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Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHE BITTE FÜR UNS!

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Kapellenweg 4 / 88145 Wigratzbad

DU SCHUTZHERR DER HEILIGEN KIRCHEBITTE FÜR UNS!

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GOTTESDIENSTZEITEN / Kapelle St. Josef, WigratzbadDi. 2.10. Fest der hll. Schutzengel 18.30 h Hl. MesseDo. 4.10. Hl. Franziskus 18.30 h Hl. Messe

Priesterdonnerstag anschl. Hl. StundeFr. 5.10. Hll. Placidus und seine Gefährten Herz-Jesu-Freitag 18.30 h Hl. AmtSa. 6.10. Hl. Bruno Herz-Mariä-Sühne-Samstag 8.00 h Hl. MesseSo. 7.10. ROSENKRANZFEST 7.30 h Hl. Messe 20. Sonntag nach Pfingsten 9.30 h Hl. HochamtDo. 11.10. Fest der Mutterschaft der allerseligsten Jungfrau Maria 18.30 h Hl. MesseSo. 14.10. 21. Sonntag nach Pfingsten 7.30 h Hl. Messe

ERNTEDANKFEST 9.30 h Hl. HochamtDo. 18.10. Hl. Lukas 18.30 h Hl. MesseSo. 21.10. 22. Sonntag nach Pfingsten 7.30 h Hl. Messe

9.30 h Hl. HochamtFr. 26.10. Hl. Evaristus 18.30 h Hl. MesseSo. 29.10. CHRISTKÖNIGSFEST 7.30 h Hl. Messe 9.30 h Hl. Hochamt

Beichtgelegenheit: ½ Stunde vor der Abendmesse Sonntags jeweils vor den hll. MessenRosenkranz: jeweils 40 Min. vor der hl. Messe

Spendenkonto: Sankt Thomas von Aquin e.V. / Konto-Nr. 101110909 /Kreissparkasse Ravensburg (BLZ 650 501 10)IBAN: DE88 6505 0110 0101 1109 09 BIC: SOLADES1RVBSpendenquittungen für das Finanzamt können erbeten werden.

Der berühmte französische Arzt, Josef Recamier, der 1852 zu Parisstarb, machte folgenden eindringlichen Ausspruch über das Rosen-kranzgebet: „Der Rosenkranz ist wie eine Glocke beim Haus. Bei jedemAve Maria läuten wir an, damit uns die Pforte der Gnade geöffnet wer-de. Jedes Ave Maria ist eine Eingabe einer Bitte bei der allergnädigstenKönigin.“

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2. Teil: Aufhebung in Frankreich und in der ganzen Kirche

Der Orden des hl. Ignatius ist in den ersten zwei Jahrhunderten seit seinerGründung zum Reizthema geworden. Das ist beileibe kein Zufall. Einerseitswar der Orden dazu gegründet worden, in die Welt hineinzuwirken, d.h.sowohl im alten Europa als auch in der Neuen Welt zu missionieren, ander-seits identifizierte man gerade auch mit dem Orden das römische Denken,womit nichts anderes gemeint war, als das katholische Denken, gestützt aufdas Vertrauen auf das unfehlbare Lehramt der Kirche. Dem hl. Ignatius lag dieBewahrung dieses kirchlichen Denkens ganz besonders am Herzen. Darumhatte er das „sentire cum ecclesia“, also das Mitdenken, ja Mitfühlen mit derhl. Kirche, seinem Orden sozusagen ins Stammbuch geschrieben.Je mehr sich der Geist, oder richtiger Ungeist der sog. Aufklärung verbreitete,desto aggressiver wurde der Ton gegen den Orden des hl. Ignatius. Die moder-nen Freidenker, wie sie sich auch nannten, konnten keinen Gott mehr übersich dulden und wollten letztlich auch keine göttlichen Gebote mehr anerken-nen. Der Mensch wurde zum Maß aller Dinge erklärt und wenn dieser moder-ne Mensch auch zunächst noch ein irgendwie geartetes höchstes Wesenneben sich dulden wollte, so doch auf keinen Fall den Gott der Offenbarung,der einen übernatürlichen Glauben einforderte.Ohne daß dies vom hl. Ignatius beabsichtigt war, wurde sein Orden zur Speer-spitze der Verteidigung des göttlichen Glaubens gegen den modernen Unglau-ben in seinen vielfältigen Spielarten. Die Folge davon war nun aber auch, daßkein anderer Orden der katholischen Kirche von den Freidenkern so gehaßtwurde wie die Jesuiten. Gegen keinen Orden wurden so viele Verleumdungenund Lügen verbreitet wie gegen diesen – Lügen, die bis in unsere Zeit geglaubtwerden.

Noch im Jahr 1953 beschuldigten etwa im Zürcher Kantonsrat protestantischeAbgeordnete die Jesuiten, sie seien „Boten einer fremden Macht“ und „einemilitärisch geschulte Kampftruppe“. Damit entbrannte der alte Streit über denJesuitenorden aufs neue und die katholische Minderheit des Landes (42 Pro-zent gegen 54 Prozent Protestanten) fühlte sich einem „hinterhältigen Gueril-lakrieg“ ausgesetzt, wie es die katholische Zeitung „Die Ostschweiz“ nannte.

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Als schließlich 1973 auch in der Schweiz mit einer knappen Mehrheit von 55Prozent jene Einschränkung der Religionsfreiheit aufgehoben wurde, welcheim Jahr 1874 „Im Namen Gottes des Allmächtigen“ in der Bundesverfassungin Kraft getreten war und den Jesuitenorden und die Tätigkeit seiner Mitglie-der „in Kirche und Schule“ (Artikel 51) sowie die Errichtung neuer und Wieder-herstellung aufgehobener Klöster oder religiöser Orden (Artikel 52) verbot,kam es am 11. Mai 1973 in Bern noch zu einer Demonstration gegen dieseAufhebung des Jesuiten-Verbots. So tief saß immer noch die Angst der prote-stantischen Schweizer vor dem Jesuitenorden. So eine tief eingewurzelteJesuiten-Angst entsteht natürlich nicht über Nacht, sie wurde nur durch dieWiederholung immer derselben Lügen über Jahrhunderte hinweg möglich.

Im ersten Teil unserer Abhandlung haben wir über die Verfolgung der Jesuitenin Portugal gesprochen und aufgezeigt, mit welchen Mitteln der damaligeMinister Pompal die Vertreibung des Ordens erzwang. Keine Intrige oder Lügewar dem Freimaurer zu schlecht, wenn sie nur seinem Ziel diente.

Nachdem die Jesuiten in Portugal verboten waren, ging auch in Frankreich dieHetzjagd los. Hier waren es zunächst vor allem die Jansenisten, die sich gegendie Jesuiten formierten. Diese betonten die Vorherbestimmung Gottes sosehr, daß die menschliche Freiheit zu einem bloßen Schein wurde. Zudemförderten sie eine äußerst strenge religiöse Lebensführung, die sich in einemrigorosen Moralismus kundtat.Im Jahr 1653 wurden durch Innozenz X. in seiner Bulle „Cum occasione“ fünfThesen des Jansenismus verurteilt. Die Jansenisten akzeptierten zwar dieVerurteilung als „berechtigt“, behaupteten jedoch zugleich, diese fünf Sätzestammten „tatsächlich“ gar nicht von Jansenius. Die Jansenisten wollten miteinem „respektvollen Schweigen“ gegenüber Rom ihre eigentlichen irrigenÜberzeugungen verheimlichen, also sich nur scheinbar dem römischen Urteilunterwerfen. Dies scheiterte jedoch an Papst Clemens XI., der dies als schwei-genden Ungehorsam qualifizierte und dann, mit der Bulle „Unigenitus deifilius“ vom 8. September 1713, die endgültige Unterdrückung des Jansenis-mus durchsetzte. Die französischen Jansenisten hatten mit der Zeit immermehr antipäpstliche, gallikanische Züge angenommen. Zudem zeigten dieJansenisten in ihrer Lehre auch protestantische Züge und sie nahmen, beson-ders in ihrem Verhalten gegenüber Rom und der Berufung auf ihr Gewissen,den erst viel später auftretenden Modernismus vorweg.

DIE VERFOLGUNG DER JESUITEN IN PORTUGAL

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ANTOINE ARNAULD

Einer der bekanntesten Jansenisten Frankreichs war Antoine Arnauld (* 5.Februar 1612 in Paris; † 8. August 1694 in Brüssel). Dieser war Anwalt derPariser Universität (Sorbonne), an der er von 1643 bis 1656 lehrte, bis er siewegen seiner jansenistischen Haltung verlassen mußte. Dessen Haß gegen dieJesuiten war maßlos, weil sie es vor allem waren, die durch ihre theologischenArbeiten eine Verurteilung des Jansenismus herbeiführten. Arnold verbreitetenicht nur die alten Lügengeschichten gegen die Jesuiten neu, sondern er gingnoch viel weiter, wie Dr. Riffel, den wir im ersten Teil unserer Arbeit schon alseifrigen Verteidiger der Jesuiten kennengelernt haben, bezeugt: „Der nachMord und Blut dürstende Arnauld hatte richtig vorausgesagt, seine Wortewürden in allen Winkeln Frankreichs wiederhallen; aber das niederträchtigeMittel, wodurch es gelang, gehört wesentlich zur Charakteristik der Feinde desOrdens. Die Universität ließ nicht bloß Arnauld’s Rede und Schriften gleichenInhalts massenweise unter das Volk schleudern; sondern sie versammelte auchsämtliche Buchdrucker und Buchhändler von Paris, welche in großer Abhängig-keit von ihr standen, und verbot ihnen, irgendetwas zur Rechtfertigung derJesuiten zu drucken oder zu verbreiten. So waren also letztere zweifach verur-teilt: erstens durch den Ausspruch des Parlamentes zur Verbannung; zweitensdurch die Männer der Hochschule zu ewigem Stillschweigen; sie sollten fürimmer dessen entbehren, was dem gemeinsten Verbrecher gestattet wird;nämlich der Möglichkeit, gegen die ungerechte Anklage sich zu verteidigen.“(Dr. Caspar Riffel, Die Aufhebung des Jesuiten-Ordens, Verlag von Franz Kirch-heim, Mainz 1855, S. 118; Die Rechtschreibung wurde angeglichen.)Der Abt von Berault – Bercastel beschreibt die damalige Lage in Frankreich inseiner „Geschichte der Kirche in einem getreuen Auszuge“ folgendermaßen:„In unverrückter Treue verfochten die gute Sache mit diesen Bischöfen dieKartäuser, die Mönche von Cisterz und die berühmte Benediktiner-Kongregati-on des heiligen Maurus. Die eifrigsten Verteidiger der Bulle (des Papstes gegenden Jansenismus), aber dafür auch allen Schmähungen der Gegner preisgege-ben, waren unstreitig die Jesuiten, deren Gesellschaft sich bei diesen entstan-denen Irrtümern als eine Säule der orthodoxen Wahrheit beurkundet hat. Alsihren größten Feind erwies sich der Kardinal Erzbischof Noailles, welcher sichalle, jedoch vergebliche Mühe gegeben, daß nach dem Abgange des ClaudeFleury kein Jesuit die Beichtvater-Stelle bei dem König erhalten sollte.“(Des Herrn Abbts de Berault - Bercastel, Domherrn an der Kirche zu Noyon,Geschichte der Kirche in einem getreuen Auszuge Neunten Bandes erſter Theil.

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DIE RELIGIONSWIRREN IM FRANKREICH DES 16. JAHRHUNDERTS

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In Kommission bei Nicolaus Doll, Buchhändler in Augsburg, - Und bei AntonDoll, Wittwe und Sohn in Wien. 1824. S. 8)

Die Auseinandersetzung mit den Jesuiten geht in Frankreich schon weit zu-rück. Am Ende des 16. Jahrhunderts stand Frankreich mitten in den Religions-wirren. Die Heilige Liga wollte verhindern, daß ein Protestant denfranzösischen Thron erbt, deshalb bekämpfte sie den Thronanwärter Heinrichvon Navarra, der Hugenotte war. Während der Bürgerkrieg immer noch tobte,wurde Heinrich 1589 aber unter dem Namen Henri IV. trotzdem König, nach-dem er – taktisch geschickt – zum Katholizismus konvertiert war. Nun hättedie Liga ihr Ziel eigentlich erreicht, aber der blutige Bürgerkrieg hatte vielMißtrauen zurückgelassen. Natürlich haben auch die Reformatoren währenddieser Zeit alles getan, um Jesuiten aus dem Reich fern zu halten. Darum istsicherlich ein möglichst objektives Zeugnis aus dieser Zeit sehr wertvoll. Es gibtdieses wertvolle Zeugnis, wie Dr. Riffel betont, in einer Rede von König Hein-rich IV. (* 13. 12. 1553 Pau, † 14. 5. 1610 in Paris ermordet). In dieser Rede,die eine Erwiderung auf die Anschuldigungen des ersten Präsidenten vonHarlay ist, beantwortet er alle Fragen, welche durch die verschiedenen Ankla-gen der Feinde des Ordens aufgeworfen wurden. Und da die gleichen Beschul-digungen, mit ganz wenigen Änderungen, auch heute noch vorgebrachtwerden, soll hier der ganze Text folgen:

„Ich kenne alle Eure Gedanken und Dienste, aber unser Urteil hierüber istverschieden. Ihr habt mir da Schwierigkeiten vorgebracht, die Euch groß undwichtig scheinen, und dachtet dabei nicht, daß ich das, was Ihr mir gesagt,schon vor acht oder neun Jahren erwogen habe. Ihr spielt die Weisen inStaatsgeschäften, und versteht nicht besser als ich, über einen Prozeß Berichtzu erstatten. Was Poissy betrifft, so mögt Ihr wissen, daß, wenn Ihr Euch alleso benommen hättet, wie ein oder zwei Jesuiten, die sich zufällig dort befan-den, die Dinge für die Katholiken eine weit günstigere Wendung genommenhätten. Man lernte damals nicht ihren Ehrgeiz, sondern ihre Genügsamkeitkennen. Ich sehe nicht ein, worauf Ihr die Meinung von ihrem Ehrgeize gründet,bei Männern, die Würden und Prälaturen ausschlagen, wenn sie ihnen auchangeboten werden, und die Gott geloben, nie darnach zu streben, und die aufnichts anders Anspruch machen in der Welt, als unentgeltlich allen zu dienen,die sich ihrer bedienen wollen. Wenn Euch das Wort Jesuiten mißfällt, warumtadelt Ihr jene nicht, die sich die Religiosen der heiligen Dreifaltigkeit nennen?

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Und wenn Ihr glaubt, ebenso gut zur Gesellschaft Jesu zu gehören wie jene,warum sagt Ihr nicht, daß Eure Töchter ebenso gut Nonnen sind wie dieGottestöchter (filles-dieu) zu Paris, und daß Ihr ebenso gut zum Heiligen-Geist-Orden gehört wie ich und meine Ritter? Ich wollte ebenso gerne Jesuit heißenals Dominikaner oder Augustiner. Die Sorbonne, sagt Ihr, hat sie verdammt;aber eben wie Ihr, ehe sie dieselben kannte. Und wenn die alte Sorbonne sieaus Eifersucht nicht gewollt, so hat die neue bei ihr studiert und rühmt sichdessen. Wenn sie bis jetzt noch nicht in Frankreich bestanden, so behält mirGott die Ehre vor, ihnen festen Fuß darin zu verschaffen, und waren sie bishernur provisorisch da, so sollen sie jetzt Kraft eines Ediktes und eines Erlasses hierexistieren. Meine Vorfahren haben sie dulden wollen, ich will sie fest begrün-den. Die Universität kam nicht aus mit ihnen; aber eben weil sie entwedergelehrter sind als die anderen Professoren, was der Zudrang der Schüler be-weist, die ihre Kollegien besuchen; oder weil sie der Universität nicht einver-leibt waren, dessen sie sich jetzt nicht weigern werden, wenn ich es ihnenbefehle, und wenn Ihr in betreff ihrer Wiederherstellung genötigt sein werdet,sie von mir zu verlangen. Ihr sagt, daß die gelehrtesten Männer in EuremParlament nicht bei ihnen studiert hätten. Wenn die Ältesten die Gelehrtestensind, dann wohl; denn sie haben früher studiert, als man die Jesuiten in Frank-reich kannte. Aber ich habe sagen hören, daß die andern Parlamente nicht sosprechen, und nicht einmal das Eurige ganz; und wenn man bei den Jesuitennicht mehr lernt als anderswo, woher kommt es denn, daß während ihrerAbwesenheit Eure Universität ganz leer geblieben, und daß man sie allen EurenErlassen zum Trotz zu Douai und außer meinem Reiche aufsuchte. Sie eineGesellschaft von Aufrührern zu nennen, weil sie an der Liga teilgenommen,heißt die Zeit mißkennen. Sie glauben wohl daran zu tun wie mehrere andere,die sich in jene Zeitereignisse gemengt; aber sie waren mit diesen getäuschtund betrogen und haben ganz das Gegenteil von dem erkannt, was sie fürmeine Absicht hielten. Auch glaube ich, daß sie mit weniger Bosheit Ligistenwaren als die andern und behaupte, daß gerade diese Gewissenhaftigkeit,verbunden mit den Wohltaten, die ich ihnen erweisen will, mir ihre Herzenebenso sehr, und noch mehr, als der Liga zuwenden wird. Sie ziehen, sagt Ihr,die geistvollen jungen Leute an sich, schauen und wählen die besten sich aus;das gerade ist’s, was ich achte. Wählen wir nicht die besten Soldaten aus,wenn’s in den Krieg geht? Und wenn nicht Begünstigungen stattfänden wie beiEuch, würdet Ihr solche Männer aufnehmen, die unwürdig wären Eures Kolle-giums und unwürdig im Parlamente sitzen? Würden sie Euch unwissendeLehrer oder Prediger bieten, Ihr würdet sie verachten; nun sie tüchtige Köpfe

DIE REDE KÖNIG HEINRICHS VI. VON NAVARRA

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DIE REDE KÖNIG HEINRICHS VI. VON NAVARRAhaben, tadelt Ihr sie darob. Was die Güter betrifft, die Ihr ihnen zumesset, soist dies eine Verleumdung und Lüge und ich weiß recht gut, daß man durchVereinigung derselben mit meinen Domänen zu Bourges und Lyon nur siebenbis acht Lehrer zu unterhalten im Stande war, statt daß ihrer dreißig bis vierzigdort waren. Und sollte von dieser Seite noch eine Schwierigkeit sich finden, soist durch mein Edikt dafür schon gesorgt. – Das Gelübde des Gehorsams, dassie dem Papst ablegen, wird sie nicht mehr nötigen, seinem Willen zu folgen alsder Eid der Treue, den sie mir schwören, nichts gegen den Landesfürsten zuunternehmen. Aber dieses Gelübde gilt nicht einmal allgemein; sie gelobendem Papste nur Gehorsam, wenn er sie zur Bekehrung der Ungläubigen aus-senden will. Und in der Tat, durch sie hat Gott die Inder bekehrt, und oft sageich es, wenn Spanien sich ihrer bedient, warum soll nicht auch Frankreich sieverwenden? Haben wir weniger Ansprüche darauf als andere? Ist Spanienliebenswürdiger als Frankreich? Und wenn es dies den Seinen ist, warum sollteFrankreich es nicht den Meinen sein? Sie kommen nach Frankreich, wie siekönnen; machen es aber die anderen nicht auch so? Ich selbst bin in mein Reichgekommen, so gut ich gekonnt habe; aber man muß beisetzen, daß ihreGeduld groß ist und daß ich sie bewundere: denn mit Geduld und feinerLebensart kommen sie in allem zum Ziel. Desgleichen achte ich sie nicht minderdarob, daß sie, wie Ihr sagt, streng nach ihrem Gelübde leben; denn das hältsie aufrecht. Auch wollte ich nichts an ihrer Regel ändern, sondern sie dabeibelassen, so daß wenn ich ihnen einige Bedingungen gesetzt, die Fremdennicht gefallen, es besser ist, daß die Auswärtigen von uns das Gesetz anneh-men und wir nicht von ihnen. Wie dem auch sei, ich stimme mit meinenUntertanen überein. Was die Geistlichen betrifft, die sich wider sie erheben, sowar von jeher die Unwissenheit gegen die Wissenschaft feindselig gestimmt,und ich habe erfahren, daß, so oft ich von ihrer Wiederherstellung sprach, zweiKlassen von Menschen sich derselben widersetzten, die Reformierten und dieschlechten Geistlichen; eben darum aber schätze ich sie noch mehr. – In betreffihrer Meinung vom Papst achten sie denselben sehr wie auch ich; aber Ihr sagtnicht, daß man zu Rom die Schriften Bellarmin’s mit Beschlag belegen wollte,weil er dem heiligen Vater keine so ausgedehnte Jurisdiktion einräumt, wiegewöhnlich geschieht. Ihr redet auch nichts davon, daß die Jesuiten nochjüngsthin behaupteten, daß der Papst nicht irren, wohl aber Clemens (VIII., derdamalige Papst) fehlen könne. Auf jeden Fall bin ich gewiß, daß die Jesuitenüber die Autorität des Papstes nicht mehr behaupten, als die übrigen, und ichglaube, wollte man ihren Ansichten darüber den Prozeß machen, müßte manihn der ganzen katholischen Kirche machen. – Was die Lehre über den Königs-

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mord betrifft, muß man zuerst prüfen, was sie sagen, und sich überzeugen, obes wahr ist, daß sie die Jugend solches lehren. Etwas bestimmt mich, zuglauben, daß nichts daran ist: seit dreißig Jahren nämlich lehren sie die Jugendin Frankreich; mehr als fünfzigtausend Schüler jeden Standes sind aus ihrenKollegien hervorgegangen, haben mit ihnen verkehrt und gelebt, und nichteinen einzigen findet man unter diesen vielen, der uns sagte, daß er sie je einesolche Sprache führen oder Ähnliches, was man ihnen vorwirft, lehren gehört.Noch mehr: es gibt Minister, die bei ihnen studiert haben; man erkundigte sichbei diesen um ihr Leben; es ist vorauszusetzen, daß sie sagen werden, so vielsie können, wäre es auch nur in der Absicht, um sich darüber zu entschuldigen,daß sie dieselben verlassen haben. Ich weiß wohl, daß man es wirklich getanhat, ohne aber etwas anders heraus zu bringen, als daß sich gegen ihre Sittennichts einwenden lasse. Was Barière betrifft, fehlt so viel, daß ein Jesuit ihnBeichte gehört, wie Ihr sagt, daß ich vielmehr durch einen Jesuiten von seinemVorhaben benachrichtigt wurde, und ein anderer ihm sagte, er würde ver-dammt sein, wenn er es auszuführen wage. Bei Châtel konnten die Schmerzender Folter keine Beschuldigung gegen Guéret oder einen anderen Jesuitenherausbringen; und wenn es anders war, warum habt Ihr ihn verschont? Der,welcher eingezogen wurde, ward es aus einem andern Grund, den man inseinen Papieren gefunden zu haben vorgab. Gesetzt aber auch, es hätte einJesuit diesen Streich geführt: müssen denn alle Apostel für Judas leiden? Odersoll ich für alle Diebstähle und Fehler gutstehen, die meine Soldaten begangenhaben oder begehen werden? Gott wollte mich damals demütigen und zu-gleich retten. Ich danke ihm dafür. Er lehrt die Beleidigungen verzeihen, und ichtat es aus reiner Liebe zu ihm; darum will ich mich durchaus nicht mehr daranerinnern, wie Ihr mich in wenig christlicher Weise hierzu auffordert, wofür ichEuch übrigens keinen Dank weiß.“ (Dr. Caspar Riffel, S. 120ff)

Es ist schon etwas merkwürdig, daß trotz des ganzen Einsatzes des Königs fürdie Jesuiten der Haß sich dennoch nicht legte. Verständlich wird dies nur,wenn man hinter diesem Haß eine Macht erkennt, die ihn schürt. Diese Machtist die Freimaurerei, die sich damals hinter dem Namen „Philosophen“ ver-barg. Schnell erkannten diese, daß sie die Jansenisten sehr gut als nützlicheIdioten zur Vertreibung der Jesuiten einspannen konnten. Dr. Caspar Riffelschildert diese unheilige Allianz ein wenig näher: „Daß die Prediger des wü-tendsten Jakobinismus den Untergang des Ordens der Jesuiten, und zwar umjeden Preis und durch jedes Mittel, beschlossen hatten, ist und war nie einGeheimnis; auch wird diese Verschwörung von den Feinden der Jesuiten so

DIE JANSENISTEN ALS WERKZEUG DER PHILOSOPHEN

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BLAISE PASCALwenig in Abrede gestellt, daß sie vielmehr darin eines der größten Verdiensteder Philosophen anerkennen. In gleicher Weise ist es allbekannte Tatsache,daß die Feinde des positiven Christentums bei dem unehrlichen Geschäfte derZerstörung die Jansenisten als treue Gehilfen betrachtet und gebraucht haben.Ob letztere um diese untergeordnete Stellung wußten, ist für die Sache ganzgleichgültig; sicher dagegen ist, daß die Philosophen mit klarem Bewußtseindabei handelten. Hinlänglichen Aufschluß gibt darüber eine Äußerungd’Alembert’s in einem Brief an Voltaire: ‚Wißt ihr, was Astruc sagt: Es sind nichtdie Jansenisten, welche den Jesuiten den Untergang bereiten; es ist die Enzy-klopädie [großes literarisches Werk zur Verbreitung der aufklärerischen Pro-paganda in Form eines Nachschlagewerks]. Fürwahr die Enzyklopädie! Es kannwohl was daran sein, und der Tölpel Astruc ist wie Pasquin, der auch zuweilenganz vernünftig spricht. Was mich, der ich gegenwärtig alles im schönstenLicht erblicke, betrifft, ich sehe die Jansenisten eines schönen Todes sterben,und nachdem sie dieses Jahr die Jesuiten eines gewaltsamen Todes habensterben lassen, sehe ich im folgenden Jahr die Toleranz gegründet, die Prote-stanten zurückberufen, die Priester verheiratet, die Beichte abgeschafft, undden Fanatismus zu Grunde gerichtet, ohne daß man‘s gewahr wird.‘ Und zueiner andern Zeit schreibt d’Alembert an den Patriarchen von Ferney, an dengeliebten Antichrist: ‚Legen wir ja den jansenistischen Spinnen keine Hindernis-se in den Weg, die Jesuiten aufzufressen; sind diese einmal vertilgt, dann wirddie jansenistische Kanaille von selbst ihres schönen Todes sterben.‘“ (Ebd. S.138)

Wir müssen jetzt noch auf eine Verleumdung der Jesuiten eingehen, diebesonders nachhaltig gewirkt hat, sodaß sie selbst heute von den meistennoch gedankenlos nachgebetet und geglaubt wird.Die Jansenisten hatten einen äußerst begabten jungen Mann in ihrer Mitte,Blaise Pascal, geboren am 19. Juni 1623 in Clermont-Ferrand, gestorben am19. August 1662 in Paris. Dieser war Mathematiker, Physiker, Literat undPhilosoph. Schon als Kind zeigte er seine ganz außerordentlichen Begabungen.Auf dem Gebiet der Mathematik und Physik wurde er durch seine Entdeckun-gen berühmt. Später wendete sich Pascal auch dem Studium der Theologie zu.Leider wurde er befreundeter Einsiedler der Jansenistenhochburg Port-Royalund als solcher selbstverständlich ein leidenschaftlicher Feind der Jesuiten.Heute erscheint uns der damalige moraltheologische Hauptstreitpunkt zwi-schen den Jansenisten und Jesuiten eher unbedeutend und niemand redetmehr davon. Aber die Schmähungen, die damals bei dieser Gelegenheit gegen

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DIE 18 PROVINZIALBERICHTEdie Jesuiten wegen ihrer angeblich zu laxen Moralgrundsätze laut wurden,werden heute noch geglaubt. Was Dr. Riffel hierzu zu bedenken gibt, sollteman sich merken: „Die Protestanten ohne Ausnahme, aber auch die meistender s. g. liberalen Katholiken sehen die Beichtanstalt, selbst bei der allermilde-sten Handhabung, als ein unerträgliches Inquisitionstribunal an; und dochverklagen sie gleichzeitig die Jesuiten wegen zu großem Laxismus (von derKirche verurteilte Richtung der katholischen Moraltheologie, die Handlungenauch dann für erlaubt hält, wenn nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für dasErlaubtsein dieser Handlungen spricht). Ein größerer Widerspruch ist dochwohl nicht denkbar!“

Die Jesuiten, denen man vorwirft mit Hilfe des Beichtsakramentes die Gewis-sen zu knechten, sollen zugleich verdammungswürdig sein aufgrund ihrerallzu großen Nachgiebigkeit in der Beurteilung der Schwere der Sünden, siesollen zugleich Tyrannen und allzu liberal sein!In seinen achtzehn „Provinzialbriefen“, zu deren Abfassung A. Arnauld ihnaufgefordert hat, verbreitete Blaise Pascal seine Anschuldigungen gegen dieJesuiten. Diese wurden schnell in fast alle europäischen Sprachen übersetztund überall verbreitet. Sie sind abwechselnd in einem leicht scherzenden undbitter beißenden Stil geschrieben, aber zugleich so übertrieben, daß Racine sieeinfach als Komödien erklärte und selbst Voltaire nur mit Unwillen von densel-ben sprach. Dr. Riffel meint: „In sich schon könnte dem Wahrheitsfreunde daseben vernommene Urteil von Männern genügen, welche, wenn sie zu Gunstender katholischen Sache ein Zeugnis ablegen, höchst unverdächtig sind; aberseine Überzeugung gewinnt neue Stärke, wenn er erfährt, daß die ‚Provinzi-albriefe‘ von mehreren Päpsten, fast von dem gesamten Episkopat Frank-reichs, von einer Unzahl gelehrter und frommer Männer und von demköniglichen Staatsrat als lügenhaft und verleumderisch bezeichnet und des-halb von den Parlamenten, mit wenigen Ausnahmen, dazu verurteilt wordensind, daß sie der Henker öffentlich verbrennen sollte. Dies verhindert jedochebenso wenig ihre Verbreitung, als die später erscheinenden Widerlegungenden nachteiligen Eindruck zu verwischen im Stande waren. Den Hauptgrunddavon muß man in dem französischen Charakter suchen, mit Rücksicht aufwelchen ein scharfer Kritiker bemerkt: ‚Seit einiger Zeit ist eine Antwort auf dieProvinzialbriefe erschienen, welche sie gänzlich niederwirft, ohne ihnen jedochbedeutenden Schaden zu bringen. Wie aber ist dies möglich? Die Antwort zeigtwohl ganz augenscheinlich die […] Ungerechtigkeiten, die abscheulichen Ver-leumdungen, welche in allen diesen Briefen gegen eine der berühmtesten

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DIE UNHEILIGE ALLIANZGesellschaften ausgestreut sind; aber diese haben seit langer Zeit durch ihrenscherzenden und spöttelnden Ton die große Zahl der Lacher auf ihre Seitegebracht, und genießen deshalb ein Ansehen, das ihnen nur schwer entzogenwerden kann.‘ – Jetzt ist übrigens die Zeit des Lachens, die in einer so ernstenSache nie hätte eintreten dürfen, längst vorüber, und wer die Wahrheit höherachtet als einen nichtswürdigen Scherz, muß dessen geständig sein, daß nurgehässige Leidenschaft Pascal’s Feder geführt und daß sonach, was er nieder-geschrieben, nicht heut zu Tage noch zum Zeugnisse wider die Jesuiten geltendgemacht werden könne. Und doch geschieht dies mit der größten Gewissenlo-sigkeit, und zwar guten Teils von Menschen, denen nichts weniger als diestrenge christliche Moral am Herzen liegt, als deren Sachwalter Pascal dochwenigstens aufgetreten ist. Um seine Gegner desto leichter einer laxen Sitten-lehre beschuldigen zu können, ging er von dem falschen Grundsatz aus, derganze Orden stehe durch die von Seiten der Obern erteilte Approbation für dieWerke der einzelnen ein, erkläre den Inhalt und die Aussichten desselben alsAusdruck der Ansichten und Gesinnungen der ganzen Gesellschaft. Wie lächer-lich und in sich widersprechend diese Behauptung auch ist, Pascal errichteteauf diesen sandigen Boden sein ganzes Gebäude, und hat demgemäß, wieVoltaire bemerkt, ‚ungereimte Meinungen einiger spanischer und flämischerJesuiten dem ganzen Orden zugeschreiben; Meinungen übrigens, die man ebenso leicht bei den Dominikanern und Franziskanern entdecken könnte.‘ Auf daswelthistorische Wirken der Jesuiten nahm der Verfasser der Provinzialbriefegar keine Rücksicht; ihm war es nur darum zu tun, den Beweis zu liefern, daßdie Gesellschaft planmäßig damit umgehe, die Menschen sittlich zu Grunde zurichten.“ (Ebd. S. 131ff)

Die Wirkung dieser Verleumdungen können nur erklärt werden, wenn manbedenkt, daß einflußreiche und reiche Männer hinter diesem Unternehmenstanden. Die Freimaurerei wußte nur zu gut, daß ihr Plan, die Kirche JesuChristi zu zerstören, erst gelingen konnte, wenn dessen intellektuelle Stützegebrochen war. Dementsprechend stellt Dr. Riffel fest:„Es standen sonach in Frankreich zwei höchst gefährliche Feinde, obgleich inihren Ansichten grundverschieden, wie ein Lager gegen die Jesuiten inSchlachtordnung, - die Jansenisten nämlich und die Philosophie; im Rückengedeckt von einem allvermögenden Minister, dessen Arm durch eine königlicheMaitresse und viele Helfer und Helferinnen von gleichem Charakter, derenNamen in dem bunten Gewühl sich verlieren, aber auch nicht einmal einernäheren Aufzeichnung wert sind, unterstützt wurde. Ungeheure Mittel standen

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DIE AUSWEISUNG DER JESUITEN AUS NEAPELdabei zu Ge-bote. Man begnügte sich nicht einmal mit Übersetzungen derportugiesischen Pamphlete (Schmähschriften); neue wurden in Menge abge-faßt; aber wie sich’s von selbst versteht, mußten diese Lügen mit schweremGeld bezahlt werden. Je ärger und unverschämter die Verleumdung, destogrößer die dafür bezahlte Summe. Ob wir aber diese so schwere Anklagebeweisen können? Ja, wir sind im Stande, die gegen die Jesuiten Verschwore-nen aus ihrem eigenen Munde zu verurteilen. Der Präsident Roland d’Erceville,ein eifriger Jansenist, schreibt: ‚Ich habe schon vor dem Tode des Herrn (Rouil-lé) von Filletières viel Geld verwendet, und die einzige Sache der Jesuiten kostetmich von meinem eigenen Vermögen mehr als 60,000 Livres. In der Tat, dieArbeiten, die ich unternommen, und vornehmlich gegen die Jesuiten, welchenie würden vertilgt worden sein, hätte ich dieser Sache nicht meine Zeit, meineGesundheit und mein Vermögen aufgeopfert, mußten mir keine Enterbung vonmeinem Oheim (eben der genannte Filletières) zuziehen.‘“ (Ebd. S. 143f)

Wie weitreichend die Lügenpropaganda damals gewirkt hat und überall dasJesuitengespenst umging, wollen wir an einem Beispiel kurz aufzeigen.Bernardo Tanucci war ein neapolitanischer Staatsmann, der 1752 zum Justiz-minister, später Außenminister und Kronminister ernannt wurde. Obwohl er,seine Frau und Tochter bei einem Jesuiten beichteten, schreibt er am 29. April1767 an einen Freund: „Die Jesuiten, Mörder im Sold Roms, verführerisch,intrigant, Verderber von Moral und Religion, sind die Pest der Staaten. Siepredigen infernalische Maximen gegen die Finanzen der Herrscher, gegen dasHoheitsrecht, gegen den Episkopat, gegen das Evangelium. Sie wurden nachden Attentaten in Portugal, nach den Nachforschungen und Prozessen inFrankreich schließlich auch in Spanien entlarvt.“Der Aufklärer Tanucci ließ zahlreiche Klöster aufheben und 1773 die Jesuitenaus Neapel ausweisen.

Die gemeine Wühlarbeit der Feinde der Jesuiten erreichte schließlich doch ihrZiel. Anfang des Jahres 1764 faßten die Parlamente einen Beschluß, der allenJesuiten auferlegte, durch einen Eid dem Orden und den Gelübden zu entsa-gen. Zudem sollten sie ihr Ordensinstitut als mißbräuchlich, strafbar, abscheu-lich und für gefährlich für den König anerkennen. Dr. Riffel führt dazu weiteraus: „Diesen Selbstmord konnten begreiflich die Geächteten nicht vollbringen;selbst der Schlußsatz des Eides war gegen ihr Gewissen: denn obgleich dieallermeisten der ‚Behauptungen‘ in den ‚Auszügen‘ wirklich verdammungswür-

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DIE PÄPSTLICHE BULLE APOSTOLICUMdig und eben deshalb auch nie von den Jesuiten gelehrt worden waren; sohatten doch die Jansenisten einige Lehrsätze als verwerflich bezeichnet, derengerades Gegenteil die Kirche als Irrtum bezeichnet und verdammt hatte. Wirk-lich leisteten sie denn auch nicht den geforderten Eid, obgleich sie eben wegendieser Weigerung für jeden kirchlichen Dienst unfähig erklärt, ihres Gehaltesberaubt wurden und der Strafe der Verbannung aus dem Reich unterlagen.Diese wurde an ihnen mit der größten Härte vollzogen, ohne Rücksicht aufAlter, Krankheit, Talente und Dienstleistungen; selbst die Vertrauten des Hofes,darunter der berühmte Berthier, blieben nicht verschont. Nachdem dieser vonder Seite Ludwig’s gerissen war, gelang es der philosophischen Partei, einkönigliches Edikt zu erschleichen, wodurch alle Untaten der Parlamente sank-tioniert wurden. In dem zu diesem Ende berufenen Staatsrate waren die mei-sten Glieder entschiedene Jesuitenfeinde und machten geltend, daß demFrieden des Staates und der Beruhigung aller Parteien dieses Opfer gebrachtwerden müsse. Mancher der anwesenden Räte mag wohl die Grundlosigkeitdieses erbärmlichen Vorwandes gefühlt haben; aber der Dauphin [Thronan-wärter] allein hatte den Mut, seine Gesinnung auszusprechen, indem er erklär-te: ‚Das Gut des Friedens und der öffentlichen Ruhe, wovon man spricht,wünsche ich eben so sehr, als irgend ein anderer; aber sie bestehen in derAchtung für Gerechtigkeit, und nur darin. Ich erkläre, daß ich weder bei meinerEhre noch bei meinem Gewissen für die Vernichtung der Gesellschaft diesertrefflichen Männer stimmen kann, die ebenso nützlich sind zur Handhabungder Religion unter uns als notwendig zur Erziehung der Jugend.‘ Diese kräftigeSprache indes konnte sie nicht mehr aufhalten. Im November 1764 erschiendas königliche Edikt, wodurch die Gesellschaft Jesu als aufgehoben erklärt,jedoch den einzelnen Mitgliedern erlaubt wurde, als Privatpersonen im Reichzu leben. … Damit wurde der König sich selbst untreu, indem er die verübtenGewalttätigkeiten seiner Parlamente hinterher billigte; er lies sich selbst zuunbefugten Eingriffen in das unantastbare Gebiet der Kirche fortreißen, undhat dadurch mit eigener Hand den Eckstein des Fundamentes herausgebro-chen, worauf sein eigener Thron ruhte.“ (Ebd. S. 166ff)

Den Jesuitenfeinden war dieser Erfolg immer noch nicht genug. Sie wolltenden Orden ganz auslöschen, was aber nur mit Hilfe des Papstes möglich war.Darum bemühten sie sich, ihren Einfluß in Rom geltend zu machen. Aber PapstClemens XIII. ließ sich nicht täuschen, wie Dr. Riffel zeigt: „Nachdem alle Bittenund Vorstellungen seitens Clemens XIII. gegen dieses frevelhafte Unterfangenwirkungslos geblieben, reagierte er in rechter Würdigung der ihm obliegenden

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DIE AUFHEBUNG DES JESUITENORDENSPflicht, die Herde Christi zu weiden und zu schützen, unterm 7. Januar 1765 mitdem Erlass der Bulle Apostolicum, worin er den Orden der Jesuiten wie auchschon seine Vorgänger Paul III, Julius III., Paul IV., Gregor XIII., Gregor XIV. undPaul V. auf’s Neue förmlich bestätigte. Eine Vernichtung des Werkes der Bos-heit konnte wohl der Papst durch diese Bulle nicht erzielen: selbst die Aufhe-bung des Ordens in andern Ländern wurde dadurch nicht verhindert; aber esist doch in derselben ein bleibendes Denkmal aufgestellt, welches als dervorzüglichste Protest wider alle Beschuldigungen über jeden Verdacht derParteilichkeit erhaben steht, den Zweck und die Mittel des ganzen finsternTreibens der Verschworenen rücksichtslos enthüllt und nach Gebühr ver-dammt, und endlich dem redlichen Freunde der Wahrheit jeden Zweifel löset,der etwa bei der Unzahl und Schwere der Anklagen in ihm noch zurückgeblie-ben sein mag… (Ebd. S. 168f)Nach dem Jahre 1771, als in welchem Ludwig XV., um die Rechte der königli-chen Macht und sein Ansehen zu retten, die Parlamente vernichtete, kehrtenviele aus der Verbannung zurück und wurden von den Bischöfen in der Seelsor-ge verwendet; aber wie es scheint, waren sie nur zurückgekehrt, um nach sovielen Zeugnissen für ihre Unschuld zuletzt durch ihr Blut den Beweis zu liefern,daß sie keine Königsmörder seien; denn dem unglücklichen Ludwig XVI., der sieihren Feinden preiszugeben schwach genug war, bewiesen sie Treue und Erge-bung in den Gefängnissen und auf dem Blutgerüste, das ihre Feinde, dieMänner der Revolution, allenthalben errichteten, um Freiheit und Gleichheit zupredigen. Wiederholt mussten wir darauf aufmerksam machen, daß nachAufhebung des Ordens, der irreligiöse Geist mit Riesenschritten seinem letztenZiel entgegeneilte, bis es zuletzt über dem Leichnam des Königs der GöttinVernunft Altäre errichtete, um vor denselben die tiefste Entwürdigung derMenschheit zu feiern.“ (Ebd. S. 172)

Das internationale Kesseltreiben gegen die Jesuiten drängte auch den Papstimmer mehr in die Enge. Während sein Vorgänger noch den Mut hatte, seinenOffiziersorden, wie man die Jesuiten nennen könnte, gegen die Verleumdun-gen zu verteidigen, ließ sich Clemens der XIV. zu einer Tat verleiten, die in derKirchengeschichte wohl einmalig ist. Er hob aufgrund des Drucks der gottlosenPropaganda der Kirchenfeinde und dem Drängen der europäischen Höfeeinen blühenden Orden auf und stürzte damit eine der stärksten Säulen derhl. Kirche. Der hl. Alfons von Liguori, der ein Zeitzeuge dieses Geschehens war,schrieb darüber: „Alles nur Intrige der Jansenisten und einer Gesellschaft vonUngläubigen. Wenn sie die Vernichtung der Gesellschaft Jesu erreichen, dann

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haben sie nichts mehr zu befürchten. Sobald diese Festung gefallen ist, welcheUmwälzung wird dann die Kirche und mit ihr der Staat durchmachen? Wenndie Jesuiten vernichtet sind, werden sie Papst und Kirche angreifen. Die Janse-nisten haben nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Kirche und den Staatim Visier.“Das Breve, mit dem der Papst die Auflösung des Ordens bekannt gab, war fürden hl. Alfons ein herber Schlag. Als er davon erfuhr, schwieg er einen Augen-blick, um dann nur die schlichten Worte zu sagen: „Wille des Papstes, GottesWille“. Den tiefen Schmerz darüber behielt er für sich. Als Rubini und einigeandere eines Tages in seiner Gegenwart Clemens XIV. kritisierten, entgegneteer: „Armer Papst! Was könnte er unter so schwierigen Umständen tun? AlleKronen hatten sich verbunden, um ihm diese Aufhebung abzuringen. Wasbleibt da anderes, als schweigend die Urteile Gottes zu bewundern und still zuhalten? Aber ich sage, wenn auch nur ein einziger Jesuit übrigbleibt, ist erfähig, die Gesellschaft wieder aufzubauen.“

So sah ein Heiliger das damalige, traurige Geschehen. Unser BerichterstatterDr. Riffel faßt zusammen: „Unter diesen Umständen konnte es niemandenmehr überraschen, als am 19. August 1773 … das vom Papst Clemens XIV.unterzeichnete Aufhebungs-Breve ‚Dominus ac Redemptor noster‘ den Vorste-hern des Ordens eröffnet wurde und zwar durch eine Kommission, die sich vonSchergen und Soldaten begleiten ließ. … Mit wenigen Ausnahmen widersprachalles darin enthaltene der offenbaren, durch Tatsachen erwiesenen Wahrheit.Clemens scheute sich nicht, von der Bulle seines Vorgängers Clemens XIII. zuerklären, sie sei durch Zudringlichkeit der Jesuiten ihm abgerungen worden. ...Weiter zählte er in langer Reihe, ohne die Gründe zu benennen, die Orden,Gesellschaften, Kongregationen und frommen Vereine auf, die in den verflos-senen Jahrhunderten von Päpsten aufgelöst worden seien. Die Aufhebungselbst geschah aber immer wegen Abfall vom Geist des Instituts und geschei-tertem Wiederherstellungsversuch; außerdem geschah es jeweils in strengge-setzlicher Form, nach förmlicher Anklage und sorgfältiger Prüfung. … Andersdagegen verhielt es sich bei den Jesuiten. Ihr Institut wurde als in sich verderb-lich gelästert, obgleich es seit mehr denn zwei Jahrhunderten zum Wohle derKirche und des Staates bestanden hatte. Die Untersuchung, die allein derKirche zukam, fand Clemens unsicher und schleppend; er nahm als vollgültigeBeweise auf, welche die Feinde des Ordens ihm zur Hand lieferten, fordertedagegen von den unschuldig Verurteilten einen so unbedingten Gehorsam, daßsie zu ihrer Verteidigung nichts anführen, über die angeschuldigten Verbrechen

EIN SCHEINFRIEDE

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sich nicht einmal rechtfertigen sollten. Doch stellte es der Papst nicht in Abre-de, daß er dem Verlangen der bourbonischen Höfe, deren Minister und einigerden Grundsätzen der s. g. Philosophie huldigenden Bischöfe dieses Opfergebracht habe, und zwar des lieben Friedens wegen und zur Wiederherstellungdes guten Einvernehmens mit verschiedenen Kabinetten.“ (Ebd. S. 189ff)Der schwache Papst ist dem enormen politischen Druck erlegen und hat durchseine Fehlentscheidung einen unüberschaubar großen Schaden verursacht,den er als oberster Hirte vor seinem Herrn Jesus Christus, dessen Stellvertre-ter auf Erden er war, verantworten mußte.„Clemens behauptete zwar, er habe bei diesem Akt die gewissenhafte Klugheitsich zum Gesetz gemacht, jede Übereilung vermieden und sei mit der größtenVorsicht verfahren, aber das Vorausgegangene und Nachfolgende lassen dieseBehauptung als unwahr und lügenhaft erscheinen. Ein gerechter Ausspruchwird ohne Härte und Grausamkeit, er wird mit der größtmöglichen Schonungvollzogen; diese Rücksichten der Menschlichkeit glaubte man aber den Jesuitennicht schuldig zu sein.

Gegen acht Uhr des Abends begaben sich fünf Kardinäle aus der Zahl dergeschworenen Feinde des Ordens in das Profeßhaus der Jesuiten; obgleich nundiese, nach Eröffnung des Breves erklärten, sie würden sich ohne Widerstandden Befehlen des Papstes unterwerfen, so wurden doch alle Schriften undBibliotheken unter Siegel gelegt, Kisten, Kasten und Schränke mit roher Ge-walttätigkeit erbrochen und heißhungrig alles geraubt, was an Gold und Silberund sonstigen wertvollen Gegenständen sich vorfand, - weil in dem Breve alleGüter der Jesuiten dem apostolischen Stuhle zur Verfügung zugesprochenwaren. Unter Alfani (Clemens XIII. hatte ihn wegen schlechter Führung vertrie-ben, Clemens XIV. aber wieder in Gnaden aufgenommen.) bemächtigte sichdie Horde der heiligen Gefäße, der Reliquienbehälter (der kostbaren Einfassungwegen), der vorzüglichen Gemälde und herrlichen Teppiche und brachte diereichliche Beute auf die päpstliche Münze oder verwendete sie zur Verschöne-rung des päpstlichen Lustschlosses; Alfani selbst riß dem Bilde der heiligenJungfrau ein mit echten Perlen reichbesetztes Halsband ab, um den Hals einerDirne damit zu schmücken.“ (Ebd. S. 191f)Gott läßt das Unrecht geschehen und das Ärgernis zu, aber wehe den Men-schen, durch den das Ärgernis verursacht wurde! Es ist kaum zu glauben, wieMänner der hl. Kirche sich benehmen können, wer dem Bild der heiligenJungfrau das mit echten Perlen reichbesetzte Halsband raubt, um damit denHals einer Dirne zu schmücken, zu was ist dieser sonst noch fähig? Solche

DIE AUSPLÜNDERUNG DER JESUITEN

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Vorkommnisse rufen einem in Erinnerung, daß es in der hl. Kirche nicht nurHeilige, sondern auch Sünder, ja sogar große Sünder gibt. Wie auch überallanderswo war auch in Rom die Freude der Feinde der Jesuiten etwas getrübt,denn: „Die aufgefundene Beute war bei weitem nicht so groß, als man erwar-tet hatte.“Man kann sich doch auch nach Jahrhunderten des Eindrucks nicht erwehren,die Feinde glaubten inzwischen ihre eigenen Lügengeschichten vom unermeß-lichen Reichtum der Jesuiten und wollten selbst aufgrund der laut sprechen-den Tatsachen nicht wahrhaben, daß es einfach nur Lügen waren. Das kannman durchaus eine Ironie des Schicksals nennen. Der erhoffte Reichtum bliebjedenfalls überall aus.

Ganz anders als das Benehmen der Feinde, war das der armen Jesuiten.Gerade in diesen Stunden grausamster Verfolgung bewiesen sie ihren überna-türlichen Glaubensgeist, wie wiederum Dr. Riffel anhand eines Schreibens vonPater Karl Frey von Neuville an einen Mitbruder dokumentiert: „Die Gesell-schaft ist nicht mehr. Erlauben Sie mir, als Vater und Freund über diese tragi-sche Umwälzung, worüber die Nachwelt staunen wird, zu sprechen. Nicht einWort, keine Miene, kein Ton der Klage oder des Murrens, eine Ehrfurcht, diesich beim Hinblick auf den apostolischen Stuhl und den Hohenpriester, der ihneinnimmt, nicht verleugnen kann; vollkommene Unterwerfung unter den ob-gleich harten, aber immer anbetungswürdigen Willen der Vorsehung, undunter die Autorität, die sie zur Ausführung ihrer Pläne, deren Tiefen uns nichtzu ergründen ziemt, eingesetzt hat! Wir wollen unsern Kummer, unsere Seuf-zer, unsere Tränen nur vor dem Herrn und in seinem Heiligtum ausgießen; vorMenschen mag sich unser gerechter Schmerz durch Stillschweigen, Beschei-denheit und Gehorsam ausdrücken. Wir wollen weder die Lehren noch dieBeispiele vergessen, die wir der Gesellschaft schuldig sind; wir wollen durchunser Benehmen zeigen, daß sie einer anderen Bestimmung würdig war. DieReden und Taten der Kinder seien die Verteidigung der Mutter; diese Art, sie zurechtfertigen, wird die beredteste, die überzeugendste, die allein geziemende,die einzig erlaubte und rechtmäßige sein. Wir haben gewünscht, durch unsernFleiß und unsere Talente der Religion zu dienen; wir wollen uns bemühen,selbst durch unsern Sturz und unser Unglück ihr zu nützen. Zweifeln sie nicht,mein teurer Mitbruder, daß ich an Geist und Herz tief erschüttert bin beimAnblick der demütigen Vernichtung der Gesellschaft, der ich alles verdanke,Tugend, Talente und Ruhm; ich kann sagen, daß ich jeden Augenblick den Kelchder Schmach und Bitterkeit trinke, daß ich ihn bis auf die Hefe schlürfe; aber

DIE REAKTION DER JESUITEN

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wenn man einen Blick auf den gekreuzigten Jesus wirft, sollte man noch eineKlage hören lassen? Der Gott der Barmherzigkeit, der hienieden schlägt, umden Gerechten zu prüfen, den Sünder zurückzuführen und den Büßenden zureinigen, dieser Gott der Güte schlägt mich mit einem andern persönlichenKummer: ich habe meinen teuren und ehrwürdigen Bruder verloren. EineBetrachtung erleichtert mir den Verlust: er hat seine lange Laufbahn mitTugenden ausgefüllt, und der Herr hat ihm den traurigen Anblick der zertrüm-merten Gesellschaft erspart. Ich empfehle ihn Ihrem Gebet und dem unsererzerstreuten Väter.“ (Ebd. S. 193f)

Es war beeindruckend, mit welcher Treue die Jesuiten zu ihrem Orden stan-den, wie sie sich bemühten, auch in diesen schwierigen Zeiten nach derAufhebung alles Unrecht mit übernatürlichem Glauben und Vertrauen aufGottes hl. Vorsehung anzunehmen und in Liebe zu Jesus Christus zu ertragen.Es wird wohl wenig Vergleichbares in der Geschichte zu finden sein. Währendviele kirchliche Würdenträger den Jesuiten helfen wollten, blieb der Papstjedoch ganz ungerührt, wie Dr. Riffel feststellt:„Clemens hatte solch eine heldenmütige Ergebung nicht erwartet; ihn erschüt-terte für einen Augenblick die Haltung der edlen Dulder. Und doch ließ er es beidiesen Maßregeln nicht bewenden. Wenige Tage später untersagte er denJesuiten die meisten Verrichtungen des priesterlichen Amtes und verordnetesogar …, daß sie wenigstens sechs Meilen weit von dem Landhaus sich entfernthalten müßten, wo er den Herbst zu verbringen gedachte. Damit gab er seinerverbrecherischen Absicht Ausdruck, die Jesuiten zu verdächtigen, sie seieneines Mordversuches auf seine Person fähig. So fand auch die Verhaftung desOrdensgenerals, der Assistenten und einiger ausgezeichneter Glieder der Ge-sellschaft statt; sie wurden gewaltsam aufgerissen, auf die Engelsburg ge-schleppt und in harter, schmachvoller Gefangenschaft gehalten. … Manvermutete, sie hätten die wichtigsten Papiere zur geheimen Geschichte derGesellschaft auf die Seite geschafft und in betrügerischer Weise der ObrigkeitSchuldbriefe statt gefüllten Geldkisten hinterlassen. … Die Verhöre der Gefan-genen zeugen hinlänglich für die persönliche Unschuld wie für die Schuldlosig-keit des ganzen Ordens; keine einzige Anklage wurde erwiesen.“ (Ebd. S. 194f)Arme Jesuiten, kann man nur sagen – und mit dem hl. Alfons: Armer Papst!Clemens XIV. hatte gesagt: „Diese Aufhebung wird mich umbringen“ – und sowar es denn auch. Folgen wir Dr. Riffel in seiner Beschreibung von dessenletzten Lebenstagen: „Die Lage des Papstes Clemens XIV. dagegen erscheinthöchst bejammernswert; denn die kurze Zeit, welche er nach vollzogener

DIE LETZTEN TAGE...

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Aufhebung des Ordens noch zu leben hatte, waren Stunden voll Angst, Unruheund Gewissensbissen. … Vor allem mußte er bemerken, daß gerade die ent-schiedensten Feinde der Kirche über das Erscheinen des Breves in unmäßigenJubel ausbrachen; nicht nur feierte Pombal das Ereignis durch einen öffentli-chen Gottesdienst, nicht nur frohlockte die philosophische Partei über dasGelingen ihrer Pläne; sondern auch die Calvinisten und Jansenisten stimmtenin das Freudengeschrei ein: letztere sogar durch eine Medaille, die sie zu EhrenGanganelli’s prägen ließen.“ (Ebd. S. 198)Auf einer Medaille der Calvinisten und Jansenisten als Held gefeiert zu wer-den, das ist nun wirklich keine Ehre für einen Papst. Offensichtlich hatteClemens XIV. die Lawine, die seine Aufhebung des Ordens auslösen würde,vollkommen unterschätzt. Es ist zu befürchten, daß bei dieser seiner Entschei-dung mehr die Angst als die Klugheit Ratgeber war. Allein, es war zu spät, dieLawine war nicht mehr aufzuhalten – und der Weg zur Revolution war frei!Leider trug der Papst das Leiden nicht so heroisch wie seine Opfer, die Jesu-iten. Aber jedenfalls hatte er darin Recht behalten, daß er die Aufhebung derJesuiten nicht lange überleben würde:

„Allein seine Kräfte nahmen zusehends ab durch ein heftiges Fieber, das ihnergriff; zu diesem Übel gesellte sich eine Unterleibsentzündung, in Folge derenClemens, nachdem er die Sterbesakramente empfangen, am 22. Septemberunter großen Schmerzen verschied. Der Leichnam war so zerrüttet, daß erschon im ersten Augenblick des Todes in völlige Verwesung überging unddadurch das Einbalsamieren unmöglich gemacht wurde. Doch wollte man dieAusstellung der Leiche in St. Peter und den dabei üblichen Fußkuß nicht unter-lassen aus Furcht, es möchte ansonsten der Eindruck, welchen der Tod desPapstes unter so besonderen Umständen hervorgebracht, noch verstärkt wer-den; allein der Verwesungsgeruch war so Abscheu erregend, daß man von demVorhaben abstand und die Bestattung schleunigst vollzog. Dies gab den Fein-den des Ordens Anlass zu den furchtbarsten Verleumdungen: die Jesuitenwurden als Giftmischer verlästert. Vernunftgründe und handgreifliche Beweisehalfen hingegen nichts, wie denn die Bosheit überhaupt dadurch nicht zumSchweigen gebracht werden kann; mag man auch geltend machen, daß dieJesuiten, falls sie eines so schweren Verbrechens fähig wären, es doch vor ihrerAufhebung hätten vollbringen müssen, um diese selbst zu verhindern: magman hinweisen auf die Ergebung, womit sie ihr hartes Los erduldeten, auf dierührenden Beweise ihres Gehorsams gegen das Oberhaupt der Kirche, oder aufdie Unmöglichkeit, diesem selbst zur Ausführung eines so schwarzen Planes

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...UND DER TOD PAPST CLEMENS’ XIV.

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nahe zu kommen: der unersättliche Haß, die blinde Leidenschaft wußte immernoch einen Ausweg, und durch diesen eine Schwächung der Gründe aufzufin-den. Selbst nachdem der Leibarzt des Papstes die Leiche eröffnet, den natürli-chen Verlauf der Krankheit entwickelt und durch einen förmlichen gerichtlichenAkt beteuert hatte, daß keine Spur von Vergiftung vorhanden gewesen: selbstnachdem der General der Franziskaner, den man als Bürgen für die abscheuli-che Lüge angeführt, durch einen Eid sich gereinigt und das Gerücht als eineniederträchtige Verleumdung bezeichnet hatte – selbst da verstummten nochnicht alle Lästerzungen, und so ist denn diese Anklage oder doch Verdächti-gung, mit so vielem andern Unrat der Vorzeit, bis auf unsere Tage fortgewälztworden, und findet Zungen, die sie nachzusprechen wagen, und Druckerpres-sen, die sich durch ihre Verbreitung brandmarken. Der Katholik und jederwahrheitsliebende Mann vermag unter diesen Verhältnissen nichts Besseres zutun, als mit dem protestantischen Konsistorialrat Le Bret (der in seinem Maga-zin der Staaten- und Kirchengeschichte die überzeugendsten Dokumente vonder Falschheit des Gerüchtes vorgelegt hat), mit Niebuhr und andern ehrenhaf-ten protestantischen Schriftstellern seine tiefste Verachtung gegen jene auszu-sprechen, welche die alte Lüge immer auf’s neue auftischen und so gegen diegeschichtliche Wahrheit einen strafbaren Mordversuch unternehmen. MitRecht können wir sagen, daß Clemens selbst den Giftbecher sich gemischthabe, indem er entweder aus Feigheit oder aus falschen Rücksichten eineHandlung beging, die in sich eben so ungerecht, als in ihren Folgen für dieKirche und das Christentum höchst verderblich war. Von dem einen und demandern wird die Nachwelt sich immer mehr überzeugen und mit Unwillen jeneSchandschriften der Vernichtung und jene Männer der verdienten Verachtungpreisgeben, welche alles aufbieten, das richtige Urteil in dieser Sache unmög-lich zu machen oder doch zu erschweren. Das Andenken Ganganelli’s bleibt fürimmer in den Blättern der Geschichte ein unerfreuliches; und haben auch seineNachfolger sich beeilt, das verübte Unrecht gut zu machen, so konnten sie dochdie Tat selbst nicht aufheben, und niemand, dem Gefühl für Recht und Gerech-tigkeit inne wohnt, wird sich berufen fühlen, ihre Verteidigung zu überneh-men.“ (Ebd. S. 206ff)Selbst der Tod des Papstes wurde noch den Jesuiten in die Schuhe geschoben.Man kann es kaum fassen, wie ein Haß so groß und allgemein werden kann.D.h.: Der Teufel muß die Jesuiten schon außerordentlich gehaßt haben.

Kehren wir nochmals kurz zum hl. Alfons von Liguori zurück: Es ist der 21.September 1774. Der hl. Alfons läßt sich nach der Feier der hl. Messe zu

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DER HEILIGE ALFONS VON LIGUORI

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seinem Stuhl führen, ohne die übliche Danksagung zu machen. Er erschienmatt und rührte sich nicht, auch sprach er kein Wort. So vergeht der ganze Tagund sogar die ganze Nacht. Verständlicherweise erfaßte das ganze bischöfli-che Haus eine große Unruhe. Der Heilige wirkt wie weggetreten, vollkommenabwesend, wie in einer Ekstase. Am Morgen des nächsten Tages zwischensieben und acht Uhr ertönt plötzlich das Glöcklein, weshalb schnell alle Be-wohner des Bischofspalastes herbeieilen. Der hl. Bischof erwacht plötzlich ausseinem seltsamen „Schlaf“ und fragt: „Wieso denn so viele? Was ist los?“„Was los ist?“ entgegnete man ihm, „Das ist nun schon der zweite Tag, daß Ihrnicht sprecht, nicht eßt, kein Lebenszeichen mehr von Euch gebt!“„Das stimmt“, antwortet der hl. Alfons. „Ich war beim Papst, um ihm beizuste-hen; er ist soeben gestorben.“Nach dieser Bemerkung hätten alle am liebsten laut zu lachen begonnen, abereinige Tage später erfuhr man, daß Clemens XIV. am 22. September zu genaudieser Stunde verstorben war.So ist also Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli, der zunächst Franziskaner-mönch und am 18. Mai 1769 zum Nachfolger von Papst Klemens XIII. gewähltwurde, mit dem geistlichen Beistand des hl. Alfons am 22. September 1774 inRom gestorben. Diesen Beistand wird er wohl dringend nötig gehabt haben.Denn obwohl Klemens XIV. persönlich ein untadeliger Mönch und Theologewar, hatte er doch eine der größten kirchenpolitischen Fehlentscheidungen inder Papstgeschichte vor seinem ewigen Richter zu verantworten. Dies hat sichoffensichtlich tief ins Gedächtnis der Kirche eingeprägt, denn seit dem Pontifi-kat Klemens XIV. wurde nie wieder ein Franziskaner zum Papst gewählt.

Noch etwas sei angemerkt: Der hl. Alfons war davon überzeugt, „wenn auchnur ein einziger Jesuit übrigbleibt, ist er fähig, die Gesellschaft wieder aufzu-bauen.“ Die göttliche Vorsehung sorgte dafür, daß diese Worte wahr würdenund wählte zwei nichtkatholische Herrscher aus, um den Jesuitenorden überdie Zeit der Auflösung hinweg zu retten. In Preußen untersagte Friedrich derGroße den katholischen Bischöfen seines Landes, den Ordensmitgliedern inSchlesien das päpstliche Breve amtlich mitzuteilen …: „Sie werden jedem, deres hören will, jedoch ohne Affektion, erklären, was sie auch dem Kardinal-staatssekretär zu sagen Gelegenheit suchen müssen, daß ich in Beziehung aufdie Jesuiten fest entschlossen sei, dieselben, wie bis jetzt geschehen, auchfernerhin in meinen Staaten zu erhalten. Ich habe in dem Vertrage von Breslaudie in Schlesien bestehenden Verhältnisse der katholischen Religion garantiert,und seitdem nirgends bessere Priester gefunden, als die Jesuiten sind. “ (Ebd.

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FRIEDRICH VON PREUSSEN UND ...

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S. 200) Der protestantische Herrscher fand es recht sonderbar, daß die Jesu-iten in Schlesien über seine Unterstützung gar nicht so erfreut waren. Diesebaten ihn vielmehr wiederholt, um das Beispiel eines vollkommenen Gehor-sams zu geben, daß er ihre Aufhebung auch in seinem Reich vollziehen lasse,was er schließlich auch zuletzt, jedoch mit einem gewissen Unmut, bewilligte.

Auch die Kaiserin Katharina von Rußland, die sich bei der Vereinigung des vonPolen getrennten Weißrußlands mit dem russischen Reich verpflichtet hatte,die katholische Religion und deren Diener in allen seitherigen Verhältnissenund Rechten zu schützen, wollte den Jesuitenorden in ihrem Reich nichtaufheben lassen. Die Kaiserin war dem Orden gegenüber voller Dankbarkeitfür dessen ausgezeichneten Dienste, die seine Missionare den in türkischeGefangenschaft geratenen Russen in Konstantinopel geleistet haben. Zudemwar sie der Überzeugung, daß die Jesuiten die besten Erzieher, Lehrer, Prie-ster und Seelsorger ihrer katholischen Untertanen seien. Da alles Bemühen,die Kaiserin umzustimmen, nutzlos war, mußten die Gegner allerlei Geschich-ten erfinden, um wenigstens den moralischen Eindruck, den die Treue derKaiserin zu den Jesuiten erweckte, zu schwächen. So fabulierte man: DasVerhalten der Kaiserin zeige nur die den Frauen eigene Laune. Sie habe nuraus Liebhaberei an dem Sonderbaren und in der Absicht, den Papst und diebourbonischen Höfe zu ärgern, die Jesuiten gegen die Aufhebung geschützt.Geschichten hin oder her, eines steht jedenfalls fest: Friedrich der Große undKaiserin Katharina haben sich bei Papst Pius VI. um die förmliche Wiederher-stellung der ganzen Gesellschaft Jesu eingesetzt. Da jedoch Pius VI., der vonder Unschuld der Jesuiten überzeugt war, diese aus taktischen Gründen nichtsofort gewähren konnte, gestattete er deren Fortbestand in Rußland, erlaubteihnen sogar die Aufnahme von Novizen und setzte über sie einen Generalvi-kar. So überdauerte der Orden die Zeit der Auflösung.Der Dichter Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, wohl besser bekannt als„Novalis“, schrieb 1799: „Jetzt schläft er, dieser furchtbare Orden, in armseli-ger Gestalt an den Grenzen von Europa. Vielleicht daß er von daher sich, wiedas Volk, das ihn beschützt, mit neuer Gewalt einst über seine alte Heimat,vielleicht unter anderm Namen, verbreitet.“

Am 7. August 1814 zelebrierte Papst Pius VII. in der Kirche Il Gesù zu Rom, diedem hl. Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens geweiht ist, die

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... KATHARINA VON RUSSLAND

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hl. Messe. Im Anschluß ließ er die Bulle „Sollecitudo omnium ecclesiarum“verlesen, mit der er den Orden für den ganzen Erdkreis wiederherstellte.

Omnia ad maiorem Dei gloriam!Alles zur größeren Ehre Gottes!

Der eine oder andere Leser wird sich vielleicht fragen, wie es mitden Jesuiten heute steht. Die Jesuiten sind mit derzeit mehr als 17.000 Mit-gliedern der größte Männerorden der Welt. Aber natürlich ist auch am Jesui-tenorden der Modernismus nicht spurlos vorübergegangen. Etwa um das Jahr1900 ist festzustellen, daß der Orden allmählich kippt und der ModernismusFuß faßt in der Gesellschaft Jesu. Wohl spätestens in den 50er Jahren desletzten Jahrhunderts war es dann geschehen, was der Lateiner mit den Wor-ten ausdrückt: „Corruptio optimi pessima“ – Die Verderbnis der Besten ist dasAllerschlimmste. Entsprechend dieser Gesetzmäßigkeit, sind die sog. Jesuitenin der Menschenmachwerkskirche heute überall in der modernistischen Ver-derbnis führend.

Dann bleibt noch übrig, darauf hinzuweisen, dass das Rosenkranzgebet einenhohen Wert und Nutzen besitzt, weil es mit zahlreichen Privilegien und Rech-ten ausgestattet ist und vor allem an dem Schatz der Ablässe überaus reichenAnteil nimmt. Wie sehr daher allen denjenigen, die um ihr Seelenheil besorgtsind, daran gelegen sein muss, sich dadurch zu bereichern, ist leicht einzuse-hen. Es handelt sich nämlich um den gänzlichen oder teilweisen Erlass derzeitlichen Strafen, welche auch nach Vergebung der Sünden in diesem oderaber im jenseitigen Leben verbüßt werden müssen. Sehr reich ist ja der SchatzChristi, der Gottesmutter und der Heiligen, aus ihren Verdiensten entstanden,in Bezug auf welchen Unser Vorgänger Clemens VI. mit Recht jene Worte ausdem Buch der Weisheit anwendete: „Unendlich ist der Schatz für die Men-schen; diejenigen, welche davon Gebrauch machen, sind der FreundschaftGottes teilhaftig geworden.“ Schon haben die römischen Päpste kraft derihnen von Gott verliehenen Gewalt den Marianischen Sodalitäten vom heilig-sten Rosenkranz, welche diese Gebetsübung pflegen, die reichen Schätzedieser Gnaden erschlossen. (Leo XIII. über den Rosenkranz)

Mit priesterlichem SegenIhr