64
„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ Wie erforschen Kinder Gesundheitsthemen nach eigenen Interessen? Ein Erfahrungsbericht Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht  www.kinderschutzbund-nrw.de

Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

  • Upload
    others

  • View
    4

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“Wie erforschen Kinder Gesundheitsthemen nach eigenen Interessen?Ein Erfahrungsbericht

Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht

 www.kinderschutzbund-nrw.de

Page 2: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

2 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. / Vorwort

Seit 2004 engagiert sich die Stift ung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West-falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches, kulturelles und soziales Miteinander verschiedener gesellschaft licher Gruppen ein. Seit ihrer Gründung sind knapp 10,4 Millionen Euro Fördervolumen in mehr als 315 Projekte gefl ossen. Allein im Jubiläumsjahr sind es über 51 Projekte mit rund 1,7 Millionen Euro. Damit leistete die Stift ung Kunst, Kultur und Soziales 2014 so viel Unterstützung wie nie zuvor.

Das Wohl der Kinder – der kleinsten und schutzbedürft igsten Glie-der unserer Gesellschaft – liegt uns besonders am Herzen. Daher ist es uns eine Freude, im Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. einen hervorragenden Partner gefunden zu haben und seine wichtige Arbeit zu unterstützen. Die Entscheidung, das Projekt „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu fördern, ist uns daher nicht schwer gefallen. Und dies liegt nicht nur an der ausgezeichneten Kooperation, die uns nun schon seit 2010 mit dem Deutschen Kinder-schutzbund verbindet. Das Konzept hat uns von Anfang an überzeugt: Kinder spielerisch an das Th ema Gesundheit heranzuführen und sie schon von klein auf für das eigene Wohlbefi nden zu sensibilisieren, ist eine Investition in die Gesellschaft , von der am Ende wir alle profi tieren. Was „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ in den letzten beiden Jahren alles bewegen konnte, ist beeindruckend und spricht für den nachhaltigen Erfolg des Projekts. Indem die Kinder selbst zu „Gesund-heitsexpert/innen“ werden, tragen sie ihr Wissen in ihre Familien und können so auch zu Hause zu einer positiven Auseinandersetzung mit dem Th ema beitragen. Umso mehr freuen wir uns, „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ auch in den kommenden zwei Jahren weiter zu begleiten und an der Fortführung des Projektes teilhaben zu dürfen.

Wir blicken positiv auf die zukünft ige Zusammenarbeit und wünschen dem Geschäft sführer Friedhelm Güthoff und seinem engagierten Team auch weiterhin viel Freude, Kraft und Erfolg bei ihrem beispielhaft en Engagement für die Kindergesundheit und den Kinderschutz!

Ursula Wißborn

Vorstand der Stift ung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West

Was Kinder interessiert, wissen sie selbst am besten. Ihre Neugier ist ein starker Motor, der sie antreibt, Fragen zu stellen, Dinge auszuprobieren und selbst etwas zu entdecken. Dieses freie, ungeplante Lernen steht im Mittelpunkt unseres Modellprojekts „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“

In der Th eorie klingt das Prinzip einfach und leicht nachvollziehbar: Die Jungen und Mädchen folgen ihrem natürlichen Wissensdrang, ohne sich an Plänen oder vorgegebenen Recherchewegen zu orientie-ren. Das pädagogische Fachpersonal in den Kindertageseinrichtungen bringt Anregungen ein, die den Kindern helfen, in weitere Richtungen zu denken oder neue Ideen zu entwickeln.

Diese kreativen, informellen Lernprozesse waren für uns bei der Planung des Projekts „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu-nächst ungewohnt – und sehr aufregend. Es wurde aber schnell klar: Das Konzept funktioniert. Denn Kinder wollen grundsätzlich alles er-forschen, was mit ihnen zu tun hat. Das gilt auch für ihre Gesundheit.

Die Elefanten-Kindergesundheitsstudie 2011/2012, an der wir als Deut-scher Kinderschutzbund beteiligt waren, hatte bereits gezeigt: Kinder im Grundschulalter haben ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein und möchten mehr darüber wissen, wie sie gesund bleiben können [1]. Dass das nicht nur für Sieben- bis Neunjährige, sondern auch für Vorschul-kinder gilt, wird bei „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ deut-lich. Ich freue mich deshalb sehr, dass sich die Stift ung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West dazu entschieden hat, dieses innovati-ve und zukunft sweisende Modellprojekt auch in den kommenden zwei Jahren zu fördern. Die vertrauensvolle und konstruktive Zusammen-arbeit geht also weiter, wie schön!

Ich bin sehr gespannt, welche Lernwerkstätten die Kinder gemeinsam mit den Fachkräft en in den Kindertageseinrichtungen, der Kinder-tagespfl ege und den Schulen in der nächsten Projektrunde auf die Beine stellen und wie die einzelnen Gruppen die Ergebnisse auf ihren „Bühnen der Talente“ präsentieren werden.

Friedhelm Güthoff

Geschäft sführer DKSB LV NRW e.V.

Page 3: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

3Inhaltsverzeichnis

Page 4: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

4 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Kindergesundheit ist ein aktuell stark diskutiertes Thema. Darin sind sich nicht nur Fachkräfte der Kinder- und Ju-gendhilfe, sondern vermehrt auch aus Politik und Wissen-schaft einig. Es ist ein Thema, das im gesamtgesellschaft-lichen Kontext betrachtet werden muss, denn die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen. Immer lauter werden daher Forderungen nach Veränderungen. Immer-hin gibt es bereits seit nunmehr 25 Jahren ein „Recht von Kindern und Jugendlichen auf eine gute Gesundheitsvor-sorge und ein Höchstmaß an Gesundheit“, wie es in Artikel 24 der UN-Kinderrechtskonvention verankert ist. Aber wird dieses Recht auch umgesetzt? Zahlreiche Studien belegen alarmierende Erkenntnisse über den Gesundheitszustand der heranwachsenden Generation.

Die „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) (2007) des Robert-Koch-Instituts ist eine von ihnen. Sie zählt zu den international be deutsamsten Studien im Bereich der Kindergesundheit. Bundesweit gilt sie als repräsentative Studie, die über den Gesund-heitszustand von Kindern und Jugendlichen in Deutsch-land Auskunft gibt. Als Langzeitstudie angelegt, lieferte sie 2007 erstmals umfassende Daten von ca. 17.000 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 0 und 17 Jahren, die in der Zeit von 2003 bis 2006 durch Befragungen, Laboranalysen und körperliche Untersuchungen erhoben wurden. Auf die Frage nach dem Empfinden ihres Gesundheitszustands schätzten 85 Prozent der 11 bis 17- Jährigen ihr gesund-heitliches Wohlbefinden als gut bzw. sehr gut ein. Nur 15 Prozent bezeichneten es als mittelmäßig [2]. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte auch die erste KiGGS-Erhebungs welle, die als reine Folgetelefonbefragung im Zeitraum 2009 bis 2012 durchgeführt wurde [3].

Auch wenn sich ältere Kinder und Jugendliche subjektiv wohl fühlen, zeigen die Messwerte der vorangegangenen KiGGS-Basisuntersuchung doch im Gesamtkontext aller Altersgruppen erhebliche gesundheitliche Risiken. Das gilt sowohl für physische als auch für psychische Erkrank ungen. Neben Unfallgefahren, Rauchen, Allergien und psych-ischen Beeinträchtigungen stellt vor allem Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen einen erheblichen gesundheit-lichen Risikofaktor dar. Der Studie zufolge gelten 15 Pro-zent als übergewichtig, 6 Prozent von ihnen als adipös. In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass rund 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche an Übergewicht leiden und etwa 800.000 von ihnen als adipös eingestuft werden. Dies entspricht einem 50-prozentigen Anstieg an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen verglichen mit

Werten, die zwischen 1985 und 1999 erhoben wurden [4].

Betrachtet man den Zeitraum der KiGGS-Basiserhebung, lassen aktuelle Zahlen einen weit höheren Wert vermuten. Genauere Daten hierzu werden die Ergebnisse der zweiten KiGGS- Erhebungswelle liefern, bei der von 2014 bis 2016 erneute gesundheitsbezogene Untersuchungen und Be-fragungen bei der Zielgruppe durchgeführt und ausge wertet werden. Interessant wird sein, wie sich die Tendenz zu Übergewicht über die Altersstufen verteilt weiterentwickelt hat. Bisher konnte festgestellt werden, dass sich mit steigen-dem Alter auch das Risiko an Überwicht zu erkranken er-höht. Demnach sind bereits 9 Prozent der 3- bis 6-Jährigen, 15 Prozent 7- bis 10-Jährigen und 17 Prozent der 14- bis 17-Jährigen übergewichtig [5].

Stellt sich die Frage, wieso gerade bei Grundschulkindern die Tendenz für Übergewicht steigt. Ein Erklärungsansatz kann im Übergang von der Kita zur Grundschule gesucht werden. Während der Kitaalltag noch durch körperliche Bewegung geprägt ist, zeichnet sich der Schulalltag durch lange Sitzzeiten aus. Die Wissenschaft spricht mittlerweile von einem „sitzenden Lebensstil“, der sich durch unser ge-samtgesellschaftliches Leben zieht und zu einem gesund-heitlichen „Kollateralschaden“ führt [6]. Durch langes Sitzen, das in der Evolution des Menschen nicht vorge-sehen ist, werden gesundheitliche Risiken begünstigt, die zu erheblichen physischen wie psychischen Schäden führen können. Verschiedene Studien haben sich diesem Thema gewidmet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass lange Sitzzeiten u. a. Auswirkungen auf Übergewicht, die Entzündungs hemmung des Immunsystems, vaskuläre und kardiovasku läre Funktionen, die Beeinträchtigung des Knochenstoffwechsels, das Risiko für Diabetes sowie muskuläre Dysbalancen und damit verbundene Rücken-schmerzen haben [7].

An dieser Stelle sollte man sich bewusst sein, dass die schäd-liche sitzende Position nur eingenommen wird, um eine primäre Tätigkeit wie Fernsehen, Essen usw. auszuüben. Das bedeutet, dass sich der Mensch durch eine mittlerweile manifeste und nicht reflektierte Verhaltensweise selbst Scha-den zufügt.

Übertragen auf die Situation von Kindern und Jugend lichen ist in diesem Zusammenhang festzuhalten, dass Unter-suchungen zufolge Kinder der vierten Klasse mittlerweile 9,2 Stunden am Tag in sitzender Position verbringen [8]. Hierunter fallen natürlich nicht nur schulische Belange

Einleitung

Page 5: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

5Einleitung

wie Schulbesuch und Hausaufgaben, sondern sämtliche im Sitzen ausgeübte Tätigkeiten wie gemeinsames Essen am Tisch, Fernsehen usw.

Aber es wäre einfach zu sagen, dass nur langes Sitzen ge-sundheitliche Einschränkungen begünstigt. Hierbei spielen vielfältige Faktoren eine Rolle, die jeder für sich berück-sichtigt werden muss. Einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat zum Beispiel ihr soziales Umfeld. Dies ist durch zahlreiche Studien belegt. Kinder, die unter ungünstigen Lebensum-ständen aufwachsen, weisen vermehrt Entwicklungsstör-ungen und Gesundheitsdefizite auf und sollten daher im Fokus einer gezielten Präventionsarbeit und Gesundheits-förderung stehen [9].

Welche Auswirkung diese Tendenzen neben individuellen gesundheitlichen Risiken auch auf die gesamtgesellschaft-liche Entwicklung unter gesundheitspolitischen Aspekten hat, ist noch gar nicht abschätzbar.

Letztlich geht es darum, Kinder und Jugendliche sowie die ganze Familie in ihrem Gesundheitsbewusstsein zu stärken. Ihnen sollten möglichst früh Verhaltensweisen und Hand-lungsorientierungen vermittelt werden, die ihnen eine ge-sunde geistige und körperliche Entwicklung ermöglichen.

Mittlerweile gibt es vielfältige Präventionsprogramme, die bereits in den Kindertagesstätten und Schulen Einzug ge-halten haben. Sie alle beschäftigen sich mit verschiedenen Bausteinen der Gesundheitsfürsorge und sind jedes für sich sinnvoll.

Uns, als Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. , ist es wichtig, ganzheitliche Präventionsarbeit zu betreiben. In diesem Zusammenhang entwickelten wir bereits 2009 im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheit-liche Aufklärung (BZgA) unser Elternbildungsprogramm „GELKI! Gesund leben mit Kindern – Eltern mach mit!®. Unter Einbezug der drei wesentlichen Säulen kindge-rechter Ernährung, Bewegung und Entspannung wollen wir Familien, insbesondere mit sozial benachteiligtem Sta-tus er reichen, um ihnen alltagstaugliche und praxisnahe Hilfestellungen zu bieten, ihnen Selbstvertrauen zu vermit-teln und sie somit in ihren gesundheitlichen Kompetenzen zu stärken. Über viele Jahre erfolgreich bewährt, gehört das Programm mittlerweile als fester Bestandteil zum fort-laufenden Weiterbildungsprogramm der dem DKSB LV NRW e.V. angeschlossenen Bildungsakademie BiS.

Seit 2010 arbeiten wir nun bereits kontinuierlich an verschie-denen Projekten zum Thema Kindergesundheit und haben mit der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda- Bank West einen wertvollen Kooperationspartner gefunden. Dabei setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Kindertages-stätten und Familienzentren sowie Kinder tagespflegestellen, Schulen, Eltern und Kindern, um den präventiven gesundheitsorientierten Ansatz im Alltag umzusetzen und zukunftsorientiert zu gestalten. Hierzu gehört das Projekt „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“, über dessen Zielsetzung, Verlauf und Ergebnisse der vorliegende Erfah-rungsbericht informieren soll und bestenfalls auch anderen Institutionen und Einrichtungen der Kinder- und Jugend-hilfe als Impuls für eine gezielte Gesundheitsfürsorge dienen kann.

Page 6: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

6 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Angefangen hat alles mit unserem ersten Kindergesund-heitsprojekt „Gesundheit steckt an – 1000 Eltern machen mobil für die Kindergesundheit!“. Dieses Projekt, das auf drei Jahre angelegt war, richtete sich an Eltern von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter, um direkt an der Basis gesundheitsbewusste Verhaltensmodifikation zu bewirken. Den Grundstock des Projektes bildete dabei der bewähr-te GELKI! Elternkurs – ergänzt durch anschließende, von Eltern initiierte Gesundheitspartys – von Eltern für Eltern. Die positiven Resonanzen und Ergebnisse dieses Projekts zeigten uns, für wie wichtig Mütter und Väter die Gesund-heit ihrer Kinder einschätzen. Die Eltern genießen es, ge-meinsam Zeit zu verbringen, den Kindern gesundheits be-zogene Inhalte zu vermitteln und sie vor allem gemeinsam mit ihnen zu erarbeiten.

Diese Erkenntnisse und unser ganzheitlicher Ansatz be-wogen uns dazu, nicht nur die Eltern mit ins Boot zu holen, sondern auch den Kindern das Ruder in die Hand zu geben, und zwar als selbstbestimmende Akteure. In eigenen Lern-werkstätten sollten sie die Möglichkeit erhalten, Themen rund um ihre Gesundheit nach eigenen Bedürfnissen zu erforschen und zu erleben, um im Anschluss ihre Erkennt-nisse auf ihrer „Bühne der Talente“ allen Interessierten zu präsentieren. So entstand die folgende Idee für „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“.

1.1 Das Kind als Experte

Kinder gehen von Geburt an auf Erkundungsreise und ent-decken alles, was mit ihnen selbst und um sie herum pas-siert, mit viel Neugierde und Interesse. Mit ihren Sinnen erforschen sie ihre Lebenswelten und alles, was dazuge-hört. Ihr Verhalten wird dabei maßgeblich von ihrer eige-nen Bedürfnislage bestimmt. So gesehen können Kinder als „Experten in eigener Sache“ bezeichnet werden, da sie Er-fahrungen sammeln, die sie aus erster Hand gewinnen, und selbst einschätzen können, was ihnen guttut und was nicht.

Aufbauend auf diesem Grundgedanken, möchten wir Kin-der bereits frühzeitig unter Einbezug ihrer individuellen Bedürfnisse und ihrem Recht auf Mitbestimmung eine bewusste Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Wohl-befinden und ihrer Gesundheit ermöglichen. Sie selbst sollen sich ein Bild davon machen dürfen, was Gesundheit für sie bedeutet. Ihr Ideenreichtum, ihre Unbefangenheit und ein riesiger Wissensdrang können ihnen dabei helfen, gesundheitsbezogene Fragen zu stellen und Antworten zu

finden. Mit viel Fantasie und einer ganzen Menge Neugier-de können sie ihrer Umwelt ihre eigene Sicht zu gesunder Er nährung, Bewegung und Entspannung erklären. Dies bedeutet, Er fahrungen sammeln zu können und zu dürfen, die nicht durch Erwachsene gesteuert werden. Dies bedeutet gleichzeitig, aus eigenen Handlungsabfolgen neue Hand-lungs- und Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Es geht um Spüren und Fühlen, um Schmecken und Staunen, um Riechen und Lauschen, letztlich um sinnliches Erleben und Lernen.

1.2 Die Kita als Forschungszentrum

Als Setting für „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ erschienen uns Kindertagesstätten und Kindertagespflege-stellen als geeignet. Zum einen erfüllen sie einen Bildungs-auftrag, der auch die Gesundheitsfürsorge umfasst, zum anderen bieten sie den Kindern in gesicherter Umgebung sowohl räumliche als auch interaktive Möglichkeiten, ihre Bedürfnisse auf spielerische Art und Weise zu entfalten und zu erleben.

Eine gezielte und ganzheitliche Gesundheitsförderung sollte bereits frühzeitig einsetzen, um das Interesse für gesund-erhaltende Maßnahmen zu wecken und entsprechende Ver-haltensweisen zu fördern. In seiner Entwicklung durchläuft das Kind verschiedene Lebensabschnitte: vom Säugling über das Kleinkind, das Kindergartenkind bis zum Schulkind und dem Jugendlichen. Jeder Übergang stellt Kinder wie Eltern vor neue Herausforderungen. Das betrifft auch ihre gesunde Entwicklung. Aus gesundheitsbezogener Sicht stellt vor allem der Übergang vom Kindergarten in die Schule eine einschneidende Veränderung dar. Bewegung und Ent-spannung rücken oftmals durch die neuen Lebensbedingun-gen und schulbedingten Thematiken in den Hintergrund und auch das gesunde Frühstück weicht schnell dem süßen Pausensnack. Daher war es uns im Sinne einer bewussten und nachhaltigen Gesundheitsfürsorge wichtig, Kinder be-reits im Kindergartenalter von fünf bis sechs Jahren für ihre Gesundheit zu interessieren und sie in ihren Kompetenzen zu stärken. Wenn dies gelingt und sie ihre damit verbun-dene Neugierde und ihr erworbenes gesundheitsbewusstes Wissen mit in ihren neuen Lebensabschnitt „Schule“ über-tragen und weiterleben können, haben wir einen großen Schritt geschafft. Und wenn wir es dann noch schaffen, auch Schulen mit ins Boot zu holen, die gemeinsam mit den kleinen Forscherinnen und Forscheren im Rahmen der Lernwerkstatt auf Gesundheitsreise gehen, scheint ein

1. Projekte und Zielsetzung

Page 7: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

7Projekte und Zielsetzung

Übergang gesichert. Davon profitieren nicht nur die Vor-schulkinder, sondern auch die Kinder der Grundschule, die wir bestenfalls auch für die Auseinandersetzung mit ihrer Gesundheit interessieren können. Gleichzeitig bietet eine solche Konstellation beiden Seiten eine gegenseitige An näherung und einen weichen Übergang in den neuen Lernort Schule. Sorgen und gemischte Gefühle, sich auf Neues einzulassen, können so aufgefangen und die Begeiste-rung für einen neuen Lebensabschnitt entfacht werden.

In sogenannten „Lernwerkstätten“, die unter dem Motto Impulslernen, Partizipation und Gesundheit stehen sollen, können die Kinder selbst als Forscherinnen und Forscher ihre eigenen Themen in Bezug auf Ernährung, Bewegung und/oder Entspannung erarbeiten und erleben.

Begleitet werden sie dabei von den Erzieher/innen ihrer Kindertagesstätte, die die Bereitschaft mitbringen, gemein-sam mit den Kindern in Diskussion zu treten, mit ihnen über ihre Bedürfnisse zu sprechen und zu überlegen, wie und auf welche Weise sie sich dem Thema Gesundheit an-nähern möchten. Hierfür ist es wichtig, dass sich beide Parteien auf Augenhöhe begegnen und sich als gleichbe-rechtigte Partner ansehen. Durch den Einsatz verschiedener Impulse zu den gemeinsam erarbeiteten Themen können die Kinder ausprobieren, forschen, verwerfen, Neues gestalten, überlegen, entdecken – so wie es ihren Bedürfnissen ent-spricht. Ein Impuls kann sowohl ein Denkanstoß, ein ma-terieller Gegenstand oder auch eine Emotion sein. In ihrer Erarbeitung sollen die Kinder den Raum erhalten ihr eig-enes, kindgerechtes Dokumentationswesen, zum Beispiel in Form eines Bilderbuchs, einer Fotoreihe oder etwas ganz anderem zu entwickeln.

Um den Kindern die Möglichkeit zu bieten, ihre Wünsche und Idee zu verwirklichen, werden den Einrichtungen Pro-jektmittel zur Verfügung gestellt, aus denen Projektarbeiten und alle dazugehörigen finanziellen Aufwendungen geför-dert werden. Über ein vorgefertigtes Formular können diese beim DKSB LV NRW e.V. abgerufen werden (s. Anhang). Alle pädagogischen Fachkräfte, die mit den Kindern in den Lernwerkstätten arbeiten, erhalten im Vorfeld eine zwei-täg ige Schulung, die ihre bestehenden Kenntnisse zu in-formellen Lernprozessen auffrischen und neue Kenntnisse im Bereich Kindergesundheit ermöglichen soll. Wann und

über welche Zeitspanne die Einrichtungen im Anschluss ihre Lernwerkstätten umsetzen, richtet sich nach ihren in-nerbetrieblichen Voraussetzungen sowie der Bedürfnislage der Kinder.

Die Ergebnisse der Lernwerkstätten werden im Anschluss auf einer „Bühne der Talente“ von den Kindern präsentiert. Die Begrifflichkeit „Bühne der Talente“ ist hier im übertragenen Sinne zu verstehen. Sie bietet den Kindern eine Plattform die Inhalte ihrer Lernwerkstatt und die daraus abgeleiteten Ergebnisse einem Publikum vorzustellen. Die Bezeichnung „Ergebnisse“ umfasst in diesem Zusammenhang aber kein abschließendes Endresultat, sondern kann sich durchaus auch auf Erfahrungen, Einzelaktionen, Prozesse und vieles mehr beziehen. Was und in welcher Form die Kinder ihre Lernwerkstattinhalte vorführen möchten, diskutieren sie be-reits im Vorfeld gemeinsam mit ihren Erzieher/innen in der Lernwerkstatt. Für die Umsetzung stehen ihnen auch hier-für finanzielle Mittel zur Verfügung, die bereits im Vorfeld abgerufen werden können. Die Rahmenbedingungen, unter denen die Bühne stattfindet, können sehr vielfältig sein. Ob diese eine Veranstaltung für Eltern oder für die eigene oder andere Kita-Gruppen sein soll oder vielleicht auch im Rah-men eines Sommerfestes stattfindet, liegt ganz im Ermessen der Kinder.

1.5 Wer kann mitmachen?

Um sicherzustellen, dass die Einrichtungen die Pro jektidee auch umsetzen können, wurden bestimmte Voraus setzungen als Auswahlkriterien für die Teilnahme an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ festgelegt.

1. Es muss ein grundsätzliches Interesse am Thema Kinder-gesundheit bestehen.

2. Die Bereitschaft, im Rahmen des Projektes infor melle Lernprozesse zu ermöglichen und partizipierend zu arbeiten, muss gegeben sein.

3. Es sollte eine Bereitschaft vorliegen, mit einer der Kita naheliegenden Grundschule / Offenen Ganztags Schule (OGS) zu kooperieren.

1.3 Die Lernwerkstatt – eine Plattform informeller Lernprozesse

1.4 Vorhang auf für die „Bühne der Talente“

Page 8: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

8 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Nach der Vorstellung der Projektidee und eines ansch-ließenden Erfahrungsaustauschs war schnell klar, dass „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ die aktuelle Forderung nach einer Gesundheitsfürsorge im Rahmen frühkindlicher Bildung im Kitaalltag aufgreift und die Bedürfnislage vor Ort berücksichtigt. Da der Übergang von der Kita zur Grundschule und eine damit verbundene Optimierung kooperierender Strukturen in zahlreichen Kommunen mittlerweile stark diskutiert werden, greift dieser Punkt in unserer Projektskizze ein aktuelles Thema auf. Die Ergebnisse der Expert/innenrunde bestätigten unser Vorhaben und bestärkten uns darin, „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ voranzutreiben.

2.2 Die Akquise

Im März 2013 haben wir die Akquise-Tätigkeiten aufge-nommen. Zunächst informierten wir die DKSB Orts- und Kreisverbände mit angegliederten oder kooperierenden Kindertagesstätten, die im zuvor definierten Einzugs-bereich lagen. Im Anschluss daran kontaktierten wir die trägerübergreifenden Kindertagesstätten bzw. Kinder-tagespflegestellen. Die Rückmeldungen bestätigten uns die bereits durch die Expert/innenrunde gewonnenen Erkennt-nisse. Zahlreiche Kindertagesstätten bemühten sich um eine Projektteilnahme. Jedoch konnten wir aufgrund der im Vor-feld festgelegten Projektgröße nur einen geringen Teil von ihnen berücksichtigen.

Mitmachen konnten insgesamt zehn Kindertagesein-rich tungen und Kindertagespflegestellen aus fünf nord-rhein-westfälischen Kommunen, die im Einzugsbereich der Sparda-Bank West liegen. Dieser reicht vom südlichsten NRW bis an die Grenzen Wesel, Recklinghausen, Hamm und Paderborn.

„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ wurde im Vor-feld auf zwei Jahre festgelegt. Der Projektablauf berück-sichtigt in diesem zeitlichen Rahmen sowohl die Vorlauf-zeiten für die Projektorganisation, Schließungszeiten der Kitas aufgrund von Ferien, Zeiten der Eingliederung neuer Kindergartenkinder sowie bestehende Jahresplanungen. Anfang 2013 wurden die ersten Weichen für den weiteren Projektablauf gestellt. Ein genauer Ablaufplan, der über die einzelnen temporären Projektbausteine Auskunft gibt, ist im Anhang dargestellt. Die Koordination des Projektes über-nahmen zwei unserer DKSB Mitarbeiterinnen.

2.1 Expert/innen im Gespräch

Im Vorfeld der Projektskizzierung stellten wir uns die Frage, wie „Klein ganz groß! “Gesundheit macht stark.“ unter Berücksichtigung der nordrhein-westfälischen Bil-dungsgrundsätze in die Elementarpädagogik eingeordnet und in den Praxisalltag der Kindertagestätten und Kin-dertagesspflegestellen positioniert werden kann. Mit dem 2013 anstehenden gesetzlichen elterlichen Anspruch auf einen U3-Betreuungspatz standen die Kindertagesstätten bereits vor einer immensen Herausforderung. Ebenso er-forderte die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusi-on viel Energie. In diesem Zusammenhang riefen wir im Februar 2013 eine Runde aus Experten und Expertinnen zusammen. Sie bestand aus Fachberaterinnen für Kin-dertagesstätten, Er zieherinnen, erfahrenen Projektteil-nehmerinnen aus unserem vorangegangenen Kinderge-sundheitsprojekt sowie einer Vertreterin aus dem Bereich Kinderprojekte und Forschung. Ebenso waren Frau Ursula Wißborn als Vorstandsmitglied der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West sowie Herr Friedhelm Güthoff, Geschäftsführer des DKSB LV NRW e.V. an wesend, um Einblicke in den fach lichen Diskurs zu gewinnen.

2. Projektablauf

Page 9: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

9Projektablauf

Unter den zahlreich eingegangenen Projektbewerbungen konnten wir letztlich zehn Kindertagesstätten aus folgenden fünf Kommunen bzw. Städten für die Teilnahme an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ gewinnen.

Um die Kindertageseinrichtungen bestmöglich auf das an-stehende Kindergesundheitsprojekt vorzubereiten, luden wir alle pädagogischen Fachkräft e, die im Rahmen des Projekts in ihren Einrichtungen tätig werden sollten, zu kommunalgebundenen Auft aktveranstaltungen ein. Dies ermöglichte allen Parteien ein gegenseitiges Kennenler-nen, den gemeinsamen und off enen Austausch sowie eine detaillierte Darstellung der Projektidee, des geplanten Ablaufs und der Zielsetzung. Auft retende Fragen konnten somit direkt aufgegriff en werden.

Die Einrichtungen hatten somit die Möglichkeit, zeit-liche wie personelle Kapazitäten, die dieses Projekt binden sollte, abzuschätzen und sich letztlich für oder gegen eine Teil nahme zu entscheiden. Gleichzeitig bot sich den päda-gogischen Fachkräft en untereinander die Möglichkeit der Netzwerkbildung. Erfreulicherweise entschieden sich in allen fünf Auft aktveranstaltungen alle geplanten Einricht-ungen für die Teilnahme am Projekt. Eine schrift liche Kooperationsvereinbarung, die von beiden Parteien unter-zeichnet wurde, regelte die gegenseitigen Verbindlichkeiten.

2.5 Die Schulung

Die konkrete Auseinandersetzung mit „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ begann für die pädago-gischen Fachkräft e im Juni 2013 mit einer projektinternen Schulung. Über zwei Schulungstage erarbeiteten zwei exter-ne Referentinnen mit den pädagogischen Fachkräft en die Th emen „informelle Lernprozesse“, „Lernen durch Impulse“ sowie „kindgerechte Ernährung, Bewegung und Entspan-nung“. Die Teilnehmenden konnten so bestehende Kennt-nisse auff rischen und neue Erkenntnisse hinzugewinnen. Um den Erzieher/innen den Transfer in den Kitaalltag zu verein fachen, wurden die Inhalte zwar teils theoretisch, aber vorwiegend praktisch vermittelt. Dies führte nicht nur zu intensiven Gruppenerlebnissen, sondern auch zu jeder Menge Spaß.

Die beiden Projektkoordinatorinnen begleiteten die Teil-nehmenden über beide Schulungstage und standen ihnen zur Beantwortung anstehender Fragen zur Seite.

2.3 Die projektteilnehmendenEinrichtungen

2.4 Auft aktveranstaltungen in fünf Kommunen

Einrichtung Ort

1Caritas Kinder-garten Emilstraße Bochum

2 ASB Integrative Kinder-tagesstätte Bärenhöhle Essen

3 DKSB Integrative Kinder-tagesstätte Sonnenschein Essen

4 DKSB Kindertages-stätte Blumenwiese Essen

5 Ev. Integrative Kindertages-stätte „Am Brandenbusch“

Essen

6 Kindertagesstätte Nilpferd Euskirchen e.V. im DKSB Euskrichen

7

Städt. Kindertagesstätte Regenbogenhaus (später ersetzt durch) Ev. Kin-dertagesstätte der Graf Recke Stift ung gGmbH

Hagen Düsseldorf

8 AWO Aliso-Kinder-tagesstätte Funkelstein Bergkamen

9 DRK Kindertagesstätte „Monopoli“ Kamen

10 DRK Kindertages-stätte Hokus Pokus Lünen

Page 10: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

10 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Schulung bot den pädagogischen Fachkräft en einerseits eine Orientierung, „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ in ihrer täglichen Arbeit zu platzieren, anderseits förderte sie den kollektiven Austausch. Die Auseinander-setzung mit den Inhalten wurde von ihnen als sehr hilf-reich, unterstützend und informativ eingeschätzt. Über eine aus sagekräft ige Fotodokumentation, die den Projektteil-nehmer/innen im Anschluss in Form einer CD zur Ver-fügung gestellt wurde, bot sich ihnen auch lange Zeit nach der Schulung noch ein guter Überblick über die erarbeiteten Inhalte und Situationen.

Eine im Rahmen der Akquise gewonnene Einrichtung aus Hagen musste aufgrund personeller Engpässe die Projekt-teilnahme vorzeitig beenden. Eine Düsseldorfer Kinder-tagesstätte nahm ihren Platz ein.

2.6 Der Beginn der Lernwerkstätten

Mit Ende der Sommerferien 2013 und der Eingewöhnung der neuen Kindergartenkinder begannen die ersten Ein-richtungen ihre Lernwerkstatt zu eröff nen. Diese Projekt-phase erstreckte sich von September 2013 bis Juni 2014. Je nach Bedürfnislage der Kinder sowie den Kapazitäten der Einrichtung zeichneten sich unterschiedliche Laufzeiten ab. Während der Großteil mehrmonatige Lernwerkstätten durchführte, konzentrierten sich vereinzelnde Einricht-ungen auf einige Wochen. Die Lernwerkstätten fanden mindestens einmal wöchentlich zu festgelegten Zeiten in festgelegten „Werkstatträumen“ statt. Ob im Gruppenraum, im Rahmen des Vorschulunterrichts oder in der Turnhalle: Erlebnisse warteten überall.

Alles war in allen Einrichtungen gleich: Die Kinder besuch-ten ihre Lernwerkstatt mit großer Begeisterung. Dort hatten sie die Möglichkeit, ihrer kindlichen Neugierde nachzu-gehen, mitzureden und auszuprobieren. Hier galten sie als

die Expert/innen für ihre eigene Gesundheit. Die Lern-werkstätten begannen stets mit einleitenden Gesprächs-kreisen, in denen die Kinder miteinander diskutierten, Ideen sammelten und beratschlagten. Zur Einleitung des Th emas Gesundheit stellten die Erzieher/innen den Kindern in der ersten Einheit meist die Frage, was Gesundheit denn für sie bedeute. So konnten sich die Kinder zunächst mit dem Begriff als solchem auseinandersetzen. Interessant war es für die Erzieherinnen auch zu sehen, dass die Kinder nicht präventiv, sondern situationsgebunden denken. Daran konnten sie auch noch mal gut verfolgen, dass es die ak-tuellen Bedürfnisse sind, die das kindliche Verhalten be-stimmen. Für viele Kinder war nämlich klar, dass man erst krank sein muss, bevor man gesund wird und dann hilft nur Medizin. Ein interessanter Ansatz für weitere Diskussionen.

Die Inhalte der einzelnen Lernwerkstätten waren so unter-schiedlich wie die Kinder selbst. Mal bezogen sie sich auf Ernährung, Bewegung und Entspannung, mal nur auf Er-nährung oder auf Ernährung und Bewegung. Jeder Th emen-bereich bot den Kindern neue Erfahrungen, die sie prak-tisch selbst erarbeiten konnten. Die Erzieher/innen gaben ihnen Impulse, die ihre Fantasie ansprachen, sie zu Fragen bewogen und zum Experimentieren anregten. Am Ende jeder Stunde griff en sie die Inhalte und Erlebnisse auf und refl ektierten in gemeinsamer Runde. Daraus leiteten sie wiederum neue Ideen und Anregungen für die Folgestunde ab. Im Verlauf der Lernwerkstätten entschieden die Kinder nach und nach über die verschiedenen Th emen und die Um-setzung auf ihrer „Bühne der Talente“.

Immer wieder zeichneten sich auch Grenzen ab, denen manche Erzieher/innen sich gegenübersahen. Rein parti-zipierend nach einem informellen Ansatz zu arbeiten, war für viele vor dem Hintergrund eines immer bürokratische-ren Tätigkeitsfelds der Erzieher/innen schwer umzusetzen. Dabei wurden durchaus Äußerungen laut wie: „Es fällt mir selbst schwer einzuschätzen, bis wohin ich die Kinder alleine gehen lassen kann“. Gleichzeitig betonten sie: „Ich lerne selbst noch so viel mehr über mich und meine Arbeit.“ Oder: „Ich bin verwundert zu sehen, was die Kinder alles können. Man hat ja ein Bild von den einzelnen Kindern und ist erstaunt, dass sie plötzlich Dinge können, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte.“

2.6.1 Herausforderung für die Erzieher/innen

Page 11: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

11Projektablauf

Die „Bühne der Talente“, deren Präsentation auf der Grund-lage der erarbeiten Inhalte der Lernwerkstätte erfolgen sollte, bereitete vielen Erzieher/innen bereits in der Schulungsphase leichtes Kopfzerbrechen. Ohne vorgegebene Struktur bzw. ohne Arbeitsvorgaben rein impulsorientiert in der Lernwerkstatt zu agieren, stellte viele Teilnehmer/innen zunächst vor Herausforderungen. Sie bekundeten teils Schwierigkeiten sich vorzustellen, die Kinder für die Bühne etwas erarbeiten zu lassen, von dem sie selbst nicht wussten, was es sein wird. Unsere Projektkoordinatorinnen griffen deren Bedenken immer wieder im Laufe des Projek-tes auf und betonten, dass es sich bei den Ergebnissen nicht zwingend um ein „Endresultat“ handeln müsse. Durchaus könnten auch Prozesse, die die Kinder in der Zeit durch-laufen und erarbeiten, präsentiert werden. Über Fotodoku-mentationen, gemalte Bilder, Kommentare und gesammel-te Ideen standen ihnen viele Türen offen. Eine Hilfe waren den Erzieher/innen dabei regelmäßige Coachinggespräche, in denen diese Fragen immer wieder aufgegriffen werden konnten.

Bezüglich der Zusammenführung der Kindergartenkinder und Grundschulkinder entschieden wir uns für die Zu-sammenarbeit mit dem Offenen Ganztag der Grund schulen. Wegen seiner relativ flexiblen Struktur mit verschiedenen Arbeitsgemeinschaften erschien er uns im Vergleich zu den festgelegten Unterrichtszeiten geeigneter für eine Koope-ration in den Lernwerkstätten. Erste Gespräche wurden in diesem Zusammenhang nach der Eingewöhnungszeit der neuen Kindergartenkinder im Herbst 2013 geführt. Ver-treter/innen aller drei Parteien (Kindergarten, ortsansässige Grundschule und des DKSB LV NRW e.V.) waren an wesend, um gemeinsam zu überlegen, ob und wie eine Kooperati-on im Sinne der Lernwerkstatt geschaffen werden kann. Dabei zeigte sich, dass bereits bestehende Kooperationen mal intensiver, mal weniger intensiv gepflegt werden und teils auch Bereiche der Gesundheitsfürsorge aufgegriffen werden. Einig waren sich alle Grundschulen darin, dass die Erarbeitung gesundheitsorientierter Themen auch im Schulalltag wichtig und sinnvoll ist. Die Idee der Lernwerk-statt und ein damit einhergehender „seichter“ Übergang in den Bildungsort Schule stieß durchaus auf Interesse. Jedoch bestehen auch im Offenen Ganztag Rahmenbedingungen, die eine entsprechende Kooperation erschweren. Zeitliche und personelle Kapazitäten lassen die Mitarbeiter/innen

oftmals an Grenzen stoßen, da die Teamstruktur weniger durch Hauptamtliche als durch Honorarkräfte geprägt ist. Das macht sie weniger flexibel. Dennoch konnten wir zwei Grundschulen in Essen und Lünen gewinnen, sich an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu beteiligen.

Bis kurz vor den Sommerferien 2014 konnten die klei-nen Gesundheitsexpert/innen ihre Erkenntnisse auf ihrer „Bühne der Talente“ vorstellen. In ihrer Lernwerkstatt be-gannen sie, sich intensiv auf diesen Tag vorzubereiten. Sie reflektierten bereits Erarbeitetes und gingen in die Planung. Für die Erzieher/innen hieß es auch hier, die Kinder kreativ werden zu lassen. Sie selbst hatten eine Vor-stellung davon, was sie ihren Gästen präsentieren wollten. Für die Erzieher/innen war auch dieser Weg ein neuer. Doch mit der Er fahrung der Lernwerkstatt und den eigens daraus ge wonnenen Erkenntnissen, was die Kinder alles auf die Beine stellen konnten und wie sie sich dabei in-dividuell weiterentwickelten, fiel es ihnen nicht schwer, sich auch hierauf einzulassen. Die Kinder planten, organisierten und warfen gerne bestehende Planungen auch mal wieder um. Bis zuletzt konnte niemand abschätzen, was sie auf der „Bühne der Talente“ erwartete. Letztlich nutzen die einzel-nen Lernwerkstätten die Zeit von April bis Ende Juni 2014 für ihre Vorstellung. Vom Sommerfest und Abschlussfest bis zur Vernissage im Foyer war einiges dabei. In kindgerechter Art präsentierten sie ihre eigenen Dokumentationen über den Werkstattverlauf in Form von selbstgemalten Bildern und Fotos und boten ihren Gästen viele praktische Ein-blicke. Was genau die Kinder erlebten und vorführten, wird unter Kapitel 3 beschrieben.

Während der gesamten Projektphase wurden die teilneh-menden Einrichtungen bzw. die an der Lernwerkstatt be-teiligten pädagogischen Fachkräfte von ihren Projektkoor-dinatorinnen begleitet und betreut. Sie standen ihnen immer als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung – von der Akquise, über erste Planungsgespräche bis zur Lernwerkstatt und der „Bühne der Talente“. Mit Beginn der praktischen Phase bot sich den pädagogischen Fachkräften die Möglich-keit, in Coachinggesprächen über den aktuellen Projekt-stand zu berichten und Fragen, Ideen und Anliegen, zum Beispiel zur Realisierung von Projektarbeiten, zu klären. Diese

2.6.2 Die Ansprache der Grund-schulen /der OGS

2.7 Die „Bühnen der Talente“

2.8 Projektbegleitung und Coaching

Page 12: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

12 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Treffen wurden als Einzelcoachings oder als Gruppen-coaching wahrgenommen. Im Sinne der Netzwerkarbeit und des gegenseitigen Austauschs erwiesen sich gerade Gruppencoachings mit mindestens zwei Einrichtungen aus derselben Kommune als sinnvoll. Bereits in der Vorberei-tung zu ihren Lernwerkstätten erhielt jede Einrichtung einen Projekt-Arbeitsordner, der alle notwendigen Informationen und Formulare enthielt: eine Projektskizze, Kontaktdaten aller am Projekt beteiligten Parteien, Förderanträge und einen Projektablaufplan. Darüber hinaus bot er Platz für eigene erarbeitete Materialien.

2.9 Elternarbeit

Ziel des Projekts war es auch, die Eltern für die Gesund-heit ihrer Kinder zu interessieren. Nur wenn Eltern und Kinder an einem Strang ziehen, kann es gelingen, auch im famil iären Alltag gesundheitsorientierte Veränderungen zu bewirken. Zu diesem Zweck wurden Eltern regelmäßig über die Arbeit innerhalb der Lernwerkstätten informiert. Dabei waren die Wege der Informationsvermittlung sehr vielfältig. Sie reichten von Plakaten mit Erklärungen zum Projekt über Fotodokumentationen bis hin zu Werken, die die Kinder hergestellt hatten. Bestenfalls regten die Materialien gleich-zeitig zur Diskussion zwischen Eltern und ihren Kindern, aber auch Eltern und Erzieher/innen an. Um das Interesse der Eltern bereits frühzeitig zu binden und regelmäßig im Gespräch zu bleiben, ließen sich die Einrichtungen eine Menge einfallen.

Stellvertretend für alle Einrichtungen sollen beispielhaft drei folgende Aktionen genannt werden:

1. Die DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese aus Essen bot einen Elternnachmittag an, der die Teilnehmer/innen buchstäblich auf den „gesunden Geschmack“ brachte. An insgesamt fünf Gesundheitsstationen durften die Eltern mit den Kindern, die gerade ihre Lernwerkstatt begannen,

jede Station für 15 Minuten erleben und ausprobieren. Kusch elige Kissen, Bewegung in der Turnhalle und gesunde Snacks und Getränke aus Obst und Gemüse waren eine Wohltat für die Gemüter und konnten gut erahnen lassen, was die Kinder in absehbarer Zeit erleben würden.

2. In der Graf-Recke Kindertagesstätte in Düsseldorf wurden im Rahmen verschiedener Eltern-Kind Veran-staltungen Auszüge aus den Inhalten von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ gemeinsam besprochen und erlebt. Die Eltern besuchten zum Beispiel einen In-formationsabend über „Bewegung und gesundes Essen“ oder einen Klettergarten. Um ihr Bewusstsein für kreative Lernprozesse zu öffnen, wurde des Weiteren eine Veran-staltung mit dem Titel „Was hat Matschen, Klatschen und Springen mit der Schule zu tun?“ durchgeführt.

3. Die Erzieher/innen der AWO Aliso Kindertages stätte Fun-kelstein in Bergkamen organisierten für die Eltern und Kinder der Kita ein Familienbildungswochenende unter dem Motto „Kein Stress mit dem Stress!“. Fernab vom Kitageschehen trafen sie zusammen, um in Workshops für Eltern, für Kinder und gemeinsam vieles über sich, ver schiedene Entspannungstechniken, Bewegung und Er nährung kennenzulernen. Diese Erfahrungen sensi-bilisierten sie für die Gesundheitsfürsorge ihrer Kinder und ihre eigene.

Durch die verschiedenen Methoden der Elternan sprache erreichten die Erzieher/innen in vielen Einrichtungen einen guten Austausch. Größtenteils waren die Eltern sehr gespannt, was die Kinder in ihren Lernwerkstätten er-arbeiteten und an Ideen mit nach Hause brachten, um sie ge-meinsam mit ihnen umzusetzen. Den krönenden Abschluss bildete letztlich die Darbietung auf der „Bühne der Talente“, auf der sie ihre Kinder als kleine „Gesundheitsexpert/innen“ erleben konnten.

Page 13: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

13Darstellung der einzelnen Projekte

3. Darstellung der einzelnen ProjekteIm Folgenden werden die Projektergebnisse der zehn Kin-dertagesstätten aus Bochum, Düsseldorf, Essen, Euskirchen und dem Kreis Unna mit Bergkamen, Kamen und Lünen

vorgestellt. In Essen und Lünen wird zusätzlich auf die Zusammenarbeit mit dem Off enen Ganztag der ortsansäss-igen Grundschule eingegangen.

BochumCaritas Kindergarten Emilstraße

DüsseldorfEv. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stift ung gGmbH

EssenDKSB Kindertagesstätte Sonnenschein

EssenEv. integrative Kindertagestätte „Am Brandenbusch“ Kreis Unna / Bergkamen

AWO Aliso-Kindergarten Funkelstein

EssenASB integrative Kindertagesstätte Bärenhöhle Kreis Unna / Kamen

DRK Kindertagesstätte Monopoli

EssenDKSB Kindertagesstätte Blumenwiese Kreis Unna / Lünen

DRK Kindertagesstätte Hokus Pokus

EuskirchenFamilienzentrum Nilpferd e.V. im DKSB

Page 14: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

14 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Kita Emilstraße liegt in einem Wohngebiet des Bo chumer Stadtteils Wattenscheid. In der eingruppigen Kita werden 20 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren betreut. Sie ist in einem Mehrparteienhaus angesiedelt, das auch Flüchtlingen unterschiedlicher Nationen Unterkunft bietet. Zwei Erzieherinnen, eine Erzieherin im Anerkennungsjahr und eine Fachkraft für Sprachförderung arbeiten dort nach dem situationsorientierten Ansatz. Dabei greifen sie die individuelle Bedürfnislage des Kindes, stets unter Berück-sichtigung seiner Lebenswelten und verfügbarer Ressourcen, auf. Die Erzieherinnen verstehen sich als Entwicklungs-begleiterinnen der Kinder und setzen auf Ganzheitlichkeit. Die überschaubare Anzahl an Kindern ermöglicht eine intensive Arbeit mit ihnen und lässt viel Raum für die Projekte und das Forschen – ein idealer Ausgangspunkt für „Klein ganzgroß! Gesundheit macht stark.“

Die Lernwerkstatt

Als die Kinder hörten, dass sie eine von zehn Kitas in ganz NRW sind, die an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ teil nehmen, waren sie sehr stolz und voller Tatendrang. Gemeinsam überlegten sie mit ihren zwei Erzieherinnen, was sie mit „Gesundheit“ verbinden und nahmen so das Th ema Ernährung auf. Sie diskutierten, überlegten und sprudelten vor Ideen. Ein Essen für die Eltern sollte es werden. Mit schön gedecktem Tisch und selbstgebastelten Tischkärtchen. Sie wollten sich als Kellner verkleiden und alles auff ahren was dazu gehört. „Und was wird gekocht?“ fragten sie sich. „Das ist gar nicht so einfach“, kam als Antwort. Eine Mutter arbeitete auf dem Wochenmarkt. Das war eine gute Idee, um dort Lebens-mittel einzukaufen. Die Kinder erfuhren viel über Obst und Gemüse und was davon in ihrer Nähe wächst. So lernten sie auch, dass der Transportweg etwas mit der Qualität der Lebensmittel zu tun hat. Auf dem Wochenmarkt entdeckten viele von ihnen neue Lebensmittel, neue Geschmacksrichtungen

Bochum

Caritas Kindergarten Emilstraße

Page 15: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

15Caritas Kindergarten Emilstraße

und neue Gerüche. Kurzum: Dieser Marktbesuch war ein Erlebnis für die Sinne! Um überhaupt erfahren zu kön-nen, welche Obst- und Gemüsesorten (besonders) wichtig für den Körper sind, erarbeiteten sie in gemeinsamer Runde die aid-Ernährungspyramide, die Aufschluss über den täg-lichen Bedarf an verschiedenen Lebensmitteln gibt. Die Kinder sprachen über Vitamine und wofür sie gut sind. Dass auch Trinken wichtig ist, war schnell klar. Um ihnen die Be deutung von Wasser für den menschlichen Organismus ver-ständlich zu machen, wurde der Wasseranteil im menschlichen Körper kindgerecht dargestellt und von den Kindern anhand einer menschlichen Skizze plastisch nachgestellt. Damit hatten sie den Wasserhaushalt eines Kindes genau vor Augen und wussten um dessen Bedeutung für den eigenen Körper. Die Lernwerkstatt war somit ein gelungenes Wechselspiel aus kind-lichen Experimenten und theoretischen Impulsen. Im weiteren Verlauf stellten sie viele bunte Obstspieße her, die sie nicht nur in der Kita selbst, sondern auch im naheliegenden Seniorenheim verteilen wollten. Schließlich brauchen auch sie viele Vitamine. Die älteren Herrschaft en freuten sich sehr darüber. Außerdem bereiteten die Kinder ein leckeres Frühstück mit selbstein-gekauft en Lebensmitteln und frisch gepresstem Orangensaft zu – per Hand versteht sich. „Das geht aber schwer“, kam als Kommentar. Das veranschaulichte ihnen, wie viele Orangen in ein Glas passen und dass das Pressen richtige Arbeit bedeutet.

„Auf dem Markt durft en wir ganz viel probieren.“

Nach allem, was sie in der Lernwerkstatt erlebten, ent schieden sich die Kinder gegen ein gekochtes Essen für die Eltern. Lieber wollten sie eine Vernissage veranstalten mit Plakaten und Fotos. Es sollte Dips, Fingerfood und Getränke geben. Ihnen schwebte eine Cocktailbar vor – mit frischen Säft en aus Obst und Gemüse. Und weil die Mamas manchmal so genervt sind, wollten die Kinder sie auch massieren. Gemeinsam über-legten sie wieder, was sie brauchten, so dass die Erzieherinnen die für die Lernwerkstatt zur Verfügung stehenden Förder mittel einsetzen konnten, um alles Notwendige zu besorgen.

Auf dem Markt „Auf dem Markt durft en wir ganz viel probieren.

Auf dem Markt durft en wir

probieren.“

Page 16: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

16 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Nun war es für die Kinder soweit. Auf ihrer „Bühne der Talente“ durft en sie einen Nachmittag lang ihren Eltern das Th ema Gesundheit aus ihrer Sicht näherbringen und ihnen zeigen, wie für sie Ernährung und Entspannung am besten funktionieren. Bevor es aber so wirklich losging, stellten sich die Kinder zunächst gemeinsam vor und berichteten, was ge-nau sie in den letzten Monaten auf die Beine gestellt hatten. Auf der Gitarre begleitet, sagen sie einen Song über Obst und Gemüse, Vitamine und Kraft . Nach tosendem Beifall verab-schiedeten sie sich von der Bühne und bezogen Stellung an ihren unter schiedlichen Stationen. In jedem Kitaraum wurden andere Aktionen angeboten. Die anwesenden Mütter hatten so die Möglichkeit, in jede Aktion bzw. in jeden Raum rein zu s chnuppern und mitzumachen. Den Kindern machte es großen Spaß, so dass es für sie ein Leichtes war, sich in ihrer Rolle als Gastgeber/innen zurechtzufi nden.

Insgesamt gab es drei Th emenräume. Einer von ihnen diente als Informationsplattform. Hier wurde eine Power-Point Präsentation gezeigt, in der ein Mädchen den Verlauf der Lernwerkstattzeit kommentierte. Um den Eltern den Verlauf transparent darzustellen, nutzen sie viele Bilder und Kom-mentare aus ihrer Lernwerkstattzeit. Den Flur entlang lud der Massageraum gestresste Mütter und Kinder zu Ruhe und

„Wellness“ ein. In abgedunkelter Atmosphäre mit sanft er Mu-sik verwöhnten zwei kleine Gesundheitsexpertinnen die Hän-de der Besucherinnen mit natürlichem Peeling. Nach einer leichten Ölmassage wurden die Hände mit Zucker einge-

rieben und bearbeitet. Anschließend wurde es mit Wasser ab-ge waschen und hinterließ ein samtweiches Hautgefühl und angenehmes Wohlbefi nden.

Im Ernährungsraum sorgten die Kinder für das leibliche Wohl. Zwei von ihnen versorgten die Eltern mit kleinen Häppchen und die Kinder an der Saft -Station boten die dazugehörigen gesunden Getränke an. Hier gab es eine Riesenpalette an Obst-sorten. So wurden fl eißig verschiedene Kombinationen gemixt. Die Gäste hatten sichtlich Spaß daran, zu raten, um welche Obst- oder auch Gemüsesorten es sich hierbei handelte. Auch frisch angerührter Joghurt sollte den Eltern zeigen, dass es nicht immer gekauft er sein muss. Ein Fotobuch, in dem Portraits der Kinder und Dokumentationen einzelner Aktivitäten sowie diverse Lieblingsrezepte enthalten sind, bot den krönenden Abschluss dieses besonderen Tages.

Page 17: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

17Caritas Kindergarten Emilstraße

Und die Eltern?

Die Eltern sind in dieser Kita generell sehr engagiert. Daher waren sie auch sehr interessiert, was in der Lernwerkstatt und letztlich auf der „Bühne der Talente“ erarbeitet und vorgestellt wird. Sie fragten immer wieder nach, was die Kinder machen. Zu Hause sollten sie gemeinsam mit den Kindern ihr Lieblingsrezept aufzuschreiben, damit es in das abschließende Fotobuch der Lernwerkstatt aufgenommen werden konnte. Eine schöne Erinnerung.

Die „Bühne der Talente“ verfolgten die Mütter mit großer Begeisterung. Besonders angetan waren sie von den ge sunden Getränken, die ja so leicht herzustellen waren. Einige überlegten daraufh in, sich auch eine Saft maschine anzuschaff en.

„Wir singen ein Lied von Obst und Gemüse undVitaminen. Die machenstark wie ein König undeine Königin.“

Page 18: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

18 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die evangelische Kindertagesstätte der Graf-Recke-Stift ung gGmbH wurde 2003 gegründet und liegt im Düsseldorfer Norden, im Stadtteil Wittlaer. In ihrer Einrichtung betreuen die pädagogischen Fachkräft e insgesamt 81 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 6 Jahren. Sie selbst bezeichnen sich als ein

„Haus zum Entdecken und Erleben“. Ihren päda gogischen Schwerpunkt sehen sie im sinnlichen und ganzheitlichen Lernen, das die kindliche Wahrnehmung fördert, ihre Neugierde weckt und sie zum Forschen und Verstehen auff ordert. Die Idee von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ passte somit gut in die Philosophie der Einrichtung.

Die Lernwerkstatt

An der Lernwerkstatt nahmen insgesamt 30 Kinder teil, die gemeinsam ihre Schwerpunkte bestimmten. Da sie Gesundheit ganzheitlich defi nierten, waren sie sich schnell einig, dass sie sich nicht nur auf einen Bereich be schränken wollten. Als Einstieg wählten sie „gesunde Er nährung“ und konzentrierten sich dabei zunächst auf Spiele, in denen sie verschiedene Lebensmittel riechen, fühlen und schmecken konnten. Die Kinder stellten in ihrer Lern-werkstatt schnell fest, dass gesunde Ernährung viel mehr bedeutet als nur das Essen gesunder Lebensmittel – auch die Wahrnehmung spielt eine große Rolle. So wurde beispiels-weise der Ent stehungsprozess von einigen Lebensmitteln aktiv mitge staltet und beobachtet: Wie entsteht aus dem Korn das Brot? Wie wird aus Obst ein Saft – und inwieweit wird der Geschmack hierbei verändert und geprägt? Diese Fragen zeigen nur einen kleinen Auszug vieler Gedankengänge, die die Kinder erforschten. Im Anschluss an den Baustein

„gesunde Ernährung“ kreierten die Kinder mit Unter-stützung ihrer Erzieherinnen verschiedene Formen von Bewegungslandschaft en, die aus einzelnen „Bewegungsbau-stellen“ bestanden. Hierbei wurden Schrägen, Hängematten und Rollbretter eingesetzt. Als einzelne Stationen regten sie fortlaufend das freie Experimentieren und die motorische Erfahrung an. Nach einem gemeinsamen Begrüßungslied, das als Ritual jede Bewegungsstunde einläutete, wärmten sich die Kinder zunächst auf und gingen auf Erkundungs-

Düsseldorf

Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stift ung gGmbH

Page 19: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

19Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stift ung gGmbH

reise. Mit dem Abschlusslied „Was hat mir gut gefallen, was nicht?“ wurden sie im Anschluss zur Selbstrefl exion angeregt und durft en ihre Erlebnisse und Gefühle zum Ausdruck bringen. Welche Bewegung führte an welcher Station zu welchem Körperempfi nden? Und was be deutet

„Snoezelen“? Solche und weitere Fragen wurden gemeinsam erläutert und führten sie übergangslos in die Ent spannung. Die Kinder nutzten Klangschalen und Licht eff ekte, um auszuprobieren, wie sie sich auf ihr Wohlbefi nden aus-wirken. Dabei lernten die Kinder, dass „Entspannung“ nicht auf Knopfdruck funktioniert. Es ist ein Prozess, den man erlernen muss. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Rahmenbedingungen. Frischluft , aber nicht zu kalte, eine leicht abgedunkelte Atmosphäre und vor allem eine ruhige Umgebung unterstützen die Entspannung. Die ganzheit liche Bearbeitung aller drei Gesundheitssäulen bereitete den Kindern außerordentlich großen Spaß. Um das Gespür für den eigenen Körper zu schärfen, wurden von den Er zieherinnen Impulse gesetzt, die die verschiedenen Wahrnehmungsebenen ansprechen sollten. Die Kinder entschieden letztlich, wie diese Impulse in den kreati-

ven Lernprozess eingebunden wurden. Besonders schön an der Lernwerkstatt fanden die Kinder, dass das Lernen und Entdecken nicht auf ausgewählte Th emen und Fragen reduziert war, sondern sie selbst mitbestimmen konnten, was sie erarbeiteten. Sie lernten entsprechende Materialien kennen sowie deren Anwendung und ihren Nutzen für ihr eigenes Wohlbefi nden. Vielen Naturvölkern war schon vor langer Zeit bekannt, was ihnen gut tut. Hierzu zählten auch die Indianer. So entschlossen sie sich, die Welt der Indianer auf ihre „Bühne der Talente“ zu holen.

Page 20: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

20 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

„Huhuhuhu“ ertönte es von nah und fern. Indianer/innen, so weit das Auge reichte. Mit Federn und Farbe geschmückt eroberten sie ihre Turnhalle, die kurzerhand zum Indianer-dorf umfunktioniert wurde. Hier präsentierten sie ihren Eltern und Geschwistern was Gesundheit auf „indianisch“ bedeutet. Aber eigentlich begann das Indianererlebnis der Kinder schon viel früher. Um das Dorf vorzubereiten, trafen sich die „Gesundheitsforscher/innen“ indiani-scher Abstammung bereits am Vorabend. Sie schnibbelten Obst und Gemüse und präparierten alles, was ihnen für ihre Indianerbühne wichtig erschien. Anschließend gingen sie nachts mit ihren beiden „Weisen“ los, um die Umge-bung vom bösen Geist zu befreien. Sie schärft en ihre Sinne und erkundschaft eten das umliegende Terrain. Am nächsten Morgen wurden alle Mamis, Papis und Geschwister herzlichst von ihnen empfangen und in ihre Stammesrituale eingeweiht.

Alles begann zunächst mit einem gemeinsamen Trommel-kreis. Somit wurden auch die letzten Schlummergeister

vertrieben. Mit Spannung lauschten die Gäste den rhyth-mischen Klängen der selbstgebastelten Trommeln und ließen sich von ihren Kindern verzaubern. Im An-schluss wurden auch die Großen zu kleinen Yakaris und durft en sich in der Turnhalle quer durch das Indianerdorf kämpfen. Den Eltern wurden dabei verschiedene Bewegungs-aufgaben gestellt. Mit Indiacas (weichen Bälle mit Federn) sollten die „Alten“ ihre Wurft echnik verbessern. An Seilen schwingend mussten Eltern „Fluss“ überqueren und auf dem Trampolin holten sie gemeinsam mit ihren Kindern die Sterne vom Himmel. Stärken konnten sich die Indianer und ihre Gäste zwischendurch an der gesunden Trinkstelle. Hier gab es neben frisch selbstgepressten Obst- und Ge müsesäft en auch allerlei Gemüse-Fingerfood, das zum Naschen einlud. Wer jetzt noch nach etwas Entspannung suchte, wurde im eindrucksvollen Tipi belohnt – in entspannter At mosphäre versprach die wundervolle Klangschalen massage Ruhe und Erholung. Der abschließende Trommelkreis beendete das Indianererlebnis und alle Gäste wurden – mit guten Geistern versehen – auf den Heimweg geschickt.

„Auf dem Trampolin hole ichdie Sternevom Himmel.“vom Himmel.““

Page 21: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

21Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stiftung gGmbH

Und die Eltern?

Die Eltern reagierten von Beginn an sehr interessiert und hatten daher einen sehr relevanten Anteil an diesem Projekt. Nach Rücksprache der Erzieherinnen wurden die Eltern „kleinschrittig“ über das Projekt und die einzelnen Phasen informiert. Im Rahmen verschiedener Eltern-Kind- Veranstaltungen wurden Auszüge aus den Inhalten von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ gemeinsam besprochen und erlebt. So konnten die Eltern zum Beispiel einen Informationsabend über „Bewegung und gesundes Essen“ oder einen Klettergarten besuchen. Um Eltern für kreative Lernprozesse zu sensibilisieren, wurde des Weiteren eine Veranstaltung mit dem Titel „Was hat Matschen, Klatschen und Springen mit der Schule zu tun?“ angeboten. Den Abschluss, der sie eigenen Aussagen nach, sehr begeisterte, erlebten sie dann im Indianerdorf.

„Huhuhuh,die Indianerkommen!“

Page 22: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

22 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Kita „Am Brandenbusch“ besteht seit 1953. Sie liegt im idyllischen Stadtteil Bredeney, in der Nähe des Essener Baldeneysees. Das interdisziplinäre Team – bestehend aus Leitung, drei Erzieherinnen, drei Kinderpfl egerinnen, einer Logopädin und einer Physiotherapeutin – betreut insgesamt 54 Kinder, zehn von ihnen mit Beeinträchtigung. Von den insgesamt drei Gruppen arbeiten zwei inklusiv. In ihrer Arbeit verfolgt die Kindertagesstätte den situa-tions-/lebensbezogenen sowie den Projektansatz. Dabei setzt sie Arbeitskonzepte zu Psychomotorik und Inklusion sowie das aid-Ernährungskonzept um. Sprachheiltherapie und Physiotherapie runden das Th erapieangebot ab. Ihr pädagogisches Handeln baut auf Beobachtung und Impulse, um den Kindern möglichst viel Raum zu geben, sich selbst zu entdecken und zu entfalten. „Klein ganz groß! Gesund-heit macht stark.“ bietet ihnen genau das.

Die Lernwerkstatt

Die Erzieherinnen überlegten sich im Vorfeld gezielt, wie sie „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ am besten in ihren pädagogischen Alltag integrieren könnten, ohne andere Bereiche zeitlich oder personell einzuschränken. So wählten sie als Strategie, die Lernwerkstatt in den bestehen-den Vorschulunterricht einzubetten. Nach den Wünschen der Kinder erarbeiteten sie das Th ema Ernährung, aber Bewegung sollte auch nicht fehlen. Zu jedem Stunden-beginn überlegten sich die Kinder eine andere Bewegungs-übung – so entstand ein einleitendes „Bewegungsritual“. Sie sprachen über gesunde und ungesunde Lebensmittel, ihre Auswirkungen auf das Wohlbefi nden und stiegen im-mer weiter in das Th ema Ernährung ein. Sie backten ihren Eltern gesunde Weihnachtskekse und konnten auch sie für

Essen

Ev. integrative Kindertagestätte „Am Brandenbusch“

„Schmeckt wie Apfelsaft .Ne, Kirschsaft !“

ihre Auswirkungen auf das Wohlbefi nden und stiegen im-mer weiter in das Th ema Ernährung ein. Sie backten ihren Eltern gesunde Weihnachtskekse und konnten auch sie für

Ne, Kirschsaft !Ne, Kirschsaft !“

Page 23: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

23Ev. integrative Kindertagesstätte „Am Brandenbusch“

„Gesundheit“ begeistern. Um sich dem Th ema Hausauf-gaben anzunähern, brachten alle Kinder eine Frucht mit, die vor Ort verarbeitet und verzehrt wurde. Dies war nicht nur eine gute Übung für die Feinmotorik, sondern gleich-falls ein Motivations- und Genusstraining. Woher das Obst kommt, lernten die Kinder auf dem Wochenmarkt. Dort durft en verschiedene Obst- und Gemüsesorten bestaunen, be schnuppern und begreifen. Immer wieder bekamen sie Aufgaben, die sie zu Hause erarbeiten sollten, wie z. B.: „Male ein Bild zum Th ema“. Dadurch erzeugten sie den Transfer des Gelernten in den Alltag, indem die Kinder sich auch zu Hause mit der Th ematik beschäft igten. Auch die Eltern behielten so den Einblick. Die Kinder starteten erste Überlegungen, was sie auf ihrer „Bühne der Talente“ vorstellen wollten und entschieden sich schnell fürden Apfel. Er ist vielseitig einsetzbar und gleichzeitig ge-sund. Das Motto der Bühne sollte entsprechend „Rund um den Apfel“ lauten. Ihre Erzieherinnen waren erstaunt, welche Ideen die Kinder in Bezug auf Äpfel entwickelten. Ob zum Riechen, als Geschmackserlebnis, als Mal- und Zeichnungsobjekt oder Recheninstrument: Als Ganzes ist es ein Apfel, einmal durchgeschnitten sind es schon zwei Apfelhälft en. Teilt man sie erneut, sind es vier. Alle wieder zusammengesetzt, ergeben ein Ganzes. Und im Inneren wartet noch eine Zählaufgabe. Gemeinsam überlegten sie weiter, was sie mit Äpfeln noch alles machen können: Apfel-kuchen, Apfelsaft , Apfelschorle, Apfelmarmelade, Apfelmus, Apfel-Muffi ns, Apfelwaff eln und Apfel-Pfannkuchen. Viele leckere Ideen, die sie in einem eigenen Rezeptbuch fest-halten wollten, um es an Mama, Papa, Oma, Opa, auf ihrer

„Bühne der Talente“ weiterzugeben. Die Kinder führten Geschmacksexperimente mit Apfelsaft und Lebens-mittelfarbe durch und arbeiteten praktisch mit der aid-Ernährungspyramide, um ein Gefühl für Portionen zu bekommen. Gemeinsam kamen sie auf die Idee, die Pyramide selbst nachzustellen, mit allen 25 Kindern. Das daraus entstandene Foto sollte ihr T-Shirt schmücken, das sie auf ihrer Bühne tragen wollten. Aus Ästen wollten sie einen Apfelbaum nachstellen, dessen Früchte dann vor Ort verarbeitet werden sollten. Den krönenden Abschluss sollte die Vorführung eines Apfelliedes und eines Apfel-tanzes bilden.

Geplant war ihre Bühne im Rahmen der Abschluss-veranstaltung für die Vorschulkinder und des jährlichen Sommerfestes.

Page 24: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

24 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Ein wichtiger Tag stand an für die Vorschulkinder der Kindertagesstätte „Am Brandenbusch“. Nicht nur, dass sie an diesem Tag auf ihrer „Bühne der Talente“ ihr neues Wissen preisgeben konnten, es war gleichzeitig ihre Ver abschiedung aus dem Kindergarten. Mit Eltern, Groß eltern und Geschwistern feierten sie in der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Bredeney den Abschiedsgottes-dienst. Gemeinsam sangen sie, lauschten den Worten des Pfarrers und nahmen mit den rund 100 Besuchern Abschied von ihrer Kindergartenzeit. Die erste Berührung mit ihrer „Bühne der Talente“ hatten die Kinder bereits im Gottesdienst. Als musikalische Einlage wurde ihr selbst-komponiertes Apfellied aufgegriff en. Der Pfarrer nutzte diesen Beitrag, um in diesem Zusammenhang noch mal die Bedeutung des Apfels im Christentum hervorzuheben. Mit „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ standen die 25 Vorschulkinder so praktisch auf zwei Bühnen. Denn direkt im Anschluss an die Kirche ging es auf dem Sommerfest weiter. Mit Stolz präsentierten sie ihren Gäs-ten, wie sie sich in den letzten Wochen mit dem Apfel und seiner Verarbeitung beschäft igt hatten: ob roh, gekocht,

Page 25: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

25Ev. integrative Kindertagesstätte „Am Brandenbusch“

gerieben, fl üssig oder gebacken. Der Apfel war und ist in vielerlei Hinsicht eine vielfältige Obstsorte – das hat-ten die Kinder für sich erkannt und vermittelten es ihren Gästen gekonnt. Die Besucherinnen und Besucher konnten Ein blicke in die „Lernwerkstatt“ gewinnen und ver schiedene Collagen betrachten, die von den Kindern angefertigt wurden. Natürlich gab es auch vielerlei Speisen und Ge tränke, die aus Äpfeln zubereitet wurden. Und weil die Kinder gelernt hatten, dass gesunde, ausgewogene Er-nährung nicht nur aus Obst und Gemüse besteht, gab es auch Kuchen und Gebäck – aber in Maßen, nicht in Massen.

Und die Eltern?

Nach den Angaben der Erzieherinnen fanden die El-ter n „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ sehr gut. Sie warteten förmlich zu Hause bereits auf die Hausauf-gaben, die die Kinder erarbeiten sollten. Sie selbst hatten einen guten Einblick, was in der Lernwerkstatt umgesetzt wurde, und konnten die Inhalte oft mals zu Hause mit den Kindern weiterverfolgen. Es machte ihnen selbst Spaß zu se-hen, mit wie viel Engagement die Kinder sich ihrer Gesundheit widmeten. „Das tolle an dem Projekt

ist, dass hier endlich mal die Kinder zu Wort kommen und sie sich an ihren Bedürfnissen orientieren können.“

Page 26: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

26 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Kita Bärenhöhle liegt im Essener Stadtteil Frohn hausen, der durch seine kulturelle Vielfalt geprägt ist. In sechs Kindergartengruppen werden insgesamt 115 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 6 Jahren betreut. Zwei Grup-pen arbeiten integrativ. Damit auch alle Eltern stets auf dem Laufenden bleiben, gibt es dort spezielle Sprech-stunden in englischer und türkischer Sprache. Zudem können sich Eltern zu verschiedenen Th emen wie zum Beispiel der sprachlichen und motorischen Entwicklung be-raten lassen oder an dem umfangreichen Kurs- und Weiter-bildungs programm für Eltern und Kinder teil nehmen. Die Ein richtung bietet außerdem über die regulären Zeiten hinaus eine zusätzliche Betreuung für Kinder bis acht Jahren an, die es Eltern ermöglicht, in Ruhe Behördengängen und Arzt terminen nachzugehen. Dies entspannt den meist hektischen Alltag von Eltern wie Kindern. Neben vielen anderen Th emen wird auch die Gesundheitsförderung unterstützt. In ihren zahlreichen Räumlichkeiten lässt die Kita den Kindern viele Möglichkeiten, sich zu entdecken und zu entfalten. Ob im Werkraum, im Wahrnehmungs-raum oder im Forscherraum: Zu erleben gibt es einiges. Ein guter Ansatz für „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“.

Essen

ASB integrative Kindertagesstätte Bärenhöhle

Page 27: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

27ASB integrative Kindertagesstätte Bärenhöhle

Die Lernwerkstatt

„Wie sollen wir die Lernwerkstatt beginnen?“. Mittels ver-schiedener Impulse zu Ernährung, Bewegung und Ent spannung wollten die Erzieherin und der Erzieher die Dis kussion unter den Kindern anregen – und das kombiniert mit der Farben-lehre. Also entschieden sie sich, in der ersten Stunde vier Stationen aufzubauen: eine blaue, eine gelbe, eine grüne und eine rote. Alle Stationen wurden jeweils bestückt mit unter-schiedlichen Handlungsauff orderungen zu allen drei Th emen. Als „Werkstattraum“ nutzten sie ihre Mehrzweckturnhalle, denn sie bot ihnen viel Platz. Die Kinder beschäft igten sich intensiv mit den unterschiedlichen Materialien, die sie auf den Tischen vorfanden. Und da ihnen alles so viel Spaß machte, entschieden sie sich, alle drei Th emenbereiche auch weiterhin zu erarbei-ten. Sie erhielten T-Shirts mit einem in vier Teile aufgemalten Kreis, der nach und nach farblich gefüllt werden durft e. Jede der folgenden vier Stunden stand unter einem anderen Farben-Motto. In ihren abschließenden Refl exionsrunden bündelten die Kinder gemeinsam ihre Gedanken und über-legten sich mit welchen Materialien sie die nächste Farbe erforschen wollten. So wurde in der blauen Stunde auf blauen Mappen geturnt, anschließend mit blauen Igelbällen massiert und zum Abschluss durft en sie blaue Früchte wie Blaubeeren oder Trauben naschen. Die Kinder hatten sichtlich Spaß. In der gelben Stunde wurde gemalt. Sie skizzierten eine Straße, die mit kleinen gelben Autos befahren werden durft e. Diese

Autos wurden auch gleichzeitig für die Massageeinheit ver-wendet und natürlich gab es auch hier der Farbe entsprechen-des Obst und Gemüse: Bananen, Ananas, Paprika und Co. Die Be wegungseinheit der grünen Stunde fand auf einem Bolzplatz statt. Die Kinder tobten, spielten Fangen oder ruhten sich auf der Wiese aus. Als Lebensmittel standen Äpfel, Birnen oder Paprika zur Verfügung. Die Schatzsuche der roten Stunde erwies sich als eine kniffl ige Puzzle-Aktion. Vier verschiedene Puzzle-Teile sollten zusammen das Lösungswort ergeben, dass das Versteck für den Schlüssel zum Schatz preisgab. Somit kamen rote Seile, Bälle und ein Bobby-Car zum Einsatz, und an jeder Station konnten die Kinder sich entsprechend bewegen. Sobald das Puzzle fertig war, bekamen sie den „goldenen“ Schlüssel der Schatztruhe: Und darin lagen rote Leckereien wie Äpfel, Cranberrys oder Erdbeeren. Begleitet wurden die Mädchen und Jungen während der ganzen Zeit von Th eo, dem Tiger. Er war ein treuer Begleiter und unterstützte sie bei allem. Zum Abschluss gab es noch einen bunten Tag mit allen vier Farben. Das fanden die Kinder richtig „cool“. Gemeinsam überlegten sie, was sie zu den verschiedenen Farben alles gemacht hatten und was ihnen am besten gefallen hatte. Das war gar nicht so einfach, denn es war wirklich viel. Auf einem bunten Schwung-tuch ließen sie Th eo fl iegen und sich selbst auch, zumindest gefühlt. Zum Schluss wollten sie auch ihre Eltern einladen, diese vier bunten Farben zu erleben.

Page 28: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

28 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

In der Turnhalle wurde alles akribisch vorbereitet. Vier farbige Stationen, die einige Elemente zu Bewegung, Ernährung und Entspannung enthielten, waren präpa-riert und an den Fenstern hingen bunte Plakate mit vielen Fotos. Auch die Gäste waren da: Einige Mütter, aber auch ein Vater und eine Oma waren gekommen. Nach einer ersten Vorstellungsrunde erzählten die Kinder ihren Gästen, was sie für gesunde Lebensmittel kennen. Neben Fragen zu gesunden Lebensmitteln konnten die kleinen Protago-nisten auch im Bewegungsparcours auft rumpfen und ihren Eltern mal zeigen, wie fl ink und wendig sie sind. Zahlreiche Aufgaben sollten dabei, orientiert an den vier Farben Gelb, Rot, Grün und Blau, gelöst werden. Zu jeder farbigen Auf-gabe gab es eine gleichfarbige Wäscheklammer, die sich alle an ihre Kleidung klemmen sollten. Die Kinder nutzten da-für den bunten Farbkreis ihres T-Shirts, das sie bereits in ihrer Lernwerkstatt erarbeitet hatten. Daraus leiteten sie ein Bewegungsspiel ab, bei dem Geschicklichkeit und Schnel-ligkeit gefragt waren. Über fünf Minuten mussten sie al-len anderen Mitspielenden so viele Wäscheklammern wie möglich anstecken. Bei so viel Bewegung kamen nicht nur die Kinder ins Schwitzen. Erholung versprach die an-schließende Massage. Bei entspannender Musik konnten sich Eltern und Kinder gegenseitig verwöhnen. Zu guter Letzt wurde gemeinsam eine bunte Palette verschiedens-ter Obst- und Gemüsesorten verzehrt. Von Paprika über Trauben bis hin zu Cranberrys und Trockenobst war allerhand dabei. Manche Eltern staunten nicht schlecht, dass ihre Kinder die doch zu Hause noch so verhassten Heidelbeeren plötzlich gerne verspeisten. Zum Schluss bekamen die Kinder noch eine Urkunde überreicht, die sie als Gesundheitsexpert/innen auswies.

Die Erzieher/innen waren von der Lernwerkstatt und der Bühne so begeistert, dass sie überlegen, sie auch über die Projektzeit hinaus in die Kindergartenarbeit zu übernehmen.

„Die Massage fi nde ichbesonders toll!“

Page 29: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

29ASB integrative Kindertagesstätte Bärenhöhle

Und die Eltern?

Die Eltern wurden vorab mit einem Brief über das Projekt informiert. Weitere Briefe, Informationen auf Tafeln sowie persönliche Gespräche wurden im Verlauf des Projektes ge-nutzt, um ihnen Einblicke in die Arbeit der Lernwerkstatt zu bieten. Jedoch erwies sich die Arbeit mit ihnen als eher schwierig. Waren die Kinder sehr eifrig und interessiert dabei, spiegelte sich dieses Interesse bei den Eltern weniger wider. Zwar wurden die Informationen und Fortschritte der Kinder als Anregungen fortlaufend ausgehängt, doch fanden sie wenig Resonanz. Die Kita liegt im Essener Stadt-teil Frohnhausen, der durch einen hohen Anteil sozial benachteiligter Familien mit und ohne Migrationshinter-grund geprägt ist.

„Guck mal, dasWasser ist ganzblau.“

Page 30: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

30 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Kita Blumenwiese im Essener Stadtteil Karnap be-steht seit 1996 und gehört zu einer der ersten Kindertages-stätten, die der DKSB Ortverband Essen e.V. gründete. Inter kulturell aufgestellt, werden in der viergruppigen Kita insgesamt 90 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreut. Die vielen Räumlichkeiten und ihre Angebote laden Kinder stetig ein, neue Erfahrungen zu sammeln und sich selbst neu zu entdecken. Gesundheit wird hier ganz groß geschrieben. Neben vielen Bewegungsangeboten im großzügigen Außen-gelände bietet auch die Turnhalle mit eigener Kletterwand reichlich Platz zum Auszutoben. Es gibt Rückzugsmöglich-keiten und auch gesunde Ernährung wird in vielfältigen An-geboten auf gegriff en. Ausfl üge, etwa in die Apotheke, zum Markt oder auf den Spielplatz, ermöglichen den Kindern, ihre Lebenswelten zu erfahren und bieten gleichzeitig viel Wissens wertes für ihre Gesundheit. Ein guter Einstieg für

„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“.

Die Lernwerkstatt

Mit Beginn der Lernwerkstatt standen die kalten Tage an. Für die 24 Vorschulkinder war dies ein guter Anlass, sich dem Motto „Fit durch den Winter“ zu widmen. Bezogen auf ihre Gesundheit waren sie sich einig, dass Rausgehen, Bewegung, Vitamine und dicke Kleidung wichtig sind, damit sie die kalte Jahreszeit gut überstehen. Aber ob auch ihre Eltern darüber Bescheid wissen, wollten sie erstmal tes-ten. Einen Nachmittag durft en die Eltern in der Kita frisch gepresste Säft e trinken, Obst- und Gemüsespieße zubereiten, in der Turnhalle toben, sich bei Geschichten und Massagen entspannen und Gesundheitsrätsel lösen. Für die Eltern bot der Nachmittag viele Informationen über „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ und ihren Kindern ebnete er den Einstieg in ihre Lernwerkstatt. Im Anschluss gingen die

„Gesundheitsexpert/innen in spe intensiv an ihre Arbeit. Mit der Erkenntnis, dass man Obst und Gemüse verfl üssigen kann, setzen sie sich zunächst mit den verschiedensten Früchten auseinander und regten die Diskussion an. Natür-

Essen

DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese

„Schau mal, wie ich meine Muskeln stärken kann.“

Schau mal, wie ich meine Muskeln stärken

Page 31: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

31DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese

lich war die Möhre ein Obst! Sie sprachen über gesunde und weniger gesunde Getränke und brachten die Saft maschine an ihre Grenzen. In der Apotheke lernten sie verschiede-ne Teesorten kennen und was sie bewirken. Sie legten sich einen Teevorrat an, brühten auf, probierten und bewerteten. Seitdem gibt es eine feste „Teezeit“ im Kindergarten. Mit den langsam wärmer werdenden Tagen wünschten sie sich viel Bewegung über das bestehende Angebot hinaus. Die Kinder stellten sich die Frage, warum sich der Körper über-haupt bewegt und kamen zu dem Schluss, dass sie etwas zur Muskelstärkung machen wollten. Sie liefen zum Markt, machten einen Waldspaziergang, planten Kletter- und Wurfaktionen und fuhren in die Gruga, Essens Familien-park, der viele Erlebnisse bietet. Ihre Projektkasse im Blick überlegten sie gemeinsam, was für Kosten bei einer Aktion entstehen und ob sie sie sich leisten konnten.

Für ihre „Bühne der Talente“ wünschten sich die Kinder das zu präsentieren, was sie in den letzten Monaten selbst erlebt hatten. Sie planten eine Muskelaufb auecke in der gehüpft , gerannt und gesprungen werden sollte. Und ein Cocktailstand liefert dann die passenden Powerdrinks dazu. Für entspannende Momente sollte den Gästen die Teestube zur Verfügung stehen.

Im Laufe der Lernwerkstatt kam es auch zu gemein-samem Treff en mit den Kindern des Off enen Ganztags der Maria-Kunigunda-Grundschule. Mehrfach trafen sie sich, um gemeinsam zu kochen, zu turnen und sich gegenseitig kennenzulernen.

„Bühne frei“

Stellvertretend für alle an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ teilnehmenden Einrichtungen berichtete der WDR und Vertreter der regionalen Presse vor Ort von der

„Bühne der Talente“. Eingebettet in das jährliche Sommer-fest, präsentierten die kleinen Gesundheitsexpert/innen wie geplant ihre Muskelaufb auecke, ihren Cocktailstand und die ruhige Teestube. Zahlreiche Besucher erschienen: ihre Eltern, ihre Omas und Opas, aber auch Gäste aus dem Projekt „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“. Von der Vorsitzenden des DKSB LV NRW e.V., über eine Ver treterin der Stift ung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West als Förderer bis hin zu Erzieherinnen und Kindern des Off enen Ganztags der ortsansässigen Maria-Kunigunda-Schule wollten viele Interessierte mit ihnen feiern. Auch Erzieherinnen aus anderen am Projekt be teiligten Einrichtungen kamen vorbei, um diesen Tag mit zu erleben. Eine gut bestückte Tombola, aber auch Leckereien aus aller Herren Läder luden zum Verweilenein. Ein besonderes Highlight bildete die „Saft station“ der Bühne. Wie ein Magnet zog sie Kinder und Erwachsene an, die es kaum abwarten konnten, die Köstlichkeiten zu probieren, und das mehrfach. Die kleinen Gesundheits-

Page 32: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

32 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

expert/innen mixten ihren Gästen Variationen in allen Farben. Für den Nachschub an Obst und Gemüse sorgten aufgrund der Mengen die Erwachsenen. Parallel fand das Muskelaufb autraining statt. Gestärkt mit reichlichen Vita-minen zeigten die Kinder ihren Gästen, wie sie zum Bei-spiel beim Bobbycar-Rennen ihre Muskulatur aufb auen können. Am Ende des Tages berichtete die Lokalzeit Ruhr im WDR-Fernsehen über die neuen Gesundheitsexpert/innen und ihre Kita, die als eine von zehn Einrichtungen an dem Gesundheitsprojekt „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ teilgenommen hatte.

Page 33: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

33DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese

Die Idee, die Kinder der OGS und der Lernwerkstatt über „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zusammen-zubringen, stieß bei den pädagogischen Kräften des Offenen Ganztags der Maria-Kunigunda-Schule direkt auf offene Ohren. Bei Informations- und Koordinierungsgesprächen wurde gemeinsam überlegt, wie sich die Kooperation am besten personell und zeitlich abstimmen ließe. Durch Krank-heit bedingt, mussten zum damaligen Stand 80 OGS Kinder durch zwei Erzieherinnen betreut werden. Dies erforderte eine gute logistische Planung. In gemeinsamen Gesprächen wurden die Rahmenbedingungen abgeklärt, wann und wo die Kinder beider Bildungsorte zusammentreffen sollten. Die Vorschulkinder konnten es kaum abwarten. „Wann gehen wir denn in die Schule?“, bohrten sie stetig nach. Für ihre Treffen nutzten sie die schuleigene Turnhal-le, in der die Kinder ihrem natürlichen Bewegungsdrang nach kommen konnten und in der Kita griffen sie das Thema Tee auf. Die Vorschulkinder weihten die OGS Kinder in die Künste des Teekochens ein und gingen gemeinsam auf sinnliche Erlebnisreise. Beide Altersgruppen brachten die Bereit-schaft mit, sich aufeinander einzulassen und sich gegen seitig zu helfen. Es entstanden altersübergreifende Interessen-gruppen, die gegenseitig füreinander da waren und von-einander lernten. Von Vorteil war die gute Vorbereitung durch die OGS. Gezielt suchten sie im Vorfeld acht Kinder der ersten bis dritten Klasse aus und informierten sie über die Arbeit in der Lernwerkstatt. Angelehnt an das Konzept erarbeiteten auch sie das Thema Gesundheit gemeinsam in der Schule und ergänzten ihren Gesundheitsgedanken um das Thema Schlafen. Wer unausgeschlafen ist, kann sich nicht gut konzentrieren und wird krank. Ein aus die-ser Diskussion entwickeltes Plakat wurde in der OGS für alle zugänglich ausgehängt. Wie die Erzieherin berichtete, war es für sie sehr interessant, welches Verständnis einige Kinder von Gesundheit mitbrachten. „Wenig essen ist gesund.“ Solch ein Kommentar wurde direkt aufge griffen und in der Gruppe diskutiert. In einem aufklärenden Gespräch über gesundes Essverhalten konnte den Kin-dern vermittelt werden, dass es nicht nur auf die Quantität, sondern vor allem auf die Qualität der Lebensmittel ankommt, die sie zu sich nehmen. Themen wie Migräne und Übergewicht standen ebenso auf dem Plan wie die Ver arbeitung und Geschmackserprobung von Obst und Gemüse. Allen Beteiligten machte die Arbeit rund um ihre Gesundheit so viel Spaß, dass sie dieses aus ihren Augen sinnvolle und wichtige Thema auch nach Projektablauf in

der OGS weiterführen wollen. Und das gemeinsam mit den Vorschulkindern der Kita Blumenwiese. Ein ganzes Jahr sollen die Kinder im Rahmen dieser Zusammenarbeit die Möglichkeit bekommen, ihrer Psychomotorik „auf die Sprünge“ zu helfen.

Und die Eltern?

Die Reaktion der Eltern am Elternnachmittag hat gezeigt, dass für die meisten unter ihnen die kindliche Ausein-andersetzung mit dem Thema Gesundheit sehr wichtig ist. Mit der praktischen Einheit erhielten sie nicht nur Informationen, sondern konnten direkte Reaktionen ihrer Kinder beobachten. Mit Beginn der Lernwerkstatt brachten die Kinder nach und nach Neuigkeiten mit nach Hause, die auch für die Eltern interessant waren. So erhielten auch die Eltern Einblicke in die Arbeit vor Ort und erfuhren zum Beispiel, dass ihre Kinder täglich fünf Portionen Obst und Gemüse zu sich nehmen sollten. Eine Portion entspricht jeweils dem Fassungsvermögen einer Kinderhand. Die Eltern schienen sehr interessiert und suchten immer wieder den Austausch mit den Erzieherinnen in Bezug auf das Pro-jekt. Einige von ihnen wollten ihre mittlerweile verstaubten Saftpressen auch wieder aus dem Keller holen. Über Fotos und Plakate wurden sie parallel auf dem Laufenden gehalten.

„Was hat mehr Vitamin C? Kiwi oder die Zitrone?“

Die Zusammenarbeit mit der Grundschule

Page 34: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

34 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die integrative Kita Sonnenschein ist eine von insgesamt sieben Kindertagesstätten des Deutschen Kinderschutz-bundes Ortsverband Essen e.V.. In der viergruppigen Ein-richtung in Altenessen-Nord werden 73 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren betreut, zehn von ihnen mit Behinderung. Bewegungs- und Spielmöglichkeiten fi nden sich in und um die Kita herum. Ein öff entlicher Spielplatz, der unmittelbar an die Einrichtung grenzt, wird gerne für Spielplatzfeste genutzt, um Kinder und Eltern aus Kita und Umgebung zusammenzuführen. Dies sollte auch der Ort für die „Bühne der Talente“ werden.

Die Lernwerkstatt

„Was bedeutet Gesundheit für euch?“ Mit dieser Frage fanden die Kinder den Einstieg in ihre Lernwerkstatt. Ganz klar war für viele unter ihnen die Antwort: „Das Aus bleiben von Krankheiten.“ Und damit das auch so bleibt, gibt es Medizin, die den Körper gesund macht. Dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt gesund zu bleiben, war ihnen aber auch bekannt. Sie wussten: „Trinken ist gesund“ und

„Kartoff eln sind gesund“.

Das war schon mal ein guter Einstieg. So landeten die Kinder beim Th ema „Körper und Körperbewusstsein“. Dass Bewegung Spaß macht, wussten sie auch. So fi ngen sie an, zu Liedern zu tanzen und ihren Körper in Schwung zu bringen. Auf diese Weise konnten die kleinen Forscher/innen einen guten Bezug zu sich selbst herstellen und ihrem Bewegungs-drang nachkommen. Auf den darauff olgenden fünf Treff en wurden die Th emen „Ernährung“ und „Bewegung“ ab-wechselnd kreativ von den Kindern aufgearbeitet. Interessant war zu beobachten, dass ihnen eine thematische Trennung zwischen Obst und Gemüse häufi g schwerfi el. Um besser diff erenzieren zu lernen, wurden beide Lebensmittel-gruppen daher getrennt voneinander behandelt. Mit Hilfe verschiedener Materialien konnten die Kinder eigen ständig und selbstbewusst die verschiedenen Früchte erleben. Sie ertasteten und schmeckten sie, rochen an ihnen und bereiteten sie auf unterschiedliche Weise zu. Dabei lernten sie viel Neues, zum Beispiel, dass ein Spar schäler

Essen

DKSB integrative Kindertagesstätte Sonnenschein

Page 35: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

35DKSB integrative Kindertagesstätte Sonnenschein

nicht zum Schälen einer Banane geeignet ist. Da die Mädchen und Jungen auf Bewegung nicht verzichten wollten, nutzen sie das Spiel „Feuer, Erde, Wasser, Luft “ in abgewandelter Form, um es mit dem Th ema Ernährung zu kombinieren. Auf Zuruf mussten die Kinder entscheiden, ob es sich bei der genannten Frucht um Obst oder Ge müse handelt und entsprechend reagieren. Ihr neues Wissen konnten sie so auf spielerische Art festigen. Die Erkenntnis, dass sich viele Obst- und Gemüsesorten nicht nur knabbern, sondern ebenso auch trinken lassen, sorgte bei den darauf-folgenden Treff en für Experimentierfreude. Auf diese Weise entstanden interessante Cocktails. Verschiedene Frucht-schorlen und Buttermilchmixturen standen bei den Kindern hoch im Kurs. Buttermilch mit Apfelsaft war ebenso dabei wie neue Kreationen aus Tomatensaft mit Apfelgeschmack. Trotz der ungewohnten Mischung wurde alles probiert und getrunken. Ergänzend zu Getränken, Obst und Gemüse kamen ebenfalls Kräuter auf den Tisch, die von den Kindern eingehend studiert wurden. „Wisst ihr, was das ist?“ fragte sie die Erzieherin? „Eine Blume“. „Nein“, sagte die Er zieherin. „Eine Pfl anze?“ fragten die Kinder daraufh in etwas unsicher. Ein Mädchen wusste schon etwas mehr:

„Das ist eine Blume, die man essen darf!“ „Ja, Petersilie!“ „Ah“ ging es durch die Runde. Die Kinder waren relativ überrascht, denn sie dachten Petersilie sähe anders aus. Jedes Kind durft e riechen, etwas abpfl ücken und probieren. „Und was kann man damit machen?“ Habt ihr eine Idee?“ Na klar: „Kräuterbutter!“ Ein anderes Kind sagte: „Die kann man auch ins Essen tun!“ oder einen Tee zubereiten. Letztlich bereiteten sie einen Quark daraus zu. Hochmotiviert übernahm jedes Kind eine Aufgabe. Einer zupft e die Kräuter ab, der nächste zerkleinerte sie, eine gab sie in die Schüssel, dann noch Quark und Milch hinzu, bis zum Schluss alles umgerührt wurde. Alle anderen schnibbelten das Gemüse zum Dippen. Nach all den Erlebnissen waren die Kinder sich einig: Zusammen kann man viel schaff en. Für ihre Bühne stellten sie sich vor, dass alle zum Obst- und Ge müseschnibbeln eingeladen werden. Daraus könnte man auch bunte Spieße herstellen. Außerdem sollte es leckere Getränke geben, die sie zusammenmixen. Und damit ihre Eltern es zu Hause mit ihnen machen können, wollten sie ein Buch erstellen, das man mit nach Hause nehmen kann.

„Ich kenne Kräuternur im Glas.“

Page 36: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

36 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Die Lernwerkstatt ging zu Ende und die Kinder über-legten, was sie auf ihrer Bühne gerne präsentieren wollten. Die Idee eines Gesundheitsbuchs fanden sie ganz be sonders toll. So sammelten sie ihr Wissen und ihre Ideen aus der Lern werkstatt und erstellten ein informatives Werk. Darin enthalten waren zum Beispiel selbstgemalte Bilder Kommentare, Rezepte und viele Erinnerungen. Auch die Fruchtbuttermilch war abgebildet, die Mengenangaben und Zutaten wurden eigenhändig dokumentiert und auch selbst-gebackenes Brot und Gemüselollis waren darunter. Ganz praktisch sollte es nun auf dieser Grundlage auf der „Bühne der Talente“ zugehen.

Page 37: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

37DKSB integrative Kindertagesstätte Sonnenschein

Wegen Sturmschäden auf dem nahegelegenden Spielplatz, mussten die Kinder einen anderen Ort für ihre Präsentation wählen. So wurde die Bühne kurzerhand in das Abschieds-fest integriert, das zu Beginn der Sommerferien stattfand. 65 Gäste waren vor Ort, die sich in diesem Rahmen einen guten Eindruck davon verschaff en konnten, womit sich die Kinder in der Lernwerkstatt zu den Th emen „Ernährung“ und “Bewegung“ beschäft igt hatten. Natürlich konnten die Gäste auch viele der Leckereien probieren, inklusive der gesunden Getränke, die schön in Gläsern dekoriert präsen-tiert wurden. Die Kinder mixten fl eißig, stellten gesunde Häppchen her und boten sie ihren Gästen zum Verzehr an. Das „gesunde Kochbuch“ war für viele Eltern ein Highlight, weil darin nicht nur die Arbeiten und Bemühungen ihrer Kinder gewürdigt wurden, sondern dieses auch gleichzeitig den Abschied der Kindergartenzeit einläutete.

Und die Eltern?

Erste Informationen zum Projekt „Klein ganz groß! Gesund-heit macht stark.“ erhielten die Eltern im Rahmen eines be-vorstehenden Elternabends. Die Erzieherin berichtete von der anstehenden Lernwerkstatt und der „Bühne der Talen-te“. Was sich genau dahinter verbergen sollte, erfuhren die Eltern im Laufe des Projektes ganz praktisch. Während die Einrichtung den Verlauf in einer Info-Foto-Ecke dokumen-tierte und zum gegenseitigen Austausch anregte, trugen die Kinder ihr neues Wissen mit nach Hause und wollten dort weiter aktiv werden. So erhielten die Eltern stets einen guten Einblick in die Arbeit der Lernwerkstatt. Manche Eltern nut-zen diese Möglichkeit ihre Kinder auch zu Hause mehr auf das Th ema Gesundheit und Ernährung vorzubereiten.

„Darf ich denn nochPizza essen?“

Page 38: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

38 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Das Familienzentrum Nilpferd e.V. ist eine Elterninitiative, die unter dem Dach des Deutschen Kinderschutzbundes angesiedelt ist. Die Kita arbeitet nach dem situations-orientieren Ansatz. In drei Gruppen werden 50 Kinder zwischen 4 Monaten und 6 Jahren betreut. Die Kinder-tagesstätte gilt als anerkannter Bewegungskindergarten und hat die Schwerpunkte „Kita Sprache“ und „Haus der kleinen Forscher“. Darüber hinaus lies sich die Einrichtung zur Sicherung ihrer Leistung und Qualität durch den TÜV Nord nach DIN EN ISO 9001 zertifi zieren. Sie bietet zahlreiche Angebote für Familien, die innerfamiliäre Strukturen und Kompetenzen stärken sollen. Von kind-gerechten Ernährungskursen über Familienausfl üge bis zum MarteMeo Kurs, der Eltern mehr Sicherheit im Umgang mit ihrem Kind vermitteln soll, gibt es dort einige Angebote. Das Leitbild der Einrichtung lautet „Ich mag dich wie du bist.

Ich vertraue auf deine Fähigkeiten. Wenn du mich brauchst, bin ich da. Versuch es zunächst einmal selbst.“ In ihrer Arbeit setzt sie auf kindliche Neugierde, Forscherdrang und Selbständigkeit. Ein gutes Ansatzpunkt, um an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ teilzunehmen.

Die Lernwerkstatt

Mit der Vorbereitung der Lernwerkstatt konnte sich die Erzieherin gut vorstellen, das Th ema Sinne aufzu greifen. Doch die Kinder hatten ganz andere Vorstellungen. Bedingt durch die Schwerpunkte der Kitaarbeit, verfügten die Kinder bereits über einen guten Kenntnisstand zu gesundheitsorientierten Th emen. Daher war es auch nicht ver wunderlich, dass sie die Frage „Was bedeutet für euch Gesundheit?“ zielgenau diskutieren konnten.

„Gesundheit bedeutet, dass man, wenn man krank ist und wieder gesund werden möchte, Medizin und Ruhe und Erholung braucht.“ Dass das Th ema aber aus kindlicher Sicht doch recht komplex ist, zeigte ein Kommentar: „Gesundheit ist so viel … puh … ehmm … wir müssen das teilen.“ Als erstes griff en die Mädchen und Jungen Ernährung und Wärme als wichtige Faktoren für die Erhaltung ihrer Gesund-heit auf. Darin waren sie sich einig. Die Erkenntnisse aus dieser Diskussion hielten sie mit Unterstützung ihrer Erzie-herin und der Handpuppe Tiger Ben, der sie durch die Welt der Gesundheit begleiteten sollte, auf einem Plakat fest. Von Sinnen stand da nichts drauf. Sie sprachen über verschie-

Euskrichen

Familienzentrum Nilpferd e.V. im DKSB

Page 39: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

39Familienzentrum Nilpferd e.V. im DKSB

dene Lebensmittel, setzten die aid-Ernährungspyramide als Laufspiel ein und recherchierten in der Bücherei zu den Th emen Ernährung, Bewegung und Entspannung. So legten sie auch ihren Schwerpunkt fest: Gemeinsam sprachen sie über die unterschiedlichen Arten der Entspannung. Die Kinder hatten schon eine gute Wahrnehmung dafür, was ihnen guttut und ein angenehmes Körpergefühl verschafft . Von zu Hause brachten sie Bücher, Spiele und andere Materia-lien mit und erarbeiten sich so ihr gewünschtes Entspan-nungsthema. Die Kinder hatten viele Ideen und mach-ten sich Gedanken, was letztlich alles zum Th ema passt. Zunächst bauten sie Entspannungshöhlen in der Turnhalle, die ihnen ermöglichten, sich zurückzuziehen und sich zu verstecken. Die anschließende Diskussion brachte die Idee: Sie wollten auch etwas im Außenbereich einrichten. „Eine Sitzecke wäre toll.“ Das wurde aber direkt erweitert: „Wir müssen uns etwas bauen, eine Höhle oder Entspannungs-ecke.“ Und das mit der Konsequenz: „Aber da darf man nicht toben.“ So entstand die Idee einer Chill-Lounge, die auf der

„Bühne der Talente“ präsentiert werden sollte. Der Aufb au war mit einigem körperlichen Einsatz verbunden, um der Ecke genügend Stabilität zu geben. Aus diesem Grund spannten sie ihre Eltern mit in die Umsetzung ein und es entstand eine gemütliche, aus Europaletten gebaute Ent-spannungsoase.

„Manchmal brauchen wir Ruhe, um zu entspannen.“

Page 40: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

40 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Da stand sie nun. Die Entspannungsoase im Außenge-lände sollte allen Kindern zu Gute kommen. Das war der Plan, den die Mädchen und Jungen in der Lernwerkstatt zuvor aus gearbeitet hatten. Um den anderen Kindern zu präsentieren, wie sie die Ecke zukünft ig nutzen können, führten sie eine Einführungsveranstaltung durch. Das zuvor geplante Fest für die Erwachsenen konnten sie aus zeit lichen Gründen vor den Sommerferien nicht mehr auf die Beine stellen, aber das fanden sie weitehin nicht schlimm. Ihren Eltern konnten sie die Chill-Lounge vor führen, wenn sieihre Kinder von der Kita aholten. Ihre Eltern sollten alle ein Heft chen bekommen. Darin konnten sie den Verlauf der Lernwerkstatt auch noch mal nachblättern. Das Heft -chen gestalteten die Mädchen und Jungen gemeinsam in ihrer wöchentlichen Runde. Es beinhaltete viele Fotos, Bilder und Kommentare von ihnen. Die anderen Kin-der aus der Kita nahmen die Entspannungsecke schnell an und machten es sich direkt bequem. Bei einer kühlen Er frischung an diesem warmen Tag, war das genau das Richtige. Und wenn die Großen demnächst zu Besuch kommen, chillen sie halt auch mal.

Page 41: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

41Familienzentrum Nilpferd e.V. im DKSB

Und die Eltern?

Die Eltern wurden regelmäßig über den Verlauf des Pro-jektes informiert. Über Fotos und das persönliche Gespräch wurden sie auf dem Laufenden gehalten, so dass sie einen guten Einblick in die Arbeit ihrer Kinder hatten. Da die Kinder viele Ideen für den Außenbereich hatten, ent-schieden sie sich in gemeinsamer Runde, den Elternrat ein-zuladen. Immerhin sollte das Ergebnis der Lernwerkstatt ja allen Kindern zur Verfügung stehen. Der Elternrat fand die Idee, eine Entspannungsecke zu bauen, richtig gut. Da die Umsetzung aber mit viel körperlicher Arbeit zusammen-hing, sollten die Eltern auch mit einbezogen werden, um es umzusetzen. Und so konnte es losgehen.

„Wir wissen, dass Kuchen nicht zu den gesunden Lebensmitteln gehört, aber heute ist Geburtstag. Wenn man ihn nur ab und zu isst, ist es doch nicht schlimm.“

Page 42: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

42 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die viergruppige Kita Funkelstein besteht sein 1996. Insge-samt werden 80 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren dort betreut. Die Angebote, die den Kindern zur Verfügung stehen, sind vielfältig. Sie reichen von Bewegungsstunden, in denen einmal jährlich das Minisportabzeichen erwor-ben werden kann, über gesundes Frühstück, Lesestunden, Entspannungseinheiten, Ausfl üge und Projektarbeiten bis zu den Vorschulprogrammen Bics (Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierig-keiten) und HLL – Hören-Lauschen-Lernen (Würzburger Trainingsprogramm für den Erwerb der Schrift sprache). Obwohl die Kita in einem Wohngebiet liegt, verfügt sie über ein großes mit Obstbäumen und Rasenfl ächen ausgestatte-tes Außengelände. Dort lernen die Kinder u. a. ökologische Zusammenhänge „Von der Blüte bis zum Apfelsaft “ oder

„Vom Korn zum Brot“ kennen. Besuche der Ökostation und des „Kürbishofs“ werden ebenfalls angeboten. Partizipation gehört in dieser Kita schon lange zum Alltag. Jede Kitagrup-pe führt regelmäßige Kinderkonferenzen durch, in denen die Mädchen und Jungen ihre Wünsche und Bedürfnisse artikulieren können. Einige der Kinder aus den einzelnen Kinderkonferenzen bilden den Kinderrat, der wiederum mit Vertreter/innen der Kindergartenleitung in Verhandlung tritt. Hier wird Demokratie gelebt.

Kreis Unna / Bergkamen

AWO Aliso-Kindergarten Funkelstein

„Hmm, Brokkolistiel ist aber lecker.“

Page 43: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

43AWO Aliso-Kindergarten Funkelstein

Die Lernwerkstatt

Mit der Vorstellung von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ war der Kitaleitung schnell klar, dass sie mit ihrer Einrichtung Teil des Projektes sein möchte. „Es gibt ein neues Projekt zum Th ema Gesundheit. Und ihr dürft daran teilnehmen.“ So konnte sie das Interesse der Kinder schnell gewinnen. Neun Monate lang beschäft igten sich 25 Kinder in ihrer Lernwerkstatt mit der Frage, was ihnen gut-tut. „Draußen laufen tut mir gut. Aber auch zur Ruhe kom-men“. In gemeinsamen Gesprächskreisen diskutierten die Kinder viel über Obst und Gemüse, aber auch über ruhige Momente. So erlebten sie Fantasiereisen und andere Ent-spannungsmöglichkeiten. Durch die Auseinandersetzung mit ihrem seelischen Befi nden kamen sie zu dem Schluss, dass Gefühle dabei eine große Rolle spielen. So griff en sie unterschiedliche Empfi ndungen von traurig bis fröhlich auf, brachten sie bildlich auf Papier und stellten sie verbal, aber auch pantomimisch dar. Die Kinder verstanden es schnell, am Augenausdruck ihres Gegenübers unterschiedliche Ge-fühlsregungen zu deuten. Sie erkannten, dass der Sehsinn sehr wichtig ist, um ihre Umwelt und alles, was sich darin bewegt wahrnehmen zu können. Sie teilten sich gegenseitig mit, dass für sie aber nicht nur Sehen wichtig sei, sondern auch Hören und Sprechen. Die Kinder erzählten, „dass wenn ein Kind weint, man das nicht nur sehen kann, sondern auch hören kann und wenn man nicht sprechen kann, kann man nichts hören.“ Ihren Aussagen zufolge genossen die Kinder ihre Lernwerkstatt in vollen Zügen. Vor allem gefi el ihnen das Spiel „Planet der Sinne“, das sie sich ebenso wie mehr Entspannungsübungen weiterhin wünschten. Während der Lernwerkstattzeit schied plötzlich die begleitende Erziehe-rin aus. Somit stand das gesamte Kita-Team vor einer gro-ßen Herausforderung. Einerseits wollten sie „Klein ganz

groß! Gesundheit macht stark.“ nicht aufgeben, andererseits bestand personell keine Möglichkeit, die Lücke zu ersetzen. Also entschied sich das Team gemeinsam in jeder Gruppe eine Lernwerkstatt für die Vorschulkinder, aber auch die

„Mittleren“ zu etablieren. Sicherlich war in dieser Neukon-stellation das bereits gelebte Th ema Partizipation von gro-ßer Hilfe, um die von den Kindern gewünschten Th emen zu erarbeiten. Während die eine Gruppe ihren Schwerpunkt in Inhalten der Waldpädagogik sah, beschäft igten sich die anderen eher mit Bewegung im Freien. Dabei stieß ihr Inte-resse schnell auf Insekten. „Ich habe drei Schnecken im Gar-ten gefunden.“ Schon orientierten sich die Kinder um und wollten alles über Insekten, ihre natürliche Umgebung und ihre Lebensweisen wissen. Sie stellten Fragen, welche Tiere mit uns leben, und erforschten ihre Umgebung im Freien im Hinblick auf die unterschiedlichsten Lebewesen. Auf der Su-che nach Impulsen stieß die Erzieherin im Internet auf ein Schmetterlingshaus, das online zu bestellen war. Aus erster Hand konnten sie so die Entwicklung von der verpuppten Larve bis zum Schmetterling mitverfolgen. „Ist schon was passiert?“ Diese Frage stellten sich aber nicht nur die Kinder. Wer kann auch von sich behaupten, die Entwicklung eines Schmetterlings so nah miterlebt zu haben. Als es dann so-weit war, entließen die Mädchen und Jungen fünf Schmet-terlinge in die Freiheit und wünschten ihnen eine gute Reise. Als die Schmetterlinge somit entlassen waren, suchten sie ein neues Th ema. Manche Kinder wünschten sich etwas zu backen. „Waff eln“, das war bekannt. Kann man Gemüse denn auch backen? Daraufh in wagten sie das Experiment und backten einen Gemüsekuchen. „Das mag ich nicht“ er-tönte es schnell. Nichts anderes hatten viele erwartet. Am Ende blieb aber kein Krümmel mehr übrig.

Page 44: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

44 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Wie vielerorts sollte die „Bühne der Talente“ auch hier im Rahmen des großen Sommerfestes stattfi nden. Die sich zu-vor ergebenen strukturellen Veränderungen der Lernwerk-statt und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Kinder und Erzieherinnen der unterschiedlichen Grup-pen, erschwerten dieses Vorhaben jedoch in der Umsetzung. Auch wenn die Bühne nicht wie geplant stattfi nden konnte, bekamen die Kinder die Möglichkeit, auf dem Sommerfest wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten. Im Vorfeld üb-ten sie einen Tanz ein, der sich ganz dem Th ema Gesund-heit widmete. Viel Bewegung kam an diesem Tag also auf die Bühne. Das animierte ebenfalls die Gäste, die so auch in Schwung kamen. Im Anschluss konnten sich die Mädchen und Jungen sowie alle Gäste mit vitaminreichen Cocktails stärken und bei strahlendem Sonnenschein die Feier genie-ßen.

Damit die Kinder aber trotzdem die Möglichkeit erhielten, ihr Gesundheitswissen und den Verlauf der Lernwerkstatt zu präsentieren, organisierten sie gemeinsam mit ihren Er-zieherinnen für ihre Eltern eine Vernissage im Eingangs-bereich der Kita. Das hatte den Vorteil, dass alle Besucher/innen ihre Werke bewundern und auf sich wirken lassen konnten. Es wurden Stellwände mit den Ergebnissen der Kinder und Fotos von den Aktionen rund um die Lernwerk-statt ausgestellt. Eine Woche lang stand diese Ausstellung allen Interessierten zur Verfügung.

Page 45: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

45AWO Aliso-Kindergrarten Funkelstein

Und die Eltern?

Im Vorfeld der Lernwerkstatt wurde zunächst ein Famili-enbildungswochenende initiiert, das auch die Eltern für die Gesundheit ihrer Kinder sensibilisieren sollte. Weit ab von ihrem familiären Alltag konnten Eltern und Kinder in ge-meinsamen, aber auch getrennten Aktionen wie Waldspa-ziergängen, Meditationen, Malen, Kochen etc. vieles über sich und ihre Bedürfnisse herausfi nden. Auf diese Weise konnte bei den Eltern ein Bewusstsein für Selbstachtsamkeit und eine nötige Akzeptanz für die eigene, aber auch kindli-che Bedürfnislage geschaff en werden. Dieses Wochenende verbesserte nicht nur die Einsicht vieler Eltern in gesund-heitsfördernde Maßnahmen, sondern förderte gleichzeitig die Erziehungspartnerschaft im Kitaalltag.

„Woher kommendie Lebensmittel?“

Page 46: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

46 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

In der Kindertagestätte Monopoli werden seit 1997 bis heute in viergruppigem Betrieb ca. 60 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren betreut. 2009 wurde die Einrichtung von der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. mit dem „Labyrinthchen“ ausgezeichnet. Als begabungsfreund-liche Kindertagesstätte verfolgt sie eine gute konzeptionelle und personelle fördernde Pädagogik. Die Kinder erhalten in dem nach ökologischen Maßstäben erbauten Kitagebäude viel Raum für Spiel, Forschen und Experimentieren. Dies sind gute Rahmenbedingungen für umfangreiche Ange-bote der frühkindlichen Förderung, u.a. in den Bereichen Sprache, Musik und Naturwissenschaft en. Als zertifi zierter Bewegungskindergarten beschränkt sich die Einrichtung nicht nur auf die Motorikförderung ihrer Kinder, die Fach-kräft e unterstützen auch die Eltern in gesundheitserhalten-den Maßnahmen. Unter dem Motto „von Eltern für Eltern“

haben Mütter die Möglichkeit, verschiedene Bewegungs-kurse wie „Sport für Frauen“ und „Rückbildungsgymnastik“ in der Einrichtung zu besuchen. Ein Angebot, das die Kita nur allzu gerne mit einer parallelen Kinderbetreuung unter-stützt.

Die Lernwerkstatt

Insgesamt gingen elf Vorschulkinder im Alter von fünf Jah-ren gemeinsam mit ihren Erzieherinnen auf Gesundheitser-kundung. Da Bewegung ohnehin ein tägliches Th ema in der Kita ist, standen vor allem Ernährung und Entspannung auf der Wunschliste der Kinder. Nun wollten sie erstmal wissen, wie sie es schaff en, zur Ruhe zu kommen und zu genießen. Es gibt doch sicherlich noch andere Möglichkeiten, als nur auf dem Bett zu liegen oder ein Bilderbuch anzuschauen. Ih-ren Wünschen entsprechend, lernten sie verschiedene Me-thoden kennen. Vom Mandala über die Massage bis zu Stil-leübung war allerhand dabei. Die Kinder machten sich auf Fantasiereise, konnten ihren Gedanken freien Lauf lassen und lernten ihre eigene Wirklichkeit zu konstruieren. An-schließend diskutierten sie in gemeinsamer Runde über das Erlebte. Gesprächs- und Diskussionsrunden gehörten ohne-hin zu ihrer Lernwerkstatt dazu. Zu Beginn und zum Ende bestimmten sie ihre Ideen, Wünsche und Fragen, setzen Ex-perimente und Selbstversuche ein, um so ihre Antworten zu fi nden und daraus neue Fragen abzuleiten.

Kreis Unna / Kamen

DRK Kindertagestätte Monopoli

Page 47: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

47DRK Kindertagesstätte Monopoli

Die entspannenden Lernwerkstattinhalte zeigten großen Er-folg. Die Erzieherinnen berichteten, dass die Kinder im An-schluss immer sehr ausgeglichen und erholt in ihre Gruppen zurückkamen. Nun wollten sie sich aber auch noch anderen Th emen widmen: „Warum essen wir?“ und „Was passiert mit meinem Körper, wenn ich ihn mit fester oder fl üssiger Nah-rung füttere?“ Ein Selbstversuch sollte die Antwort bringen. Auf die Frage „Wie lange dauert es eigentlich, bis das Trin-ken wieder raus will?“ nahmen sie viel Flüssigkeit zu sich und stoppten die Zeit. Nach 20 Minuten erhielten sie ihre Antwort. Als nächstes sprachen sie über ihre Vorlieben und Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Um dem auf den Grund zu gehen, wagten sie erneut einen Ver-such. Die Kinder erhielten verschiedenste Lebensmittel, die sie im abgedunkelten Raum, mit ruhiger Musik und Kerzen-licht bei verbundenen Augen tasten, riechen und schmecken durft en. Wer was probierte, bestimmten die Kinder selbst. Himbeeren, Erdbeeren, Melone, Zitrone und vieles ande-re führte die Kinder zu intensiven Geschmackserlebnissen.

„Hmm“ und „Igitt“ waren dabei geläufi ge Begleitkommen-tare. Wenn sie etwas nicht mochten, durft en sie es ausspu-cken. Die Idee verschiedene Geschmacksrichtungen zu er-leben gefi el den Kindern so gut, dass sie selbst anregten, es auch mal mit Gemüse zu probieren. Salat, Gurke, Paprika, Sellerie, Bärlauch, Kohlrabi, Tomaten … Die Liste der Ge-müsesorten, die es dabei zu erraten gilt, kann sehr lang sein. Im weiteren Verlauf erarbeiteten die Mädchen und Jungen noch einiges zum Th ema Obst und Saft , Joghurt, Müsliriegel und wünschten sich den regelmäßigen Besuch des Wochen-markts. In ihrer Lernwerkstatt lernten sie somit eine Menge über Ernährung und Entspannung, aber vor allem eine gan-ze Menge über sich selbst und ihren Körper. Als nächstes wollten sie auch ihre Eltern auf ihrer Bühne dafür begeistern.

„Hmm, das schmeckt!“

Page 48: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

48 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

„Bühne frei“

Endlich war es soweit. Die Mädchen und Jungen der Lern-werkstatt wollten ihren Eltern, Geschwistern und Freunden nun ihre Forschungsarbeiten präsentieren und sie davon überzeugen, dass gesundes Essen schmecken kann. Mit selbstgebastelten Kochmützen ausgestattet, betraten die Kinder ihre Bühne zunächst mit einer kleinen musikali-schen Einlage, mit der sie die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich zogen. Sie sangen von Gesundheit, gesundem Essen und ihren Erfahrungen in der Lernwerkstatt.

Im Anschluss standen sie allen Interessierten beratend zur Seite. An mehreren Tischen präsentierten sie ihre Werke, die sie im Vorfeld ihrer Veranstaltung hergestellt hatten. Auf selbstgebackenem Brot, das mit Kräuterdipp bestrichen war, lächelten witzige Gesichter aus Gurkenaugen und Paprika-nasen den Betrachtern entgegen. Müsliriegel zweierlei Art und auch der frisch gepresste Saft überzeugten alle, dass Selbstgemachtes häufi g besser schmeckt als Fertigprodukte

aus dem Supermarkt. Wer es zu Hause ausprobieren wollte, konnte sich die ausliegenden Rezepte mitnehmen. Die an-stehende Massage im Ruheraum versprach darüber hinaus Entspannung für Körper und Seele. Im Schein der Lavalam-pe bei abgedunkeltem Licht verwöhnten die Kinder ihre Eltern mit verschiedensten Massagetechniken. Schnell wur-den dann aber auch mal die Rollen getauscht, denn auch die Kinder wollten hier nicht zu kurz kommen.

Nachdem alle Kinder und Eltern die verschiedenen Sta-tionen erlebten, machten sie sich nach und nach auf den Heimweg. Auf dem Weg nach draußen gönnte sich der eine oder andere schnell noch mal einen gesunden Drink oder einen kleinen Snack. Wer von den Eltern bzw. Müttern nun noch Lust hatte selbst körperlich aktiv zu werden, konnte am Mutterturnen teilnehmen. Für die erforderliche Kinder-betreuung sorgten die Erzieherinnen.

„Das ist ganz einfach,das ist nicht schwer.“

Page 49: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

49DRK Kindertagesstätte Monopoli

„Woher kommendie Lebensmittel?“

Und die Eltern?

Das Interesse vieler Eltern an gesundheitsfördernden Maß-nahmen in der Kita ist hoch. Das bewog die Erzieherinnen auch dazu, nicht nur eine Fotodokumentation als Diskus-sionsgrundlage auszuhängen, sondern ebenso Veranstaltun-gen mit der ortsansässigen Apotheke zu den Th emen „kind-gerechte Homöopathie“ und „Seife“ anzubieten. „Wellness für Mütter“ rundete das Wohlfühlangebot ab.

Ebenso wie ihre Kinder waren auch sie begeistert von dem Projekt und warteten nach jeder Lernwerkstatt auf Neuigkei-ten. Nach dem Motto „Liebe geht durch den Magen“ ermög-lichten viele Eltern ihren Kindern, die neuen Erfahrungen auch zu Hause umzusetzen, ihr Wissen dort einzubringen und auf Lebensmittel zu achten.

Page 50: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

50 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Die Kindertagesstätte Hokus Pokus besteht seit 1996. Zu-nächst geführt unter der Trägerschaft der Revag e.V. wur-de sie ab 2003 vom Deutschen Roten Kreuz übernommen. Heute arbeiten neun Erzieherinnen und eine Fachkraft für Integration in dieser Einrichtung. Sie betreuen insgesamt 65 Kinder im dreigruppigen Betrieb. Das Alter der Kinder er-streckt sich von 2 bis 6 Jahren. Da die Einrichtung integrativ arbeitet, kooperiert sie intensiv mit Th erapeuten, Experten im Bereich Sprachförderung und auch der Grundschule. Die Kita liegt im westlichen Stadtteil Brambauer, der bedingt durch seine Geschichte im Kohleabbau durch eine multikul-turelle Bevölkerungsschicht geprägt ist. Viele Zuwanderer aus der Türkei und Osteuropa fanden hier eine neue Heimat. Für die Arbeit der Kita bedeutet dies eine große Herausfor-derung, die verschiedensten kulturellen Aspekte, aber auch sprachliche Barrieren aufzufangen und im pädagogischen Alltag aufzugreifen.

Die Lernwerkstatt

Mit der Teilnahme an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ sollte die Auseinandersetzung mit dem Th ema Ge-sundheit sowohl bei den Kindern als auch ihren Eltern un-terstützt werden. Die Kinder freuten sich sehr auf die Lern-werkstatt, da sie aufgrund fehlender Ressourcen zu Hause oft mals wenig mit dem Th ema Gesundheit konfrontiert werden. Auch scheint in vielen Familien nur ein geringes Bewusstsein für gesunde Ernährung zu bestehen. Dies zeig-ten vor allem morgendliche Brotdosen, die ein entsprechen-des Ernährungsverhalten widerspiegelten. Das Projekt sah die Einrichtung als Chance, Kindern neue, auf Gesundheit ausgerichtete Erlebnisse zu ermöglichen und sie, aber auch ihre Eltern für dieses Th ema zu sensibilisieren. Sprachliche Engpässe, aber auch scheinbare Schwierigkeiten der Kinder, eigene Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen, veranlassten die Erzieherinnen, die Lernwerkstatt niederschwellig anzu-bieten. Auch wenn fehlende sprachliche Kompetenzen eine Diskussion im Gesprächskreis erschwerten, wurden die Kin-der darin bestärkt, ihre Gefühle, Ideen und Wünsche mitzu-teilen. Das Tempo bestimmten sie dabei selbst. Dass sie die gemeinsam verbrachte Zeit genossen, sahen die Erzieherin-nen bereits in der ersten Lernwerkstattstunde zum Th ema Entspannung. Alle empfanden diese als „angenehm ku-schelig“ und konzentrierten sich auf ihr Wohlbefi nden. Mit

Kreis Unna / Lünen

DRK Kindertagesstätte Hokus Pokus

Page 51: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

51DRK Kindertagesstätte Hokus Pokus

selbst angerührtem Massageöl kneteten sie ihre Hände und ließen anschließend ihrer Fantasie in der Traumgeschichte freien Lauf. Die anschließende Aussage eines Kindes „Das war sehr schön!“ transportierte das positive Gefühl, das sie empfanden. Nach und nach tasteten die Kinder sich voran und wurden darin gestärkt, sich selbst wahrzunehmen und aktiv an der Diskussion teilzunehmen. Besonders gut ge-fi el ihnen die Bewegungseinheit, in der sie alle Materialien (vom Reifen über Kegel, Tücher, Bälle und Teppichfl iesen bis zum Gummitwist) kreativ einsetzen konnten. Als Ein-stieg für das Th ema Ernährung starteten sie mit einem Su-permarktbesuch und erkundeten anschließend verschiede-ne Obst- und Gemüsesorten. Die Kinder sammelten neue Geschmackserfahrungen und erweiterten ihre motorischen Fertigkeiten. Dabei durft en sie Erfahrungen sammeln, die sie von zu Hause noch nicht kannten. Die Pfl aster lagen stets bereit. Die Kinder stellten Obstspieße her, die sie gerne mit den anderen der Nachmittagsbetreuung teilen wollten.

„Schmeckt richtig gut!“ und „alles gut“, umschreibt ihre Re-aktionen. Nachdem sie alle drei Th emenbereiche erarbeitet hatten, durft en sie entscheiden, wie sie weitermachen möch-ten. Einig waren sich alle darin, dass es genauso weiterge-hen sollte wie bisher. Sie refl ektierten bereits erarbeitetes und überlegten, was sie sich Neues vorstellen könnten. So malten die Kinder Plakate rund um das Th ema „gesunde Ernährung“, kochten Spaghetti, besuchten einen Bauernhof und rührten Erdbeerjoghurt an. Besonders spannend emp-fanden sie aber auch die anstehende Zusammenkunft mit den OGS-Kindern der Wittekindschule.

„Bühne frei“

„Bühne frei“ hieß es Anfang Juni in Lünen. Die Mädchen und Jungen der Lernwerkstatt konnten an diesem sonnigen Tag ihren geladenen Gästen ihre Vorstellung von Entspan-nung, Bewegung und gesunder Ernährung näher bringen. Wer die Woche ruhig ausklingen lassen wollte, war im Raum für Entspannung genau richtig. In angenehmer Atmosphä-re mit dezenter Duft note konnten hier die Sinne zur Ruhe kommen. Stärken konnten sich die Gäste an verschiedenen kleinen Tischen, die leckere, gesunde Kleinigkeiten bereit-hielten. Ob es die Obstspieße waren, das selbstgebackene Brot oder aber gesunde, selbst gemixte Drinks. Die Kinder hatten sich besonders viel Mühe gegeben. Die Reaktion der Eltern spiegelte das auch wider. Um auch etwas Bewegung in die Feier zu bringen, wurde am Ende der Veranstaltung

„1, 2 oder 3“ gespielt. Dabei mussten Eltern und Kinder ver-schiedene Fragen zu Gesundheit durch Vorgabe mehrerer Möglichkeiten beantworten und auf das entsprechende Ant-wortfeld hüpfen. Interessant zu beobachten war, wie selbst-bewusst einige Kinder ihre Eltern korrigierten.

Für eine Mutter mit ihren drei Söhnen im Alter von 5 bis 13 Jahren war das Fest ein Beweis dafür, dass die Kinder vieles alleine stemmen können – man müsse ihnen „nur mal die Möglichkeit geben und sie loslassen“. Und mit Freude stellte sie fest: „Es ist super, dass die Kinder täglich von alleine zu Obst und Gemüse greifen – ich muss zum Glück nichts unternehmen.“

„Ich probiere alles!“

Page 52: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

52 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V..

Bereits im Oktober 2013 fanden erste Gespräche zwischen Vertreterinnen des Off enen Ganztags (OGS) der Wittekind-schule, dem DKSB LV NRW e.V. und der Kita Hokus Pokus statt. Allen Parteien war klar, dass die Kinder von solch ei-ner Zusammenkunft nur profi tieren konnten. Dem Th ema Ernährung hatte sich die OGS bereits angenommen. Unter dem Motto „Weg vom Weißbrot, hin zum Korn“ schmieren die Mitarbeiterinnen gemeinsam mit OGS-Kindern gesunde Brote, deren Zutaten sie täglich über Sponsoren geliefert be-kommen. Die Kinder nehmen das gerne und gut an. Daher waren auch sie sehr interessiert, was sie in der Lernwerkstatt erwartet. Ihr erstes Treff en fand Mitte Januar 2014 in ihrer Schule statt. Die Kita-Kinder berichteten anhand von Pla-katen über ihre bisherigen Erfahrungen und erkundeten ge-meinsam mit den Schulkindern das mitgebrachte Obst und Gemüse. Sie sprachen über das Frühstück, zu Hause und in der Schule, und auch darüber, dass Schokocreme zwar nicht gesund, aber trotzdem lecker sei. Bedingt durch personelle Engpässe der OGS wurde bereits im Vorfeld vereinbart, dass die Begleitung und Impulsgabe von den Erzieherinnen der Kita ausgeht. Da die Schülerstruktur derer der Kita-Kinder sehr ähnlich war, erschwerten auch hier entsprechende De-fi zite die inhaltliche Diskussion. Sie trafen sich abwechselnd zum Kochen in der OGS und zum Turnen in der Kita. Sie deckten Tische, putzten Salat und kochten Nudeln. Einige OGS-Kinder waren wohl überrascht zu sehen, dass Toma-tensauce auch selbst hergestellt werden kann. Hier und da wurde noch mit ein bisschen Th ymian abgeschmeckt und fertig was das Essen. Die Kinder experimentierten mit Frischkäse, Kräutern, Gemüse und Brot und entdeckten den kleinen Gemüse-Pausensnack für sich. Mit umfunktionier-ten Kissen, Turnbausteinen und weiteren Materialien entwi-ckelten sie eine Bewegungsbaustelle, auf der sie ihr Gleich-gewicht erforschten und balancierten und Gummitwist hüpft en. Wie immer fand auch in dieser Konstellation eine Feedbackrunde statt, in der die Kinder sich neue Inhalte für das nächste Treff en überlegen konnten. Entspannung sollte noch auf den Plan. Die Kita-Kinder zeigten den OGS-Kin-dern, wie sie Massageöl herstellen können, gingen mit ihnen auf Fantasiereise und fühlten sich gemeinsam wohl. Auch wenn nicht viele Treff en zustande kamen, bezeichneten die Beteiligten diese Zeit als so wertvoll, dass die Kita auch über die Projektzeit hinaus einmal monatlich mit der OGS ko-operieren möchte.

Die Zusammenarbeit mit der Grundschule

Page 53: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

53DRK Kindertagesstätte Hokus Pokus

Und die Eltern?

Um die Eltern für „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu interessieren, fand im Vorfeld ein Elternabend statt. An drei Stationen, die die Eltern für die Th emen Er-nährung, Bewegung und Entspannung sensibilisieren sollten, konnten sie selbst experimentieren. Ihren eigenen Angaben zufolge machte es den Eltern selbst viel Spaß. Die Resonanz auf die Einladung war mit drei von neun Eltern relativ gering. Dennoch konnten diese drei viele wichtige Tipps und Anregungen mit nach Hause nehmen.

Das wirft die Frage auf, ob nicht elterliche Kompetenzen zu-künft ig vermehrt gestärkt werden sollten.

„Das sollten wir öft er machen.“

Page 54: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

54 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Projekte, die eine breit gefächerte Zielgruppe ansprechen möchten, benötigen eine entsprechende Öff entlichkeits-arbeitsarbeit, und diese lebt von der Beteiligung aller teil-nehmenden Parteien. In diesem Sinne wurden verschiedene Medienkanäle gewählt, um die Aufmerksamkeit auf „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ zu lenken.

Print-Werbung

Zunächst erhielten alle projektteilnehmenden Ein ri ch-tungen ein für die interne und externe Öff entlichkeitsarbeit entwickeltes Plakat in DIN A3 Format, das alle Interes-sierten über die Inhalte und die Zielsetzung des Projektes informieren sollte. Als interne Maßnahme sollte es einerseits Eltern für die anstehende Lernwerkstatt interessieren und gleichzeitig zur Diskussion innerhalb der gesamten Kin-dertagesstätte anregen. Um das Projekt auch über die Gren-zen der Kita hinaus bekannt zu machen, entschieden sich auch einige Einrichtungen, ihre Plakate mit Unterstützung ihrer Kinder in öff entlichen Räumen wie Bäckereien, Stadt-büchereien, Kinderärzten und Apotheken auszu hängen. Diese Plakate dienten als erster „Blickfang“ und warfen bei vielen Familien neugierige Fragen auf – der erste Schritt war somit erfolgreich.

4. Öff entlichkeitsarbeit

Page 55: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

55Öff entlichkeitsarbeit

Internet – Homepage und Blog

Alle Einrichtungen erhielten das Plakat ebenfalls in digitaler Form als pdf Datei. Die Kindertagesstätte Bärenhöhle des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Essen verwendete es, um auf ihrer Homepage auf „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ aufmerksam zu machen.

Auch der DKSB LV NRW e.V. nutzte die Internetplatt-form, um das Projekt in die Breite zu tragen. In diesem Zu sammenhang dokumentierte er zahlreiche Besuche und Ak tionen, die im Rahmen der Lernwerkstattzeit von den Einrichtungen durchgeführt wurden. Hierzu zählten zum Beispiel ein Apothekenbesuch zum Th ema Vitamin C und Elternnachmittage. Die Artikel wurden auf der Homepage www.kinderschutzbund-nrw.de und im Blog des DSKB NRW www.fair-quer.de platziert.

Über die zahlreichen „Bühnen der Talente“ wurde ebenfalls in dieser Form berichtet.

Der Caritas-Kindergarten Emilstraße in Bochum-Watten-scheid berichtete ebenfalls via Internet über das Kinderge-sundheitsprojekt und ihre „Bühne der Talente“.

Fernseh- und Printberichter stattung

Um die mediale Aufmerksamkeit des Projektes zu er-höhen, sollte eine „Bühne der Talente“ – selbstvertretend für alle zehn – besonders hervorgehoben werden. Die DKSB Kindertagesstätte Blumenwiese in Essen-Karnap sollte es werden. Eingebettet in ihr jährliches Sommerfest unter dem Motto „Hier und da und anderswo“ sollten die Kinder die Möglichkeit erhalten, ihr Gesundheitswissen allen rund 100 Gästen „Groß und Klein“ vorzustellen und sie zum Mit-machen anzuregen.

Ein Kamerateam des Westdeutschen Rundfunks (WDR) begleitete das Fest und hob die Präsentation der Mäd-chen und Jungen durch einen TV-Beitrag in der Lokalzeit Ruhr hervor. Auch Vertreter der regionalen Presse waren vor Ort, die im Anschluss von ihren Eindrücken unter anderem in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) berich teten. Zahlreiche Eltern, Geschwister und Großeltern waren von den verschiedenen Gesundheitsstationen ebenso begeistert wie die über die Kita-Familien hinaus ge ladenen Gäste. Hierzu zählten unter anderem Marlis Herterich als erste Vorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband NRW e.V. sowie Dr. Christiane Möller von der Stift ung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West. Beide nahmen sich an diesem Samstagnachmittag Zeit, um die positiven Eindrücke vor Ort selbst zu erleben – und waren sich schnell einig: die Kooperation „Klein ganz groß!“ ist ein Volltreff er!

Page 56: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

56 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

Von allen zehn Einrichtungen gehörte diese zu den letzten, die vor Beginn der Sommerferien 2014 ihre Bühne vorstell-ten.

Um auch allen anderen projektteilnehmenden Einrich-tungen ihre Öff entlichkeit zu geben, wurden die regio-nalen Pressevertreter der anderen vier Kommunen mit Pressemitteil ungen und Berichten der ortsansässigen projekt teilnehmenden Einrichtungen und ihren „Bühnen der Talente“ versorgt. Unter anderem berichtete die WAZ in Bochum darüber.

„Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ war so in vieler-lei Munde und verspricht eine weitere Auseinandersetzung mit dem Th ema Kindergesundheit.

Verbreitung des Materials

Im Anschluss an die zweijährige Projektlaufzeit werden zahlreiche Familienzentren, Kindertagesstätten und Kinder-tagespfl egestellen durch eine größere Versandaktion über das Projekt und seine Ergebnisse informiert. Bestenfalls motiviert es auch sie, die Projektidee in der eigenen Einrich-tung umzusetzen.

Page 57: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

57Fazit

5.Fazit

Mit „Klein ganz groß!“ Gesundheit macht stark.“ wollten wir ein Projekt auf die Beine stellen, das Handlungsleit-linien moderner Pädagogik mit dem aktuell diskutier-ten Thema Kindergesundheit vereint. Dafür sollte eine offene Lern situation im Rahmen der Lernwerkstatt geschaf-fen werden, die sich durch Situationsorientierung, einen hohen Auff orderungscharakter und den Einsatz anregender Impulse auszeichnet. Nach dem Prinzip des partizipierenden Handelns sollte den Kindern ermöglicht werden, sich aktiv und auf freiwilliger Basis ohne Zwang mit ihren eigenen, ge-sundheitsorientierten Bedürfnissen und damit einhergehen-der Entscheidungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse der einzelnen Lernwerkstätten und die Präsen-tationen auf den „Bühnen der Talente“ zeigten uns, wie richtig wir damit lagen. Mit viel Spaß und Ausdauer ließen sich die Kinder auf die Lernwerkstätten und die praktische Umsetzung ihrer Ideen ein. Als Interessenverbund arbeit-eten sie im Team, verfolgten gemeinsame Ziele und trafen Entscheidungen. Sie probierten aus, verwarfen und stellten sich erneut der Herausforderung. Dabei lernten sie durch das unmittelbare Erleben ihrer Sinne bereits Bekanntes, aber auch viel Neues kennen. Ihr Ideenreichtum war bewun-dernswert. Auch wenn sich die Inhalte der Lernwerkstätten in vielen Bereichen überschnitten, war jede von ihnen ein-zigartig. Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Ressour-cen schafften es die Kinder, nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Eltern und alle anderen am Prozess beteiligten Personen für ihre Gesundheit zu begeistern. Die Erzieherin-nen, die sich teils selbst im Vorfeld der Lernwerkstatt vor

einer interessanten Herausforderung stehen sahen, waren überrascht, wie konzentriert, wissbegierig und neugierig die Kinder sich mit gesundheitlichen Themen auseinandersetz-ten. Was mit Beginn der Lernwerkstätte besonders auffiel, war die kindliche Assoziation mit dem Begriff Gesund-heit. In einigen Einrichtungen verbanden die Kinder „Ge-sundheit“ mit dem Ausbleiben von Krankheit. In letzterem Fall behebt Medizin die Beschwerden, so dass der Körper wieder gesunden kann. Dieser Blickwinkel eines Gesund-heitsverständnisses legt eine gezielte und ganzheitliche Präven tionsarbeit nahe, um den Kindern zu verdeutlichen, welchen Einfluss Ernährung, Bewegung und Entspannung auf ihre Gesundheit haben. Mit „Klein ganz groß! Gesund-heit macht stark.“ haben wir dazu bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung gesetzt. Auch war auffällig, dass die Kinder in allen Einrichtungen zuerst Ernährung benann-ten, gefolgt von Bewegung, teils auch Entspannung oder Schlafen. Das mag daran liegen, dass Eltern zu Hause oft-mals Obst und Gemüse als gesunde Lebensmittel bezeich-nen. Während Eltern eher dazu neigen, Kindern mit auf den Weg zu geben, dass Bananen und Äpfel gesund seien, wird bei körperlicher Betätigung weniger darauf hingewiesen, wie gesund Laufen und Springen sind. Eine entsprechende Transferleistung der Kinder in Bezug auf gesunde Inhalte der Lernwerkstatt liegt da nahe.

Dass sinnliches Erleben von Früchten eine völlig neue Er-fahrung sein kann, zeigt der Kommentar eines Kinders: „Meine Mama kauft kein Obst.“ Für Kinder wie dieses

Page 58: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

58 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V.

sind Projekte wie „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ ganz besondere Erlebnisse. Dass der Wissenstrans-fer auch in die andere Richtung funktionierte, war schön zu be obachten. Die Kinder trugen ihre Erkenntnisse und Ideen, die sie zuvor in der Lernwerkstatt erarbeiteten, mit nach Hause, wo sie von vielen Familien gerne aufgegriffen wurden. Die elterlichen Reaktionen und ihre Rück sprache mit den Erzieher/innen zeigten uns, wie wichtig vielen Eltern die Gesundheit ihrer Kinder ist. Aber nicht alle ver-spürten die Sicherheit, ihrem Kind entsprechende Kompe-tenzen vermitteln zu können und äußerten diese Bedenken auch. Über diese Unsicherheiten hinaus gab es auch zahl-reiche Familien, in denen auch mangelndes Gesundheits-bewusstsein oder gar Desinteresse beobachtet werden konn-ten. Diese Eltern zu erreichen, stellt Kindertagesstätten vor alltägliche Herausforderungen. Die „Bühnen der Talente“ bringt daher in zweifacher Hinsicht eine geeignete Me thode hervor, um Gesundheitsbewusstsein zu fördern. Einerseits bot sie den Gesundheitsexpert/innen die Plattform, ihr Wissen zu präsentieren und Informationen weiterzugeben, andererseits konnten Eltern als Gäste eine beobachtende, aber auch konsumierende Position einnehmen und Wissen erwerben, ohne eine äußere Bewertung ihrer eigenen Kom-petenzen erwarten zu müssen. Die sich daraus ergebende entspannte Atmosphäre tat sowohl der Annäherung an das Thema als auch dem persönlichen Wohlbefinden von Eltern und Kindern gut. Die Eltern waren größtenteils fasziniert von dem Wissen und dem Interesse ihrer Kinder an dem Thema Gesundheit. Sie selbst leiteten daraus oftmals Maß-nahmen ab, wie sie auch zu Hause mehr Gesundheit in ihren familiären Alltag bringen können. Vor allem der frischge-presste Saft, der einen unmittelbaren Genuss auf vitamin-reicher Basis versprach, begeisterte Eltern wie Kinder.

Als eine große Herausforderung stellte sich die Zusam-menarbeit mit den Grundschulen dar. Dass Kindergesund-heit ein Thema ist, mit dem sich auch die Grundschulen aus einandersetzen sollten, ist den meisten Schulen sehr bewusst. Oftmals sehen Lehrer/innen hier aber keinen Spielraum für entsprechende Maßnahmen. Dennoch gibt es einige Schulen, die den Kindern Rohkost und gesunde Brote bereitstellten, über Ernährung sprechen oder Bewe-gung in die Stunde bringen. Alles in allem sind es aber noch viel zu wenige. „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ sollte genau das unterstützen. Zum einen sollten die Kita- Kinder einen weichen Übergang in den neuen Lernort Schule erleben, zum anderen sollten sie gemeinsam mit den Kindern der Grundschule bzw. OGS das Thema Gesundheit als weiterführendes Thema auch nach der Kindergartenzeit

für sich entdecken. Eine entsprechende Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Grundschulen bzw. Offenen Ganztagen war auch zum Bedauern der Schulen allerdings nur bedingt möglich. Zu unterschiedlich sind die Rahmen bedingungen, die in beiden Lernorten vorherrschen. Zeitliche und perso-nelle Engpässe sind oftmals im Offenen Ganztag zu knapp, um über die weit im Vorfeld geplanten Aktivitäten hin-aus agieren zu können. Außerdem kommt hinzu, dass nur Grundschulen angesprochen wurden, die in unmittelbarer Nähe zur projektteilnehmenden Kita lagen. Zwei Grund-schulen konnten wir aber dennoch gewinnen, sich „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ anzusch ließen. Mit großem Engagement bereiteten sie gemeinsam mit den Erzieherinnen der beiden Kitas den Weg, die Kleinen und Großen zusammenzubringen. Gegenseitig nutzen sie Syner-gien, um mit den Kindern in der Kita zu kochen und sich in der Schulturnhalle zu bewegen. Auch wenn zeitlich bedingt nur wenige Treffen zustande kamen, waren die Kinder mit Begeisterung dabei. Die teils sehr gute Vorbereitung beider Parteien führte zu einem großen Erfolg. Die Kinder waren daran interessiert, voneinander zu lernen und Neues auf die Beine zu stellen. Auf diese Weise wurden sowohl ihre gesundheitlichen als auch sozialen Kompetenzen unter-stützt. Die Offenen Ganztage selbst waren so beeindruckt von der Idee der Lernwerkstatt und dem Transfer in die Schule, dass sie, wie bereits ein Großteil der Kitas, ent-schieden, die Kooperation auch über die Projektzeit hinaus weiterführen zu wollen. Alles in allem traf „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ genau ins Schwarze.

Page 59: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

59Ausblick

Anfängliche Überlegungen, ob das Konzept die aktu elle Bedürfnislage der Kitalandschaft aufgreift, verifizierten sich zum einen durch die fachliche Diskussion in der Ex-pert/innenrunde, aber auch den hohen Zulauf an Projekt-bewerbungen und die erfolgreiche praktische Arbeit vor Ort mit Kitas und Schulen. Die Idee von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ konnte sich erfolgreich be währen. Für die Zukunft wollen wir diesen Anker nutzen, um neue Ufer aufzusuchen. Die positiven Ergebnisse haben die Stif-tung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West dazu bewogen, sich für eine weitere Förderung des Projektes auszusprechen. Somit wird der Grundgedanke von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ um zwei weitere Jahre vorangetragen. Eine Auftaktveranstaltung, die zum Thema Kindergesundheit stattfinden soll, wird der breiten Öffentlichkeit nicht nur den bisherigen Erfolg dieses Modell-projekts veranschaulichen, sondern ebenso die Akquise neuer Einrichtungen und somit Projektteilnehmer/innen ermöglichen. Diese Veranstaltung soll somit allen am Projekt beteiligten Kindertageseinrichtungen und Familienzentren eine optimale Plattform bieten, als „Botschafter/innen“ ihre Erfahrungen und Ergebnisse den Besucher/innen vor Ort vorstellen zu können. Unser Ziel ist es, lokale Akteure mit-einander zu vernetzen und neue „Ufer“ in Nordrhein-West-falen zu erreichen. Ebenso wollen wir die fachliche Diskus-sion zwischen Expert/innen der frühkindlichen Pädagogik und der Gesundheitsfürsorge anregen, um eine gezielte Ein-ordnung von „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ in den wissenschaftlichen Kontext zu erreichen.

Die am Projekt teilnehmenden Fachkräfte sind nach eig enen Angaben begeistert von den Potentialen, die sie in den Lern-werkstätten und den anschließenden „Bühnen der Talente“ für die Kinder und sich entdeckt haben. Diese Motivation bildet den Motor für den Erfolg dieses Projekts, den wir auch weiterhin nutzen möchten. Ohne ihren Einsatz und die Bereitschaft, Kindern diese kreative und partizipierende Lernkultur zu ermöglichen, wäre „Klein ganz groß! Gesund-heit macht stark.“ bloß eine Vision geblieben.

In persönlichen Gesprächen, die sich während der Coa-ching-Treffen ergaben, konnten wir schnell festhalten, dass wir mit dem Projekt den Nerv vieler Kindertages-stätten getroffen hatten. Die Idee, dass Kinder ein ernstes Thema wie Gesundheit sinnlich, kreativ und kindgerecht er-forschen, ohne Vorgabe eines Ziels oder Instruments, war für sie vor allem eins: spannend und innovativ. Als Mentor/innen wären sie daher nicht nur Sender dieser Botschaft, sondern ebenso Ansprechpartner/innen und Impulsgeber/innen für neue „Forschungszentren.“

Der Austausch unter den Akteuren und damit auch die Netzwerkpflege sind konzeptionelle Merkmale dieser Initiative, die die aktive Beteiligung der teilnehmenden Ein-richtungen stets vorausgesetzt hat. Unser Dank gilt daher allen Einrichtungen, die an „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“ mitgewirkt haben und den Kindern diese Idee des kreativen Lernens ermöglichten.

6. Ausblick

Page 60: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

60 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. / Literatur

[1] Elefanten Kinderschuhe (Hrsg.): Große Ohren für kleine Leute! Die Elefanten-Kinderstudie 2011/2012 – Zur Situation der Kindergesundheit in Deutschland. Erstellt vom PROSOZ Institut für Sozialforschung/ PRO KIDS in Kooperation mit dem Deutschen Kinder-schutzbund (DKSB). RDN Verlag. Recklinghausen.

[2] Robert-Koch-Institut (Hrsg.): Erste Ergebnisse der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Berlin, 2007, 25.

[3] Robert-Koch-Institut (Hrsg.): Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – 2013, verfügbar unter: http://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/kiggs_tn_broschuere_web.pdf [abgerufen am 14.12.2014]

7. Literatur

[4] Robert-Koch-Institut (Hrsg.): Erste Ergebnisse der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Berlin, 2007, 29.

[5] ebenda, S. 29.

[6] Huber, G. (2013): Ist Sitzen eine tödliche Aktivität? In: Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2014; 30. Jahrgang, S.15

[7] ebenda, S. 13-16

[8] Flörchinger, L. (2013): Sitzzeiten bei Grundschülern. Masterarbeit ISSW der Universität Heidelberg.

[9] Lampert. T./ Kurth, B.M. (2007): Sozialer Status und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS) in: Deutsches Ärzteblatt, Jg.104, Heft 43, A2944, verfügbar unter: http://edoc.rki.de/oa/articles/reCiWOPzE5Ew/PDF/22i2D768dz98o.pdf [abgerufen am: 15.12.2014]

Page 61: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

61Projektablauf „Klein ganz groß! Gesundheit macht stark.“

Jan

Jan

Feb

Feb

Mrz

Mrz

Apr

Apr

Mai

Mai

Jun

Jun

Jul

Jul

Aug

Aug

Sep

Sep

Okt

Okt

Nov

Nov

Dez

Dez

Org

anis

atio

n Ex

pert

en-

rund

eA

quis

eK

onta

ktau

fnah

me

&A

uft a

ktve

rans

taltu

ngSc

hulu

ngLe

rnw

erks

tatt

„G

roße

End

ecke

r för

dern

Kle

ine“

Info

rmat

ion

der E

ltern

/Tr

ansp

aren

z

(Gru

ppen

) Coa

chin

g

Kon

takt

aufn

ahm

ezu

Sch

ulen

Lern

wer

ksta

tt

„Gro

ße E

ndec

ker f

örde

rn K

lein

e“

Info

rmat

ion

der E

ltern

/Tr

ansp

aren

z

(Gru

ppen

) Coa

chin

g

Kon

takt

aufn

ahm

ezu

Sch

ulen

Bühn

e de

r Tal

ente

Übe

rgan

g de

r K

inde

r in

die

Schu

le

Abs

chlu

ss &

Aufb

ere

itung

Proj

ekta

blau

f „K

lein

gan

z gr

oß! G

esun

dhei

t mac

ht st

ark.

“8. Anhang

Page 62: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

62 Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. / Impressum

Herausgeber

Deutscher Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. Hofkamp 102 | 42103 Wuppertal

In Kooperation mit und gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West

Projektkoordination

Birgit Knauer Eda Kanber

Redaktion

Birgit Knauer Eda Kanber Nicole Vergin

Layout und Grafik

jungepartner Werbeagentur Wullener Feld 60 | 58454 Witten www.jungepartner.de

Text

Birgit Knauer Eda Kanber

ImpressumBildnachweise

DKSB LV NRW e.V. Seiten: 9, 10, 14, 16–17, 19, 20 unten, 21 oben, 22 oben, 24, 25 oben, 26 oben, 28 links, 29 unten, 30 oben, 31, 32 unten, 34, 42, 43 rechts, 44, 46 47 rechts, 48, 49 oben rechts, 50, 52, 53 oben

Thinkstock Seiten: 15 oben, 20 oben, 21 unten, 22 unten, 23 unten, 25 unten, 26 unten, 28 rechts, 29 oben, 30 unten, 33, 35 unten, 36 oben, 37, 41, 42 unten, 45 unten, 47 links unten, 49 unten, 53 unten, 56 unten, 57–60

EinrichtungenSeite 15: Caritas Kindergarten EmilstraßeSeite 18: Ev. Kindertagesstätte der Graf-Recke Stifung gGmbH Seite 23: Ev. integrative Kindertagesstätte „Am Brandenbusch“ Seite 27: ASB integrative Kindertagesstätte Bärenhöhle Seite 35–36: DKSB integrative Kindertagesstätte SonnenscheinSeite 38–40: Familienzentrum Nilpferd e.V. Seite 43 und 45: AWO Aliso-Kindergarten Funkelstein Seite 51: DRK Kindertagesstätte Hokus Pokus Stefan ProttSeite 32 oben, 54 oben

Sonstige (Homepages)Seiten: 55 links oben (www.ruhr.asbnrw.de/index.php/ angebote/familienzentrum), 55 links unten (www.fair- quer.de/gesundheit/1-2-3-gesund), 55 oben rechts (www.caritas-bochum.de/90362.html), 56 oben (www.dksb-nrw.de)

Verantwortlich i. S. d. P. Friedhelm Güthoff

Veröffentlichung Februar 2015

Page 63: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,
Page 64: Ernährung, Bewegung und Entspannung aus Kindersicht „Klein ... · Sparda-Bank West zugunsten des Gemeinwohls in Nordrhein-West- falen und setzt sich damit für ein lebendiges künstlerisches,

Konzipiert und umgesetzt vom Deutschen Kinderschutzbund Landesverband NRW e.V. in Kooperation mit der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West