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Deutsches Volksliedarchiv Erkenntniszuwachs durch Analyse: Populäre Musik auf dem Prüfstand by Helmut Rösing; Thomas Phleps Review by: Nils Grosch Lied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 46. Jahrg. (2001), pp. 256-257 Published by: Deutsches Volksliedarchiv Stable URL: http://www.jstor.org/stable/849531 . Accessed: 15/06/2014 00:01 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Deutsches Volksliedarchiv is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Lied und populäre Kultur / Song and Popular Culture. http://www.jstor.org This content downloaded from 188.72.127.79 on Sun, 15 Jun 2014 00:01:02 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Erkenntniszuwachs durch Analyse: Populäre Musik auf dem Prüfstandby Helmut Rösing; Thomas Phleps

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Deutsches Volksliedarchiv

Erkenntniszuwachs durch Analyse: Populäre Musik auf dem Prüfstand by Helmut Rösing;Thomas PhlepsReview by: Nils GroschLied und populäre Kultur / Song and Popular Culture, 46. Jahrg. (2001), pp. 256-257Published by: Deutsches VolksliedarchivStable URL: http://www.jstor.org/stable/849531 .

Accessed: 15/06/2014 00:01

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Rezensionen Rezensionen

Franzosischen Revolution von 1789 genahrt und geleitet waren. Das vorliegende Buch wurde dabei urspriinglich aus einem bloBen Gedenkprogramm, aus einem >>Script for a commemmoration of the Ninety-Eight(< heraus entwickelt, das der Balladensanger Danny Doyle, der 1983 aus seiner irischen Heimat nach Virginia in den USA auswan- derte, in seiner neuen Heimat seinen Liedvortragen zugrunde gelegt hatte. Zu diesem

Programm steuerte Terence Folan sodann seine den Hintergrund erleuchtenden Ge- schichten hinzu. Die Lieder Doyles entstammen dabei zumeist >>from the still vibrant oral tradition of Ireland<< und wurden nach Angabe der Herausgeber den Repertoires von Folksangern und Sammlern wie Frank Harte aus Dublin, Pete St. John - er stammt ebenfalls aus der irischen Metropole - und anderer irischen Liedlieferanten allenthalben auf der Grinen Insel, aber beispielsweise auch von Emigranten wie Ted

Egan aus Alice Spings in Australien oder von John McIntire aus Maryland/USA uiber- nommen, die in der dem Buch vorangestellten Danksagung aufgefuhrt sind (S. 5f.).

Insgesamt kann sich der Nutzer dieses Buches, das in acht Liedkapitel untergliedert ist, in welchen sich die kommentierenden, den historischen Hintergrund darlegenden oder geschichtliche Episoden schildemden Geschichten jeweils mit den vorgestellten Liedbeispielen ablosen, einen guten ersten Uberblick uber die Ereignisse jener Zeit verschaffen, beide >Quellen( erganzen sich hier vortrefflich. Leider verfiigt )The Gold Sun of Irish Freedom<< dabei jedoch uber keinen Registerteil zu den Liedern bzw. den

Liedanfangen, wobei dieses Versaumnis aufgrund des doch nicht allzu umfangreichen, also leicht uberschaubaren Liedmaterials nicht so schwer ins Gewicht fallt. Dariber hinaus haben die beiden Autoren leider auch ganzlich auf die Benennung weiter- fuhrender Literatur sowohl zur Historie als auch zum Thema Lied verzichtet. Auch hatte eine Begleit-CD, wie sie heute mit den Mitteln moderner Aufnahmetechnik leicht und kostengunstig herzustellen gewesen ware, manch einem des Notenlesens un-

kundigen Nutzer des Buches einen weiteren Zugang zum Thema bieten konnen. Hier hat sich der Verlag eines offenkundigen Versaumnisses schuldig gemacht. Wer sich schnell uber das unruhige Jahr 1798 auf der Griinen Insel informieren und erste Ein- driicke gewinnen will, dem bietet das Buch dennoch einen ersten passablen Einstieg.

Uli Otto, Regensburg

Erkenntnistuwachs durch Analyse: Populare Musik auf dem Prifstand. Hg. von Helmut

Rosing und Thomas Phleps. Karben: Coda, 1999 (Beitrage zur Popularmusik- forschung/Arbeitskreis Studium Popularer Musik e.V. 24). 154 S., mus. Not.

Die Zeiten, in denen sich Musikwissenschaft primar durch die musikalische Analyse als Kerndiszplin auszeichnete, sind ja nun wirklich vorbei. Umso merkwiirdiger mutet es an, dass die Herausgeber des vorliegenden Bandes in jenem hybriden Buchtitel nun

gerade die noch relativ junge Popmusikforschung aufgrund analytischer Fragestellung auf dem )Prufstand< sehen wollen. Sind doch gerade von hier ausgehend in den ver-

gangenen Jahrzehnten wesentliche Impulse zu einer kontextbezogenen und metho- disch offenen Musikforschung ausgegangen, die die Zentralstellung jener historisch-

philologisch ausgerichteten Forschungstradition, die sich u.a. durch musikalisch-

analytische Fertigkeiten behauptet, uberwunden hat.

Franzosischen Revolution von 1789 genahrt und geleitet waren. Das vorliegende Buch wurde dabei urspriinglich aus einem bloBen Gedenkprogramm, aus einem >>Script for a commemmoration of the Ninety-Eight(< heraus entwickelt, das der Balladensanger Danny Doyle, der 1983 aus seiner irischen Heimat nach Virginia in den USA auswan- derte, in seiner neuen Heimat seinen Liedvortragen zugrunde gelegt hatte. Zu diesem

Programm steuerte Terence Folan sodann seine den Hintergrund erleuchtenden Ge- schichten hinzu. Die Lieder Doyles entstammen dabei zumeist >>from the still vibrant oral tradition of Ireland<< und wurden nach Angabe der Herausgeber den Repertoires von Folksangern und Sammlern wie Frank Harte aus Dublin, Pete St. John - er stammt ebenfalls aus der irischen Metropole - und anderer irischen Liedlieferanten allenthalben auf der Grinen Insel, aber beispielsweise auch von Emigranten wie Ted

Egan aus Alice Spings in Australien oder von John McIntire aus Maryland/USA uiber- nommen, die in der dem Buch vorangestellten Danksagung aufgefuhrt sind (S. 5f.).

Insgesamt kann sich der Nutzer dieses Buches, das in acht Liedkapitel untergliedert ist, in welchen sich die kommentierenden, den historischen Hintergrund darlegenden oder geschichtliche Episoden schildemden Geschichten jeweils mit den vorgestellten Liedbeispielen ablosen, einen guten ersten Uberblick uber die Ereignisse jener Zeit verschaffen, beide >Quellen( erganzen sich hier vortrefflich. Leider verfiigt )The Gold Sun of Irish Freedom<< dabei jedoch uber keinen Registerteil zu den Liedern bzw. den

Liedanfangen, wobei dieses Versaumnis aufgrund des doch nicht allzu umfangreichen, also leicht uberschaubaren Liedmaterials nicht so schwer ins Gewicht fallt. Dariber hinaus haben die beiden Autoren leider auch ganzlich auf die Benennung weiter- fuhrender Literatur sowohl zur Historie als auch zum Thema Lied verzichtet. Auch hatte eine Begleit-CD, wie sie heute mit den Mitteln moderner Aufnahmetechnik leicht und kostengunstig herzustellen gewesen ware, manch einem des Notenlesens un-

kundigen Nutzer des Buches einen weiteren Zugang zum Thema bieten konnen. Hier hat sich der Verlag eines offenkundigen Versaumnisses schuldig gemacht. Wer sich schnell uber das unruhige Jahr 1798 auf der Griinen Insel informieren und erste Ein- driicke gewinnen will, dem bietet das Buch dennoch einen ersten passablen Einstieg.

Uli Otto, Regensburg

Erkenntnistuwachs durch Analyse: Populare Musik auf dem Prifstand. Hg. von Helmut

Rosing und Thomas Phleps. Karben: Coda, 1999 (Beitrage zur Popularmusik- forschung/Arbeitskreis Studium Popularer Musik e.V. 24). 154 S., mus. Not.

Die Zeiten, in denen sich Musikwissenschaft primar durch die musikalische Analyse als Kerndiszplin auszeichnete, sind ja nun wirklich vorbei. Umso merkwiirdiger mutet es an, dass die Herausgeber des vorliegenden Bandes in jenem hybriden Buchtitel nun

gerade die noch relativ junge Popmusikforschung aufgrund analytischer Fragestellung auf dem )Prufstand< sehen wollen. Sind doch gerade von hier ausgehend in den ver-

gangenen Jahrzehnten wesentliche Impulse zu einer kontextbezogenen und metho- disch offenen Musikforschung ausgegangen, die die Zentralstellung jener historisch-

philologisch ausgerichteten Forschungstradition, die sich u.a. durch musikalisch-

analytische Fertigkeiten behauptet, uberwunden hat.

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Rezensionen

Eine kaum etablierte Forschungsrichtung methodisch zu hinterfragen erscheint

gerade hier prekar, da sich drei der insgesamt sechs Beitrage mit Techno als einer recht

jungen Musikrichtung auseinander setzen. Indes tut dies der Autor Kai Stefan Loth- wesen, indem er aus methodenkritischer Perspektive selbst mit seinen Kollegen heftig zu Gericht geht und ein Gegenmodell zur Techno-Analyse aufstellt. So ubt er zu- nachst Kritik an der bisherigen >Techno-Forschung<, diese habe beispielsweise >unter- schiedliche Auffassungen bestimmter in der popularmusikalischen Praxis gebrauch- licher Begriffe< und arbeite mit aufgrund ihrer individuellen Pragung angeblich pro- blematischen >>Verbalisierungen des Horeindrucks<, die er durch objektive Charakteri-

sierungen ersetzt wissen will. Hier wird eine pseudo-akadeinische Abwehrmauer er- richtet, die ignoriert, dass es weder wissenschaftlich hilfreich noch der allgemeinen Verstandigung zutraglich ist, die kontextabhangige und dadurch vielschichtige und auch durch individuelle Rezeption gepragte Terminologie, die Phanomenen der popu- laren Kultur nun einmal eigen ist, zu ignorieren oder gar ihr entgegenzuwirken. Doch worum geht es Lothwesen? Gleich zu Beginn seines Textes stellt er die Forderung auf, >>zwischen >authentischem Techno< und seinem kommerziellen Ableger<, gegen den er

heftig (und ausdrucklich aus der Perspektive der )>Szene selbst?, die jene )ursprung- liche Insider-Musik< hervorbrachte) polemisiert, zu unterscheiden. Somit unterliegt Lothwesens eigener Ansatz einzig dem Zweck, diesen kommerziellen >Deppen- Techno<, eine Musik, >>die an Stupiditat und Einfallslosigkeit kaum mehr zu uberbieten ist<, von jenem authentischen Techno zu distanzieren. Entsprechend exponiert er selbst einen >>Ansatz einer begrifflichen, auf musikimmanenten Merkmalen griinden- den Differenzierung<. Es erschreckt nicht nur, dass hier mit der (anachronistischen und ideologisch gefarbten) Entgegensetzung von authentisch und kommerziell die okonomischen Bedingungen ausgeblendet werden und somit implizit einer L'art-pour- l'art-Asthetik das Wort geredet wird, sondern dass mit einer solchen Rethorik auch noch eine musikimminanente Analyse zur wissenschanftlichen Legitimation tenden- zios gefarbter asthetischer Vorentscheidungen herangezogen wird. Stiinde Popmusik- forschung hier wirklich auf dem ?Prufstand<, so konnte sie hier allenfalls nach Kriteri- en bestehen, die gerade dieser Forschung inadaquat sind. Indes beginnt der Band mit drei Beitragen, die diesem Eindruck durchaus entgegenwirken:

Thomas Bohm setzt sich kritisch mit >>Psychodelic Rock<, unter Drogeneinfluss entstandener Rockmusik, auseinander und stellt anhand zweier Lennon-Songs sehr differenziert heraus, dass eine allzu eindeutige Wechselbeziehung zwischen Drogen- einfluss und musikalischer Struktur nicht analytisch zu erzwingen ist. Der kenntnis- reiche, komplex argumentierende Martin Pfleiderer gibt einen analytisch und histo- risch tiefen Einblick in Drum'n'Bass. Barbara Volkweins vorsichtiger Annaherungs- versuch an das Begriffsfeld Techno mit dem Ziel einer Kategorisierung und begriff- lich-beschreibenden Eingrenzung von House, Acid, Detroit Techno, Gabber, Trance und Ambient erscheint ungeheuer wertvoll. Hier sind Grundlagen fur weitere For- schungen gelegt, trotz der etwas schematischen Argumentation und obwohl die Auto- rin bisweilen in einer >insider<-Terminologie verhaftet bleibt.

Nils Grosch, Freiburg i.Br.

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