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Ein Naturreservat im Süden Frankreichs Wir befinden uns im “Département de l’Aude” in der Region Languedoc- Roussillon. Dieses “Département” trägt seinen stolzen Name durch den Fluss, der es durchläuft. Dieser Küstenfluss entspringt in den “Pyrénées Orientales” in der Gemeinde Angles in 2 185m Höhe und fließt in “Grau de Vendres” bei Narbonne ins Mittelmeer. Hauptort dieses malerischen “Départements” ist die wohl gut bekannte Festungsstadt Carcassonne. Hier befindet sich, 15km südlich von Narbonne, das so genannte “Oeuil de Ca”: mehrere zu einem See umfunktionierte Salzgewinnungsbecken. Diese vom Menschen verschonte Natur, sehr reich an Fauna und Flora, galt es in den achtziger Jahren zu bewahren. Etwas Geschichte vorweg Im Jahre 1963 wurde eine interministerielle Mission gegründet, die Mission Racine, die den Namen ihres Präsidenten trug. Diese hatte zur Aufgabe, die 240 km lange Küste, von der Rhone-Mündung bis zur spanischen Grenze in Süd-Frankreich, zu revalorisieren, sozusagen Fauna, Flora und Tourismus in Einklang zu bringen.

Ein Tierpark mit Afrikanischem Flair

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Ein Naturreservat im Süden Frankreichs

Wir befinden uns im “Département de l’Aude” in der Region Languedoc-Roussillon. Dieses “Département” trägt seinen stolzen Name durch den Fluss, der es durchläuft. Dieser Küstenfluss entspringt in den “Pyrénées Orientales” in der Gemeinde Angles in 2 185m Höhe und fließt in “Grau de Vendres” bei Narbonne ins Mittelmeer. Hauptort dieses malerischen

“Départements” ist die wohl gut bekannte Festungsstadt Carcassonne.

Hier befindet sich, 15km südlich von Narbonne, das so genannte “Oeuil de Ca”: mehrere zu einem See umfunktionierte Salzgewinnungsbecken. Diese vom Menschen verschonte Natur, sehr reich an Fauna und Flora, galt es in den achtziger Jahren zu bewahren.

Etwas Geschichte vorweg

Im Jahre 1963 wurde eine interministerielle Mission gegründet, die Mission Racine, die den Namen ihres Präsidenten trug. Diese hatte zur Aufgabe, die 240 km lange Küste, von der Rhone-Mündung bis zur spanischen Grenze in Süd-Frankreich, zu revalorisieren, sozusagen Fauna, Flora und Tourismus in Einklang zu bringen.

Im Jahre 1972 wurde grünes Licht für die Realisierung eines Naturparks gegeben, der in seiner Art in Europa einzigartig sein soll. Oberste Priorität soll das Erforschen und das Züchten von Tieren, vor allem afrikanischer Herkunft, sein, um somit

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vom Aussterben bedrohten Arten eine neue Chance zu geben, sich in ihrem natürlichen Umfeld zu entwickeln.

Auf die Initiativen zweier Männer, Paul de La Panouse und Daniel de Monfreid, hin, kann die “Réserve naturelle de Siegean” am 8. April 1974 dem Publikum seine Tore öffnen.

Der Naturpark heute

Über die Jahre hinweg konnte sich die “Réserve naturelle” stetig vergrößern und ist mit seiner immer größeren Artenvielfalt in ein europäisches Zuchtprogramm integriert, die E.E.P. So wurden auch nicht afrikanische Arten angesiedelt wie der Tibetische Bär, der durch sein schwarzes Fell mit seinem weißen V auf der Brust auffällt und auch vom

Aussterben bedroht ist.

Ein Schlüsselpunkt, damit die einzelnen Tierarten sich in dem Naturpark entfalten können, ist ihre Anpassungsfähigkeit an das Klima des Languedoc: ein im Sommer sonniges und im Winter mildes Klima.

Es wird geschätzt, dass etwa 900 Säugetiere, 600 Reptilien und 2000 Vögel hier leben. Eine genaue Bezifferung (Inventar) ist jedoch eine Sache der Unmöglichkeit.

Von den Zugvögeln wird der Naturpark alljährlich gerne als Rastplatz genutzt, was die enorme Artenvielfalt an Zugvögeln beweist. Aber auch heimische Vögel haben sich hier in großen Scharen angesiedelt.

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Eine absolute Priorität wird der Forschung gewidmet. Dieses Erforschen der vorhandenen Tierarten dient in erster Linie dazu, das Terrain bestmöglich an die einzelnen Tiere zu adaptieren, um die Tiere auf diesem Wege so nah wie möglich in ihrer heimischen Naturkulisse leben zu lassen.

Für den Touristen ein echter Augenschmaus

Wer in der Region Languedoc – Roussillon seine Ferien verbringt, kommt quasi an einem Besuch in der „Réserve Naturelle de Sigean“ nicht vorbei.

Die mehrspurige Einfahrt zum Park, der auf der Straße als „Réserve Africaine“ ausgeschildert ist, lässt die Größe der Anlage nur erahnen. Das Durchqueren der Kasse erledigt man im

Auto sitzend, denn die erste Hälfte des Parkareals besucht man im Auto.

Hier beginnt eine wirklich aufregende Safarifahrt durch die „Brousse Africaine, die Savanne, das Territorium der Bären oder der Löwen. Sind Sie schon mal in Mitten einer Büffel- oder Gnuherde hindurch gefahren? Mussten Sie schon einmal einer Nashorn- oder Straußenfamilie die Vorfahrt abtreten? Hier können Sie dies alles erleben. So nah wie hier sind Sie bestimmt noch keinem Bären oder Löwen begegnet.

Wer sich jetzt um das heilige Blech seines Autos Sorgen macht, der sei beruhigt. Es gibt klare Sicherheitsregeln und die werden Ihnen beim Betreten oder besser gesagt Befahren des Parks gründlich erklärt. An manchen Stellen ist es verboten stehen zu bleiben, wie bei den Bären oder Löwen. Hier sind permanent extra Posten mit Rangern positioniert. Es ist generell verboten, die

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Fenster des Autos offen zu halten. Wenn man irgendwelche Hilfe benötigen sollte, so sollte man das Fahrzeug nicht verlassen, sondern durch Hupzeichen einen Ranger alarmieren. Die findet man wirklich überall. Die Tiere im Park sind an die Autos gewöhnt und interessieren sich nicht für diese.

Die dreistesten Bewohner des Parks sind aber ohne Zweifel die Strauße, diese können sich schon mal für einen Außenspiegel interessieren. Wenn man da mit Schritttempo weiterfährt, hat sich dieses Interesse aber auch schon schnell erledigt. Zu Schaden kommt auch hier nichts.

Hat man den Parcours mit dem Fahrzeug

abgeschlossen, kommt man auf diverse Parkplätze, wo auch die Möglichkeit gegeben ist zu picknicken. Oder man geht Richtung Fuß-Tour, wo man zuerst an den Sanitäranlagen vorbei kommt sowie dem Restaurant mit Selbstbedienung. Im Restaurant kriegt man gepflegt und gut zu Essen. Jedoch sollte man hier zeitig am Ball sein, da seine sehr groß erscheinenden Sitzmöglichkeiten doch dem Andrang nicht immer gerecht werden. Für Familien mit Kindern empfiehlt sich hier, schon zeitig morgens mit der Parkvisite anzufangen und somit auch zeitig zum Mittagessen zu kommen oder von der Picknickmöglichkeit zu profitieren, was unter der knallenden Sonne Süd-Frankreichs jedoch nicht immer Jedermanns Sache ist.

Auf dem Fußweg durch den Park kann man unzählige Tierarten erleben: Elefanten, Giraffen, Affen, Krokodile, Stachelschweine und Zebras sind nur ein kleiner Teil. Den obligatorischen Streichelzoo mit kleinen Geißlein gibt es natürlich auch. Wer keine Angst vor Reptilien aller Art

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hat, kann ruhig durch das Vivarium streifen, aber keine Angst: die Reptilien befinden sich alle hinter Schutzwänden.

Ein absoluter Augenschmaus ist jedoch der See. Soviel Vogelarten sieht man doch äußerst selten auf einen Schlag. Der Kauf eines Begleitbuchs empfiehlt sich. Hier findet man alle Informationen über den Park und seine Bewohner. Interessant ist es auch, seine Visite nach den Futterzeiten der Tiere zu richten. Dies beschert auch vielerorts unvergessliche Eindrücke.

Die meisten Wege sind für Rollstuhl oder Kinderwagen geeignet. Man kommt mit der Kutsche oder einem Rollstuhl fast überall hin, muss jedoch in Kauf nehmen, dass man an manchen Orten keinen kompletten Rundgang abschließen kann, sondern über einen anderen Weg zu der gewünschten Stelle hinkommt.

Die „Réserve naturelle de Sigean“ ist jedoch nicht nur was für Tierliebhaber, sondern auch was für Florainteressierte. Um es den Tieren so artgerecht wie möglich zu gestalten, wird auch sehr auf die richtigen Pflanzen gesetzt, über die man auch eine ganz Menge an Informationen erhält.

Ein Besuch lohnt sich immer

Die „Réserve Africaine“ ist das ganze Jahr über geöffnet. Wenn Sie in den Sommerferien dort vorbei schauen möchten, so müssen Sie mit einem hohen Andrang an Besuchern rechnen. Ich für meinen Teil empfehle einen Besuch im Frühling.

Die Eintrittspreise für das Jahr 2008 liegen bei 24€ für Erwachsene und bei 19€ für

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Kinder von 4 bis 14 Jahre. Dieser Preis lohnt sich sicherlich. Auf jeden Fall sollte man einen ganzen Tag zum Besuch der Parks einrechnen und auch vielleicht nicht erwarten bei seinem ersten Besuch alles im Detail erkunden zu können.

Erreichen kann man das Naturreservat über die Autobahn A6. Wenn Sie aus Richtung Perpignan kommen, so nehmen Sie die Ausfahrt 39 in Richtung Sigean und dann auf „départementale“ 6009 in Richtung Narbonne. Kommen Sie auf der A6 aus Richtung Montpellier oder Toulouse, dann verlassen sie die Autobahn in Narbonne-Süd (Ausfahrt 38), dann folgen Sie der „départementale“ 6009 in Richtung Sigean/Perpignan. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite http://www.reserveafricainesigean.fr/

Mike Schumacher / Nocher-Route.