21
Dinge präsentieren und erforschen Dinge präsentieren und erforschen Dinge präsentieren und erforschen Dinge präsentieren und erforschen Im klassischen Stillleben werden die Gegenstände hingelegt, gewendet, aufgebrochen, zerbrochen …, in ihrer Struktur analysiert, im Licht sichtbar gemacht und auf den verschiedenen Bildern in immer neuer Anordnung wiedergegeben. Diese Vorgänge bedingen ein forschendes Sehen, wie wir es in Naturstudien anwenden. Stillleben malen Den Schülern eine vielfältige Sammlung von Gegenständen, Früchten, Tüchern zur Verfügung stellen. Gruppenweise Dinge auswählen und nach einem selbst gewählten Kriterium anordnen lassen. Die entstandenen Stillleben besprechen, beschrei en, skizzieren, abzeichnen. Studium eines Knoblauchs Mögliche Schritte: In einem einleitenden Experiment versuchen, Wörter der visuellen und taktilen Wahrnehmung aus der Erinnerung mit Stiften oder Aquarell darzustellen: Hell, dunkel, grob, fein, weich, hart, kantig, rund, spitz, faserig, rau, porös, brüchig, glatt, wattig Verschiedenste Dinge unter Tuch verbergen. Die Schüler ertasten und verfassen Listen aus erspürten Eigenschaften. Die entstandenen Listen anschliessen sehend mit den Dingen vergleichen. Knoblauch unter Tuch mit den Händen «beobachten». - Ausdehnung, Plastizität, Wölbungen, Buchtungen, das Wechselspiel von konkav und konvex ertasten - Oberflächenstrukturen erfühlen - Ev. versuchen, das Gespürte in Sprache zu fassen oder aus der Erinnerung zu zeichnen.

Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

  • Upload
    lamliem

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Dinge präsentieren und erforschenDinge präsentieren und erforschenDinge präsentieren und erforschenDinge präsentieren und erforschen Im klassischen Stillleben werden die Gegenstände hingelegt, gewendet, aufgebrochen, zerbrochen …, in ihrer Struktur analysiert, im Licht sichtbar gemacht und auf den verschiedenen Bildern in immer neuer Anordnung wiedergegeben. Diese Vorgänge bedingen ein forschendes Sehen, wie wir es in Naturstudien anwenden. Stillleben malen Den Schülern eine vielfältige Sammlung von Gegenständen, Früchten, Tüchern zur Verfügung stellen. Gruppenweise Dinge auswählen und nach einem selbst gewählten Kriterium anordnen lassen. Die entstandenen Stillleben besprechen, beschrei en, skizzieren, abzeichnen.

Studium eines Knoblauchs Mögliche Schritte: In einem einleitenden Experiment versuchen, Wörter der visuellen und taktilen Wahrnehmung aus der Erinnerung mit Stiften oder Aquarell darzustellen: Hell, dunkel, grob, fein, weich, hart, kantig, rund, spitz, faserig, rau, porös, brüchig, glatt, wattig Verschiedenste Dinge unter Tuch verbergen. Die Schüler ertasten und verfassen Listen aus erspürten Eigenschaften. Die entstandenen Listen anschliessen sehend mit den Dingen vergleichen.

Knoblauch unter Tuch mit den Händen «beobachten». - Ausdehnung, Plastizität, Wölbungen, Buchtungen, das Wechselspiel von konkav und konvex ertasten - Oberflächenstrukturen erfühlen - Ev. versuchen, das Gespürte in Sprache zu fassen oder aus der Erinnerung zu zeichnen.

Page 2: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

- Knoblauch unter Tuch mit einer Hand tasten, mit der andern das Erspürte zeichnen - Knoblauch mit Ton modellieren - Knoblauch als Gebilde aus Draht herstellen - Knoblauch mit Kohle auf grosses Papier zeichnen: auf die Erfassung der Umrisse, d.h. der Gesamtform und der Teilformen achten - Knoblauch zeichnerisch mit Hell-Dunkel in seinen plastischen Qualitäten erfassen Blickwinkel auf die Binnenformen, d.h. stofflichen Strukturen richten und ihr Verhältnis zu den Umrissformen beobachten (Ausschnittstudie) - Abschliessende Gesamtstudie. Material: Knoblauch, Tücher, Kohle, Rötel, Bleistifte unterschiedlicher Stärke.

NB: Die Form des Knoblauches gliedert sich durch die einzelnen Zehen und die Struktur der Haut. Dies erleichtert die Wiedergabe. Schwieriger ist es, die in den holländischen Stillleben so beliebte Zitrone wiederzugeben: Das geschlossene Äussere in Volumen und Abstufungen der leuchtend gelben Farbe Den narbigen Charakter der Schale Das geometrische aufgebaute, feucht leuchtende Innere Den Charakter der weisslichen Zwischenhaut oder einen Apfel von seiner glatten Oberfläche bis hin zum Kerngehäuse abzubilden Vielleicht eine Herausforderung für Fortgeschrittene?

Page 3: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Ran an den Speck Jede SchülerIn erhält eine Tranche Speck. Dieser wird in seiner Form und seiner Farbigkeit mit weichen Farbstiften sehr genau wiedergegeben.

Bildnerisches Gestalten Schule Emmen, Ludwig Suter Verschiedene gemalte Specktranchen auf Alufolie anordnen, plastifizieren. Weiterführung: Signet mit dem eigenen Namen für eine Metzgerei entwerfen und für die «vakumierten» Tranchen den Aufkleber mit data etc. gestalten Weiterführung: Auf einem Kartonteller das eigene Lieblingsessen mit Schubimehl modellieren (www.schubi.ch) Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.

Dinge als BedeutungsträgerDinge als BedeutungsträgerDinge als BedeutungsträgerDinge als Bedeutungsträger Dinge haben bestimmte Eigenschaften. Sie sind gross oder farbig oder süss, glatt oder rau, riechen oder auch nicht … Bedeutung erhalten sie für uns erst, wenn wir sie beachten, wenn unsere Wahrnehmung, unsere Erfahrungen und unsere Gefühle zu ihnen in Beziehung treten. Diese Aneignung macht sie zu Objekten und verändert gleichzeitig unser Bewusstsein: Die Dinge werden vertraut, begehrenswert, bleiben abstossend ... Übrigens: Selten ist ein Ding für uns so präsent, wie wenn wir es suchen müssen. Wir alle kennen die Situation des verschollenen Schlüsselbundes. Die SchülerInnen zeichnen für sich selber, für mehrere KlassenkameradInnen, für die LehrerInnen einen Gegenstand, den sie für diese(n) typisch finden. Die Klasse im Kreis versammeln, die Zeichnungen in die Mitte legen und sie nun unter Schweigepflicht der HerstellerInnen zuordnen. Schriftlich oder mündlich Gegenstände vorstellen, die einem wichtig sind. Ich habe zu Hause Dinge aufgestellt, - weil sie schön, wertvoll, kurios … sind. - weil ich eine spezielle Beziehung zu ihnen habe. - weil sie mich an eine bestimmte Zeit in meinem Leben erinnern.

Page 4: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

- weil sie etwas über mich aussagen. Persönliche Gegenstände zu einem Stillleben arrangieren und zeichnen, malen, fotografieren.

Während eines Ausflugs oder in den Ferien Papiere (Billette, Eintrittskarten, Quittungen, Zeitungsausschnitte, Fotos etc.) sammeln, die für die Erlebnisse in dieser Zeitspanne typisch und wichtig sind. Aus diesen Fundstücken, weiteren Materialien und eingefügten Zeichnungen, Bemalungen etc. eine Erinnerungsbild gestalten. Ein ganzes Klassenstillleben entstehen lassen, auf dem alle durch etwas Typisches vertreten sind. Jeder Schüler erstellt ein kleines zwei- oder dreidimensionales Objekt, sodass eine Sammlung im Sinne von Herbert Distels Schubladenmuseum (1970-77), Kunsthaus Zürich, entsteht. Distel erwarb einen alten Nähseidenspulenkasten mit 20 Schubladen mit je 25 Fächern, bat KünstlerInnen um einen Beitrag für eines der Abteile. Es funktionierte. Das kleinste Museum der Welt entstand, und die wichtigsten KünstlerInnen der 70er Jahre sind in ihrem Fächlein mit einem Miniwerk vertreten. http://www.schubladenmuseum.com/mod/smd/index.php Holländische Stillleben spiegeln auch die Aspekte von Sammeln, Ordnen und Präsentieren: Alle bringen mindestens drei unterschiedliche Dinge mit (minimale und maximale Grösse festlegen). Dieses Sammelsurium wird nun in eine Ordnung überführt und entsprechend präsentiert (vgl. unten Seite…: Fundgegenständen eine Bedeutung geben). Das holländische Stillleben ist geprägt durch Objekte, die damalige Bürger, Kaufleute und reiche Bauern besassen oder, die ihnen erstrebenswert schienen. Das Bild wird dadurch repräsentativ für Geschmack, Reichtum, Exklusivität der begüterten Schichten eines wirtschaftlich und politisch mächtigen Landes: Ein Stillleben zusammenstellen (zeichnen, malen, collagieren, fotografieren), das typisch ist für ein bestimmtes Land / eine bestimmte Stadt / einen bestimmten Sport etc. Die aufgeklebte oder gepauste Kopie der Suppenbüchse von Andy Warhol als Kern für ein Stillleben nehmen.

© 2011 ProLitteris, Zürich

Page 5: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Ein Stillleben machen, auf dem sich Dinge aus unterschiedlichsten Zeiten und unterschiedlichster Herkunft treffen. Zeitstile erforschen wie z. B.: Welche typischen Dinge und Farben, welches Design bestimmten z.B. den Biedermeier, das Leben der 1970er Jahre? Fundgegenständen eine Bedeutung gebenFundgegenständen eine Bedeutung gebenFundgegenständen eine Bedeutung gebenFundgegenständen eine Bedeutung geben

1. In einem klar abgegrenzten Gebiet Steine mit aussergewöhnlichen Strukturen und Formen und weitere auffällige Naturdinge und Gegenstände sammeln. Die gefundenen Dinge nach bildnerischen und/oder inhaltlichen Aspekten ordnen und präsentieren.

Fundgegenstände nach formalen, resp. inhaltlichen Kriterien geordnet

2. Fundgegenstände mit gestalterischen Mitteln so verändern, dass sie einen magischen, geheimnisvollen Ausdruck erhalten.

Bildzeichen von Cherokee-Indianern / Bildzeichen und magische Steine von 5./6. Klässlern

Sibirische Schamanenstöcke

Page 6: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Zauberstäbe von 5./6. Klässlern Quelle: Zihlmann Beat. Bildnerisches Gestalten. Kantonaler Lehrmittelverlag Luzern, Ausgabe 1996. Der Blick auf die Dinge im holländischen StilllebenDer Blick auf die Dinge im holländischen StilllebenDer Blick auf die Dinge im holländischen StilllebenDer Blick auf die Dinge im holländischen Stillleben Unter dem Aspekt Stillleben eine Tour durch das Kunsthaus oder bei Google unternehmen: - Auf das Verbindende, resp. die Verschiedenheiten des holländischen Stilllebens achten. - Die Veränderungen beobachten, die die Gattung Stillleben im Laufe der Jahrhunderte prägen. Noch einmal die Sicht der Holländer beobachten, die sich in den klassischen Stillleben spiegelt. Sie zielte auf ein ganzheitliches Erlebnis: 1. Wahrnehmung durch die fünf Sinne Sehen: gross, klein, hell, dunkel, leuchtend, gedämpft, stumpf, kantig, geschwungen, etc. Tasten: kalt, warm, weich, hart, rau, glatt, flüssig, fest, kühl, glitschig, etc. Hören: klingende Materialien, schweigende Materialien, verschluckende Materialien Schmecken: süss, sauer, trocken, saftig Riechen: Früchte, Gewürze, Wein, etc. Tast- und Riechparcours sind schnell erstellt, wenn alle aus der Klasse in einem Kehrrichtsack ein Material deponieren oder in einem kleinen Behälter etwas zum Riechen mitnehmen. Auf holländischen Genrebildern (z.B. Jan Steen, Bilder in Google) Darstellung der Sinne (einschenken, säugen, singen, fiedeln, begrapschen etc.) suchen.

Jan Steen. Hochzeitsfest in einer Bauernschenke, um 1665. Kunsthaus Zürich. © Kunsthaus Zürich

Page 7: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

2. sich ergänzende Kontraste - Holländisches / Fremdländisches - Erschaffenes / Gewachsenes - Meeresfrüchte / Landfrüchte - in der Erde gewachsen / über der Erde gewachsen - König / Bauer - Samt / Seide - Silber / Gold - süss / sauer - rund / eckig etc. 3. Erfahrbarkeit der vier Elemente - Wasser (Konchylien) - Erde (Pflanzen) - Feuer (Salamander) - Luft (Schmetterling, Insekten) 4. Erfassen der Welt, wie sie sich auch in den Kuriositätenkabinetten spiegelt - Artificialia (Kunst und Kunsthandwerk, von Menschenhand geschaffen) - Naturalia (Natur aus Gottes Hand) - Exotica («von den newen Inseln») - Scientifica (Alles, was messbar ist. Die Wissenschaft ordnet.) - Antiquitas (Geschichte, Hinweise auf die Antike) Bezug zur Geschichte: Entdeckungsreisen / Handelsgesellschaften etc. Das bedächtige Betrachten von Gegenständen, die im intimen Rahmen eines Tisches und Raumes arrangiert wurden, steht in grossem Gegensatz zu der Abenteuerlichkeit und den Gefahren, mit denen der Transport der Dinge zum Teil verbunden war. 5. Moral Zum Vergnügen und zur Belehrung, resp. beobachten, fühlen, nachdenken. Das damalige Weltbild distanziert sich zusehends von der symbolischen Besetzung der Dinge. Der Maler untersucht sie mit der Genauigkeit eines Forschers. Die moralisierende Tiefenschicht transportiert Belehrung An verschiedenen Stillleben noch einmal das Memento mori, die Vergänglichkeit suchen. Uhren, welkende Blumen, umgefallene Kelche etc. Mit grösseren Schülern lässt sich eine Verbindung zur Emblematik knüpfen. Die Zuwendung zur Alltäglichkeit vollendet die Pop Art: Sie bringt die Dinge des Alltags und der Massenkultur in einer schnellen Bildsprache und ohne jegliche moralisierende Absicht auf die Leinwand. «Es ist nichts dahinter.» (Zitat Andy Warhol).

Page 8: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Ein vordergründig gegenständliches Bild nach seinem Aufbau und seinem Formenschatz befragenEin vordergründig gegenständliches Bild nach seinem Aufbau und seinem Formenschatz befragenEin vordergründig gegenständliches Bild nach seinem Aufbau und seinem Formenschatz befragenEin vordergründig gegenständliches Bild nach seinem Aufbau und seinem Formenschatz befragen Ausgangspunkt: Stillleben von Paul Cézanne

Paul Cézanne. Stillleben, 1894. Seit der Renaissance war es ein wichtiges Ziel der europäischen Malerei, auf der Leinwand die Wirklichkeit tiefenräumlich und illusionistisch nachzubilden. Für Paul Cézanne (1839 – 1906) war die Leinwand Ort der autonomen Malerei: Die Gliederung der Fläche, der Bezug der Formen und der Farben waren des halb genauso wichtig, wie das Dargestellte selbst. Vorgehen Transparentpapiere über die Fotokopie des Stilllebens legen. Erstes Transparent: Wir halten Linien fest, die nach unseren Beobachtungen den Aufbau des Bildes bestimmen. Zweites Transparent: Wir übernehmen Linien, die uns als Konturen oder Binnenlinien des Dargestellten ansprechen. Drittes Transparent: Die Blätter mit dem geometrischen Gefüge des Bildaufbaus und diejenigen mit den gegenstandsbezogenen Elementen werden nun durch Weglassen und Zusammenfügen ineinander verarbeitet. In diesem Vorgang verwenden wir zwei sich rivalisierende Prinzipien des Gestaltens: - Die Ebene des Bildaufbaus ist abstrakt und durch die Zeichenfläche geprägt. - Die Ebene der Gegenstände will einen benennbaren Inhalt vermitteln und ihn plastisch-räumlich darstellen.

Page 9: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Eine ausgewählte Lösung übertragen wir auf das Zeichenblatt, verändern sie weiter und fassen sie farbig. Wir erhalten eine halbabstrakte Bildwirkung, ein neues Bild.

Schülerarbeit

Page 10: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Aus einer Gitarre ein Bild machenAus einer Gitarre ein Bild machenAus einer Gitarre ein Bild machenAus einer Gitarre ein Bild machen Ausgangspunkt: Gitarre oder anderes Saiteninstrument Vorgehen Eine mit einer Schnur an der Decke befestigte Gitarre (oder ein anderes Seiteninstrument) steht auf einem Tisch (ev. mit drapierten Tüchern) mitten ins Schulzimmer. 1. Arbeit Wir zeichnen das Instrument Im Sinne eines traditionellen Objektstudiums von einem festgelegten unverrückbaren Standort her. Zeichnen wir die Gitarre so, dass man nachher meint, es sei eine Gitarre, - wiederholt unser Bild die Wirklichkeit einer Gitarre in einer von unzähligen möglichen Ansichten - ist unser Blick der eines Forschers: starr ausgerichtet und empirisch - muss unsere Tätigkeit genaue Regeln befolgen, d.h. - Linien, Konturen, Flächen werden den Methoden der Perspektive unterstellt und täuschen auf der Fläche des Blattes Räumlichkeit vor - Strukturen, Gegenstandsfarben, Lichtwirkung der Farbe müssen die greifbare Wirklichkeit imitieren. 2. Arbeit Wir zeichnen das Instrument von mindestens drei Standorten her, verarbeiten aber die unterschiedlichen Blickwinkel in ein Bild hinein. Wird eine Gitarre von wechselnden Standorten aus erfasst, so - zeigt das Bild viele Möglichkeiten einer Gitarre und ist Ausdruck der bewegten Wahrnehmung der Wirklichkeit - wird das jetzt Gezeichnete beim nächsten Standortwechsel zum vorher Gezeichneten, beim übernächsten vielleicht schon Erinnerung, Unser Bild macht klar, dass Raum und Zeit voneinander abhängige Grössen sind. Damit folgen wir einem Hauptthema des Kubismus «Alles hat seine verschiedenen Seiten, alles ist auch wahr, so ist die Welt» oder «tout est à facettes» und einem der Leitsprüche Pablo Picassos «Ich male nicht die Fassade der Dinge, sondern ihre geheime Struktur.» Wir entfernen das Musikinstrument und machen die Zeichnung aus sich heraus fertig: Es gilt Linien wegzulassen (Radiergummi!), Flächen zusammen zu bringen etc. Wir müssen pendeln ständig zwischen den Formen der beobachteten Gitarre und den Formen des ganzen Bildes. Dieser Prozess macht klar, dass ein Bild ausserhalb des Themas, das es inspiriert hat, eine eigene, unabhängige Existenz besitzt. Wir treffen gestalterische Entscheidungen, oder mit Georges Braque gesagt: «Ich male nicht ab, ich male.»33

Page 11: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

3. Arbeit Wir haben eine Gitarre in mehreren Ansichten gezeichnet; vielleicht von vorne, von einer Seite, von einer andern, von hinten. Das ist etwas anderes als eine Gitarre, die nur in einer Ansicht gezeigt ist. Sie gibt wie eine Fotografie nur einen einzigen Blickwinkel wieder. Wir haben wie in einem Film verschiedene Möglichkeiten, etwas zu sehen, aufgenommen, aber alle im gleichen Bild zusammengefügt. In einem Konzert bewegt sich der Gitarrist; wir sehen in ständig anders. Und auch die Gitarre hat viele Möglichkeiten, wie sie im Raum steht, und auch ihr Klang verändert sich ständig. Die Welt besteht aus einer Vielfalt von Eindrücken. Unsere Arbeit soll etwas von dieser Vielfalt wiedergeben Wir wählen einen Ausschnitt der Zeichnung, übertragen ihn auf ein neues Blatt und bearbeiten ihn mit den Mitteln der Collage und der Malerei weiter. Fragestellungen: Welche Teilflächen gestalte ich mit - künstlerischen Mitteln (Bleistift, Filzstift, Wasserfarbe etc.) - vorgefundenem, aufgeklebten Material aus Zeitschriften? Wähle ich - Farben oder die «Nichtfarben» (schwarz und weiss) - Strukturen und Muster oder Gleichmässigkeit? Verwende ich - Collagematerial, das noch Erkennbares transportiert - Schrift (vielleicht auch nur einen Buchstaben) - Ausschnitte, die an die Wirklichkeit erinnern (Blätter eines Baumes, Blau des Himmels) - Farben, die abstrakt bleiben? Welche Kontraste setze ich, oder: Ist das Musikstück, das ich "spiele" - leise und harmonisch - stark rhythmisiert - laut und schrill - etc.?

Die ganze Arbeitsfolge führt schrittweise von der Beobachtung weg: Das Bild wird «wichtiger» als die Gitarre, resp. das bildnerische Wollen tritt vor die abbildende Tätigkeit.

Page 12: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

4. Arbeit Wir folgen dieser Regel des Kubismus: Das Gesehen wird in typische Grundformen zerlegt und dann auf der Fläche nach bildautonomen Gesetzen neu angeordnet (Analyse – neue Synthese). Wie der Komponist aus Tönen und Tonfolgen Musik erschafft, nimmt der Künstler seine Bildbausteine und lässt mit ihnen sein Werk entstehen. Wir reduzieren eine Gitarre auf wichtige Zeichen, zum Beispiel:

Die Zeichen, die ja nun für das Ganze stehen, werden auf Transparentpapiere übertragen. Auf diese Weise – und ev. mit den ausgeliehenen Zeichen des Nachbarn – lässt sich experimentieren. Die befriedigendste Lösung wird aufgeklebt und fotokopiert. Die Fotokopie mit einem Grafitstift hinten einschwärzen, abpausen und weiter bearbeiten.

Schülerarbeit

Page 13: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Ein schönes gestalterisches Experiment ist auch die folgende Reihe von Malewitsch zu malen und weiter zu führen:

Kasimir Malewitsch. Sechs Bleistiftzeichnungen für das Bauhausbuch Nr. 11 München 1927. Kurzer RückblickKurzer RückblickKurzer RückblickKurzer Rückblick Wichtigste Unterschiede Holländisches Stillleben Kubistische Darstellung Raumbildende Mittel täuschen ausgehend Traditionelle räumliche Wiedergabe wird Von einem Vordergrund Plastizität und Tiefe vor. Nicht völlig ausgeklammert. Grundsätzlich bleibt aber klar ersichtlich, dass die Bildteile auf einer Fläche angeordnet sind. Ausschnitt aus der Wirklichkeit, formuliert Reduzierung auf einfache, körperhafte Durch Formen, Farben, Lichtwirkung. Grundformen. Farbe muss keine Hell-Dunkel-Wer wiedergeben. Lichtwirkung wird ausgeschaltet. Momentan Stimmungshaftes wird in Dauer- Das ständig wechselnde der bewegten Zustand überführt Realität wird ausgedrückt Das Bild ist von einem Blickpunkt her aufgebaut. Thematik der Repräsentation, gepaart mit Thematik der Alltäglichkeit Moralischer Belehrung

Page 14: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7

Gesellschaft und Politik.

Niederlande im 16. und 17. Jahrhundert

Kunst und Handwerk.

Quelle: Vergnügen und Belehrung. Niederländische Bilder des 17. Jahrhunderts. Hrsg.: PESTALOZZIANUM, Fachstelle Schule und Museum. 1983

Page 15: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 16: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 17: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 18: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 19: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 20: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7
Page 21: Dinge präsentieren und erforschen - kunsthaus.ch · Zu dieser Thematik vgl. auch die Veranstaltung zur pop art: Wo ist die Suppe, ab 7. Schuljahr.pop art: Wo ist die Suppe, ab 7