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Makro II: Prof. Dr. Paul J.J. Welfens © 2008 Einfache „Technik“ der Modellanalyse Zahl der voneinander unabhängigen Gleichungen; N solche Gleichungen erlaubt Bestimmung von N Endogenen Einfacher Standardfall geschlossene Volkswirtschaft Offene Volkswirtschaft: kleine offene Wirtschaft – hier alle Auslandsvariablen gegeben Explizites 2-Länder-Modell: Wirkung von dG (oder dM/P) auf Y und von Y auf Y* via Außenhandel; ggf. Rückwirkung auf Y Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.euroeiiw.de) 2

Einfache „Technik“ der Modellanalyse · Im In- und Ausland gelte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, wobei Profit im Ausland ßY* ist; Annahme ß*=ß; αist Anteil von Investo-ren

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Makro II:

Prof. Dr. Paul J.J. Welfens© 2008

Einfache „Technik“ der Modellanalyse

Zahl der voneinander unabhängigen Gleichungen; N solche Gleichungen erlaubt Bestimmung von N Endogenen

Einfacher Standardfall geschlossene VolkswirtschaftOffene Volkswirtschaft: kleine offene Wirtschaft –hier alle Auslandsvariablen gegebenExplizites 2-Länder-Modell: Wirkung von dG (oder dM/P) auf Y und von Y auf Y* via Außenhandel; ggf. Rückwirkung auf Y

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Interessierende Makrofragen: Höhe bzw. Vorzeichen der Politikmultiplikatoren

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Lösung von Gleichungssystem IS-LM (klausurrelevant); Parameter c,b,h,h‘ jeweils>0

Gleichgewicht Gütermarkt (IS) u. Geldmarkt (LM)1) Y = c(1-τ)Y – br + G; einfache Funktion I = -br2) M/P = hY – h‘r; Annahme Nominalzins i =r1‘) dY[1-c(1- τ)] + bdr = dG; Steuersatz τ; 0<c<12‘) hdY – h‘dr = dM/P; Annahme: P exogenReduzierte Form: links vom Gleichheitszeichen die endogenen Variablen, rechts die Exogenen, Gleichung in Matrixschreibweise; Cramersche Regel; Politikmultiplikator dY/dG; dY/dMProf. Dr. Paul J.J. Welfens

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Output-Fiskalmultiplikator für Erhöhung von G: dY/dG = 1/[(1-c‘) +bh/h‘]

Definition hier c‘:=c(1-τ)Falls die absolute Zinsreagibilität der Geldnachfrage (h‘) gegen ∞, dann Multiplikator wie ohne Geldmarkt (also relativ groß)Matrixschreibweise; Cramersche Regel zur Bestimmung der Endogenen bzw. Multiplikator: Ersetze in Koeffizientenmatrix der Endogenen den relevanten Spaltenvektor durch den für relevante Exogene Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Matrixschreibweise; Systemdeterminante ist DET U

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Matrixschreibweise; Systemdeterminante ist DET U

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Multiplikator für Geldmengenexpansion: d(M/P)>0

dY/d(M/P) = 1/[(1-c‘)h‘/b + h]>0Output-Geldmultiplikator gegen Null, falls betragsmäßig die Zinsreagibilität (h‘) der Geldnachfrage gegen ∞ (entspricht Fall der Liquiditätsfalle: Zinselastizität der realen Geldnachfrage betragsmäßig unendlich groß)Entsprechend kann dr/dG und dr/d(M/P) berechnet werden

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Was ist eine Elastizität? Anwendung

Elastizität EY,x gibt an, um wie viel Prozent Y sich ändert, wenn unabhängige Variable x (oder z…) sich um 1% ändert; äquivalente Schreibweise (dY/Y)/(dx/x):=EY,x:=dlnY/dlnx

Beispiel Nachfragefunktion Q = p-ßyß‘, wobei p der Preis des Gutes ist, y das Pro-Kopf-Einkommen (Exponenten ß und ß‘ jeweils >0)

dlnQ= -ßdlnp + ß‘dlny; dlnq/dlnp ist Elastizität EQ,p

Elastizität q in Bezug auf p ist –ß<0; EQ,y ist ß‘Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Offene Volkswirtschaft (realer Wechsel-kurs q*:eP*/P; bei flexiblen Wechselkursen ist e neben Y und r endogen)

Exportfunktion X = xq*Y*; Parameter x; Elasti-zität der Exportmenge X in Bezug auf q* ist zur Vereinfachung mit 1 angenommen; q*:=eP*/PImportfunktion J = jY/q* (EJ,q* sei minus 1)Außenbeitrag: xq*Y*- q*jY/q*; Nettokapitalim-port real sei φ(r-r*); Parameter φ>0IS: Y =c(1-τ)Y-br+G+xq*Y*- jY; Realzins rLM: M/P = hY – h‘r; Annahme Nominalzins i=rZZ: φ(r-r*)=jY-xq*Y*

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Nochmals ein Blick auf ZZ-Kurve (Parameter φ>0)

Die ZZ-Kurve zeigt Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt an (Nettokapitalimport=Nettogüterimport)

φ(r-r*)=jY-xq*Y*; Steigung dr/dY=j/z bzw.r = r*+ [xq*Y* - jY]/φ; für φ (Zinsreagibilität des Kapitalverkehrs) gegen ∞ ist ZZ-Kurve waagerechtAnnmerkung: genaue Funktion für Nettokapitalimport ist φ[i – (i*+a‘-R‘*)], wobei a‘für erwartete Abwertungsrate der inländischen Wäh-rung steht; Abwertung erhöht effektive Ertragsrate aus Ausland, R‘* ist Risikoprämie bei Auslandsanlage

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System für offene Volkswirtschaft in Matrixschreibweise; DET U‘

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System für offene Volkswirtschaft in Matrixschreibweise; DET U‘

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Problemfall offene Volkswirtschaft

Y hängt u.a. von Y* ab; Exportmultiplikator dY/dXbzw. dY/dY*>0Wenn Y auf Y* wirkt – expansiv bei expansiver Fiskalpolitik, da bei Anstieg von Y auch Import steigt, also auch der reale Export (X*=J) des Auslandes (Y*=c*‘Y*+b‘*/r*+G*+X*-X/q*) – so gilt

Im Depedenz-Modell (großes Inland, kleines Ausland), dass nur Y auf Y* wirktSymmetrisches 2-Länder-Modell: zudem Rückwir-kung von Y* auf Y Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Fiskalpolitik offene Volkswirtschaft

Wenn asymmetrische Länder, dann besteht die Gefahr, dass aktives Land Y und Y* hochzieht, während erhöhte staatliche Schuldenquote im Inland als Ergebnis der Fiskalpolitik bleibtBei flexiblem Kurs zudem wegen Zinserhöhung Aufwertung (q* sinkt), was Direktinvestitionen im Ausland erhöht – wenn Y*K*>r=r*=YK, steigt ggf. Reales Kapitalvermögen A‘= ßY/r + α(q*)ßY*q*/r ; hierbei wird Profit mit r diskontiert („ewige“ Sicht)Konjunkturpolitik kann internationales öffentliches Gut sein; Problem!?

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Marshall-Lerner-Bedingung: Betrachtet wird Reaktion des Außenbeitrags auf Änderung von e bzw. q* (realer Wechselkurs); E für Elastizität

Netteexport nominal in inländischer WährungX“= PX(eP*/P,Y*) – eP*J(eP*/P, Y) bzw.Export-Import-Relation x“= X(eP*/P, Y*)/{[eP*/P]J(eP*/P,Y)}

Beachte Regel: y=f(x,z): dann gy = Ef,xgx + Ef,zgz

Verbessert Abwertung x“?: gx“=EX,q*gq*- gq* + EJ,q*gq*

Für gq*≠0: gx“/gq*>0, wenn (EX,q*- 1+EJ,q*) >0; wenn also die Summe der absoluten Importelastizitäten >1 (gemeint ist die Importelastizität des Inlandes EJ,q* und die des Auslandes, die natürlich gleich Ex,q* ist; (Marshall-Lerner). Führt auf empirische Fragestellung; langfristig M-L wohl ok!!

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Modifizierte Marshall-Lerner; asymm. Direktinves-titionsfall: Inland hat DI im Ausland (Welfens, 2008b), keine internationalen Gewinn-Transfers

Definiere Bruttonationaleinkommen Z=Y+αßY*q*

Export X=f(q*,Z*); Import J =F(q*,Z); Y/Z:=φ“Im In- und Ausland gelte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, wobei Profit im Ausland ßY* ist; Annahme ß*=ß; α ist Anteil von Investo-ren aus Land 1 am Kapitalbestand K* (in Land 2)X“= X(eP*/P,Y*(1-αß)/[q*J(eP*/P, Y+ αßY*q*)]dX“/dq*>0 if Ex,q*-EJ,q*-EJ,Z(1-φ“)αßY*>1; ggf. noch α(q*) beachten Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Unterscheide 3 Fragestellungen

A) verbessert Abwertung Nettogüterexport B) verbessert Abwertung Leistungsbilanzposition= X+αßq*Y*C) führt Abwertung zu Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarkt (im Fixkurssystem = Erhöhung des Geldangbots)

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Multiplikator-Analyse in offener Wirtschaft (ohne Geldmarkt)Betrachte Einfluss bzw. Aspekte

dY/dG = 1/[1-c‘+j] für Fall ohne Geldmarkt; also ist Fiskalpolitik in offener Wirtschaft weniger effektiv als in geschlossener; Sinnvoll: eurozonenweit Fiskalpol.dY/dG = 1/[1-c‘+ j- q*x∂Y*/∂Y] Fall USA etc.; 0<∂Y*/∂Y<1dY/dG in Zwei-Länder-Modell; unter der Bedingung dG=dG* - einfacher Fall koordinierter Politik, der zu untersuchen istWelcher Policy-Mix ist adäquat (etwa dG>0 und dM*/P*>0?)Welche Rolle spielt internationale Skalenvorteil etc (Y+Y*)?Welche Rolle für Produktinnovation (v)?: etwa C=c‘Y+c“v…Rolle von Direktinvestitionen: C=c(Y+ßq*Y*);Fall DI im Ausl.

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Modifiziertes Dornbusch-Modell mit dK/dt= 0; (e‘ ist Euler-Zahl; G:=γY; τ‘:=1-τ, e# Gleichgewichtskurs); Kapitalmarktgleichgewichtsbedingung 3); vgl. Welfens 2007

1) Y=c(1- τ)(1- α**ß)Y+G - j(1- α**ß)Y +xq*Y*2) M/P=Y(1- α**ß)e‘–λi; 3) i = i*+a‘ (a‘ erwartete Abwertungsrate)

1‘) Y[1-c(1-τ)(1- α**ß)-γ+j(1-α**ß] = xq*Y*Beachte, dass ln(1+z) ≈z für z nahe 0; Logarithmieren von ergibt (mit j‘:=j(1-α**ß)): 1“)lnY-cτ‘(1-α**ß)-γ+j‘=lnx+lne+lnP*-lnP+lnY*2“) lnM–lnP= lnY-α**ß–λi; 3“) i=i*+θ(lne#-lne)

FDI-Zuflussland als Fall Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.euroeiiw.de) 20

Dornbusch-Modell-Variante (Welfens, 2008; e# ist Gleichgewichtskurs)

1“)lnP=lne +{[-lnY+cτ‘(1-α**ß)+γ-j‘]+lnx+lnP*+lnY*}

2“) lnP = lnM – lnY+ α**ß+ λi* + λθ(lne#-lne)Beachte, hier ist lnY exogen; und weiter:

Gütermarktgleichgewichtskurve ISP im lnP-lne-Diagramm hat positive SteigungFinanzsektorgleichgewichtskurve LMP hat eine negative Steigung (-λθ); Wirtschaft jederzeit auf LMP, da hier die schnellen Variablen enthaltenEndogen: lne, lnP Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Grafische Darstellung des Gleichgewichtes im modifi-ziertenDornbusch-Modell (Welfens 08): Effekt der Erhöhung des Kapitalanteils in der Hand ausländischer Investoren

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lne1

ISP1 ISP0

LMP1 LMP0

F E1E0

lnP

lnP0

0 lne0 lne2 lne

Preisniveaubestimmung explizit aus Nachfrageüberschuss (π‘ für erwartete Inflationsrate; 1-c‘:=s‘)

dP/dt = ψ(Yd -Y); Preisniveau steigt bei Nachfrageüberschuss im GütermarktYd = C+I; C=c‘Yd; I=b“/r; sei i=r bzw. π‘=0M/P = Y/(h“r); h“>0; r = Yd/[(M/P)h“]Yd =c‘Yd + (b“h“)(M/P)/Yd; Yd2 =[b“h“/s‘]M/P; Modifizierte Cobb Douglas: Y = (M/P)ß‘ Kß(AL)1-ß‘-ß

dP/dt = ψ{[b“h“/s‘]M/P}0.5 - (M/P)ß‘ Kß(AL)1-ß‘-ß

Setze dP/dt=0: P#=[b“h“/s‘]0.5M 0.5-ß‘/Kß(AL) 1-ß‘-ß; P positive Funktion von M (EP,M<1) Prof. Dr. Paul J.J. Welfens

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Betrachtet man lange Frist, dann ist man in der Wachstumstheorie

Typischerweise Akkumulation von Kapital (Realkapital, Humankap., F&E-Kap.:= kumulierte F&E-Ausgaben minus Abschreibungen) wird betrachtet;

Differentialgleichung dK/dt =…GütermarktgleichgewichtsbedingungFrage nach Stabilität (Zeitindex t gegen ∞)Analyse der Rolle der Parameter für die Lösung (Steady state); Politikimplikationen

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Wachstum, Einkommen, Beschäftigung, Inflation

Zum Thema Wachstum:Wirtschaftswachstum im neoklassischen Wachstumsmodell ist exogen; und bestimmt durch Wachstumsrate des technischen Fortschritts – langfristige Analyse;Endogene Wachstumstheorie erklärt technischen Fortschritt, etwa durch F&E (Forschung und Entwicklung)

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Zyklische Wirtschaftsentwicklung: Verbindung Angebotsseite (Ypot) und Nachfrageseite

Zyklische kurz- und mittelfristige Wirtschaftsentwicklung

Schwankungen im Auslastungsgrad des produktionspotenzials (Ypot): also Y/YpotProduktionspotenzial ist langfristig maximal (oder auch definiert als normal) mögliche Produktion bei Auslastung der in den Unternehmen vorhandenen ProduktionsfaktorenOutput-Lücke ist definiert als Y-Ypot

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Verschiedene theoretische Ansätze

Einkommen

Beschäftigung

Produktion

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Alternativen Ansätze der Stabilitätspolitik

Ansätze könnenNachfrageorientiert sein (z.B. Fiskalpolitik via Erhöhung von G; oder Senkung des Durchschnittssteuersatzes); für unterbeschäftigte Wirtschaft sinnvoll; kurzfristig!Angebotsorientiert – mehr an rentablem Einsatz von Kapital und Arbeit ermöglichen (Grenzsteuersatz senken!); setzt mehr auf vollbeschäftigte WirtschaftSchumpeterscher Ansatz – setzt besonders auf Innovationsanreize und verbindet Angebots- und Nachfageseite (Investition & Innovation als Schlüsselelemente)

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Betrachtung in offener Volkswirtschaft bzw. EU

Land I: Politik allein realisieren oder mit II kooperieren

Outsider-Land III

Land II: Politikallein oder kooperativ mit I

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B.12 Strategische Aspekte der Stabilitätspolitik

Im Rahmen einer durchdachten Politik – insbesondere auch der Stabilitäts- und Wachstumspolitik - geht es um eine vernünftige widerspruchsfreie Konzeption der Wirtschaftspolitik, also eine sinnvolle Verbindung von Zielen: z.B. Vollbeschäftigung oder/und Preisniveaustabilität oder angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum oder außenwirtschaftliches Gleichgewicht (dies sind etwa die Ziele des Stabilitiäts-und Wachstumsgesetzes in Deutschland)Grundsätzen: Maßnahmen sind marktkonform auszugestalten, d.h. der Preismechanismus soll nicht behindert werden; also verbietet sich dann ein staatlicher Lohn- und Preisstop

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B.12 Strategische Aspekte der Wirtschaftspolitik

Trägern: Als Träger der Stabilitätspolitik gelten u.a. die Zentralbank, die Fiskalpolitik von Bundesebene und Bundesländern sowie ggf. die Träger der Sozialversicherung – Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sind in der Regel keine Träger, sondern Einflussakteure der Wirtschaftspolitik (eine Ausnahme ist Dänemark, wo die Gewerkschaften die Arbeitslosenversicherung verwalten bzw. organisieren)Mitteln (z.B. Zinsänderung, Steuersatzveränderung), die ursachenadäquat und mit Blick auf kurz- und langfristige Wirksamkeit ausgewählt werden und möglichst geringe schädliche Nebenwirkung haben sollten.

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B.12 Strategische Aspekte der Wirtschaftspolitik

In der Wirtschaftspolitik geht es in der Praxis insbesondere um folgende Probleme bei Politikmaßnahmen:Mehrheitsfähigkeit: In der Demokratie muss man in den entsprechenden Entscheidungsgremien, insbesondere auch im Parlament oder bei Volksabstimmungen, eine Mehrheit für die angedachte Maßnahme finden.Durchführbarkeit: Die beabsichtigte Maßnahme muss vom jeweiligen Politikträger auch durchführbar sein, d.h. es müssen entsprechende formale Kompetenzen bestehen

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B.12 Strategische Aspekte der Wirtschaftspolitik

Wirksamkeit: Die ergriffenen Maßnahmen müssen mit Blick auf die Politikziele wirksam sein, was man bei operationalisierten Zielen anhand geeigneter Indikatoren auch überprüfen kann.Effizienz: Es ist eine vernünftige Nutzen-Kosten-Relation herzustellen, wobei man neben den direkten Wirkungen auch die Nebenwirkungen -hier gilt es u.a. Verzerrungseffekte zu erfassen - zu quantifizieren hat und den Nutzen den Kosten der Maßnahme gegenüberstellen sollte. Bei der Analyse den Nutzens bzw. der Kosten sindwohlfahrtsökonomische Analysen in der Regel erforderlich: also die Auswirkungen alternativer Maßnahmen auf die Konsumenten- und Produzentenrente zu prüfen; aus wohlfahrtsökonomischer Sicht sollte eine möglichst geringe Minderung der Konsumenten- und Produzentenrente auf der Kostenseite in den diversen betroffene Märkten entstehen. Im Markt mit der Intervention sollte entsprechend ein hoher Zuwachs der Konsumenten- bzw. Produzentenrente erzielt werden.

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B.12 Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

In der Stabilitätspolitik kann man grundsätzlich drei verschiedene Strategien unterscheiden, die sich allerdings auch nach Problemlage und Zeithorizont unterscheiden:In kurzfristiger Sicht geht es um eine nachfrageorientierte Stabilitätspolitik, welche die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bzw. deren Komponenten erhöhen will: also etwa über eine Zinssenkung bzw. expansive Geldpolitik, die Investitionen stimulieren will - oder über eine expansive Fiskalpolitik den Staatsverbrauch erhöht. Als expansive Fiskalpolitik kann auch eine Senkung des Durchschnittssteuersatzes gelten, womit man auf eine Konsumstimulierung abzielt.

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B.12 Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

In einer kurz- und mittelfristigen Sicht kann man im Rahmen eines monetaristischen Ansatzes stärker die Geldpolitik – speziell bei flexiblem Wechselkurssystem – als Mittel der Nachfragebeeinflussung betonen; geldpolitische Impulse gelten hier als stärker wirksam als fiskalpolitische. Zugleich wird aber u.a. von MILTON FRIEDMAN auf die Notwendigkeit einer Verstetigung der Geldpolitik zwecks Vermeidung von politisch induzierten Instabilitäten gesetzt.

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Monetarismus…Der Transmissionsmechanismus bei der Geldpolitik setzt hier im Übrigen auf die Kette: sinkender Realzinssatz, erhöhte Investitionen, Währungsabwertung und Exportanstieg bzw. Erhöhung des Außenbeitrages sowie Erhöhung des Realeinkommens. Dabei wird weniger auf die Rolle des kurzfristigen Einkommens, sondern mehr auf daslangfristig erwartete Einkommen (permanent income) als Bestimmungsgrund der Konsumnachfrage gesetzt. Die Fiskalpolitik wird mit Blick auf Crowding-out-Probleme als eher unwirksam angesehen und Arbeitslosigkeitsprobleme will man letztlich weniger über Nachfragepolitik als vielmehr vor allem über Deregulierung und Flexibilisierung sowie letztlich flexiblere Löhne auf dem Arbeitsmarkt überwinden.

Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.euroeiiw.de) 37

B.12 Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

In einer eher mittelfristigen Politikperspektive kann man bei angebotsseitigen Problemen natürlich auch bewusst auf der Angebotsseite der Wirtschaft ansetzen und versuchen, die Bedingungen für mehr Investitionen und Innovationen zu verbessern: Es geht beiangebotsorientierter Stabilitätspolitik letztlich um

Maßnahmen, die auf dem Kapitalmarkt bzw. dem Arbeitsmarkt sinnvoll ansetzen und schließlich auch auf die Förderung von Innovationen bzw. des Technologiefaktors setzen; verbesserte Renditeerwartungen dank Innovationsbeschleunigung können etwa zu höheren Investitionen führen, wobei geeignete Maßnahmen zur Kapitalmarktentwicklung ergänzend sinnvoll sein können. Man denke etwa an Maßnahmen zur verbesserten Bereitstellung von Risikokapital. Auch Maßnahmen zur Flexibilisierung und Differenzierung am Arbeitsmarkt werden als interessante Politikoption gesehen (siehe die folgenden Übersichten zu den drei Politikansätzen).

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Mindestlohndebatte

Mindestlohndebatte 2007/08 (siehe Post-Sektor, BRD)PRO: Vermeidung von Armut, da Löhne von Geringquali-fizierten steigen; Lohnplus für die, die Job HABEN (Insider)PRO: Verhindert, dass Staat stark Löhne (wie beim privaten Konkurrenten der Deutschen Post AG) subventioniert – Hartz IV für Beschäftigte mit Minilöhnen; ABER mehr Arbeitslose?CONTRA: Einführung eines effektiven Mindestlohns reduziert die Arbeitsnachfrage der Unternehmen bei Outsidern bzw. Geringqualifizierten= mehr Arbeitslose wegen Jobverlagerung ins Ausland bzw. Rationalisierungsinvestition

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Mindestlöhne können relativ unterschädlich sein, wenn

Sektor der nichthandelsfähigen Güter allein erfasst wird – hier ist Konkurrenz aus Ausland bzw. Verlagerungsdruck wenig wirksam Wenn in relevanten Branchen zu wenig Konkurrenz von Unternehmen, um Lohn W aufs normale Gleichgewichtsniveau W=PYL (YL für Grenzprodukt der Arbeit) zu treiben; trifft selten zu, etwa in Unis!Effizienzlohntheorie besagt, dass mit steigendem Lohnsatz die Anstrengung der Arbeitnehmer steigt, so dass auch das Grenzprodukt parallel steigen könnte (Henry Ford bzw. Ford-T-Modell als Beispiel!)

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Mindestlöhne international (siehe auch empirische Analyse)

Betrifft 1-2% in UK, USA, NL; niedriges NIVEAU – in NL Jungendliche von Mindestlohn ausgenommen!In Frankreich 16% der Beschäftigten betroffen; Frankreich hat aber sehr hohe Jugendarbeitslosenquote – eine der höchsten in der EU; und große Probleme mit JugendgewaltBESSER: Mehr in Bildung investieren, Anreize zur Qualifizierung stärken, mehr Gründungen von Unternehmen fördern; Tarifvertragsparteien können regional und sektoral Quasi-Mindestlöhne vertraglich vereinbaren

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Bankenkrise in USA/EUBanken nehmen Einlagen herein, geben langfristige KrediteNormale Zinsstruktur:

Niedriger Zins für kurzfristige Kredite bzw. EinlagenLangfristiger Zins hoch; also Banken verdienen an Fristentransformation, d.h. kurzfristige Einlagen, langfr. Kreditvergabe – ABER Liquiditätsrisiko

90er Jahre: Banken haben zunehmend Kredite in 2. Runde aus der Bilanz geschoben: „Securitization“=Ver-briefungswelle; man kann Forderungen der Bank(aus Kreditgeschäft) in forderungsgesicherten Wertpapieren bündeln und verkaufen = assetbacket securitiesUS-Hypotheken sind z.T. in ABS-Papieren!

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BankenkriseKrise am US-Hypothekenmarkt (Forderungsausfälle

bei zweitklassigen Schuldnern/subprime in 2007); Immo-preise fallen!

ABS-Papiere verlieren an Wert

(auch IKB etc. in solchenPapieren investiert bzw.hat Zweckgesellschaften

mit solchen Papieren); Zweck-gesellsch. mit Kreditlinie von Bank

Kurzfristige commercialpaper Refinanzierung

kaum mehr möglich (von 60 auf 5 Tage Laufzeit gefallen);faktisch muss Kreditlinie derBanken mobilisiert werden!!!

Prof. Dr. Paul J.J. Welfens (www.euroeiiw.de) 43

Hauptproblem am Ende wie folgt

Banker (zB Manager Ackermann, Deutsche Bank, unter Hinweis auf US-Banken) fordern 30% Eigenkapitalrendite

ABER: Rendite auf risikolose Staatspapiere =4%Da man jenseits kurzfristiger Sondereffekte wie Produktivitätssteigerungen durch Software-Einführung bzw. –Mo-dernisierung renditemäßig keine Wunder schaffen kann, gilt hier: 30% = Summe aus 4% plus 26% Risikoprämie! Die gibt es nur für riskante Geschäfte; US-System und EU-Bankensystem hat Fehlanreize, schwache Bankenaufsicht, internationale Bankenkrise 2007/08; EZB & FED expansiv, um Zusammenbruch der Interbankenmärkte zu verhindern: Beachte M = Geldangebotsmultiplikator λ x Geldbasis B‘, wobei hinter λ Verhalten des Bankensektors steht; Krise, falls λ sinkt!Banken haben ABS-Papiere zwecks Vermeidung von Kursverfall in eigene Bücher genommen; wegen 8%-Basel-I-Mindestkapitalquote bedeutet dies nun, dass Kreditangebot sinkt, also I(…) sinkt. Ab 08 gilt Basel II…

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B.12 Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

Nachfrageorientierte Stabilitätspolitik

NACHFRAGEORIENTIERTE STABILITÄTSPOLITIK

- bei Rezession -

Strategie: gesamtwirtschaftliche Nachfrage beleben

Einkommens-erwartungenverbessern

Konsumnachfrage Investitionen Staatsverbrauch Außenbeitrag

Senkung der Ein-kommenssteuer(Durchschnitts-

steuersatz)

Abschreibungs-erleichterung

Öffentliche Investitionsaus-gaben erhöhen

Abwertung

Sozialhilfebzw. Transfers

erhöhen

Senkung der Körperschafts-

steuersätze

Erhöhter Staatskonsum

Exportförde-rung verstärken

Reduzierung der Importe

(z.B. via Zölle)Problematik der

Defizitfinanzierung (crowding-out)

Schuldenpolitik Schuldenstrukturpolitik

Geldpolitik sorgt für

Niedrigzins

Fristigkeit

Währung

Gläubigerstruktur

NACHFRAGEORIENTIERTE STABILITÄTSPOLITIK

- bei Rezession -

Strategie: gesamtwirtschaftliche Nachfrage beleben

Einkommens-erwartungenverbessern

Konsumnachfrage Investitionen Staatsverbrauch Außenbeitrag

Senkung der Ein-kommenssteuer(Durchschnitts-

steuersatz)

Abschreibungs-erleichterung

Öffentliche Investitionsaus-gaben erhöhen

Abwertung

Sozialhilfebzw. Transfers

erhöhen

Senkung der Körperschafts-

steuersätze

Erhöhter Staatskonsum

Exportförde-rung verstärken

Reduzierung der Importe

(z.B. via Zölle)Problematik der

Defizitfinanzierung (crowding-out)

Schuldenpolitik Schuldenstrukturpolitik

Geldpolitik sorgt für

Niedrigzins

Fristigkeit

Währung

Gläubigerstruktur

NACHFRAGEORIENTIERTE STABILITÄTSPOLITIK

- bei Rezession -

Strategie: gesamtwirtschaftliche Nachfrage beleben

Einkommens-erwartungenverbessern

Konsumnachfrage Investitionen Staatsverbrauch Außenbeitrag

Senkung der Ein-kommenssteuer(Durchschnitts-

steuersatz)

Abschreibungs-erleichterung

Öffentliche Investitionsaus-gaben erhöhen

Abwertung

Sozialhilfebzw. Transfers

erhöhen

Senkung der Körperschafts-

steuersätze

Erhöhter Staatskonsum

Exportförde-rung verstärken

Reduzierung der Importe

(z.B. via Zölle)Problematik der

Defizitfinanzierung (crowding-out)

Schuldenpolitik Schuldenstrukturpolitik

Geldpolitik sorgt für

Niedrigzins

Fristigkeit

Währung

Gläubigerstruktur

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B.12 Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

MONETARISTISCHE STABILITÄTSPOLITIK

- bei Rezession -

Strategie: Verstetigung der Politik; expansive Geldpolitik

Langfristige Einkommenserwar-tungen (permanent

income)

Arbeitsmarktpolitik Geldpolitik Fiskalpolitik

Deregulierung mengenorientierte expansive Politik

Verstetigung

nominale bzw. reale Lohnsenkung

Vorankündigung einer glaubwürdigen

Strategie

Abbau der Staatsquote als Wachstumsimpuls

(Effizienzgewinn)

Rolle der Gewerkschaften

beschränken

mittelfristige Preisniveaustabilität

realisieren

Effizienzhemmende Steuern abbauen

Monetaristische Stabilitätspolitik

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Alternative Konzepte der Stabilitätspolitik

ANGEBOTSORIENTIERTE STABILITÄTSPOLITIK

- bei Rezession -

Strategie: mehr Investitionen rentabel machen

Kapitalmarkt Innovationen Arbeitsmarkt

Steuererleichterung für Investoren (Grenzsteuer-

sätze reduzieren)

F&E-Subventionen erhöhen

(Re)Qualifizierungs-maßnahmen

Lohndifferenzierung erhöhen

Effizienz der Forschungsförderung

steigern

Standortpflege zwecks Erhöhung von Direkt-investitionszuflüssen

Bedingungen für Unternehmensgrün-

dung verbessern

Technologieorientierte Unternehmensgrün-

dungen fördern

Arbeitszeit-flexibilisierung;

Mobilitätserhöhung

Effizienz der Finanzmärkte sichern

Patentschutz und Copyright sichern

Lohnneben-kosten senken

Kostensenkung in Netzsektoren durch Deregulierung und

Privatisierung

höhere Ausgaben für Bildung (inkl.

Universitätsreformen)

Technologietrans-fer verbessern

Sozialhilfe reformieren

Integrationspolitik verbessern

Verstetigung der Geld-und Fiskalpolitik

Angebotsorientierte Stabilitätspolitik

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Realität in Bundesrepublik Deutschland

In 70er Jahren bei Rezessionen meist keynesianische Nachfragepolitik (Geist des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967)In 80er Jahren verstärkt Doppelstrategie – auch gemäß SVR-Vorschlag -, da auch Angebotsprobleme erkennbar; sinnvoller POLICY MIX als wichtige Aufgabe! Teilweise Enttäuschung über Keyn. PolitikSeit 1999: Politik schwieriger, da in Eurozone Geldpolitik via EZB, Fiskalpolitik aber von Mitgliedsländern der Eurozone individuell

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Wichtige Überlegungen zum Fixkurssystem

Fixkurssystem hat aus Sicht kleiner offener Volkswirtschaften

Vorteil, dass man sich durch Verankerung an Währungsreserveland Transparenz bzw. geringe Transaktions- und Infokosten bei Außenhandel verschafftNachteil, dass bei inflationärer Geldpolitik im Reservewährungs- bzw. Ankerland die Inflation indirekt importiert wird (importierte Inflation)Hinweis: PRIVILEG Währungsreserveland! Kann Importe in selbst emittierter Währung bezahlen!= internationaler Ressourcentransfer

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

US-Dollar Euro Japanischer Yen Andere

Anteile und Geldmarktpapiere, die von nicht Gebietsansässigen des jeweiligen

heimischen Finanzmarkts begeben wurden 1), 2)

Juni 1999 46,8 21,7 16,6 14,9

Juni 2001 44,1 27,4 14,3 14,2

Juni 2003 43,7 30,4 10,5 15,3Insgesamt getätigte Devisengeschäfte mit der Landeswährung außerhalb des Euro-

Währungsgebiets 3)

April 2001 47,5 16,9 12,5 23,1

Internationale Bankpassiva 1), 4)

Juni 1999 55,2 19,6 8,7 16,5

Juni 2001 54,4 24,1 7,7 13,7

Dezember

2002

53,2 24,6 6,2 16,0

1) Zu konstanten Wechselkursen des ersten Quartals 1994.2) Umlauf an Schuldverschreibungen, die aus der Warte des Landes des Schuldners (im Falle des Euro des gesamten Euro-Währungsgebiets) in Fremdwährung begeben wurden.3) Einschließlich Devisengeschäften mit dem US-Dollar in den Vereinigten Staaten und mit dem japanischen Yen in Japan.4) Passiva von Kreditinstituten gegenüber dem Ausland und inländische Passiva von Kreditinstituten in Fremdwährung.Quellen: BIZ und EZB-Berechnungen, aus: ECB Monthly Bulletin, November 2003, 71

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Anteile an Weltwährungsreserven

US-Dollar: ca 60%Traditionelle Dominanz seit 2. WeltkriegUSA hat großes BIP und Top-Bankensystem; wichtigster Handelspartner für viele LänderLange Zeit USA mit niedriger Inflationsrate; seit Ende 60er Jahren zeitweise hohe Inflation;1971: Ende Goldkonvertibilität; seit 1973 flexible Wechselkurse (EU)Seit 90er Jahren niedrige Inflationsraten in USA, hohes Wachstum des realen BIP

Euro (seit 1999 als Buchgeld bzw. 2002 auch als Bargeld): ca. fast 30%

11 Starterländer; 2001 plus Griechenland; 2007 plus Slowenien; 2008 plus Malta und Zypern. Mehr Mitgliedsländer in Eurozone langfristig zu erwartenNiedrige Inflationsrate (!?)Hohe Qualität des BankensystemsAnhaltendes WachstumPolitische Integration schwach

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Aspekte der Inflation in offener Volkswirtschaft bei Fixkurssystem

Wie kommt bei Fixkurssystem Inflation von außen auf die kleine offene Volkswirtschaft

Geldmenge ist bei Fixkurssystem endogen Schritt 1: P* steigt bzw. Inflation im Ausland; wegen P=eP* steigt bei Fixkurs e0 auch Inlandspreisniveau, daher die nominale Geldnachfrage Pm(Y,i)Schritt 2: Nachfrageüberschuss auf dem Geldmarkt wird beseitigt durch erhöhte Nettogüterexporte = Angebotsüberschuss auf Devisenmarkt; Zentralbank kauft zwecks Paritätsverteidigung auf, so das M expandiert (damit dann wieder Gleichgewicht auf Geldmarkt)

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B.12 Monetärer Ansatz der Zahlungsbilanz

Differenzierte Betrachtung: Nachfolgend werden wir neben handelsfähigen T-Gütern auch nichthandelsfähigen N-Güter betrachten. Nun beantwortet sich die Frage, wie eine Inflation im Ausland bzw. im Währungsreserveland auf das Inland übergreift, wie folgt:Im Ausgangspunkt sei die Inflationsrate im In- und Ausland Null, dann erfolgt der Übergang zu einer Inflationspolitik im Ausland: Im Ausland führt gemäß Quantitätstheorie bzw. gP* = gM* – g Y* eine inflationäre Geldpolitik – also bei einer Wachstumsrate (Symbol g) der Geldmenge M*, die die Wachstumsrate von Y* übersteigt – zu einer positiven Inflationsrate. P* bzw. PT* steigt; Preisarbitrage…

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B.12 Monetärer Ansatz der Zahlungsbilanz Dadurch steigen infolge von internationaler Arbitrage die

Preise handelsfähiger Güter (T-Güter) auch im Inland; es gilt PT = ePT*, wobei PT der Preis handelsfähiger Güter ist (* steht für Ausland). Natürlich werden auch die Preise importkonkurrenzierender Güter ansteigen. Das Inlandspreisniveau P, das sich aus dem Teilpreisindex PT für handelsfähige Güter und PN für nichthandelsfähige Güter zusammensetzt – nämlich Preisniveau P= (PT)α (PN)1-α (mit 0<α<1 als Anteil der handelsfähigen Güter im Warenkorb) –wird ansteigen. Deshalb kommt es nun im inländischen Geldmarkt zu einem Nachfrageüberschuss auf dem Geldmarkt: Denn die nominale Geldnachfrage lautet Md= Pmd(Y,i), so dass bei gegebenem Y und gegebenem i unmittelbar über den Anstieg von P ein Nachfrageüberschuss eintritt; bei zunächst gegebenem nominalem Geldbestand M.

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B.12 Monetärer Ansatz der Zahlungsbilanz

Indem die Wirtschaftssubjekte nun verstärkt Güter ins Ausland verkaufen – der Anstieg von eP*/P bzw. PT/PN

bedeutet entsprechende Anreize von der Angebotsseite her – ergibt sich ein Leistungsbilanzüberschuss, wodurch eben ein Angebotsüberschuss auf dem Devisenmarktentsteht. Damit wird die Zentralbank zur Intervention auf dem Devisenmarkt bzw. zum Ankauf von Devisen gezwungen, wodurch die inländische Geldmenge steigt. Damit wird sich im nach hinein die inländische nominale Geldmenge so erhöhen, dass das erhöhte Inlandspreisniveau – angestiegen zunächst via importierte Inflation bzw. im Kontext von Arbitrage – monetär ratifiziert wird: also die Logik der Quantitätstheorie erfüllt wird.

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B.13 Mundell-Vollbeschäftigungsmodell

pi pj

qi qj

DDi

DDj

SSi

SSj

E Epi

Epj

E

qiE

qjE

Markt i und Markt j

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B.13 Mundell-Vollbeschäftigungsmodell

e(€/$)

e0 E0

G

F

$0 $1 0 $

SS0

SS1

DD0

(Parität)

Exportüberschuss und Devisenmarkt

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pN

pN

0

0 pT

1 pT=ep

T*

NN0

TT0

B

E0

MM0

α

pT

0

D

C

B.13 Mundell-Vollbeschäftigungsmodell

Mundell-Modell: Struktureller Vollbeschäftigungsansatz

TT-Kurve istGleichge-wichts-Kennlinie für T-Markt;NN-Kurve istGleichge-wichts-Kennlinie für N-Markt;MM Gleichge-Wichtskenn-linie für Geldmarkt

Rechts der TT-KurveAngebotsüberschussauf T-Markt

Unterhalb bzw. rechts derNN-Kurve Nachfrageüber-schuss auf N-Markt

Rechts von MMNachfrageüber-schuss auf Geld-markt

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

Eine besondere Form der Währungskooperation besteht in einer strikten vollständigen Wechselkursfixierung bzw. in der „verschärften“ Variante im Übergang zu einer Gemeinschaftswährung mit gemeinsamer Zentralbank. Letzteres stellt den Fall des Euros dar, der zusammen mit der Europäischen Zentralbank am 1.1.1999 von elf Ländern der EU gestartet wurde; hinzu kam am 1.1.2001 noch Griechenland. Die Währungsunion wurde gestartet auf Basis von vier Konvergenzkriterien und zwei ergänzenden Kriterien, die im Maastrichter Vertrag über die Errichtung einer Wirtschafts- und Währungsunion niedergelegt worden waren. Für die Kandidatenländer galten als Konvergenzkriterien:

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

K1: Inflationsrate nicht weiter als 1,5 Prozentpunkte von der Inflationsrate der drei EU-Länder mit der niedrigsten Inflationsrate entfernt; man wollte also nur Länder zur Währungsunion zulassen, die eine in etwa gleiche – im Idealfall gleich niedrige – Inflationsrate hatten.

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

K2: Nominalzins bei langfristigen Staatsanleihen nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem Zins in den drei Ländern mit der niedrigsten Inflationsrate. Da sich der Nominalzins gemäßder Formel Realzins plus erwarteter Inflationsrate bildet, sollten so gesehen nur Länder zusammengeführt werden, die ähnliche Inflationsraten aufweisen. Von der Angleichung der Realzinssätze war wegen des seit 1992 bestehenden Binnenmarktes zumindest tendenziell auszugehen, und zwar infolge grenzüberschreitender Direktinvestitionen von multinationalen Unternehmen: Sie wirken auf eine internationale Angleichung der Kapitalgrenzprodukte hin, die bei Gewinnmaximierung wiederum gleich dem Realzinssatz sind.

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

K3: Die Schuldenquote (Relation Staatsschuld zu Bruttoinlandsprodukt) sollte nicht höher als 60% sein. Dies ist keine aus einem ökonomischen Modell der optimalen Staatsverschuldung hergeleitete Größe, sondern sie entspricht in etwa dem EU-Ist-Wert beim Start der Verhandlungen zur Währungsunion.

Einige wohlhabende Länder – wie etwa Deutschland – befürchteten, dass nur über eine solche Regelung zu verhindern sei, dass fiskalisch unsolide Länder in die Währungsunion aufgenommen würden; die wohlhabenden Länder müssten womöglich eines Tages gar aus eigenen Steuermitteln die Tilgungszahlungen für überschuldete Partnerländer in der Währungsunion aufbringen.

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Hinweis zur langfristigen Schuldenquote

Schuldenquote v (Relation Staatsschuld zu Bruttoinlandsprodukt)

Ergibt sich auf Basis von Defizitquote (staatliches Haushaltsdefizit relativ zu Bruttoinlandsprodukt: φ)und Trendwachstumsrate (a)v= φ/a (wenn Defizitquote im Trend 1.5% und Wachstumsrate 3%, wird v langfristig 0,5 sein); Land mit hoher Wachstumsrate kann also problemlos auch etwas höhere Defizitquote haben

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B.14 Währungsintegration und Währungsunion

K4: Die Defizitquote, d.h. die Relation von Defizit zu Bruttoinlandsprodukt, sollte nicht höher als 3% sein; diese Marke kann allerdings gemäß Vertrag im Fall eines Rückgangs von mehr als 0,75% des BIPs im Jahresverlauf – also bei einer klaren Rezession –überschritten werden. Erfolgt außerhalb dieses Sonderfalls für mehr als zwei aufeinanderfolgende Jahre ein Überschreiten der 3%-Marke, dann können Sanktionen gegen das betreffende Land mit einer Mehrheit innerhalb des EU-Finanzministerrats (ECOFIN) festgesetzt werden; dies könnte von Konsolidierungsvorgaben der Europäischen Kommission (z.B. Land x muss das Defizit pro Jahr um x Prozent reduzieren) bis zu einer Strafzahlung von 0,5% des Bruttoinlandsproduktes des Sünderlandes gehen.

Die 3%-Defizitmarke ist eine aus dem 60%-Kriterum für die Schuldenquote abgeleitetes Kriterium, da mit der 3%-Obergrenze gesichert wird, dass unter normalen Wachstumsannahmen jedes Land langfristig unter 60% bei der Schuldenquote liegen wird.

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Inflationsproblem: Inflation = anhalter Anstieg von P

Zyklische Ansatzpunkte denkbarWenn Kapazitätsauslastungsgrad steigt, können Kostensteigerungen entstehen, die Anbieter auch leichter in Preisen auf Nachfrager überwälzen können;Wenn Inflationserwartungen aufkommen, dann werden Güterkäufe vorgezogen, was tatsächlich Inflation beschleunigtFrage, ob Inflation durch Rohölpreisschocks (70er Jahre) ausgelöst werden kann; Monetarismus sagt NEIN.Rohölpreise steigen, aber andere Preise werden sinken, falls Geldpolitik nicht akkomodierend-expansiv ist

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Das InflationsproblemInflation ist anhaltender Anstieg des Preisniveaus P(über kritische Marke hinaus; etwa mehr als 1% p.a.; hier könnten Messuntersicherheiten dahinter stehen oder dass Güter qualitativ im Zeitablauf hochwertiger bzw. besser werdenEZB setzt maximal tolerable Inflationsrate mit 2% p.a. an.Inflationsdynamik wirft Frage der Erwartungsbildung auf (πE für erwartete Inflationsrate): z.B. vergangenheitsorientierte „adaptive“ ErwarungenπE

t = πEt-1 + λ(πt-1 -πEt-1)= λπt-1 +(1-λ)πE

t-1

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InflationsaspekteInflation erschwert Erkennen von Relativpreisänderungen, also Signalgeber der Allokation –es droht bei Inflation Fehlallokation= Wohlfahrtsverluste;Inflation senkt ggf. temporär oder permanent Realzinssatz, was Einfluss auf optimale Kapitalintensität hat (r=ßkß-1)Inflation verkürzt Anlagehorizont= weniger Investitionen bzw. Innovationen; letzteres hieße WachstumsverlusteInflation führt zum Ausweis von Scheingewinnen bei Unternehmen bzw. von kalter Steuerprogression für Arbeitnehmer (fehlende Indexierung)= leistungsschädlich!Y-Inflation kann Umverteilungseffekte haben: Gläubiger-Schuldner-Hypothese – stimmt nur bei Inflationsakzeleration

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Wichtige Debatte betriff Phillips-Kurve

Phillips-KurveZunächst empirische Feststellung einer langfristig negativen Beziehung zwischen Inflationsrate (π) und Arbeitslosenquote (u); droht hier permanenter Zielkonflikt für Wirtschafts- bzw. Stabilitätspolitik? [ursprünglicher Zusammenhang von nominaler Lohnsteigerungsrate und Arbeitslosenquote; wenn man unterstellt Nominallohn W= Grenzwertprodukt = P [(1-ß)Y/L], dann gilt Inflationsrate gP = gW –gY/L; man kann also von Wachstumrate gW auf gP (π) schließen]Monetaristische Kritik (FRIEDMAN u. PHELPS), die Rolle von Inflationserwartungen wichtig: wenn unerwartet expansiv-inflationäre Geldpolitik durchgeführt, dann steigt zunächst Preisniveau beschleunigt; Relation W/P fällt, also werden mehr Arbeitnehmer eingestellt!! Wenn aber die Lohnsteigerungsrate die Inflation einholt, ist Effekt Jobexpansion vorbei; langfristig erwartet=tatsächliche Inflation

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B.15 Inflation, Staatsverschuldung, Wechselkurs

PPS0 (πE

0)

PPL

uunat

π0

π

PPS1 (πE

1)

π 1

E0

E1F

F’

u1

Kurzfristige (PPS) und langfristige (PPL) Phillipskurve

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Natürliche Arbeitslosenquote (langfristige Phillipskurve senkrecht; kein trade-off)

Nach Friedman wirdDie langfristige Arbeitslosenquote als natürliche Arbeitslosenquote bezeichnet; sie ist geprägt von institutionellen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt; sie fasst die friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit) und die strukturelle Arbeitslosigkeit (Profil auf Angebots- und Nachfrageseite passen nicht zueinander) zusammen; Politik-Maßnahmen denkbar („natürlich“ also…)Die konjunkturelle Arbeitslosenquote kann durch Geldpolitik oder Fiskalpolitik beeinflusst werden.

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B.16 Stabilitätspolitische Strategiealternativen

Keynesianische Konzeption der StabilitätspolitikFolgt man der keynesianischen Theorie der Stabilitätspolitik, so hat der Staat die Aufgabe, eine antizyklische Stabilitätspolitik zu betreiben. So stellt sich als Aufgabe in der Rezession (Situation mit output gap als Differenz zwischen Normaloutput und tatsächlicher Produktion >0):über eine Senkung des Durchschnittssteuersatzes das verfügbare Einkommen bzw. die Gesamtnachfrage zu erhöhen;

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B.16 Stabilitätspolitische Strategiealternativen

über eine Erhöhung der realen Staatsnachfrage mit Schwerpunktsetzung bei den öffentlichen Investitionsausgaben – in der Regel durch ein höheres Haushaltsdefizit finanziert (laut §115 GG darf in Deutschland das Defizit die öffentlichen Investitionen nicht überschreiten; nur bei einem gesamtwirtschaftlichenUngleichgewicht darf von dieser Regel abgewichen werden) – die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken; das „deficit spending“, also die Kombination von erhöhtem Staatsverbrauch und erhöhter Staatsverschuldung, ist dann relativ unproblematisch, wenn der staatliche Konjunkturimpuls bald zu einem Wirtschaftsaufschwung und damit auch zu erhöhten Steuereinnahmen führt, so dass die Schuldenquote nicht ansteigt.

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B.16 Stabilitätspolitische Strategiealternativen

über eine reale Zinssenkung via Notenbankpolitik die Investitionen zu fördern und die Kosten der Staatsverschuldung gering zu halten (ob eine politisch unabhängige Zentralbank hier entsprechend mitwirkt, ist eine offene Frage);

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B.16 Stabilitätspolitische Strategiealternativen

ggf. über eine Währungsabwertung die Nettogüterexporte zu erhöhen; diese Option ist zweifelhaft im Fall einer hohen Auslandsverschuldung und zudem bei einem hohen Anteil handelsfähiger Güter; Letzteres bedeutet, dass eine Abwertung rasch und auf breiter Front zu einer Preisniveauerhöhung führen wird: Der reale Wechselkurs eP*/P wird dann kaum ansteigen

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B.16 Angebotsorientierte Stabilitätspolitik

Wenn die Probleme der Wirtschaft weniger eine Nachfrageschwäche, sondern angebotsorientierte Probleme widerspiegeln, so wären denkbare sinnvolle Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft:Senkung des Grenzsteuersatzes, um den Arbeits- bzw. Investitionsanreiz zu verbessern (es kommt eben nicht auf den Durchschnittssteuersatz, sondern auf den Grenzsteuersatz an).Erhöhung der Forschungsförderung, um über mehr Produkt- und Prozessinnovationen mehr Arbeitsplätze rentabel zu machen. Staatliche Forschungsförderung ist insbesondere dort zu rechtfertigen – daher sind nicht alle Subventionen fragwürdig –, wo positive externe Effekte zu verzeichnen sind. Dies ist bei vielen Investitionsprojekten der Fall.

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B.16 Angebotsorientierte Stabilitätspolitik

Verstärkung der Wettbewerbsintensität in Infrastruktursektoren, um durch preiswertere und innovativere Infrastrukturinputs die Wettbewerbsfähigkeit von Industrie- und Dienstleistungsanbietern zu erhöhen.Verstärkung der Gründungsförderung: staatliche Anreize zur Gründung von neuen Unternehmen sind grundsätzlich erwägenswert, zugleich können auch verbesserte Rahmenbedingungen – etwa zugunsten einer Expansion des Marktes für Risikokapital – helfen. Hierbei sind einzelne Maßnahmealternativen sorgfältig zu überprüfen.

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B.16 Angebotsorientierte Stabilitätspolitik

Deregulierung von Märkten und Entbürokratisierung können ebenfalls wichtige Maßnahmen zur Stärkung der langfristigen Wirtschaftsdynamik sein.Stärkung digitaler Eigentumsrechte und andere Maßnahmen zur Förderung der Expansion der digitalen Wirtschaft(WELFENS et al. 2005).

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B.17 Laffer-Kurve: Maximierung des

Steueraufkommens (T=Steuersatz mal Y)

T

τ 0

Z’ Z

1 0,5τ1

Steueraufkommensfunktion (Laffer-Kurve)

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Neue KeynesianischeMakroökonomik

Wir unterscheiden zwischen Nachfrage bei Rationierung und der notionalen (ursprünglichen) Nachfrage bei Abwesenheit von Rationierung – z.B. können Haushalte die Arbeit „abliefern“, die sie wünschen, so dass bei normaler Einkommensentwicklung notionale Nachfrage realisierbar auf Gütermarkt. Kürzere Marktseite restringiert wirksam.Wenn auf Arbeitsmarkt die Pläne der Haushalte nicht realisiert werden können, dann entstehen Spillovers in die Gütermärkte; die Güternachfrage wird kleiner sein als eigentlich geplant, dann aber auch Beschäftigung (wichtige Beiträge von Barro/Grossman und Malinvaud in 70er Jahren)

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B.18 Neue KeynesianischeÖkonomik

Tatsächlich treten in der Realität ja Phasen der Wirtschaftsentwicklung auf, bei denen Arbeitnehmer oder Investoren ihre ursprünglichen Wirtschaftspläne nicht realisieren können - empirisch sichtbar wird dies etwa mit Blick auf private Haushalte an der Entwicklung der Zwangsversteigerungen; bei den Unternehmen an der Insolvenzstatistik. Ein Anstieg der Zahl derZwangsversteigerungen bzw. der Unternehmensinsolvenzen ist ein Hinweis auf eine verschärfte Problematik nicht realisierter Wirtschaftspläne bzw. enttäuschte Erwartungen; diese Thematik führt unmittelbar auf Fragen nach

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B.18 Neue KeynesianischeÖkonomik

Qualität bzw. Kosten-Nutzen-Kalkül individueller Entscheidungen; niemand kann Entscheidungen unter vollständiger Information treffen, zudem gibt es im Wirtschaftsleben systematische Risiken, gegen die man sich absichern könnte (zum Marktpreis des Risikos – wie bei einer Versicherung) oder auch nicht (unattraktiv bei relativ hohen Kosten und bei Risikofreudigkeit der Entscheider)

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B.18 Neue KeynesianischeÖkonomik

Welche Rolle die eigenen Erwartungen und die Erwartungen anderer Marktteilnehmer spielen; insbesondere bei jeder Art von Investitionsentscheidung –Kauf einer Maschine, eines Hauses oder Aufnahme eines Studiums („Humankapitalbildung“) – spielen Erwartungen eine wichtige Rolle.Vorhersehbarkeit von Wirtschaftspolitik. Eine zuverlässig vorhersehbare Wirtschaftspolitik erleichtert die Erwartungsbildung, möglicherweise unterminiert ein solcher Politikansatz aber bei bestimmten Problemkonstellationen die Effizienz staatlicher Maßnahmen.

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B.19 Politische Ökonomie der antizyklischen Stabilitätspolitik

C,I,G

0 t

G

C+I

C’+I’

Ausgabenzyklus des privaten Sektors und antizyklische Fiskalpolitik

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B.19 Politische Ökonomie der antizyklischen Stabilitätspolitik

Ohne das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 wäre wohl die Gefahr groß, dass der Staat mit seinen konjunkturpolitischen Maßnahmen prozyklisch wirkt. Dieses Gesetz zielt im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung ab auf die Realisierung des „magischen Vierecks“Preisniveaustabilität; hier ist ein geeigneter Preisindex zu definieren (z.B. Preisindex der Lebenshaltung der privaten Haushalt oder Sozialproduktsdeflator – maximal zulässige Inflationsrate 2%, wenn man der EZB-Zielvorgabe für die Eurozone folgt)

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B.19 Politische Ökonomie der antizyklischen Stabilitätspolitik

Hoher Beschäftigungsstand (operationalisierbaresZiel in der Form von Zahl der Arbeitslosen=Zahl der offenen Stellen; oder Arbeitslosenquote maximal 4% - ergänzend könnte man hinzufügen, dass der Anteil der Langzeitarbeitslosen [länger als 1 Jahr arbeitslos] maximal 20% betragen soll)Angemessenes und stetiges Wachstum (anhaltendes Wirtschaftswachstum wird allgemein gewünscht; risikoscheue Wirtschaftssubjekte werden offenbar geringe Schwankungsbreite der realen Wachstumsraten – als Präzisierung von Stetigkeit – als nutzensteigernd empfinden)

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B.19 Politische Ökonomie der antizyklischen Stabilitätspolitik

Außenwirtschaftliches Gleichgewicht (in einem System fixer Wechselkurse kann dies etwa mit einem Überschuss im Außenbeitrag in Höhe von 1% des Bruttoinlandsproduktes gleichgesetzt werden, sofern das betreffende Land langfristige einseitige Übertragungen bzw. Beiträge an internationale Organisationen in dieser Höhe zu leisten hat. Bei flexiblen Wechselkursen ist außenwirtschaftliches Gleichgewicht im Sinn eines ausgeglichenen Devisenmarktes automatisch gegeben (aus Sicht der Eurozone ist dieses Ziel also relativ unproblematisch).

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B.24 Konjunkturzyklus: Der Lotka-Volterra-Ansatz von GOODWIN

III

IVI

II

u’

v’

A

B D

C

. GOODWIN-Konjunkturzyklus - Lohnquote und Beschäftigungsgrad

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B.24 Konjunkturzyklus: Der Lotka-Volterra-Ansatz von GOODWIN

Phasen-Diagramm für die Beziehung zwischen Beschäftigungsrate und LohnquoteBoom – die Pro-Kopf-Produktion hängt hinter dem Wachstum der Arbeitsproduktivität zurück, die gestiegene Lohnquote hat die Investitionen reduziert. Der Beschäftigungsgrad beginnt zu fallen; die Lohnquote wächst dabei noch.Aufschwung – der Beschäftigungsgrad ist relativ hoch, weshalb das Wachstum des Reallohns das der Arbeitsproduktivität übersteigt. Die Gewinneinkommen sind aber noch hoch und induzieren ein Wachstum des Beschäftigungsgrades.

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B.24 Konjunkturzyklus: Der Lotka-Volterra-Ansatz von GOODWIN

Rezession – die Lohnquote ist relativ niedrig und daher ist die Investition relativ hoch, weshalb das Produktionswachstum höher als dasWachstum des Arbeitsangebots bzw. der Arbeitsproduktivität ist. Damit steigt dann der Beschäftigungsgrad. Der durch die niedrige Beschäftigungsquote bedingte Lohnsenk-ungsdruck führt dazu, dass die Lohnquote sinkt.

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B.24 Konjunkturzyklus: Der Lotka-Volterra-Ansatz von GOODWIN

Depression: Die Profite der Unternehmen sind zu gering, um für ein Produktionswachstum zu sorgen, das über der Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität und dem Wachstum der Erwerbsbevölkerung zu liegen. Daher sinkt der Beschäftigungsgrad. Im Arbeitsmarkt ist der Lohnmoderationsdruck so hoch, dass die Reallohnsätze langsamer wachsen als die Arbeitsproduktivität: Die Lohnquote sinkt daher.

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Politischer Konjunkturzyklus

Es gibt bei politisch abhängiger ZentralbankAnreize zu inflationärer Geldpolitik vor den WahlenAnreize zu Disinflation (Rückführung der Inflationsrate) bzw. restriktiver Geldpolitik nach den WahlenKurzfristige Wählerkalküle;Politischer Konjunkturzyklus ist denkbarFrage: wie wirkt Öffnung/Globalisierung auf Phillipskurve; langfristige PH-Kurve pos. Steigung?

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B.25 Inflationsanalyse: Monetaristischer Ansatz und Phillips-Kurven-Ansatz und Politischer Konjunkturzyklus

PPS0(π0E)

PPL0

uu0

π0

π

π1

u1

B C

A

D

PPS1(π1E)

0

PPL1

Einfache Phillipskurven und senkrechte Phillipskurven

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B.26 Einkommensverteilung Bei der Einkommensverteilung unterscheidet man zunächst grob die funktionale Einkommensverteilung – Einkommen auf Produktionsfaktoren verteilt (z.B. Arbeit und Kapital) – von der personellen Einkommensverteilung (size income dis-tribution); bei letzterer geht es darum, welche unterschiedlichen Einkommenshöhen auf einzelne Haushalte bzw. Haushaltsgruppen entfallen. Ingesamt kann man folgende Arten der Einkommensverteilung unterscheiden:

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B.26 Einkommensverteilung

funktionale (nach den Produktionsfaktoren; sie entspricht der Primärverteilung),personelle (nach Haushalten),intertemporal (über den Lebenszyklus bzw. Generationen hinweg),sektorale (nach Sektoren),regionale (nach Regionen).internationale (nach Ländern bzw. Ländergruppen: z.B. Nord vs. Süd, also Industrieländer versus Entwicklungsländer)Die am Markt sich ergebende Einkommensverteilung heißt Primärverteilung; die sich nach Staatseingriff – z.B. im Rahmen der Sozialpolitik oder Steuerpolitik – ergebende Einkommensverteilung heißt Sekundärverteilung.

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B.26 Einkommensverteilung

X0

Y0E0

0

Y

100%

100%

Lorenzkurve der Einkommensverteilung

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B.26 Faktorausstattung und Wirtschafts-sowie Politikentwicklung

Verschiedene Regionen bzw. Länder weisen unterschiedliche Faktorausstattungen auf. Vereinfacht kann man unterscheiden zwischen fünf Produktionsfaktoren, wobei man im internationalen Vergleich auf die relative Faktorausstattung abstellt. Die betrachteten Produktionsfaktoren in einiger Differenzierung sind:Realkapital (K) – also Maschinen und Anlagen,Arbeit (L),Humankapital (H) – qualifizierte Arbeitnehmer, die ein bestimmtes Ausbildungsniveau erreicht haben,Naturressourcen (R) – wie etwa Öl, Gas, Fisch,Technologie (T) – gemessen etwa über Patente bzw. Patentanmeldungen

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B.26 Staatstätigkeit, Verhalten und Kontrolle

Die Staatstätigkeit kann man mit Blick auf das Ausmaß an Regulierungen und Vorschriften erfassen (anschaulich gesprochen: am Seitenumfang der Gesetzgebung bzw. Verordnungen). Allerdings kann man den Umfang der Staatstätigkeit auch durch die Relation von Staatsausgaben zu Bruttonationaleinkommen charakterisieren: Man könnte einfach die nominalen Staatsausgaben durch das nominale Bruttonationaleinkommen dividieren, um eine Maßzahl für den Umfang der Staatstätigkeit zu haben. Die Staatsausgaben umfassen folgende Hauptpositionen:

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B.26 Staatstätigkeit, Verhalten und Kontrolle

Staatsverbrauch (d.h. Staatskonsum plus staatliche Investitionen; der Staatsverbrauch beinhaltet z.T. die Bereitstellung öffentlicher Güter – wie etwa Rechtssicherheit oder äußere Sicherheit);Sozialleistungen (Staatsausgaben im Rahmen der staatlichen Renten-, Krankheits- und Arbeitslosenversicherung);Transfers an die privaten Haushalte;Subventionen an Unternehmen;Zinszahlungen auf die Staatsschuld.

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B.26 Staatstätigkeit, Verhalten und Kontrolle

Aus theoretischer Sicht kann die Frage nach der Angemessenheit der Staatsquote – der Relation von Staatsausgaben zu Bruttonationaleinkommen – nicht beantwortet werden, ohne auf die spiegelbildliche Frage zu achten: Wie hoch ist die von den Bürgerinnen und Bürgern gewünschte Belastung durch Steuer- und Abgabenquoten? Hinzu kommen naturgemäß die Fragen:Wie intensiv ist die Kontrolle der Staatstätigkeit bzw. der Staatsausgaben durch das Parlament und den Rechnungshof? Wie vertrauenswürdig sind die Akteure in Politik und Verwaltung – oder wie wenig bzw. hoch ist Korruption verbreitet?

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B.26 Staatstätigkeit, Verhalten und Kontrolle

Country rank Country CPI 2003 score1 Finland 9.72 Iceland 9.6

Denmark 9.53

New Zealand 9.55 Singapore 9.46 Sweden 9.37 Netherlands 8.9

Australia 8.8Norway 8.88Switzerland 8.8Canada 8.7Luxembourg 8.711United Kingdom 8.7Austria 8.0

14Hong Kong 8.0

16 Germany 7.717 Belgium 7.6

Ireland 7.518

USA 7.520 Chile 7.4

Israel 7.021

Japan 7.0France 6.9

23Spain 6.9

25 Portugal 6.626 Oman 6.3

Bahrain 6.127

Cyprus 6.129 Slovenia 5.9

Botswana 5.730

Taiwan 5.732 Qatar 5.6

Estonia 5.533

Uruguay 5.5Italy 5.3

35Kuwait 5.3Malaysia 5.2

37United Arab Emirates 5.2

131 Haiti 1.5132 Nigeria 1.4133 Bangladesh 1.3

Korruptionsindex nach TransparencyInternational, 2003

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B.27 Arbeitsmarktinflexibilitäten und Investitionsquote

Mittelfristig muss ein Zusammenhang von Investitionen, Produktion und Beschäftigung bestehen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Kapazitätseffekt von Investitionen betrachtet wird. Wenn man die USA, Großbritannien, die Niederlande und Deutschland untersucht, dann stellt man fest, dass die Wachstumsrate der Beschäftigung deutlich mit der Entwicklung der Investitionsquote I/Y korreliert ist, d.h. Beschäftigungswachstum und Investitionsquotenänderung laufen parallel. Zwar weiß man zunächst nichts über die kausale Wirkungsrichtung, aber aus theoretischer Sicht sprechen verschiedene Argumente dafür, dass bei höherer Investitionsquote mehr Beschäftigung entsteht:

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B.27 Arbeitsmarktinflexibilitäten und Investitionsquote

Eine höhere Investitionsquote bedeutet, dass Kapital schneller als bisher akkumuliert wird, wobei für die Bedienung und Wartung des vergrößerten Maschinenparks mehr Beschäftigte notwendig sind.Bei erhöhter Investitionsquote steigt im Übrigen – ein konstantes Grenzprodukt des Kapitals vorausgesetzt – das Wirtschaftswachstum gY. Denn die reale Wachstumsrate lässt sich schreiben als gY=(I/Y)YK; dabei beachte man, dass das Kapitalgrenzprodukt YKdefiniert ist als ∂Y/∂K. Bei erhöhtem Wachstum der Produktion ist zumindest ein vorübergehendes erhöhtes Wachstum der Beschäftigung plausibel.

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Es gibt Verbindung von Änderung der Investitionsquote und Wachstumsrate der Beschäftigung

Grundsätzlich gilt, dass Anstieg der Investitionen auch zu Einkommensexpansion führt (Multiplikator bzw. Akzelerator-Modell)Wenn I relativ zu Y steigt, dann steigt Maschinenpark, der entsprechend mehr Bediener braucht (eine Interpretation)

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B.27 Arbeitsmarktinflexibilitäten

BRD: Parallelität von Wachstum der Beschäftigung (in %) und Änderung der Investitionsquote (in Prozentpunkten)

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Problematik der Arbeitsmärkte in Deutschland

Z.T. zu wenig Lohndifferenzierung nach Qualifizierten und Ungelernten; zu wenig auch regionale DifferenzierungMindestlohn als Problem (in Frankreich relativ hoch: 19% der Beschäftigten erhalten diesen Lohn; in UK nur 2%, da dort Mindestlohn gering angesetzt)Zu wenig Mobilität der ArbeitskräfteZu wenig Anreize zu sinnvoller Fort- bzw. Weiterbildung; Bildungssystem hat Schwächen!Arbeitsmarktverwaltung ineffizient

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B.27 Arbeitsmarktinflexibilitäten

EU-15: Parallelität von Wachstum der Beschäftigung (in %) und Änderung der Investitionsquote (in Prozentpunkten)

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B.27 Arbeitsmarktinflexibilitäten: In USA führt Erhöhung von I/Y zu deutlich höherem Beschäftigungszuwachs als in D; das dürfte vor allem institutionelle Gründe haben!

USA: Parallelität von Wachstum der Beschäftigung (in %) und Änderung der Investitionsquote (in Prozentpunkten)

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B.28 Sozialstaat

w2

w1

w0

0 Ld2 Ls

2 L0

Ls0

Ls1

Ld

L

E0

E1I

H

F

w A

L1

Anhebung des Sozialhilfeniveaus, Lohnsetzung, Arbeitslosigkeit

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B.29 Akkumulationsdynamik, Wachstum, Nachhaltigkeit

k# k 0

dk/dt

E

(δ+n)k

skß

D

F

y = kß Y/L dk/dt

. Gleichgewichtige Kapitalintensität

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B.29 Akkumulationsdynamik, Wachstum, Nachhaltigkeit

(δ+n)k

k#1 k k#

00

E0

E1s1kß

s0kß

Einfluss der Sparquote auf gleichgewichtige Kapitalintensität

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B.29 Akkumulationsdynamik, Wachstum, Nachhaltigkeit

t t

y#

0

y#

1

ln y

A

B

C D

D’

α

a)D’’

I

II

III

t2 tN tM

α

b)

Pro-Kopf-Einkommensniveau, b) Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens

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B.29 Akkumulations-dynamik, Wachstum, Nachhaltigkeit

Kapitalnutzung (3) Gesamtemissione

n (4) Land Brutto-

erspar-

nisse

(1)

Bildungs-

ausgaben

(2) Real-

kapi-

tal

(a)

Minera-

lische

Roh-

stoffe

(b)

Wäl

-der

(c)

Abbau

von

Energie

-

rohstof

fen

(3d)

Emissio

nen (4a) CO2

(4b)

Netto-

(5)

ersparnis

se 1-3a

“wahre”

Nettoersp.

1+2-3-4

(6)

Can 24,6 4,9 13,1 0,2 0,0 4,9 0,2 0,4 11,5 12,7

USA 17,4 4,2 17,4 0,0 0,0 1,2 0,3 0,3 5,7 8,2

Mex 21,0 5,0 10,6 0,1 0,0 5,9 0,5 0,4 10,4 8,4

RU 37,1 3,5 10,0 0,4 0,0 39,6 0,6 3,4 27,1 -13,4

F 22,0 5,1 12,6 0,0 0,0 0,0 0,0 0,2 9,4 14,3

D 20,3 4,3 14,9 0,0 0,0 0,1 0,1 0,2 5,4 9,3

UK 15,0 5,3 11,5 0,0 0,0 1,1 0,1 0,2 3,5 7,3

I 20,1 4,4 13,7 0,0 0,0 0,1 0,2 0,2 6,5 10,3

Ku-

wait 40,0 5,0 6,5 0,0 0,0 48,7 2,0 0,6 33,5 -12,9

Indo-

nesie

n

21,0 1,4 5,6 1,4 0,0 12,5 0,5 1,1 15,4 1,3

C 38,8 2,0 8,9 0,3 0,1 3,6 1,0 1,6 29,8 25,5

Offizielle Sparquote und die „wahre“Nettosparquote (Konzept der Weltbank); alle Größen im Verhältnis zum Bruttonationaleinkommen ausgewählter Länder, 2000

Quelle: Welfens (2007b)

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B.30 OPEC und Ölpreis-Einfluss

Rohölpreis in langfristiger Betrachtung (aktueller Preis und Preis zu konstantem Wechselkurs bzw. US-Preisniveau 2002

Quelle: BP

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