877 unter dom Titol "Die Qrundlage dcr modernen Cliemie" erschien und seinor %it (hrchiv 211, 570) besprochcn wwde. nor zweite Thoil Die Entwicklung der modornen Chomie" folgte im Jahre 1870 (Archiv 314, 570) und fmdet nunmelr seine Fortsotzung und Volleudung. lm erston Thoile fixirte Rau die Standpunkto, von denen aus Berzelius und im Gegensatze zu ihm, dom Wassischon Chemiker , Dumas der ,, Be- griinder der modernen Cliemie" das Gebiet der Chernie cultivirtcn und beherrschten resp. zu beherrschen suchton, und zoigte, in welch0 Wider- spriiche der letztore durch Aufstellung seiner empirischen Regel und seiner sogenannten Qpntheorie gerieth. Im zweiten Theile erijrterto Vorfassor die Entwicklung der Chemie, wolche dieselbo durch Laurcnt uiid Gorhardt eifahren haben SOU, und kiu im Gegensatze zu der Ansicht der meisten iibrigeu Chomikcr zu dom Schlusse, dass die genannten Cheiniker gleich Dumas Leino ,( Roformatoren" sondoru ,,Destructoren" der Chomic scion. Das bleibond Richtige der nach Ansicht des Verfassors iibenwuduneu Typcnthcorio : Die organisohen Verbindungen sind Substitutionsproducto der unorganischon" diirfe aber nicht Gerhardt zugeschrieben werden, sondorn dioser Cirundgcdauke onMammo dem Cieiste Berzelius, aelchor zuorst ausgcsprochen habc, dam fiir Beu-theilnng der Zu- sanimeusotzungswoise organischcr Kiirper von don Erfahungen ausge angen werdcii miisse, wclche man durch das Studium dor anorganischon $erbin- tlungcn orworben habe. Dieser Satz farid eino folgenreicho Bcstiitigung durch die enchopfendon Arboiton von A. W. Hofmann iiber dic Constitution der organischen Ammo- niake , wodurch die Aufstellung dor Gcrhardt'schen l'ypcntheoiie crmoglicht wurde. Der grosse und Mare Grundgedanke von Berzelius sei aber durch Gerhardt uud soine Anhiuger ungobiihrlich erweitcrt ,, gcwaltsani iiber Ge- gensitzliches gezerrt und dadurcli in eine leero Dialektlk ausgeartet. Die Schlusslieferung dos Werkes ist nun bestimmt, die Entwicklung der klassischen, Beraehus'schcn und der modornen Richtung bis in die Gogcn- wart zu verfolgen. Dio hervorragendsten Vertreter der oxactcn Forschung sind nach Rau Kolbo und Franliland; ihnen ebiihrt in crster Reihe die Fortontwicklung dcs von Uorzolius aufgcstolltcn fhrungobegrilfs und spccicll Franliland's Entdeckung der verschiedenen Siittigungscapacillt dor Elemcute wurdo fiir beide Richtuugon YOU fundamentaler Bcdeutung. Der Darlegung dieser Verhdtnisse sind die drei orstcn Kapitel dog Wcr- kcs gewidmot. Im 4. und 5. Capitol bcspricht dcr j'crfasser die Theorio der gcniischteii und multiplon Typen, ah deren oigcntlichor Vcrtroter Kekuli. zu goltoii hat. Rau fiihrt sohr schneidig oigeno Ausspriichc Kokul(t's gegen dio

Die Theorie der modernen Chemie von Albrecht Rau, Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1884

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Bucherschaa. 127

nisse geboten, miihrend fiir jeiie Plillc, wo das Werk nur als Hilfsmittcl Ixi tler Ausfiihrung maassanalj-tischor Befitimmungcn dienen SOU, cin ausfulir- lichos Sachregistcr dio schnellste Orientirung ermijglicht.

Tm "Anhang' erliiutort der Verfasser eine Reiho handelschomischer und liygienischer Analyson , wie solcho nicht solten an den Apotlieker heran- troton. Da finden wir oxact auseinandorgosotzt die maassaualytischon Be- stimnungen vou Soda, Pottascho, W'einstein , Chlorkdk etc., von Verband- stoffcn, Diingmitteln, Zuckor, Bier, Wcin, Ham und Wasser.

Das Buch sei allcn Collcgon a u h witrmste empfohlm. a o s o k e . Dr. Carl Jehn.

Die T h c o r i e d e r m o d e r n e n Chemie Ton A l b r e c h t Rail , Biaunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1884.

Vorlicgondes Werk bildet dio Sclilusslieferun von Itau's Entwicklung der modernen Chemie", von wdclier der ersto 'fheil im Jnhro 1877 unter dom Titol "Die Qrundlage dcr modernen Cliemie" erschien und seinor %it (hrchiv 211, 570) besprochcn wwde. nor zweite Thoil Die Entwicklung der modornen Chomie" folgte im Jahre 1870 (Archiv 314, 570) und fmdet nunmelr seine Fortsotzung und Volleudung.

lm erston Thoile fixirte Rau die Standpunkto, von denen aus Berzelius und im Gegensatze zu ihm, dom Wassischon Chemiker , Dumas der ,, Be- griinder der modernen Cliemie" das Gebiet der Chernie cultivirtcn und beherrschten resp. zu beherrschen suchton, und zoigte, in welch0 Wider- spriiche der letztore durch Aufstellung seiner empirischen Regel und seiner sogenannten Qpn theor i e gerieth.

Im zweiten Theile erijrterto Vorfassor die Entwicklung der Chemie, wolche dieselbo durch Laurcnt uiid Gorhardt eifahren haben SOU, und k i u im Gegensatze zu der Ansicht der meisten iibrigeu Chomikcr zu dom Schlusse, dass die genannten Cheiniker gleich Dumas Leino ,( Roformatoren" sondoru ,,Destructoren" der Chomic scion. Das bleibond Richtige der nach Ansicht des Verfassors iibenwuduneu Typcnthcorio : Die organisohen Verbindungen sind Substitutionsproducto der unorganischon" diirfe aber nicht Gerhardt zugeschrieben werden, sondorn dioser Cirundgcdauke onMammo dem Cieiste Berzelius, aelchor zuorst ausgcsprochen habc, dam fiir Beu-theilnng der Zu- sanimeusotzungswoise organischcr Kiirper von don Erfahungen ausge angen werdcii miisse, wclche man durch das Studium dor anorganischon $erbin- tlungcn orworben habe.

Dieser Satz farid eino folgenreicho Bcstiitigung durch die enchopfendon Arboiton von A. W. Hofmann iiber dic Constitution der organischen Ammo- niake , wodurch die Aufstellung dor Gcrhardt'schen l'ypcntheoiie crmoglicht wurde. Der grosse und Mare Grundgedanke von Berzelius sei aber durch Gerhardt uud soine Anhiuger ungobiihrlich erweitcrt ,, gcwaltsani iiber Ge- gensitzliches gezerrt und dadurcli in eine leero Dialektlk ausgeartet.

Die Schlusslieferung dos Werkes ist nun bestimmt, die Entwicklung der klassischen, Beraehus'schcn und der modornen Richtung bis i n die Gogcn- wart zu verfolgen. Dio hervorragendsten Vertreter der oxactcn Forschung sind nach Rau Kolbo und Franliland; ihnen ebiihrt in crster Reihe die Fortontwicklung dcs von Uorzolius aufgcstolltcn fhrungobegrilfs und spccicll Franliland's Entdeckung der verschiedenen Siittigungscapacillt dor Elemcute wurdo fiir beide Richtuugon YOU fundamentaler Bcdeutung.

Der Darlegung dieser Verhdtnisse sind die drei orstcn Kapitel dog Wcr- kcs gewidmot. Im 4. und 5. Capitol bcspricht dcr j'crfasser die Theorio der gcniischteii und multiplon Typen, ah deren oigcntlichor Vcrtroter Kekuli. zu goltoii hat. Rau fiihrt sohr schneidig oigeno Ausspriichc Kokul(t's gegen dio

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von diesem vertretene Theorie ins Feld. Allerdings muss es bei dem Un- befangenen einon morkwiirdigeri Eindruck hervorrufen , wenn er sieht, wic Kekul6 zulotzt die verschiedeneu Typen auf einen , deu Wasserstoff bozieht, mit anderen Worten a l l e chemischen Vorbindungen a d a s s t als eine Anzahl ideeller Wasserstoffmolecide, dio durch don Eintritt eines odor mehrerer mehratomiger Elemente odcr Radicale zu grosseren Gruppen zusammengehal- ton werden, uni dann schlicsslich solbst zu sagen: ,Das Zuriickfiihren der typischon Betrachtuugsweiso bis zu diescr letztcn Consequenz zeigt deutlich, davs die ganzo Anschauung nichts weiter ist, als ein Vergleichcn dcr vcr- schiedenen Vorbindungen in 13czug auf ihre Zusammensotzung; n i c h t o t w a e i n o w i r k l i c h e T h o o r i e , welche uns die Zusammensetzung selbst lienncn lehrt." Dass unter solchen Umstdndcn Kekulo vor der Kritik des Verfassers keine Guade findet, braucht nicht bosonden hervorgohobon zii werden.

Das 6. und 7. Capitel bevpricht den natiirlichen Zusammenhang der organischen mit don anorgauisoheo Vorbindungon. Verfasser zeigt hier, wio die Lehre von dor vorschiedenen Sattigun scapacitiit der Grundstoffc. sowic Kolbe's Erkeuntniss, dass die Essigsiiuro 8 0 t h lkohlensiiure soi, diesen bcEi- higton , in der von Berzelius bezeichueten Jichtung weiter vorzudriugen, indem er nicht nur den Schlussol zur Deutung einer uberaus grossen Anzalil or anischer Verbindungeu fand, sondern auch indem es ihm infolge jeuer E%enntniese moglich war, die cheniivche Xatur noch nicht entdecktcr Vor- bindungen vorherzusagen.

Mit der Entdeckung der verschiedenen Sattigungscapacitiit der Resultate war die Unache der Typen gefunden; die Typentheorio war gegenstandslos gewordon. Es trat nun die sogenannto Structurtheorie auf, fur welcho man die Sattigungscapacitdt dor Eleniente als cine constante auffasste , trotzdeni sie es erfahrungsgemiiss nicht iat. Das Dogma dor constanteu Valenz. wie es Erlenmeyor bcgrundct, wird im 8. Capitel kritisch beleuchtet, wiihrend das neunte sich mit der Darle ing und Kritik der Ansichten von h t h a r Meyer, A. Naumann, A. Wurtz, gell und Biichner iiber constanto boziehontlich wechselnde Valenz bofasst.

Im 10. und letzten Capitel bohandelt der Vorfaaser die Theorie der Atom- verkettunf nach Lothar Meyer und A. Wurtz Seiner Ansicht gemass leistet die Kolbe sche Theorie der organischen Verbindungen in f o r m a l e r Hinsicht schon heute das Hochste, was iiborhaupt eleistet werden kann; sie legt nur folgendes zu Grundo : 1) dic expenmonte& ermittelte Zusammonsetzung der unorganischen und organischen Verbindungen, 2) ihr chemisches Verhalten, 3) die Unterscheidung extra- und intraradicalor Sauorsbffatome und 4) die Thatsache, dass electronegative Radicale durch electropositive und umgekehrt ersetzt werden konnen.

Dass diese Theorio trotzdem nicht die gebiihrende -4nerkennung gefun- den hat, dass neben ihr noch eino andere, sogenannte moderne besteht, welche in allon wesentlichen Punkten so ziemlich das Gegentheil ist - das wird nach dem schroffen Urtheile des Verfaaseig in Zukunft als Beweis gel- ten, welch' geringe allgemeino und sachlicho Bildung nothwendig geweson sei, um fiir einen modernen Chemiker gelten zu konnen.

Das ungemein interessante, fesselnd geschriebono Work, welchcs bei d e r SchWe doch streng sachlich bleibt, sei dringend allen empfohlon, dio fur derartige umfassende kritische Ueberblicke Sinn haben.

(f es eko. nr. Carl Jeh .

H a l le a. S., Ruchdrnrkomi dm Waisnnhnoson.