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1 / 5 Ende des Zweiten Weltkrieges im Bez. Braunau/Inn: Zwangsarbeiter - Flüchtlinge – Erdhütten – Evangelische Mit dem Überfall auf Polen durch Hitlertruppen begann der verheerende und erbarmungslose Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 und endete am 8. Mai 1945. Der Krieg war zu Ende, und damit das Ende des „Tausendjährigen Reiches“! Es hatte zwölf Jahre und drei Monate gedauert, das mit Hitlers Machtanspruch nach der Wahl vom 5.3.1933 beginnen sollte. (Durch Hindenburg wurde Hitler am 30. 1. 1933 zum Reichskanzler ernannt.) Am Ende des Krieges gab es auf österreichischem Boden Hunderttausende „Displaced Persons“ (DP`s genannt): Fremdarbeiter, die Nationalsozialisten schon in den Anfangsjahren des Krieges aus ihren Heimatländern (Polen, Russland, Frankreich) verschleppt hatten, um im Deutschen Reich als Zwangsarbeiter dem NS-Regime zu dienen. Dazu kamen fast ebenso viele volksdeutsche Flüchtlinge, die aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien stammten. Unter ihnen sind auch Volksdeutsche, die 1940 während des Krieges auf Befehl Hitlers aus ihrer Heimat Bessarabien (Buchenland, Moldawien) und Dobrudscha (am Schwarzen Meer, Rumänien) zwangsweise nach Polen umgesiedelt wurden. Auch „Umsiedler“ aus Südtirol waren zu finden. Neben den etwa 800 000 Einwohnern in O.Ö. befanden sich 1945/46 etwa 2 Mill. Flüchtlinge, woraus Not und Elend aller Menschen ersichtlich wird. Überforderung an vielen Orten trat zu Tage. Doch irgendwie ging das Leben weiter. Dennoch war die Hilfsbereitschaft und geleistete Hilfe vieler Einheimischer vorbildlich. Vor allem stellte die bäuerliche Bevölkerung Wohnraum zur Verfügung, Schulklassen und Gasthaussäle waren als vorübergehende Unterkunft gefragt. Dennoch mussten viele tausend Menschen in Erdhütten, oft für mehrere Jahre, ihr Notquartier beziehen. Im Bezirk Braunau standen viele Erdhütten, so in Neukirchen/E. ein Lager von 21 Erdhütten auf dem Grundstück des Georg Pichler, Händschuh, und etwa 500 m entfernt ein zweites mit 20 Erdhütten auf dem Grundstück des Georg Neuländtner aus der Ortschaft Hartberg, Gemeinde Burgkirchen. Das erste Lager war von Flüchtlingen aus Siebenbürgen und dem Banat belegt, das zweite von Kroaten.

Ende des Zweiten Weltkrieges im Bez. Braunau/Inn

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Ende des Zweiten Weltkrieges im Bez. Braunau/Inn:

Zwangsarbeiter - Flüchtlinge – Erdhütten – Evangelische Mit dem Überfall auf Polen durch Hitlertruppen begann der verheerende und erbarmungslose Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 und endete am 8. Mai 1945. Der Krieg war zu Ende, und damit das Ende des „Tausendjährigen Reiches“! Es hatte zwölf Jahre und drei Monate gedauert, das mit Hitlers Machtanspruch nach der Wahl vom 5.3.1933 beginnen sollte. (Durch Hindenburg wurde Hitler am 30. 1. 1933 zum Reichskanzler ernannt.) Am Ende des Krieges gab es auf österreichischem Boden Hunderttausende „Displaced Persons“ (DP`s genannt): Fremdarbeiter, die Nationalsozialisten schon in den Anfangsjahren des Krieges aus ihren Heimatländern (Polen, Russland, Frankreich) verschleppt hatten, um im Deutschen Reich als Zwangsarbeiter dem NS-Regime zu dienen. Dazu kamen fast ebenso viele volksdeutsche Flüchtlinge, die aus der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Jugoslawien stammten. Unter ihnen sind auch Volksdeutsche, die 1940 während des Krieges auf Befehl Hitlers aus ihrer Heimat Bessarabien (Buchenland, Moldawien) und Dobrudscha (am Schwarzen Meer, Rumänien) zwangsweise nach Polen umgesiedelt wurden. Auch „Umsiedler“ aus Südtirol waren zu finden.

Neben den etwa 800 000 Einwohnern in O.Ö. befanden sich 1945/46 etwa 2 Mill. Flüchtlinge, woraus Not und Elend aller Menschen ersichtlich wird. Überforderung an vielen Orten trat zu Tage. Doch irgendwie ging das Leben weiter. Dennoch war die Hilfsbereitschaft und geleistete Hilfe vieler

Einheimischer vorbildlich. Vor allem stellte die bäuerliche Bevölkerung Wohnraum zur Verfügung, Schulklassen und Gasthaussäle waren als vorübergehende Unterkunft gefragt. Dennoch mussten viele tausend Menschen in Erdhütten, oft für mehrere Jahre, ihr Notquartier beziehen.

Im Bezirk Braunau standen viele Erdhütten, so in Neukirchen/E. ein Lager von 21 Erdhütten auf dem Grundstück des Georg Pichler, Händschuh, und etwa 500 m entfernt ein zweites mit 20 Erdhütten auf dem Grundstück des Georg Neuländtner aus der Ortschaft Hartberg, Gemeinde Burgkirchen. Das erste Lager war von Flüchtlingen aus Siebenbürgen und dem Banat belegt, das zweite von Kroaten.

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Jede Erdhütte hatte ein Ausmaß von 12 x 5 m und war etwa 0.5 m tief in die Erde versenkt. Darüber gestülpt war ein Dach mit einer Firsthöhe von etwa 2.4 m, welches bis zur Erde reichte. Die Dachfläche war aus Brettern hergestellt und mit Erdreich bedeckt. An einer Giebelseite war ein kleines Fenster. Nur wenige Hütten waren mit elektrischem Licht ausgestattet. Das Mobiliar war äußerst dürftig: An beiden Längsseiten waren Liegepritschen angeordnet, auf ihnen Stroh und Waldgras aufgeschüttet. Am Mittelgang stand ein Ofen, ein aus Ziegeln gemauerter Herd, ein Tisch und Bänke, alle aus Brettern zusammengeschlagen. In den Holztruhen, soweit noch von der Flucht vorhanden, wurden Kleider aufbewahrt. Nur in wenigen Erdhütten waren Fußoden und Seitenwände mit Brettern ausgekleidet. 21 Erdhütten hatten nur eine primitive Klosettanlage mit 7 Sitzen. Von der Gemeinde wurde je Familie (5-7 Personen) eine Fläche von 5x4 m zugewiesen.

In Munderfing sollten 1944/45 von der Organisation Todt 72 Erdhütten im Kobernaußerwald, neben der Ortschaft Bradirn, errichtet werden. Am 6. Dezember 1944 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Die ersten Erdhütten wurden bereits im Februar 1945 bezogen. Am 2. Mai 1945 wurden die Arbeiten eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren 36 Erdhütten fertiggestellt und bewohnt. Die hier untergebrachten Flüchtlinge stammten hauptsächlich aus Kroatien, aus dem Sudetenland, Niederösterreich (Horn) und Wien und wurden mit dem Zug hierher gebracht. Flüchtlinge aus dem Banat und aus Siebenbürgen waren nicht in den Erdhütten. Bereits im Hebst 1945 wurden die Erdhütten wieder abgetragen. Munderfing zählte zu dieser Zeit samt Flüchtlingen über 6000 Einwohner.

40 Erdhütten waren in Schalchen geplant, doch sind im Frühjahr 1945 nur 20 fertiggestellt worden. Diese wurden sofort mit Flüchtlingen aus Breslau, Wien, Mistelbach; Ungarn und dem Banat besetzt. Bis Oktober 1945 waren sie in Gebrauch.

In der Mattigsenke bei Braunau, auf einer Wiese des Herrn Flieher aus Mattighofen, damals noch zu St. Peter / H. gehörig, befanden sich 65 Erdbunker.

Herr Georg Thomae aus Mettersdorf, Siebenbürgen, später in Mauerkirchen wohnhaft, berichtete: „Die Kreisleitung von Bistritz, Nordsiebenbürgen, gab den Befehl, die Orte zu verlassen. Am 19. Sept. 1944 ereilte unsere Gemeinde dieses Schicksal und 360 Familien machten sich mit Pferde- und Ochsenwagen auf den Weg nach Westen. Einen Teil des Weges wurden wir mit Güterwaggons transportiert und gelangten dabei in ein Lager im Kreis Bielitz, Polen. Dort erfuhren wir, dass sich unsere Landsleute in O.Ö. aufhielten. Der Zug brachte uns am 5.12.1944 in den Bez. Braunau. Meine und vier andere Familien kamen in einem Gasthaussaal, in Neukirchen/E., unter. Ab Ende Jänner 1945 haben wir mitgeholfen 20 Erdhütten zu errichten. Ein junger Wald wurde gerodet und die Erde eben gemacht. Die ersten, die einzogen, waren Buchenländer, die 1940 nach Polen umgesiedelt worden waren und nun von dort vor den Sowjets fliehen mussten. Dann bezogen Banater Schwaben aus Niederösterreich, schließlich wir, drei Siebenbürger und vier Banater Familien aus Neukirchen/E.

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in den Erdhütten unser Notquartier. Das Trinkwasser mussten wir vom Bauern holen, Wäsche waschen konnte man in der 1 km entfernten Enknach. Mit der Verpflegung war es schlecht bestellt, noch schlechter aber mit der Bekleidung, denn Bezugscheine waren sehr schwer zu beschaffen – von der Gemeinde wurde man ständig abgewiesen. 1946 sind die meisten Buchenländer nach Deutschland gezogen, das sie die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen. Sechs Familien haben in den Erdhütten bis 1949 ausgehalten. Da aber das Holz erstickt und morsch war, drohte das Dach einzustürzen. Unter Mithilfe von Pfarrer Boltz, Mauerkirchen, konnte im Einvernehmen mit dem Amte der o.ö. Landesregierung und der Brethern Service Commission in Linz eine Wohnbaracke erworben werden. Im Frühjahr 1951 wurden die restlichen 6 Erdhütten abgebrochen und an ihrer Stelle eine Wohnbaracke aufgestellt, die bis 1963 in Verwendung war. Sie wurde 1964 abgetragen. Inzwischen haben diese Flüchtlinge Grund gekauft und Wohnungen gebaut.“

Die Monate und Jahre, in welchen die Flüchtlinge in den Erdhütten vegetierten, waren eine fürchterliche Zeit. Einige Menschen sind dort körperlich und seelisch krank geworden. So kam 1948 die Wende, die zum Sesshaftwerden in Österreich führte. Bezirkshauptmann Plasser, damals: „..,dass der überwiegende Teil der Flüchtlinge sich in den landwirtschaftlichen und gewerblichen Produktionsprozess eingeschaltet hat und wertvolle Arbeit leistet“. Da „die Landwirtschaft auf die Mitarbeit der Volksdeutschen angewiesen“ war, wurde zur Bekämpfung der Landflucht alles getan. Andererseits lagen die Arbeitsstätten auch im Salzburger Baugewerbe und im Aluminiumwerk Ranshofen, Braunau. So fand 1959 die erste feierliche Einbürgerungsfeier im Land Oberösterreich in Munderfung, im Beisein von LH Dr. Heinrich Gleißner, statt.

Nachdem es klar geworden war, dass eine Rückkehr der Flüchtlinge in die Ostgebiete unmöglich war (dort: inzwischen durchgeführte Enteignung von Grund und Boden und Einführung kommunistischer Planwirtschaft und Kolchosen), wurde nun tatkräftig an der Zukunft im Westen gearbeitet. Auch alle Nachrichten aus der alten Heimat waren entmutigend. Lange Jahre trugen diese Menschen die Hoffnung in sich, ihr Heimatland wieder sehen zu können, wenn man schon nicht mehr dorthin zurückkehren kann. So schreibt der Mettersdorfer Johann Breckner, 1957: „Alles kann der Mensch vergessen, ob es leicht ist oder schwer, doch die heiß geliebte Heimat, die vergisst man nimmermehr. Wer die Heimat nicht verloren, wem nicht selber Leid geschehn, kann das Leid und auch die Sehnsucht eines Flüchtlings nicht verstehn. Herr, Gott, der du bist im Himmel, hör mein Bitten und mein Flehn, lass mich die geliebte Heimat doch noch einmal wieder sehn.“ Als sich viele Familien wieder gefunden hatten, war es ihr Wunsch, gemeinsam mit früheren Nachbarn und Bekannten irgendwo sesshaft zu werden und neu anzufangen. So entstanden viele Siedlungen: Mauerkirchen, Mattighofen, Munderfing, Lengau, u.a.

Probleme der evangelischen Flüchtlinge. Alle Flüchtlinge waren bis 1948 der Meinung und Hoffnung, der Aufenthalt in Österreich sei nur von kurzer Dauer, man werde bald in die alte Heimat zurückkehren. So trug alles kirchliche Leben provisorischen Charakter. Die ehemaligen Dorfgemeinschaften bemühten sich, trotz Zerstreuung (Diaspora) zusammenzuhalten. Neben gelegentlichen Geselligkeiten, Tanz, usw. waren die Gottesdienste das stärkste Bindeglied. Die Pfarrer bemühten sich, ihre Landsleute zu besuchen. Einige Zahlen können die riesige Arbeit verdeutlichen: An 40 Predigtstellen wurden Gottesdienste gehalten: in Gasthäusern, Schulen, Bauernhöfen, Wohnstuben, usw., auch 10 katholische Kirchen standen dazu offen. 1945 waren 147 Begräbnisse und 307 Taufen zu halten, bei den Konfirmationen 1946 kam noch der Nachholbedarf von 1944 und 1945 hinzu, so dass insgesamt 319 Kinder konfirmiert wurden. So fanden z. B. im heutigen Sprengel Mauerkirchen, der Evang. Pfarrgemeinde Braunau, an folgenden Orten Gottesdienste statt: In Burgkirchen, wo besonders Mettersdorfer wohnten, in der leerstehenden Filialkirche St. Georgen/M.; in Altheim in der katholischen Marktkirche; in Uttendorf in der leerstehenden Schlossbergkirche; in Neukirchen, wo besonders Lieblinger wohnten, in der katholischen Kirche und in einem Lagerraum, der von der Bevölkerung die „Banater Kirche“ genannt wurde; in Mauerkirchen in der Heilig-Geist-Kirche und Hauptschule; außerdem noch in Aspach/Höhnhart, Roßbach/Treubach, St. Veit, Polling, Mining und Moosbach, d. h. in allen politischen Gemeinden der heutigen Predigtstation Mauerkirchen.

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An eine endgültige Niederlassung im Innviertel dachten die Flüchtlinge auch deshalb nicht, weil Bevölkerung und Behörden sie gar nicht als Mitbürger anerkannten. Sie waren Ausländer, „Rumänen“, usw., die im ersten Jahr nicht einmal die Eisenbahn benutzen durften. Besonders eklatant war die Tatsache, dass bis 1947 die Flüchtlingskinder nicht in die öffentlichen Pflichtschulen aufgenommen wurden. So organisierten Flüchtlingspfarrer und -lehrer eigene Schulen in den verschiedensten Räumen. Es gab im Jahre 1946 im Bezirk Braunau 49 Flüchtlingsschulen, in denen ca. 35 Lehrer 1763 Schüler unterrichteten, von denen 1oo8 evangelisch waren. Die Lehrer arbeiteten meist ohne Bezahlung. Teilweise wurde unter den Eltern und anderen Gemeindegliedern gesammelt, um sie ein wenig besolden zu können. Nach der Aufnahme der Kinder in die öffentlichen Schulen wirkten die Flüchtlingslehrer im evangelischen Religionsunterricht mit. Noch 1949 wurden an 40 Orten über 1000 evang. Schüler unterwiesen. 17 Lehrer stellten sich für diese Aufgabe zur Verfügung. Auch für ihre Entlohnung wurde von den Schülern jeden Monat ein sogenannter „Religionsschilling“ eingesammelt.

In Braunau besteht seit 1866 eine evangelische Kirche, die durch den Braunauer Bürger Jakob Schönthaler begründet wurde, die heutige Dankbarkeitskirche in der Theatergasse. Seit 1900 ist in Braunau eine kleine selbständige evang. Pfarrgemeinde, die 1940 etwa 500 Seelen zählte; doch ihr Einzugsgebiet umfasste auch die Gerichtsbezirke Mauerkirchen, Mattighofen, Wildshut, Obernberg und Ried/I.. In den letzten Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren war sie überfordert. 1944 betrug die Zahl der evang. Christen im Bez. Braunau, bedingt durch die Flüchtlinge, über 10500. Durch Auswanderung und Abwanderung ab 1946 waren: 1950 etwa 7000, 1955 etwa 5000 und 1960 etwa 3000 Evangelische.

Einigen beherzten Menschen, so z.B. Ferdinand Görlich, Oberlehrer und Opersänger aus Mauerkirchen, ist es zu danken, dass Flüchtlinge in Mauerkirchen Baugrund kaufen konnten. Die nach ihm benannte „Görlichstraße“ weist auf seine große Mitmenschlichkeit hin. Denn das „Eindringen und Siedeln“ so vieler Flüchtlinge evang. Bekenntnisses führte in der Gemeinde und mit dem kath. Pfarramt zu großen Spannungen, die erst nach vielen Jahren behoben werden konnten. Ab 1951/52 begannen Einzelne, dann Gruppen über die Genossenschaft „Neusiedler“ Grund anzukaufen, eine gemeinsame Siedlung mit Gotteshaus zu planen und zu bauen. So entstand zwischen 1954 und 1957 die Siedlung in Mauerkirchen.

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1959 zählte man hier 65 „evang. Häuser“, vornehmlich Mettersdorfer (Siebenbürger) und Lieblinger (Banater Schwaben). 1960 wurde die evang. Erlöserkirche in Mauerkirchen feierlich eingeweiht, die schon Jahre zuvor von Architekt Hans Schihan, Mauerkirchen, geplant und der Bau von Pfarrer Karzel, Braunau, kräftig unterstützt wurde. Nur unter großen Entbehrungen der ganzen Familie war ein Hausbau möglich. Für viele Kinder bedeutete das Verzicht auf höhere Schulbildung. Doch in gewohnter gegenseitiger Hilfeleistung konnte die Siedlung entstehen. Und für den Bau der Kirche wurde in einer Gemeindeversammlung beschlossen, jährlich einen gewissen Pflichtbetrag je Verdiener abzuliefern. Zusätzlich war eine nicht unwesentliche Arbeitsleistung zu erbringen. Die Evang. Pfarrgemeinde Mattighofen, zunächst Tochtergemeinde der evang. Gemeinde Braunau, wird 1962 selbständig. Zu ihr gehören: Friedenskirche (1963) in Mattighofen; Glaubenskirche (1968) in Lengau; Reformations-Gedächtniskirche (1970) in Munderfing. Zur evang. Gemeinde Braunau gehören: Dankbarkeitskirche (1866) in Braunau; Erlöserkirche (1960) in Mauerkirchen; Gnadenkirche (1962) in Ach, Gemeinde Hochburg; Auferstehungskirche (1962) in Riedersbach, Gemeinde St. Pantaleon. Die Einsicht und Demut, seinem Schicksal nicht entrinnen zu können, führt zu Toleranz, ja zu guter Nachbarschaft mit jenen, die man wegen ihrer Herkunft, ihres anderen Aussehens und Glaubens und ihrer fremden Sprache nur widerwillig dulden wollte. Auch 2004 sind wir aufgefordert, die Not der neuen Flüchtlinge nicht zu übersehen. Der o.ö. Dichter Hans von Hammerstein nannte einmal die Geschichte Österreichs „eine schwere Geschichte“; dies gilt auch für O.Ö..

Stefan Ziekel, Sept. 2004

Dieser Beitrag erschien im Bundwerk 2005, der Jahreschrift des Innviertler Kulturkreises