Ein mittelalterlicher Dorffriedhof fileGlambeck vor dem 30-jährigen Krieg Ortsgeschichte •keine schriftliche Erwähnung im 13. Jh. •um/nach 1200 Anlage des Dorfes auf einer siedlungsgünstigen

Ein mittelalterlicher Ein mittelalterlicher Dorffriedhof Dorffriedhof

unter der Ortslage unter der Ortslage GlambeckGlambeck, , LkrLkr. OHV. OHV

Thomas Hauptmann M. A.Philine Bach M.A.

BAB Hauptmann+Bach GmbHwww.b-a-b.de

(Jahreskonferenz Landesarch(Jahreskonferenz Landesarchääologie 2012 ologie 2012 -- Brandenburg 14.Brandenburg 14.--15.3.2013)15.3.2013)

Glambeck vor dem 30-jährigen Krieg

Ortsgeschichte

• keine schriftliche Erwähnung im 13. Jh. •um/nach 1200 Anlage des Dorfes auf einer siedlungsgünstigen Geländekuppe zwischen Löwenberg und Lindow

•1348 Glambeke wüst•1530 wüste Feldmark Glambeke

•1574 Schulzengut, 11 wüste Höfe werden von Seebecker Bauern genutzt

•vor 1648 Zerstörung im 30jährigen Krieg, anschließend gänzlich wüst

•1690/91 wüste Feldmark, mit Schweizer Familien besiedelt•1757 Schweizerdorf: 9 Bauern, 1 Schäfer, 1 Kuhhirt, 4 Garnweber, 1 Schneider, 2 ½ Paar Einlieger

© Thomas Hauptmann, Philine Bach 2013, www.b-a-b.de

•erste Versuche der Ansiedlung von Schweizer Neusiedlern durch Friedrich Wilhelm (der „große Kurfürst“) ab 1650 (Patent mit 6 Freijahren von Steuern, Pacht und Diensten u.a.) waren nicht erfolgreich

•zur Versorgung der Residenzstadt Potsdam Plan zur Besiedlung des Golmer Bruches (Havel-Überschwemmungsgebiet)

•1683 Angebot an Berner Stadtregierung

•18.6.1685 treffen die ersten 14 Familien (101 Personen) mit Schiffen des KF in Golmein.,

•KF musste sehr umfangreiche Hilfen und Vergünstigungen gewähren (Kontrakt mit Berner Stadtregierung vom 16.September 1685)

•Ab 1690 weitere Kontrakte Friedrichs III. zur Ansiedlung im Amt Ruppin und Lindow (12 Schweizer in Vielitz, 6 Schweizer in Klosterheide, 10 Schweizer in Glambeck,5 Schweizer in Gühlen, 5 Schweizer in Rönnebeck)•Kontrakt mit 12 Schweizern im Amt Lindow vom November 1691

Die Neugründung Glambecks nach 1690


Geologisches Messtischblatt Geologisches Messtischblatt


Laserscan Laserscan 20102010

© GeoBasis-DE/LGB / BAB GmbH 2012© Thomas Hauptmann, Philine Bach 2013, www.b-a-b.de

Laserscan Laserscan mit moderner Topographiemit moderner Topographie


Laserscan Laserscan mit historischen Ackergrenzenmit historischen Ackergrenzen


UntersuchungsflUntersuchungsfläächenchen


© GeoBasis-DE/LGB / BAB GmbH 2012

Erste Bestattungen im Trinkwasserleitungsgraben


Vereinzelte Bestattungen am westlichen Straßenrand


Zahlreiche Grabgruben nach Oberbodenabtrag


Dokumentation der Bestattungen


Untersuchungsfläche mit Körperbestattungen• ca. 500 m²• ca. 40 Grabungstage• 4 Mitarbeiter


BefundplanBefundplan• 144 Individuen nachweisbar• überwiegend mittlere Knochenerhaltung im glazialen Sediment (Sand, Schotter)• Störungen durch modernen Leitungsbau• aufgrund des begrenzten Baufeldes zahlreiche unvollständige Individuen


Ausdehnung des mittelalterlichen FriedhofesAusdehnung des mittelalterlichen Friedhofes• Ausdehnung der Belegung zeigt die Lage des mittelalterlichen Friedhofes• keine Übereinstimmung der Dorfform mit dem Straßendorf des 17. Jh.


Absolute Höhe der Grabgrubensohle•Kartierung der Sohltiefe repräsentiert im wesentlichen die historische Topographie•Lage des mittelalterlichen Friedhofes (und der Kirche / des Dorfes) auf einer Geländekuppe, die neuzeitlich abgetragen wurde• Angerdorf ?


Ausrichtung und Stratigraphie• Varianz der Ausrichtung der Grabgruben häuft sich in 4 Gruppen• sie weisen in sich keine Überschneidungen auf• sie überschneiden sich gegenseitig regelhaft


Belegungsphase 1Belegungsphase 1• Gründergeneration Anfang des 13. Jh?


Belegungsphase 2• füllt häufig Lücken der ältesten Belegung• Mehrzahl der Bestattungen


Belegungsphase 3• jüngere Belegungsphase• weniger Bestattungen als aus Phase 2• ein münzdatiertes Grab


Belegungsphase 4• vier Bestattungen (2 adult, 2 infans) heben sich von den übrigen Bestattungen deutlich ab


Sterbealter

(20)

n=12410 %16 %10 %2 %56 %3 %2 %


Geschlecht

n = 55

72%28 %


Bestattungen Neugeborener (Neonatus)


Kinderbestattungen (Infans I: 0 - 6, Infans II: 7-12 Jahre)

ca. 7 Jahre

ca. 0,5 Jahre


Bestattungen Jugendlicher (Juvenis 13-18 bis 20 Jahre)

Männliches Individuum, ca. 17 Jahre


Bestattungen Erwachsener (Adultas 20-40, Maturitas 40-60, Senilis 60-x Jahre)

Weibliches Individuum, ca. 30 Jahre

Veränderungen der Knochenstruktur am Schädel© Thomas Hauptmann, Philine Bach 2013, www.b-a-b.de

Bestattungen Erwachsener (Adultas 20-40 Jahre, Maturitas 40-60 Jahre, Senilis 60-x Jahre)

Männliches Individuum, ca. 70 Jahre Starke Spondylose an

den LendenwirbelnKaries bis zum Zahnverlust© Thomas Hauptmann, Philine Bach 2013, www.b-a-b.de

Veränderungen am Zahnapparat (Karies, Zahnverlust, Abrasion)


Veränderungen am SkelettVerheilter Unterschenkelbruch An Glambecker Skeletten erkennbare

Krankheiten:

Rachitis (bei Kindern)Osteomalazie (bei Erwachsenen):

Knochenerweichung infolge von Vitamin D-Mangel, (Lichtentzug)

Osteoporose: Knochenschwundoft bei Frauen ab den Wechseljahren

Arthrose: Gelenkverschleiß, infolgedessen Verknöcherungen an den GelenkenSkorbut: poröse Auflagerungen am SkelettOsteomyelitis: Entzündungen am Knochen Knochentumore

Knochentumor am Schädel© Thomas Hauptmann, Philine Bach 2013, www.b-a-b.de

Weibliches Individuum, ca. 30 Jahre

Die reiche Frau von Glambeck?


Die Münzen aus Grab 85Der Münzfund:

•55 Silberpfennige•ehemals in Lederbeutel•ca. 6 g Gesamtgewicht•Münzgewicht ca. 0,11 g •geringer Silbergehalt

•Entstehungszeit 14. Jh.•relativ geringer Gegenwert


Der Friedhof der mittelalterlichen Wüstung Glambeck

• geschätzte Gesamtpopulation ca. 600(25 % untersucht)

• Belegungszeit max, 150 Jahre (5 Generationen)

• durchschnittlich 120 gleichzeitigLebende Individuen


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