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P. PLA~E:Kooperation bei der Diagnostik kindlicher HSrsch~den 601 den meist komplizierten Methoden zur Priifung des l~ichtungsgehSrs glsuben wit, hiermit ein recht einfaches Prfifverfshren anzuwenden. Der Vorteil besteht such darin, dai~ prsktisch kein zus~tzlicher Aufwand bei der Sprachversti~ndiichkeitspriifnng entsteht. Literatur 1. BoccA, E. : Binaural hearing: another approach. Zbl. Hals-, Nas.- u. Ohren- heilk. 56, 55 (1955). 2. -- C. CALE~nO, V. CASSI~ARI, and F. 5[ICL~AVACCA: Testing "cortical" hearing in temporal lobe tumours. Acts oto-laryng. (Stockh.) 45, 289 (1955). 3. --, and A. Fr~zI: Statistical error in speech perception under conditions of experimental distortion, p. 387. Proe. of 5. Intern. Congr. of Oto-Rhino- Laryng (1955). 4. --, and A. PELLEGRrNI: Studies on the perception of the distorded voice. Acts oto-laryng. (Stockh.) 39, 473 (1951). 5. C~EmCY, E., and ~[. A. SAYEnS: Human Cross Correlator. J. Acoust. Soe. Amer. 28, 889 (1956). 6. LANG,,F. H. : Korrelationselektronik. Berlin: VEB Verlag Technik 1962. 7. MA~ZK~R, J. : Die zerebralen H5rstSrungen und ihre Diagnostik. Studium Generale 11, 682 (1965). 8. -- ~odell der synaptischen Schaltung in den Hirnstammkernen der HSrbahn. Z. Laryng. t~hinol. 87, 157 (1958). 9. -- Ein binauraler H5rsynthese-Test zum Nachweis zerebraler H5rstSrungen. Stuttgart: G. Thieme 1958. 10. SC~C~E~T,K.: Theorie und Praxis der HSrger~teanpassung. Stuttgart: G. Thieme 1960. 34. P. PLATH-Aachen: Ergebnisse fach~irztlicher und p~idagogischer Kooperation bei der Diagnostik kindlieher ttSrsch~iden H6rst6rungen bei Kindern stellen in bezug suf clue genaue Diagnostik spezielle Aufgaben: 1. Die Feststellung, wie grol~ der H6rschsden ist, erfordert eigene kinderaudiometrische Methoden. 2. Die Diagnose mu$ einerseits den Einftul] einer eventuell vorhandenen geistigen BehLude- rung auf dss H6rverm6gen berficksichtigen, andererseits den Einfiul~ der tt6rst6rung auf die geistige Entwicklung und das Verhalten des KLudes (PLATE [3]). 3. ELUe Behandlung der kLudlichen tt6rst6rungen ist yon medizinischer Seite in einer groBen Zahl yon F~llen nicht m6giich, da sowohl medikament6se als such operative Therapie keinen Erfolg haben k6nnen, wenn es sich um eine cochle~re oder retrocochlei~re Schi~digung handelt. Es mull dann versucht werden, den H6rschaden dutch Pro- thetik auszugleichen, d.h. durch die Anpassung eines H6rger~tes. 4. Ds der Diskrimiustionsverlust ffir Sprache bei den kindlichen H6r- st6rungen eine Beeintr~ehtigung der sprachlichen Entwicklung und dsmit eine zus~tzliche Minderung der Erziehungsf~higkeit mit den

Ergebnisse fachäralicher und pädagogischer kooperation bei der diagnostik kindlicher hörschäden

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Page 1: Ergebnisse fachäralicher und pädagogischer kooperation bei der diagnostik kindlicher hörschäden

P. PLA~E: Kooperation bei der Diagnostik kindlicher HSrsch~den 601

den meist komplizierten Methoden zur Priifung des l~ichtungsgehSrs glsuben wit, hiermit ein recht einfaches Prfifverfshren anzuwenden. Der Vorteil besteht such darin, dai~ prsktisch kein zus~tzlicher Aufwand bei der Sprachversti~ndiichkeitspriifnng entsteht.

Literatur

1. BoccA, E. : Binaural hearing: another approach. Zbl. Hals-, Nas.- u. Ohren- heilk. 56, 55 (1955).

2. -- C. CALE~nO, V. CASSI~ARI, and F. 5[ICL~AVACCA: Testing "cortical" hearing in temporal lobe tumours. Acts oto-laryng. (Stockh.) 45, 289 (1955).

3. --, and A. Fr~zI: Statistical error in speech perception under conditions of experimental distortion, p. 387. Proe. of 5. Intern. Congr. of Oto-Rhino- Laryng (1955).

4. --, and A. PELLEGRrNI: Studies on the perception of the distorded voice. Acts oto-laryng. (Stockh.) 39, 473 (1951).

5. C~EmCY, E., and ~[. A. SAYEnS: Human Cross Correlator. J. Acoust. Soe. Amer. 28, 889 (1956).

6. LANG,, F. H. : Korrelationselektronik. Berlin: VEB Verlag Technik 1962. 7. MA~ZK~R, J. : Die zerebralen H5rstSrungen und ihre Diagnostik. Studium

Generale 11, 682 (1965). 8. -- ~odell der synaptischen Schaltung in den Hirnstammkernen der HSrbahn.

Z. Laryng. t~hinol. 87, 157 (1958). 9. -- Ein binauraler H5rsynthese-Test zum Nachweis zerebraler H5rstSrungen.

Stuttgart: G. Thieme 1958. 10. SC~C~E~T,K.: Theorie und Praxis der HSrger~teanpassung. Stuttgart:

G. Thieme 1960.

34. P. PLATH-Aachen: Ergebnisse fach~irztlicher und p~idagogischer Kooperation bei der Diagnostik kindlieher ttSrsch~iden

H6rst6rungen bei Kindern stellen in bezug suf clue genaue Diagnostik spezielle Aufgaben: 1. Die Feststellung, wie grol~ der H6rschsden ist, erfordert eigene kinderaudiometrische Methoden. 2. Die Diagnose mu$ einerseits den Einftul] einer eventuell vorhandenen geistigen BehLude- rung auf dss H6rverm6gen berficksichtigen, andererseits den Einfiul~ der tt6rst6rung auf die geistige Entwicklung und das Verhalten des KLudes (PLATE [3]). 3. ELUe Behandlung der kLudlichen tt6rst6rungen ist yon medizinischer Seite in einer groBen Zahl yon F~llen nicht m6giich, da sowohl medikament6se als such operative Therapie keinen Erfolg haben k6nnen, wenn es sich um eine cochle~re oder retrocochlei~re Schi~digung handelt. Es mull dann versucht werden, den H6rschaden dutch Pro- thetik auszugleichen, d .h . durch die Anpassung eines H6rger~tes. 4. Ds der Diskrimiustionsverlust ffir Sprache bei den kindlichen H6r- st6rungen eine Beeintr~ehtigung der sprachlichen Entwicklung und dsmit eine zus~tzliche Minderung der Erziehungsf~higkeit mit den

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602 P. I)LATi~:

fiblichen sehulischen Mitteln darstellt, bedarf das hSrgestSrte Kind einer speziellen pgdagogischen Betreuung, die einmal die Kommunikations- fghigkeit des Kindes, zum anderen die den geistigcn Fghigkeiten des Kindes entspreehende Bildung anzustreben hat. Ffir die Dnrchfiihrung dieser pgdagogischen Anfgaben ist es erforderlieh, da~ bei der Diagnostik der kindlichen HSrstSrnngen die filr den Heilpgdagogen wiehtigen Fragen berficksichtigt werden. So interessiert den Pgdagogen im Gegensatz zum Mediziner weniger der H5rverlust in den einzelnen Freqnenzen und der Grad der I-ISrstSrung im Sinne grztlicher Beurteilung, sondern vielmehr alas Ausma• der DiskriminationsstSrung und dessen Einflul3 auf die spraehliehe Entwicklung. Dadurch unterscheiden sich die Begriffe und Definitionen des Mediziners yon denen des Heilpgdagogen [KL~NKHAM- M~; PLATH (1)]. Ferner benStigt der Pgdagoge Angaben fiber das Ver- halten des Kindes und den Stand seiner geistigen Entwieklung. Die Ent- seheidung darilber, weleher Weg der Behandlung im Einzelfalle optimal ist, bedarf deshalb neben den Ergebnissen der faehgrztlichen Unter- suchung und der audiometrischen Prilfung in einer grol3en Zahl der Fglle aueh einer pgdagogisehen und psyehologisehen Beurteilung (BRAND, POHLE U. JOI~ICH; SCHLORItOFE!a).

Unter diesen Aspekten haben wit in Aachen mit der GehSrlosen- schule des Landschaftsverbandes Rheinland, der ein Zweig mit Sehwer- hSrigenklassen angesehlossen ist, eine gemeinsame Untersuchungsste]le ffir hSrgeschgdigte Kinder eingerichtet, fiber deren Arbeitsprinzipien wir an anderer Stelle ausffihrlieh beriehtet haben [PLaT~ (2)]. Im Jahre 1967, dem crsten nnserer gemeinsamen Arbeit, wurden hier insgesamt 223 Kin- der ambulant untersucht, deren Altersverteilung aus Abb. 1 hervorgeht. Der auffallende Extremwert bei den Sechsjahrigen erklgrt sich vor allem durch die Tatsache, das fast 30 0/0 der Untersuchungen yon Dienststellen der Gesundheits- und SozialbehSrden veranla~t wurden, insbesondere dureh Schulgrzte im AnsehluB an deren Einsehulungsuntersuehungen. Im Gegensatz dazu erfolgte die Zuweisung durch HNO-Fachgrzte nur in 15 0/0 der Fglle. Zusgtzlich zu diesen ambulanten Untersnchungen wurden die Schiller der Schule und ihrer AuBenstellen sowie Kinder yon Heimen ffir geistig Behinderte Aaehens und der Umgebung durch die Unter- suchungsstelle betreut.

Die Notwendigkeit einer HNO-fachgrztlichen Betefligung an einer pgdoaudiologischen Untersuchungsstelle geht daraus hervor, da~ eine ttNO-facharztliche Behandlung, die wir grundsgtzlich nicht selbst durch- ffihren, bei 61 Kindern (= 270/0) veran]a~t werden mnBte. Eine hSr- verbessernde oder sanierende Ohroperation war notwendig bzw. mSglich bei 21 Kindern (--~ 10 °/o ) und wnrde zum grS~ten Tell in unserer Klinik durchgefilhrt. Darunter befanden sieh auch einige der 16 Kinder mit OhrmiBbildungen. Andererseits war zur Erstcllung eines Heilplanes im

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Kooperation bei der Diagnostik kindlicher I-ISrschgden 603

7

7/// •

0 1 2 3

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A L T E R S V E R T E l L U N G

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4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 N u.m.

A L TER IN J A H R E I V

Abb. 1

Sinne des Bundessozialhilfegesetzes in 158 F/~llen eine eingehende Prii- fung des Spraeh- nnd Diskrimina~ionsverm6gens erforderlieh, in 45 F/~I- len eine zusgtzliehe psyehologisehe Beurteilung.

Auf Grund der Untersuehungsergebnisse waren bei 18 Kindern (8 °/o ) weder/~rztliehe noeh p/~dagogisehe Mal3nahmen erforderlieh. Bei 55 Kin- dern (25 °/o ) war eine Sehwerh6rigenbetreuung erforderlieh, bei 61 Kin- dern (27 °/o ) eine Geh6rlosenbetreuung. 13 Kinder (6 °/o ) bedurften ledig- lieh einer Spraehheilbehandlung. Eine Betreuung ffir geistig Behinderte oder Lernbehinderte war bei 25 Kindern (10°/0) notwendig. In einem Falle lag eine tI6rstummheit vor. Bei 81 Kindern (36 °/o ) war eine I-I6r- ger/~tanpassung angezeigt.

Die I-I6rgergtanpassung wird yon uns in enger Zusammenarbeit mit den tI6rgerg~e-Akustikern Aaehens vorgenommen. Die Durehffihrung des H6rtrainings und der Spraehanbahnung erfolgt nieht im Rahmen der gemeinsamen Untersuehungsstelle sondern wird innerhalb der Schule und deren Einriehtungen durchgeffihrt. Aueh die H6rgergtanpassung bei den Kleinkindern und deren Kontrolle erfolgt im Rahmen des Kinder- gartens bzw. der Augenstellen der Sehule. Eine station/~re Durehffihrung dieser MaBnahmen (BI~saLSKI U. HOLM) ist uns aus rgumIiehen und personellen Grfinden noeh nieht m6glieh.

Als Vortefle der Kooperation zwisehen HNO-Faeharzt und Heil- p/~dagogen in einer gemeinsamen Untersuehungsstelle ffir h6rgest6rte Kinder haben sieh ffir uns ergeben:

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604 P. PLAT~: Kooperation bei der Diagnostik kindlicher HSrsch~den

1. Nach der Erstellung des Audiogramms, die meistens mehrere Sit- zungen erfordert, kann die ~rztliche und die p~dagogische Untersuchung gemeinsam und an einem Tage erfolgen.

2. Die gleichzeitige fach~trztliche und heilp~dagogische Beurteflung ermSglicht eine optimale Diagnosestellung und gleichzeitig die Erstellung eines tteilplanes im Sinne des Bundessozialhilfegesetzes.

3. Die fach~rztliche Kontrolle aller in der GehSrlosenschule und ihren Einrichtungen betreuten Kinder ist gew~hrleistet, so dal~ es nahezu aus- geschlossen wird, dal~ medizinisch zu bessernde oder zu behebende tI5r- stSrungen einer entsprechenden Behandlung nicht zugefiihrt werden.

4. Die gleichzeitige Untersuchung dutch den Facharzt und den P~d- agogen erspart allen Beteiligten Zeit und Aufwand.

5. Da die GehSrlosenschule eine Institution des Landschaftsverban- des, dem fiberSrtlichen Sozialhflfetr~ger im Sinne des Gesetzes ist, erfo]gt die Abwicldung des Schriftverkehrs mit den zust~ndigen BehSrden, ins- besondere im Zusammenhang mit der HSrger~teversorgung und der Ein- schulung, yon der Untersuchungsstelle aus.

Wir glauben auf Grund unserer bisher gemachten Erfahrungen, daB, ~hnlich wie in anderen L~ndern, auch in der Bundesrepublik durch die Kooperation yon Facharzt und P£dagogen bei der Diagnostik yon kind- lichen HSrstSrungen eine bessere Versorgung der betroffenen Kinder erreichbar ist, da Parallelit~ten und Konkurrenzen, insbesondere aber Fehlbeurteflungen und nachfolgend falsche tIeilmal~nahmen weitest- gehend vermieden werden und so die bestehenden MSglichkeiten der Erziehung hSrgesch~digter Kinder optimal ausgenutzt werden kSnnen.

Literatur BIESALSFJ, P., u. C. HOLm: P~doaudiologische Therapie als ldinischer Aufgaben-

bereich -- Effahrungen mit station~rem und ambulantem ItSrtraining. Z. Laryng. Rhinol. 45, 52 (1966).

B~A~]~, E., K.-It. PS~mv. u. G. Jo~Ic~: P~idagogische Aspekte der Rehabilitation h6rgesch£digter Kinder. Dtsch. Gesundh.-Wes. 21, 1610 (1966).

K L I N T : ~ , D. : Sprachverwirrung -- ein Hindernis ffir sachgem£13e Differen- zierung. Ein Beitrag zur Terminologie. (Vortrug auf der XXII. Bundesversamm- lung des Bundes Deutscher Taubstummenlehrer, Bad Aachen, 1gai 1967.)

PLATE, P . : (1) Differenzierungskriterien aus audiologischer Sicht. (Vortrag ~uf der XXII. Bundesversammlung des Bundes Deutscher Taubstummenlehrer, Bad Aachen, Mai 1967.)

- - (2) Probleme der Diagnostik bei hSrgest5rten Kindern. Vortr~g auf der Jahres- versammlung der Vereinigung westdeutscher HNO-Arzte, K51n, Oktober 1967.) HNO (Berl.) 16, 81 (1968).

- - (3)Zur Diagnostik und Therapie kindlicher tt6rst5rungen. Z. HSrger£te- Akustik 7, 2 (1968).

SC~LOR~OF~, W.: GehSrlose und schwerhSrige Kinder. In BE~ENDEs-LINK- ZSImNE~: HMs-Nasen-Ohren-Heilkunde. Bd. III/3, S. 1958. Stuttgart: G. Thie- me 1966.