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Die überaktive Blase Gerald Fischerlehner Franz Roithmeier

Die überaktive Blase - ordensklinikum.at · Epidemiologie Prävalenz in Erwachsenenbevölkerung 11,8 bis 16,6 % und nimmt im Alter deutlich zu. Irwin et al. 2006, Milsom et al. 2001

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Die überaktive Blase

Gerald FischerlehnerFranz Roithmeier

Überaktive Blase

1. Definition und Ursachen

Definition

International Continence Society ICS 2002:

Überaktive Blase – ÜABOveractive Bladder – OAB

=imperativer Harndrang (starker Harndrang, der nur schwer kontrollierbar ist und

sofortigen Toilettengang erfordert)

mit oder ohne Dranginkontinenz…

Definition

OAB dryOAB wet (früher: Dranginkontinenz)•Einhergehend mit gehäuften Blasenentleerungen tagsüber (>=8x) und•Nykturie >= 2x

Frühere Begriffe: Reizblase, Drangblase,… obsolet!

Epidemiologie

Prävalenz in Erwachsenenbevölkerung 11,8 bis 16,6 % und nimmt im Alter deutlich zu.Irwin et al. 2006, Milsom et al. 2001

OAB ist häufig in der Bevölkerungsgruppe 60+jede 5. Frau und jeder 5. Mann ist betroffen

Ursachen der überaktiven Blase (OAB)

• Stoffwechselerkrankungen• Diabetes mellitus

• Infekte• Genitalatrophie• Ca oder CIS der Blase• Paraplegie• Multiple Sklerose• Mb. Parkinson• Apoplex• MULTIFAKTORIELL

Ursachen der überaktien Blase (OAB)

• Verstärkte Afferentierung= vermehrtes Einströmen von Harndrangimpulsen in das ZNS (durch Atrophie,

Infekte, Alter, etc)

• Mangelhafte Zentralnervöse Hemmung= normale Harndrangimpulse bei verminderter Hemmung im ZNS

Störung

Überaktive Blase

2. Diagnostik

Basisdiagnostik

• Anamnese• Untersuchung• K-Harn und Uricult• Restharnmessung (sonografisch oder mit EK)• Miktionstagebuch/Blasentagebuch:1. Phase: Zwei/Drei Tage zur Diagnostik und Erstellung eines

individuellen Behandlungsplans2. Phase: Therapiekontrolle und Feedback für Patientin

• Frequenz• Volumen

Untersuchung

• Abdomen• Äusseres Genitale• Vaginale Untersuchung

• Östrogenisierung• Descensus

• Rektale Untersuchung• Orientierender Neuro-Status

Erweiterte Diagnostik - Urodynamik

• Blasenhypersensitivität= Harndrang bei < 100ml Füllungsvolumen (Imperativer Harndrang)

• Reduzierte Blasenkapazität= Füllungsvolumen < 250 ml

• Detrusorhyperaktivität• Verminderte Compliance

= < 20ml/cm H2O (low compliance bladder)

• Bei V.a. BES:• Druck-Flussmessung

Erweiterte Diagnostik – Blasenspiegelung (Urethrozystoskopie)

• Tumorausschluß• Steinausschluß• Interstitielle Cystitis• Etc….

Überaktive Blase

3. Therapie

Verhaltenstherapie

• Miktionstraining: • Ziel: Normalisierung der Miktionsfrequenz durch Verlängerung zu

kurzer oder Verkürzung zu langer Miktionsintervalle• Überweisung in die Kontinenz- und Stomambulanz

Pt. soll versuchen mit Konzentration durch Anspannen des Beckenbodens den Drang so lange zu unterdrücken, bis der in Wellen kommende Drang wieder abgeklungen ist. Erst danach Aufsuchen der Toilette.

Verhaltenstherapie

• Toilettentraining: • Bei kongnitiver Einschränkung• Basierend auf Miktionsprotokoll regelmässiges Miktionieren

„nach der Uhr“• Überweisung in die Kontinenz- und Stomaambulanz zur

Schulung

Verhaltenstherapie

• Beckenbodengymnastik:• Überweisung zu einem Physiotherapeuten

AnticholinergikaTrospiumchlorid (Spasmolyt 20 mg, Inkontan 15 mg, 30 mg) 1-3x tägl. unzerkaut 15-60 mg/d Grüne Box

Trospiumchlorid retard

(Urivesc 60 mg)

1x tägl. unzerkaut

Ca. ½ Stunde vor dem Essen

60 mg/d Grüne Box

Oxybutynin IR (Ditropan 5 mg, Detrusan, versch. Generika) 2-3x tägl. unabhängig vom Essen 5-15 mg/d Grüne Box

Tolterodin (Detrusitol 1 mg, 2 mg) 2-3x tägl. unabhängig vom Essen 2-4 mg/d Grüne Box

Solifenacin (Vesicare 5 mg, 10 mg) 1xtägl. unabhängig vom Essen 5-10 mg/d Hellgelbe Box

Oxybutynin transdermal TDS (Kentera) Alle 3-4 Tage ein Pflaster 3,9 mg/d Hellgelbe Box

Tolterodin retard (Detrusitol 4mg) 1x tägl. unabhängig vom Essen 4 mg/d Rote Box

Fesoterodin (Toviaz 4mg, 8 mg) 1x tägl. unabhängig vom Essen 4-8 mg/d Rote Box

Erläuterungen: Grüne Box – frei verschreibbarHellgelbe Box – frei verschreibbar, muss aber entsprechend dokumentiert werdenRote Box – in Österreich registriert, aber im Allgemeinen nicht rückerstattet

Therapie

• Anticholinergika - Wirkungbeginn:bis zu 4 Wochen

Aufklärung!

keine frühere Umstellung

Elektrotherapie

• N. pudendus• Vaginaler oder anale Elektrode

• N. tibialis post / N.clitoridis• Transcutan

Bei Nichtansprechen auf med. Therapie oder First-Line-Therapie!

Magnetfeldtherapie

Magnetstuhl Neocontrol – Indikationen

Drang- und StressinkontinenzStuhlinkontinenzBlasenentleerungsstörungen mit RH

OrgasmusstörungenErektile DysfunktionChronische ProstatitisHämorrhoidenRegeneration nach OperationPelvic Pain Syndrome

Botox

Gyn: Indikationsbesprechung im Beckenbodenboard!

Sacrale Neuromodulation

InterStim von Medtronic: • OAB• BES• Stuhlinkontinenz• Obstipation

D A N K Efür Ihre Aufmerksamkeit