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Doris Dörrie: In einem fremden Wald 1 · lich aus der Kloschüssel, reckt seinen Kopf über die Klobrille und sieht mich mit dunkellila Augen an.“ (81) Der Wurm folgt Pula durchs

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Inhalt

Lehrerteil

Handlung 3

Kapitelübersicht 4

Problematik 6

Didaktisch-methodische Überlegungen 7

Fächerübergreifende Aspekte 10

Schülerteil

M1 Das Versprechen von Titel & Cover 11

M2 Pula als Kind 12

M3 Pula und ihre Mutter 13

M4 Pula und der Krieg 14

M5 Pula und die Flucht I 15

M6 Pula und der Junge 16

M7 Pula und ihre Gefühle 17

M8 Pula und die Flucht II 18

M9 Pula und ihre Gedanken 19

M10 Pula und das Erwachsenwerden I 20

M11 Pula und der Lurch 21

M12 Pula und das Erwachsenwerden II 22

M13 Pula und ihr Selbstbild 23

M14 Pula und die Märchenmotive 24

M15 Pula und die fremde Frau 25

M16 Pula und der Wurm 26

Materialien und Medien 27

Impressum 28

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Handlung Pula, die Protagonistin des Romans „In einem fremden Wald“ von Doris Dörrie, lebt nach dem Tod des Vaters zusammen mit ihren vier jüngeren Brüdern bei der Mutter. Das Leben ist durch die Zerstörung und Omnipräsenz der Soldaten zu gefährlich geworden, die Mutter fürchtet um ihre Tochter und schickt sie fort. Auf der Flucht fühlt Pula sich einsam und hilflos. Sie ver-sucht, die Strapazen des Weges durch Selbstsuggestion besser zu ertragen, wird aber immer wieder mit dem Tod konfrontiert.

Die Hoffnung auf Hilfe hat sie längst aufgegeben. Tröstend ist allein die Erinnerung an das Glück der Vergangenheit, das sie damals nicht zu schätzen wusste. Als sie an einem Checkpoint registriert werden soll, läuft sie fort. Sie hat Angst, eingesperrt zu werden. Doch dann bemerkt sie, dass der Junge, der kurz zuvor sein Wasser mit ihr teilte, ihr folgt und sie spürt, dass zwischen ihnen eine ganz besondere Verbindung entstanden ist. Die bei-den schließen sich zusammen: Sie lachen gemeinsam und sind gemeinsam traurig. Sie hungern und sind froh, einander zu haben, um sich gegenseitig zu unterstützen. Gemeinsam rennen sie durch den Wald, bis der Junge zusammenbricht. Pula organisiert aus der Mülltonne eines einsamen Hauses Lebensmittelabfälle. Sie überlegt, Hilfe zu holen, kehrt aber nach einer Weile desillusi-oniert in den Wald zurück. Der Junge, Pelge, ist in einem bemitlei-denswerten Zustand. Pula päppelt ihn mit den Lebensmittelresten wieder auf. Tagsüber sind sie gemeinsam unterwegs. Abends kehren sie wieder auf ihre Lichtung im Wald zurück. Als sie in die Garage eines einsamen Hauses einzudringen versuchen, werden sie entdeckt. Pelge kann sich verstecken, aber Pula wird von einer blonden Frau mitgenommen.

Pula wird freundlich mit einem Glas warmer Milch empfangen und die Frau vertraut ihr an, dass sie einsam ist. Sie hat sich von der Welt zurückgezogen, weil ihr Bauch seltsame Geräusche von sich gibt. Obwohl sie nicht will, bleibt Pula und schläft auf dem Sofa. Als sie aufwacht und gehen will, stellt sie fest, dass alle Tü-ren verschlossen sind. Eva, die fremde Frau, nimmt Pula am nächsten Morgen mit zum Einkaufen und fordert sie auf, alles mitzunehmen, was ihr schmeckt. Wieder im Haus zurück stopfen die beiden die Lebens- und Genussmittel wahllos in sich hinein. Eva verschwindet nach dieser Fressattacke im Bad und Pula er-greift die Flucht.

Es dauert nicht lange und Pelge taucht wieder auf. Beide freuen sich über das Wiedersehen, sie kommen sich körperlich näher. Pula ist verwirrt über ihre Gefühle, genießt aber Pelges Berüh-rungen und seine Küsse. Der Junge will, dass Pula wieder zu Eva zurückkehrt, weil sie dort gut versorgt und sicher vor Verfol-gung ist. Pula stimmt nur ungern zu, willigt aber schließlich doch ein, weil Pelge verspricht, in ihrer Nähe zu bleiben. Eva lässt Pula wieder ins Haus und zieht sich unter Schmerzen ins Bad zurück. Was Pula später in der Toilette entdeckt, kann sie kaum glauben: „Ein blau schillernder Wurm kriecht gemäch-lich aus der Kloschüssel, reckt seinen Kopf über die Klobrille und sieht mich mit dunkellila Augen an.“ (81) Der Wurm folgt Pula durchs Haus und scheint größer zu werden. Von Eva unbe-merkt, verkriecht er sich unter dem Sofa. Pula überlegt ange-

Um sie vor den Soldaten zu schützen, veranlasst Pulas Mutter die Flucht ihrer Tochter. Pula trifft auf Pelge. gemeinsame Erfahrungen Eva und das Haus im Wald die Geburt des Wurmes

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strengt, wie sie Pelge ins Haus lassen könnte. Aber Eva hat den Schlüssel vesteckt und will das Haus auf keinen Fall verlassen, nicht einmal zum Einkaufen.

Während des Versuchs, Eva zum Einschlafen zu bringen, wird Pula selbst müde. Als sie aufwacht, wird sie von dem inzwischen monströsen blauen Wurm bedroht. Es gelingt ihr, der schlafenden Eva die Schlüssel zu entwenden. Der Riesenwurm versperrt allerdings den Ausgang. Pula kann sich retten und Pelge ins Haus lassen. Im Gegensatz zu Pula will Pelge aber nicht fliehen, er interessiert sich für Eva und möchte etwas essen. Auf der Su-che nach Nahrung befreit er den Riesenwurm aus der Küche. Zusammen mit Eva fliehen die Jugendlichen in den Wald und verstecken sich. Der Wurm findet sie, greift sie an und begräbt Pula unter sich. Pula verliert das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kommt, ist sie immer noch unter dem Wurm gefangen, kann sich aber Stück für Stück unter ihm hervorarbeiten. Kaum hat sie sich befreit, merkt sie, dass sie nicht fliehen kann, weil der Wurm schneller ist als sie. Pula muss an die Worte ihrer Mutter denken: „Jetzt guck nicht immer so, unheimlich ist das, wie du gucken kannst.“ (105). Sie starrt das Monster angestrengt an und ver-sucht, es mit ihrem Blick zu besiegen. Der Plan gelingt, Pula ist frei und kann fliehen. Sie wird von Pelge gefunden. Gemeinsam mit Eva kehren sie in das verwüstete Haus zurück. Dank Evas altem Laptop kann Pula mit ihrer Mutter skypen und versichert ihr: „Es geht mir gut.“ (111)

Pulas Sieg über den Riesenwurm Pulas Botschaft an ihre Mutter

Kapitelübersicht Da der Roman ohne Einteilung in Kapitel auskommt, sollte den Schülerinnen und Schülern eine andere Form der Strukturierung angeboten werden. In der folgenden Übersicht sind kurze Leseabschnitte aus-gewiesen, die eine leichtere Portionierung des Lesestoffes möglich machen:

Leseabschnitte Inhalt

S. 5-10 Soldaten verbreiten Angst und Schrecken im Alltag, alles ist zerstört und die El-tern müssen damit rechnen, dass ihre Söhne von den Soldaten rekrutiert und ihre Töchter verschleppt werden. Pulas Mutter schickt ihre Tochter fort, um sie zu retten. Die beiden jüngeren Brüder dürfen zu Hause bleiben. Pula will nicht ge-hen, gehorcht ihrer Mutter aber schließlich doch.

S. 10-16 Pula wünscht sich ihr altes Leben zurück. Sie fühlt sich einerseits hilflos wie ein Baby und fürchtet sich andererseits doch davor, erwachsen zu werden. Sie nimmt sich vor, ihre Familie aus dem Ausland finanziell unterstützen. Doch die Flucht ist be-schwerlich. Pula kämpft mit allen Mitteln um ihr emotionales und physisches Überle-ben.

S. 16-21 Auf ihrem Weg beneidet Pula andere Kinder, die beschützt und umsorgt sind. Sie hingegen ist auf sich allein gestellt und schutzlos. Pula macht die Bekanntschaft eines Jungen, der sein Wasser mit ihr teilt und ihre Sprache spricht. Er ver-schwindet allerdings wieder und sie vermisst ihn.

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S. 21-27 Um der Langeweile zu entgehen, erfindet Pula Geschichten oder denkt sich Wortspiele aus. Sie fühlt sich fremd und einsam, sehnt sich nach ihrer Heimat und erinnert sich schmerzlich an ihre unbeschwerte Kindheit. Sie hat keine Hoff-nung, dass man ihr auf der Flucht hilft. Die Erinnerung an ihr altes Leben tut weh: „So toll war es, als ich dachte, mein Leben sei blöd.“ (27)

S. 27-43 Pula flieht vor der Registrierung, weil sie befürchtet, eingesperrt zu werden. Sie rennt um ihr Leben, versteckt sich und erkennt, dass ihr der Junge gefolgt ist, der zuvor sein Wasser mit ihr teilte. Pula bietet ihm trockene Mädchenkleidung an. Sie spürt für einen Moment so etwas wie Glück und fürchtet sich, den Jungen wieder zu verlieren. Die beiden haben Spaß miteinander und begeben sich auf eine emo-tionale Reise. Der Junge warnt Pula davor, ihren echten Namen zu nennen. Sie glaubt allerdings nicht daran, abgeschoben zu werden. Die beiden geben sich Halt, weil sie die Not des anderen spüren und verstehen.

S. 44-52 Auf ihrem Weg durch den dunklen Wald bricht der Junge zusammen. Pula lässt ihn zurück, weil sie sich von einem Lichtpunkt angezogen fühlt. Sie entdeckt ein einsames Haus und findet in der Mülltonne Lebensmittelabfälle. Kurz spielt sie mit dem Gedanken, sich auf die Suche nach Hilfe zu machen, kehrt aber doch in den Wald zurück. Die Hoffnung auf Unterstützung und Mitmenschlichkeit hat sie längst aufgegeben. Sie findet den Jungen entkräftet vor und gibt ihm etwas zu essen. Endlich erfährt sie seinen Namen: Pelge.

S. 52-59 Pula und Pelge verlassen den Wald, kehren aber am Abend zurück. Pula denkt über die Veränderungen ihres Körpers nach, ihr ist nicht egal, was Pelge über sie denkt. Ihre nächtliche Suche nach Essbarem verläuft erfolglos. Während Pelge verschwunden ist, wird Pula von einer Frau entdeckt und mitgenommen.

S.59-71 Im Haus wird Pula mit einem Glas warmer Milch empfangen und die Frau bittet sie, zu bleiben, weil sie einsam ist. Obwohl Pula nicht möchte, übernachtet sie bei ihr. Nachts wacht sie auf und kann nicht fort, weil alle Türen verschlossen sind. Also nimmt sie ein Bad, sucht sich neue Kleidung und macht sich während-dessen Gedanken über ihr Erwachsenwerden.

S. 71-75 Die Frau, Eva, geht mit Pula einkaufen. Während der Autofahrt verschließt sie das Fahrzeug. Pula darf sich im Geschäft aussuchen, was sie mag. Sie hängt ihren Erinnerungen an ihr Zuhause nach. Zurück im Haus, hat Eva einen Fress-anfall, nach dem sie mit Schmerzen ins Bad flüchtet. Pula nutzt diesen Moment, um zu fliehen.

S. 76-79 Pelge und Pula sind froh über ihr Wiedersehen; Pelge nähert sich Pula jetzt auch körperlich. Es kommt zum Kuss. Jedoch schickt er Pula wieder zurück ins Haus, wo sie gut versorgt wird, und verspricht, in ihrer Nähe zu bleiben.

S. 79-87 Eva lässt Pula wieder ins Haus, verschwindet aber sofort im Bad, weil ihr Bauch erneut wehtut. Als Pula später das Bad betritt, sieht sie einen blauen Wurm aus der Toilette kriechen. Der Wurm verfolgt sie durchs Haus und versteckt sich dann unter dem Sofa – Eva hat von alldem nichts gemerkt. Pula sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, Pelge hereinzulassen.

S. 87-94 Ein Bote liefert eine Pizza zum Haus, aber Pula hat keinen Hunger mehr. Sie will zu Pelge. Die Flucht scheint unmöglich und schließlich schläft Pula bei dem Ver-such, Eva müde zu machen, selbst ein. Sie träumt, dass sie von dem Riesen-wurm bedroht wird, kann aber nicht aufwachen und sich selber retten. Pelge kommt ins Haus, er will nicht fliehen, sondern erst mal etwas essen. Als die Tür zur Küche öffnet, stoßen die beiden auf den Wurm.

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S. 94-102 Pelge befiehlt Pula, sich zu retten. Er selbst rettet Eva vor der Bedrohung durch den Wurm und läuft dann als Letzter davon. Beim Sprung aus dem Fenster bricht er sich den Knöchel. Es gelingt ihnen jedoch, zu dritt in den Wald zu flüchten. Der Wurm greift sie dort an und begräbt Pula unter sich.

S. 102-111 Pula kann sich unter dem Wurm hervorarbeiten und will zu Pelge fliehen. Doch der Wurm bemerkt sie und sie weiß, dass es keine Rettung gibt. Das Ungetüm begräbt sie unter sich. Pula kann sich erneut befreien und ihr fällt ein, wie sie das Monster besiegen kann. Sie setzt ihren hypnotisierenden Blick als Waffe ein und der „…Wurm rührt sich nicht mehr.“ (106) Sie findet Pelge und Eva wieder und zusammen kehren sie in das verwüstete Haus zurück. Pula kann endlich mit ihrer Mutter skypen und will sie glauben machen, dass alles in Ordnung ist, sie versi-chert ihr: „Es geht mir gut.“ (111)

Problematik Doris Dörrie wiegt die Leser von „In einem fremden Wald“ in Sicherheit. Schnell meint man zu wissen, worum es in der Ge-schichte geht. Doch die Autorin und Filmregisseurin erzählt mehr als nur die Geschichte über die Flucht eines Mädchens vor dem Krieg. Doris Dörrie, die als Professorin für Angewandte Drama-turgie und Stoffentwicklung an der Hochschule für Fernsehen und Film in München lehrt, zeigt, dass die Geschichte von Pula und Pelge mehr ist als eine auf den ersten Blick spannende Er-zählung. Denn gerade auf dieser zweiten Handlungsebene liegt der Reiz für die schulische Auseinandersetzung mit dem Ro-man. So ist es einerseits möglich, das Thema „Flucht und Ver-treibung“ aufgrund seiner künstlerischen Vermittlung auf eine Art und Weise wahrzunehmen, die sich grundlegend von der media-len Omnipräsenz des Themas unterscheidet. Die Jugendlichen können eine künstlerische Antwort auf die Schrecken von Krieg und Flucht finden, die sich rational vielleicht noch im Ansatz er-fassen lassen, die aber zur tatsächlichen Verarbeitung ein ande-res Ventil benötigen. Auf diese Weise bietet die Auseinanderset-zung mit dem Roman von Doris Dörrie eine poetische Sprach-ebene für die Gedanken und Gefühle der SchülerInnen zu einem Thema, dem sie sich oft genug als ohnmächtige Beobachter ausgeliefert fühlen.

Auf der anderen Seite ist die Geschichte von Pula und Pelge die Erzählung einer Adoleszenzentwicklung. Die jugendlichen Lese-rinnen und Leser befinden sich in der gleichen Situation wie die Romanhelden, sie verstehen, welche Zweifel, Ängste und Hoff-nungen mit dem Heranwachsen und mit der Suche nach der eigenen Identität verbunden sind.

Zusätzlich zu diesen zwei Lesarten des Romans ermöglicht des-sen Struktur noch einen weiteren Zugang. Changiert die Hand-lung anfangs nur gelegentlich zwischen Fiktion und Realität, nehmen die surrealen oder märchenhaften Elemente zum Ende hin deutlich zu. Eine Analyse der Symbolkraft dieser Bilder er-

Erzähl- und Sprachebenen des Romans Identitätssuche Fiktion und Realität im Roman

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fordert, wenigstens im Ansatz, die Auseinandersetzung mit der psychotherapeutischen Ausdeutung von Märchenelementen. Im Rahmen eines Unterrichtsprojekts kann dies nur exemplarisch und sehr ausschnitthaft geschehen. In diesem Zusammenhang sei auf die Publikation Bruno Bettelheims verwiesen, der auch einige Zitate in M14 entnommen sind. (Bruno Bettelheim: „Kin-der brauchen Märchen“, dtv München, 2015).

Mit sehr leistungsstarken Klassen können weitergehende Fra-gen diskutiert und einer philosophisch-religiösen Überprüfung unterzogen werden, so zum Beispiel: Wie kommt das Böse in die Welt? Warum gebiert der Mensch (Eva) das Böse (den Wurm)?

philosophisch- religiöse Überlegungen

Didaktisch-methodische Überlegungen Gerade der übersichtliche Umfang von „In einem fremden Wald“ macht es gut möglich, die Lektüre vorbereitend zu Hause vor-zunehmen. Die Schülerinnen und Schüler können sich somit ganz der Lesespannung hingeben und die Handlung zusammen-hängend erschließen. Von begleitenden Aufgaben wie Struktur-skizzen o. Ä. kann Abstand genommen werden, weil der Lese-stoff relativ kurz und der inhaltliche Zusammenhang damit schnell rekapitulierbar ist.

Anregungen zur Texterschließung und -bearbeitung

M1 Das Versprechen von Titel und Cover: Als Einstieg (vor der Lektüre) bietet sich die Analyse des Covers an. Die Bild-interpretation könnte zum Beispiel in Kooperation mit dem Fach Kunst stattfinden.

M2 Pula als Kind: Die Auseinandersetzung mit dem Aspekt Kindheit erfolgt über die Analyse eines Gedichtes, das mit der provokanten Frage „Kindsein ist süß?“ zur Diskussion einlädt. Die Schülerinnen und Schüler sollen in einem zweiten Schritt den Zusammenhang zu Pula herstellen, indem sie die Befehle, die das Mädchen seiner Mutter in den Mund legt, kategorisieren. Neben ersten Interpretationshypothesen zur Figur Pula sollen die Jugendlichen einen thematischen Bezug zu ihrer eigenen Lebenswirklichkeit herstellen.

M3 Pula und ihre Mutter: Nach einem kleinen sprachwissen-schaftlichen Exkurs und der Einführung der Begriffe Konno-tat/Denotat sind die Leserinnen und Leser kreativ gefordert. Sie sollen aus der Perspektive der Mutter einen inneren Monolog schreiben, um deren Verhaltensweise zu analysieren und ihre Einschätzungen in eine Interpretation münden zu lassen. Der kreative Schreibauftrag, der sich an Pulas Vorliebe fürs Fabulieren orientiert, verknüpft erneut die rationale mit einer persönlichen Herangehensweise.

M4 Pula und der Krieg: Aufgabe Nr. 1 eignet sich aufgrund ihres spekulativen Charakters als lektürebegleitende Hausauf-gabe oder man setzt sie im Unterrichtsgespräch ein, sofern der Anfang des Romans gemeinsam gelesen wird. Die Interpretati-

vorbereitende Lektüre Analyse des Covers „Kindsein ist süß?“ kreativer Schreib-auftrag Wegschicken … Losschicken

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onsaufgaben gehen vom einzelnen Wort aus und beschäftigen sich anschließend mit der Analyse einzelner Sätze.

M5 Pula und die Flucht I: Nach der Auseinandersetzung mit den körperlichen und seelischen Belastungen Pulas durch die Flucht sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, einen allgemei-nen Blick auf das Thema „Flucht“ zu richten und ihre Ergebnisse in einer Mindmap festzuhalten. Als künstlerische Auseinander-setzung folgt dann die Aufgabe, ein Cut-up zu dem Thema „Flucht“ zu erstellen. Tipp: Um das Cut-up anfertigen zu können, sollte jeder Schüler eine vergrößerte Ansicht der Buchseiten 12 und 13 erhalten. Alternativ könnte man die Cut-ups auch am PC erstellen lassen, unter Verwendung verschiedener Schrifttypen und -größen.

M6 Pula und der Junge: Als Einstieg in die Thematik ist folgen-de Sammlung denkbar: Typisch Junge typisch Mädchen. Ausgehend von dieser Diskussion sollen die Schülerinnen und Schüler auf einem Zeitstrahl die Entwicklung der Annäherung zwischen Pula und Pelge darstellen. Diese Aufgabe müsste lektürebegleitend vervollständigt werden. Experimentellen Charakter haben die Aufgaben 3 und 4, welche die Jugendlichen auffordern, Pulas Trick des Anstarrens auszuprobieren.

M7 Pula und die Gefühle: Über die Gestaltung eines Sinn-Gedichts nähern sich die Schülerinnen und Schüler künstlerisch und zugleich analytisch der Thematik „Gefühle“. Weiter sind sie aufgefordert, eine Leerstelle im Text zu füllen und einen fiktiven Brief Pulas an ihre Mutter zu verfassen.

M8 Pula und die Flucht II: Die Schülerinnen und Schüler sollen eine Zeichnung betrachten, beschreiben und sich einen Titel zur dargestellten Szene überlegen. In einem nächsten Schritt kann die Abbildung mit der Darstellung des Gerüchts im Roman ver-glichen werden. Zur Bearbeitung der Aufgabe 5 (Erstellung ei-nes Typobildes) sollten Computer zur Verfügung stehen.

M9 Pula und ihre Gedanken: Das Arbeitsblatt stellt die klassi-sche Interpretation in den Mittelpunkt und leitet die Schülerinnen und Schüler an, detailgenau mit dem Text zu arbeiten. Aus-gehend von einem Zitat sollen die Jugendlichen einen eigenen Interpretationsansatz formulieren. Detailgenaueres Arbeiten erfolgt durch Aufgabe 2, bei der das Wort „Mitleid“ in seiner Bedeutung erschlossen und mit seinen fremdsprachigen Pendants verglichen werden soll. Die abschließende Charakteri-sierung Pulas erfordert von den Schülerinnen und Schülern die Verknüpfung von Textbeleg und Interpretation.

M10 Pula und das Erwachsenwerden I: Im Mittelpunkt dieses Materials steht die Analyse und Wirkungsweise von Metaphern, da sie ein charakteristisches Merkmal zur Beschreibung Pulas und ihrer Gefühle darstellen. Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, in einem ersten Schritt Metaphern des Romans zu übersetzen, um dann in einem zweiten Schritt nach dem Vorbild Pulas eigene Metaphern zu formulieren. Abschließend könnte ein selbstgemachtes Metaphern-Gefühle-Quiz stehen. Dieses Quiz schult bei der Formulierung der Metaphern das Sprachge-fühl der Jugendlichen und trainiert durch die Dekodierung der Metaphern das Textverständnis.

Cut-up zum Thema „Flucht“ „Typisch Junge – Typisch Mädchen“ Gestaltung eines Sinn-Gedichts Wie funktioniert ein Gerücht? Textbeleg und Interpretation Analyse und Wirkungsweise von Metaphern

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M11 Pula und der Lurch: Durch die ansprechende Thematik der sich zart anbahnenden Freundschaft zwischen Pula und dem fremden Jungen dürften die jugendlichen Leser einer wie-derholten Textarbeit positiv gegenüberstehen. Mithilfe dieses Arbeitsblattes können sie einen Text strukturieren, den Inhalt zusammenfassen und eine Diskussion über widersprüchliche Gefühle führen. Der Recherchevorschlag zum Thema „Namens-kunde“ setzt den Zugang zu einem Computer voraus; eventuell kann diese Aufgabe als Hausaufgabe gegeben werden. Auch die Auslagerung dieses Aspektes in ein Referat wäre möglich.

M12 Pula und das Erwachsenwerden II: Die körperliche und geistige Reife Pulas sollen die Schülerinnen und Schüler durch eine klassische Textanalyse erschließen. Dieser Entwicklungs-prozess kann anschließend visualisiert, die Vor- und Nachteile der Pubertät erläutert und mit der eigenen Situation verglichen werden.

M13 Pula und ihr Selbstbild: Diese Thematik soll durch verschiedene Zugänge und Methoden erschlossen werden. So fertigen die Schülerinnen und Schüler eine Mindmap an, um zu zeigen, was sich in Pulas Leben verändert hat. Sie setzen sich mit der Frage nach der Identität der Romanheldin auseinander, bereiten über das Ausfüllen einer „Placemat“ eine Diskussion vor und nehmen mit der kreativen Schreibaufgabe einen Perspektiv-wechsel vor. Somit erfahren sie, dass die Frage nach der Identität auch immer eine Alteritätserfahrung beinhaltet.

M14 Pula und die Märchenmotive: Ausgehend von einem Vergleich zwischen dem Märchen „Hänsel und Gretel“ und dem Roman „In einem fremden Wald“ setzen sich die Jugendlichen mit einem wissenschaftlichen Zitat zum Thema „Wald“ aus-einander. Im Anschluss nehmen die Schülerinnen und Schüler auf Basis eines weiteren Zitats, diesmal aus Bruno Bettelheims „Kinder brauchen Märchen“ einen Vergleich der Protagonisten Pelge und Hänsel vor, um abschließend eine Interpretation der Romanaussage zu formulieren.

M15 Pula und die fremde Frau: Als Einführung in die Thematik sammeln die Lernerinnen und Lerner ihre Assoziationen zum Thema „Haus“. Textanalytisch erarbeiten sie anschließend die Darstellung der Überflussgesellschaft in Dörries Roman. Die persönlichen Konnotationen zu „Haus“ werden aufgegriffen, um sie mit der Darstellung des Hauses zu vergleichen, das Pula im Wald entdeckt. Voraus geht eine detaillierte Textarbeit, um die Charakteristika von Evas Haus herauszustellen. Abschließend führt die Aufgabenstellung vom Haus zu seiner Bewohnerin und ihrer Eigenarten: Die Schülerinnen und Schüler recherchieren den Bedeutungshorizont von „Eva“ und „Schlange“.

M16 Pula und der Wurm: Als Fazit der Auseinandersetzung mit dem Roman „In einem fremden Wald“ steht die Analyse des Bau-plans des Romans, indem u.a. die Rolle von Vorausdeutungen thematisiert wird. Aufgabe Nr. 2 kann arbeitsteilig erschlossen werden, indem man die verschiedenen Aspekte des Themas „Wurm“ (Entstehung/Ursache, Wachstum, Verfolgung, Aus-löschung) aufteilt. Auf einer Meta-Ebene wird nachfolgend die Erzählform thematisiert und die Lernerinnen und Lerner erkennen

Namenskunde Pulas Entwicklungs- prozess Methode „Placemat“ Vergleich mit dem Märchen „Hänsel und Gretel“ Auseinandersetzung mit ausgewählten Symbolen des Textes Bauplan des Romans und Erzählform

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den Wechsel zwischen realen und fiktiven Erzählanteilen und die Tendenz zur Verschiebung dieser Anteile hin zu einem fiktiv-surrealen Erzählstil. Nach dieser Beobachtung erscheint die Figurencharakterisierung Pulas und die Würdigung ihrer Leistung (Sieg über den Wurm) besonders wichtig, um die Aussage des Romans über den fiktiven Abschluss hinaus gewinnbringend auf die Gegenwart der Schülerinnen und Schüler wirken zu lassen.

Fächerübergreifende Aspekte Fächerübergreifende Aspekte bieten die Materialien M3 (Nr. 3, Bilder zur Geschichte: ITG/ Informatik), M5 (Fluchtbewegungen: Geographie, ev. Ethik oder Politik), M6 (Collage: Kunst. Pulas Trick: Psychologie), M8 (Bildbeschreibung: Kunst), M10 (Ran-king-Auswertung, verschiedene Diagramme: Mathematik), M12 (Stationen der körperlichen Reife: Biologie), M15 (Überflussge-sellschaft, statistisches Material auswerten: Geographie. Re-cherche „Schlange/Wurm“, „Eva“: Religion).

zahlreiche Impulse für andere Fachbe-reiche

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M1 Das Versprechen von Titel & Cover

In einem fremden Wald ...

könnte mir ... _______________________________________________________________

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würde ich ... ________________________________________________________________

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sollte ich ... __________________________________________________________________

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Aufgaben

1. Notiere deine spontanen Assoziationen zu „Wald“ in die Gedankenblase.

2. Stell dir vor, der Titel des Romans ist der erste Teil der oben stehenden Sätze. Vervollständige sie.

3. Betrachte das Titelbild, achte auf jedes Detail. Beschreibe die markierten Elemente und notiere, wie sie auf dich wirken.

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M2 Pula als Kind

Kindsein ist süß?

Tu dies! Tu das!

Und dieses lass!

Beeil dich doch!

Heb die Füße hoch!

Sitz nicht so krumm!

Mein Gott, bist du dumm!

Stopf’s nicht in dich rein!

Lass das Singen sein!

Du kannst dich nur mopsen!

Hör auf zu hopsen!

Du machst mich verrückt!

Nie wird sich gebückt!

Susanne Kilian

Schon wieder ʹne Vier!

Hol doch endlich Bier!

Sau dich nicht so ein!

Das schaffst du allein!

Mach dich nicht so breit!

Hab jetzt keine Zeit!

Lass das Geklecker!

Fall mir nicht auf den Wecker!

Mach die Tür leise zu!

Lass mich in Ruh!

Kindsein ist süß?

Kindsein ist mies!

(Die Rechtschreibung wurde angepasst. Aus: H.-J. Gelberg: Überall und neben dir. Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 1986)

Aufgaben

1. Lies das Gedicht. Überlege, welche Sichtweise die Autorin auf das Erwachsensein und auf das

Kindsein hat

2. Während ihrer Flucht erinnert sich Pula an die Anweisungen und Befehle ihrer Mutter. So sehr

wie sie sich früher zu Hause dadurch eingeschränkt gefühlt hat, so sehr vermitteln ihr die Erin-

nerungen daran auf der Flucht ein Gefühl von Heimat.

Lies die Seiten 5 bis 9 im Buch und trage in die Sprechblasen oben alle Aufforderungen und

nützlichen Tipps von Pulas Mutter ein.

3. Kategorisiere die Befehle an Pula: Welche Lebensbereiche werden von der Mutter angespro-

chen?

4. Diskutiert gemeinsam die Beweggründe von Pulas Mutter und vergleicht das Mutter-Tochter-

Verhältnis mit eurer eigenen Eltern-Kind-Situation.

„Ja, Mama, ich halte mich gerade. Ich benutze bestimmt nicht deinen Lippenstift, und ich

wasche gar keinen Salat und noch nicht mal meine Hände vorm Essen, denn oft bekomme ich

gar nichts zu essen.“ (S. 5) Überlegt gemeinsam, was geschehen sein könnte, dass Pula ihrer

Mutter diese Antworten gibt. Was erfährt man in ihrem ersten Redebeitrag über Pula und ihre

Situation?

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M3 Pula und ihre Mutter

Aufgaben

1. Auf der Flucht fühlt sich Pula allein und hilflos: „Wohin soll ich denn gehen? Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich will zurück. Nach Hause. Zu meiner Mutter.“ (S. 6) Alles, wonach sie sich sehnt, fasst sie in dem Wort „Mutter“ zusammen. Welche Dinge könnte Pula im Sinn haben, wenn sie „Mutter“ denkt und fühlt? Trage die Konnotationen zu dem Denotat „Mutter“ oben in die Grafik ein.

2. Pula unterhält sich in Gedanken mit ihrer Mutter (S. 5-9). Sie erfindet Redebeiträge ihrer Mutter.

Verfasse einen inneren Monolog der Mutter, in dem sie über ihre Gefühle und ihre Bezie-hung zu Pula spricht.

3. „,Du bist verrückt, mein Kind‘, hat meine Mutter oft zu mir gesagt und dabei gelächelt. Im Grunde genommen mag sie es, wenn ich seltsames Zeug erfinde.“ (S. 6) Klärt in einem Gespräch, warum Pulas Mutter sich über die Erfindungen ihrer Tochter freut.

4. Nimm Pulas Vorliebe fürs Fabulieren und Geschichtenerfinden zum Vorbild und schreibe etwas richtig Verrücktes über dich auf. Wenn es dir hilft, benutze eine der folgenden Ideen: Ich hatte einen seltsamen Traum: / Wenn ich mal groß bin, möchte ich ... / Im Urlaub ist mir Folgendes passiert:

MUTTER

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M4 Pula und der Krieg

„Sie nennt sie nie ‚Soldaten’, das wäre zu viel der Ehre, sondern immer nur ‚Monster’.1

Sie sind über Nacht gekommen, sie tragen Masken vor dem Gesicht und große

Waffen, sie sind grau, von Staub bedeckt, sie haben alles zerstört, alles kaputt

gemacht, die Schule, die Stadt, auch unser Haus, aber meine Mutter ermahnt uns im-

mer noch aufzuräumen, nicht zu trödeln, unsere Schuhe ordentlich hinzustellen.2

Manchmal habe ich Angst, sie wird verrückt. Die Monster haben starre Augen hinter

ihren Masken, sie sehen einen nicht an. Sie kommen immer wieder, schwärmen aus,

zerren uns aus den Häusern. Sie nehmen unsere Väter und Onkel und Großväter mit.

Unsere Brüder. Die größeren Jungen müssen ihre Arme heben, und wer schon Haare

unter den Achseln hat, wird mitgenommen. Meine Brüder sind zum Glück noch klein.

Auch größere Mädchen nehmen sie mit.3 Meine Mutter rasiert mir jeden Morgen die

Achseln, dabei sprießt bei mir kein einziges Haar. ‚Gott sei Dank hast du noch keinen

Busen, Pula’, sagt sie4 und wirft sich meinen Arm um den Hals wie einen Schal, rasiert

mir erst die eine Achsel, dann die andere. Es gibt keinen Rasierschaum mehr zu

kaufen. Meine Achselhöhlen brennen den ganzen Tag lang wie Feuer. ‚Kratz dich nicht

unter den Achseln wie ein Affe, Pula. Du machst einen ganz verrückt. Sitz still. Beklag

dich nicht. Es könnte alles noch schlimmer sein.’5 Tiefe Linien sind wie mit einem Stift

in ihre Haut gezogen, sie werden jeden Tag tiefer. Die Monster kommen immer öfter,

fast jeden Tag. Und da schickt sie mich weg.6 Meine Mutter schickt mich weg.“ (S. 6 f.)

Aufgaben

1. „Ich hab mal davon geträumt, Sängerin zu werden, aber seit die Monster in unser Leben gekommen sind, singe ich nicht mehr, und meine Mutter lacht nicht mehr.“ (S. 6)

Überlegt gemeinsam, wer oder was die „Monster“ sind, von denen Pula berichtet, und inwiefern sich das Leben von Pula und ihrer Familie seit ihrem Auftauchen verändert hat.

2. Pula beschreibt die Veränderungen, die das Auftauchen der Soldaten mit sich gebracht hat. Nimm dir die einzelnen Sätze in dem Ausschnitt aus dem Roman vor und erkläre, was sie zu bedeuten haben (siehe oben).

Tipp: Deine Erklärungen sollen dabei helfen, den Text und vor allem die Beweggründe der handelnden Personen besser zu verstehen.

3. Wir erfahren nicht direkt, wie Pula sich fühlt, als ihre Mutter sie wegschickt. Die imaginäre Antwort von Pulas Mutter – Pula stellt sich die Antwort ihrer Mutter nur vor – zeigt aber deutlich, wie es dem Mädchen geht: „Pula, mein Kind, meine große Tochter, ich schicke dich nicht weg, ich schicke dich los, das ist ein großer Unterschied.“ (S. 7)

Erkläre, welche sprachliche Differenzierung Pulas Mutter hier vornimmt.

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M5 Pula und die Flucht !

Pulas Flucht

Körperliche Belastungen Seitenzahl Seelische Belastungen Seitenzahl

Aufgaben

1. Lies auf den Seiten 5 bis 12, was Pula während ihrer Flucht erlebt. Trage in die Tabelle

oben ein, welchen körperlichen und welchen seelischen Belastungen Pula in dieser Zeit

ausgesetzt ist. Ergänze die Tabelle im Laufe der Lektüre.

2. Erstelle ausgehend von Pulas Befindlichkeit eine Mindmap, in der du alle Facetten des

Phänomens „Flucht“ aufzeigst.

3. Ein Gedicht, das aus einzelnen Worten oder Versen anderer Gedichte zusammengesetzt ist,

nennt man Cut-up. Erstelle ein eigenes Cut-up zum Thema „Flucht“. Statt Gedichte als

Baumaterial für dein eigenes Gedicht zu nutzen, verwende die Seiten 12/13 im Buch. Wenn

sie dir als Kopie vorliegen, schneide die Wörter und Sätze, die du verwenden möchtest,

direkt aus und klebe sie zu einem Gedicht, das sich nicht reimen muss, zusammen. Alterna-

tiv kannst du dein Gedicht auch am Computer mit verschiedenen Schrifttypen und Schrift-

größen gestalten.

4. Ergänze dein Gedicht um eine Collage, in der du das Gefühl „Flucht“ und/oder die Begleit-

erscheinungen von „Flucht“ darstellst.

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M6 Pula und der Junge

Aufgaben

1. Nachdem Pula fast ertrunken wäre, aber in letzter Sekunde noch gerettet werden konnte, lernt sie einen Jungen kennen: „Als ich wieder zu mir kam, saß der Junge neben mir und hielt mir eine Flasche Wasser entgegen, die war sogar noch voll. Das war echt nett von ihm.“ (S. 18) Der Junge wird für Pula zum Spiegel, um sich über ihr Mädchensein Gedanken zu machen. Diskutiert gemeinsam: Gibt es so etwas wie „typisch Junge“/“typisch Mädchen“ überhaupt? Tragt eure Ergebnisse in die Grafik oben ein und ergänzt sie um eure eigene Meinung.

2. Pula und der Fremde sind sich sympathisch, sie teilen das gleiche Schicksal. Ihre Freund-schaft wächst Schritt für Schritt. Lege einen Zeitstrahl an, auf dem du die Stufen ihrer Annäherung abbildest.

3. Zu Beginn wendet Pula ihren „Trick“ an: „Der Trick ist ganz einfach: Wenn du jemandem lange in die Augen schaust, nicht zwinkerst, nicht zuckst, einfach nur schaust, dann weißt du bald alles über ihn, kennst sein ganzes Glück und seinen ganzen Scheiß, und im nächsten Moment weißt du nicht mehr, ob du noch du oder der andere bist. Das beruhigt mich, weil ich mich dann nicht so allein fühle auf dieser Welt, und das beruhigt dann wohl auch die anderen.“ (S. 19) Startet gemeinsam ein Experiment: Sucht euch für den ersten Durchgang eine Partnerin/ einen Partner, setzt euch gegenüber und schaut einander in die Augen, so wie Pula es immer tat. Ganz wichtig: Das Experiment klappt nur, wenn niemand lacht oder Unsinn macht! Wer mutig ist, geht in die zweite Runde: Dabei könnt ihr euren Partner/eure Partnerin auch aus-losen.

4. Wertet eure Ergebnisse nach Beendigung des Experiments aus. Notiert dazu in einem ersten Schritt an der Tafel stichwortartig, wie ihr euch gefühlt habt – zu Beginn des Experi-ments, während des Versuchs und am Ende. Diskutiert in einem zweiten Schritt, inwieweit eure Erfahrungen mit denen Pulas übereinstimmen.

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M7 Pula und ihre Gefühle

Mein Sinn-Gedicht

__________________ sieht aus ____________________________________________________

__________________ riecht _____________________________________________________

__________________ klingt _____________________________________________________

__________________ schmeckt ____________________________________________________

__________________ fühlt sich ___________________________________________________

Aufgaben

1. Lies noch einmal die Seiten über das erste Zusammentreffen von Pula und dem Jungen

(S.18-21). Die Begegnung ist ein ganz besonderes Erlebnis für Pula.

Halte ihre Gefühle für den Fremden in einem Sinn-Gedicht fest.

2. Seit Pula auf der Flucht ist, vermisst sie ihre Familie, besonders ihre Mutter. In ihrer

Einsamkeit spricht sie mit ihrer Mutter und legt ihr Worte in den Mund, die sie diese in

Gedanken zu ihr, der Tochter, sagen lässt: „Sei dankbar. Beklag dich nicht. Erwarte nichts.

Sei freundlich, dann kommt die Freundlichkeit zu dir zurück.“ Gleichzeitig weist Pula die Er-

mahnungen ihrer Mutter zurück: „Du hast keine Ahnung, Mama.“ (S. 24)

Nimm diese fiktive Zwiesprache zwischen Mutter und Tochter zum Anlass, Pulas Sicht der

Dinge darzulegen. Fülle diese Leerstelle im Text, indem du einen Brief der Tochter an die

Mutter schreibst, in dem Pula ihre Mutter an ihren Erlebnissen teilhaben lässt, damit diese

sie wieder versteht.

Aufbau eines Sinn-Gedichts:

* Ein Sinn-Gedicht hat 5 Verse.

* Jeder Vers besteht aus einem Satz

* Jeder Vers stellt einen Sinnesbereich in den Mittelpunkt.

* Jeder Vers beginnt mit der Nennung der Person/des Gegenstands, um die/den es im Gedicht geht.

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M8 Pula und die Flucht II

Aufgaben

1. Betrachte die obige Zeichnung. Beschreibe sie und achte dabei auch auf die Besonderheiten. Welche Handlung gibt die Zeichnung wieder?

2. Diskutiert gemeinsam, welcher Titel zu der dargestellten Szene passen könnte.

3. Als Pula an die Grenze kommt, weiß sie nicht, wie es weitergeht: „Drei lange, lange Tage warten wir vor einer Grenze. Hier gibt es keinen Stacheldraht, aber Grenzbeamte, die jeden befragen und ein Foto machen und Fingerabdrücke nehmen. Was danach geschieht, ist unklar. Gerüchte kursieren, manche davon in meiner Sprache. Es heißt, man wird in Bussen in wunderschöne Häuser gefahren, in denen es gutes Essen gibt und weiche Betten. Andere behaupten, die Busse fahren direkt ins Gefängnis, wieder andere sagen, man wird sofort zum Flughafen gebracht und dorthin zurückgeflogen, wo man hergekommen ist.“ (S. 24) Zeige, welche Parallelen es zwischen der Zeichnung (oben) und dem Zitat gibt.

4. Erkläre, wie ein Gerücht „funktioniert“. Berichtet in der Klasse von eigenen Erlebnissen zu dem Thema. Beurteilt abschließend die Gefährlichkeit von Gerüchten. Achtet auf eine diffe-renzierte Sichtweise.

5. Setze Pulas Erlebnisse (Krieg, Flucht, Verlust der Familie, Treffen mit dem Fremden etc.) bildlich um. Verwende dazu lediglich verschiedene Schrifttypen. Du kannst auch mit der Größe der Wörter spielen, sie fett und/oder kursiv setzen, eventuell Farbe verwenden. Stellt eure Bilder anschließend aus und veranstaltet einen Museumsrundgang, auf dem ihr auch Fragen zu den Bildern klären könnt.

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M9 Pula und ihre Gedanken

Aufgaben

1. Auf ihrer Flucht begegnen Pula viele Herausforderungen und sie denkt über viele Dinge wie z.B. die Folgen des Krieges nach, die in ihrem Leben bislang keine Rolle gespielt haben. „So wie alles kaputt ist, als hätten ein paar durchgedrehte Jungs mal kurz ein gigantisches Scheiß- videospiel gespielt. Oh, tut uns leid, jetzt ist alles kaputt. Aber es tut niemandem leid, und wir tun auch niemandem so richtig oder für länger leid, was ehrlich gesagt, auch okay ist, denn jemandem leid zu tun, fühlt sich an wie Zahnschmerzen im Gehirn.“ (S. 25) Erkläre das Zitat.

2. Definiere „Mitleid“ und suche nach Übersetzungen des Wortes in andere Sprachen.

Drücken alle sprachlichen Varianten das Gleiche aus? Diskutiert gemeinsam.

3. Überlegt gemeinsam, warum und wann Mitleid auch etwas Gutes sein könnte. Vergleicht eure Ergebnisse mit Pulas ablehnender Haltung und findet eine Erklärung für die Einstellung des Mädchens.

4. Als Pula spürt, dass die „Mutlosigkeit (der anderen Flüchtlinge) wie ein Gift“ ist, distanziert sie sich von den anderen und „Will nicht sein wie sie.“ (beide Zitate S. 26) Sie flüchtet sich in ihre Erinnerungen. Lies die Szene auf Seite 26 noch einmal nach und fülle das Schaubild oben aus. Charakterisiere Pulas Verhalten und ihre Charaktereigenschaften mit Adjektiven, die du direkt aus dem Originaltext ableiten kannst. Schreibe Zitat und Adjektiv wie in dem Beispiel oben auf. Ergänze weitere Gedankenblasen, falls notwendig.

„Alle Kraft nehme ich zusammen [...].“ kämpferisch, willensstark

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M10 Pula und das Erwachsenwerden I

„Besuch von der Tante“ (S. 11)

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„traurige Katze“ (S. 27)

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„vom anderen Ufer“ (S. 32)

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„wie eine eiskalte Decke“ (S. 42)

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„wie Orangensaft“ (S. 51)

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„wie bunte Smarties“ (S. 53)

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Aufgaben

1. Für Pula ist es manchmal leichter, das, was sie in der Zeit des Erwachsenwerdens erlebt

und fühlt, durch ein Bild auszudrücken. Lies die entsprechenden Szenen zu den Zitaten

(s.o.) und erkläre die Bildhaftigkeit der Ausdrücke.

2. Sammelt an der Tafel gemeinsam möglichst viele unterschiedliche Gefühlszustände und

notiert sie in einem Wort.

3. Wähle aus dem „Gefühls-Chaos“ an der Tafel fünf (inhaltlich) verschiedene Gefühls-

beschreibungen aus und formuliere Metaphern nach dem Vorbild des Romans. Schreibe das

Gefühl und deine Metapher auf die Vorder- und Rückseite eines Blattes. Legt die Blätter mit

der Seite, auf der eure selbsterfundene Metapher steht, nach oben im Klassenzimmer aus.

4. Veranstaltet ein Gefühle-Quiz: Jeder wählt 20 Karten aus, liest die Metaphernumschreibung

des Gefühls und benennt das Gefühl. Für jede richtige Antwort darf man sich einen Punkt

geben. Erstellt abschließend ein Ranking, um die Trefferquote zu veranschaulichen.

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M11 Pula und der Lurch

Aufgaben

1. Der fremde Junge ist Pula im Laufe ihrer Flucht vertrauter geworden, sie nennt ihn „Lurch“.

Der Textausschnitt oben verrät dir, wie sehr Pula inzwischen an ihrem Begleiter hängt. Lies

den Text aufmerksam durch und markiere die Stellen, wo inhaltlich etwas Neues kommt.

Fasse den Inhalt jedes Abschnitts in eigenen (kurzen) Worten auf den Zeilen links und

rechts zusammen.

2. Den Genuss der unbekannten Beeren hat der Junge überlebt, wenig später jedoch hat er

einen Zusammenbruch, fällt zu Boden und bewegt sich nicht mehr. Lies Pulas Reaktion auf

dieses unerwartete Ereignis auf Seite 44 (unten) bis Seite 45. Diskutiert gemeinsam Pulas

Gefühle und findet Argumente dafür, dass Pula fortgeht, und welche dafür, dass sie bleibt.

3. Der Junge verrät Pula seinen Namen. Lies die Szene ab Seite 51 nach. Recherchiere unter

dem Stichwort „Onomastik“ (Namenskunde) im Internet und informiere dich über die Bedeu-

tung von Namen. Suche dir einen Aspekt der Namenskunde aus und erstelle ein Kurzreferat

mit einer Zusammenfassung auf Folie oder als Tafelbild. Tragt eure Ergebnisse zusammen.

„Wir seufzen einen gemeinsamen Seufzer,

der in die Baumwipfel aufsteigt und darin

verschwindet. Ich höre unsere Mägen

grummeln. Wir rappeln uns auf und wan-

dern noch ganz schläfrig umher. An einem

Strauch finde ich dunkelrote, süß riechende

Beeren, aber ich trau mich nicht, sie zu

essen, sie sind fremd und vielleicht giftig. In

der hohlen Hand trage ich sie zum Lurch,

der sie gar nicht genau anschaut, sondern

mit einer einzigen Bewegung in den Mund

wirft. Oh, da halten die Zuschauer meiner

geheimen Show den Atem an. Gleich wird

er umfallen und sich winden wie ein Wurm,

Schaum vorm Mund bekommen, und dann

ist er auch schon hin, und das arme Mäd-

chen ist ganz allein im Wald und einsamer

als je zuvor. Furcht packt mich. Ich riegele

alles ab, was ich an Gedanken und Gefüh-

len habe, verschließe alle Eingänge, sperre

so gut ab, dass ich mich fühle wie ein

Stück Holz. Wenn der Lurch jetzt an den

Scheißbeeren stirbt, dann geh ich einfach

weiter. Ich werde mich nicht umdrehen,

einfach weitergehen, nicht nachdenken,

nicht nachdenken, weiter, geh weiter, Pula!

Geh schon! Worauf wartest du?“ (S. 34 f.)

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M12 Pula und das Erwachsenwerden II

Aufgaben

1. Ist Pula zu Beginn ihrer Flucht noch ein Mädchen, das froh ist, noch keine Frau zu sein, verändert sich ihre Einstellung zu ihrem Körper zusehends. Lies auf Seite 53 und den fol-genden nach und fasse in eigenen Worten zusammen, welche Haltung Pula zu ihrem Kör-per hat.

2. Diskutiert gemeinsam, ob zu der körperlichen Reife Pulas auch eine geistige Veränderung hinzukommt. Belegt eure Meinung möglichst genau am Text.

3. Auf ihrer Flucht, die man als eine „Reise des Reifens“ bezeichnen könnte, spielt Pulas abwesende Mutter eine wichtige Rolle. Erläutere die Bedeutung, welche der Mutter zukommt, und zeige auf, inwiefern sie für Pula bis zum Schluss wichtig ist.

4. Veranschauliche die schrittweise Ablösung Pulas von ihrer Mutter, ausgehend von der Text-stelle oben. Arbeitet gemeinsam: Teilt den Roman in kleine Abschnitte und sucht nach Text-stellen, in denen das Verhältnis von Pula und ihrer Mutter thematisiert wird bzw. in der Pulas Mutter eine Rolle spielt. Vervollständigt das Schaubild oben.

5. Pula hat sich verändert, körperlich wie auch seelisch. Besonders deutlich wird dies in der Szene, als sie in dem fremden Haus in der Badewanne liegt. Lies diese Passage auf den Seiten 68 (Mitte) bis 70. Erstelle eine Tabelle, in der du aus Pulas Sicht die Vor- und die Nachteile des Erwachsenwerdens einträgst. Ergänzt die Tabelle gemeinsam um eure Sichtweisen und diskutiert die Ergebnisse.

Abhängigkeit Pulas von ihrer Mutter

100%

„Wie gern würde ich mit meiner Mutter skypen! [...] Ich lächele: ‚Hallo, Mama. Alles okay bei mir. Und bei euch?’ [...] Nichts ist in Ordnung. [...] Ich bin eine bessere Lügnerin als sie, aber das würde sie mir nicht abkaufen.“ (S. 66) Pula hat Angst, wünscht sich die Hilfe der Mut-ter, will diese aber vor der Wahrheit beschützen.

0%

Verlauf der Romanhandlung

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M13 Pula und ihr Selbstbild

Aufgaben

1. Pula verändert sich und nimmt diesen Wandel deutlich wahr: „Ich trockne mich ab, kämme

mir die Haare, schaue lange in den Spiegel, ob man mir etwas ansieht, ob ich mit Busen

eine andere geworden bin. Aber je länger ich schaue, umso weniger erkenne ich, wer zu-

rückschaut. Ich gucke durch mich selbst hindurch, geradewegs in die Vergangenheit. Ich

vermisse mich selbst, ein gespenstisches Gefühl. Vermissen ist wie mit Gespenstern zu

leben.“ (S. 69)

Veranschauliche in einer Mindmap, was sich in Pulas Leben alles verändert hat. Denke

daran, die Mindmap durch Überschriften gut zu strukturieren.

2. Die Suche nach ihrer eigenen Identität ist ein zentrales Motiv von Pulas Flucht. Besonders

deutlich wird sie in der Textstelle auf den Seiten 69 (unten) bis 70 (unten).

Erkläre, mit welchen Zweifeln sich Pula quält, und versuche Antworten auf ihre Fragen zu

geben.

3. Diskutiert die Fragen, die sich Pula stellt, noch einmal, nachdem ihr zu zweit das Placemat

(oben) ausgefüllt habt. Geht von euren Erfahrungen aus.

4. Die eigene Identität braucht immer auch ein Gegenstück. Pula beschreibt die anderen so:

„Die Häuser sind klein und schief, die Straßen haben buckliges Kopfsteinpflaster, Leute has-

ten im Regen durch die Straßen, manche Männer tragen seltsame Hosen aus Leder, die

über dem Knie enden, ich sehe zwei Frauen, die bunte Kleider mit Schürzen und weiße

Blusen tragen, die knapp oberhalb ihrer sehr großen Brüste enden. Schlampenkostüme.“

(S. 72) Versuche deine Umwelt mit den Augen eines Fremden wahrzunehmen und

beschreibe dein Umfeld ähnlich wie Pula es tut.

Ich die anderen

Identität

Realität Wunsch

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M14 Pula und die Märchenmotive

„In einem fremden Wald“ „Hänsel und Gretel“

___________________________________ = __________________________________

___________________________________ = __________________________________

___________________________________ = __________________________________

___________________________________ __________________________________

___________________________________ _________________________________

___________________________________ _________________________________

Aufgaben

1. Vergleiche „In einem fremden Wald“ von Doris Dörrie mit dem Märchen „Hänsel und Gretel“. Halte Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Tabelle oben fest. Ähnlichkeiten mit sind mit = und Unterschiede mit gekennzeichnet.

2. Das Zitat stammt von Bruno Bettelheim, Professor für Erziehungswissenschaften, Psycho-logie und Psychiatrie an der Universität Chicago, aus seinem Buch „Kinder brauchen Märchen“: „Der Wald [...] steht symbolisch für den Ort, an dem man sich dem inneren Dunkel stellt und es durchdringt, an dem die Unsicherheit im Blick darauf, wer man ist, vergeht und an dem man zu verstehen beginnt, wer man sein möchte.“ (S. 109) Überprüfe, ob das Zitat auch für die Geschichte von Pula zutrifft.

3. Bruno Bettelheim sieht die Rolle des Hänsel kritisch: „Beim ersten Mal im Wald bedient sich Hänsel auf angemessene Weise seines Verstandes, indem er weiße Kieselsteine auf den Weg streut, der nach Hause zurückführt. Das nächste Mal macht er sich seinen Verstand weniger gut zunutze [...]. Aber da er sich auf den Weg der Verleugnung und Regression1 begeben hat – um heimzukehren ̶ , hat er viel von seiner Initiative und von seiner Fähigkeit, klar zu denken, bereits eingebüßt. Die Angst vorm Verhungern hat ihn zurückgetrieben, so daß er jetzt nur noch in irgendwelchen Lebensmitteln einen Ausweg aus seiner misslichen Lage zu sehen vermag.“ (S. 184) Nimm begründet Stellung, ob Pelge sich von seiner Angst ähnlich beeinflussen lässt wie Hänsel.

4. Verfasse eine Interpretation über die Botschaft des Romans „In einem fremden Wald“, aus-gehend von Bruno Bettelheims These: „Die Geschichte von Hänsel und Gretel verkörpert die Ängste und Lernaufgaben des kleinen Kindes, das seine primitiven oralen2 und daher destruktiven3 Wünsche überwinden und sublimieren4 muß. Das Kind muß lernen, dass – wenn es sich nicht selbst von diesen freimacht – seine Eltern oder die Gesellschaft es gegen seinen Willen dazu zwingen werden [...]. Das Märchen verleiht diesen unmittelbar mit der Mutter zusammenhängenden inneren Erfahrungen symbolischen Ausdruck.“ (S. 184)

1 Mit Regression wird in der Psychoanalyse das Zurückfallen in kindliche Verhaltensmuster beschrieben.

2 Die Entwicklung der menschlichen Sexualität erfolgt aus psychologischer Sicht in verschiedenen Stufen. In

der ersten, der oralen Phase, wird die sinnliche Lust über den Mund wahrgenommen. 3 Zerstörerisch.

4 Etwas durch Veredelung auf eine höhere Stufe bringen.

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M15 Pula und die fremde Frau

Aufgaben

1. Notiere spontan, welche Assoziationen du mit „Haus“ verbindest. Nutze die Grafik oben als Hilfsmittel. Erstellt gemeinsam ein Cluster zu dem Begriff an der Tafel.

2. Bevor Pula die Bewohnerin des Hauses, das mitten im Wald steht, kennenlernt, schleicht sie sich im Schutz der Nacht an: „Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen, nähere mich dem stillen und abweisenden Haus. Die Straßenlaterne scheint freundlich auf mich herab [...]. Ich drehe mich im Licht, verbeuge mich, und da entdecke ich eine Mülltonne, gleich neben der Haustür. Manchmal führt mein Quatsch zu wahren Entdeckungen, eigent-lich ziemlich oft, wenn ich darüber nachdenke, aber ich kann jetzt nicht denken, denn ich habe schon den Deckel der Tonne aufgeklappt und wühle mit beiden Händen im Inhalt wie ein Waschbär. Flaschen, jede Menge Flaschen, eine Pizzaschachtel mit Pizzaresten, die ich gierig in mich hineinstopfe.“ (S. 47)

Sammelt gemeinsam Beispiele aus dem Text für die Überflussgesellschaft. Ergänzt sie um eigene Beispiele.

3. Lies die Seiten 46 bis 48 und unterstreiche die Passagen, mit denen das Haus beschrie-ben wird. Vergleiche Pulas Wahrnehmung mit euren Konnotationen zu „Haus“ aus Aufga-be 1.

4. Charakterisiere Eva mithilfe von Adjektiven. Beschreibe, welche Rolle sie innerhalb der Romanhandlung einnimmt.

5. Informiere dich über die Symbolik der „Schlange“ und über die Bedeutung des Namens „Eva“ und deute/setze sie in Zusammenhang mit der Romanhandlung.

kulturell

als Bauwerk

…, in dem ich wohne

als Symbol

Gefühle

Haus

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M16 Pula und der Wurm

Aufgaben

1. Das erste Mal taucht ein Wurm in der Erzählung über Tante Zias Bandwurm auf. Lies die Textstelle auf Seite 8 noch einmal. Erkläre, welche Funktion diese Textstelle für den weite-ren Verlauf der Handlung hat.

2. Nachdem sie sich lange mit Bauchschmerzen gequält hat, scheidet Eva einen Wurm aus. Sie selber scheint von einer Last befreit: „Sie wirkt seltsam ruhig, fast lächelt sie. Sie faltet die Hände über ihrem Bauch, der mit einem Mal still ist, ganz still, und er wirkt nicht mehr so dick.“ (S. 80)

Stellt gemeinsam Interpretationshypothesen auf, welche Bedeutung der Wurm haben könnte. Formuliert dazu in einem ersten Schritt Antworten auf die oben begonnenen Fra-gen. Ergänzt die Liste um eigene Fragen.

3. Erstelle eine Chronologie, aus der die Verhaltensweise und die Veränderungen des Wurms hervorgehen. Lies dazu noch einmal den großen Textabschnitt (S. 80-106). An dieser Aufgabe könnt ihr auch arbeitsteilig arbeiten.

4. Gerade am Schluss des Romans verflechten sich reale und fiktive Elemente des Erzäh-lens. Markiere die Passagen, in denen auf fiktiver/symbolischer Ebene erzählt wird.

5. Vergleiche die Ergebnisse deiner Recherche (M15, Aufgabe 5) mit der Darstellung von Evas Wurm und formuliere eine abschließende Deutung dieses erzählerischen Elements.

6. Pula gelingt es schließlich, den Wurm zu besiegen. Beschreibe, wie sie das schafft und leite eine Interpretationshypothese daraus ab.

1. Warum hat gerade Eva einen Wurm im Bauch?

2. Wie gelingt es ihr, sich von dem Tier zu befreien?

3. Wie geht es Eva, nachdem sie den Wurm losgeworden ist?

4. Welche Reaktionen zeigt Pula auf den Wurm?

5. Wie verhält sich der Wurm?

6. Wie verändert sich der Wurm?

7. Wodurch kann der Wurm besiegt werden?

8. Was symbolisiert der Wurm in dem Roman?

9. Welche Bedeutung kommt dem Wurm zu?

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Materialien und Medien

Adressen im Internet

Susanne: Kilian Kindsein ist süß?

http://www.dphv.de/fileadmin/user_upload/wettbewerbe/lyrix/2008/lyrix_alle_materialien

_2008.pdf )

Arno Schmidt: Das Gerücht 1943/1953:

http://www.weber-museum.de/werk/geskrt

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Impressum:

dtv Unterrichtspraxis Idee, Konzeption und Redaktion Marlies Koenen INSTITUT FÜR IMAGE+BILDUNG, Leipzig 2018