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Laboratorio da Produggo Mineral, Minist6rio da Agrieultura, Rio de Janeiro, Brasilien. Eine neue Tiipfelreaktion fiir Zinn mit Morin*. Von F. Feigl und u Gentil. (Eingelangt am 6. November 1953.) Es ist bekannt, dal~ Morin in ammoniakalischer L6sung mit einer t~eihe yon MetMlionen unter Bildung yon gelbgrfin fluoreszierenden Adsorptionsverbindungen reagiert 1. Von diesen sind nach den bisherigen Angaben lediglich die Aluminiumverbindung 2 und die Zirkonverbindung gegeniiber MinerMs~uren resistent. Zum Unterschied yon der AluIninium- Morinverbindung entsteht die fluoreszierende Zirkonverbindung, wie Charlot a festgestellt hat, unmittelbar in stark saurer L6sung, was einen empfindlichen und spezifischen Nachweis yon Zirkon ermSglicht. Wir haben gefunden, dab Zinn(II)-, Zinn(IV)- und Antimon(III)- sMze [nicht jedoch Antimon(V)salze] mit ammoniakMischer MorinlSsung hellgelbe Niederschl~ge bilden, die gegeniiber verd. Essigs~ure resistent sind und eine intensive b!augrfine Fluoreszenz zeigen. Die Empfindlichkeit des Nachweises yon Zinn mit Morin zeigt sehr anschaulich folgender Versuch : Eine 1:500000 verd. LSsung yon Zinn(II)chlorid, mit Ammoniak versetzt, bleibt v611ig klar und selbst in 100 ml and bei Erw~rmung ist keinertei Abscheidung yon Zinnhydroxyd wahrnehmbar. Wird yon dieser klaren ammoniakMischen L6sung bloB ein Tropfen auf Filtrierpapier gebracht, mit einer acetonigen LSsung yon Morin angetiipfelt und das Papier in verd. Essigs~ure eingelegt, so hinterbleibt auf dem P~pier ein schwach blaugrfin fluoreszierender Fleck. Es ist wahrscheinlich, dab es sich hierbei um die Bildung einer fluoreszierenden Adsorlotionsverbindung yon Zinnhydroxyd mit Morin handelt. Bei weniger verd. LSsungen yon Zinnsalzen ist die Fluoreszenzreaktion sehr kr~ftig. Zur anMytischen Verwertung der Fluoreszenzre~ktion yon Zinn- hydroxyd mit Morin ist es empfehlenswert, yon einer LSsung yon * Herrn. Univ.-ProL Dr. AdolJ Franke zum 80. Geburtstag gewidmet !

Eine neue Tüpfelreaktion für Zinn mit Morin

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Page 1: Eine neue Tüpfelreaktion für Zinn mit Morin

Laboratorio da Produggo Mineral, Minist6rio da Agrieultura, Rio de Janeiro, Brasilien.

Eine neue Ti ipfelreaktion fiir Zinn mit Morin*.

Von

F. Feigl und u Gentil.

(Eingelangt am 6. November 1953.)

Es ist bekannt, dal~ Morin in ammoniakalischer L6sung mit einer t~eihe yon MetMlionen unter Bildung yon gelbgrfin fluoreszierenden Adsorptionsverbindungen reagiert 1. Von diesen sind nach den bisherigen Angaben lediglich die Aluminiumverbindung 2 und die Zirkonverbindung gegeniiber MinerMs~uren resistent. Zum Unterschied yon der AluIninium- Morinverbindung entsteht die fluoreszierende Zirkonverbindung, wie Charlot a festgestellt hat, unmittelbar in stark saurer L6sung, was einen empfindlichen und spezifischen Nachweis yon Zirkon ermSglicht.

Wir haben gefunden, dab Zinn(II)-, Zinn(IV)- und Antimon(III)- sMze [nicht jedoch Antimon(V)salze] mit ammoniakMischer MorinlSsung hellgelbe Niederschl~ge bilden, die gegeniiber verd. Essigs~ure resistent sind und eine intensive b!augrfine Fluoreszenz zeigen. Die Empfindlichkeit des Nachweises yon Zinn mit Morin zeigt sehr anschaulich folgender Versuch : Eine 1:500000 verd. LSsung yon Zinn(II)chlorid, mit Ammoniak versetzt, bleibt v611ig klar und selbst in 100 ml and bei Erw~rmung ist keinertei Abscheidung yon Zinnhydroxyd wahrnehmbar. Wird yon dieser klaren ammoniakMischen L6sung bloB ein Tropfen auf Filtrierpapier gebracht, mit einer acetonigen LSsung yon Morin angetiipfelt und das Papier in verd. Essigs~ure eingelegt, so hinterbleibt auf dem P~pier ein schwach blaugrfin fluoreszierender Fleck. Es ist wahrscheinlich, dab es sich hierbei um die Bildung einer fluoreszierenden Adsorlotionsverbindung yon Zinnhydroxyd mit Morin handelt. Bei weniger verd. LSsungen yon Zinnsalzen ist die Fluoreszenzreaktion sehr kr~ftig.

Zur anMytischen Verwertung der Fluoreszenzre~ktion yon Zinn- hydroxyd mit Morin ist es empfehlenswert, yon einer LSsung yon

* Herrn. Univ.-ProL Dr. AdolJ Franke zum 80. Geburtstag gewidmet !

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:F. Feigl und V. Gentil: Eine neue Tiipfelreaktion fiir Zinn mit Morin. 91

Ammoniumthiostann~t auszugehen. Diese Lfsung wird erhalten, wenn .die aus saurer Lfsung mit Sehwefelwasserstolf gefallten und mit verd. Saure gewaschenen Sulfide mit gelbem Ammoniumsulfid digeriert werden. Dureh diese Behandlung werden, mit Ausnahme yon Antimon und Zinn, samtliehe Metallionen entfernt, deren Hydroxyde fluoreszierende Adsorp- tionsverbindungen mit Morin bilden. Wird die gelbe sulfalkalische Lfsung mit Wasserstoffperoxyd versetzt, so erfolgt unter Entfarbung Oxydation des gesamten Sehwefels zu Sulfat; etwa vorhandenes Anfimon wird zur fiinfwertigen Stufe oxydiert und zugleich mit Zinn als Hydroxyd abgesehieden*. Die Morinprobe kann mit einer Suspension der I-Iydro- xyde unmittelbar ausgefiihrt werden, da Antimon(V)hydroxyd mit Morin nieht reagiert. Die bei diesem Verfahren aus MOS4-2-, WS4 -2-, VS3 -1- und AsS4-a-Ionen entstehenden Mo04-2-, WOa -2-, VOa -1- und AsO~-~-Ionen reagieren mit Morin nieht.

Arbeitsweise- Ein Tropfen der sauren Probel5sung [frei yon Aluminium, Antimon(III) und Zirkonium] wird auf Filterpapier gebraeht, der Tiipfel- ~leek fiber Ammoniak gedi~mpft und hierauf mit einer acetonigen Morinl6sung angetfipfelt. Das angetfipfelte Filtrierpapier wird fiir kurze Zeit in verd. Essigsaure gelegt und im UV-Lieht (Quarzlampe) betraehtet. Bei An- wesenheit yon Zinn hinterbleibt ein blaugriin fluoreszierender Tiipfelfleek.

Liegt eine sulfMkMische L6sung vor, so wird diese mit ~rasser- stoffperoxyd versetzt und ein Tropfen der Suspension oder, bei kleinen Zinnmengen und in Abwesenheit yon Antimon, ein Tropfen der klaren Lfsung auf Filterpapier gebracht. Das Antiipfeln mit Morin und die Behandlung mit Essigsi~ure ist die gleiehe wie oben. Die Empfindliehkeit tier Reaktion betr~gt ~0D = 6,0.

Reagenzien :

1. Ammoniak. 2. Wasserstoffperoxyd, 5%ig. 3. 0,02%ige Lfsung yon Morin in Aeeton. 4. Mischung yon 100 ml _~thanol und 5 rnl Eisessig.

Uber die Verwendung der Zim~-Morinreaktion zum eindeutigen Naeh- weis yon Zinn in MinerMien und Legierungen ohne vorherige F~llung yon Zinnsulfid wird in der naehfolgenden Abhandlung berichtet. Eines der dort besehriebenen Verfahren kann aueh angewendet werden, wenn Zinn in saurer L6sung neben Metallionen nachgewiesen werdela soll, die fluoreszierende Morinverbindungen bilden.

* Nach orientierenden Versuchen diirfte die Anwendung dieses Ver- fahrens zur gemeinsamen Abscheidung yon Antimon und Zinn in Form tier I-Iydroxyde in der qualigativen und quantitativen Metallanalyse von Interesse sein.

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92 F. Feigl und V. Gentil: Eine neue Tiipfelreak~ion fiir Zinn.

Wi r d~nken an dieser Stelle dem Conselho NacionM de Pesquisas fiir die Un te r s t i i t zung bei der Durchff ihrung dieser Arbei t .

Zusammenfassung.

Zinn(I I ) - und Z i m l ( I V ) h y d r o x y d bi lden mi t Morin eine gegen Essig- s~ure res is ten te blaugrf in f luoreszierende Adsorp t ionsverb indung . Die Anwendung dieser F luoreszenzreak t ion in der Ti ipfe lanalyse wird be- schrieben. Die Empf ind l i chke i t der ]~eaktion be t r~g t p D - ~ 6,0.

Bei Anwesenhei t yon Alumin ium, A n t i m o n ( I I I ) und Zirkon, deren H y d r o x y d e sieh analog verhMten wie Z i n n h y d r o x y d , mul~ zur Prf i fung auf Zinn yon einer sulfMkalisehen LSsung ausgegangen werden.

Summary.

Tin(II) and tin(IV) hydroxydes form blue acetic acid resisVan~ adsorption compounds with morine. These products fluoresce blue-green. The applieaT~ion of this fluorescence reaction in spot test analysis is described. The sensi t ivi ty of the reaction is p D ~ 6.0.

When aluminum, an t imony(I I I ) and zircon are present, whose hydroxydes behave analogously to t in hydroxyde, the test for ~in must proceed from a sulfalkaline solution.

R~sum~. Les hydroxydes de Sn(I[) et Sn(IV) forment avec le morin un compos6

d 'adsorpt ion fluorescent en vert-bleu et rdsistant vis-a-vis de rac ide acdtique. L 'emploi de cette r6action de fluorescence en analyse ~ la touche est ddcrit. La sensibilit6 de la rdaction s'dl~ve h. pD = 6,0. En pr6sence d 'a luminium, an t imoine- I I I et zirconium dont les hydroxydes se comportent comme eelui d'dtain, l 'essai pour l '6tain dolt 6tre effeetu6 en solution sulfo-alcaline.

Literatur.

1 _F. J . Welcher, Organic Analyt ical Reagents, Vol. IV, S. 370. New York. 1948.

2 F . Feigl , Qualitat ive Analysis by Spot Tests, 3. Aufl. S. 142. New York. 1946.

G. Charlot, ~ l a l y t . Chim. Acta 1, 234 (1947).