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S Nach Budapest, Turin und Nürnberg veranstaltete die Europe- an Association for Chemical and Molecular Sciences (Euchems) in Prag Ende August ihren mittlerwei- le vierten Kongress. 1856 Chemi- ker aus 60 Ländern, informierten sich in neun Plenary Lectures, 146 Keynote Lectures sowie weiteren 359 Vorträgen über die Spannweite der Chemie. Zwei Postersessions brachten über 1000 weitere The- men in das wissenschaftliche Pro- gramm ein. Themen und Vortragende S Highlights waren die Plenarvor - träge, davon fünf von Nobelpreisträ- gern gehalten: Jean Marie Lehn (Straßburg) zeigte am Eröffnungs- abend die Entwicklung der supra- molekularen hin zur adaptiven Che- mie. Wie sich aus dem Zusammen- spiel von Atomen an Oberflächen das komplexe Gebiet der Hetero- genkatalyse entwickelt, demons- trierte Gerhard Ertl (Berlin). Kurt Wüthrich (Zürich) stellte die Ent- wicklung der NMR-Spektroskopie hin zu einem Werkzeug zur Protein- untersuchung dar. Die beiden US- amerikanischen Nobelpreisträger Roger Tsien (San Diego) und Robert Grubbs (Pasadena) stellten Arbeiten zum Zellimaging bzw. zu selektiven Olefinreaktionen vor. Über die direkte Evolution ste- reoselektiver Monooxygenase für die organische Chemie sprach Manfred Reetz (Marburg). Vlasta Bonacic-Koutecky (Berlin) präsen- tierte die theoretischen Aspekte der Photochemie , David Milstein (Re- hovot) hielt die Euchems 2012 lecture“ über metallkatalysierte Re- aktionen für eine nachhaltige Che- mie. Christian R Remenyi, Ernst Gu uggolz Dass sich die Euchems-Konferenzen etabliert haben, zeigte der die Euchems-Konferenzen etabliert haben zeigte der vierte Euchems-Kongress in Prag. Die nächste Ausgabe findet in zwei Jahren in Istanbul statt. Eine e Konf BEuchemsV Szenische Lesung des Theaterstücks „Insufficiencyvon Carl Djerassi – einer der Höhepunkte der Tagung im Rahmen des Symposiums zur Ethik der Wissenschaft. (Fotos:CCS / Josef Rabara) Die GDCh vergab auf dem Kongress in Prag die August-Wilhelm-vom-Hofmann-Denkmünze. Die beiden Preisträger waren Martin Quack (linkes Bild) und Sason Shaik (im mittleren Bild links, daneben der stellvertretende GDCh-Präsident François Diederich). Rechts: Wolfram Koch, Geschäftsführer der GDCh, und Madeleine Jacobs, Geschäftsführerin der ACS, begrüßten die Tagungsteilnehmer zu einem gemeinsamen Empfang, unterstützt unter anderem von Wiley-VCH. Nachrichten aus der Chemie| 60 | Oktober 2012 | www.gdch.de/nachrichten 1002

Eine Konferenz in Gold

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Page 1: Eine Konferenz in Gold

S Nach Budapest, Turin undNürnberg veranstaltete die Europe-an Association for Chemical andMolecular Sciences (Euchems) in Prag Ende August ihren mittlerwei-le vierten Kongress. 1856 Chemi-ker aus 60 Ländern, informiertensich in neun Plenary Lectures, 146 Keynote Lectures sowie weiteren359 Vorträgen über die Spannweiteder Chemie. Zwei Postersessionsbrachten über 1000 weitere The-men in das wissenschaftliche Pro-gramm ein.

Themen und Vortragende

S Highlights waren die Plenarvor-träge, davon fünf von Nobelpreisträ-gern gehalten: Jean Marie Lehn(Straßburg) zeigte am Eröffnungs-abend die Entwicklung der supra-molekularen hin zur adaptiven Che-mie. Wie sich aus dem Zusammen-

spiel von Atomen an Oberflächen das komplexe Gebiet der Hetero-genkatalyse entwickelt, demons-trierte Gerhard Ertl (Berlin). Kurt Wüthrich (Zürich) stellte die Ent-wicklung der NMR-Spektroskopie hin zu einem Werkzeug zur Protein-untersuchung dar. Die beiden US-amerikanischen Nobelpreisträger Roger Tsien (San Diego) und Robert Grubbs (Pasadena) stellten Arbeiten zum Zellimaging bzw. zu selektiven Olefinreaktionen vor.

Über die direkte Evolution ste-reoselektiver Monooxygenase für die organische Chemie sprach Manfred Reetz (Marburg). Vlasta Bonacic-Koutecky (Berlin) präsen-tierte die theoretischen Aspekte der Photochemie , David Milstein (Re-hovot) hielt die „Euchems 2012 lecture“ über metallkatalysierte Re-aktionen für eine nachhaltige Che-mie.

y , ggChristian RRemenyi, Ernst Guuggolzy , gg

Dass sich die Euchems-Konferenzen etabliert haben, zeigte der die Euchems-Konferenzen etabliert haben zeigte der

vierte Euchems-Kongress in Prag. Die nächste Ausgabe findet in

zwei Jahren in Istanbul statt.

Einee Konf

BEuchemsV

Szenische Lesung des Theaterstücks „Insufficiency“ von Carl

Djerassi – einer der Höhepunkte der Tagung im Rahmen des

Symposiums zur Ethik der Wissenschaft.

(Fotos:CCS / Josef Rabara)

Die GDCh vergab auf dem Kongress in Prag die August-Wilhelm-vom-Hofmann-Denkmünze. Die beiden Preisträger waren Martin Quack (linkes Bild) und Sason Shaik

(im mittleren Bild links, daneben der stellvertretende GDCh-Präsident François Diederich). Rechts: Wolfram Koch, Geschäftsführer der GDCh, und Madeleine Jacobs,

Geschäftsführerin der ACS, begrüßten die Tagungsteilnehmer zu einem gemeinsamen Empfang, unterstützt unter anderem von Wiley-VCH.

Nachrichten aus der Chemie| 60 | Oktober 2012 | www.gdch.de/nachrichten

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Page 2: Eine Konferenz in Gold

Bei den von der GDCh organisierten Career Days informierten sich

die jungen Tagungsteilnehmer über ihre Zukunftsperspektiven.

Zwei Sessions mit insgesamt über 1000 Postern forderten zur

wissenschaftlichen Diskussion auf.

Gut gelaunte Tagungshelfer sorgten dafür, dass die fast 2000 Teil-

nehmer nicht verloren gingen.

Nachrichten aus der Chemie| 60 | Oktober 2012 | www.gdch.de/nachrichten

Helmut Schwarz (Berlin) gab ei-nen Überblick über die Chemie mit Methan, die er unter das Motto „Eher Konzepte denn Rezepte“ stellte. Er widmete seinen Vortrag Detlef Schröder. Der Massenspek-trometriker vom Prager Institut für Organische und Biochemie der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik [Nachr. Chem. 2012, 60, 531] war wenige Tage vor der Konferenz überra-schend gestorben.

Ethik, Preise und Empfänge

S Besondere Schwerpunkte der Ta-gung bildeten neben den wissen-schaftlichen Tagungsreihen die Ses-sions und der Wettbewerb der Jung-chemiker, veranstaltet vom Europe-an Young Chemist Network, sowie die Career Days, bei denen sich die GDCh mit ihrem Karriereservice als Veranstalter beteiligte. Dazu kam ein Symposium zur Ethik in der Wissenschaft. Sein Höhepunkt war eine szenische Lesung von „Insuffi-ciency“, einem Drama über den all-täglichen Wahnsinn im Wissen-schaftsbetrieb. Der anwesende Au-tor Carl Djerassi schickte einige Worte voraus. Insbesondere forderte er die Chemiker auf, die Öffentlich-keit zu suchen und ein realistisches Bild der Chemie (und der Chemi-ker) vorzustellen.

Ein Zeichen für die Bedeutung des Euchems-Kongresses sind die

vergebenen Auszeichnungen. Al-lein bei der Eröffnung waren es• die Euchems mit dem European

Sustainable Chemistry Award an Marc Tailefer, Montpellier;

• die französische Botschaft in Prag, die zusammen mit Rhodia den Jean-Marie-Lehn-Preis an den Organiker Michal Kolar, Prag, verlieh;

• die tschechische chemische Gesellschaft mit ihrer höchsten Auszeichnung, der Hanus- Medaille an Juri Zolotov, Moskau, und Reiner Salzer, Dresden;

• die GDCh mit der August-Wil-helm-von-Hofmann-Denkmün-ze an Sason Shaik, Jerusalem, und Martin Quack, Zürich.

Die GDCh setzte mit einem ge-meinsamen Empfang von GDCh und American Chemical Society zudem ein Zeichen für die gute Zu-sammenarbeit der GDCh mit ihren Schwestergesellschaften in Europa und weltweit. Gesponsert wurde der Empfang von Wiley-VCH, ACS Publications und dem Chemical Abstract Service.

Mit fast 200 Reisestipendien sorgten zudem die GDCh und bei der GDCh angesiedelte Stiftungen wie die August-Wilhelm-von-Hof-mann-Stiftung dafür, dass Nach-wuchschemiker an der Tagung teil-nehmen konnten.

Für das Jahr 2014 lädt die Eu-chems nach Istanbul ein.

Links: Mehmet Mahramanlioglu lud als Vorsitzender des lokalen Organisationskomitees zur Euchems-Konferenz nach Istanbul ein. Daneben Helena Grennberg,

Vorsitzende des wissenschaftlichen Komitees für Istanbul. Rechts: Preisträger und Honoratioren des European Young Chemist Award. Eine Goldmedaille erhielten

Elisabeth Collini (2. v. r.) und Shan Jiang (3. v. r.). Silbermedaillen gingen an: Jerome Wasser (6. v. r.), Yury Tsybin, Olalla Vàzquez (4. v. r.) und Gabriel Loget.