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DIE WELT IST VOLLER LÖSUNGEN EIN FILM VON CYRIL DION UND MÉLANIE LAURENT CÉSAR 2016 BESTER DOKUMENTARFILM

DIE WELT IST VOLLER LÖSUNGEN...DIE WELT IST VOLLER LÖSUNGEN EIN FILM VON CYRIL DION UND MÉLANIE LAURENTCÉSAR 2016 BESTER DOKUMENTARFILM 11 rue de l’Avre, 75015 Paris / Tél

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DIE WELT IST VOLLER LÖSUNGEN

EIN FILM VONCYRIL DION UND MÉLANIE LAURENT

CÉSAR 2016BESTER

DOKUMENTARFILM

11 rue de l’Avre, 75015 Paris / Tél. 01 53 64 05 25 / Fax. 01 53 64 05 24 / [email protected] / www.academie-cinema.org

   

       

 COMMUNIQUÉ  DE  PRESSE  

Paris,  le  29  février  2016      

"LA  PARTY"    

 Ce   vendredi   26   février   2016,   au   terme   de   la   41ème   Cérémonie   des   César,  l’Académie   des   Arts   et   Techniques   du   Cinéma,   en   partenariat   avec   Kiehl's,   la  cultissime  marque  de  cosmétiques  new-­‐yorkaise,  et  avec   la  complicité  d’Albane  Cléret,   a   eu   le   plaisir   de   recevoir   toute   la   profession   à   l’incontournable   after    "La  Party",  dans  les  nouveaux  murs  du  Queen,  rue  Quentin-­‐Bauchart.    À  la  sortie  du  Dîner  de  Gala  au  Restaurant  le  Fouquet’s,  les  heureux  convives  se  sont  dirigés   vers   cet  endroit  de   fête,   afin  d’y   célébrer   le   cinéma   français  et   ses  nouveaux  lauréats.    Parmi  eux,  Philippe  Faucon,  qui  venait  de  remporter  le  César  du  Meilleur  Film  pour  "FATIMA",  Rod  Paradot,  César  du  Meilleur  Espoir  Masculin,  Zita  Hanrot,  César  du  Meilleur  Espoir  Féminin,  Benoît  Magimel,  César  du  Meilleur  Acteur  dans  un  Second  Rôle,  tous  les  quatre  félicités  par  Alain  Terzian,  Président  de  l’Académie  des  Arts  et  Techniques  du  Cinéma,  et  Florence  Foresti,  Maîtresse  de   Cérémonie   de   la   41ème   Cérémonie   des   César.     À   leurs   côtés,   Sara   Forestier,  nommée  pour   la  Meilleure  Actrice  dans  un  Second  Rôle,  Quentin  Dolmaire,  Lou  Roy-­‐Lecollinet,  Felix  Moati,  Swann  Arlaud,  Camille  Cottin,  Diane  Rouxel,  nommés  pour   les   Meilleurs   Espoirs   Féminin   et   Masculin,   Emmanuelle   Bercot,   nommée  notamment  pour   le  César  de   la  Meilleure  Actrice  et  de   la  Meilleure  Réalisation,  mais  aussi  Déborah  François,  Karidja  Touré,  Christine  and  the  Queens,  …    Rythmée   par   la   musique   de   DJ   LeAm,   le   "French   Genius",   la   grande   fête   du  cinéma  français  a  battu  des  ailes  pour  la  10ème  année  consécutive  jusqu’au  bout  de  la  nuit.    

   

CONTACT  PRESSE  Académie  des  Arts  et  Techniques  du  Cinéma    

Tél.  01  53  64  07  48    Fax.  01  53  64  05  24    

presse@academie-­‐cinema.org  

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EINE CO-PRODUKTION VON Move Movie, France 2 Cinéma, Mars Films, Mely Productions

präsentiert

MIT Anthony Barnosky, Elizabeth Hadly, Vandana Shiva, Charles und Perrine Hervé-Gruyer,

Olivier de Schutter, Thierry Salomon, Robert Reed, Jan Gehl, Rob Hopkins, Emmanuel Druon, Bernard Lietaer, David Van Reybrouck, Elango Rangaswamy, Kari Louhivuori u. a.

MIT UNTERSTÜTZUNG VON L’Agence française de Développement und la région Réunion

IN ZUSAMMENARBEIT MIT CNC, Colibris, Agrinergia, Hozhoni, Johes Sa, Christophe Massot,

Apc – Affaires Publiques Consultants, Fonds de dotation Akuo Energy, OCS, France Télévisions

FINANZIERT U. A. DURCH 10 266 KissBankers

IM VERLEIH VON Pandora Film Verleih

EIN FILM VON Cyril Dion und Mélanie Laurent

TECHNISCHE ANGABEN

DCP 2K - 2.4 :1 - Dolby SRD 5.1 - 118 Minuten

www.tomorrow-derfilm.de

KINOSTART AM 2. JUNI 2016

TomorrowDerFilm

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KURZINHALTWas, wenn es die Formel gäbe, die Welt zu retten? Was, wenn jeder von uns dazu beitragen könnte? Als die Schauspielerin Mélanie Laurent (Inglourious Basterds, Beginners) und der französische Aktivist Cyril Dion in der Zeitschrift „Nature“ eine Studie lesen, die den wahrscheinlichen Zusammenbruch un-serer Zivilisation in den nächsten 40 Jahren voraussagt, wollen sie sich mit diesem Horror-Szenario nicht abfinden. Schnell ist ihnen jedoch klar, dass die bestehenden Ansätze nicht ausreichen, um einen breiten Teil der Bevöl-kerung zu inspirieren und zum Handeln zu bewegen. Also machen sich die beiden auf den Weg. Sie sprechen mit Experten und besuchen weltweit Pro-jekte und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demo-kratische Ideen verfolgen. Was sie finden, sind Antworten auf die dringends-ten Fragen unserer Zeit. Und die Gewissheit, dass es eine andere Geschichte für unsere Zukunft geben kann.

PRESSENOTIZTOMORROW trifft den Nerv der Zeit. Mit dem César als Bester Dokumen-tarfilm ausgezeichnet, avancierte der Film in den vergangenen Monaten in Frankreich zum Publikumsliebling und inspirierte bisher mehr als 800.000 Zuschauer. Für ihren mitreißenden Dokumentarfilm reisten Mélanie Laurent und Cyril Dion in zehn Länder. Wie bei einem Puzzle wird bald klar, dass erst die Summe der Lösungsansätze das Bild einer anderen Zukunft zeichnet. TOMORROW beweist, dass aus einem Traum die Realität von morgen werden kann, sobald Menschen aktiv werden.

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INHALT

Fairtrade-Produkte, Secondhand-Shops und biologische Er-nährung sind nur der Anfang von dem, was Cyril Dion und Mélanie Laurent in ihr Abenteuer treibt. Die Konzepte dahin-ter sind klar, aber sie scheinen nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Was also ist es, dass uns vor dem Zusammenbruch der Ökosysteme wirklich retten kann? Eines ist den beiden klar: Es gibt nicht die eine Antwort. Ein globales Problem braucht das Zusammenspiel globaler Lö-sungen und vor allem – eine verständliche Vision davon für alle von uns.

Denn Social Media-Revolutionen haben es uns vorge-macht – am Anfang steht eine Idee, die durch die Mobilisie-rung unserer Gesellschaft zur Realität werden kann. Und genau das haben Cyril und Mélanie vor – sie machen sich auf den Weg zu Projekten, bei denen Ideen bereits in die Rea-lität umgesetzt worden sind und nur darauf warten, uns zu mobilisieren.

Doch wieviel und vor allem was müssen wir verstehen, um Zusammenhänge erkennen zu können? In TOMORROW zeigen uns Cyril und Mélanie, dass eines das andere bedingt. Schaffen wir es, die Landwirtschaft zu verändern, müssen sich auch die anderen entscheidenden Bereiche unseres Le-bens ändern: die Energiegewinnung, das Wohnen, die Wirt-schaft, die Bildung und die Demokratie.

Es ist wie ein großes Puzzle, das die beiden auf der Suche nach einer neuen Vision für unsere Zukunft Stück für Stück zusammensetzen. Wird es Ihnen gelingen, Lösungen für einen universellen Traum vom Überleben unseres Ökosys-tems zu finden?

Cyril und Mélanie reisen durch zehn Länder: Frankreich und La Réunion, Dänemark, Finnland, Indien, Großbritanni-en, die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Schweden und Is-land. Sie treffen beeindruckende Menschen, erleben ande-re wirtschaftliche und soziale Systeme. Experten erklären, dass es eigentlich ganz einfach ist, die Welt für uns, unsere Kinder und nachfolgende Generationen zu retten. Wenn – ja, wenn wir ihre Lösungen verstehen und uns zusammentun.

Am ersten Punkt ihrer Reise entdecken die beiden, dass es möglich ist, ohne Düngemittel oder Pestizide und mit we-nig Technik mehr Nahrung zu produzieren, als in der indus-triellen Landwirtschaft. Einfach, indem man die Erde von der Natur „reparieren“ lässt, anstatt sie zu zerstören. Sie werden Zeuge, wie man mit 1.000 m2 Anbaufläche mehr als 54.000 Euro im Jahr erwirtschaften kann, wie Städte wieder Landwirtschaft betreiben und ländliche Gebiete wieder be-siedelt werden können. Internationale Experten bestätigen ihnen, dass der Westen und die Länder Afrikas, Lateiname-rikas und Asiens ohne Öl versorgt und dabei sogar – dank der Agrarökologie – unzählige Jobs geschaffen werden können. Das erste Puzzlestück ist gefunden. Doch das würde massiv gegen die Interessen der Öl- und Nahrungsmittelindustrie verstoßen. Um das zu ändern, braucht es eine neue Form der Energiegewinnung und -übertragung. Die Lösung da-für könnte bei einer kleinen Gruppe von Experten liegen, die

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Städte und Länder reorganisieren – nicht nur ohne Öl, son-dern auch völlig ohne fossile Brennstoffe und Kern-Energie. Cyril und Mélanie zeigen, wie eine solche Energiegewinnung zukünftig aussehen könnte: Millionen von Gebäuden, die als unzählige kleine Solarkraftwerke wirken, die intelligente Nutzung aller erneuerbaren Ressourcen wie Wasser, Luft, Holz und Abfall; Energie, die in einem Smart Grid gespei-chert und neu verteilt wird, eine netzbasierte Informations-verteilung und vor allem – massive Energieeinsparungen. Diese Revolution könnte nicht nur unsere Häuser und Städte verwandeln, sondern auch die Art, wie wir uns fortbewegen. Und an einigen Orten hat sie bereits begonnen. Die Exper-ten, die die beiden treffen, haben bereits die Pläne in der Tasche, wie sich diese Revolution bis 2050 auf der ganzen Welt ausbreiten könnte.

Aber die Energiewende ist teuer, und Staaten und Städte haben kein Geld, sind ausgelaugt durch Schulden und Spar-politik. Ein weiteres Stück des Puzzles ist die Wirtschaft – oder genauer gesagt, die Währung. Sie ist das Mittel, mit dem wir die notwendigen Änderungen finanzieren, in erneu-erbare Energie, Schulen oder Gebäudeisolation investieren und den Welthunger und andere Folgen der industriellen Wirtschaft beseitigen können.

Die jetzt existierende Weltwirtschaft zerstört die Natur, erschöpft Ressourcen und verstärkt die Ungleichheiten zwischen Superreichen und einer ständig wachsenden Zahl von Armen. Cyril und Mélanie treffen auf ein Netzwerk von 35.000 amerikanischen Unternehmer-Pionieren, die eine vernetzte lokale Wirtschaft forcieren. Sie beweisen, dass die territoriale Verankerung, wirtschaftliche Unabhängigkeit

und der Aufbau von Netzwerken die Zukunft der Wirtschaft sind – gestützt von erfolgreichen Praktiken der Kreislauf-wirtschaft, in denen der Abfall des einen zur Ressource des anderen wird.

Was dem Erfolg des Ganzen entgegenwirkt, ist unsere Gier. Wenn wir die Wirtschaft ändern wollen, müssen wir uns ändern und damit unsere Bildung. Mélanie und Cyril finden Schulen, in denen Kindern lernen, zusammen zu arbeiten, ihre Konflikte friedlich zu lösen und in Harmonie mit sich selbst und der Natur zu leben. Wenn territoriales, finanzi-elles, körperliches, sexuelles und intellektuelles Macht-verhalten, maßloser Konsum und der Mangel an Empathie tatsächlich direkt mit unserer Bildung und unseren Erfah-rungen in den ersten Lebensjahren verknüpft sind, warum ändern wir die Ausgangssituation nicht einfach?

Und auch viele Regierungen funktionieren nicht mehr so, wie sie sollten. Der Einfluss von Lobbygruppen, wahltakti-sche Manöver und das Verharren im Status Quo führen zu einer immer größeren Politikverdrossenheit. Doch in eini-gen Ländern wird uns vorgemacht, wie demokratische Me-chanismen ganz anders aussehen können. Bürger können direkt an demokratischen Prozessen teilnehmen, Gesetze vorschlagen und diese ändern.

In TOMORROW haben Mélanie und Cyril ein klares Bild einer Zukunftsvision gezeichnet und bewiesen, dass wir sie umsetzen können. Auch TOMORROW wird ein Stück des Puzzles, wenn der Film dabei hilft, uns zu mobilisieren. Da-mit aus dem Traum von heute die Realität von morgen wird.

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INTERVIEW

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INTERVIEW MIT CYRIL DION & MÉLANIE LAURENT

Wie haben Sie sich kennengelernt und wie ist das dieses Filmprojekt entstanden?

Cyril Dion: Das war 2011. Damals leitete ich die „Initiative Colibri – Bei-träge für eine menschenwürdige Welt“, die ich zusammen mit Pierre Rabhi und einigen Freunden gegründet hatte. Damals startete mit „Tous Candidats“ („Alle Kandidaten“) ein Projekt, dessen Ziel es war, so viele Personen wie mög-lich für die Präsidentschaftswahlen 2012 zu mobilisieren.

Mélanie Laurent: Ich lernte Pierre Rabhi bei einem gemeinsamen Essen mit Danielle Mitterrand kennen. Er erzählte mir von der Kampagne und ich gab ihm meine Telefonnummer. Einige Tage später rief mich Cyril an und fragte, ob ich nicht mitmachen wolle. Ich überzeugte meinen Bruder, meine Mutter, meinen Freund, meine Stieftochter...

Cyril: Mélanie wollte mehr über unsere Initiative und deren Projekte erfahren und so habe ich sie zu Perri-ne und Charles Hervé-Gruyer auf die Farm Bec Hellouin in die Normandie mitgenommen. (Die beiden haben wir dann später auch für TOMORROW ge-filmt.) Auf dem Weg dorthin haben wir festgestellt, dass wir in vielen Dingen die gleichen Ansichten teilen. Ich er-zählte ihr von meinem Filmprojekt, mit dem es damals nicht so richtig voran ging. Letztendlich führte das eine zum anderen und irgendwann fragte ich sie, ob wir das nicht gemeinsam machen wollen. Mélanie hat sofort zugesagt und sich komplett reingehangen.

Der Film beginnt mit einer wissen-schaftlichen Studie aus der Fachzeit-schrift „Nature“ von 2012. Darin wird auf drastische Weise der komplette Zusammenbruch unserer Ökosyste-me angekündigt, also das Ende der stabilen Lebensbedingungen auf der Erde...

Cyril: Ich hatte 2010 mit dem Dreh-buch begonnen. Schon damals fand ich, es reiche nicht, Katastrophen nur anzukündigen. Es sollten Lösungen für eine mögliche Zukunft enthalten sein. Jeder sollte in der Lage sein, sich selbst ein Bild davon zu machen. Ein bisschen so, als ob man von einem neuen Haus träumt und dann die ar-chitektonischen Pläne dazu entwirft. Allerdings gab es diese Entwurfspläne einer „Gesellschaft von Morgen“ noch nicht, die ich in filmische Bilder hätte umsetzen können... Außerdem hatte ich zu viele verschiedene Projekte pa-rallel, um diese Sache ernsthaft an-zugehen. Im Juni 2012 hatte ich einen Burn-out. Einen Monat später entdeck-te ich die ausschlaggebende Studie von Anthony Barnosky und Elizabeth Hadly. Keine Studie zuvor hatte je eine solche Wirkung auf mich. Es war, als ginge mein eigener Zusammenbruch kon-form mit dem angekündigten Zusam-menbruch der Gesellschaft.

Ich dachte, es sei an der Zeit, das zu tun, was mir selbst am wichtigsten erschien. Und das war, diesen Film auf den Weg zu bringen. Ich kündigte mei-nen Job bei Colibris und widmete mich vollständig dem Filmprojekt.

Mélanie: Als ich die Studie las, war ich gerade schwanger. Ich war zutiefst schockiert. Ich habe den ganzen Tag geweint und Cyril verflucht, dass er mich in diesen Zustand der Verzweif-lung versetzt hatte.

Bis zu der Entdeckung dieser Studie ging es „nur“ darum, einen positiven Film zu machen. Plötzlich wurde es ein notwendiger Film und – das war ein super Antrieb. Für den Film habe ich andere Projekte und Angebote abge-sagt, um mich vollständig einbringen zu können.

Landwirtschaft, Energie... der Film greift bereits viele klassische Um-weltthemen auf. Doch plötzlich taucht er in eine noch globalere Geschichte ein und spricht von Wirtschaft, Bil-dung und Politik.

Cyril: Wir wollten zeigen, dass al-les miteinander verbunden ist. Dass es nicht möglich ist, die Probleme separat zu behandeln. Die westliche

››Wir befinden uns in einer äußerst inspirierenden Phase: Wir wissen, dass wir gegen eine Wand fahren werden und es ist an der Zeit, uns zu mobilisieren.‹‹

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Landwirtschaft beispielsweise ist komplett vom Öl abhängig. Ändert man das Landwirtschaftsmodell, ändert sich zugleich auch das Energiemodell. Aber die Energiewende ist teuer, sie muss also aus wirtschaftlicher Sicht angegangen werden.

Leider hat die derzeitige Ökono-mie viel Ungleichheit geschaffen und ist zum Großteil für die Zerstörung des Planeten verantwortlich. Sie soll-te eigentlich demokratisch reguliert werden. Aber damit Demokratie funk-tioniert, müsste sie von aufgeklärten Bürgern unterstützt werden, welche wiederum gelernt haben, frei und ver-antwortungsbewusst zu agieren.

Wie würden Sie TOMORROW beschrei-ben – enthusiastisch, ökologisch oder humanistisch?

Mélanie: TOMORROW ist definitiv kein Öko-Dokumentarfilm, sondern wirft vielmehr den Blick auf eine Ge-sellschaft, wie es sie morgen geben könnte... Wir sind in einem Zeitalter angelangt, wo niemand mehr mitein-ander redet, sich nicht mehr trifft, jeder den anderen beurteilt, es ein-fach nicht mehr genug Mitgefühl gibt.

Plötzlich zeigt ein Film Menschen, die zusammenarbeiten, über eine Him-beere diskutieren oder über eine 21 Pfund-Banknote. Diese Initiativen er-schaffen kleine Gemeinschaften, die nichts mit Öko-Klischees zu tun haben. Es war uns wichtig, Menschen zu zei-gen, die uns ähneln und mit denen sich jeder identifizieren kann.

Cyril: Wir wollen die Zuschauer da-für begeistern, in so einer Welt zu le-ben, wie diese neuen Helden zu sein, die weder Millionäre, noch Stars sind, aber so wertvoll, schön und mensch-lich. Ganz normale Menschen, die Gär-ten anlegen, tolle Schulen gründen... Sogar unser Produzent, der nicht ge-rade wirkt, als hätte er einen grünen Daumen, wollte Gemüse anbauen, nachdem er Charles und Perrines üp-pigen Permakultur-Bauernhof gese-hen hat! Das gleiche gilt für unseren Verleiher. Genau das war unser Ehr-geiz, unser Ziel!

Mélanie: Niemand möchte mit furchtbaren Dingen konfrontiert wer-den. Dennoch müssen wir uns ihnen stellen, wir haben keine andere Wahl. Um in der Lage zu sein, darauf zu re-agieren, brauchen wir zugängliche

und machbare Lösungen. Aus diesem Grund haben wir all diese aktiv han-delnden Menschen gezeigt. Es ist nicht nötig, alles hinzuschmeißen, das Leben komplett zu ändern, einsam auf einem Bauernhof zu leben und auf Selbst-versorger zu machen... Die vorgestell-ten Initiativen sind direkt vor unserer Haustür, mitten in unserem Leben und können bereits morgen auch von ande-ren umgesetzt werden.

Die Erzähltechnik in TOMORROW entspricht einem Anschauungsun-terricht. Mélanie spielt die Unwis-sende und Cyril den Lehrer. War es wichtig, auch didaktisch vorzugehen, um das Problem von allen Seiten zu betrachten?

Cyril: Ich finde eigentlich nicht, dass wir nur didaktisch sind! Zu allererst wollten wir eine Geschichte erzählen. Wir wurden dabei sehr von Nancy Hus-tons Essay „L’espèce fabulatrice“ (engl. Titel „The Tale-Tellers: A Short Study of Humankind“) beeinflusst. Dort wird ge-zeigt, wie sich die Menschen das Bild des Individuums und des Kollektivs schufen. Die heutige Welt basiert auf dem Mythos des Fortschritts – eine Geschichte, die wir alle weitestgehend

INTERVIEW

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verinnerlicht haben. Es braucht vor allem einen neuen Impuls, um eine neue Geschichte zu schaffen. Deshalb hatten wir die Idee eines Road-Movies, in dem wir unsere Abenteuer an ver-schiedenen Orten erleben. Natürlich war es auch wichtig, etwas trockenere Themen wie Geldschöpfungsprozesse so verständlich und einfach wie mög-lich zu erklären.

Mélanie: Um das zu erreichen, ha-ben wir während der Vorbereitungen zum Film endlose Gespräche geführt. Ich fragte Cyril: „Werden wir wirklich über Wirtschaft sprechen?“ Er antwor-tete: „Ja, du wirst sehen, das ist ganz einfach.“ Dann hat er es mir erklärt, und als ich immer noch nichts ver-stand, begann er von vorn, bis wir die richtige Art gefunden hatten.

Die Initiativen, die Sie zeigen, sind sicherlich inspirierend, aber realis-tisch gesehen machen sie doch kei-nen großen Unterschied. Angesichts der Herausforderungen werden sie nicht ausreichen, den berühmten Zu-sammenbruch zu verhindern, den die von ihnen angeführten Studien voraussagen.

Cyril: Unsere Absicht war es nicht, die eine Antwort auf den Zusammenbruch

zu geben, sondern eine neue Geschich-te zu erzählen. Etwas – wenn auch nur bescheidenes – zur Entstehung einer neuen Kultur, einer neuen Darstellung der Welt beizutragen. Der Anfang liegt immer in der Schaffung von etwas Ima-ginären und in jedem Zeitalter lag diese Verantwortung unter anderem bei den Künstlern durch Bücher, Filme, Bilder oder Songs etwas zu erschaffen, das diese Veränderung beschreibt.

Mélanie: Initiativen wie Permakul-tur, lokale Währungen oder erneuer-bare Energien zeichnen das Bild einer alternativen Welt. Demotivierend ist, dass es sich scheinbar nur um verein-zelte Initiativen handelt. Aber die war-ten nur darauf, vereint zu werden! Es gibt bereits eine Welt, die Lösungen bereithält. Und das ist auf jeden Fall inspirierend!

Cyril: Skeptiker von heute werden sehen, dass in zwanzig oder dreißig Jahren die Ressourcen immer knapper werden, die Zahl der Klimaflüchtlinge zunimmt und die landwirtschaftlichen Erträge sinken. Es gibt keine ande-re Möglichkeit, als etwas zu ändern. Alle diese Initiativen zeigen: Wir haben keine andere Wahl, und sie sind die ersten Ansätze einer neuen Gesell-schaft und einer neuen Kultur. Unsere

Gesprächspartner haben mit uns über Belastbarkeit gesprochen. Was tun wir, wenn alle auf die Nase fallen? Wie soll man sich weiter ernähren? Wie soll Energie produziert werden? Was soll getan werden, damit wenigstens ein Minimum an Wirtschaft überlebt? Diese Fragen beschäftigen Menschen, die sich gegenseitig nicht kennen, die in zehn unterschiedlichen Ländern leben. Alle haben sie uns dasselbe erzählt. Das ist eine der stärksten Aussagen des Films: dieser Wunsch nach Viel-falt, nach Autonomie, der Schaffung menschlicher Gemeinschaften und der Wille, etwas dafür zu tun.

Wie haben Sie die Arbeit an TOMOR-ROW unter sich aufgeteilt?

Mélanie: Das war am Anfang nicht ganz klar! Zunächst sind wir uns ge-genseitig auf die Füße getreten, da wir alles zusammen machen wollten. Aber dann haben wir dazu gelernt.

Cyril: Aus arbeitstechnischer Sicht übernahm Mélanie den Dreh und ich die Montage. Allerdings haben wir uns gegenseitig beraten und damit unsere jeweilige Arbeit bereichert. Wir gaben uns eine Richtung vor und werteten die Ergebnisse zusammen aus.

Mélanie: Ich habe mich vor allem auf die Form, auf den künstlerischen Teil und den Zusammenschnitt der Bilder konzentriert. Jeden Abend erklärte uns Cyril, was wir am nächsten Tag filmen, worüber die jeweiligen Personen spre-chen würden und wie er wollte, dass dies erzählt wird. Anschließend haben Alexandre Léglise, der Kameramann, und ich die Sequenzen geschnitten und überlegt, wie man die jeweiligen Ini-tiativen und ihre Besonderheiten am besten zur Geltung bringen könnte. Zum Beispiel haben wir in Skandina-vien ein Tilt-Shift-Objektiv verwendet, um durch eine weiche Unschärfe eine traumartige und poetische Dimension zu erhalten. Im Großen und Ganzen wollten wir nah an der Realität bleiben,

››Wir wollen die Zuschauer dafür begeistern, in so einer Welt zu leben, wie diese neuen Helden zu sein, die weder Millionäre, noch Stars sind, aber so wertvoll, schön und menschlich.‹‹

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aber dieser etwas mehr Seele und eine künstlerische Note verleihen.

Cyril: Ich für meinen Teil hatte Zeit und Raum, um eine Beziehung zu den Menschen, die wir filmten, aufzubauen und die Interviews vorzubereiten. Wir wollten in den Bildern spüren, dass ein echtes Treffen stattgefunden hat und eine Intimität entstanden ist. Es sollte alles lebendig sein, damit man die Orte und die Atmosphäre fühlt. Uns ging es darum, dass die Menschen uns nicht nur erzählen, was sie tun, sondern es uns zeigen. In der Schule in Finnland beispielweise, als es um die pädagogi-sche Praxis geht, spürt man, dass die Menschen glücklich sind und dort et-was Besonderes passiert.

Mélanie: Wir filmten die Menschen in ihrer Umgebung und warteten darauf, dass sich die Magie ohne große Inszenie-rung entfaltet. Auf dem Bauern hof Bec Hellouin befragten wir zunächst Charles und Perrine zu ihrem Tagesablauf und filmten sie dann bei ihrer Arbeit. In Indi-en begleiteten wir die Menschen in ihrem alltäglichen Leben. Das war so schön, dass wir manchmal nur die Kamera draufhalten mussten. Das Licht, die Far-ben, alles war bereits da.

Die porträtierten Personen werden von der Stimme von Fredrika Stahl be-gleitet. Sie hat auch 19 Lieder für den

Film geschrieben. Wie war die Zusam-menarbeit mit ihr?

Cyril: Ein gemeinsamer Freund hat ihr von dem Projekt erzählt, worauf-hin sie uns spontan ein Lied schickte: „World to come“, in dem es heißt, es gibt für die Welt keine Zukunft mehr. Das war das komplette Gegenteil von dem, was der Film zeigen wollte! Aber der Song war so schön, dass wir ihn als Ausdruck für die Hoffnungslosig-keit dieser Studie für den Anfang des Films nehmen wollten. Und es hat so gut funktioniert, dass wir Fredrika um drei weitere Songs gebeten haben. Sie hatte noch kein einziges Bild gesehen, aber sie traf jedes Mal den Nagel auf den Kopf. Wir haben dann weiter über die Distanz zusammengearbeitet. Wir schickten ihr Sequenzen, sie schickte uns Musikstücke zurück. Ihre Stimme und ihre Musik geben dem Film eine echte Identität.

Eigentlich ist TOMORROW nicht nur ihr Film, sondern der von Tausenden von Menschen.

Cyril: Genaugenommen von 10.266 Menschen! Um die Finanzierung in Gang zu bringen, haben wir eine Kam-pagne bei der Crowdfunding-Plattform „KissKissBankBank“ lanciert. Wir wollten innerhalb von zwei Monaten 200.000  Euro zusammen bekommen.

Das haben wir auch erreicht – in zwei Tagen! Nach zwei Monaten hatten wir fast 450.000  Euro zusammen. Das ist Weltrekord im Spendensammeln für einen Dokumentarfilm!

Mélanie: Das Ergebnis übertraf unsere kühnsten Träume. Die größte Stärke von TOMORROW ist, dass dies ein Film von tausenden Menschen ist, die bei der Finanzierung geholfen ha-ben. Fast ein Drittel der Spender hat uns gebeten, im Tausch für ihre Spen-de, Bäume zu pflanzen. Nicht nur, dass sie den Film mitfinanziert haben, sie wollten auch keine Gegenleistung. Das ist sogar noch beeindruckender. Die ganze Sache war ein solcher Erfolg, dass alles Weitere dann sehr zügig verlief.

Cyril: Es kamen dann noch weitere Partner hinzu wie France 2, Orange Cinéma Séries (OCS), die französische Hilfsorganisation AfD, die Stiftung AKUO, das Netzwerk Biocoop, das Energieunternehmen Enercoop, Veja, Léa Nature, Distriborg, Hodzoni, Fé-minin bio... Uns war es wichtig, dass auch unsere Finanzierung so konse-quent „grün“ wie möglich ist. Mit einem Budget von letztendlich rund 1,2 Millio-nen Euro war das auch möglich. Unse-re Förderung begann damit, dass uns mein Nachbar und Freund Christophe Massot die ersten 10.000 Euro für den Trailer gab. Der wiederum brachte uns die Unterstützung von Mars Films. Das war der Beginn einer wunderbaren Geschichte.

Mélanie: Am Anfang waren die Leu-te, die wir trafen, zwar von der Idee des Films begeistert, aber nicht davon, ihn zu finanzieren! Diejenigen, die uns un-terstützt haben, hatten absolut keine Ahnung, was dabei herauskommt, sie haben uns komplett vertraut. Para-doxerweise hat uns das noch viel mehr unter Druck gesetzt! Am Tag nach der Spendenaktion begannen bereits un-sere Dreharbeiten in Detroit. Wir ha-ben uns alle sehr gefreut, die erforder-liche Summe innerhalb von zwei Tagen

INTERVIEW

››Man muss in seiner Straße anfangen,

in seinem Viertel, mit seinen Nachbarn

und danach Unternehmer und lokale

Abgeordnete mobilisieren. Sobald die

Leute anfangen etwas zu tun, hören

sie nicht mehr auf.‹‹

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zusammen bekommen zu haben, aber gleichzeitig hatten wir Angst, den Er-wartungen unserer Unterstützer nicht gerecht zu werden.

Der Film hat die UN-Klimakonferenz – die berühmte COP21 – die in Paris vom 30. November bis 11. Dezember 2015 tagte, eröffnet. Was hatten Sie sich damals davon erhofft?

Cyril: Da das Prinzip der UN auf Konsens basiert, es aber immer wie-der Hindernisse gibt (oder Länder, die blockieren wie Kanada hinsichtlich Fracking z. B.), hoffte ich, dass die Verhandlungsführer diese Blockaden überwinden würden. Sagen wir, wir hatten einen leisen Optimismus.

Mélanie: Ich hoffte sehr stark, dass dies ein Moment der Mobilisierung und Sensibilisierung sein würde. 2009, am Tag nach dem Gipfeltreffen von Ko-penhagen, haben die Leute den Kopf hängen lassen. Ich hoffte, in Paris würde das Gegenteil passieren. Ich wollte, dass es zu einer Abwehrreakti-on kommt. Dass die Menschen verste-hen, dass etwas auf unserer, nicht auf der staatlichen Ebene passieren muss. Die Personen in unserem Film haben nicht darauf gewartet, bis etwas von oben kommt. Sie handeln da, wo sie können. Punkt.

Cyril: Dort, wo die Staaten geschei-tert sind, können die Städte überneh-men. Das ist genau, was einer der stellvertretenden Bürgermeister von Kopenhagen sagte: Alle bisherige Un-ternehmungen sind eine Reaktion auf das Scheitern des Gipfel treffens in 2009. Das Stadtmodell „Zero Waste“, das in San Francisco begann, wurde bereits in zehn weitere amerikanische Städte exportiert. Viele Abgeordne-te sind aufgewacht, sie warten nicht mehr darauf, dass der Staat die Initia-tive ergreift. Alle diese Kooperations-modelle können gewinnbringend sein. Davon müssen nur noch die Abgeord-neten und Bürger überzeugt werden. Die Menschen akzeptieren bereits

Windkraftanlagen vor ihrer Haustür, sie müssen eben nur von Anfang an mit einbezogen werden und es muss si-chergestellt werden, dass sie zum Teil ihnen gehören und ihnen etwas brin-gen. Das ist auch das, was den Erfolg der Windkraftanlagen in Deutschland und Dänemark ausmacht. In Kopenha-gen hat die Gemeinde große Summen in die Erneuerung der Fernwärme in-vestiert. Zunächst war die Bevölkerung damit nicht einverstanden. Aber jetzt zahlen die Bewohner 60  Euro im Mo-nat, um 100 m2 zu beheizen – das heißt, im Durchschnitt dreimal weniger als ein Bürger in Frankreich!

Mélanie: In Paris sehe ich ganze Viertel mit neueröffneten Restaurants, die bio, vegetarisch oder vegan sind. Immer mehr Geschäfte verkaufen lo-kale Produkte und da dies die Unter-nehmen sind, die gut laufen, haben immer mehr Leute Lust darauf. Das ist auch erst einmal das Wichtigste: Lust darauf zu haben. Man könnte in diesen Läden ohne Probleme lokale Währungen einführen. Auf ihrer Farm arbeiten Charles und Perrine in einer üppigen Umgebung, und obwohl es sehr viel Arbeit ist, empfinden sie eine Menge Krea tivität, Liebe, Glück und Belohnung.

Verbirgt sich hinter TOMORROW eine Art Hoffnung, die Sie gerne teilen wollten?

Mélanie: Das verdammte Problem bei der Geschichte ist, dass wir uns immer noch einreden, wir könnten das niemals schaffen. Diesen Film zu ma-chen, hat mich verzaubert. Ich habe unglaubliche Leute getroffen, ich habe wirklich viel Wissen gesammelt und ich habe den Eindruck, der Welt gegenüber offener geworden zu sein. Gleichzeitig bin ich dadurch noch radikaler bei vie-len kleinen Dingen im Leben gewor-den. Ich werde schneller wütend oder traurig. Zum Beispiel, wenn ich durch den Park spaziere und sehe, dass Leu-te nach einem Picknick ihre Abfälle liegen lassen oder wenn ich sehe, dass

Menschen ihre Zigarettenstummel an Pflanzen ausdrücken.

Cyril: Mir ist noch viel bewusster geworden, dass alles zusammenbre-chen wird, und ich hatte noch nie zuvor solche Angst. Deshalb habe ich umso mehr das Bedürfnis, kleine Fackeln in den Menschen anzuzünden. Ich lie-be es zu sehen, was der Film bei den Menschen, die ihn sehen, auslöst: Er trifft das gewisse Etwas, das nicht weit unter der Oberfläche liegt und das ein Bedürfnis entfacht, tausende nützliche Dinge zu tun, einen Sinn in allem zu finden.

Mélanie: Fehlt es der Welt an ermu-tigenden Initiativen, die inspirierend und einfach umzusetzen sind? Das sa-gen zwei unserer Protagonisten, May und Pam, die Gründer von „incredible edible“ zu Beginn des Films: Man muss in seiner Straße anfangen, in seinem Viertel, mit seinen Nachbarn und da-nach Unternehmer und lokale Abge-ordnete mobilisieren. Sobald die Leute anfangen etwas zu tun, hören sie nicht mehr auf. Sie machen weiter, tauschen Ideen aus, experimentieren, teilen. Wenn Sie jemanden in der U-Bahn die Tür aufhalten, wird er sich freuen und in 99 % der Fälle auch noch denjenigen helfen, die ihm folgen. Es ist endlos. Das ist es, was ich liebe. Wir bewe-gen uns aus unserer Komfort-Zone – insofern sind wir noch entfernt vom Zusammenbruch. Wir befinden uns in einer äußerst inspirierenden Phase: Wir wissen, dass wir gegen eine Wand fahren werden, und es ist an der Zeit, zu handeln. Menschsein bedeutet auf dem Mond zu laufen, die Sklaverei ab-zuschaffen, Krankheiten auszurotten – unsere Möglichkeiten sind riesig. Es liegt an uns, diese für unser Überle-ben und unser gemeinsames Glück einzusetzen.

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Anthony Barnosky und Elizabeth HadlyWissenschaftler

Elizabeth Hadly arbeitet an der Universität Stanford in der Abteilung Umweltwissenschaften. Ihr Spezialgebiet ist die Ökologie der Wirbeltiere unter dem Einfluss der globalen Erwärmung.

Ihr Ehemann Anthony D. Barnosky ist Wissenschaftler für Paläontologie und Professor für integrative Biologie an der Universität Berkeley in Kalifornien. Er verbrachte mehr als 30 Jahre mit der Erforschung der Klimaveränderungen unseres Planeten und deren Einfluss auf die Evolution und beschäftigte sich vor allem mit den Lehren, die aus dieser Vergangenheit gezogen werden können.

2010 nahmen Elizabeth Hadly und Anthony Barnos-ky mit 20 weiteren Wissenschaftlern an einem Work-shop der Universität Berkeley teil, der im Rahmen einer

Forschungsinitiative des Campus stattfand. Hieraus ent-stand eine Studie, die von einer multidisziplinären Gruppe aus führenden Wissenschaftlern unterzeichnet wurde und im Juni 2012 in der wissenschaftlichen Zeitschrift „Na-ture“ unter dem Titel „Approaching a state shift in Earth’s biosphere“ veröffentlicht wurde. Der Artikel fand sofort ein internationales Echo. Die darin enthaltene Schlussfolgerung ist einfach: Wenn wir unsere Gewohnheiten nicht ändern, werden wir zwischen 2040 und 2100 höchstwahrscheinlich Zeuge eines Zusammenbruchs der Ökosysteme.

Die analysierten Ursachen sind vielfältig: Beschleuni-gung des Rückgangs der Artenvielfalt, erhöhte Häufigkeit von klimatischen Extremereignissen, rapide Veränderungen der Produktionsabläufe und des Energieverbrauchs etc.

Die Wissenschaftler sprechen von der Möglichkeit eines abrupten und globalen Zusammenbruchs. Die Menschheit ist zu einer geologischen Kraft mit der gleichen Wirkung eines

DIE ERKENNTNIS

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DIE ERKENNTNIS

››Die Schlussfolgerung des Artikels ist einfach: Wenn wir unsere Gewohn-heiten nicht ändern, werden wir zwischen 2040 und 2100 höchstwahr-scheinlich Zeuge eines Zusammenbruchs der Ökosysteme.‹‹

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Vulkans oder Meteoriten geworden. Wenn sie wie bisher weiter macht, wird es eine sehr unangenehme Überraschung geben, die zu einer wirtschaftlichen und politischen Destabilisierung führt. Zum ersten Mal scheint ein globaler Zusammenbruch des Ökosystems wissenschaftlich plausibel.

Auch wenn es schwierig ist vorherzusagen, woraus das neue Gleichgewicht bestehen wird, alles deutet darauf hin, dass unsere Zivilisation, so wie wir sie kennen, nicht mehr existieren kann.

Das Ereignis wird nicht in ein paar hundert Jahren statt-finden, sondern bereits in ein paar Jahren, sodass jede ab-gestimmte Anpassung unmöglich ist. Trotz dieser Schluss-folgerung sind Elizabeth und Anthony nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben. „Die Menschen sind intelligent genug, und wenn wir schnell positive Aktivitäten vervielfachen, kön-nen wir vielleicht den Lauf der Dinge positiv beeinflussen.“

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Vandana ShivaWissenschaftlerin und soziale Aktivistin, Schriftstellerin sowie Gründerin von Navdanya

Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, auf die es im Univer-sum der Ökologen ankommt, gehört die indische Aktivistin Vandana Shiva. Seit mehr als 30 Jahren widmet sie sich dem Kampf für Nahrungsmittelsouveränität sowie der Vertei-digung der Artenvielfalt in all ihren Formen. In Frankreich wurde sie für ihre heftigen Angriffe gegen die Biotechnolo-gie bekannt, deren genmanipulierte Organismen maßgeb-lich das Schicksal der Bauern in Indien beeinflussen. In den letzten 20 Jahren half ihre Stiftung „Navdanya“ („Neun Sa-men“ in Hindi) mehr als 120 Gemeinden dabei, Samenbanken einzurichten. Die Stiftung unterrichtete bislang mehr als 500.000 Bauern im ökologischen Landbau und informiert über die Wichtigkeit von Saatgut und Ernährungssicherheit.

Das Programm setzt sich auf nationaler und internatio-naler Ebene dafür ein, die Ernährungssouveränität zu ver-teidigen und bekämpft alle Formen der Vermarktung und Verwaltung natürlicher Ressourcen.

Die überzeugte Feministin Vandana Shiva steht für eine naturwissenschaftliche und philosophische Bildung von Frauen, die sie als Hüterin des traditionellen Wissens und der Vielfalt sieht. Als fruchtbare und kreative Quelle des Le-bens sind sie dafür verantwortlich, ihr Heim aufrecht zu er-halten und zugleich die Wasser- und Nahrungsversorgung sicherzustellen.

In Indien sind Frauen schon immer für die Aussaat, Ern-te und Konservierung der Samen verantwortlich gewesen. Trotz ihrer wichtigen Funktion als Hüterinnen der biolo-gischen Vielfalt und des traditionellen Wissens, sind sie von Diskussionen und Projekten zum Thema Entwicklung ausgeschlossen.

Internationale Anerkennung wurde Vanda Shiva 1993 durch die Auszeichnung mit dem „Right Livelihood Award“ zuteil, dem anerkannten alternativen Nobelpreis im Bereich Umwelt.

LANDWIRTSCHAFT

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LANDWIRTSCHAFT

Charles und Perrine Hervé-GruyerBetreiber der Farm Bec Hellouin

Nichts wies zunächst darauf hin, dass Perrine und Charles Hervé-Gruyer einmal Bauern werden. 2004 nahmen die ehe-malige internationale Anwältin und der ehemalige Seemann ihre Koffer und zogen auf ein Stückchen Land in der Nor-mandie, um dort die Gemüsefarm Bec Hellouin zu gründen. Auf Reisen nach Kuba, Japan, in die USA und nach Frank-reich machte sich das Paar mit verschiedenen Anzucht-praktiken vertraut, um eine natürliche Vielfalt an Früchten zu ernten. Ihre Farm setzt heute neue Maßstäbe im organi-schen Gemüseanbau. Der Ansatz von Perrine und Charles Hervé-Gruyer basiert auf Permakultur. Das Konzept zielt auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhal-tigen und naturnahen Kreisläufen. Die Natur dient als Vor-bild für die von Menschen geschaffenen Anpflanzungen, die schonend für die Ressourcen, aber als Ökosystem extrem produktiv und wirtschaftlich funktionieren. Diese Form von Landwirtschaft braucht kein Öl, keine Pestizide, keine me-chanischen oder motorisierten Hilfsgeräte. Die Ergebnisse, die auf Bec Hellouin dank der Sonnenenergie erzielt wer-den, sind verblüffend. Charles und Perrine produzieren eine reiche Ernte in ausgezeichneter Qualität und stellen dabei gleichzeitig Humuserde her. Sie schaffen und schützen eine biologische Vielfalt und speichern Kohlenstoff in Böden und Bäumen. Heute begeistert die Farm Bec Hellouin und ihre

››Hunger und Unterer nährung sind politische Probleme, für die es technische Lösungen gibt. Die Regierungen verschlie-ßen ihre Augen vor diesem Problem, obwohl mit einigen mutigen Entscheidungen Hunger beseitigt werden könnte.‹‹

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beispiellose Produktivität Agrarwissenschaftler und faszi-niert zugleich Naturforscher, die überrascht sind, wieviele Tier- und Pflanzenarten es auf den Landwirtschaftsparzel-len gibt.

Ein Forschungsprogramm von INRA und AgroParisTech bestätigte inzwischen, dass Perrine und Charles mit ih-rem Ansatz richtig liegen. Die manuelle Bearbeitung der 1.000  m2 Grundstücksfläche erzielt einen jährlichen Ge-samtumsatz von 54.000 Euro mit einem Arbeitseinsatz von 1.600 Stunden Gartenarbeit und 2.400 Arbeitsstunden ins-gesamt. Demnach kann eine kleine Gemüseanbaufläche, die nach den Prinzipien der Permakultur kultiviert wird, eine Vollzeitstelle schaffen. Eine kleine Revolution in der Welt der Landwirtschaft, die den Schlüssel zu Millionen von Arbeits-plätzen verspricht.

Olivier de Schutter Anwalt, Professor für Internationales Recht

Olivier de Schutter war sechs Jahre lang der Sonderbericht-erstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Während seiner Amtszeit hat er nicht aufgehört, die Verein-ten Nationen auf ein landwirtschaftliches Modell hinzuwei-sen, das an seine Grenzen kommt, durch das weltweit fast 800 Millionen Menschen Hunger leiden müssen und weitere 2,5 Milliarden Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Als Verfechter einer Agrarökologie und landwirtschaftlicher Techniken, die die ländliche Entwicklung, die Gesundheit der Bevölkerung oder die Erhaltung von Familienbetrieben berücksichtigen, prangert Olivier de Schutter immer noch die Macht der Lobbyisten an, die notwendige Veränderungen sowohl im Bereich der Landwirtschaft als auch der Energie blockieren.

Als Unterstützer einer neuen Umverteilung des Vermö-gens sagt er, dass Hunger und Unterernährung politische Fragen sind, für die es technische Lösungen gibt. Dennoch würden die Regierungen vor diesem Problem die Augen verschließen. „Mit einigen mutigen Entscheidungen“, so de Schutter, „könnte das Problem des Hungers beseitigt werden.“

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Thierry Salomon Energie-Ingenieur

Thierry Salomon, Mitbegründer des „négaWatt“ Instituts, ist ein unermüdlicher Förderer von Energieeffizienz. Sein Leitprinzip sind saubere und effiziente Energien. Angesichts des klimatischen Wandels und der Erschöpfung der Res-sourcen müssen laut Salomon Sonne und Wind als unbe-grenzte Energiequellen Gas, Öl und Uran ablösen. Thierry Salomon hat wesentlich dazu beigetragen, das Konzept von „négaWatt“ – von einem Watt, das nicht produziert werden muss, weil es nicht verbraucht wird – zu verbreiten. Salo-mon zufolge könnte das „negaWatt“-Aufkommen in Fran-keich 50 % der erzeugten Energie einsparen. Eine Studie seines Instituts zeigt auf, wie Frankreich bis zum Jahr 2050 komplett auf fossile Brennstoffe und Kernenergie verzich-ten kann. Er beteiligte sich aktiv beim Umweltgipfel Grenelle 2007 und engagiert sich seit 2013 in den Debatten über die Energiewende.

Robert Reed Sprecher der Recology Genossenschaft

Robert Reed ist Sprecher der „Recology Genossenschaft“, die 1921 gegründet wurde und die Umsetzung von „Zero Waste“ in San Francisco ermöglichte. Die Genossenschaft verfolgt das Ziel, 100 % der Abfälle der Stadt San Francis-co bis zum Jahr 2020 zu recyceln. Die Stadt scheint gut auf diese Herausforderung vorbereitet zu sein: Bereits in we-nigen Jahren hat es San Francisco geschafft, 80 % der Ab-fälle wiederzuverwenden, zu kompostieren und zu recyceln. Mehr als 21 Programme für Restaurants, Haushalte, Un-ternehmen, Büros etc. haben entsprechende Maßnahmen in den einzelnen Bereichen durchgeführt. Ein steuerlicher Anreiz rundet das Ganze ab: Weniger Abfall bedeutet, weni-ger Gebühren zu zahlen. Die Einwohner von San Francisco spielen mit, weil ihnen ansonsten Geldstrafen zwischen 100 und 1.000 Dollar drohen. Und der Kompost, der durch Mil-lionen Einwohner produziert wird, freut Landwirte, Gärtner

ENERGIE

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ENERGIE

und Winzer. Um die Herausforderung „Zero Waste“ in San Francisco anzunehmen, ergriff die Stadt ehrgeizige Maß-nahmen gegen die Ursachen der Entstehung von Abfällen: Das Verbot von Plastiktüten in Supermärkten sowie von Ver-packungen aus Polystyrol, das Verbot von Plastik-Wasser-flaschen im öffentlichen Raum, die Einbeziehung von Wie-derverwendungskriterien bei öffentlichen Aufträgen und anderes mehr.

San Franscisco, die Vorzeigestadt des „Zero Waste“, zeigt die Machbarkeit von radikaler Müllreduzierung und vor al-lem die daraus resultierenden Vorteile: Schaffung lokaler Arbeitsplätze, Verminderung der Umweltverschmutzung und deren Kosten, zusätzliche Einnahmen aus der Kompos-tierung und – eine Stadt, die durch die Einbeziehung ihrer Bewohner wiederbelebt wird.

››In wenigen Jahren hat es San

Francisco geschafft, 80 Prozent

der Abfälle wiederzuverwenden,

zu kompostieren und zu recy-

celn. Bis zum Jahr 2020 sollen

100 Prozent der Abfälle der

Stadt recycelt werden.‹‹

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Jan GehlArchitekt, Stadtplaner

Um die Arbeit von Jan Gehl zu verstehen, reicht es, Kopenha-gen, die Hauptstadt von Dänemark, zu besuchen. Die Stadt ist leiser als andere Großstädte. Und das aus gutem Grund. Mehr als ein Drittel des täglichen Straßenverkehrs wird von Fahrrädern bestritten – sie machen die Hälfte des inner-städtischen Verkehrs aus. Durch dieses umweltschonende Transportmittel spart die Stadtverwaltung heute 90.000 Ton-nen CO2 pro Jahr! Dabei stellt Architekt und Stadtplaner Jan Gehl immer das städtische Leben und die Gewohnheiten der Menschen in den Mittelpunkt seiner Planungen. Seit er vor 40 Jahren „La vie entre les bâtiments“ (Das Leben zwischen den Gebäuden) veröffentlichte, hat Gehl viele Projekte für eine verbesserte Qualität von öffentlichen Plätzen in städ-tischen Räumen umgesetzt. Gehl plädiert vor allem für den

Komfort und die Sicherheit der Fußgänger. Er konzentriert sich auf die Beziehung zwischen der urbanen Umwelt und der Lebensqualität der Menschen, in dem er Gebäude dem täglichen Leben anpasst und nicht umgekehrt. Wiederbele-bung der öffentlichen Plätze, Fußgängerzonen im Zentrum der Altstädte, Entwicklung von öffentlichen Verkehrsmit-teln und die Intensivierung der Fahrradnutzung sind weitere Maßnahmen. Jan Gehl hört nicht auf, seine Visionen in der ganzen Welt zu verbreiten. Städte wie Melbourne (Australi-en), Christchurch (Neuseeland), Mexico City (Mexico), Istan-bul (Türkei) oder Chongqing (China) haben schon seine Ideen in ihre Stadtplanung integriert. 2007 wurde Gehl von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg als Berater nach Manhattan geholt. Im Anschluss baute die Stadt 400  km Fahrradwege, schloss Teile von Broadway und Times Squa-re für den Autoverkehr und schuf neue Grünflächen.

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Rob HopkinsAusbilder für Permakultur,Gründer der Bewegung „Städte im Übergang“

Im Jahr 2006 stellte Rob Hopkins fest: Die einfachsten und alltäglichen Dinge sind auf Erdöl angewiesen. Essen, Hei-zen, Fortbewegung – für alles benötigen wir Energie, die zwangsläufig verschwindet. Das führte ihn zu den Fragen: Wie können wir uns von dieser Abhängigkeit vom Erdöl be-freien? Wie kann man unsere Gemeinden für die zweifache Herausforderung des Peak Oils und des Klimawandels wappnen? Um diese Fragen zu beantworten, gründete Rob Hopkins die Bewegung „Cities in transition“. Das Ziel: die Abhängigkeit vom Erdöl bis zum Jahr 2050 zu reduzieren.

Zunächst verwandelte Hopkins seine Stadt Totnes in Devonshire, England, in ein „Experimentierfeld des Über-gangs“. Als Ausbilder für Permakultur begann er, die Ge-meinschaftsgärten in der gesamten Stadt zu vervielfachen, indem er die Besitzer von Parzellen ermutigte, sie denjeni-gen zu überlassen, die keine haben. Seine Bewegung war so erfolgreich, dass sie sogar wirtschaftliche Auswirkungen hatte. Totnes schuf eine eigene lokale Währung, den Totnes Pound, der von Dutzenden von Händlern in der Innenstadt angenommen wird und dadurch erlaubt, den Wohlstand zu verlagern. Aus dem „Experimentierfeld“ hat sich inzwischen eine Bewegung von fast 1.200 weltweiten Initiativen in den Bereichen Energie und Verkehr entwickelt.

Emmanuel Druon CEO des Unternehmens Pocheco

„Es ist viel wirtschaftlicher, auf ökologische Art zu produzie-ren.“ Das ist der Leitspruch des CEOs von Pocheco, einem Unternehmen aus Nord-Pas de Calais in Frankreich, das sich auf die Herstellung von Umschlägen spezialisiert hat. Seit 20  Jahren wendet Emmanuel Druon seine „ökolono-mischen“ („écolonomiques“) Prinzipien auf seine Arbeit an. Diese stehen im wesentlichen auf vier Säulen einer nach-haltigen Entwicklung: Umweltschutz, Respekt für die Mitar-beiter, sozialer Dialog sowie Produktivitätssteigerung. Mehr noch, inzwischen ist Druon Meister darin, weniger Geld aus-zugeben und gleichzeitig „grün“ zu produzieren. Seine Ar-beit versöhnt die Wirtschaft mit der Ökologie, die Personal-verwaltung mit einem rentablen Unternehmen. Emmanuel Druon ist ein Chef, der motiviert, zur Arbeit zu gehen!

Die Fabrik von Pocheco sieht aus wie ein ökologisch, kor-rekter Schaukasten: Fast alles ist recycelt, Abfälle werden als Ressourcen benutzt. Papier, Tinte und Strom werden aus erneuerbaren Energien produziert. Das begrünte Dach lockt eine Artenvielfalt an, während es gleichzeitig die Werkstatt isoliert. Durch die Verwertung von Regenwasser ist das Werk quasi unabhängig von der öffentlichen Wasserversor-gung. Zudem ist das Gebäude mit Bienenstöcken behangen und umgeben von einem Obstgarten.

WIRTSCHAFT

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WIRTSCHAFT

Pocheco verbraucht jährlich 10.500 Tonnen Papier, pflanzt aber bis zu 110.000 Bäume pro Jahr neu, je nach Auftrags-lage. Emmanuel Druon zeigt, dass eine ökologische und so-ziale Ausrichtung unter Einbeziehung aller Beteiligten der Arbeit jedes Einzelnen Sinn geben kann und so eine kons-tante Verbesserung der menschlichen Beziehungen und der Leistungsfähigkeit ermöglicht.

Druon ist Autor des Buches „Das Barsch-Syndrom“ („Le syndrome du poisson-lune“), erschienen im Verlag Actes Sud. Es ist eine Art „Manifest des Anti-Managements“, in dem er von seinen Erfahrungen berichtet.

Bernard Lietaer Ökonom

Bernard Lietaer ist seit über 40 Jahren bei allen wirtschaft-lichen Fragen zur Wirtschaft von zentraler Bedeutung. 1971 begann er als Absolvent des MIT seine Karriere im Bereich Management. Die Veröffentlichung seiner Dissertation be-förderte ihn an die Spitze der Wirtschaft. Eine amerika-nische Bank erwarb exklusiv die Rechte an den in seiner Dissertation beschriebenen Methoden. Anlass für Lietaer, einen Teil des Personals dieser Bank auszubilden und sich anschließend, eingeschränkt durch ein Wettbewerbsverbot, auf eine andere Karriere zu konzentrieren.

Nachdem er für ein Bergbauunternehmen in Peru gear-beitet hatte und nach der Verstaatlichung des Bergbauun-ternehmens für die peruanische Regierung, entschied sich Lietaer in sein Heimatland Belgien zurückzukehren, um dort eine Professur für Internationale Wirtschaft an der Univer-sität Louvain anzunehmen.

Während seiner Professur veröffentlichte er mehrere Bü-cher. In seinem Erstlingswerk von 1979 küdigte er die Schul-denkrise von Lateinamerika an, die dann Anfang der 80er tatsächlich eintrat. Er avancierte zum Experten für interna-tionale Währungsfragen und Belgiens Nationalbank (B.N.B) bot ihm schließlich einen Posten als Führungskraft an. Wäh-rend seiner Laufbahn bei B.N.B war Lietaer an der Einfüh-rung des Euros beteiligt und u. a. Präsident des belgischen elektronischen Zahlungssystems.

Nach fünf Jahren im Amt entschied er sich, von seinem Pos-ten zurückzutreten. Anlass war seine Überzeugung, dass eine Zentralbank nur dazu diene, ein System aufrechtzuer-halten und nicht es zu verbessern.

Er war er Mitbegründer der GaiaCorp und leitete Währungs-fonds, darunter den Gaia Hedge. Unter Lietaers Leitung wurde dieser in den Jahren 1987 – 1991 zum mächtigsten Hedge-Fond der Welt.

››Es ist viel wirtschaftlicher, auf ökologische Art zu pro-duzieren – und es versöhnt die Wirtschaft mit der Öko-logie, die Personalverwal-tung mit einem rentablen Unternehmen.‹‹

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Lietaer wurde 1992 von der Zeitschrift Business Week zum „Besten Währungshändler der Welt“ gewählt.

Im Jahr 2012 war er maßgeblich als Autor für die Publikation „Geld und Stabilität: Das fehlenden Bindeglied“ des Club of Rome verantwortlich. Darin kündigt er weiterhin große Tur-bulenzen auf den Finanzmärkten sowie einen allmählichen währungspolitischen Zusammenbruch an. Lietaer ist einer der größten Befürworter von Komplementärwährungen, insbesondere von Regionalwährungen.

Lietaer ist vom Zusammenhang zwischen Währung und einer gemeinschaftlichen und ökologischen Landschaft überzeugt.

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David Van ReybrouckHistoriker, Schriftsteller

Das gegenwärtige politische System steckt in einer Sack-gasse steckt. Immer weniger Bürger gehen wählen, Partei-en verschwinden und die Wahlentscheidungen entsprechen oft anlassbedingten Launen.

Der belgische Historiker und Schriftsteller David van Reybrouck nennt dies das „demokratische Erschöpfungs-syndrom. Um es zu durchbrechen, schlägt er ein Prinzip vor, das im antiken Griechenland beliebt war: die Auslosung.

Seiner Meinung nach könnte die Möglichkeit des Zufalls in unserem Staatsapparat durchaus die Demokratie beleben. Das leichte Abdriften in die Oligarchie unserer westlichen Demokratien wird schon lange angeprangert. Es ist gar nicht so abwegig, mit solch einem Wahlmechanismus, mög-lichen Klientelismus und gegenseitige Vorteilsnahme zu unterbinden. In dieser Form einer partizipativen und delibe-rativen Demokratie könnten die ausgelosten Bürger die Ab-geordneten unterstützen. Den Bürgern aus allen Bereichen und Schichten würde damit gleichzeitig ein Platz und auch eine Stimme gegeben, um über Dinge mitzuentscheiden, die sie direkt betreffen.

DEMOKRATIE

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DEMOKRATIE

Elango Rangaswamyehemaliger Bürgermeister von Kutthambakkam, Indien

In der Kleinstadt Kutthambakkam im indischen Bundesstaat Tamil Nadu hat ein ehemaliger Chemieindustrie-Ingenieur das Schicksal der 5.000 Einwohner verändert. Während frü-her Gewalt, Alkoholschmuggel und Umweltverschmutzung das Stadtleben bestimmten, ist Kutthambakkam im Laufe der Jahre zu einem Vorbild für eine partizipative Demokratie geworden.

Ab 1996 leitete Elango Rangaswamy die „Versammlung der fünf Weisen“ (Panchaya), ein in indischen Dörfern übli-ches System lokaler Regierungen. Rangaswamy entschied

sich aber dazu, jeden Bürger an den Entscheidungen zu be-teiligen. Um gegen die Kriminalisierung zu kämpfen, star-tete er den Bau von Wohnungen für die Ärmsten in der Ge-meinde und legte dabei großen Wert auf die Durchmischung der verschiedenen Kasten. Er involvierte die Bewohner in die Reparaturarbeiten von Abwasserleitungen, Straßen und Beleuchtung. Heute besuchen alle Kinder die Schule. Als Rangaswamy herausfand, dass die Bewohner fast 80 % dessen, was sie täglich benötigen, selbst produzieren kön-nen, konzentrierte er sich auf die Etablierung lokaler Pro-duktionsstätten. Mit den umliegenden Städten und Dörfern hat Kutthambakkam eine Freihandelszone gebildet, deren Einnahmen direkt in die städtische Entwicklung reinvestiert werden.

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››Das Prinzip der Auslosung, das im antiken Griechenland beliebt war, könnte die Demo-kratie beleben. Und der Zufall helfen, das ›demokratische Erschöpfungs syndrom‹ zu durchbrechen.‹‹

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Kari LouhivuoriDirektor der Kirkkojarvi Gesamtschule in Espoo, Finnland

Vor mehr als 40 Jahren führte Finnland eine Schulreform als Teil des Ausstiegsplans aus der Wirtschaftskrise durch. Das Land entschied sich für ein öffentliches, auf Gleichbe-rechtigung basierendes Schulsystem.

Als in den 2000er Jahren die ersten Ergebnisse von PISA (Programme for International Student Assessment) bekannt gegeben wurden, zeigten sich die ersten Erfolge dieser Stra-tegie. Der PISA-Test, der regelmäßg das Wissen von 15-jäh-rigen Schülern in verschiedenen Ländern auswertet, ergab, dass die Finnen die besten jungen Leser der Welt sind. Drei Jahre später waren sie die Besten in Mathematik, 2006 wa-ren Finnlands Schüler führend in den Naturwissenschaften. Sie ließen 47 Länder hinter sich.

Kari Louhivuori ist der Direktor der Kirkkojarvi-Gesamt-schule in Espoo, Finnlands zweitgrößter Stadt unweit von Helsinki. Die Philosophie seiner Schule ist einfach: Kinder lernen zu Lernen und werden zugleich auf das Leben vor-bereitet. Wenn eine Lernmethode bei einem Schüler nicht funktioniert, dann muss nicht der Schüler sich anpassen, sondern die Methode entsprechend adaptiert werden.

Als einer seiner Schüler aus dem Kosovo – trotz verschie-dener Lernmethoden – auf ganzer Linie schulisch scheiter-te, zögerte Kari Louhivuori nicht, eine für Finnland extreme Maßnahme zu ergreifen: Er ließ ihn die Klasse wiederholen. Etwas, das in Finnland sehr selten passiert und im aktuellen Bildungssystem als überholt gilt.

Zudem entschied sich Louhivuori, den Jungen zu seinem persönlichen Schüler zu machen. Der junge Besart sitzt – wenn er nicht gerade Geografie oder Mathematik lernt – an

BILDUNG

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BILDUNG

Karis Seite, wenn dieser unterrichtet. Am Ende des nach-geholten Schuljahres hat der Sohn von Flüchtlingen des Kosovo-Kriegs nicht nur eine neue Sprache erlernt, sondern auch erkannt, dass er wie alle anderen die Unterrichtsinhal-te lernen kann.

An der von Kari Louhivuori geführten Schule haben 43 % der Schüler einen Migrationshintergrund. Eine Vielzahl von ihnen spricht bei ihrer Ankunft in der Schule kein Wort Fin-nisch. Die Lehrer der Kirkkojarvi-Schule haben sich auf die besondere Herausforderung eingestellt. Sie schufen „Vorbereitungsklassen“, die es den Kindern ermöglichen in Kunst, Sport und praktischen Arbeiten ausgebildet zu wer-den, während sie gleichzeitig die finnische Sprache lernen. Sie erhalten erst dann Unterricht in anderen Fächern, wenn ihr Finnisch-Lehrer dem zustimmt. Außerdem werden diese Klassen von einem Lehrer unterstützt, der auf multikultu-relles Lernen spezialisiert ist.

In der Kirkkojarvi-Schule gibt es wie überall in Finnland weder für die Schüler noch für die Lehrer standardisierte Tests. Es gibt keine Klassenarbeiten und keine Zeugnisse am Ende des Schuljahres. Der einzige standardisierte Test ist das Abitur. Ab der Mittelstufe können die Schüler an Jah-resabschlusstests teilnehmen, wenn ihr Klassenlehrer dem zustimmt. Dabei geht es allerdings eher um die Neugierde als um den Wettbewerbsgeist: Die Ergebnisse werden näm-lich nicht veröffentlicht.

Louhivuori, so wie der Rest der Lehrkräfte, versteht die Faszination anderer Länder für standardisierte Tests nicht so recht. Ihm geht es eher darum, seine Schüler kennen-zulernen, und weniger darum, ihnen das Lernen für irgend-welche Tests beizubringen.

Finnland gilt als Ausnahme im Bildungsbereich, dessen Erfolge durch seine herausragenden Ergebnisse den päda-gogischen Methoden Recht geben.

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››In Finnland gibt es weder für die Schüler noch für die Lehrer standardisierte Tests. Es gibt keine Klassenarbeiten und keine Zeugnisse am Ende des Schul-jahres. Der einzige standardi-sierte Test ist das Abitur.‹‹

Weiterhin kommen im Film zu Wort:

Jeremy Rifkin, Pierre Rabhi, die Bewegung der städtischen Landwirtschaft in Detroit, die Bewegung „incredible edible“ in Todmorden (UK), die Bewohner und Abgeordneten von

Kopenhagen, Eric Scotto, CEO von Akuo Energie, Guðni Jóhannesson, CEO der nationalen Behörde der isländischen Energie, das Team von Bristol Pound, Hervé Dubois, Sprecher der WIR-Bank Basel, Michael Shuman, Ökonom, die Mitglieder des Netzwerkes BALLE

(Business Alliance for Local Living Economies), die Teilnehmer der Pfannen-Revolution in Island... Bon voyage!

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MUSIK

INTERVIEW MIT FREDRIKA STAHLMusik

Wie kam es zu der Zusammenarbeit bei TOMORROW?

Ich hatte schon seit langer Zeit Lust, Musik für einen Film zu schreiben. Letzten Sommer erzählte mir mein Verleger von Cyrils und Mélanies Pro-jekt und ich war sofort begeistert. Ich kannte nur den Trailer für den Spenden-aufruf bei „KissKissBankBank“, aber mir ist sofort ein Lied eingefallen: „The World to come“. Das ist ein ziemlich schweres und melancholisches Lied, denn das war die erste Emotion, die ich hatte, als ich über die aktuelle Situati-on nachdachte. Als mein Verleger den

Song hörte, sagte er: „Aber das ist das Gegenteil von der Filmidee! Das ist ein positiver Film!“ Trotzdem schickten wir ihn an Cyril und Mélanie. Cyril erzählte mir später, dass der Film mit meinem Song beginnt und er perfekt zu den Bildern passt. So hat alles begonnen. Nachdem ich immer mehr Sequenzen gesehen hatte, wurden dann auch mei-ne Songs für den Film positiver.

Die Liedtexte, die Sie extra für den Film geschrieben haben, geben die Szenen im Film perfekt wieder. Sind Ihnen diese Themen besonders wichtig?

Ja, sehr wichtig. Ich hatte zuvor noch nie einen Song spontan an jemanden geschickt. Das beweist, dass mich an der Filmidee etwas besonders bewegt hat. Texte und Songs zu Themen zu schreiben, die der Film behandelt, war etwas völlig Neues für mich. Ich habe versucht, die Emotionen, die diese

Menschen in mir auslösen, wiederzu-geben. Die Kraft der Bilder ist so stark, dass ich den Eindruck hatte, ich würde diese Menschen tatsächlich kennen. Ich habe zu jedem einzelnen von ihnen ein musikalisches Thema geschrieben.

Was war Ihre Reaktion, als sie TO-MORROW im Ganzen gesehen haben?

Im Gegensatz zu vielen anderen Fil-men zu diesem Thema – die emotional ziemlich belastend sein können – , geht TOMORROW weit über die Darstellung von Katastrophen hinaus. Der Film erzählt von präzisen Lösungen. Man lernt unglaubliche und inspirierende Menschen kennen. Am Ende des Films spürt man Hoffnung – aber vor allem bekommt man Lust, ein Teil des Gan-zen zu sein.

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FREDRIKA STAHLMit gerade 18 Jahren schreibt Fredrika Stahl ihr erstes Album, vier Jahre später wird „A Fraction of You“ veröffentlicht und begründet die erfolgreiche Karrie-re der 1984 in Schweden geborenen und zum Teil in Frankreich aufgewachsenen Musikerin. Sie spielt in der Begleitband des amerikanischen Jazz-Musikers Tom McClung und tourt mit Künstlern wie Erick Poirier, Ichiro Onoe oder Ma-nuel Marches. Im Zweijahresrhthymus veröffentlicht Stahl neue Alben: 2008 wird „Tributaries“ und 2010 „Sweep me Away“ veröffentlicht, das eine Variation des englischen Kinderliedes „Twinkle Twinkle Little Star“ enthält, die für einen TV-Spot eines Autoproduzenten ver-wendet wird.

Im Mai 2011 tourt sie durch Euro-pa und gibt 150 Konzerte, unter an-derem in Frankreich, England, Polen, Deutschland, der Türkei und Algerien.

Für das Projekt „Pop’ea“, eine Rock-version der Oper „Krönung der Pop-pea“ von Claudio Monteverdi, steht sie auf der Bühne des französischen Musical-Theaters Théâtre du Châtelet an der Seite von Benjamin Biolay und des ehemaligen „Libertines“ Mitglieds Carl Barat. Mit 28 Jahren veröffentlicht Stahl ihr viertes Album „Off to Dance“ in Zusammenarbeit mit dem Produ-zenten Rob Ellis, der für seine Arbeit mit PJ Harvey, Marianne Faithfull oder Anna Calvi bekannt ist. Für die Aufnah-men zum Album gewinnt sie eine ex-zellente Besetzung: Ben Christophers von „Bat for Lashes“, Adrian Utley von „Portishead“ und Tom Havelock von „Cold Specks“. Fachmagazine reihen Stahl als große Künstlerin neben Emi-liana Torrini, Feist, Kate Bush oder Karen Ann ein.

››Am Ende des Films spürt man Hoffnung – aber vor allem bekommt man Lust, ein Teil des Ganzen zu sein.‹‹

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DIE FILMEMACHER

CYRIL DIONDrehbuch & Regie

Cyril Dion, 1978 in Poissy (Yvelines) geboren, ist ein fran-zösischer Autor, Regisseur, Dichter und Aktivist. Nach dem Studium an der School of Dramatic Art Jean-Périmony und einer kurzen Karriere als Schauspieler, wird Dion 2003 Projektkoordinator für die „Hommes de Parole“-Stiftung. Er beteiligt sich an der Organisation der israelisch-paläs-tinensischen Konferenz in Caux in 2003, 2005 und 2006 und organisiert in Brüssel und Sevilla den ersten und zweiten „Weltkongress der Imame und Rabbiner für den Frieden“.

Im Jahr 2007 gründet er mit dem französischen Schrift-steller, Landwirt und Umweltschützer Pierre Rabhi und ge-meinsamen Freunden die „Colibris“-Initiative und arbeitet dort bis Juli 2013. Zurzeit ist er noch der Sprecher der Bewe-gung. 2010 co-produziert er mit „Colibris“ den Film von Co-line Serreau Solutions locales pour un désordre global (Good food bad food – Anleitung für eine bessere Landwirtschaft).

2012 ist er Mitbegründer des Magazins „Kaizen“, für das er immer noch als Chefredakteur tätig ist und grün-det außerdem für den französischen Verlag Actes Sud die Reihe „Domaine du possible“. TOMORROW ist seine erste Regiearbeit.

MÉLANIE LAURENTRegie

Mélanie Laurent wird 1983 in Paris geboren. Sie ist die Tochter einer Ballett-Lehrerin und des Synchronsprechers Pierre Laurent, der in Frankreich für seine Stimme in der französischen Version von „Die Simpsons“ (1989) bekannt ist. 1998 besucht Laurent mit einer Freundin das Set von As-terix & Obelix gegen Cäsar (1999), wo Gérard Depardieu auf sie aufmerksam wird. Er bietet ihr eine Rolle in seinem Film Die Brücke von Ambreville (1999, Regie: Frédéric Auburtin und Gérard Depardieu) an, in dem sie zwar nur einen klei-nen Part übernimmt, der aber ausschlaggebend für ihren Wunsch ist, Schauspielerin zu werden.

Es folgen größere Rollen in Filmen, die vom Main stream-Publikum zunächst unbeachtet bleiben, wie Ceci est mon corps (2001, Regie: Rodolphe Marconi) und kleinere Auftritte in Kinohits, wie Michel Blancs Komödie Küss mich, wenn du willst (2002) oder Der wilde Schlag meines Herzens (2005, Re-gie: Jacques Audiard), durch den Philippe Lioret (Die Frau des Leuchtturmwärters, 2004) auf sie aufmerksam wird und ihr daraufhin die Hauptrolle in Keine Sorge, mir geht’s gut (2006) anbietet. Für ihre Rolle als Lili erlangt sie erste internati-onale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Im Oktober 2006 erhält sie für ihre Darstellung den Romy-Schneider-Preis.

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Ende Februar 2007 folgt der César als Beste weibliche Nachwuchsdarstellerin.

Laurents Regiedebüt erfolgt mit dem Film De moins en moins (2006), für den sie auch das Drehbuch schreibt. Der Film wird auf den Filmfestspielen in Cannes 2008 für den Preis als Bester Kurzfilm nominiert.

2009 wird sie durch ihre Rolle der Shosanna in Quentin Tarantinos Inglourious Basterds (2009) auch einem breiten internationalen Publikum bekannt.

Laurent macht sich ebenfalls als Sängerin einen Namen. Ihr Debütalbum „En t’attendant“ erscheint im Mai 2011.

Filmografie (Regie - Auswahl)Jahr Titel2015 TOMORROW2014 Breathe2011 Les adoptés

Filmografie (Schauspiel - Auswahl)Jahr Titel Regie2015 By the Sea Angelina Jolie2015 Boomerang François Favrat2014 Aloft Claudia Llosa2013 Enemy Denis Villeneuve2013 Die Unfassbaren – Now You See Me Louis Leterrier2013 Nachtzug nach Lissabon Bille August2011 Requiem for a Killer Jérôme Le Gris2010 Beginners Mike Mills2010 Die Kinder von Paris Rose Bosch2009 Das Konzert Radu Mihaileanu2009 Jusqu‘à toi Jennifer Devoldère2009 Inglourious Basterds Quentin Tarantino2008 So ist Paris Cédric Klapisch2007 Der Killer Cédric Anger2007 Beluga Jean-Marc Fabre2006 Keine Sorge mir geht‘s gut Philippe Lioret2006 Dikkenek Olivier Van Hoofstadt2006 Tage des Ruhms Rachid Bouchareb2005 Der wilde Schlag meines Herzens Jacques Audiard

STABRegie Cyril Dion, Mélanie LaurentDrehbuch Cyril DionKamera Alexandre LégliseMusik Fredrika StahlBildmontage Sandie BomparSound Laurent CercleuxSound-Montage Alexis Place, Antoine BaudouinMischung Cyril HoltzGrafik & Animation La Brigade Du TitrePostproduktion Isabelle MoraxKünstlerischer Leiter Jonathan Grimbert-BarréProduktionsleitung Sylvie PeyreProduzent Bruno Levy

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››Perfektion gibt es wohl nicht, nicht in der Schule, in einer Demokratie oder in einem Wirtschaftssystem. Aber während

unserer Reise wuchs in uns eine neue Vision der Welt. wir müssen etwas tun.

Jetzt!‹‹

www.tomorrow-derfilm.de

Presse: Karen Rudolphboxfish films Raumerstraße 27 10437 Berlin Fon: +49 (0) 30 44 04 47 51 Fax: +49 (0) 30 36 46 26 29 [email protected]

Verleih:PANDORA FILM VERLEIH Lamprechtstraße 11a 63739 Aschaffenburg Fon: +49 (0) 6021 15 06 60 Fax: +49 (0) 6021 1 50 66 19 [email protected] www.pandorafilm.de

Kooperationspartner / Zielgruppen:Miriam Pflüger COLABOR - Raum für Nachhaltigkeit Vogelsanger Straße 187 50825 Köln Mobil: +49 (0) 151 15 22 92 83 [email protected]

Susanne MargrafPANDORA FILM VERLEIH Büro Schwarzburg Lenaustraße 72 60318 Frankfurt Fon: +49 (0) 69 59 67 43 34Mobil: +49 (0) 152 22 75 57 28 [email protected]

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