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X – XI / 2018 - 1
ZeitZeugenBrief Wir organisieren und vernetzen Erinnerungsarbeit Oktober-November 2018
Ein Vierteljahrhundert die Erinnerung
bewahren
Von Jens Fischer
25 Jahre – ein Vierteljahrhundert! Für eine
Organisation, die sich ausschließlich auf das
ehrenamtliche Mitwirken ihrer Mitglieder
stützt, ein eindrucksvolles Alter. Und sicher
ein Hinweis darauf, dass die Grundidee, mit
der die ZeitZeugenBörse (ZZB) 1993 in die
Öffentlichkeit trat, nicht falsch war und auch
heute noch ihre Tragkraft beweist.
Diese Grundidee lautete schon damals, als
das „Modellprojekt“ anfing unter der Ägide
von Ingeburg Seldte und vom BMBW*) geför-
dert als früher Zusammenschluss von Men-
schen aus beiden Teilen des wieder geeinten
Berlins, die Erinnerung an die Geschichte
Berlins und Deutschlands im 20. Jahrhundert
zu bewahren. Die Zeitzeugenbörse – ein
Name übrigens, der zu Beginn von den ost-
deutschen Mitgliedern mit einiger Reserve
gesehen wurde – wollte von Anfang an histo-
risch bedeutsame Ereignisse durch das
Zeugnis älterer Menschen für die Jüngeren
lebendig werden lassen. Und dabei diese äl-
teren Menschen mit der jüngeren Generation
in Berührung bringen.
25 Jahre dieser lebhaften, Geschichte be-
wahrenden und weitertragenden Tätigkeit –
Inhalt
Ein Vierteljahrhundert die Erinnerung
bewahren.
1
Ein Beitrag zur „Mutter aller polit. Probleme“ 5
Fern und doch ziemlich nah 6
Führung durch die frühere Augusta-Schule 8
Kopf hoch in down under 10
Förderprogramm für die deutsche Sprache 11
Gratulationen 11
Ankündigungen 12
Impressum 12
X – XI / 2018 - 2
wenn das kein Anlass zum Feiern ist! So lud
die ZZB zum 29. August 2018 in den Flied-
ner-Saal des Paul-Gerhardt-Stifts ein, das
mit seiner historisierenden Architektur wie
eine Trutzburg im bunten Wedding steht.
Über 60 Gäste nahmen die Einladung wahr –
Zeitzeugen, Mitglieder des Vereins, als der
die ZZB seit 1997 mit Unterstützung des Se-
nats besteht, und Freunde und Freundinnen
der ZZB, die den Weg des Vereins begleitet
und zu seinem Erfolg beigetragen haben.
Die Organisation des Jubiläums lag in den
kompetenten Händen von Frau Swinke; mit
ihr zusammen packten das Ehepaar Plato,
Frau Hertlein, Frau Koch und Frau Behrendt
an, um nur einige zu nennen. Und lieferten
ein Beispiel, wie Ehrenamt und Engagement
ineinandergreifen und Ergebnisse bringen.
Genau auf dieses Ehrenamt hob der ZZB-
Vorsitzende, Herr Robel, in seinem Be-
grüßungswort ab. Erst jung im Amt, das er
von der langjährigen ZZB-Vorsitzenden Frau
Geffers unlängst übernommen hatte, schil-
derte er, wie er immer wieder von der Ein-
satzfreude und der willigen Übernahme auch
schwieriger Aufgaben durch den Führungs-
zirkel, durch den administrativen „Apparat“
und durch die Zeitzeugen beeindruckt sei.
Nach ihm nahm Frau Geffers das Wort, auch
im Namen der abwesenden Frau Dr. Achin-
ger, die durch einen Unfall und die an-
schließenden medizinischen Maßnahmen an
der Teilnahme verhindert war. Sie würdigte
den Beitrag von Frau Dr. Achinger, mit der
sie viele Jahre die ZZB geleitet hatte, zum
Gelingen der ZZB-Arbeit, ihre Kompetenz in
der Sache und ihr unbeirrbares, ja unerbittli-
ches Vorantreiben der Arbeit am Profil der
ZZB. Alle Anwesenden schlossen sich Frau
Geffers und ihren Genesungswünschen an.
Als bemerkenswert für die Bedeutung, die
der Arbeit der ZZB im politischen Raum zu-
gemessen wird, wies Frau Geffers daraufhin,
dass erst kürzlich die Berliner Landeszent-
rale für politische Bildung ihren offiziellen
Veranstaltungskalender für Ankündigungen
der ZZB geöffnet habe. Damit erfährt die ZZB
eine Bestätigung als Einrichtung der politi-
schen Bildung, für die sie seit dem Mai 2009
mit mehr als 140 Veranstaltungen in den
Räumen der Landeszentrale gearbeitet hat.
Der Regierende Bürgermeister hatte seine
Würdigung und besten Wünsche zum Jubi-
läum schriftlich übermittelt. Sein Brief findet
sich in der Broschüre, die die ZZB zum 25.
Jubiläum gestaltet und herausgegeben hat
und die allen Anwesenden als Dank und als
Erinnerung überreicht wurde. Mit besonderer
Freude konnte die ZZB Frau Barbara John
begrüßen. Die Vorsitzende des Paritätischen
Wohlfahrtsverbandes Berlin, dessen Mitglied
die ZZB ist, überbrachte ihre Glückwünsche
persönlich. Nun gibt es für die Anerkennung
ehrenamtlicher Leistungen im öffentlichen
Raum kaum eine Berufenere als Frau John.
Nach ihrer Zeit als aktiver Po-
litikerin hat sie sich an zahlrei-
chen Stellen engagiert: bei In-
tegrationssprachkursen für
Flüchtlinge, gegen Diskrimi-
nierung, im Dialog mit Musli-
men, im Katholischen Frauen-
bund, für Bildung, gegen Ras-
sismus und für die Opfer der
NSU-Morde. Frau John würdigte vor allem
ihre langjährige Zusammenarbeit mit Frau
Geffers und den engen Kontakt, der sich da-
raus ergeben hat. Und die schönste Würdi-
gung: sollte sie, so Frau John, jemals in den
Ruhestand treten, werde sie sich bei der ZZB
einbringen. Das würde sie sicher mit ihren
vielfältigen Erfahrungen können, aber mit
dem Ruhestand dieser Grande Dame des
gesellschaftlichen Engagements sollte man
wohl noch nicht so bald rechnen.
Sabine Koch, Dagmar Behrendt, Jens Fischer
X – XI / 2018 - 3
Dr. Barbara John, Eva Geffers Hans-Dieter Robel Georg Eichinger
Jens Fischer Mechtild Swinke Manfred Omankowsky
Dr. Klaus Riemer und Sabine Koch Jürgen Werner und Jürgen Kirschning
X – XI / 2018 - 4
Bei Kaffee, einem Glas Wein, Kuchen und
Kanapees begannen nun intensive Gesprä-
che unter den Teilnehmern, und der Ge-
räuschpegel stieg steil an. Ruhe trat erst wie-
der ein, als Frau Koch und Frau Behrendt so-
wie Herr Fischer mit verteilten Rollen Ge-
dichte und ein Prosastück von Kurt
Tucholsky vortrugen, Vertrautes und nicht so
Vertrautes, Erinnertes und halb Vergesse-
nes. Der Faden lief von Theodor Fontane
über Wilhelm Busch, Christian Morgenstern
zu Kurt Tucholsky, von Eugen Roth zu
Joachim Ringelnatz, Erich Kästner und
schließlich zu Erich Fried. Wie immer leuch-
teten die Verse zurück in die Schul- und Ju-
gendzeit. Und es gab so manchen und man-
che im Kreis, der oder die die Gedichte leise
mitsprach.
Chorgemeinschaft „Terz mit Herz“
Eine weitere festliche Unterbrechung der Ge-
spräche bahnte sich an. Herr Robel hatte un-
ter seinen zahlreichen Kontakten eine Chor-
gemeinschaft „Terz mit Herz“ aufgetan, die
Partien aus ihrem Programm vortragen
wollte. Der Saal erwies sich als zu klein und,
mit Tischen, Stühlen und Buffet zugestellt,
als von zweifelhafter Akustik. So wechselten
die etwa 18 Sängerinnen und Sänger in die
nur eine Flurlänge entfernte Kapelle und san-
gen sich dort ein. Dann folgte die
Festversammlung und lauschte auf Kirchen-
bänken, unter Gewölben und vor farbigen
Kirchenfenstern einem Quodlibet von Lie-
dern aus verschiedenen Weltgegenden, fröh-
lichen und besinnlichen, alle aber vorgetra-
gen unter Leitung ihres Dirigenten Wolfgang
Thierfeld, der sich als musikalischer Leiter in
Berlin einen Namen gemacht hat, mit Verve
und – wie der Chorname erwarten lässt – mit
Herz.
Zurück im Festsaal wurden die unterbroche-
nen Gespräche fortgesetzt, mit gleicher In-
tensität wie zuvor. Das vorgesehene zeitliche
Ende der Zusammenkunft war schon lange
erreicht, da saß immer noch ein harter Kern
der Gäste zusammen und ließ die 25 Jahre
ZZB oder jedenfalls einen gehörigen Anteil
davon Revue passieren. Erst als das Organi-
sationsteam aufzuräumen begann, löste sich
das Häuflein der Verbliebenen langsam und
widerstrebend auf.
Jubiläumsveranstaltungen sind janusköpfig.
Der Blick geht zurück, man feiert Erreichtes
und freut sich des Erlebten. Aber der Blick
geht auch in die Zukunft. Wie wird es weiter-
gehen mit der ZZB, ihrer praktischen Arbeit
und ihren ideellen Zielen?
In Eugen Roths Ge-
dicht „Beherzigung“
ist von einem Men-
schen die Rede,
der mit Blick auf
sein mögliches
Ende ohne Anteil-
nahme und ehren-
volles Gedächtnis
zu dem Schluss kommt:
„Der Mensch, der dies beschämend fand,
ward augenblicks Vereinsvorstand.“
Die Zukunft der ZZB wird weiterhin vom En-
gagement ihrer Mitglieder und Freunde ab-
hängen, wie es die Teilnehmer und Teilneh-
merinnen an der Festveranstaltung im Paul-
Gerhardt-Stift in der Vergangenheit so viel-
fach und unermüdlich gezeigt haben. Was
aber die Ziele und die Aufgabe der ZZB an-
geht: die hießen von Beginn an, „am Beispiel
der Älteren den jungen Menschen klar zu ma-
chen, wie wichtig demokratisches Bewusst-
sein und staatsbürgerliches Engagement für
ein lebendiges Gemeinwesen sind“. Was
kann in einer Zeit der gesellschaftlichen Spal-
tung und der Gefährdung des
demokratischen Zusammenhaltes wichtiger
sein?
X – XI / 2018 - 5
*) Bundesministerium für Bildung und
Wissenschaften
PS: Alle Fotos zu diesem Artikel sind
Eigentum der ZeitZeugenBörse.
Ein Beitrag zur „Mutter aller politischen
Probleme“
Von Klaus-Dieter Pohl
In einem der Staaten, die sich aus dem zer-
fallenen Jugoslawien gebildet hatten, wurde
Mitte der 80er Jahre die junge Frau – ich
nenne sie „M“ – geboren, über die ich be-
richte.
M’s – nicht leiblicher – Vater hat eine für die
damalige Zeit und die damaligen politischen
Verhältnisse wohl eher als „normal“ zu be-
zeichnende berufliche Entwicklung genom-
men: Der einstige UCK-Kämpfer hatte “min-
destens fünf Pässe von verschiedenen Län-
dern und mit verschiedenen Namen“. Aber er
legte auch Wert auf eine solide schulische
Ausbildung und ein Studium seiner Tochter.
Das hielt ihn indes nicht davon ab, sie mit
einem ihr unbekannten Mann zu „verheira-
ten“ („Er brachte eines Tages eine Urkunde
mit und hat mich gezwungen, sie zu unter-
schreiben“). Diese „Ehe“ war verbunden mit
Gewalt und – u.a. – dem Versuch, ihr den
muslimischen Glauben „nahe zu bringen“.
(„Da kamen Männer mit langen Bärten und
kurzen Hosen und ich musste mich hinknien.
Dann hat mir einer den Koran ins Ohr gebrüllt
und ein anderer hat mich mit einem Hand-
tuch, in das ein Knoten gemacht war, ge-
schlagen.“)
Nach – mühsam erreichter – Scheidung und
in einem Nachbarstaat begonnenem Stu-
dium beging sie einen gravierenden Fehler:
Sie begann eine Beziehung mit S., einem
Roma, was eine schwere Kränkung der „Fa-
milienehre“ bedeutete und damit den nach-
haltigen Zorn des Vaters auslöste („Trenn
dich von dem Zigeuner, sonst wirst du nicht
alt!“).
In einem anlässlich eines Staatsbesuchs der
Bundeskanzlerin in einem der Jugoslawien-
Nachfolgestaaten hatte diese – so M. aus der
Erinnerung - in einem Interview gesagt, dass
in Deutschland Arbeit fände, wer Arbeit su-
che, und dabei war entweder bei der Über-
setzung „verloren gegangen“ oder von dem
jungen Paar überhört worden, dass der Weg
nach Deutschland über die Deutsche Bot-
schaft führen müsse.
Kurzum: Im August 2015 machte sich das
Paar, um den Attacken durch M’s Vater zu
entgehen, über Italien und Österreich auf den
Weg nach Deutschland. Nach mehreren Ta-
gen in einer Traglufthalle unter chaotischen
Umständen lässt sich M. den Pass aushändi-
gen und kehrt für wenige Wochen zurück an
die Universität, absolviert die Master-Prüfung
und kommt wieder nach Deutschland („Wenn
wir eine Chance in Deutschland haben woll-
ten, dann brauchte ich irgendein Zeugnis,
denn S. hat keine Ausbildung.“)
Wieder in Deutschland, werden sie „ermun-
tert“, einen Asylantrag zu stellen, der erwar-
tungsgemäß abgelehnt wird. Allerdings wird
er ihnen nie förmlich zugestellt, weil sie mehr-
fach die Unterkunft wechseln mussten.
Anfang 2016 lernte ich die beiden kennen,
als ich an einem Tag pro Woche den Versuch
unternahm, in der Flüchtlingsunterkunft
Deutsch zu unterrichten. Bis dahin gab es für
sie keinerlei Möglichkeit, an einem zertifizier-
ten Kurs der VHS oder eines anderen Trä-
gers teilzunehmen, obwohl – u.a. von der da-
maligen Staatssekretärin Barbara Loth – ver-
sichert wurde, ein solcher Anspruch be-
stünde unabhängig vom Aufenthaltsstatus.
Nur ein Kapazitätsproblem?
M. wirkte damals verzweifelt und ratlos; sie
wollte unbedingt Deutsch lernen und verfiel
auf die Idee, Bewohner eines in der Nähe be-
findlichen Altenheimes im Rollstuhl spazie-
ren zu fahren, um Gelegenheit zu haben,
Deutsch zu sprechen.
Dazu kam es zwar nicht, aber sie begann
einen Pflegebasiskurs. Ihre Bemühungen,
über dessen Träger im Anschluss eine Aus-
bildung zu beginnen, scheiterten („Sie wollen
doch nur die Ausbildung machen, um hier
bleiben zu können“).
X – XI / 2018 - 6
Eher durch Zufall gelang es mir, den Kontakt
zu einem kirchlichen Träger von Altenpflege-
einrichtungen herzustellen. Deren zustän-
dige Mitarbeiterin – Frau P. – und ebenso
eine Altenpflegefachschule erwiesen sich als
sehr hilfsbereit. Ganz anders die Ausländer-
behörde: Als ich M. dorthin begleitete, um
eine sogenannte „Duldung zum Zwecke der
Ausbildung“ zu erreichen (also den behördli-
chen Verzicht auf die Abschiebung für die
Dauer der Ausbildung und zwei anschlie-
ßende Jahre, die sogenannte „3+2-Rege-
lung“), hatte ich die Telefonnummer von Frau
P. dabei, damit gegebenenfalls ausbildungs-
spezifische Fragen schnell beantwortet wer-
den könnten. Als solche Fragen tatsächlich
auftauchten, bat ich die Sacharbeiterin der
Ausländerbehörde, Frau P. anzurufen. Sie
lehnte dies ab. Ich ging „nach draußen“ in
den Wartebereich, rief Frau P. an, die anbot,
sofort bei der Sachbearbeiterin anzurufen.
Als ich wieder im Dienstzimmer war, das Te-
lefon klingelte und ich sagte, das sei sicher
Frau P., nahm die Sachbearbeiterin den Hö-
rer erst und erkennbar widerwillig ab, als ich
„etwas ungehalten“ reagierte.
Wenige Tage nach Bewilligung der „Duldung“
kam im Morgengrauen die Polizei in die Un-
terkunft und schob noch am gleichen Tage S.
in sein Heimatland ab, versehen mit einer
Wiedereinreisesperre von drei Jahren. Die
Beziehung der beiden hat die Trennung nicht
überstanden.
Die im April 2017 begonnene Ausbildung ließ
sich gut an, ungeachtet der Defizite in der Be-
herrschung der deutschen Sprache. Eine
Trübung ergab sich allerdings plötzlich von
einer Seite, die M. hinter sich gelassen zu ha-
ben meinte: Offenbar war es ihrem Vater ge-
lungen, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu ma-
chen, denn es gab – jeweils im Abstand von
wenigen Monaten – mehrere zum Teil recht
gewaltsame Übergriffe jeweils durch meh-
rere Personen, an denen in einem Fall auch
ihr Vater persönlich beteiligt war und mit der
steten Drohung, sie solle sofort zurück kom-
men, sonst …. Und einen neuen Ehemann
habe er auch ausgesucht.
Offenbar wird diese Bedrohung von der Poli-
zei – es gibt da, wie ich gelernt habe, neben
einer Stelle, die sich um den Schutz von Op-
fern häuslicher Gewalt kümmert, beim LKA
zudem eine Zentralstelle zur Risikobewer-
tung individualgefährdeter Personen – jeden-
falls so ernst genommen, dass M. nicht nur
ein „Handy“ erhielt, mit dem sie im „Bedarfs-
falle“ mit einfachem Tastendruck die Polizei
benachrichtigen kann. Zudem empfiehlt sie
einen Ortswechsel, wozu M. bereit ist. Aller-
dings bedeutet ein Ortswechsel gleichzeitig,
dass die dortige Ausländerbehörde wiede-
rum über eine Duldung zu entscheiden hätte,
was problematisch werden könnte, wenn mit
dem Ortswechsel gleichzeitig – z.B. wegen
zeitlich anderen Beginns der regelmäßigen
Ausbildung - de facto eine Verlängerung der
Ausbildungszeit verbunden wäre.
Die „Bedrohungslage“ könnte allerdings inso-
fern auch einen „Vorteil“ bedeuten, als sie
Grundlage für einen inzwischen gestellten
„Asylfolgeantrag“ ist. Denn im Falle, dass die-
sem Antrag stattgegeben würde, verbesserte
sich M’s Aufenthaltsstatus: Sie wäre „raus
aus der Duldung“. Die diesbezügliche Anhö-
rung beim BAMF Ende August dauerte sie-
ben Stunden und wurde um 15.00 Uhr vor-
läufig beendet, weil ein Abgeordneter des
Deutschen Bundestages seinen Besuch an-
gekündigt und die „Interviewerin“ teilzuneh-
men hatte. Noch Fragen ?
Und wie war das eigentlich mit „Spurwechsel“
und den derzeit unternommenen Bemühun-
gen, für die unbesetzten Stellen im Pflegebe-
reich geeignete Kräfte zu finden?
Fern und doch ziemlich nah
von Dr. Rolf Triesch
Im Herbst 2015, als unsere Tochter in Finn-
land studierte, verbrachten meine Frau und
ich einen schönen Urlaub in diesem interes-
santen Land. Während eines Aufenthaltes in
Rovaniemi, nahe am Polarkreis gelegen,
führte uns ein Tagesauflug in den National-
park Auttiköngäs. Die Natur dort war wirklich
beeindruckend schön, jedoch waren neben
X – XI / 2018 - 7
dem Wanderweg im Wald noch Überbleibsel
von Wehrmachtsstellungen aus dem Zweiten
Weltkrieg zu erkennen. Das hat mich schon
überrascht und gab mir zu denken.
Im Juli dieses Jahres unternahmen wir aus
einem besonderen Anlass einen Traumur-
laub im Reich der Mitternachtssonne, und
zwar in Nordnorwegen. Eine Woche ver-
brachten wir auf Vesteralen, anschließend
fuhren wir per Schiff mit vielen Zwischen-
stopps vorbei am Nordkap bis nach Kirkenes
im äußersten Nordosten Norwegens und
dann südwärts bis nach Trondheim.
Natur und Landschaft waren überwältigend
schön, doch es gab auch dort etwas, was
mich ziemlich betroffen machte. Dass im
Zweiten Weltkrieg auch in Nordeuropa ge-
kämpft worden war, wusste ich zwar grund-
sätzlich. Aber welches Ausmaß die Kriegs-
handlungen hatten, war mir nicht bewusst.
Namen einiger Städte in Nordnorwegen
kannte ich wohl auch schon vorher, so z. B.
Narvik und Hammerfest.
Bei der reisevorbereitenden Lektüre wurde
ich immer wieder darauf gestoßen, dass die
deutschen Truppen in ganz vielen Städten
und Dörfern Nordnorwegens fürchterlich ge-
wütet haben. Über Hammerfest hieß es, dass
die Stadt beim Rückzug der Wehrmacht kom-
plett niedergebrannt wurde, so dass nur noch
eine Kirche stehenblieb. Das geschah im
Winter 1944/45, die Folgen für die einheimi-
sche Bevölkerung kann man sich kaum vor-
stellen. Gleiches galt für kleinere Orte wie
Honningsvag, dort wurden ebenfalls alle
Häuser zerstört, nur die Kirche blieb stehen.
In Nordnorwegen hatte die Wehrmacht über
200.000 Soldaten im Einsatz, die die Schiffs-
verbindungen zerstören sollten, mit denen
die Alliierten die Sowjetunion über den Dank
des Golfstroms eisfreien Hafen von
Murmansk versorgten, den einzigen noch
verbliebenen sowjetischen Seehafen in
Europa. Entsprechend heftig waren die
Kampfhandlungen.
Allein in Kirkenes, das damals rund 3.500
Einwohner hatte, waren 30.000 deutsche
Soldaten stationiert. Auch dieser Ort wurde
beim Rückzug nahezu komplett ausgelöscht.
Die Aufzählung der Kriegszerstörungen in-
folge der von der Wehrmacht hinterlassenen
„verbrannten Erde“ in Nordnorwegen ließe
sich leider noch lange fortsetzen. Über das
auf einer vorgelagerten Insel gelegene Städt-
chen Vardö hieß es, dass es nach dem Krieg
Überlegungen gab, die Stadt aufgrund der
Zerstörungen aufzugeben und auf dem Fest-
land wieder aufzubauen. Die meisten Orte,
die wir besucht hatten, bestanden nur aus
Häusern, die nach 1945 gebaut worden sind.
Historische Bausubstanz existierte nicht
mehr.
Durch deutsche Soldaten ist mehr als 2.500
km von uns entfernt unermessliches Leid an-
gerichtet worden. Das ist zwar schon über 70
Jahre her, aber noch die Generation meiner
Eltern gehörte zu den Soldaten der Wehr-
macht. Es ist also davon auszugehen, dass
die Erinnerungen an die deutschen Kriegs-
verbrechen auch unter den heutigen Norwe-
gern noch sehr lebendig sind. Bei Gesprä-
chen mit – durchaus schon älteren - norwegi-
schen Menschen trafen wir aber auf viel
Freundlichkeit und Interesse.
Ich selbst wurde erst ein Dutzend Jahre nach
Kriegsende geboren und trage also keinerlei
Schuld an den geschilderten Geschehnis-
sen. Trotzdem haben mich diese Urlaubser-
lebnisse nachdrücklich auf die Verantwor-
tung der heutigen Generationen hingewie-
sen, die Ereignisse der Vergangenheit, auch
wenn sie schon fast ein Menschenleben lang
zurückliegen, nicht in Vergessenheit geraten
zu lassen. Es darf nach meiner Überzeugung
keinesfalls dazu kommen, dass die Erinne-
rung an den Zweiten Weltkrieg und die sehr
unrühmliche Rolle Deutschlands jetzt lang-
sam in den Hintergrund treten müssen, wie
es manche Leute fordern.
So können auch ansonsten sehr schöne Ur-
laubsreisen die Zusammenhänge zwischen
Geschichte und Gegenwart wieder sehr deut-
lich werden lassen.
X – XI / 2018 - 8
Führung durch die frühere Augusta-
Schule und den Hochbunker in der
Pallasstraße
Von Dietrich Raetsch
Am 08.09.2018 vermittelte der ehemalige
Geschichtslehrer der heutigen Sophie–
Scholl–Schule, Herr Förster, den ca. 20 Ge-
schichtsinteressierten einen Einblick in die
wechselvolle Geschichte dieses Ortes. In
einem sehr anschaulichen und emotional be-
wegenden Rundgang durch das Schulge-
bäude und den Hochbunker erfuhren wir viel
Interessantes.
Herr Schütze (links) und Herr Förster (rechts)
Im Foyer des monumentalen Gebäudes von
1915 ist eine permanente und umfangreiche
Dauerausstellung, die einen geschichtlichen
Abriss der wechselvollen Geschichte dieses
Bauwerkes den Schülern, Lehrern und Besu-
chern vermittelt, zu besichtigen.
Ursprünglich war dies eine Bildungseinrich-
tung für „höhere Töchter“, also eine reine
Mädchenschule. Heute ist sie eine Integrierte
Sekundarschule.
Der 87-jährige Zeitzeuge Herr Schütze
wohnte als Kind in unmittelbarer Nähe zur
Schule und zum Bunker. Er begleitete die
Führung und stand für Fragen der sehr inte-
ressierten Teilnehmer zur Verfügung.
Die strukturierten Ausführungen von Herrn
Förster möchte ich in vier Kategorien auftei-
len.
1. die Geschichte der Schule als Bildungsein-
richtung
2. die Zweckentfremdung als Unterbrin-
gungsort für „Ostarbeiter“(Zwangsarbeiter)
3. die historische Aufarbeitung des Gesche-
henen im Zusammenwirken mit Betroffenen
aus der Ukraine und Weißrussland (damals
Sowjetunion)
4. die heutige Nutzung des Bunkers als Ort
der Erinnerung.
Die Errichtung dieser Schule erfolgte auf kö-
niglichem Grund und Boden und machte die
Verlegung des Botanischen Gartens erfor-
derlich. Im nahegelegenen Heinrich von
Kleist – Park befand sich das königliche
Kammergericht, das nach Kriegsende den
Alliierten Kontrollrat beherbergte.
Im Jahr 1933 gab es eine sehr aufrechte
Schulleiterin, Frau Kuhlenkamp, die den Be-
amteneid auf Adolf Hitler verweigerte.
Zeitweise wurden 1943 550 Schülerinnen
dieser Schule und 320 aus der Chamisso-
schule in diesem Gebäude unterrichtet. Die
im Rahmen der Kinderlandverschickung eva-
kuierten Kinder wurden so aus dem von
Bombenangriffen bedrohten Berlin in Sicher-
heit geschafft. Im gleichen Jahr begann die
Zweckentfremdung als Unterkunft für
Zwangsarbeiter. Noch im Mai 1945 begann
der notdürftig organisierte Unterricht für 50
Schülerinnen. Noch im gleichen Jahr erfolgte
die Umbenennung der Schule in Sophie-
Scholl–Schule. 1948 wurde die Koedukation
eingeführt. Die Schule fühlt sich ihrem Na-
men sehr verpflichtet und wird von mehr Be-
werbern ausgewählt, als Kapazität vorhan-
den ist. Herrn Förster merkte man an, dass
er sehr gern an dieser Schule unterrichtet
hat.
Die „Ostarbeiter“, die zum Teil mit der ganzen
Familie deportiert wurden, hatten die Auf-
gabe, einen Bunker für das Fernmeldeamt zu
X – XI / 2018 - 9
errichten. In einem Klassenraum normaler
Größe waren 30 Menschen untergebracht.
Die Versorgung und die hygienischen Um-
stände waren katastrophal. Die Arbeitsbedin-
gungen an den sechs Wochentagen, die bis
zu 14 Stunden dauerten, waren unmensch-
lich. Ein Bombentreffer zerstörte einen Teil
des Schulgebäudes. Achtzehn Opfer waren
zu beklagen. Herr Schütze berichtete
eindrucksvoll über die Bombenangriffe und
wie er als Junge die im Radio angekündigten
Luftangriffe der Alliierten zum Anlass
genommen hat, schnell in den Bunker zu
rennen. Der Andrang der Leute, die sich in
Sicherheit bringen wollten, war groß und die
Kapazität mit 4500 Schutzsuchenden
begrenzt.
Dampflokomotive vor der Staatlichen Augusta-Schule in der Pallasstraße (Schöneberg), die eine Lorenbahn zwischen dem Winterfeldtplatz (Baustofflager) und der Bunker-Baustelle zog. Foto: Privatbesitz Horst Schütze
Außerdem war er nicht für die Unterbringung
von großen Menschenmengen konzipiert. Es
wurden Deutsche und Zwangsarbeiter in ge-
trennten Räumen untergebracht.
Nach der Befreiung durch die Rote Armee
kamen die ausgemergelten Menschen zu-
rück in ihre Ursprungsländer und wurden dort
zum Teil verdächtigt, mit den Deutschen kol-
laboriert zu haben. Nach dem Krieg sollte der
Bunker gesprengt werden, was aber nur teil-
weise gelang.
Die intensive Beschäftigung mit dieser so his-
torisch belasteten Schule begann mit dem
Ende der Sowjetunion. Seit 1994 steht die
Schule in intensivem Kontakt mit ehemaligen
Zwangsarbeitern, die dort untergebracht wa-
ren. So zum Beispiel mit der Familie
Derewjanko. Die Familie Derewjanko über-
lebte durch glückliche Umstände die Luftan-
griffe. Das Haus von Herrn Schütze wurde
glücklicherweise nicht getroffen.
Frau Derewjanko schickte einen Brief mit ru-
dimentären Ortsangaben an die „August-
Schule“ in Berlin. Findige Postbeamte fanden
die richtige Adresse heraus, und der Brief er-
reichte einen aufgeschlossenen Lehrkörper.
Die Beziehungen wurden intensiviert durch
die Einladung der Schulleitung an die Ge-
schwister Derewjanko, die voller Freude über
die positive Resonanz, über ihr Leben als
Zwangsarbeiter berichteten.
Immer wieder erstaunlich ist für mich, mit
welcher Differenziertheit sich Menschen, die
furchtbares Leid durch die Nationalsozialis-
ten erfahren haben, an die „guten Deut-
schen“ erinnern. Der Zeit bzw. dem Alter ge-
schuldet wird der Kontakt geringer.
Der Bunker, der in den späten 80er Jahren
als Schutzraum reaktiviert wurde, ist heute
Raum für Ausstellungen, die sich mit dem
Kapitel des Nationalsozialismus und der Fol-
gen speziell für Europa beschäftigt. Das Ge-
bäude ist entwidmet worden und ist heute der
einzige Bunkerbau, der in der Bundesdenk-
malliste eingetragen ist.
Auf Einladung des Kunstamtes Tempelhof –
Schöneberg haben sich das Künstlerpaar Lilli
Engel und Raffael Rheinsberg mit einer Aus-
stellung platziert, die die intensive Wechsel-
geschichte zwischen Kunst und diesem his-
torischen Ort in einer Ausstellung in diesen
Räumen ausdrucksvoll dokumentierte.
Die Beschäftigung mit unserer Vergangen-
heit scheint mir momentan nötig, um Erschei-
nungen der Gegenwart besser bewerten zu
können.
PS: Einen Großteil der Fakten habe ich ei-
nem Merkblatt entnommen, das Herr Förster
den Teilnehmern zur Verfügung gestellt hat.
X – XI / 2018 - 10
Kopf hoch in down under
Gäste von der Südhalbkugel treffen
Berliner Zeitzeugen
Von Dr. Wolfgang Endler, Zeitzeuge
Mit großem Interesse reagierte ich auf die
Anfrage eines Reiseunternehmens, die mir
das Büro der Zeitzeugenbörse übermittelte.
Acht Gäste aus Australien, Tasmanien und
Neuseeland waren auf einer Europareise zu
Gast in Berlin. Diese Gruppe wurde von
einem aus Tschechien stammenden Tour Di-
rector während des gesamten Aufenthalts
begleitet. Mit meinen 72 Lebensjahren lag ich
gut im Altersdurchschnitt der Reisegruppe.
Die Teilnehmer/innen waren zu Beginn ihrer
Reise drei Tage in Prag, fuhren dann über
Dresden nach Berlin. Während ihres dreitägi-
gen Berlinaufenthalts war ein Ausflug nach
Potsdam geplant. Und zwar am Tag nach
meinem Zeitzeugeneinsatz. Diese mir vorab
gegebenen Informationen erleichterten
meine Vorbereitung.
Wir einigten uns darauf, dass ich vorwiegend
englisch sprechen werde. Bedarfsweise aber
würde ein mehrsprachiger Guide einsprin-
gen, wenn mir Begriffe fehlen oder ich mich
unsicher fühlen würde. Anstelle eines in sich
geschlossenen "Vortrags" ging ich – wie
schon einmal im vergangenen Jahr – mit fol-
gender Methode vor. In chronologischer Rei-
henfolge zeigte ich nach und nach große
Jahreszahlen im Querformat. Dass die 1946
als einzige dieser Zahlen in Klammern stand,
erläuterte ich anhand meiner Rolle als Zeit-
zeuge. Was in diesem Jahr geschah, kann
ich nicht erinnern. Dies konnten nur meine El-
tern und Geschwister. Ab 1951 aber setzt
meine Erinnerung ein: die ersten Chinesen
und Afrikaner während der Weltfestspiele der
Jugend und Studenten auf unserem Dachbo-
den in Berlin-Friedrichshagen. Wie Australier
aussahen, wusste ich damals nicht. Ich hatte
lediglich ein Bild von einem australischen Ur-
einwohner aus einem alten Konversations-
lexikon von Knaurs vor Augen. Wenn ich ihn
dazu drängte, las mir mein 4 Jahre älterer
Bruder manchmal einige Bildunterschriften
aus diesem Familienerbe der Zwanziger
Jahre vor. Auch ohne lesen zu können, fand
ich spannend, dass die Ureinwohner alle
nackt waren, auch einer aus Japan. Die Men-
schen anderer Rassen waren aber alle be-
kleidet.
Auch zu den folgenden Phasen erzählte ich
i. W. nur persönliche Erlebnisse. Dabei kam
mir zugute, dass ich einige dieser für mich
unvergesslichen Eindrücke (z.B. Lärm und
Gestank der Sowjetpanzer am 17.Juni 1953
auf dem Fürstenwalder Damm, Ausgangs-
sperre auch für Kinder etc.) bereits vorher als
Episoden aufgeschrieben und z.T. auch ver-
öffentlicht habe. Nach jeder Phase durfte ge-
fragt werden – und die Nachfragen der Gäste
waren für mich ebenso spannend wie meine
Antworten auf ihre z.T. überraschenden Fra-
gen.
Wie habe ich den Tag des Mauerbaus 1961
erlebt? Wie war damals der Lebensstandard
in Ost und West? Welche Radiosender habe
ich gehört, welche Filme gesehen? Wie und
wo habe ich Englisch gelernt? Wie kam ich
sowohl zu einer englischen Brieffreundin als
auch zu einem tschechischen Brieffreund,
den ich 1966 besuchte? Wie schwierig war
das Soldatenleben bei der NVA? Was waren
die Gründe und Umstände meiner Haft in der
DDR? Vieles rankte sich um die Jahre
1967/1968, den Prager Frühling wie auch
den Vietnamkrieg. Da Australien Kriegsteil-
nehmer an der Seite der USA war, fragte ich
nach Erlebnissen der Anwesenden oder ihrer
Verwandten. Mehrere konnten von gefalle-
nen oder traumatisierten Freunden berich-
ten. Die Rückkehrer wurden – anders als
nach dem II. Weltkrieg – vom Staat alleinge-
lassen, ohne psychologische Betreuung oder
materielle Hilfen.
Nach zwei Stunden Austausch hatte ich den
Eindruck, dass wohl alle Beteiligten etwas
Neues und Interessantes vom jeweils ande-
ren erfahren haben. Dafür möchte ich mich
sowohl bei der Reiseleitung wie auch bei den
Weltreisenden herzlich bedanken.
X – XI / 2018 - 11
Förderprogramm für die deutsche
Sprache
Von Ingrid Taegner, Zeitzeugin
Am 26. August 2018 hatte ich einen Zeit-
zeugeneinsatz Nr. 137/18 in einem Seminar-
raum im Besucherzentrum der Gedenkstätte
Bernauer Straße.
12 Schüler im Alter von 16/17 Jahren mit gu-
ten Deutschkenntnissen aus Tschechien,
Ägypten, West-Afrika, Burkina Faso, Malay-
sia, Albanien, ein Schüler aus Schwerin und
der Betreuer der Gruppe, Herr Wagner, wa-
ren meine Zuhörer zu dem Thema Berlin:
Kriegsende 1945, 4 Sektoren, Alliierter Kon-
trollrat, Nachkriegszeit, Marshallplan 1947,
Währungsreform 1948, Berlin-Blockade,
Luftbrücke, mein Leben mit 2 Währungen,
Ende der Viermächteverwaltung 1948, Grün-
dung der BRD und der DDR 1949, Teilung
Deutschlands, Aufbau des Sozialismus nach
sowjetischem Vorbild in der DDR, Fluchtbe-
wegung in den Westen, 13. August 1961
Mauerbau, meine Familientrennung, persön-
liche Erlebnisse in der Folgezeit, fristlose
Entlassung aus dem Schuldienst, Berufsver-
bot, Verhaftung des Ehemannes, Haus-
durchsuchung, meine Beschuldigtenverneh-
mung in der Keibelstraße und die operative
Bearbeitung meiner Person durch die Staats-
sicherheit bis in die 80er Jahre, Mauerfall
1989.
Die Schüler waren zuvor erst 10 Tage zu-
sammen in Deutschland, in Bonn im Rahmen
des Förderprogrammes für die deutsche
Sprache.
Auftraggeber für das Förderprogramm der
deutschen Sprache ist die Kultusministerkon-
ferenz in Bonn.
Nach ihrem Berlinaufenthalt fahren die Schü-
ler zu ihren Gasteltern nach Schwerin.
Sie besuchen in Schwerin die Schule und
gehen nach einem Jahr wieder zurück in
ihre Heimatländer.
Für mich war dieser Zeitzeugeneinsatz eine
interessante Begegnung und auch ein An-
lass, mich mit den Aufgaben der Kultusminis-
terkonferenz per Internet zu beschäftigen –
eine Art persönlicher Weiterbildung,
In eigener Sache
Gratulationen Wir gratulieren allen im Oktober und November geborenen Zeitzeugen
Oktober
10.10. Margit Siebner, 13.10. Helga Wille, 16.10. Hans-Joachim Grimm, 18.10. Winfried Schweitzer, 28.10. Helga Cent-Velden, 28.10. Saskia von Brockdorff,
November
02.11. Gert Keil, 06.11. Gerhard Richter, 06.11. Heinrich Frickel, 19.11. Bernd Feuerhelm, 20.11. Alfred Lieball, 28.11. Marianne Wachtmann, 30.11. Hans-Joachim Weber, Udo Jeschke
Typowerk Design und Druck
BODONI Vielseithof, Buskower Dorfstraße 22
16816 NEURUPPIN/OT BUSKOW
033915109095, FAX: 030-28387568, Mail: [email protected]
X – XI / 2018 - 12
Ankündigungen Oktober und November 2018
Donnerstag, 11.10.2018 um 15 Uhr, Seminarraum 1
HALBKREIS – Reflexion der Zeitzeugenarbeit
In diesem Treffen halten wir einen Rückblick auf Zeitzeugengespräche mit Schülern, Lehrern, Journalisten und anderen Nachfragenden. In diese Berichte können Erfahrungen vergangener Jahre einbezogen werden, die sich auf die Frage beziehen: „Wie haben sich meine Gespräche mit interessierten Zuhörern im Laufe der Jahre verändert?“ Sollten Sie sich mit diesem Thema schon in Form eines eigenen Textes befasst haben, so ist Ihr Artikel für die Wiedergabe im ZeitZeugenBrief willkommen!
Mittwoch, 31.10.2018 um 15 Uhr, Seminarraum 1
Die Städte und die deutsche Vereinigung
Referent: Prof. Dr. Dietrich Henckel
Als begeistertem Städter und Stadtforscher hat mich immer beschäftigt, wodurch und wie sich Städte verändern, wie sich gesellschaftliche und ökonomische Umbrüche in ihnen manifestieren. Als Wissenschaftler am Deutschen Institut für Urbanistik kam ich wenige Tage nach dem Fall der Mauer mit Kollegen aus Leipzig in Kontakt, aus dem sich ein großes Forschungsprojekt zu den Folgen der Vereinigung (und der Teilung) für die deutschen Städte entwickelte. Diese mehr-jährigen Forschungen waren Vereinigung live: Forschungsobjekt, Forschungsprozess mit einer Ost-West-Gruppe, empirische Arbeiten in 12 Ost- und Weststädten, ein aus allen Landesteilen zusammengesetzter Begleitkreis. In meinem Beitrag werde ich einerseits auf die fachlichen Er-kenntnisse, unsere Befunde und Fehleinschätzungen sowie auf die persönlichen Erfahrungen mit der Vereinigung im Rahmen der Kooperationen mit den Kollegen aus Leipzig eingehen. Ich freue mich auf eine anregende Diskussion.
Montag 26.11.18 um 15 Uhr, Seminarraum 1 Flüchtlingspolitik im 21. Jahrhundert neu denken Referentin: Prof. Dr. Barbara John Flüchtlingspolitik im 21 Jahrhundert muss neu gedacht werden. Zu viel hat sich verändert nach dem Entstehen der Genfer Flüchtlingskonvention vor fast 70 Jahren. Ist es human, Menschen unter Lebensgefahr herkommen zu lassen, um die Erfolglosen dann wieder abzuschieben? Eine „Probier-es-mal-Politik“ ist nicht nur plan- und hilflos, sondern auch lebensgefährlich und ungerecht gegenüber den Zurückbleibenden. Was gebraucht wird, ist eine grundlegende Reform des Schutz- und Hilfesystems, das mehr Menschen das Überleben und eine Zukunft sichert.
Moderation: Eva Geffers
Veranstaltungsort: Berliner Landeszentrale für politische Bildung im Amerika Haus am
Bahnhof Zoo, Hardenbergstr. 22, 10623 Berlin
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