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Deutsches Zentrum Dr. Martin Hepperle für Luft- und Raumfahrt e.V. Tel: +49 531 295 - 3337 German Aerospace Center Fax: +49 531 295 - 2320 [email protected] Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik www.dlr.de Lilienthalplatz 7 D-38108 Braunschweig
Eine mögliche LNA Konfiguration.
Gitter für numerische Strömungsanalyse.
Umströmung der Konfiguration.
LNA – Low Noise Aircraft Flugzeugkonfiguration für geringe Lärm-belastung Die Geräuschemissionen von Flugzeugen beeinträchtigen die Gesundheit der Be-völkerung und erschweren Einrichtung und Betrieb von verkehrsgünstig gelege-nen, stadtnahen Flughäfen. Heutige Flugzeuge sind über viele Jahre vorrangig nach wirtschaftlichen Ge-sichtspunkten entwickelt und verfeinert worden. Neben Abschreibungen, Perso-nal- und Kraftstoffkosten spielt dabei die Umweltfreundlichkeit eine eher indirekte Rolle über Lärmgebühren. Zukünftige Entwicklungen werden ver-mutlich zunehmend stärker durch um-weltpolitische Randbedingungen gesteu-ert werden. Gebühren für Lärm könnten in der Zukunft drastisch ansteigen und Flugzeuge mit höheren Lärmwerten durch weitere Einschränkungen der Betriebszeiten unwirtschaftlich werden. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beschäftigt sich auch mit zukünftigen Flugzeugkonfigurationen. Um abzuschätzen, welchen Einfluß eine radikale Lärmreduzierung auf die Wirt-schaftlichkeit von Verkehrsflugzeugen haben kann, wurde am Institut für Aero-dynamik und Strömungstechnik in Braunschweig die Flugzeugkonfiguration „Low-Noise-Aircraft“ (LNA) entwickelt. Die Forschungsarbeiten erfolgten im Rahmen des nationalen Luftfahrtfor-schungsprogramms und wurden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Die LNA Konfiguration wurde vorrangig unter dem Gesichtspunkt der Lärmredu-zierung gestaltet. Dabei wurden bewusst auch mögliche Nachteile in der Wirt-schaftlichkeit nach heutigen Gesichts-punkten in Kauf genommen.
Innovative Flugzeugkonfiguration Um einen erhöhten Lärmschutz zu errei-chen wurde eine Reihe von konstruktiven Maßnahmen angewandt: - Platzierung der Triebwerke am Rumpf-heck, um den Schallpegel in der Kabine zu minimieren,
- Anordnung der Triebwerke über den Tragflügeln, um das Triebwerksge-räusch nach unten abzuschirmen,
- damit verbunden auch Platzierung der Tragflügel im Rumpfheck,
- sowie Verlagerung der Höhenflosse nach vorne,
- Aufteilung der Seitenflosse auf zwei Abschirmflächen außerhalb der Trieb-werke.
- Pfeilstellung der Tragflächen nach vorn, um den schräg vorwärts abstrahlenden Schall des Verdichters abzuschirmen,
- kurze Fahrwerke um den Anfluglärm zu verringern.
Durch die Anordnung der Triebwerke am Rumpfheck erhält man einen Außenflü-gel ohne Interferenzen. Infolge der Pfeil-stellung nach vorne weist diese Flügel-form außerdem ein hohes Potential zur Widerstandsverminderung durch Lami-narhaltung auf. Die Bauweise mit vorne liegendem Hö-henleitwerk bietet Vorteile beim Start, da der vordere Flügel zum Auftrieb beitra-gen kann. Zudem bietet die Konfigurati-on einen durchgehenden Frachtraum ohne Unterbrechung durch die Tragflä-che Andererseits erfährt das Flugzeug durch die im hinten liegenden Tragflügel unter-gebrachten Kerosintanks eine größere Wanderung der Schwerpunktlage wenn der Kraftstoff während des Reiseflugs verbraucht wird. Außerdem ergibt sich eine höhere Strukturmasse für den Rumpf, was zu einer verringerten Zula-dung führt. Wie weit solche Nachteile akzeptabel sind, hängt vom Erfolg der akustischen Maßnahmen ab.
LNA - Low Noise Aircraft
Deutsches Zentrum Prof. Dr. Jan Delfs für Luft- und Raumfahrt e.V. Tel: +49 531 295 - 2170 German Aerospace Center Fax: +49 531 295 - 2914 [email protected] Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik www.dlr.de Lilienthalplatz 7 D-38108 Braunschweig
Akustische Untersuchungen Die akustische Bewertung zukünftiger Verkehrsflugzeuge muss analog zur Be-urteilung der aerodynamischen Effizienz und der Wirtschaftlichkeit durch Simula-tionsrechnungen in der Auslegungsphase eines Flugzeugs erfolgen. Schon heute kann die Schallabstrahlung einzelner Komponenten wie z.B. Triebwerke, Ho-chauftriebsysteme und Fahrwerke für unterschiedliche Bauweisen bewertet und so die leiseste Variante ermittelt werden. Will man die Lärmimmission am Boden weiter reduzieren, so kann dies nur durch Maßnahmen geschehen, die die Schall-ausbreitung von der Schallquelle zum Beobachter am Boden verhindern, also durch die Abschattung der Schallquelle aus Sicht des Beobachters. Aus diesem Grund wird im Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik ein Berechnungs-verfahren entwickelt, das es ermöglicht, die Lärmimmission am Boden für ver-schiedene Flugzeugkonfigurationen zu bestimmen. Zur Absicherung des Berech-nungsverfahrens wird eine Windkanalun-tersuchung an einem Modell des LNA im Aeroakustischen Windkanal Braun-schweig (AWB) durchgeführt. Berechnungsverfahren zur Bestim-mung der Schallabschattung Zur Berechung der Abschattungswirkung verwendet man ein so genanntes Schall-strahlenverfahren, das die Ausbreitung der von einer Schallquelle abgestrahlten Schallwellen berechnet, die sich im ein-fachsten Fall von einem Punkt ausgehend gleichmäßig mit konstanter Geschwin-digkeit in den Raum ausbreiten, so wie es beispielsweise auch beim Licht der Fall ist. Werden z.B. Triebwerke oberhalb der Tragflächen angebracht, so wird ein Teil der Schallwellen an der Tragfläche reflek-tiert und erreichen nicht den Beobachter am Boden. Es entsteht also, ganz ähnlich wie für eine teilweise vom Beobachter abgedeckte Lichtquelle, eine Schattenzo-ne in der es nicht dunkler aber leiser ist.
Die Größe dieser Zone und das Maß der Lärmminderung werden mit diesem Verfahren berechnet. Zusätzlich auftre-tende Brechungseffekte an Kanten und Rundungen beeinflussen die Schallaus-breitung und müssen ebenfalls berück-sichtigt werden. Experimentelle Untersuchung im Windkanal Für die aeroakustischen Untersuchungen im AWB wurde das LNA im Maßstab 1:25 gebaut. Um beispielsweise den Triebwerksschall zu simulieren, wird mittels eines hoch energiereichen Laser-strahls ein Plasmaknall erzeugt. Das bedeutet, dass die Luft an einem sehr kleinen Punkt so hoch erhitzt wird, dass eine kleine Explosion entsteht. Dieser Knall erzeugt Schallwellen mit einer in allen Richtungen nahezu gleichen Intensi-tät. Durch ein einzelnes Mikrofon ca. 30 cm neben der Schallquelle wird ein Refe-renzschalldruckpegel gemessen. Mit sechs weiteren Mikrofonen wird eine Fläche von ca. 1.1 m2 im Abstand von 1.14 m zur Modellunterseite abgetastet, um dort die Schalldruckpegel zu bestim-men. Das Verhältnis aus Referenzschall-druckpegel und gemessenem Schall-druckpegel unterhalb des Flugzeugs ist der Abschattungsfaktor, der letztlich das Maß für die Minderung der Schallimmis-sion am Boden ist. Besondere Anforderungen werden an die Schallquelle und die Datenaufzeichnung gestellt. Die Wellenlängen des erzeugten Schalls müssen dem Modellmaßstab entsprechen. Um z.B. 2000 Hz in der Realität im Experiment zu simulieren benötigt man eine Schallquelle, die bei 50000 Hz noch messbare Schalldruckpe-gel erzeugt, die mit einer entsprechend hohen Abtastrate aufgezeichnet werden müssen.
Modell für akustische Untersuchungen im Akustischen Windkanal Braunschweig.
Numerischer Vergleich der Abschattungswir-kung für Triebwerksanordnungen über dem Flügel (1) und hinter dem Flügel (2).