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Fotos: Engadin/St. Moritz ELEGANT, GLAMOURÖS, POPULÄR Einst war der Ort im Oberengadin touristische Hochburg der High Society. Heute lockt St. Moritz mit WINTERSPORT-ATTRAKTIONEN für alle. Und im Februar mit den Ski-Weltmeisterschaften. Text Michael Lütscher Fotos Jorma Müller Tradition und Moderne: Das einstige Bergdorf St. Moritz machte Weltkarriere. Palace Hotel und dem gefrorenen See mit den Tribünen der Pferderennen. Man erkennt die Kuppe des Muottas Muragl mit seiner Schlittelbahn, die weissen Flächen des gefrorenen Champ- fèrer- und des Silvaplanersees, die Bahn auf den Corvatsch und das Gipfelmeer des Oberengadins. Auf einen Blick sieht man eine grosse Naturlandschaſt, die auch eine Freizeit- region ist, wie die vielen Bauten zeigen. Über das Eis der gefrorenen Seen und durch die verschneiten Wälder kann man spazieren und auf Langlauf- ski rennen. Der Piz Rosatsch und die anderen Gipfel auf der anderen Talseite S t. Moritz erfasst am besten, wer es von oben herab betrachtet. Von den Pisten im Corviglia-Gebiet, wo vom 6. bis 19. Februar 2017 die Alpi- nen Ski-Weltmeisterschaſten stattfin- den. Von hier sieht man tief unten das Dorf mit seinem schiefen und seinem spitzen Kirchturm, dem burgähnlichen ST. MORITZERSEE Silvaplana Pontresina Celerina ST. MORITZ 1 2 3 4 5 6 7 8 Suvretta House Zielgelände Ski-WM Palace Hotel Kulm Hotel Bahnhof Cresta Run Olympia Bob Run Polo & White Turf 1 2 3 4 5 6 7 8 70 Schweizer Familie 48/2016 71 Schweizer Familie 48/2016 REISEN REISEN

ELEGANT, GLAMOURÖS, POPULÄRmichaelluetscher.ch/.../2015/09/SFA1648_070_rei_stmoritz.pdfmit Understatement auf Englisch, rechts reportiert der Sprecher jede Zwischenzeit so aufgeregt,

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Fotos: Engadin/St. Moritz

ELEGANT, GLAMOURÖS, POPULÄR

Einst war der Ort im Oberengadin touristische Hochburg der High Society. Heute lockt St. Moritz mit WINTERSPORT-ATTRAKTIONEN

für alle. Und im Februar mit den Ski-Weltmeisterschaften.

Text Michael Lütscher Fotos Jorma Müller

Tradition und Moderne: Das einstige Bergdorf St. Moritz machte Weltkarriere.

Palace Hotel und dem gefrorenen See mit den Tribünen der Pferderennen. Man erkennt die Kuppe des Muottas Muragl mit seiner Schlittelbahn, die weissen Flächen des gefrorenen Champ-fèrer- und des Silvaplanersees, die Bahn auf den Corvatsch und das Gipfelmeer des Oberengadins.

Auf einen Blick sieht man eine grosse Naturlandschaft, die auch eine Freizeit-region ist, wie die vielen Bauten zeigen.

Über das Eis der gefrorenen Seen und durch die verschneiten Wälder kann man spazieren und auf Langlauf-ski rennen. Der Piz Rosatsch und die anderen Gipfel auf der anderen Talseite

St. Moritz erfasst am besten, wer es von oben herab betrachtet. Von den Pisten im Corviglia-Gebiet,

wo vom 6. bis 19. Februar 2017 die Alpi-nen Ski-Weltmeisterschaften stattfin-den. Von hier sieht man tief unten das Dorf mit seinem schiefen und seinem spitzen Kirchturm, dem burgähnlichen ➳

ST. MORITZERSEE

Silvaplana

Pontresina

Celerina

ST. MORITZ

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Suvretta HouseZielgelände Ski-WMPalace HotelKulm HotelBahnhofCresta RunOlympia Bob RunPolo & White Turf

1

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70 Schweizer Familie 48/2016 71Schweizer Familie 48/2016

REISEN REISEN

Page 2: ELEGANT, GLAMOURÖS, POPULÄRmichaelluetscher.ch/.../2015/09/SFA1648_070_rei_stmoritz.pdfmit Understatement auf Englisch, rechts reportiert der Sprecher jede Zwischenzeit so aufgeregt,

zumindest ferienhalber, zwischen Weih-nachten und Neujahr.

Spektakel in den EiskanälenSt. Moritz ist eine Touristenstadt – jahr-hundertealter Badeort und traditions-reichster Wintersportort der Welt. Es ver-körpert Geschichte, die besichtigt werden kann, weil sie lebt. Vom Zentrum aus er-reicht man zu Fuss in wenigen Minuten die ältesten der Wintersportanlagen: die

beiden Eiskanäle hinunter nach Celerina. Links der Strasse liegt (seit 1885) der Cres-ta Run, rechts (seit 1904) der Olympia Bob Run. Beide gehen auf Ideen britischer Gäste zurück und werden jeden Winter aus Eis nach alten Plänen neu gebaut.

Links rasen Amateure bäuchlings auf dem Skeleton, rechts Spitzensportler sit-zend im Bob durch den Eiskanal. Links kommentiert ein Speaker das Geschehen mit Understatement auf Englisch, rechts reportiert der Sprecher jede Zwischenzeit so aufgeregt, als handle es sich um einen neuen Weltrekord. Von einem Podest am Spazierweg aus lassen sich die unterschied-lichen Techniken begutachten, mit der die Skeletonfahrer die nur halbwegs überhöh-te 180-Grad-Kurve namens Shuttle Cock meistern – oder darüber hinaus ins Stroh fliegen. Spektakulärer, aber offenbar ein-facher zu befahren ist der Horse Shoe, die mächtige 180-Grad-Kehre der Bobbahn

an der Strasse: Wie von einer unsicht-baren Schnur gelenkt, donnern die Bobs durch die Steilwandkurve.

«Unglaublich», kommentiert Christine Flückiger aus Solothurn, die wir bei den Bob-Weltcup-Rennen vom letzten Febru-ar hier antreffen. Die 37-jährige Angestell-te einer Apotheke macht mit ihrem Mann Jan, den beiden Söhnen und ihren Schwie-gereltern in Samedan Ferien. Zum Bob-run kamen sie eher zufällig. Eigentlich wollten sie auf die Loipe oder auf die Piste. Starker Schneefall durchkreuzte ihre Plä-ne. Familie Flückiger wärmt sich an der Bar beim Horse Shoe. Wurst vom Grill, ein Bier oder einen «Bob Café» mit Wod-ka, Schlagrahm und Caramel gibts hier. Unkomplizierte Verpflegung.

«So vielseitig unser Angebot ist, so heissen wir die vielseitigsten Gäste will-kommen», sagt Ariane Ehrat, 55, die Che-fin der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz. Sie relativiert das Image des oft beschworenen «Champagnerklimas». Eh-rat kämpft für eine breite Wahrnehmung der ganzen Region und betont das Ange-bot, wonach Gäste, die zumindest zwei Nächte in einem Hotel verbringen, für

den Skipass nur die Hälfte bezahlen. St. Moritz ist vielfältig, zweifellos. Der Ort hat sogar stille Seiten. Den Spazierweg etwa, welcher der Bobbahn entlangführt. Im oberen Teil blickt man plötzlich auf ein rosafarbenes, gestrecktes Gebäude, davor eine grosse, schneebedeckte Ebene. «Sta-dion St. Moritz» steht gross auf der Fassa-de. Gebraucht wurde es für die Olympi-schen Winterspiele von 1928 und 1948. Auf dem Flachdach des Gebäudes stand damals eine hölzerne Tribüne. Davor lag ein grosses Eisfeld. Jahrzehntelang stand das Gebäude leer, bis es der Designer Rolf Sachs zum Wohnhaus umbaute.

Range Rover und PelzmäntelAm Weg zurück ins Zentrum liegen Eis-felder, auf denen ein paar Kinder Figuren üben. Das hölzerne Eisbahnhaus aus dem Jahre 1905 ist im Sommer renoviert wor-den. Am Dorfplatz leuchtet die rote, reich

verzierte Fassade der Konditorei Hansel-mann. Wir gehen noch ein paar Meter weiter zur Konkurrenz, zur Confiserie Hauser. Die Tortenauswahl ist hier grös-ser, die Patisserie üppiger und die Atmo-sphäre lockerer. Das Interieur aus Beton, Holz und Leder vermittelt Wohnlichkeit und Stilbewusstsein der 1970er-Jahre. Längst einer Boutique gewichen ist das Café des Palace Hotel, aber die geschnitzte Holzfassade erinnert in ganzer Pracht noch immer daran.

Schaufenster von Boutiquen und Ju-welieren säumen die Strassen im Zen-trum. Man begegnet Range Rovern und Pelzmänteln, die sich in St. Moritz als Evergreen halten. Man sieht sie im Januar und Februar auch an den Pferdeveranstal-tungen auf dem See unten, beim verspiel-ten Polo und bei den stiebenden Galopp-, Trab- und Skikjöringrennen. Häufiger, als man denkt, trifft man auch Menschen, die ➳

«So vielseitig unser Angebot ist, so heissen wir die vielseitigsten Gäste willkommen.» b Ariane Ehrat, Chefin «Engadin St. Moritz»

Dem Inn entlang: Langläufer auf der Loipe von St. Moritz Bad nach Silvaplana.

Auf der Sonnenseite: Speisen mit Aussicht in der Alpinahütte ob Corviglia.

Bäuchlings dem Ziel entgegen: Skeletonfahrer im Cresta Run.

Auf dem Piz Nair: Kurze Verschnauf-pause vor der nächsten Schussfahrt.

sind Ziele schöner Skitouren. Gegensätze liegen hier nahe beieinander: Das breite Hochtal geht in Felsen und Gletscher über, die Wildnis grenzt an die Zivilisa-tion. Auf der Skipiste steht neben einer Bar ein Sportwagen.

Der Ort in der Tiefe ist kein romanti-sches Bergdörfchen. St. Moritz ist eine Stadt mit einer Umfahrungsstrasse und Parkhäusern, einer Fussgängerzone und einem engmaschigen ÖV-Netz. Das Zen-trum ist umgeben von verschiedenen Quartieren und einer Agglomeration, dem Oberengadin mit Orten wie Celeri-na, Pontresina, Samedan oder Sils und den Skigebieten Corvatsch und Diavolez-za. Bis zu 70 000 Menschen wohnen hier,

Foto: RDB72 73Schweizer Familie 48/2016 Schweizer Familie 48/2016

REISEN REISEN

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Fotos: Nicola Pitaro, swiss-image

sich mit profanen Skijacken und -hosen gegen die Kälte schützen. St. Moritz Bad am Anfang des Sees ist der bescheidenere Teil des Orts. Hier finden sich die meisten erschwing lichen Hotels und Restaurants. Und wie der Name sagt, ist es der Ort des Wassers. Da steht das halb vergessene

Heilbad. Und das neue, wuchtige Hallen-bad Ovaverva. Dort badet man auch draussen, im heissen Wasser, mit Blick auf die Berge.

Stil bedeutet nicht zwangsläufig Luxus. Neben dem Hallenbad steht das Hotel Reine Victoria. 1875 erbaut und seit letz-

tem Winter wieder ein öffentliches Hotel, nachdem es jahrzehntelang nur Klubgäs-ten offen gestanden ist. Nie wurde es um-fassend renoviert, und so sind viele Teile original erhalten. Noch immer stützen gusseiserne Säulen die Zwischenböden, verziert Stuck die Decken, öffnet sich im

ersten Stock ein gedeckter Innenhof. «Die-ses Hotel ist etwas Einmaliges. Für mich eine Liebesaffäre», sagt Felix Schlatter, 69, der Hotelier des benachbarten Dreisterne-hotels Laudinella. Seine Genossenschaft hat das «Reine Victoria» gepachtet.

St. Moritz Bad ist auch Ausgangspunkt zum Langlaufen. Zwischen den Arven und Fichten hindurch Richtung Pontresi-na oder in die Weite der gefrorenen Seen. Langlaufen und winterwandern kann man im Oberengadin fast unbeschränkt. Auch in die stillen Nebentäler, Val Bever, Fex und Roseg. Oder zu Skitouren ins Bernina- oder Juliergebiet aufbrechen, wohin keine Bergbahnen führen.

Draussen zu sein und sich zu bewegen, macht hungrig. Wohin also essen gehen? St. Moritz und Umgebung verfügen über viele teure Gourmetrestaurants. Aber auch über ein paar preiswerte Lokale. Die «Sonne» in St. Moritz Bad beispielsweise. Ein riesiges Restaurant, das zum gleich-namigen Hotel gehört, das von Maja Bo-netti, 53, in dritter Generation geführt

wird. Hier gibts Pasta, Pizza und Gutbür-gerliches mit regionalem Einschlag. Sportler, Familien und Einheimische schätzen das gleichermassen.

Intimer ist das «Engiadina» am Innfall, in der Nähe des Bahnhofs. In der mit Ar-venholz getäfelten Stube werden Klassiker vom Fondue bis zur Kalbshaxe mit Velt-liner Polenta serviert. Dass es viele Italie-nisch sprechende Gäste mögen, ist gewiss kein schlechtes Zeichen. Geführt wird es seit zwei Jahren von Marianne Steffanoni-Heuberger. «Ich bin einfach stolz darauf, dass es läuft», sagt die vitale 51-jährige Frau, die tagsüber die Administration der familieneigenen Metzgerei führt.

Legendär ist das St. Moritzer Nacht-leben. Zumindest jenes von früher, als sich Film- und andere Stars im «Palace» die Nächte um die Ohren schlugen. Eines der aufregenderen Lokale von heute ist die einfache Bamyan Ski Club Bar. Eine ehe-malige Bankfiliale im Zentrum, wo man auf Kissen sitzt, Lampen mit Schirmen aus Konservenbüchsen Schummerlicht

Hotels Randolins. Familienfreund-liches Dreisternehotel an der exklusiven wie ruhigen Lage des Suvretta-Hangs. Familienzimmer und -studios. 081 830 83 83 www.randolins.ch Reine Victoria. Historisches Hotel in St. Moritz Bad. 081 553 90 00 www.reine-victoria.ch Bever Lodge. Aus Holzele-menten gebaut, 2015 eröff-net. Sehr funktional und doch gemütlich. In Bever, mit Bahn und Bus gut erreichbar. 081 852 40 04 www.beverlodge.ch Jugendherberge. Kajütenbet-ten in den Zimmern aus den 1970er-Jahren, Doppelzim-mer mit Dusche in der 2010 eröffneten Beletage zuoberst. 081 836 61 11 www.youthhostel.ch

ERSCHWINGLICHES ST. MORITZ – TIPPS ZUM ÜBERNACHTEN, ESSEN UND EVENTS

Restaurants Sonne. In diesem 250-plätzi-gen Restaurant in St. Moritz Bad gibts für alle was Passendes, in stets guter Qualität – Pasta, Pizza, Fleischklassiker und auch Glutenfreies und Veganes. 081 838 59 59 sonne.prevosti.ch Engiadina am Innfall. Eine gute Stube, mit Arvenholz getäfelt. Italienisch inspirier-te Küche mit regionalem Einschlag. 081 833 30 00 www.restaurant-engiadina.ch Hauser. Das Café im Stil der 1970er-Jahre ist der Ort für Torten und andere verführeri-sche Patisserie. 081 837 50 50 www.hotelhauser.ch

Events Olympia Bob Run. Täglich in Betrieb von Ende Dezember bis Ende Februar. Zuschauen ist – ausser bei grossen Ren-

nen – gratis. Taxifahrten. 081 830 02 00 www.olympia-bobrun.ch Cresta Run. Täglich in Betrieb von Mitte Dezember bis Ende Februar. Zuschauen ist gra-tis. Wöchentliche Anfänger-kurse. www.cresta-run.com Polo. Wenn Reiter auf ihren Pferden auf dem gefrorenen St. Moritzersee einem oran-gen Ball nachjagen, so ist das spektakulär, manchmal auch unfreiwillig drollig. Gratis. 27.– 29.1. 2017. www.snowpolo-stmoritz.com White Turf. Seit 1907 finden auf dem gefrorenen St. Morit-zersee Pferderennen statt, mitsamt Wettmöglichkeiten und einer Budenstadt. Plätze ab 20 Fr. 12., 19. und 26. 2. 2017. www.whiteturf.ch

Skigebiet/Schlitteln (mit Corvatsch, Diavolezza)

1714 – 3303 m ü. M. Pisten-länge: 306 km (55 km blau, 189 km rot, 62 km schwarz). 43 Lifte und Bahnen. Tages-karte Erwachsene: 79 Fr., Jugendliche (13 bis 17 Jahre): 52.70 Fr., Kinder (6 bis 12 Jah-re): 26.30 Fr. Wer zwei Nächte im Hotel verbringt, bezahlt für den Skipass 35 Fr./Tag.

Schlitteln Schlittelbahn Muottas Muragl–Punt Muragl (4,2 km Länge, 718 Meter Höhendifferenz); dazu Schlittelwege in Bever, La Punt, Madulain und Sils. Winterwanderwege 150 km Schneeschuhtrails 24,7 km Snowparks je einer auf Corviglia und am Corvatsch Langlaufloipen rund 220 km

Informationen Tourismusorganisation Enga-din St. Moritz, 081 830 00 01 www.engadin.stmoritz.ch

St. Moritz führt im Februar zum fünften Mal eine alpine Ski-WM durch. Das ist mehr als jeder andere Ort auf der Welt. Neu an der WM 2017 ist, dass die Rennstrecken der letzten St. Moritzer WM (2003) befahren werden. Davor wurde zumindest für die Parade-disziplin Abfahrt im Skigebiet Corvi-glia stets eine neue Strecke angelegt.

1934 Der Start zur Abfahrt der FIS-Rennen genannten WM ist auf Munt da San Murezzan, wo heute die Berg-stationen dreier Sesselbahnen stehen. Das Ziel liegt in Salet, fast in St. Moritz Bad unten. Eine Schneise muss in den Wald gehauen werden. Mit 4,4 Kilo-metern ist die erste St. Moritzer WM-Abfahrt so lang wie keine nach ihr. Zum einzigen Mal befahren Frauen und Männer die gleiche Strecke.

1948 Die Olympiaabfahrt der Männer (die auch als WM gilt) beginnt bei der Bergstation der heutigen Plateau-Nair- und FIS-Sessellifte, führt zwi-schen den Felsen unterhalb von Sass Runzöl durch und endet oberhalb des Cresta Runs. Die heutige «Olympia»-Piste war ein Teil der 1948er-Abfahrt. Weiter unten gibts kein Durchkommen mehr. Hier sind Bäume gewachsen.

1974 Gestartet wird am Piz Nair Pit-schen, das Ziel liegt unterhalb der Bergstation der Signalbahn in Ober-alpina. Die Steilstücke sind Teil der heutigen schwarzen Lanigiro-Piste.

2003 Pistenbauer Bernhard Russi legt den Start im Vergleich zu 1974 höher. Der Starthang ist mit 45 Grad extrem steil. Die Strecke verläuft mehr oder weniger parallel zu jener von 1974. Das Ziel liegt aber auf der Skiwiese von Salastrains.

SKI-ARCHÄOLOGIE

Spektakuläre Rennen: Riesenslalom-Fahrer auf der Olympia-Piste.

Touristenmagnet Skikjöring: Mit 1 PS auf Ski über den gefrorenen St. Moritzersee.

Blaue Stunde: St. Moritz und See bei Nacht. Auf dem Piz Nair macht Graubündens Wahrzeichen als Monument gute Figur (r.).

Bei Schummerlicht und pulsierender Musik mixt Andy Natzer in der Bamyan Ski Club Bar Drink um Drink.

74 75Schweizer Familie 48/2016 Schweizer Familie 48/2016

REISEN REISEN

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spenden und pulsierende Musik für Rhythmus sorgt. «Wir sind für alle da», sagt Barkeeper Andy Natzer. Junge Leute sind klar in der Mehrzahl, aber es schauen auch andere Leute in die hippiehafte Bar. Diese ist ein Non-Profit-Unternehmen: Der Gewinn geht nach Afghanistan zur

Förderung der Afghan Ski Challenge, eines vom Schweizer Journalisten Chris-toph Zürcher angeregten Skirennens für die lokale Bevölkerung.

Und das St. Moritz des Glamours und der Luxushotels? Man kann ihnen Stipp-visiten abstatten. Auf einen Nachmittags-

tee die neogotische Halle des «Palace» be-treten. In die Sunny Bar des «Kulm», die zugleich Klublokal und Museum der Ske-letonfahrer des Cresta Run ist, vollgestopft mit Pokalen, Schlitten und Fotos. Grosses Kino ist ein Abendessen im «Grand Res-taurant» des Suvretta House. Die Kulisse ist ein über 100-jähriger Saal mit gedrech-selten Säulen, geschnitzter Kassettendecke und einem Heer von li vrierten Kellnern. Als Gast ist man Teil der Show, die hier stattfindet, wenn etwa einer der Chefkell-ner das Dessert Crêpe Suzette am Tisch flambiert. Da muss man sich schon ange-messen kleiden. Für Männer sind dunkler Anzug und Krawatte Pflicht.

Am nächsten Tag dann gehts wieder auf die Piste – vom Piz Nair via Corviglia über Sonnenhänge nach Salastrains und bis hinunter nach St. Moritz Bad. Schnee hat es hier stets genug, ob künstlicher oder natürlicher Art. ●

Sensationelle Aussicht: Eine Gondelfahrt auf den Piz Nair.

Ein Hauch von Grandezza: Mondänes Interieur im Hotel Reine Victoria.

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LUZERN04.11.–04.12.16

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LACHEN11.03.–25.03.17

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