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Gotter Griechenlands Die unsterblichen

Die unsterblichen Go tter Griechen lands · Europa trägt er als Stier davon. Dennoch ist seine gött-liche Ehefrau unbestritten seine Schwester Hera. Ihre gemeinsamen Kinder sind

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Page 1: Die unsterblichen Go tter Griechen lands · Europa trägt er als Stier davon. Dennoch ist seine gött-liche Ehefrau unbestritten seine Schwester Hera. Ihre gemeinsamen Kinder sind

Gotter GriechenlandsDie unsterblichen

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Diese Broschüre gibtdie Wandtexte derSonder ausstellung„Die Unsterblichen –Götter Griechenlands“in den Staatlichen Antikensammlungenund Glyptothek München 2012/2013wieder. Zu dieser Ausstellungist ein Katalog mit 600 Seiten und über850 meist farbigenAbbildungen erschie-nen, der zum Preisvon Euro 25,– an denMuseumskassen oderüber [email protected](zuzüglich Versand-kosten) erhältlich ist.

Staatliche Antiken-sammlungen undGlyptothek München

1 | Antikensammlungen

Die Unsterblichen – Götter Griechenlands

Die Götter der Griechen besitzen menschliche Gestalt. Sie sind weder allmächtig, noch allgegenwärtig oder all -wissend. Von den Menschen unterscheidet sie wesentlichihre Unsterblichkeit. Die Sagen berichten ausführlich vonihren menschlichen Schwächen. Doch ist der Zweck gött-lichen Handelns für die Sterblichen nicht immer erkenn-bar.Nicht Propheten oder Priester, sondern Dichter – vor allenanderen Homer und Hesiod – haben das Bild von denGöttern der Griechen geformt. Spätere Autoren könnenden Mythos aber abweichend darstellen.Die Zahl der Götter ist so groß, dass schon die antikenAutoren einräumen, nicht alle zu kennen. Aus der Viel-zahl ragt ein überschaubarer Kreis heraus, die nach demgemeinsamen Wohnsitz und Versammlungsort benann-ten „olympischen“ Götter. Der Himmelsgott Zeus ist ihrunumstrittener Herrscher. Der „Vater der Götter und derMenschen“ sichert seine Regentschaft durch seine gött -lichen Kinder Athena, Hermes, Artemis und Apoll, dieihm gehorchen.

Hesiod, moderner Bronze -

nachguss eines Porträts des

2. Jhs. v. Chr.

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Die Götter der Griechen und ihre Abkömmlinge

Die Götter der Griechen sind nach ihrem Sitz auf demGötterberg, dem Olymp, benannt. In einem engerenSinne zählen nur die zwölf Hauptgötter zu den „olympi-schen Göttern“. Ihre Zusammensetzung wurde bereits inder Antike kontrovers diskutiert. Nach den Schriftquellengehört Hestia, die Göttin des Herdes, fast immer dazu,Dionysos dagegen nicht. Auch Hades, Bruder des Zeusund Herrscher der Unterwelt, nimmt mit seiner Frau Persephone nicht an den Versammlungen im Olymp teil.In den Bildern dagegen ist kaum ein Gott häufiger dar -gestellt als Dionysos. So nimmt der Gott des Weines beibildlichen Zusammenstellungen der zwölf Olympier häufig den Platz von Hestia ein, von der es nur wenigeDarstellungen gibt.Von älteren Göttergenerationen vor den Olympiern er-fahren wir nur aus den Schriftquellen. Wir finden wederSpuren ihrer Verehrung, noch spielen sie in der Bildkunsteine Rolle.Die Götter zeugen mit Menschen sterbliche Kinder. Könige und vornehme Familien führen sich oft auf solcheHalbgötter als Vorfahren zurück.

3 | Antikensammlungen

Die Götter können überall verehrt werden, aber siehaben auch Lieblingsorte, wo sie besondere Verehrungerfahren. In ihren Heiligtümern spielt sich ein großer Teildes religiösen Lebens ab, das aus dem Vollzug kultischerRiten besteht: Spende, Opfer, Weihgabe und Gebet.Mancherorts errichtet man ihnen gewaltige Tempel, dochzur unverzichtbaren Ausstattung eines Heiligtums gehörtnur der Altar.Darstellungen der Götter reichen vom kolossalen Kultbildaus Gold und Elfenbein bis zur bescheidenen Statuetteaus Ton. Aber die meisten Bilder von den griechischenGöttern finden wir auf Gefäßen, die nicht für eine Ver-wendung im Kult vorgesehen sind. Daran wird deutlich,wie präsent die Götter und ihre Taten in der Vorstellungder Menschen sind.Griechische Kulte sind auch Nichtgriechen zugänglich;großartige Weihungen orientalischer Herrscher zeugendavon. Das griechische Pantheon ist auch offen für neueGötter. So kommen im Lauf der Jahrhunderte neue Kultehinzu, griechische ebenso wie nichtgriechische. Seit demHellenismus spielt der Kult des vergöttlichten Herrscherseine zunehmend große Rolle. All diese Gottheiten kön-nen nebeneinander verehrt werden. Erst der christlicheGlaube, der keine anderen Götter duldet, verdrängtschließlich die alte Religion.

2 | Antikensammlungen

Homer, moderner Bronze -

nachguss eines Porträts des

2. Jhs. v. Chr.

Chaos

Gaia (Erde) – Uranos (Himmel, Gaias Sohn)Erebos (Finsternis) – Nyx (Nacht)

Koios – Phoibe

Leto

Medusa Pan

ATHENA ARES HEPHAISTOS APHRODITE HERMESPersephone

mit Zeus mit Zeus mit Zeus

mit Zeus

mit Zeus

Hades Dione

Asklepios

ChrysaorPegasos

Theseus Herakles Perseus

DIONYSOS

Semele

Harmonia – Kadmos

Odysseus

Atlas PrometheusHestia

ARTEMIS APOLL

POSEIDON DEMETER ZEUS–HERA

Kronos – Rheia Okeanos – Tethys Iapetos

Eros

Maia

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Europa trägt er als Stier davon. Dennoch ist seine gött -liche Ehefrau unbestritten seine Schwester Hera. Ihre gemeinsamen Kinder sind Ares, Hephaist, Hebe und Eileithyia. Doch größere Macht erlangen die Kinder, die ermit anderen Frauen gezeugt hat: Apoll, Artemis, Athena,Hermes und Dionysos. Sie gehorchen ihm und sichernseine Herrschaft.Der Aufstieg des Zeus zum mächtigsten Gott erfolgt imgriechischen Mythos gewaltsam. Schon seine Geburt ver-läuft dramatisch. Seine Mutter bringt ihn im Verborgenenim Idagebirge auf Kreta zur Welt, da sein Vater Kronosaus Sorge um die Macht alle seine Kinder verschlingt.Nach seinem Sieg über die älteren Gottheiten und Dämo-nen hat Zeus die Welt geordnet und den Menschenneues Recht gesetzt. Er ist der Schutzherr von Haus undFamilie, aber auch des Staates. Zeus wird als einziger universaler Gott von allen Griechenverehrt. Die Etrusker formen nach seinem Vorbild ihrenobersten Gott Tinia, den die Römer wiederum mit ihremhöchsten Gott Jupiter gleichsetzen. Dieser hat wie Zeusden Adler als Begleiter. Der mächtige Vogel dient auch als Feldzeichen der römischen Legionen, nie jedoch alsabstraktes Staatswappen. Ein solches gibt es in der An-tike nicht.

5 | Antikensammlungen

Zeus

Zeus ist der höchste griechische Gott. Er kann seineMacht jederzeit und gegen jeden einsetzen. Zumeist er-scheint er als gütiger reifer Mann, bärtig und mit wallen-dem Haar. In Herrscherpose sitzt er ruhig auf seinemThron und hält in der Linken ein Langszepter. In der Regellässt er andere seinen Willen ausführen. Sein Verhaltenentspricht damit genau dem eines irdischen Herrschersder Frühzeit. Zeus ist aber auch der Waffen schwingende Wettergott,der Blitzeschleuderer und Wolkenversammler. Dann sindseine Erkennungszeichen und mächtigsten Waffen dasBlitzbündel und der Donnerkeil. Heiligtümer des Zeus liegen meist fernab menschlicher Siedlungen auf Bergen.Als Himmelsgott wird er häufig von einem Adler be -gleitet.An Manneskraft überragt Zeus alle anderen Götter. Erverbindet sich mit einer großen Zahl göttlicher undmenschlicher Frauen. Um unerkannt an sein Ziel zu kom-men, ist er besonders einfallsreich und nimmt vielfacheine fremde Gestalt an: Leda nähert er sich als Schwan,

4 | Antikensammlungen

Zeus, Bronzestatuette,

nach 69 n. Chr.

Zeus, attischer Weinmisch-

kessel, um 470 v. Chr.

Tinia, etruskischer Terra-

kottakopf, 300–250 v. Chr.

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zur Gattin und ihr Zusammenleben mit dem Manne, istder eigentliche Bereich der Hera. Im Kult wenden sich vor allem erwachsene Frauen an sie. Hera ist jedoch keine Muttergöttin wie Demeter. Das Verhältnis zu ihreneigenen Kindern ist oft nicht von Mutterliebe geprägt. Im Mythos erscheint Hera meist zänkisch und hochfah-rend. Streitigkeiten mit ihrem Gatten Zeus wegen dessenaußerehelicher Abenteuer sind an der Tagesordnung.Hera reagiert auf seine Liebschaften eifersüchtig und bestraft jede Missachtung ihrer rechtmäßigen Stellungunnachgiebig. Die Geliebten ihres Mannes verfolgt siemit grenzenlosem Hass und macht deren gemeinsamenillegitimen Kindern das Leben schwer. Die italische Juno wird mit der griechischen Hera gleich-gesetzt. Jedoch kommt der Göttin in Rom eine größereBedeutung als in Griechenland zu. Juno fungiert, nebenihrer Rolle als Behüterin der Ehe, auch als Schützerin desGemeinwesens.

7 | Antikensammlungen

Hera

Hera ist die Gattin und Schwester des obersten GottesZeus. Die Götterkönigin kennzeichnen majestätische Haltung, vornehme Kleidung, eine Krone, häufig auchein langes Szepter und ein Granatapfel. Letzterer ist einZeichen der Fruchtbarkeit. Hera gilt als Vorbild der Bräuteund Ehefrauen. Deren Aufgabe ist es, legitime Nach -kommen auf die Welt zu bringen. Hera und ihre Tochter,die Geburtsgöttin Eileithyia, stehen den Gebärenden bei.Trotz ihres hohen Ranges unter den Göttern findet sichihr Kult nicht überall, sondern nur in bestimmten Regio-nen der griechischen Welt wie auf der Peloponnes, inBöotien, auf Samos und in Unteritalien. Hier spielt Heraeine wichtige Rolle für die politische Gemeinschaft. Aufgrund ihrer schönen Augen nennt man sie auch die Kuhäugige. Hera stehen mit weiblichen Rindern die vor-nehmsten aller Opfertiere zu. Viele ihrer Heiligtümer liegen außerhalb der Städte in fruchtbarem Weideland.Vor allem ist Hera jedoch die Schutzgöttin von Hochzeitund Ehe. Sie begegnet anderen Männern mit Distanz und erscheint auf Bildern bisweilen in Begleitung einerverhüllten Person, der personifizierten Scham und Sitt-samkeit (Aidos). Ihre Eheschließung mit Zeus – die heiligeHochzeit – ist das Urbild menschlicher Ehebündnisse,wenngleich die Ehe unter Geschwistern auch in der grie-chischen Antike nicht der gesellschaftlichen Norm ent-spricht. Das Schicksal der Frau, der Weg von der Jungfrau

6 | Antikensammlungen

Hera, attische Trinkschale,

470/60 v. Chr.

Parisurteil mit Hera (Mitte),

etruskische Amphore,

um 540 v. Chr.

Juno, Tonlampe,

2./3. Jh. n. Chr.

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Poseidon steht für die bedrohliche Gewalt des Meeres,das er mit seinem Dreizack aufwühlt. Die Steuermännerauf hoher See wenden sich auf der Suche nach Beistandnicht ihm, sondern der Zeustochter Athena zu. Dennochweihen die Griechen dem Poseidon nach militärischenSiegen auf See Schiffe, Geschenke und Heiligtümer. Kulte und Feste für Poseidon sind nicht sehr zahlreich. Sie finden sich vor allem auf der Peloponnes. Die ihm zu Ehren gefeierten Isthmien bei Korinth gehören zu denbedeutendsten sportlichen Wettkämpfen des Altertums.Das Dreizackmal im Erechtheion, wo der Gott einen Salz-quell entspringen ließ, ist einer der bedeutendsten Kult-plätze auf der Athener Akropolis. Es kündet vom Streitzwischen Poseidon und Athena um das attische Land,den die Zeustochter gewann. Poseidons Gemahlin ist Amphitrite, die Mutter des Triton.Dieser wird in der späteren Bildkunst oft mehrfach ne-beneinander dargestellt. Gemeinsam mit den Nereiden,den freundlichen Meeresnymphen, bilden die Tritonendas schwärmende Gefolge von Poseidon und Amphitrite.Wie Zeus, so zeugt auch Poseidon mit weiteren FrauenKinder. Allerdings kommt die Unzivilisiertheit des mächti-gen Meergottes hier ebenfalls zum Tragen. Er verbindetsich mit Monstern wie der Gorgo Medua. GrässlicheKreaturen wie der Kyklop Polyphem oder der Riese Antaios sind seine Nachkommen. Die Etrusker verehrten als Gott des salzigen wie dessüßen Wassers Nethuns, die Römer Neptun.

9 | Antikensammlungen

Poseidon

Poseidon ist der Gott des Meers. Seine jüngeren Brüdersind Zeus und Hades, die den Himmel und die Unterweltbeherrschen. Poseidon trägt die seinem Element eigeneUnruhe, aufbrausende Beweglichkeit, Gewalt und Wechselhaftigkeit in sich. Damit steht er im Gegensatz zu Zeus, der Ruhe und Überlegenheit ausstrahlt.Dem Poseidon sind die übrigen Meergötter untertan. Erwird jedoch nicht wie diese mit einem Schlangen- oderFischleib dargestellt, sondern in menschlicher, zumeistnackter Gestalt. Poseidon ist von imposanter Erschei-nung, kräftig und muskulös. Ohne seine charakteristi-schen Attribute – Dreizack und Fisch – ist er jedoch oftnicht eindeutig von anderen Vatergottheiten zu unter-scheiden.Poseidon ist der älteste unter den olympischen Göttern.Die Menschen opfern ihm Stiere, die vornehmstenGaben. Die anderen Götter zollen ihm Respekt. DochZeus ist unangefochten der Stärkere.

8 | Antikensammlungen

Poseidon, Bronzestatuette,

150–130 v. Chr.

Götterversammlung mit

Poseidon (zweite Figur von

rechts), attische Amphore,

um 510 v. Chr.

Poseidon, unteritalische

Pelike, um 370 v. Chr.

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Schutzgöttinnen der musischen Künste inspirieren sie dieDichter. Seit dem Hellenismus sind sie für viele Bereichezuständig, angefangen von der Dichtung und Geschichts-schreibug über die Musik und das Theater bis hin zur Astronomie. Apollon ist auch der Rachegott. Unerbittlich geht ergegen diejenigen vor, die die geltende Ordnung ver -letzen. Wie sonst nur Athena vollstreckt er den Willenseines Vaters und zeigt dabei unmenschliche Gnaden -losigkeit und Grausamkeit. Sein Bogen bringt Krankheitund Tod.Apollon ist aber auch der Gott der Reinheit. Er sühnt Frevel und entsühnt den Frevler. Dadurch ist er ebensoein Heil- und Orakelgott. Denn sowohl der Arzt als auchdas Orakel weisen einen Weg, sich von Befleckung zu reinigen. Eng mit seiner Heilfunktion verbunden ist seineRolle als Übelabwehrer. Die größte Kultstätte Apollons befindet sich in Delphi. Sie steht in enger Verbindung mit seiner Sehergabe.Diese verleiht er der Pythia, die auf einem Dreifuß sitzendweissagt. Der politische Einfluss des Orakels ist enorm. Es wird in der griechischen Welt als höchste richterlicheInstanz anerkannt. In den Städten gilt Apollon als Garantstaatlicher Ordnung.Die Etrusker verehren Apulu/Aplu. Bei den Römern istApollo vor allem ein Gott der Reinigung von Krankheitund Blutschuld.

11 | Antikensammlungen

Apollon

Apollon ist der Gott der Dichtkunst und der Musik. AlsPhoibos Apollon verkörpert er den Aspekt der Reinheitund des Sonnenglanzes. Sein Kennzeichen ist das langgelockte, wohl frisierte Haar mit dem Lorbeerkranz.Er ist der Sohn von Zeus und Leto, seine Schwester ist Artemis. Apollon gilt als Vater der berühmtesten antikenSänger, Orpheus und Linos. Seine Musik wird bestimmtvon Maß und Harmonie – im Gegensatz zu den ekstati-schen Elementen dionysischer Klänge.Apollon ist der ewig junge Gott. Er wird entweder mitathletischem Körper sowie bewaffnet mit Pfeil und Bogendargestellt oder als Musenführer und Gott der Künste imknöchellangen Gewand mit der Kithara, einem Saitenin-strument. Erst in der römischen Kaiserzeit kennzeichnenihn weiche, üppige, weiblich anmutende Körperformen.Die Musen sind die Töchter von Zeus und Mnemosyne,der Göttin der Erinnerung. Zusammen mit Apollon er-freuen sie singend und tanzend die anderen Götter. Als

10 | Antikensammlungen

Apoll (links) bestraft Tityos,

attische Trinkschale,

460/50 v. Chr.

Apoll, Terrakottakopf,

spätes 5./frühes 4. Jh. v. Chr.

Apoll (rechts) mit Muse,

attische Amphore,

um 430 v. Chr.

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Den Menschen steht die Göttin distanziert gegenüber.Artemis hält sich lieber in der unberührten Natur auf. Un-erbittlich straft sie jeden Frevler vor allem bei Verstößengegen die Regeln der Jagd oder der Keuschheit. Die Sagevon Iphigenie im Taurerland bringt die Göttin sogar mitgrausamen Menschenopfern in Verbindung.Seit alters her gilt ihre Fürsorge dem wehrlosen jungenLeben – bei Menschen wie Tieren. In Brauron in Attikastellen sich kleine Mädchen als Bärinnen unter ihrenSchutz. Mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter endet dieFürsorge der Artemis. Für die Mädchen ist dieser Zeit-punkt oft schon mit 15 Jahren erreicht, wenn sie ver -heiratet werden. Artemis kann aber auch Frauen als Geburtshelferin bei-stehen. Nach glücklicher Geburt weihen diese ihr kost-bare Gewänder. Der Mythos erzählt, dass Artemis bereits einen Tag nachihrer eigenen Geburt ihrer Mutter Leto beim Gebären desBruders Apoll auf der Kykladeninsel Delos hilft. Immerwieder erscheint Artemis an Apolls Seite, in Götterver-sammlungen ebenso wie in Auseinandersetzungen mitHelden und Frevlern.Artemis wird auch mit dem Göttervater Zeus und demKriegsgott Ares in Verbindung gebracht. Vor Schlachtenversucht man, sie sich mit Opfern gewogen zu stimmen.Artemis ist eine populäre Göttin, der gewaltige Tempelerrichtet werden. Das Artemision von Ephesos zählt sogarzu den sieben Weltwundern. Sie wird von Angehörigenaller Schichten in vielen Lebenslagen verehrt. Die römische Diana ist zunächst die Göttin des Mondesund der Fruchtbarkeit. Sie schützt Mädchen und Frauen.Später wird sie gleich der griechischen Artemis auch zurGöttin der Jagd.

13 | Antikensammlungen

Artemis

Artemis ist die Göttin der Jagd. In dieser Eigenschaft trägtsie das mädchenhaft kurze Gewand und ist mit Pfeil undBogen sowie Köcher ausgestattet. Bisweilen begleiten siedie Nymphen, weibliche Naturdämonen. In den frühen antiken Bildern steht oft ihre Verbindungmit wilden Tieren im Vordergrund. Als geflügelte Herrinder Tiere beherrscht sie die ungezähmte Natur. Hirschesind ihre häufigsten Begleiter. Die Macht der alten Jagd-göttin reicht noch weiter. Sie kann mit ihren Pfeilen denschnellen, überraschenden Tod bringen. Hinrichtungenvon Verbrechern finden in der Antike oft vor Bildern derArtemis statt.

12 | Antikensammlungen

Artemis, attisches Salböl -

gefäß, um 470 v. Chr.

Artemis, ostgriechisches

Goldblech, um 650 v. Chr.

Artemis, Terrakottastatuette,

um 350 v. Chr.

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Hermes keine großen Tempel gebaut. Doch durch die vielen ihm gewidmeten Hermen ist er sehr präsent. Ihmfühlen sich die Menschen oft enger verbunden als denanderen Gottheiten. Ein häufig praktiziertes Ritual ist das Aufstellen von Speisen an Hermenpfeilern. Jeder Reisende darf sich davon nehmen. Hermes ist darumauch der Geber des Guten. Hermes dient ferner als Unterstützer und Führer von Helden – so beispielsweise im Trojanischen Krieg. DesWeiteren hilft er seinem Halbbruder Herakles bei dessenzwölf Taten. Auch als Führer der Götter fungiert er undgeleitet vor allem deren Gespanne bei mythischen Hoch-zeitszügen.Als Gott der Natur pflegt Hermes einen engen Umgangmit den Nymphen und führt sie bei Reigentänzen. Auchist er mit der Welt der jugendlichen Hirten eng verbun-den. Hermes wird als Widderträger verehrt und gilt alsMehrer der Viehherden. Sein Sohn ist der Hirtengott Pan.Als Gott der Jugend wird Hermes auch in der Palästra,dem Sportplatz, verehrt. Seine Schnelligkeit und Ge-wandtheit gelten als vorbildhaft. Die große Besonderheit im Wesen des Hermes ist seineFähigkeit, in die Unterwelt herabzusteigen und von dortauch wieder zurückzukehren. Dies verschafft ihm dasAmt des Seelengeleiters. Er zeigt den Verstorbenen denWeg zum Hades.Der römische Merkur wird mit dem griechischen Hermesgleichgesetzt. Der Gott ist in Rom jedoch ausschließlichfür den Handel zuständig.

15 | Antikensammlungen

Hermes

Hermes ist der Götterbote. Zudem gilt er als Beschützerder Reisenden, der Händler und Diebe, als Helfer vonGöttern und Heroen, als Hirtengott und Geleiter der Seelen in die Unterwelt. Sein Attribut ist das Kerykeion,der Heroldstab. Seine Schuhe und sein Hut sind häufigmit Flügeln versehen – ein Zeichen dafür, dass sich derGott schnell an jeden Ort bewegen kann.Selbst immer unterwegs, steht Hermes den Menschenauf Reisen bei. Er ist auf den griechischen Straßen inForm von steinernen Hermen allgegenwärtig. Hermensind auch Grenzmarkierungen zwischen den wilden Ge-bieten und den von Äckern umgebenen Ortschaften.Damit ist Hermes ein Gott der Grenzen und vor allemauch selbst ein Grenzüberschreiter.Hermes ist der Bote des Zeus. Er wird ausgesandt, umden anderen Göttern den Ratschluss des obersten Olympiers mitzuteilen. Als einem ‚kleineren‘ Gott werden

14 | Antikensammlungen

Hermes, attische Amphore,

510/500 v. Chr.

Merkur, Bronzestatuette,

1. Jh. v. Chr.

Merkur, Bronzestatuette,

2. Jh. n. Chr.