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z5. JANUAR I9~4 KLINI'SCHE WOCHENSCHRIFT. 3-JAHRGANG. Nr. 3 115 e~olgten l~erausgabe seiner Beobachtungen fiber die Senkungs- reaktion ansehlol3, keine ni~heren Angaben darfiber linden, da in diesen Arbeiten fast nur die Senkungsgeschwindigkeit selbst berficksichtigt wird. sparer wurde ich jedoch durch Herrn Professor WAL:rEEHSI~En, dem ich auch die Anregung zu meiner Arbeit verdanke, darauf auflnerksam gemacht, dab diese Sch~tzungs- methode der Zahl der roten und wei~en Blutk6rperchen sehon lange bekannt ist und uur ffir die Allgemeinheit in Vergessenheit geraten zu sein scheint. In einer gr6Beren Arbeit des damaligen Greifswalder Klinikers MOSLER aus dem Jahre 1872 fiber die Leuk~mie findet sick n~.mlich ein I-Iinweis auf eine Methode, die WELKEI~-Halle angegeben hat. ,,zur approximativen Sch~tzung des Verh~ltnisses der gef~rbten und farblosen Blutk6rperchen", die er ,,Absenkungsmethode" nennt. WELKER selbst berichtet fiber die Versuche in einer eigenen Arbeit, in derer bei zwei F~llen yon Leuk~mie die Verminderung der roten und Vermehrung der weiBen Blutk6rpercken durch Beobachtung an Senkungsr6hrchen feststellenkonnte (~863). Er schl~gt bereits vor, R6hrchen yon 2-- 3 mm Lumen zu benutzen, um mis m6glichst wenig Blur auszukommen. Es finden sick also bereits bier Anregungen, sogar fiber die Dicke der Pipetten, wie sie unabh~ngig davon yon mir benutzt worden sind. Selbstverst/~ndlieh sind auch andere Pipetten mit anderen Mal3en ffir die Sch~Ltzungsmethode brauchbar, wenn man sich an einer gr68eren Anzahl yon NormalfXllen fiber die H6he der S~ule der roten und weiBen Blutk6rperchen orientiert hat. Dann gelingt die Schittzung bald mit ziemlicher Genauigkeit. (Aus der 111. Med. Klinik der Universi~ Berlin [Direkt~r: Geheimrat Goldscheider]. ) UBER DIE ROLLE DER ADSORPTION BEI DER BESTIM- MUNG DES RESTSTICKSTOFFS SOWIE DER ANSTELLUNG DER ABDERHALDENSCHEN REAKTION. Von J. H. CASC~O DE ANClXES, Lissabon 1). Versuche fiber die 13estimmung des Reststickstoffs sowie die Ausffihrung der Abderhaldenschen Reaktion naeh der yon PINCUSSEN angegebenen Methode unter EnteiweiBung, wie sie besonders in letzter Zeit im hiesigen Institut yon HORMAZCHE und FONSEeA ausgeffihrt worden sind, haben erneut gezeigt, dab bei allen bisher angewandten Methoden nicht der gesamte inkoagniable Stickstoff, der sich im Serum befindet (Reststickstoff) nacbgewiesen wird. Dieses Ergebnis entspricht auch im .Prinzip den Resultaten anderer Unter- sucher. Es ergab sick die FragesteUung, wie die verschiedenen Komponenten des Reststickstoffs sich in dieser 13eziehung verhalten. Meine Untersuchungen gliederten sick im wesent- lichen in 3 Teile: 13estimmung der Adsorption der ver- schiedenen Eiweil3abbauprodukte dutch Organpulver, wie z. t3. Blutfibrin oder ,Organpr~parat aus Placenta, nach der Preglschen Methode hergestellt, zweitens Adsorption bei der EiweilM~illung durch den hierbei entstehenden Nicderschlag und endlich die bei der oben genannten Modifikation der Abderhaldenschen Reaktion vorkommende I~ombination. Organpulver und EiwMl3niederschlag. Adsorptionsversuche an Organpulvern ergaben zun~ichst, dab der Hauptbestandteil des Reststickstoffs, der Harnstoff, nicht oder nut in sehr geringer Menge adsorbiert wird. In etwas gr6Berem Mal3e tritt dies ein ffir die Aminosiiuren Glykokoll und Alanin, in ~ihnlichem Ausmal3e ffir IKreatinin nnd Harns~ure als Lithiumsalz. Sehr erheblich gr6Ber ist die Adsorption der Peptone, die unter diesen Verh~iltnissen bis 30% und mehr betr~igt. 13elm Enteiweil3ungsverfahren sind die adsorbierten Mengen, welehe in den Niederschlag hereingehen, erheblich gr6i3er, besonders bei der Eiweil3f~lhng mit kolloidalem Eisen, geringer bei der 1Viethode mit Wolframs/iure nach FOLIN-Wu, noch etwas geringer bei der neuen yon PINCUSSEN ange- gebenen Methode mit Wolframs~iure-TrichloressigMiure, fiber welche FONSECA in seiner Arbeit berichtet. Die Adsorption dutch Eisen betr~gt schon ffir die Aminos~uren IO--2O~o, fiir Pepton 80% der zugesetzten Menge und mehr. Bei An- wendung yon Organpulver und Serum werden die Zahlen noch etwas h6her, so dal3 yon Pepton fast die Gesamtmenge adsorbiert wird. Ffir die niedrig-molekularen Eiweil3substan- zen, Aminos~uren usw. halten sick die Adsorptionen auch hier ill m~il3igen Grenzen yon ungef~ihr 1/5 der zugesetzten Menge. Aus diesen Versuchen ergibt sick, dab wir bei der Untersuehung des 1Reststickstoffs nach den bisher fiblichen ~ethoden, ebenso bei der Anstellung der Abderhaldenschen Reaktion unter Enteiweil3ung im wesentlichen nur die niedrig- molekularen Eiweil3abbauprodukte bestimmen: die h6heren Stufen, die Peptone, werden nut in verschwindendem AusmaB mitbestimmt. Versuche, diese durch die Adsorption verursachten Fehler zu eliminieren, ffihrten bisher nur zu teilweisem Erfolg. Es gelang nicht, mit alkalischen oder sauren L6su~gen den adsorbierten Reststickstoff herauszul6sen. Es gclingt dagegen durch Zusatz vo~ Kochsalzl6sungen bei Anstcllung der Re- aktioh, die Ausbeute nicht unerheblich zu steigern. Eine Elution aus dem Koagulum war ebenfalls in beschr~nktem Mal3e m6glieh, wenn der I(oagulationsrfickstand mit 5 proz. Kochsalzl6sung ausgewaschen wurde. Die Adsorption des Peptons an das Organpulver konnte dutch Zusatz yon Koch- salzl6sung ganz oder fast ganz verhindert werden. Auch mit Acetonl6sung war es m6glich, einen erheblichen Tell des an das Eiweil3-Koagulum adsorbierten Peptons wieder zu ge- winnen. Mit den letztgenannten Methoden konnte man unter Anwendung des neuen Pincussenschen Verfahrens die Gesamtausbeute an Peptonstickstoff aus einer enteiweil3ten L6sung bis auf 50% steigern. (Aus der Biochemischen Ab- teilung des stddt. Krankenhauses Am Urban in Berlin [ Direktor : L. Pincussen].) KASUISTISCHE EIN FALL VON DERMATONEUROMYOSITIS MIT AUSGANG IN SKLERODERMIE~). Yon CURT ROSENTHAL lind HEINRICH HOFFMANN, Assistent der Nervenklinik. Assistent der Hautklinik. Aus der Nerven- und Hautklinik der Univcrsit~itBreslau (Dir.: Geh.-Rat Prof. Dr. WOLL]gNBERGund Geh.-Rat Prof. Dr. JADASSOHN). Gleichzeitige Muskel-, Nerven- und Hauterkrankungen sind aul3erordentlich selten. Sie sind in der Literatur entweder als pri- m~ire aku• Polymyositis oder als Neuromyositis beschrieben worden, und zwar: i. LEwYs Tall: Neben Symptomen prim~rer akuter Polymy0- sitis Atrophie und partieUe Entartungsreaktion am rechten Klein- ~) Erscheint ausfiihrlich ebenso wie die zitierten Arbeiten, yon HORMAECHE und FONSECA in der Biochem. Zeits6hr. ", 2) Ausfiihrliche Vertffenflichung Dtsch. Zeitschr.,L Nervenheilk. 80: ,,l~ber gewisse sclt ...... kuI~re Affekti ...... d ihre Bezle~ungen" zur Sklerodermie~ MtTTEILUNGEN. finger- und linken Daumenballen; im Verlaufe des Leidens anfangs roseolaartiges Exanthem, sp~ter Purpuraexanthem. 2. ADLERS und HANDFORDS F~lle : als Neuromyosifis beschrieben. ADLER: bald nach ]3eginn schnell vorfibergehendes Purpuraexan- them. HANDFORD: dunkle Verf~rbung der Haut und Zurflck- bleiben yon dunklen Flecken. 3. LEvY-DoRNs Fall: zwischen Polymyositis und Neuritis stehend mit br~unlieher Verf~rbung des erkrankten Armes. Wir konnten in Nerven- und Hautklinik einen sehr interes- santen Fall beobachten, den wit als Dermatoneuromyositls (Kom- bination yon Dermatomyositis und Neuromyosifis) bezeichnen m6ehten und der seinen Ausgang in eine Sklerodermie nakm. Es handelte sick um ein I9j~hr. Madchen, das pl6tzlich unter Fieber mis Sehmerzhaftigkeit fast der gesamten K6rpermuskulatur erkrankte. Sp~iter traten R6tung und Schwellung des Gesichts, ~ann auch anderer K6rperteile auf. Man daehte in den ersten Stadien,der .~Erl~rankung an fieberhaften Muskr sp~ter an Polyneuritis und vor allem an Triehinose. Dureh den 8*

Ein Fall von Dermatoneuromyositis mit Ausgang in Sklerodermie

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Page 1: Ein Fall von Dermatoneuromyositis mit Ausgang in Sklerodermie

z5. JANUAR I9~4 K L I N I ' S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3 - J A H R G A N G . Nr . 3 115

e~olgten l~erausgabe seiner Beobachtungen fiber die Senkungs- reaktion ansehlol3, keine ni~heren Angaben darfiber linden, d a in diesen Arbeiten fast nur die Senkungsgeschwindigkeit selbst berficksichtigt wird. sparer wurde ich jedoch durch Herrn Professor WAL:rEEHSI~En, dem ich auch die Anregung zu meiner Arbeit verdanke, darauf auflnerksam gemacht, dab diese Sch~tzungs- methode der Zahl der roten und wei~en Blutk6rperchen sehon lange bekannt ist und uur ffir die Allgemeinheit in Vergessenheit geraten zu sein scheint.

In einer gr6Beren Arbeit des damaligen Greifswalder Klinikers MOSLER aus dem Jahre 1872 fiber die Leuk~mie findet sick n~.mlich ein I-Iinweis auf eine Methode, die WELKEI~-Halle angegeben hat. ,,zur approximativen Sch~tzung des Verh~ltnisses der gef~rbten und farblosen Blutk6rperchen", die er ,,Absenkungsmethode" nennt. WELKER selbst berichtet fiber die Versuche in einer eigenen Arbeit, in d e r e r bei zwei F~llen yon Leuk~mie die Verminderung der roten und Vermehrung der weiBen Blutk6rpercken durch Beobachtung an Senkungsr6hrchen fests te l lenkonnte (~863). Er schl~gt bereits vor, R6hrchen yon 2-- 3 mm Lumen zu benutzen, um mis m6glichst wenig Blur auszukommen.

Es finden sick also bereits bier Anregungen, sogar fiber die Dicke der Pipetten, wie sie unabh~ngig davon yon mir benutzt worden sind.

Selbstverst/~ndlieh sind auch andere P i p e t t e n mi t anderen Mal3en ffir die Sch~Ltzungsmethode brauchbar , wenn m a n sich an einer gr68eren Anzahl yon NormalfXllen fiber die H6he der S~ule der ro ten und weiBen Blu tk6rperchen or ien t ie r t hat . Dann gel ingt die Schit tzung bald mi t z iemlicher Genauigkei t . (Aus der 111. Med. Klinik der Universi~ Berlin [Direkt~r: Geheimrat Goldscheider]. )

UBER DIE ROLLE DER ADSORPTION BEI DER BESTIM- MUNG DES RESTSTICKSTOFFS SOWIE DER ANSTELLUNG

DER ABDERHALDENSCHEN REAKTION.

V o n

J. H. CASC~O DE ANClXES, Lissabon 1).

Versuche fiber die 13estimmung des Rests t ickstoffs sowie die Ausff ihrung der Abderha ldenschen Reak t ion naeh der yon PINCUSSEN angegebenen Methode un te r EnteiweiBung, wie sie besonders in le tz ter Zeit im hiesigen Ins t i t u t yon HORMAZCHE und FONSEeA ausgeffihrt w o r d e n sind, haben e rneut gezeigt, dab bei allen bisher angewand ten Methoden nicht der gesamte inkoagniable Stickstoff, der sich im Se rum bef indet (Rests t ickstoff) nacbgewiesen wird. Dieses Ergebnis en tspr ich t a u c h im .Prinzip den Resu l t a t en anderer Unte r - sucher. Es ergab sick die FragesteUung, wie die verschiedenen K o m p o n e n t e n d e s Rests t ickstoffs sich in dieser 13eziehung verha l ten . Meine Un te r suchungen gl ieder ten sick im wesent- l ichen in 3 Tei le : 13estimmung der Adsorp t ion der ver - schiedenen Eiwei l3abbauprodukte du tch Organpulver , wie z. t3. Blutf ibr in oder ,Organpr~para t aus Placenta , nach der Preg lschen Methode hergestel l t , zweitens Adsorpt ion bei der

EiweilM~illung durch den hierbei en ts tehenden Nicderschlag und endlich die bei der oben genannten Modif ikat ion der Abderha ldenschen Reak t ion v o r k o m m e n d e I~ombinat ion . Organpulver und EiwMl3niederschlag. Adsorpt ionsversuche an Organpu lve rn ergaben zun~ichst, dab der Haup tbes t and t e i l des Restst ickstoffs , der Harnstoff , n icht oder nu t in sehr ger inger Menge adsorbier t wird. In e twas gr6Berem Mal3e t r i t t dies ein ffir die Aminosi iuren Glykokol l und Alanin, in ~ihnlichem Ausmal3e ffir IKreatinin nnd Harns~ure als Li th iumsalz . Sehr erhebl ich gr6Ber ist die Adsorp t ion der Peptone, die un te r diesen Verh~iltnissen bis 30% und mehr betr~igt. 13elm Enteiwei l3ungsverfahren sind die adsorbier ten Mengen, welehe in den Niederschlag hereingehen, erhebl ich gr6i3er, besonders bei der Eiwei l3f~lhng mi t kol loidalem Eisen, ger inger bei der 1Viethode mi t Wolframs/ iure nach FOLIN-Wu, noch e twas geringer bei der neuen yon PINCUSSEN ange- gebenen Methode mi t Wolframs~iure-TrichloressigMiure, fiber we lche FONSECA in seiner Arbe i t ber ichte t . Die Adsorpt ion dutch Eisen be t r~gt schon ffir die Aminos~uren IO--2O~o, fiir Pep ton 80% der zugesetz ten Menge und mehr. Bei An- wendung yon Organpulver und Serum werden die Zahlen noch etwas h6her, so dal3 yon Pep ton fast die Gesamtmenge adsorbier t wird. Ffir die niedr ig-molekularen Eiweil3substan- zen, Aminos~uren usw. ha l t en sick die Adsorp t ionen auch hier ill m~il3igen Grenzen yon ungef~ihr 1/5 der zugese tz ten Menge. Aus diesen Versuchen ergibt sick, dab wir bei der Unte r suehung des 1Reststickstoffs nach den bisher fiblichen ~ e t h o d e n , ebenso bei der Anste l lung der Abde rha ldenschen Reak t ion un te r Enteiweil3ung im wesent l ichen nur die niedrig- molekularen Eiwei l3abbauprodukte be s t immen : die h6heren Stufen, die Peptone, werden nu t in ve r schwindendem AusmaB mi tbes t immt .

Versuche, diese durch die Adsorp t ion verursach ten Feh le r zu el iminieren, ff ihrten bisher nur zu te i lweisem Erfolg. Es gelang nicht , mi t alkal ischen oder s a u r e n L6su~gen den adsorbier ten Res ts t icks tof f herauszul6sen. Es gcl ingt dagegen durch Zusatz vo~ Kochsalzl6sungen bei Anstc l lung der Re- akt ioh, die Ausbeute n icht unerhebl ich zu steigern. E ine E lu t ion aus dem Koagu lum war ebenfalls in beschr~nk tem Mal3e m6glieh, wenn der I (oagula t ionsrf ickstand mi t 5 proz. Kochsa lz l6sung ausgewaschen wurde. Die Adsorpt ion des Peptons an das Organpu lve r konnte dutch Zusatz yon Koch- salzl6sung ganz oder fast ganz ve rh inde r t werden. Auch mi t Acetonl6sung war es m6glich, einen erhebl ichen Tel l des an das Eiwei l3-Koagulum adsorbier ten Peptons wieder zu ge- winnen. Mit den l e t z tgenann ten Methoden konnte man un te r Anwendung des neuen Pincussenschen Verfahrens die Gesamtausbeu te an Peptons t icks tof f aus einer enteiweil3ten L6sung bis auf 50% steigern. (Aus der Biochemischen Ab- teilung des stddt. Krankenhauses Am Urban in Berlin [ Direktor : L. Pincussen].)

K A S U I S T I S C H E

EIN FALL VON DERMATONEUROMYOSITIS MIT AUSGANG IN SKLERODERMIE~).

Yon

CURT ROSENTHAL lind HEINRICH HOFFMANN, Assistent der Nervenklinik. Assistent der Hautklinik.

Aus der Nerven- und Hautklinik der Univcrsit~it Breslau (Dir.: Geh.-Rat Prof. Dr. WOLL]gNBERG und Geh.-Rat Prof. Dr. JADASSOHN).

Gleichzeitige Muskel-, Nerven- und Hauterkrankungen sind aul3erordentlich selten. Sie sind in der Literatur entweder als pri- m~ire aku• Polymyositis oder a l s Neuromyositis beschrieben worden, und zwar:

i. LEwYs Tall: Neben Symptomen prim~rer akuter Polymy0- sitis Atrophie und partieUe Entartungsreaktion am rechten Klein-

~) Erscheint ausfiihrlich ebenso wie die zitierten Arbeiten, yon HORMAECHE und FONSECA in der Biochem. Zeits6hr. ", 2) Ausfiihrliche Vertffenflichung Dtsch. Zeitschr.,L Nervenheilk. 80: ,,l~ber gewisse sclt . . . . . . kuI~re Affekti . . . . . . d ihre Bezle~ungen" zur Sklerodermie~

M t T T E I L U N G E N .

finger- und linken Daumenballen; im Verlaufe des Leidens anfangs roseolaartiges Exanthem, sp~ter Purpuraexanthem.

2. ADLERS und HANDFORDS F~lle : als Neuromyosifis beschrieben. ADLER: bald nach ]3eginn schnell vorfibergehendes Purpuraexan- them. HANDFORD: dunkle Verf~rbung der Haut und Zurflck- bleiben yon dunklen Flecken.

3. LEvY-DoRNs Fall: zwischen Polymyositis und Neuritis stehend mit br~unlieher Verf~rbung des erkrankten Armes.

Wir konnten in Nerven- und Hautklinik einen sehr interes- santen Fall beobachten, den wit als Dermatoneuromyositls (Kom- bination yon Dermatomyositis und Neuromyosifis) bezeichnen m6ehten und der seinen Ausgang in eine Sklerodermie nakm.

Es handelte sick um ein I9j~hr. Madchen, das pl6tzlich unter Fieber mis Sehmerzhaftigkeit fast der gesamten K6rpermuskulatur erkrankte. Sp~iter t r a t e n R6tung und Schwellung des Gesichts, ~ann auch anderer K6rperteile auf. Man daehte in d e n ersten S t a d i e n , d e r .~Erl~rankung an fieberhaften Muskr sp~ter an Polyneuritis und vor allem an Triehinose. Dureh den

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K L I N i S C H E W O C H E N S C H R I F T . 3. j A H R G A N G . N r . ~5- JANUAR z9~4

weiteren Verlauf des Leidens konnte diese letzte Diagnose jedoch nicht best~tigt werden. Es traten niemals Magen- und Darm- erscheinungen auf, ~hntiche Erkrankungen wurden in der l_lm- gebung der Patientin nicht beobachtet und die mikroskopische Untersuchung eines exeidierten Muskelsttiekchens ergab inter- stitieUe Myositis bei Fehlen yon Trichinen. Ein einziges Leiden kann nach STRiJ1VIPELL der Trichinose gegentiber ernste differential- diagnostisehe Schwierigkeiten machen, die prim~re akute Poly- myositis /Dermatomyositis), die HEPP sogar als Pseudo~riehinose bezeiehnet hat. Die Symptome des vorliegenden Falles k6nnten die Diagnose prim~re aknte Polymyositis oder Dermatomyositls reehtfertigen, wenn nicht neben den muskul~ren t~rseheinungen eine starke und hartn~ckige, den Muskelschmerz sogar tiberdauernde Druckschmerzhaffigkeit der groBen Nervenstgmme der Extremi- t~ten und voriibergehend qualitative Ver~nderungen der elek- trischen Erregbarkeit bestanden h~tten. Wit haben deswegen an die yon SEN~OR beschriebene Neuromyositis gedacht und wegen der t~ombinafion mJt einer Hauterkrankung den Fall als Derma- toneuromyositis bezeichnet.

GroBes Interesse beanspruchten die Hautver~nderungen, die zuerst haupts~chtich in einer RStung und Gedunsenheit der Gesiehts- hant bestanden. Ob es sich hierbei sehon um das Stadium oede- matosum der Sklerodermie oder nm ein fliiehtiges Erythem bei Dermatomyositis gehandelt hat, das bin und wieder beobachtet

-worden ist, ist nicht zu entscheiden. Sicher ist aber so viel, dab nnter ganz allm~hlichem, fiber viele Monate sich erstreckenden Rtickgang der Schmerzhaftigkeit der peripheren Nerven, Schwin- den des Muskel- und sparer des Nervenschmerzes die Hautver- ~nderungen ganz und gar in den Vordergrund des Krankheits- bildes traten.

Die silberweig gl~nzende, alabasterartige und leicht atrophisehe Haut konnte nur als slderodermatisch bezeichnet werden. Auch pharmakodynamisehe Priifungen sttitzten diese Diagnose. Somit scheint uns dieser Fall zu den akuten, fieberhaft beginnenden Sklerodermien zu gehSren, die nach der Literatur selten sind, obwohl wir uns dariiber klar sind, dab die Entscheidung immer Schwierigkeiten machen wird, ob die Sklerodermie als solche akut eingesetzt hat oder ob sie im unmittelbaren Anschlug an eine akute fieherhafte Erkrankung aufgetreten ist.

Hiilt man die Sklerodermie fiir eine ~tiologisch nieht einheit- lithe Erkrankung und sprieht man yon einem ,,sklerodermatischen Syndrom" (moderne Autoren denken dabei am meisten an endokrine St6rungen), so kann man die eben beschriebenen Krankheits- erscheinungen als Symptome einer iibergeordneten innersekre- torischen St6rung auffassen, die allerdings bisher noah nicht genau zu bestimmen ist.

PRAKTISCHE FUNKTIONSPROFUNGEN DER INNEREN ORGANE1).

DIE FUNKTIONSPROFUNG DER NIEREN. Von

P r i v a t d o z e n t Dr . MAX ROSENBERG, Oberarzt der I. Inneren Abteilung des st~dt. Krankenhauses Chm'lottenburg-Westend

(Direktor: Prof. F. UMBER).

Die Funk t ion der Nieren bes teh t in der Ausscheidung yon Wasser, Salzen, ' Stoffwechselschlacken und k6rper- fremden, in den Organismus here ingebrachten harnf~higen Substanzen. Diese Ausscheidung erweist sich immer mehr als eine eehte, un te r dem EinfluB des Nervensys tems s tehende Sekretlon, die offenbar sehr verwickel ten und zum gr6f3ten Te l l noeh unerforschten Gesetzen unter l ieg t ; wir wissen yon diesen nu t so viM, dab die Ausscheidung eines Stoffes n ich t n u r abh~ngig ist yon seiner Konzen t ra t ion im t~lut, sondern dab seine AnhXufung in den Geweben h~ufig einen vim st~rkeren diuret ischen Einfiul3 ausfibt, wie dies bisher yore Kochsalz und yon manehen Zuckerar ten nachgewiesen werden konnte . Ob die Ni t r e neben der exkre tor ischen noch eine inkretor ische F u n k t i o n besitzt , wissen wir n ieht sicher, doeh scheinen einige Ta t saehen daffir zu spreehen, wie z. ]3. der Ums tand , dab nach doppelsei t iger Nie renexs t i rpa t ion oder sehwerster aku te r Zers t6rung des Nie renparenchyms (Hg- Vergiftung) der h ierdureh gesetzte Sehaden (Azot~mie) in v im schnel lerem Tempo for tsehrei te t als bei einfaeh me- chanischer (z. ]3. kalkulS.rer) Anur ie ohne E r k r a n k u n g des Nie renparenchyms (M. ROSE,BERG).

Wi t mfissen uns bei unseren Be t r ach tungen beschrAnken auf die exkretor ische Funk t ion der Ni t r e und ihre Prf i fung yore S t a n d p u n k t des In te rn i s ten und mfissen uns yon vorn- herein darfiber Mar sein, dab eine solche Funkt ionsprf i fung weniger diagnost ische als prognost ische und di/ i tet isch- therapeut i sehe Zwecke verfolgt . Denn wi t wissen zwar, dab gewisse Funkt ionss t6 rungen bei gewissen Nierenerkran- kungen auf t re ten k6nnen, bei anderen nicht, in der H a u p t - sache abe t ist das Vorhandense in oder Fehlen yon Funk- t ionss t6rungen weniger yon der Ar t als yon der Schwere des pathologischen Prozesses in der Niere abh~ngig, und die Versuche, du tch gewisse Par t ia l funkt ionss t6rungen Anhal t s - punk te ffir die E r k r a n k u n g gewisser Gewebsabsehni t te zu gewinnen, mfissen als gesehei ter t angesehen werden und werden wegen des verwickel ten Ineinanderspie ls der ver- schiedenen bei der Nierensekre t ion bete i l ig ten Gewebssys teme viel le icht niemals zum Ziele Ifihren.

Es muB ferner ira Auge beha l ten werden, dab eine Funk- t ionsprf i fung uns nur ein augenbllekliches Zustandsbild yon

~) vgl. a. diese Wochenschr. 3, S. 23 u. S. 73, 1924.

ERGEBNISSE, der Nierent~t igke i t und ihrer S t6rung entwerfen kann, dab uns aber fiber einen e twaigen Tor t - oder Ri ickschr i t t des Funkt ionsausfa l l s n u t wiederhol te Funkt ionspr f i fungen unter - r iehten k6nnen. Die Funkt ionspr f i fung der Niere dar t schliel3- ]ich niemals als eine Un te r suchungsme thode an sich be t r aeh t e t werden, sie b i lde t v ie lmehr nur einen, wenn auch sehr wer t - vollen, Tel l der gesamten kl inischen Untersuchung, die sieh auch auf den Harnbe~und, den ]31utdruck, das Verha l ten des Herzens und u. U. auch anderer Organe zu ers t recken hat .

~,!.~ Die exkretor ische F u n k t i o n der Niere kann man prfifen, i ndem m a n feststell t , in welcher Weise und Zeit die Niere die Ausscheidung einer gewissen NIenge t ines k6rpereignen (Wasser, Harnstoff , KochsMz) oder k6rper f remden (Milch- zucker, Jod, Farbstoffe) Stoffes zus tande bringt , nachdem vorher der Ausscheidungs typus der gesunden Niere und seine Var ia t ionsbre i te festgelegt ist. l ) abe i kann m a n phy- siologische Verh~ltnisse wghlen, i ndem m a n die Menge der auszuscheidenden Subs tanz so bemiBt, wie sie bei der ge- w6hnl ichen E r n g h r u n g fiblich ist (Probemahlzei t , SCttLAYER, STRAUSS), oder m a n kann die Niere fiber das physiologische MaB hinaus anstrengen, i ndem m a n die verabfo lg te Substanz in abnorm groBer Menge oder m i t abno rm wenig Flfissigkeit dar re ieht (Belastungsproben). SehlieBlich kann m a n fest- stellen, welehe Folgezus tgnde durch eine ungenfigende ex- kretorisehe Nieren t~ t igke i t im Organismus en t s t anden sind, am einfachsten du tch chemische oder physikal isehe Unte r - suchnng des ]3lutes. Da die Niere bes t reb t ist, solche All- gemeinschgden naeh M6glichkei t zu verhfi ten, und zu diesem Zweek fiber mancher le i Regu la t ionsmechan i smen verffigt , is t es Mar, dab wir solche Vergnderungen der Blu tbeschaf fen- heir nnr b e i schwereren renalen Funkt ionss t6 rungen an- t reffen werden.

Angesiehts der Tatsache , dab die Nieren t~ t igke i t in enger Beziehung zu anderen Organgebie ten (Blutumlauf , Stoff- aus tausch zwischen Geweben und Blur) steht, kann es n icht wundernehmen, dab alle Nierenfunkt ionspr i i fungen in ihren Ergebnissen durch Funkt ionss t6rungen , die auBerhalb der Niere gelegen sind, beeintr~ichtigt werden k6nnen; die Mdg- liehkeit solcher extrarenalen Stdrungen muff daher i7~ ]edem Einzel]alle erwogen werden, d a m i t n ich t die T~t igkei t der Niere bei sehlechtem Funkt ionsaus fa l l u. U. zu Unrech t als geschadigt angesprochen wird. Die Belas tungsproben sind naturgem~B und erfahrungsgem~B Methoden, die Insuffizienz- erscheinungen der Niere am f ruhes ten e rkennen lassen, auch zu einer Zeit, in der die Niere den An~gaben des t~gl iehen Bedarfs noch vol lauf geniigt, da die Niere zur Bew~l t igung derar t iger abnorm groBer Aufgaben eine gewisse Rese rvekra f t heranziehen muB, deren Feh len un te r physiologisehen Er-