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19. Ein newer electromaglzetiscizer Saifenmzter- brecher; von Leo A r o ~t, a. Der von mir coristruirte Saitenunterbrecher beruht auf der Bewegung eines stromdurchflossenen Leiters senkrecht zu der Richtung der Kraftlinien in einem Magnetfeld. Ein Kupfer- draht ist zwischen zwei Klemmschrauben ausgespannt ; in der Mitte tragt er einen angelotheten, abwarts gerichteten kurzen feinen Platindraht, der wie bei dem W ien’ schen Saitenunter- brecher eine Quecksilberkuppe unter Wasser beriihrt. Die Zuleitung des zu unterbrechenden Stromes erfolgt durch eine der Klemmschrauben und durch das Quecksilber. Nahert man dem Draht auf der stromdurchflossenen Seite in der Nahe des Platinstiftchens den Pol eines in der Horizontnlebene des Drahtes senkrecht zu diesem liegenden Magnetstabes - ob Nord- oder Siidpol hangt von der Stromrichtung ab -, so- dass die electromagnetischen Krafte die Saite nach oben treiben, so erfolgt bei geniigend sorgfaltiger Einstellung der Quecksilber- kuppe Stromunterbrechung und die Saite beginnt in ihrem Eigenton zu schwingen , die Stromunterbrechungen finden mit grosser Regelmassigkeit statt. Statt eines einfachen Stab- magneten kann man natiirlich einen vertical stehenden Hufeisen- magneten benutzen, zwischen dessen Polen die Saite schwingt. Man kann den Hufeisenmagnet zweckmassig auch auf andere Weise ausnutzen. Zu dem Ende verbindet man die beiden Klemmschrauben, zwischen denen der Draht ausgespannt ist, electrisch leitend - am einfachsten, indem man von vorn- herein die Klemmschrauben auf einem starken Messinglineal montirt. Uer Strom durchfliesst d a m beide DrahthAlften mit der halben Intensitit in entgegengesetzter Richtung und der Hufeisenmagnet wirkt horizotalliegend mit beiden Polen auf je eine Drahthalfte, wie anfangs der Stabmagnet mit einem ~ 1) M. Wien, Wied. Ann. 44. p. 683. 1891.

Ein neuer electromagnetischer Saitenunterbrecher

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19. E i n newer electromaglzetiscizer Saifenmzter- brecher; von L e o A r o ~ t , a.

Der von mir coristruirte Saitenunterbrecher beruht auf der Bewegung eines stromdurchflossenen Leiters senkrecht zu der Richtung der Kraftlinien in einem Magnetfeld. Ein Kupfer- draht ist zwischen zwei Klemmschrauben ausgespannt ; in der Mitte tragt er einen angelotheten, abwarts gerichteten kurzen feinen Platindraht, der wie bei dem W ien’ schen Saitenunter- brecher eine Quecksilberkuppe unter Wasser beriihrt. Die Zuleitung des zu unterbrechenden Stromes erfolgt durch eine der Klemmschrauben und durch das Quecksilber. Nahert man dem Draht auf der stromdurchflossenen Seite in der Nahe des Platinstiftchens den Pol eines in der Horizontnlebene des Drahtes senkrecht zu diesem liegenden Magnetstabes - ob Nord- oder Siidpol hangt von der Stromrichtung ab -, so- dass die electromagnetischen Krafte die Saite nach oben treiben, so erfolgt bei geniigend sorgfaltiger Einstellung der Quecksilber- kuppe Stromunterbrechung und die Saite beginnt in ihrem Eigenton zu schwingen , die Stromunterbrechungen finden mit grosser Regelmassigkeit statt. Statt eines einfachen Stab- magneten kann man natiirlich einen vertical stehenden Hufeisen- magneten benutzen, zwischen dessen Polen die Saite schwingt. Man kann den Hufeisenmagnet zweckmassig auch auf andere Weise ausnutzen. Zu dem Ende verbindet man die beiden Klemmschrauben, zwischen denen der Draht ausgespannt ist, electrisch leitend - am einfachsten, indem man von vorn- herein die Klemmschrauben auf einem starken Messinglineal montirt. Uer Strom durchfliesst d a m beide DrahthAlften mit der halben Intensitit in entgegengesetzter Richtung und der Hufeisenmagnet wirkt horizotalliegend mit beiden Polen auf je eine Drahthalfte, wie anfangs der Stabmagnet mit einem

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1) M. Wien, Wied. Ann. 44. p. 683. 1891.

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Pol auf die eine Drahthalfte. Die Wirkung lasst sich von neuem erheblich steigern, indem man dem Draht von der anderen Seite einen zweiten Hufeisenmagneten nahert , sodass er dem ersteren Magneten die entgegengesetzten Pole zu- wendet.

Ich habe bei meinen Versuchen als Saite Kupferdrahte von 0,1-0,5 mm Durchmesser und 5-20 cm Liinge verwendet; dabei benutzte ich nach Belieben Strome von 0,l und 1 Amp. bei dauernclem Stromschluss. Keine dieser Angaben bedeutet nach oben oder unten hin eine Grenze des Erreichbaren. Die Hufeisenmagnete waren gewiihnliche kaufliche aus 7 mm dickem Stahl mit 15 cm Schenkellange. Natiirlich steht nichts im Wege, bei Susfuhrung des Instruments fur Pracisionszwecke die Stahlmagneten clurch Electromagnete mit geeignet geformten Polschuhen zn ersetzen, die dann durch einen besonderen con- stanten Strom gespeist werden wiirden.

Die Vortheile des neuen Saitenunterbrechers sind folgende : 1. Eignet er sich besonders zur Demonstration des electro-

magnetischen Selbstunterbrechungsprincips, da der Magnetstab erst nach Herstellung des Stromes genahert zu werden bra,ucht und die Strombahn sehr ubersichtlich ist.

2. Diirfte er fiir Hervorbringung physiologischer Wirkungen mit intermittirendem Gleichstrom nutzlich sein, da in diesem Fall jede merkliche Selbstinduction vermieden ist, wahrend bei dem friiheren Unterbrecher der Electromagnet eine solche bedingte. Dementsprechend ist auch das Funkenspiel ver- schwindend klein.

3. Durch die Xoglichkeit der Verwendung sehr dunner kurzer Drahte kann man leicht zu sehr hohen Unterbrechungs- zahlen gelangen - ich erhielt mit einfachsten Hiilfsmitteln bereits 800-900 Unterbrechungen in der Secunde. I)

4. Lasst sich die gespannte Saite bequem in das starke Feld eines grossen Electromagneten einfuhren. Man kann dann leicht Schwingungsamplituden von 4 mm und mehr er- halten.

1) Tm Stromkreis befnnd sich die primare Rolle eines H a r t m a n n l - schen Inductoriums, dessen secundare Rolle durch ein Telephon ge- schlossen war.

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n'eiiei- elt.ctromaynetiscJier Saitenunterbrecher. 1179

Zuni Scliluss sei bemerkt, dass man nach dem hier be- nutzteii Princip in starken Feldern auch Federunterbrecher init Platin-Platincontact mit Erfolg betreiben kanii. Auch kann man sehr hubsch die Schwingungen eines an einem Ende freien Drahtes herstellen, wenn man den Platinstift nahe dem festen Ende, das die eine Stromzuleitung tragt, anbringt. Als Stab benutzte ich hartgezogene Kupferdrahte von 1 nim Durch- messer. Zur Erregung bedient man sich der abgerundeten Polstucke eines Electromagneten.

(Eingegangen 28. October 1898.)