9
1 Erfahrungsbericht für die Baden-Württemberg Stiftung Sarah Rebecca Strobel im 5. Semester WHRPO 28. August 2015 bis 29. Februar 2016 Universitas Pendidikan Indonesia in Bandung

Erfahrungsbericht für die Baden-Württemberg Stiftung · Oberstufenkurs in Deutschland. Auch wenn der Hauptbestandteil des Seminars das Sprechen war, ... ich dafür ein passendes

  • Upload
    vuminh

  • View
    214

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

1

Erfahrungsbericht für die Baden-Württemberg Stiftung

Sarah Rebecca Strobel

im 5. Semester WHRPO

28. August 2015 bis 29. Februar 2016

Universitas Pendidikan Indonesia

in Bandung

2

Inhaltsverzeichnis

Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt ...................................................... 3

Studieren an der Universitas Pendidikan Indonesia ............................................. 3

Leben in Bandung ................................................................................................ 5

Praktikum an einer Mittel-und Oberschule ........................................................... 6

Reisen .................................................................................................................. 7

Praktische Tipps................................................................................................... 8

Fazit ..................................................................................................................... 8

Danksagung ......................................................................................................... 9

3

Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt

Nachdem ich die Bewerbungspapiere abgegeben hatte und das Vorstellungs-

gespräch erfolgreich verlief und ich die Zusage erhielt, freute ich mich immer mehr

auf mein Abenteuer Studieren in Indonesien. Dann hieß es, alles zu organisieren,

den Flug zu buchen, die notwendigen Impfungen herauszufinden und durchzuführen,

eine passende Auslands-Krankenversicherung abzuschließen und das Visum zu

organisieren. Aber zum Glück hatte ich reichlich Unterstützung von ehemaligen

Studierenden der PH Heidelberg die bereits in Bandung studiert haben und das

International Office der Universitas Pendidikan Indonesia (UPI) gut kannten. Sie

waren mir eine große Unterstützung bei den Formalitäten für das Studenten-Visum

und der Unterkunftsorganisation.

Studieren an der Universitas Pendidikan Indonesia

Nach mehreren Einführungsveranstaltungen, bei denen ich die anderen Gaststudie-

renden kennengelernt habe, startete das Studium Mitte September. Der Haupt-

bestandteil meines Studiums beinhaltete die indonesische Sprache und deren Kultur

kennenzulernen. Gemeinsam mit 10 Studierenden aus anderen Nationen hatten wir

drei Unterrichtseinheiten pro Woche der indonesischen Sprache. Neben dem

gängigen Unterricht hatten wir noch Seminare in indonesischer Kampfsportart,

traditionellen Tänzen und Musik. Da die indonesische Sprache durch ihre einfache

Grammatik leichter zu lernen ist, konnte ich mich schon nach kurzer Zeit

verständigen. Dies ist in Bandung auch sehr wichtig, da Englisch meist nur von der

jüngeren Generation gesprochen wird. Da an der PH Heidelberg Französisch mein

Hauptfach ist, war es mir wichtig auch Französischseminare zu besuchen. Ich habe

zwei Seminare mit dem Titel „production orale“ und „communication“ belegt, welche

beide von einer Muttersprachlerin unterrichtet wurden. Diese beiden Seminare haben

mir bewusst gemacht, wie groß die Unterschiede zwischen Indonesien und

Deutschland im Bereich der Fremdsprachen sind. Da viele Studierende Französisch

erst in der Universität lernen, war der Unterricht vergleichbar mit einem

Oberstufenkurs in Deutschland. Auch wenn der Hauptbestandteil des Seminars das

Sprechen war, kamen die Studierenden nur wenig zum eigenen Sprechen.

4

Außerdem fiel es den Studierenden schwer, sich eine eigene Meinung zu bilden und

diese auch zu äußern. Es fiel ihnen schwer, contra zu geben oder als Einzelperson

einen anderen Standpunkt zu vertreten. Somit bestand der Hauptteil des Seminars

darin, Präsentationen zu halten.

Zusätzlich habe ich den „Deutsch Club“ geleitet. Der Club bietet eine Möglichkeit

außerhalb der Vorlesungen, Deutsch zu lernen oder auch zu vertiefen und ist somit

offen für alle Studierende der Universität unabhängig von ihrem Fach. Gemeinsam

mit Deutschstudierenden aus den höheren Semestern, habe ich einmal wöchentlich

für 2 Stunden Deutsch unterrichtet und festgestellt, dass das Leistungsniveau sehr

unterschiedlich war. Neben der Sprache war es mir vor allem wichtig,

landeskundliche Themen zu vermitteln. Es war schön zu sehen, wie sich auch

Nichtdeutschstudierende für den Club begeistern konnten. Es hat mir unglaublich viel

Spaß bereitet und durch die lockere Atmosphäre hatte ich eine gute Gelegenheit

ohne Druck zu unterrichten.

Zusätzlich wurde ein Ausflugsprogramm für Gaststudierende angeboten um die

Umgebung besser kennenzulernen. Es gab klassische Ausflüge mit dem Bus zu

Teeplantagen inklusive Führung oder mit Baden in Wasserfällen. Zusätzlich wurde

ein Batikkurs angeboten, bei dem wir unser eigenes Batiktuch herstellen konnten.

Diese Ausflüge boten uns nochmals eine gute Möglichkeit die Kultur, das Essen und

die Schönheit Indonesiens besser kennenzulernen.

5

Leben in Bandung

Ich habe über die Universität ein WG-Zimmer mit Balkon in einem Zweifamilienhaus

vermittelt bekommen, wo ich mit sechs Indonesierinnen zusammen wohnte. Wir

hatten die obere Wohnung mit gemeinsamer Küche, Wohnzimmer und Bad. Dies war

eine super Möglichkeit die indonesische Lebensweise kennenzulernen und meine

Sprachkenntnisse zu verbessern, da wir abends oft zusammensaßen. Ebenso haben

wir Ausflüge gemacht, waren wandern in den Bergen und im Kino in indonesischen

und englischen Filmen. Mit viel Freude haben wir indonesische Gerichte zubereitet

und ich habe mich dabei langsam an das scharfe Essen mit Chili gewöhnt. Die

Offenheit und Herzlichkeit der Indonesier hat mich sehr überrascht und gefreut. Da-

durch fiel es mir leicht, mich in das indonesische Leben zu integrieren und

anzupassen.

Zusätzlich bot das Goethe Institut während der „Jerman Season“ eine große Anzahl

an kostenlosen Filmvorführungen, Theatern und Konzerten, bei denen ich noch viele

Indonesier kennengelernt habe, die Deutsch lernten.

Die Uni lag 10 Minuten nördlich mit dem Angkot entfernt, dies ist ein Minivan bei dem

jeder beliebig ein- und aussteigen kann. Straßen- oder S-Bahnen gab es keine und

die Indonesier waren meistens mit Mofas unterwegs.

6

Praktikum an einer Mittel- und Oberschule

Da ich an der PH die Zusatzqualifikation „Deutsch als Fremdsprache“ studiere, wollte

ich dafür ein passendes Praktikum an einer indonesischen Schule machen. Deutsch

wird an den gängigen Mittel- und Oberschulen ab der Klassenstufe 10 gelehrt, so-

dass ich in den Klassen 10, 11 und 12 unterrichten konnte. Die Lehrkräfte boten mir

einen großen Freiraum, sodass ich einige Unterrichtsstunden übernehmen konnte.

Als Unterrichtsmaterial standen mir die Tafel und das Deutschbuch zur Verfügung.

Obwohl es das Fach Deutsch ist, unterrichtet die Lehrkraft auf Indonesisch, was bei

den Schülerinnen und Schülern leider dazu führt, dass sie sprachlich nur wenig Fort-

schritte machen. Oft liegt die Klassengröße bei bis zu 40 Kindern was anfangs für

mich anstrengend und ungewohnt war. Durch sehr langsames Sprechen, viel Arbeit

mit Bildern, Sprachspielen und meiner Gestik gelang es mir, eine andere Art von

Unterricht den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, die sie mehr motivierte die

Sprache zu lernen, als durch klassischen Frontalunterricht möglich war. Leider war

ich nur 3 Wochen an der Schule, dennoch hat mir das einen sehr guten Einblick in

das indonesische Schulsystem und den Deutschunterricht ermöglicht.

7

Reisen

Während den Ferien und am Ende meines Auslandsaufenthalts hatte ich die Mög-

lichkeit in Indonesien zu reisen. Es ist ein traumhaftes und riesigengroßes Land mit

unglaublich vielen Inseln, verschiedenen Kulturen und unterschiedlichen Religionen.

Ich habe indonesische Freunde bei ihrer Familie besucht und das Landleben auf

einer Ananasplantage mit Reisfeld kennengelernt. Durch die Hitze und die geringe

technische Ausstattung ist die Feldarbeit sehr beschwerlich. Dabei habe ich auch

verlassene, einsame aber wunderschöne Orte entdeckt.

Durch die Offenheit der Indonesier fiel es mir leicht, schnell mit ihnen in Kontakt zu

treten und viel über ihre Lebensweise und ihre Kultur kennenzulernen. Bei diesen

Reisen konnte ich mein Indonesisch gut anwenden, denn in den ländlichen Gebieten

war Englisch nicht sehr verbreitet.

8

Praktische Tipps

Das wichtigste, was man nach Indonesien mitbringen sollte ist viel Geduld, Ruhe und

Gelassenheit. Die Uhr tickt hier anders und man lernt zu warten. Ansonsten ist es

wichtig, alles auf sich zukommen zu lassen und die Zeit in vollen Zügen zu genießen.

Schon mit ein paar wenigen indonesischen Wörtern kann man sich auf dem Markt

verständigen, (ver-)handeln und die Leute damit glücklich machen. In Indonesien

wird viel gelacht und niemals geschrien, deswegen immer lächeln und die Ruhe

bewahren.

Fazit

Es ist nicht möglich eine so unglaublich, erlebnisreiche tolle Zeit in ein paar Sätzen

zusammenzufassen. Man muss einfach selbst nach Indonesien reisen, um die

Schönheit, die atemberaubende Natur, die Faszination aber vor allem die Menschen

kennenzulernen. Ich habe in dieser wunderschönen Zeit eine neue Art des Lebens

kennengelernt, meine interkulturellen Kompetenzen erweitert, bin unabhängiger und

selbstbewusster geworden und sehe das als ungemeine Bereicherung. Auch die

9

neue Sprache und das friedliche Miteinanderleben verschiedenster Religionen in

einer Region haben meine Horizonte erweitert und Stereotypen über den Haufen

geworfen. Am meisten haben mich die Menschen mit ihrer Offenheit, Fröhlichkeit und

Freundlichkeit begeistert. Es war einfach unglaublich wie herzlich sie mich in das

indonesische Leben integriert haben und was für tiefe und schöne Freundschaften

ich mitnehmen konnte.

Danksagung

Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken die diesen Auslandsaufenthalt für

mich ermöglicht haben. Zuerst einmal möchte ich mich für die Organisation von

Seiten des Akademischen Auslandsamtes der Pädagogischen Hochschule unter der

Leitung von Frau Schön bedanken. Ein großes Dankeschön geht auch an das

International Office der Universitas Pendidikan Indonesia, die mir während meines

sechsmonatigen Aufenthaltes immer unterstützend und beratend zur Seite standen.

Zuletzt möchte ich mich noch bei der Baden-Württemberg Stiftung für die großzügige

finanzielle Unterstützung bedanken.