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DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER JUNI 2008 / NR. 3 Bankgeheimnis: Wie lange noch? Bourbaki-Panorama strahlt in neuem Glanz Tessiner verbindet Europa mit Afrika

DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER JUNI 2008 / NR. 3 · Neue Zürcher Zeitung. CHF 48.–, EUR 31.–. SCHWEIZER REVUE Das Buch ist nur auf Deutsch erschienen. Juni 2008 / Nr

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D I E Z E I T S C H R I F T F Ü R A U S L A N D S C H W E I Z E R

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Bankgeheimnis:Wie lange noch?

Bourbaki-Panoramastrahlt in neuem Glanz

Tessiner verbindet Europa mit Afrika

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DIE GRUPPE DER 55- BIS 75-JÄHRIGEN ist in der Schweiz materiell am besten gestellt. Das zeigt eine Studie des Bundesamtes für Sozialversicherungen, welche die wirtschaftliche Situation von 1,5 Millionen Schweizerinnen und Schweizern

zwischen 25 und 99 Jahren untersucht hat. Mit der Studie wurden erstmals in dieser Breite Daten sowohl zur Einkommens- als auch zur Vermögenssituation ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass sich das schweizerische Dreisäulensystem der Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge bewährt hat und nur rund sechs Prozent der Bevölkerung arm sind.

Die Untersuchung bestätigt, dass Menschen im Ruhestand eine hohe materielle Si-cherheit geniessen. Neben den Altersleistungen aus den Sozialversicherungen bezieht ein Drittel der 65- bis 69-Jährigen noch ein Erwerbseinkommen von rund 10 000 Franken pro Jahr. Ein grosser Teil von ihnen hat zudem noch Einkommen aus Vermögen, das meis-tens kurz vor Antritt der Rente den Höchststand erreicht. Fast jedes fünfte Rentnerpaar weist sogar ein Bruttovermögen von über einer Million Franken aus.

Das Risiko arm zu werden hat sich also nach unten verlagert. Die Studie zeigt, dass heute ein Fünftel der Familien mit drei oder mehr Kindern nur über geringe finanzielle Mittel verfügt. Zwei weitere Risikogruppen bilden die alleinstehenden oder alleinerzie-henden Frauen und Mütter. 40 Prozent der alleinerziehenden Mütter und ein Viertel der alleinstehenden Frauen im Erwerbsalter sind einem erhöhten Armutsrisiko ausge-setzt. Die Studie hat weiter bestätigt, dass die durchschnittlichen Einkommen von Frauen jeden Alters immer tiefer liegen als diejenigen von Männern.

Auch IV-Rentner unter 40 leben meistens an der Armutsgrenze. Während sich die finanzielle Lage der Familien und Alleinerziehenden in der Regel mit dem zunehmenden Alter der Kinder verbessert, haben IV-Bezüger meistens keine Chance ihre materielle Lage im Lauf der Zeit zu verbessern.

Als die Zeitungen die Resultate der Studie veröffentlichten, meldeten sich viele alte Menschen in Leserbriefen zu Wort und stellten diesen statistisch erhobenen Altersreichtum in Frage. Sie erinnerten an die alleinste-henden Witwen, die mit einer minimalen AHV und einer kleinen Rente leben müssen. Sie stellten auch unmissverständlich fest, dass sie stets sparsam gelebt und selbst bei kleinen Einkommen und gros-sen Familien immer etwas auf die Seite gelegt hätten. Damit hat-ten die Leserbriefschreiberinnen und -schreiber natürlich nicht un-recht.

Die enorme Zunahme der Privatkonkurse unter jungen Men-schen zeigt, dass oft sehr fahrlässig mit Geld umgegangen wird. Rund ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen ist verschuldet. Schuld daran sind häufig die Handy-Rechnungen. Ins Geld fallen aber auch die Einkäufe für Kleider, Schuhe und Unterhaltungselektronik. Später werden Leasinggeschäfte für Autos getätigt. Wenn dann noch der Job verloren geht, beginnt das finanzielle Fiasko, von dem sich die jungen Menschen viele Jahre nicht oder gar überhaupt nie mehr erholen.

Seit die Ratenzahlung Leasing genannt wird, hat das Abzahlungsgeschäft keinen ne-gativen Beigeschmack mehr; im Gegenteil. Der Ratschlag der Grosseltern, erst dann et-was zu kaufen, wenn man es sich leisten kann, hat heute kaum mehr Gültigkeit.

HEINZ EC KER T, C HEFREDAK T OR

E D I T O R I A L I N H A L T

Heinz Eckert

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Reiche Alte – verschuldete Junge

5Briefkasten

5 Gelesen: Alfred Escher

7Gesehen: Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz

8Bankgeheimnis: Wankender Pfeiler am Finanzplatz Schweiz

Regionalnachrichten

13Politik

14Aus dem Bundeshaus

16Luzerner Bourbaki Panorama erstrahlt in neuem Glanz

18ASO-Informationen

20Giovanni Lombardi: Ein Tessiner will Europa mit Afrika verbinden

22Portrait: Evelyne Binsack

23Echo

Titelbild: Der Karikaturist «Chappatte» zum Thema Bankgeheimnis.

Rhätische Bahn aus «Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz» (Seite 7).

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IMPRESSUM: «Schweizer Revue», die Zeitschrift für die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, erscheint im 35. Jahrgang in deutscher, französischer, italienischer, englischer und spanischer Sprache in 20 regionalen Ausgaben und einer Gesamtauflage von rund 400 000 Exemplaren. Regionalnachrichten erscheinen viermal im Jahr.■ REDAK TION: Heinz Eckert (EC), Chefredaktor; Rolf Ribi (RR); René Lenzin (RL); Alain Wey (AW); Gabriela Brodbeck (BDK), Auslandschweizerdienst EDA, CH-3003 Bern, verantwort- lich für «Aus dem Bundeshaus». Übersetzung: CLS Communication AG ■ POS T ADRESSE: Herausgeber/Sitz der Redaktion/Inseraten-Administration: Auslandschweizer-Organisation, Alpenstrasse 26, CH-3006 Bern, Tel. +4131356 6110, Fax +4131356 61 01, PC 30-6768-9. Internet: www.revue.ch ■ E - M A I L : [email protected] ■ DRUC K: Zollikofer AG, CH-9001 St.Gallen. ■ ADRESS ÄNDERUNG: Bitte teilen Sie Ihre neue Adresse Ihrer Botschaft oder Ihrem Konsulat mit und schreiben Sie nicht nach Bern. Einzelnummer CHF 5.– ■

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www.revue.chWir freuen uns auf Ihren online-Besuch.

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5G E L E S E N

Mit festem Blick und staatsmännischer Haltung steht Alfred Escher seit 1889 auf dem Sockel des Denkmals vor dem Zür-cher Hauptbahnhof. Das Monument gilt dem wohl grössten schweizerischen Staatsmann, dem eigentlichen Begründer der modernen Schweiz. Nach dem Tod des 63-jährigen «Bun-desbarons» und «Eisenbahnkönigs» am 6. Dezember 1882 schritten im Trauerzug die Notabeln des Staats- und Wirt-schaftslebens – Bundesräte, eine Hundertschaft von Natio-nal- und Ständeräten, Regierungs- und Stadträte, Wirt-schaftsdirektoren, Gelehrte und Künstler, «alte und junge, vornehme und schlichte Trauergäste».

Keine andere Persönlichkeit hatte den jungen Bundes-staat so mit Tatkraft und Weitblick in die moderne Zeit ge-führt wie dieser Sohn aus dem Zürcher Grossbürgertum. Alfred Escher beherrschte während Jahrzehnten die eidge-nössische und zürcherische Politik. Er gehörte 34 Jahre dem

Nationalrat an und war vier Mal dessen Präsident. Im Kanton Zürich sass er während 38 Jahren im Kantonsrat und während 7 Jahren im Züricher Regierungsrat (vier Mal als Regierungspräsi-dent). Mit dem Namen Escher sind historische Gründungen ver-bunden – die Schweizerische Nordostbahn (die damals grösste private Bahngesellschaft), der Bau des Gotthardtunnels, das Eid-genössische Polytechnikum (heute ETH Zürich), die Schweizeri-sche Kreditanstalt, die Schweizerische Rentenanstalt (heute Swiss Life). «Keinem anderen Politiker des 19. und 20. Jahrhunderts gebührt ein ähnlicher Palmarès wie Alfred Escher», schreibt der Biograf und Historiker Joseph Jung.

Sein ganzes Leben war geprägt von einem unermüdlichen, ja übermenschlichen Einsatz für das Gemeinwohl. Escher war ein Machtmensch und ein Machtpolitiker, der kompromisslos und ra-dikal sein konnte. Dank seinen politischen und wirtschaftlichen Spitzenpositionen und seinem breiten Netzwerk besass er eine ein-zigartige Machtfülle, die auch scharfen Widerstand weckte. Der Ei-senbahnbau und die Schaffung des Polytechnikums waren seine grossen Projekte, aber ebenso seine wirtschaftlichen Schöpfungen, insbesondere der Bau des Gotthardtunnels.

So einmalig sein Aufstieg und sein Lebenswerk waren, so tra-gisch war das Ende seines politischen und privaten Lebens. Finanz-probleme bei der Nordostbahn und beim Bau des Gotthardtunnels wurden ihm zur Last gelegt. Gerade das eigene freisinnige Lager hatte ihn fallen gelassen. Am Festakt von 1880 zum 25-jährigen Bestehen des Polytechnikums wurde Escher mit keinem Wort er-wähnt. Zu den Feiern nach dem Durchstich des Gotthardtunnels im gleichen Jahr wurde er nicht eingeladen. Es ist kein offi zielles Dankesschreiben des Bundesrates an den Gotthard-Pionier über-liefert. Seine letzten Lebensjahre waren von andauernden Krank-heiten gezeichnet. Am Lebensende musste er statt dankbarer An-erkennung viel Anfeindung erfahren. «Alfred Escher überragte als

politische Persönlichkeit das gewohnte Mass in einer Weise, wie man dies in der Schweiz nicht zu dulden pfl egt», schreibt der Biograf. Das Buch von Joseph Jung ist die spannende Biografi e eines ausser-gewöhnlichen Staatsmannes und Wirt-schaftsführers und zugleich ein Sittenge-mälde der Schweiz im 19. Jahrhundert. ROLF RIBI

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politische Persönlichkeit das gewohnte Mass in einer Weise, wie man dies in der Schweiz nicht zu dulden pfl egt», schreibt der Biograf. Das Buch von Joseph Jung ist die spannende Biografi e eines ausser-gewöhnlichen Staatsmannes und Wirt-schaftsführers und zugleich ein Sittenge-mälde der Schweiz im 19. Jahrhundert.

delten, beeindruckten mich daher besonders.

L AURA DANIEL S, C HESHIRE,

GROSSBRIT ANNIEN

Vier Landessprachen in der SchweizSoeben habe ich die Februar-Ausgabe der «Schweizer Revue» erhalten und bin ein-verstanden mit dem Leserbrief von David J. L. Bongard. Ich bin zwar Deutschschweizer, doch stört mich, dass bei der Vielfältigkeit unserer schönen Heimat (und wo gerade die verschiedenen offi ziellen Lan-dessprachen ein Beweis des «Zusammengehörens» aller Landesteile darstellt) die fran-zösische und italienische Spra-che immer mehr zurückge-drängt wird. Wie oft werden wir Schweizer beneidet, weil wir mehrere Sprachen spre-chen.

Also bitte erhalten Sie uns die schönen Sprachen wie Französisch und Italienisch (auch Romantsch soll nicht aussterben), damit wir uns wei-terhin an unserer schweizeri-schen Sprachkultur erfreuen können.

KUR T E. GROET SC H, MURCIA ,

SPANIEN

Mentalitäten sind doch verschiedenIch lebe in München, also ge-wissermassen vor der Schwei-zer Haustüre, und besuche auch gelegentlich die Schweiz. Trotzdem lese ich die «Schwei-zer Revue» gern, da sie mir in

JOSEPH JUNG: Alfred Escher (1819–1882). Aufstieg, Macht, Tragik. Zürich 2007, Verlag Neue Zürcher Zeitung. CHF 48.–, EUR 31.–. Das Buch ist nur auf Deutsch erschienen.S

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DankeschönVor mir auf dem Stubentisch liegt immer noch die «Swiss Review» vom Dezember 2007 mit dem goldenen Titelbild des Engels vom Kloster Ein-siedeln. Es war eine Über-raschung für mich, diese beson-ders schöne Post zwischen Weihnachten und dem Neujahr zu erhalten, dann über die Ge-schichte des Klosters in einem ganzen Zusammenhang zu lesen. Dafür und auch für die stetige Zustellung der «Swiss Revue» durch all die vergange-nen Jahre möchte ich mich bedanken. Möge das Jahr 2008 uns allen gute und schöne In-spiration aus der Vergangenheit für die Zukunft bescheren.

HEIDI BL AC K-GOGEL, AUC KL AND,

NEUSEEL AND

Wunderbare ErinnerungenAls Schweizerin, die in der Nähe von Manchester in Grossbritannien lebt, schätze ich die guten Artikel in der «Schweizer Revue». Ich habe wundervolle Erinnerungen an die Zeit, in der ich als Kind während langen, glücklichen Sommern Feriengast in Schweizer Familien war, insbe-sondere bei Lili Furrer–Amsler in Bern. Diese Ferien wurden von der Pro Juventute organi-siert. Heute beschränkt sich mein Kontakt zur Schweiz auf erholsame Skiferien in Zer-matt. Ihre «grünen» Beiträge, die die Auswirkungen des Kli-mawandels auf die Gletscher und die Schneemengen behan-

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Artikeln genauso tut – reflek-tiert diese Zeitschrift wohl eher die schweizerische Realität. FABRICE C HRIS TEN, S AN DIEGO, US A

«Schweizer Revue» in fünf SprachenHerzliche Gratulation zur «Schweizer Revue», die ich im-mer mit viel Freude lese. Mein heutiger Brief bezieht sich auf einen Leserbrief von David J.L. Bongard, der sich darüber be-klagt, dass die «Schweizer Re-vue» die Frankofonie vernach-lässige – dabei erscheint dieses Blatt in fünf Sprachen, darun-ter selbstverständlich auch auf Französisch. Ich verstehe daher den Inhalt dieser Schimpf-

tirade nicht. Vergass er viel-leicht anzugeben, dass er eine französische Ausgabe wünscht? RAYMOND HOFFMEYERL, FRANCE

«Schweizer Revue» als Schweizer PublikationAls Schweizer und langjähriger Leser der «Schweizer Revue» bin ich mit Ihrer redaktionellen Linie nicht einverstanden, denn mir als Auslandschweizer scheint, dass diese nicht die Schweiz, sondern irgendeine UN-basierte multikulturelle Sippschaft reflektiert, die nicht der Schweizer Nationalität entspricht. Titelseite: Eine Ne-palesin, die Wasser aus dem Hahnen trinkt? Was hat das mit

der Schweiz zu tun? Im Edito-rial folgt dann eine Art Tirade gegen Christoph Blocher, die Leitfigur der grössten politi-schen Partei der Schweiz, und ein Sich-Weiden am Verlust seines Amtes. Ein Artikel über Schweizer Hilfe in der Dritten Welt. Wäre es nicht vielleicht vernünftiger zu überlegen, wes-halb diese Länder, die über mehr natürliche Ressourcen und ein besseres Klima verfü-gen, all diese Hilfe zu brauchen scheinen? Vielleicht weil sie faul und dumm sind? Sollte man das dann mit Geschenken belohnen? Und dann zwei herabwürdigende Karikaturen über Blocher… Ich glaube, das können Sie besser. Ich glaube, Sie sollten die «Schweizer Revue» als eine an die Ausland-schweizer gerichtete Schweizer Publikation über die Schweiz betrachten und nicht als ein Propagandainstrument für die politische Linke und die Multi-kulturalität.

ADRIAN H. KRIEG, FL ORIDA , US A

Napoleon III.Zu meiner grossen Freude er-hielt ich heute die «Schweizer Revue» 2/08 und fand mit Er-staunen den Artikel von Rolf Ribi über Kaiser Napoleon III. Ich kenne das Museum Are-nenberg sehr gut. Jedes Mal, wenn ich meinen geliebten Heimatkanton besuchen kann, mache ich auch einen Abste-cher nach Arenenberg. Meine Vorfahren waren Bürger von Salenstein. Ich danke Ihnen ganz herzlich für den Artikel. SOPHIE ZAJAC, BRUNS T A TT,

FRANCE

B R I E F K A S T E N

knapper Form gute Informatio-nen über die Schweizer Befind-lichkeiten vermittelt, die man selbst aus halbnaher Distanz so genau nicht mitbekommt. Der Grund meiner Mitteilung: Ich habe gerade die Leserbriefe in der neuen Nummer gelesen, in denen der Wunsch nach weniger Deutschschweiz-Lastigkeit zum Ausdruck kommt. Das möchte ich unterstützen.

Die Mentalitäten in der fran-zösischen oder italienischen Schweiz sind ja so grundver-schieden von den deutschschwei-zerischen, dass es eine grosse Bereicherung darstellen würde, wenn solche Stimmen vermehrt zur Geltung kämen.

MAX NYFFELER, MÜNC HEN,

DEUT SC HL AND

Schweizerdeutsch ist die Sprache der MehrheitMit Belustigung las ich in der Ausgabe von Februar 2008 die Klagen einiger Leser über den «Ethnozentrismus» und die Monopolstellung der Deutsch-schweiz. Als französischsprachi-ger Schweizer anerkenne ich, dass das «Schwyzerdütsch» die Sprache der Mehrheit ist, die zudem ausschliesslich für die Gesellschaft und den Kulturraum in der Schweiz prägend ist. Bei Französisch und Italienisch ist das anders, beide Sprachen ver-fügen über eigene Kultursphären. Sollte die helvetische Einzig-artigkeit ausschlaggebend sein, müssten alle Artikel auch in Ro-mantsch veröffentlicht werden. Während die Schweizer Politik eine perfekte Ausgeglichenheit anstrebt – und ich hoffe, dass die «Schweizer Revue» das bei ihren

DankeVor ein paar Tagen hielten wir zum ersten Mal die «Schweizer Revue» in den Händen. Seit Januar dieses Jahres sind wir in Tansa-nia, Ostafrika. Wir finden die Zeitschrift eine gute Sache um ein bisschen mit der Schweiz verbunden zu bleiben. Auch unsere Toch-ter Lea hat sich über die Post aus der Heimat gefreut (siehe Bild).

Beim Anblick des Cervelats auf der «In Kürze»-Seite der letzten Ausgabe lief uns gerade das Wasser im Munde zusammen. Bereits vermissen wir solche Schweizer Köstlichkeiten wie auch Schoko-lade und Fondue. Ein Dankeschön aus Tansania.

FAMILIE HUBER, T ANS ANIA , OS T AFRIKA

Inserat

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Schönste Verkehrsmittel. Ob in der Luft, auf dem Wasser oder auf Schienen: Die neuste Publikation des Schweizer Heimatschutzes, «Die schönsten Verkehrsmittel der Schweiz», lädt zu ganz besonderen Reisen ein. Sei es ein Sessellift, eine Fähre, die dreimotorige Tante Ju oder die Gotthard-Postkutsche – das reich bebilderte Büchlein zeigt die Vielfalt der noch immer bewegten Transportmittel.

Hammetschwandlift am Bürgenstock (NW). Super Constellation.

Furka-Dampfbahn (VS). Gornergrat Bahn (VS).Junkers JU 52.

Dampfschiff auf dem Vierwaldstättersee. Dampfschiffflotte auf dem Genfersee.

Roter Pfeil. Gotthard-Postkutsche.Sesselbahn Weissenstein (SO).

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Wie ist es zum Bankgeheimnis «nach Schweizer Art» gekommen? Zum histori-schen Hintergrund für das Schweizer Ban-kengesetz gibt es zwei Versionen. Bis in die Achtzigerjahre erzählten Bundesräte und Bankpräsidenten den Mythos vom Schutz jüdischer Vermögen vor nationalsozialisti-schem Zugriff. In Tat und Wahrheit waren es Bankenkrisen im eigenen Land und ge-zielte Spitzelaktionen des Auslandes zur Rückführung von in die Schweiz gebrachtem Vermögen. Gerade die teure Rettung der Schweizerischen Volksbank durch den Bund und die bekannt gewordene Spitzeltätigkeit zeigten, dass die Zeit für ein nationales Ban-kengesetz reif war. Das Gesetz wurde im No-vember 1934 im Parlament praktisch ein-stimmig verabschiedet und trat am 1. März 1935 in Kraft.

Steuerbetrug und SteuerhinterziehungDas Bankgeheimnis galt nie in einem absolu-ten Sinn. Wenn immer Rechtsnormen ein Vergehen strafrechtlich ahnden, wenn also ein Straftatbestand vorliegt, kann das Bank-geheimnis aufgehoben werden. Gerade bei Steuerbetrug und kriminellen Vergehen sind die Banken zur Offenlegung von Steuerda-ten und zur Rechtshilfe an die Strafbehör-den verpflichtet. Steuerbetrug liegt vor, wenn ein Steuerpflichtiger bei seiner Steu-erdeklaration falsche oder gefälschte Urkun-den benützt. Doch wenn er einfach die Angabe von Vermögen und Einkünften «ver-gisst»? Dann liegt nach schweizerischem Recht «nur» eine Steuerhinterziehung vor, die ohne ein Strafverfahren geahndet wird. Dank dieser Unterscheidung von Steuerbe-trug und Steuerhinterziehung sind ausländi-sche Steuerzahler mit Vermögen auf unse-ren Banken vor dem Zugriff ausländischer Behörden sicher. Denn bei Steuerhinterzie-hung leistet die Schweiz keine Amts- und Rechtshilfe an das Ausland.

Wie aber wird eine solche Unterscheidung begründet und gerechtfertigt? Wer mit einer

falschen Buchhaltung oder gefälschten Do-kumenten die Steuerbehörde täuscht, legt gemäss dem Zürcher Strafrechts-Professor Martin Killias eine grössere kriminelle Ener-gie an den Tag als jener, der «nur» gewisse Einkünfte nicht angibt. Eine Steuererklä-rung unvollständig auszufüllen, sei deshalb kein Steuerbetrug. Die Steuerbehörden könnten ja alle nötigen Belege einfordern. Es sei sinnvoll, die Steuerhinterziehung in ei-nem administrativen Verfahren mit Geld-busse zu ahnden, nicht aber mit Gefängnis.

«Das Bankgeheimnis ist nicht dazu da, Steuerhinterzieher zu schützen. Es schützt das Menschenrecht auf Privatsphäre», er-klärt der St. Galler Bank-Professor Beat Ber-net. Wer dieses Recht beanspruche, müsse aber «dem Staat geben, was diesem zusteht». Das Bankgeheimnis bleibe «wohl noch einige Zeit einer der wichtigsten Pfeiler unseres Fi-nanzplatzes». Doch die Unterscheidung zwi-schen Steuerbetrug und Steuerhinterzie-hung «werden wir nicht mehr lange in die Zukunft retten können».

Für die «Neue Zürcher Zeitung» ist das Bankgeheimnis der Ausdruck einer «freiheit-lichen Staatsphilosophie, die das Individuum höher wertet als den Staat und Freiwilligkeit höher als Zwang». Und: «Der Schutz der Pri-vatsphäre der Individuen vor allem gegen-über dem Staat ist ein starker Pfeiler dieser Philosophie.» Für den Autor Gerhard Schwarz ist deshalb die Unterscheidung zwi-schen dem «Vergehen» Steuerhinterziehung und dem «Verbrechen» Steuerbetrug eine Philosophie, «die den Bürger respektiert und nicht als Objekt des Staates betrachtet». Steuern zu hinterziehen sei «nicht einfach die Folge von Gier und krimineller Energie, sondern die Reaktion auf eine als unfair emp-fundene Höhe der Steuerbelastung».

Der Wirtschaftsethik-Professor Peter Ulrich hat gegen das Bankgeheimnis nichts einzuwenden, soweit es dem legitimen Schutz der Privatsphäre der Bürger dient. «Zu kritisieren ist aus ethischer Sicht die von der schweizerischen Gesetzgebung gezielt geschaffene Möglichkeit, das Bankgeheim-nis als Steuerhinterziehungs-Geheimnis zu missbrauchen, indem zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung unterschieden wird.» Weil die Schweiz bei hinterzogenen Steuern die internationale Rechtshilfe ver-weigern kann, «offerieren unsere Behörden ausländischem Kapital ein fragwürdiges Fi-nanzasyl». Damit «wildert die Schweiz im Steuersubstrat anderer Länder, und das kos-

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Bankgeheimnis – Wankender Pfeiler am Finanzplatz Für die Eidgenossen ist das Bankgeheimnis sakrosankt. Doch der Druck aus dem Ausland auf Bundesrat und Banken wächst: Unser Land sei eine Steueroase und begünstige die Steuer- hinterziehung. Wie lange noch gibt es diesen Grundpfeiler des Bankenplatzes Schweiz? Von Rolf Ribi

«Es ist offensichtlich, dass eine grosse Lawine auf unser Land zukommt. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Finanzplat-zes Schweiz sind die Risiken gross», mahnte kürzlich Thomas Borer, der frühere Bot-schafter der Eidgenossenschaft in Berlin. Die Schweiz werde «permanent auf das Bankgeheimnis, Steuerhinterziehung und Steuerflucht reduziert».

In der Tat ist in jüngster Zeit allerhand Ungemach auf den Banken- und Steuer-standort Schweiz zugekommen: Deutsch-land wirft der Schweiz nichts weniger als «Beihilfe zur Steuerhinterziehung» für rei-che Bürger mit Vermögen auf hiesigen Ban-ken vor. Die Europäische Union kritisiert unser Land wegen der bevorzugten Besteu-erung internationaler Unternehmen in ein-zelnen Kantonen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung (OECD) verlangt auch von der Schweiz den Austausch von Bankdaten für steuerliche Erhebungen. Die Vereinigten Staaten zwingen unser Land, bei der Besteu-erung von amerikanischen Bürgern mit Wertschriften-Guthaben bei unseren Ban-ken mitzuwirken und die Namen der Bank-kunden zu nennen.

Bankgeheimnis seit 1934Im Kern zielen die Angriffe aus dem Ausland fast immer auf eine helvetische Besonderheit

– das Bankgeheimnis, verankert im Artikel 47 des Bundesgesetzes über die Banken und Sparkassen aus dem Jahr 1934. Dort heisst es sinngemäss: Wer als Mitarbeiter oder Beauf-tragter einer Bank oder einer Revisionsstelle vertrauliche Informationen erhält, darf diese nicht an Dritte weitergeben. Die vorsätzli-che oder fahrlässige Verletzung des Bankge-heimnisses wird «mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder Busse bis zu 50 000 Franken bestraft». Wer sein Vermögen einer Schwei-zer Bank anvertraut, darf somit auf die Ver-schwiegenheit der Bank und ihrer Mitarbei-ter zählen.S

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tet diese jährlich Milliarden an verlorenen Steuereinnahmen». Es gibt nach Professor Ulrich «kein Bürgerrecht auf Steuerhinter-ziehung». Wer in seinem Land Steuern hin-terzieht, «profitiert von den mit Steuern fi-nanzierten öffentlichen Leistungen, ohne seinen fairen Beitrag gemäss seiner Leis-tungsfähigkeit zu zahlen».

Starker Finanzplatz SchweizDie Stärke der Schweizer Banken ist das «Private Banking», also die Vermögensver-waltung für reiche und sehr reiche Personen. Auf Schweizer Banken liegen mehr als 4000 Milliarden Franken (also 4 Billionen Fran-ken) an ausländischen Vermögen. Die Gründe dafür sind die hohe Fachkompetenz und Professionalität der hiesigen Bankiers, das attraktive Angebot an Anlageinstrumen-ten – und die Verschwiegenheit der Banken im Schatten des Bankgeheimnisses. Die Deutsche Bank ging vor einigen Jahren von 70 Prozent nicht deklarierten ausländischen Vermögen in der Schweiz aus. Dies entsprä-che einer Summe von gegen 3000 Milliarden Franken an nicht versteuertem «Schwarz-geld». «Die grosse Mehrheit der auslän-dischen Anleger, die ihr Geld in der Schweiz parkiert haben, umgehen die Steuerpflicht», bestätigte der Privatbankier Konrad Humm-ler. Schweizer Banken sind auch weltweit führend im Offshorebusiness, also über

Steueroasen abgewickelte Geschäfte. Die klassischen Offshorezentren wie die Cayman Islands, Jersey oder die Bahamas er-heben keine oder nur geringe Unterneh-menssteuern, erlauben die Einrichtung von blossen Briefkastenfirmen, kennen ein strik-tes Bankgeheimnis und leisten keine interna-tionale Rechtshilfe. Die weltweit rund 50 Offshorebankzentren leben davon, ausländi-sches Kapital anzulocken und ihm amtlichen Schutz und weitgehende Steuerfreiheit zu gewähren. Gemäss der kritischen Organisa-tion «Erklärung von Bern» werden von der Schweiz aus mehrere Hunderttausend Off-shoregesellschaften verwaltet, «ein grosser Teil davon dient dazu, Steuern zu vermei-den».

Das Bankgeheimnis – ein Lebensnerv un-seres Finanzplatzes? «Ja, absolut», antwor-tete der Bankier Konrad Hummler und spricht von der«strategischen Bedeutung un-seres Bankgeheimnisses». Da ist es kein Wun-der, wenn das Ausland an verschiedenen Fronten gegen die Verschwiegenheit von Schweizer Banken vorgeht.

Quellensteuer für EuropaDie Schweiz hat gegenüber der Europäischen Union mehrfach Hand geboten im Kampf ge-gen Steuerbetrug und Steuerflucht. Unser Land leistet Rechts- und Amtshilfe bei Steu-erbetrug, nicht aber bei der Hinterziehung

direkter Steuern. Ausdruck dafür ist die Teil-nahme Berns an der grenzüberschreitenden Zinsbesteuerung: Die Schweiz erhebt eine Quellensteuer (bis zu 35 Prozent im Jahr 2011) auf den Zinserträgen natürlicher Per-sonen und führt 75 Prozent davon an den Wohnsitzstaat der Anleger zurück. Dabei muss die Schweiz die ausländischen Bank-kunden nicht namentlich nennen. «Das Bankgeheimnis ist für mindestens 15 Jahre be-toniert», frohlockte der damalige Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Im Jahr 2006 hatte die Schweiz aufgrund dieses Abkommens eine halbe Milliarde Franken Zinserträge an EU-Staaten abgelie-fert, letztes Jahr sollen es noch mehr gewe-sen sein. «Viel zu wenig», beklagte der deut-sche Finanzminister Peer Steinbrück und sagte «Steueroasen» wie der Schweiz den Kampf an. Seine Forderung: Ausweitung des Abkommens auf Erträge aus Dividenden, auf weitere Anlagen und auf juristische Perso-nen wie Stiftungen. «Wir sind keine Steuer-oase. Die Zinsbesteuerung mit Brüssel ist langfristig geregelt. Unser Bankgeheimnis ist in verschiedenen Abkommen mit Brüssel ab-gesichert», erklärte Aussenministerin Mi-cheline Calmy-Rey. «Das Abkommen über die Zinsbesteuerung wird die nächste grosse Verhandlungsrunde mit der erweiterten Eu-ropäischen Union nicht überleben», sagt Bank-Professor Beat Bernet voraus.

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Amtskollegen Peer Steinbrück. «Der Schutz der Privatsphäre durch das Bankgeheimnis ist Teil unseres Wertesystems.» Der Magistrat schliesst einen automatischen Informations-austausch von Steuerdaten kategorisch aus, «das Bankgeheimnis werden wir nicht aufge-ben». Unbestritten ist, dass Steuerhinterzie-hung in Deutschland strafbar ist und dass deutsche Steuerflüchtlinge «Gelder in nam-haftem Ausmass in der Schweiz geparkt ha-ben» (so die «Neue Zürcher Zeitung»).

Steuerstreit mit BrüsselSeit einem Jahr gibt es einen Steuerstreit

zwischen der Europäischen Union und der Schweiz. Brüssel kritisiert die Steuernormen einzelner Kantone zugunsten von «mobilen» Kapitalgesellschaften. Konkret geht es um Steuererleichterungen für im Ausland er-wirtschaftete Erträge von Holdinggesell-schaften (die Beteiligungen an anderen Un-ternehmen verwalten), Domizilgesellschaften (eigentliche Briefkastenfirmen) und von Ge-mischten Gesellschaften (ausländische Kon-zerne mit überwiegender Tätigkeit im Aus-land). «Wenn Holdinggesellschaften für im Ausland erzielte Gewinne keine Steuern be-zahlen müssen, sind das unerlaubte Beihilfen, welche den Wettbewerb verzerren», erklärte Michael Reiterer, EU-Botschafter in der Schweiz.

Kein Zweifel – einzelne Kantone sind für hier ansässige Konzerne mit Europageschäft

und für Holdinggesellschaften steuerlich sehr attraktiv. Hierzulande gibt es 20 000 solche Kapitalgesellschaften mit 150 000 Beschäftigen, die jährlich vier Milliarden Franken Steuern zahlen. Der Streitpunkt ist die unterschiedliche Besteuerung von inlän-dischen und im Ausland erzielten Erträgen. Ohne diese steuerlichen Sonderregelungen würde die Schweiz «massiv Steuereinnah-men verlieren», bekannte Gerold Bührer vom Dachverband der Wirtschaft. Bundes-rat Hans-Rudolf Merz ist zu keinen Verhand-lungen mit der Europäischen Kommission bereit. Sein Departement prüft aber «auto-nome» Reformen der Unternehmensbesteu-erung.

Druck aus AmerikaDie Schweiz und ihre Banken gewähren den USA weitreichende Informationen – nicht nur in Fällen von Steuerbetrug. So will es das Doppelbesteuerungsabkommen zwi-schen der Schweiz und den Vereinigten Staaten vom Jahr 2001: Schweizer Banken sind den US-Behörden zur Auskunft ver-pflichtet, wenn amerikanische Staatsbürger auf Schweizer Banken ein Konto haben und amerikanische Wertschriften besitzen. Der Austausch von Informationen und die Amts-hilfe der Schweiz gelten für «Betrugsdelikte und dergleichen», und dazu gehört «die Un-terlassung, richtige und vollständige Unter-lagen zu erstellen». Steuerbetrug und Steu-

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Wenn es um die indirekten Steuern geht, also um die Mehrwertsteuer und die Zölle, ist das Bankgeheimnis praktisch aufgehoben: Im Gegensatz zu den direkten Steuern wird hier nicht nur der Steuerbetrug, sondern auch die Steuerhinterziehung geahndet und Rechtshilfe geleistet. Wenn die Schweiz volle Rechtshilfe bei der Mehrwertsteuer leistet, können etwa deutsche Unternehmer mit ih-ren «schwarzen Kassen» nicht mehr auf den Schutz durch das Schweizer Bankgeheimnis zählen.

Steuerstreit mit DeutschlandAm meisten Emotionen löste in letzter Zeit der Steuerstreit mit Deutschland aus. «Für uns leisten die Schweizer Banken objektiv Beihilfe zur Steuerhinterziehung von deut-schen Bürgern. Da muss man begreifen, dass wir zornig werden», sagte der frühere deut-sche Finanzminister Hans Eichel. Das Bank-geheimnis sei eine «Einladung für Ausländer, Steuern zu hinterziehen». Der deutsche Po-litiker droht der Schweiz bei künftigen bila-teralen Verhandlungen mit der Europäischen Union: «Sie werden sehen, das Bankgeheim-nis, die Zinsbesteuerung und die Koopera-tion der Schweiz in Steuerfragen stehen ganz oben auf der Traktandenliste.»

Ebenso heftig sind die Schweizer Reaktio-nen: «Es ist ungehörig, die Schweiz als Steuer-oase zu bezeichnen», konterte Bundesrat Hans-Rudolf Merz den Vorwurf seines deutschen

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erhinterziehung werden hier gleich behandelt, was dem schweizerischen Recht widerspricht und faktisch das Bankgeheim-nis verletzt.

Warum lässt sich die Schweiz das gefallen? Weil es um die Präsenz unserer Banken auf dem wichtigen Finanzplatz New York geht. Schweizer Banken benötigen einen Vertrag mit der amerikanischen Steuerbehörde, um den Status eines «Qualified Intermediary» zu erhalten. Als solche sind die Banken ver-pflichtet, die Identität ihrer amerikanischen Kunden offenzulegen und auf ihren Wert-schriftenerträgen eine Quellensteuer zu er-heben. «Faktisch haben die Schweizer Ban-ken dem Druck aus den USA nachgegeben. Und da behaupten unsere Bundesräte noch, das Bankgeheimnis sei nicht verhandelbar», erklärte Philippe Lévy, ehemaliger Delegier-ter des Bundesrates für Handelsverträge.

Vor zwei Jahren hatte eine Meldung der «New York Times» in der Schweiz für Aufre-gung gesorgt: Im Zeichen der Terrorbekämp-fung haben das amerikanische Finanzminis-terium und der Geheimdienst CIA Zugang zu Datenbanken des internationalen Zah-lungsverkehrs. Über die in Brüssel ansässige internationale Drehscheibe Swift laufen praktisch alle Zahlungen; auch die der Schweizer Banken. Amerikanische Ermittler gelangen so in den Besitz von Informationen über Bankkunden – auch von Schweizer Bür-gern.

Wo bleibt dabei das schweizerische Bank-geheimnis? Da bestehe keine Gefahr, will das Berner Finanzdepartement beruhigen. Kein Kunde einer Schweizer Bank könne aber er-warten, dass der in unserem Land garantierte Schutz der Privatsphäre auch im Ausland (in diesem Fall in Belgien) gelte. Bankkunden er-halten heute den schriftlichen Hinweis, dass die Banken im grenzüberschreitenden Zah-lungsverkehr deren Namen, Adressen und Kontonummern angeben müssen. Der Zür-cher Bank-Professor Hans Geiger bestätigte: «Der Schutz durch das Bankgeheimnis be-schränkt sich auf Transaktionen innerhalb der Schweiz.» Die Bankkunden müssten aber informiert werden, «dass das Bankgeheimnis im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr nicht mehr greift».

Kritik am Schweizer Bankgeheimnis kommt auch von der Organisation für wirt-schaftliche Zusammenarbeit und Entwick-lung (OECD): «Übertriebene Bankgeheim-nisse und die Weigerung, Informationen über Steuerflüchtlinge bekanntzugeben, sind Relikte früherer Zeiten», sagte Generalsek-retär Angel Gurría auch an die Adresse der Schweiz. «Die Schweiz hält sich nicht an den OECD-Standard für Informationsaustausch, obwohl sie ein Mitgliedstaat ist», kritisierte der frühere deutsche Minister Hans Eichel. Die OECD selber bezeichnet die Schweiz wegen des Bankgeheimnisses als «nicht ko-operatives Land». Doch die Schweiz ist zur

Weitergabe von Informationen nur bereit, wenn es um Tatbestände wie Steuerbetrug geht.

Ein neues Bankgeheimnis?Eines ist sicher: Im Schweizervolk ist das Bankgeheimnis fest verankert. Nach einer Umfrage der Schweizerischen Bankierverei-nigung wollen 81 Prozent der befragten Per-sonen diese Institution beibehalten, auch wenn der internationale Druck als gross empfunden wird. Drei von vier Schweizern erachten es als «wahrscheinlich, dass das Bankgeheimnis in fünf Jahren in seiner heu-tigen Form noch besteht». Der Schutz der Privatsphäre geht den Eidgenossen über al-les: 91 Prozent halten es für richtig, finanzi-elle Daten von Bankkunden gegenüber Drit-ten abzuschirmen.

Der «Schwur» der Eidgenossen auf das Bankgeheimnis ist das Eine, der Druck aus dem Ausland das Andere. Könnte ein neues Bankgeheimnis einen Ausweg bringen? «Wa-rum passt sich die Schweiz nicht den inter-nationalen Gepflogenheiten an und gibt das Bankgeheimnis bei Steuerhinterziehung auf? Dieser Schritt würde auf einen Schlag allen Druck von den Schweizer Banken wegneh-men, und unser Land würde an Renommee gewinnen» (so Stefan Eiselin im «Tages- Anzeiger»).

Für den Wirtschaftsethiker Peter Ulrich sollte sich die Schweiz als weltweit grösster Platz des «Private Banking» für eine faire

Rahmenordnung des internationa-len Steuerwettbewerbes einsetzen. «Die Schweiz wäre längerfristig so-gar der grosse Gewinner einer sol-chen Rahmenordnung ohne Steuer-hinterziehung.» Denn in diesem Fall würden die besseren Bankleis-tungen zählen, welche die Schwei-zer Banken selber als Grund für ihre führende Rolle in der Vermö-gensverwaltung angeben. «Finanz-plätze in Bananenrepubliken, die ausser dem Geheimnis auf Steuer-hinterziehung nichts anzubieten haben, hätten dann das Nach-sehen.»

DOKUMENTATIONPeter Ulrich: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 4. vollständig neu bearbeitete Auflage. Bern/Stuttgart/Wien 2008. Verlag Haupt. Dokumentationszentrum doku-zug

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Einladung zur Generalversammlung 2008 in der Stadt Freiburg

Soliswiss feiert ihren 50. Geburtstag im Rahmen des 86. Auslandschweizerkongresses «Schweiz ohne Grenzen» in Freiburg. Die Generalversammlung ist Teil der Jubiläums-feierlichkeiten.

Wir freuen uns, Sie als unsere Genossenschafterinnen und Genossenschafter am Freitag Mittag, 22. August 2008 zur ordentlichen Generalversamm-lung einzuladen. Sie findet über der Stadt Freiburg im Restau-rant Des Trois Tours in Bour-guillon, www.troistours.ch, statt. Wie es bereits Tradition ist, verbinden wir die General-versammlung mit einer leckeren Mahlzeit: Chefkoch Alain Bäch-ler wird Ihnen während der Versammlung ein Jubiläums-Mittagessen servieren.

Gerne erwarten wir Sie ab 11.45 Uhr im Restaurant

Des Trois Tours an der Route de Bourguillon 15 in 1722 Bourguillon. Den Lageplan sehen Sie auf unserer Website www.soliswiss.ch.

Die Versammlung beginnt pünktlich um 12.15 Uhr und findet nach dem Jubiläums-Dessert um 14.00 Uhr ihren Abschluss.Eine Anmeldung (Brief/Email) ist aus Platzgründen zwingend nötig.

Bern, im Juni 2008Dr. Barbara Rigassi, Präsidentin Dr. Felix Bossert, Direktor

Traktanden der Generalversammlung 2008

1. Erläuterungen zum Jahresbericht 2007

2. Erläuterungen zur Bilanz 2007 und zur Erfolgsrechnung 2007

3. Bericht der Revision

4. Abstimmungen:a) Genehmigung des Jahresberichts 2007b) Genehmigung der Jahresrechnung 2007c) Verwendung des Jahresergebnisses 2007d) Entlastung des Vorstands

5. Wahlen in den Vorstand

6. Wahl der Revisionsstelle

7. Verschiedenes

Erläuterungen zur Generalversammlung finden Sie wie immer auf unserer Website www.soliswiss.ch. Genossenschafterinnen und Genossenschafter können die Unterlagen zudem bei der Geschäftsstelle Soliswiss, Gutenbergstrasse 6, Postfach, CH-3001 Bern oder unter [email protected] anfordern.

Page 13: DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER JUNI 2008 / NR. 3 · Neue Zürcher Zeitung. CHF 48.–, EUR 31.–. SCHWEIZER REVUE Das Buch ist nur auf Deutsch erschienen. Juni 2008 / Nr

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Frührente ohne soziale AbfederungDer Nationalrat erhöht das Rentenalter der Frauen auf 65 Jahre. Gleichzeitig baut er den Spielraum für die Frühpensionierung aus. Allerdings bei voller Rentenkürzung auch für tiefe Löhne. Die Linke droht mit dem Referendum. Von René Lenzin

Bereits ist es vier Jahre her, seit das Volk die 11. Revision der Alters- und Hinterlassenen-versicherung (AHV) mit einem Nein-Stim-men-Anteil von 68 Prozent versenkt hat. Und noch immer ist keine breit abgestützte Neuauflage in Sicht. Zwar hat der National-rat in der Frühjahrssession eine AHV-Re-form verabschiedet. Aber allein schon das Abstimmungsergebnis von 97 zu 89 Stimmen zeigt, wie umstritten das Geschäft immer noch ist.

Insgesamt will der Nationalrat die AHV-Kasse um 800 Millionen Franken pro Jahr entlasten. Die wichtigste Massnahme dazu ist die Angleichung des Rentenalters der Frauen an dasjenige der Männer: Statt mit 64 sollen künftig auch sie mit 65 Jahren in Pension gehen. Diese Massnahme sei ein klei-ner Schritt, um die künftigen Probleme der Altersvorsorge anzugehen, argumentierte die Ratsrechte. Die Überalterung der Gesell-schaft werde der AHV bald finanzielle Eng-pässe bescheren.

Die Ratslinke will das höhere Rentenalter der Frauen jedoch nur akzeptieren, wenn gleichzeitig die Frühpensionierung erleich-tert wird. Sie verlangt, dass Personen mit kleinen und mittleren Einkommen die Rente beim Vorbezug weniger gekürzt wird, als es rein versicherungsmathematisch notwendig wäre. An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Einigkeit herrscht nur darüber, dass es mehr Flexibilität beim Pensionsalter braucht. Künftig sollen alle das Recht haben, ihre Rente ab dem 60. Lebensjahr zu bezie-hen oder bis zum 70. Lebensjahr aufzuschie-ben. Die Mehrheit will aber die Ersparnisse aus dem höheren Rentenalter der Frauen nicht für eine erleichterte Frühpensionie-rung einsetzen, weil das falsche Anreize setze.

Ohne diese soziale Abfederung bleibe der vorzeitige Rentenbezug ein Privileg der Wohlhabenden, entgegnet die Linke. Prak-tisch dieselbe Vorlage habe das Volk bereits 2004 abgelehnt. Bleibe es dabei, werde man

erneut das Referendum ergreifen. Als Joker hält die Linke eine Volksinitiative der Ge-werkschaften in der Hinterhand, die bis zu einem Einkommen von 120 000 Franken eine ungekürzte Rente ab 62 Jahren verlangt. Diese Initiative würde der AHV jährliche Mehrkosten von 1,4 Milliarden bescheren.

Auch Sozialminister Pascal Couchepin be-fürchtet, dass das Volk die Reform des Nati-onalrats ablehnt. Trotzdem stellt er sich ge-gen das Modell der Linken, weil dieses nach dem Giesskannenprinzip funktioniere, von dem zum Beispiel auch seine Frau profitie-ren würde. Couchepin hatte ein Modell vor-geschlagen, das sich an den Ergänzungsleis-tungen orientiert: Nur wer den Bedarf nachweisen kann, erhält finanzielle Unter-stützung für die vorzeitige Pensionierung. Im Nationalrat ist diese Idee jedoch durchgefal-len. Nun liegt es am Ständerat, eine Lösung zu suchen, die sowohl im Parlament als auch beim Volk mehrheitsfähig ist.

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Keine Einbürgerungen an der UrneDreimal Nein: Volk und Stände verwarfen am 1. Juni den Gesundheits- artikel sowie die Einbürgerungs- und die Maulkorb-Initiative.

64 Prozent des Volks und 25 von 26 Kanto-nen haben eine Initiative abgelehnt, die Ur-nenabstimmungen über Einbürgerungen in den Gemeinden wieder zulassen wollte. 70 Prozent und alle Kantone verwarfen einen Verfassungsartikel zur Gesundheitspolitik. Gar 75 Prozent und ebenfalls alle Stände sagten Nein zur Maulkorb-Initiative, welche die Abstimmungsinforma-tion des Bundesrats auf ein Mi-nimum beschränkt hätte.RL

Nein-Stimmen Anteil in den Kantonen in Prozent

■ Einbürgerung■ Gesundheit■ Maulkorb

ZH 60.7%-59.4-72.2

BE 63.3%-67.7-76.9LU 55.7%-60.5-73.8

UR 53.5%-67.1-69.7

SZ 40.1%-56.9-59.1

OW 52.9%-61.9-69.0NW 50.9%-55.4-67.7

GL 51.1%-74.1-68.3

ZG 55.7%-60.8-72.0

FR 73.0%-75.9-79.9

SO 58.6%-65.4-73.7

BS 71.5%-70.4-77.5

BL 64.8%-70.9-75.5

SH 57.2%-72.5-69.2

GR 65.0%-65.8-76.9

AG 53.2%-60.2-69.2TG 51.1%-61.6-67.9

AR 57.4%-65.5-71.4AI 51.7%-68.5-66.3

SG 51.7%-58.0-68.5

NE 82.0%-82.7-83.8

GE 82.1%-89.1-85.7

JU 80.2%-87.4-86.1

TI 57.8%-79.7-65.8

VD 81.0%-89.1-86.3

VS 75.0%-81.1-82.4

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14 A U S D E M B U N D E S H A U S

Schweizerische Altersrente: früh-zeitig den Renten-bezug anmelden

Zwei Faktoren bestimmen, wo Auslandschweizerinnen und -schweizer ihren AHV-Rentenbezug anzumelden haben: der Wohnsitz sowie dieVersicherteneigenschaft.

Zur Versicherteneigenschaft: Auslandschweizerinnen und

-schweizer, die bei der freiwilli-gen Alters- und Hinterlassenen-versicherung (AHV) versichert sind, müssen nichts unterneh-men. Die Schweizerische Aus-gleichskasse (SAK) in Genf informiert sie einige Monate, bevor sie das gesetzliche Ren-tenalter erreichen, über das wei-tere Vorgehen zum Bezug einer schweizerischen Altersrente.

Auslandschweizer, die nicht oder nicht mehr bei der freiwil-ligen AHV versichert sind, jedoch früher während mindes-tens einem Jahr Beiträge an die obligatorische oder freiwillige AHV entrichtet haben, werden nicht automatisch benachrich-tigt. In diesem Fall ist so vor-zugehen:

1. Bei Wohnsitz in einem EU-* oder EFTA-Staat (Island, Liechtenstein, Norwegen) ist das Leistungsgesuch beim zuständigen Sozialversiche-rungsträger des Wohnsitz-landes einzureichen. Ausland-schweizerinnen und -schweizer, die nie der Sozialversicherung an ihrem gegenwärtigen auslän-dischen Wohnsitz unterstellt waren, müssen das Leistungsge-such beim zuständigen Sozial-versicherungsträger ihres letz-ten Wohnsitzstaates einreichen.

Auslandschweizerinnen und -schweizer, die nur der AHV unterstellt waren, müssen die Anmeldeformulare für eine Altersrente direkt bei der SAK

in Genf verlangen. Dabei ha-ben sie zu vermerken, dass sie nie in einem EU-/EFTA-Staat versichert waren.

2. Bei Wohnsitz ausserhalb der EU/EFTA, ist die Schweizeri-sche Ausgleichskasse in Genf zuständig. Sie gibt die erfor-derlichen Formulare ab. Lands-leute, die nie in einem EU-/EFTA-Staat versichert waren, sollten dies bei ihrer Anfrage angeben.

Gegenwärtig liegt das or-dentliche Rentenalter für Männer bei 65 Jahren. Für Frauen beginnt der Anspruch auf eine Altersrente nach dem zurückgelegten 64. Altersjahr. Es ist ratsam, das Gesuch für eine Altersrente frühzeitig ein-zureichen, etwa sechs Monate vor Erreichen des Rentenalters.

Weitere Auskünfte erteilt die SAK in Genf:

www.zas.admin.ch/cdc/cnc3/cdc.php?pagid=31&lang=de&do=noheader

Wenn es mal so weit ist…Die SAK in Genf berechnet die AHV-Leistungen in Schweizer Franken. Als Leistungsempfän-ger können Sie wählen, wohin Ihre Altersrente ausbezahlt werden soll, ob in die Schweiz oder ins Ausland. Die Alters-rente wird in der Regel in der entsprechenden Landeswäh-rung ausbezahlt. Die mit der Überweisung verbundenen Spesen bis zur Empfängerbank gehen zu Lasten der SAK. Weder die SAK noch die Kor-respondenzbank ziehen Ge-bühren oder Kommissionen aus dem Überweisungsbetrag ab.

*Mitgliedstaaten der EU: Belgien, Däne-mark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grossbritan-nien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Öster-reich, Polen, Portugal, Schweden, Slo-wakei, Slowenien, Spanien, Tschechi-sche Republik, Ungarn, Zypern. Die Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf Bulgarien und Rumänien ist noch nicht in Kraft. Das Schweizer Parlament wird über das entsprechende Zusatzpro-tokoll II im Sommer 2008 befi nden.

«Der Bund kurz erklärt 2008»Die Bundeskanzlei hat im April die Broschüre «Der Bund kurz erklärt 2008» in den vier Landessprachen sowie in Englisch herausgegeben. Sie ist in diesem Jahr konzep-tionell überarbeitet und modernisiert worden und ist kostenlos erhältlich.

Die von der Bundeskanzlei pu-blizierte Broschüre erfreut sich grosser Beliebtheit. Dieses Jahr wurde die Aufl age leicht er-höht und liegt jetzt bei 243 000 Exemplaren.

«Der Bund kurz erklärt 2008» umfasst 80 Seiten. Als Einstieg in die Broschüre wird jeweils ein Interview mit der gegenwärtigen Bundespräsi-dentin oder dem Bundespräsi-denten geführt. Dieses Jahr wurde Bundespräsident Pascal Couchepin befragt. Die Fragen hat Henry Habegger von der Bundeshausredaktion des «Blicks» gestellt.

ersichtlich, wann diese gewählt wurden und welchen Kommis-sionen sie angehören. Auf ver-ständliche Art wird ausserdem dargestellt, wie ein neues Ge-setz entsteht. Ferner werden die Aufgaben verschiedener Behörden beschrieben: des Bundesrates, der Departe-mente und Bundesämter, der Parlamentsdienste, der Bun-deskanzlei, des Bundesgerichts, des Bundesverwaltungs- und des Bundesstrafgerichts. Die Fotos der diesjährigen Ausgabe stammen von Roland Tännler aus Zürich.

Die Broschüre kann kosten-los bezogen werden bei:Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL), Vertrieb Publikationen, CH-3003 BernFax: +41 (0)31 325 50 58Internet:

www.bbl.admin.ch/bundespublikationen

«Aus dem Bundeshaus» – FackelübergabeGabriela Brodbeck zeichnet seit Herbst 2002 für die Seiten «Aus dem Bundeshaus» verant-wortlich. Ihre vielseitigen, informativen Beiträge zu The-men wie Sozialversicherungen, politische Rechte, schweizeri-sche Reisedokumente etc. erschienen in über 30 Ausga-ben der «Schweizer Revue». Gabriela Brodbeck verlässt im Sommer das Eidgenössi-sche Departement für aus-wärtige Angelegenheiten,

um sich berufl ich neuen Her-ausforderungen zuzuwenden. Wir danken ihr an dieser Stelle bestens für ihren Einsatz zu-gunsten der Auslandschweize-rinnen und -schweizer und der «Schweizer Revue» und wün-schen ihr für die Zukunft alles Gute.

Die Seiten «Aus dem Bun-deshaus» werden bis auf weite-S

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FackelübergabeGabriela Brodbeck zeichnet seit Herbst 2002 für die Seiten «Aus dem Bundeshaus» verant-wortlich. Ihre vielseitigen, informativen Beiträge zu The-men wie Sozialversicherungen, politische Rechte, schweizeri-sche Reisedokumente etc. erschienen in über 30 Ausga-ben der «Schweizer Revue». Gabriela Brodbeck verlässt

um sich berufl ich neuen Her-Die Broschüre gibt einen ge-

schichtlichen Überblick über die Schweiz und zeigt auf, wie die Schweiz politisch organi-siert ist, welche Volksrechte ausgeübt werden können und wie sich National- und Stände-rat zusammensetzen. Wie im-mer sind die Ratsmitglieder im Bild festgehalten. Es wird auch

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res durch Frau Rahel Schwei-zer redigiert. Rahel Schweizer arbeitet seit 1992 beim Eidge-nössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und hat in Toronto, Kopen-hagen, Luxemburg und Hong-kong konsularische Erfahrun-gen gesammelt. Seit 2004 arbeitet sie in Bern, zuerst in der Sektion Konsularischer Schutz, seit Dezember 2006 als stellvertretende Chefin des Auslandschweizerdienstes.

Mehrfachzustellun-gen verhindern!Die «Schweizer Revue» wird jeder erwachsenen, bei einer schweizerischen Vertretung im Ausland angemeldeten Person kostenlos zugestellt. Haushalte mit mehreren Personen erhalten die Zeit-schrift deshalb mehrfach. Dies wirkt sich spürbar auf die Kosten aus.

Die «Schweizer Revue» infor-miert vor allem über wichtige politische Ereignisse und Ent-wicklungen in der Schweiz. Die Seiten «Aus dem Bundeshaus» enthalten wesentliche Erläu-terungen über Gesetzesände-rungen sowie Rechte und Pflichten, die Auslandschwei-zerinnen und -schweizer direkt interessieren und angehen. Fer-ner werden Termine über eid-genössische Abstimmungen

und Wahlen veröffentlicht. Seit 2003 hat die «Schweizer Revue» einen Internet-Auftritt und seit Januar 2007 werden unter der Rubrik «Regionales» auch alle Regionalteile elektronisch aufgeschaltet: www.revue.ch

Wie können Sie Mehrfach-zustellungen verhindern und mithelfen Kosten zu sparen?Senden Sie den ausgefüllten Talon (siehe unten) bitte mit Ihrer Unterschrift an Ihre zu-ständige Schweizer Botschaft oder Ihr zuständiges Schweizer Generalkonsulat im Ausland. Sie können diese Behörden auch auf elektronischem Weg über den Verzicht einer indivi-duellen Zustellung informie-ren: www.eda.admin.ch/eda/de/home/reps.html

Mehr Sicherheit und Ökologie im schwei-zerischen Strassen-verkehr, Offroader stoppen

Am 27. Februar 2007 hat der politisch neutrale Verein «Für menschenfreundlichere Fahrzeuge» die gleichnamige eidgenössische Volksinitiative lanciert. Die Initiative bezweckt eine Änderung von Artikel 82 der schweizerischen Bundesverfas-

sung (BV). Dieser Artikel re-gelt den Strassenverkehr und soll neu durch einen Buchsta-ben a ergänzt werden.

Die Initiative hat folgende Ziele: Der Bund wird beauf-tragt, Massnahmen für sichere und umweltfreundlichere Mo-torfahrzeuge zu erlassen. Bei der Zulassung der Fahrzeuge soll inskünftig die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer stärker beachtet werden. Ausserdem soll mehr Gewicht auf die Zulassung von umweltfreund-lichen Fahrzeugen gelegt wer-den. Der Bund setzt dafür Emissionsgrenzwerte für Mo-torfahrzeuge der unterschied-lichen Fahrzeugkategorien fest.Der Bund hat ferner diese Vor-schriften und Grenzwerte regelmässig dem technischen Fortschritt und den neuen Erkenntnissen anzupassen.Motorfahrzeuge, die vor dem Inkrafttreten des neuen Arti-kels oder im Ausland zugelas-sen wurden, dürfen in der Schweiz weiterhin verkehren. Personenwagen, die die Ver-kehrssicherheit übermässig ge-

fährden oder die Umwelt mas-siv belasten, jedoch für bestimmte Einsatzzwecke unabdingbar sind, sollen aus-nahmsweise zugelassen sein (z.B. Offroader in Landwirt-schafts-, Handwerker- oder Forstbetrieben).

Mit der Einführung des neuen Buchstabens a soll auch Artikel 197 der Übergangsbe-stimmungen der BV durch eine neue Ziffer 8 ergänzt werden. Die neue Übergangsbestim-mung soll garantieren, dass die Initiative vom Parlament umgesetzt wird und enthält ge-wisse Eckwerte für deren Umsetzung.

Sollten die Ausführungsge-setze zum neuen Verfassungs-artikel 82 a nicht innert zwei Jahren nach der Annahme durch Volk und Stände in Kraft getreten sein, hat der Bundes-rat die nötigen Ausführungs-bestimmungen vorübergehend auf dem Verordnungsweg zu erlassen.

Sie können die Initiative noch bis 27. August 2008 unterschreiben.

VOLKSINITIATIVENSeit der letzten Ausgabe sind folgende Volksinitiativen lanciert worden:■ «Für Geldspiele im Dienste des Gemeinwohls», bis 22. Oktober 2009■ «Für die Stärkung der Volksrechte in der Aussenpolitik

(Staatsverträge vors Volk)», bis 4. September 2009

Unter der Seite www.admin.ch/ch/d/pore/vi/vis_1_3_1_1.html können Sie die Unterschriftenbogen der hängigen Initiativen herunterladen.

Inserat

VERANT WOR TLIC H FÜR DIE AMTLIC HEN MITTEIL UNGEN DES EDA:G ABRIEL A BRODBEC K, AUSL ANDSC HWEIZERDIENS T/EDA , BUNDESG ASSE 32, C H-3003 BERN; TELEF ON: +41 31 324 23 98; TELEFAX: +41 31 324 23 60WWW.EDA .ADMIN.C H/ASD; PA6-AUSL ANDC H@EDA .ADMIN.C H

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MEHRFACHZUSTELLUNGEN DER «SCHWEIZER REVUE» VERHINDERN!Ich habe Zugang zur «Schweizer Revue» eines Familienmitgliedes und verzichte daher auf die individuelle Zustellung.

NameVornameGeburtsdatumAdresse

Unterschrift

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16 K U N S T D E N K M A L

Das Bourbaki Panorama erstrahlt im neuen GlanzEdouard Castres’ Riesengemälde im Luzerner Panorama fristete viele Jahre ein Mauerblümchendasein und war dem Vermodern nahe, als es Ende der Siebzigerjahre endlich zum Kunstdenkmal von nationaler Bedeutung erklärt und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Nach der Restauration strahlt es nun wieder in neuem Glanz. Von Heinz Eckert

In den frühen Morgenstunden des 1. Februar 1871 und am folgenden Tag überschritten ins-gesamt 87 847 französische Soldaten, darun-ter 2467 Offiziere mit 11 000 Pferden, 11 150 Transportwagen, 285 Kanonen, 72 000 Ge-wehren und 64 000 Bajonetten an vier Über-gängen im Jura die Schweizer Grenze. Allein im kleinen Les Verrières kamen über 33 500 Soldaten und in Sainte-Croix, Jougne und Saint-Cergues im Waadtländer Jura bei viel Schnee und grosser Kälte weitere 54 000 Mann in die Schweiz.

Miserabel ausgerüstet und durch Hunger und Kälte geschwächt, suchte die französi-sche Ostarmee unter General Bourbaki un-mittelbar nach der Unterzeichnung der Übertrittskonvention und kurz vor dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs in der Schweiz Schutz vor den deutschen Geg-nern. Die Franzosen sahen sich damals vor die Wahl gestellt, entweder weiter zu kämp-fen oder sich den Deutschen zu ergeben. Bourbakis Nachfolger, General Clinchant, suchte deshalb in der Schweiz um Asyl für seine entkräfteten und kranken Soldaten. Damit fand für die französischen Soldaten ein sinnloses Gemetzel in der Schweiz ein vorzeitiges Ende. Für den Empfang der ge-demütigten Truppe wurden 3000 Schweizer Soldaten in den Jura aufgeboten.

Von Les Verrières wurden die Entwaffne-ten ohne Begleitung nach Fleurier geschickt, wo sie von Walliser Truppen erwartet wur-den. Für den Weitertransport sorgten die Rotkreuzzüge. Mehr als 48 Stunden lang er-gossen sich die nicht enden wollenden Ko-lonnen der Bourbaki-Armee in die Schweiz.Mit Ausnahme des Tessins wurden die Inter-nierten auf sämtliche Kantone aufgeteilt.

Edouard Castres war damals ein bekann-ter Genfer Maler, der zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges sein Atelier aufgab und sich beim französischen Roten Kreuz als Helfer meldete. Castres wurde mit der Bour-baki-Armee in die Schweiz abgetrieben und damit Zeuge des Kriegselends. Tief beein-

druckt von den Greueln des Krieges begab sich Edouard Castres nach Kriegsende wie-der nach Paris, wo er seine gesammelten Ein-drücke malerisch umsetzte. Bald darauf erhielt Castres von einem belgischen Pano-rama-Unternehmen den Auftrag, ein Rund-gemälde über die Kapitulation der Bourbaki-Soldaten im Schweizer Jura zu malen.

Mit Hilfe einer Gruppe hervorragender Künstler – unter ihnen befand sich auch Fer-dinand Hodler – malte Castres schliesslich 1881 das Rundgemälde von 14 Metern Höhe und 112 Metern Umfang. Am 24. September 1881 wurde das Panorama in Genf eröffnet.

Während acht Jahren, von 1881 bis 1889, wurde das Bourbaki Panorama in Genf ge-zeigt. Dann kamen die Besucher spärlicher,

und Benjamin Henneberg, der das Panorama in der Zwischenzeit der belgischen Firma ab-gekauft hatte, entschloss sich, das Rundbild einem neuen Publikum zuzuführen. Dass die Wahl für den Bau eines neuen Panoramas auf Luzern fiel, hängt einerseits mit der damals steigenden Bedeutung der Innerschweizer Metropole im internationalen Tourismus zu-sammen, andererseits wurde dort im Hin-blick auf die 500-Jahr-Feier der Schlacht bei Sempach im Jahr 1885 schon lange der Bau eines Schlachten-Panoramas geplant. Als Standort fiel der Entscheid auf das Luzerner Weyquartier unweit der Hofkirche und des Sees.

Bis 1925 blieb das Luzerner Panorama im Besitz des Genfers Henneberger. Dann

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Das Kulturzentrum Panorama.

Der Einzug der geschlagenen Bourbaki-Armee in Les Verrières: Das Gemälde von Eduard Castres ist ein Kunstdenk

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wurde der ganze Gebäudekomplex an ein Lu-zerner Transportunternehmen verkauft, das eigentlich nicht daran dachte, den Pano-rama-Betrieb aufrechtzuerhalten. Im Ge-genteil: Im grossen Gebäude sollte eine Au-togarage eingerichtet werden. Da das 1100 Quadratmeter grosse Gemälde von Edouard Castres zu dieser Zeit aber immer noch eine Touristenattraktion war und nach wie vor für Einnahmen sorgte, wurde nur das Erdge-schoss umgebaut. Dabei wurde Castres’ Ge-mälde erstmals von unten her beschnitten und hochgezogen. 1949 wurde die Garage um ein Stockwerk vergrössert und das Pano-rama-Bild zugunsten eines Ersatzteillagers nochmals verkleinert: Stimmungsvoller Him-mel und viel Boden sind für immer verloren

gegangen. Für die Besitzer des Panoramas wurde die Liegenschaft an bester Geschäfts-lage Luzerns zusehends zur Belastung. Einer-seits hätte das Grundstück mehrmals zu hohen Preisen verkauft werden können, andererseits reichten die Einnahmen aus den Eintritten bei weitem nicht für eine dringend notwendige Renovation des Gebäudes und des Rundgemäldes. Castres’ Kunstwerk wird durch ein Glasdach vom Tageslicht beleuch-tet. Da Temperaturschwankungen das Glas immer wieder zerspringen liessen, hatte das eintretende Regenwasser hässliche Streifen und Flecken auf dem Bild hinterlassen, und die Leinwand ist im Lauf der Jahrzehnte brü-chig und löchrig geworden.

1979 wurde schliesslich ein «Verein zur Er-

haltung des Bourbaki Panoramas» gegrün-det, dem es gelang, die Öffentlichkeit für das «einzigartige geschichtliche Dokument» zu sensibilisieren. Mit einem A-fonds-perdu- Beitrag der Stadt Luzern von einer Million Franken und einem zinslosen Darlehen von einer weiteren Million konnte der Verein die Liegenschaft erwerben und das Rundge-mälde rudimentär restaurieren lassen. Noch 1991 wurde angenommen, dass das Bild zur Restaurierung demontiert werden könne. Sein damaliger Zustand machte dies jedoch unmöglich, eine Auslagerung kam deshalb nicht in Frage. Nationale und internationale Fachleute hatten sich zudem für den Erhalt von Rotunde und Rundgemälde als Ganzes ausgesprochen.

Nachdem das ambitionierte Projekt eines Neubaus des Panorama-Gebäudes, das Cast-res’ Bild zum Mittelpunkt eines neuen Kunst-museums machen wollte, 1991 an Geldman-gel gestorben war, konkretisierte sich 1994 eine neue Lösung: Die Luzerner Stadtbiblio-thek mit der Zentralstelle des Bibliotheks-verbandes, für die schon seit langer Zeit ein neuer Standort gesucht wurde, sollte im voll-ständig sanierten Panorama-Gebäude zu-sammen mit dem Panorama-Gemälde, einem kleinen Panorama-Museum und den bisher für alternative Produktionen genutzten Räu-men des «Kulturpanoramas» eine neue Hei-mat finden. So würde Luzern für 20 Millio-nen Franken ein neues kulturelles Zentrum erhalten, das allerdings eigenwirtschaftlich funktionieren sollte, das heisst, die laufenden Kosten müssten über Mieteinnahmen aus Räumlichkeiten im Erdgeschoss bestritten werden.

Das Luzerner Stimmvolk sagte Ja zu einem Kredit von 14 Millionen Franken; für die restlichen 6 Millionen Franken sorgten Gön-ner. Zwischen 1996 und 2004 wurde das Ge-bäude rundum saniert und das Rundgemälde restauriert. Anfang März dieses Jahres wurde auch der Vorplatz fertig erstellt, und das neue Panorama konnte eingeweiht werden.

Kriegsdrama: Details aus dem Bourbaki-Rundbild.

mal von nationaler und internationaler Bedeutung.

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Der Auslandschwei-zerrat (ASR) lässt seine Stimme hören Das «Parlament der Fünften Schweiz» ist am 12. April im Rathaus von Bern zu seiner Frühlingssitzung zusammen-gekommen. Dabei kamen Themen zur Sprache wie die politische Vertretung der Auslandschweizer sowie die Herausforderungen, welche die ASO unter der Ägide ihres neuen ASO-Präsidenten Jacques-Simon Eggly zu bewältigen hat.

Jacques-Simon Eggly, seit Au-gust 2007 an der Spitze der ASO, erklärte die Stossrich-tung, die er der Organisation unter seiner Präsidentschaft geben will. Vor dem Hinter-grund der Rolle der ASO be-tonte er die Wichtigkeit der politischen Neutralität.

Während die Zahl der Aus-landschweizer von Jahr zu Jahr zunimmt, ist das EDA gleich-zeitig einem enormen Druck zur Reduzierung seiner Ausga-ben ausgesetzt. Der ASR ist sich dieser Situation wohl be-wusst, gleichzeitig aber auch besorgt über die Schliessung verschiedener Berufskonsulate. Die ASO erachtet es als wün-schenswert, dass im Falle einer nicht zu vermeidenden Konsu-latsschliessung als Kompensa-tion ein vom EDA und von der lokalen Schweizergemeinde unterstützter Schweizer Hono-rarkonsul eingesetzt wird.

Zukunft der Schweizer SchulenDie Finanzierung der Schwei-zer Schulen im Ausland gab Anlass zu einer unmissver-ständlichen Stellungnahme der ASR-Mitglieder in Form einer Resolution. Der ASR sieht die Existenz der Schweizer Schu-len im Ausland gefährdet, wenn

die Bundesbeiträge, welche die eidgenössischen Räte im letz-ten Dezember bewilligt haben, wieder reduziert würden. Die ASO protestiert in aller Form gegen dieses Vorgehen; stellt es doch eine Missachtung des Willens des Parlaments dar, das eine Finanzierung in der Höhe von 20 Millionen Fran-ken beschlossen hatte. Direkte Vertretung der Fünften SchweizDer ASR diskutierte eine Mo-tion und eine parlamentarische Initiative, die im Juni 2007 zum Thema der direkten Vertre-tung der Fünften Schweiz im eidgenössischen Parlament ein-gereicht wurden. Nationalrat Carlo Sommaruga (SP/GE) erläuterte seine parlamenta-rische Initiative, welche eine direkte Vertretung der Aus-landschweizer sowohl im Nati-

onal- wie auch im Ständerat vorsieht. Die ASO hat den An-trag gestellt, von der prüfenden Kommission angehört zu wer-den. Der Standpunkt des ASR basiert auf den Besonderheiten unseres Landes: dem System der direkten Demokratie, in welchem die Bürger häufig zur Urne gebeten werden, sowie der föderalistischen Struktur, wo jeder Bürger in seinem Kan-ton abstimmt oder wählt (was auch für die Auslandschweizer gilt). Aus diesem Grund hat sich der ASR dazu entschlos-sen, das Schwergewicht auf die Intensivierung der Zusammen-arbeit zwischen EDA und ASO, auf die erhöhte Präsenz und Sichtbarkeit der Ausland-schweizer, die Förderung der politischen Beteiligung der ein-zelnen Auslandschweizer sowie auf verstärkte Einflussnahme (Parlamentarische Gruppe

Auslandschweizer, ASR, Stimmbeteiligung der Ausland-schweizer) zu legen. Sitzverteilung im Ausland-schweizerrat – NeuregelungDie Sitzverteilung im Ausland-schweizerrat wurde 1989 letzt-mals überprüft. Seitdem sind mehrfach punktuelle Retouchen vorgenommen worden. Anpas-sungen sind nun wieder notwen-dig geworden, weil die Bundes-feier-Spende/Pro Patria und die Neue Helvetische Gesellschaft auf eine weitere Vertretung im ASR verzichtet haben.

Im Zuge der Neubestellung des Rates für die Amtsperiode ab 2009 soll der Rat verkleinert und der Anteil an Ausland-schweizern verstärkt werden. Alle Ratsmitglieder sollen künf-tig den gleichen Status haben. Daraus werden folgende Eck-werte der Revision abgeleitet:

■ Aufhebung des Instituts der Stellvertretung ■ Fixer Gesamtbestand von 140 Mitgliedern ■ Verhältnis von Ausland zu Inland 6:1 (120 Auslandsmit-glieder, 20 Inlandsmitglieder) ■ Verhältnis von Europa zu Übersee 1:1 (60 Europa, 60 Übersee)

Wahl eines weiteren VorstandsmitgliedsBei der Wahl eines neuen Vorstandsmitglieds der ASO konnte der Rat zwischen zwei aktiven Politikern auswählen: Nationalrätin Thérèse Meyer-Kaelin (CVP) und Nationalrat Hans Kaufmann (SVP) stellten sich zur Wahl. Gewählt wurde Thérèse Meyer-Kaelin, die Gründungspräsidentin der Parlamentarischen Gruppe Auslandschweizer.

Mit dem Swiss Club of Northern Nevada hat die grosse Familie der Schweizervereine ein neues Mitglied erhalten. … tagte der Auslandschweizerrat.

Im Berner Rathaus …

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Auslandschweizer-Kongress 2008: vom 22. bis 24. August in Freiburg Welche Erfahrungen machen Auslandschweizer mit der Personenfreizügigkeit? Wie reagieren sie auf den Schwei-zer Beitritt zum Schengen-raum? Wie sehen sie die schweizerische Debatte von aussen? Der 86. Ausland-schweizer-Kongress ist diesen aktuellen Fragen gewidmet und trägt den Titel «Schweiz ohne Grenzen?». Er findet vom22. bis 24. August im Kon-gresszentrum Freiburg statt.

Für den 86. Auslandschweizer-Kongress erwartet die Ausland-schweizer-Organisation (ASO) wiederum mehrere Hundert Teilnehmer aus der ganzen Welt. Bundesrat Moritz Leuen-berger wird an der Plenarver-sammlung vom Samstag als Ehrengast präsent sein und ein Referat an die Kongressteilneh-mer richten. Danach wird er auch Fragen jugendlicher Aus-landschweizer beantworten. Tagungsort ist das Kongress-zentrum Forum Fribourg (www.forum-fribourg.ch).

Der Schweizer Beitritt zum Schengenraum bewegt die Fünfte Schweiz. Was wird aus der Schweiz, wenn sich ihre Grenzen auflösen, beziehungs-weise dort die Personenkont-rollen wegfallen? Was, wenn sie sich von Europa isolieren sollte? Die definitive Einfüh-rung der Personenfreizügigkeit unterliegt nämlich dem fakul-tativen Referendum. Die rund 670 000 im Ausland residieren-den Schweizer sehen gebannt auf die Entwicklungen in ihrer Heimat. Grenzübergänge, Fremdsein, Stellensuche als Ausländer – all dies sind The-men, welche die Kongressteil-nehmer aus eigener Erfahrung

AUSLANDSCHWEIZER-ORGANISATION Unsere Dienstleistungen:■ Rechtsdienst■ Jugenddienst■ AJAS Der Verein zur Förderung der Ausbildung junger Auslandschweizer■ KSA Das Komitee für Schweizer Schulen im Ausland■ SJAS Die Stiftung für junge AuslandschweizerAuslandschweizer-Organisation, Alpenstrasse 26, CH–3006 Bern Telefon +41 31 356 61 00, Fax. +41 31 356 61 01, www.aso.ch

kennen. Die Zukunft ihrer Heimat berührt sie, ob sie nun selber im Schengenraum leben oder ausserhalb. Am diesjähri-gen Kongress werden Fachleute über Hintergründe des Schen-gener Abkommens und der Personenfreizügigkeit debattie-ren, Auslandschweizer werden ihre Erfahrungen einbringen und in den drei Workshops Antworten auf ihre Fragen er-halten.

Die Migrationsgeschichte des Kantons Freiburg macht den diesjährigen Tagungsort zusätz-lich interessant: Im Jahr 1818 reisten gut 300 Familien aus dem damals hungernden Kan-ton, um in Brasilien eine neue Heimat aufzubauen. Im Bun-desstaat Rio de Janeiro gründe-ten sie die heute 180 000 Ein-wohner zählende Stadt Nova Friburgo. Eine eindrückliche Fotoausstellung am Ausland-schweizer-Kongress zeigt An-sichten aus der neuen Heimat dieser Schweizer Auswanderer.

Aus organisatorischen Grün-den läuft die Anmeldefrist für den Kongress Ende Juni ab. Auf www.aso.ch finden Sie alle Un-terlagen, inkl. Anmeldeformular.

Jugendseminar zum Auslandschweizer-KongressAm Auslandschweizer-Kon-gress vom 22. bis 24. August informieren sich die Ausland-schweizer über die Stellung der Schweiz in Europa. Das Verhältnis zur EU hat sich in den letzten Jahren verändert und es stehen spannende und aktuelle Themen wie die Ausweitung der Personenfrei-zügigkeit bevor. Gibt es in Zukunft eine Schweiz ohne Grenzen?

Die jungen Auslandschweizer sind sehr oft in verschiedenen Welten zu Hause. Viele sind im Ausland als Schweizer geboren.

Es sind vor allem die Jugendli-chen in Europa, die von der Personenfreizügigkeit profitie-ren. Sie können sich irgendwo in Europa eine Stelle suchen oder sich ausbilden lassen. Mo-bilität ist für die junge Genera-tion eine Selbstverständlich-keit.

Dank den bilateralen Ab-kommen sind Schweizer in Europa ebenso mobil wie EU-Bürger. Was sind die Erfah-rungen von jungen Ausland-schweizern in Europa? Welche Erfahrungen machen junge Auslandschweizer ausserhalb Europas mit dem Thema Mo-bilität? Die Jugend kann sich am Auslandschweizer-Kongress äussern.

Das Jugendseminar «Schweiz ohne Grenzen?» beginnt be-reits am 17. August in Bern, wo die Teilnehmer ihre Schweizer Gastfamilien treffen. Die ASO führt die Auslandschweizer von Montag bis Donnerstag in das Thema: «Schweiz und Europa» ein. Die Jugendlichen erhalten Informationen zur Europapoli-tik der Schweiz, besuchen Workshops zur europäischen Zusammenarbeit und debattie-ren mit Befürwortern und Gegnern über eine Öffnung der Schweiz gegenüber Europa.

Ein attraktives Rahmenpro-gramm sorgt für Abwechslung und Auflockerung. Es ist der ASO ein Anliegen, dass die Ju-gendlichen die Städte Bern und Freiburg kennenlernen.

Am Auslandschweizer-Kon-gress in Freiburg nehmen die Jugendlichen schliesslich aktiv teil. Bundesrat Moritz Leuen-berger nimmt sich Zeit für die Jugend und wird deren Fragen beantworten. Gemeinsam übernachtet die Gruppe die letzten Tage in der Jugendher-berge in Freiburg. Junge Aus-landschweizer aus aller Welt sind an diesem lehrreichen und unterhaltsamen Seminar will-kommen.S

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Der nächste Auslandschweizer-Kongress findet im schönen Freiburg statt.

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Ein Tessiner verbindet Europa mit AfrikaSpanien und Marokko träumen von einem Eisenbahntunnel durch die Meer- enge von Gibraltar. An der Spitze des internationalen Konsortiums, das dafür eine Machbarkeitsstudie erstellt, steht der Tessiner Ingenieur Giovanni Lombardi. Seine Erkenntnis: Trotz geringer Distanz zwischen Afrika und Europa ist es ein langer Weg bis zum Ziel. Und: Der kürzeste Weg ist nicht immer der beste. Von René Lenzin

«Wir müssen akzeptieren, dass wir in einer nur teilweise voraussehbaren Welt leben und dass immer Unvorhergesehenes auf uns zu-kommen wird.» Das sagte Giovanni Lom-bardi, als sein Ingenieurbüro im Oktober 2005 das 50-jährige Jubiläum feiern konnte. Für sein jüngstes Projekt trifft diese Aussage gleich doppelt zu. Der 82-jährige Tessiner plant nichts weniger als eine unterirdische – oder genauer: unterseeische – Verkehrsver-bindung zwischen Spanien und Marokko. Zu den immensen Unwägbarkeiten der Geolo-gie gesellen sich dabei auch noch diejenigen der Politik. Der Eisenbahntunnel zwischen zwei Kontinenten weckt zwar Begeisterung und Träume. Aber beidseits der Meerenge von Gibraltar gibt es auch kritische Stimmen zu hören.

Daher ist alles andere als gewiss, dass der-einst wirklich Züge von Afrika nach Europa verkehren werden. Aber selbst wenn der Tunnel an geologischen, finanziellen oder po-litischen Widerständen scheitern sollte, ist er das mit Abstand spektakulärste Projekt im langen Ingenieursleben des Giovanni Lom-bardi. Und das soll doch etwas heissen. Im-merhin hat der fünfsprachige und weit ge-reiste Tessiner an grossen Bauwerken in über 60 Ländern mitgewirkt. Zu seinen bekann-testen Bauten gehören die 220 Meter hohe Staumauer im Verzascatal und der 17 Kilo-meter lange Strassentunnel durch den Gott-hard. Diesen Auftrag hatte er erhalten, weil er nicht die direkteste, sondern die güns-tigste Route wählte. Sein Tunnel folgt den Taleinschnitten im Gebirge, was den Zugang erleichterte und weniger hohe Belüftungs-schächte erforderte.

Dass der kürzeste Weg nicht zwangsläufig der beste ist, zeigt sich auch beim Projekt in Gibraltar. An der mit 14 Kilometern schmals-ten Stelle ist die Meerenge nämlich bis 900 Meter tief. Das hätte Steigungen im Tunnel zur Folge, die für die Eisenbahn nicht zu be-wältigen sind. Deshalb hat Lombardi eine

Route etwas weiter westlich ausgewählt, wo die Wassertiefe «nur» 300 Meter beträgt. Da-durch verlängert sich der Tun-nel zwar auf fast 40 Kilometer, aber die Steigungen lassen sich so auf die für Züge noch mach-baren drei Prozent begrenzen.

Schwieriger als der Euro-TunnelTrotzdem verläuft der Tunnel immer noch rund 475 Meter unter dem Meeresspiegel. Und das in einer geologischen Zone, von der man vor allem weiss, dass sie heikel ist. Hier, wo sich die europäische und die afrika-nische Platte aneinander rei-ben, bebt die Erde immer wie-der. Zudem gibt es nur Vermutungen, aus welchen Materialien der Meeresboden besteht. Daher sind Sondier-bohrungen erforderlich, die mindestens 20 bis 30 Millionen Euro kosten würden. Der Was-serdruck von 500 Tonnen pro Quadratmeter zwingt die Inge-nieure, den Tunnel fast 200 Meter unter dem Meeresbo-den zu planen. Und trotzdem sei nicht garantiert, dass der Vortrieb problemlos verlaufe, sagt Lombardi.

Die Über- oder Unterque-rung der Meerenge von Gibral-tar ist ein alter Traum. Eine Hängebrücke scheiterte jedoch an den gewaltigen Strö-mungen zwischen Atlantik und Mittelmeer, ein Autotunnel am Problem der Lüftung. Nun soll es also ein zweiröhriger Eisenbahn-tunnel mit Sicherheitsstollen werden; am ehesten vergleichbar mit dem 50 Kilometer langen Euro-Tunnel, der Frankreich und

England verbindet. Allerdings beträgt die Wassertiefe im Ärmelkanal nur 50 bis 60 Meter, und der Tunnel konnte dank günsti-gerer Geologie zwischen 45 und 75 Meter un-ter dem Meeresboden erstellt werden. Im Vergleich zur Gibraltar-Röhre, sagt Giovanni Lombardi daher, «ist der Euro-Tunnel ein Lego-Spiel gewesen».S

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Der Tessiner Ingenieur Giovanni Lombardi plant einen Tunnel unter dem

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Blühender Handel oder Fehlinvestition?Im Juli oder August dieses Jahres wird Lom-bardi sein Projekt vorlegen und Sondierboh-rungen vorschlagen. Danach müssen Spa-nien und Marokko über Realisierung und Finanzierung befinden. Im Oktober könnten erste Entscheidungen fallen, hofft man im Büro Lombardis. Genaue Prognosen, wie viel der Tunnel kosten würde, wagt der Inge-nieur nicht. Vielleicht acht Milliarden Euro,

vielleicht zehn, vielleicht auch mehr, sagt er nur. Ohne Drittmittel – etwa von der Euro-päischen Union – liessen sich diese Summen wohl kaum auftreiben.

Ob sie sich überhaupt lohnen, ist umstrit-ten. Die Befürworter sagen ein Aufblühen des Handels voraus. Die Frachtcontainer, die im entstehenden Hafen von Tanger ankom-

men, könnten dank der neuen Bahnverbin-dung schneller nach Europa gelangen. Marokko erhofft sich zudem neue Touristen-ströme.

Genau das befürchten die Skeptiker in Spanien: Die Gäste blieben nicht mehr in Iberien, sondern könnten direkt nach Nord-afrika weiterfahren, wenden sie ein. In Ma-rokko wird kritisiert, das Geld für den Tun-nel fehle für Projekte, die für die Entwicklung

des Landes viel wichtiger seien. Offen ist zu-dem, ob sich die Investitionen auszahlen. Der ohne staatliche Hilfe erstellte Euro-Tunnel kostete 15 Milliarden. Zwar rentiert der Be-trieb mittlerweilen aber die Betreibergesell-schaft leidet immer noch unter einem Schul-denberg von neun Milliarden Euro.

Sollten all die Widerstände überwunden

und Fragen geklärt werden, könnten die Bau-maschinen um 2015 auffahren, schätzt Lom-bardi. Als Bauzeit kalkuliert er 15 bis 20 Jahre. Das seien jedoch optimistische Annahmen. Es könne auch sein, dass die ersten Züge die 30-minütige Fahrt zwischen zwei Kontinen-ten erst 2050 aufnähmen. Jedenfalls rechnet Giovanni Lombardi nicht damit, die Eröff-nung seines spektakulärsten Projektes noch zu erleben.

GIOVANNI LOMBARDI –

TESSINER UND

AUSLANDSCHWEIZER

Ende Mai 1926 in Lugano geboren,

wuchs Giovanni Lombardi in Frank-

reich auf, wohin sein Vater ausgewan-

dert war. Einen Teil der Primarschule

absolvierte er in Lugano. Später

besuchte er das Institut auf dem

Rosenberg in St.Gallen und legte in

Basel die eidgenössische Matur ab –

mit dem landesweit besten Noten-

durchschnitt. Danach studierte er an

der Eidgenössisch-Technischen Hoch-

schule Zürich Bauingenieur. 1955

gründete er sein eigenes Ingenieur-

büro. Rund 100 Angestellte beschäf-

tigt das Unternehmen heute am

Hauptsitz in Minusio sowie in mehre-

ren Filialen. Zuerst baute Lombardi

vor allem Staudämme, später speziali-

sierte er sich auf den Tunnelbau. In

den vergangenen 20 Jahren wirkte er

primär als Experte und Berater, unter

anderem auch für die Weltbank.

Giovanni Lombardi, der seinen Wohn-

sitz in Monaco hat, bezeichnet sich

als Tessiner und Weltbürger. Er ist

verheiratet und hat drei erwachsene

Kinder. Sein Sohn Filippo vertritt

den Kanton Tessin seit 1999 im Stän-

derat. RL

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Meeresgrund zwischen Spanien und Marokko.

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22 P O R T R A I T

Faszination Südpol. Schweiz–Südpol, 27 000 km mit dem Velo, zu Fuss und auf Skiern. Diese Leistung erbrachte die Extrem-sportlerin Evelyne Binsack, bevor sie am 28. Dezember 2007 den Südpol erreichte. Eine 454-tägige Abenteuerreise für die erste Schweizerin, die den Mount Everest bezwang. Von Alain Wey

«Wer es wagt, kann verlieren. Wer es nicht wagt, hat schon verloren.» Evelyne Binsack hat diese Maxime zu ihrer Lebensphiloso-phie gemacht. Die 40-jährige Bernerin, eine erfahrene Bergsteigerin und Helikopterpilo-tin, schaffte es, die Strecke von der Schweiz bis zum Südpol mit der Kraft ihrer Muskeln und ihres Willens zu überwinden. Auf dem Weg durch 16 Länder legte sie 25 000 km mit dem Velo und 1200 km (das entspricht der Distanz Bern–Barcelona) auf Skiern zurück. Insgesamt überwand sie auf ihrem Weg zum Südpol 120 Höhenkilometer und machte 2,5 Millionen Schritte.

Es ist nicht der erste Geniestreich von Evelyne Binsack. Sie bestieg bereits die meis-ten Viertausender in Europa und beim brei-ten Publikum wurde sie 1999 bekannt, als sie an der vom Schweizer Fernsehen live über-tragenen Bezwingung der Eigernordwand teilnahm. Zudem war sie 2001 die erste Schweizer Frau, die den Gipfel des Mount Everest erreichte. Auf ihre «Expedition An-tarctica» bereitete sich die Bergführerin drei Jahre lang vor, insbesondere auch mit zwei Aufenthalten in der Arktis, um sich an die Ex-tremtemperaturen von bis zu minus 40°C zu gewöhnen. Mit ihrer Expedition unterstützte Evelyne Binsack den Spendenaufruf für den Neubau eines SOS-Kinderdorf-Hauses in Leon, Nicaragua. Es war der 1. September 2006, als sie in Innertkirchen (BE) mit dem Velo zu ihrer 16-monatigen Reise aufbrach.

Von Europa nach AmerikaIn Grenoble, Frankreich, überbrückt Evelyne Binsack die Wartezeit auf ein neues Fahrrad, indem sie den Mont Blanc (4810 m) besteigt, bevor sie ihre Fahrt fortsetzt. Das Wetter verschlechtert sich und unter zum Teil sehr heftigen Niederschlägen erreicht sie Spanien und Santiago de Compostela. Am 19. Okto-ber trifft sie in Porto ein. Schwere Unwetter zwingen sie, hier den europäischen Teil der Expedition zu beenden, um die Reise auf demselben Breitengrad in Nordamerika fort-zusetzen. So fliegt sie Ende Oktober nach Salt Lake City. Endlich ist ihr das Wetter

freundlich gesinnt und sie durchquert die rie-sigen Ebenen von Uncle Sams Land, die gros-sen Städte meidet sie dabei bewusst. Nach Texas und dem Grand Canyon erreicht sie im Dezember Los Angeles.

Im Januar 2007 verlässt Evelyne Binsack Kalifornien in Richtung Zentralamerika. «Mit Mexiko tat ich mich wegen des offen-siv ausgelebten Machismo, von dem eine per-manente Gefahr ausging, schwer. Eine blonde alleinreisende Frau auf einem Fahrrad ist in den schwierigen Ländern Lateinamerikas extrem exponiert.» Der Abenteurerin gelingt es jedoch, dank einer unerschütterlichen Ge-lassenheit, dem Ärger aus dem Weg zu gehen. «Aber ich habe gelernt, mich vorsichtig zu bewegen. Ich habe das Zelt meist erst in der Dämmerung aufgebaut und in der Dunkel-heit keine Taschenlampe angeknipst, damit

niemand auf mich aufmerksam wurde. Ich musste lernen, meine typisch schweizerische Höflichkeit auf ein Abstellgleis zu stellen. Da draussen bringt einen nur Entschlossenheit zum Ziel.»

Sie durchquert Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua, wo sie das SOS-Kinderdorf Leon besucht, für das sie Spen-den sammelt. Danach folgen Costa Rica, Pa-nama, der Äquator, Peru. Um Kolumbien macht Evelyne Binsack hingegen einen Bo-gen: zu gefährlich. «Südamerika ist wunder-schön und extrem abwechslungsreich, aber die Durchquerung von Peru war ebenfalls eher schwierig, da viele Gefahren von der Be-völkerung ausgehen: Dort herrscht haupt-sächlich Selbstjustiz.» Schliesslich erklettert sie noch einige der höchsten Gipfel Latein-amerikas: acht Fünftausender und drei Sechstausender. Nachdem sie Bolivien hin-ter sich gelassen hat, fährt sie während des ganzen Juni durch die chilenische Atacama-Wüste, die als die trockenste Wüste der Welt gilt. Sie reist weiter durch Argentinien, um später wieder nach Chile zurückzukehren, wo sie am 16. September Punta Arenas er-reicht. Von hier aus fliegt sie mit dem Flug-zeug in die Antarktis.

Der äusserste SüdenIm November 2007 beginnt die letzte He-rausforderung der Reise: zu Fuss und auf Ski-ern zum Südpol. Bis vor der letzten Etappe hat Evelyne Binsack zehn Kilogramm zuge-nommen, in der Antarktis verliert sie zwölf Kilogramm. Ihr internationales Team be-steht aus dem Kanadier Devon McDiarmid, dem Libanesen Max Chaya, dem Norweger Hans Foss und dem Briten Adrian Hayes. Am Abend des 23. Dezembers notiert Evelyne Binsack in ihr Reisetagebuch: «Es ist, als ver-lasse meine Seele den Körper, es ist, als über-nähme eine andere Macht das Zepter…» In den letzten Tagen der Expedition ist sie kör-perlich geschwächt und am Rande der Ver-zweiflung. «Jeder Tag war ein einziger Kampf», erzählt sie. Am 28. Dezember, nach 47 Tagen Antarktis, erreicht das Team end-lich den Südpol. Die Tränen können nicht mehr zurückgehalten werden.

Die Bergsteiger pflegen zu sagen, die Erde habe drei Pole: den Nordpol, den Südpol und das Dach der Welt mit dem Mount Everest. Evelyne Binsack hat nun bereits ihren zwei-ten Pol geschafft, aber dabei wird es be-stimmt nicht bleiben. Wann gehts zum Nord-pol?S

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EVELYNE BINSACK – EINE FRAU DER TAT■ Steckbrief: Evelyne Binsack, geboren am 17. Mai 1967, wuchs in Hergiswil (NW) auf und lebt heute in Innertkirchen (BE). ■ Berufe: Skilehrerin, Bergführerin seit 1991, Helikopterpilotin seit 1999.■ Extremkletterin: Evelyne Binsack steigt nicht nur auf die höchsten Gipfel der Welt, sondern ist auch Sportkletterin. 1996 bestieg sie das damals höchste Hochhaus Europas, den Messeturm in Frankfurt mit seinen 257 Metern Höhe.■ Buch: «Antarctica, aus eigener Kraft von Innertkirchen zum Südpol» aufgezeichnet von Markus Mäder, Herbst 2008.

www.binsack.chwww.binsack-antarctica.comwww.sos-childrensvillages.org

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■ Nach einem Rekordverlust im letzten Jahr streicht die SBB Cargo 400 Stellen in den Werken von Bellinzona, Basel und Freiburg. Mitarbeiter, Gewerkschaften und Behörden protestieren gegen den Abbau von einem Zehntel der Beleg-schaft. ■ Bundesrat Hans-Rudolf Merz will die Reform für eine getrennte Besteuerung der Ehepartner aufgeben. Statt-dessen sollen Verbesserungen für unverheiratete Eltern und Alleinerziehende angestrebt werden. ■ Der Internet-Konzern Yahoo verlegt seinen Europasitz von London in die Schweiz. Im waadtländischen Rolle sollen mehrere Hundert Arbeits-plätze angesiedelt werden. Yahoo-Konkurrent Google eröffnet in Zürich ein Entwick-lungszentrum mit 350 Mitar-beitern.■ Der Nationalrat stimmt der Erhöhung des Rentenalters für Frauen von 64 auf 65 Jahre zu. Die erleichterte Frühpen-sionierung für Personen mit unteren Einkommen wird abgelehnt. Die Linke droht mit dem Referendum gegen die 11. AHV-Revision.■ Bei den kantonalen Wahlen in Schwyz und St.Gallen löst die SVP die CVP als stärkste Partei ab. Damit geht der Sie-geszug der Schweize-rischen Volkspartei bei kantonalen Wah-len vorläufig weiter. ■ Die diesjährigen Ostern waren die käl-testen seit fast dreis-sig Jahren. Im Mittelland lagen die Temperaturen beim Gefrierpunkt. Der starke und anhaltende Schneefall führte über die Feiertage zu zahl-reichen Verkehrsunfällen. ■ Nach fast einjährigem Über-nahmekampf um den grössten S

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Schweizer Baukonzern Imple-nia zieht sich der britische Hedge-Fund Laxey zurück, bleibt aber weiterhin der mit Abstand grösste Aktionär.

■ Die SVP Schweiz will Eveline Widmer-Schlumpf zum Rück-tritt aus dem Bundesrat und aus der Partei zwingen. Doch die Bündner SVP stellt sich hinter ihre Bundesrätin. Auf dem Berner Bundesplatz be-kunden 100 000 Personen ihre

Solidarität mit der Bundes-rätin.■ Marcel Ospel tritt als Verwal-tungsratspräsident der Gross-bank UBS zurück. Ospel rea-

gierte damit auf eine weitere Abschreibung von 19 Milliarden Franken infolge der Hypothekenkrise in den USA. ■ Der Bundesrat will die Ausfuhr militäri-scher Trainingsflug-zeuge einschränken. Exporte in Konflikt-gebiete sollen nicht

mehr bewilligt werden. Im Tschad war ein schweizerisches Pilatus-Flugzeug für Kampf-einsätze umgebaut worden. ■ Ein Zürcher Jugendgericht verurteilt zwei junge Männer wegen der Vergewaltigung ei-ner 13-Jährigen. Der 19-jährige

Täter erhält dreieinhalb Jahre Gefängnis, der 17-Jährige muss in ein Jugendheim. ■ Vor 38 000 Zuschauern im Basler St.-Jakob-Park gewinnt der FC Basel gegen die Berner Young Boys mit 2:0 und wird damit verdient zum 12. Mal Schweizer Fussballmeister. ■ Die Glarner Landsgemeinde hat die freisinnige Marianne Dürst zur Frau Landammann gewählt. Der abtretende Landammann Röbi Marti von der SVP übergibt das Landesschwert erstmals einer Frau. ■ Die Berner SVP stellt sich ge-gen einen Ausschluss der Bünd-ner Kantonalpartei aus der SVP Schweiz. Diese hat den Ausschluss verlangt, weil die Bündner weiterhin hinter Bun-desrätin Widmer-Schlumpf stehen. ■ Die deutsche Bundeskanz-lerin Angela Merkel wird vom Bundesrat empfangen. Haupt-thema ist der Fluglärm-Streit zwischen den beiden Ländern. Neue Analysen sollen die Lärmbelastung im Grenzgebiet messen. ■ Ende April ist das Mandat von Jean Ziegler als Uno-Be-richterstatter für das Recht auf Nahrung abgelaufen. Bei sei-

nem Rücktritt verlangt Ziegler mehr Hilfe für Palästina und mehr Gelder für das Welt-ernährungsprogramm. ■ Rinderdärme aus Paraguay sollen den Engpass bei der Pro-duktion von Cervelats überbrü-cken. Ab nächstem Jahr sollen gemäss dem Schweizerischen Fleischverband wieder Därme aus Brasilien eingeführt wer-den. R.R.

«Bei einem Nein zur Personenfreizügigkeit wäre das Risiko immens, dass die EU die bilateralen Verträge mit der Schweiz kündigt. Dann wären wir gezwungen, der EU beizutreten.» DORIS LEUTHARD, BUNDESRÄ TIN UND WIR T SC HAFT SMINIS TERIN

«Die Wahl in den Bundesrat kam überraschend. Ich habe sie nicht er-schlichen, und ich habe niemanden belogen. Die Vorwürfe der SVP Schweiz sind haltlos.» EVELINE WIDMER-SC HL UMPF, BUNDESRÄ TIN UND JUS TIZMINIS TERIN

«Wir sind reif für den Bundesrat. Wir kommen rein, wenn die anderen reif sind, uns aufzunehmen. Wir werden antreten.»

UELI LEUENBERGER, GENFER N A TION ALRA T UND PRÄSIDENT DER GRÜNEN PAR TEI DER SC HWEIZ

«Der Armeebestand ist in wenigen Jahren von über 600 000 auf lediglich 200 000 gesunken. Ich befürchte, dass sich längerfristig das Ende des Mi-lizsystems abzeichnet, leider.» MIC HELE MOOR, ABTRETENDER PRÄSIDENT DER SC HWEIZERISC HEN OFFIZIERSGESELL SC HAFT

«Der Schweizer Gardist mit der Hellebarde leistet Ehrendienst und kei-nen Sicherheitsdienst. Die Garde ist mit modernen Schusswaffen ausge-rüstet.» ELMAR MÄDER, ABTRETENDER KOMMANDANT DER PÄPS TLIC HEN SC HWEIZERG ARDE IN ROM

«Das Tragen eines Kopftuches ist als religiöses Bekenntnis durch die Glaubens- und Gewissensfreiheit in der Bundesverfassung geschützt.»

DAS SC HWEIZERISC HE BUNDESGERIC HT ZUM ENT SC HEID EINER AARG AUI-SC HEN GEMEINDE, EINER MUSLIMIN DEN SC HWEIZER PASS ZU VER WEIGERN

«Die Gentechnologie wurde in der Schweiz entwickelt. Sie hätte eine grosse wirtschaftliche Stütze werden können. Heute ist die Technologie in den Händen der Amerikaner und Chinesen.» PETER BRABEC K, VER WALTUNGSRA T SPRÄSIDENT UND KONZERNC HEF VON NES TLÉ

«Erneuerbare Energie ist eine wunderbare Chance für die Schweiz mit grossem Potenzial für die Wirtschaft. Warum also sich kein ehrgeiziges Ziel setzen?» BER TRAND PICC ARD, DER MIT SEINEM PROJEK T SOL AR IMPUL SE ALLEIN MIT SONNENENERGIE UM DIE WELT FLIEGEN WILL

Page 24: DIE ZEITSCHRIFT FÜR AUSLANDSCHWEIZER JUNI 2008 / NR. 3 · Neue Zürcher Zeitung. CHF 48.–, EUR 31.–. SCHWEIZER REVUE Das Buch ist nur auf Deutsch erschienen. Juni 2008 / Nr