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Eugen Kühnemann, Vom Weltreich des deutschen Geistes Review by: E. C. Roedder Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 15, No. 6 (Jun., 1914), pp. 219-220 Published by: University of Wisconsin Press Stable URL: http://www.jstor.org/stable/30167497 . Accessed: 14/05/2014 08:53 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . University of Wisconsin Press is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik. http://www.jstor.org This content downloaded from 194.29.185.130 on Wed, 14 May 2014 08:53:35 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Eugen Kühnemann, Vom Weltreich des deutschen Geistes

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Eugen Kühnemann, Vom Weltreich des deutschen GeistesReview by: E. C. RoedderMonatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, Vol. 15, No. 6 (Jun., 1914), pp. 219-220Published by: University of Wisconsin PressStable URL: http://www.jstor.org/stable/30167497 .

Accessed: 14/05/2014 08:53

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Vermischtes.

mi villicht fir'n Sozialdemokraten?" ,,Glauben Sie an Christus?" ,,Dat ver- steiht sick !" ,,Kennen Sie Doktor Martin Luther?" ,,Nee, Herr Amts- richter, den kenn ick nicht. Wenn wie eins krank siind, denn gahn wi timmer nah Doktor Meiern."

tiber unvorhergesehene plidagogische Wirkungen des Kinematographen plau- dert Jan Besserkorn auf recht unter- haltende Weise in der Frankf. Zeitg.

,,Ich kenne einen Herrn", erziihlt Besserkorn, ,,der seine Kinder jedes Jahr dreimal kinematographisch auf- nehmen lisst. Und wenn diese Kinder gross geworden sind, setzen sie sich in einen Lehnstuhl, nehmen die vom Papa vererbten Films und lassen sie vor sich abschnurren. Und in Bildern rollt ihr ganzes vergangenes Leben vorbei. Sie sehen sich als Babys, als Jungens, als Jiinglinge, sie leben ihr eigenes Leben zweimal.

Wer sich selbst schon einmal im Film gesehen hat, kennt das merkwtir- dig unangenehme Gefiihl, das man da- bel hat. Man kommt sich unbehaglich vor, wie Peter Schlemihl, dem der Schatten abhanden kam. Dort auf der Leinwand geht man, bewegt man sich - man kommt sich als krperliches Wesen pltzlich tiberfitissig vor, wenn ein elektrisches Licht und ein Sttck- chen Zelluloidband die Alltiiglichkeit unserer Existenz so nachahmen kin- nen.

So wird es auch zuerst den Men- schen gehen, deren Jugend, in Konser- venbiichsen aufbewahrt, in der Film- rolle aufgespeichert liegt. Und ihre Kinder werden dabei stehen und la- chen und sagen:

,,Schau, unser Papa, der so streng ist, ist auch 'mal ein kleiner Junge ge- wesen, hat mit Sand gespielt und der Bonne die Zunge herausgestreckt!"

Und der Vater, der seine Jugend ver- gessen haben wird wie alle Viiter, wird

sich vielleicht schiimen - und sich er- innern. Die Folgen davon werden die Kinder angenehm verspilren, und so wird der Film eine ptdagogische Wir- kung bekommen, an die keiner der be- rufsmissigen Volks- und Menschener- zieher heute denkt.

Aber es kommt noch mehr. Der Va- ter liisst sich selbst welter kinemato- graphisch aufnehmen, ebenso die ganze Familie, Vorfahren und Nachkommen; und wenn die alte Urgrossmutter ein- mal gestorben sein wird, dann wird man ihren Todesgedenktag seltsam festlich begehen.

Alle sitzen im verdunkelten Zimmer, der Apparat schnarrt, und auf der Leinwand erscheint die gute Alte, trip- pelt, nickt und bewegt sich, wie sie es bei Lebzelten tat. Dazu liiuft das Grammophon - sie hat natirlich bei- zeiten eine Grammophonplatte ,,bespre- chen mtissen - und durch das Zimmer tint, das die liebe alte Dame eben so zu sagen pfegte:

,,Willst du noch ein bisschen Sup- pe?" - ,,Hans, putz' dir die Nase!" - ,,Igittegitt, da steht schon wieder so 'n Raubmord in der Zeitung!" - -

Die Familie sitzt still gertihrt dabei, nickt mit den Kpfen und sagt: ,,Wahrhaftig, ganz die Urgrossmama, als ob sie lebte!" - -

Tod und Vergangenheit sind aufge- hoben, ewig bleibt das Bild, das die Charakteristika jeder Existenz, Er- scheinung und Bewegung aufbewahrt und auf einen Wink hergibt.

Nach unserem Tode werden wir wel- terleben, als wiichserne Schallplatte und als langer, schmaler Streifen aus Zelluloid. Unseren Enkelkindern wer- den wir wie Kinostficke erscheinen, un- sere I(Krperlichkeit hat sich gewandelt, und ich h5re meinen Urenkel zu sei- nem Spielgefihrten sagen:

,,Was, Ihr habt keine Grottmutter? Wir haben sogar einen Urgrossvater, der ist 350 Meter lang - itsch!" -

Biicherschau.

I. Bicherbesprechungen.

Eugen Kiihnemann, Vom Weltreich des deutschen Geistes. Reden und Auf- sltze. Minchen, C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, 1914. XI + 451 Seiten. In Leinen gebunden 7 Mark.

Den Freunden in Amerika ist das neueste Buch des Breslauer Philoso- phieprofessors und Literarhistorikers gewidmet, das 33 Reden und Aufslitze sehr verschledenen Umfanges und mannigfaltigsten Inhalts aus rund el-

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Monatshefte fiir deutsche Sprahe und Pidagogilk.

nem Jabrzehnt umschliesst. Der ei- gentlichen Reden sind es dreizehn, also nicht viel iUber ein Drittel; aber Kiih- nemann, den ja viele aus dem Leser- kreis dieser Zeitschrift persnlich ge- hart zu haben sich immer als Vergnii- gen erinnern werden, ist so sehr der geborene Redner, dass der Eindruck des gesprochenen Wortes auch in den tibrigen Tellen des Buches fiberwiegt. Das alles umschlingende Band 1st der grosse Gedanke, fiber dem das Dreige- stirn Kant-Schiller-Flchte leuchtet, der Gedanke vom Weltreich deutscher Kul- tur als unserer Pflicht unter den Vt5l- kern der Erde, die frobe Botschaft und der kategorische Imperativ des Deutschtums. Die Deutschen der Welt haben Grund, slch des Werkes zu freuen, insbesondere auch Deutsch- amerika; sind doch elne ganze Reihe seiner Bestandteile aus des Verfassers Tiitigkeit auf dieser Seite des Meeres hervorgegangen. Wie man nicht an- ders erwartet, findet sich des echten Goldes in vornehmer Prftgung, des ed- len Gesteins in herrlichen Rahmen die Fille. Die Krone des Ganzen dtinkt mich, ausser der prftchtigen Rektorats- rede ,,Leben und Wissenschaft" (Num- mer eins), die grosse Schillerrede aus dem S&kularjahr 1905 zu sein, die ich aus dieser Perspektive ftir die bedeut- samste Leistung jenes denkwftrdigen Jahres halte.

Dass es bei der Zusammensetzung des Werkes nicht ohne Wiederholun- gen abgeht, versteht sich von selbst; die meisten Aufstze waren schon an verschiedenen zerstreuten Orten er- schienen. Es gewihrt sogar einen ei- genen Reiz zu beobachten, wie derselbe Gedanke je nach dem Leser- oder HS- rerkreise die verschiedenste Fassung annimmt, - so etwa wie wenn Schil- ler am gleichen Tage fiber denselben Gegenstand an Goethe und an Krner schreibt. Ausserdem aber kann die Lehre und MIahnung des Werkes gar nicht eindringlich genug gepredigt werden. - Bei dem Lobe, das dem Buche in reichlichem Masse gebihrt, dtirfen jedoch auch die Bedenken nicht verschwiegen werden. So ist z. B. der Versuch einer Rettung von Gerhart Hauptmanns Breslauer Festspiel un- befriedigend geblieben; er geht zwar aus dem anerkennenswerten Bestreben hervor, tiberall das Positive, die wir- kende, schaffende Kraft aufzuwelsen, ist indes weder kihl genug zu tiberzeu- gen noch warm genug su tiberreden. Ebensowenig tiberzeugt die Anerken-

nung von Gerhart Hauptmanns Expe- riment, Schillers Tell fir die Biihne zu bearbeiten (Nr. 30): es mag ein Er- folg sein, wenn der und jener sieht, dass der Tell auch in dieser Zerfetzung nicht nur noch lebensfthig ist. sondern von Leben geradezu tiberquillt; aber dass die Venus von Milo und die Nike von Samothrake auch in der Verstiim- melung noch als Offenbarung der Schinheit wirken, darf nicht als Auf- forderung gelten, einmal zu versuchen. wie andere vollstiindig erhaltene Kunstwerke sich ausnehmen wilrden, wenn man ihnen KSpfe und Glied- massen abschliigt. Endlich enthlilt der in diesem Buche zum ersten Male ab- gedruckte Aufsatz Nr. 23 einige recht befrenmdliche, den unbefangenen Ge- nuss und Geschmack sttrende Dnge, die am besten gar nicht oder zum min- desten anders hitten gesagt werden sollen.

Doch solche Kleinigkeiten sind nur ein Tribut an die Menschlichkeit. Als Ganzes ist Kfihnemanns Buch eine hocherfreuliche Erscheinung, und ich wiinsche ibm recht, recht viele Leser, auf beiden Seiten des Ozeans und welt dariiber hinaus; Leser, die das Buch erleben k5nnen und seine Botschaft leben wollen.

Univ. of Wis. E. C. Roedder.

Zwalf Jahre lang hat nunmehr die Zeitschrift ,,Deutsche Erde" in Gotha (Herausgeber: Prof. Paul Langhans) am vilkischen Werke gebaut und eine gewaltige Menge Stoff zur Kenntnis deutschen Volkstums auf der ganzen Erde, insonderheit in Amerika zusam- mnengetragen. Mit dem eben erschlene- nen ersten Hefte des neuen Jahrgan- ges wandelt sie die bewiihrten alten Bahnen, wie die nachstehende Inhalts- angabe erweist:

August Sach (mit Bildnis). Von Prof. Dr. Reimer Hansen. - Die Sprachverhltnisse des Berner Jura. Von H. Ammann. - Haus-Geographle von Dithmarschen. Von Dr. Willi Pess- ler. - Das deutsche Sprachgebiet in Sfidungarn. Von Dr. Richard von Pfaundler. - Die deutschen Schulen in St. Petersburg mit staatlichen Rech- ten. Von F. von Reussler. - Der Deutsch-Pennrsylvanier James Lick und sein Teleskolj. Von Dr. Friedr. A. Wy- neken. - Berichte fiber neuere Arbel- ten zur DEuttchkunde (mit 3 Bildern). - Deutscakinde im schtingeistigen Schrifttun. - Karte: Sprachvertei-

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