20
DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN 3. SINFONIEKONZERT 11/12

DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

  • Upload
    vokhanh

  • View
    236

  • Download
    12

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN

3. SINFONIEKONZERT

11/12

Page 2: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

WER HALF MIR WIDER DER TITANEN ÜBERMUT?

Page 3: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

1

Henri Dutilleux Mystère de l‘instant 16‘(*1916) I. Appels II. Échos III. Prismes IV. Espaces lontains V. Litanies VI. Choral VII. Rumeurs VIII. Soliloques IX. Métarmophoses (sur le nom SACHER) X. Embrasement Alexander Skrjabin Promethée: Le Poème du feu op. 60 23‘(1872 – 1915) – Pause – Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“ 53‘(1770 – 1827) I. Allegro con brio II. Marcia funebre. Adagio assai III. Scherzo. Allegro vivace IV. Finale. Allegro molto

BADISCHE STAATSKAPELLE Alexander Melnikov KlavierJustin Brown Dirigent

DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN3. SINFONIEKONZERT

27.11.11 11.00 GROSSES HAUS28.11.11 20.00 GROSSES HAUSDauer ca. 2 ¼ Stunden

Page 4: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

2 Henri Dutilleux

Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen in der modernen Musik und auch durchaus bereit, sie in sein eigenes kompositori-sches Schaffen aufzunehmen, doch lehnt er Ideologien und einseitige Festlegungen ab. Mit seinem ganz eigenen Stil kann er so keiner herrschenden „Schule“ zugeord-net werden, nur die Herkunft aus der fran-zösischen Tradition eines Debussy oder auch Berlioz ist unverkennbar, jedoch weit entfernt von jeder Art der Nachahmung. Dutilleux selbst bezeichnet sich als „Far-benkomponist“, auch hierin nahe bei De-bussy. Seine Werke sind durchdrungen von Licht, Spiegelungen und irisierenden Erscheinungen, gleichzeitig von einer gro-ßen, geradezu mystischen Erzählkraft. Ge-nau wie sein Werkkatalog von geringem Umfang ist, in dem aber jedes einzelne Stück umso mehr Gewicht hat, so scheint dies auch für jede Note, jeden Ton zu gel-ten – ein Ergebnis intensivster Feinarbeit

und langwieriger inhaltlicher Auseinander-setzung. Alle seine Kompositionen sind Welten für sich, die ihren jeweils ganz spe-zifischen Zugang einfordern, dabei jedoch den Hörer nicht überfordern, sondern mit jeder weiteren Annäherung bereichern.

Dutilleux wurde am 22. Januar 1916 im französischen Angers in einen künstle-risch-musikalischen Haushalt geboren. Seine musikalischen Studien begann er bereits während der Schulzeit und wech-selte dann ans Pariser Konservatorium, fühlte sich jedoch recht schnell in den überkommenen Strukturen des Musikbe-triebs unwohl. Im Gegensatz zu Kollegen wie Darius Milhaud oder André Jolivet schloss er sich keiner der nach neuen We-gen suchenden Gruppierungen an, sondern begann schon damals an seinem ganz ei-genen Kompositionsstil zu arbeiten. Sei-nen Lebensunterhalt konnte er trotz Ge-winn des Rom-Preises 1938 noch nicht als Komponist bestreiten und verdingte sich

BEFREIUNG DES MENSCHEN

Page 5: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

3

BEFREIUNG DES MENSCHEN

Page 6: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

4

deshalb zunächst als Lehrer, Pianist und Arrangeur, bevor er zum Leiter der Musik-produktionen beim französischen Rund-funk berufen wurde. Diese Stelle gab er 1963 auf, um sich neben der Lehre ganz dem Komponieren widmen zu können. Es entstanden sinfonische Werke, Kammer-musik, Solokonzerte und Ballettmusik, je-doch wegen der intensiven Auseinander-setzung ihres Schöpfers in durchaus überschaubarer Anzahl.

Diese intensive Auseinandersetzung ist auch bei dem 1989 uraufgeführten Mys-tère de l’instant feststellbar, an dessen 15 Minuten Musik Dutilleux vier Jahre arbei-tete. Der Auftrag kam von Paul Sacher, ei-nem Basler Dirigenten und Mäzen, der mit seiner von entsprechenden finanziellen Möglichkeiten begleiteten stupenden mu-sikalischen Kenntnis zum entscheidenden Förderer und Wegbereiter moderner Musik im 20. Jahrhundert wurde. Der Titel Mys-terium des Augenblicks ist durchaus em-blematisch zu verstehen; Dutilleux dachte seine Partitur als Abfolge von Momentauf-nahmen. Es sind zehn Folgen von unter-schiedlichem Ausmaß, jede einen beson-deren Aspekt festhaltend. Das Mysterium findet sich für Dutilleux schon im Akt des Komponierens, wenn sich Ideen auf ge-heimnisvolle, ja magische Weise materiali-sieren, und so ist Mystère de l’instant auch eine Komposition über das Mysteri-um der musikalischen Schöpfung. Davon zeugen die sprechenden Titel der kurzen, unmittelbar aufeinanderfolgenden Sätze, bis hin zur Verewigung des Auftraggebers in „Metamorphoses (sur le nom SACHER)“. Jeder Satz dieses nur mit Streichern, Schlagwerk und Cymbalom (ein mit Klöp-peln geschlagenes Saiteninstrument) be-setzten Werks zeigt einen kaum thema-tisch-inhaltlich verbundenen Ausschnitt,

eben einen „Augenblick“ – und doch ist das komplette Werk durchzogen von Dutil-leux’ Liebe zur farbigen Klanglichkeit.

Vom „Farbenkomponist“ Henri Dutilleux ist es nur ein kleiner Schritt zum Synästheti-ker Alexander Skrjabin, der das Element der Farbe im wortwörtlichen Sinne in sei-ne späten Werke integrieren wollte. Gebo-ren 1872 als Sohn eines Offiziers und einer Pianistin, nahm Skrjabin bereits als 11-jäh-riger ein Musikstudium auf: Gemeinsam mit Sergej Rachmaninow lernte er Klavier und bei Sergej Tanejew Musiktheorie und Komposition. Im Alter von 19 Jahren ver-ließ Skrjabin das Konservatorium mit einer Goldmedaille und begann nahtlos eine glänzende Karriere als gefeierter Pianist, dessen vor allem für Klavier entstehende hochvirtuose Kompositionen noch ganz in der poetischen Tradition Frédéric Chopins standen.

1904 kam Skrjabin erstmals mit dem philo-sophisch-religiösen Kreis der Theosophen in Berührung – eine Begegnung, die sein Leben und Schaffen grundlegend verän-dern und prägen sollte. Er empfand sich nun als Teil einer allumfassenden Bruder-schaft der Menschheit mit einem allge-meingültigen göttlichen Zentrum im Inne-ren, später gar als Empfänger und Offenbarer einer höheren Wahrheit. Sein kompositorisches Schaffen verließ darauf-hin immer mehr das Fundament der Dur/Moll-Tonalität, das Klavier alleine reichte schon lange nicht mehr für seinen Aus-druckshorizont aus. Mit drei den klassi-schen Kanon nur teilweise verlassenden Sinfonien bereitet Skrjabin das Poème de l‘extase vor, in dem sich eine völlig neue Klangwelt manifestiert – so wie die Theo-sophie auch seine Gedankenwelt verän-dert hatte. Sein großer Traum war nun ein

Skrjabin am Klavier, Koussevitzky dirigiert

Page 7: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

5

Page 8: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

6

musikalisch-theatralisch-kultisches Ge-samtkunstwerk gigantischen Ausmaßes, das „Mysterium“. Skrjabin verstand sich als neuer Prometheus, der alle schöpferi-schen Kräfte des Lebens in sich trägt. In Gedichten und Tagebuch-Notizen hielt er seine Ideen fest: Skrjabin sah sich als ei-nen Menschen, dem die Erfüllung gewalti-ger Aufgaben, bis hin zur Erlösung der ge-samten enschheit, aufgebürdet war – seine Musik stellte dabei nur einen Teil dessen dar, was er glaubte leisten zu müssen.

1910 entstand so als letzte seiner vollen-deten und veröffentlichten Kompositionen Prométhée: Le Poème du feu für Solo-Kla-vier, Orchester und Farbenklavier. Hier ver-lässt Skrjabin auf geradezu revolutionäre Weise vollständig die gewohnte Tonalität, ein form- und strukturbildender „mysti-scher Akkord“ bestimmt im riesigen Or-chesterapparat sowohl Harmonik wie Me-lodik. Dieser aus Quarten aufgeschichtete Akkord (c – fis – b – e – a – d) kann auf alle zwölf Stufen der chromatischen Skala transponiert werden, Skrjabin schuf so als einer der Ersten ein neues System für die Ordnung der Töne und wurde damit auch zu einem der Vorläufer von Arnold Schön-bergs Zwölftonlehre. Ganz im Gegensatz zum Ansatz der Wiener Schule war für Skrjabin das neue System jedoch Aus-druck allerhöchster und quasi göttlicher Ordnung.

Auf dem Weg zum Gesamtkunstwerk be-zog Alexander Skrjabin nun auch Licht und Farben mit ein, die große Besetzung des Orchesters wird noch durch ein Farbenkla-vier erweitert. Dieses Tasteninstrument sollte statt Tönen optische Eindrücke in unterschiedlichen hellen Farbtönen erzeu-gen, die zugehörigen Noten waren in der Partitur in einer „Luce“-Stimme notiert.

Er selbst konnte eine Aufführung mit dem Versuch der Umsetzung nicht erleben; noch heute wird das Werk meist ohne Far-benklavier aufgeführt. Skrjabins selbst empfundenen musikalisch-synästheti-schen Empfindungen werden hier durch zwei Stimmen beschrieben: Eine der bei-den nimmt eins zu eins die entsprechenden harmonischen Grundtöne auf, die zwölf zu-geordneten Farben sind ganz elementar abgeleitet. Die zweite Luce-Stimme ist al-lerdings ganz eigenständig und mit einer anderen inhaltliche Bedeutung betraut: Diese Lichtebene stellt die von Skrjabin empfundenen tiefenpsychologischen In-halte dar und ist somit Ausdruck der Ent-wicklung, die der Zuhörer erleben soll.

Der prometheische Mythos vom Raub des Feuers und der Befreiung des Menschen war schon für Ludwig van Beethoven Ins-piration; in seinem Ballett Die Geschöpfe des Prometheus beschreibt er allegorisch den Weg zu einer besseren, aufgeklärten Gesellschaft. Dieser übergeordnete Ge-danke findet sich auch in seiner 3. Sinfonie mit dem bezeichnenden Beinamen Eroica wieder, die denn auch strukturelle und me-lodische Teile seiner Ballettmusik auf-nimmt. Beethoven schrieb mit dieser Sin-fonie ein Schlüsselwerk unserer Musik-geschichte; sie bedeutet einen entschei-denden Schritt von der klassischen Sinfo-nie des 18. hin zur großen Sinfonie des 19. Jahrhunderts. Beethovens Neuerung ist vor allem eine ästhetische Zäsur: Ohne überkommene Prinzipien in Struktur und Technik ganz aufzugeben, konfrontiert er seine Zuhörer mit einer unmissverständli-chen Haltung, die die Musik einnimmt. Sie ist in höchstem Maße ausdrucksreich und emotional, emphatisch und für damalige Ohren geradezu revolutionär. Dies beginnt schon bei ihren ungeheuren Ausmaßen, al-

Titelseite der Promethée-Originalpartitur

Page 9: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

7

Page 10: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

8 Ludwig van Beethoven

lein der erste Satz mit seinen 691 Takten ist länger als manche Sinfonie Mozarts oder Haydns.

Als Ausdruck einer neuen, heldenhaften Zeit mit freien, aufgeklärten Menschen wollte Beethoven sie dem revolutionären Napoléon Bonaparte widmen. Nach des-sen Selbstkrönung zum Kaiser entfernte er die Widmung wutentbrannt: „Ist der auch nicht anders wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschen-rechte mit Füßen treten, nur seinem Ehr-geize frönen, er wird sich nun höher wie alle anderen stellen, ein Tyrann werden!“

Die Geschichte der Widmung hat jedoch nur bedingt mit dem tieferen Inhalt der Sinfonie zu tun. Man kann in der Eroica eine Zweitei-lung sehen: Die ersten beiden Sätze han-deln vom Kampf und vom Tod im irdischen Leben, die beiden folgenden von der Zu-kunft, vom befreiten Menschengeschlecht.

Der Kampf des prometheischen Helden im Allegro con brio wird musikalisch weniger mit prägnanten Themen als mit zu Gruppen angeordneten Motiven und Ideen be-schrieben. Das Hauptthema, das in der zu erwartenden Sonatenform eindeutig vor-gestellt und verarbeitet würde, erscheint hier in verschiedenen Gestalten, es entwi-ckelt sich erst richtig im weiteren Verlauf des ausgedehnten Satzes. Eine Neuigkeit für Zeitgenossen war auch der Charakter des zweiten Satzes: Die Marcia funebre

der Eroica ist der erste Trauermarsch in ei-ner Sinfonie; der tote Held wird hier im Trauerzug vorbeigeführt. An dritter Stelle der Sinfonie stand erstmals nicht ein Me-nuett, sondern ein Scherzo im raschen Tempo und mit völlig neuen Tonarten-Ver-hältnissen. Hier wird Prometheus für ein Leben in einer besseren Zukunft wieder erweckt, das Scherzo-Thema und die Fan-fare der Hörner im Trio sind nichts anderes als die Auferstehung des Trauermarsch-Themas in Dur. Neu ist schließlich auch, dass die Sinfonie offenbar vom letzten Satz her konzipiert wurde und somit die erste „Finalsinfonie“ der Musikgeschichte ist: „Bei Beethoven geht durch die ganze Sinfonie ein Entwicklungszug von vorn nach hinten, von der Gestaltarmut und Un-ruhe zur ausgebauten Melodie und sym-metrischen Ordnung. Dieser Prozess er-fasst alle Sätze und bindet sie mit dem Blick auf das Finale zusammen” (Peter Schleuning).

Beethoven beschreitet auf auch heute noch unerhörte und ungehörte Weise eine psychologische Reise, lässt uns an einem Prozess teilnehmen, mit dem der Hörer eins wird. Doch die „Sinfonie, komponiert um das Andenken eines großen Mannes zu feiern“, wie er schließlich die Partitur überschrieb, meint keinen konkreten „Mann“, sondern ein allgemeingültiges Prinzip, dessen Ausdruck der Prometheus-Mythos ist: das Heldentum im Dienste ei-ner zukünftigen freien Gesellschaft.

Page 11: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen
Page 12: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

10

ALEXANDER MELNIKOVAls außergewöhnlich bescheidener und selbstkritischer Künstler stellt Alexander Melnikov seine Fähigkeiten komplett in den Dienst der Sache. Der 1973 in Moskau Ge-borene passt in keine Schublade: Obwohl er über herausragende technische Fä-higkeiten verfügt und durchaus die Virtu-osenpranke auspacken kann, wenn es die Musik will, ist er in seiner melancholisch wirkenden Nachdenklichkeit das Gegenteil eines kraftstrotzenden russischen Tasten-löwen. Bereits mit 18 Jahren begann er sogar, sich intensiv mit der historischen Aufführungspraxis zu beschäftigen.

Eine intensive Kammermusikpflege mit sei-ner Duopartnerin Isabelle Faust oder mit Natalia Gutman, Yuri Bashmet oder Jean-

Guihen Queyras gehört für Melnikov zu den unverzichtbaren Bestandteilen seiner Arbeit. Gastspiele führen ihn regelmäßig in die großen Konzertsäle der Welt wie das Concertgebouw Amsterdam, die Suntory Hall Tokyo, die Alte Oper Frankfurt, oder das Pariser Châtelet. Unter den Orche-stern, bei denen er als Solist gastiert, sind etwa das Russische Nationalorchester und das Tokyo Philharmonic Orchestra, das Leipziger Gewandhausorchester und das Philadelphia Orchestra unter Charles Du-toit, die Rotterdamer Philharmoniker unter Valery Gergiev, das Royal Concertgebouw Orchestra, das NHK Symphony Orchestra und das BBC Philharmonic Orchestra. Zahlreiche Aufnahmen erschienen bei harmonia mundi.

KLAVIER

Page 13: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

11

JUSTIN BROWNJustin Brown studierte an der Cambridge University und in Tanglewood bei Seiji Oza-wa und Leonard Bernstein und arbeitete später als Assistent bei Leonard Bernstein und Luciano Berio. Als Dirigent debütierte er mit der gefeierten britischen Erstaufführung von Bernsteins Mass. Für seine Arbeit beim Alabama Symphony Orchestra, wo er seit fünf Spielzeiten als Chefdirigent engagiert ist, und insbesondere für seine Programm-gestaltung wurde er mit dem ASCAP-Award 2010 und 2011 ausgezeichnet. Auf Einladung des renommierten „Spring for Music Festi-val“ 2012 dirigiert er das Orchester in der Carnegie Hall. Brown leitete Uraufführungen vieler Auftragswerke und dirigierte wichtige Stücke bedeutender Komponisten wie Elliott Carter und George Crumb.

Er musizierte zudem mit namhaften Solisten wie Yo-Yo Ma, Leon Fleisher und Joshua Bell. Zahlreiche Gastengagements führten ihn an renommierte Opernhäuser und zu Orchestern weltweit, in Deutschland u. a. an die Bayerische Staatsoper München und zu den Dresdner Philharmonikern. Komplettiert wird sein Erfolg durch viele CD-Einspie-lungen, 2006 wurde er für einen Grammy in der Kategorie „Best Classical Recording“ nominiert. Als GMD am STAATSTHEATER KARLSRUHE, der er seit 2008 ist, wird Justin Brown v. a. für seine Dirigate von Wagners Ring sowie den Werken Verdis und Strauss’ gefeiert. Unter seiner Leitung stehen auf dem facettenreichen Konzert-spielplan Werke wie Amériques von Edgar Varèse und Mahlers 10. Sinfonie.

DIRIGENT

Page 14: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

12

DIE BADISCHE STAATSKAPELLE

Als eines der ältesten Orchester Deutsch-lands und sogar weltweit kann die BADISCHE STAATSKAPELLE auf eine über-aus reiche und gleichzeitig gegenwärtige Tradition zurückblicken. 1662 als Hofkapelle des damals noch in Durlach residieren-den badischen Fürstenhofes gegründet, entwickelte sich aus dieser Keimzelle ein Klangkörper mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung. Berühmte Hofkapellmeister wie Franz Danzi, Hermann Levi, Otto Dessoff und Felix Mottl leiteten zahlreiche Ur- und Erstaufführungen, z. B. von Hector Berlioz, Johannes Brahms und Béla Bartók, und machten Karlsruhe zu einem der Zentren des Musiklebens. Neben Brahms standen Richard Wagner und Richard Strauss gleich mehrfach am Pult der Hofkapelle; Niccolò Paganini, Clara Schumann und viele andere herausragende Solisten waren gern gehörte Gäste. Her-mann Levi führte in den 1860er Jahren die ersten regelmäßigen Abonnementkonzerte des damaligen Hoforchesters ein, die bis heute als Sinfoniekonzerte der BADISCHEN STAATSKAPELLE weiterleben.

Allen Rückschlägen durch Kriege und Finanznöten zum Trotz konnte die Tradi-

tion des Orchesters bewahrt werden. Generalmusikdirektoren wie Joseph Keil-berth, Christof Prick, Günther Neuhold und Kazushi Ono führten das Orchester in die Neuzeit, ohne die Säulen des Reper-toires zu vernachlässigen: regelmäßig fanden sich zeitgenössische Werke auf dem Programm; Komponisten wie Werner Egk, Wolfgang Fortner oder Michael Tippett standen sogar selbst vor dem Orchester, um ihre Werke aufzuführen.

Die große Flexibilität der BADISCHEN STAATSKAPELLE zeigt sich auch heu-te noch in der kompletten Spannweite zwischen Repertoirepflege und der Präsentation zukunftsweisender Zeitge-nossen, exemplarisch hierfür der Name Wolfgang Rihm. Der seit 2008 amtierende Generalmusikdirektor Justin Brown steht ganz besonders für die Pflege der Werke Wagners, Verdis und Strauss‘ sowie für einen abwechslungsreichen Konzertspiel-plan. Mit ihm geht das Orchester in sein 350-jähriges Jubiläum 2012, in dem sich die BADISCHE STAATSKAPELLE – auf der reichen Aufführungstradition aufbau-end – als lebendiges und leistungsfähiges Ensemble präsentiert.

Page 15: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

13

BESETZUNG

1. ViolineStephan SkibaYin LiViola SchmitzAda GressRosemarie Simmen-dinger-KàtaiSusanne IngwersenThomas SchröckertWerner MayerleBenedict FlisfishAlexandra KurthAyu IdeueJudith SauerClaudia von Kopp-OstrowskiJi-Eun Choi

2. ViolineAnnelie GrothToni ReichlGregor AngerUwe WarnéAndrea BöhlerChristoph WiebelitzDiana DrechslerBirgit LaubSteffen HammEva-Maria VischiTomomi Isobe

ViolaFranziska DürrMichael FentonChristoph KleinJoachim SteinmannOrtrun Riecke-WieckKyoko KudoSibylle LangmaackAkiko SatoFelix WeischedelNicolas Clifford

VioloncelloJohann LudwigAlexander KaschinNorbert GinthörUlrich SchneiderWolfgang KursaweBenjamin GroocockMinjung SuhIftach Citron

KontrabassJoachim FleckXiaoyin FengMonika KinzlerKarl Walter JacklRoland FunkChristoph Epremian

HarfeSilke WiesnerClaudia Karsch

FlöteDirk PeppelUlrich HensRosemarie MoserHoratiu Petru Roman

OboeStephan RutzNobuhisa AraiDörthe Mandel

KlarinetteDaniel BollingerMartin NitschmannJochen WeidnerLeonie Gerlach

FagottDetlef WeißMartin DrescherUlrike BertramReinhard Philipp

HornSusanna Wich-WeissteinerPeter BühlFrank BechtelJörg DusemundJürgen DankerBastian SchmidThomas CromeJosef Weissteiner

TrompeteJens BöchererPeter HeckleUlrich DannenmaierUlrich WarratzWolfram Lauel

PosauneSandor SzaboDirk EllerkampHolger Schinko

TubaDirk Hirthe

Pauke & SchlagzeugHelge DafernerRaimund SchmitzHans-Joachim GöhlerJürgen HeinrichRainer EngelhardtHerbert BrandtAlexander Schröder

CymbalomLuigi Gaggero

Orgel und CelestaPaul Harris

FarbenklavierSimone di Felice

Page 16: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

14

Page 17: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

15

Page 18: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

16

BILDNACHWEISE

UMSCHLAG Marco BorggreveS. 3 Fotograf unbekanntS. 5 Gemälde von Robert Sterl, Gemäldegalerie Neuer Meister, DresdenS. 7 Editions Russes de Musique, 1911S. 9 Gemälde von Ferdinand Mähler, (c) Archiv für Kunst und Geschichte BerlinS. 10 Marco BorggreveS. 11 Jochen Klenk

IMPRESSUM

HERAUSGEBER BADISCHES STAATSTHEATERKARLSRUHE

GENERALINTENDANT Peter Spuhler

VERWALTUNGSDIREKTOR Michael Obermeier

CHEFDRAMATURGBernd Feuchtner

ORCHESTERDIREKTOR & KONZERTDRAMATURGAxel Schlicksupp

REDAKTIONAxel Schlicksupp

KONZEPTDOUBLE STANDARDS Berlinwww.doublestandards.net

GESTALTUNG Danica Schlosser

DRUCKmedialogik GmbH, Karlsruhe

BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHESaison 2011/12Programmheft Nr. 21www.staatstheater.karlsruhe.de

TEXTNACHWEISE

S. 2 – 9 Originalbeitrag von Axel Schlicksupp

Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht.

Wussten Sie, dass Ihnen auch während der Spielzeit alle unsere Konzertabonne-ments offen stehen? Auch dann profitieren Sie von der ca. 20-prozentigen Ermäßigung, denn Sie bezahlen nur anteilig für die ver-bliebenen Konzerte.

Unser Abonnementbüro berät Sie gerne!

ABONNEMENTBÜROT 0721 3557 323F 0721 3557 [email protected]

JETZT NOCH ABONNENT WERDEN

Page 19: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

DIE NäCHSTEN KONZERTEKAMMERKONZERT IN DER INSELTango-Abend mit Werken von Astor Piazzolla und José Bragato

Martin Nitschmann Klarinette Annelie Groth Violine Heinrich Gölzenleuchter Posaune Rai-mund Schmitz Schlagzeug Jeanette La-Deur Klavier Antonia Mohr Sprecherin

10.12.11 20.00 INSEL

KINDERKONZERT 1 – DAS GROSSE BäRENKONZERTJulius Fučík Der kleine Brummbär für Fagott und Orchester Stanley Weiner Schnuffibär und der Kontra-bass für Kontrabass und Orchester Mark Lothar Die Geschichte vom faulen Bären für Tuba und Orchester

Ganz tief in den Instrumentenkeller geht es beim Großen Bärenkonzert, wo die „Bassfa-milie“ aus Fagott, Tuba und Kontrabass im Mit-telpunkt steht. Die Vorstellung der Instrumente wird in humorvolle Geschichten und Konzert-stücke verpackt.

Oscar Bohórquez Fagott Joachim Fleck Kon-trabass Dirk Hirthe Tuba Gunnar Schmidt Spre-cher Ulrich Wagner Dirigent & Moderation

18.12.11 11.00 & 15.00 GROSSES HAUS

2. SONDERKONZERTLudwig van Beethoven Ouvertüre zu „Coriolan“ Claude Debussy Danses sacrée et profane für Harfe und Orchester Henriette Renié Konzert für Harfe und Orches-ter c-Moll Richard Strauss Also sprach Zarathustra

Das RSO Stuttgart gastiert mit einem franzö-sisch-deutschen Programm mit zwei Werken für Harfe und Orchester, interpretiert vom welt-bekannten Harfenisten Xavier de Maistre.

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWRXavier de Maistre Harfe Constantinos Carydis Dirigent

18.12. 20.00 GROSSES HAUS

NEUJAHRSKONZERTAnno Schreier Abendempfindung URAUFFüHRUNG / AUFTRAGSWERK Leoš Janáček Sinfonietta Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll

Es ist vielleicht kein typisches Neujahrskon-zert – und doch könnte man das Jahr 2012 nicht besser eröffnen, in dem die BADISCHE STAATSKAPELLE ihren 350. Geburtstag feiert. Janáčeks strahlende Sinfonietta wird umrahmt von der Abendempfindung Anno Schreiers sowie Brahms grandioser 1. Sinfonie.

Justin Brown Dirigent

1.1.12 19.00 GROSSES HAUS

Page 20: DUTILLEUX SKRJABIN BEETHOVEN - · PDF file2 Henri Dutilleux Henri Dutilleux’ Werke leben den Geist der Freiheit. Ihr Schöpfer ist zwar nach wie vor sehr interessiert an neuen Entwicklungen

DIE WELT IST DAS PRODUKT MEINES WOLLENS