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GOTTESDIENSTENTWURF UND MATERIALIEN

EPIPHANIAS 2016 GOTTESDIENSTENTWURF UND … · »Ratu Adil«, der »gerechten Königin«, die Gott selbst gesandt hat, um das Volk von Leid und Unterdrückung durch die Machthaber

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EPIPHANIAS 2016 GOTTESDIENSTENTWURF UND MATERIALIEN

EPIPHANIAS 2016

ZUM KÜNSTLER: HENDARTO

Hendarto wird 1951 als Sohn eines Militärangehö­rigen in Bandung auf Java geboren. Aufgewachsen in der Tradition des javanischen Islams tritt er An­fang der 80er Jahre zum katholischen Glauben über. Bereits in seiner Kindheit zeigt sich seine Begabung im Zeichnen. Er beginnt ein Architekturstudium, das er jedoch nicht beendet. Stattdessen arbeitet er als freier Künstler. Dabei sind seine Ausdrucksmittel vielfältig: Er arbeitet mit Batiktechniken, Keramik, Holz und kommt darüber zur Malerei.

Seit seinem Übertritt zum Katholizismus finden sich auch christliche Motive im Werk Hendartos. Diese Bilder haben einen langen Entstehungspro­zess. Der eigentlichen künstlerischen Ausarbeitung gehen in tensives Nachdenken und die eigene Aus einandersetzung mit dem Motiv u.a. durch Medi tation voraus. So sind die Werke Ausdruck seines persön lichen Glaubens. Gleichzeitig finden sich in ihnen Elemente der muslimischen Mystik.Hendarto lebt in Yogyakarta.

Quelle: Volker Küster, Dialog und Kunst in Indonesien. Unterwegs zu einer Ästhetik interreligiöser Begegnung, in: Katajun Amirpur, Wolfram Weiße (Hrsg.): Religionen Dialog Gesellschaft. Analyse zur gegenwärtigen Situation und Impulse für eine dialogische Theologie, Münster 2015, 99–128.

EVANGELISCHE MISSION IN SOLIDARITÄT (EMS)Vogelsangstr. 62 | 70197 StuttgartTel.: + 49 711 636 78 ­0Fax: +49 711 636 78 ­45E­Mail: info@ems­online.org

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BESUCHEN SIE UNS IM INTERNET UNTER WWW.EMS-ONLINE.ORG IMPRESSUMEvangelische Mission in Solidarität – Kirchen und Missionen in internationaler Partnerschaft (EMS) e.V. und ihre deutschen Mitgliedskirchen | Redaktions-gruppe: Sophie Abendschein, Heike Bosien, Regina Karasch­Böttcher, Sabine Müller­Langsdorf, Jürgen Reichel | Layout: büro für visuelles, Monika Richter | Druck: Paul Schürrle GmbH & Co. KG | Auflage: 8.000 | Oktober 2015 BILDNACHWEISETitelbild: Die Drei Weisen, Batik aus Indonesien von Hendarto, 2015 / Portrait Hein: medio.tv Simmen / Portraits Boba, Lasut, Kartawijaya: privat / Portrait July: Gottfried Stoppel EMH / Portrait Jung: EKHN / Por­ trait Cornelius­Bundschuh: EKiBA / Portrait Hertzsch: Evangelische Brüder­Unität / Portrait Schad: Evange­lische Kirche der Pfalz / Projektfotos: EMS

Trotz umfangreicher Bemühungen ist es nicht immer gelungen, alle Urheberrechtsfragen zu klären. Bitte wenden Sie sich ggf. an die Herausgeber. »Epiphanias –

da habe ich Geburtstag. Sein theologischer Gehalt passt wunderbar dazu: Mein Leben steht unter dem Licht dessen, der sich in der Welt zeigt.«Prof. Dr. Martin HeinBischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck

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EPIPHANIAS 2016

DER ERDKREIS MACHT SICH AUF

EPIPHANIAS – EIN FEST ZWISCHEN ERSCHEINUNG UND AHA-ERLEBNIS Das älteste Fest der Kirche, das in einem Kalender fest­gelegt wurde: Epiphanias. Die Kirche feierte das »Fest der Erscheinung des Herrn«, schon um das Jahr 300 am 6. Januar im Osten, bald darauf auch im Westen.Das griechische Wort »Epiphanias« bedeutet Erschei­nung – Erleuchtung – Offenbarung.

So ranken sich um das Epiphaniasfest biblische Lesun­gen, die vor allem eines verdeutlichen: Im Menschen Jesus offenbart sich Gott. Das erzählt die Geschichte von der Taufe Jesu am Jordan. Der Himmel tut sich auf, eine Taube und eine Stimme erscheinen, die Menschen um Johannes den Täufer staunen. So etwas haben sie noch nie erlebt.

Oder die Geschichte von der Hochzeit zu Kana: Jesus verwandelt Wasser zu Wein. Ein Wunder, das nur Einer kann, der mehr und anderes ist als einfach Mensch.

Wundersam ist auch die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland, die sich auf einen weiten Weg machen, um das neu geborene Kind zu bestaunen. Ein Stern zeigt ihnen die Göttlichkeit des Kindes an. Sie folgen ihm bis in den kleinen Ort Bethlehem und das Aha­Erlebnis könnte nicht größer sein: Das gött­liche Kind in einem kärglichen Stall.

EPIPHANIAS – DER ERDKREIS MACHT SICH AUFDie Geburt Jesu fällt in die Herrschaftszeit des römi­schen Kaisers Augustus, der die römische Herrschaft weiter ausdehnte als alle seine Vorgänger. Er wollte sich zum Herrn über den gesamten Erdkreis auf­schwingen – oder im Sprachgebrauch der Antike: über die Ökumene.

Die Weisen aus dem Morgenland nahmen in dieser Zeit das Risiko auf sich, Grenzen zu überschreiten, Länder zu durchqueren, Sprachbarrieren zu über­winden. Warum? Um in Erfahrung zu bringen, wer das Licht der Welt ist, an dem man die eigenen Werte, Haltungen und Handlungen ausrichten kann. Wer der wahre Herrscher aller Imperien ist, und wer den Frieden auf Erden bringen kann.

Im Volksglauben sind aus den »Weisen« (Mt 2) drei Könige geworden. Gleichwohl stehen diese »Hei ­ ligen Drei Könige« bis heute für das, was das Er­scheinen des Kindes bewirken kann: Dass Menschen sich aufmachen, Vertrautes hinter sich lassen, kul­turelle und gesellschaftliche Grenzen überschreiten, etwas wagen und Wege gemeinsam gehen, Klarheit suchen und etwas Großes, Tragendes für das eigene Leben finden.

EPIPHANIAS – AUF DEM WEG DER GERECHTIGKEIT UND DES FRIEDENSDie Weisen wagten Begegnung in der Fremde und mit Fremden. Sie waren der Verfolgung durch den Handlanger des römischen Imperiums, König Hero­des, ausgesetzt. Sie fanden Erstaunliches und Elemen­tares, Gott und Mensch in einem Kind in der Krippe, versorgt mit dem, was Menschen zum Leben brau­chen: Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf und Liebe von Menschen. Der glanzvolle Kaiser Au­gustus war für die Weisen nur ein müder Abglanz des wahren Lichts. Wie in der Ikonenenmalerei, die immer mit einem goldenen Untergrund beginnt, glänzte den Weisen im Kind in der Krippe durch alle Kargheit die Herrlichkeit Gottes entgegen. Buchstäblich klein, aber mit großer Wirkung, beginnt inmitten des mäch­tigen römischen Imperiums Gottes Geschichte der Gerechtigkeit und des Friedens.

Die Geschichte der drei Weisen ist eine Missions­geschichte, die Missionsgeschichte Gottes. Sie hat Bedeutung für den ganzen Erdkreis. Menschen in allen Kulturen und Ländern sind durch dieselbe Blick­richtung auf die Krippe verbunden: Sie erkennen Gott in einem schwachen Kind.

In der EMS­Gemeinschaft finden sich Kirchen aus dem Norden, Süden, Osten und Westen zusammen. Machen wir es wie die drei Weisen: Brechen wir auf. Überwinden wir Grenzen im Kopf und im Herzen, begegnen wir einander, begegnen wir Christus. Überraschend und immer wieder neu. Auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens.

Sabine Müller-Langsdorf

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EPIPHANIAS 2016

»Das Bild ist stark von der Batik-Technik geprägt. Batik gehört zum indonesischen Kulturerbe. Indonesier tragen bis heute zu vielen Anlässen Kleidung aus gebatikten Stoffen. So ist es beispielsweise üblich, dass Beamte und Angestellte freitags in Batik zur Arbeit gehen. Auch bei offi ziellen Anlässen erscheinen die Menschen in Batik. Die drei Könige sind nach Art der javanischen Kultur gekleidet. Der Ober körper bleibt dabei frei.

Der tiefblaue Himmel lässt an das indonesische Klima denken. Es gibt in Indonesien nur zwei Jahreszeiten: eine Trocken- und eine Regenzeit.Der Batikstern dient den Königen als Wegzeichen. Zugleich ist sein Licht Quelle von Weisheit und Hoffnung.«

Welman Boba

»Das javanische Volk in Indonesien glaubt an die Idee der »Ratu Adil«, der »gerechten Königin«, die Gott selbst gesandt hat, um das Volk von Leid und Unterdrückung durch die Machthaber zu befreien. Sie ist bescheiden und weise. Sie wird die Armen und diejenigen, die der unteren Kaste angehören, erhöhen und das Land wohlhabend, friedvoll und gerecht machen.

Die Javaner sind zuversichtlich, dass die Ratu Adil bald kommen wird. Denn die Zeichen sind deutlich: große Naturkatastrophen, wie Überschwemmungen, Waldbrände, Erdbeben, schwere Infektionskrankheiten. Dazu massive, soziale Katastrophen, wie Kriege, Gewalt und Brutalität. Nach mystischem javanischem Glauben kommt die Ratu Adil, wenn der »Lintang Kemukus« (Komet) am Morgen erscheint.

Das Kommen der gerechten Königin wird oft durch die Kunst des Puppen-Schattenspiels auf Hochzeiten oder Dankfesten erzählt. Auf dem Bild von Hendarto sind die Heiligen Drei Könige als Wayang Figuren gezeichnet. Sie sind hier, anders als in der Bibel erzählt wird, keine Fremden, sondern normale Bürger, die von den Macht-habern verbannt wurden. Sie glauben, dass Jesus die gerechte Königin ist. Seht die Sternschnuppe, dies ist das Zeichen! Jesus, die gerechte Königin, regiert wie eine Frau, die ihre Kinder voller Liebe pfl egt und beschützt. Sie führt gerecht und ohne Gewalt. Sie setzt sich für die Armen und Unterdrückten ein. Sie bringt Wohlstand, Frieden und Befreiung für die beschädigte Natur und für die ganze Menschheit.

Nun warten wir nicht mehr auf Ratu Adil. Sie wurde bereits geboren. Sie ist schon bei uns. Die Sternschnuppe ist ihr Zeichen. Lasst uns diesem Zeichen nachgehen.«

Junita Lasut

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EPIPHANIAS 2016

»Die Kleidung der Weisen entspricht der »Verkleidung« im wayang orang, einer traditionellen Theaterform, zu der auch Puppenspiel gehört. Die Kostüme zeigen also deutlich, dass die Figuren aus dem kulturellen Kontext Javas kommen. Sie lassen darüber hinaus die edle Herkunft der Personen, ihre Weisheit und Bildung erkennen.

Die Erde, auf der sich die drei Könige bewegen, ist so gezeichnet, als würden sie auf einer Schlangenhaut unterwegs sein. Die Schlange (Naga) hat einen Schwanz. Sie ist ruhig, sie stört nicht, sie bedroht niemanden. Aber sie ist Symbol für ein gefährliches, bösartiges Tier und kommt aus dem Umfeld der unterirdischen Gottheiten.Die reitenden javanischen Könige sind in ihrer Zeit und auf ihrem Weg zum Ziel gefahrlos unterwegs, denn sie folgen dem Stern. Er verspricht ihnen Schutz und Rettung und weist den Weg zu Jesus.

Für mich stellt sich die Frage, warum der Maler Kamele als Reittiere zeigt. Auf Java gibt es dieses Tier nicht. Naheliegender wären Pferde, Rinder und Wasserbüffel, da sie in Indonesien vorkommen und als Reittiere genutzt werden.«

Untung Kartawijaya

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EPIPHANIAS 2016

MITERBE WERDEN. WAS GIBT ES BESSERES?EPIPHANIAS HOLT DIE FREMDEN HINEIN IN DAS CHRISTUSGESCHEHEN

Die Misa Criolla des argentinischen Komponisten Ariel Ramirez war eine der ersten Messen, die die Klangwelten der indigenen Völker Argentiniens aufnahm. Komponiert 1964, wurde sie zu einem der bedeutsamsten Werke lateinamerika nischer Sakralmusik. Ariel Ramirez war Anfang der 50er Jahre durch das Nachkriegseuropa gereist. Die Begegnung mit zwei deutschen Nonnen, die während der Zeit des Nationalsozialismus KZ­Häftlinge heimlich mit Essen versorgt hatten, bewegte ihn zu tiefst. Mit der Kreolischen Messe entstand sein erstes sakrales Werk als Dank an all jene Menschen, die ihn wäh­rend seiner europäischen Wanderjahre unterstützt haben und ihre Lebensgeschichten mit ihm teilten.

Begegnungen können ein Leben für immer verän­dern. So auch die Begegnung der drei Weisen mit dem Kind in Bethlehem. Sie machen sich auf den Weg, durchziehen fremde Gegenden und kehren verändert zurück.

Die drei werden in eine Geschichte hineingezogen, die sie nicht kennen. Der indonesische Künstler Hendarto malt sie in intensiven leuchtenden Farben. Strahlendes Blau bestimmt den Horizont. Sie werden von einem Stern gelenkt. Sein Licht zieht sie auf einen unbekannten Weg, hinein in die Begegnung mit Gott im Stall von Bethlehem. Was passiert dort?

Epheser 3,2­6 ist für das Epiphaniasfest 2016 als Pre­digttext vorgesehen. Der Brief zitiert Paulus mit den Worten: »Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden … nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.« Die Neue Genfer Überset­zung lässt Paulus so sprechen: »Die Nichtjuden – darin besteht dieses Geheimnis – sind zusammen mit den Juden Erben, bilden zusammen mit ihnen einen Leib und haben zusammen mit ihnen teil an dem, was Gott seinem Volk zugesagt hat. Das alles ist durch Jesus Christus und mit Hilfe des Evangeliums Wirklich­keit geworden.«

»Mission to the Palace«, »Mission zum Palast«, nennt die Presbyterianische Kirche von Ghana (PCG) ihre Bemühungen um gute Kontakte zu den Stammes­oberhäuptern. Auch die drei Weisen sind in einer Mission unterwegs, hin zum prophezeiten König. Ihre Mission zur Macht führt sie zu den Machtlosen. Die ghanaischen Chiefs sind in ihren traditionellen Riten der Ahnenverehrung beheimatet. Gleichzeitig sind manche Kirchenmitglieder. Zwei religiöse Vor­stellungswelten treffen zusammen. Der Ausschluss vom Abendmahl ist für manche Pfarrer in Ghana ein Mittel, eine Grenze zu ziehen zwischen christlichem Glauben und traditioneller Religion. Der ghanaische Theologe Kwame Bediako betont jedoch in seinerkontextuellen afrikanischen Theologie, die Kirche sei aufgerufen zu zeigen, dass Gott schon am Werk war in Afrika, bevor die Missionare kamen. Die welt­weite Ökumene ist geprägt von Begegnungen, die Menschen anderer Kulturen und Religionen in Berührung bringen mit dem Geheimnis in Christus. Ob in Ghana, in Korea oder in Indonesien, überall überschreiten Menschen die Grenzen ihrer Kultur, ihrer Sprache und ihrer Religion und lassen sich ein auf das Geheimnis der Offenbarung Gottes.

Der Epheserbrief ist durchdrungen von der Gewiss­heit, dass Juden und die Völker der Erde nur zu­sammen Christi Leib bilden. Da gibt es nicht das Recht der Erstgeborenen und der Lieblingskinder, der scheinbar Gesetzestreuen und der Dazuge­kommenen. Alle sind sie hineingenommen. »Der eine Gott umarmt die eine Welt, die 7000 Dia­lekte und Sprachen spricht. Gott ist offen für alle Kulturen und Nationen”, so der japanische Theologe Kosuke Koyama.

Dieses Kind im Stall ruft den Frieden in die Welt. Frieden zwischen Juden und Nichtjuden, zwischen Christen, Muslimen, Juden, Hindus und Buddhisten. Alle werden sie hineingenommen. »Wir können nur mit Gott reden, wenn wir unsere Arme um die Welt legen«, so drückt Martin Buber diese Hin­wendung aus.

PREDIGTIMPULS

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EPIPHANIAS 2016

Den Frieden, der von dem Kleinen und Schwachen ausgeht, dem Machtlosen, gilt es heute zu buch­stabieren im Alltag unserer Lebenskontexte, unseres Wirtschaftens und unseres gesellschaftlichen Mit­einanders. Das ist anstrengend, das ist konfliktreich, das ist aber vor allem erfüllend. Wo Frieden und Gerechtigkeit Wirklichkeit werden, da leuchtet die Klarheit des Sterns inmitten der Nacht. Die Friedens­stifter der Presbyterianischen Kirche von Ghana sind dafür ein ermutigendes Beispiel.

Im Bild des indonesischen Künstlers Hendarto er­scheinen die drei Weisen nicht wie stolze Könige, die wissen, wo es lang geht. Sie wirken nicht mächtig und herrschsüchtig. Im Gegenteil. Sie wirken wie Tastende, Zögerliche, Suchende. In der Weihnachts­geschichte in Lukas 2,9 hörten wir: »die Klarheit des Herrn leuchtete um sie«. Nun beleuchtet erneut ein Licht den Weg. Wir treten mit Epiphanias ein in die Festzeit des Lichts. Klarheit zu finden auf dem Weg, den Gott uns weist, das ist unsere Sehnsucht. Klarheit zu finden als Pilgerinnen und Pilger auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens. Klarheit, das brauchen wir im eigenen Leben, um die nächsten Schritte zu gehen. Machen wir uns auf mit dem ganzen Erdkreis als Tastende, als Suchende, aber vor allem als von Gott Gefundene.

Heike Bosien

»Epiphanias bedeutet für mich: Im Kind im Stall begegnen sich Himmel und Erde. In diese Richtung sind die Weisen aus dem Morgenland gezogen. Seitdem haben alle Menschen eine neue Gebetsrichtung bekommen: Den Sohn Gottes in der Krippe, am Kreuz, als Auferstandener.«Dr. h. c. Frank Otfried July Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

EPHESER 3,2 – 3A.5– 6

2 ihr habt ja gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch gegeben hat:

3 Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden,

5 Dies war in früheren Zeiten den Menschen­kindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offen­bart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist;

6 nämlich dass die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.

Luther 1984

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GEBETE

EINGANGSGEBETBarmherziger Gott,du hast deinen Sohn zum Licht der Welt gemacht.Die Weisen sind diesem Licht gefolgt – und seitdem hat sich der Erdkreis aufgemacht zu dir.

Voller Sehnsucht nach deiner Gerechtigkeit, deiner Klarheit, deinem Frieden.Und auch wir hoffen auf Dein Licht, wenn wir jetzt vor dich kommen.

Wir bitten dich:Schenke uns offene Augen, Ohren, Lippen und Herzen.Bring uns auf den Weg zu dir und lass dich von uns finden,damit wir dein Licht weitergeben könnengemeinsam mit Menschen aus der ganzen Welt.Amen.

Sophie Abendschein

GEBETWir bitten dich für alle, die unserem Herzen lieb und wert sind: Erhalte sie in deinem Schutz und Frieden.

Wir bitten dich für alle, die unserem Herzen fremd und feind sind: Nimm weg, was uns scheidet, und schenke uns Eintracht und Frieden.

So überwindet und zerstört Christus unsre Finsternis und bestärkt uns in der Freiheit deiner Kinder. Weise uns den Weg durch die gerechte Königin, Amen.

Junita Lasut

FÜRBITTENHerr, der ganze Erdkreis hat sich aufgemacht, um Dich zu finden und anzubeten.Wir begreifen, dass wir Teil einer großen Bewegung sind, wenn wir in Jesus Christus das Licht der Welt bekennen.

Heute wollen wir mit Christen und Christinnen in Indonesien beten, mit denen wir trotz der großen Entfernung eins im Glauben sind:

Sprecher 1:Wir denken an die Christen und Christinnen im großen Inselreich Indonesien, die mit Freude ihre Kirchengebäude vergrößern und junge Menschen aus ihren Gemeinden zu Pfarrern und Pfarrerinnen ausbilden lassen.

Sprecher 2: Herr, erhalte unseren Geschwistern in Indonesien ihre Freude am Glauben.

Segne du alle Neuaufbrüche und Bewegungen, die deine Botschaft weiter tragen.

Leite die vielen jungen Leute, die Pfarrer und Pfarrerinnen werden wollen.

Stärke uns alle mit froher Zuversicht, dass überall in deinem Namen Aufbruch möglich ist.Wir bitten dich:

Gemeinde: Herr erhöre uns(Ruf: O Tuhan pimpinlah langkahku, Thuma Mina 191)

GEBETE UND LIEDVORSCHLÄGE

»Epiphanias heißt für mich: Gott ist in dieser Welt erschienen – als Mensch. So kommt Gottes Heil zu allen Menschen.«Dr. Volker JungKirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

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Sprecher 1:200 Millionen Muslime und 20 Millionen Christen, sowie Hindus, Buddhisten und Angehörige von Stammesreligionen leben in Indonesien, oft Tür an Tür, oft als Mitglieder derselben Familie.Die Kirchen sind offen für einen freundschaftlichen Dialog der Religionen.Wir bitten Gott um ein gutes Miteinander.

Sprecher 2:Herr, auch in Indonesien gewinnen radikale religiöse Kräfte Raum.

Zeige du, dass Menschen aller Religionen auf­einander angewiesen sind, und dass in deinem Namen nicht zu Hass aufgerufen werden kann.

Stärke in Indonesien und hier bei uns alle die­jenigen, die freundschaftlich und offen aufeinander zugehen und damit zeigen, dass sie in Eintracht miteinander leben wollen.

Rühre vor allem die an, die als Sprecher ihrer Religionsgemeinschaften oft den Ton bestimmen, mit dem über die anderen gesprochen wird.Wir bitten dich:

Gemeinde: Herr erhöre uns(Ruf: O Tuhan pimpinlah langkahku, Thuma Mina 191)

Sprecher 1:In Indonesien wächst eine neue Generation heran, die sich gut auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereiten will.Fast alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder gut ausgebildet und gefördert werden.

Sprecher 2:Herr, wir bitten dich für die vielen Schulen und beruflichen Ausbildungen, die die Kirchen in Indonesien betreiben:

Lass sie Orte sein, an denen der Geist sich entfaltet und junge Menschen Zutrauen zu ihren Fähigkeiten gewinnen können.

Zeige vor allem den Mädchen, wie viel in ihnen steckt und dass sie sich gleichberechtigt einbringen können.

Sei besonders bei denjenigen, die behinderte Kinder aus der Isolation holen und sie teilhaben lassen an einer Gemeinschaft von lernenden Menschen.Wir bitten dich:

Gemeinde: Herr erhöre uns(Ruf: O Tuhan pimpinlah langkahku, Thuma Mina 191)

Jürgen Reichel

»Epiphanias heißt für mich: das wirklichkeitsverändernde Aufstrahlen des Lichtes Gottes in unserer Welt. Sein Glanz verleiht eine neue Perspektive, überwindet Grenzen und öffnet den Horizont im Blick auf alle Völker.Daran knüpft die altkirchliche Tradition an, die mit der Dreizahl der Weisen aus dem Morgenland die damals bekannten Kontinente Asien, Afrika und Europa symbolisiert sieht.«Dr. Jochen Cornelius-BundschuhLandesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden

»Epiphanias heißt für mich: Gott ist in dieser Welt erschienen – als Mensch. So kommt Gottes Heil zu allen Menschen.«Dr. Volker JungKirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

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LIEDVORSCHLÄGE

GOTTES BOTSCHAFT RUFT INS LICHT

1. Gottes Botschaft ruft ins Licht,alle Welt soll es sehn.Und der Stern weist die Richtung nach Bethlehem.Fern der Heimat kamen Drei,voll Geheimnis, woher?Den sie suchen, ist machtvoll: Ein König und Herr.Refrain: Freut euch, ruft es laut hinaus:Jetzt wird’s hell, ganz hell,Licht aus der Krippe, Immanuel!

2. Und sie folgten jenem Sternbis er stand plötzlich still,wo er einhielt im Lauf und erreicht ward ihr Ziel.Aus dem Stall ein Lichtstrahl dringt,und die Botschaft wird klar:Kommt herein, o ihr Weisen, der König ist da.Refrain: Freut euch, …

3. Und sie lenkten ihren Schritt,noch ermüdet vom Ritt,hin zum Licht, hin zu Jesus, zum Kind in der Kripp‘.Und das Herz wird ihnen weit,groß und tief wird ihr Sinn,legen kostbare Gaben dem Kind dankbar hin.Refrain: Freut euch, …

Melodie: »The First Nowell« Text-Übertragung: Peter Scherhans

EVANGELISCHES GESANGBUCH

EG 69, 1– 4: Der Morgenstern ist aufgedrungen

EG 71, 1– 6: O König aller Ehren (Tageslied)

EG 73,1– 5: Auf, Seele, auf und säume nicht

EG 74, 1– 4: Du Morgenstern, du Licht vom Licht

EG 337: Lobet und preiset, ihr Völker den Herrn (Kanon passend zum Predigttext und daher gut vorstellbar als Antwort der Gemeinde auf die Predigt)

LIEDVORSCHLÄGE AUS INDONESIEN

DALAM YESUSVeröffentlicht in: Thuma Mina. Internationales Öku-menisches Liederbuch, München, Basel 1995, Nr. 138Leicht zu erlernen, Ohrwurmqualität, eignet sich z. B. als Lied nach der Predigt.

O TUHAN PIMPINLAH LANGKAHKUVeröffentlicht in: Thuma Mina. Internationales Öku-menisches Liederbuch, München, Basel 1995, Nr. 191Eingängige Melodie, kann z. B. als Liedruf im Fürbitten-gebet gesungen werden.

»Epiphanias heißt für mich Licht der Hoffnung am Beginn eines neuen Jahres. Mein Bild dafür ist der Stern: Das Hoffnungslicht, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind, führt zu Christus, zum Licht der Welt. Er ist kein Fixstern, sondern ein Wanderstern, der mit uns geht auf der Lebensreise, Orientierung gibt und Erleuchtung schenkt.«Pfr. Raimund Hertzsch Kirchenleitung der Evangelischen Brüder-Unität

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LÄNDERINFO INDONESIEN

Indonesien ist nach Indien und China die zur Zeit am schnellsten wachsende Volkswirtschaft und die drittgrößte Demokratie der Welt. Mit 250 Millionen Einwohnern ist es das Land mit der viertgrößten Be­völkerung – und das mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit. Entwicklungspolitisch zählt es zu den sogenannten Schwellenländern. Es ist das einzige Mitglied der G20­Staaten aus Südostasien mit wachsender ökonomischer Bedeutung.

Das Motto des Landes, »Einheit in Vielfalt«, feiert die ethnische, kulturelle und religiöse Vielfalt seiner Be­wohner. Die indonesischen Muslime, die 87% der Bevölkerung stellen, sind für ihre Liberalität bekannt. Ihre große Mehrheit bekennt sich zur Staatsphiloso­phie Pancasila und damit zur friedlichen Koexistenz der Religionen im Land. In jüngster Zeit wird diese von fundamentalistischen Gruppen in Frage gestellt, die Indonesien in einen islamischen Staat umwandeln wollen. Die Wahl des Reformers Joko Widodo zum Präsidenten im Herbst 2014, der für die Fortsetzung der demokratischen Transformation nach dem Sturz des Diktators Suharto und für einen säkularen Staat steht, zeigt jedoch, dass die große Mehrheit der In­donesier nicht von der Verfassung abrücken will. Auch »Jokowis« Kurs einer gerechteren Verteilung des wachsenden Wohlstands und konsequenter Reformen der korrupten Bürokratie finden breite Unterstützung.

Die EMS hat neun Mitgliedskirchen in Indonesien, sieben davon auf Sulawesi mit mehrheitlich musli­mischer Bevölkerung, eine auf der Molukkeninsel Halmahera, wo das Christentum weit verbreitet ist, und eine auf der hinduistisch geprägten Insel Bali. Die protestantischen Kirchen engagieren sich in Indonesien stark im interreligiösen Dialog, für die Wahrung der Menschenrechte, in der Armutsbe­kämpfung in ländlichen Regionen und in der Schul­ und Berufsausbildung für die junge Generation. Die EMS unterstützt zahlreiche Projekte der Kirchen in diesen Bereichen und engagiert sich an ihrer Seite für den Erhalt der Religionsfreiheit im Land.

Christine Grötzinger

CHRISTEN IN INDONESIEN

WAS BESCHÄFTIGT SIE ALS CHRISTEN IN DER AKTUELLEN SITUATION IN INDONESIEN? WOFÜR BETEN CHRISTINNEN UND CHRISTEN DORT?

Christinnen und Christen in Indonesien sind Teil einer multikulturellen Gesellschaft. Seit der Entste­hung der Republik Indonesien engagieren sie sich in der Entwicklungsarbeit des Landes, wobei sie in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv sind. Als Bürgerinnen und Bürger einer pluralen Gesellschaft ist eines der Hauptanliegen dabei die Bemühung um ein friedliches Zusammenleben mit Menschen anderer Religionen. Dies geschieht z.B. durch inter­religiösen Dialog, religionsübergreifende Zusam­menarbeit nach dem Prinzip von Gotong­Royong (gegenseitige Hilfeleistung) und die Etablierung eines Umgangs, der von gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Durch den Kontakt und Austausch mit Anders­gläubigen bekommt der christliche Glaube auch neue Impulse. So bleibt er durch die Anforderungen einer multikulturellen Gesellschaft lebendig und in Bewegung.

Da dieses Zusammenleben der Verschiedenen auch herausfordernd ist, beten indonesische Christinnen und Christen für ein harmonisches Zusammenleben mit anderen Religionen, für Demokratie und Freiheit.

Welman Boba

»Epiphanias heißt für mich: Der Himmel öffnet sich und die Erde erstrahlt im Glanz von Gottes Gerechtigkeit.« Christian Schad Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz

EPIPHANIAS 2016

KOLLEKTENEMPFEHLUNG: BERUFE MIT ZUKUNFT – AUSBILDUNG FÜR JUGENDLICHE AUF SULAWESISulawesi ist eine der ärmeren Inseln Indonesiens. Viele Menschen leben von der Landwirtschaft. Damit können sie zwar das Überleben ihrer Familien sichern, für eine gute schulische und berufl iche Ausbildung ihrer Kinder reicht das Geld jedoch nicht. Und so fehlt vielen Jugendlichen eine wirkliche Zukunftsperspek­tive – ausgerechnet in einem Land, das sich stetig entwickelt und immer mehr gut ausgebildete Hand­werker und Facharbeiter braucht.

Jugendlichen die Chance geben, von der Entwicklung ihres Landes zu profi tieren und zu ihr beizutragen: Daran arbeiten die Toraja­Kirche und die Minahasa­Kirche in ihren Ausbildungszentren mit unterschied­lichen Schwerpunkten.

Bereits 2007 hat die Toraja Kirche ihr Zentrum für be­rufl iche Ausbildung VTP Tagari (»Vocational Training Unit«) in Rantepao reorganisiert. Das Besondere daran ist, dass die Ausbildung zweigleisig angelegt ist. Einen Teil davon absolvieren die Jugendlichen in Rantepao, den anderen Teil in ihren jeweiligen Heimatorten. So können lokale Arbeitsbedingungen und An for­derungen direkt in die Ausbildung miteinbe zo gen werden. Die EMS unterstützt in diesem Projekt die

Motorradmechaniker­ und die Computerbasis aus­bildung. Dabei werden gerade auch Mädchen er ­mutigt, traditionelle Männerberufe zu erlernen, um für den eigenen Lebensunterhalt sorgen zu können.

Das Ausbildungszentrum der Minahasa­Kirche in Tomohon bildet Jugendliche im Schreinerberuf aus. Die Azubis arbeiten mit Kokosholz und sind damit absolute Vorreiter. Kokosholz, das es in Indonesien reichlich gibt, wird aufgrund seiner Härte fast nur als Brennholz genutzt. Jedoch wurden mit Hilfe eines EMS­Mitarbeiters Techniken entwickelt, dieses Holz zu Möbeln, Einrichtungsgegenständen und sogar für den Hausbau zu verarbeiten. Die Verarbeitung geschieht dabei möglichst umweltschonend. Dadurch erfahren die Jugendlichen, dass wirtschaft­liches Denken und Umweltschutz sich erfolgreich vereinbaren lassen.

Die EMS fördert diese zukunftsweisenden Ausbildungsgänge. BITTE HELFEN SIE MIT.

SPENDENKONTOEvangelische Bank eGIBAN: DE85 5206 0410 0000 0001 24BIC: GENODEF1EK1Kennwort: Epiphanias 2016