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Eine Stufe beim Einstieg in das Berufsfeld Ernährung
Catering an der Emil-Fischer-Schule Berlin
StR. und Dipl.-Ing. Franz Horlacher Fachdidaktik Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre
Technische Universität Berlin
Technische Universität Berlin
Gliederung
• Einleitung
• Bildungspolitischer Kontext
• Übergangssystem
• Schulische Bedingungen
• Die Emil-Fischer-Schule
• Schulrechtlicher Rahmen
• Schüler/innen
• Catering an der Emil-Fischer-Schule (EFS)
• Umsetzung
• Wirkung auf die Ausbildungsfähigkeit
• Wirkung auf das Ernährungsverhalten
• Fachdidaktische Einordnung
• Finanzierung
• Resümee
23.03.2011 2 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Bildungspolitscher Kontext
- Duale Ausbildungsverträge
+ vollschulische Ausbildungen
Grundbildung
Berufsvorbereitung
Vollschulische Berufsausbildung
Übergang 1. Schwelle
(Berufsbildungsbericht 2008, S. 257)
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- duale Ausbildung
+ vollschulische Maßnahmen
Übergangssystem laut Nationalem Bildungsbericht 2006 - BGJ
- Berufsfachschulen
- BV (Berufsvorbreitende Lehrgänge)
- Lehrgänge der BA
- Fördermaßnahmen für Benachteiligte
kein qualifizierender Berufsabschluss
sind nicht Teil einer Ausbildung
= Umfang: ca. 500.000 Jugendliche,
= ca. 40 % der Neuzugänge in der beruflichen Bildung.
(BiBB: Übergangssystem. Online verfügbar unter http://www.good-practice.de/3727.php, zuletzt geprüft am 23.04.2010.)
Übergangssystem
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Je geringer das Niveau des Schulabschlusses, um so häufiger gelangen S. in das Übergangssystem.
Je höher der Schulabschluss, um so eher werden (lukrative) duale Ausbildungen angestrebt.
(Autorengruppe "Bildungsberichterstattung" (2008) S. 158)
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Übergangssystem
HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
23.03.2011 6 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Schulische Bedingungen – die Emil-Fischer-Schule
Berufsqualifizierende Lehrgänge
2600 Schüler/innen 120 Lehrkräfte 7 Lehrkräfte für
Fachpraxis
HS-Abschluss oder ohne Abschluss Erw. HS-Abschluss oder MSA
SchulG § 43 (2) Berufsschulpflichtig sind… •TN einer Berufsvorb. Bildungsmaßnahme
SchulG § 29 (3) Recht auf Berufsqualifizierenden Lehrgang
SchulG § 30 Bestimmte Eingangsvoraussetzungen, Ziel Schulabschluss verbessern
Berufsvorbereitender Lehrgang (BV) VBV / 8 Kl.
Berufsqualifizierender Lehrgang in Teilzeit (BQL TZ) VQM (MDQM I) / 1 Kl.
Berufsqualifizierender Lehrgang in Vollzeit (BQL VZ) VBL / 2 Kl.
Einjährige Berufsfachschule (Einj. OBF) BFS /2 Kl.
Maßnahmen werden von privaten o. öff. Trägern durchgeführt
Zusage eines Trägers für fachpraktische Ausbildung
Fachtheorie und Fachpraxis werden am OSZ vermittelt
Fachtheorie und Fachpraxis werden am OSZ vermittelt
8 Stunden Berufsschulunterricht (Theorie) 32 Std. Träger/Praktikum
15 Stunden BS (Theorie) 15 Stunden Fachpraxis beim Träger
16 Stunden Theorie 4 Stunden Fachpraxis 10 Stunden Fachpraxis
20 Stunden Theorie 10 Stunden Fachpraxis
Ausbildungsfähigkeit Kein Schulabschluss Können vom Träger Zusatz-unterricht erhalten und dann extern zum HS/erw. HS- Abschluss angemeldet werden.
Ausbildungsfähigkeit (Abschlusszeugnis d. L.)
HS-Abschluss (Abschlusszeugnis d. L.)
Erw. HS-Abschluss (Abschlusszeugnis d. L. + Notendurchschnitt bis 3,0)
Ausbildungsfähigkeit (Abschlusszeugnis d. L.)
HS-Abschluss (Abschlusszeugnis d. L.)
Erw. HS-Abschluss (Abschlusszeugnis d. L. + Notendurchschnitt bis 3,0)
Ausbildungschancen verbessern Vom erw. HS-Abschluss zum MSA → Prüfung
Evaluation läuft Lehrstellen
~ 40 % 30 – 40 % Fehlzeiten
40 – 50 % Probehalbjahr, Lehrstellen
Catering in der Berufsschule
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23.03.2011 8 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
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0
5
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BvB BQL TZ BQL VZ Einj. OBF
Berufsb. - Praxis
Berufsbez. - Theorie
allg. Fächer
Ohne Abschluss oder mit HS - Abschluss Erw. HS – Abschluss Oder MSA
Schulabschluss verbessern
Schulische Bedingungen – schulrechtlicher Rahmen
10 Stunden Catering
• Durchschnittsalter 17,1 Jahre, sx= 0,73
• 9 männliche und 6 weibliche Schüler/innen
• Mehrzahl hat ein oder mehrere Geschwister
• 75 % sprechen zu Hause deutsch, einige türkisch
• 62,5 % rauchen
• 33 % gehen regelmäßig in ein Fitnessstudio
• 20 % haben neben der Schule einen Job
• die Hälfte hat keinen Hauptschulabschluss
• höherer Schulabschluss angestrebt
• durchschnittlicher BMI 23, sx= 4,01
Schulische Bedingungen - Schüler/innen
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Montag 12:00 – 15:20 Uhr Dienstag 8:00 – 13:30 Uhr
• Lachsterrine herstellen • Lachsterrine ausgarnieren und in Schälchen
zum Verkauf anrichten
• 2 Käsekuchen herstellen • Käsekuchen schneiden und zum Verkauf
anrichten
• Kartoffelsalat herstellen • Kartoffelsalat fertigstellen und in Schälchen
zum Verkauf anrichten
• Tortellinisalat herstellen • Tortellinisalat fertigstellen und in Schälchen
zum Verkauf anrichten
• Käsesandwich herstellen und verpacken • Pfirsichquarkspeise herstellen, fertigstellen
und in Schälchen zum Verkauf anrichten
• Milchreis herstellen • Milchreis herstellen, fertigstellen und in
Schälchen zum Verkauf anrichten
• Spinatlasagne herstellen • Bouletten herstellen und zum Verkauf
anrichten
Catering - Umsetzung
23.03.2011 10 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Catering - Wirkung auf die Ausbildungsfähigkeit
• Michaels 2001 (Chaberny et. al. … berufliche Anforderungen …)
• Frick 2009 (Forschungsprojekt zur Kompetenzerwartung …)
Forderungen der Betriebe an Azubis
• Beobachtung während der Vorbereitung
• Aussagen von Lehrerinnen Derzeitiger Stand der Schüler/innen
23.03.2011 11 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Zuverlässigkeit Physisches und psychisches Durchhaltevermögen 27,5 Fehltage (sx = 13,05) 28 % Fehltage
„Eigentlich machen wir hier Sozialarbeit
– das Fachliche ist nur eine Nebentätigkeit.“
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Catering - Wirkung auf die Ausbildungsfähigkeit
HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Anforderungen an Auszubildende in der Gastronomie bzw. im BF Ernährung vor Beginn der Ausbildung
Beurteilung des Entwicklungsstandes der beobachteten Schüler/innen zum Halbjahr
Gepflegtes Äußeres (Frick 2009: 51) S. sind überwiegend gepflegt, Berufskleidung, Hygienemaßnahmen überwiegend umgesetzt
Umgangsformen (Allgöwer 2009) im Umgang mit Publikum höflich, Professionalität im Kundenkontakt
Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit (Allgöwer 2009)
Zuverlässigkeit zu wenig entwickelt
Fähigkeit zur Teamarbeit (Michaels 2001: 178) in der Erledigung ihrer Aufgaben gemeinsam arbeitend
Fähigkeit zu planen und zu organisieren (Michaels 2001: 178), hauswirtschaftliche Kompetenzen (Frick 2009: 51)
Weitgehende Vorgaben zur Beginn Zunehmend: umsetzen vorgegebener Rezepturen (Arbeitsplatzeinrichtung, Durchführung, Arbeitsplatz aufräumen)
Physisches und psychisches Durchhaltevermögen (Frick 2009: 51)
zu Beginn: nicht mehr als eine Stunde stehend im ersten Halbjahr 2 – 3 Stunden
Alter über 18 Jahre (Frick 2009: 37) Ca. die Hälfte
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Catering - Wirkung auf die Ausbildungsfähigkeit
HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Wie häufig essen Sie die genannten Lebensmittel?
Zusammengefasste Aussagen zum Ernährungsverhalten
Fleisch (Rind, Schwein, Geflügel) Moderater Fleischverzehr
Obst, Gemüse, Salat, Vollkornbrot, Hülsenfrüchte unterhalb der DGE-Empfehlung
Snacks zwischendurch: Wie oft essen Sie die folgenden Speisen?
Pommes frites, Wurst, Döner, Schokolade, Kuchen, Pizza, Chips, Hamburger
nicht regelmäßig konsumiert
Belegte Brote, Obst, Gemüse wünschenswerte Snackkultur
Wie oft trinken Sie die genannten Getränke? Bier, Wein, Schnaps moderater Alkoholkonsum
Cola, Limonade, Fruchtsäfte, Ice-Tea höherer Anteil an süßen Getränken
Eigene Aussagen zum Ernährungsverhalten Ca. 20 %: - Ich habe Angst vor dem Zunehmen. - Ich leide oft unter großem Hunger. - Ich mache Diät. - Ich fühle mich zu dick.
Essverhalten jede/r 5. Schüler/in ist möglicherweise problematisch
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Catering - Wirkung auf das Ernährungsverhalten
HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Was ist Ihnen wichtig beim Essen? Zusammengefasste Aussagen zum Ernährungsverhalten
Weniger wichtig: Mit der Familie, Freunden zusammen essen. Schön gedeckter Tisch. Schön angerichtetes Essen.
Wichtig: Essen muss … satt machen. … preiswert sein.
Gering entwickelte Elemente einer Esskultur
31 % (15 %) der Schüler/innen bevorzugen Lebensmittel, die halal sind.
Orientierung an religiös geprägter Esskultur
Tägliches Essverhalten: sehr unregelmäßig, bevorzugt alleine Ausnahme: 80 % essen regelmäßig zu Abend, 43 % alleine
Kein regelmäßiges Essen, selten gemeinsame Mahlzeiten
Zuhause …
achten auf gesunde Ernährung, Tischmanieren, Schüler/innen können über das Essen mitbestimmen.
Eltern achten auf bestimmtes Essverhalten
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Catering - Wirkung auf das Ernährungsverhalten
HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Anforderung an Projektarbeit (Bonz 1999)
Komplexe Aufgabenstellung
erfüllt
Produkt- und Handlungsorientierung
Produkte werden durch weitgehend selbständiges Schülerhandeln hergestellt.
Interdisziplinarität Bisher nur die Fachpraxis einbezogen. Möglich: Fachrechnen, Deutsch, Ernährungslehre,
Schülerorientierung Nur bedingt realisiert
Gemeinsame Organisation Zu Beginn: hohe Steuerung, Später stark abnehmend
Catering – fachdidaktische Einordnung
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Unabhängigkeit vom Schuletat
Wirtschaftliche Handlungsspielräume
(externe Aufträge durch
Vorsteuerabzugsberechtigung
möglich)
Wareneinkauf
Unterricht / Speisenpro-
duktion
Einnahmen durch den
Verkauf
Förderverein 2000 €
Catering – Finanzierung
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23.03.2011 18 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft
Resümee
• Im Kontext des Übergangssystems gibt es erfolgreiche Maßnahmen
• berufsfeldbezogene Maßnahmen mit Echtheitscharakter sind qualifizierend
• Positive Wirkungen auf die (berufsbezogene) Ausbildungsfähigkeit
• Positive Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten
• Im öffentlichen Schulwesen sind realitätsnahe Praxiselemente realisierbar
• Forschungsbedarf hinsichtlich der Verbleibquoten
• Fallstudien für positive Bewältigung und missglückte Übergänge (Erban 2010: 339 f)
• Individuelle Förderung realisieren
• Integration der praktischen Leistungen in die Gesamtbewertung
• Interdisziplinärer Ansatz
• …
Realisierte Erfolge Bestehende Herausforderungen
• Allgöwer, R. (2009): Hohe Anforderungen an Lehrlinge: Es geht um mehr als gute Noten - Stuttgarter Zeitung online -
Stuttgart, Region & Land - Stuttgart & Region. Stuttgarter Zeitung online.
• Autorengruppe "Bildungsberichterstattung" (2008): Bildung in Deutschland 2008. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I: Bertelsmann, W.
• BMBF (2008): Berufsbildungsbericht 2008. Online verfügbar unter http://www.bmbf.de/pub/bbb_08.pdf, zuletzt aktualisiert am 06.05.2008, zuletzt geprüft am 23.04.2010.
• Bonz, Bernhard (1999): Methoden der Berufsbildung. Ein Lehrbuch. Stuttgart: Hirzel (weiterlernen). Online verfügbar unter http://www.gbv.de/dms/hebis-mainz/toc/060793082.pdf.
• Erban, Tanja Alexandra (2010): Das Berufsvorbereitungsjahr als Übergang von der Schule zum Beruf. Eine Längsschnittuntersuchung zum Verbleib eines Absolventenjahrgangs und zur Wirksamkeit des Berufsvorbereitungsjahres. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang.
• Frick, R.; Fuß, S.; Mößner, A.; Poyaskova-Grassler, E. (2009): Qualifikation für Duale Ausbildung. Kompetenzerwartungen an zukünftige Auszubildende in Handels-, Gastronomie-, Logistik- und Büroberufen in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen. Hg. v. Pädagogische Hochschule Ludwigsburg.
• Gerhards, Jürgen; Rössel, Jörg (2003): Das Ernährungsverhalten Jugendlicher im Kontext ihrer Lebensstile. Eine empirische Studie. Köln (Band 20).
• Michaels, Henrik (2001): Der zweifache Praxisbezug im Hochschul-Curriculum beruflicher Fachrichtungen. Dargestellt am Beispiel des Studienganges Ernährung und Hauswirtschaft. Techn. Univ., Diss.--Berlin, 2000. Frankfurt am Main: Lang (Europäische Hochschulschriften Reihe 11, Pädagogik, Bd. 823).
Literaturverzeichnis
23.03.2011 19 HORLACHER - FD Ernährung und Lebensmittelwissenschaft