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Blindtext 0 Ausgabe Mai 2011 100 Jahre Frauenhilfe, S. 8 Hospiz- und Palliativ- dienst, S. 9-11 Aschermittwochs- empfang, S. 4-6 Leben und Arbeiten im Wittekindshof Durchblick Durchblick

Durchblick - Ausgabe 01/2011

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Magazin der Diakonischen Stiftung Wittekindshof - Ausgabe 01/2011

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Ausgabe Mai 2011

100 Jahre Frauenhilfe, S. 8

Hospiz- und Palliativ- dienst, S. 9-11

Aschermittwochs- empfang, S. 4-6

Leben und Arbeiten im WittekindshofDurchblickDurchblick

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Editorial / Inhalt

Liebe Leserin, lieber Leser,wie bereits in der letzten Ausgabe des „Durchbli-ckes“ angedeutet, beschäftigt sich die Diakonische Stiftung Wittekindshof zurzeit intensiv mit der Erstellung eines neuen Außenauftrittes (Corporate Design, CD). In diesem Zuge werden sich auch die Konzeption und das Erscheinungsbild des „Durch-blick“ verändern. Wir haben Hoffnung, dass wir bereits mit der nächsten Ausgabe den „Durchblick“ im neuen Gewand präsentieren können.

Wir werden dann auch näher erläutern, wie wir zu diesem veränderten Erscheinungsbild und der neu-en Konzeption gekommen sind. Dazu einige Hin-weise vorweg: Es geht uns darum, den „Durchblick“ nicht nur als Selbstdarstellung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof, gewissermaßen als Firmen-schrift, zu gestalten. Natürlich sollen auch zukünftig Informationen aus dem und über den Wittekinds-hof nicht fehlen. Außerdem möchten wir aber inhaltliche Themenstellung behandeln, die über den Tellerrand der Stiftung hinausweisen und für die Gesellschaft insgesamt Relevanz haben. Selbstver-ständlich soll dies aus der spezifischen diakonischen Sicht des Wittekindshofes geschehen. Aber wir wer-den demnächst gern auch externe Autoren für den „Durchblick“ schreiben lassen. Für Klienten des Wit-tekindshofes soll ebenfalls die Möglichkeit bestehen, sich mit Beiträgen zu beteiligen. Der „Durchblick“ wird sich dann nicht nur an diejenigen richten, die dem Wittekindshof nahe verbunden sind, sondern weitere Adressatenkreise ansprechen.

Zusammen mit der frischen und sehr bewusst gewählten äußeren Form hoffen wir also, Ihnen demnächst ein noch attraktiveres Medium anbie-ten zu können als bisher, in dem sie Wichtiges und Anregendes über die Diakonische Stiftung Wit-tekindshof und die diakonische Arbeit insgesamt finden können. Lassen Sie sich überraschen!

Ihr

Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke Vorstandssprecher

Inhalt Seite

Gut für Vlotho – gut für die Teilhabe 3

27. Wittekindshofer Aschermittwochsempfang 4-6

Ein Zentrum für die ganze Familie 7

100 Jahre Frauenhilfe Wittekindshof 8

Interview: Begleitung am Ende des Lebens 9-11

Wohnanlage in Bünde geplant 12-13

Einsatz endet mit Entwarnung 13

Praktikumserfahrungen 14-15

Integrative Radtour in Bünde 15

Pensionärsclub Wittekindshof 16

Interview: Wie hat sich das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) bewährt? 17-18

Kirchentag in Dresden 19

Personalia 19

Verstorbene 19

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Zum Titelfoto

Verschmitztes Lächeln: Manfred Budina arbeitet in der Ulenburger Werkstatt und lebt im Ambulant Unterstützten Wohnen in Enger. Seine freie Zeit steht unter dem Stichwort Bewegung: er wandert gerne, ist auch sonst viel unterwegs; er interessiert sich für Politik – und die bewegten Bilder im Fern-sehen. Das Foto stammt von Gottfried Pönnighaus, Pönnighaus Photography.

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„Seit drei Jahren arbeiten wir daran, dass die Ruine am Sommerfelder Platz verschwindet. Seit einem Jahr laufen nun konkrete Planungen: Mit dem Abriss und dem Neubau eines Apartmenthauses kann ein für die Vlothoer Innenstadtentwick-lung wichtiges Projekt umgesetzt werden, das vor allem behinderten Mitbürgerinnen und Mitbürgern zugute kommt“, erläutert Michael Fißmer. Er ist bei der Stadt Vlotho zuständig für die Stadtentwicklung.

Entscheidend für diese positive Ent-wicklung ist die Tatsache, dass die Westfälisch-Lippische Vermögens-verwaltungsgesellschaft (WLV), eine 100-prozentige Tochter des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), das Grundstück Lange Stra-ße 85/85a gekauft hat. So können die Altbauten kurzfristig abgerissen werden, um ein Apartmenthaus für Menschen mit Behinderung zu bauen. Im Frühjahr nächsten Jahres soll es bezugsfertig sein.

„Seit Jahren setzt sich der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe dafür ein, dass möglichst viele

Menschen mit Behinderung in der eigenen Wohnung leben. Der Wittekindshof ist dabei ein bewähr-ter Partner. Da es schwierig ist, geeigneten Wohnraum zu finden, bauen wir das Apartmenthaus, das dann vom Wittekindshof für das ambulante Wohnen genutzt wird“, begrüßt Matthias Gundler, Prokurist der Vermögensverwaltungsgesell-schaft, die Kooperation. Die Baukos-ten werden auf rund eine Million Euro beziffert. Gefördert wird der Bau durch Mittel der Wohnraumför-derung des Landes NRW und durch zusätzliche Mittel des Landschafts-verbandes Westfalen-Lippe.

Planerische Herausforderung Die Hanglage und das historische Umfeld mit den benachbarten Fachwerkhäusern bewertet der Bauherr als planerische Herausfor-derung. „In zahlreichen Gesprächen mit dem Wittekindshof konnte ein barrierefreies Wohnkonzept ent-wickelt werden, das den Belangen behinderter Menschen Rechnung trägt. Es ist sehr geeignet, Teilhabe am Leben zu ermöglichen und tut zugleich der städtebaulichen Situ-

Gut für Vlotho – gut für die Teilhabe LWL-Tochter und Wittekindshof realisieren Wohnkonzept

ation in Vlotho gut“, so Matthias Gundler. In dem dreistöckigen Neu-bau werden auf einer Gesamtfläche von 560 Quadratmetern sieben Einzel- und ein Doppelapartment, eine Wohngemeinschaft für drei Personen sowie ein Service- und Beratungsbereich der Diakonischen Stiftung Wittekindshof entstehen.

Der Bedarf dafür sei vorhanden, ist sich Diakon Alwin Rüter sicher: „Wir kennen Menschen, die schon lange nach Vlotho umziehen möchten. Sie können es kaum abwarten, ihren Mietvertrag zu unterschreiben. Das Haus ist aber auch offen für Men-schen mit Behinderung aus Vlotho und Umgebung“, erklärt der Leiter des Wittekindshofer Geschäftsberei-ches SoLe (Selbstbestimmte Offene Lebensräume).

Bewährte Konzeption Seit drei Jahren unterstützt das SoLe-Team etwa 25 Frauen und Männer in Vlotho bei ihrer selb-ständigen Lebensführung. Dafür wurden verschiedene Wohnungen in Vlotho angemietet. Das Café SoLero, im Vlothoer Zentrum – und damit auch in unmittelbarer Nähe zum neuen Apartmenthaus gelegen – dient als Kontakt- und Informationszentrum. Rüter und sein Team erwarten sich durch den Neubau zahlreiche Synergien, die allesamt dazu beitragen, dass Vlotho als Ort zur selbständigen Lebensführung für Menschen mit Behinderung zusätzliche Attraktivi-tät gewinnt.

Baumaßnahmen

Freundliche Fassade, funktionale Aufteilung: Das neue Apartmenthaus in Vlotho.

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Aschermittwoch

27. Wittekindshofer Aschermittwochsempfang Gemeinsam für eine gerechtere Gesellschaft

„Die Qualität des Sozialen orientiert sich nicht an der Summe der Ausgaben, son-dern an der Treffsicherheit“, so Staatssekretär Steffen Kampeter in seiner Rede beim 27. Wittekindshofer Aschermittwochsempfang. Trotz Schuldenkrise der öf-fentlichen Haushalte lehnt Kampeter einen Kahlschlag im Sozialbereich ab. Statt dessen sollten die klare Orientierung am Bedarf der Menschen und verstärkte Eigenverantwortung an Bedeutung gewinnen. Dabei müsse der Maßstab gelten, dass diejenigen, die sich selbst am wenigsten helfen können, am stärksten von der Kraft der Gesellschaft profitierten. Eine so strukturierte Unterstützung müs-se in einer sozialen Marktwirtschaft jenseits ökonomischer Zwänge möglich sein. Sie entspreche dem Grundverständnis von Staat und Gesellschaft der Bundesre-publik Deutschland, betonte Kampeter.

Manchmal scheint es wie Monopoly: Aber die Verhandlungen um die Finanzierung der Behindertenhilfe sind kein Spiel. Schließlich geht es um die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung. v.l.: Steffen Kampeter, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Superintendent Andreas Huneke, Vorstandssprecher Prof. Dr. Dierk Starnitzke und Landrat Dr. Ralf Niermann.

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Aschermittwoch

Der Bundestagsabgeordnete des Mühlenkreises, als Finanz-Staats-sektretär einer der gegenwärtig einflussreichsten deutschen Poli-tiker, führte vor rund 350 gelade-nen Gästen aus, dass Solidarität, Subsidiarität und Personalität auch künftig die Säulen der Wirtschaft- und Gesellschaftsordnung seien. Es gehe darum, im Sinne von Brüder-lichkeit und Solidarität Dienste am Nächsten zu leisten und dabei staat-liches Handeln auch künftig am Subsidiaritätsprinzip auszurichten. Die nächst höhere Ebene sei immer dann gefragt, wenn Probleme vor Ort nicht mehr zu lösen sind.

Vertrauen schaffen Das Prinzip der Personalität gebiete es, den einzelnen Menschen und dessen Hilfebedarf in den Blick zu nehmen. Dies, so Kampeter, sei im Wittekindshof gelebter Alltag. Aber auch die Politik der Bundesre-gierung habe sich in der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise durch die Garantie der privaten Spargut-haben, die Kurzarbeiterregelung und das Konjunkturprogramm danach ausgerichtet. Diese Maß-nahmen hätten dazu beigetragen, Vertrauen zu schaffen.

„Nicht die Soziale Marktwirt-schaft ist gescheitert, sondern die hemmungslosen Auswüchse des Kapitalismus haben die Finanzkrise zur Folge gehabt“, erklärte Steffen Kampeter. Er sprach sich für inter-nationale Aufsichtssysteme aus, um sicherzustellen, dass Risikobereit-schaft und Verantwortung nicht ge-trennt würden. Der Finanzexperte begrüßte es, dass die Banken heute dank höherer Eigenkapitalquoten selbst in der Lage seien, vermehrte Risiken abdecken zu können.

Deutschland müsse gegenüber Staaten wie Griechenland auch beim Sparen mit gutem Beispiel vor-angehen und so politische Führung übernehmen. Jetzt habe nach Kam-peters Überzeugung ein „Jahrzehnt der Chancen“ begonnen. Was jetzt nicht erreicht werden könne unter-liege den Zwängen der zukünftigen demografischen Entwicklung. In einer kleiner werdenden Gesell-schaft könne nicht mehr so viel Geld ausgegeben werden.

In seiner thematischen Einführung hatte Vorstandssprecher Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitzke auf das Haushaltsdefizit von 250 bis 320 Millionen Euro des Landschafts-verbandes Westfalen-Lippe (LWL) hingewiesen. Diese Ausgangslage betreffe auch die Diakonische Stiftung Wittekindshof, da der LWL maßgeblich für die Finanzierung der Behindertenhilfe zuständig ist. Professor Starnitzke kündigte harte Verhandlungen über neue Entgel-te an, die ab 2012 in Kraft treten sollen. Im Blick auf die dabei beab-

sichtigte Kostenreduzierung von zwei Prozent führte er aus: „Der Wittekindshof wird sich im Inter-esse der Klienten nicht besonders nachgiebig zeigen. Angesichts der finanziellen Engpässe müssen wir dafür kämpfen, dass die Finanzmit-tel im Sozialbereich nicht gekürzt und die vorhandenen Mittel so klug eingesetzt werden, dass keine Ab-senkung der Hilfestandards bei Kin-dern, Arbeitslosen und Menschen mit Behinderung stattfinden.“

Gegen Qualitätseinbußen Auf den Wittekindshof bezogen rechnete der Vorstandssprecher vor, dass neben den um zwei Prozent geringeren Vergütungser-lösen Lohnsteigerungen von 3,5 Prozent zu kalkulieren seien. Die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben belaufe sich dann auf über fünf Millionen Euro. „Solche Belastungen würden unweigerlich zur erheblichen Reduktion der Betreuungsstandards für unsere Kli-enten führen. Das werden wir nicht akzeptieren“, betonte Starnitzke.

Der Hauptredner des Abends, Steffen Kampeter (m.), mit den Wittekindshofer Vorständen Dieter Hakenberg (l.) und Prof. Dr. Dierk Starnitzke.

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Aschermittwoch

Zur Entlastung der Kommunen, die über die Landschaftsumlage auch den Landschaftsverband finanzie-ren, verwies Starnitzke auf das seit längerem geplante Bundesteilha-begeld, mit dem der Bund an den Kosten der Eingliederungshilfe beteiligt werden soll. Die Tendenz ältere Menschen mit Behinderung aus den Leistungen der Eingliede-rungshilfe zu verdrängen und sie in die Pflegeversicherung zu überfüh-ren, lehnte er ab. Auch Menschen mit Behinderung im Seniorenalter hätten ein Recht auf umfängliche gesellschaftliche Teilhabe.

Die Diakonische Stiftung Witte-kindshof leiste sehr wohl einen aktiven Beitrag zur Kostensenkung: Seit 2002 habe er einen Nettoplatz-abbau von über 250 stationären Wohnheimplätzen für Menschen mit geistiger Behinderung erwirkt. Dies sei durch den Ausbau des Am-bulant Unterstützten Wohnens und des Betreuten Wohnens in Gastfa-milien gelungen. Diese Angebote würden mittlerweile von rund 400 Frauen und Männer mit geistiger Behinderung genutzt.

Der Vorstandssprecher betonte, dass es bei den anstehenden

Verhandlungen nicht darum gehe, sich gegenseitig zu übervorteilen oder politische Verantwortung abzuschieben: „Wir stehen vor einer gemeinsamen Gestaltungsaufgabe, die wir deshalb auch gemeinsam bewältigen müssen. Sie besteht für mich darin, im Kleinen wie im Großen an einem Gemeinwesen zu arbeiten, in dem jeder menschen-würdig behandelt wird und unab-hängig von seinen Eigenschaften am Leben in der Gemeinschaft voll teilhaben kann.“

Gemeinsam kämpfen Prof. Starnitzke ermutigte die Gäste des Aschermittwochsempfangs zusammen mit dem Wittekindshof an einer gerechteren Gesellschaft zu arbeiten und sich dabei auch der gesellschaftlichen Pflichten bewusst zu sein: „Wir werden gemeinsam darauf achten, ja sogar dafür kämp-fen müssen, dass durch die großen Zusammenhänge der internationa-len Finanzkrise die kleinen Lebens-räume der Individuen und Familien, der Städte und Kommunen nicht zerstört werden.“

In diesem Sinne äußerten sich auch Dr. Ralf Niermann, Landrat des Kreises Minden-Lübbecke, und

Superintendent Andreas Huneke. Niermann nannte es als gemein-same politische Aufgabe, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und dabei denen, die auf Unterstützung angewiesen sind, passende Angebote machen zu können. Er sei froh, so Niermann, dass dabei der Wittekindshof ein starker und verlässlicher Partner sei. Als gelungenes Beispiel für gute Zusammenarbeit mit dem Kreis nannte der Landrat den Bereich der Interdisziplinären Frühförderung in dem der Wittekindshof ein umfang-reiches Leistungsangebot geschaf-fen hat.

Andreas Huneke bedankte sich als Vorsitzender des Wittekindshofer Stiftungsrates bei den Rednern und hob dabei besonders die Perspek-tiven im Beitrag von Staatssekretär Kampeter hervor: „Ihr Optimismus hat etwas Ansteckendes, aber ich habe auch den Realismus gehört.“ Vor diesem Hintergrund sei es nö-tig, dass Institutionen wie der Wit-tekindshof für Menschen streiten, damit sie trotz knapper werdender Gelder nicht zu kurz kämen und Teilhabemöglichkeiten erhalten und ausgebaut würden.

Auszubildende und Absolventinnen der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen aus dem Berufsbildungswerk Wittekindshof.

Prof. Dr. Dierk Starnitzke im Gespräch mit Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl.

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Baumaßnahmen

Ein Zentrum für die ganze Familie Wittekindshofer Planungen in Ahaus-Mitte

Sofern die Vorabsprachen zwischen der Stadt Ahaus und der Diakoni-schen Stiftung Wittekindshof er-folgreich zu Ende geführt werden, übernimmt der Wittekindshof zwei Kindertagesstätten als neuer Träger und schafft zusätzlich dringend benötigte Plätze für unter dreijähri-ge Kinder – so genannte U-3 Plätze. Der Wittekindshof geht davon aus, dass sich die Wünsche der Stadt hervorragend mit den eigenen Plä-nen decken, das selbstverständliche Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern.

Rasselbande und Purzelbaum Dabei ist vorgesehen, dass der Wit-tekindshof die Trägerschaft für die Ahauser Kindertagesstätten Rassel-bande und Purzelbaum im Sommer, zu Beginn des neuen Kindergar-tenjahres, übernimmt. Der Jugend-hilfeausschuss der Stadt Ahaus hat dem bereits zugestimmt. Eltern und Mitarbeitende der beiden Kinderta-gesstätten haben positiv reagiert. Derzeit werden noch Verhandlun-gen mit den Jugendämtern, dem Landesjugendamt, den Kranken-kassen und weiteren Kostenträgern geführt.

„Wir planen ein Familienzentrum Ahaus-Mitte nach dem Vorbild des Familienzentrum Wittekindshof in Gronau“, erklärt dazu der Wit-tekindshofer Ressortleiter Reiner Breder. Er verfolgt dabei auch die Neubaupläne der Stadt weiter, die ohnehin eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen im Innenstadtbe-reich von Ahaus errichten wollte. Nötig ist ein neues Gebäude, weil

insbesondere die Kindertagesstätte Purzelbaum von den Baulichkeiten her nicht mehr den pädagogischen Anforderungen entspricht und zu-dem Raumbedarf für die Betreuung von Kindern im Alter von unter drei Jahren besteht.

„Wir werden nicht selbst bauen, sondern mit einem Investor zusam-menarbeiten, der nach unseren Wünschen und passend für unsere pädagogischen Konzepte bauen wird“, erläutert Reiner Breder, der schon in anderen Bereichen gute Erfahrungen gesammelt hat, wenn private Investoren öffentliche Gebäude errichten, die langfristig gemietet werden.

Für Diakon Breder, der im Witte-kindshof für die Bereiche Kinder und Jugendliche, Bildung, Arbeit und Gesundheitsdienste verant-wortlich ist, sind Kindertagesstätten und Familienzentren von zentraler Bedeutung: „Unser Ziel ist eine inklusive Gesellschaft, in der Men-schen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Erfahrungen selbst-verständlich zusammenleben.“

Integrativ – am besten so früh wie möglich Damit könne man nicht früh genug beginnen, so Breder mit Hinweis auf die Wittekindshofer Friedrich-Fröbel-Kindertagesstätte in Ahaus und das Familienzentrum Witte-kindshof in Gronau. Beide Einrich-tungen arbeiten integrativ; sie bieten neben einer Krippengruppe und U-3 Betreuung auch Regelkin-dergartenplätze, Einzelintegration

und spezielle Plätze für Kinder mit Heilpädagogischem Förderbe-darf. Deshalb plant Breder für das Familienzentrum Ahaus-Mitte auch Räume für Frühförderung und The-rapieangebote sowie für Bildungs-veranstaltungen und Gruppen- und Kursangebote für die ganze Familie.

Hintergrund

Der Wittekindshof hat in Ahaus-Alstätte knapp 40 Jahre lang Kinder mit Behinderung und Entwicklungsverzögerungen in einem Heilpädagogischen Kindergarten betreut und ge-fördert. Die Gruppen aus dem früheren Kindergarten Arche sind 2007/2008 in die Fried-rich-Fröbel-Kindertagesstätte in Ahaus und in das Familienzen-trum Wittekindshof in Gronau umgezogen.

Beide Einrichtungen arbeiten seitdem integrativ. Alle Kinder profitieren von der langjährigen Erfahrung und der Fachkompe-tenz im Umgang mit Kindern mit heilpädagogischem Förder-bedarf und schwerer Behinde-rung.

Gleichzeitig werden moderne Ansätze zur Vorschulischen Bildung und zur Sprach-, Bewe-gungs- und Gesundheitsförde-rung realisiert.

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Frauenhilfe

100 Jahre Frauenhilfe Wittekindshof Theologisch wach und immer hilfsbereit!

Stopfen, Stricken, Basteln und Päckchenpacken: das hat lange Zeit die Zusammenkünfte der Frauenhil-fe Wittekindshof geprägt. Ebenso wichtig aber sind bis heute Bibelar-beit, Gebet, historische und aktuelle Informationen, der jährliche Welt-gebetstag der Frauen sowie der Zusammenhalt in den Höhen und Tiefen des Lebens.

Ende März 2011 konnte die Wit-tekindshofer Frauenhilfe 100-jäh-riges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass erschien eine Festschrift, in der die wesentlichen Ereignisse festgehalten sind und zahlreiche Bilder Erinnerungen wachrufen – besonders an die Frauen, die die-se Geschichte nachhaltig geprägt haben. In seinem Grußwort betont Pfarrer Professor Dr. Dierk Starnitz-ke, dass die Diakonische Stiftung Wittekindshof ihrer Frauenhilfe viel zu verdanken habe. Dies gelte aber auch im Blick auf viele andere Frauenhilfsgruppen.

Basare waren Attraktion Die heimische Frauenhilfe habe gewirkt, wo sie gebraucht wurde: sei es beim Stricken oder Stopfen in damaligen „Stationen“ oder beim Handwerken und Basteln für Ver-kaufsausstellungen. Besonders die Basare fanden breite Beachtung. Alte Zeitungsberichte belegen, dass deren Besucher aus dem ganzen Kirchenkreis kamen und entspre-chende Verkaufsergebnisse erzielt wurden, die verschiedenen Projek-ten zuflossen.

Daran, dass neben der Treue im Kleinen auch Verantwortung für die Welt übernommen wurde, erinnert Eva-Maria Eltzner in ihrem Beitrag. Als Ehefrau des damaligen Wittekindshofer Vorstandes Erich Eltzner war sie zwischen 1980 und 1998 Leiterin der Wittekindshofer Frauenhilfe. Auch vor und nach ihr wurde die Leitung von den Frauen der jeweils amtierenden Vorstände übernommen. Gudrun Ritter war von 1998 bis 2006 als Leiterin tätig. Sie spricht in der Festschrift liebevoll von „meinen Damen“ und erwähnt als besonderen Höhepunkt die jährliche Weihnachtsfeier der Frau-enhilfe im Hause des Vorstehers. 2006 gab sie die Leitungsaufgabe an Diakonin Elisabeth Hoeft und Pfarrerin Anke Starnitzke ab.

Viele Mitglieder der Frauenhilfe nahmen das Jubiläum zum Anlass, in ihren Fotoalben zu blättern. Dabei kamen etliche Bilder von Ausflügen und gemeinsamem

Kaffeetrinken zum Vorschein. Pfar-rerin Anke Starnitzke ist der Hinweis wichtig, dass Frauenhilfe deutlich mehr ist, als ein Kaffeeklatsch: „Von Anfang an hat es mich erfreut, wie theologisch wach und kritisch die Frauen alles aufgenommen haben, was ich in den Stunden an Bibelar-beit und Andachten zu bedenken gab.“ Als bereichernd empfindet die Theologin und Ehefrau des jetzigen Vorstandssprechers die Gespräche zur Wittekindshofer Geschichte: „Die Frauen haben ihre ehrlichen, traurigen, lustigen, loyalen und kritischen Stimmen erhoben und erzählt, was sie im Wittekindshof erlebt haben. Ich durfte erfahren, wie die diakonische Arbeit einst ausgesehen hat, was gut war und was mit Recht überholt und abgeschafft gehörte.“

Von Generation zu Generation Diakonin Elisabeth Hoeft, die das Jubiläum maßgeblich vorbereitet hat, schlägt einen Bogen über die 100-jährige Geschichte: „Bei der Gründung 1911 waren es 18 Mit-glieder, bis vor einem Jahr hatten wir ebenfalls noch 18 Mitglieder.“ Dazwischen lagen Zeiten, in denen die Frauenhilfe Wittekindshof eine um ein vielfaches höhere Anzahl an Mitgliedern hatte, die sich in verschiedenen Kreisen für jüngere und ältere Frauen trafen. Nicht selten waren Mütter und Töchter gleichzeitig Mitglied in der Frau-enhilfe, zu der auch deren Mütter und Großmütter bereits regelmäßig gekommen waren.

Zu den aktiven Mitgliedern der Frauenhilfe Wittekindshof gehören: (v.l.): Renate Deh-nen, Ilse Möller, Elfriede Warth, Elisabeth Wehring, Ruth Aschermann, Pfarrerin Anke Starnitzke, Annette Jünger, Ruth Fels, Lina Ripphahn und Elisabeth Hoeft.

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Hospiz- und Palliativdienst

Begleitung am Ende des Lebens Der neue Wittekindshofer Hospiz- und Palliativdienst

Das Thema „Tod und Sterben“ betrifft jeden von uns! Merkwürdig, dass es meist konkreter Anlässe bedarf, ehe wir uns dieser Thematik stellen. Häufig genug stellen wir uns nicht einmal – wir werden davon eingeholt, wir werden damit konfrontiert: Ein Nachbar stirbt und keiner hat damit gerechnet. Ein Elternteil verstirbt und wir merken, wie vieles ungesagt und ungefragt geblieben ist, ob-wohl wir doch jahrzehntelang Zeit gehabt hätten. Ein Kind stirbt und wir wissen nicht so recht, was wir den trauenden Eltern sagen. Und wie wird das, wenn ich selbst spüre, dass meine Zeit zu Ende geht?: ein Meer an Fragen – besonders angenehm empfinden wir sie alle nicht, aber es sind unsere Fragen!

Und es geht auch nicht nur um eine theoretische Befassung: je älter Menschen werden, um so mehr erhalten Tod und Sterben ihren Sitz im Leben! Das ist im Privatleben so, hat aber im Wittekindshof – für alle Menschen, die hier leben und arbei-ten – eine zusätzliche, eine weitere Dimension. Hier gehören Tod und Sterben – vermutlich stärker noch als im privaten Umfeld – zum Alltag. Nicht umsonst liegt der Friedhof durchaus im Zentrum des Wittekindshofer Campusgeländes in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen.

Die Begleitung von Menschen, deren Leben zu Ende geht, hat hier Tradition. Das entspricht den Grund-lagen christlichen Glaubens und ist logische Konsequenz diakonischer Lebensbegleitung. Wer Menschen beisteht, wer ihnen – wie auch immer – assistiert, kann sie im Ster-ben nicht alleine lassen! So ist es folgerichtig, wenn im Wittekindshof ein in Gründung begriffener Hospiz- und Palliativdienst die über mehr als ein Jahrhundert gepflegte Praxis der Begleitung schwerkranker, sterben-der Menschen in der Diakonischen

Stiftung Wittekindshof ergänzen wird. Ehrenamtliche Hospiztätigkeit – die besonders ambulant, d.h. wo immer möglich im normalen Lebensumfeld erfolgt – soll neue, verlässliche Begleitung sein.

Für den „Durchblick“ sprach Klaus Schuhmacher mit Diakonin Christa Klausmeier, die den neu-en Hospiz- und Palliativdienst in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof verantwortet.

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Hospiz- und Palliativdienst

Durchblick: Frau Klausmeier, Sie sind von der Leitung der Diako-nischen Stiftung Wittekindshof (DSW) beauftragt worden, einen Hospiz- und Palliativdienst ins Leben zu rufen und zu koordinie-ren. Wie ist es zu dieser Aufgabe gekommen?

Klausmeier: Die Sterbebegleitung als Lebenshilfe bis zuletzt ist im Wittekindshof eine über Jahrzehnte gewachsene Praxis. Viele Mitarbei-tende setzen sich dafür ein – nicht selten auch über die dienstlichen Verpflichtungen hinaus. Ihre Kom-petenz und ihr Einsatz werden in hohem Maße geschätzt und sollen weiter unterstützt werden.

Pfarrer Wedek entwickelte dazu Überlegungen, wie sie sich in der Hospizbewegung in Deutschland und Europa durchgesetzt haben und schlug vor, sie auch in der DSW zu verwirklichen. Die Ressortleitungs-konferenz hat diese Vorschläge be-raten und zur weiteren Entwicklung und Umsetzung beauftragt.

Ich bin von der Leitung des Ressorts Wohnen angesprochen worden, ob ich mir vorstellen kann, einen ambu-lanten Hospizdienst mit Ehrenamt-lichen in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof aufzubauen und zu koordinieren. Wir haben das dann im Rahmen eines Fachzirkels auf den Weg gebracht, den Herr Pfarrer Wedek als Koordinator geleitet hat.

Durchblick: Zu welchen substanti-ellen Aussagen zum Hospizdienst ist denn dieser Fachzirkel gelangt?

Klausmeier: Da ist als erstes die Schulung der hauptamtlich Mit-arbeitenden aus dem Geschäfts-bereich Bethanien, Gerahaus und

dem Ambulanten Pflegedienst zu nennen. Dort hat man sich im ver-gangenen Jahr mehrtägig mit den Themen Sterben, Tod und Trauer beschäftigt. Dabei ging es auch darum, für den Hospiz-Gedanken zu sensibilisieren und diesen Ansatz in den Wohnangeboten und Berei-chen weiter zu tragen.

Zweitens ist die Kooperation an dezentralen Standorten der DSW mit den örtlichen Hospizdiensten zu nennen. Hier ist die Umsetzung am Standort Löhne beispielhaft erfolgt. Unser Ambulanter Hospizdienst ist seit Herbst 2009 Mitglied im regio-nalen Netzwerk des Kreises Minden – Lübbecke und Umgebung. Ein weiteres Ergebnis des Fachzirkels war es auch, dass wir die ersten Ehrenamtlichen für diesen Dienst gewinnen konnten.

Durchblick: Wenn dieser Hospiz- dienst nach Abschluss einer sorgfäl-tigen Vorbereitungsphase seine Ar-beit aufnimmt, wie muss man sich das dann in der Praxis vorstellen?

Klausmeier: Wenn in einer Wohngruppe jemand schwerst erkrankt ist, bietet der ambulante Hospizdienst Begleitung, Unterstüt-zung und Beratung an, sofern der Bewohner diesen Wunsch äußert. Oder es sind die Mitarbeitenden, die stellvertretend für den Bewoh-ner die Wünsche und Bedürfnisse aufnehmen. Das Team spricht mich als Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes an und wir ver-einbaren einen Erstbesuch in der Wohngruppe. Vorausgesetzt ist das Einverständnis des rechtlichen Betreuers bzw. der Angehörigen. Denn auch die Angehörigen stehen im Mittelpunkt und sind wichtige Partner auf diesem Weg. Wich-

tig ist auch die Abstimmung der pflegerischen und medizinischen Versorgung für die Begleitung.

Meine Aufgabe ist es nun, zu schau-en, wer von den Ehrenamtlichen zur Verfügung steht und die Begleitung übernehmen kann. Der ehrenamt-liche Hospizhelfer vereinbart einen Termin mit dem Team und besucht den schwersterkrankten Menschen. Er ist darauf bedacht, eine vertrau-ensvolle Beziehung zu dem Ster-benden aufzubauen. Er ist achtsam für die Wünsche und Bedürfnisse des Menschen, er nimmt sich Zeit zum Reden und zum Zuhören. Manchmal ist es auch einfach nur das „Dasein“. Die Ehrenamtlichen werden durch mich als Koordinato-rin begleitet und unterstützt.

Durchblick: Es ist ja heute durch-aus so, dass ein Mensch, der ein Ehrenamt übernimmt, sich auch die Frage stellt: „Was habe ich denn davon?“ Wie antworten Sie, wenn jemand zu Ihnen kommt und fragt: „Frau Klausmeier, mich interessiert der Hospizdienst. Was bringt mir das?

Klausmeier: Ja, was bringt mir das Ehrenamt in der Hospizarbeit!? – Die Ehrenamtlichen erhalten für ihren Dienst kein Geld. Aber sie erhalten etwas sehr Wertvolles: eine fundierte Vorbereitung als Grundlage und Befähigung auf ihre sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Und wenn sie sich dem stellen, werden sie Erfahrungen machen, die ihr eigenes Leben bereichern und vermutlich auch ihre Lebensperspektiven vielfältiger und reflektierter machen. Sie sind in der Lage, andere Menschen an der Nahtstelle zwischen Leben und Tod zu begleiten.

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Hospiz- und Palliativdienst

Dafür bekommen sie eine qualifi-zierte Vorbereitung. Sie werden begleitet durch regelmäßige Besprechungen und Supervisionen. Auch die Gemeinschaft in diesem Ehrenamt ist wertvoll. Hier werden belastende Dinge angesprochen und sehr persönliche Lebens- und Berufserfahrungen geteilt – die mich persönlich bereichern.

Wenn ich einen Menschen in der letzten Lebensphase begleite, er-fahre ich viel über diesen Menschen – aber ich erfahre eben auch sehr viel über mich selbst.

Durchblick: Können Sie uns viel-leicht noch etwas näher schildern, wie so ein Vorbereitungskurs aufgebaut ist?

Klausmeier: Zu Beginn steht immer eine Informationsveranstal-tung, wo sich Interessenten ganz allgemein informieren können: Was heißt es denn, wenn ich im ambu-lanten Hospizdienst tätig werden möchte? Was habe ich da zu tun? Was sind meine Aufgaben? Was kommt auf mich zu? Wenn ich als Ehrenamtlicher weiterhin Interes-se habe, wird ein Einzelgespräch geführt, wo auch inhaltliche Fragen geklärt werden. Etwa: Wie stehe ich selbst zu dem Thema Tod und Sterben? Bin ich bereit, über meine eigene Endlichkeit und Sterblichkeit zu sprechen? Bin ich bereit, mich einer Gruppe zu öffnen, mit einer Gruppe zu arbeiten? Bin ich auch bereit, Menschen in ihrer letzten Lebensphase zu begleiten?

Wenn ich mich hier als Ehrenamtli-cher gut verortet habe und sobald genügend Ehrenamtliche zusam-men kommen, wird der nächste Kurs ins Leben gerufen. Dort wird

inhaltlich zu Themen gearbeitet, die den anerkannten Standards des Hospiz- und Palliativverbandes NRW entsprechen. Darüber hinaus besprechen wir Themen und Inhal-te, die sich daraus ergeben, dass wir in Wohnangeboten der Dia-konischen Stiftung Wittekindshof Menschen mit geistiger Behinde-rung begleiten.

Durchblick: Wo steht denn der Hospiz- und Palliativdienst der Diakonischen Stiftung Wittekinds-hof zum jetzigen Zeitpunkt? Wann rechnen Sie damit, dass dieser Dienst seinen aktiven Beitrag leis-ten kann?

Klausmeier: Wir befinden uns zurzeit in dem ersten Kurs, an dem 10 Ehrenamtliche teilnehmen. Der Ermutigungs- und Befähigungskurs umfasst insgesamt 100 bis 120 Stunden. Unser Ziel ist es, dass wir im Juni diesen Kurs abschließen. Die Aushändigung eines Zertifikates ist der offizielle Beginn der ehrenamtli-chen Tätigkeit.

Durchblick: Ich habe jetzt noch mal zwei Fragen zum Titel die-ses Dienstes. Da ist zunächst der Begriff „Hospiz“ enthalten und zum anderen das Fremdwort „palliativ“. Was hat es mit beiden Begriffen auf sich?

Klausmeier: Hospiz kommt von dem Wort Herberge. Es gab schon im Mittelalter die Herberge, wo Pil-ger die Möglichkeit hatten zu über-nachten, aufgenommen zu werden. „Hospiz“ steht für ein umfassendes, ganzheitliches Unterstützungs-konzept für sterbende Menschen, deren Angehörige und Bezugsper-sonen. „Hospiz“ ist weniger ein Ort als vielmehr eine Lebenshaltung.

Das Ziel der Hospizbewegung ist es, eine gesellschaftliche Kultur mit-zugestalten, in der ein offener Um-gang mit Sterben, Tod und Trauer als zum Leben zugehörig erfahren wird. Cicely Saunders hat 1967 das erste moderne stationäre Hospiz in der Nähe Londons gegründet. Die ambulante Hospizarbeit hat sich erst in den letzten 30, 40 Jahren entwickelt.

Der Begriff „palliativ“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Mantel beziehungsweise „umhül-len“. Palliativ Care ist grundsätzlich immer dann angezeigt, wenn kurative Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Wo man meint: „Da ist nichts mehr zu machen“ – da ist noch ganz viel zu tun.

Wir möchten dazu beitragen, dass diese Menschen für den Erhalt oder die Wiederherstellung ihrer Lebensqualität, die bestmögliche Linderung körperlicher Symptome, die Respektierung ihrer Würde, psychosoziale Unterstützung sowie Angebote spiritueller Begleitung erfahren.

Alle, die daran mitwirken möchten, sind uns herzlich willkommen!

Kontakt

Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst Koordination Diakonin Christa Klausmeier Zum Goldkreuz 1 32549 Bad Oeynhausen Tel.: (0 57 34) 61-1413 [email protected]

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Baumaßnahmen

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Die Diakonische Stiftung Wittekinds-hof plant in der Bünder Innenstadt an der Wehmstraße/Ecke Nordring gegenüber des Dietrich-Bonhoef-fer-Hauses eine Wohnanlage für Menschen mit geistiger Behinde-rung. Das Bauvorhaben umfaßt ein zweigeschossiges Wohnhaus mit sechs Wohngemeinschaften für je vier Personen sowie ein zweites, kleineres eingeschossiges Gebäude für Tagesstrukturierende Angebote.

„Dabei wird gemäß der Zielver-einbarung mit dem Landschafts-verband Westfalen-Lippe (LWL) für Menschen im Kreis Herford gebaut, die entweder dauerhaft ein Wohnangebot suchen oder die im Rahmen des Kurzzeitwohnens in dem Neubau leben möchten.

Die Gesamtzahl der Plätze des Wittekindshofes im Kreis Herford erhöht sich dadurch nicht. „Wir geben für die 24 neuen Einzelzim-mer andere Plätze in Altbauten auf und wandeln Doppelzimmer in Einzelzimmer um“, erklärt Ressort-leiter Diakon Uwe Thünemann.

Der Neubau dient auch dazu, das Wohn- und Teilhabegesetz umzu-setzen, das an die Stelle des alten Heimgesetzes getreten ist.

Als Geschäftsbereichsleiter wird Diakon Andreas Ritter für den Neu-bau zuständig sein. Der ist auch für Wohnanlagen in Löhne, Enger und Herford verantwortlich. In Bünde werden die Tagesstrukturieren-den Angebote einen besonderen Schwerpunkt bilden – ein zusätz-liches Angebot für Menschen, die wegen ihrer Behinderung oder weil sie das Rentenalter erreicht haben, nicht zur Arbeit gehen.

„Wir möchten Menschen einen zweiten Lebensraum neben dem häuslichen Umfeld eröffnen. So erleben sie einen Tapetenwech-sel, sehen andere Menschen und nehmen an einem Programm teil. Gleichzeitig können wir so deren Fa-milien unterstützten“, sagt Andreas Ritter. Nach geklärter Finanzierung können diese Angebote auch von Bürgerinnen und Bürger aus dem Raum Bünde genutzt werden.

Die Programminhalte richten sich nach Interessen und Bedarf der Teil-nehmer. Kochen, Backen, Spazier-engehen oder Bewegungsspiele, Gedächtnistraining, kreative Ange-bote, der Umgang mit Tieren oder Wahrnehmungsförderung haben sich an anderen Orten bewährt. Da das Haus barrierefrei gebaut wird, haben auch Menschen mit Rollstüh-len oder Gehhilfen viel Bewegungs-freiheit. „Wir werden Pflege ebenso ermöglichen wie Assistenz für Menschen mit Autismus oder für Frauen und Männer, die sich auf ein selbstständiges Leben in der eige-nen Wohnung vorbereiten wollen“,

Wohnanlage in Bünde geplant Wohnen und Tagesstruktur für Menschen mit Behinderung

Ein neues barrierefreies Angebot an der Wehmstraße in Bünde: Links befindet sich vor dem Wohnhaus ein zweites eingeschossiges Gebäude für Tagesstrukturierende Angebote.

Die Wittekindshofer Diakone Andreas Ritter (li.) und Andreas Neese (re.) zusammen mit Pfarrer Sieghard Flömer.

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Baumaßnahmen / Wohnbereiche

erklärt Diakon Andreas Neese, der die Teamleitung übernehmen wird.

Einige Plätze sind für ältere Men-schen mit Behinderung reserviert, die zurzeit noch in anderen Witte-kindshofer Wohnhäusern leben, die nicht mehr den heutigen Anforde-rungen entsprechen. „Wir gehen davon aus, dass ein Drittel ältere und zwei Drittel junge Erwachsene einziehen werden“, so Andreas

Ein Brand im Wittekindshofer Wohnhaus Bethanien in Volmer-dingsen ist am 3. Februar glimpflich verlaufen: „Wir haben keine Perso-nenschäden. Die Ausbreitung des Feuers konnte verhindert werden. Brandursache ist wahrscheinlich ein technischer Defekt an einer Abgas-leitung“, erklärte Einsatzleiter Erwin Harbsmeier. Als der Brandamtsrat der Hauptamtlichen Feuerwache Bad Oeynhausen am Einsatzort eintraf, war von außen noch keine Rauchentwicklung zu sehen. Der Brandherd befand sich im Oberge-schoss in einem Umkleideraum.

„Ich habe sofort die direkt betroffe-ne Wohngruppe räumen lassen, als Vorsichtsmaßnahme etwas später auch die Wohngruppen in den darüber und darunter liegenden Etagen. Die Evakuierung verlief ru-hig und reibungslos. Sofort standen genügende Mitarbeiter zur Verfü-gung, um die meist sehr schwer behinderten Menschen unter denen sich viele Rollstuhlfahrer befanden in Sicherheit zu bringen. Das war

sehr solide und gute Arbeit“, lobte Einsatzleiter Harbsmeier.

Angerückt waren neben der Hauptamtlichen Wache und der Werkfeuerwehr Wittekindshof, der dritte und vierte Brandabschnitt der Feuerwehr Bad Oeynhausen mit 70 Einsatzkräften aus den Löschgrup-pen Volmerdingsen, Wulferdingsen, Eidinghausen/Wöhren und Werste. Zusätzlich standen an der Südseite des Wohnhauses, in dem 147 Frau-en und Männer mit Behinderung leben, drei Rettungswagen und ein Notarzt in Einsatzbereitschaft.

Die in die benachbarte Wittekinds-hofer Turnhalle evakuierten Bewoh-nerinnen und Bewohner wurden von Mitarbeitenden des Hauses Bethanien, aber auch von zusätz-lichen Kollegen aus benachbarten Arbeitsbereichen, einer Psycholo-gin und einer Ärztin betreut. Der verantwortliche Geschäftsbereichs-leiter Hartmut Wloka zeigte sich er-leichtert, dass es keine Rauchvergif-tungen oder Verletzungen gegeben

Einsatz endet mit Entwarnung Feuerwehr im Wittekindshof in Bad Oeynhausen-Volmerdingsen

Ritter, der bereits erste Voranmel-dungen erhalten hat.

Die Wohnanlage wird in Massivbau-weise mit Flachdach, weißer Putz-fassade und bodentiefen Fenstern gebaut, so dass auch Menschen im Rollstuhl einen guten Ausblick ha-ben. Zwischen den beiden Häusern entsteht ein geschützter Innenhof mit einer Natursteinmauer. Vor den Gebäuden werden Parkplätze

für Mitarbeitende und Besucher eingerichtet.

Nachdem die Diakonische Stiftung Wittekindshof das Grundstück im letzten Jahr von der Kirchengemein-de gekauft hat, werden zurzeit die Finanzierungspläne erstellt. Der Wittekindshofer Architekt und Projektleiter Till Martin Kaiser ist zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen wird.

habe. Dank guter Zusammenarbeit sei es sogar gelungen, die Medi-kamente pünktlich bereitzustellen sowie für Getränke und Essen in der Turnhalle zu sorgen.

Im Anschluss an eine gründliche Schadstoffuntersuchung konnte dann am Nachmittag Entwarung gegeben werden – verbunden mit der erfreulichen Nachricht, dass alle Bewohnerinnen und Bewohner in ihrer Gruppen zurückkehren konnten: „Jeder, der in Bethanien wohnt, kann auch heute in Bethani-en schlafen!“

Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte ein Ausbreiten der Flammen verhin-dert werden.

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Besucherdienst

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„Warum muss man sich denn auf einen Besuch im Wittekindshof vorbereiten?“, stellt mir Philip als Gegenfrage. „Wenn man sich hier so benimmt, wie sonst auch, macht man doch alles richtig“. Philip Meinel ist 15 Jahre alt und zählt zu einer Besuchergruppe des Gym-nasiums „Zum Grauen Kloster“ in Berlin. Klassen aus dieser traditions-reichen evangelischen Bildungsein-richtung – der spätere Kanzler Otto von Bismarck hat dort das Abitur gemacht – kommen seit rund 20 Jahren regelmäßig zu einem Sozialpraktikum in die Diakonische Stiftung Wittekindshof. „Die Atmos-phäre hier ist besonders familiär“, weiß Jutta Dittmar, Studienrätin im Kirchendienst und bereits zweimal als begleitende Lehrerin zu Gast mit Schulklassen im Jugendheim „Luttern’sche Egge“. Andere Teile der Klasse verbringen ihre Praktika zur gleichen Zeit in Bethel sowie

im Martinshof, so dass es durchaus den Vergleich mit anderen Anbie-tern der Behindertenhilfe gibt.

Nachdem elf Tage des Praktikums vorüber sind treffe ich mich mit den Lehrern – neben Jutta Dittmar ist Studienrat Lars Gottschalk für die Begleitung der Schülerinnen und Schüler zuständig – und drei Prakti-kanten zu einem kleinen Resümee. Ganz so schneidig, wie sich Philip auf die Gegebenheiten im Lazarus-heim eingelassen hat, waren Sophie Reblin und Charlotte Korenke nicht.

In der Kinderheimat wie im Haus Goldkreuz seien sie zunächst auf eine völlig ungewohnte Umgebung getroffen, mit Menschen deren Fähigkeiten und Verhaltensweisen erst einmal fremd erscheinen. „Ich sage das ganz offen“, so Charlotte, „ich hatte zuerst Angst. Aber nach ein paar Stunden war alles völlig normal und ich war überrascht, wie nett Menschen sind, auch wenn sie

PraktikumserfahrungenDrauf einlassen und einander ernst nehmen!

gar nicht sprechen können.“ Sophie ging es ähnlich: „Es irritiert total, wenn ein Kind schreit und du weißt nicht warum. Also habe ich zuerst einfach zugeguckt – aber man lernt es ganz schnell, die Gesten und Äußerungen zu interpretieren. Dann kann man auch entsprechend darauf reagieren.“

Für Philip hat sich das so dargestellt: „Ich habe mit einigen der Männer gespielt, Puzzle oder Mau-Mau, wir sind spazieren gegangen oder ich habe Einzelnen beim Essen gehol-fen. Wenn jemand nicht Mau-Mau kann, dann machen wir halt was anderes: Spazieren gehen funktio-niert immer!“

Anfangs sei er kaum beachtet wor-den, aber das habe sich im Laufe der Tage sehr geändert. „Manche sind richtig raffiniert und man muss aufpassen, dass man nicht ausge-nutzt wird“, sagt Philip. Wenn man sich gegenseitig ernst nimmt, sei es

Philip Meinel erlebt sein Praktikum problemlos: irgendein Spiel kennt jeder – und wenn nicht, gehen wir einfach spazieren. Rechts: Christian Kujath

Charlotte Korenke hat nette Menschen er-lebt, auch wenn sie nicht sprechen können.

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Besucherdienst / Veranstaltungen

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für beide Seiten das Beste, so seine Wittekindshofer Erkenntnis.

In Berlin hätten er und sein Klas-senkameraden mit Menschen mit geistiger Behinderung eigentlich nichts zu tun: „eher schon mal mit Obdachlosen“. Das sieht auch Sophie so und findet das schade: „Wenn der Wittekindshof näher läge, würde ich gerne regelmäßig in der Gruppe vorbeischauen und ein-

zelne der Kinder begleiten.“ Dieses Empfinden zu wecken, darin sehen die Pädagogen das zentrale Anlie-gen des Praktikumsangebotes ihres Gymnasiums – und deshalb besucht auch die gesamte Klasse eine Einrichtung der Diakonie für den vergleichsweise langen Zeitraum von zwei Wochen. „Wir können bei der Gruppe in der zweiten Woche durchgängig einen Reifungsprozess beobachten“, fasst Jutta Dittmar

Aus Berlin zum Praktikum im Wittekindshof: v.l. Charlotte Korenke, Sophie Reblin, Philip Meinel und die Lehrkräfte Jutta Dittmar und Lars Gottschalk

ihre Eindrücke zusammen. „Es ent-stehen Gespräche untereinander, bei denen die Erfahrungen ausge-tauscht und reflektiert werden.“ Unabhängig von der jeweiligen Zusammensetzung und der Situa-tion in der Gruppe würden junge, alte, große und kleine Menschen mit Behinderung zunächst einmal wahrgenommen. Und wer sich darauf einlässt, lernt relativ rasch sie auch ernst zu nehmen - in ihrem Mensch-Sein, mit ihren Wünschen und ihren Fähigkeiten.

„Wenn ihr jetzt zu Hause danach gefragt werdet, wie das Praktikum war, was werdet Ihr dann – bei-spielsweise - den Eltern erzählen?“, möchte ich abschließend wissen. „Ganz viele Beispiele, von dem, was wir hier erlebt haben“, lautet die Antwort ziemlich übereinstim-mend. „Und den Schülerinnen und Schülern, die im nächsten Jahr kommen, denen werden wir ganz wenig erzählen! Die sollen das selbst erleben!“

Klaus Schuhmacher

Zum 6. Mal findet die „Bünder Spezialrad-Messe“ statt. Ein Service, den der Arbeitskreis für Behinderte und Pflegeberatung in der Stadt Bünde diesmal am 8. Mai 2011 veranstaltet. Neben der Ausstellung von Spezialfahrrädern, die Men-schen mit Einschränkungen das Leben erleichtern, steht auch die „Integrative Radtour“ – bereits zum 10. Mal – auf dem Programm. Hier wollen Menschen mit und ohne

Handikap gemeinsam und ohne Wettkampfcharakter die Landschaft in und um Bünde erkunden. Der Startschuss für die Rundfahrten auf insgesamt drei Streckenlängen erfolgt um 14.00 Uhr durch Bür-germeister Koch. Mit am Start ist auch ein Team des Wittekindshofer Hauses „Am Dustholz“. Startpunkt ist die Zentrale des Roten Kreu-zes Bünde in der Sachsenstraße 116/118.

Integrative Radtour in Bünde Kinder und Jugendliche mittendrin

Hatten viel Spaß bei der integrativen Rad-tour: Antje Stein und Jan Meyer.

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Pensionärsclub

Mit der bewährten Führungsriege und Elfriede Schilling an der Spitze geht der Wittekindshofer Pensi-onärsclub (PCW) den Veranstal-tungshöhepunkten des Jahres 2011 entgegen. Bei der Vorstandswahl gab es nur zwei Veränderungen: Nach neun Jahren Vorstandsarbeit wurde der bisherige 2. Vorsitzende Eberhard Wind aus der aktiven PCW-Arbeit verabschiedet. Als neu-es Vorstandsmitglied wurde Inge Becker gewählt.

In ihrem Rechenschaftsbericht erinnerte Elfriede Schilling die Club-mitglieder und ihre Angehörigen an zahlreiche Veranstaltungen und gemeinsame Reise im zurückliegen-den Jahr. Unvergessener Höhe-punkt, so betonte die seit zehn Jahren amtierende Vorsitzende, sei der Besuch der Passionsspiele in

Oberammergau gewesen. Neben Ausflügen und Unterhaltung habe auch die Information über die Ent-wicklung der Diakonischen Stiftung Wittekindshof breiten Raum in den Gesprächen eingenommen.

Norderney und Kaiserstuhl Das Programm für 2011 weist neben Nachmittagsveranstaltun-gen und Tagesausflügen u.a. nach Bremen und ans Steinhuder Meer wieder zwei längere Freizeiten auf. Neben der Nordsee-Insel Norder-ney steht diesmal – im September – auch der Kaiserstuhl als Reiseziel fest.

Nach Wahlen, Jahresrückblick und den verlockenden Perspektiven auf das begonnene Jahr ließen sich die Wittekindshofer Pensionärinnen und Pensionäre über die Hospiz-

Pensionärsclub Wittekindshof Mit bewährter Führung durch ein vielfältiges Programm

arbeit im Kreis Minden-Lübbecke und besonders über das Lübbecker Hospiz „Veritas“ informieren.

Jürgen Generotzki und Antje Rohlfing warben angesichts des eher verdrängten Themas „Tod und Sterben“ für einen offenen Umgang und die vertrauensvolle Zuwendung zu Menschen in der letzten Lebensphase. Die Angebo-te und die dabei zwischenzeitlich entwickelten Netzwerke hätten sich bewährt und seien sowohl für die betroffenen Menschen als auch für deren Angehörigen absolut verlässlich. „Im Kreis Minden-Lübbe-cke“, so Jürgen Generotzki, der sich ehrenamtlich für die Hospizarbeit engagiert, „finden wir zwischenzeit-lich Strukturen und Angebote vor, wie es sie in Nordrhein-Westfalen längst noch nicht überall gibt.“

Wahlen beim Wittekindshofer Pensionärsclub: (v.l.) verabschiedet wurde Eberhard Wind, bisher 2. Vorsitzender; weiterhin im Vorstand aktiv sind Ilse Schüler, Inge Becker (neu gewählt), Inge Taake, Elfriede Schilling und Erwin Rohlfing

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Mitarbeitervertretung

Trotzdem sind die Regelungen, die der Gesundheitsförderung, der Überwindung von Arbeitsunfä-higkeit sowie der Vorbeugung vor neuerlichen Erkrankungen dienen sollen, noch nicht hinlänglich bekannt. Mitunter gibt es unter-schiedliche Auffassungen darüber, wie das Eingliederungsmanage-ment konkret gehandhabt wird. Es ist den Mitarbeitervertretungen in der Diakonischen Stiftung Witte-kindshof ein wichtiges Anliegen, die Aufklärungsarbeit zu Gunsten des Betrieblichen Eingliederungs-managements zu stärken und für Vertrauen in dieses Angebot und seine Abläufe zu werben.

Diakon Michael Graeske nimmt die Aufgaben als Eingliederungsmana-

Wie funktioniert betriebliche Eingliederung (BEM)?Mitarbeitervertreter Christian Rüter im Gespräch mit Diakon Michael Graeske

ger in enger Zusammenar-beit mit einem Team wahr, das sich aus unterschiedli-chen funktionalen Gruppen zusammensetzt. Über das Angebot und die bisheri-gen Erfahrungen führte Christian Rüter für die MAV nachfolgendes Gespräch mit Michael Graeske.

MAV: Für wen gilt das Betriebliche Eingliederungsmanagement?

Michael Graeske: Es gilt allen Beschäftigten der DSW, die länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind oder waren. Deren Namen wer-den mir aus dem Ressort II, Per-sonal und Recht, mitgeteilt. Nach Rücksprache mit den jeweiligen Dienstvorgesetzten werden diese Kolleginnen und Kollegen von mir angeschrieben.

MAV: Werden sämtliche dieser erkrankten Kollegin und Kollegen angeschrieben?

Graeske: Nein, nicht alle! Ich achte genau darauf, um welches Krank-

heitsbild es sich handelt und wie dies eventuell mit dem derzeitigen Arbeitseinsatzort zusammen hän-gen könnte. So finden in der Regel bei onkologischen Krankheiten keine BEM-Gespräche statt.

MAV: Ist BEM gut oder schlecht für die Kolleginnen und Kollegen?

Graeske: Eingliederungsmanage-ment dient dem Wohl der erkrank-ten Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam will ich mit ihnen erörtern, wie es zur Arbeitsunfä-higkeit gekommen ist und wie sie überwunden werden kann. Hierbei gebe ich aktive Hilfe zur Klärung der jeweiligen Situation.

MAV: Aber dabei sind doch sicher auch die Interessen des Arbeitge-bers zu berücksichtigen?

Graeske: Ja, sicher! Mit dem BEM-Angebot für den Kollegen – die Teilnahme ist absolut freiwillig –, bringt die Diakonische Stiftung als Arbeitgeber das Interesse zum Ausdruck, dabei zu helfen, die Schwankungen zwischen Arbeits-unfähigkeit und Arbeitsfähigkeit zu

Mit Wirkung ab Jahresbeginn 2008 haben der Vorstand der Diakonischen Stiftung Wittekindshof und die Mitarbeitervertretung eine freiwillige Dienst- vereinbarung über Betriebliches Eingliederungsmanagement, kurz BEM, ab- geschlossen. Die entsprechenden Festlegungen sind der Mitarbeiterschaft im Qualitätsmanagement-Handbuch, Kapitel 5-06: „Dienstvereinbarung zum betrieblichen Eingliederungsmanagement“ zugänglich.

Michael Graeske Christian Rüter

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Mitarbeitervertretung

mindern und möglichst zu begradi-gen. Dabei soll den Kolleginnen und Kollegen geholfen werden.

MAV: Welche Folgen haben BEM-Gespräche für die Kolleginnen und Kollegen?

Graeske: Es besteht zum Beispiel bei Wiederaufnahme der Tätigkeit im Wittekindshof, etwa nach einer Reha-Maßnahme, die Möglichkeit die Wiedereingliederung in einem neuen Arbeitsbereich anzugehen, wenn dies vorher mit allen Beteilig-ten so vereinbart wurde.

MAV: Wer ist an diesem Eingliede-rungsprozess beteiligt?

Graeske: Es gibt ein Eingliede-rungsteam welches aus dem er-krankten Kollegen, einem Mitglied der MAV, einer Person aus dem Personalwesen, einem Mitarbeiter aus dem Eingliederungsteam sowie dem BEM-Manager, also meiner Person, besteht. Natürlich kann der betreffende Kollege auch eine Vertrauensperson zu diesen Gesprä-chen hinzuziehen.

MAV: Wer kann eine solche Vertrauensperson sein? Auch der Ehepartner oder ein Freund?

Graeske: Ja, richtig. Der Ehepart-ner ist eine solche Vertrauensper-son. Aber auch der Reha-Berater der Deutschen Rentenversicherung oder im Falle einer Schwerbehinde-rung die Schwerbehindertenbeauf-tragte der DSW.

MAV: Es geht also darum, gemein-sam einen Weg aus der Krankheit in die Arbeit zu finden?!

Graeske: Richtig! Wobei dies ganz unterschiedlich aussehen kann.

MAV: Was bedeutet das konkret?

Graeske: Konkret durch eine stu-fenweise und begleitete Wiederein-gliederung am bisherigen Arbeits-platz oder durch die Veränderung des Arbeitsplatzes, der Arbeitsorga-nisation oder auch der Arbeitszeit. Auch kann ein Arbeitsplatz mit finanzieller Unterstützung des Inte-grationsfachdienstes leidensgerecht ausgestattet werden.

MAV: Aber ein Wechsel an einen anderen Arbeitsplatz innerhalb der DSW ist auch möglich?

Graeske: Natürlich. Das kann auch ein Neuanfang in einem anderen Arbeitsbereich sein! Dies geschieht dann in enger Zusammenarbeit zwischen dem erkrankten Kollegen und dem Bereich Personalwesen. Wobei der betroffene Kollege sich eigeninitiativ – also von sich aus – auf andere intern ausgeschriebe-ne Stellen bewirbt.

MAV: Ziel ist also die Wieder-eingliederung auf der Basis der gesundheitlichen Ressourcen des betroffenen Kollegen?

Graeske: Ja, sicher. Es geht aber auch darum, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Ängste zu nehmen

und auch die Akzeptanz von Krank-heiten zu ermöglichen.

MAV: In der DSW kommt mitunter auch das Krankheitsbild „Burnout“ vor! Uns ist gerade dabei die Unter-stützung der Kollegin und Kollegen sehr wichtig!

Graeske: Diesen Blick kann ich von meiner Seite aus nur unterstützen. BEM stellt gerade für dieses Krank-heitsbild, das sehr unterschiedlich und zunächst oft unbemerkt verläuft, einen Lösungsansatz dar. Gerade hier sind Gespräche das Wichtigste, was der Betroffene von uns und von mir bekommen kann.

Die Mitarbeitervertretung dankt Michael Graeske für das informa-tive Gespräch!

Kontakt

Der Eingliederungsmanager ist telefonisch unter Tel. (0 57 34) 61-14 16 oder per Mail [email protected] zu erreichen und zu Auskünften gerne bereit.

Bei Fragen zu BEM oder zu aktuellen Situationen am Arbeitsplatz steht auch die Mitarbeitervertretung allen Kolleginnen und Kollegen gern zur Verfügung: unter Tel. (0 57 34) 61-24 40 bzw. -24 43 oder persönlich im MAV-Haus bei Cornelia Pangritz, Dieter Thormann und Helmut Janz.

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Kirchentag / Personalia

Verstorbene

Aus der Bewohnerschaft des Witte-kindshofes verstarben:

05.11.2010 Dietrich Schürfeld10.11.2010 Daniel Dannenberg 21.11.2010 Barbara Kepp29.11.2010 Maximilian Böke- meier13.12.2010 Friedhelm Sielski 14.12.2010 Horst Henkes14.12.2010 Michelle Peters 15.12.2010 Dennis Krawczak28.12.2010 Adelheid Maasjos- thusmann

Personalia

Thomas Wittke ist seit November 2010 neuer Geschäftsbe-reichsleiter für den Wohnbe-reich Gronau II.

Ausgebildet als staatlich

anerkannter Heilerziehungspfleger verfügt Wittke über langjährige Erfahrung in der Behindertenhilfe und dort auch in der Organisati-on von Abläufen in Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM). Seit 2005 war er beim überörtlichen Sozialhilfeträger Land-schaftsverband Rheinland (LVR) in Köln tätig.

Seit 2009 koordinierte er dort alle rheinischen WfbM fachlich und finanziell in Kooperation mit dem Integrationsamt, den Förderschulen und dem zuständigen Länderminis-terium für Arbeit, Integration und Soziales.

Thomas Wittke

02.01.2011 Stefan Mauritz 08.01.2011 Klaus-Dieter Kann- berg 16.01.2011 Alfred Kern18.01.2011 Klaus-Dieter Lucke 23.01.2011 Sagros Majid 25.01.2011 Malte Schumann 05.02.2011 Norbert Conrad 08.02.2011 Wolfgang Preller 10.02.2011 Sascha Proest14.02.2011 Karl-Heinz Berner23.03.2011 Gisela Janiza

Aus dem Kreis der Mitarbeiterschaft bzw. der ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verstarben: 31.10.2010 Margret Kollmeier10.12.2010 Günter Beneker14.12.2010 Gustav Berner23.12.2010 Lisa Möller26.12.2010 Wilhelm Oevermann23.01.2011 Martha Wilk10.02.2011 Werner Tiepermann10.02.2011 Herbert Kalusche01.03.2011 Wolfgang Prüßner

Wittekindshof in Dresden

Eine Delegation der Diakonischen Stiftung Wittekindshof fährt nach Sachsen und vertritt die Einrichtung vom 1. bis zum 5. Juni des Jahres in Dresden beim 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ wird die Diakonische Stiftung wiederum einen Stand im Themenbereich „Gesundheit – Teilhabe – Selbsthil-fe“ unterhalten. Das bedeutet einen Platz, umgeben von den Ständen befreundeter Einrichtungen, in der Halle 4 auf dem eher kleinen Dres-dener Messegelände. Wer vorbei-schauen möchte: Die Standnummer lautet H4 E06.

Die Teilnehmerinnen und Teil-nehmer aus dem Wittekindshof werden unter dem Motto „Teilha-be“ Sequenzen aus dem neuen, für den Dialog mit der Öffentlichkeit bestimmten Leitbild der Stiftung (ILB) verdeutlichen. Dazu dient auch die Präsentation neu entwickelter ambulanter Angebote. Bedingt durch die Heimatferne wird es dies-mal am Wittekindshofer Stand wohl

nicht so sehr um konkrete Kunden- und Klientenansprache gehen. Im Zentrum stehen vielmehr Gesprä-che und der Meinungsaustausch über Assistenz und Angebote für Menschen mit Behinderungen im Allgemeinen sowie Basisinformati-onen zu den Fragen, die die in der Regel jungen Besucherinnen und Besucher zum Thema ‚Geistige Be-hinderung’ haben. Um ins Gespräch zu kommen, hat das Team verschie-dene Mit-Mach-Spiele für die ganze Familie vorbereitet.

Freunde und Freundinnen der Dia-konischen Stiftung sind herzlich will-kommen. Vielleicht langt ja die Zeit, für eine gemeinsame Tasse Kaffee? Wer sich schon mal verabreden möchte: Tel.: (0 57 34) 61-11 35.

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Blindtext

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ImpressumDurchblick, Leben und Arbeiten im Wittekindshof, Zeitschrift der Diakonischen Stiftung Wittekindshof

Herausgeber: Pfarrer Prof. Dr. Dierk Starnitzke, Theologischer Vorstand (v.i.S.d.P.)

Redaktion: Klaus Schuhmacher Zur Kirche 2, 32549 Bad Oeynhausen Tel.: (0 57 34) 61-11 30

Fotos: Anke Marholdt: S. 1, 4, 5, 6, 8, 12, 13, 15, 17 Pönnighaus Photography: TitelKlaus Schuhmacher: S. 14, 15, 16Maik Meid: S. 9, 17, 19Privat: S. 19

Texte: Die nicht namentlich gekennzeichneten Texte wurden erstellt von Anke Marholdt, Pressesprecherin, sowie Klaus Schuh-macher und Ella Buresch. Auswahl und Redaktion: Klaus Schuhmacher

Satz und Layout: amadeo Marketing & Design

Druck: Druckerei + Verlag, Kurt Eilbracht GmbH & Co. KG, Löhne

Versand: Wittekindshofer Werkstätten, Bad Oeynhausen

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehal-ten. Nachdruck auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Redaktion.

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