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Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa
MEHR MÄNNER IN KITAS –EIN BLICK ÜBER DEN TELLERRAND
Tim Rohrmann
Vortrag auf der Tagung
Geschlechterbalance in Kitas & Co.Zürich, Schweiz, 30.11.2016
Zum Einstieg: Was meinen Sie?
Was ist Ihr „gutes Beispiel“?
Was ist für Sie
die größte Herausforderung?
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Überblick
• Ein internationaler Überblick:Projekte für mehr Männer in Kitas und Forschung zu „gender balance“
• Ein kurzer Blick zurück
• Aus der Statistik
• Warum mehr Männer?
• Strategien und Projekte für mehr männliche Fachkräfte
data2map.de
Projekte und Strategien
Nationale Strategien für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis
Andere Projekte und Netzwerke
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data2map.de
Nationale Tagungen
Nationale Konferenzen 2015-2016
data2map.de
Forschung zu Männern / gender balance
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EIN KURZER BLICK ZURÜCK
Zurück in die 70er Jahre:Wie alles anfing…
Die 90er Jahre: erste europäische Initiativen und Netzwerke
Das letzte Jahrzehnt: neue Programme, vertiefende Forschung
Zurück in die 70er: Wie alles anfing…
1969 im schwedischen Schulsystem wirdGleichstellung (Jämställhet) eingeführt
1971 Maßnahmen zur Männerförderung in schwedischen Kitas
1975 Zahl männlicher Fachkräfte imVorschulbereich neunmal so hoch wie 1971; 10% der Studierenden waren männlich.
1978 Nach Intervention der Lehrergewerkschaftwerden die Maßnahmen gestoppt(Wernersson 2015, S. 17)
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Die 90er: erste europäische Initiativen und Netzwerke
Neztwerk für Kinderbetreuung der EU: Arbeitsgruppe “Männer als Kinderbetreuer”
1993 Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppe werdenveröffentlicht(EC Childcare Network 1993)
1996 10-Jahres-Ziel: 20 % Männerim Personal von Kitas(EC Childcare Network 1996)
Das neue Jahrhundert: Breite Unterstützung auf europäischer Ebene
2001 OECD-report Starting Strong I fordert “Strategienfür die Rekrutierung geschlechter-gemischten, vielfältigen Personals”, aber, wie Starting Strong II
2006 feststellt, nehmen “nur wenige Länder dieseHerausforderung ernst”, wogegen “in den meistenLändern das Thema noch nicht einmal diskutiertwird” (OECD 2006, S. 170)
2011 Es ist “dringend erforderlich, in allen EU-Ländern die Laufbahn im FBBE-Sektor für Männer attraktiver zu machen” (Europäische Kommission, 2011, S. 5)
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Das letzte Jahrzehnt:neue Programme, vertiefende Forschung
• Groß angelegte Forschungsprojekte und nationaleBerichte in einigen Ländern(Deutschland, Österreich, Norwegen, Schweden)
• Forschung zu verschiedenen Aspekten von Geschlechterverhältnissen und der Situation männlicherFachkräfte in vielen Ländern
• Nationale und regionale Strategien und Maßnahmenfür mehr Männer in einigen Ländern
aber
• noch immer ist der Anteil männl. Fachkräfte gering(< 10%):
� große Erwartungen, enttäuschende Ergebnisse?
AUS DER STATISTIK
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Aus der Statistik: Männer in Kitas (1)
0%
2%
4%
6%
8%
10%
Flandern
Deutschland
Norwegen
Türkei
Quellen: Peeters, Rohrmann & Emilsen 2015; eigene Recherche in nationalen Statistiken
Absolute Zahl
Estland 2014
9
Aus der Statistik: Männer in Kitas (2)
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
1998 2006 2008 2010 2012 2014 2016
8.665 11.49012.827
15.827
19.848
25.941
31 588
Absolute Zahlen Deutschland 1998-2016
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Männer in Kitas (3):Unterschiedliche Entwicklung in Regionen
Quellen: Statistisches Bundesamt (Deutschland), Statistisk sentralbyrå (Norwegen)
0%
2%
4%
6%
8%
10%
12%
Deutschland
Sachsen
Norwegen
Bremen
Bayern
Männer in Kitas (4):Regionen und Träger
0% 5% 10% 15% 20% 25%
AT Kärnten
Österreich
DE Sachsen-Anhalt
DE Bayern
AT Wien
Deutschland
AT Salzburg
NO Møre og Romsdal
DE Elterninitiativen
Norway
DE Bremen
DE Frankfurt
DE Dänische…
AT Wien Eltern-Kind-Gr.
NO Kanvas (priv. Träger)
Verschiedene Quellen, 2012: Statistisches Bundesamt, Statistik Austria, Statistisk sentralbyrå, pers. Mitteilungen
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Männer in Kitas (4):Regionen und Träger
Regionale Faktoren und Strategien von Trägern sind möglicherweise genau so wichtig wie Effekte nationaler Systeme und Strategien!
WARUM MEHR MÄNNER?
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Was meinen Sie?
Sind Männer anders als Frauen?
Erziehen Männer anders als Frauen?
Warum mehr Männer?
Warum also sollte es mehr Männer in der Kinderbetreuung geben?
„Das Geschlecht allein ist ja kein
Qualitätsmerkmal…!“eine Fachberaterin
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Widersprüchliche Argumente…
Beispiel 1: Norwegen
• Traditionelle Geschlechterrollen sollen durch neue Muster ersetzt werden, nach denen Männer und Frauen das gleiche tun und keine komplementären Kategoriendarstellen. Geschlechterkategorien sollen nicht festlegen, was Männer und Frauen tun können, wollen und sollen.
• Ein höherer Anteil männlicher Fachkräfte erhöht die Wahrscheinlichkeit von Maßnahmen für mehrGeschlechtergerechtigkeit (z.B. geschlechterbewussteReflexion von Angeboten und Anschaffungen, Seminarezu Gleichstellung, Maßnahmen für mehr Männer)
Evaluation des 3. Norwegischen Aktionsplans, Hoel & Johannesen 2010
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Beispiel 2: Malaysia
„ Männer sind emotional stabiler, nicht so sensibel wie Frauen.1. Wenn irgendein Problem auftaucht, es Klagen gibt… werden
sie versuchen, dies rational zu lösen.2. Männer sind immer stark und können bei der Einrichtung der
Räume anpacken, schwere Sachen tragen und andere Dinge regeln, die Frauen nicht tun können.
3. Technische Aufgaben – Wasser, Strom, Reparaturen… Männersind smart und zupackend, und können so die Kosten fürKindergärten minmieren. Man stelle sich nur vor, was eskostent, einen Klempner für ein paar Minuten zu bestellen!
4. Männer können interessante Angebote im Außengeländeanbieten, wie Fußball, Gärtnern (…) oder jede Art von Sport.”
Hajjah Mahanom Basri, PresidentAssociation of Childcare Centres Selangor, Kuala Lumpur
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Diskurse und Hintergründe
• Geschlechterbilder: Wer betreut kleine Kinder?
• Die „Jungenkrise“: Brauchen Jungen Männer?
• Brauchen Kitas mehr „Männliches“?
• Erziehen Männer anders als Frauen?
• Wie „männlich“ sind Männer in Kitas?
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Warum sollte es mehr Männer in Kitas geben –und welche Bilder von Geschlechterverhältnissen sind damit verbunden?
Geschlechterbilder : Die Familie
Abbildung: Manuela Olten. In TPS Theorie und Praxis der Sozialpädagogik (Hg.)(2013). Männer und Frauen in der Kita. Schwerpunkt von Heft 4/2013.
Geschlechterbilder : Die Familie
Zur Familie gehören Vater und Mutter.
Also sollte das auch in der Kita so sein.Verbreitete Begründung für mehr Männer in Kitas
Wieso eigentlich?
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Geschlechterbilder : Die Familie
Warum sollte es mehr Männer in Kitas geben –und welche (z.T. unbewussten) Bilder vom Geschlechterverhältnis sind damit verbunden?
Zur Familie gehören Vater und Mutter.
Also sollte das auch in der Kita so sein.Verbreitete Begründung für mehr Männer in Kitas
Wieso eigentlich?
Geschlechterbilder: Die Krippe (1)
Gerrit van Honthorst (1590-1656):Anbetung der Hirten I (1620)Quelle: Wikimedia
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Geschlechterbilder: Die Krippe (2)
Die Jungfrau Maria liest die Bibel, während Joseph das Kind wiegt
Buchillustration, 15. Jahrhundert, Nordfrankreich
Quelle: Günther, Andrea (Hg.) (2004). Maria liest. Rüsselsheim: Christel-Göttert-Verlag.
Die „Jungenkrise“
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Die Fakten: Bildungserfolg
Statistiken zu Schulwahlen und Schulabschlüssensowie Schulleistungsstudien belegen heute deutlicheinen Vorsprung der Mädchen.
• Dies ist eine Entwicklung der letzten Jahrzehnteund international gut belegt.
• Dabei handelt es sich aber um Durchschnittswerte und nicht um Aussagen überindividuelle Mädchen und Jungen!
Vorsicht bei Vereinfachungen!
• Dramatisierung von Geschlechter-unterschieden im öffentlichen Diskurs
• Einseitiger Blick auf Benachteiligungen von Jungen
• Undurchdachter Ruf nach Männern als „Lösung“ der Probleme von Jungen
• Schule und Kindergarten werden „in einen Topf geworfen“.
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Jungen brauchen Männer (?)
Jungen brauchen …
• … überhaupt irgend einen Mann?
Jungen brauchen Männer (?)
„So viele Kinder wachsen heute bei allein erziehenden Müttern auf!“
… und wieso sollten gerade diese Jungen auf männliche Erzieher zugehen?
Bislang haben sie ja nicht so gute Erfahrungen mit Männern gemacht!
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Brauchen Kitas mehr „Männliches“?
Einladung zu Fachtagungen zu „Mehr männliche Pädagogen in Kitas!“
Dänemark, November 2016
Brauchen Kitas mehr „Männliches“?
• Sollen Männer mit Kindern Fußball spielen?
• … wenn ja, mit wem? Vor allem den Jungs?
• Welche Geschlechterbilder vermitteln wir damit?
• Welche Alternativen könnte es geben?
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Kindergärten als Lernwerkstätten?
Der Männeranteil an den „soz.-päd. Werkstattleitern“ beträgt in der Schweiz über 50%.
Sollten Kindergärten zu
Lern- und Bildungswerkstätten werden –
und ließe sich damit die Geschlechterbalance fördern?
Kindergärten werden Lernwerkstätten
Nicht nur Werkbänke gehören in jede Kita. Auch „Lernwerkstätten“, in Grundschulen seit langem verbreitet, sind ein interessanter pädagogischer Ansatz in der Elementarpädagogik. Hier werden Kindern an separaten Arbeitsplätzen vorbereitete Sets von Materialien zu unterschiedlichen Bildungsbereichen zur Verfügung gestellt (z. B. Wiegen und Messen, Farben vergleichen und mischen).
• Pfeiffer, S. (2012). Lernwerkstätten und Projekte in der Kita. Handlungsorientierung und entdeckendes Lernen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
• Van Dieken, C. (2004). Lernwerkstätten und Forscherräume in Kitas und Kindergarten. Freiburg: Herder.
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Brauchen Kitas mehr „Männliches“ ?
• Einerseits: Wenn mehr Männer in Kitas arbeiten, können geschlechterstereotype Zuordnungen verstärkt werden
• Andererseits: In erster Linie handwerklich interessierte Männer werden vermutlich Handwerker und nicht Erzieher…
• Fazit: Geschlechtergerechte Gestaltung von Räumen und Angeboten ist eine Frage der Professionalität, nicht des Geschlechts!
Erziehen Männer anders als Frauen?
Die bemerkenswertesten Unterschiede bestehen imUnterrichtsstil: während männliche Pädagogen einenoffeneren und flexibleren Stil haben, ist der derweiblichen Pädagoginnen strenger und disziplinierter.
Studie in China, Xu & Waniganayake, 2013 (Übers. TR)
“Männer sind zum Spielen geboren, daher ist meinTraum, ein “Kinderkönig” zu sein, und mit den Kindernzu spielen. Durch das Spiel kann ich meine Beziehungzu den Kindern verbessern und sie darin unterstützen, glücklich aufzuwachsen.“
männlicher Pädagoge, Tianjin, China, Xu & W. 2013 (Übers. TR)
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Erziehen Männer anders als Frauen?
Studien aus mehreren Ländern zeigen:• Ausgebildete weibliche und männliche Fachkräfte
unterscheiden sich nur wenig in Bezug auf Dimensionen pädagogischen Handelns…
• … aber ein impliziter, geschlechtsbezogener“Subtext” durchzieht pädagogisches Handeln und Alltagsroutinen (Tandemstudie, Brandes et al. 2016).
• “Männliche und weibliche Pädagogen interpretierenden Entwicklungsstand, die Bedürfnisse und Interessen von Kindern unterschiedlich.” (Türkei, Sak et al. 2015, Übers. TR)
Aber …
Erziehen Männer anders als Frauen?
• Am bedeutsamsten sind nicht die Unterschiedezwischen Männern und Frauen, sondern die Wechselwirkungen zwischen dem Geschlecht der Kinder und dem der Erwachsenen.
• Männliche Fachkräfte können von besondererBedeutung für (manche) Jungen sein(Aigner et al. 2013).
• Es scheint, dass Fachkräfte in Situationen mitdeutlich sichtbaren geschlechtsbezogenenKonnotationen besonders authentisch erscheinen. (Brandes et al. 2016)
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Warum mehr Männer?
Warum wollen wir mehr Männer in
Kitas/Kinderbetreuungseinrichtungen?
Welche Herausforderungen müssen im
Blick behalten werden?
STRATEGIEN UND PROJEKTE FÜR MEHR MÄNNER IN KITAS
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Warum arbeiten Männer in Kitas?
• Viele Männer landen eher “zufällig” imArbeitsfeld der Kinderbetreuung
• Nur sehr wenige Männer wollen Erzieher werdenweil sie Männer sind.
• Stattdessen sind die Motive von Männern, die soziale und pädagogische Berufe ergreifen, sehrunterschiedlich:“Ihre Entscheidungen haben vielfältige und komplexeGründe. Bedauerlicherweise werden diese Gründe nurselten von Rekrutierungskampagnen aufgegriffen, die vielfach von hegemonialen Bildern von Männlichkeitgeprägt sind.” (Wohlgemuth 2015)
Norwegen:
Langfristige Strategien für mehr Männer
Bildquelle: MiB Asker, Anders Farstad
Jedes Kind soll
jeden Tag im Kindergarten
einem Mann begegnen können.Ziel von MiB Asker
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Norwegen:
Langfristige Strategien für mehr Männer
• Gesellschaftlicher Konsens über die Bedeutung von Männern im Leben von Kindern
• Geschlechtergerechtigkeit als Ziel verankert in Gesetzen, Verordnungen und Lehrplänen
• Seit 2001 vier nationale Aktionspläne für Geschlechtergerechtigkeit
• aber: Der Anteil männlicher Fachkräfte liegt immer noch unter 10%.
Deutschland:
Ein Jahrzehnt für mehr Männer
(Müssen männliche Erzieher immer einen Bart haben?!)Bildquellen: PR Kampagnen von Modellprojekten für Mehr Männer in Kitas ind Deutschland
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Männer in Kitas werden zum Thema
2005 Erste regionale Studienzu Männern in Kitas
2005 Projekte zu neuen beruflichen Orientierungen für Jungen –„Neue Wege für Jungs“
2007 1. deutsche Tagung „Männer in Kitas“
2008 BMFSFJ gibt Studie „Männliche Fachkräfte in Kitas…“ in Auftrag
2010 Studie erscheint, weitere Maßnahmen beginnen
Tim Rohrmann: Männer in Kitas
Das Bundesprogramm Mehr Männer in Kitas
• Koordinationsstelle „Männer in Kitas“ seit 2010
• 1. ESF-Modellprogramm 2011-2013„MEHR Männer in Kitas“
• Forschung: „Tandem-Studie“ Dresden 2011-2014
• Modellprogramm: Lernort Praxis
• ESF-Modellprogramm 2015-2020Förderung des Quereinstiegs ins Arbeitsfeld
*• Diskussion in Öffentlichkeit und Fachwelt regt
weitere Initiativen an – regional bis internationalTim Rohrmann: Männer in Kitas
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Koordinationsstelle ‚Männer in Kitas‘
Aufgaben
• Information
• Strategische Beratung
• Veranstaltungen
• Vernetzung
• Öffentlichkeitsarbeit
Zielgruppen
• Akteure aus Politik und Praxis
ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“
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ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“
• 16 Modellprojekte in 13 Bundesländern
• 13 Millionen € Förderung
• Erprobung innovativer und übertrag-barer Strategien (best practice)
• Breites Spektrum von Maßnahmen und Themenbereichen
Tim Rohrmann: Männer in Kitas
ESF-Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“
Themenbereiche der Modellprojekte:
• Berufsorientierung
• Ausbildung und Quereinstieg
• Fortbildung u.a. zu Genderthemen
• Teamcoaching und Mentoring
• Männerarbeitskreise
• Generalverdacht und Schutzkonzepte
• Öffentlichkeitsarbeit: Kampagnen, Presse, Websites, Social Media
Tim Rohrmann: Männer in Kitas
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Modellprojekt Stuttgart: „Starke Typen“
Modellprojekt Hamburg: „Vielfalt Mann“
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ESF-Modellprogramm ‚MEHR Männer in Kitas‘
Aufbau von Partnerschaften und Netzwerken
• Kita-Träger
• Schulen
• Ausbildungseinrichtungen
• Einrichtungen der Fachberatung und Fortbildung
• Öffentliche Verwaltungen/Ministerien
• Regionale Arbeitsagenturen
• Gleichstellungsbeauftragte
• Gleichstellungspolitisch orientierte Akteure
Praxishandreichungen der Koordinationsstelle
Die deutsche Koordinationsstelle „Männer in Kitas“hat acht Praxishandreichungen zu vielen Aspekten des Themas erarbeitet, die zum download auf der website der Koordinationsstelle zur Verfügung stehen, z.B. zu den Themen
• Berufsorientierung
• Geschlechtergerechte Personalgewinnung
• Öffentlichkeitsarbeit
• Zusammenarbeit mit Vätern
• …
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Ausbildungsprogramme für Männer in China
“Es wird in Kindergärten bald Männer regnen…”
Ausbildungsprogramme für Männer in China
Ein Programm in Nanjing, Jiangsu, China (2010):
• Staatlich finanziertes Programm
• Ziel: Stereotype überwinden
• Fünf Jahre Universitätsausbildung
• Kursgebühren, Unterkunft und Verpflegung werden voll vom Staat übernommen.
� Mehr als 10.000 Bewerber für 300 Plätze!Sources:
• Wu, Yiyao (2010). More men becoming kindergarten teachers. China Daily, 1.6.2010. [Online] URL: http://www.chinadaily.com.cn/usa/2010-06/01/content_11019298.htm [27.11.2010].
• Xue, Sharon (2010). Unemployment Leads Chinese Boys Into a Woman's Field. Male grads are vying for positions in childhood education. The Epoch Times, 6.6.2010 [Online] URL: http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/36816/ [23.3.2011].
• Yang, Zixin (2010). Free Tuition and Board for Trainee Male Kindergarten Teachers in China, Women of China, 28.5.2010. [Online] http://www.womenofchina.cn/news/Spotlight/217927.jsp [27.11.2010].
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Ausbildungsprogramme für Männer in China
• Seit 2010 wurden ähnliche Programme an mehreren Orten Chinas begonnen.
• Inzwischen wird kritisiert, dass derartige Fördermaßnahmen Frauen benachteiligen.
• Zudem wird als Hauptgrund für den geringen Anteil männlicher Fachkräfte das unzureichende Gehalt gesehen � viele Männer verlassen das Arbeitsfeld wieder.
“Vielleicht war die ursprüngliche Intention des
Programms gut, aber die einseitige Reduktion der
Gebühren benachteiligt die Mädchen. Wir nennen es
eine Form von Geschlechterdiskriminierung." Liu Xiaonan, ass.prof. at China University of Political Science and Law.
Programm für Quereinsteiger in Dänemark
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Programm für Quereinsteiger in Dänemark
Ein staatliches Programm in Dänemark unterstützte Männer dabei, in „weibliche“ Berufsfelder zu wechseln.
Die Kernaussage war:
Du musst deine Identität nicht wechselnum deinen Beruf zu ändern.
www.skiftjob.dk
Programm für Quereinsteiger in Dänemark
www.skiftjob.dk dient als „Werkzeugkiste“ für
• Berufsberater
• Projektleiter
• Institutionen im Bereich der Sozialen Arbeit/Pädagogik
• Ausbildungseinrichtungen
• Politiker und Experten
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Programm für Quereinsteiger in Deutschland
• Viele Männer sind daran interessiert, ihren Job zu wechseln und eine berufliche Perspektive im Bereich der Arbeit mit Kindern zu finden:Von 2010 bis 2013 gab es weit über 1000 Anfragen an das Familienministerium und die regionalen Modellprojekte
� neue staatliche Initiative:
• Internetportal zu Ausbildungsmöglichkeiten für Quereinsteiger
• ESF Modellprogramm für Quereinsteiger2014-2020
Programm für Quereinsteiger in Deutschland
ESF-Modellprogramm 2014-2020
Ziel: Entwicklung neuer Konzepte beruflicher Ausbildung im Arbeitsfeld Kita („duales System“) und zur Qualifikation von berufserfahrenen Quereinsteigern
• finanziert mit ~ 34 Millionen € (!) (größtenteils
für die Refinanzierung der Ausbildungsgehälter)
• für männliche und weibliche Quereinsteiger
• Teilnehmende erhalten während der berufsbegleitenden Ausbildung ein Gehalt
• Über 50% männliche Programmteilnehmer!� www.chance-quereinstieg.de
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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… und was können wir tun,
um das zu ändern?
WARUM SIND ES IMMER NOCH SO WENIGE…
Zusammenfassung: Mehr Männer, aber wie?
Männer haltenTeams
unterstützen
Männer ausbilden
Jungen und
Männer gewinnen
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• Die Zahl – und der Anteil – männlicher Fachkräftewerden nicht ohne gezielte Maßnahmen steigen.
• Nötig sind vielfältige Maßnahmen in verschiedenen Bereichen und Zeitpunkten der Berufsbiografien
• Das Ziel einer Balance der Geschlechter erfordertlangfristige Strategien über mindestens 10 Jahrehinweg. (Moss 2003)
Ziel: ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis
• Berufsorientierung für Jungen
• Jungen und Männer ausbildenund beim Berufseinstieg unterstützen
• Vernetzung – Männer zusammenbringen
• Geschlechterssensible Pädagogik
• Unterstützung geschlechtergemischter Teams
• Entwicklung eines neuen Verständnisses der Zusammenhänge von Betreuung - “care”, Bildung und Körperlichkeit
Schritte auf dem Weg
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Berufsorientierung
Peers spielen eine große Rolle:
• Negative Einstellungen zu Männern in Kitas werden am häufigsten von männlichen Jugendlichen berichtet.
• Der „Generalverdacht“ ist in der Zeit der Ausbildung und des Berufseinstiegs am bedeutsamsten, wogegen erfahrene Fachkräfte weniger Probleme berichten.
Berufsorientierung
Einstellungen bevor und nachdem eine männliche Kindergartenfachkraft seine Arbeit eine Stunde lang einer Gruppe männlicher Schüler vorstellte:
„Das ist nur eine Arbeit für Frauen“
Vor der Intervention: 50%Nach der Intervention: weniger als 10%
Skepsis angesichts männlicher Fachkräfte
(Männer im Kindergarten sind „schwul“, „keine richtigen Männer“ etc.)
Vor der Intervention: 25%Nach der Intervention: 10% („Wer daran interessiert ist, soll es machen“: 90%)
(N=70, Österreich, Koch 2013)
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Ausbildung
• Ausbildungseinrichtungen sensibilisieren
• Männer in der Ausbildung unterstützen
• Männer und Teams beim Einstieg in die Praxis unterstützen
• Möglichkeiten für Quereinsteiger schaffen
Erste Schritte in die Praxis
Es ist bedeutsam, wo Männer die ersten Schritte in
die Praxis machen!
Berufseinsteiger brauchen Kitas mit• positiven Einstellungen zu Männern• erfahrenen männlichen Fachkräften als Vorbildern• entwickelter Geschlechtersensibilität• Offenheit für neue Ideen• hoher pädagogischer Qualität.
Andernfalls steigen sie evt. rasch wieder aus.
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Männer halten – Teams unterstützen
• Weiterbildungen im Bereich geschlechterbewusster Pädagogik
� Geschlechterbewusste Pädagogik als Schlüssel für Bildungsprozesse
• Arbeitskreise für männliche Fachkräfte
� Handreichung Männerarbeitskreise
• Praxisberatung und Supervision für gemischte Teams� Handreichung geschlechtergerechte
Personalgewinnung
Vernetzung: Männer zusammenbringen
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Unterstützung männlicher Fachkräfte
Arbeitskreise für männliche Fachkräfte in Kitas
Arbeitskreise männlicher Fachkräfte sind ein wichtiger Teil von Strategien für mehr Männer im Arbeitsfeld in Deutschland, Neuseeland, Norwegen, den USA und anderswo:
• Austausch und Dialog unter Männern
• Thematische Arbeit zu vielfältigen pädagogischen Themen
• Manchmal selbst organisiert, häufiger von Professionellen koordiniert und/oder angeleitet.
(Emilsen & Rohrmann 2013, Dayan et al. 2013)
data2map.de
Mainz
Wiesbaden
Dresden
PotsdamBerlin
Schwerin
Hamburg
Bremen
Hannover
Erfurt
Düsseldorf
Magdeburg
Kiel
München
Saarbrücken
Stuttgart
Aachen
Bonn
Bremerhaven
Cottbus
Dortmund
Frankfurt
Freiburg
Ingolstadt
Kaiserslautern
Kassel
Köln
Leipzig
Lübeck
Nürnberg
Paderborn
Rostock
Siegen
Würzburg
Zwickau
Augsburg
Bielefeld
Bottrop
Braunschweig
Chemnitz
Darmstadt
Duisburg
Erlangen
Essen
Fürth
Gera
Göttingen
Hagen
Halle / Saale
Hamm
Heidelberg
Heilbronn
Hildesheim
Jena
Karlsruhe
Koblenz
Leverkusen
LudwigshafenMannheim
Mönchengladbach
Münster
Offenbach
Oldenburg
Osnabrück
Pforzheim
Recklinghausen
Regensburg
Reutlingen
Salzgitter
Trier
Ulm
Wolfsburg
Wuppertal
Gießen
Marburg
Lüneburg
Rosenheim
Friedrichshafen
Neubrandenburg
Deutschland: 2007
7 aktive Arbeitskreise
Oldenburg
regionale Arbeitskreisenicht (mehr) aktiv
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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data2map.de 39609
Wiesbaden
Dresden
Potsdam
Berlin
Schwerin
Bremen
Hannover
ErfurtDüsseldorf
München
Saarbrücken
Aachen
Bonn
Bremerhaven
Cottbus
Dortmund
Freiburg
Ingolstadt
Kaiserslautern
Köln
Nürnberg
Paderborn
Rostock
Siegen
Würzburg
Zwickau
Augsburg
Bielefeld
Bottrop
Braunschweig
Darmstadt
Duisburg
Erlangen
Essen
Fürth
Gera
Göttingen
Hagen
Halle / Saale
Hamm
Heidelberg
Heilbronn
Hildesheim
Jena
Karlsruhe
Koblenz
Leverkusen
LudwigshafenMannheim
Mönchengladbach
Münster
Offenbach
Osnabrück
Pforzheim
Recklinghausen
Regensburg
Reutlingen
Salzgitter
Trier
Ulm
Wolfsburg
Wuppertal
Gießen
Marburg
Lüneburg
Rosenheim
Friedrichshafen
Neubrandenburg
Deutschland: 2013
MagdeburgBraunschweig
Kassel
HamburgOldenburg
Kiel
Lübeck
Ennepe-Ruhr
Frankfurt
Mainz
Hessisch-Oldendorf
Stendal
Leipzig
Arbeitskreise im Kontext des ESF-Modellprogramms
Erzgebirge
Dummerstorf
Stuttgart
Fulda
Chemnitz
ca. 35 aktive Arbeitskreise
Rheinhessen
Harburg Wittenberge
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Wiesbaden
Dresden
Potsdam
Berlin
Schwerin
Stuttgart
Hannover
ErfurtDüsseldorf
München
Saarbrücken
Aachen
Bonn
Bremerhaven
Cottbus
Dortmund
Freiburg
Ingolstadt
Kaiserslautern
Köln
Nürnberg
Paderborn
Rostock
Siegen
Würzburg
Zwickau
Augsburg
Bielefeld
Bottrop
Braunschweig
Darmstadt
Duisburg
Erlangen
Essen
Fürth
Gera
GöttingenHagen
Halle
Hamm
Heidelberg
Heilbronn
Hildesheim
Jena
Karlsruhe
Koblenz
Leverkusen
LudwigshafenMannheim
Mönchengladbach
Münster
Offenbach
Osnabrück
Pforzheim
Recklinghausen
Regensburg
Reutlingen
Salzgitter
Trier
Ulm
Wolfsburg
Wuppertal
Gießen
Marburg
Lüneburg
Rosenheim
Friedrichshafen
Neubrandenburg
Deutschland: 2015
MagdeburgBraunschweig/Salzgitter
Kassel
Harburg
HamburgOldenburg
Kiel
Lübeck
Ennepe-Ruhr
Frankfurt
Mainz
Hessisch-Oldendorf
Stendal
Leipzig
regionale AKs
nicht aktiv
Fulda
Chemnitz
einige AKs beendet, andere neu begonnen… Immer noch ca. 35 aktive AKs!
Worms
Bremen
Bad Homburg
Gifhorn
GelsenkirchenSchwerte
Dessau
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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• Als Mann im Frauenteam
• Generalverdacht
Arbeitskreise für Männer in Kitas: Themen
Diese Themen sind sehr wichtig für die Männer, und es gibt keinen anderen Ort, an
dem sie besprochen werden können.
ein Gruppenleiter
• Als Mann im Frauenteam
• Der „Generalverdacht“, Schutzkonzepte
• Rolle als Mann in der Einrichtung
• Reflexion von Männlichkeit/männliche Identität, Biografiearbeit
• Praxisaustausch, kollegiale Fallberatung
• spezifische pädagogische Themen (z.B. Erlebnispädagogik, Bildung, Raumgestaltung, Umgang mit Nähe und Distanz…)
• geschlechterbewusste Pädagogik & Gender Mainstreaming
• Berufsorientierung, Boys Day, Öffentlichkeitsarbeit f. mehr Männer
• Berufsmotivation und Zukunftsperspektiven
• Jungenarbeit, auch: „cross work“ (Männer i.d. Arbeit mit Mädchen)
• Eltern- und Väterarbeit
• und noch: Leitung, Männer in der Krippe, Qualitätsentwicklung…
Arbeitskreise für Männer in Kitas: Themen
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Männer in Kitas fordern die Kultur und Traditionen in Kindergärten und Kinderbetreuungseinrichtungen heraus.Arbeitskreise für Männer tragen dazu bei, indem sie
• Männer unterstützen und im Arbeitsfeld halten;
• Raum für die Reflexion von Geschlechterthemen und der Rolle von Frauen und Männern in Kitas geben;
• zu vielen anderen Themen arbeiten, die für die Weiterentwicklung früher Bildung wichtig sind;
• männliche Fachkräfte stärken, damit sie Vereinzelungüberwinden und sich in Veränderungsprozessenengagieren (Dayan et al. 2013).
Arbeitskreise für Männer als „Empowerment“
Mehr Männer –weniger Geschlechtergerechtigkeit?
Führen Projekte für mehr Männer in Kitas zu mehr Stereotypen und zur Entwertung der Arbeit von Frauen?
• Vielleicht – wenn Geschlechterthemen in Teams und bei Trägern nicht reflektiert werden.
• Mehr Männer garantieren nicht mehr Geschlechter-gerechtigkeit – aber Geschlechtergerechtigkeit ohne Männer ist nur „eine halbe Sache“.
• Geschlechterbewusste Pädagogik ist eine Heraus-forderung für alle Menschen in Kitas – Frauen und Männer, Jungen und Mädchen, Väter und Mütter!
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Gender, care und der Körper
Ein neuer Zugang zu Betreuung und Bildung muss einen neuen Blick auf männliche und weibliche Körper – als eines der wesentlichen “Werkzeuge” der Bildungs- und Betreuungsarbeit –beinhalten.
Gender, care und der Körper
• “Care” – Betreuungsarbeit wurde traditionell als “Frauenarbeit” angesehen.
• Seit Beginn des Jahrhunderts wird die “Investition in die frühen Jahre” als sehr wichtig angesehen.Eine Akademisierung der Kinderbetreuung führte zu einer erhöhten Wertschätzung des Arbeitsbereichs –aber gleichzeitig zu einer Verleugnung des Körpers.
• “Bildung” wird als Aufgabe besser ausgebildeter und bezahlter Frauen gesehen. “Betreuung” wird von “Lernen” getrennt und durch schlechter ausgebildete –aber gleichermaßen weibliche – Fachkräfte ausgeführt(“unsichtbare Arbeit”).
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Gender, care und der Körper
• Die – unbewusste – Verbindung von care/Betreuungmit dem weiblichen Körper macht es für Männerschwierig, ihren Platz in Kitas zu finden.
• Dies ist insbesondere beim Umgang mit demPädophilie- bzw. Missbrauchsverdacht bedeutsam.
• Naher Körperkontakt, körperliche Zuwendung und Trösten sind notwendige Bestandteile der Arbeit mitkleinen Kindern…
• …müssen aber auf die emotionalen Bedürfnisseder Kinder ausgerichtet sein und nicht auf die der Betreuenden (Peeters 2012).
Gender, care, und der Körper
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Fazit
1. Es geht nicht nur um Männer.Es geht um Geschlechterbalance in Kitas & Co.
2. Es geht nicht nur darum, wie Männer für das Arbeitsfeld gewonnen werden können.Es geht darum,
• offene Räume zu schaffen, in denen Fachkräfte sich als Frauen und Männer positionieren und entwickeln können;
• ein neues, geschlechterbewusstesVerständnis von Professionalität zu entwickeln.
Zum Abschluss...
Was für eine Kultur brauchen wir,
um Männer und Frauen dafür
gewinnen zu können, professionell
mit Kindern in Einrichtungen der
Bildung und Betreuung zu arbeiten?
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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MEHR INFO
www.siggender.eu
Literatur
Viele Quellen sind Beiträgen aus dem folgenden Schwerpunktheft entnommen:Rohrmann, Tim & Emilsen, Kari (Eds.)(2015). Special issue: Gender Balance in the ECEC work force. European Early Childhood Education Research Journal, Volume 23, Issue 3.
Einige Quellen stammen von Konferenzpräsentationen, die auf www.siggender.eu heruntergeladen werden können.
Aigner, Josef C.; Burkhardt, Laura; Huber, Johannes; Poscheschnik, Gerald & Traxl, Bernd (2013). Zur Wirkung männlicher Kindergartenpädagogen auf Kinder im elementarpädagogischen Alltag = „W-INN“. Wirkungsstudie Innsbruck. Wien: Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (BMASK).
Brandes, Holger; Andrae, Markus; Roeseler, Wenke & Schneider-Andrich, Petra (2015). Does gender make a difference? Results of the German tandem-study on the pedagogical activity of female and male ECE workers. European Early Childhood Education Research Journal, Volume 23, Issue 3.
Hoel, Anette & Johannesen, Nina (2010). "Status of Gender equality work in Norwegian Kindergartens – New kindergartens in old tracks?" Paper presented on the 20th EECERA Conference (European Early Childhood Education Research Association), Birmingham, UK, 6th – 8th September 2010. [Online] www.siggender.eu.
Koch, Bernhard (2013). Professionalization in ECEC and the persistence of gender segregation. Presentation on the 23rd EECERA annual conference, 29.8.2013, Tallinn/Estonia. [Online] www.siggender.eu.
Peeters, Jan; Rohrmann, Tim & Emilsen, Kari (2015). Gender balance in ECEC: Why is there so little progress? European Early Childhood Research Journal, Volume 23, Issue 3.
Sak, Ramazan;Sak, İkbal Tuba Şahin & Yerlikaya, İbrahim (2015). Behavioral management strategies: Beliefs and practices of male and female Early Childhood teachers. European Early Childhood Education Research Journal, Volume 23, Issue 3.
Seifert, Kelvin (1974). Getting men to teach preschool. Contemporary Education, 45(4), 299-302.
Wernersson, Inga (2015). More men? Swedish arguments over four decades about ‘missing men’ in ECE and care. In Brownhill, Simon; Warin, Jo & Wernersson, Inga (eds.). Men, Masculinities and Teaching in Early Childhood Education. International perspectives on gender and care (pp. 13-25). London: Routledge.
Wohlgemuth, Ulla Gerner (2015). Why do men choose to become social educators? A profession continuously in pursuit of male colleagues. European Early Childhood Education Research Journal, Volume 23, Issue 3.
Weitere Quellen beim Autor der Präsentation.
Tim Rohrmann (2016): Mehr Männer in Kitas – ein Blick über den Tellerrand. Gute Beispiele, Herausforderungen und Perspektiven in Deutschland und Europa.Vortrag auf der Tagung Geschlechterbalance in Kitas & Co., Zürich, Schweiz, 30.11.2016 .
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Kontakt und Information
Prof. Dr. Tim Rohrmann
Evangelische Hochschule Dresden, Deutschland
Internationales Forschungsnetzwerk
EECERA Special Interest Group
Gender Balance in the ECEC work force
www.siggender.eu
Koordinationsstelle “Männer in Kitas”, Deutschland
www.koordination-maennerinkitas.de