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8 S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über den Schutz des Familienvermögens, die Vorteile einer familiengeführten Bank und deren Zukunftsaussichten. Interview mit S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein sowie mit S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein oder die Nachfolgegeneration einfach deshalb grosse Risiken eingehen, weil sie damit in der Vergangenheit erfolgreich wa- ren, kann sich das verhängnisvoll auswirken. Für grosse Familien stellt sich dabei oft das Problem, einen Konsens zu finden. Gibt es da feste Regeln? S.D. Prinz Max: Erfahrungsgemäss sind es immer die glei- chen Fragen und Herausforderungen, die Familien beschäfti- gen: hierzu gehören die Erbfolge, die Entscheidungsfindung, Konfliktlösungsmechanismen oder die Frage, wer innerhalb der Familie welche Verantwor- tung übernimmt. Wichtig ist, dass diese Themen frühzeitig adressiert und geregelt werden. Patentlösungen gibt es keine, da es hier um sehr individu- elle Familienverhältnisse geht. Trotzdem kann es sich lohnen, zu schauen, was bei anderen Fa- milien funktioniert und was man daraus für die eigene Familie ableiten kann. S.D. Prinz Philipp: Unsere Familie hat seit Ende des 16. Jahr- hunderts Familienstatuten, die diese Themen klar regeln. Ge- rade bei der Übergabe an die nächste Generation sind diese Statuten und die Struktur unseres Vermögens sehr hilfreich. Natürlich genügen Statuten allein nicht. Es braucht einen star- ken Familiensinn und gemeinsame Werte innerhalb der Familie, um ein Vermögen über Generationen zu erhalten. Was zeichnet eine familiengeführte Bank aus? S.D. Prinz Philipp: Wir haben den grossen Vorteil, dass wir in Generationen denken können und nicht primär die kurzfristige Gewinnoptimierung im Auge haben müssen. Das gibt uns den nötigen Freiraum, strategische Projekte über längere Zeiträu- me aufzubauen und wachsen zu lassen. Ein zweiter Aspekt ist eine hohe Kongruenz der Anlageinteressen unserer Kunden mit unseren Interessen als Familie: Unsere Kunden können gleich investieren wie die Fürstliche Familie, ihr Vermögen profitiert vom gleichen Know-how, den gleichen Strukturen und Prozes- Die Euro- und Schuldenkrise sowie die Furcht vor einem Einbruch der Wirtschaft und der Finanzmärkte beschäfti- gen Unternehmer und Anleger. Wie schützen Sie sich als Unternehmerfamilie und als grosser Privatanleger? S.D. Prinz Philipp: Aus meiner Sicht ist das Wichtigste eine gesunde Diversifizierung des Vermögens. Unsere Familie ist seit jeher in unterschiedlichen Geschäftszweigen engagiert: in der Land- und Forstwirtschaft, in Immobilien und in anderen Beteiligungen. Die grösste Beteiligung ist die LGT Group im Fi- nanzdienstleistungssektor. Ein substanzieller Teil des Gesamt- vermögens ist im Fürstlichen Portfolio investiert, das von der LGT Bank verwaltet wird. Unsere Familie ist damit gewis- sermassen der grösste Kunde unserer Bank. Von Vorteil ist zweitens, wenn man zumindest für einen Teil des Vermögens eine langfristige Optik einnehmen kann. Wenn man in sehr langfristigen Zeit- räumen denkt, dann verlieren die kurzfristigen Schwankungen zwar nicht an Wichtigkeit, aber man gewinnt eine andere Sicht- weise darauf und vermeidet überstürzte Entscheide, die sich eventuell negativ auswirken. Für Unternehmer schliesslich haben solche Krisen immer zwei Seiten: Einerseits gibt es Gefahren, andererseits bieten sich Chancen. Die aktuelle Konsolidierung im Bankensektor kann durchaus zu interessanten Opportunitäten führen. Ein Vermögen über Generationen zu erhalten, ist sehr anspruchsvoll. Worauf müssen Familien hierbei achten? S.D. Prinz Max: Zahlreiche Unternehmer haben ihr Vermö- gen mit viel Geschick, Engagement und hohem Risiko aufge- baut. Wenn ein solches Vermögen eine gewisse Grösse erreicht hat, sollte man systematisch und diszipliniert planen, um es für künftige Generationen zu erhalten. Oft macht es dann Sinn, die Risiken zu reduzieren und sein Vermögen zu diversifizieren. Ge- nau das hat unsere Familie auch gemacht, als wir vor knapp 15 Jahren einen Teil der LGT Group verkauften und den Erlös in das Fürstliche Portfolio investierten. Wenn ein Unternehmer «Es braucht einen starken Familiensinn» «Gerade in diesem unruhigen Umfeld sehen wir, dass unsere Stabilität als Familienunternehmen für Kunden und Mitarbeitende hoch attraktiv ist.»

«Es braucht einen starken Familiensinn»

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S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über den Schutz des Familienvermögens, die Vorteile einer familiengeführten Bank und deren Zukunftsaussichten.

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Page 1: «Es braucht einen starken Familiensinn»

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S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein über den Schutz des Familienvermögens, die Vorteile einer familiengeführten Bank und deren Zukunftsaussichten.

Interview mit S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein sowie mit S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein

oder die Nachfolgegeneration einfach deshalb grosse Risiken

eingehen, weil sie damit in der Vergangenheit erfolgreich wa­

ren, kann sich das verhängnisvoll auswirken.

Für grosse Familien stellt sich dabei oft das Problem, einen Konsens zu finden. Gibt es da feste Regeln?S.D. Prinz Max: Erfahrungsgemäss sind es immer die glei­

chen Fragen und Herausforderungen, die Familien beschäfti­

gen: hierzu gehören die Erbfolge, die Entscheidungsfindung,

Konfliktlösungsmechanismen oder die Frage, wer innerhalb

der Familie welche Verantwor­

tung übernimmt. Wichtig ist,

dass diese Themen frühzeitig

adressiert und geregelt werden.

Patentlösungen gibt es keine,

da es hier um sehr individu­

elle Familienverhältnisse geht.

Trotzdem kann es sich lohnen,

zu schauen, was bei anderen Fa­

milien funktioniert und was man daraus für die eigene Familie

ableiten kann.

S.D. Prinz Philipp: Unsere Familie hat seit Ende des 16. Jahr­

hunderts Familienstatuten, die diese Themen klar regeln. Ge­

rade bei der Übergabe an die nächste Generation sind diese

Statuten und die Struktur unseres Vermögens sehr hilfreich.

Natürlich genügen Statuten allein nicht. Es braucht einen star­

ken Familiensinn und gemeinsame Werte innerhalb der Familie,

um ein Vermögen über Generationen zu erhalten.

Was zeichnet eine familiengeführte Bank aus?S.D. Prinz Philipp: Wir haben den grossen Vorteil, dass wir in

Generationen denken können und nicht primär die kurzfristige

Gewinnoptimierung im Auge haben müssen. Das gibt uns den

nötigen Freiraum, strategische Projekte über längere Zeiträu­

me aufzubauen und wachsen zu lassen. Ein zweiter Aspekt ist

eine hohe Kongruenz der Anlageinteressen unserer Kunden mit

unseren Interessen als Familie: Unsere Kunden können gleich

investieren wie die Fürstliche Familie, ihr Vermögen profitiert

vom gleichen Know­how, den gleichen Strukturen und Prozes­

Die Euro- und Schuldenkrise sowie die Furcht vor einem Einbruch der Wirtschaft und der Finanzmärkte beschäfti-gen Unternehmer und Anleger. Wie schützen Sie sich als Unternehmerfamilie und als grosser Privatanleger?S.D. Prinz Philipp: Aus meiner Sicht ist das Wichtigste eine

gesunde Diversifizierung des Vermögens. Unsere Familie ist

seit jeher in unterschiedlichen Geschäftszweigen engagiert: in

der Land­ und Forstwirtschaft, in Immobilien und in anderen

Beteiligungen. Die grösste Beteiligung ist die LGT Group im Fi­

nanzdienstleistungssektor. Ein substanzieller Teil des Gesamt­

vermögens ist im Fürstlichen

Portfolio investiert, das von

der LGT Bank verwaltet wird.

Unsere Familie ist damit gewis­

sermassen der grösste Kunde

unserer Bank.

Von Vorteil ist zweitens, wenn

man zumindest für einen Teil

des Vermögens eine langfristige

Optik einnehmen kann. Wenn man in sehr langfristigen Zeit­

räumen denkt, dann verlieren die kurzfristigen Schwankungen

zwar nicht an Wichtigkeit, aber man gewinnt eine andere Sicht­

weise darauf und vermeidet überstürzte Entscheide, die sich

eventuell negativ auswirken.

Für Unternehmer schliesslich haben solche Krisen immer zwei

Seiten: Einerseits gibt es Gefahren, andererseits bieten sich

Chancen. Die aktuelle Konsolidierung im Bankensektor kann

durchaus zu interessanten Opportunitäten führen.

Ein Vermögen über Generationen zu erhalten, ist sehr anspruchsvoll. Worauf müssen Familien hierbei achten?S.D. Prinz Max: Zahlreiche Unternehmer haben ihr Vermö­

gen mit viel Geschick, Engagement und hohem Risiko aufge­

baut. Wenn ein solches Vermögen eine gewisse Grösse erreicht

hat, sollte man systematisch und diszipliniert planen, um es für

künftige Generationen zu erhalten. Oft macht es dann Sinn, die

Risiken zu reduzieren und sein Vermögen zu diversifizieren. Ge­

nau das hat unsere Familie auch gemacht, als wir vor knapp

15 Jahren einen Teil der LGT Group verkauften und den Erlös

in das Fürstliche Portfolio investierten. Wenn ein Unternehmer

«Es braucht einen starken Familiensinn»

«Gerade in diesem unruhigen Umfeld sehen wir, dass unsere

Stabilität als Familienunternehmen für Kunden und Mitarbeitende

hoch attraktiv ist.»

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sen sowie den gleichen Beziehungen wie unser Familienvermö­

gen. Last but not least sitzen unsere Kunden einem Familien­

mitglied oder einem Vertreter der Familie gegenüber und nicht

einem Manager, der unter vierteljährlichem Erfolgsdruck steht

und in einem halben Jahr vielleicht das Unternehmen schon

wieder verlassen hat. Dank unserer langfristig ausgerichteten

Kultur haben wir sehr viele langjährige Mitarbeitende. Diese

Kontinuität ermöglicht einfach ein anderes Gesprächsklima; das

bestätigen mir Kunden immer wieder.

«Wir haben den grossen Vorteil, dass wir in Generationen denken können.»

S.D. Prinz Max: Generell würde ich sagen, dass familien­

geführte Unternehmen wahrscheinlich mit einem weniger hohen

Risikoprofil geführt werden und eine längerfristigere Perspek­

tive verfolgen. Gerade Kunden im Private Banking und im As­

set Management denken auch langfristig und haben ein starkes

Interesse an der Stabilität und Sicherheit ihres Bankpartners.

Zu unseren Kunden bauen wir ja sehr persönliche und zum Teil

tiefgehende Beziehungen auf. Die wollen nicht zuviel Fluktua­

tion und Wechsel erleben.

Im Private Banking findet zurzeit eine Konsolidierung statt. Hat das Modell einer familiengeführten Privatbank aus Ihrer Sicht trotzdem eine Zukunft?S.D. Prinz Max: Die Akquisition der Dresdner Bank Schweiz

ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie wir durch die Prob­

leme einer Grossbank am Konsolidierungsprozess der Branche

mitwirken und unser Geschäft in der Schweiz stark ausbauen

konnten. Gerade in diesem unruhigen Umfeld sehen wir, dass

unsere Stabilität als Familienunternehmen für Kunden und Mit­

arbeitende hoch attraktiv ist.

S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein, Jahrgang 1947, ist seit

2001 Präsident des Stiftungsrates der LGT Group.

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, Jahrgang 1969, ist seit

Oktober 2006 CEO der LGT Group.

Führen die LGT Group mit langfristiger Perspektive: S.D. Prinz Philipp von und zu Liechtenstein (links) und S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein (rechts).