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Die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen 2006 Hauptversammlung der Diakonie RWL am 14.01.2009 in Dortmund Prof. Dr. Theresia Degener, LL.M. (Evang. Fachhochschule RWL)

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Die UN Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen

2006

Hauptversammlung der Diakonie RWL am 14.01.2009 in Dortmund

Prof. Dr. Theresia Degener, LL.M. (Evang. Fachhochschule RWL)

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Agenda

1. Hintergrund

2. Inhalt

3. Auswirkungen auf Deutschland

a. Allgemeine /besondere Umsetzungspflichten

b. Institutionelle Umsetzung

c. Legislativer Handlungsbedarf

4. Fazit

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1. Hintergrund

• Behinderung als Menschenrechtsfrage wurde lange ignoriert – Bis zu den 80er Jahren: Behinderung als

medizinische / soziale Frage im UN System:

WHO: Prävention & Rehabilitation & Definition

Soziale Entwicklungskommission nicht Menschenrechtskommission zuständig für Behinderung

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– 80er/90er Jahre Paradigmenwechsel vom medizinischen zum menschenrechtlichen BehindertenkonzeptWeltaktionsprogramm für

Behinderte 1982Menschenrechtskommis-

sion: BerichteRahmenbestimmungen zur

Herstellung der Chancengleichheit für Behinderte 1993

– Fokus: Prävention, Rehabilitation, Chancengleichheit

– Problem: Soft law

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• Januar 2001 Auftrag: Quinn/ Degener Studie für UN:

• Behinderung als Thema bei der Umsetzung der damals sechs wichtigsten Menschenrechtsverträge

• Befund: Behinderte sind nicht mehr unsichtbar, aber immer noch reduziert auf medizinische Fragen und als Problem der sozialen Sicherheit

• Dezember 2001 UN – GV Resolution 56/168: Ad Hoc Ausschuss auf Initiative von Mexiko

• Verabschiedung: 13. Dezember 2006 UN –Resolution 61/106 Convention on the Rights of Persons with Disabilities

• Inkraft: 3. Mai 2008

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Ad Hoc Commission in New York

• 8 Sitzungen, je 2-3 Wochen in New York (2002 – 2006)

• Beteiligte: Staaten, NROs, UN-Org., Nat. MRI

• 2002: 100 Menschen 2006: 900 Menschen

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2. Inhalt

Convention on the Rights of Persons with Disabilities (CRPD) 20061. Convention

• Präambel• Art. 1 – 50

2. Optional Protocol• Art. 1 - 18

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Behindertenrechtskonvention 2006Art. 1 ZweckArt. 2 DefinitionenArt. 3 Allg. GrundsätzeArt. 4 Allg. VerpflichtungenArt. 5 NichtdiskriminierungArt. 6 Frauen mit BehinderungArt. 7 Kinder mit BehinderungArt. 8 Förderung des BewusstseinsArt. 9 ZugänglichkeitArt. 10 Recht auf LebenArt. 11 GefahrensituationenArt. 12 Rechts-/GeschäftsfähigkeitArt. 13 Zugang zur JustizArt. 14 Persönliche Freiheit ...Art. 15 Freiheit von Folter ...Art. 16 Freiheit von Ausbeutung ...Art. 17 Schutz der Unversehrtheit..

Art. 18 Freizügigkeit und Staatsangehörigkeit

Art. 19 Unabhängiges Leben und Teilhabe an der Gemeinschaft

Art. 20 Persönliche MobilitätArt. 21 Meinungsfreiheit ...Art. 22 Schutz der PrivatsphäreArt. 23 Achtung von Heim und FamilieArt. 24 BildungArt. 25 GesundheitArt. 26 RehabilitationArt. 27 Arbeit und BeschäftigungArt. 28 Angemessener

LebensstandardArt. 29 politische TeilhabeArt. 30 kulturelle TeilhabeArt. 31Statistik und DatensammlungArt. 32 Intl. Zusammenarbeit

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3. Auswirkungen auf Deutschland

• Deutscher Zeitplan:– Unterzeichnung: 30.03. 2007– Deutsche Übersetzung Jan.

2008– Ratifikationsverfahren:

• Juli 2008 Anhörung der Verbände und der Länder

• Oktober Vorlage im Bundeskabinett

• Nov/Dez 08 BuTag & BuRat• Inkrafttreten 01.01.2009

• Denkschrift• Umsetzungspflichten:

– allgemeine gem. Art.4– besondere je nach

Menschenrecht

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Artikel 4: a. Allgemeine Umsetzungspflichten, z.B.

– Berücksichtigung des Menschenrechtsschutzes Behinderter in allen Programmen und Politikbereichen: disability mainstreaming

– Konventionswidrige Handlungen oder Praktiken unterlassen und sicherstellen, dass alle öffentl. Einrichtungen und Behörden dies ebenfalls tun

– Diskriminierung Behinderter durch Personen, Organisationen und private Unternehmen beseitigen

– Forschung und Entwicklung von „universelles design“ Produkten betreiben oder fördern

– Fachkräfte der Behindertenhilfe über BRK schulen– Änderung diskriminierender Gesetze, Verordnungen,

Gepflogenheiten oder Praktiken Alle Maßnahmen sollen unter Einbeziehung von Behinderten &

ihren Verbänden durchgeführt werden

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b. Art. 33 ff: Institutionelle Umsetzung

• Internationales Monitoring (Art. 34 ff CRPD) – Staatenkonferenz & Ausschuss

• Nationales Monitoring (Art. 33 CRPD)– Staatliche „Anlauf“stelle(n) & Staatlicher

Koordinierungsmechanismus (BMAS)– Nationaler (unabhängiger) Monitoringmechanismus

(DIMR)– Einbeziehung und volle Teilhabe der Zivilgesellschaft,

insbesondere B-Verbände an Monitoring (DBR u.a.)

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c. Legislativer Handlungsbedarf

Diverse Gutachten: – Kaleck/ Hilbrans / Scharmer (2008) BPE e.V.– Poscher / Rux (2008) Max-Träger-Stiftung– Degener (2007) DIMR

Degener et.al.– Gutachten für Deutsches Institut für Menschenrechte (2007):

7 Handlungsfelder

I. Allgemeine Behindertenpolitik • Behindertendiskriminierung, Behindertenstatistik

II. Behinderte Frauen • Mehrfachdiskriminierung, Elternassistenz,

geschlechtsspezifische Assistenz

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III. Behinderte Kinder• Kita- und Schulgesetze der Länder

IV. Schutz und Sicherheit der Person• Unterbringungsrecht (Psychiatriegesetze &

Betreuungsgesetz), Heimrecht, Sozialrecht,Gewaltschutz

V. Selbstbestimmung• Heimrecht & ambulantes Pflegeverhältnis, Arbeitgebermodell

in der Pflege, Recht der Handlungsfähigkeit

VI. Freiheit – und Teilhaberechte• Barrierefreiheit (LandesBauO, DIN-Normen, BGG,

Medienrecht) Heimvorrang (§ 13 SGB XII)

VII. Solidaritätsrechte• Z.B. unterstützte Beschäftigung auf dem offenen

Arbeitsmarkt• Z.B. Gleichberechtigte Studium (LandesHSchG)

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5. Fazit

• BRK 2006 als „moralischer Kompass“ für Behindertenrecht und –politik in Deutschland=> BRK als Diskursmedium für den Paradigmenwechsel vom medizinischen zum menschenrechtlichen Modell von Behinderung

• Nach Ratifikation 2009: Institutioneller und legislativer Handlungsbedarf insbesondere auch für die Länder

• Die Umsetzung von Menschenrechtsverträgen ist kein einmaliger Akt, sondern muss als Prozess verstanden werden.