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DEUTSCHE STARS > 50 INNOVATIONEN, DIE JEDER KENNEN SOLLTE

50 INNOVATIONEN,DIE JEDER KENNEN SOLLTE · einer Idee ein erfolgreiches Produkt zu machen, braucht es Fleiß, Mut, starken Willen und oft ein wenig Glück. Die Entwicklungsgeschichten

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DEUTSCHE

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www.innovationen-fuer-deutschland.de

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STARS

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Made in Germany: Deutsche Erfindungen verändern dieWelt. Heute wie vor 500 Jahren. Wie die großen Ideengeboren wurden, welche klugen Köpfe beteiligt warenund welch weltweite Bedeutung die jeweilige Neue-rung bis heute hat, zeigt eine Auswahl von 50 bahn-brechenden Erfindungen.

Deutschlands Innovationsgeschichte ist lang, undwer sie aufmerksam verfolgt, wird feststellen: Um auseiner Idee ein erfolgreiches Produkt zu machen, brauchtes Fleiß, Mut, starken Willen und oft ein wenig Glück.Die Entwicklungsgeschichten von 50 Erfindungen, dievon Deutschland aus zu Weltruhm gelangten, sollen füruns alle Ansporn sein, die Erfolgsgeschichte von „Madein Germany“ fortzusetzen. Unser Land hat großesPotenzial; in den Unternehmen, in Wissenschaft undForschung, in den Köpfen aller Bürger. Nutzen wir dieChance.

WIE AUS IDEEN WELTMEISTER WERDEN

„JEDESCHÖPFUNG IST EIN WAGNIS.“

georg christoph lichtenberg1742–99, dt. Aphoristiker und Physiker

> im namen der partner für innovation

Presse- und Informationsamt der Bundesregierung,Schering AG, ThyssenKrupp AG

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30 Millisekunden sind oft entscheidend. Bis dahin solltesich bei einem Unfall der Airbag geöffnet haben. DieIdee zum ersten „Luftschutz“ für Kraftfahrzeuge ent-steht bereits in den sechziger Jahren. Die getestetenPressluftsysteme arbeiten allerdings zu langsam. 1971gelingt Mercedes-Benz der technische Durchbruch:Ausgelöst durch einen elektronischen Sensor füllt einkleines Raketentriebwerk den Airbag in Millisekunden-schnelle. Der Druck ist jedoch so hoch, dass Fangbänderdas Luftkissen halten müssen. Da sich die entstehendenGase bald als schädlich erweisen, wird der Treibstoffdurch eine Tablette ersetzt, die beim Abbrand nur un-giftige Substanzen freisetzt. Auch sie muss bald neuenSystemen weichen, die Druckgas und Pyrotechnik ver-binden. 1981 erstmals als Sonderausstattung für dieMercedes-Benz S-Klasse eingesetzt, gehört der Airbagheute zum Standard.

>bedeutung: Mittlerweile zählt der Airbag weltweit zurStandardausstattung aller Neuwagen. Bis zu 15 Airbagssollen in Zukunft die Fahrzeuginsassen schützen.

ZUR SICHERHEITRAKETENEINSATZ

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erfinderMERCEDES-BENZzeitpunkt1971

AIRBAG

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Enrico Caruso schwor auf sie und auch Thomas Mannkonnte sich ihrer Wirkung nicht entziehen. Als Alles-könnerin lindert die Aspirin-Tablette Schmerzen, senktFieber und hemmt Entzündungen.

Am 10. August 1897 beginnt der Siegeszug der FirmaBayer gegen den Schmerz: Felix Hoffmann synthetisiertein weißes Pulver – Acetylsalicylsäure. Verursacht pureSalicylsäure neben der Schmerzlinderung vor allem starken Brechreiz und Verätzungen der Schleimhäute,entwickelt Hoffmann nun das erste Schmerzmittel mitminimalen Nebenwirkungen. Der firmeninternen Prü-fung folgen sensationelle Umsatzzahlen. Das Medi-kament wird zum meistverkauften Präparat auf demMarkt. Obwohl Bayer nach dem Ersten Weltkrieg seinPatent an ein amerikanisches Unternehmen verliert,stammen heute noch 12.000 von den jährlich produzier-ten 50.000 Tonnen Acetylsalicylsäure von Bayer.

>bedeutung: Mit 3.500 Veröffentlichungen pro Jahr gehtdie Suche nach den verborgenen Talenten von ASS weiter.Bereits erwiesen: der Schutz vor Herzinfarkt, Schlaganfallund Darmkrebs.

DAS WEISSE WUNDER

* Erst 70 Jahre, nachdem die Dreifachwirkung der Aspirin-Tablette bekannt wird, entschlüsselt der britische Pharma-kologe John Vane deren Wirkmechanismus. 1982 erhälter für seine Forschungsarbeit den Nobelpreis – und vonQueen Elizabeth II. den Ritterschlag.

ASPIRINerfinderFELIX HOFFMANNzeitpunkt1897

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doppelter antrieb für alle

Endlich frei beweglich. Die Idee zu einem Vehikel, das eine unab-hängige, schnelle Fortbewegung erlaubt, kommt zwei deutschenErfindern beinahe zeitgleich. Im Jahr 1886 machen Karl Benz und Gottlieb Daimler die Menschheit mobil: mit einem motor-getriebenen Dreirad und einer Motorkutsche. Das Interesse derDeutschen an der neuen Erfindung ist zunächst gering.

„Zu laut, zu schnell, zu gefährlich“, lautet das Urteil. Trotz dieserKritik erobert das Automobil in den zwanziger Jahren die Welt.

AUTOerfinderKARL BENZ, GOTTLIEB DAIMLERzeitpunkt1886

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Todesursache: Milzbrand. Als 1870 Viehherden in ganzEuropa von der gefährlichen Krankheit befallen werden,beschließt Robert Koch, ein Landarzt aus Posen, die Ursache zu erforschen. Er spart einen Großteil seines Gel-des für ein Mikroskop und untersucht tierische Substan-zen auf mögliche Erreger. Schon bald wird er fündig. Bak-terien sind der Auslöser der Krankheit. Mit diesem Ergeb-nis begründet Koch einen neuen Zweig der Wissenschaft:die Bakteriologie. Ob Seuchen oder Wundbrand: Dieneuen Kenntnisse bedeuten eine Kampfansage für vieleInfektionskrankheiten und den Vormarsch der Hygieneals Grundlage der menschlichen Gesundheit. Die Ent-deckung des Tuberkelbazillus 1882 bringt Robert Kochinternationalen Ruhm und spornt den Wissenschaftler zuweiteren Untersuchungen an. Sein Engagement für dieSeuchenbekämpfung führt Koch rund um die Welt.

>bedeutung: Sowohl die fortschrittliche Diagnostik alsauch die weltweite Bekämpfung und Abwehr gefährlicherInfektionskrankheiten wie SARS sind ohne die Bakterio-logie undenkbar.

MEGAERFOLG IMMIKROBEREICH

* Die Entdeckung des Tuberkulosebakteriums löste eineWelle der Begeisterung aus: Es gibt Koch-Sammel-tassen, -Taschentücher und -Fächer. Für die abendlicheUnterhaltung im Cabaret wird eigens ein Bazillen-Couplet komponiert.

BAKTERIO-LOGIEerfinderROBERT KOCHzeitpunkt1876

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erfinderHERZOG WILHELM IV.VON BAYERNzeitpunkt1516

BIER

* Bier-Qualitätsprüfung im 16. Jahrhundert: Bankaufstellen, Bier darüber ausgießen, zwei Stundenlang sitzen bleiben. Wenn die Bank nachher klebenbleibt, ist genug Malz im Bier. Prüfung bestanden.

Pech, Ochsengalle und Schlangenkraut: Die Zutaten, dieim Mittelalter das Bier „verfeinern“, machen den Genusszu einem gefährlichen Abenteuer. Gründe für denEinsatz dubioser Zusatzstoffe gibt es viele: Mal soll dieHaltbarkeit verlängert, mal die Rauschwirkung gestei-gert werden. Auch lässt sich angesäuertes Bier unterVerwendung aromatischer Zusätze leichter verkaufen.

Am 23. April 1516 setzt das herzögliche BrüderpaarWilhelm IV. und Ludwig X. mit einem Erlass der Bier-panscherei ein Ende. Allein Gerste (und das daraus ge-wonnene Malz), Hopfen und Wasser sollen fortan zurBierherstellung verwendet werden. Das Gesetz bietetgleich zwei Vorteile: Es sichert den Weizenbestand, derfürs Brotbacken bestimmt ist, und versorgt Landesherrnund Bevölkerung zuverlässig mit bekömmlichem Bier.Eine weise Entscheidung und die erste bis heute gültigeLebensmittelvorschrift der Welt.

>bedeutung: Nach einem Urteil des europäischen Gerichts-hofs dürfen seit 1987 alle in der EU produzierten Biere inDeutschland verkauft werden. Das deutsche Reinheitsgebotwird für alle Welt zum Maßstab für höchste Bierqualität.

REINE DEFINITIONSSACHE

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Heute ist das Internet Informationsmedium Nummereins, vor 500 Jahren machte der Buchdruck erstmalseinen weltweiten Wissenstransfer möglich. 1440 gelingtJohannes Gutenberg die entscheidende Erfindung zurVeröffentlichung und Verbreitung von Gedanken: Dergebürtige Mainzer zerlegt den Text in Einzelelementewie Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen und Liga-turen. Per Handgießinstrument aus Messing werden sieals Blei-Zinn-Antimon-Mischung seitenverkehrt in un-begrenzter Anzahl hergestellt und beliebig zusammen-gefügt. Erfolgte vor Gutenberg die Textreproduktionausschließlich in der Schreibstube, so lassen sich Bücherund Texte ab sofort in großen Mengen und immer glei-cher Optik vervielfältigen. Dank der neuen Erfindungwird an einem Tag mehr Text kopiert, als zuvor in einemJahr geschrieben werden konnte.

>bedeutung: Der Buchdruck ist Beginn der Aufklärung.Bildung ist nicht mehr ein Privileg der Reichen, Guten-berg macht sie für alle erschwinglich. Mit einer Gesamt-produktion von 770 Millionen Büchern jährlich zähltDeutschland heute zu den führenden Buchnationen.

INFORMATIONSOFFENSIVEBUCHDRUCKerfinderJOHANNES GUTENBERGzeitpunkt1440

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erfinderOTTO BOCK HEALTHCARE GMBHzeitpunkt1997

C-LEG18>

Treppensteigen, Spazierengehen oder Golfspielen. Fürdie Träger von rein mechanischen Beinprothesen stellenehemals selbstverständliche Bewegungsabläufe wahreDenksportaufgaben dar. Jeder Schritt will überlegt sein.1997 stellt die Otto Bock HealthCare GmbH auf demWeltkongress der Orthopädie und Reha-Technik eineNeuerung vor, die in Zukunft das Leben mit der körper-lichen Behinderung erleichtert: Das erste vollständigmikroprozessorgesteuerte Kniegelenk ermöglicht diegrößtmögliche Annäherung an das natürliche Gehen.50 Mal pro Sekunde werden über Sensoren und einenMikroprozessor die zur Fortbewegung wichtigen Datenüberprüft. Aktiv stellt sich das C-Leg auf jede Situationein. Dass sich Intelligenz und gutes Aussehen nicht aus-schließen, sondern ergänzen, zeigt die jüngste Auszeich-nung mit dem Independent Living Design Award. Ein hüb-scher Schritt in Richtung eines unbeschwerten Lebens.

>bedeutung: Laut eines Urteils des BSG haben Menscheneinen Rechtsanspruch auf die aktuellste Prothesen-technik. Mehr als 11.000 Menschen weltweit vertrauenmittlerweile der C-Leg-Technologie.

INTELLIGENTE GANG-ART

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Schon mit Beginn der sechziger Jahre setzen großeFinanzdienstleister alles auf eine Karte aus Plastik. Daaber weder Unterschrift noch Magnetstreifen den Sicherheitsansprüchen der bargeldlosen Zahlung ent-sprechen, wird bald der Ruf nach einer intelligentenKarte laut. Jürgen Dethloff und Helmut Gröttrup erwei-sen sich als hellhörig: 1968 reichen sie ein Patent für eineKarte mit integriertem Schaltkreis ein. Bereits 1977 über-trifft Dethloff seine erste Erfindung mit der Mikropro-zessorkarte. Im Gegensatz zur Speicherkarte, die nurüber einen beschreib- und lesbaren Datenspeicher ver-fügt, kann die Mikroprozessorkarte frei programmiertwerden. Heute ist die Chipkarte aus unserem Alltagnicht mehr wegzudenken: Telefon-, Kredit-, Scheck- undPatientenkarte – alle wichtigen Daten finden in Plastikverpackt Platz in unserer Brieftasche.

>bedeutung: Als Speichermedium für biometrische Datentreibt die Chipkarte die Weiterentwicklung internatio-naler Sicherheitsstandards voran. Versehen mit individu-ellen Daten kann sie Leben retten.

COMPUTER FÜR DIEWESTENTASCHEerfinder

JÜRGEN DETHLOFF,HELMUT GRÖTTRUPzeitpunkt1969

CHIPKARTE

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Und, oder, nicht: Mit drei logischen Schaltungen und2.600 Relais ausgestattet kommt 1941 der erste vollfunktionstüchtige, programmierbare Rechner zum Ein-satz. Erfinder der elektromechanischen, binären Rechen-maschine Z3 ist Konrad Zuse, Bauingenieur aus Berlin.Da der Tüftler Mathematikaufgaben hasst, beginnt Zuse1936 mit der Konstruktion eines rein mechanischenRechenautomaten. Der Speicher des Z1 besteht ausMetallplättchen, die Stifte in zwei verschiedene Posi-tionen schieben – auf Null und Eins. Die groben Bauteileklemmen jedoch leicht, so dass es immer wieder zu un-präzisen Ergebnissen kommt. Mit Beginn des ZweitenWeltkriegs werden die Mittel knapp. Indem Zuse Relaisder unterschiedlichsten Form und Spannung verwen-det, gelingt ihm dennoch der Sprung zu einem elektro-mechanischen Rechenwerk, Z3 genannt, das die vierGrundrechenarten in drei Sekunden ausführt.

>bedeutung: Mit dem Z3 beginnt das digitale Zeitalter. Innur 65 Jahren revolutioniert der Computer nahezu alleLebensbereiche. Heute werden pro Jahr weltweit 45 Mil-lionen PCs verkauft, drei Millionen allein in Deutschland.

FORMEL 01COMPUTERerfinderKONRAD ZUSEzeitpunkt1941

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24> CURRYWURSTerfinderHERTA HEUWERzeitpunkt1949

fast-food-pionierin

Döner und Hamburger können ihr nichts anhaben: Nach wie vor zählt die Currywurst zu Deutschlands beliebtestenGerichten. 800 Millionen werden jährlich bundesweit ver-speist. Dass die kulinarische Eigenkreation aus mundgerech-ten Wurststückchen mit Tomaten-Curry-Sauce so viele Lieb-haber finden würde, daran hat Herta Heuwer, Erfinderin dieser schnellen Mahlzeit, sicher nie gedacht. Als sie am4. September 1949 das neue Leibgericht der Deutschen erst-mals zubereitet, ist’s bloßer Zeitvertreib, Jahrzehnte späterein Klassiker – nicht nur in Deutschland.

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erfinderRUDOLF DIESELzeitpunkt1890

DIESELMOTOR

* Jahrelange Prozesse um die Patentrechte am Diesel-motor und hohe Schulden lassen den Ingenieur verzweifeln. 1913 nimmt er sich während einer Schiffs-passage von Belgien nach England das Leben.

Der Druck steigt. In Sekundenschnelle ist die Luft inner-halb des Kolbens so weit komprimiert, dass ihre Tempe-ratur 700 Grad misst. Ein kleiner Tropfen Öl genügt – unddas Luft-Kraftstoff-Gemisch entzündet sich von selbst.Im Jahr 1890 gelingt es Rudolf Diesel mit einer neuenAntriebstechnik, den Ottomotor an Effizienz zu über-trumpfen. Das Prinzip der verdichteten Luft, die sichselbst entzündet, erfordert weniger Kraftstoff und leis-tet ganze 20 PS. Ursprünglich gedacht als Produktions-hilfe für kleine Werkstätten, kündet sich schon bald derGroßeinsatz der technischen Neuerung an. 1903 wird das erste Schiff mit Dieselmotor in Betrieb genommen,1913 folgt die Diesellok. Zehn Jahre später laufen auchLKWs und Personenautos mittels Dieselantrieb. Daslangjährige Ringen des Ingenieurs um eine neue Technikhat sich gelohnt – der Dieselmotor setzt die Welt inBewegung.

>bedeutung: Die hohe Effizienz bei gleichzeitig langerLebensdauer machen den Dieselmotor bis heute zu einerweltweit verbreiteten Technik. 90 Prozent aller Handels-schiffe werden auf diese Weise angetrieben.

HEISSE LUFT GIBT ANTRIEB

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Hauptsache, es hält. Das wird auch ein britischer Bau-unternehmer gedacht haben, als er 1919 mit Schweine-blut getränkte Stofflappen zu Befestigungszwecken ineinem Wandloch des Britischen Museums versenkte.Weitaus hygienischer und beständiger ist der Fischer-dübel, in den fünfziger Jahren von Artur Fischer entwi-ckelt. 1956 bittet Fischers ehemaliger Lehrherr seinenZögling, einen speziellen Dübel herzustellen. Fischerübertrifft jedoch den Wunsch des Meisters – mit derErfindung des Spreizdübels. Aus witterungsresistentemNylon gefertigt besitzt das kleine Befestigungsteil alles,was sicheren Halt gibt. Durch den fehlenden Anschlageignet sich der Dübel für alle Lochtiefen. EingedrehteSchrauben spreizen ihn auf und die unverwechselbaren

„Dübelschwänzchen“ verhindern, dass sich das Befesti-gungselement beim Eindrehen der Schraube mitdreht.Ein Geniestreich, der hält, was er verspricht.

>bedeutung: Bis heute gilt das Grundprinzip des Dübels.Über zehn Millionen Dübel stellt die Firma Fischer täglichher. Mit seinen intelligenten Befestigungssystemen ist Fischer derzeit Weltmarktführer in der Dübeltechnik.

DURCHDREHEN UNMÖGLICH

* Neben dem Dübel zählen auch das Fischer-technik-Baukastensystem und das Synchron-Blitzlichtgerät zu Artur Fischers Entdeckungen.Die neueste Errungenschaft: kompostierbaresKinderspielzeug aus Kartoffelstärke.

DÜBELerfinderARTUR FISCHERzeitpunkt1958

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Endlich eine treibende Kraft! Der Physiker Hans von Ohainund sein Assistent Hahn atmen auf, als sich der Unter-nehmer Ernst Heinkel 1935 anbietet, die Forschungender beiden finanziell erschöpften Luftfahrtpioniere zuunterstützen. Eine neue, propellerlose Antriebstechniksoll her – darin sind sich alle einig. 18 Monate später ist esso weit: Der erste noch mit Wasserstoff betriebene Proto-typ, der nach dem Rückstoßprinzip arbeit, wird getestet.Der Erfolg spornt von Ohain an. Ihren Höhepunkt findenseine Entwürfe im Strahltriebwerk HeS-3, das in die extradafür konstruierte Heinkel He 178 eingebaut wird. DasAntriebsprinzip ähnelt dem eines Viertaktmotors: Luftwird angesaugt, verdichtet, verbrannt und ausgestoßen.Der Schub liefert die Antriebskraft. Im August 1939 prä-sentieren Heinkel und von Ohain stolz das Ergebnis ihrerStudien: In Rostock startet das erste Düsenflugzeug.

>bedeutung: Das Düsentriebwerk revolutioniert die Luft-fahrt. Verbesserungen bei Treibstoffverbrauch, Gewichtund Sicherheit machen es zur wichtigsten Grundlage fürden internationalen Luftverkehr.

ERFOLGSSTRAHLAM HORIZONT

DÜSEN-TRIEBWERKerfinderHANS VON OHAINzeitpunkt1936

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Der Generator ist aus, ein Rest an Spannung bleibt. Mitder Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips 1866schafft Werner von Siemens die besten Voraussetzungen,um Strom für jedermann verfügbar zu machen. Ob alsMaschinenantrieb oder zur Erhellung des Wohnzimmers:Elektrische Generatoren sollen die begehrte Energie inZukunft auch ohne Hilfsmaschinen oder Batterien erzeu-gen. Durch pure Selbsterregung, wie von Siemens es aus-drückt. Grund für diese Behauptung ist seine Feststel-lung, dass der im Eisen eines Generator-Elektromagnetenverbleibende Magnetismus ausreicht, um eine schwacheSpannung im rotierenden Anker des Gerätes aufzubau-en. Die dadurch hervorgerufene Ankerbewegung führtumgekehrt wieder dazu, dass sich der Magnetismus imElektromagneten bis zur Sättigung erhöht. Von Siemenssah in seiner Erfindung die Chance, Strom in jeder erdenk-lichen Stärke zu erzeugen – an jedem Ort der Welt.

>bedeutung: Elektromagnetisch betriebene Generatorenliefern auch heute weltweit einen Großteil des elek-trischen Stroms – sowohl in Wärme-, Atom- und Wasser-kraftwerken als auch in Windenergieanlagen.

IMMER IN ERREGUNGDYNAMOerfinderWERNER VON SIEMENSzeitpunkt1866

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erfinderMANFRED VON ARDENNEzeitpunkt1930

FERNSEHEN34>

Als 1953 Königin Elizabeth II. gekrönt wird, ist ein Groß-teil der Deutschen dabei. Live – dank der Fernsehtechnik,die zu diesem Zeitpunkt langsam, aber stetig Einzug in die Wohnzimmer hält. Am Weihnachtsabend 1930gelingt Manfred von Ardenne die erste elektronischeFernsehübertragung. Das Prinzip ist bereits bekannt:Bilder werden auf Senderseite zerlegt, um sie beimEmpfänger wieder aufzubauen. Von Ardenne nutzt zurBildabtastung den Leuchtfleck einer Braun’schen Röhre,die elektrische Ströme sichtbar macht. 1935 wird das ersteregelmäßige Fernsehprogramm ausgestrahlt, seinenDurchbruch erlebt die neue Art der Unterhaltung jedocherst nach dem Zweiten Weltkrieg. Traf man sich früherzum Kino, so versammeln sich nun Freunde und Familieum den Fernseher. Seit Anfang der neunziger Jahre wirdrund um die Uhr gesendet. Der Zuschauer hat mittler-weile die Wahl zwischen hunderten von Programmen.

>bedeutung: Rund 167 Millionen Fernsehgeräte werdenheute pro Jahr weltweit verkauft. Platzsparende Flach-bildschirme lösen allmählich die Röhren-Monitore ab.

EIN HINGUCKER FÜRSWOHNZIMMER

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erfinderJUNGHANS UHREN GMBHzeitpunkt1991

FUNKARM-BANDUHR

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Die deutsche Pünktlichkeit belächelt und bewundertman im Ausland gleichermaßen. Die Firma Junghansträgt diese deutsche Tugend in die ganze Welt.

Mit der Entwicklung der digitalen Funkarmbanduhrim Jahre 1990 und einer analogen Variante 1991 sindVerspätungen nahezu ausgeschlossen. Die Uhren stellenper Funksignal immer die exakte Zeit ein und gehenauch nach einer Million Jahren Laufzeit noch sekunden-genau. Auch die Umstellung von Winter- auf Sommer-zeit erfolgt vollautomatisch. Der europäische ZeitsenderDCF 77 und Mikroelektronik machen diese Präzisionmöglich. Nach der Erfindung der ersten funkgesteuer-ten Tischuhr im Jahre 1985 konzipierte Junghans mit derPünktlichkeit fürs Handgelenk den vorläufigen Höhe-punkt in der Uhrentechnik. Die Funkarmbanduhr hatteeine Entwicklungszeit von zwei Jahren und ist vollstän-dig eigenfinanziert.

>bedeutung: 2004 präsentierte Junghans auf der Schmuck-und Uhrenmesse in München die erste Multifrequenz-Funkarmbanduhr, die in Europa, Japan und den USA auto-matisch funkgenau läuft.

PÜNKTLICH WIE DIE MAURER

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Ob Fantasy- oder Kinderfilm: Schwingende Arme hebenMenschen in die Lüfte. Kurios, denn Otto Lilienthal wider-legte schon 1894, dass diese vom Vogelflug abgeschau-te Bewegung die Schwerkraft überwinden kann. DieForschung des im mecklenburgischen Anklam gebore-nen Erfinders ergibt, dass die eigentliche Leistung in derWölbung der Flügel liegt. Nach dieser Erkenntnis formtLilienthal die künstlichen Flügel. Dank seines handwerk-lichen Geschicks wird er 1894 mit seinem Gleitflugzeugzum ersten Flieger der Menschheit. Lilienthal hält alsexklusiver Fachmann auf dem Gebiet der FlugtechnikVorträge, verfasst Aufsätze und steht im Austausch mitanderen Flugpionieren in der ganzen Welt. 1896 stirbt ertragischerweise bei einem Testflug. Seine Erkenntnisseführen die Gebrüder Wright in den USA zur Erfindungdes motorisierten Flugzeugs.

>bedeutung: Mit dem auch in Hamburg produziertenAirbus A 380 geht in diesem Jahr das größte Passa-gierflugzeug der Welt in die Luft. Auch 100 Jahre späterschreibt Lilienthals Erfindung Zukunftsgeschichte.

VON SPATZEN UNDTAUBEN LERNEN

GLEIT-FLUGZEUGerfinderOTTO LILIENTHALzeitpunkt1894

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GLÜHBIRNE

luft bringt sie zur weissglut.

Ein heller Kopf ist gefragt. Seit 1837 setzt Heinrich Göbel allesdaran, es künstlich Licht werden zu lassen. Da Lichtbogen-Experimente mit regelmäßigen Feuerwehreinsätzen enden,unternimmt er Versuche mit Glühdrähten, die leider raschschmelzen. Eine wesentliche Verbesserung bringt die Verwen-dung von Bambusfasern. 1854 hat er dann die wirklich zün-dende Idee, die Fasern in einem Vakuum zum Glühen zu bringen. 40 Stunden lang bringt Göbel die erste Lampe zumLeuchten. Heute leuchtet die ganze Welt.

erfinderHEINRICH GÖBELzeitpunkt1854

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Das Glanzstück der Weimarer Republik! Als solches preistder im Exil weilende Kaiser Wilhelm II. den Goldbären.Seit Erfindung der Nascherei stimmen immer mehrMenschen in das kaiserliche Loblied mit ein. Geborenwird der Goldbär im Bonner Stadtteil Kessenich, in derKüche des Süßwarenherstellers Hans Riegel. Speisege-latine ist der wichtigste Grundstoff des süßen Bärchens.Der Fruchtgummi-Tanzbär wie auch sein Vetter ausLakritz finden zuerst auf Jahrmärkten großen Anklang.Für einen Pfennig bekommt man zwei der elastischenBären. Zeitgleich mit dem Wirtschaftswunder der fünf-ziger Jahre ändert der Goldbär seine Gestalt. Aus demeher mageren Gesellen wird ein properes Kerlchen inden schillerndsten Farben. Als künstliche Farbstoffe ausder Mode kommen, wird auch der Goldbär blasser –was seiner Beliebtheit keinen Abbruch tut. Nur nochmit Auszügen aus Früchten gefärbt, macht er weltweitKinder froh. Und Erwachsene ebenso.

>bedeutung: Die größte europäische Verbraucherstudie „European Trusted Brands“ kürt Haribo 2003 bis 2005 zur

vertrauenswürdigsten Süßwarenmarke der Deutschen.

KULT ZUM ANBEISSENGOLDBÄRerfinderHANS RIEGELzeitpunkt1922

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erfinderSAMUEL HAHNEMANNzeitpunkt1797

HOMÖOPATHIE

* Üblichste Arzneimittelform sind die Globuli, kleine Rohr-zuckerkügelchen, die mit der verdünnten Substanz benetzt sind.Je stärker die Verdünnung, desto größer ist die Wirkung.

Similia similibus curentur: Ähnliches möge mit Ähn-lichem geheilt werden. Zu dieser Erkenntnis kommtSamuel Hahnemann 1790 per Zufall. Da ihm die angeb-liche Wirkung der Chinarinde gegen Malaria suspekt er-scheint, verzehrt er selbst ein Stück der pflanzlichen Sub-stanz. Überraschendes geschieht – Hahnemann stelltSymptome fest, die denen der Malaria sehr ähnlich sind.Sein Fazit: Wird einem Kranken eine Substanz verab-reicht, die eine „künstliche Krankheit“ erzeugt, die demeigenen Leiden sehr gleicht, so dominiert die stärkereKunstkrankheit über die natürliche. Der Patient wird ge-sund. Nach Hahnemanns Ansicht gibt es immer nur einMittel, das auf das Beschwerdebild passt. Dement-sprechend sieht die Homöopathie eine gründlicheErstbefragung vor, die alle körperlichen, aber auch seeli-schen Symptome, Gewohnheiten und Eigenschaften desPatienten erfasst. Nicht nur eine Krankheit, das Individu-um im Ganzen wird behandelt.

>bedeutung: Hahnemanns Lehre wurde bis heute voneiner Vielzahl homöopathischer Ärzte ergänzt. Besondersbei chronischen Krankheiten erzielt sie sehr gute Erfolge.

EINE HEILSAME ERFAHRUNG

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Der Samen eines Bergahorns macht es vor: den Aufstiegdurch eine Drehung um die eigene Achse. Seit dem4. Jahrhundert nach Christus beschäftigen sich die Men-schen mit dem vertikalen Auftrieb durch waagerechteRotoren. Der erste voll steuerbare Hubschrauber wird1936 in der Berliner Deutschlandhalle vorgeführt. Er-finder des Fw 61 ist der Ingenieur Henrich Focke. DurchNeigung der Rotorblätter kann der Helikopter Bewegun-gen in alle Richtungen ausführen. Selbst Schwebezu-stände sind möglich. Anders als beim Flugzeug benötigtder Pilot für die flugtechnische Präzisionsarbeit beideHände und Füße. Die linke Hand ist für den Neigungs-winkel aller Rotorblätter zuständig, mit rechts regelt erden Anstellwinkel jedes einzelnen Blattes. Über zweiPedale wird der Heckrotor gesteuert. Als Senkrecht-starter bei minimaler Flugplatzgröße kommt der Hub-schrauber punktgenau zum Einsatz.

>bedeutung: Das flexible Rotorsystem macht den Hub-schrauber zum fliegenden Kran, mobilen Verkehrsüber-wacher, Waldbrandbekämpfer und Lebensretter in allenTeilen der Welt.

AKROBAT DER LÜFTEHUB-SCHRAUBERerfinderHENRICH FOCKEzeitpunkt1936

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James Dean und Marlon Brando machen sie in den fünf-ziger Jahren zum Kultobjekt: die Jeans. Erfinder der ro-busten Hose ist der Deutsche Levi Strauss, der 1848 mitseiner Familie nach New York auswandert. Die Goldgrä-berstimmung an der Westküste der USA wirkt auch aufden jungen Levi ansteckend und so zieht er 1853 nachSan Francisco, um sich mit einem kleinen Geschäft fürden Bedarf der Minenarbeiter selbständig zu machen.Der Verkaufsschlager: unverwüstliche Hosen aus Zeltpla-ne. Schon bald eröffnet Strauss das erste Großhandels-textilgeschäft. Statt der Zeltplane verwendet er nun denblauen Baumwollstoff Denim. Leider besitzen die Hoseneinen Schwachpunkt: die Nähte. Der Schneider JacobDavis aus Nevada kommt Strauss zur Hilfe. Er versiehtalle gefährdeten Stellen mit Kupfernieten. Die Erfindungbegeistert die Kunden – und Levi Strauss. Da Davis dasGeld fehlt, melden die beiden gemeinsam die neue Ideezum Patent an: Die heutige Jeans ist geboren.

>bedeutung: Im Zweiten Weltkrieg gelangt die Jeans überdie US-Army nach Europa. Heute ist sie in allen Teilen derWelt Bestandteil der Garderobe.

KUPFER WIRD ZU GOLDJEANSerfinderLEVI STRAUSSzeitpunkt1873

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erfinderMELITTA BENTZzeitpunkt1908

KAFFEE-FILTER

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Kaffeesatzleserei mag einigen Menschen zu neuen Er-kenntnissen verhelfen, beim Genuss einer Tasse Kaffeeist der Satz jedoch störend.

Unfreiwillige Hilfestellung bei der Suche nacheinem satzfreien Kaffeegenuss liefern die beidenKinder von Kaffeefiltererfinderin Melitta Bentz. DieMutter zweier Söhne zweckentfremdet im Jahre 1908die Löschblätter aus den Schulheften ihrer Kinder. AlsEinlage in einem durchlöcherten Messingtopf schüt-zen sie damit die Kaffeetasse vor dem ungeliebtenKaffeesatz. So entsteht das Grundprinzip des erstenKaffeefilters: Am 8. Juli 1908 erteilt das kaiserliche Patentamt zu Berlin Gebrauchsmusterschutz für dieseErfindung. Nach einigen Verfeinerungen stellt derFamilienbetrieb M. Bentz ab 1912 Filterpapier und ab1937 Filtertüten her.

>bedeutung: Das von Melitta Bentz gegründete Unter-nehmen wird heute von ihren Enkeln geführt. Als inter-nationale Gruppe beschäftigt Melitta mittlerweile 3.800Menschen. Unter gleicher Marke werden Kaffee undKaffeeautomaten vertrieben.

KAFFEE DURCH LÖSCHPAPIER

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erfinderOTTO HAHNzeitpunkt1938

KERNSPALTUNG

* Hahn ist sich der Gefahren seiner Erfindung bewusst. Gemein-sam mit 17 anderen deutschen Atomforschern unterschreibt er1957 die Göttinger Erklärung gegen eine atomare Bewaffnungder Bundeswehr.

Schwerer als Uran soll das Endprodukt sein. DiesesErgebnis erhoffen sich der Chemiker Otto Hahn, sein As-sistent Fritz Strassmann und die Physikerin Lise Meitner,als sie 1938 beginnen, das radioaktive Element Uran mitNeutronen zu beschießen. Der Ausgang des Versuchsgibt Rätsel auf. Rechnete das Forschertrio mit einemneuen Element, so müssen sie nun feststellen, dass dasviel leichtere Barium zu den Reaktionsprodukten zählt.Die Wissenschaftler kommen zu einem spektakulärenSchluss: Kein Nachbar des Uran, sondern eine Kernspal-tung liegt vor, bei der durch Neutronenbeschuss Bariumund Krypton entstehen. Die frei werdende Energiebeträgt 200 Megaelektronenvolt und setzt Neutronenfrei, die eine Kettenreaktion auslösen. Die Zahl der Spal-tungen summiert sich, die gewonnene Energiemengeübertrifft die von Steinkohle ums Millionenfache.

>bedeutung: Mit der Entdeckung der Kernspaltung schaf-fen Hahn, Meitner und Strassmann die Grundlage fürzwei wichtige Entwicklungen: die Kernenergie – und dieAtombombe.

ENERGIE MITNEBENWIRKUNG

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erfinderOSKAR BARNACKzeitpunkt1925

KLEINBILD-KAMERA

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Boulevardpresse, Tageszeitungen, Urlaubserinnerungenund Familienbilder: Ohne Fotos wäre das Leben an blei-benden visuellen Eindrücken ärmer. Mit der Kleinbild-kamera legt Oskar Barnack 1925 den Grundstein fürspontane Momentaufnahmen. Wie damals üblich be-dient sich der gelernte Feinmechaniker und Hobbyfoto-graf zunächst der sperrigen Balgenkamera. Schon baldmacht er eine denkwürdige Entdeckung: Die auf Plattengebannten Bilder zeigen mehr Details als nötig – fürBarnack ein Hinweis, dass auch ein kleineres Format dasAuge des Betrachters zufrieden stellen kann. Der Einsatzeines 35-mm-Kinofilms erweist sich als optimale Lösung.Auf eine Spule aufgewickelt ermöglicht das neue Me-dium ein Belichten von 24 mal 36 Millimeter großenAbschnitten in schneller Folge. Durch die geringe Größeder Filmpatronen wird auch das Gehäuse kompakter, dieKamera zum handlichen Wegbegleiter.

>bedeutung: Noch heute ist die Verwendung von 35-mm-Film Standard in der analogen Reportage-Fotografie.Gängige Bauformen sind die Spiegelreflex-, Sucher- undKompaktkamera.

VON DER PLATTE ZUM FILM

* Die Bildgröße von 24 mal 36 Millimetern ist mehrals eine technische Notwendigkeit: Barnack be-zeichnet das Seitenverhältnis von 2:3 schlichtwegals das schönste Format.

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erfinderFORON HAUSGERÄTE GMBHzeitpunkt1993

KÜHLSCHRANK56>

44 Jahre nach der Entdeckung des Fluorchlorkohlen-wasserstoffs ist klar: Das farb- und geruchlose Gas istalles andere als harmlos. Die enthaltenen Chloratomezerstören die Ozonschicht, die Atmosphäre heizt sichauf. Verheerend, dass in Deutschlands KühlgerätenTonnen dieses Umweltgiftes schlummern. Das sächsi-sche Unternehmen dkk, seit November 1989 FORON,entdeckt die Marktlücke und beschließt, sie mit einemumweltfreundlichen Kühlschrank zu füllen. Betriebenwird er mit einem Gasgemisch aus Propan und Isobutan,zwei völlig ungefährlichen Gasen. Gemeinsam mit Green-peace und dem Dortmunder Hygieneinstitut produziertdie Firma zunächst zehn Prototypen – und trifft aufimmensen Widerstand seitens der Konkurrenz. Dank derPressearbeit von Greenpeace wird die Gegenoffensivebald gestoppt. Im August 1992 kann sich die dkk/FORONüber 64.000 Vorbestellungen des „Greenfreeze“ freuen.

>bedeutung: Mit dem Greenfreeze ist der Siegeszug desumweltfreundlichen Kühlschranks nicht mehr aufzu-halten: Die Konkurrenz muss sich dem Verbraucherdruckbeugen und stellt ihre Produktion um.

DER GRÜNE REVOLUZZER

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Mit 430 Kilometer pro Stunde, viel Komfort und schönerAussicht bringt der Transrapid seine Fahrgäste in Shang-hai von A nach B. Die Idee für die Magnetschwebetechnikhat der Ingenieur Hermann Kemper schon 1922. DieRäder der Eisenbahn, so glaubt er, müssten durchElektromagnete zu ersetzen sein. Die Übernahme derelterlichen Fleischwarenfabrik 1927 gibt Kemper endlichdie finanziellen Mittel an die Hand, um seine These zubelegen. Seinen Versuchen folgt eine höchst befrie-digende Entdeckung: Während die technischen Pro-bleme von Rad-Schienen-Systemen mit zunehmenderGeschwindigkeit wachsen, wird die Leistungskraft derberührungsfreien Magnetbahn lediglich durch denLuftwiderstand begrenzt. Den gilt es nun zu reduzieren.Kemper entwickelt ein fast luftleeres Röhrensystem,das die Magnetbahn sehr hohe Geschwindigkeitenerreichen lässt – ein vielversprechender Schwebezu-stand, den Kemper 1934 zum Patent anmeldet.

>bedeutung: Als Weiterentwicklung von Kempers Erfindungwird 1979 der Transrapid vorgestellt – die erste für den Per-sonenverkehr zugelassene Magnetschwebebahn der Welt.

DIE UNBERÜHRBAREMAGNET-SCHWEBEBAHNerfinderHERMANN KEMPERzeitpunkt1934

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Papa, uns ist langweilig. Im Winter 1907/08 gelingt esJosef Schmidt mit einer selbstgezeichneten Spielbahn inKreuzform den Quengeleien seiner drei Söhne ein Endezu machen. Da auch Nachbarskinder den neuen Zeitver-treib begeistert aufgreifen, startet der erfinderische Va-ter 1914 eine erste Serienproduktion des Brettspiels. MitAusbruch des Ersten Weltkrieges bleibt der Geschäfts-erfolg jedoch aus. Teils aus Mitgefühl, teils aus verkaufs-strategischen Gründen entwickelt Josef Schmidt eine bril-lante Idee: Er produziert 3.000 Exemplare seines Spielsund verschenkt sie an Lazarette, um verletzte Soldatenaufzumuntern. Mit dem Kriegsende kommt für Schmidts

„Mensch ärgere Dich nicht“ der große Durchbruch: Da dieHeimkehrer auch weiterhin durch Rausschmeißen,Blockieren und Überholen Unterhaltung suchen, steigendie Verkaufszahlen bis 1920 auf eine Million.

>bedeutung: Mit 70 Millionen verkauften Exemplaren avan-ciert „Mensch ärgere Dich nicht“ zum beliebtesten Spiel imdeutschsprachigen Raum. Die Idee kennt keine Grenzen:Schon bald feiert das Spiel den internationalen Durchbruch.

BELIEBTHEIT IST EINKINDERSPIEL

MENSCH ÄRGERE DICHNICHTerfinderJOSEF SCHMIDTzeitpunkt1905

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erfinderGOTTLIEB DAIMLERzeitpunkt1885

MOTORRADHeute sind 250 Kilometer pro Stunde auf zwei Rädernkeine Seltenheit, früher musste man sich mit 0,5 PS undeiner Geschwindigkeit von zwölf Kilometer pro Stundebegnügen. Gemeinsam mit Wilhelm Maybach konstru-iert Gottlieb Daimler 1885 das erste Motorrad – denReitwagen. Betrieben wird das hölzerne Gefährt von derso genannten Standuhr – einer verkleinerten Form desViertaktmotors. Von Fahrkomfort kann zu diesem Zeit-punkt noch keine Rede sein. Die Reifen sind aus Holz, klei-ne Stützräder geben Halt. Der Sitz in Sattelform machtdem Namen des Vehikels alle Ehre und wer schalten will,muss absteigen. Immerhin ist das erste Motorrad miteiner Sitzheizung ausgestattet. Der unter dem Sattelbefindliche Auspuff wärmt zuverlässig das Hinterteil desFahrers. Trotz kleiner Mängel gelingt dem Ingenieurteammit dem Reitwagen eine spektakuläre Premiere: Der mo-torisierte Individualverkehr kommt langsam ins Rollen.

>bedeutung: Der Reitwagen stellt einen wichtigen Schrittauf dem Weg zu einer weltweiten Fahrzeugmotorisierungdar. 1886 folgt die Motorkutsche, 1889 stellt Daimler denersten Motorwagen auf der Weltausstellung in Paris vor.

EIN HALBES PFERD AUS HOLZ

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erfinderFRAUNHOFER-INSTITUTzeitpunkt1987

MP3-FORMATLieblings-T-Shirt, Bikini und 800 Songtitel: Gebannt alsMP3 geht heute die gesamte Musiksammlung mit aufReisen. Indem alle Frequenzen, die das menschliche Ohrnicht wahrnimmt, eliminiert werden, verkleinert sichbeim MP3-Format die Datenmenge auf ein Zwölftel derursprünglichen Größe.

1987 gelingt Forschern des Fraunhofer-Instituteserstmals die Kompression von Audiodateien zum MP3-Format. Zunächst gedacht um die Qualität der Telefoniezu verbessern, revolutioniert die neue Erfindung viaInternet bald die ganze Musikbranche. Trotz des Miss-brauchs durch illegale Tauschbörsen wird die neueTechnik weiterentwickelt, um ausgestattet mit Multi-kanalfähigkeiten und der Möglichkeit zur noch stärke-ren Volumenreduktion unseren Alltag zu bereichern.Abspielgeräte mit Speicherfunktion erlauben auchunterwegs den komprimierten Musikgenuss.

>bedeutung: Das MP3-Format kommt heute branchen-übergreifend zum Einsatz. Neben der Verbreitung vonMusik findet findet MP3 auch beim digitalen Satelliten-rundfunk Verwendung.

KOMPRIMIERTE QUALITÄT

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Die Zunge macht den Ton. Dessen ist sich der chinesischeKaiser Huang Tei bewusst, als er vor 2.800 Jahren eineHarmonika aus Bambus kreiert. Obwohl das Prinzip derTonerzeugung durch frei schwingende Zungen schonfrüh erfunden wird, ist der Weg zur Mundharmonikanoch weit. Er führt nach Thüringen, zu Christian FriedrichBuschmann, dem Sohn eines berühmten Instrumenten-bauers. Mehr als Hilfsmittel zum Klavierstimmen ge-dacht, entwickelt Buschmann junior im Alter von nur 16Jahren ein harmoniumartiges Musikinstrument – vierZoll groß mit 15 Stahlzungen. Schon bald erkennt er, wel-ches Potenzial in dem kleinen Ding schlummert. StetigesHineinblasen entlockt der Mundäoline, wie Buschmannseine Erfindung nennt, 21 Töne – in zartem Piano oderkräftigem Forte, abhängig von der Laune des Spielers.Ein neues Instrument macht Furore: die Mundharmo-nika, deren sehnsuchtsvolle Melodie noch heute berührt.

>bedeutung: Klein, erschwinglich und leicht zu spielen fin-det die Mundharmonika weltweit Verbreitung. Blues undFolk sind ohne den Klang der „Blues Harp“ unvorstellbar.

DER SWING DESBIEDERMEIER

* Am 16. Dezember 1965 feiert die Mundharmonika als Weltraumstar ihre Premiere. Der Astronaut WalterSchirra spielt an Bord des Raumschiffs Gemini 4 mitder heimlich eingeschleusten Passagierin „Jingle Bells“.

MUND-HARMONIKAerfinderCHRISTIAN BUSCHMANNzeitpunkt1821

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Das vielfältige Zeitungsangebot am Kiosk verdankt derLeser nicht nur dem Mitteilungsbedürfnis der Journa-listen. Die Grundlage für den dichten Blätterwald schaffteine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert.

Friedrich Gottlob Keller stellt 1843 durch Abschlei-fen von Holz an einem Schleifstein einen Faserbrei herund fertigt daraus ein Stückchen Papier. Der so genann-te Holzschliff löst damit die Papierherstellung ausHadern, Hanf- und Flachsabfällen ab. Kellers Entwick-lung deckt den durch die Erfindung der Papiermaschineentstandenen Rohstoffmangel. Aus finanziellen Grün-den verkauft der gelernte Weber 1851 seine inzwischenpatentierte Erfindung an den Papierfabrikanten Hein-rich Voelter. Dieser stellt 1867 in Paris die maschinelleHolzschlifffertigung vor.

>bedeutung: Kurze Zeit nach der Erfindung dient dieMethode zur weltweit massenhaften Produktion vonBilligpapier. Eine wichtige Voraussetzung für die Ver-breitung der Tagespresse, die zu jener Zeit entsteht.

BASIS FÜR DENBLÄTTERWALD

PAPIER-ROHSTOFFerfinderFRIEDRICH GOTTLOB KELLERzeitpunkt1843

* Phoenix Motion, 115 Gramm schwer, zählt zu den Premiumprodukten auf dem Papiermarkt.Es vereint die haptischen Eigenschaften vonNaturpapier mit der perfekten Optik undBedruckbarkeit von gestrichenen Papieren.

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erfinderJULIUS LOTHAR MEYERzeitpunkt1864

PERIODEN-SYSTEM Feuer, Wasser, Erde, Luft: 400 Jahre vor Christus domi-

niert die Meinung, die Welt bestehe lediglich aus vierElementen. Im 19. Jahrhundert ist die Menschheit umeinige Erkenntnisse reicher. Genau genommen um 63Elemente, denen der Chemiker Julius Lothar Meyer einSystem gibt. Zeitgleich mit dem russischen ForscherDmitrij Mendelejew ordnet er Elemente mit gleichenchemischen Eigenschaften übereinander an, Stoffe mitbenachbarten Atomgewichten setzt er in einer Reihenebeneinander. Das erstaunliche Ergebnis: Ähnliche che-mische Eigenschaften wiederholen sich periodisch. DieZusammenstellung weist jedoch Lücken auf, die sichdank der neuen Systematik zumindest gedanklichschließen lassen: Auch wenn verschiedene Elementenoch nicht entdeckt sind – Atommasse und chemischesVerhalten sind schon im Voraus ablesbar.

>bedeutung: Heute zählt das Periodensystem 118 Elemente.Das leichteste ist der Wasserstoff, das schwerste das Uran.Den Platz im Periodensystem bestimmt nicht, wie Meyernoch glaubte, das Atomgewicht, sondern die Zahl derProtonen im Kern.

DIE WELT IM ÜBERBLICK

* Das Periodensystem dient manchem sogar alsmusikalische Inspirationsquelle: 1959 schreibt derAmerikaner Tom Lehrer das Lied „The Elements“,in dem die Namen aller bis dato bekannten 102Elemente vorkommen.

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erfinderSCHERING AGzeitpunkt1961

PILLEÜberlistet! Mit 50 Mikrogramm Östrogen gelingt esSchering 1961, dem weiblichen Körper eine Schwanger-schaft vorzutäuschen. Die Markteinführung der erstenPille in Deutschland hat weit reichende Folgen: SexuelleLust zieht nicht mehr zwingend einen Kindersegen nachsich. Die neue Selbstbestimmtheit der Frau spaltet dieGesellschaft in zwei Lager: Die eine Seite feiert die sexu-elle Freiheit, die andere wittert den Verfall der Moral.Letzteres bewirkt, dass die Pille anfangs nicht ohne trifti-gen Grund verschrieben wird. Sie bleibt nur Müttern vonmindestens zwei Kindern vorbehalten und wird überdiesverschämt als Mittel gegen Menstruationsbeschwerdengehandelt. Junge Frauen hingegen sollen keinen Ge-schlechtsverkehr vor der Ehe haben und brauchen des-halb auch kein Verhütungsmittel. So einfach ist dasThema vom Tisch. Erst die 68er-Bewegung verhilft derPille – die heute sehr viel niedriger dosiert und verträgli-cher ist – zum Durchbruch.

>bedeutung: Rund 80 Millionen Frauen nehmen heute diePille. Damit ist sie weltweit die Nummer eins unter denVerhütungsmitteln.

DIE SEXUELLE REVOLUTION

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PLATTEN-SPIELERerfinderEMIL BERLINERzeitpunkt1887

90 grad im zickzack

Die heutige Jugend kennt ihn kaum, die 40-Jährigen trauernihm nach. Mit der Erfindung des Plattenspielers 1887 bringtEmil Berliner über 100 Jahre lang Musik ins Wohnzimmer.Er verändert den Winkel zwischen Nadel und Trägerfolie um 90 Grad. Daraufhin bringen vertikale Schwingungen aus einer Zickzackfurche alles zum Klingen.

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erfinderMARTIN LUTHERzeitpunkt1517

REFORMATIONSchon immer erregten deutsche Kirchenmänner dieGemüter der Welt: Ist es heute Papst Benedikt der XVI.,so machte vor 500 Jahren der Augustinermönch MartinLuther von sich reden. Die Praxis des Sündenerlassesgegen Geld, den so genannten Ablasshandel, nimmtLuther 1517 zum Anlass, 95 Thesen zur Reformation derkatholischen Kirche zu formulieren. Er will alles abschaf-fen, was dem biblischen Zeugnis von der „Rechtfertigungaus Gnaden“ widerspricht. Der Legende nach schlägt erdiese Thesen am 31. Oktober 1517 an die Tore der Schloss-kirche zu Wittenberg.Vier Jahre später wird Luthers Lehredurch das vom Kaiser gezeichnete Wormser Edikt ver-boten. Der Erlass verbietet es im gesamten Reich, Lutherzu unterstützen oder zu beherbergen, seine Schriften zulesen oder zu drucken. Außerhalb Deutschlands findenLuthers Thesen dennoch Verbreitung.

>bedeutung: Luthers eigentlicher Wille einer Veränderungder Kirche von innen scheitert. Stattdessen führt die Re-formation zu einer Kirchenspaltung. Es entstehen die

„lutherischen Kirchen“ und die „reformierten Kirchen“,die zwei Hauptströme des Protestantismus.

PROTEST GEGEN DEN ABLASS

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erfinderALBERT EINSTEINzeitpunkt1905

RELATIVITÄTS-THEORIE Ein Popstar wird man normalerweise mit leicht verdau-

licher Kost, die jeder einfach nachsingen kann. AlbertEinstein genießt diesen Status, obwohl kaum jemandseinen größten Hit, die Relativitätstheorie, rezitierenkann. Der Mann mit weit herausgestreckter Zunge, des-sen Bild weltberühmt ist, wusste sich und seine Er-findungen schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gut zuvermarkten. 1905 stellt er das Absolute von Raum undZeit in Frage. Zeit, so behauptet er, hänge immer von derGeschwindigkeit des sich bewegenden Körpers ab.Zeitangaben sind folglich immer relativ zu ihrem Be-zugssystem. So laufen bewegte Uhren in Flugzeugenoder Schnellzügen immer langsamer als die Uhr einesFußgängers. Gemeinsam mit der Formulierung der all-gemeinen Relativitätstheorie 1915 hat Einstein das Ver-ständnis für Raum und Zeit weltweit verändert.

>bedeutung: Einsteins Voraussagen sind so exakt, dassseine Theorie heute als die am besten bestätigte gilt. DieErforschung des Allerkleinsten, der Elementarteilchen,und des Allergrößten, des Universums, wären ohne seineTheorien nicht denkbar.

ZEITGEIST IST RELATIV

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Zum Durchblicken von etwas Undurchschaubarem wünscht man sich häufig einen Röntgenblick. So lassensich Geheimnisse, Unerwartetes oder Unerwünschtesentdecken. Der Erfinder der Röntgenstrahlen war 1895hingegen gar nicht vom Willen getrieben, Durchleuch-tendes aufzuspüren. Nur zufällig entdeckt der PhysikerWilhelm Conrad Röntgen im Rahmen einer Versuchs-anordnung Licht, wo es nach bisherigem physikalischemErkenntnisstand keines geben darf. Das Besondere andiesem Licht ist seine Eigenschaft, Materie zu durchdrin-gen. So kommt er auf die Idee, in den Menschen hinein zufotografieren. Da hartes Gewebe besonders viel Strah-lung absorbiert, hinterlässt es, im Gegensatz zu weichemGewebe, weiße Schatten auf dem Durchleuchtungsfoto.Besonders Knochenbrüche kann man so einfach diagnos-tizieren. Eine Revolution für die Humanmedizin.

>bedeutung: Aufgrund des weltweiten Nutzens für die Medizin und der Begeisterung in der Bevölkerungwerden die von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten

„X“-Strahlen als Röntgenstrahlen bezeichnet.

DURCHSICHTIGES VERFAHREN

RÖNTGEN-TECHNIKerfinderWILHELM CONRAD RÖNTGENzeitpunkt1895

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* Rudolf Hell meldet in seinem Leben 131 Patente an. Er stirbt 2002 im Alter von 100 Jahren.

Wenn in der Morgenzeitung schon Fotos vom spätenTor des vorabendlichen Fußballspiels zu sehen sind,verdankt man diesen Anblick nicht nur dem entspre-chenden Torschützen, sondern auch der Idee eines derbedeutendsten deutschen Erfinder.

1951 entwickelt der Elektrotechniker Rudolf Hell dasUrgerät der digitalen Bildverarbeitung: Mit dem Klischo-graphen werden Bilder erstmals elektronisch eingelesenund gleich in eine Metallplatte eingraviert, um so einefertige Druckplatte zu produzieren. Die Produktionszeiteiner Zeitung verkürzt sich damit erheblich. Die elektro-nische Reproduktionstechnik bringt Hell in den Folge-jahren entscheidend voran. Einen vorläufigen Höhe-punkt findet seine Arbeit 1963: mit der Erfindung desChromographen, dem ersten Scanner zur Zerlegung far-biger Bildvorlagen.

>bedeutung: Rudolf Hell gilt als Edison der grafischenIndustrie. Seine Erfindungen bilden weltweit die Grund-lage für die digitale Bildbearbeitung und die digitaleFotografie.

ZERLEGTE BILDERSCANNERerfinderRUDOLF HELLzeitpunkt1951

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„Nur noch fünf Minuten bis Spielende. Ungarn verliertden Ball. Rahn schießt und ...Tooor! Deutschland ist Welt-meister.“ Das Wunder von Bern ist nicht nur das Ergebnisvon Kampfgeist und Ballgefühl. Der eigentliche Glücks-bringer sitzt unter den Füßen der Spieler: ein abschraub-barer Stollen aus Nylon, 1953 von Adolf Dassler entwi-ckelt. Schon 1920 fabriziert der junge Dassler in derWaschküche seiner Mutter die ersten Rennschuhe. Nachdem Zweiten Weltkrieg kommt dem gelernten Bäcker dieIdee, die hohen Fußballstiefel durch knöchelfreie Schuhezu ersetzen. Statt der vierfach genagelten Stollen gebennun Schraubstollen den Spielern Halt. Ein Test mit derNationalelf der A-Jugend verläuft erfolgreich, dem profes-sionellen Einsatz steht nichts mehr im Wege. Währenddie Ungarn beim WM-Endspiel 1954 im Morast ver-sinken, laufen die Deutschen zur Höchstform auf undgewinnen mit 3:2 – und dem richtigen Schuhwerk.

>bedeutung: 1949 von Adolf Dassler gegründet, gilt Adidasheute als das zweitgrößte Sportunternehmen der Welt.Allein 2004 betrug der weltweite Umsatz des Konzerns6,5 Milliarden Euro.

DER HEIMLICHE GEWINNER

* Der Firmenname Adidas ist eine Wortschöpf-ung, die sich aus der Kurzform von Adolf unddem Familiennamen Dassler zusammensetzt.

SCHRAUB-STOLLEN-SCHUHerfinderADOLF DASSLERzeitpunkt1953

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Der Kaiser selbst gibt den Anstoß: Am 17. September 1881verlangt Wilhelm I. vor dem Reichstag eine materielleAbsicherung der Arbeiterschaft. Ganz uneigennützig istseine Forderung allerdings nicht. Er möchte die Sozial-demokraten schwächen, die Arbeiter für den Staatzurückgewinnen. Auch der Reichskanzler Bismarck istder festen Überzeugung, ein Kranken-, Unfall-, Alters-und Arbeitslosenversicherungsgesetz könne viele ge-sellschaftliche Probleme lösen und die Arbeiterschaftwohlwollend stimmen. Sein Gesetz zur Krankenver-sicherung sieht eine finanzielle Beteiligung von Arbei-tern und Arbeitgebern vor. Die Beiträge für den Unfall-schutz werden allein von den Unternehmen getragen,was zunächst den Widerstand der Industriellen heraus-fordert. Bismarcks Sozialgesetze werden zur Grundlagedes modernen Sozialstaats.

>bedeutung: Die deutsche Sozialgesetzgebung dient vielenStaaten als Vorbild, zum Beispiel der britischen Regierung,die 1942 mit dem Beveridge-Plan konkrete Vorschläge zurErrichtung eines Sozialsystems vorlegt.

GESELLSCHAFTLICHERWEGBEREITER

SOZIALEGESETZ-GEBUNGerfinderOTTO VON BISMARCKzeitpunkt1883–91

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STRASSEN-BAHN

selbstständig aufs gleis gesetzt.

Warum zu Fuß, wenn’s auch auf Schienen geht? 1879 stellt Werner von Siemens auf der BerlinerGewerbeausstellung die erste Straßenbahn vor. Mitsieben Kilometer pro Stunde möchte er Berlins Bevöl-kerung bewegen. Obwohl das Echo anfangs gering ist,kauft von Siemens eine stillgelegte eingleisige Güter-bahn in Lichterfelde und baut in Eigeninitiative zweiPferdebahnwagen um. Am 16. Mai 1881 nimmt die ersteelektrische Straßenbahn offiziell ihren Betrieb auf.

erfinderWERNER VON SIEMENSzeitpunkt1881

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erfinderADOLF RAMBOLDzeitpunkt1929

TEEBEUTEL

Pappig, muffig oder nach Klebstoff schmeckt er: der Tee.Die Versuche, ihn aufbrühfertig in kleinen Beuteln abzu-packen, strapazieren Anfang des 20. Jahrhunderts dieGeschmacksnerven echter Genießer. Das unerwünschteAroma verdankt der Tee den zur Teebeutelherstellungverwendeten Materialien: Mullsäckchen und geklebtePapiertüten. Der junge Ingenieur Adolf Rambold möchtediesen schlechten Nachgeschmack beseitigen. Bei seinenExperimenten stößt er auf zwei Ausgangsstoffe, die sei-nen Ansprüchen entsprechen: Manilahanf und thermo-plastische Fasern, die ein Verschweißen der Beutel er-möglichen. Aus 15 Zentimeter langen Stoffstreifen fertigter Schläuche, die er durch eine ausgeklügelte Falttechnikzu Beuteln formt – verschließbar durch eine Klammer.Das neue Zweikammersystem überzeugt auch empfind-lichste Teetrinker: Das Teearoma kann sich entfalten, keinBeigeschmack trübt mehr den Genuss.

>bedeutung: Der praktische Doppelkammerbeutel machtFurore: 220 Milliarden Stück pro Jahr finden heute welt-weit Verwendung.

EINE NEUTRALEVERPACKUNG

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Im Handyzeitalter gilt das häusliche Telefon fast als alt-modisch. Mobile Erreichbarkeit ist heute das Maß allerDinge. Kaum zu glauben, dass Philipp Reis’ Erfindungder Sprachübertragung vor knapp 150 Jahren noch alstechnische Spielerei abgetan wurde. Bereits 1859 gelingtes dem Lehrer für Mathematik und Physik, Töne in elek-trischen Strom zu wandeln und sie andernorts als Schallwiederzugeben. „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“lautet der erste über 100 Meter telefonisch übermittel-te Satz. Die Erfindung kommt jedoch zu früh für dieWelt. Reis verkauft nur wenige Geräte. Die öffentlicheAufmerksamkeit richtet sich auf die Entwicklung desTelegraphen. Kurz vor seinem Tod 1874 prognostiziertPhilipp Reis jedoch, der Welt eine große Erfindung zuhinterlassen.

>bedeutung: Der Amerikaner Graham Bell meldet 1875seine Weiterentwicklung des Telefons zum Patent an. Dervon Bell eingeläutete Siegeszug des Telefons verändertdas Kommunikationsverhalten der Menschen radikaler alsalle vorausgegangenen Erfindungen in diesem Bereich.

GURKENSALAT ÜBER100 METER

TELEFONerfinderPHILIPP REISzeitpunkt1859

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Hält kalt, hält heiß – ohne Feuer, ohne Eis. Gepriesen seidie Thermosflasche. Mit dem selbst kreierten Werbe-spruch bringt der Glastechniker Reinhold Burger denzweifachen Nutzen seiner Erfindung auf den Punkt.Jahrelang beschäftigt er sich mit der isolierenden Wir-kung doppelwandiger Glasgefäße. 1903 kommt seinWissen zur Anwendung: Der Eismaschinenfabrikant Carlvon Linde benötigt zur Aufbewahrung von verflüssigterLuft isolierende Behälter. Burger verbessert daraufhindie Form der Gefäße und sorgt dafür, dass die Silber-schicht zur Reflexion der Wärmestrahlung nicht abblät-tert. Zum Schutz des Glasgefäßes versieht er die Flaschemit einem leichten Metallgehäuse. Der aufsteckbare Be-cher, das geringe Gewicht, Bruchsicherheit und die hüb-sche Form machen die Thermoskanne alltagstauglich.1909 verkauft Burger sein Patent an die Charlotten-burger Thermos-AG und wird so zum reichen Mann.

>bedeutung: 1920 beginnt die Serienproduktion der Ther-mosflasche. Das neue Produkt verkauft sich weltweitbestens – bis heute und in nahezu unveränderter Form.

DIE NEUE ISOLIER-VERGLASUNG

THERMOS-FLASCHEerfinderREINHOLD BURGERzeitpunkt1903

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erfinderFRITZ PFLEUMERzeitpunkt1928

TONBANDEin ungewolltes Räuspern stört jede Tonaufnahme.Heute lässt sich durch digitale Schnitttechnik jedesStörgeräusch ganz einfach unhörbar machen. 1928 istdas Schneiden von Tonaufzeichnungen jedoch eineNeuheit. Der Erfinder dieser wegweisenden Technik istFritz Pfleumer.

Statt wie bis dahin üblich Drähte zur Tonaufzeich-nung zu benutzen, setzt der Ingenieur Papierband ein,das er mit magnetisierbarem Metall beschichtet.Mit einem Aufsehen erregenden Versuch überzeugtPfleumer die Experten: Nach der Erstpräsentation zer-reißt er das Tonband in Stücke und klebt sie wiederzusammen. Nur ein leichtes Knacken an den Schnitt-stellen unterscheidet das neu zusammengefügte Bandvon der Originalaufnahme. Mit dem Tonband verlängertPfleumer nicht nur die Spieldauer der Aufzeichnungen,er schafft auch die Basis für einwandfreie Aufnahmen.

>bedeutung: Gemeinsam mit AEG entwickelt Pfleumer ein Tonbandgerät, das 1935 auf der Funkausstellung als Magnetophon K1 vorgestellt wird. Das Gerät gilt alsPrototyp aller bis heute gängigen Magnetbandgeräte.

MIT SCHNITT

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New York, Singapur oder Frankfurt am Main: Ohne siche-re Aufzugssysteme sähe die Skyline vieler Metropolenheute anders aus. Einen Meilenstein in der Geschichteder Aufzugstechnik stellen die TWIN-Aufzüge dar – 2002von ThyssenKrupp entwickelt. Das neue System siehtzwei übereinander angeordnete Kabinen pro Schacht vor,die unabhängig voneinander einzelne Etagen anfahren.Schon mit dem Ruf des Aufzugs erfasst die Zielauswahl-steuerung den Haltepunkt des Fahrgastes und weist ihmdaraufhin den geeigneten Aufzug zu. Die Zielrufe werdendabei so verteilt, dass sich die Kabinen nicht behindernund ein Mindestabstand stets gewahrt bleibt. Mit denTWIN-Aufzügen erreichen 40 Prozent mehr Menschen innoch kürzerer Zeit das gewünschte Stockwerk und dasbei einer Minderung des Bauvolumens um 25 Prozent.

>bedeutung: Durch eine intelligente Steuerungstechnikgelingt es ThyssenKrupp als erstem Unternehmen welt-weit, die Vision eines TWIN-Aufzuges umzusetzen. GroßeFörderleistung bei geringem Platzbedarf eröffnet neuePerspektiven in der Gebäudeplanung.

EIN REIBUNGSLOSERAUFSTIEG

TWIN-AUFZÜGEerfinderTHYSSENKRUPP ELEVATOR AGzeitpunkt2002

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Sie sind nahezu unzertrennlich: die Magdeburger Halb-kugeln. 1663 beweist der Naturwissenschaftler Otto vonGuericke, dass sich luftleere Kugeln, die aus zwei Hälftenbestehen, nicht mal durch 16 Pferdestärken auseinanderreißen lassen. Voraussetzung für das spektakuläre Vaku-umier-Experiment ist die Erfindung der Luftpumpe.

Da von Guericke der festen Überzeugung ist, das dieErde umgebende All sei leer, setzt er alles daran, denBeweis für die Existenz eines Vakuums zu erbringen. Zudiesem Zweck baut er eine Feuerwehrspritze einfachum. Das Rohr der Spritze erhält einen Kolben mit Dich-tung und ein Ventil. Wird der Kolben nach oben gezo-gen, strömt Luft in den Zylinder, durch Nachuntenpres-sen entweicht sie. Mit Hilfe der Pumpe evakuiert vonGuericke spezielle Behälter. Ein Öffnen des Gefäßventilsbewirkt, dass ein sofortiger Druckausgleich stattfindet.Die Existenz eines Vakuums ist somit bewiesen.

>bedeutung: Die Funktionsweise vieler berühmter Inno-vationen wie der Glühbirne oder des Elektronenmikros-kops baut auf der Entdeckung des Vakuums auf.

EIN NICHTS MIT GROSSER WIRKUNG

VAKUUMerfinderOTTO VON GUERICKEzeitpunkt1650

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Über ihren Geschmack lässt sich streiten, über ihreWirkung nicht. Ob Kräuter, Minze oder Sportgel, mindes-tens zweimal am Tag sorgt die Zahnpasta für erfri-schende Hygiene im Mundraum. Verantwortlich für ge-sunde Zähne ist der Apotheker Ottomar von Mayenburg.Im Leo-Laboratorium, einem kleinen Dachbodenlaborüber der Dresdener Löwen-Apotheke, experimentiert er1907 mit Zahnpulver, Mundwasser und ätherischen Ölen.Von Mayenburg versucht eine Mundreinigungspasteherzustellen, die bei regelmäßiger Anwendung opti-malen Zahnschutz garantiert.

Das Ergebnis der Experimente ist die Chlorodont-Zahnpasta. Angereichert mit etwas Pfefferminz für denguten Geschmack, füllt er die Pasta direkt in biegsameMetalltuben ab. Auf der ersten internationalen Hygiene-ausstellung 1911 in München wird die Chlorodont-Zahn-pasta mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

>bedeutung: Die Erfindung aus Dresden erfreut sich baldweltweiter Nachfrage. Sie ermöglicht einen schnellenund intensiven Putzeffekt. Generationen verdanken ihrgesunde Zähne.

IN ALLER MUNDEZAHNPASTAerfinderOTTOMAR HEINSIUS VON MAYENBURGzeitpunkt1907

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EIN FUNKENBEWEGLICHKEITerfinder

ROBERT BOSCHzeitpunkt1902

ZÜNDKERZE

Alles ist zum Start bereit: Vor mehr als 100 Jahren prä-sentierte Bosch erstmals eine Zündkerze in Kombinationmit einem Hochspannungsmagnetzünder. Das Patentauf das epochale System erhält das Unternehmen am 7. Januar 1902. Zusammen mit industriellen Fertigungs-techniken verhilft die Zündkerze dem Automobil zumDurchbruch: Der Start immer höher drehender Motorengelingt nun auf Anhieb. Die Beanspruchung des kleinenBauteils ist jedoch immens hoch.Temperaturdifferenzenzwischen 100 °C und 2.400 °C müssen aufgefangen wer-den. Um für alle Motortypen ein passendes Exemplarbereitzuhalten, entwickelt Bosch das Wärmewertsystemals Maß für die thermische Belastbarkeit. Die Länge desIsolatorfußes ist für den Wärmewert bestimmend: jekürzer der Fuß, desto kleiner die Wärmewertkennzahl.Heute werden mehr als 1.250 Varianten der Bosch-Zünd-kerze hergestellt – von streichholzkurz bis bleistiftlang.

>bedeutung: 300 Millionen Bosch-Zündkerzen werdenjährlich gefertigt und tragen zu einer sauberen und spar-samen Verbrennung des Kraftstoffes bei.

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index

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BAHN 58>

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DICH NICHT 60>

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_MP3-FORMAT 64>

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ROHSTOFF 68>

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_PILLE 72>

_PLATTENSPIELER 74>

_REFORMATION 76>

_RELATIVITÄTS-

THEORIE 78>

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_SCHRAUB-

STOLLENSCHUH 84>

_SOZIALE

GESETZGEBUNG 86>

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_THERMOSFLASCHE 94>

_TONBAND 96>

_TWIN-AUFZÜGE 98>

_VAKUUM 100>

_ZAHNPASTA 102>

_ZÜNDKERZE 104>

Bildnachweis: Robert Bosch GmbH, Corbis GmbH, EFS Hausgeräte GmbH,Getty Images Deutschland GmbH, Junghans Uhren GmbH, HerbertKalser, Ligalux GmbH, Mauritius GmbH, Otto Bock GmbH, photonica,Schering AG, ThyssenKrupp AG, Zefa visual media GmbH

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Die Partner für InnovationMit der Initiative „Partner für Innovation“ machen sich Politik, Wirtschaftund Wissenschaft gemeinsam dafür stark, zukunftsweisende Ideenschnellstmöglich zur Marktreife zu bringen. Mehr über die Arbeit derPartner für Innovation finden Sie unter:www.innovationen-fuer-deutschland.de

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