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AKTUELLES SCHLAGWORT* / UNTERSTÜTZUNG VON INFORMALEM LERNEN } Elektronische Abzeichen zur Unterstützung von informalem Lernen Jürgen Dorn Motivation In vielen wissenschaftlich-technischen Disziplinen ist die formale Ausbildung meist unzureichend bzw. zeitlich beschränkt gültig, weil Technologien sich sehr schnell ändern und neues Wissen von Mitarbei- tern laufend erworben und adaptiert werden muss. Aber auch in mehr praktischen Domänen ändern sich die benötigten Kompetenzen laufend. Lebens- langes Lernen wird deswegen in der Europäischen Union wie auch in anderen hochentwickelten Re- gionen häufig gefordert. Informales Lernen, also ein Lernen ohne Curriculum und ohne ein forma- les Abschlusszertifikat, führt ein Schattendasein in unserer Gesellschaft, weil häufig die Anerkennung dieses Wissens- und Kompetenzerwerbs im Arbeits- umfeld fehlt. Aber auch in der Universität fehlt die Anerkennung, da nur jenes Wissen gefordert wird, das laut Curriculum vorgeschrieben ist. Wenn ein Student oder eine Studentin neben dem Studium arbeitet und dort fachliche und/oder soziale Kom- petenzen erwirbt, fließt dies nicht in die Bewertung des Studienerfolgs ein. Die EU und andere Organi- sationen fordern konsequenterweise eine stärkere Anerkennung von informalem Lernen [3]. Deswegen werden neue Methoden zur Anerken- nung, Anleitung und Motivation von informalem Lernen gesucht. Elektronische Abzeichen (digital badges) stellen ein Konzept dar, um einerseits Lern- erfolge transparent zu machen und andererseits um Benutzer in Virtuellen Gemeinschaften zur Mitar- beit zu motivieren und anzuleiten. Die Virtuelle Gemeinschaft kann eine Lernumgebung sein, in der Lernende sowie Lehrende Benutzer sind. Lernende werden motiviert, bestimmte Lernziele zu erreichen oder sich mit anderen Lernenden auszutauschen und zu messen. Einfach zu erwerbende Abzeichen können Lernzwischenziele sein, die für den Lernen- den unterschiedliche Lernpfade eröffnen und sie/ihn zum weiteren Lernen motivieren. Letztendlich stel- len Abzeichen auch dar, welche Kompetenzen der Lernende erworben hat und geben damit einem po- tenziellen Arbeitgeber, soweit der Lernende seine Abzeichen präsentiert, darüber Auskunft was sie/er von dem Bewerber erwarten kann. Lehrende können mittels Abzeichen dazu angeregt werden, zusätzli- chen Lernstoff für die Lernumgebung zu erarbeiten oder sich sonst wie in der Umgebung didaktisch zu bewähren. Für beide Benutzergruppen lassen sich fachliche wie auch persönliche Kompetenzen mittels Abzeichen öffentlich sichtbar machen. Die Virtuelle Gemeinschaft sollte aber so of- fen sein, dass auch Kompetenzen (Abzeichen), die in anderen Umgebungen erworben werden, berücksichtigt werden können. Unterschiedliche Or- ganisationen in den USA (MacArthur Foundation, Gates Foundation, Mozilla Foundation, HASTAC) schlagen elektronische Abzeichen als eines der wich- tigsten Konzepte für informelles Lernen vor und Organisationen wie die UC Davis, Duke University DOI 10.1007/s00287-014-0796-2 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 Jürgen Dorn Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme, Technische Universität Wien, Favoritenstraße 9–11, 1040 Wien, Österreich E-Mail: [email protected] *Vorschläge an Prof. Dr. Frank Puppe <[email protected]> oder an Dr. Brigitte Bartsch-Spörl <[email protected]> Alle „Aktuellen Schlagwörter“ seit 1988 finden Sie unter: http://www.is.informatik.uni-wuerzburg.de/as

Elektronische Abzeichen zur Unterstützung von informalem Lernen

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Page 1: Elektronische Abzeichen zur Unterstützung von informalem Lernen

AKTUELLES SCHLAGWORT* / UNTERSTÜTZUNG VON INFORMALEM LERNEN }

Elektronische Abzeichenzur Unterstützungvon informalem Lernen

Jürgen Dorn

MotivationIn vielen wissenschaftlich-technischen Disziplinenist die formale Ausbildung meist unzureichend bzw.zeitlich beschränkt gültig, weil Technologien sichsehr schnell ändern und neues Wissen von Mitarbei-tern laufend erworben und adaptiert werden muss.Aber auch in mehr praktischen Domänen ändernsich die benötigten Kompetenzen laufend. Lebens-langes Lernen wird deswegen in der EuropäischenUnion wie auch in anderen hochentwickelten Re-gionen häufig gefordert. Informales Lernen, alsoein Lernen ohne Curriculum und ohne ein forma-les Abschlusszertifikat, führt ein Schattendasein inunserer Gesellschaft, weil häufig die Anerkennungdieses Wissens- und Kompetenzerwerbs im Arbeits-umfeld fehlt. Aber auch in der Universität fehlt dieAnerkennung, da nur jenes Wissen gefordert wird,das laut Curriculum vorgeschrieben ist. Wenn einStudent oder eine Studentin neben dem Studiumarbeitet und dort fachliche und/oder soziale Kom-petenzen erwirbt, fließt dies nicht in die Bewertungdes Studienerfolgs ein. Die EU und andere Organi-sationen fordern konsequenterweise eine stärkereAnerkennung von informalem Lernen [3].

Deswegen werden neue Methoden zur Anerken-nung, Anleitung und Motivation von informalemLernen gesucht. Elektronische Abzeichen (digitalbadges) stellen ein Konzept dar, um einerseits Lern-erfolge transparent zu machen und andererseits umBenutzer in Virtuellen Gemeinschaften zur Mitar-beit zu motivieren und anzuleiten. Die VirtuelleGemeinschaft kann eine Lernumgebung sein, in derLernende sowie Lehrende Benutzer sind. Lernendewerden motiviert, bestimmte Lernziele zu erreichenoder sich mit anderen Lernenden auszutauschen

und zu messen. Einfach zu erwerbende Abzeichenkönnen Lernzwischenziele sein, die für den Lernen-den unterschiedliche Lernpfade eröffnen und sie/ihnzum weiteren Lernen motivieren. Letztendlich stel-len Abzeichen auch dar, welche Kompetenzen derLernende erworben hat und geben damit einem po-tenziellen Arbeitgeber, soweit der Lernende seineAbzeichen präsentiert, darüber Auskunft was sie/ervon dem Bewerber erwarten kann. Lehrende könnenmittels Abzeichen dazu angeregt werden, zusätzli-chen Lernstoff für die Lernumgebung zu erarbeitenoder sich sonst wie in der Umgebung didaktisch zubewähren. Für beide Benutzergruppen lassen sichfachliche wie auch persönliche Kompetenzen mittelsAbzeichen öffentlich sichtbar machen.

Die Virtuelle Gemeinschaft sollte aber so of-fen sein, dass auch Kompetenzen (Abzeichen),die in anderen Umgebungen erworben werden,berücksichtigt werden können. Unterschiedliche Or-ganisationen in den USA (MacArthur Foundation,Gates Foundation, Mozilla Foundation, HASTAC)schlagen elektronische Abzeichen als eines der wich-tigsten Konzepte für informelles Lernen vor undOrganisationen wie die UC Davis, Duke University

DOI 10.1007/s00287-014-0796-2© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Jürgen DornInstitut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme,Technische Universität Wien,Favoritenstraße 9–11, 1040 Wien, ÖsterreichE-Mail: [email protected]

*Vorschläge an Prof. Dr. Frank Puppe<[email protected]>oder an Dr. Brigitte Bartsch-Spörl<[email protected]>

Alle „Aktuellen Schlagwörter“ seit 1988 finden Sie unter:http://www.is.informatik.uni-wuerzburg.de/as

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oder die Carnegie Mellon Robotics Academy setzenAbzeichen bereits in der Weiterbildung ein. Mozillaschlägt eine Infrastruktur vor, die eine Integrationin unterschiedliche Lernumgebungen ermöglicht,sodass Abzeichen aus verschiedenen Umgebungenkombiniert werden können [4].

Digitale BadgesEin elektronisches Abzeichen (digitale badge) stelltdurch ein visuelles Icon auf einer Webseite eine Er-rungenschaft einer Person dar. Dieses Abzeichenwird durch eine Organisation verliehen und kannauch in einem Profil dieser Person außerhalb derverleihenden Organisation dargestellt werden. DieErrungenschaft kann eine verifizierte Kompetenz,eine Fähigkeit, eine erfüllte Aufgabe oder auch nurein deklariertes Interesse der Person sein. Das wich-tigste Merkmal ist jedoch die Kombination diesesIcons mit einer maschinenlesbaren Beschreibung inder steht, was der Inhaber geleistet hat bzw. welcheKompetenzen attestiert werden, wer das Abzei-chen herausgegeben hat und wann es ausgestelltwurde. Ein Betrachter des Abzeichens kann damitbei der ausstellenden Organisation überprüfen, obdas Abzeichen zu Recht vergeben wurde.

Wir kennen Abzeichen aus der realen Weltvom Militär, Polizei, Tanzsport, Pfadfindern undvielen anderen Organisationen. Sie stellen einer-seits eine Zusammengehörigkeit der Mitgliederzu einer Organisation dar und andererseits reprä-sentieren unterschiedliche Abzeichen innerhalbeiner Organisation hierarchische Beziehungen so-wie damit verbunden gewisse Fähigkeiten undVollmachten.

Elektronische Abzeichen wurden zuerst in Com-puterspielen verwendet, um Errungenschaften derSpieler zu dokumentieren. Heute verwenden vielesoziale Medien elektronische Abzeichen, um dieTeilnehmer zu motivieren [2]. Eine oft zitierte An-wendung hierfür ist Foursquare (fourscquare.com),eine Anwendung, bei der Benutzer mit ihren GPS-basierten Geräten sich anmelden können, wenn siebestimmte Gebäude oder Gebäudeteile betreten.Sie können sich auch zu Ereignissen in den Gebäu-deteilen anmelden. Die Anmeldung erlaubt, dassman von anderen Freunden gefunden werden kann,die sich in der Nähe angemeldet haben. Für dasAnmelden bekommt man Punkte und wer sich in-nerhalb der letzten 60 Tage am häufigsten in einemGebäudeteil angemeldet hat, wird ,,Mayor“ dieses

Gebäude(teils). Wenn man sich in unterschiedlichenGebäuden angemeldet hat, kann man dafür Abzei-chen bekommen. Prinzipiell kann eine Organisationeigene Abzeichen in Foursquare einführen und diesefür Anmeldungen zu ihren Räumen und Ereignissenverwenden. Als Lehrender könnte ich damit einenzusätzlichen Anreiz zum Besuch meiner Vorlesunggeben, indem bei häufigen Besuch ein Abzeichenherausgegeben wird. Es ließe sich auch eine Kon-trolle ausüben, ob sich Teilnehmer an einem Orttreffen, um gemeinsam Aufgaben zu lösen. Wobeidie Teilnehmer sich natürlich gemeinsam verab-reden könnten, dass sie keine Aufgaben bei ihremTreffen machen.

Halavais [5] gibt eine ausführliche Einführungin die Geschichte und die unterschiedlichsten Zielevon Abzeichen in der realen Welt und in sozialenMedien.

AbzeichensystemeWenn eine Organisation gezielt solche Abzeichen fürMitglieder ausstellt, sprechen wir von einem Abzei-chensystem. Eine wichtige Eigenschaft von solchenSystemen ist die Möglichkeit, Abzeichen zu sammelnund zu kumulieren. In Trip Advisor, einem Portal indem Benutzer Hotels und andere touristische Ob-jekte bewerten, werden die Bewertungen gezähltund Sterne in unterschiedlichen Farben abhängigvon der Anzahl verliehen. Stackoverflow, ein Portalzum Wissensaustausch über Computerprobleme,strukturiert Abzeichen stärker. UnterschiedlicheArten der Partizipation werden beurteilt und zukomplexen Abzeichen zusammengesetzt.

Um einem Lernenden kontinuierlich Feedbackzu geben und auch implizit einen Lernpfad vorzu-geben ist es sinnvoll, viele, einfach zu erwerbendeAbzeichen zu verleihen. Wenn ein Lernender aberein größeres Gebiet abgeschlossen hat und eine de-finierte Menge von einfachen Abzeichen erworbenhat, dann sollte ein höherwertiges Abzeichen dasResultat sein und die einfachen Abzeichen im Prin-zip überflüssig werden. Das höherwertige Abzeichensollte typischerweise mit Kompetenzen übereinstim-men, die auch in formalen Lernprozessen definiertsind, um eine Abbildung von Abzeichen auf formaleLernergebnisse zu ermöglichen.

Erste wissenschaftliche Analysen bestätigen,dass das Verhalten von Benutzern in sozialen Me-dien und im Speziellen in Lernumgebungen durchelektronische Abzeichen positiv beeinflusst wird [7].

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Das heißt insbesondere, dass Lernende bereit sind,länger freiwillig ihre Lernziele zu verfolgen.

Verleihung von AbzeichenEine wichtiges Charakteristikum von Abzeichen-systemen ist, wie Abzeichen verliehen werden. Ineinfachen Systemen wie in Trip Advisor kann diesautomatisch geschehen, was natürlich auch am ein-fachsten betrogen werden kann, indem man z. B.inhaltsleere Kommentare abgibt. In anderen Sys-temen wie z. B. in Spielen existieren komplexereautomatisch berechnete Prozeduren. Wikipediabenutzt Abzeichen um verdiente Mitarbeiter zuhonorieren. Dabei können einzelne Mitarbeiter an-deren (Peers) ein solches Abzeichen zuerkennen,wobei sie eine verbale Begründung geben müssen.Dabei existieren für unterschiedliche Arten der Mit-arbeit unterschiedliche Abzeichen. Kriplean et al. [6]haben aufgrund dieser Abzeichen analysiert, welcheArbeiten in Wikis von anderen Teilnehmern hono-riert werden. Ein Ergebnis ist, dass es eine Vielzahlvon unterschiedlichen Leistungen gibt, die hier ho-noriert werden, nicht nur das Schreiben/Editierenvon Texten. In Lernsystemen kann die Zuerkennungauf automatischen Bewertungen, Peerbewertungen,Expertenbewertungen oder auch einer Kombinationdieser Bewertungen beruhen.

Interoperabilität von AbzeichenMozilla hat ein Projekt Open Badges (https://backpack.openbadges.org) gestartet, um elektro-nische Abzeichen interoperabel zu gestalten, sodassBenutzer von unterschiedlichen Organisationen Ab-zeichen bekommen können, die dann miteinanderkombiniert werden können. Dafür wurde eine In-frastruktur definiert, die erstens einen Herausgeber(issuer) von Abzeichen dabei unterstützt, die Abzei-chen zu generieren. Das Abzeichen wird durch dieZusicherung (assertion) spezifiziert. Die Zusiche-rung kann verschlüsselt und elektronisch signiertsein, so dass der Empfänger (recipient), die Per-son, die die Leistung erbracht hat, die Zusicherungnicht selbst verändern kann und eine Überprüfungdurch eine dritte Instanz möglich ist. Ist die Zusi-cherung nicht verschlüsselt, kann der Betrachter beider ausstellenden Organisation die Gültigkeit derZusicherung überprüfen. Zweitens kann ein Emp-fänger eines Abzeichens einen Rucksack (backpack)für seine Abzeichen erzeugen und die enthaltenenAbzeichen auf unterschiedlichen Internet Porta-

len, die Open Badges unterstützen, präsentieren.Die Identität einer Person wird dabei an eine EmailAdresse gebunden. Drittens wird das sogenannteBrennen (baking) eines Abzeichens definiert. Hier-bei wird die auf einem Server gehaltene Zusicherungin ein Icon umgewandelt. Dazu kann das PNG- oderSVG- Format genutzt werden, bei denen der Zusi-cherungstext in den Quellcode des Bildes integriertwerden kann. Dritte Personen, die diese Abzeichensehen (z. B. ein potenzieller Arbeitgeber), könnennun eine Überprüfung beim Herausgeber elektro-nisch veranlassen bzw. wenn das Abzeichen signiertist, direkt die Validität überprüfen. Ein Herausge-ber kann auch die Zuerkennung eines Abzeichenszurücknehmen (revoke).

Eine Zusicherung kann auf eine Abzeichenklasse(badge class) verweisen, in der mittels Alignment-Attribut auf eine Quelle verwiesen werden kann, diedie dokumentierte Fähigkeit oder Kompetenz näherbeschreibt. Hier schreiben die Entwickler von openbadges, dass man eine Beschreibung wählen soll, diemittels Learning Resource Metadata Initiative [8]Standard definiert ist.

Der Austausch der Daten basiert auf einerJSON-Spezifikation. Erste Softwareimplementie-rungen für diese Infrastruktur wurden von der OpenSource Community realisiert (https://github.com/mozilla/openbadges).

ProblemeElektronische Abzeichen werden oft eingeführt, umextrinsische Bewertungen wie Noten zu vermeidenund die intrinsische Motivation für Lernen zu för-dern. Aber nicht jeder Lerner liebt solche Abzeichenund wird Abzeichen wieder als extrinsisches Signaldeuten. Großflächige Analysen zur Motivation vonLernenden wurden noch nicht durchgeführt. An-tin und Churchill [1] fordern eine experimentelleAnalyse, inwieweit alle Teilnehmer durch solche Ab-zeichen gleichermaßen motiviert werden und oballe Abzeichen die gleiche Wertigkeit für die Teil-nehmer haben. Wir könnten uns vorstellen, dassdie Akzeptanz mit unterschiedlichen Lerntypenkorrespondiert.

Sollten sich Abzeichen erfolgreich in unsererGesellschaft durchsetzen besteht die Gefahr, dassAbzeichen inflationär verliehen werden. Ähnlichwie bei formaler Ausbildung müsste dann durchAkkreditierungen oder Bewertungen der Reputa-tion der verleihenden Organisation die Wertigkeit

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der Abzeichen relativiert werden. Durch das Ver-wenden elektronischer Daten könnten hier aberautomatisierte Verfahren zur Anwendung kommen.

Nicht alles Lernen wird elektronisch unter-stützt und eine Benutzung von elektronischenAbzeichen in formalen Lernprozessen mit tradi-tionellen Prüfungen stellt einen Medienbruch dar,dessen Aufwand unter Umständen nicht dem Nutzenentspricht.

Veröffentlichungen über elektronische Abzei-chen betonen immer wieder, dass mit den AbzeichenKompetenzen bzw. Fähigkeiten von Benutzerndargestellt werden sollen [9]. Wie diese Kompeten-zen dargestellt werden und wie insbesondere eineeinheitliche Evaluierung von Kompetenzen über un-terschiedliche Herausgeber geschehen kann, wirdnirgendwo vertieft. Eine Modellierung mit LRMIreicht hier nicht, da bei LRMI einerseits kein Gradder Ausprägung von Kompetenzen vorgesehen istund andererseits auch die Abhängigkeiten zwischenKompetenzen nicht ausreichend dargestellt werdenkönnen. So können Abzeichen von unterschiedlichenHerausgebern nicht verglichen werden und damitauch nicht die Kompetenzen kumuliert werden.

Ganz generell kann der allumfassende Einsatzvon elektronischen Abzeichen zu einem verstärktensozialen Druck auf Mitglieder unserer Gesellschaft

führen und zu verstärkter Überwachung führen.Bevor eine breitere Nutzung von elektronischen Ab-zeichen geplant wird, sollten neben den zusätzlichenExperimenten eine öffentliche Diskussion geführtwerden, die vielleicht mit diesem Beitrag initiiertwird.

Literatur1. Antin J, Churchill EF (2011) Badges in Social Media: A Social Psychological. CHI

2011, 7–12 May 2011, Perspective, Vancouver, BC, Canada2. Benen G et al. (2004) Using Social Psychology to Motivate Contributions to On-

line Communities. In: Proceedings of the ACM Conference on Computer Suppor-ted Cooperative Work 2004, Chicago, pp 212–221

3. Björnavåld J (2001) Making Learning Visible: Identification, Assessment and Reco-gnition of Non-Formal Learning in Europe. Eur J Voc Train 22:24–32. http://www.cedefop.europa.eu/etv/Upload/Information_resources/Bookshop/117/22_en_bjornavold.pdf

4. Goligoski E (2012) Motivating the Learner: Mozilla’s Open Badges Program. AccessKnowl 4(1):1–8. http://ojs.stanford.edu/ojs/index.php/a2k/article/view/381/207

5. Halavais AMC (2012) A Genealogy of Badges – Inherited meaning and monstrousmoral hybrids. Inf Commun Soc 15(3):354–373

6. Kriplean T, Beschastnikh I, McDonald DW (2008) Articulations of wikiwork: unco-vering valued work in wikipedia through barnstars. In: Proceedings of the 2008ACM Conference on Computer Supported Cooperative Work, pp 47–56

7. Ling K et al. (2005) Using social psychology to motivate contributions to onlinecommunities. J Comput Med Commun 10(4). http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.75.301&rep=rep1&type=pdf

8. LRMI (2013) The Content Developer’s Guide to the Learning Resource MetadataInitiative and Learning Registry. Published by the Association of Educational Pu-blishers, March 2013

9. P2PU (2014) Peer 2 Peer University and The Mozilla Foundation. An Open BadgeSystem Framework. A foundational piece on assessment and badges for open, in-formal and social learning environments, Version: DRAFT 4.0. https://wiki.mozilla.org/images/f/f3/OpenBadges_--_Working_Badge_Paper.pdf, letzter Zugriff:18.2.2014