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Institut für Kulturpolitik der Stiftung Universität Hildesheim Wolfgang Schneider, Daniel Gad Kultur und Entwicklung – Ein neuer Akzent in der Vermittlungsarbeit am Goethe-Institut Pilotprojekt zur kulturpolitischen Forschung im Handlungsfeld „Kultur und Entwicklung“ Zwischenbericht September 2010 In Zusammenarbeit mit

Ein neuer Akzent in der Vermittlungsarbeit am …...Institut für Kulturpolitik der Stiftung Universität Hildesheim Wolfgang Schneider, Daniel Gad Kultur und Entwicklung – Ein neuer

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Institut für Kulturpolitik der Stiftung Universität HildesheimWolfgang Schneider, Daniel Gad

Kultur und Entwicklung – Ein neuer Akzentin der Vermittlungsarbeit am Goethe-Institut

Pilotprojekt zur kulturpolitischen Forschungim Handlungsfeld „Kultur und Entwicklung“

Zwischenbericht September 2010

In Zusammenarbeit mit

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Geleitwort von Enzio Wetzel, Goethe-Institut

Das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim

Kulturpolitische Forschung zu „Kultur und Entwicklung“

Die Forschungsprogramme im Überblick

Subsahara-AfrikaJennifer Emmrich untersucht das „Fortbildungsprogramm Kultur-management in Afrika“ am Beispiel Malawi (Blantyre Arts Festival)

Subsahara-AfrikaMarianne Kreuzig untersucht das „Fortbildungsprogramm Kultur-management in Afrika“ in den Ländern Äthiopien, Tansania,Südafrika und Madagaskar

SüdamerikaNadja Wallraff und Janika Milan untersuchen das Programm„Bildungs- und Informationskompetenz für sozial Benachteiligte“

SüdostasienSophia Graefe untersucht das Programm „I got it!“Wissensmagazin für Kinder und Jugendliche

Osteuropa und ZentralasienMaike Kassebom untersucht das „Netzwerk Neue Perspektiven“

Die Projektleitung

Wolfgang SchneiderCultural Diplomacy: Einbahnstraße, Sackgasse, Kreisverkehr, oder? Risiken und Nebenwirkungen einer Kulturentwicklungspolitik

Daniel GadDie Kunst der Entwicklungszusammenarbeit.Einblicke in ein Promotionsprojekt

Literaturempfehlung

Inhalt

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Didaktik des Deutschunterrichts zu entwickeln sowie die Einrichtung von „Deutsch als Fremdsprache“ an den Universitäten zu begleiten. Die „Bildungskooperation Deutsch“, die als „pädagogische Verbindungs-arbeit“ schon immer ihren Platz im Angebot jedes Goethe-Instituts hat-te, wurde so zu einem wichtigen Standbein unserer Arbeit.2008 hat das Goethe-Institut die Initiative „Kultur und Entwicklung“ gestartet, bei der nicht das instituts- eigene Kulturprogramm im Mittel-punkt steht, sondern die Vermittlung von Kultur, das organisatorische und kuratorische Handwerkszeug, erfolgreich Kultur zu planen und zu veranstalten (Kulturmanagement), außerdem von fachspezifischen Kompetenzen in Seminaren und produktionsorientierten Workshops(Museumspädagogik, Kurzfi lmpro-duktion, Fotografi eworkshop, Kura-

Das Goethe-Institut wird auf seiner Webseite charakterisiert als „das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland.Wir fördern die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland und pfl egen die internationale kulturelle Zusammenarbeit. Darüber hinaus vermitteln wir ein umfassendes Deutschlandbild durch Information über das kulturelle, gesellschaftliche und politische Leben.“ Für das Goethe-Institut bedeutet diese Aufgabe zweierlei: Welche Themen, welche Inhalte, welche Formen, welche Diskurse fördern, pfl egen und vermitteln wir? Und: Wie fördern, pfl egen, vermitteln wir sie? Die Erfahrungen bei der Pfl e-ge der deutschen Sprache führte das Goethe-Institut zu Beginn der 70er Jahre dazu, seine Kompetenz bei der Sprachvermittlung zu fo-kussieren und eine Methodik und

Enzio WetzelProjektleiter der Initiative„Kultur und Entwicklung“

Geleitwort

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torenprogramm etc.). Finanziert ausdem Budget des Goethe-Instituts will die Initiative die kulturelle In-frastruktur in Ländern der Entwick-lungszusammenarbeit stärken. Dazu wurden Programme entwickelt und in Pilotprojekten realisiert, die sich in folgenden vier Handlungsfeldern bewegen:

(1) Die berufl iche Qualifi zierung – „capacity building“ – wendet sich an Kulturschaffende, Kulturak-teure wie Künstlerinnen, und bietet zum einen fachübergreifende Fort-bildungen wie Kulturmanagement, Kommunikations-/ Moderations-training und Projektentwicklung wie auch fachspezifi sche Fortbildungen in Kulturberufen von der Kuratorin bis zum Drehbuchschreiber.

(2) Die Bildungsberatung und Bildungskooperation – „capacity development“ aber auch „cultural consulting“ – gilt Institutionen, die einen neuen Bereich aufbauen wol-len, die Kultur in ihrer täglichen Arbeit professionell nutzen wollen oder auch ein neues Gebäude mit neuem Inhalt planen, etwa ein Museum, eine Galerie, ein Kino.

(3) Das dritte Feld haben wir

„Gestaltung kultureller Räume“ genannt. Es bezeichnet alle mögli-chen Arten von Aktivitäten vom Filmfestival bis zu Produktionswerk-stätten oder Begegnungsräumen, in denen Kunst produziert, wahr-genommen und diskutiert wird. Dies gehört seit jeher zur Kern-aufgabe des Goethe-Instituts und will an dieser Stelle darauf verwei-sen, welch wichtige Rolle Kultur und Kunst gerade in Ländern der Entwicklungszusammenarbei t spielen, gerade nicht immer nur als Faktor sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung, sondern als Grund-lage einer selbstbewussten, kreati-ven und vielfältigen Gesellschaft.

(4) Das vierte Feld heißt – absicht-lich so allgemein formuliert – „Zusammenarbeit mit der Zivil-gesellschaft“ und bedeutet für das Goethe-Institut, dass wir uns hier gezielt an neue Zielgruppen wenden, an die Akteure und Aktivisten von zivilgesellschaftlichenInitiativen und Organisationendie nicht unbedingt einen künstle-rischen Ansatz verfolgen, sondern gesellschaftliche und politische Ziele haben und in besonderer Weise von der neuen Initiative des Goethe-Instituts unterstützt werden

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können: organisatorische Kompe-tenz, ästhetische Kriterien und kultur-bezogene Verfahren, die ihre Anlie-gen unterstützen und zugleich den Musiker oder die Grafi kerin und ihre Werke nicht zu bloßen Instru-menten oder zum dekorativen Bei-werk politischer oder gesellschaft-licher Zielsetzungen herabwür-digen. Die Möglichkeiten und Er-fordernisse dieser Handlungsfelder werden seit ca. drei Jahren durch Pilotprojekte eruiert. Die erarbeiteten Programmlinien sollen nach Ab-schluss der Pionierphase 2009 bis 2011 aus den Pilotregionen Süd-asien, Südostasien, Osteuropa/Zentralasien (und die Programme aus der Region Afrika südlich der Sahara als Trägerin der „Aktion Afrika“ der Bundesregierung) in das ständige und systematische Bi ldungsangebot des Goethe- Instituts übertragen werden. Damit wird die Bildungszusammenarbeit, ursprünglich auf die „Bildungs-kooperation Deutsch“ beschränkt, um die Aspekte Kultur, Gesell-schaft und Kommunikation/ Medien erweitert.Das Goethe-Institut hat sich bei der Entwicklung dieser Programme der Unterstützung von Bildungs-partnern – Personen wie Institutio-

nen – versichert. Die Kulturein-richtungen ebenso wie die Kultur- schaffenden, die schon immer-die nächsten und engsten Part-ner des institutseigenen Kultur- programms waren, werden im so- genannten „Kulturpartner Netz-werk“ auf die spezifi schen Bedürf-nisse der neuen Programme und ihrer Teilnehmer vorbereitet. Damit aber die Überführung der Programme von der Pilotphase in die ständi-gen Aufgaben des Goethe-Instituts gelingt und die verschieden-sten Aspekte, Wünsche und Er-wartungen wie Wirkungen und Ergebnisse, berücksichtigt werden, haben wir Feldforschungen ein-zelner Programme wie auch eine Evaluation der gesamten Initiative angeregt bzw. in Auftrag gegeben. In diesem Rahmen hat das Goethe-Institut eine Kooperation mit dem Studiengang „Kulturwissenschaftenund ästhetische Praxis“ der Uni- versität Hildesheim, abgeschlossen. Sechs Diplomandinnen überprüfen nun Anspruch und Wirklichkeit der Programme an konkreten Beispielen in Südamerika, Südostasien, Ost-europa/ Zentralasien und Afrika.Das Goethe-Institut verspricht sich davon wichtige Hinweise auf die zukünftige Gestaltung seiner

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Bildungsprogramme, mögliche Im-pulse für die Arbeit anderer Mittler- und Durchführungsorganisationen und eine Annäherung der beiden Ministerien Auswärtiges Amt und Ministerium für wirtschaftliche Zu-sammenarbeit und Entwicklung, die jeweils mit ihren Vorfeldorganisatio-nen in den gleichen Ländern aktiv sind.Zugleich ist es uns wichtig, dass Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern durch die Goethe-Institute ein Aus-gangspunkt für ihre Feldforschun-gen geboten wird und sie so bei ihrer wissenschaftlichen Karriere unterstützt werden. Dabei wollen wir nicht nur Reisekostenzuschüsse und Interviewpartner bieten, son-dern auch als Gesprächspartner und Begleiter der Studie zur Verfügung stehen. Im Unterschied und in Ergänzung zum Programm „kul-turweit“ des Auswärtigen Amts, das jungen Menschen Zugang, Kon-takte und erste Arbeitserfahrungen „in der weiten Welt“ ermöglicht, wollen wir mit solchen Kooperatio-nen eine fruchtbare Verbindung zwischen wissenschaftlicher Tätig-keit und Theorie und kulturpraktisch orientierter Strategie und Projekt-arbeit herstellen und erhoffen uns

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einen engagierten und wirkungs-vollen Diskurs, der unsere Projekt-entwicklung und -ausführung, aber auch die Vergabepolitik unserer Zuwendungsgeber positiv beein-fl usst. Ich danke Daniel Gad und Prof. Wolfgang Schneider, die die Initiative „Kultur und Entwick-lung“ seit Anbeginn begleiten, da-für, dass sie ihre Zeit und ihren wissenschaftlichen Ehrgeiz auf dieses Themengebiet lenken. Ich danke ebenfalls den sechs jungen Forscherinnen, Jennifer Emmrich, Sophia Graefe, Maike Kassebom, Marianne Kreuzig, Janika Milan und Nadja Wallraff für ihr Engagement.

Link zur Initiative:

http://www.goethe.de/entwicklung

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Das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim

Das Institut für Kulturpolitik ver-mittelt Wissen über kulturpoli-tische und administrative Struktu-ren, es vermittelt Kenntnisse und Handlungskompetenzen in der Kulturvermittlung und kulturellen Bildung ebenso wie die Fähigkeit über kulturpolitische Inhalte und Ziele zu refl ektieren und einen eigenen Standpunkt sowie Qualitätsmaß-stäbe als Kulturvermittler zu ent-wickeln. In der engen Verbindung dieses Studienbereichs mit den künstlerischen Fächern der Univer-sität Hildesheim liegt die Chance eines zugleich kunstadäquaten wie publikumszugewandten Manage-ments. Das Institut für Kulturpolitik arbeitet hierbei mit einem erweiter-ten Kulturbegriff, welcher auf die Theorie und Praxis der Künste fokussiert wird. Auf Basis dieses Lehrauftrags wer-den kulturpolitische Strukturen und Strategien im deutschlandbezo-genen, europäischen und inter-nationalen Kontext durch Ba-chelor-/ Master-/ Diplom- und Doktorarbeiten sowie durch einzel-ne Forschungsprojekte untersucht. Darüber hinaus ist das Institut bei staatlichen, halbstaatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren be-ratend und begleitend tätig. Der

Fachbereich Kulturwissenschaftenund Ästhetische Kommunikationumfasst die drei auslaufenden Diplom-Studiengänge Kulturwissen-schaften und ästhetische Praxis, Szenische Künste, und Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Diese wurden in den letzten Jahren parallel zu dem vierten Schwerpunkt Philosophie - Künste - Medien in das Bachelorsystem umstrukturiert. Begleitet werden diese durch einen bereits gestarteten Master-Studien-gang Philosophie - Künste – Medien, und vier weitere ab dem WS 2011/ 12:Kulturvermittlung, Inszenierung der Künste, Literarisches Schreiben sowie Médiation Culturelle de l’Art, Binational in Kooperation mit der Universität Marseille/ Aix en-Provence.Der Fachbereich umfasst ca. 150 Studierende pro Jahrgang und ca. 1000 Studierende insgesamt. Das Institut für Kulturpolitik ist in alle Studiengänge integriert. Zudem forschen kontinuierlich ca. zwan-zig Doktoranden am Institut, teil-weise eingebunden in universi-tätseigene Promotionskollegs und außeruniversitären Stipendienpro-grammen der Begabtenförderungvon Studienstiftungen. Derzeit wirddas Forschungsfeld „Kultur und

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Entwicklung“ einem intensivem wissenschaftlichen Blick unter-zogen. Dabei geht es darum, die kulturpolitische Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern, ausge-hend von einem erweiterten Kul-turbegriff und fokussiert auf die Theorie und Praxis der Künste zu erforschen und zu diskutieren.Folgende inhaltliche Fragen zum Schutz und zur Förderung der Viel-falt kultureller Ausdrucksformen stehen dabei im Vordergrund des akademischen Interesses:– Inwiefern wirkt Kulturpolitik für die Vielfalt kultureller Ausdrucks-formen als Motor von Prozessen für eine nachhaltige Gesellschaftsent-wicklung?– Welche Bezüge gibt es zwischen der Vielfalt kultureller Ausdrucks-formen und den Konzepten zu menschlicher Entwicklung, sozia-lem Wandel und Armutsminderung und wie gestalten sich diese im Kon-text der Millennium Entwicklungs-ziele bis 2015 sowie deren 2. Phase nach 2015?– Welche spezifi sche Aufgabe kommt demnach kultureller Bildung im Kontext von Entwicklungszusam-menarbeit zu?– Welche Rolle spielen Künst-ler und Kulturvermittler in diesem

Handlungsfeld? Inwiefern fungieren diese als Change-Agents bei gesell-schaftlichen Wandlungsprozessen?– Welche Bezüge weist die Exis-tenz und Art der Ausgestaltung von kulturellen Infrastrukturen für eine nachhaltige Gesellschaftsentwick-lung auf?– Welche weiteren Erkenntnisse müssen zu den spezifi schen Eigen-arten von künstlerischer Arbeit als prozessorientiert versus ergebnis-orientierte Maßnahmen der Ent-wicklungszusammenarbeit und de-ren gegenseitigen Wechselbezie-hungen gesammelt und analysiert werden?

Darüber hinaus ergeben sich strukturelle Fragen zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen:– Welche Art der kulturpolitischen Zusammenarbeit zwischen Geber- und Partnerländern ist für dieses Handlungsfeld anzustreben? (auf den Ebenen: Regierungen, durch-führende Akteure wie zum Beispiel Künstler und Kulturvermittler oder zivilgesellschaftliche Kräfte) Welche Rolle spielen Süd-Süd-Kooperatio-nen und Nord-Süd-Süd Trianguläre Kooperationen in diesem Kontext?– Inwiefern ist der Umgang der

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ministeriellen Ebene in Deutsch-land, insbesondere des Auswärtigen Amtes, des Entwicklungsministe-rium sowie von Landesministerien und kommunalen Einrichtungen, der durchführenden Ebene, insbe-sondere der deutschen Mittler- und Durchführungsorganisationen im staatlichen Auftrag, Goethe-Institut, GTZ, DED, der Umgang zivilge-sellschaftlicher Akteure sowie der Umgang der Europäischen Union mit diesem Handlungsfeld weiter zu diskutieren und zu stimulieren?Die Mitarbeiter des Instituts für Kulturpolitik sind in Forschung und Lehre ausgewiesene Experten, ko-operieren national und international mit Kollegen anderer Hochschulen und der kulturpolitischen Praxis und sind vielfältig vernetzt mit der Kulturlandschaft. Das Team besteht aus Carolin Behrendts (Arbeitsfeld Kultur), Doreen Götzky (Kultur und Wirtschaft), Sabine Karmrodt (Sekretariat), Prof. Dr. Birgit Mandel (Kulturmanagement und Kulturver-mittlung), Prof. Dr. Vanessa Isabel-le Reinwand (Kulturelle Bildung), Thomas Renz (Empirische Kultur-forschung), Prof. Dr. Wolfgang Schneider (GeschäftsführenderDirektor und einem weiteren Mitar-beiter (Internationale Kulturpolitik).

Ehrendoktor ist Prof. Dr. h.c. Hilmar Hoffmann (Kulturdezernent a.D., Präsident a.D. des Goethe-Insti-tuts), Honorarprofessoren sind Prof. Dr. Hans Fleisch (Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen) und Prof. Dr. Susanne Keuchel (Direktorin des Zentrums für Kulturforschung).

Institut für Kulturpolitik

Stiftung Universität Hildesheim

Marienburger Platz 22

31141 Hildesheim

Fon: +49 (0) 5121 – 883 621

Fax: +49 (0) 5121 – 883 620

E-Mail:

[email protected]

URL:

http://www.uni-hildesheim.de/

de/kulturpolitik.htm

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Die Universität Hildesheim unter-sucht Programme des Goethe-Insti-tuts im Rahmen der Initiative „Kultur und Entwicklung“.2008 haben die Universität Hildes-heim und das Goethe-Institut einen Kooperationsvertrag geschlossen. Neben der Vermittlung von Prakti-kanten und der Erweiterung der Lehre zu Fragen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik soll dadurch auch die Forschung zu Teilaspekten des Goethe-Instituts intensiviert werden. Ein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf „Kultur und Entwicklung“.Gegenwärtig beschäftigen sich sechs Diplomandinnen des Insti-tuts für Kulturpolitik mit diesem Thema als neuem, übergreifendem Feld in der Vermittlungsarbeit des Goethe-Instituts. Ausgehend von der

spezifi schen Perspektive der Hildes-heimer Kulturwissenschaften und der ästhetischen Praxis werden exemplarische Programme der Initiative „Kultur und Entwicklung“ in ihrer Bedeutung für die Arbeit und den Handlungsradius des Goethe-Instituts untersucht. Dabei fl ießen Erkenntnisse zur internationalen Diskussion um „Kultur und Entwick-lung“ ebenso ein wie politische Konzepte und entwicklungs- bzw. außenkulturpolitische Theorien. Der Schwerpunkt liegt auf den konkre-ten Programmbeispielen, die in den Forschungsarbeiten hinsichtlich An-spruch und Wirklichkeit beobachtet und in Bezug zu ihrer Zielsetzung gebracht werden. Das Goethe-Institut fördert die Forschungsarbeiten der Diploman-dinnen in Osteuropa/ Zentralasien,

Kulturpolitische Forschung zu „Kultur und Entwicklung“

Forschungsgruppe (von links nach rechts): Sophia Graefe, Janika Milan, Jennifer Emmrich, Daniel Gad, Marianne Kreuzig, Nadja Wallraff, Johanna Rudolph, Maike Kassebom, Wolfgang Schneider

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Subsahara-Afrika, Südamerika und Südostasien durch Reisekosten-zuschüsse. Die Diplomandinnen werden vor Ort von den Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern der Goethe-Institute intensiv betreut. Das Forschungsprojekt wird von Prof. Dr. Wolfgang Schneider und Daniel Gad geleitet. Es dient als

Die Forschungsprogramme im Überblick

Subsahara-AfrikaJennifer Emmrich untersucht das „Fortbildungsprogramm Kultur-management in Afrika“ am Beispiel Malawi (Blantyre Arts Festival)

„Die Initiative ‚Kultur und Entwick-lung‘ führt dazu, dass wir unsere Programminhalte nun auf einer neuen Ebene weiterdenken, die vor allem längerfristig und damit noch nachhaltiger angelegt ist“ hebt Katharina von Ruckteschell-Katte, Leiterin des Regionalinstituts für Subsahara Afrika in Johannes-burg hervor. „Viele der Projekte und Programme sind also nicht neu er-funden, nur neu gedacht – auch um die Ebene der Förderung regionaler Entwicklung“.

Ich interessiere mich in meiner Diplomarbeit besonders für ein Pilotprojekt, das im Rahmen der Initiative „Kultur und Entwicklung“ im Herbst 2008 gestartet wur-de – das Fortbildungsprogramm Kulturmanagement in Afrika. 14 Kulturmanager aus 13 verschie-

Pilotstudie für den Forschungszweig „Kulturpolitik und Entwicklungs-zusammenarbeit“ innerhalb der Tätigkeiten des Instituts für Kulturpo-litik. Dort wird seit 1998 zur Auswär-tigen Kultur- und Bildungspolitik im Rahmen des Studiengangs „Kultur-wissenschaften und ästhetische Praxis“ gelehrt und geforscht.

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denen afrikanischen Ländern wur-den dazu über zwei Jahre begleitet. Das Projekt begann mit einem Auf-taktworkshop in Deutschland, einer theoretischen Fortbildung mit an-schließender Hospitation in einer deutschen Partnerinstitution und der Entwicklung eines Projektes in Kooperation mit diesem Partner. Um durch eine teilnehmende Beobachtung und qualitative Be-fragungen meinen Feldforschungen nachzugehen, reiste ich im März 2010 nach Südafrika. Dort traf ich bei der Evaluationsveranstaltung auf Verantwortliche, Teilnehmer und Partner des Programms und be-kam erste Einblicke und reichlich Material zur Auswertung. In mei-ner Arbeit konzentriere ich mich auf Malawi, eines der 13 Länder, die in das Programm eingebunden sind, und untersuche das dortige Blantyre Arts Festival als vertiefen-den Forschungsgegenstand. Das Festival wurde aus der Fortbildung des Teilnehmers Thomas Chibambo heraus entwickelt und fi ndet nun schon im zweiten Jahr in Malawi statt. Ebenso wie das Kulturmanage-ment-Programm auf mehreren Eben agiert, möchte ich meine Arbeit vom globalen Zusammenhang bis hin zur Betrachtung eines konkreten

Projektes lenken. Die Untersuchun-gen werden Anhaltspunkte dafür ge-ben, inwieweit das Kulturmanage-ment-Programm zur Stärkung einer lokalen Kunstszene beitragen kann.

Jennifer Emmrich

Link zum Programm:

http://www.goethe.de/kulturmanagementafrika

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Subsahara-AfrikaMarianne Kreuzig untersucht das „Fortbildungsprogramm Kultur-management in Afrika“ in den Ländern Äthiopien, Tansania, Süd-afrika und Madagaskar

Der Forschungsgegenstand meiner Diplomarbeit ist das vom Goethe-Institut 2008 ins Leben gerufene Professionalisierungsprogramm „Kulturmanagement in Afrika“. Das in Kooperation mit InWEnt durch-geführte Programm lief über zwei Jahre, im März 2010 fand ein Eva-luationstreffen im Regionalinstitut in Johannesburg statt. Ziel des Pro-gramms ist die Förderung kultureller Infrastruktur durch ein effi zienteres Management kultureller Einrichtun-gen. Die Zielsetzung meiner Studie ist es, ein theoretisches Modell zu entwickeln, das über die Wirkungs-dimensionen des Programm „Kultur-management in Afrika“ in Bezug auf die Professionalisierung afrikani-scher Kultureinrichtungen Aussagen treffen kann. Die Studie und ihre Refl ektion sollen als Grundlage für Handlungsempfehlungen dienen. Die Forschungsphase wurde Ende Juli 2010 nach meiner zweimona-tigen Forschungsreise in Subsahara Afrika abgeschlossen. Jeweils zwei Wochen Aufenthalt in Äthiopien,

Tansania, Südafrika und zuletzt Madagaskar, ermöglichten es mir, fünf der vierzehn Teilnehmer per-sönlich zu treffen und mit ihnen, wie auch mit den Direktoren ihrer jeweiligen Kulturinstitution und den Leitern und Leiterinnen der Goe-the-Institute, Interviews zu führen. Darüber hinaus ermöglichten mir weitere Gespräche und Interviews mit Kulturakteuren, Künstlern, Kul-turmanagern und Kulturpolitikern unterschiedlichsten Hintergrunds sowie Besuche verschiedener Ver-anstaltungen einen Einblick in die jeweilige Kulturlandschaft vor Ort.

Marianne Kreuzig

Link zum Programm:

http://www.goethe.de/kulturmanagementafrika

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SüdamerikaNadja Wallraff und Janika Milan un-tersuchen das Programm „Bildungs- und Informationskompetenz für sozial Benachteiligte“

Der Forschungsgegenstand für unse-re Diplomarbeiten ist das Netzwerk-programm „Bildungs- und Infor-mationskompetenz für sozial Be-nachteiligte“ der Goethe-Institute in Brasilien, Peru, Bolivien und Venezuela. Das Programm findet im Rahmen der Initiative „Kultur und Entwicklung“ statt. Es beinhal-tet einerseits Fachveranstaltungen und Plattformen, um den Dialog zwischen Multiplikatoren inner-halb Südamerikas zu fördern, die im Bereich Bildung sowie Informa-tions- und Bildungskompetenz ar-beiten und ermöglicht andererseits den Fachaustausch mit deutschen Experten. Gleichzeitig fi nden Pro-gramme zur Leseförderung für die unmittelbare Zielgruppe statt: junge Menschen, die in sozial benachtei-ligten Strukturen leben, d.h. in den Armenvierteln lateinamerikanischer Großstädte (Favelas). Auf diese Wei-se soll langfristig eine Entwicklung aus der Armut und Benachteiligung unterstützt und die Zivilgesellschaft nachhaltig gestärkt werden. Unser Forschungszeitraum ist Mitte

Juli bis Ende September 2010. In dieser Zeit besuchen wir das Goethe-Institut La Paz in Bolivien, die Partnerorganisation Educarte in Cajamarca in Peru und die Goethe-Institute bzw. Projektstandorte in Sao Paulo, Rio de Janeiro, Salvador da Bahia und Curitiba in Brasilien. Unsere Forschungsmethode ist vor-rangig qualitativ angelegt und be-steht aus (ExpertInnen-) Interviews sowie der teilnehmenden Beob-achtung im Feld. Konkret sind für den Zeitraum Gespräche mit den KoordinatorInnen, MitarbeiterInnen und TeilnehmerInnen des Programm, der Besuch der Bibliotheken in den Favelas und die teilnehmende Be-obachtung von Workshops unter der Leitung deutscher Kinderbuch-autorInnen geplant. Die übergeord-

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nete Fragestellung der Forschungs-arbeit bezieht sich auf Anspruch und Wirklichkeit des Netzwerkprojekts der beteiligten Goethe-Institute. Die spezifi sche Fragestellung wird im Forschungsverlauf konkretisiert und beinhaltet evtl. Perspektiven der Critical Whiteness Studies oder der Cultural Studies. Wir untersuchen denselben Forschungsgegenstand mit unterschiedlichen Schwerpunk-ten, die sich auf die Themen „Ver-mittlung“, „Austausch“ und „Nach-haltigkeit“ beziehen.

Nadja Wallraff und Janika Milan

Link zum Programm:

http://www.goethe.de/ges/prj/kue/kon/zmz/

lis/deindex.htm?edit=3861537

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SüdostasienSophia Graefe untersucht das Pro-gramm „I got it!“ - Wissensmagazin für Kinder und Jugendliche, in den Ländern Indonesien, Kambodscha, Thailand und auf den Philippinen „Die Strukturen sind in der Regel extrem wackelig, einfach nicht funk-tionstüchtig. Sie sind regelrecht an-gewiesen auf internationale Unter-stützung.“, konstatiert Franz Xaver Augustin, Leiter des Regionalinstituts (SAN) in Jakarta für die Staaten der Region Südostasien.Wie und mit welchem Erfolg kann man in oft relativ jungen demokra-tischen Systemen mittels Kultur-/ Medienarbeit Entwicklungszusam-menarbeit leisten? Das war meine Kernfrage, mit der ich in diesem Sommer die Untersuchung des Pro-gramms „I got it!“ begann.Die Idee zu der Koproduktion eines regionalen TV-Magazins für Kinder und Jugendliche, welches Wissen unterhaltsam vermitteln soll, ent-stand 2008 auf dem Wissenschafts-fi lm-Festival in Thailand. Seitdem erarbeiten sieben Fernsehteams öffentlich-rechtlicher Fernsehanstal-ten unter dem Motto „Seven Coun-tries - One Vision“ Beiträge für die kommenden Ausstrahlungen, wel-che erstmalig für den Herbst 2010

geplant sind. Vier Teams traf ich während der Feldforschungsphase bei ihren Drehrbeiten, interviewte sie und die beiden deutschen Me-dientrainerinnen am Set, sprach u.a. mit den Projektverantwortlichen des GI‘s, dem Leiter der GTZ und der Kulturattaché der deutschen Botschaft in Bangkok.Ziel meiner Untersuchung ist eine Analyse von Anspruch und Wirk-lichkeit des Projektes im Rahmen der Initiative Kultur und Entwick-lung und dessen Auswirkung auf die Medienlandschaft in der Region.

Sophia Graefe

Link zum Programm:

http://www.goethe.de/ges/prj/kue/kon/bbk/

wka/deindex.htm

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und Entwicklung“. Für die Durch-führung der qualitativen Forschung war ich drei Wochen am regiona-len Goethe-Institut in Moskau und habe an der Sommerakademie in Berlin teilgenommen. Während-dessen lernte ich viel über Klima-problematiken, Netzwerkbildung und Methoden der Bewusstseins-bildung. Auf Basis von Interviews, teilnehmender Beobachtung und einer Evaluation des GI‘s, die ich gemeinsam mit dem Projektteam durchführte, beschäftige ich mich mit Fragen nach dem Erfolg sowie der Bedeutung und Zukunftsfähig-keit des Pilotprojektes als auch der gesamten Diskussion um „Kultur und Entwicklung“.

Maike Kassebom

Link zum Programm:

http://blog.goethe.de/noviesvjazi/

Forschungsgegenstand meiner Diplomarbeit ist das Programm „Netzwerk Neue Perspektiven“ des Goethe-Instituts der RegionInstituts der Region Osteuropa/ Zentralasien. Das Projekt, in des-sen Mittelpunkt eine dreiwöchige Sommerakademie in Berlin steht, ist ein Pilotprojekt der 2008 gestarteten Initiative „Kultur und Entwicklung“. Zielgruppe des Projektes sind 14 Klima- und Umweltaktivisten aus Osteuropa, Zentralasien und Süd- kaukasus, die sich während der von Ende Juni bis Mitte Juli 2010 stattfi ndenden Sommerakademievernetzen und Methoden der Be-wusstseinsbildung und Mobilisie- rung kennen lernen konnten. Aufbauend auf den vorgestelltenTechniken können die Teilneh-mer selbst überregionale Pro-gramme entwerfen und mit Unterstützung des Goethe-Instituts in ihren Ländern umsetzen. Thema meiner Diplomarbeit ist die Analyse von Anspruch und Wirklichkeit des oben vorgestellten Projektes vor dem Hintergrund entwicklungspo-litischer und kulturpolitischer Theo-rien sowie dem Themenfeld „Kultur

Osteuropa und ZentralasienMaike Kassebom untersucht das „Netzwerk Neue Perspektiven“

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Einbahnstraßen im politischen Geschäft ist vorbei, es geht nur ge-meinsam. Eine rein additive Maßnah-me der Mittler wäre anachronistisch und würde eher in einer Sackgasse enden als eine neue Entwicklungs-politik generieren. Wie wäre es also mit einem Modell des Kreisverkehrs? Alle in Wechselbeziehungen, unter-einander in Verbindung, mit inhalt-lichen Synergieeffekten sowie inno-vativen Zufahrten und originellen Auswegen. In Mittelpunkt steht eine Agentur für internationale kulturelle Zusammenarbeit. Unabhängig von Außenamt und Bundesministerium. Als Stiftung des Öffentlichen Rechts der Bundesrepublik Deutschland. Vor allem mit einer neuen Konzep-tion, die einer Kulturentwicklungs-planung ähneln könnte: Bestands-aufnahme machen, Stärken und Schwächen analysieren, ein Forum

(…) Kultur und globale Entwicklung braucht keine Utopie zu bleiben. Die Frage ist nur die, wie? Wie ge-hen sie zusammen? Eine Frage, die insbesondere die Mittlerorganisatio-nen der Politik ganz im eigenen In-teresse beschäftigt. Was ergibt eine Kooperation von Goethe-Institut und Institut für Auslandsbeziehungen? Was erfolgt aus der Zusammenlegung von Deutschem Entwick-lungsdienst, der Deutschen Gesell-schaft für technische Zusammen-arbeit und INWENT? Und müsste man nicht auch jetzt schon fragen: Was könnte erst ein Netzwerk aus GI, IFA, DED, GTZ und INWENT leisten? Für Kultur und Entwick-lung? Für eine zukunftsorientierte, nachhaltige und programmatische Außenpolitik, die Kultur und Ent-wicklung zusammen denkt, die Kulturkooperationen und Entwick-lungszusammenarbeit nicht trennt, sondern zu Bestandteilen eines gemeinsamen politischen Hand-lungsfeldes erhebt. Die Zeit der

Cultural Diplomacy: EinbahnstraßeSackgasse, Kreisverkehr, oder? Risiken und Nebenwirkungen einer Kulturentwicklungspolitik

Wolfgang Schneider

Die Projektleitung

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Direktor des Instituts für Kulturpolitik der

Universität Hildesheim. Prof. Dr. Wolfgang

Schneider studierte Germanistik und Politi-

sche Wissenschaften in Mainz und Frank-

furt am Main. Er war Sachverständiges Mit-

glied der Enquête-Kommission „Kultur in

Deutschland“ des Deutschen Bundestages.

Er ist persönliches Mitglied der Deutschen

UNESCO-Kommission sowie Autor und

Herausgeber von Veröffentlichungen zur

Kulturpolitik, Kulturellen Bildung und zum

Kinder- und Jugendtheater, u. a. „Auswärtige

Kulturpolitik“ (2008), „Theater und Schule“

(2009), „Kulturpolitik für Kinder“ (2010).

Im Verlag Peter Lang erscheint die Schriften-

reihe „Studien zur Kulturpolitik“, im Internet

die Plattformen www.theaterpolitik.de und

www.kulturundentwicklung.de .

der Akteure organisieren, Ziele defi nieren, Managementformen eta- blieren und immer mal wieder Pro-zesse, Projekte und Programme eva-luieren, um den Kreisverkehr am Laufen zu halten, meint: Veränderun-gen als permanente Konstante möglich machen. Auch eine solche Kultur-Entwicklungspolitik birgt Risiken und hat Nebenwirkungen, aber sie ist modern im Sinne der Erfordernisse einer neuen Cultural Diplomacy, die erstmals ganz in den Händen der Zivilgesellschaft läge. Das ist in der Tat eine Utopie. Aber durchaus denkbar.Aus: Kultur und globale Entwicklung. Die

Bedeutung von Kultur für die politische,

wirtschaftliche und soziale Entwicklung,

herausgegeben von Jürgen Wilhelm. Berlin

University Press 2010

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sollen seitdem feste Bestandteile der internationalen Zusammenar-beit sein. Begleitet wurde diese Diskussion anfänglich durch eine neue Perspektive zu nachhaltiger Entwicklung, wie sie in den 1980er Jahren zunächst zu Umweltfragen etabliert wurde. Zusammengefasst ist der Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksfor-men einer der Grundsteine für eine zukunftsfähige Gesellschaft. Sorge dafür müssen einerseits öffentlicheStellen, zugleich aber auch zivil-gesellschaftliche Kräfte tragen. Verantwortlich sind Regierungen zunächst innerhalb ihres natio-nalstaatlichen Territoriums, doch wird dies auch als internationale Aufgabe verstanden. Damit stellen sich hier insbesondere auch Fragen zur Zusammenarbeit mit Ent-

Die Kunst der Entwicklungs-zusammenarbeit. Einblicke in ein Promotionsprojekt

Daniel Gad

Seit nunmehr vierzig Jahren wird insbesondere im Kontext der UNESCO ein Diskurs über eine internationale Kulturpolitik, über die Zusammenhänge von Kultur-schaffen und Entwicklungspro-zessen und in diesem Sinne eine kulturpolitisch orientierte Entwick-lungspolitik geführt. Auf Basis ei-nes erweiterten Kulturbegriffs, der auch gesellschaftspolitische Fragen aufgreift und somit über die ver-schiedenen Kunstsparten weit hi-naus geht, wurden so Grundlagen und Erkenntnisse für die Dimensi-onen einer kulturellen Entwicklung zusammengetragen. Die Konzepte der Entwicklungspolitiken wurden damals wie heute in Frage gestellt. Wirtschaftliche Entwicklung wird seitdem nur als ein Teil eines umfas-senden Entwicklungskonzeptes ver-standen. Zwischen Universalismus und Kulturrelativismus gilt es eine wohl austarierte Abstimmung zu fi n-den. Bildung, Kulturpolitik, interkul-turelle Verständigung und zugleich unveräußerliche Menschenrechte als Ausdruck einer globalen Ethik

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ler und budgetärer Kapazitäten, auf den Einzelfall und im Verbund auf Netzwerkstrukturen bezogen. Diese Erkenntnisse sollen als Grund-lage für eine kulturpolitisch ausge-richtete Entwicklungstheorie oder vielleicht besser eine Theorie zu kultureller Entwicklung dienen.

Lehrbeauftragter am Institut für Kulturpolitik

der Universität Hildesheim und Koordinator

der Arbeitsgruppe „Kultur und Entwicklung“

der deutschen Mittler- und Durchführungs-

organisationen. Daniel Gad studierte Kultur-

wissenschaften und ästhetische Praxis

in Hildesheim und promoviert zu den

außenpolitischen Konzepten der nordischen

Staaten im Bereich „Kultur und Entwick-

lung“ als Stipendiat im interdisziplinären

Promotionskolleg „Interkulturalität und

Ästhetik“ der Universität Hildesheim.

Er ist Koordinator mehrerer Fachtagungen

zu „Kultur und Entwicklung“, Autor des

Online-Dossiers „Kultur und Entwicklung“

und der daran angeschlossenen Synergie-

studie. Er hat das Kapitel „Fair Culture“

im Weißbuch „Kulturelle Vielfalt gestal-

ten“ der Bundeskoalition Kulturelle Vielfalt

maßgeblich mitgestaltet. Er ist Autor

verschiedene wissenschaftlicher und

journalistischer Beiträge sowie mehre-

rer interner Recherchestudien für das

Goethe-Institut.

wicklungs- und Schwellenländern. Zudem zeigen die bestehenden Konstellationen von Akteuren, dass gerade auch Nichtregierungsorgani-sationen grenzüberschreitend tätig sind. Dennoch verwundert, die ver-gleichsweise geringe Beachtung des Handlungsfeldes „Kultur und Entwicklung“ in der internationalen Entwicklungspolitik. Dies zeigen einerseits die gewählten Schwer-punkte der Millenium-Entwicklungs-ziele, die schließlich die Aus-richtung der aktuellen Entwick-lungspolitik maßgeblich mitbe-stimmen. Dies zeigen aber auch die jeweiligen außenpolitischen Konzepte der sogenannten Geber-länder und noch vielmehr deren Budgetierung.Eine Ausnahme stellen die Außen-politiken der nordischen Staaten dar. Die Förderung von zivilgesell-schaftlichen Kräften ist darin ein wichtiger Aspekt. Armutsminderung wird nach diesem Verständnis auch aus einer kulturpolitischen Perspek-tive und in diesem Sinne über rein materielle Faktoren hinaus gedacht. Ein solcher entwicklungspolitischer Ansatz bedarf des Aufbaus von kulturellen Infrastrukturen, im Sinne der Schaffung physischer, personel-

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Neben der Überprüfung von An-spruch und Wirklichkeit der Pro-grammarbeit bilden die kulturelle Zusammenarbeit in den auswärti-gen Beziehungen Europas sowie die Diskussion um eine engere Ver-zahnung von Kultur- und Entwick-lungspolitik ein Zentrum der Aus-einandersetzung. Die Etablierung von Netzwerken und Kooperations-modellen zwischen Staaten, Mittler-organisationen und privaten Initiati-ven ist dabei ein wesentlicher Fak-tor, um den Stellenwert der Kultur in den internationalen Beziehungen zu stärken. Die Publikation vereint einzelne Studien zur Auswärtigen Kulturpolitik, die am Institut für Kul-turpolitik der Universität Hildesheim entstanden sind.

Edition Umbruch

Texte zur Kulturpolitik

Herausgegeben für die Kultur-

politische Gesellschaft e.V.

Band 22

Klartext Verlag, Essen

2008

ISBN: 978-3-89861-941-9

Literaturempfehlung

Auswärtige Kulturpolitik. Dialog als Auftrag – Partnerschaft als PrinzipWolfgang Schneider (Hrsg.)

Auswärtige Kulturpolitik steht auf dem Prüfstand. In einer global ver-netzten Welt, in der neben der ökonomischen auch kulturell und religiös geprägte Konfl ikte neue Herausforderungen an die Außen-politik darstellen, stehen Konzepte und Programme zur Diskussion.Das vorliegende Buch diskutiert Schwerpunkte und Perspektiven der Auswärtigen Kulturpolitik.

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Auswärtige Kulturpolitik. Dialog als Auftrag – Partnerschaft als Prinzip

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Wolfgang Schneider

Auswärtige Kulturpolitik als kulturel-le Programmarbeit

Jörg Schumacher: Seismograph der Wende? Deutschlands kulturpoli-tische Doppelpräsentation und die Kultur des politischen Diskurses

Anne Schulte: Fotografi e als Form der Verständigung. Die Kunst des Ausstellens in der Auswärtigen Kulturpolitik

Karin Wolters: Agenda 21. Konzep-tion eines interkulturellen Ausstel-lungsprojektes

Felicia Maier: Der kulturpolitische Auftrag des Goethe-Instituts. Kultu-relle Programmarbeit in Stockholm und Rabat

Ulrike Kloock: Interkultureller Dia-log. Programme deutsch-polnischer Jugendbegegnungen auf dem Prüf-stand

Julia Smeets: Grenzüberschreitende Kulturarbeit. Deutschland und die Niederlande zu Gast beim Festival „kunst.nrw.nl“

Claudia Fritsche: Kultur aus Euro-pa. Ein Vergleich der Auswärtigen Kulturpolitik von Deutschland und Frankreich in Südostasien

Auswärtige Kulturpolitik als europä-isches Netzwerk

Robert Peise: Die Kunst der Koope-ration. Perspektiven einer europäi-schen Auswärtigen Kulturpolitik

Nina Lutz: Kultur und Integration.„Kultur 2000“ als europäisches Programm für kulturelle Identität

Claudia Schneider: Europa in Ber-lin. Die Zusammenarbeit europäi-scher Kulturinstitute als Auswärtige Kulturpolitik

Imke Deters: Kultur-Austausch oder Kultur Export? Auswärtige Kulturpolitik in Europa: Das Beispiel Ams-terdam

Heike Pfi ngsten: “Think global. Act local“. Europäische Kulturpolitik als Regionalpolitik

Nadja Höll: Europa erleben. Inter-regionale Kulturpolitik in der Region Oberrhein

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Tina Marlene Reutter: Im Süden was Neues. Europäische Kulturpolitik im Mittelmeerraum

Heike Denscheilmann: Les Maisons franco-allemand. Zur Zukunft der deutschen Auswärtigen Kulturpolitikin Frankreich

Silke Klompmaker: Kulturaustausch und Städtepartnerschaften. Deutsch-französische Kommunalpolitik als Beitrag zur europäischen Integration

Auswärtige Kulturpolitik als Friedens-sicherung

Frank Steininger: „Konzeption 2000“ und ihre Folgen. Auswärti-ge Kulturpolitik als Instrument der Krisenprävention

Kathleen Hahnemann: Goethe in Kabul. Der europäisch-islamische Kulturdialog in Theorie und Praxis

Tina Balla: Kultur und Konflikt. Auswärtige Kulturpolitik als Gewalt-prävention

Antje Michael: „Schüler helfen“ und „Kinder spielen“. Kulturelle Jugendar-beit in der Auswärtigen Kulturpolitik

Daniel Gad: Der Dialog zur Nach-haltigkeit. Auswärtige Kulturarbeit und Entwicklungspolitik

Wolfgang Schneider: Vom Export zum Netzwerk. Vom Event zur Intervention. Vom Wandel Auswär-tiger Kulturpolitik

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ImpressumInstitut für Kulturpolitik

Stifung Universität Hildesheim

Wolfgang Schneider, Daniel Gad

Herbst 2010

Aufl age: 1.000

Grafi sche Gestaltung: Sophia Graefe

Druck: Bakeberg & Löhner, Hildesheim

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