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Phytopath. Z., 113, 125—140 (1985) © 1985 Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0031-9481 / InterCode: PHYZA3 Biologische Bundesanstalt fiir Land- und Forstwtrtscbaft, Institut fur Pflanzenschutz in Ackerbau und Gritnland, Aufienstelle Kitzeber Seblofskoppelweg 8, 2305 Heikendorf Umversitdt Cottingen, Institut fur Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz, Grisebachstrafle 6, 3400 Gottingen Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses, verursacht durch Phoma lingam Von W. KRUGER und I. WiTTERN Mit 6 Abbildungen Eingegangen am U. Oktober 1984 Epidem ological investigations in the ro caused by Phom lingam In this part of inv n Phoma Imgam (Tode ex. Fr.) Desm., epidemiological experi- have hngam 1 spore dispersal of Leptosphaeria maeulans (Desm.) Ces. et de Not.), i base can take place in autumn and about 10 to 40 % were found to isolated The fungus period. Whilst P. spp. and P. eupyr species and furthe pathogenic import The low level t the height of the soil k e found les to four w e of s Dece of leaf infection occu :he short phase of ascos iber. Furthermore, deep ploughin ial as could be observed in spore c 1 the Federal Republic : 0031-9481/85/1302-0125$02.50/0

Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfäule des Rapses, verursacht durch Phoma lingam

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Phytopath. Z., 113, 125—140 (1985)© 1985 Verlag Paul Parey, Berlin und HamburgISSN 0031-9481 / InterCode: PHYZA3

Biologische Bundesanstalt fiir Land- und Forstwtrtscbaft,

Institut fur Pflanzenschutz in Ackerbau und Gritnland, Aufienstelle Kitzeber

Seblofskoppelweg 8, 2305 Heikendorf

Umversitdt Cottingen, Institut fur Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz,

Grisebachstrafle 6, 3400 Gottingen

Epidemiologische Untersuchungenbei der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses,

verursacht durch Phoma lingam

Von

W. KRUGER und I. WiTTERN

Mit 6 Abbildungen

Eingegangen am U. Oktober 1984

Epidem ological investigations in the rocaused by Phom lingam

In this part of inv n Phoma Imgam (Tode ex. Fr.) Desm., epidemiological experi-

have hngam

1 spore dispersal of Leptosphaeria maeulans (Desm.) Ces. et de Not.),

i base can take place in autumn and about 10 to 40 % were found to

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period. Whilst P.spp. and P. eupyrspecies and furthepathogenic import

The low level

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: 0031-9481/85/1302-0125$02.50/0

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Zusammenfassung

In diesem Teil der Untersuchungen uber Phoma lingam (Tode ex Fr.) Desm. wurden der Befallucs JKapses ini Verlaut der Vegetationsperioue, das Pilzspektrum in den Beiallsstellen sowie dieVerbreitung der Ascosporen von Leptosphaeria maeulans (Desm.) Ces. et de Not., der geschlechtli-chen Phase von P. Imgam, Uberpruft.

Der Befall der Pfkinzen an der Stengelbasis kann schon fruh im Herbst bei erwa 10-40 % der

Das Pilzspektrum und auch die Haufigkeit der einzelnen Pilze anderte sich im Verlauf derVegecationsperiode. Wahrend P. lingam und F. tabacinum ailgemein zunahmen und zahlreich isoliertw'uruen, Wiiren /{/tcrtiarui-/^riGV\ und P. eupyrena zu Beginn und am Ende der Vegetationsperiodewenig zu hnden. 2—3 weitere Arten wurden hauptsachlich und weitere 3—4 seltener, aber regelma£igaus Befallsstellen lsoliert, wobei uie ps-thotrene Bedeutuns von einisen dieser Pilze noch nicht

Die Ursachen des im Herbst vergleichsweise geringen Blattbefalls smd vielschichtig und konnenin der kurzeren Ausschleuderungsphase der Ascosporen, der niedrigeren Temperatur im Spatherbstund Gem tieien Unterpflugen von Rapsstoppeln lm Fruhherbst liegen.

Die Entwicklung der Perithezien und der Ascosporenausstofi waren von Niederschlagenabhangig, die somit einen Einfluls auf den Beginn und die Hohe des Sporenfiuges hatten. Ailgemeinbegann der Sporenausstols einige Stunden nach Niederschlagen, iedoch schien hohe relative Luft-fcuchtigkeit auch schon ausreichend zu sein. Des weiteren war ein etwas lntensiverer Sporenflug bei2—3 v/indstarken zu beobachten, und infolgedessen, weil die vl^indstarke in den Nachmittags- undAbendstunden grofser ist, war dcr Sporenflug zu diesen Zeiten auch geringfiigig starker.

Das Auftreten der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses, verursacht

durch Phoma Imgam (Tode ex Fr.) Desm. (stat. gen. Leptosphaeria maculans

(Desm.) Ces. et de Not.), ist jahrhch unterschiedlich stark. Die Grunde hierfiir

waren nicht bekannt und gaben Anlafi, einen Beitrag zur Klarung der unbekann-

ten Fakten zu leisten.

Obwohl der Pilz hinsichtlich seiner Epidemiologie schon wiederholt unter-

sucht worden ist (ALABOUVETTE, BRUNIN und LOUVET 1974, ALABOUVETTE und

BRUNIN 1970, GLADDERS und MUSA 1980), konnen die in anderen Gebieten

erhaltenen Ergebnisse nicht generell verwendet werden, weil sich der Befall durch

klimatische Unterschiede andert. So tritt z. B. der Blattbefall im Herbst u. a. in

England und auch in Teilen Frankreichs wesentlich starker auf als in der Bundes-

republik Deutschland.

Auch ist der Befallsgrad der Pflanzen vom Herbst an Schwankungen unter-

worfen, deren Ursache nicht bekannt ist. Es wurden daher der Raps fortlaufend

auf Befall kontrolhert und das Pilzspektrum in den Befallsstellen erfafit, um die

bcejeitende Flora, die zum Teil auch pathogen ist, kennenzulernen. Wie weit der

Blattbefall im Herbst die Ursache des unterschiedlichen Befalls am Stengelgrund

ist, war ein weiterer zu beriicksichtigender Aspekt.

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Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses 11]

Methoden

Befallsauswertung

Die Befallsauswertung am Stengelgrund und die Isolation der Pilze eriolgte an etwa 30 Prlsn/ciiie Parzelle nach einer Methode von KRUOER (1979, 1983 a, b).

Sporenflug von Leptosphaeria maculans

Der Flug der Ascosporen von L. maeulans ist mtt einer elektrisch getriebenen ,,Hirst"~Sporenfalle ermittelt worden. Das Gerat sog kontinuierlich einen Luftstrom in ca. 70 cm Hohe uberclen> Boden an, der auf ein rotierendes Band tra.f, da s mit Gelvatol, Glyzerol und Phenol und Vaselinemit Zusatz von 10 % Paraffin besehichtet war. Das Band wurde im woehentlichen Abstand ausge-wechselt, der Sporenbesatz anschliefiend unter dem Mikroskop ausgezahlt und stundenweise notiert.Die Wetterdaten sind in Kitzeberg oder im Wetteramt Kiel erfaCt worden.

Ergebnisse

Befallsstellen bei Raps

Der Befall der Jungpflanzen scheint nicht nur direkt in Hohe der Erdoberfla-che zu erfolgen, sondern auch etwas hoher, wie Isolationen deutlich machten.Danach sind besonders auf Flachen mit hohem Inokulumpotential, sei es beiAnbau von Raps nach Raps oder nach Applikation einer Sporensuspension,haufig Infektionen etwa 2 cm oberhalb der Erdoberflache zu beobachten (Tabelle1). Das sind Stellen, an denen Blatter bereits abgefallen sind. Die Sporen scheinenfolglich in den Blattgabeln gekeimt und infiziert zu haben. Spater wachsen beideBefallsstellen bei friihzeitiger Infektion oft zusammen. In Hohe der Bodenober-flache wurden haufiger F. tabacinum und Alternaria-Kncn isoliert.

Tabelle 1Isolationshaufigkeit von Pilzen in % von den Isolationsstellen bei jungen Rapspflanzen in Hohe der

Erdoberflache und etwa 2 em daruber (Dezember 1981)

Fruchtfolge W.h.

Bl.a.

Raps/Raps W.h.

Kunstliche W.h.

Infektion Bl.a.

- w.h . = Wurzelhals. Bl.a. = I

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5/ 1/ 8/ 22/

stellen der Plize im Raum BremerStengelfaule des Rapses (Mittelwer

rde und Befallsgrad der ^von 4 bis 6 Versuchen)

Pilzspektrum im Verlauf der Vegetationsperiode

Bei einer iiber das Bundesgebiet verteilten Befallsaufnahme in den Jahren1977 und 1978 wurde schon deuthch, dafi sich das Pilzspektrum im Verlauf desJahres Sndern kann (KROGER 1979). Die damals im Fruhjahr und im Vorsommerdurchgefuhrten Analysen reichten jedoch nicht aus, um ein genaues Bild iiber diePilzfolge zu erhalten. Es wurde daher der Befall an mehreren Standorten vomHerbst an verfolgt, wobei die Erhebungsgebiete hauptsachlich im Raum Bremer-vorde und in Schleswig-Holstein lagen. Die Daten smd in den Abbildungen 1—3graphisch dargestellt. Die in den drei Jahren aus dem Raum Bremervordeerhaltenen Resultate sind zusammengefafit worden, wahrend die aus Schleswig-Holstein einzeln wiedergegeben werden. Folgende Ergebnisse werden abgeleitet.

1. Das Pilzspektrum ist von Jahr zu Jahr (Abb. 1) und von Standort zuStandort (Abb. 2—3) unterschiedlich. Auch bei den zusammengefafitenErgebnissen aus Bremervorde war das unterschiedliche Befallsspektrumvorhanden.

2. An jedem Standorr wurden hauptsachlich zwei bis drei Pilzarten isoliert,und zwar P. lingam, Fusarium tabacinum und P. eupyrena. Etwas zahlrei-cher waren gelegentlich Alternaria-Arten und F. avenaceum zu finden. Einenoch nicht identifizierte Phoma-hn trat 1981 verstarkt in Muxall auf undwar ahnlich einer Art, die auf Meerrettich vorkommt (BOEREMA, pers.Mitteilung).

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Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses 1 29

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DATUM DER PROBEENTNAHME

Abb. 2. Einzeldarstellung Uber die Anderung des Befallsgrades und des Pilzspektrums im Verlauf derVegetationsperiode sowie der Isolationshaufigkeit in % der Isolationsstellen der Pilze im Jahre 1981

3. Der Anteil der Pilze variierte zeitlich ebenfalls. P. lingam nahm mit Aus-nahme des Jahres 1980/81 im Verlauf der Vegetationsperiode allgemein zuund stagnierte vom Fruhjahr ab auf hohem Isolationsniveau (1979/80).P. eupyrena war zu Beginn und am Ende der Vegetationsperiode weniger zuisolieren. Bei F. avenaceum konnte keine Tendenz in bezug auf Isolations-haufigkeit beobachtet werden.

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11. 3. 1. 5, 5. 6. 6. 7. 11. 3. 1, 5. 5. 6. 6. 7.

DATUM DER PROBEENTNAHME

Abb. 3. Einzeldarstellung uber die Anderung des Befallsgrades und des Pilzspektrums im Verlauf derVegetationsperiode sowie der Isolationshiufigkeit in % der Isolationsstellen der Pilze im Jahre 1982

F. tabacinum reagierte ahnhch wie P. lingam, ihr Anteil am Pilzspektrumnahm vom Fruhjahr an am meisten zu. Die anderen Fusarium-Anen {F. cul-morum, F. dimerum, F. oxysporum, F. solani) wurden sporadisch ohnebesondere zeitliche Haufung isoliert.Bei Alternaria-Antn bestand in der Regel ein geringes Gefalle zum Ende derVegetationsperiode hin, wobei jedoch auch Felder zu beobachten waren, beidenen die Isolationshaufigkeit nicht abnahm.

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Epidemiobgische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfaule des Rapses 1 3 !

4. Aufier den erwahnten Arten wurden noch Rhizoctonia solani, Pythmm-^Arten, Microdochium bolleyi und Tetracladium setigetum isoliert, die,wenngleich in geringer Anzahl, so aber doch regelmafiig vorhanden waren.Weitere Pilze sollen hier nicht erwahnt werden, da sie nur gelegentlichisoliert worden sind.

5. P. lingam kann bereits im Herbst einen beachtlichen Anteil am Pilzspektrumhaben, wie 1979/80 beobachtet wurde. Die Isolationshaufigkeit blieb bis zurletzten Isolation bei Stadium 87 bestehen, allerdings ist im allgemeinen derAnteil dieses Pilzes im Herbst gering.

Sporenflug von L. maculans

Dem Sporenflug von L. maculans kann eine erhebliche Wirkung in bezug aufdie Initialinfektion im Herbst eingeraumt werden, weil die Blatter befallenwerden konnen und dann ein hoheres Inokulumpotential gebildet wird, das sichim Verlauf der nachsten Monate verteilt. Diese hypothetischen Angaben konnensowohl befiirwortet (MCGEE 1977, LACOSTE et al. 1969) als auch eingeschranktwerden. Wahrscheinlich wirkt u. a. das Klima mafigeblich auf die Entwicklungein, so dafi Unterschiede beobachtet werden konnen. Der Einflufi der Ascospo-ren auf den Befall lafit sich jedoch schwer nachweisen, weil Pyknidiosporensowohl mit der Saat iibertragen als auch windbiirtig verbreitet werden und zurselben Zeit wie die Ascosporen vorhanden sind. Da in den nordlichen Gebietender Bundesrepublik Deutschland im Gegensatz zu anderen Landern der Blattbe-fall bisher gering bis mafiig stark war, sollte der Sporenflug untersucht werden,um erkennen zu konnen, ob ein geringer Ascosporenausstofi hierfiir verantwort-lich sein konnte oder auch andere Ursachen vorliegen.

Die Ergebnisse dieser Beobachtungen mit den entsprechenden Nieder-schlagsdaten sind in den Abbildungen 4 a—4 c angefiihrt. Die Sporenfallen warensowohl auf Flachen aufgestellt, bei denen Raps nach Raps nach tiefer (1980 keineGraphik) oder flacher Pflugfurche (Abb. 4 c) gebaut wurde, oder wo alte Stengeloberflachlich ausgestreut worden waren (Abb. 4b, 4aA und 4aB) als auch aufsolchen ohne erhohtes Inokulumpotential, d. h. bei Raps in der Fruchtfolge(Abb. 4bB). Aus den Graphiken geht die unterschiedliche Intensitat des Aus-schleuderns der Ascorporen hervor. Von einem friihen Sporenflug bereits abEnde September 1978 (Abb. 4 b A, B) bis zu einem spat beginnenden MitteNovember 1976 (aus Platzgriinden keine Graphik) waren alle Ubergange vorhan-den. Entscheidend hierfiir war die Witterung, denn zur Perithezienentwicklung

Tabelle 2Niedersehlage in mm in den Monaten Juli bis Oktober in Kitzeberg

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Abb. 4a—4c. Sporenflug von L. maculans nach unterschiedJichen Pflanzenbaumaftnahmen in mehre

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Epidemiologiscbe Untersuchungen bei der Wurzelbals- und Stengelfaule des Rapse.s 1.3 3

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20. 1. 10. 20. 1. 10. 20. 1. 10. 20. 10.Sep. Oktober November Dezember Marz

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Abb. 4 b

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Oktober Novembe20. 31 1. 10. 20. 31. 1. 10. 20. 1. 10.

, 1 1 . . I . , I,20. 31. 1 10 20 31.

miissen die Stengel feucht bleiben. Im Jahr 1976 fielen von Juli bis September zuwenig Niederschlage, wie die Zahlen in Tabelle 2 zeigen, so daf die Perithezien-entwicklung erst spat einsetzte, wie eine wiederholte Kontrolle ausgelegterStengel ergab. Erst nach wenigen Niederschlagen in der ersten Oktoberhalfte undeiner feuchten, wenn auch niederschlagsarmen Periode Anfang November wur-den Ascosporen aus den sich m den 4 Wochen entwickelten Perithezien MitteNovember in geringer Anzahl, mit maximal 160 Sporen an einem Tag, ausgesto-Ren. In den anderen Jahren fielen im August ausreichend Niederschlage, die eineFruchtkorperbildung ermoglichten; somit konnte ab Ende September/AnfangOktober das Ausschleudern der Ascosporen erfolgen (Abb. 4aA und B, 4c).

Die unterschiedhche Behandlung der Rapsfelder erlaubt es, Ruckschliisseliber die Intensitat der Ascosporenverbreitung zu ziehen. Wurden alte Stengel zurErhohung des Inokulumpotentials auf der Oberflache verteilt (Kitzeberg 1977,1978, Schrevenborn 1977), dann setzte ein starker und lang anhaltender Sporen-flug ein (Abb. 4a, 4b). Blieben bei einer Fruchtfolge Raps nach Raps dieStoppelreste infolge oberflachlicher Bearbeitung mit einem Grubber zum Teil ander Oberflache, dann erstreckte sich der Sporenflug ebenfalls uber eine langePeriode, die bis ins Fruhjahr hinein anhielt (Schrevenborn 1982/83, Abb. 4c). DieAnzahl der ausgeschleuderten Sporen war jedoch geringer. Bei diesen Methoden

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Epidemiologische Untersuchungen bei c

wurden in den verschiedenen Versuchsjahren an 15, 19, 10 und 7 Tagen mehr als100 Sporen/Tag gefangen. Folgte Raps nach Raps bei tiefer Pflugfurche ohneStoppelreste an der Oberflache (nicht graphisch dargestellt) oder Raps in derFruchtfolge nach Wintergerste, dann wurden wenige Sporen gefangen. Bei diesenbeiden Analysen wurde nur an einem Tag ein erhohter Sporenflug mit mehr als100 Sporen beobachtet. Wahrend des (graphisch nicht dargestellten) Sporenflugesdes Jahres 1980 war kein Tag mit mehr als 100 Sporen vorhanden.

In der Regel fand ein Sporenausstofi einige Stunden nach Beginn einesRegens statt, wie eine stiindliche Analyse der Wetterdaten und des Sporenflugesergab (Abb. 5 a—5 c). Mitunter schien eine hohe relative Luftfeuchtigkeit ausrei-chend zu sein, denn Niederschlage waren nicht gefallen, aber in der Nacht warfast vollige Sattigung der Luftfeuchtigkeit registriert worden.

Aufier der Luftfeuchtigkeit begiinstigten geringe Luftstromungen von 2 bis 3Windstarken den Sporenflug, wie beispielhaft fiir das Jahr 1977 graphisch darge-stellt wird (Abb. 6). Bei iiberreifen Perithezien scheinen auch schon ganz schwa-che Luftstromungen auszureichen, um die Sporen zu verbreiten, wie besonders1978 bei starkem Sporenflug beobachtet wurde.

Aufgrund der oben gezeigten Abhangigkeit des Sporenfluges von Nieder-schlagen und Luftstromungen ist ein Tagesrhythmus des Sporenfluges ebenfallsvorhanden, und zwar sind in den Nachmittags- und Abendstunden mehr Sporengefangen worden als in den Nacht- und friihen Morgenstunden. Die Ursache fiir

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136 RundV

diese Verteilung ist sicherlich in der Windgeschwindigkeit zu sehen, die in denNachmittags- und Abendstunden etwas starker war als zu anderen Tageszeiten.Die mittlere Windgeschwindigkeit betrug in den Monaten September bis Dezem-ber um 7.15, 13.15 und 21.15 Uhr 1,72, 2,08 bzw. 1,80. Das deutet darauf hin,dafi bei zu geringen Luftstromungen die Sporen weniger verbreitet werden.

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Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelftule des Rapses

AnzQhlD.Sporen/Tag

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UhrzeitAbb. 5 a—5 c. Sporenflug im Verlauf eines Tages in Abhangigkeit von der Witterung, d:

drei Beispielen

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Abb. 6. Maximale Windstarkein m/sec und Anzahl gefange-

ner Sporen

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KKOCHK und W I T

Der Sporenflug ist mit Einsetzen des Winters meistens beendet. Mit Aus-nahme der Vegetationsperiode 1982/83 wurden im FrUhjahr nur vereinzelt Sporengefangen. Der Sporenflug hielt bis Januar an, um nach einer einmonatigen Pauseinfolge Schneelage auf niedrigem Niveau wieder einzusetzen.

Eine Beziehung zwischen Sporenflug und Blattbefall war nicht zu beobach-ten, weil der Befall der Blatter in alien Jahren gering war, gleich, ob viele oderwenige Sporen vorhanden waren. Nur im Jahr 1976, als infolge Trockenheit keinePerithezien angelegt worden waren, konnte ein solcher Zusammenhang bestan-den haben. Aufierdem kann es aber auch an der allgemeinen Trockenheit gelegenhaben, die eine Infektion durch Pyknidiosporen verhindert hat.

Besprechung

Die Grtinde fur einen unterschiedlichen Verlauf des Befalls von Raps mitP. lingam in geographisch entfernt liegenden Gebieten sind wahrscheinhch viel-schichtig und nicht nur auf khmatische Bedingungen zuruckzufiihren. Der in derBundesrepublik Deutschland beobachtete Blattbefall im Herbst ist wesentlichniedriger als jener in Frankreich oder England. Er ist aufgrund des beobachtetenSporenfluges nicht nur auf eine zu geringe Anzahl von Sporen in einem bestimm-ten Zeitraum zuriickzufiihren, sondern auch auf eine kiirzere Zeitspanne, in derdie Sporen ausgeschleudert werden. Sowohl in Frankreich (LACOSTE et al. 1969)als auch in Australien (MCGEE 1977) halt die Periode langer an. Weitere Schlufi-folgerungen aus Vergleichen mit den wenigen, bisher vorhegenden Daten sindschwer, weil die Methoden oft nicht iibereinstimmten, oder die Befallsbeurteilun-gen differierten. Aufierdem lagen fast nur einjahrige Beobachtungen vor (DAEBE-LER, AMELUNG, PLUSCHKELL und LEDGE 1980, ALABOUVETTE und BRUNIN 1970,

M C G E E 1977) die, wie aus dem vorliegenden Bericht zu ersehen ist, wahrschein-lich auch in anderen Gebieten jahrlich unterschiedlich verlaufen dUrften, wiez. B. in England, wo zweijahrige Beobachtungen stattfanden (GLADDERS undMUSA 1980).

Ein weiterer Grund fiir den geringen Befall konnte die niedrige Temperaturab November/Dezember sein, eine Zeit, in der noch viele Ascosporen beobachtetwurden. In Frankreich fand allgemein ein friiher Sporenflug statt, wahrenddessensowohl hohe Temperaturen als auch ausreichende Niederschlage vorhandenwaren (LACOSTE et al. 1969). In England sind, wie bei uns, im November/Dezember noch viele Sporen gefangen worden, jedoch durfte die Temperaturdort allgemein etwas hoher liegen als in Schleswig-Holstein, so dafi ein Befall desRapses eher moghch ist. Um einen Uberblick iiber die herrschende Temperaturim Versuchsgebiet zu erhalten, wird daher auf Tabelle 3 verwiesen, die es erlaubt,bei kiinftigen Untersuchungen Vergleiche ziehen zu konnen. AufJerdem kanndurch eine chemische Behandlung (HUMPHERSON-JONES und BURCHILL 1982) oderdie sofortige Bodenbearbeitung der Rapsfelder, die fur die Weizeneinsaat tiefgepfliigt werden , das Inokulationspotential stark verringert werden, denn dieStengel werden von der Oberflache entfernt. Der Sporenausstofi ist von Rapsfel-dern mit Fruchtwechsel daher wesentlich geringer als von Feldern, auf denen

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Raps nach Raps nach minimaler Bodenbearbeitung angebaut wurde, oder don,wo Stengel als Inokulumquelle an der Oberflache mit 3—4, etwa 20 cm langenStengeln/m^ verteilt worden waren (Abb. 4 a, 4 b). Bei der minimalen Bodenbear-beitung wurde die Flache gegrubbert, so dafi alte Rapsstengel an der Bodenober-flache blieben. Diesbeziiglich konnten GLADDERS und MUSA (1980) zeigen, dafi inbenachbarten, nicht gepfliigten Feldern die Infektionsquelle lag und zu einemstarken Blattbefall fiihrte, der wiederum zur Erhohung des Inokulumpotentialsfiir den Stengelbefall beitrug.

Aufgrund all dieser Beobachtungen und von Literaturhinweisen ist fiir dieBundesrepubhk Deutschland die Folgerung zu ziehen, dafi der geringe Blattbefallim Herbst auf das niedrige Inokulumpotential mfolge fruhen Pfliigens derabgeernteten Rapsbestande und des spaten Sporenausstofies, verbunden mit tiefenTemperaturen, zuriickgefiihrt werden kann. Unterstiitzt wird diese Folgerungauch durch die Beobachtung iiber einen friihen Befall am Wurzelhals, der nichtdurch Ascosporen, sondern durch Pyknidiosporen und Myzel verursacht wordensein kann, weil keine Ascosporen zur Zeit der Infektion vorhanden waren, undweil auch im Experiment der Befall durch Pyknidiosporen nachgewiesen wurde.

Diese Arbeit wurde mit Mitteln der Gemeinschaft zur Forderung der privaten deutschenlandwirtschaftlichen Pflanzenziichtung (GFP) finanziert und ist Teil einer Dissertation (I. WITTERN)aus dem Institut fiir Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz der Georg-August-Universitat Got-tingen.

Literaturverzeichnis

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Page 16: Epidemiologische Untersuchungen bei der Wurzelhals- und Stengelfäule des Rapses, verursacht durch Phoma lingam

0 KRUCI K und WriTiRN, Epidemiologische Untersuchungen des Rapses

Gi I,, U. C , 1977: Black leg (Leptosphaeria maculans (Desm.) Ges. et de Not.) of rapeseed in

Adrosse der Autoren: Dr. W. KROGER, Biologische Bundesanstalt fur Land- und Forstwirt-schaft, Messeweg 11/12, D-3300 Braunschweig (F.R.G.). Dr. 1. WITIERN, Gossner-Service-Team,P.O. Box 66, Sinazeze via Ghoma (Zambia).

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