3
Jg. 31, Heft 7/8 HA~s GOLDECK und DIETRIC~ REMY" Eisenmangel bei Polyey~h~mie. 155 15. Februar 1953 1. Pulffich-Photometer (Filter S 61, 1 cm Sehiehtdieke). 2. Photometer nach Dr. Fu~A~- (Gelbfilter). • = dutch Verdfinnungsreihe der F~rbstofflSsung er- haltene MeBpunkte. © = dutch photometrisehe Eiweil~best~mmung einer Se- rumverdfinnungsreihe erhaltene Mel~punkte naeh kjeldahlo- metriseher Bestimmung der SerumeiweiBkonzentration. F = 105, E. 105 = rag-% EiweiB. Zusammen/assung. Es wird eine einfache kolori- metrische Methode ~fir die Ges~mteiweiBbestimmung im Liquor beschrieben. Wegen der sehr kleinen Mengen benStigten Ma~erials..eigne~ sie sich ganz be- sonders'fiir die Dttrehfiihrung und Auswertung yon Liquorelektr ophoresen. Literatur. A~EL~N, I. : Sehweiz. reed. Wsehr. 1948, 332. -- BaUEB, H., u. I. AN~ELSTE~N: Klin. Wsehr. 1952, 277. --- DITTE]~DT, M.: Amer. J. Clin. P~th. 18, 439 (1948). --- DvE~sn~c, F.: Med. Klin. 1949, 740. -- EDE~LE, W.: Dtseh. reed. Wsehr. 1949, 1411. -- I~sBE~o,K., u. J. GLares: Klin. Wsehr. 1950, 444. - - IZaKOW~TZ, S.: Diss. Stockholm 1941. -- L~DE~EY~, E. : Diss. Zfirich 1944. -- WE~e~sEn- Bird: Amer. J. Clin. Path., Teehn. Sec. 10, 40 (1946). Zit. n~eh H. F~2~K u. P. H. Ko~c~, Dtseh. Arch. klin. Med. 197, 181 (1950). EISENMANGEL BEI POLYCYTH~MIE. Von HANS GOLDECK und DIETRICH REIYIY. Aus der II. Medizinischen Universit~sktinik und Polildinik ltamburg-Eppendo~f(Direktor: Prof. :Dr.reed. A. JO~ES). Die Polycythaemia rubra vera ist in ihrem kli- nisehen Bfld ch~rakterisiert dureh eine erhebliehe autochthone Vermehrung der Zahl der roten Blut- k6rperehen mit einer gleiehzeitigen Steigerung des H~moglobinbestandes. Wenn aueh neben dieser Zu- nahme des roten Blutanteils eine cellul~re Hyper- plasie der Leukopoese und der Thrombopoese vor- handen zu sein pfiegt, so ist doeh ffir unser'e Betrach- tung besonders die-Vermehrung des roten Blut~arb- stoffes yon Bedeutung. Diese Tatsache erkl~rt neben anderen, noch zu bespreehenden Faktoren, den aus- gepr~gten Eisenmangel, den wir unter einer grSBeren Anzahl in unserer Behandlung befindlicher Poly- cyth~miekranker in 4 F~llen beobaehten konnten. Kasuistik. 1. Bei einem 61j~hrigen Patienten (J. Wie.),.der sei~ 1947 wegen typischer Besehwerden in ~rztlicher Uberwachung stand, war neben RSntgenbestrahinngen vor~degend eine l~ingerdauernde Aderl~l~behandhmg durchgefiihrt worden. Im Juli 1950 win'de erstmMig an unserer Klinik eine Therapie mit radioak~ivem Phosphor (Pa:) begonnen, wonach eine wesentliche Besserung des Zustandes erreicht wurde. Schon bei dem ersten Klinik~ufen~halt war ein lmgew5hnlich nied- tiger F~rbeindex yon 0,66 bemerkenswert. Im November 1950 muI~te der Kranke erneut att{genommen werden, da er seit 3 Woehen fiber starkes Zungenbrennen, eine Ulmngenehme Troekenheit im Mund mit Sehluckbesehwerden und nicht abheilende Mundwinkelrhagaden zu klagen hatte. Daneben bestand eine auBerordentliehe alIgemeine Sehw~ehe und Mattigkeit. Die fl'iiheren, attf die Polyeythi~mie zurfiek- gehenden Beschwerden waren weitgehend behoben. Blutbild: Hb 14,5 g, Ery 7,04 Mill., B~bv,20, Retieu]o- cyten 7°/o0, H~matokrit 58 %. Leuko noeh 20000 bei geringer Linksverschiebung. Thrombo 113900. Serumeisen 29 y-t, nach Belastung mit 204mgFen ansteigend bis 312~-%. Nach einer Eisenbeh~ndinng l~m es zu einer eindrucks- vollen Besserung der Adynamie und der dysphagisehen Be- sehwerden. Die Mundwinkelrhag~den heilten ab. Das Blut- bild war naeh der Behandlung: Hb 18,5 g, Ery 6,6 Mill., HbE 27. Beurteilung. Bei einem 61j~hrigen Polyeyth~miker, der ~riiher wiederholt mi~ Aderl~sen behandelt worden war, wurde w~hrend einer Radiophosphortherapie eine erhebliche Sideropenie mit St5rungen der Gewebstrophik festgestellt. Auf eine Eisentherapie prompte Besserung der Eisenmangel- symptome und der ausgepr£gten Hypochromie ohne Ver~iaade- rung der Erythroeytengesamtzahl. 2. Bei einem 57j~hrigen Kranken (0. Kr.) war vet 1 Jahr anl~Blieh diner schweren Epistaxis eine Polycy~h~mie dia- gnostizier~ worden. Behandlung mit Aderlt~ssen und eiweiB- armer Dii~ braehten mu" ~oriibergehende ]3essertmg. Er wurde uns zur Radiophosphorbehandlung iiberwiesen. Kli- nisehes Vollbild einer Folyeyth~mie mi~ Fundus polycythaemi- KliniseheWoehensehrift.31. ~ahrg. cus und typischem Stenaalmark. Ausgedehnte Venenthrombo- sierungen. Blutbild: tIb 14,2 g, Ery 6,75 Mill., Hb~ 22, ttarnato- krit 55%. Serumeisen 66 y- %. Keine wesentlichen subjektiven Besehwerden seitens des Eisenmangels. Nach Radiophosphorbehandlung rasehe sub- jektive Besserung. Serumeisen ohne Eisenbehandlung sparer wieder im Normalbe1~ich (96 7-%). Beurteilung. Bei einem 57j~hrigen Patienten, der 1 Jahr vorher voriibergehend mit Aderl~ssen beh~ndelt wurde und d~mals eine schwere Epistaxis durchmachte, bestand bei der hiesigen Aufnahme eine deutliehe Sideropenie, die sieh naeh Norma]isieru..ng des Blutbildes und Riiekgang der erythro- poetischen Ubeffunktion auf Grund einer Pa2-Behandlung spontan besserte. 3. Bei der 34jghrigen P~tientin (M. Li.) war vor 1 Jahr eine Polyeyth~mie festgestell~ worden. Sie spendete auf An- raten ihres Arztes 3real 420 ema Blur, zuletzt vor 4 Monaten. Sonst keine vorausgeg~ngene Behandlung. Bei der Aufnahme in unsere Klinik ~ypisehes Kr~nkheit~bild mi~ char~kteristi- schem Sternalmarkbefund und mittlerem Milztumor. Blu~bild: lib 16,8 g, Ery 6,38 Mill., HbE 26, Reticulo- eyten 19°/00, Hamatokrit 55 %, Leuko 14000, Thrombo 580 000. Serumeisen 69 ?-%. Beurteilung. Bei einer 34j~hrigen Patientin, die nur vorfibergehend 3real Blur gespendet hatte, wurde ebenfalls eine m~Sige Erniedi'igung des Serumeisens festgestellt. 4. Bei der 50j~hrigen Patientin (J. Di.) wurde vor 1 Jahr zuerst die Diagnose einex Polyey~h~mie gestellt. Besondere Behandhmgen fanden nieht start. Aueh'wttrden keine Ader- l~sse durchgefiihrt. Die Patientin war seit dera 32. Lebensjahr in der Menopause. Klinisch sehwere Folyeythi~mie mi~ starken Kreislaufbeschwerden. Blutbild: lib 23,2 g, Ery 9,2 Mill., Hb~ 25, I-I~ma~o- krit 62%, Leuko 15200 mit deutlicher Linksversehiebung, Thrombo 1076000. Serumeisen 54 ?-%. Beurteilun~. Feststeltnng einer Sideropenie bei einer 50jghrigen Patientin mit schwerer Polyey~hgmie, ohne d~ Aderl~isse oder verst~rkte Blutverluste vorausgegangen w~ren. Auf Grund dieser Beobachtungen bei 7 weiteren Patienten mit Polycyth~mie bestimmte Serumeisen- werte lagen im Normalbereieh, so dal~ der manifeste Eisenmangel bei dieser Erkrankung sicher keine regelmi~l~ige Begleiterseheinung ist. Bei 3 weiteren Kranken untersuehten wit aul3erdem die Eisen- resorption $ (vgl. Tabelle) mad sahen allemal bei steil ansteigenden Resorptionswerten naeh orater Bel~stung mit 204 mg Fe n aueh hier ein gesteigertes Eisen- bediirfnis, obgleich die Nfichternwerte des Serumeisens normal waren. Auch diese Befunde sprechen fiir eine Eisenverarmung des Polyeyth~miekranken, da bei ausgegliehenem Eisenstoffweehsel keine wesentliehe Resorption zu erwarten ist. * Die Resorp~ionspr0.fung warde mit je 2 Plastulen (entsprechend 204 mg FeII) der C. F. Asche & Co. AG., Hamburg-Altona, durehgeffihrt. 10d

Eisenmangel bei Polycythämie

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Eisenmangel bei Polycythämie

Jg. 31, Heft 7/8 HA~s GOLDECK und DIETRIC~ REMY" Eisenmangel bei Polyey~h~mie. 155 15. Februar 1953

1. Pulffich-Photometer (Filter S 61, 1 cm Sehiehtdieke). 2. Photometer nach Dr. F u ~ A ~ - (Gelbfilter). • = dutch Verdfinnungsreihe der F~rbstofflSsung er-

haltene MeBpunkte. © = dutch photometrisehe Eiweil~best~mmung einer Se-

rumverdfinnungsreihe erhaltene Mel~punkte naeh kjeldahlo- metriseher Bestimmung der SerumeiweiBkonzentration.

F = 105, E . 105 = rag-% EiweiB. Zusammen/assung. Es wi rd eine einfache kolori-

met r i sche Methode ~fir d ie Ges~mteiweiBbes t immung im Liquor beschrieben. Wegen der sehr k le inen Mengen benSt ig ten Ma~erials..eigne~ sie sich ganz be-

sonde r s ' f i i r d ie Dt t rehf i ihrung und Auswer tung yon L iquore lek t r ophoresen.

Literatur. A~EL~N, I. : Sehweiz. reed. Wsehr. 1948, 332. - - BaUEB, H., u. I. AN~ELSTE~N: Klin. Wsehr. 1952, 277. --- DITTE]~DT, M.: Amer. J. Clin. P~th. 18, 439 (1948). --- DvE~sn~c, F.: Med. Klin. 1949, 740. - - EDE~LE, W.: Dtseh. reed. Wsehr. 1949, 1411. - - I ~ s B E ~ o , K . , u. J. GLares: Klin. Wsehr. 1950, 444. - - IZaKOW~TZ, S.: Diss. Stockholm 1941. - - L ~ D E ~ E Y ~ , E. : Diss. Zfirich 1944. - - WE~e~sEn- B i r d : Amer. J. Clin. Path., Teehn. Sec. 10, 40 (1946). Zit. n~eh H. F~2~K u. P. H. K o ~ c ~ , Dtseh. Arch. klin. Med. 197, 181 (1950).

EISENMANGEL BEI POLYCYTH~MIE. Von

HANS GOLDECK und DIETRICH REIYIY. Aus der II. Medizinischen Universit~sktinik und Polildinik ltamburg-Eppendo~f (Direktor: Prof. :Dr. reed. A. JO~ES).

Die P o l y c y t h a e m i a r u b r a ve ra is t in ihrem kli- nisehen Bfld ch~rakter i s ie r t dureh eine erhebliehe au toch thone Vermehrung der Zahl der ro ten Blut- k6rperehen m i t einer gleiehzeit igen Ste igerung des H~moglob inbes tandes . W e n n aueh neben dieser Zu- nahme des ro ten Blu tan te i l s eine cellul~re Hype r - plasie der Leukopoese und der Thrombopoese vor- h a n d e n zu sein pfiegt , so is t doeh ffir unser'e Bet rach- t ung besonders d i e -Vermehrung des ro ten Blut~arb- stoffes y o n Bedeu tung . Diese Ta t sache e rk l~ r t neben anderen, noch zu bespreehenden F a k t o r e n , den aus- gepr~gten Eisenmangel , den wir un te r einer grSBeren Anzahl in unserer Behand lung bef indl icher Poly- cy th~miek ranke r in 4 F~l len beobaeh ten konnten .

Kasuistik. 1. Bei einem 61j~hrigen Patienten (J. Wie.),.der sei~ 1947

wegen typischer Besehwerden in ~rztlicher Uberwachung stand, war neben RSntgenbestrahinngen vor~degend eine l~ingerdauernde Aderl~l~behandhmg durchgefiihrt worden. Im Juli 1950 win'de erstmMig an unserer Klinik eine Therapie mit radioak~ivem Phosphor (Pa:) begonnen, wonach eine wesentliche Besserung des Zustandes erreicht wurde. Schon bei dem ersten Klinik~ufen~halt war ein lmgew5hnlich nied- tiger F~rbeindex yon 0,66 bemerkenswert. Im November 1950 muI~te der Kranke erneut att{genommen werden, da er seit 3 Woehen fiber starkes Zungenbrennen, eine Ulmngenehme Troekenheit im Mund mit Sehluckbesehwerden und nicht abheilende Mundwinkelrhagaden zu klagen hatte. Daneben bestand eine auBerordentliehe alIgemeine Sehw~ehe und Mattigkeit. Die fl'iiheren, attf die Polyeythi~mie zurfiek- gehenden Beschwerden waren weitgehend behoben.

Blutbild: Hb 14,5 g, Ery 7,04 Mill., B~bv, 20, Retieu]o- cyten 7°/o0, H~matokrit 58 %. Leuko noeh 20000 bei geringer Linksverschiebung. Thrombo 113900. Serumeisen 29 y - t , nach Belastung mit 2 0 4 m g F e n ansteigend bis 312~-%.

Nach einer Eisenbeh~ndinng l~m es zu einer eindrucks- vollen Besserung der Adynamie und der dysphagisehen Be- sehwerden. Die Mundwinkelrhag~den heilten ab. Das Blut- bild war naeh der Behandlung: Hb 18,5 g, Ery 6,6 Mill., HbE 27.

Beurteilung. Bei einem 61j~hrigen Polyeyth~miker, der ~riiher wiederholt mi~ Aderl~sen behandelt worden war, wurde w~hrend einer Radiophosphortherapie eine erhebliche Sideropenie mit St5rungen der Gewebstrophik festgestellt. Auf eine Eisentherapie prompte Besserung der Eisenmangel- symptome und der ausgepr£gten Hypochromie ohne Ver~iaade- rung der Erythroeytengesamtzahl.

2. Bei einem 57j~hrigen Kranken (0. Kr.) war vet 1 Jahr anl~Blieh diner schweren Epistaxis eine Polycy~h~mie dia- gnostizier~ worden. Behandlung mit Aderlt~ssen und eiweiB- armer Dii~ braehten mu" ~oriibergehende ]3essertmg. Er wurde uns zur Radiophosphorbehandlung iiberwiesen. Kli- nisehes Vollbild einer Folyeyth~mie mi~ Fundus polycythaemi-

Klinisehe Woehensehrift. 31. ~ahrg.

cus und typischem Stenaalmark. Ausgedehnte Venenthrombo- sierungen.

Blutbild: tIb 14,2 g, Ery 6,75 Mill., Hb~ 22, ttarnato- krit 55%. Serumeisen 66 y- %.

Keine wesentlichen subjektiven Besehwerden seitens des Eisenmangels. Nach Radiophosphorbehandlung rasehe sub- jektive Besserung. Serumeisen ohne Eisenbehandlung sparer wieder im Normalbe1~ich (96 7-%).

Beurteilung. Bei einem 57j~hrigen Patienten, der 1 Jahr vorher voriibergehend mit Aderl~ssen beh~ndelt wurde und d~mals eine schwere Epistaxis durchmachte, bestand bei der hiesigen Aufnahme eine deutliehe Sideropenie, die sieh naeh Norma]isieru..ng des Blutbildes und Riiekgang der erythro- poetischen Ubeffunktion auf Grund einer Pa2-Behandlung spontan besserte.

3. Bei der 34jghrigen P~tientin (M. Li.) war vor 1 Jahr eine Polyeyth~mie festgestell~ worden. Sie spendete auf An- raten ihres Arztes 3real 420 em a Blur, zuletzt vor 4 Monaten. Sonst keine vorausgeg~ngene Behandlung. Bei der Aufnahme in unsere Klinik ~ypisehes Kr~nkheit~bild mi~ char~kteristi- schem Sternalmarkbefund und mittlerem Milztumor.

Blu~bild: l ib 16,8 g, Ery 6,38 Mill., HbE 26, Reticulo- eyten 19°/00, Hamatokrit 55 %, Leuko 14000, Thrombo 580 000. Serumeisen 69 ?-%.

Beurteilung. Bei einer 34j~hrigen Patientin, die nur vorfibergehend 3real Blur gespendet hatte, wurde ebenfalls eine m~Sige Erniedi'igung des Serumeisens festgestellt.

4. Bei der 50j~hrigen Patientin (J. Di.) wurde vor 1 Jahr zuerst die Diagnose einex Polyey~h~mie gestellt. Besondere Behandhmgen fanden nieht start. Aueh'wttrden keine Ader- l~sse durchgefiihrt. Die Patientin war seit dera 32. Lebensjahr in der Menopause. Klinisch sehwere Folyeythi~mie mi~ starken Kreislaufbes chwerden.

Blutbild: l ib 23,2 g, Ery 9,2 Mill., Hb~ 25, I-I~ma~o- krit 62%, Leuko 15200 mit deutlicher Linksversehiebung, Thrombo 1076000. Serumeisen 54 ?-%.

Beurteilun~. Feststeltnng einer Sideropenie bei einer 50jghrigen Patientin mit schwerer Polyey~hgmie, ohne d ~ Aderl~isse oder verst~rkte Blutverluste vorausgegangen w~ren.

Auf Grund dieser Beobach tungen be i 7 wei teren P a t i e n t e n m i t Po lycy th~mie b e s t i m m t e Serumeisen- wer te lagen im Normalbere ieh , so dal~ der manifes te E isenmangel bei dieser E r k r a n k u n g sicher keine regelmi~l~ige Beglei terseheinung ist. Bei 3 wei teren K r a n k e n un t e r sueh ten wi t aul3erdem die Eisen- resorp t ion $ (vgl. Tabelle) mad sahen a l lemal be i steil ans te igenden Resorp t ionswer ten naeh orater Bel~s tung mi t 204 mg F e n aueh hier e in gesteiger tes Eisen- bediirfnis, obgleich die Nf ich ternwer te des Serumeisens no rma l waren. Auch diese Befunde sprechen fiir eine E i senve ra rmung des Po lyey th~miek ranken , d a bei ausgegl iehenem Eisenstoffweehsel keine wesent l iehe Reso rp t ion zu e rwar t en ist.

* Die Resorp~ionspr0.fung warde mit je 2 Plastulen (entsprechend 204 mg FeII) der C. F. Asche & Co. AG., Hamburg-Altona, durehgeffihrt.

10d

Page 2: Eisenmangel bei Polycythämie

156 H ~ s GOLDECK und DIETRICH REI~IY: Eisenm~ngel bei Polycy~hamie. Klinische Wochenschrift

Tabelle 1. Eisenresorption bei PolycytMimie (Belastung mit 204 mg FeII oral).

- - ~ Serumeisen in y-% Name, ttb ~.~. l- Iar. Al~er, in MilL [ nach nach nach

~eschlech~ in g vor 2 Std 4 S~d 6 S~d !

1. 18,5 7,1 88 236 300

2. 20,1 7,04 98 238 188 110

3. 15,0 7,48 73 132 265 284

Aderlal~ yon 200 cm s.

A. Be., 63 Jahre ,

? F. Kr., 47 Jahre,

3 Stae.*,

41 Jahre,

* Ve t 3 Monaten gelanger

Besprechunff der Ergebnisse. Dieser Eisenmangel bei Polyeyth~mie verdient aus

verschiedenen Grfinden Beaehtung. Sein Entstehen Igl~t sich zum Teit aus der Tatsaehe der Hi~moglobim vermehrung und dem for die gesteigerte Erythropoese erhShten Eisenbedarf verstehen. Als weitere Ursache sind jedoeh die vorausgegangenen Behandhmgen mit Aderli~ssen anzusehen, die zus~tzlieh ~zu groBen Eisen- verlusten fiihren und offensiehtlich dureh die alimen- t~re Eisenzufuhr nieht mehr ausgegiichen werden kSnnen. Dal~ jedoch eine Eisenverarmung des Poly- eythi~mikers ohnehin und allein infolge der erhShten H~moglobinproduktion eintreten kann, zeigt die ein- deutige Sideropenie des:Fa!les 4 und die Beobaehtungen fiber eine gesteigerte Eisenresorption bei 3 weiteren Kranken, bei denen keine Aderlal~behandlung voraus- ging. (Bei Patient 3 der Tabelle 3 Monate vorher Ader- lab yon nur 200 em~.)

Dieser Umstand besitzt ein theQreUsches Interesse insofern, als eine Sideropenie auf Grund endogener Ursaehen entstehen kanm Wit haben auf diese Tat- saehe berei~s bei der gesteigerten Erythropoese des in Behandlung befindliehen Perniciosakranken hin- gewiesenL Abweiehungen in der Eisenbilanz, wie sie sonst infolge yon Resorptionsst5rungen oder bei er- hShten Verlusten durch Blutungen zum Eisenmazagel ffihren, kommen also aueh bei vermehrtem Bedarf im intermedi~ren Eisenstoffwechsel vor, was als we- senUiehe Ursaehe ffir Eisenmangelzust~nde im Waehs- tumsalter ebenfalls bekannt war.

Dal~ es sich dabei Oft nur. um passagere Mangel- zusti~nde handelt, kann dutch Fall 2 belegt werden, we sich die Sid~ropenie nach P~2-Behandlung ohne weitere therapeutische Mal]nahmen bei Rfickgang der erythropoetischen ~berfunktion besserte. DaB aber andererseits schwere Asiderosen, und entspreehende StSrungen der G ewebstrophik be stehenbleiben kSnnen, zeigt die 1. Beobachttmg, we erst durch eine Eisen- behandlung eine Besserung erreicht werden konnte. ~Vichtig ist fes~zuhalten, dal3 trotz der Eisentherapie keine Verschleehterung der P01ycyth~lnie auftrat, die vorher wirksam mit Pa~ behandelt worden war.

Die heutigen MSglichkeiten mittels der Radio- isotopenbehandlung unterstreichen das praktisch- klinisehe Interesse,'das Eisenmangelzusti~nden bei der Poly'e34h~mie zukommt. Wit m6ehten a~anehmen, dai~ StSrungen des Eisenhaushaltes mit ihren nachteiligen Folgen fOr die allgemeine Gewebstrophik bei diesen Kranken h~ufiger sind als bisher besehrieben, wenn auf

sie geaehtet wird. HEIL~EYE~ ~ hat bereits frfiher auf eine Beobaehtung mit Serumeisenerniedrigung hin- gewiesen. Der bekannte Begriff der ,,ehlorotischen" Polycythamie mit extrem niedrigen Fiirbeindiees ist ebenfalls auf diesen Eisenmangel zu beziehen.

Es karm naeh frfiheren lJfltersuehungen yon RO~Lr~ und U~TDRITZ s'4 und y o n JASIlgSKI 5 alS

sicher gelten, dab der Organismus bei Verteilung des kSrpereigenen ELsens die Hiimoglobinproduktion be- vorzugt, so dab der Eisenmangel viel mehr und viel eher die Gewebshi~mine als den roten Blutfarbstoff angreift. Als naehteilig for die Eisenstoffweehsellage mug welter angesehen werden, dab die Polycyth~imie in der Regel die hSheren Lebensalter befi~llt, in denen nach den Untersuchungen yon R~CHE~B~(~ 6 die Eisenresorption in ihrer Leistungsfghigkeit abnimmt. Dadureh kSnnte die exogene Ergi~nzung des Eisen. bestandes eingesehr~nkt werden.

Die moderne Behandlung der Polycyth~mie mit radioaktivem Phosphor l~Bt dflroh den ~tiologisehen Angriff an der pathologiseh gesteigerten Erythropoese die M6gliehkeit eines bleibenden Eisenmangels an sioh gering erscheinen, da mit der Rtiekbfldung des H~mo- giobinbestandes wieder genfigend Eisen for andere St~itten des Organismus zur Verffigung steht. Da diese Behandlung a!lein zu befriedigenden Erfolgen fiihrt, sollte heute yon ausgedehnteren AderlaBbehand- l Ungen Abstand genommen werden. Dieser Blut- entzug hat, wenn er wirksam werden soil, den Eisen- mangel zur Vorausse~zung, wie aueh sehon" REIM~-~ und B~uEI~ 7 erkannt hatten. Es is~ aber bei den heuUgen therapeutischen M6glichkeRen nicht mehr notwendig, den Eisenmangel aIs das kleinere ~bel in Kauf zu nehmen. Das gieiehe gilt aueh for Vor- sehl~ge yon DA~Sm~K s fiber eine gleiehzeitige eisen- arme Di/~t. Es miissen erheb!iehe Zweifel bestehen, wie weir es dureh solehe MaBnahmen iiberhaupt gelingt, die p~thologische Ery~hrocy~enproduktion zu beeinflussen. Auf jeden l~a.ll ffihren sie eher zu sehweren Beeintri~chtigungen der Gewebsh~mine und wichtiger biokatalysatorisehen Funktionen, bevor sie den H~mogiobinbestand verringern.

An die MSglichkeit you Sideropenien muB aueh bei der PS~-Behandlung gedaeht werden, .zumal wenn es sieh urn Patienten handelt, die mit. Aderl~ssen vor- behande]t wurden.. Eine Eisentherapie fiihrt dann zu prompter Besserung even~ueller ,,Restbesehweme , ohne dal3, wie wir zeigen konnten, eine Anfaei~ung der Erythropoese zustande kommt, wgfl diese dureh die Radiophosphorbehandlung wirkungsvoll gebremst bleibt.

Zusammen]assung. Vier eigene Beobaehtungen fiber Sideropenien bei PolycyCh~mie" zum Teit mit ausgepr~gten StSrungen der Gewebs£rophik gaben Ver- anlassung auf den vermuUich nieh~ se]teflen ,inneren" Eisemnangel bei dieser Erkrankung hinzuweisen. Es konnte gezeigt werden, dal~ er selbst bei nieht mit Aderl~ssen behandelten Patienten vorkomm~, wie auch dureh Eisenre'sorpUonsversuche belegt wird.

Die moderne Behandlung mit radioaktivem Phos- phor enthebt uns in der Regel der ~otwendigkeit, den Eisenmangel als kleineres ~be] in Kauf zu nehmen und l~l~t yon einer ausgedehnteren Aderlai~therapie abraten. Andererseits muB aueh bei der heutigen Behandlungsform an eine restierende Sideropenie

Page 3: Eisenmangel bei Polycythämie

5g. 81,' Heft 7/8 JOSEF Prm, ER und ROLF FABER: Quick-Test bei Schizophrenic. 157 15. Februar 1953

gedaeht werden. Eine Eisentherapie f/ihr~ in solchen F/flier/ zu prompter Besserung der Eisenmsngel- symptome, ohne das Grundleiden ungtinstig Zu beein- flussen.

Literatur. 1GOLDECK, H., U. D. REMY: Dtsch. Arch. klin. Med. 198, 422 (1951). - - ~ HEILMEYER, L., u. H. BEGE:

~ : Handbueh der [uneren Medizin, 4. Aufl,, Bd. 2, S. 466. 1951. ~ a ROT~L~, E., u.E. U~D~Tz: Sehweiz. reed. Wschr. 1947, 58. - - ~ROTm~I~¢, E., u. E, UNDRITZ: Helvet. med. Acta 1~, 460 (1948). - - 5 JAS~NS~, B., u. E. D~mcE~: Gynaeco- logia 133, 293 (1952). - - ~ RECHE~RGE~, J. : Vortr. Dtseh. Ges. Inn. Med., Wiesbaden 1952. - - 7 REI~AN~, F., u. A. BREUER: Z. klin. iVied. 128, 238 (1935). - - s DAMAS~EK, W. : J. Amer. Med. Assoc. 142, 790 (1950).

QUIC K-TE ST BEI SCHIZ 0PHRENIE. Von

JOSEF PIEPER und ROLF FABER. Aus dem Physiol.-Chem. Institut (Direktor: Prof. E. LEHNARTZ) und der Psychiatrischen und Nervenklink der Universit~it ~Iiinsteri. WestL

(Direktor: Prof, F. K ~ m ~ ) .

Beim Lebertes~ naeh QUICK 1 wird im Urin die Hi_ppurs/~uremenge bestimmt, die nseh Zufuhr einer bestimmten 1V[enge Ns-Benzoat zur Ausscl~eidung kommt. Die tIippursi~ure wird aus dem zugeffihrten Na-Benzoat und kSrpereigenem Glykokoll gebildet. Der Vorgang Benzoesimre + Glykokoll -+ Hippursi~ure bedsrf der Zufuhr yon Energie, die anaerob dutch die energiereichen Phosphatbindungen tier Adenosintri- phosphorsi~ure geliefert werden ksnn.

Drei Hsuptfsktoren beeinflussen die l~Ienge der susgeschiedenen Hippursi%ure: Mobilisierung yon Gly. kokoll, fermentative Bildung der Hippursaure unter Energiesufnshme und Ausscheidung dureh die Niere.

QUASTEI, und WAL~S s besehrieben erstmalig patho- logische Ergebnisse mit dem Quick-Test bei katatonen Schizophrenen. Dieser Befund wurde in vielen wei- teren Untersuchungen zumeist best~tigt und dsriiber hinaus bei der Schizophrenic gsnz allgemein erhoben. Welter ergsb sieh h~ufig eine verminderte Aussehei. dung yon Hippm's~ure bei Polysklerose, Parkinsonis- mus, Pubert~tsmagersueht, ehronischem Alkoholis- mus, Hyperths~eose, normaler Sehwangerschsft und Eklampsia gravidsrum, bei perniziSser Anemic u. s. m.

Diese grebe Zshl yon Erkrsnkungen, bei denen der Quick-Test ein psthologisches Ergebnis haben ksnn, versnlsBte uns, den Wert des Testes ffir das Schizo. phrenieproblem zu fiberpriifen. Wit verglichen das Ergebnis des Quick-Testes bei Patienten, die den obigen Krankheitsgruppen nicht sngeh6rten, also auch keinen psthologischen Quick-Test erwarten lieBen, mit den Werten bei schizophrenen Erkrsnkten*. Als Patienten der Nervenklinik Mfinster standen beide Gruppen unter mSglichst gleichen i~uBeren Bedin- gungen.

Es wt~rde der intravenSse Test mit 1,77 g Na-Benzoat als der empfindlichere gewgblt. Anf/inglich warden die Bestira- mungen der Hippurs/~ure nach Qv:c-~ (Auskristallisieren).bzw. QUASTEL (Eindampfen und Auskristallisieren) verwandt. Dis letzten 92 Werte jedoeh wurden mit der zuverl~ssigeren Xther- extraktion naeh I~NZAKI a gewonnen. Diese Methode zeigte hShere Werte als die vorgenannten, bei denen wohl nieht die gesamte Hippurs~ure erfaBt wird. Zusatzversuche er- brachten nach KA~ZAXI 98%, nach QUAST]m 87% der zu- gesetzten Hippurs~ure.

Naeh KA~Z~KI fanden wir eine durchsehnittliche ~ormaL ausscheidung yon 1,15 g in 1 Std nfit 0,93 g Ms unterer Grenze (gegeniiber 0,70 g bei QUICK bzw, QUASTEL). Alle Werte wurden als Benzoes~ure gerechnet.

I n Tabelle 1 sind 87 Ergebnisse yon Schizophrenen und 111 der Vergleiehsgruppe zusammengestellt. Die KanzaM-Methode ergab insgesamt weniger pstho- logische Tests, das Verh~ltnis Vergleiehsgruppe: Sehizo-

* Den :Kollegen und dem Pfleg~personal der Nervenklinik Mtlnster sowie F~I. E. ~IEISS~R danken Wir fiir fl~re Hilfe bei der nurchfiihrung der Untersuehungen.

phrenie ist aber praktiseh das gleiehe wie bei der Quastel-Methode.

Tabelle 1. Ergebnisse der verschiedenen Bestimmungsmethoden und Gesamtergebnlsse.

' Zahl Davon Bestimmungsmethode Gruppe der pathologisch

F~lle

QuIcE oder QUASTEL: I Schizophrenic 107 { VergMehsgruppe

Schizophrenic KANZAX~ : 91 VergMchsgruppe

Gesamtsumme: 198 Schizophrenic Vergleichsgruppe

47 60

40 51

87 t l l

22=47% 19=32% 16=40% 11=22% 38=44% 30=27%

Auch die Vergleichsgruppe zeigt also einen erheb- lichen AnteiI pathologischer Ergebnisse. Bei der altersmi~Bigen Sichtung der untersuchten Personen fund sich indessen ffir die Sehizophrenen ein Durch- schnittsalter von 33 Jahren, fiir die Vergleichsgruppe ein solches yon 40 Jahren.

In Tabelle 2 wird der EinfluB des Alters deutlich: die mehr als 40j~hrigen zeigen viel hi~ufiger einen pathologisehen Test als die jfingeren Patienten. Eine /~hnliche Zunshme pathologischer Lebertests mit hSherem Alter ist auch yon I~AFSKY und NEWMAN 4 beschrieben.

TabelIe 2. Allersmgfiige Au]teilung der beiden untersuchten Gruppen.

Zahl Davon Alter Gruppe der pathologisch

F~lle

Unter 40 J~hren . .

Uber4OJahren . .

Schizophrenic VcrgMchsgruppe

Schizophrenic Vergleichsgruppe

58 47 29 61

22=38% 8--=17%

15~52% 23=38%

In der Gruppe der jfingeren Personen ist der Test bei den Schizophrenen mehr als doppelt so oft pstho- logisch wie bei der Vergleichsgruppe, w~hrend bei den Alteren bei Zunahme der Zahl pathologischer Ergeb- nisse der Untersehied geringer wird.

Damit ist die verminderte Hippnrs~ureausschei- dung bei vielen F~llen yon Schizophrenie erneut be- statigt, zugMeh sber such gezeigt, dab der Test such auBer .bei Schizophrenie und den anderen oben ge- nannten Krsnkheiten bei Patienten der Nervenklinik relativ h~ufig unter dem NormMwert bleibt.

Welches 'ist nun die Ursache der verminderten Ausscheidung ? QVlOK 5 sehreibt dazu: ,,Der Test be- st immt lediglieh das AusmaB der Glykokollsynthese." Dieses Ergebnis warde yon GEO~GI ~ und Mitarbeitern